Skip to main content

Full text of "Griechische und römische Alterthümer"

See other formats


GRIECHISCHE 
UND 
RÖMISCHE 


ALTERTHUMER 


sTelgarzigeKo[-H V.[olayur=10[eie/a? 
ülelar:Ialam9r: | <o]omeieiar: 10720 











— 











— = \ u ——— 
— re —— —— 





1 





—— v u —— u u 









































RB 
E 
ZEN’ | CRAEC AB ET ROMAN 

SE  „CELEBERRIMO 7,89 

|  „monTEavcono. 

| VaN > OLIMCOLLECTAE Z 

| IN ETNVNC En 

B- - BT 2 IN compenpıvm REDACT | 

Hu / \ 

DEZE — 








Griechiſche 


und 


Nie 
Ww erthümtt, 


p. MONTFAUCON 


ehemals 
amt den dazu gehrigen Supplementen in zehen Banden in Folio 
j | a en das Licht geftellet hat, 4 
Acht nur den Studierenden zu Gefalln, 


fondern auch den Mahlern, Bildhauern, Kupferitechern, 
Gold: und Silber Schmieden , wie auch ande dergleihen Kuͤnſt⸗ 
lern , zu einen nuͤtzlichen Gebrauch, Nuszugsneife,in Die Kürze 
und in das Kleine gebracht, 


und n Deutfcher Sprache herausgegeben 


von 


M. Bohanı Facob Schagen, 


des Straßburgihen Gymnafii Gymnafiarcha, ind dafiger Univerſitaͤt 
BIBLIOTHECARIO; 


anbey 
mt gelehrten Anmerkungen derfehen 





von dem 


Hochwuͤdigen und Hohgeldrten Herrn ES 


Foham Balomon Femlern, 


dernaligen Doctore und Hochverdientem Pofeſſore der H. Schri 
auf der welberuͤhmten —— Wiverſitaͤt zu ale ae 





Nuͤrnberg, n Verlag Georg Lichtenfigers , Kupferftechers, 


Gedruck mit Fleiſchmanniſchen Schriften MDCCLVII. 











2 . — 8 Eee, © 
# # - —ñ— * 9 
2 
8 7 ge . 
& e — 2 
* 
2 - - w. ur 
Y. en; - 
— „nu. 
* 
— 
— — 
F . = * . ar. —* 
* * 
A * , F .> * * * 
*8* 
4* x 
ö * — 
⸗ J 2 - F 7 
{ E - - 
- N 
? R * * 
— FE > en 
e > a u 
* > . 
> — * — 
— * ou t r 
5 * — * 
x gi z 2 
— 
* * 
1 — — 
* — * 2 * rt = 
: — * — 
%, 4 - ’ 
€, - y 
aa £ a * 
— 7 
“> # Pr * 
* * 
* 
* 
* t RE 
* > ‘ - >r » 7 
Part 
— 
’. 
% 
o ? — 





Er Br Kuga AB HE ee pe De eu 
. FT — — 
Era * I > 


rn 





— ET BIETE En ARE 


ln = Il te Ta un Wen 







} 


* als auch nicht ſonderlich erheblich, was ich dem Le⸗ 
7 Fehr zu fagen habe; es betrift blos mich; indem ich dahin zu fehen habe, 
ÜCHES pie id) meine fehr — aus — 
664i Iterthimern hinreichend entſchuldigen möge: Da nach mei⸗ 
—— in geben follen. Ich werde mich des 


ie mich. alfo feyn muß. Was das eigentliche ganze Vorha⸗ 
ben an fich kift, das gröffere und foftbare Montfauconiſche Werk in einen Auszug 
zu bringen; Fan mir die Ehre nicht beylegen laffen , in daſſelbe eigentlichen wirklichen 
Einflus geht zu haben. Es war die ganze Einrichtung defjelben ſchon zu Stande ges 


teutfihen Aresk an ihm verzhren. Schyon bey der andern oder dritten linterredung mit 
diefem Mänaten funnte ich nerken, wie viel. ich der Empfehlung geneigter Freunde zu 
danken habı müfte; denn mir felbft fonnte es nicht zufchreiben , ſo vieler befonders gnaͤdi⸗ 
ger Aeuſſerng mich felbft fähig gewiefen zu haben, 
gekhrte Vchaben, worin er nich vielleicht brauchen zu fönnen glaubte, ohngeachtet ders 
gleichen Säigkeit bey mir nich finden fonte. Er Aufferte Daneben eben diefes Vorhaben, 
diß in Y’Titnberg jest daraif umgegangen würde , einen Auszug aus dem Montfau⸗ 
coniſchen yroffen Werke var Alterthümern zu liefern, ‚den Herr Director Schag in 
Strasbur; machen wide; € feye deſto mehr damit zufrieden, da er es für eine gute Ge⸗ 
legenheit anehen wolte , ein ind anders von feinen eignen Seltenheiten aus dem Alter 
thım dc in einem Anhane von Zufäßen dazu _herzugeben. Er wolte ausdrücklich , 
id folte mich dieſem Vorhaben nit unterziehen. Da zu gleicher Zeit Herr Lichtenſte⸗ 
r/ ein beruͤhmter daſiger Kuͤſtler in Kupferſtechen, ein gleiches von mir verlangte: ſo 
ihe nicht, wie mich dieſes Anrages ganz und gar begeben. und überheben wolte, ohne 
yon meiner ſchuldigen Dienftgeiffenheit feldft ein nachtheiliges Urtheil thätig zu füllen; ob 
nie gleich nicht fehr viel Zeit uͤbig feyn Fonte, da eben ein acabemifches anfehnliches Lehr, 
umt anzutreten im Begrif war. Ich gab alfo mein Wort, fo viel, als ſichs wolte thun lafs 
in, einigen Antheil daran zu nhmen.. Ich habe dem zu folge eine genauere Durchfich- 
gung der handſchrifftlichen Lagn, welche eben genannten Hn. Divector Schaz zum Vers 
faffer hatten, übernommen. Ge wurden von Strasburg, wo fie mit Muße und Bes 
dacht verfertiget worden, nach Türnberg geſchickt; ich habe mir aud) die Ehre und 
Sreiheit genommen, nad) Strsburg felbit einigemal in gewifler Abſicht zu fehreiben , 
und meine Gedanken unvorgreiich zu eröfnen, In dem Auszuge ſelbſt habe meift Die 
Je 2 Schreib, 





Dorrede 


Abriſſe entlehnet hat, eine hinlaͤngliche Nachricht gegeben würde. Dain einer anderweiti? 
gen.eignen Sammlung ebenfall® aus ſolchen und aͤhnlichen Quellen das befte gefchöpft 
werden muß: fo fchien e8 einerley Arbeit zu feyn, von denfelben insgefamt fürzlich alsdenn 
zu handeln. Dies kurze, aber gut einzurichtende Verzeichnis, fol, wie billig, ſo abgedruckt 
werden, daß es auch die Liebhaber, welche eg nicht ihren Umſtaͤnden gemaͤs erachten, die 
neue Sammlung felbft zu befisen, haben und brauchen koͤnnen. Es wird fich unterfcheis 
den von Fabricii befannter Bibliographia Antiquaria; und ein Stuͤck feyn, des furzen 
Verzeichniſſes, fo unter der Auffchrift, Bibliotheca critica felecta, einer neuen Ausga⸗ 
be von Glerici ars critiea, wozu in Holland Hofnung habe, beyfügen wollen. 

Ich freue mich indes gar fehr, daß es ſchon geneigte Liebhaber giebt , welche es aus⸗ 
drüicklich verlangen, daß eine fleine Ergänzung und anderweitige Sammlung von folchen 
Sachen, die im Montfaucon nicht vorfommen , möge noch beforget, und dabey nad) 
einiger vorläufigem Gutachten, befonders auch auf das Ruckſicht genommen werben, was 
zu merflicher Erläuterung der Heil. Schrift dienen koͤnne. Ich fan nicht anders, als «6 
fo auslegen, daß gelehrtere Männer ſich diefer Arbeit unterziehen follen, von denen man 
was beſſers, ald von mir, erwarten koͤnne. Es hat mir daher zu befondern Vergnügen 
gereichen müffen, da Herr Lichtenfteger mir fo wol jenen Antrag gemeldet, ald auch 
mic) fihon benachrichtiget, daß Herr Prof. Nagel in Altdorf, und Herr Prof. und 
Rector am Egidiengymnafio in Nürnberg, Schwebel, berühmte und diefer Sachen, 
fehr fundige Männer, ſich dazu ſchon mit verftanden haben. Es wird naͤchſtens eine weis 
tere Nachricht von der ganzen Abficht und Befchaffenheit diefer Sammlung bekannt ge 
macht werden. 

‚Rum hätte noch zweyerley zu thun, welches wenig Worte erfordern wird. Nem⸗ 
lich) die nicht wenigen und nicht unerheblichen Druckfehler aufs fleißigfte zu enfchuldigen 5 
die beſonders bey der Entfernung som Orte des Druckes defto leichter haben entſtehen koͤn⸗ 
nen; es wird ein Verzeichnis der vornehmſten angehängt werden. Das andere betrift eis 
nige unfreundliche und in der That ungegruͤndete Befcyuldigungen oder unbillige Gedan⸗ 
fen , wider den redlichen Verleger, als ob er vorfeglic) einigen unbilligen Vortheil zum 
Schaden der bisherigen Liebhaber diefes Werks gefucht hätte. Es wird fehr ſchwer fab 
fen, dergleichen Verdacht mit wirflichem Grunde zu unterhalten. Wann auc) einige läns 
gere Zeit verfloffen , vor gänzlicher Vollendung des Werks, fo Fan dies gewiß fo wenig für 
ihn ſelbſt vortheilhaft geweſen ſeyn, als wenig es eigentlich den Liebhabern ſchaͤdlich gewe⸗ 
ſen, daß zuweilen einige Lagen weniger Bogen enthalten haben. Wenn einige uͤble Ge⸗ 
danken ſtatt finden ſollten, muͤſten ſie gerade mich treffen; ich hoffe aber von ſolchem Ver⸗ 
nun eines darunter gefuchten Bortheils und Eigennußes ganz Frey zu ſeyn. Die fonft bes 
aa END Geſinnung und Redlichfeit des DVerlegers laffet eben fo wenig dergleis 

Sc) habe noch öffentlichen Dank angelegentlich abzuftatten, daß die Liebhaber, diefes 
— viel gefällige Nachficht bisher bewiefen haben. Se weniger ich mir Mühe ges 
5 DER e in dieſer Vorrede, mic hiebey in fonderlichem Recht und Anfpruc) auf manche 
a erhalten, warn ich auch viel mehrers zu meinem Vortheil hatte anführen 
a gewiffer hoffe ich überhaupt geneigt beurtheilt zu werden, ob ic) gleic) auf 
it gelehrten oh» mia pr Iyalkom Sonllienbe un ——— die —— 

Se ‚mich berufen Fan. efchri auf der Königlichen Friedrichs⸗ 
Univerſitaͤt/ Zalle den 21. Merz 1757. ——— > a 


D. Joh. Salomon Senler. 


ICH | Vor⸗ 








ER (0) 9) ER 


Vorrede. 





[& 3 find ungefähr acht bis neun Jahre, daß die Homaͤnniſchen Herren Erben in 
I Pürnberg , mit welchen ich bereits Über zwanzig Jahr, wegen einer zroifchen 
\ > uns obfehwebenden Berkehrung von Land: Eharten, in Bekannt⸗ und Gemein, 

SD fhaft zu ftehen die Ehre habe, mir zu erft den Antrag gethan haben , ob ich 
mic) nicht. entfchlieffen wolte, der ftudierenden YZugend zum beften einen Auszug aus des 
p, Montfaucon gefammleten Alterthümern zu verfertigen; wovon fie den Verlag und die dazu 
noͤthige Kupferblatten zu beforgen und zu Übernehmen ſich gütigft erboten haben. 


Die Gelegenheit zu diefer Entſchlieſſung hatte ohne Zweifel die groffe Nugbar / und Noth⸗ 
wendigkeit der Sache felbften, an die Dand gegeben. Weilen nämlid) fchen viele Gelehrten 
von längerer Zeit her wohl eingefehen hatten, daß die gröffern IBerte, dergleichen des Graͤ⸗ 
vii und Gronovii, dag Theatrum Italicum und eben diefes P. Montfaucon find, wegen ih⸗ 
zer Koftbarkeit nicht von einem jeden mögen erkauft, ja nicht einmal aller Orten, wo gelchrte 
Geſellſchaften find, angetroffen werden; folgends die Fiebhaber diefeg Studii des daraus zu ers 

"wartenden Vortheils, wider ihren Willen, entrathen müßten: fo hat man zwar diefem Mangel 
gewiffer maflen dadurch abgeholfen , daR verfchiedene gelehrte Männer ‚ unter welchen infons 
derheit Roſinus KTieuport, Cellarius, Hildebrand und Seineccius, vor andern verdie— 
nen gerühmt zu werden, in den von ihnen heraus gegebenen kleinern Compendüs yon diefen Als 
terthümern einen nothduͤrftigen Unterricht mitgetheilet haben. 


Weilen aber ferner auch diefes bekannt iff, daß in dem Studio Antiquitatis fehr viele Dins 
ge vorkommen, von welchen man fich keinen deutlichen und febhaften Begriff machen kan, 
wann ſolche nicht unter einem ihnen ähnlichen Bild oder Figur in ihrer natürlichen Gejtalt 
koͤnnen betrachtet und erkant werden: ſo war es Bein Wunder, wann bey vorgedachten und 
andern dergleichen Compendis, welche mit feinen dergleichen Bildern und nöthigen Kupfers 
ftichen verfchen find, den Lefern nach manches Dunkel geblieben ift, ſo durch eine in dergleichen 
Faͤllen unentbehrliche figurliche Vorſtellung, in ein befferes Licht Hätte konnen gefeger werden, 


Diefe und andere dergleichen Gründe waren ohne Zweifel die Urſache und Reranlaffung , 
daß man ſchon laͤngſtens nad) einer folchen Arbeit verlanget hat, woduch man die Ermanges 
lung jener geöffern Werke erträglicher machen, und zugleich der bey den Compendiis hier und 
da annoch übrigen Dunkelheit möglichft abhelfen möchte; und hat man zu Erhaltung dieſes 

Zwecks kein ſicherers und bequemeres Mittel —— machen koͤnnen, als da man fich ents 
fchloffen bat, den Studierenden ein ſolches Compendi 





wo es die Nothwendigkeit erforderte, mit den Dazu gehörigen Figuren berſehen wäre. 


Diefes zu bemerkftehigen hätte man gewißlich nicht Übel gethan, warn man den aa e 
Vorrath der groͤſſern und kleinern Schriften, welche von dergleichen Alterihuͤmern bon 
zufammen genommen, aus füldyen ein ganz neues Compendium verfertiget, und daffelbe mit 
den nöthigen Bildern und Kupferftichen begleitet hätte. Allein da diefes ohnftreitig viele Zeit, 
Mühe und Koften, würde verurfachet haben: fü hat man ſich dermalen begnuͤget, Aa 0 
des berühmten P. Montfaucon, fo famt den dazu gehörigen Supplementis qus chen Bünden 
in Folio beftehet, dergleichen Verſuch zu thun und aus demfelben einen foldyen uszug zu der» 
fertigen, durch welchen obgedachter Zweck erhalten wuͤrde. Daß man aber diefes Wet por 
andern erwehlet hat, dazu glaubte man einen triftigen Beivegungsgrund darinn gefunden zu 
haben, weilen dafjelbe 1) nicht fo meitläuftig ift, und dennoch die meiften und nöthigften 
Materien in ſich begreiftz.2) die Einrichtung und Ordnung deffelben vor uͤglich beſſer, ale bey 
andern iſt; und 3) die von ihm mitgetheilte Bilder und Figuren lauter ndlcke von den bes 
ften Originalien find, von denen man nicht fagen Fan, daß fie etwan nur in der Einbildung 
und in dem Gehirn des Verfaflers ertwachfen und von demfelben nad) eigenem Qutdünfen er« 
dichtet und angegeben worden feyen, 


ie 


t dium in die Hände zu liefern, welches 
nicht nur die Befchreibung der vornehmften und nöthigften Dinge in ſich begriffe, fondern auch). 








Dorrede 


Wie nun diefer geſchehene Vorſchlag aus den bisher angeführten Gründen mir billig als 
fobald als eine ſehr nuͤtzliche Sache nicht anders als wohl einleuchten konte: alſo trug ich auch 
im geringften Fein Bedenken, folchen alfobald genehm zu halten, und mich demfelben ohne 
allen Anftand zu unterziehen; wie ich dann gleich damalen an meiner Arbeit den Anfang mache 
te , auch auf Koften der Homaͤnniſchen Herren Erben bereits etliche Kupferblatten ( obgleich 
in einer andern und zwar länglichen Form) geftochen waren. Nachdem man aber in diefer 
Dfficin mit Verfertigung verfchiedener neuer Charten und andern Dingen, die näher in des 
ren Commercium einfchlagen , mehr, als fünften, befcehäfftiget wurde: fo gerieth.diefes Vorha— 
ben gewifler maffen ins ſtecken; bis vor ungefehr fechs Jahren, der gegenwärtige Herr Ders 
leger fich der Ausführung diefes Entwurfs unterzogen, und ſolchen nunmehro unter Goͤttlichem 
Benftand nach deflen Haupt s Stücken gluͤcklich zu Ende gebracht hat. | 


Anfangs war man willens, diefes Werk den Gelchrten zu gefallen nur allein in Lateinie 
ſcher Sprache abzufaffen: nachdem man aber erfant bat, daß mit dergleichen Nachrichten auch 
manchen Ungelehrten, die von den Studüs Feine Profeſſion machen , infonderheit aber mit den 
beygefügten Figuren, welche die allerkünftlichfte und vortrefflichfte Denkmale, die befonders_ in 
Italien und in Frankreich anzutreffen find, in einer mit möglichftem Fleiß ausgearbeiteten Ab⸗ 
hilderung vorfiellen , den Mahlern, Bildhauern, Kupferftehern, Gold - und Silbers Schmies 
den, wie auch andern dergleichen Künfttern, gar fehr möchte gedient ſeyn; fo hat man Diefen 
zu lieb fich entfchloffen, eben diefen Auszug zugleich, auch in Deutfcher Sprache zu liefern 5 
gleichwie des P. Montfaucon felbften feinem Franzoͤſiſchen Original, auch eine Lateinifhe Lies 
berfegung beygefüget hat. Doch befindet fid) hierbey diefer Unterfchied , daß an ftatt der 
P. Montfaucon feine Lateinifche Ueberſetzung unmittelbar unter. den Franzoͤſiſchen Driginals 
Text hat abdrucken laffen, man hier den Kateinifchen und Deutfchen Tert alfo hat drucken laf 
fen, daß die Liebhaber jeden befonders befommen koͤnnen, und wicht nöthig haben, beydezus 
gleich zu bezahlen, 


Auch ift hierbey noch dieſes zu merken , daß man Anfangs ſowol den Lateinifhen als 
Deutſchen Tert, ohne einige Anmerkungen wolte abdrucken laffen : in welcher Geftalt auch der 
Lateinifche Probe» Bogen, der mit dem erften Avertiflement awsgegeben worden, erfihienen 
iſt. Nachdem aber verfchiedene gelehrte Liebhaber dem Herrn Verleger angelegen haben, dies 
fen Auszug auch mit einigen critifchen Anmerkungen zu verfehen : fo hat derfelbe auch hierin» 
nen denfelben zu gefallen zu leben gefucht , und das Gluͤck gehabt, daß ST. Herr Profeflor 
Semler, der 9. Schrift huchverdienter Dodtor und öffentlicher Lehrer auf der weltberühms 
sen Sriederichs » Univerfität zu Halle im Magdeburgifchen , als ein Mann der in diefer Art 
von Wiſſenſchaften, vor andern, eine groſſe Erkäntniß beſitzet, Sich zu diefer Arbeit erbitten 
lieſſe, und diefelbe nunmehro auch zu feinem nicht geringen Ruhm und volltommener Zufries 
denheit der Liebhaber glücklich volendet hat: Bey diefen Anmerkungen aber ift nicht mit ftills 
ſchweigen zu übergehen, daß zwiſchen denjenigen, Die dem deutſchen Tert beygefüget worden, 
und denen, ſo bey dem Lateinifchen Tert befindlich, ein fehr 6 Unterſchied ſeye. Dann 
gleichwie der Lateiniſchen Anmerkungen weit mehrere , ebendieſelben auch mehr critiſch und mit 
mehrerer Gelehrſamkeit ausgefhmücket find: alfo hat man bey den deutſchen einen Fürzern 
und leichtern Weg erwehlet; weil man bey dieſer Ueberſetzung, bey welcher mehr auf Unges 
lehrte und Kuͤnſtler gefehen worden, eine gleiche Arbeit für unnoͤthig hielte, 


Damit man aber nun auch etwas genauer wiflen möge, was in diefem Montfauconis 
fehen Auszug zu füchen und zu finden feye: fo dienet hiermit zur Nachricht, da man dabey bes 
fliſſen geweſen, I, die vornehmften und nöthigften Materien , die fich ein Anfänger in dieſem 
Studio billig dor andern bekannt machen fol, nad) der von dem Auctore beliebten Ordnung in 
möglichfter Kürze vorzutragen, von unndthigen und autzucritiſchen Unterfuchungen ‚aber ſich bils 
Lig zuruck gehalten habe; wubey man zugleich die zu mehrerer Deutlichkeit dienliche Figuren 
ihres Orts angefüget hat. IL, Bey diefen figurlichen Vorftellungen ift eine ganz befondere 
Wahl, und vortheilhafte Einrichtung angebracht worden. Dann 1) hat man vornehmlich 
nur diejenigen Figuren beybehalten , die von beglaubten Driginalien abgezeichnet find. 2) 
ann man z. E. von einer Gottheit, Priefter und andern Statuen mehrere Vorftellungen 
und Abdrucke angetroffen hat: fo ift für gut angefehen worden, unter folchen denjenigen den 
Vorzug zu gönnen, weldye in Anfehung ihrer befondern Kunft und fhönen Stellung ein ſol⸗ 


es Vorrecht vor andern zu verdienen gefehienen haben. a, weilen man 3) bey eben dieſer 
NMX 2 


Arbeit 











Dorrede 


Arbeit ob angezeigter maffen fein Augenmerk auf die Mahler und Bildhauer, Rupferftecher und 


andere —35 gerichtet hatte; ſo hat man oft von einer Sache oder Statuen mehrere Vor⸗ 
ftellungen'tingeruckt. In eben diefer Abficht hat man 4) auch fünften manche fihdne Zich⸗ 
nungen aus der Hiftorie und Mythologie beyb 


vie un ehalten, welche fünften wohl hätten wegbleiben 
mögen; wann man nicht in den Gedanken geftanden 


‚geftanden hätte , daß gewiſſe Künftler ſich derfel 
ben bey mancher Selegenheit mit Vortheil bedienen Eönnten. Damit auch III, dergleichen 
Siguren, die in dem Original des P. Montfaucon groffen theils in einer fehr groſſen und 
prächtigen Form abgezeichnet find, inunferm Auszug nicht fo viel Raum einnehmen und.die Anz 
zahl der Kupferblatten ohne Noth vermehren, folgends den Preiß alzufehr erhöhen möchten: ſo 
hat man fi Mühe gegeben , die allermeiften folcher Figuven nad) einem verjtingten Mapftab 
oder durch ein bey dergleichen Umftänden gebräuchliches Eleinereg Netz dermaffen in das klei⸗ 
ne zu bringen und zufammen zu rucken, daß man bier manchmal auf einer Blatte mehr Fi⸗ 

uren beyfammen antrifft, als'in dem Montfaucon felbften deren zwoͤlf und mehrere Faum zu 
affen pflegen. Es darf anbey niemand -vermutben , daß wegen fothaner Verkuͤrzung und 
Einſchraͤnkung manche Figur in diefem oder jenem Stück möchte gleichfam geſchmaͤlert, und 
nicht vollkommen nach dem Original abgezeichnet worden feyn; vielmehr wird glaubwürdig 
verjichert, Daß deswegen nicht der geringfte Mangel erfcheinen, fondern man in dem Eleinen 
alles das in gehöriger Proportion und ganz deutlich erkennen wird, was die Figuren in ihrer 
groͤſſern Form vorſtellen. 


Gleichwie ferner mehrbelobter P. Montfaucon in feinem Hauptwerk nicht alle und jede 
Materien , die in das Studium Antiquitatis einfchlagen, berühret, und deswegen daffelbe einis 
e Zeit. hernach mit befondern Supplementen begleitet hat; auch feit der Zeit manches nener 
5 entdecket und hier und da gefunden worden, ſo in dergleichen Wer billig einen Plas 
verdienet; fo hat man auch hier gleich) anfangs den Vorſatz gefaßt 


MN auch gewiſſe Supplementa 
‚zu famlen , und ſolche bald moͤglichſt in einem beſondern Band her ie up 


Aus zu geben. Dann was 
die Montfauconifchen Supplementa anbelangt, hat man das vornehmfte und nöthigfte derfels 
ben diefem Auszug gehörigen Orts bereits einverleibet. Wie aber diefer unfer neue Suppie⸗ 
menten » Band eigentlich Kun werden, und unter was fü 


r Bedingungen derfelbe an 
das Licht treten folle, davon wird man cheftens einen befondern Bericht oder ſogenanntes Aver- 
tflement mittheilen. 


Schließlich ift Hier noch mit wenigem zu erinnern, daß der Herr Rerleger diefeg unfers 
Auszugs auf Anhalten vieler Liebhaber ſich entfehloffen habe, auf gleiche Reife nd die Juͤ⸗ 
diſche und Chriftliche Alterthümer heraus zu geben 5 als welche neben diefem Montfauconis 
ſchen Auszug gleichfam für den IT. und II. Theil deffelben Fönnen angefehen werden, und hat 
man an diefem Vorhaben und deſſen möglichfter Beförderung um fü weniger zu zweiflen, wei⸗ 
Ien die Liebhaber die zwo erften Portionen der Juͤdiſchen Alterthiimer bereits in Händen har 
ben, und an den folgenden mit allem Fleiß gearbeitet wird. ¶ Was endlich hier Die Sauber, 
Feit der Kupferftiche, des Drucks und Papiers betrifft: fü hoffet man, 


' daß die Herren Kiebz . 
haber auch dießfalls zufrieden feyn werden 5 in welcher Verficherung ma ; 


n Diefelbe dem Schuß 


des Allerhöchiten „ fich felbften aber Derfelben fernerer Gewogenhei aufrichtig empfichlet, 


Straßburg den 1. May 1757. 


Inhalt 


—— 
—— Fee 


re 











ER CH) ER 
Anhalt des ganzen Werk. 


Der erfte Band 


handelt 
von den Goͤttern der alten Griechen und Roͤmer 
und theilet ſich in zween Theile 

Deren erſter die vornehmſten Goͤtter nach drey un⸗ 
terſchiedenen Claſſen oder Ordnungen in ſich begreifet. 
Dahin gehoͤren naͤmlich 

ı) Der Vorbericht von dem Urſprung ber Abgoͤtte⸗ 
rey / und was bie alten Heiden von ihren Gsttern für 
eine Meynung gehabt haben pag- ı 


2) Das erfte Buch von der erſten Elaffe oder Orb» 
nung der Götter: ald 

Cap. I. von der Goͤttin Cybele, deren mancherley Nas 

men, Dienſt und Prieftern, wie auch derjelben 
Liebhaber dem Artig 

II. von dem Saturnus und ber Zeit 

III. von dem Coelus und der Tellus, dem Oceanus, 

den Titanibus und dem Janus 16 


N#$ 


3) Das zweyte Buch von dem Jupiter und deſſen 
Brüdern un — als Jur Br 
Cap. I. von dem Jupiter oder Jove 19 

II. von der Juno und Vefta 21 
II. von dem Neptuno, den Nereidibus und 


Tritonibus 24 
IV. von bem Pluto und der Proferpina 27 
V. von ber Ceres, dem Triptolemug und Ari— 

ſtaͤus 28 


4) Das dritte Buch von 
des Jupiter; und zwar den Söhnen und Toͤchtern 


Cap. 1. von dem Vulcano 31 
Il. von dem Apollo 32 
IN. von den Mufen 35 
IV. von der Soune 33 
V. von dem Kriegsgott Mare 39 
vl. von dem MWereuriug ri 
— der Minerva oder Pallas 42 

et ber Mebufa, dem Palladio und dem 
IX. von der Diana +2, er; 


X. von der Venus 52 
von den Gratien 56 
XII. von dem Liebesgott Cupido zw. 

Pſyche 


Der zweyte Theil handelt inſonderhei 
erheit von denje 
nigen Helden , bie unter die Götter verfeßet En, 


wie echt £ % 
Hr auch — Griechiſchen und Roͤmiſchen Göttern, 


— erften Buch deffelben fommen vor der Hercus 
melche den —— ſamt einigen andern Goͤttern, 
delt acchus zu begleiten pflegten. Alfo hans 


Ca von d = 
e Bersihumggerule und deſſen beſchwerlichen 


U. von dem Bacchus li sn 
ten, bieten n und etlichen andern Gsts 

: derheit & 
I. von ben Oatyren, Si F 

Silvanen Silenen, Faumen, 
7. von dem Priapus und Ne F 
ra und Pomona — — F 


2) Im andern Buch find begriffen die Nachrich 
von dem Aeſculapio, der Göttin Roma, le 


u begleiten pflegten 70. infons- 


— ber Goͤttin Fortuna, den Penatibus etc. 
Q 


Cap. I. von dem Aeſculapius, der Hygieia und dem 
Teleſphorus 81 

II. von der Goͤttin Roma s3 
II. von den Diofcuris ober von dem Eaflor und 
Pollux ss 

IV. von der Fortuna 86 
V. von den Geniis, Laribus und Penatibus, 
tie auch andern Schutzgoͤttern 88 


3) Das dritte Bud) handelt von verfchiedenen Vor⸗ 
zügen, Gemuͤths Beſchaffenheiten und hinmliſchen 
Guͤtern, allerley boͤſen und ſchaͤdlichen Dingen, ſo 
den Menfchen zur Strafe zugeſandt werden ; wie 
auch von verfchiedenen Tugenden; fo alles für fo 
viel befondere Gorthetten gehalten wurde. Als 

Cap. I. von mancherley himmlischen Gütern 92 
TI. von allerley boͤfen Goͤttern 95 
111. von verfchiedenen Tugenden und Vollfommens 

heiten 95 


4) Im vierten Bud) treffen wir an die Nachricht von 
der Nacht und einigen nächtlichen Göttern, von dem 
Mithras und den Nymphen ıc. als \ . 

ap. 1. von der Nacht und den dazu gehörigen Ser 
9 


tern 
UI. von dem Mithras 100 
II. von den Nymphen 101 
IV. von den Pantheis ober mehreren Goͤttern 
auf einem Bild ıoX 
V. von den Eprenen, Harpyien und Stymphalis 
ſchen Vögeln 102 
Anhang vom etlichen poetifchen Fabeln als ı) von 
der Soylla 103, 2) von dem Dogel Phoͤnix, 
den Gentaurig und dem Drpheo 104 3) von 
dem Laocoon 105 


— — — — — — 


Des zweyten Bands 


Der von dem Gottesdienſt der alten Griechen und 
mer, wie auch einiger andern Völker handelt 


erfter Theil 


begreift den Gottesdienſt der alten Gricchen und 
Roͤmer. Dann 


1) Das erſte Buch beſchreibet die mancherley Prie⸗ 
ſter und Kirchendiener der alten Griechen und Roͤ⸗ 
mer, Als naͤmlich 

Cap, J. die Prieſter der Griechen, und diejenigen / 
welche das Recht hatten, die Opfer zu verrich⸗ 

ten, wie auch die Parafiten und Ceryces 107, 

II. die Neocoros , Regem und Reginam Sa- 
crorum, bie Hierophantes, und andere Prier 

fter, wie auch die Pythiam zu Delpbig 109 

III. die Priefter und Prieflerinnen der Goͤttin Cy⸗ 





bele ıtı 
IV. die Priefter des Mithras 112 
V. die Priefter der Roͤmer, befonders ben Ponti- 
ficem Maximum und die Flamines ‚13 
VI. dag Amt der Augurum und Harufpieum 
15 


VII: die Sibyllen und deren Schriften | 116 
VII. dag Amt, Vorrechte und Todesftrafe der, 
veſtaliſchen Jungfrauen 118 


ICH Cap. 


De a a Tr AA 
ee nee 


ER ID — 


——— 


— — 








andelt von der Religion der Egpptier, ben Figu- 5 
— der ion der Araber, SyrerHer⸗ VI. von der Meiber: Meidım ——— * 
er, Scythen, der alten Deutichen, Gallier — FH Don Den HP Schmuck der Weibsperfos 
und Enke: Inſonderheit aber handelt Ben 14 BEE TE Eee ent 


Inhalt des ganzen Werks, 


Cap. IX. die Salios, Feciales, Patrempatratum, Fra- ſchen Tafel, den Eghptiſchen Prieſt dB 8 
tres Aruales, Lupercos, Pinarios und Poti- —— Br senund Dem, wa 
u Regen — — — Kahn deren Gottesdienft gebörete, Dann es 
‘ ros Epulonum : 119, Kap. I. von der Sfifchen Tafel 206 
x. bie Kleidung der Priefter 122 II. von den Prieftern und Opfern der Egyptier 
—— x 207 
2 zweyten Buch kommt die Nachricht von den Ems 
Pat ee | UT. von beren Tempeln und Obelifeis 209 
Gap. I. von dem Urſprung, Namen, Theilen und Ort 
ee ee erbauet worden 


* dritte Buch begreifft die Abraxeiſchen Figu⸗ 





210 












4) Im vierten Bud) fommen vor di 
—— mi 











jer und Re] 
ten Sc 


























; E ni 2 a ; k an 
Il. von ben Dreyfüffen 147 Haginenf er alten Spanier md Gars 
III. von den mancherley Gefäffen und Werkzen⸗ 228 
— — 
IV. Don ben mancherley Opfern „152 \ 
Der dritte Band 





a) Das vierte Buch handelt von den Griechifchen und Enhält Yan Derchiaen z5 
Se a a Ru ct 
Sortilegis, Praefigisund Ominibüs. Wendm, den eh 


lich kommen die mancherley A i 
ap. J. von ben Feſttagen der Griechen 173 ey Arten von Kleidungen , Hause 
Y A. von den Be und allerleh Feyerlichkeiten gerärhfeyaft, Geld» Sorten, Maaß und Gewicht vor. 
17 } 













"per Römer ann ed handelt 
TIL. von den Supplicationibus „ Lectifterniis 1) Dag erfte Buch von der Kleidung und Schmuck 
und Euocatione Deorum ; 180 ber Griechen und Roͤmer, wie auch verfihiedener ans 
IV. von den Deuotionibus und Votis oder Vers ¶ derer Bilfer. Und swvar 
fluchungen und Gelübden 182 Cap. I. vonder ‘Tunica, Calafiride, Chlaena und 
V. von den Oraculis y 184 dem Pallio i 230 
. Don Den Fanaticis, IS, Praeftigüis, 11. von der Toga und Lato Clauo  - 5:2 
— ger Zeichen UI. von der Trabea, Lacerna, dem Pirrho Der 
186 Vefte pullata, Cäracalla etc ET 
: V. von der Togz praetexta und etlichen andern 
Der andere Theil d 


V. von den mancherley Arten bag Haupt zu beder 


























24% 
1) Das erfte Buch von ber Religion der Egpptier ; 2) Das zweyte Bud) handelt von den man erley 
— Haften und Schn tote INDEM Zierateng- 
Cap. 1. von dem Urfprung ber Abastteren bey ben t ’ er Kinder und ans‘ 
g m Abgott Enep 189 r 5 ejen fir 
I1-Don der Fire 190 Eap. I, von den Haften und Schnallen, Haar: Nas 
IH vondem Ofs 794 ] gen und Kette 
: 136 F— —— 
. bon dem Harpocrafe 19 II. von mancherley Schuhen und Stiefeln 245 
VER, von Dem Den IE 109 FEMZIODEN , fo bie Knaben am Hals 
: SER. ‚ 10 bie Knaben am Hals 
; T j pnocenhalt 201 {FEN b = as 
IX, von den Sphmen Imd einigen andern Thies IV von der Kleidung. ber Hettuſcier Enpplier, 
— — — erfer Parther S 


r 
cxyer ESchthen Wrygler und 






250 
n IT, STTer gehalten wınden 20 u ber alten Ballier, S Aue 
x „oO SMgemER jo BiE: Tuflsmier, Damen, BRumIier und Carthage 
2) Das zweyte Bud gibt Nachricht von der In 3) Das dritte Buch handelt von den Häufern und 


beren 


en 


— 


— —— 


— 





— — 


/ 
N 
} 4 
f 
/ 
} 
d 





Rn nd En = = 2 2 Ss 2 Sn Zn on 


Inhalt des ganzen Werks. 


deren Eintheilung, wie auch dem gebraͤuchlichſten 

Hausrath, von den Epeifefälen , der Art groſſe 

Mahlzeiten anzuftellen, ben Meyerhoͤfen und Landgur 
tern, Alſo findet ſich eine Naͤchricht 

Cap. J. von den Wohnhaͤuſern der Griechen und Roͤ⸗ 

mer überhalipt 253 

II. von den Haupttheilen und befondern Zimmern 

der Wohnhäufer 254 

III. von allerley Hausrath 258 

IV. von der mancherley Art Gaſtmahle anzuftels 


len 25 
V. von den Meyerhoͤfen und Landguͤtern 263 
4) Das vierte Buch begreift in ſich die Nachricht von 


mancherley Gefäfen unb deren Maaß, von ben Geld: 
forten und Gewicht. Dann da handelt 


Cap. 1. von den mancherley Gefäfen 264 
u von ed Maaſen 269 

J. von den Münzen, inſonderheit von dem As 
deſſen Theilen und Abanderungen 270 
IV. von dem Gewicht und Talent 280 


5) Das fünfte Bud) von den fieben Wunderwerken 
der Welt, von öffentlichen Gebäuden und allerley 
Wahrzeichen oder Symbolis. Als 

Eap. I. von den VII. MWundergebäuden der Welt 


282 

H von Den are Gebäuden 284 
. von den mancherley Symbolis gewiffer Lands 
(haften, Slüffe und Städte BEN 285 


u Der zweyte Theil 

efchreibt die Badſtuben und warme Bäder , hie Eher 

Aoienenn Bipide KR die Finger: Ninge f ar 
ae ufzü 4 

nern Spielen und Öemerben. der Jagd, einigen Eleis 


1) Das erfte Buch handelt von den Bädern, Ehevers 
loͤbniſſen, Singer : Ningen und Siegeln, Und ER 

Cap · 1. von den Bädern und den darinnen gebräuchs 

A lichen Gefäfen und Werkzeugen 288 

2 von ben Eheverlöbniffen und Hochzeiten 291 

von ben Fingerringen und Siegeln 294 


3) Das zweyte Buch befchreibt die © N 
+ und Zufchauer Alſo a a Aa 
Eap. 1: von den Schuubühnen und Comoͤdianten 296 
1. „von den Amphitheatris und den mancherley- 
Spielen , fo dafelbft gehalten worden 299 


3) Das dritte Hyd) begreift die feyerli i 

KL de yerlichen Spiele 
der Griechen , den Circum und allerley oͤffentli 

unse Darım — rley oͤffentliche 
. 1. von den Olympiſchen, Pythiſchen, Nemei 
= ſchen, und Iſthmiſchen — BE 36% 
In don dem Lirco oder der Kennbahn 305 
SR allerley Spielen nnd Wertlaufen, bie in 
v — — 7 — a zu werden 307 

: Öffentlichen Aufzügen und Proce 
fionen der Nömer und Sriehen Y 5 Er 


4) Das vierte Buch Handelt von der Jagd dem di 
fang und einigen klei r Jagd, dem Fifchr 
Cap. I. von —— Andawar 
Rn von der — 2 
. von einigen Eleinen i 
Schach ſpiel ıc. — — — 


und Inſtrument ſo bey gewiffen y erkzeug 
brancpt zu werden. Ad Kaͤnſten pflegen ger 


Cap. 1. von den Inſtrumenten der Baus und Merk 


eute 324 
11. von den Muficalifchen Inftrumenten 225 
II. vondem Schreibgezeug der Alten 329 
IV. von dem Werkzeug der Weber, Ackerleute und 

Decker 332 
— 





Der vierte Band 
handelt von dem Kriegsweſen, dem Fuhrwerk und 
gandftraffen, Brücen, Waflerleitungen und der Schif⸗ 
fahrt. Und 
In dem erften Theil 
befindet ſich die Nachricht von Der Anwerbung der 
Soldaten, ihrer Kleidung, Waffen, Keldzeichen, Scheu⸗ 
ven, Kriegsübungen , Schlachten und Kriegsgeraͤch⸗ 
ſchaften. Inſonderheit handelt 


1) Das erſte Buch von ber Anwerbung ber Solda⸗ 
ten, ihrer Kleidung und Waffen des Fußvolks. Und 


zwar 

Gap. I. von der Anwerbung der Soldaten bey den 
Griechen - j 335 

II. von der Anmwerbung der Kriegsleute bey den 
Roͤmern 337 

II. von den unterſchiedenen Claſſen und Ordnun⸗ 
gen der Roͤmiſchen Militz 39 

IV. von der Kleidung und Waffen ber Griechi⸗ 
ſchen und Roͤmiſchen Soldaten 34% 

V. von der Kleidung und Waffen der Soldaten 


bey andern Völkern 345 

2) Das andere Bud handelt von allerley Waffen; 
und u 

Gap. 1. von den Helmen und Panzertt 347 

II. von den mancherley Schilden 348 


II. von den Degen und Schwerter 349 
IV. von den Spieſſen, Bogen und Pfeilen , Bei 
len und Schleudern 350 


3) Daß dritte Buch handelt von der Reuterey aller 
andern bekannten Voͤlker; Item bon den mancherley 
Seldzeichen und Kriegs Arbeiten. Undbzwar 

Gap. ! von der Keuserey der Griechen und ber Roͤ⸗ 


mer Bi 352 
IL. von der Reuterey einiger andern Böller 354 
TI. von dem mancherley Feldzeichen 35 
IV. von den mancherley Arbeiten der Soldaten 
im Selb 358 

* 


) Daß vierte Buch handelt von ben Anfprachen der 
Feldherren an die Soldaten, ben Heerzuͤgen, Schlach⸗ 
ten und Schlacht⸗ Ordnungen 359 


) Das fünfte Such gibt Nachricht vor den verſchie⸗ 
denen Arten das Lager zu ſchlagen und allerlcy 
Kriegs + Mafchinen. Und zwar 

Cap. I. von ber mancherley Art das Lager zu ſchla⸗ 
361 


en 3 

11.'von den mancherley Kriegs Mefhinen 367 

6) Das ſechſte Buch handelt von den mancherlen 

Sieggzeichen oder ropaels , Triumpben, Eroneny 
Sriumpb Boͤgen, und Gedentfeulen. Als vaͤmlich 

Gap. 1. von den Siegszeichen, ober Tropaeis 364 

II. von den Triumphs = Fügen 365 

III. von den Eronen und Triumphboͤgen 369 

IV. vonder Columna Trajana, Antenina und Ro⸗ 

firata, wie auch den Columnis milliaribus 370 


XIX 2 Der 


Inhalt des ganzen Werks. 


Der andere Theil 


Handelt von den oͤffentlichen Landſtraſſen Waſſer⸗ 
leitungen, verſchiebenen Gattungen des Fuhrwerts und 
der Schiffahrt, 


1) Das erfie Buch begreift einen Bericht von ben 

— — ae allerley Fuhrwerks und ben 
— Und zwar 

Cap. I. von den Landſtraſſen 372 

II. von den Bruͤcken 373 

II. von mancherley Gattungen des Suhrmwerte 


374 
IV. von den Wafferleitungen und Cloaken 376 


2) Das andere Bud) befehreibt was zur Schiffahrt 
gehöret. Und zwar 

‚ Eap. 1. die mancherley Art Schiffe zu bauen 377 

. 0 H. die vornehmſte Theile eines Schiffe 378 

III. die mancherley Arten und Korn der Schiffe 


379 

IV. die Ausrüftung ber Kriegsſchiffe ‚381 

V. die Schifioldaten, deren Felbzeichen, Krieges 

Übung , DVorbedeutungszeichen oder Omina, 

Opfer und Seetreffen 382 

VI. die Seehaͤfen und Maros 384 

— ——— — — ——— 
Der fuͤnfte Band 


Handelt von den Leichenbegaͤngniſſen, Grabmahlen 
und Mauſoleen. Und zwar befen 


2 erfier Theil 
von den Leichen - Anftalten und Grabmaͤhlern, von 


dem Eingang in die Hölle, den Elifeifchen Feldern und 
ber Bergstterung. 


Das erfte Buch begreift die mancherley Ceremo— 
wu ’ — a mit den Zodten vorgenommen 

bat, Dann c8 handelt ; 
Cap. I. von verfchiedenen Ceremonien, fo mit den Tod» 
ten vorgiengen ; infonderheit beren Salbung 
und Ausftellung im Vorhaus 386 
II. von den Leichen + Begängnifen 388 
IL. von der Gewohnheit ‚ die Leiber ber Verſtor⸗ 
beſnen zu begraben oder zu verbrennen 389 
2) Daß andere Buch gibt Nachricht von den Hypo- 
De Columbartisund mancherley Afchen: Tops 
en r und * 

L von den ogaeis 

en von den Co Hr ariis und Afchentspfen 392 


IIL. von den runden Aſchen s und Beintöpfen oder 
Vrnis fepuleralibus 395 


IV. von den viereckichten 394 


Das dritte Buch handelt von den Särgen ober 
EN Thränen: Fläfchlein und verfchiedes 
nen Grabmahlen der alten Griechen, Gallier, und 
Heteuscier, wie auch verfchiedenen Maufoleis; und 


war : 
er. I. von den geoffen fleinernen Särgen oder Sar- 
cophagis_ 398 
DL. von den Thraͤnen⸗Flaſchen 339 


4) Daß vierte Buch 


Cap. I. der alten Egyptier 


* 


2) Das zweyte Buch g 


3) Das dritte Buch 


II. von einigen Grabmälern der alten Griechen, 
: zallier und Hetrugcier 400 
von ben ſogenannten Maufoleis 401 


handelt von den Inferis und ber 
enen Seelen nad) den unterirdis 

{hen Drten, den Elifeifchen Feldern und der Vergoͤt⸗ 

terung; und zwar 

ap. I. von den Inferis 


: „403 
‚ bon den unterirdiſchen Göttern und Manihus 
404 

IM. von dem U⸗bergang ber Seelen nad) den uns 


teriedifchen "orten ‚ von den Pforten der Hoͤl⸗ 
en, den Höllenftrafen der Verdammten, und 
dem Hoͤll 


eiſe der abgeſtorb 


enfluß St 406 
von den Elifeirchen Feldern 407 
V. von der DVergstterung umd jährlichen Todes⸗ 
Gedaͤchtniß oder Parentalibus 407 
der andere Theil 
begreift die Nachricht son den Lei iffe 
und Geremonien b un denbegängniffen 


ey dem Leichen der alten 9, 
fhen und fremden Belter, ? nen Dürbariı 
und Todesſtrafen. 


i) Das erſte Buch handelt von den Leichenbe 


en mancherley Lampen 


zaͤngni 
fen der Barbarifchen Völker; und zwar a 


e 410 
‚ von den Egpptifchen Pyramiden und der 
Sphinge "4x 
U. von dom Feld der Mumien und einigen balfas 
mieten Vögeln 412 

“ von den Leichenbegängniffen der Troalodys 
ten, Maerobier, Mohren » Nabatiier, Affyrer, 
erſer, der von Derben, Gafpier, und Seythen 


1 
V. von den Leichenbegaͤngniſſen der alten Deut: 
ibt Nachricht von den } 
cherley Kampen der Alten; md zwar — 
erle 
gen der Lampen derlen Gatun⸗ 
II. von Lampen, die meifteng 
III. von Lampen die ihre Abficht auf bon 
a h ſicht auf die Mychos 


fen, und einiger Noͤrdlichen Volter 414 
ap. 1. von dem Urfprung und man 
aus der Phanttſt 
der Kuͤnſtler erzeugt worden a 
‚416 


andelt von allerley Re 
Lebens Strafe. Ale y Leibe, und 


Cap. I. von der Creuzigun 


von einigen andern Leibesſtrafen a 

- von der Hinrichtung mit dem Rad, der Sca. 

Bha und Strang, wie auch von der Enthaup⸗ 
ung 

IV. von einigen andern Leibesftrafen, fo mit der 

aſſer, wie auch ans 


Danger Säge, Feuer und W 
bern fchmerzlichen Juſtrumenten an b 
tyrern vollzogen worden, en or 


Anbang 
Don einigen alten Denkna 


len, die i and 
Calmucken gefunden worden, die in dem Fand der 


421. fq. 


"x Griechi⸗ 





* — 
— e — — — ßúï—— — ⸗ 


— ei 22 — 


— — 


STAR 








/ N ai) AN> Y N . du x 

FAR — — —8 = I u: 
“ — ER — = N 

AA = N 


N 
Li 


DI 
5 


N 
SS 
SM 












Se N SL * — 
en — 
MT wi DZ E 

⏑⏑ 7 
IC 


Griechiſcher und Roͤmiſcher 
Alterthuͤmer 


erſter Band, 


von den Goͤttern der alten Griechen und Roͤmer, 
deſſen erſter Theil 


von den vornehmſten Göttern handelt, wie folche in drey 
unterſchiedenen Claſſen oder Ordnungen auf einander folgen. 


a 
Vorbericht. 
Bon dem Urſprung der Abgoͤtterey, und was die al- 


sen Heiden bon ihren Göttern für eine Meinung 
gehabt haben. 


N 


m welche Zeit der Gebrauch der Goͤtzenbilder und des denfelben von den Heiden erwieſenen viel. 
fältigen Dienftes und Berehrung eigentlic) den Anfang genommen habe laͤſſet fich nicht ges 
* wiß angeben. Einige ſind der Meinung, daß die Abgoͤtterey bereits vor der Suͤndfiuth ihren 
——— — prung genommen habe 1); die meiſten aber gehen mit ihren Gedanken dahin, daß der Ur— 
D * elben erſt nach der Suͤndfluth zu ſuchen feye. “Unter diefen letztern behaupten einige, daß 
mrod der erſte geweſen, dem nach feinem Tod Le Ehre erwielen worden, den auch die ſaͤmt⸗ 





lichen 
x) Der Ausdruck, Alles Fleiſch hat feinen We i \ i i 
- h g ver-⸗ 2) Da die Abgötteren ſich nicht allein auf verftorbene 

En auf Ken und Die groſſe Strafe, fo Menfchen erſtrecket hat fo können andere Arten 
nen written — Erdboden Deswegen ver berfelben, als gegen Die Sonne, Sterne ıc. vorher 
und — Be auf diefe Gedanken ges ſchon im Schwang gemefen ſeyn: Aufier dem iſt 
keit nicht hefiveiten dh wohl die Wahrſcheinlich⸗ auch noch zu unterſcheiden, daß dadurch nicht ger 
Sindfutf N EN And gotterey kann aljovor der fagt wird, es fey- gleich nach Nimrods Tode deraleis 
Aatt gefunden haben, wenn gleich kei⸗ chen zufgekommen, fo lange man ihn noch als Men⸗ 


ne Bilder ſchon Dazu gebraucht worden, fhen gekannt und unterſcheiden konnen, 


| 
2 Vorbericht. 


lichen morgenländifchen Voͤlker unter dem Namen Belus als einen Gott verehret hätten. So vielman 
| aus der Heil. Schrift erfehen kann, fo finder man die erften Gößenbilder bey dem Ihara 3), dem Vater 
Abrahams; von welchem diefelbe hernach anden Laban gefommen. Mie aber diefer Gößendienft in fol- 
er, i gender Zeit auf mancherlen Voͤlker feye fortgepflanzet worden, davon laͤſſet fic) Feine fichere Nachricht er- 
ii theilen. &o vielijt gewiß, daß die alten Gösendiener in ihrem Aberglauben ſich endfich fo weit ver: 
gangen haben 4), daß fie nicht nur andere Menfchen, die doc) einerley Wefen und Natur mit ihnen hat- 
—9 ten, göttlich verehret; ſondern fo gar allerley Erdengewaͤchſe, Flüffe, Be 
If Thie re, Vögel und Fiſche unter die Zahl ihrer Götter gerechnet haben. 
# Goͤtzendienſt von Zeit zu Zelt gewachſen und zugenommen habe, bleihet ein 
"li 2 Wann nun ferner von der Anzahl der Goͤtter, welche bey den Griechen und Roͤmern (denn 
auf beide wird unſere Abſicht vornemlich gerichtet ſeyn) verehret worben ‚die Frage iſt: ſo iſt die Men— 
ge derſelben faſt unzehlbar. Dann, ob fie gleſch darinn überein Famen, daf fie vornemlic) zwölf Goͤt⸗ 
ter annahmen, welche Ennius 6) in nachſtehenden zwey Verfen in dieſer Ordnung nennet 
Juno, Defta, Minerva, Ceres Diana, Venus, Wars, 

Mercurius, Jovis’, YIeprunus, Dulcanus, Apollo: 
denen fie vor den übrigen einen befondern Rang einräumeren: fo hatten fie dennoch) eine ungemeine Mens 
ge anderer geringerer Goͤtter, dieienen erftern gleichfam untergeordner waren; fintemalen befonders in 
Griechenland faft alle Berge, Flaͤſſe und Quellen fie fo viel befondere Götter gehalten wurden ; und wa— 
ven fie keineswegs damit zu frieden, daß fie die Götter ihrer Woreltern verehreten, fondern fie haben der» 
felben Zahl oft mie neuen Gottheiten vermehret. Uebrigens waren die alten Heiden faft ducchgehends der 
Meinung, daß die Götter ihren Sig zwar vornemlic) in dem Himmel hätten, zu gewiffen Zeiten aber 
auch zu ihnen herab auf Erden kaͤmen; gleichwie man 3. E. von dem Mercurius Tiefer daß derfelbe von 
dem oberften Gott Jupiter zum öftern vom Himmelauf die Erde, ia fo gar bisweilen in die Hölle Hinun- 
ter gefchickt worden, Hiernebft geben die Poeten auch vor, daß mand)e Götter fi) Fieber an Nefem, 
als ienem Ort aufgehalten. Solchergeftalt lieſet man von dem Jupiter, daß derfelbe feinen Aufenthalt be: 
fonders in einer Buche des Dodonäifchen Wal 


d8, Neptunus aber denfelben in dem Meer gehabt habe; 
gleichwie der Apollo bey der Stadt Delphis und auf dem Berg Parnaffus, der Mars in Thracien, der 
Vulcanus auf der Inſiil Lemnus odet in dem Feuer ſpeyenden Berg Aetna in der Inſul Sicifien ‚die Mi: 
netva zn Achen, die Diana zu Ephefus, und andere anderswo ihre Wohnung füllen gehabt haben. Ja 
es hat der einfältigePöbel fo gar geglaubt, daß die Götter in den Bildern, die fie vorftelleten, felbft Äh- Ei 
ten Sitz hätten: woher dann gekommen ift, daß fie eben diefe Götter nad) dem Unterfchied ihres Aufent- # 
halts in befondere Ordnungen eingerheilt, und einige himmlifche, andere Erden zund noch andere 
unterirrdiſche oder Höllen-Börter genenner haben | 


$. 3. Obgedachte zwoͤlf Götter, deren Namen Ennius in die zwey an 
fen hat, wurden von den Römern Dii Confentes gene 


tes die Beyſtimmende, weilen fie nemlic) von dem Supiter bey feinen Berathſchlagungen mit zugezo⸗ 
gen worden, um ihren Beyſall zu geben. Sie werden auch coelelles, bimmlifche, felecti, 7) ausger 
wöäblte, desgleichen Dii maiorum gentium , Goͤtter geöfferer Völker genennet, afeichwie im 
Gegentheil andere Dii minorum gentium, Goͤtter kleinerer V$lfer ‚, Semidei, Zalb + Börter 
und Semones, oder Scmihomines, Zalb⸗Menſchen, welche zwiſchen den Göttern groffer und Flei- 
ner Bölfer gleichfam einen mittlern Pas und Nang hatten, hieſſen; alfo zwar, daß fie, wegen ihrer 
wenigern Verdienfte nicht mit unter die himmlischen Götter ge e 


rechnet wurden ‚vor den irdifchen Göttern 
aber gleichwol einen Vorzug hatten. “Auch hat man befondere Br 


ade wole ah namen zu merken, welche gewiſſen 
Göttern bisweilen beygeleger werden. Alto it bekaunt, daß man fie bisweilen Averruncog serie > 
welcher Name von dem Lateiniſchen Wort 


auerruncare, abwenden, abkehren, abftammer weilen 
fie das Unglück abwenden; imgleichen Indigetes 8), von dem Wort indigere, — oder dürfe 


tig 
3) Siehe die algemeine Welthiſtorie Theil. 306. 


t 6) Ein alter roͤmiſcher Dichte 
Seite 282. und folg. wo vielerley Ueberlieferungen 200. Jahre al — —— 
geſammlet worden. 


rge, ia auch unvernuͤnftige 
— r ‘ ’ 
Wie aber diefer unvernünftige 
e unbefannte Sache 5). 


geführte Verſe eingefchlos- 
nnet, welches fo viel heiſſen foll, alg Conlentien- 





gelebet: von feinen 
— Gedichten hat mar n 
4) Wie — — ſo weit gekommen, wird in Bleibfel. u F nur noch zerſtreute Ueber— 
dem Brief an die Römer, cap. 1, 2ı 25. 7) Die Confentes hei en nie allei i 
AU Aaecet: moben hro Sndmlrben Her _ "" Damit werden adı nn alt Sees, fndern 
Dr. Daumgarıens Auslegung nachzufehen ift. nus, Saturnus, Genius, Sol, Oreus (oder 
s) Man kann indes wahrſcheinlich von den Stufen des Pluto), Kiber pat (Mackie) ö 


3 * — 5), Tellus, Aus 

Aberglaubens urtheilen, Dig befonders in zuneh⸗ na. Man kan 2 BORN. ; 

N HE ln * Seithichte, in Leichte einander find. auch Conlennes erklären, die bep 
ganıgeeit, im Misverſtand, in ubertriebenen 8 Indigeres und heras ; 

HB Dorftellungen, und vorfeglihen Unwarheiten und 2 nd Hergötterte Helden, find einerley; 


j man erklärt dig i dttern 
Betrügereyen, zu ſuchen find, fic) aufhalten, auch , weil fie unter den Götter 











. Vorbericht. 3 


eig ſeyn, weil fie entweder ſelbſt keines andern Huͤlfe noͤthig haben, oder wir deren Huͤlfe beduͤrfen. 
Andere werden Geniales genannt, von gerere, 9), tragen; verrichten, weilen fie eine groſſe Macht 
hätten, vieles zu übernehmen und zu verrichten , daher fie von einigen auch Geruli genennet worden, 
Die Poeten aber und Mythologi 10), welche die alten Fabeln erzehlen und erklären, legen denfelben 
annod) unzehlige andere Beynamen Zu, welche theils von ihren verrichteten Thaten und Werfen, theils 
von andern Borfällen und Umftänden hergenommen find, 

$. 4. Unter den vornehmften Urfachen, fo die Abgötteren veranfaffet haben , wird infonderheit die- 


ſe angefuͤhret 11), daß die Menſchen, welche von dem göttlichen Weſen und Regierung keinen rechten Be⸗ 


griff hatten, einigen Perfonen, die fich entweder durd) ihre Thaten, oder durch nuͤtzliche Erfindungen herv- 
vorgethran, zu Verewigung ihres Ruhms hier und da Ehrenfeufen aufgerichtet haben, die man nachher 
gar für Götter gehalten. Doch haben die Roͤmer, nad) dem Zeugnis des Varro, auf welchen ſich der H. 
Augujtinus im sten Buch vonder Stade Gottes, cap. 31. beruffet, in den erften 170. Jahren nad) 
Erbauung der Stadt Rom feine Goͤtzenbilder noch gehabt, fondern find diefelbe erſt in folgenden Zeiten, 
da der Aberglauben aller Orten mehr zunahm, und das Roͤnuſche Neid) in mehreres Anfehen kam, auch 
in geoffer Mengein Nom eingeführet worden. Es haben aber die Nömer und Griechen ihre Goötterlehre 
anfangs auf gemahften Tafeln, Bildfenfen und dergleichen vorgeftellt ; woben Feine Schandthat zu er⸗ 
denfen war , die ſie nicht ihren Göttern andichteten, als Entführungen der Weiber und Tochter, Ehe⸗ 
Brud), Diebftal, Knabenſchaͤndung, Mord ıc. Und weilen dergleichen Borftelungen und Schildereyen 
in den Tempeln und Häufern vor jedermanns Augen waren; fo gaben eben diefe Götter, denen fie die- 
neten und Opfer brachten , zu gleicher Zeit ein fehr böfes Erempel. Weil aud) das gemeine Boldt ders 
gleichen argerliche Thaten diefer Götter ohne Abſicht auf einen verbfümten Verſtand und moralische Deu⸗ 
tung für befannt annahm; fo Fonnte es defto eher denken , daß alle dergleichen Laſter und Schandthaten , 
welche befonders von dem tummen Pöbelvolf begangen werden, nichts Unrechtes an fid) hätten; weil 
man eben derafeichen von und an ihren eigenen Göttern fähe und höre; ia manche hielten ſolche Dinge 
nod) geoffer Bewunderung werth. Als aber in folgender Zeit die heidnifchen Gelehrten die Natur ſolcher 
Goͤtter etwas genauer uͤberleget, und leicht erachtet hatten, daß dergleichen abſcheuliche Dinge mit einem 
vernünftigen Gottesdienft nicht beftehen koͤnnten; haben fie die Sache alſo zu vermitteln geſucht, daß fie 
allen derg eichen läfterfichen Erzehlungen einen verblümten Sinn und Erffärung angedichtet, und dieſel⸗ 
be auf allerley unſchuldige und natuͤrliche Vegebenheiten und Wirkungen der Natur gezogen haben. Es 
findet ſich aber bey dergleichen Erklaͤrungen und Deutungen ein fo groſſer Unterſchied und Wiederſpruch, 
daß man feicht merken kann, daß die erſten Urheber diefer Gefchichten und Erzehlungen keineswegs eben 
dergleichen Gedanken und Abfichten daben geheget: fondern vielmehr alles das, was diefe tumme Heiden 
von ihren Göttern vorgegeben , in der That vom Anfang her nichts anders, als die abſcheulichſten und 
laſterhafftigſten Begriffe zum Grunde gehabt habe. Uebrigens iſt es unſtreitig, daß dieſe greuliche Ab⸗ 
goͤtterey zu vielen Orten von der Betrachtung der Sonne Anlaß genommen habe; allermaffen diefer vor- 
trefliche Himmels⸗Coͤrper wegen ſeines ſchoͤnen Glanzes und herrlichen Wirkung billig von jederman be⸗ 
wundert wurde; wie dann infonderheit von den Perſern bekannt ift, daß diefelbe Feinen andern Goͤtzen 
gehabt, als die Sonne, die fie für Gott gehalten haben; in folgender Zeit aber haben fie eben dieſelbe 
unter der Öeftalt eines ſchoͤnen Juͤnglings , den fie Mithras nannten, verehret. Auch felbft die Griechen 
hatten die Sonne laͤngſt unter die Zahl der Götter gerechnet, und diefelbeunter einen menfchlichen Haupt, 
fo rings um mit hellfheinenden Strahlen umgeben war, oder in Geftalt eines Juͤnglings, der auf eis 
nem mit vier Pferden befpannten Wagen fährt, und deflen Haupt mit hellen Strahlen umgeben ift, 
vorgeftellet. Man hat nicht nur die Sonne, fondern auch den Mond und alle andere an dem Firmament 


— Sterne 12) für fo viel Götter gehalten, und denfelben aud) göttliche Ehre ber 


4 Daß 


9) Vielmehr weil ſie der Zeugung des Menfihen vor⸗ fteller, wel 4 
eben, Daher Genius. sines jene en vor⸗ , welche ſolche zuſammen getragen und nad) 
0 jeden Menſchen Schutze Gutduͤnken erklaret abe damit man nicht alleg 


oe, ER nad) den Worten verftehen möchte. 

10) 1“ ro beißt oriechifh, eine Erzählung eine 11) Man fehe >. en 5 na 11, ſeqq. Die 
0 ns ii al higen vorgeblichen Geſchichte, fo eigentliche Urfach iſt Römer 1, 28. angegeben. 

eſon bene A: al Helden, Werwandelungen ze. , 22) Wovon unter andern Zeugniſſen der H. Schrift 

sum Gegenitand hat. Mythologi find Schrift⸗ Biob 31,26. 27. nachzuſehen. 




















4 Des erſten Buche erſtes Capitel. 


Das erſte Bud, 


Bon der erſten Claſſe oder Ordnung der Götter, 


als nemlich: 


‚Bon der Göttin Cybele, dem Saturnus, dem Coelus 


GSimmel) und Terra (Erde) den Titanibus, von den Occanus, 
Prometheus und Janus. 


Das erſte Vapitel. 
Don der Goͤttinn Cybele, 


‚deren mancherley Namen, Dienft und Prieſtern, wie au 
derfelben Liebhaber, dem Ättis. 


1’ 


ie Goͤttiun Cybele, welche diefen Namen von einem Berg in Phrygien fcheinet empfangen zu has 
ben, wird fonft insgemein Magna Mater, die Bro je Mutter, oder Mater Detim, die 


Mutter der Götter genennet, auch von dem Berg da, auf welchem ihr zu Ehren ein bes 


fonderer Gottesdienft gehalten wurde, Idaͤa, und von der Stadt Berechnthus in Phrygien, Be 
thia. Nicht weniger wurde fie auch Rhea genannt, und damit fir eine Schwerter des Saturnug ge⸗ 
halten; imgleichen Ops, unter welchem Namen man, nach dem Zeugniß des Liceroim zten Bud) von 
der Yratur der Götter ‚die Erde verfanden, weil diefe mancherley Güter und Reichthuͤmer (opes) 
ervorbringt ). 
r S. > Seife num diefe Goͤttinn mit mancherley Namen befeget worden; fo wird auch ders 
felben Hiftorie auf unterfchiedene Weife erzehlet. Nach dem Bericht des Diodorus von Sicilien Bud) 3, 
fol fie eine Tochter des Königs Maͤon⸗in Phrygien und Indien geweſen ſeyn, welche er mir feiner Ges 
mahlinn Dyndime gezeuget; weil fie aber von diefen ihren Eltern gleich nach ihrer Geburt auf den Ver 
Cybele ausgefeget worden , foll fie daher den Namen Eybele befommen haben. Hier aber ſeye fie dur 
befondere Vorſehung von Pardeln und andern wilden Thieren wunderbar ben dem Leben erhalten worden; 
bis fie endlich von einigen Hirten⸗Weibern, die in derfelben Gegend gehuͤtet, gefunden und erzogen wor⸗ 
den. Nachdem fie etwas heran gewachſen war, gieng fie an fhöner Geſtalt und Verſtand andern Jungfern 
ziemlich vor, und erfand ein gewiſſes muſicaliſches Inſtrument Syrinx genannt, fo aus verfäjiedenen 
zuſammengeſetzten Roͤhrlein oder Pfeiflein von ungleicher Laͤnge beftunde; auch eine befondere Art pon Fleis 
nen Trommeln, deren fie ſich zur Luſt bey ihren angeftellten Taͤnzen bedienere. Auch ſoll ſie beſondere 
Arzeneymittel gegen die Krankheiten der Kinder und mancherley Seuchen des Viehes, erfunden haben, - 
Weil hiernebft ein gewiffer Phrygier, Namens Marſyas das von ihr erfundene Inſtrument zu mehrerer 
Vollkommenheit brachte, und anbey feiner Keufchheit halben wohlberichtiget war: Hatte fie mit demfelben 
öfteren Umgang. Sie warf ihre Liebe auf einen gewiſſen iungen Menfchen unter ihren $ 
Artis. Nachdem fie aber von diefem endlich ſchwanger worden, und es ihr Vater erfuhr: fieß er nicht 
nur ihre Cammerfrauen, die auf ihre Aufſicht beftelle waren, fondern auch) felbft den Attis Hinrichten, 
und die Körper unbegraben hinwerfen. Die Cybele aber gerieth desivegen in eine ſolche Raſcrey ‚daß 
fie mit zerſtreuten Haaren herum Fieffe, und unter dem rühren ihrer Trommel ein entſetzlich Gefchrey 
machte: bis endlich Marſyas fich derfelben erbarmete, fie teöftete, und von nun an bey ihr biebe, Nicht 
Tang hernad) begegneteihnen einsmals Apollo, mit welchem Marfyas einen Wettſtreit eingieng, welcher 
den andern in der Muſtk uͤbertreffen wuͤrde; wobey die Nifaer Schiederichrer fenn ſolten Wie nun 
durch deren Urtheil dem Apollo der Steg jugefprochen worden dieſer aus Erbitterung, daß Mariyas 
ſich fo viel unterftanden, demfelben die Haut abziehen; wiewohl ihn diefe Grauſamkei bald hernac) ger 
reuet 


rechn⸗ 


Von der Cybele ihren Namen, ihren Prieſtern, Algemeine Meltbittorie Theil 4 ß 09 « 706 
Eureres, Dactyli, und mehr Umftänden, ift die Seife 505, 1, nachzuſehen. J = 


andsfeuten Namens ' 


EEE 


* 








marmor 9 
, 7 Mareaude Mautour. 8 —9— 


urırım 
I be 


ee Wim > Km HET, — — 
etz. bele Mater Deum;prier sinistro ‚pede ‚prorenavis, desctro terra innutitur,utposterior sinistravas aquartum tenet, desetr.a 
vero terram.ostendıt, quo Umpertum. eins in utrumgue hoc elementuminnuitur 3.Cademleonevecta. 4.Cadem curru zunctis leombus ve- 
cta, etcoramillaAttis, gem adamabat;veste taları indutus. 5.Idem Attis vestitusirili, cumfistulispastoritus etpedo.6. Gybele eadern cum 
Attide suomonstroinsidens.y et8. Capita Gpbeles coronaturrita ornata. g.Iresmulieres corona muraliinstructe, quo nomine totidem 
etwitatum ad Lperagendum s forum etvota ‚pro sahrte vel Prinegris vel.sua, ‚fürien.da ‚pergere videntur 








Von der Goͤttinn Cybele. 5 


reuet hats ſintemalen er die Salten ſelner Harpfe zerriſſe, und dieſelbe ſamt des Marſyas feiner Pfeiffe in 
eine gewiſſe Höhle des Baechus verſteckte. Und nun fol Apollo ſich ſelbſt in die Cybele verliebt, und mit 
derſelben zu den weitentlegenſten Voͤlkern gegen Norden, von den Griechen Hyperborei genannt, begeben 
haben. Alsaber indeffenunter den Phrygiern fich nicht nur eine fehr ſchaͤdliche und anfterfende Seuche 
hervorthat, fondern auch zugleich wegen des Mißwachſes eine groffe Hungersnoth entftunde, und fie 
das Drafel um Rath fragten, wie fie diefem Uebel abhelfen Fönnten: wurde ihnen die Antwort ertheifet ‚ 
daß fie des AttisGebeine begraben , und die Cybele goͤttlich verehren follten. Nachdem aber die Phrygier 
die Gebeine des Attis, ungeacht aller angewendeten Mühe nirgend finden Fonnten ſo richteten fie ihm 
endlic) zu Ehren eine Bildſeule auf, ben welcher fie Ihm allerley Ehre bewiefen „und die von dem Maͤon 
an ihm ausgeuͤbte Grauſamkeit ſehr beweineten ; wodurch denn die Götter verſoͤhnet waren, und dieſe pe⸗ 
ſtilentialiſche Seuche nachlieſſe. 

5. 3. Bon diefer Zeit an iſt die Cybele von den Phrygiern für eine Göttinn gehalten, und ihr zu 
Ehren zu Peflinus ein eigener Tempel gebauet worden ; daben der König Midas groffen Vorſchub that. 
In demfelben wardas Bild der Cybele aufgerichtet, und ihr etliche Pantherthiere und Löwen an die Seite 
gefegt; um dadurch das Angedencken 1)ihrer wunderbaren Erhaltung zuverewigen. Weil aber aus als 
lem diefem , Feineswegs erhellet, warum die Cpbele aud) Mater Deum , die Mutter der Goͤtter , 
genennet worden ; über das, die Rhea, welche fonft mit der Cybele für eine und diefelbe Perfon oder 
Gottheit — wird, ſonſten des Apolld Großmutter genennet wird: ſo hat dieſe Vorſtellung weniger 
ren icjfeit , als eine andere, die der griechifche Poet Heſto dus indem Gedicht von dem Urfprung 
der Goͤtter (Tiheogonia) macht, als welcher die Rhea für eine Tochter des Coelus und der Terra (des 
Himmels und der Erden) angibt; welcher Meinung auch andere Befall geben. Auch hierinn ftime 
men die meiſten mit einander überein, daß die Cybeie aus Phrygien gebuͤrtig gewefen; gleichwie auch 
deren Siebeshändelmit dem Attis von allen einmuichig angenommen und erzehlet werden. Darinn aber 
for fich ein Unterſchied, warn einige ergehlen, daß der Attis endlich der nbele untreu worden, und 
ich in eine andere Rymphe verliebt habe, deswegen ihn die Cybele aus Eiferfucht entmannet habe; ob» 
wohl andere von diefem Umftand wieder abgehen, und zwar die Untreue des Attis, die er an der Cybele 
begangen , beftätigen, aber nicht fagen, daß Attis deswegen von der Cybele ſeye caſtriret worden, ſon⸗ 
dern daß die Cybele vielmehr ihre Rache an der von ihm geliebten Nymphe ausgeubet habe; worüber 
aber der Attis in eine ſolche Wuͤth gerathen ſeye, daß er ſich ſelbſt verſchnitten habe; die Cybele aber 
habe ſich endlich deſſen wieder erbarmet, die Wunde geheilet, und von dieſer Zeit an ihn beſtaͤndig um 
und bey ſich nn — eben , daß 

5. 4. Was die Geſtalt und Abbildung diefer Goͤttinn Cybele betrifft, fo muß man gefichen , da 
wenig heidniſche Gottheiten gefunden — oe unter fo Mandel Geftalten abgefchildert werden, 
Dann bafd erfcheinet fie ftehend, bald auf einem Loͤwen oder Wagen ſitzend, wobey fie mehrgedachten At⸗ 
tis meiſtens zum Gefaͤhrten hat. Auf dem Haupt hat ſie gemeiniglich einen Thurn oder gethuͤrnte Krone, 
welche aus Ringmauren einer Stadt zufammengefetget ift ; daher fie felbft auch bißweilen Turrita (bie 
Gethuͤrnte) genennet wird, Es wird ihr aber diefe Hauptyierde deswegen bengeleget , weil die Erde 
(Tellus) , welche die Alten unter dem Namen der Eybele verftanden haben, alle Städte glelchſam au 
ihrem Rüden trägt und unterſtuͤtzt. Tab.i Fig. 1. ftehet fie mit dem lincken Fuß auf einem Schiff- Tab. h 
ſchnabel, mit dem rechten aber auf der Erde 5 zum allen ‚ daß fie eine Beherrſcherinn der Erde und 
des Meers ſeye, und weildie Erdfugel aus diefen beyden Elementen vornehmlich beſtehet. Mit der rech⸗ 
ten Hand weiſet fie auf ihre gethüicnte Krone , womit fie zu verfiehen gibt, daß fie die Städte und deren 
Einwohner unterhalte und nehre. Eben dahin zielet auch ihre Bildſeule Fig, 2. da fie in der finfen ei» 
von Wafferfrug hält , mit der rechten aber auf die Erde deutet. Und daher Fam es dann, daß die Alten 
eine jede Stadt unter dem Bild einer ſoſchen Frauensperſon vorſtelleten, welche eine dergleichen aus Thuͤr⸗ 
nen and Ringmauren beſtehende Krone auf dem Haupt trägt. 

une, Disher fahen wir die Eybele ftehend ; zum öftern aber wird diefelbe ſitzend vorgeftellet, 
weil der Erde, welche die Aften für unbeweglic) hielten , eine figende Geftalt beſſer anftunde. olcher⸗ 
geſtalt ſehen wir die Cybele Fig. 3. auf einem $owen fisend, und in der rechten eine kleine Trommel 
2) halten , davonfie ohgedachter maflen fiir die Erfinderinn angegeben wird. In der rechten hält fie eis 
nen Spieß, und zu beyden Seiten fiehet die Sonne nnd der Mond; wodurd) ohne Zweifel angedeutet 
wird, daß durch die Wirfung und den Einfluß diefer beyden himmliſchen Körper, die Fruchtbarkeit des 
Erdreichs befördert werde; ddamit dasfelbe feine gemögnliche Srüchte von Jahr zu Jahr ———— 

e 








J 3) Andere deuten es auf die Erde, daß allerley Erde macht; oder, daß muͤtterliche Erziehung die unar⸗ 

boden, wenn er noch fo wild, durch den Ackerbau tigen Kinder beffere, u d. m. — 
gebaͤndiget werde 5 oder, daß Eybele die wilden 2) Dis legen einige dahin aus, daß bie meiſt runde 
Menſchen durch Gefege und Religion gefitteter ges Kigun der Erden darunter abgebildet fe» 











follte ftehen bleiben, fie eine guͤldene Schale aus diefem Tempel geftohlen ; und in de 
Ka verborgen habenz als aber die Sache ruchbar worden, hat x fie Ale Schel 








6 Des erſten Buchs erſtes Capitel. 


Sie ſitzt auf einem Loͤwen, zum Zeichen, wie vertraulich fie ehedeſſen mit dergleichen wilden Thieren⸗ 
von welchen fie ernehret worden umgegangen ſeye. 

5 6. Eben diefe Cybele fehen wir Fig. 4. auf einem mit zwey Loͤwen befpannten Wagen tiber 
die phrygiſche Felder prachtig daher — Auf dem Haupt hät ſie, wie gewöhnlich, die gethůehte Kro⸗ 
tie, in der einen Hand die Trommel, und in der andern, etliche Zweige von einer Fichten , die ihr ge⸗ 


heiligt wär 3), Gerade gegen ihr über ſtehet der Attis in einem langen Roc , welcher in der rechten ein 


unbekanntes nftrument, welches vielleicht bey dem Gottesdienft diefer Goͤttinn gebraudjt wurde 4), in 
der linfen aber einen Hirtenftab haͤlt. Dann nachdem er, wie oben gedacht, von der Rhea caftiirt tor» 
den; fol er von der Zeit an auf alle männliche Lebensart Berziche gethan, und fo gar auch eine weibliche 
Kleidung angenommen haben; obwohlen er fehr felten in dieſer Kleidung , vielmehr aber in derjenigen; 
wie er hernach vorkommen twird, zu ſehen iſt. Hinter dieſem Attis ſtehet der Fichtenbaum, und 
an demſelben die Syrinx. Unter dem Baum aber ſteht ein Widder /womit vielleicht auf ein befonderes 


Dpfer Criobolia genannt, welches den Namen von Crios (xg35) ‚ein Widder, hatzunddiefer Göttin _ 


ugewiflen Zeiten gebracht wurde, gezielet wird: An ſtatt des Widders trifft man bisweilen einen Stier 
—* Ochfen an, welcher die Abſicht auf die Tautobolia y ein gleichmaͤſſiges Opfer, hat, da man einen 
Stier (Taurus) geſchlachtet; von welchen geheimen Ceremonien befler unten mie mehrerem wird ger 
dacht werden. SB: h 
ch % 7, Die ste Figur ſtellt ung den Attis in männlicher Kleidung vor, mit langen und mir Feiß 
let ind da nach der Länge aufgefchligten Hofen 5), und entbloͤßtem untern Leib ‚in der techten die Pieif- 
*— ‚in der linken aber einen Hirtenſtab haltend. Erwar ein geborner Phrygier, oder, wie Buci. nus 


"Yorgibt , ein &pdier, ſchoͤn von Geftalt, welcher zu erft einen Hirten fol abgegeben haben, nachgetsunds 


aber ein Priefter der Cybele worden iſtz als welcher auch ihren Dienft, und die dabey gewoͤhnlich Ce 
temonien angeordnet hat, und aus einem Sand in das andere gezogen iſt, um div Einwohner zu der Wera 
ehrung diefer geoffen Göttin aufzumuntern 5 endlich ift er ſelbſt in die Zahl der Götter aufgenommen 
worden; h . ° ’ 

$. 8. Es find aber die prächtigen Aufzüge der Cybele, welche hier und da aufallerfey Denfmahlen 


gefunden werden, von den Prieſtern derfelben, welhe Galli peiffen, bey ihren Foſten in der Lhat alfo 


horaeftellet worden. Es wurde nemlich von diefen das Bild der Cybele, durch die Straffender Städteund 
Di mit mancherley Pomp herum getragen, und anter den Vorwand, als ob eg ein Opfer fiir dieſe 


‚Böttin wäre, eine Steuer eingefanmler, welche die Prieſter aber hernach zu ihrem eigenen Nutzen ver, 


wendeten. Sie führeten diefelbe unter allerley Geftale mit fich herum, oft auf einem he ‚welcher, 


vie wir davon oben das Bild gefehenhaben , von Loͤwen gezogen wurde; fintemaleg damalen nichts une 


eröhnfiches war , daß man Loͤwen und andere wilde Thiere , die man vorher dahm gemacht , vor d 
* me hat, So trugen auch die Galli, oder der Erzprieſter — tn eihäbe 
ter Arbeit aufder Bruſt. Einige festen diefe Goͤttiun auf einen Eſel, neben welchem fie ic Trommeln 
und Pfeiffen her giengen, und aller Orten eine Steuer begehrten; davon Lucianus und Apuleitisin 
feinem Buch, vondem in einen Efel verwandelten Menfhen ‚mit mehtern meldet, Gleichwie aber die 
eftet diefer Goͤttinn Galli genennet wurden; alſo hieß der oberſte derſelben Archigallus Ehen dieſe 
rieſter nannte man auch Metragyrtas, wellen ſie die Mutter der Goͤtter herumfuͤhtten auch Mes 
ftagyrtas, weil fie diefes alle Monat thaten: Es waren dieſe Priefter meifteng ſehr laftethäfte und gott⸗ 
Lofe geute, welche das einfältige Bold mit allerlen &iftund Verrug hintergiengen. Pucianus gedenft Noſi 


Yon ihnen , daß fie bisweilen über den abſcheulichſten Schandrhaten feyen ergriffen worden! E dab,.le 


dieſelbe einsmalg die Cybele in dem Tempel einer andern Gottheit niedergeſehet hatten; wo fie über Nacht 


— — ihrer 
— 3 )e m i 
Debrigens haben fie dieſer Goͤttinn alle Zucht und Ehrbarkeit aufgeopfert, welche fo wohl Mans als 
Meibs- Perfonen zu beobachten ſchuldig find ; indem fie mit ungefämten Haaren, weiß gefärbten Geſich⸗ 
tern, und mit allerlen unanſtaͤndigen und geilen Geberden, durch die Steaffen und Gaflen der Städte und 
Dörfer lieffen , und zu Unterhaltung ihres liederlichen Lebens eine Steuer einſamleten Zu Rom trugen 
ſie Bir Goͤttinn aliägelich im Monat April an den Fluß Almon, worin fie diefelhe badeten und abs 
wuſchen. 

$. 9. Eine vortreffliche Abſchilderung dieſer Goͤttinn ſehen wir Fir. 6. wo i 
Ungeheur ſitzet, das theils einem Menſchen, theils einem wilden Thier, gleidyer 6) — 


mit 


oA Attis in eine Fichte follfeyn verwandelt wor: IR“ u DIS vielmehr zu der Att diefer Reibung 
calret un mit heften und ſchnuͤren zugezogen war 
Es ſcheinet eine hoͤlzerne Klapper zu ſeyn, die man 6) Dis Un angezogen war. 
A den Trommeln oder Paucken bey den Feier⸗ ie der ein al leben: bed Bildhaners 


lichkeiten dieſer Goͤttinn gebraucht; 


eichnung unkenntlich worden : ra 





. 





Von der Goͤttinn Cybele. 9 
mit ben Thürnen gezieret If. Zur rechten hinter ihr ſtehet der Attis mic feinem phrygiſchen Hut oder 
Kappe. Mit der rechten hält fie ihre Trommel, welche fie an einen Strumf von einem Baum, um den 
ſich eine Schlange herum ſchlinget, anlehnet. Die Schlange ift fonften ein Zeichen der Sonnen, hier aber 
deutet fie auf die Arzneykunſt. Sm übrigen wird auf diefer Figur die Natur vorgeftellet, welches das 
groffe Fuͤllhorn fo diefe Goͤttinn mit dem lincken Arm umfaflet, und das mit allerley Arten von Früchten, 
und infonderheit mie Zirbel-Nuüffen, fo diefer Goͤttinn heilig waren, angefüller ift, anzudentenfcheinet. Es 
erheflet aber zugleich aud) hieraus, daß diefe fogenannte Magna Mater Deüm, oder Groſſe Mutter 
der Götter nichts anders feye , als das Erdreich oder die Natur felbft, welche allerlen Früchte aus 
demfelben hervorbringt. Diefer Abfhilderung fügen wir Fig, 7. und 8: annoch zwey Köpfe eben diefer 
Eybele bey, welche gleichfalls mit Thürnen gefrönet , und fehr röohlausgeärbeitet find. 

$. 10, Endlich verdienet hier annoch ein überaus ſchoͤnes Denfmahl; welches vor Alters auf dem 
Appifchen Weg bey Rom von Marmor aufgerichtet worden, feinen Platz. Es fteller dasfelbe drey Weib 
perfonen vor Fig 9.) welche allefanıe gethuͤrnte Kronen auf dem Haupt tragei. Das Werk iſt trefflich 
ausgearbeitet weilaber Feine Auffchrift daben ift, fo ift es ſchwer zu errathen ; worauf es fich beziehe. 
So viel iſt wohl gewiß, daß unter diefen drey Weibern drey unterfchiedene, vielleicht guiechifche Städte 
verftanden werden: Auch iſt es wahrfcheinlich, daß damit ein vorhabendes Opfer, welches fie verrichten 
follten ‚angedeutet werde, die erfte nemlich ‚ welche die Stelle einer Priefterinn zu vertreten ſcheinet, hat 
ihr Haupt mit einem Schleyer verhüller, wiees bey Opfern gewöhnlich war. Unter der gethürnten Kro⸗ 
ne haben alle dreye annoch einen Sorbeer- Kranz, wodurc zu erkennen gegeben wird, daß das Opfer wer 
gen einer erfreulichen und glücklichen Begebenheit follte verrichtet werden. Auch) find diefe Weiber mit 
Ohrgehängen geſchmuͤckt, und haͤlt die zwente einen Ziveig von einem Baum, die dritte aber eine Art eines 
weiten Krugs oder Beckens, fo bey dem opfern gebraucht wurde: Mebrigensiftdie Kleidung diefer Weis 
ber alfo befchaffen, daß deren Ehrbarkeit und gute Zucht, daraus fattfam erkannt wird. Vielleicht zielet 
diefer Marmor auf ein Gelübde, welches einige griechiſche Städte für die Wohlfahrt des Kayfers Auͤgu⸗ 
Dis oder wegen des glücklichen Ausgangs eines Kriegs, oder fonft irgend einiger genoffenen groſſen 

ohlthat, fliften und zu Tage legen wollten, fintemalen befannt ift, daß griechiſche Städtedergleihen 
Denkmahle oͤfter in Italien, iain Rom ſelbſten aufgerichtet haben. — 

5. in Auſſer den bereits angeführten Namen dieſer Goͤttinn Cybele, hies fie duch bisweilen Dea 
Phrygia (die phrygiſche Goͤttinn), weil man nemlich vorgab, daß fie aus Phrygien gebuͤrtig fen: 
fie wurde auch Dea Pellinuntia genennet, weilchemals in der Gegend der Stad Pellinus ein Bild der 
Cybele foll vomHimmel herabgefallen feyn, von welchen Fall ( 40 +5 wer.n, ) hernach die Stadt den Na⸗ 
men bekommen. In dem zweyten Punifchen Krieg aberift diefes Bild don Peflinus nach Nom gebracht 
worden: Dann in den Prophezelungen der Sibyllen fol nach der Auslegung der Decemuirorum (Zer 
henmaͤnner) enthalten gewefen feyn;, daß die Karthaginenſer nicht ehender würden Fönnen aus Italien 
vertrieben werden, big die Mater Idaea von Peffinus nad) Rom wiirde gebracht worden feyn. Es 
ſchickte desivegen der Roͤmiſche Rath alfohald einige Abgefandten nad) Aften an den König Astalus, um: 
denjelben zu vermögen daß er ihnen diefe Göttinn verabfolgen laſſen möchte. Diefer nahm die Gejand; 
ten nicht nur wohl auf ſondern führete fie auch felbft nach Phrygien, alwo man ihnen einen geheiligten 

fein anwies, den Die Einwohner Mater Deim, (Mutter der Bötter) nannten y den fie alſo 
nad) Rom brachten ; wo er indem Tempel der Victoria (des Siegs) beygefeget worden: Andere der; 
felben Namen, die nicht eben oft vorkommen, übergehen wir hier mie Stillſchweigen. Unterallen Nas 
Men derſelben ift feiner gebräuchliche , als daß fie Dea Syria genennet wird : davon diefeg die Urfache 
ſeyn foil, weil fie infonderheitin Syrien in groffen Ehren gehalten wurde. Die Griechen nennen diefelbe 
jum nilers Dindymene. Der Poet Pindarus hat ihr zu Ehren zu Theben neben feinem Haus einen 
Tempel aufbauen laſſen, der noch 706: Jahr nachher zur fehen gewefen: 


Das zweyte Kapitel: 
Bon dem Saturnus und der Zeit, 
N | 
" Saturnus wird von den Fabelbefchteibern insgemein für einen Sohn des Coelüs (des Zim⸗ 
N mels) und der Velta oder T'ellus (der Erde) u Diefer fol feinen — 
B 2 aben; 


ſoll cin Sphinx feyn , deren in andern MWbildnn⸗ gen; womit auf ihre geheimnisvolle Kenntnis und 
gen zwey unter dieſer Gottinn anf beiden Seiten lie— Bershring gezielet wird; 


* 











=> Tab, II. wird, worüber Saturnus die Aufſicht fol gehabt haben. Tab. II. Fig. 1. Te 


8 Des erften Buchs zwehtes Capitel. 


haben, damit er feine mehrere Kinder zeugen möchte, Deſſen Gemahlinn mar die Rhea, welche ihm 
verfchiedene Söhne und Töchter gebohren n sjweil er aber vorher wußte, daß ihn mit der Zeit einer von 
feinen Söhnen vom Thron ftoflen würde, fo hat er fie allefamt , gleich nad) der Geburt, verfhlungen. Den 
noch hat ihn die Rhea einmal betrogen, indem fie ihm an eines neugebornen Sohns, Namens Ju⸗ 
piter, einen Stein zu verſchlingen gegeben, und diefen Sohn alfo bey dem geben erhalten hat. Nach» 
dem nun diefer Jupiter zu mehreren Jahren gefommen, hat er feinen Vater Saturnus mit Krieg über 
zogen, befieget , mit Ketten gebunden, und famt deflen le in die Hole geſtuͤtzet. Es hatte aber 
Saturnus mit diefer Rhea dren Söhne, als nemlich den Jupiter, Neptunus und Pluto, famt einer 
Tochter, Namens Juno, wozu andere annoch die Befta und Ceres rechnen ‚gezeuget, Gieichwie aber 
die Mythologi fid) gar oft felbft widerfprechen : fo hat man auch hier ein Erempel, da einige derſelben 
diefe Rhea, die Gemahlinn des Saturnus gewefen, gleichfalls für eine Tochter des Coelus und der 
Terra angeben r). 
8. 2. Nach dem Bericht der Roͤmiſchen Gefhichtfchreiber, Hat Saturnus nad dem Janus in 
Italien geherefchet ‚und foll er dafelbft fein Regiment mit fo geoffer Klugheit und Gerechtigkeit geführer 
haben, je man unter feiner Neglerung nichts von Sclaverey wußte, nod) jemand etwas eigenes hattes 
en alles zum gemeinen Gebrauch) frengelaffen war, als wann alle Güter und Vermögen einem allein 
zugehöreten, oder alle zufammen gleichſam ein einiges Gut befäffen. Daher ift nachgehends die Berorde 
nung gemacht worden. daß auf den Saturnalibus, als einemdem Saturnus zu Ehren angeftelltem iaͤhr⸗ 
lichen Feſt, aller Rang und Vorzug ee Herren und Knechten aufgehoben wurde, und diefe mit iee 
nen zu Tiſche ſaſſen, undgleiches Recht und Ehre mit ihnen genoffen; ia einige wollen fogarbehaupten, 
daß die Herren bey folcher Gelegenheit vor dem Tiſch ſtehen, und ihren an dem riſch ſitzenden Knechten 
hätten aufwarten muͤſſen. Dieſe Regierung des Saturnus pflege man in der Hiſtorie aureum füecu- 
lum, die güldene Zeit, zu nennen, Ein gewiſſer Berg zu Nom, der nachgehends Capitolinus genen. 
net worden, foll vorher auch Saturnius geheiflen haben; iafogar gang Italien wird bisweilen von den 
veten Saturnia genennet. Uebrigens foll nad) der Meinung des Cicero Lib. II. deN. D. Saturnus 
Kin Namen davon befommen haben, weil er ſich mit Pa (roraus die Zeit befteher) fättiget, quod 
tureturannis. Daß er aber feine eigene Kinder fol verfchlungen haben, wird deswegen vorgegeben, 
weil die Zeit die leinern Theile, woraus fie beftchet , in ſich un , und die verfloffenen Jahre, ohne ſatt 
zujverden, gleichfam verſchlinget. Daß er von feinem Sohn Supiter feye gebunden worden, fol bedeu⸗ 
ten, daß die Zeiten Feinen ungewiſſen und unordentlichen Lauff haben, fondern fich nad) dem Sauff der 
himimliſchen Eörper eintheilen und abmeffen laſſen. Bon den Griechen wird er xasror oder xgovor, (Chro- 
nos oder Crowos genennet, welcher Name auch die Zeit bedeutet , weil er den Lauf und die Ordnung 
ber Zeiten in fich enthielte. i “er 
5. 3. Dieſerwegen wird er insgemein unter dem Bild eines alten niebergebeugten Mannes vor⸗ 
geſtellet, welcher eine Sichel oder Senfe in der Hand führet 5 womit zugleich auf den Ackerbau gezielet 
hnet er ſich an den Strunt 
eines Baums, um Ben eine Schlange mindet , welches feine Abficht etwan aufden Cpiron, den 
Urheber und Erfinder der Arzenenfunft, haben mag, als welcher von einigen gleichfalls unter die Soͤh⸗ 
te der Rhea gerechnet wird, die fie dem Saturnus geboren hat. Bißweilen wird er mir gebundenen 
oder A Füffen vorgeftellet , welches nac) dem Zeugnis des Apollodorus 
daß der Same zuden Feldfrüchten , für deffen Erhalter und Befchüger Saturnus gehalten MULde, alte 
fongs gleichſam todt und gebunden feye, bie um die Zeit des Feſts des Saturnus, da er anfange zu fel- 
nem Wachsthum zu fommen. In diefer Geftalt koͤmmt er Fig. 2. vor ; mo er nemlich durd) ein zwi⸗ 
ſchen den Schenckeln — Vand, das ſich unten in ſwey ſchmale Binden theilet, an beyden 
Fuͤſſen über dem Knoͤchel gebunden erſcheinet. Man kann aber nicht erfennen, 


: 100 diefes B 
dem Rücken veft gemacht ſeye. Diefe Bänder follen , nad) dem Bericht des erftged es Band Hinter 


} achten Apo R 
von Wolle zubereitet geweſen ſeyn, und habe man diefelbe an denn Saturnalibus ——— 
Sprichwort entſtanden; daß die Goͤtter wollene Fuͤſſe haben, d. i. daß fie zwar in Beftraffun 
der Bosheit der Menfchen fehr langfam und — waͤren, aber den langen Verzug hernach dur 
defto ſchwerere Straffen erfegten und einbrächten. arum aber der Satuırı 
Senfe verfehen feye, davon kann man Feine gewiſſe Urſache anzeigen; wo nicht etwa auf ein geboppeltes 
Werk damit gefehen wird, welches man dem Saturnus zuſchreibet, nemlich erſtlich, daß er feinen Ba 
ger caſtrirt, und zum andern , weiler der — ber Fruͤchte und Schnitter ſeyn foll, 

5. 4. Es wird aber auf den alter Denkmahlen dem Saturnus nicht im 


s mer eine Sichel beygefiiger. 
Ein Beweis davon find die beyden folgenden Figuren No, 3. und;4. da diefer Gore in u —— 


Geſtalt, 


3) Man ſehe die Algemeiue Weltbiſtorie, Theil 4. ha 584. ſeq. Seite 490, 


fo viel bedeuten foll, 


tus hier miteiner doppelten 


N U — 





























in rumoplarl: Regis Gall: 
— 


SI 








4.Saturnus arborıs trunco a Serpente. circumvoluto rixus, cum falce, ‚proprio eins Symbolo.2.Saturnus alıger incurvata 
corpore falci imuæus cuzıs pedes vinculo singulari. modo ligatı.>. idem in Herme formam definens, et ambalrus mazalus 
olobum tenens. 4. Jdem. deastra facem. ardentem a serpente circumdatam, sunistra perpendieukım, tenens; vestis ums 

oculis consperso pedibusq, ale affıze. 5. operculum momumenti agusdam, in quo quatuor anni terkpestates reprajentantur, quas etiam, 
nummus fig.6. eschabet. 7. Imagines, jeptem. dierum hebdomabis in navi. 8. Imago crepufeuli.g. Imago auror.20. Imago vefpera . 








nn 


—— mn nn ann ——— 











Korn dem Saturnus und der Zeit. 9 


Geſtalt, als fonften gewöhnlich, erfiheinet. In der erften Vorftellung Fig. 3. fehen wir ihn als einen 
alten Mann, mit einem groſſen Bart, der einen $orbeer-Cranz auf dem Haupt hat, unten aber in der 
Form einer Herma oder mercurialifchen Bildfeufe, (die einen etwas zugefpisten Stein anſtatt der Fuͤſſe 
vorſtelleten,) zuſammen laufet. Auf dem Kopf hat er annoch einen groſſen Stern, welcher ohne Zweifel 
die Sonne andeuten ſoll, wie man ſolches auch an andern dergleichen Bildern wahrnimmt. Ueber das 
hat er Swen grofe Flügel, und halt mit beyden Händen eine groffe Kugel vor ſich, worunter ohne Zwei⸗ 
fel unfere Erdfugel verſtanden wird; als welche fich in diefer Zeit befindet, und den mancherlen Veraͤn⸗ 
derungen nnd Abwechfelungen derfelben unterworfen ift. Nicht wenigerift auch die folgende 4te Figur 
befonderg merkwuͤrdig, als welche gleichfalls einen alten Mann mit einem groſſen Bart vorftellt, wie die 
vorige, der aber einen durch einen Bariel aufgeſchuͤrzten Rock um ſich hat, welcher mit vielen Menſchen⸗ 
Augen beſetzt iſt. In der rechten haͤlt er eine groſſe brennende Fackel, um welche ſich eine Schlange ger 
wunden hat, die mie vielen Sternen befeßet iſt, als worunter der Thier-Creis mit feinen Geftienen fol 
verftanden werden. Die menfchliche Augen, womit das Kleid diefes Saturnus gleichfam befäet ift, fol 
darauf zielen ‚daß alles ‚was gefihicht , gleichfam vor den Augen der Zeit , die hier als eine Perfon vor» 
geftellet wird, geſchehe, und derfelben alle vergangene / gegenwärtige und zufünfftige Dinge befanne 
ſeyen. Warum aber eben diefer Saturnus hier eine Bleywage / deren fich die Baufeute und Steinmegen 
zubedienen pflegen, in der Hand führe, Kine fich nicht fo leicht errathen. Vielleicht möchte diefeg die 
Urfache feyn, weildiefe Bildfeule etwan von einer gewiſſen Geſellſchaft einiger Baumeiſter und Steinme⸗ 
gen, die für den Saturnus eine befondere Hochachtung gehabt , ft aufgerichtet worden; als womit 
diefelbe zugleich durch Beyfuͤgung diefes Inftruments anzeigen wollen , daß fie. den Saturnus für ihe 
ven befondern Patron und Schusgott erfenneten; gleichwie auch, wie wir beffer unten vernehmen wer⸗ 
den, ehemals die Becker, um anzuzeigen, daß fie die Goleinn Veſia für ihre befondere Schutzgoͤttinn 
hielten , ihrer Bildſeule einige Fruchtaͤhren Iund einen Muͤhlſtein beygefuͤget haben. Es hat aber der 
Saturnus hier aud) Fleine Flügel an feinen Füffen , dergleichen man fonften an dem Mercurius ſiehet, 
und diefes zum Zeichen , daß man unter diefer Figur wicht die ganze Zeit überhaupt ‚fondern nur einer 
Theil derfelben zu verfichen habe; als welches um fo mehr auch daraus erhellet, weil wir oben unter der 
geftienten Schlange , welche fich um de Ten Fackel geſchlungen hat, den Thier⸗Creis verftanden haben. 
. _$ 5 Indem aber der Name Saturnus, den die Griechen Chronos (xgvs) nennen, oft fiir die 
zeit felbft angenommen wird : fo ift hier ferner anzumercken, daß die Alten nicht nur die Zeit, fo fern 
fie in einem allgemeinen Berftand fiir die Dauer aller und ieder Sachen angenommen wird, unter gewiſ⸗ 
ſen Perſonen und Figuren vorgeftellet : ſondern auch einen ieden Theil derfelben ‚unter gewiſſen Bilder 
unfern Augen vorgeleget haben. Dievornehmfte und befanntefte Theile der Zeit find folgende. 1.) 
BAER aeuum , welches Wort bey den Griechen in mancherlen Verſtand angenommen wird ; dann bis 
RL man darunter das ganse $eben eines Menfchen, bisweilen eine fehr lange aber unbeftimte 
Mor Eee auch gar die unendliche Ewigkeit. 2.) yarz generatio oder ſaeculum, uͤber welcher 
———— eigentlichen Verſtand, die Meinungen gleichfalls ſehr zertheilet ſind. Einige nemlich 
greiffen; biß fi —* dieſe beyde Worte generatio und faeculum . eine Zeit von 30. Jahren ‚in ſich ber 
u a Gelehrten endlich faft einmuͤthig erklaͤret haben, daß das Wort fieculum eine Zeit 
von 30. Jahren et nad) der gemeinen Meinung wird das Wort yers= generatio für eine Zeit 
Fr sehe ten. Uebrigens aber ift die Gewohnheit , die Jahre nach Generationibus zu deh⸗ 
N Net enn ſelbſt Zerodotus fich diefer Art der Zeitrechnung bedienet (2). 
Enns ale he e — vorgedachten groͤſſern Theilen der Zeit ‚find annoch einige Eleinere Theile derfelben bes 
En ki nf N I.) Luftrum , eine Zeit von fünff Sahren,von den Griechen revrernes genannt ‚von 
— —9 das Jahr. 2) Annus das Jahr; 3.) Horae oder tempeſtates anni , die 
N u Jabrszeiten, 4.) Menfes, 4.) Monate 5.) Hebdomadae , Wochen 5 6.) Dies, 
Morg RA biefelben einen Theil der Wochen ausmachen. 7.) Crepufculum matutinum, die 
Veiper , der ern ; 8.) Aurora, die Worgenrörbe 5 9.) Meridies , der Mittag; 10.) 
die Nacht ed: ı 1.) Crepufculum uefpertinum ‚die Abenddemmerung ; und 12.) NOX, 
ſtellet 3 und diefe 'e diefe befondere Theile der Zeit wurden von den Alten unter gewiſſen Bildern vorge» 
en S Sue bißweilen auf unterfchiedene Art und Weiſe. 
Bean wir eit von 5. Jahren, von den $ateinern Luftrum, von den Griechen aber Penteteris 
Grammatik ein Br einer weiblichen Geſtalt abgefchifdert 5 weil nemlich das Wort Penteteris nach der 
ce Saum iſt. Es war diefes gleichfam zu einer gemeinen Negel angenommen,daß 
— de. unter demienigen Geſchlecht vorgeſtellt hat, welches dem Namen derſelben in der 
eygeleget war; alſo zwar , daß wenn ein Er Wort oder Name Generis Mafculi 
war, 


2) Von den alten Arten die Zei | 
falle, Seite 97.99. die Zeit zu berechnen, fiebe Die Algen, Weltb. Theil, ». Vorrede ber engliſchen Vers 








er Des erften Buchs zweytes Capitel. 


war , man das Bild davon in männlicher Geftalt vorftellete , wo e8 aber generis feminini tar, 
man ihm eine weibliche Geftalt gegeben hat. In dem prächtigen Aufzug des Prolemäus Phi⸗ 
Iadelphus, erfihien diefe Penteteris unter der Geftalt einer uͤberausſchoͤnen Meibsperfon , von einer 
anfehnlihen Gröffe und Länge von 4. Ellen, in einem fehr Foftbaren Kleid, mie vielem Gold geſchmuͤckt, 
toben fie in der rechten eine Krone hielte, fo aus den Blättern eines gewiſſen Egyptiſchen Baums , zus 
fammen geflochten war ‚ in der linken aber einen Palmzweig trug: Was aber diefe Zeichen mit der Fuͤn⸗ 
fer- Zahl für eine Verwandſchaft heben follen, ift unbekannt. Das Jahr, welches von den Griechen 
Eau ſo ein Wort männlichen Geſchlechts ift, genennet wird, wurde bey eben diefem Gepräng unter 
der Geſtalt einem Mannsperfon vorgeftellet, welcher vor dem vorigen Bild, fo dag Luuftrum abbildete, 
gergieng. Diefes männliche Bildnis war aud) vier Ellen lang, in einem Kleid ‚deren man ſich bey den 

tagödien bedient, und mit einer Larve verfehen, woben es zugleich eine Bildfeufe hielte. Diefer Auf 
zug ift vielleicht deswegen erwehlt worden, weil ſich in iedem Jahr allerley glückliche und unglückliche 
Veränderungen ereignen, worauf man mit diefen Zeichen der Trauerfpiele hat abzielen wollen. Das 
Fuͤllhorn aber ſchickt fic) zur Abbildung des Jahrs gleichfalls nicht uneben, wann man auf die vier be 


Fannte Jahrzeiten ſiehet, welche zum Dienftund Erhaltung des menfchlichen Sehens allerlen Srüchte und. 


nuͤtzliche Dinge hervor bringen. 


$. 8. Die befondere Jahrszeiten , wurden von den Griechen «em ( Horae’) genannt, und fiir 


die Töchter des Jupiter und der Themis gehalten. Es iſt befannt, daß nor Alters bey den Griechen man 
nur von drey befondern Sahrszeiten, als nemlich von dem Frühling, Sommer und Winter gedacht habe. 
Doch ijt Fein einiges altes Denfmahl befannt, in welchem nur drey Horae oder Sahrs-Zeiten vorge, 
ftellet werden. Die vier Jahrszeiten befinden fid) an dem Dedel eines gewiſſen Grabmahls ſehr artig 
und deutlich auegedruckt, wie ſolche Fig, 5. zu ſehen find. Die Hauptbilder find vier Weibsperfonen, 
welche nad) ihrer Hauptzierde, Kleidung und Früchten y die fie haben ‚tie auch in Anfehung der bey ih⸗ 
nen befindlichen geniorum oder kleinen Knaben, merklich von einander unterſchieden, und ganz kentlich 
find. Der Sommer und Winter find an den beyden aͤuſſerſten Enden entgegen gefeßt, der Frühling und 
Herbſt aber fügen in der Mitten, und Fehren einanderden Rücken übrigeng aber werden fie ſich theils ge» 
genden Sommer, theils gegen den Winter; anzuzeigen, daß fie an beyden Theil nehmen 5 die vier Ge 
nü find in gleicher Ordnung gefeßet. Die erfte Weibsperfon zur rechten , welche das Geſicht gegen der 
linden drehet, ftelt den Sommer vor; destvegen iſt fie halb nadend , und hat auf dem Haupt eitte 
Krone von Kornaͤhren, gleichwie auch in dem Fuüllhorn; welches fie beruͤhret, eben dergleichen Sommer. 
üchte zu fehen find; der ben ihr ſtehende Genius halt in der rechten gleichfalls etliche Kornäkten,inder 
re aber eine Sichel, womit man die Feldfruͤchte abzufchneiden pfleget. An dem gegenüber ftehenden 
Ende fit eine andere Weibsperfon , welche den Winter vorftellt , und deswegen mit Kleidern überall 
wohl bedecket iſt; gleichwie auch ihr Haupt mit einer Decke gewiſſer maffen umhuͤllet ift. Uebrigens ftre- 
cket fie ihre Hand nad) einigen Winter-Srüchten aus. Auch it der ben ihr ftehende Genius nicht gefluͤ⸗ 
gelt, wie die uͤbrigen, ſondern mit Kleidern bedeckt, einen Haſen in der Hand tragend, weil die Jagd 
vornehmlich in und gegen der Winterszeit im Gang zu ſeyn pflege. Der Herbſt filst gerade gegen dem 
Sommer über, und iftmit Trauben und Reb⸗Laub gefrönet, dergleichen Zweige fie auch mir ihrer rechten 
Hand an dem Fuͤllhorn berühret, in welchem der Genius die Früchte zu recht zu fegen ſcheinet. Hiere 
nebft ift annod) diefes zu mercfen ‚daß diefe Weibsperfon auf derienigen Seite, da ſie ſich gegen den Som⸗ 
‚mer wendet, nackend, auf der andern Seite aber, da fie ſich gegen den Winter wender ‚, mit Kleidern bes 
deckt ift. Hinter dem Ruͤcken des Herbfts ſitzet der Srübling ‚ der dag Geſicht gegen den Winfer keh⸗ 
vet, und gleichfalls unter der Geftalt einer Weibsperfon mit einer Krone von Blumen gezieret ift. Das 
dabey ſtehende Fuͤllhorn ift vol Blumen, und wird von dem Genius angefaßt, Ferner fiehet manan' 
diefer Perfon, daß der Fuß, welchen fie gegen den Winter ausftrerft, mit einem Schuh verwahret Ihr 
Leib aber nur auf der Seite gegen den Sommer in etwas entbloͤſſet iſt. 


$. 9. Eben diefe vier Sahrszeiten kommen aud) auf einer groffen Münze, unter der Geſtalt vier 


Knaben, vor, Fig.6. dev Winter nemlich zeigt ſich unter der Geftalt eines Knabens, der ordentlich 
{ A € . . — \ 
angekleidet und mit Schuhen verfehen iſt; der uͤbrigens in der einen Hand vinen groffen Vogel haͤlt, mit 


der andern aber einen Buͤndel, der an einem Knebel ihm uͤber die Achfel haͤnget, zu tragen ſcheinet Die 


uͤbrigen drey Knaben ſind alleſamt nackendt, und traͤgt der Fruͤhling in der einen Hand Bi i 
Anden be ein Rehboͤcklein. Der Sommer hat eine Sichel ‚der Serbſt aber a: — 
allerley Fruͤchten auf dem Kopf. Unter dieſen vier Knaben ehen die WorteRelicitas Temporum, 
(die Gluͤckſeeligkeit der Zeiten) welches entweder von der fückfeefigfeit der Zeiten überhaupt,oder 
vonder gefegneten und glückfeeligen Veſchaffenheit der Jahreszeiten deffelbigen Jahrs, da diefe Minze auf 
Befehl des Kaifers Commodus ift gepräget worden, kann verstanden werden. 
$. 10. Ob die Griechen aud) die Monate unter menſchlicher Geſtalt vorgeftellet haben, iſt un⸗ 
bekannt. Da man bey den Roͤmern, deren Vorgaͤnger und Anführer iene in dergleichen Dingen ges 


weſen 





DVODECIM ANNI MENSES. | Tab. III 
Maruus 








Januartius 



































Ze a» 2 — 
ll INN 




















Fere 














Von dem Saturnus und der Zeit. u 


weſen find , antrifft, daß fie die Monate gleichfalsjunter menschlicher Geftalt abgebildet haben: fo ift 
ganz wahrfcheinfich , daß die Griechen eben dergleichen vorher gethan haben ; zumalen diefelbe die Zeit 
von fünf Fahren (Luftrum) ‚das Jahr und die vier Jahrszeiten, die Morgen-und Abend- Demmerung, 
die Morgenröthe, den Tag, Mittag, Abend und Nacht, ebenfalls als Perfonen, von unterfchiedliherBil- 
dung, mit allerlen beygefügten Zeichen ‚ vorgeftellet haben ; warum follten fie alfo der Monate vergeflen ha- 
ben ? Ob aber gleich dieienigen Vorftellungen dee Monate, welche wir hier mittheilen , erftzur Zeit des 
Ehriftlichen Kaifers Conſtantius follen entworfen worden feyn: fo erfennet man dennoch daran alleund 
iede Zeichen und Spuren des heidnifchen Aberglaubens. Dann, zugeſchweigen, daß umdiefelbe Zeit an. 
noch diemeiften Menfchen dem Heidenthum angehangen haben : fo haben die Ehriften auch in folgenden 
Zeiten noch manches —— was von ihren heidniſchen Voreltern eingefuͤhret worden ; wiewol ſie 
ierunter der Chriſtlichen Religion im geringſten nicht Abbruch zu thun begehreten. Auſonius, ein 
hriſtlicher Poet, der anfangs auch ein Heide geweſen, hat in feinen Schriften viele verwerfliche Nee 
densarten, daraus man ſchlieſſen follte, daß er der heidniſchen Religion allerdings muͤſſe zugethan gewe⸗ 
ſen ſeyn; wie es denn keineswegs an ſolchen fehlet, welche ihn für einen Heiden halten, Uebrigens has 
beſn die Monate wahrſcheinlich nicht immer einerley Figur gehabt. 
$. 11. Dieienigen Vorſtellungen, welche wie hier Tab. IlI. mittheifen , find zuerſt durch den Tab. u 
gelehrten Lambecius 3) aus einer in der Kaiferl. Bibliotheck befindlichen alten Handſchrift an das ticht · Al. 
Zeſtellet worden, nebſt einem alten Calender, zu dem fie gehören, welchen wir hier einzurucken für unnoͤthig 
erachtet haben. Es fangen aber diefe Monate nad) heutiger Gewohnheit mit dem Januarius an, welcher 
doch vor Altersin der Ordnungder eilfte , wie Februarius , der zwoͤlfte gewefen ‚auf welche ehemalige 
Oroͤnung fich die Namen Quintilis, Sextilis , September, October, Nouember , December, be» 
iehen, weil man ehemals die Monate vom Martius an gezehlet. Sonft ift befannt ‚daß bey den Altern 
Roͤmern anfangs das Jahr nur in zehen Monate ſeye eingerheilet geweien. —— i 
$. 12. Der Januarius oder Jnner wird hier unter dem Bild eines römifchen Buͤrgermel⸗ . 
ſters vorgeſtellet, der fein biirgermeifterfiches Staatsfleid trägt ; wie fie nemfic) zur Zeit des Kaiferg 
4 Conſtantius gekleidet geweſen. Weil man von der eigentlichen Tracht der Buͤrgermeiſter ‚ wie fie um 
die Zeit erftgedachten Kaiferg gekleidet gewefen, Feine eigentliche Beſchreibung irgendivo antrifft : fo iſt 
gegenwärtige Vorftellung derielben dejto merehwiirdiger. Es iftderfelbe erjifich mit einem Rod beffeidet 
der ihm ungefähr über die Waden gehet, deffen etwas breiter Saum mir Edefgefteinen ſcheinet beſetzet zus 
feyn. Die Ermel diefeg Rode gehen faſt biß auf die Hände , welches wider die Gewohnheit der alter 
Römer ift; die weit Fiirzere Ermel getragen haben. Weber die rechte Schulter hanget gleicyfam ein brei⸗ 
tes Degengehäng oder Bandelier „velches gleichfalls mit Edelgeſteinen befeget iſt und in das Kleid eitte 
genehet oder eingewirket war; und ſcheinet eg, daß von eben diefem ſchiefen Strid) ‚ der von der rechten 
Sdgulter gegen die lincke Huͤfte zu Fiefe, eine gewiſſe Art von Kleldung, welche die Roͤmer Trabea nannten, 
} und weit fürzer war, als die ordentliche Toga,hievon den Namen befonmen habe. Allein diefes Dans 
! 


delier „venn man es alfo nennen darf / ſcheinei nicht auf einer Trabea , fondern auf dem obbefchriebenen 
etwas laͤngern Rock veſt gemacht zu foyn. Es hat aber die Kleidertracht ſich ſchon in den alten Zeiten fo 
u ofen viel verändert, daß man nichte gewifles davon fagen kann; zumalen die alten Schrifſteller fich 
keine Muͤhe gegeben haben, diefelbe umftändlich zu beſchreiben. Cs mag aber der Ober» Mantel, wo⸗ 
mie der Unterrock bedeckt iſt eine fo genannte Traben feyn. In der linken Hand halt diefer Buͤrgermei⸗ 
fer eine Blume, welche einem Kleeblat ähnlich iſt; was hierunter verftanden werde 4), ift uns unwife 
fen. Hiernebft fehen wir, daß er Weihrauch in das Feuer wirft , welches dem Gott Janus und den 
ausgoͤttern zu Ehren gefihehen feyn mag, wie ſolches aus den hernach angeführten Verſen des Aufos 
nius erhellet. Der Altar , aufweldem das Feuer brenner, ift von einer aufferordentlichen Geftalt,und 
„einem Ucht⸗Knecht oder Gueridon, dergleichen wir in unfern Schlafzimmern haben , um die Leuchter 
darauf zu fielen, nicht unaͤhnlich. Neben dem Altar ie: ein Hahn, womit vielleicht ET a 
) 2 d 


3) In der erften Zugabe des Anhangs zum sten Buch befegten Turban, hinten aber einer Kappe, oder 
feiner Nachrihten Bd ee Bibl. von Saputium , gleichet , und wol felten bey ſolchen 





Seite 271 - 289, © nachher in den Graͤ⸗ erfonen vorkommt. Mas Montfauc don Dem 
vifiber Thefaurus ni ae g. auch eins eltenen Altar ruͤhmet, bejchreibet einen Dreifus, 
gerückt worden. Der Kalender felbft , dienet fehr moon vielerley Geftalten vorkommen : Altäre fer 
zur Verftändlichkeit der Worftellung , indem Der hen anders aus. Das Gefas auf dem Geftclle der 
Maler gemeiniglich die Gelegenheit daraus nimmt. andern Seite , ift cher eine Weihrauch = Büchfe, 


Die Verſe er mande Erleuterun als eine Milch: oder Oelflaſche. An allen hat die 
daher. N aD r . Erfindung des Malers viel Antheil; der auch den 
Hahn zu einem Bild ded Anfangs des Jahres, (wie 


4 Was befonders möchte wol nicht Darunter zu file 
6 $ fonft des Tages) macht. Die Berfe treffen nicht 


hen, und wol blos dem Urheber der Zeichnung zu⸗ 


zuſchreiben ſeyn. Den Hauptſchmuck Ubergehet vollkommen mit bieſer Zeichnung uͤberein. 
Monifaucon; der vorn fait einem mit Edelſteinen 











12 Des erſten Buchs zweytes Capitel. | 


daß diefes Hauchopfer den erften Jeuner Morgens frühe ſeye gethan worden. Auf der andern Seite ſte⸗ 
het noch ein Altar von gewöhnlicher Geftalt, auf welchem ein Gefäß ſtehet, fo mit einiger ftüffigen Mater 
vie (Wein, Milch oder Del) deren man ſich gleichfalls bey gewiſſen Opfern bedienet , ſcheinet angefuͤllt 
worden zu ſeyn. Die Verſe des Aufonius ‚welche vom obgedachten Lambecius unter einen ieglichen 
der zwölf Monate gefeget worden, befinden ſich zwar nicht in den fonjt vorhandenen Ausgaben 5) der 
Gedichte des Aufoniusz doc kommen diefelbe mit dem Alter, und der befannten Schreibart diefes Poe⸗ 
ten fehr genau Überein. Zu dem Jenner gehören folgende vier Verſe: 
Hic Iani menjis facer eft : en-afpıce ut aris 
Thura micent, fumant ut pia thura Lares, 
Annorum faeclique caput, natalis bonorum, 
Purpureos faftis qui numerat Proceres. 6) 
Endlich iſt auch noch diefeg zu Me diefer Burgermeifter Schuhe an den Füffen habe, deren Oberle⸗ 
der gewiſſer maffen ausgehauen iſt, und diealfo nicht den ganzen Fuß, fondern nur den Vorfuß ſamt 
den Zehen deflelben bedecken. b 
8.13. Der Sebrusrius oder Sornung erſcheint unter allen Monaten ganz allein in weiblicher 
Geſtalt; warum, weiß ich nicht 7). Die Hauptzierde iſt auf eine ungewoͤhnliche Weiſe aufgefest. Sie 
traͤgt einen langen Rock, ſo mit einem Gürtel umgeben, und hält eine Ente auf ihren Händen, um da 
mit anzuzeigen, daß diefer Monat insgemein fehr naß und vielen Negentyetter unterworfen ſeye; als wel- 
ches auch aus dem oben zu der Seiten befindlichen umgefturzten Waflergefäs, aus welchem eine groſſe 
Menge Waſſers heraus laufft, geſchloſſen wird. So ſiehet man ferner auch zu deren rechten einen Rei 
ger, fo ein Vogel, der ſich auch viel an den Waflern und in den Suͤmpfen aufhält ; als welches ebenfalls 
dahin zielet, daß es indiefem Monat öfters zu vegnen pflege 3 zumalen in Stalin, wo der Winter nicht 
fo lange dauret und auch nicht fo hart iſt, als anderswo: darauf auch die Berfe des Aufonius Ihre Ab» 
ice Haben 
At quem caeruleus nodo conftringit amictus, 
Quique paludicolam prendere yaudet auem; ©: 
Daedala quem iactu p'uuio circumuenit ris 
Romuleorıru Februa menfis habet. 8.) | 
Es pflegten nemlich in diefem Monat die Februa oder Verföhnungs-Fefte gehalten zu erden ; davon 
der Monat Februarius den Namen befommen hat ; nicht weniger wurden in eben demfelben auch die 
Todten-Opfer für die Abgeftorbenen verrichtet. i J 
$. 14. Der Martius oder Merz, , wird unter einerMannsperfon vorgeftellet , welche mit ei. 
nem Wolfspelz umgürtet ift 5 welches Thier dem Mars geheiliget war ‚weil feine Söhne, Romulus 
und Remus von einer Wölfin follen gefauget worden. feyn; welches die nachftehende Verfe des Auſo⸗ 
nius ſagen wollen: 
Cinctum pelle lupae promtum eſt cognofcere menſem, 
- Mars illi nomen, Mars dedit exuuias. 
Tempus Ver , bocdus petulans et. garrula ‚birundo 
Indicat, et finus Ban — berba Er 9.) 
$. 15. Der Aprilis oder April, iſt auf eine ganz befondere Art vorgeſtellt; ſowol in 
der Kleidung, als auch in Betrachtung der Geberden und Stellung. Es 
Mannsperfon in einem weit aufgeſchuͤrzten Rock, der oben mit einigen Knoͤpfen beſeht iſt, in der Ge⸗ 
ſtalt eines Menſchen, der vor Freude huͤpfet und ſpringet 10); in der Hand führer er eine Art von Inſtru ·⸗ 


menten, 


5) Auſſer in der ſo Elias Vinetus 1580. in 4. he⸗ 
ſorget; Lanbecius, Graͤvius, Fabricius bt 
nennen dieſe Verſe ſchlechthin vom Auſonius. 

6) Dieſer Monat iſt dem — heilig; ſiehe wie der 
Weihrauch, auf den Altaͤren brennet, und tie ihn 
die Hausgötter genieſſen. Er ift der Anfang der 
Kahreund Jahrhunderte, der Tag, fo die Ehren: 
Kim austheilet, und von dem man in den Stadts 

uͤchern die geführten Aemter fortrechnet. 

Des Janus Feſt wird in dieſem Kalender auf den 7. 
Jenner gefeßt_: Tano parri. Die Schube hat wol 
der Maler fo ſchlecht gemacht. 

7) Wenn es nicht fein Abfehen auf die alte Jano 
Februg hat , iſt es wol ebenfals der Erfindung 
bes Malers zuzuſchreiben, Der ihr auch einen fo 
fonderlihen Aufſatz gegeben, 


8 Der aber, den ein waſſerfarbigtes Kleid i 
det ( umgibt 
der einen beym Waſſer ſich aufhaltenden Kogel in 
der Hand hat ‚und um den ein dielfarbigter Regen⸗ 
Pe a — Februarius ), da nach 

nie it man it Reini 

iin, ſich mit Keinigungen ber 
9. Man kann den Monat, der mit einem Wolfsfell 
umgeben ift , leicht eennen Mars hat a 


Namen und aud) dieſes Fell zukommen Lafien. Der 
fpringende Bock und die ſen. 
der Milchtopf und da ie geſchwaͤtige Schwalbe, 


erg: 8 u IR 
* Srühlingszeit, grüne Gras, bedeuten die 


20. Die Venus bezicht ſich auf das Feſt derſelben, fo 
glei) mit dem Anfang des —— 
den, Dis wunderliche Stellung des andern — 

au 





Kon den Saturnus und der Zeit. 13 


menten, welche den Crotalis (diefes waren zwey nahe zufammen gefiigte Becken, welche , wann man fie 
bervegte , zuſammen ſchlugen und einen hellen Klang von fich gaben) nicht unahnlid) find. Unter dem 
einen Fuß hat ex ſechs Pfeiffen, faſt in der Geftalt, wie die Syringes des Pan, welche eine Art eines In⸗ 
firuments zu feyn feheinen, welches man, wie das Pedal in einer Drgel, mit den Fuffen tritt. Vor ihm 
fteht das Bild der Benus auf einem Geftell, welches mit] geometriſchen Figuren verfehen ift. Um diefe 
Benus ziehet fich ein aus Myrten zufammen geflochtener Bogen zufammen , in der Geſtalt eines Por- 
tals oder Thuͤr Geſtells. Vor diefem Bild der Venus und dem Altar, worauf alles ruhet, fteht_ein 
$euchter mit einer breimenden Kerze ‚ in deren Flamme man auch Weyrauch zu freuen pflegte: Des 
Auſonius Verſe lauten alfo: 
Contectam myrto Venerem ueneratur Aprilis. 
Lumen thuris habet, quo nitet alma Ceres. 
Cereus a dextra flammas dıffundit odoras: 
Balfama nec defunt , queis redolet Paphie. ı1) 
Es war aber ehedeflen zu Nom ein Altar, welcher nach dem Zeugnis des Plinius, Bud) 15. cap. 19. der 
Veneri Myrteae, fo auch Murtia hies, geheiliget war. Sie wurde aber eben deswegen Myrtea 
genannt, weil ihr die Myrten heilig waren. Es wurden auch dieienigen, welche wegen eines gluͤckli— 
hen Feldzugs einen Fleinen Triumph (ouationem) hielten , der Venus zu Ehren, mit einem Myrten⸗ 
Kranz gefrönet. 
$. 16. Der Maius oder May, iſt mit einem fangen Rock, der fehr weite Ermel hat, beflei- . 
det, Auf dem linken Arm trägt er einen langen tieffen Korb, der mit — Obſt und Fruͤchten ange⸗ 
fuͤllet iſt; in der rechten aber hat er eine Blume, welche er unter die Nafe hält. Diefes mag feine Ab- 
fit auf die Ludos Florales ‚d.1. aufein gewifles Feſt haben ‚welches der Göttinn der Blumen , Flora, 
zu Ehren ‚in diefem Monat pflegte gehalten zu werden. Zu feinen Füffen fist ein Pfau, welcher mit fei- 
nem Schweif die mie bunten Blumen beſtreute Felder, die befonders in diefem Monat nach den ſchoͤn⸗ 
hen Saeoen geſchmuͤckt zu feyn pflegen, vorzuftellen ſcheinet. Auſonius ſetzet hierzu folgende Bey 
Cunctas Veris opes et picta rofaria gemmis 
Liniger in.calathis , afpice, Aaius habet. 
Menfis Atlantigenae dictus coynomine Maiae , 
Quem merito multum ailgit Vraniae. ı2) 
$. 17. Der Junius oder Brachmonat fichet nackend vor einer Sonnen Uhr, auf welche er 
ne den Fingern mweifet, in der Bedeutung, daß die Sonne in diefem Monat zur Zeit des längften Tags 
gHeichfamihre Nuckreife antrete. In der linden hält ereine brennende Fackel, womit auf die groffe Son- 
en Die, die ſich vornehmlich indiefem Monar hervorthut,geyielet wird 1 3); als wodurch aud) die Frucht⸗ 
arfeit des Erdreichs ungemein befoͤrdert wird. Hinter dem Ruͤcken deſſelben ſchwebet eine Sichel, zum 
Zeichen , daß in dieſem Monat alleg zur Ernte zubereitet werde. Auch ſtehet ein Korb hinterihm auf 
der Erde ‚der mit allerley Früchten angefüllet ift, als welche in den warmen andern ehender reif werden. 
In den nachſtehenden Verfen des Aufonius werden diefe Zeichen nicht ale erdehlet: 
Nudus membra debinc folares refpieit horas 
Iunius, ac Phoebum flectere monſtrat iter. 
Idem — cereris ee ariſtas⸗ 
Horalesque fugas lilia fufa docent. 14 
mes sus D Dieſe 





auf die Feierlichkeit der gr 

groffen Mutter, oder 
—5 fo auf den oten Tag unter dem Namen 
fellfämen Beh? gejegt wird , woran man mit 
! Ki eberden,Rlappern , dergleichen hier in 
en Ha n find , und Hirtenpfeiffen lermete, wie 
es chedem ben Der Gehurt des Yupicers fo foll herz 
gegangen feyn , um ihn vor dem graufamen Sas 
a 

inders, ald liegend anbri oͤnnen; 1 
mit Dein ala a N a anbringen konnen; ift 
21) m April iftder Venus, Die unter Myrten ſtehet 
An ; es brennt auch der Weihrauch der ann 
Ceres zu Ehren , (deren Feft auf den ııten Tag 
Rn Zur en fen: Y we — 
Flammen; es wird au alſam nicht geſparet 
von dem die Liebesgoͤttin duftet. nn 
12) Siehe , Der in Leinwand gekleidete May hat alle 


Blumen und Schönheiten des Frühlings in elnem 
Korbe : Diefer Monat bat den Namen von. ber 
Main, der Tochter des Atlas „den die (Mufe) Us 
vania mit allem Recht fehr lieb hat. (Weil Maia 
den Mereuring, dem viel in den Wiſſenſchaften su 
danken-ift, in dieſen Monat geboren hat.) 


13) Nichtigere Erklärung gibt der Kalender, der das 


Feſt der Delta , die unter dem Feuer vorgebildet 
wird, in dieſem Monat meldet. Den ſechſten wur⸗ 
de der Coloffus oder die groſſe Saͤule gekroͤnet, 
worauf hier die Sonnen Uhr ſiehet: ſo Monte 
faucon auch uͤberſehen hat. 


14) Janius iſt hackend und beſiehet bie Stunden, ſo 


dieSonne zeigeyund deutet auf die Sonnenwende. 
Sp weifet er auch auf Die reiten Arhren ! Die abs 
fallenden Eilien aber zeigen , Daß die Blumen meift 
vorbey find. 














14 Des erften Buchs zweytes Capitel. 


Diefe Sonnenuhr ift deswegen befonders zu merfen , weil fonften nicht leicht eine von gleicher Art und 
Geftalt in den alten Denfmahlen angeteoffen wird. 15) 

5. 18. Der Julius oder Seumonat halt in der rechten einen groffen Beutel ‚unter welchem ein 
grofler Haufe allerlen geprägte Münze in einer Hoͤle zu fehen ift; vielleicht damit anzuzeigen, daf in dies 
ſem Monat insgemein den Soldaten der Sold pflegte ausgetheilt zu werden. Zur linken ſtehen zwey 
groffe Körbe, mit zugefpisten Deckeln 5 gleichwie erin der finfen felbft einen offenen Korb mit Fruͤchten 
hält, Aufonius hat abermal nur einen Theil diefer Vorſtellung ausgedrudt : 2 

Ecce coloratos oftendit Aulius artus, 
Crines cui rutilos fpicea ferta ligant. 
‚Morus fanguineos praebet g ınidata vacemos, 
uae medio cancri fidere laeta uiret. 16) 
$. 19. Der Augufins oder Auguſtmonat hat feinen Namen von dem Kanfer Auguftus. 
Es wird derfelbe hier unter der Gejialt eines nackenden Manns mit zerſtreuten Haaren vorgeftellt, wel: 
cher ein groſſes Becken, fo mit Waffer angefuͤllet ift, mie beyden Handen unter dag Kinn halt ‚und ſich 
anſchicket, einen guten Trunk daraus zu thun. Zur Seite deffelben seiget fi) ein Eleiner Bund Pfaufe⸗ 
dern, fo einem Staubbefen oder Fliegenwedel gleich) fiehet ; vielleicht mag diefes Buͤſchlein auch ſtatt ei⸗ 
nes Sonnenfaͤchers dienen, um fich damit abzufühlen. Auf der Erden liegen jur rechten drey Pfeben 
oder Melonen ; auf der linken Seite aber ftehet ein groſſes Gefaͤs mit zwey Handhaben, auf deffen Mitte 
die zwey griechifche Buchftaben ZO zu fehen find , welches fo viel bedeutet ala o2:Bager, (Oxobathon) 
und das Fleinfte Maß anzeiget , womit man flüflige Materien abgemeilen. Auſonius hat folgende 
Schrift dazu gefegt: 
Fontanos latices et lucida pocula uitro 
Cerne , ut demerfo torridus ure bibat. 
Aeterno regni fignatus nomine menjis , 
Latona genitam quo perbibent Hecaten, 17) 

5. 20. Der September oder Herbſtmonat, wird ebenfalls durch eine nackende Mannsperfon 
vorgeftelle, welche einen Mantel tiber die Schulter hängen hat, der vom Wind zuruck fliege. In der 
rechten hält er eine Eidere, die an einem Strick hängt, und allerley Bewegungen macht ‚um los zu kom⸗ 
men ; ala welches damalen eine Art von einem Zeitvertreib war, denfid) einige zur $uft machten. Auf 
der Erde ſtehen zu deffen beyden Seiten zwey groffe Gefäfle um Moft dareinzu ſammlen. Auſonius 
ſchreibt davon alfo: 

Surgentes acinos uarios el praefecat uuas 
SeptemÜer ,fub quo mitia poma iacent, 
Captiuam filo gaudens religaje lacertam , 
Quae jufpenfa manu mobile ludit opus. 18) 

$. 21. Der Derober oder Weininonat ift auch nackend und mit einem Mantel umgeben, den 
ber Wind zuruͤcktreibet. Inder rechten Hand hält er einen Hafen, in der linken aber einen groſſen lan⸗ 
gen Korb, wie eine Fifchreiffe,von Weiden zuſammen geflochten, deffen Deckel an einem Strict feft ge- 
macht ift, und auf der Erde lieget. Weber diefem Bild erfcheint ein Buͤſchlein fange Stäbe, fozum Theil 
mit einem Tuch behänget 19) ‚auf welchem ein Vogel fit, Wor den Fuͤſſen ſtehet ein groſſes Gefäg mie 
allerley Früchten. Aufonius redet davon alfo: 

Dat prenfum leporem , cumque ipfo palmite ‚foetus 
October , pingues dat tibi ruris aues. 


Jam 

15) Monef. hätte aus dem Lambecius noch eine durchſichtigen Glasgefaͤs trinket: Der Monat‘, fo 
melden koͤnnen, worauf ſich dieſer bey dieſet Uhr den Namen des ewigwaͤhrenden ia hat 4 — 
beruffet; er hat fie im dritten Buch der Nachrich⸗ welchem die Hecate von Der Latone ſoll geboren 
— der Kaiſerl. Bibliotheck Seite 10. ı1, mit: worden ſeyn. Hecate, Diana , Runa bezeich⸗ 


—— net eine und dieſelbe Perfon, unter = auf zund uber 
16) Siehe, der Julius zeige die gemalten Glieder, und der Erden. Der Gebu 
. u et hätt ji ale sufanınen; den 13. En ABI RUN 
ix Hole Mauldeerbaum reicht dig blutigen Träuds 18) Der September | 
lein, und iſt im Zeichen des Krebfes in befter Kraft. —— re Sn 
Vielleicht follder Geldbeutel die groffen Koften bedeu⸗ 


„10 DE ’ ı nommen. Hier hat er feine Luft an einer ange 
en, Die in dieſem Monat auf die häufigen Spiele ängten Eidere, die i inem Faden 
und Seierlichkeiten verwendet merden müflen ; hängt, und allert ne 


) i En e Bewegungen macht. 
oder zielet auf die Mufterung der roͤmiſchen equi- 19) Es foll De Bir . i 
cum, welche aufden 15. angefeht I qul- 2, &5 foll ohne Zieifel ein Vogelgarn ‚dag mit den 


; i AN Stangen geftellet wird , vorftellen ; vielleicht bat 
a7) Siche, isn Das Waffe fo bepierig ans Dem man chedem num Marla —13 


en ab; da wird auch das reife Obit abe ‘ 


ze 





lan rn — Det 





TEE TR ET EEE 


Kon den Saturnus und der Zeit. 15 


Jam bromios fpumare lacus et mufta fonare 
Apparet ; uino uas calet ecce nouo. 20.) 

$. 22. Der November oder Wintermonat ift mit einem ordentlichen Kleid bedeckt ‚und hat 
einen Kahlkopf. In der finfen haͤlt er eine groſſe runde Tafel, auf welcher eine Schlange fit, und ver- 
fhiedene unbefante Blätter liegen, durch welche aud) etlicheLoͤcher gebohrer find 2 1);ohne daß man weiß,twag 
fie bedeuten. In der rechten haft er ein gewiſſes muſicaliſches Iuſtrument, Siſtrum genanut, deſſen fie ſich bey 
dem Gottesdienſt der Goͤttiun Iſis zu bedienen pflegtenzund ſoll wol zugleich ein Prieſter der Goͤttinn Iſis 
hier vorgeſtellet werden. Neben ihm ſteht ein Altar, auf welchem ein Kopf von einem Rehbock geſtellt 
iſt, welches Thier eben dieſer Göttin geheiliget iſt. Ueberdas iſt zu wiſſen, daß die Egyptiſche Pries 
ſter allefamt abgeſchorne Haͤupter hatten, und mag die Schlange auf der runden Tafel vielleicht den Egypti⸗ 
ſchen Gott Serapis bedeuten. Auf der andern Seite fteher eine Gans, welche den Priefter anfiehet 22). 
Aufonius fest folgende Verſe darunter: 

Carbafeo furgens poſt hunc indutus amictu 
Menfis, ab antiquis facra Deamque colit ; 
A quo uix auidus ſiſtro compefeitur anfer » 
Deuotusque fatis ubera fert bumeris. 23.) —— 
‚8 23. Der December oder Chriſtmonat iſt ungefähr eben alſo angefleidet, wie die Pilgrime, 
die nach Eompoftell zu den Gebeinen des Heil: Apoftels Jacobi reifen. Weber die beyde Schultern hängt 
ein furzes Mäntelein, welches befonders ausgedieret iſt. In der linken Hand Haft er eine groffe brennen 
de Fackel, Der Rock ift nicht nur an ſich kurz, fondern mit einem Gürtel noch Höher aufgeſchuͤrzt. Die 
Schuh bedecken auch den Fuß nur zum Theil. Bor ihm jteht ein runder Tiſch, auf welchem einige Mur 
fel liegen 24). Diefes alles zielt auf die nachtehende Verſe des — Es bedeutet nemlich die 
Saturnalia, welche den 17. December einfielen, an welchen Feſt die Herren mit ihren Knechten ſpielten, 
und ihnen am Tiſch aufwarteten; woben ſie ſich der guůldenen Zeiten des Saturnus erinnern wollten. Auch 
haͤnget ein Buͤſchlein Bogel mit den Fuſſen an einer Stange, deren in dieſem Monat eine groſſe Menge 
gefangen werden. Aufder Erdeliegen zwey herzformige Aepfel. Die Verſe des Auſonius lauten alſo: 
Annua fulcatae coniecta et femina terrae 
Pafeir hiems, pluuio de loue cuncta madent, 
Aurea nunc reuocat Saturni je December ; 
h Nunc tibi cum Domino ludere uernalicet. 25.) , 

5. 24. Was die übrige Theile der Zeit anlangt, fo haben die Römer fo wol, als andere Völker, 
es von den Egpptiern entlehner, daß fie die Tage nad) Wochen gezehlet haben , und fcheinet es,daß fie 
bey diefer Rechnung mit dem Saturnus oder Samftagdesivegen den Anfang gemacht haben weil fie da⸗ 
für gehalten, e8 würde fich nicht wol ſchicken, wann man die Kinder und Enkel dem Vater der Götter 
wolte vorgehen laſſen. Es ift annod) ein metallenes Denkmahl vorhanden ‚auf welchem die fieben Tage 
der Wochen unter der Geftalt der fieben Götter, von welchen fie den Namen führen,in einem Fleinen Schiff 
ſitzend vorgeftellet find; wie ſolche Tab. IL, Fig. 7. zu fehen. Den erften Plat hat Saturnug , der ei⸗ 
nem alten Mann gleich fichet ; neben ihm figer die Sonne (Sol), welche in fpäteren Zeiten für den Apollo 
gehalten worden ; deren Zeichen eine aug Strahlen beftehende Krone ift. Diefen Tag aber haben die 
Chriſten nachgehends, zum Angedenken der Auferſtehung Chriſti, welcher die warhaftige Sonne der Ge— 
rechtigkeit iſt, Diem Dominicam , den Tag des HErrn genannt. Der Montag wird unter ber 
Diana vorgeſtellt, welche einen wachfenden Mond ‚als ihr gewöhnliches Zeichen, auf dem Haupt tea 

Div er 


20) Der Detober reicht einen 

2 gefangenen Hafen ‚und 

on N famt den Neben, und die Su Felde 
er (6 iu am ſiehet, daß num auch die Weinkel- 
Haut. men, und die Gefaͤſſe von neuen Wein 

21) E jind vielmehr allerle 
2 di Su nm ley Saamenkörner ‚worauf 

22) Die ganze Vorſtellung deutet auf das Feft der 
His , jo vom Ende vorigen ee bi a den 
erften November Dauret , wie der Kalender: jeigt. 

23) Der legte Ders ift ſchwerlich zu erklären , wie 
denn niemand ihn erfläret hat. Kambecius 


meldet verfchiedene Abweichungen der lateini 

£efearten deſſelben, die aber wenig en 
find. Die 3. erſten laffen ſich überfegen : „, Der 
ſich nun in Reinwand zeigende Monat, verehret 
„von alten Zeiten her die Iſis, Er kann kaum die 
„begierige Gans mit dem Siftenm abfhredten. 5» 


Wenn man für deuotus , deuotisque lefen darf, 
fo Eonnte mans zur Noth erklären: Und nachdem 
die Saat gewöhnlich geweihet worden , fo trägt er 
den (zu hoffenden) Ueberfius auf der Schulter. 
Der Vers gehet vielleicht nicht fo wol auf Dice, als 
auf eine Abnliche Vorftellung, wenn man nicht die 
Schlange für das Bild des Ueberfiufies, jo doch zu 
gefheben pflegt , halten will, welche bis auf die 
Schulter reicher. 

24) Nebit dem Gefäß, woraus fie geworfen wurden. 
Die (brennende Fackel foll vieleicht die Kurse der 
Tage bedeuten. E - 

25) Der Winter bewaret den iaͤrlichen Saamen in 
der gepflügten Erde ; alles wird vom Himmel ges 
näffet. Der December bringt nun die güldene 
gel des Saturnus wieder; jert haft du, Knecht, 

rlaubnis mit, deinem Hexen au fpielen. 














— 


— 


— — — — — — ——— 
= I U — — 





nn — 


Tab. IV- nen langen Spieß oder Stange hält, und ein Meerwunder an der Seite 


16 Des erſten Buchs drittes Kapitel. 


Der Mars ſitzet in der Mitte ‚und hat hier einen ganzen beſondern Helm auf dem Kopf, den man ehen⸗ 
der für einen Hut anſehen möchte; alfo zwar, daf, wann er anderswo in eben diefer Geftalt vorfommen 
folte, man ihn ſchwerlich für diefen Gott haften würde. Den Mercurius erkenne man leicht an fei- 
nem geflügelten Hut. Nach dieſem folgt der Jupiter und zuletzt die Venus. Auffer diefen Bildern, wo⸗ 
mit die Alten einen teglihen Tag in der Wochen bezeichneten, bildeten fie auch noch den Tag, in fo fern 
er der Nacht entgegen geſetzet a Wie aber diefe Figur ausgefehen habe, wiffen wir nicht ; ohne Zweifel 
haben fie dazu die Geftalt einer Weibsperfon gebraucht, weildas griehifche Wort H'riea, der Tag, nach 
der Sprachlehre weibliches Geſchlechts ift. 

$. 25. Es find aber nicht nur die Tage an ſich, fondern auch ihre Theile nach dem Unterfchied des 
Geſchlechts ihrer Namen unter menfchlicher Geftalt abgebildet worden. Alfo fehen wir z. E. Tab. I. 
Fig. 8. die Demmerung , beyden Griechen dg9gos genannt, unter der Geftalt eines Knabens, der 
eine Fackel Halt, und deffen Haupt mit einer groflen Decke umhuͤllet ‚doch aber meiſtens zuruck gefchlagen 
iſt; um damit anzuzeigen, daß die Demmerung jo wol an dem Licht f als der Finſterniß, Theil nehme. 
Fig. 9. fehen wir die Morgenroͤthe, welche gleichfalls mit einem weiten Tuch umhuller ift, und auf 
einem mit zwey Pferden befpanten Wagen fahrt. Es Ift aber die Decke gleichfalls zuruck gezogen, zum 
Zeichen, daß die Nacht um folche Zeit ſchon meifteng vertrieben, und des Tages Licht bereits ftark her- 
vorgebrochen ſeye. Der Abend, griechiſch irregor, wird unter der Geftalt eines Manns, der aud) eine 
groſſe Decke über den Kopf hält, vorftellig gemacht, wie aus F % 10. zu erfennen. 

$. 26. Solcher geftalt haben wir alle und iede Theile dev Zeit nach den befondern Figuren, unter 
welchen diefelbe hier und da vorfommen, fo weit es moͤglich war, mitgerheilet. Sonften ift noch zu wife 
fen, daß man die Stunden von alten Zeiten her nicht aller Orten auf einerley Weife gesehlet habe, Eini- 
ge nemlich hielten hierinn die Ordnung , daß fie mit dem Anfang der Nacht bis zu dem Anfang der fofgen« 
den Nacht 24. Stunden in einem Weg jehleten ; welche Gewohnheit zu Kom und bey nahe in ganz Ita⸗ 
lien noch bis auf den heutigen Tag uͤblich iſt. Andere zehleten ihre Stunden von Mitternacht bis den 
folgenden Mittag, und fo dann ferner wieder bis Mitternacht ‚wie ſolches noch in Teutſchland und faft 
in ganz Europa gebräuchlic) ift. Noch andere pflegten ʒweyerley Stunden anzunehmen; indem fie die 
erften vom Anbruch des Tags bis auf den Abend, die andern aber vom Abend bis an den folgenden Mor- 
gen zehleten , welches aber ungleiche Stunden waren; fintemal diefelbe nad) dem Unterfcyied der Jahrs— 
zeiten bald Tang bald Fury waren, Dann wann man Sommerszeit die Tageszeit in ı2. Stunden eintheil, 
te, und dev Nacht ebenfalls 12. Stunden beymajfe: fo mußten die Tagsſtunden nothwendig länger feyn, 
als die Nachtſtunden; da in gegen zur Winterszeit die Nachtſtunden länger wurden, als die Stunden deg 
Tags; und dieſe Ordnung war beſonders ber den morgenländifchen Böldern im Gebraud), Uebrigens 
aber ijt wahrfcheinfich , daß beyderley Arten von Stunden von den Alten gleichfalls unter gewiſſen Bil, 
dern find vorgeftellee worden; ob man gleich Fein Erempel davon aufweifen kann. 


Das dritte Capitel. 


Von dem Colus und der Tellud , dem Oceanus , den 


Titanibus und dem Janus. 
SIE 


ie Mythologi geben den Cölus 1) für einen Vater des Saturnus an, die Tellus aber fiir des- 

fen Mutter; welche letztere oft mit der Veſta für eine einige Gottheit gehalten wird. Allein es 

find noch verfchiedene andere Göttinnen, welche von den Poeten und Mythologis ebenfalls mit 

der Terra oder Tellus für eine Gottheit gehalten werden ;als nemlich die Cybele, die Suno, Ceres,Sfis, 
Diana und Venus, 

$. 2. Der Oceanus und deffen Gemahlinn Thetys, welcher Name bisweile 

felbft gefeget wird , waren Kinder des Coeli und der Terrae. Der Ocea 

Monumentis unter der Öeftalt eines alten Manns, der auf dem Meer fig 


n für dag Meet 
nus wird in einigen alten 
t, und in der einen Hand ei⸗ 
| hat, vorgeftellt, Wie aus Tab, 
IV.Fig. 1, zu erfehen. 

$. 3. 


‘ 3) oder Uranus. Siehe Davon und von den Titanen nebft der Beurtheilung in den neuen rkun⸗ 
und der daraus verſuchten Geſchichte, algemei⸗ gen der teutfihen Ausgabe. Anme 
nen Welthiſtorie Theil 4. $. 561, 580. 593 


III X 


—I —— — — * — — — 
BE EEE N —— —ICLIIIIIIIIIIͥI NEL 
— ee 2. Janus bifrons. 3. Janus quadrifrons cum prorananis»4. Supüer palliatus cum- 
ee BE EL dextra 
insidens. 8. Capıut Toris Hammanis — symbohs, seihcet ayuala, fülmine et 


Falmen- 


= = hasta stve sceptro munitus, et Selle 
ornutum. humb VEREINE, 
catur, 10. Tugrö & ; 9: a capiti arıetino insidens, quo Oraculgn. 

— Fulgur ator .11. Stmulacrum Tovis siaqulare ‚plane apıd Brisanenses . 


Iovis Hammonis Ngrafı- 


10 


& ü 

















I 
| 


Mercurius zu. Eben diefer Göttinn wird aud) beygemeſſen, daß durd) ihre 


ſeyn, der mehr Ehre und Ruhm von feinen Kindern hatte, als er fich fe 


Von dem Coͤlus undder Tellus, den Oceanus, Titan und Janus. 17 


$. 3. Der Titan wird auch für einen Sohn des Coͤlus gehalten, deffen Mutter die Veſta oder 
Tellus fol gewefen ſeyn. Diefer Titan ſoll ſechs Söhne, und eben fo viel Töchter gezeuger haben, welche 
vondem Namen ihres Vatters allefamt Titanen genennet worden. Einige Mythologi erzehlen , daß, 
nachdem Titan gemerfet, daß feine Mutter und Schweſter gegen feinen iuͤngern Bruder Saturnus eine 
gröffere Liebe und Neigung hätten, als gegen ihn; er feinem Bruder den Vorzug freywillig eingeräumt, 
habe ; doc) unter der Bedingung, daß eralle Kinder imannlichen Gefchlechts, die er zeugen würde , gleid 
nach der Geburt erwürgen follte , damit wenigitens feine (des Titans) Söhne mit der Zeit das Mei 
des Eolus erlangen möchten. Nachdem aber diefer Titan nachgehends gewahr worden , daß die Ge 
mahlinn des Saturnus, Namens Ops oder Rhea, durch eine gebrauchte Liſt dennoch drey Soͤhne, nem⸗ 


lich den Jupiter, Neptunus und Pluto, bey dem Leben erhalten, und alfo ſeine Soͤhne in ihrer Hoffnung, 


dermaleins das Grosvärerliche Reich zu ererben, gefaͤhret worden : fol er mit Hülfe feiner Söhne, der 
Titanen, gegen den Saturnus einen Krieg erreget, ihn überwunden , und famt feiner Gemahlinn ger 
fangen gefert haben; in welcher Gefangenfchaft fie auch fo lang geblieben feyen , bis fie endlich von dem 
Jupiter, nachdem derfelbe zu mehrern Jahren gekommen, und die Titanen gleichfalls beſiegt, wieder in 
die Freyheit gefetget worden.“ Umſtaͤndlicher befchreibet diefes alles Diodorus Siculus (Bud) 5.) 
$. 4. Unter den Titanen aber verdienen hier der Knperion sus, Japetus , die Mnemofne 
und Themis, befonders angemerfer zu werden 2). Der Hnperion follden Lauff der Sonnen, des Mondes 
und anderer himmliſchen Körper, wie auch die Veränderung und MWechfel der Zeiten, weldye von ienen 
gewiffer maflen abhangen, durd) feine angeftellte fleiſſige Betrachtungen zu erſt entdecke, und hernach 
auch andern befannt gemacht haben; daher derſelbe aud) von einigen fün einen Vater derfelben angege⸗ 
ben wird. Zomerus häftdenfelben fir die Sonne ſelbſt. Bon dem Toͤus und der Phöbe fol die Lato⸗ 
na, von dem Japetus aber der Prometheus gezeuget worden fenn. Von diefem Prometheus aber wird 
gedichtet, daß er den Göttern das Feuer heimlich weggenommen 7 und den Menfchen gebracht habez 
vielleicht aber will damit fo viel gefagt werden , daß er dieienigen Werkzeuge erfunden habe, mit deren 
Hulfe man Feuer fehlagen und hervorbringen kann. Die MRuemoſyne fol zu erft die Kunft eines aus 
dem andern vernünftig zu ſchlieſſen aufgebracht, und allen und ieden Sachen ihren befondern Namen 
beygeleget Haben ; um dadurch das Mittel zu verfchaffen , daß man eine iede Sace mit ihrem beſondern 
Namen benennen, und alfo mit einander möge reden koͤnnen; einige andere aber ſchreiben eben diefes dem 
Fuͤrſorge merkwuͤrdige 
Thaten in gutem Andenken erhalten würden. Von der Themis wird geruͤhmt, daß ſie die Wahrſager⸗ 
Kunſt, ſamt dem Gebrauch der Opfer und anderer Arten des Gottesdienfts , zuert erfunden ‚und allerley 
nuͤgliche Verordnungen gemacht habe, welche zur Unterhaltung des Staats und gemeiner Ruhe fehr vor» 
traͤglich feyen zdaher auch dieienigen, welche über die Beobachtung des Gottesdienfts , und Handhabung 
menschlicher Geſetze beftellet waren, ‘Thesmophylaces oder T'hesmothetae genennet worden. Eben 
deswegen iſt auch die Redensart entftanden , daß, wann man von dem Apollo fagen wollte, daß er etwas 
gewahrfaget Habe , man von ihm fagte, daß er das Amt der Themis verfehen habe z weil nemlich die 
Themis für die Erfinderinn oder Ucheberinn der Orakel oder Wahrfagungen gehalten wurde. 


$. 5. Japetus ſoll ein mächtiger Herr in Theffalien, aber von einer ſchlechten Aufführung, geweſen 
lbfi erworben, Dieſer hat eine 


gewilfe Nymphe, Namens Afta zur Gemahtinn genommen, und mit derſelben vier Söhne gezeuget, 


nemlich den Hefperus, Atlas , Epimerheus und Prometheus, Den Japeius hielten die Griechen insge · 
mein für den erſten Stammvater aller Menſchen, dem an Alter kein anderer vorzuziehen ſeye; alſo zwar, 
daß man alte und abgelebte Perſonen, die vor Alter kindiſch wurden, Japetos nannte. Andere geben 
vor, daß Atlas ‚ein Sohn des Jupiter 3), und der Clymene, fey König in Mauritanien gewefen, und 
vom Drafel gewarnet worden, daß er fid) vor einem gewiflen Sohn des Jupiter in acht nehmen follte 5 
daher er auch) Feinen einigen Fremden aufgenommen habe. Nachdem aber einsmals Perfens 4) zu ihm 
gefommen, und demfelben die Herberge von ihm verfaget worden ‚foll derfelbe ſich über diefe Unfreunds 
fichfeit dermaffen entriiftet haben, daß er ihm das Haupt der Gorgo oder Medufa vorgehalten Habe, wo ⸗ 
durch ex alfobald in einen Berg fene verwandelt worden, der von ihm den Namen Atlas befommen ha 
be. Man fagtaber, daß diefer Berg von einer dermaffen ungemeinen Höhe gewefen ſeye daß man den 


Gipfel deffelben mit feinem Geficht habe erreichen koͤnnen; — auch die Mythologi davon die ER 
erdichtet 


2) Algem. Welthiſt. Theil. 6. $. 805. 4. Seite 492. © heiffet Atlas des Saturnd 5; ©. 
3) IR wol verfhrieben , ohnerashtet es im Franzdf- 497. $. 590. aber, des Jupiters Bruders Sohn, 
und Lat, ftebet : Des Japetus foll es heilen, und wo die Anmeifung eines Theils von Africa , die 

der Unterfihied diefer Nachricht betrift Die Mutter dem Satuen ert zugefhrieben worden, dem Jupi⸗ 


Des Jupiters Bruders ( FZepruns) Sohn ‚heißt ter noch einmal. beygelegt wird. 
er biym Plate, In det algem. Weich. Theil MM) Bon perfens eben dieſ. Theil 5. 9 4%: 





Des eriten Buchs drittes Capitel. 


erdichtet haben, daß der Atlas den Himmelauf den Schultern frage. Ehen diefer, Atlas fol auch einige 
Töchter gezeuget haben ‚welche fonften Hyades oder Pleiades genennet werden, Diefe Zabel gründet ſich 
darauf, daß Atlas diefes Geftien zuerft entdeckt habe. 

6. 6. Nachdem der Hyaden und Pleiaden Erwehnung gefchehen ; fo gedenken wir auch des O⸗ 
"ion, welcher alle andere Helden, fo vielderen iemalen gewefen, an Groͤſſe und Stärke foll übertroffen ha: 
ben ‚ und ein geoffer Liebhaber der Jagd geweſen ſeyn; daher demfelben auch) fehr geoffe und wunderbare 
Verrichtungen zugefchrieben werden. Unter anderen mercfwurdigen Thaten / wird infonderheitdiefe an⸗ 
geführet, daß er auf Begehren des Königs Zanclusin Sicilien ‚den Me enifchen Seehafen 5), der vor- 
her Acte genennet wurde, angeleget habe. Wann demäefiodus Glauben beyzumeffen iſt, foll er fehr 
groſſe Steine in dag Meer verfenfer ‚und davon das Peloriſche Vorgebirge errichtet, auf demfelben aber 
dem Neptunus zu Ehren einen Tempel erbauet haben, welcher von den Einwohnern diefer Inſul in ſehr 
groffen Ehren gehalten worden. { 

$, 7. Epimetheus, der dritte unter den Söhnen Japeti, fol die Bildhauerfunft zu erft erfunden 
haben. Man fagt aber,daß, nachdem er die erſte Bildſeule aus Leimen gemacht , Jupiter diefes fehr 
übel genommen, ihn in einen Affen verwandelt, und in die Pithecuſiſche Inſuin, das tft die Affen: 
Inſuln, verjtoffen haben. Der — welcher von Lucianus Titan genennet wird, war, mie 
wir [hon oben gedacht haben, ein Sohn des Japetus und der Clymene. Diefer fol zuerft einen Men, 
ſhen aus Thon gebildet, und daben die vier Elementen dermaffen vermifcher haben daß diefer neue 
Menic feine gehörige Kraft und Stärfe dadurch erlanget habe. Darauf foll die Minerva diefem thoͤ⸗ 
nern Bild einen lebendigen Othem eingeblafen haben. Die Poeten erzehlen diefe Sache mit etwas ver⸗ 
änderten Umftänden, und geben vor, daß, nachdem die Minerva ſich über dieſes Fünftliche Wert deg Pros 
metheus ungemein verwundert, fie ihm aus den Himmels « Gegenden alles dasienige angeboten habe, 
was zu mehrerer Vollkommenheit deſſelben dienen koͤnnte. Diefer Antrag habe dem Prometheus fehr 
wol gefallen, und habe er deswegen fid) die Erlaubnus ausgebeten, diefelbe obere Gegenden des Hims 
mels felbjt in Augenschein zu nehmen , und dieienige Dinge auszulefen ‚welche dem von ihm gebildeten 
Menſchen vortraͤglich ſeyn koͤnnten. Wie er nun von der Minerva fogleic) in den Himmel gebracht wwor- 
den, und dafelbjt wahrgenommen, daß die himmlifche Körper vornehmlich ‚von dem Feuer befeelet und 
befebet würden ; habe er etwas von diefem Feuer weggenommen, und mit fid) auf die Erde gebtacıt. 
Der Jupiter aber habe dieſes fogleich für.einen Diebftahl aufgenommen, und dem Wulcanus befohlen,daß 
er aus Thon ein Weibsbild madjen follte, welcher der Name Pandora bengeleget worden, Diefer Pondo⸗ 
va gab der Jupiter eine verſchloſſene Buͤchſe, welche mit lauter Ungluͤck und allerley Arten der Truͤbſal an. 


- gefüllet gewefen, um diefelbe dem Prometheus zu überreichen. Es gab aber die Pandora diefe Buͤchſe 
dem Epimetheus, welcher , nachdem er fiezur Ehe genommen dieſelbe eröfner, und alfo Anlaß gegeben 
at, daß die Erde dem menſchlichen Gefchlecht zur immerwaͤhrenden Plage wit allerley Ungemach ange⸗ 

——— Nun habe zwar Epimetheus, ſo bald er dieſes gemerkt, die Buͤchſe von Stund an wie, 


der zugedeckt; allein es ſeye nichts mehr darinn geblieben, als die bloſſe Hoffnung. Indem aber Jupi⸗ 
ger über den Prometheus ſehr heftig erzuͤrnt geweſen, entweder weil er das Feuer weg genommen,und auf 
Erden gebracht, oder weiler, wie andıre vorgeben, ben erften Menfchen in weiblicher Geſtalt erichaffen, 
oder aber, wie noch andere dichten, der Göttinn Minerva ungebuͤhrliche Dinge zugemuthet, und diefelbe 
ihrer Sungfraufchaft habe berauben wollen; fo habe er ihn auf dem Berg Caucaſus an einen Felſen an⸗ 
ſchmieden laſſen, und ihm einen Adler zugeordnet, der ihm immer die Leber aus dem Leib heraus freſſen 
mußte; wobey ſich annoch dieſer Umſtand befunden habe, daß, ſo viel dieſer Adler des Tags über von die, 
fer Lober abgefreffen hat, des Nachts wieder von neuem nachgewachſen iſt, mithin deſſen Page nimmer 
Fein Ende finden folte; doch ſeye endlich der Hercules dazu gekommen, toelcher den Adler umgebracht 
abe. 
9 5. 8. Von dem eigentlichen Urſprung des Janus laͤſſet fich eben fo weni 
als von den andern Göttern. Dieſer ſoll einer der allerälteften Könige in Italien geweſen ſeyn, und her 
nad) den Saturnus, da er vor feinen Söhnen mußte flüchtig werden, ſehr liebreich auf, genommen haben 6). 
Es wird aber derſelbe nicht unter dieienigen Götter gerechnet , welche von den Roͤmern Confentes genen: 
net worden; wie er denn aud) in der Zahl der oben aug dem Ennius in 2. Berfen angeführten zwölf 
Götter eben fo wenig befindfich ift,alsder Saturnus. Man fann aber von ihmben dem Macrtobius 
Bud) 1, 9. mehrere Umſtaͤnde nachlefen. Die noch übrige Denfmahle ftelen diefen Janus insgemein mit 
zwey Angefichtern vor , deren eines er vornen , das andere aber hinten an feinem Haupt ſoll gehabt haben, 
und zwar waren beyde mit einem ftarfen Bart verfehen , wie er Tab IV. Fig. 2. erfcheinet, Die Ur 
ſache diefer Abbildung mit einem doppelten Angeſicht foll, nach dem Zeugnis des Plurscchus, diefe ſeyn, 


daß, 


g etwas gewiffes anzeigen, 


5) In diefen alten Zeiten ift der Name Meſſana noch Theil 6.8. 35 1, 
nicht bekannt geweſen; f. Davon Algem, MWelkb. 6) Algem. Welsh, Theil 4. Seite 493.94, 


x 








RI 


Von dem Coͤlus und der Tel, dem Deeamıs, Titan und Janus. 19 


daß, nachdem er In der Stadt Perrhaͤbe in Theflafien als ein Griech geboren worden, nachgehends aber 
nach Italien gefommen, und daſeloͤſt unter einem fremden Volk feinen Wohnplatz aufgeſchlagen, er auch 
deſſen Sprache und Sitten angenommen; oder die damals noch wilde und rohe Einwohner Italiens, zu 
einer ſittlichern Lebensart angewoͤhnet, und in dem Ackerbau unterrichtet habe. Andere ſtehen in den 
Gedancken, daß unter dieſem doppelten Geſicht deſſen zweyfache Erkaͤntnis, von dem vergangenen, und 
kuͤnftigen, verſtanden werde. Noch andere, welche ihn für die Sonne halten, geben vor, daß dieſe Ge— 
ſtalt auf den Auf und Niedergang der Sonnen abziefe. Einige gedenken von zweyen Janis, deren einen 
fie Superiorem, den Gbern, den andern aber Inferiorem, den Untern nennen. Auch fehlet es 
nicht an folchen , welche der Meinung find, daß, weil fich mit dem Janus das Jahr anfängt,er mit dem 
einen Angeſicht in das zuruckgelegte Jahr zuruck fchaue , mit dem andern aber in das neu angetretene 
Jahr hinein fehe 5 welche ferstere Meinung die meiften den uͤbrigen vorziehen. Ya es find einige fo gar auf 
die Gedancken gefommen, daß das eine Geficht den Janus, das andere aber den Saturnus, deſſen Reichs⸗ 
Gehuͤlfen, vorſtelle. Bisweilen trifft man ihn auch gar mit vier Angeſichtern an, wie Tab.IV.Fig.3 wel, 
che fo dann die vier ältefte Könige , die unmittelbar in Stafien im Negiment-anfeinander gefolget find, als 
nemlic) den Janus, Saturnus, Picus und Faunus, bedeuten ſollen; mahrfcheinficher aber ift die Mei⸗ 
nung derienigen , welche behaupten, daß unter den vier Angefichtern des Janus, die vier Sahrszeiten ver» 
fanden werden. Mehrmals aber findet man diefen Janus nur mit zwey Gefichtern, da bisweilen ein 
Schiffſchnabel deswegen beygefiger wird, weil er den Gebrauch der Schiffe zuerft foll erfunden haben. 
Auch ſagt man, daß er den Gebrauch Kranze zu flechten und Kronen zuzubereiten „wie auch allerley Geld 
von Metall zu pragen, zu erſt erdad)t habe; daher es dann gekommen ſehe, daß das Geld in Griechenland, 
Italien und Sieilien, vor Alters, mit einem doppelten Kopf begeichnet worden, auf deffen anderer Seite 
eine Krone oder Schif zu fehen gewefen, 


Das zweyte Bud. 


Von dem Zupiter und deffen Brüdern und Schwe⸗ 


ſtern, der Juno und Veſta, den Neptunus, Pluto 
und der Ceres. 


Das erſte Kapitel. 
Bon dem Jupiter oder Jove. 
g. I 


upiter r) war ein Sohn des Saturnus und der Rhea, welcher nad) ber Erzehlung derMytho- 
logorum gleich) nad) der Geburt von feinem Vater wäre aufgefreffen worden, wann ihm nicht 

Rhea anftatt des Kinds, einen groſſen Stein dargereihe'hätte, den er augenbficklich verſchlun⸗ 

=. gen, Warum aber Saturnus mit feinen Kindern dermaffen geanfam gehandelt habe ‚davon 
ift die Urfache bereits oben angezeiget worden. Nach dem Zeugnis des Apollodorus hat die Rhea, da 
fie Bar dem Jupiter ſchwanger befand ‚ fid) nad) der Inſul Erera begeben, wofelbft fie denfelben in 
einer Hoͤhle, Namens Diete: zur Melt gebracht, und das neugeborne Kind den Curetibus 2) und Nym⸗ 
phen, und zwar infonderheit der Adraften und Yda übergeben, um daffelbe zu erziehen. Diefe nun naͤh⸗ 
reten den Knaben mit der Milch der Amalchea, die Curetes aber bewachten das Kind in obgedachter Hoͤ⸗ 
le mit gewaffneter Hand; und damit der Saturnus das Wimmern des Kinds nicht hören möchte,machten 
fie durch Zuſammenſchlagung ihrer Schilde und Spieffe ein groffes Geraffel. Als darauf Jupiter zu 
mehreren Sahren gefönmen : nahm er.die Metis, eine Tochter des Oceanus zu feiner erften Gemahlinn. 
Diefe brachte dem Saturnus ein gewiſſes Brechbulver ben , welches von folcher Wirfung war, daß er 
nicht nur den Stein, den ihm die Rhea an ſtatt des Jupiter zu verſchlucken dargereicht hatte, fondern auch 
alle übrige Söhne , welche er vorher verſchlungen hatte, De vonfich brad). Es hatte aber Satur- 
2 nus 


ı) Algem. Welch. Theil 4. $. 587. N) y z 2) Bonden Eureten f. eben dieſ. Seite 474. Und 568. 
de Theie 6, Seite 580.8) — > ehe 6,8; 590, & 22 





ter ſo viel und mancherley Dinge, daß, wann wir dieſelbe alle hier anfuͤhren 





20 Des zweyten Buchs erſtes Capitel. 


nus annoch verſchiedene Soͤhne und Toͤchter, als da taren : der Pluto und Neptunus, die Veſta, Ceres 
und uno. Nachdem folhergeftalt Jupiter einige Bruder befommen. hatte, fieng er mit Benftand der- 
felben ‚gegen feinen Vater Saturnus und die Titanen, einen Krieg an, welcher zehen Jahr lang gedauret 
hatte; bis endlich die Tellus ihm prophezeyete, daß, wann er die bereits in den Tartarum verftoffene 
Zitanen aus demfelben erlöfen ‚und zu Bundsgenoflenannehmen würde, er den Sieg ganz gewiß davon 
tragen würde. Von Stund an füchte Jupiter diefem Rath zu folgen, und nachdem er den Wächter des 
Zartarus (Namens Campe) erwürget hatte, machteer diefelbe log. Ueberdas gaben die Enclopen dem 
Supiter die Donnerfeile, dem Pluto einen Helm, und dem Neptunus eine dreyſpitzige Gabel, mic welchen 
Waffen fiedie Titanen bezwangen, in die Holle ſtuͤrzten, und den Centimanis (d.i. gewiſſen Rieſen, 
die 50. Koͤpffe und hundert Hände ſollen gehabt haben),in Verwahrung gaben ; worauf fie dag vaͤterliche 
Reich alfo unter ſich zertheileten, daß dem Jupiter der Himmel, dem Neptunus das Meer, und dem Plus 
to die Hölle zutheilwurde. Sonſt werden von den Alten zwar mehrere Joves angemerfet / Homerus 
aber und alle andere Poeten, welche den Jupiter für einen Gott, und fo gar fü 


DEN r den Vater aller andern 
Goͤtter halten, verſtehen darunter keinen andern, als dieſen Jupiter aus Creta, 


der ein Sohn des Satur⸗ 
nus geweſen; dem ſie auch allerley Schandthaten und abentheurliche Dinge zufd 


hreiben. 
S. 2. Es erzehlen nemlich ſowol die heidniſchen, als unfere Kiechenfehr 


eſelbe ‚ren wolten, wir ein ſehr groſſes 
Buch davon anfuͤllen muͤßten; daher wir auch nur diejenigen Dinge beruͤhren wollen, welche vor andern 
merkwuͤrdig find, und auf die alten Denfmahle einige Abſicht haben. Hier iſt nun vor allen Dingen zu 
merken, daß diefer Gott Jupiter nicht leicht anderft, als in einer bartigen Geftalt angetroffen werde,und 
bisweilen ganz nacfend , meiftens aber mit einem Mantel zum Theil bedeckt erſcheine. In der rechten 
haͤlt er insgemein einen Donnerkeil, (oder Blitz), womit auf deſſen Macht und Maieftät, kraft welcher 
er die Oberherrſchaft über Götter und Menfchen führer, gezielet wird. Dieſe Donnerkeile aber werben 
auf den alten Denkmahlen und Muͤnzen auf zweyerley Weiſe abgebildet ‚dann entweder haben fie die 
Geftalt eines Feuerbrands oder Stuͤck Holtzes, welches bereits im Feuer gelegen hat,und angebrandt ifty 
auch aufbeyden Seiten feurige Flammen von ſich gibt, die bald ſtaͤrcker , bald ſchwaͤcher find ; tie man 
dann an einigen Bildfeulen nichts als Feuer und Flammen anftatt diefer Donnerfeile fiehet : oder fie has 
ben die Form einesan beyden Enden zugeſpitzten Holzes oder Juſtruments, mit welchem einige Pfeile 
oder krumme Wiederhacken verknuͤpfet find ; welches Zeichen diein der Hiſtorie befannre Legio Fulmına- 
trix , oder Donner-Legion, ehemals inihrem Schildfoll gehabt haben. Bisweilen trägt er einen forbeer- 
Kranz auf dem Kopf. Zu feinen Fuͤſſen fiehet man aud) fehr oft eine 


| ‚einen Adler; nicht weniger pflegt man 
eben demfelben zuweilen eine Ziege benzufügen 7 weil er in feiner Jugend mit Ziegenmild) ernähret 
worden, = 


$. 3. Tab.IV. Fig.4. wird er halb nackend mit einem Mantel zur Helfte bedeckt vorgeſtellt. 
Fig. 5. erſcheinet er ganz nackend, und halt in ieder Hand einen Donnerkeil; zu deſſen Fuͤſſen aber ſitzet 
ein Adler. Bißweilen dienet ihm der Adler anftatt eines Stuhls, worauf er ſitzet 
der rechten einen Donnerkeil, in der linken aber einen Regentenſtab führer. k ig. 7. fiet er auf einem 
ordentlichen Stuhl mic eben diefen beyden Merkzeichen, ſamt dem Adler. Wann man hiernebft erzehlt, 
daß der Jupiter ehemals die Niefen mit Donnerfeilen zerſtreuet habe; ſo wird auf den Krieg, den die 
Rieſen wider die Goͤtter gefuͤhret haben ſollen, gezielet. Dieſe follen aus dem Blut des Colus entſtanden 
ſeyn, ſtatt der Fuͤſſe, Schlangen gehabt, ſich auf die höchften Verge begeben ‚und entfeliche Hügel hu— 
aufan den Himmel geworfen haben; woraus fo dann, wann ſie ins Meer zuriick gefallen Inſeln, auf 
der Erde aber, Berge worden ſeyen. Daher die Götter aus Furcht in Egnpten geflohen fenn follen ; und 
dafelbft, weil fie id) noch nicht ficher genug geglaubt ‚ allerley Thiere Geſtalte 


egla dal) n angenommen haben. Go 
fol ſich Jupiter in einen Widder, Mevcnr ‚in einen Hund > Pan in einen Bord 


‚ andere in einen Ibis, 
Krokodil, Affen, und Juno, ineine Kuh verftefler haben. Daher foll es fomme 


ron n, daß die alten Eghptier 
ihre Götter unter Ihiergeftalten verehret haben. Endlich haben die Goͤtter, durch Beyrathen derMinerpa, 
und Huͤlfe des Herkules ihr Reich wieder eingenommen ‚und die Riefen geſchlagen. Einer derfelbenz 
Enceladus, iſt unter dem Berg Aetna zu liegen kommen, wo er in ſteten Flammen leider. Ban Si⸗ 
cilien aber bedeckt den Typho; und ſo find auch andere theils geſtraft, theüs vom Jupiter durd) den 
Blitz erſchlagen worden, 


$. 4. Eben daher leiten auch einige den Beinamen, Jupiter Ammon, her Auoc, heißt gries 
ich, der Sand, weilfibyen, wo er einen berühmten Tempel gehabt,fehr fandigeift. Er wird mie Wid⸗ 
der-Hörnern abgebildet, wie Fig. 8. zufehen : weil er entweder felbft diefe Geftale angenommen, oder 
unter Schaafen und Widdern fic) aufgehalten , als er vom Himmel geiagt worden. Serodotus will 
von den Egyptern eine andere Urſach gehört haben. Herkules f 


daß er ein Fell von einem Widder umge: 


hat den Jupiter gern fehen diefer aber 
fich ihm nicht zeigen wollen; endlich hat er den Weg getroffen 3 ben, 
| Nommen 


iftiteller, von diefem as . 


wie Fig, 6. da er in 


— 





@) 0 p 
PER (rent , 
Ferjalhırs. 
u 


A 
























































| 
| 
4 23 — | 











a. Jupuer Colosjaus. 2.Tupiter cum Junone, Minerva Mercurio et Apolline. 5.Idem cum Fiygiea' 

c Aefeulap i0.4.Juno, Joris uxer. 5.Juno regina. 0. Juno Zucina, pariennum Prases. 7. Juno | 
’ [2 . n 

cum Vesta. 8. JSunoniıs Schema Brcianıum plane singulare 





Bar 














E or dent Jupiter oder Jove. 21 


nommen, amd ſich fo gezeiget. Daher hätten die Egnptier Anlaß genommen dem Bild des Jupiters 
einen Widderfopf aufzuſetzen; von denen es die Ammonier, ein Pflanʒvolc derſelben und der Ethiopier, 
angenommen. Man ſiehet diefeg in der gen Fig. wo auf dergleichen Kopf eine Taube ſitzt, welche auf 
das berühmte Orakel des ammonifchen Jupiters zielet; gleichwie zu Dodona auch eine Taube feine Orakel 


und Ausſpruͤche Fund machte. f — 
ſe o. den Blitz zu ſchleudern ſcheinet, iſt wahrſcheinlich eben der, den die 


9. J · Jupiter, ſo Fig I ⁊ — ne « 
Alten, Fulgurator nenneten; auf griechiſchen Münzen heißt er Zeve nat auBarns. Die ı1.Fig. weifet 
Es iſt ein Mann mit eis 


eine gar befondere Vorſtellung des Aupiters , fo zu Brefcia zu fehen i 
nem Bart In langen — „mit * Krone „deren Stralen lauter lammen zu ſeyn ſcheinen. Er 
hat einen Mantel um, worauf viele Sterne ſtehen. In der rechten hält er einen Degen, um den ſich eis 
ne Schlange gewunden, mit einem Palmzweig. Es feine Jupiter Vinder zu ſeyn, der fo abgebil- 
det wird, wie er die Gottlofigfeiten der Menfchen beftrafet. Der Palmyweig fol vielleicht bedeuten , daß 
er allezeit den Sieg behält ‚und ihm niemand entgehen kan; die Schlange aber,daß er weislich verfahre, 


und niemal { ige vermenge. ; 
iemal Schuldige und Ahnfchu big: DEE mie er, als eine geoffe Statue in dem Fönigl. Garten Tab. V. 


N zu Verfailles in der äuferjten Allee Tinker Hand „wenn man nad) der Mafferfunft gehet, zu fehen iſt. Die 
Srtatuse iſt mit unter die fhönften die aus bem Alterthum übrig find , hured 
erlitten, fo vielen andern Ueberbleibſeln gemein iſt z daß nemlich die Arme durch die Laͤnge der 

eit verftimmmelt find. Sie war anfan {ich zu 
der fie aus Rom Al Laffen. Ar aber Tudwig der 14. genannte Stadt erobert ‚fo haben eis 
nige Bornehme der Stadt diefelbe dem König geſchenket; der fi 
me waren [con lange , nebft einigen Theilen unter dem Nab 
ſchaͤdigt. Man hat fie unten wie eine Herma zurichten {offen , um ſ 
che Arbeit der befannte Bildhauer Drouilli gethan, det ihr auch ei 


Adfer unten eingehauen. j 
heit Edelſteine einen Platz Fig, 2.3. Auf dem erſten ſiehet man den 


5. 7. Hier verdienen noch zwe AR f 
Supiter ‚die Juno, Minerva — und Rercurius, ſo vielleicht einer aus befondern Trieb feiner 


eidniſchen Froͤmmigkeit zuſammen ei laſſen. Jede Gottheit hat ihre gewoͤhnlichen Unterſcheidungs⸗ 
Arien Der tue — — die Eule; Jupiter, den Adler ; Juno/ 
den Pfau ; Apollo, die $eier. Woben noch der Spieß st merfen, (hafta pura) den Jupiter , Suno s und 
Minerva Hiben, woran oben ein Knopf iſt. Die andere Zeichnung, enthält den Seen, der auf einem 
ſchlechten Stuhl ſitzt, und in einer Hand einen Scepter haͤlt, in der andern aber der Goͤttinn der Geſund⸗ 
heit, die neben ihm ftehet, eine Schaale reichet. Zwiſchen diefer Goͤttinn (Hygleia) und dem Supiter 
—5— ſich der Adler, ſo eine Lorbeerkrone im Schnabel hält. Hinter dem Jupiter ‚ift der Efeulapius, 
er ſich auf einem Stock lehnet, um dem eine Schlange ſich gewunden hat, h 
R §. 8. Jupiter heißt oft Stator, (der Erhalter), und hatte einen beſondern Tempel, unter dieſem 
amen / zu Rom. Er hies fo, weil er die Römer, als fie mic den Sabinern eine Schlacht gehalten, und 
ſchon den Ruͤcken gewendet , wieder dadu gebracht, daß fie Stand gehalten. Er heißt aud) Feretrius; 
entweder von ferre , (fragen , bringen,) weil man ihm den Raub, der den erfchlagenen Heerfuͤhrern ab⸗ 
gezogenen Kleider und Waffen, dargebracht, oder von ferire ‚ (Schlagen), weil durch feinen Beiſtand die 
Sau: geſchlagen worden. Romulus hat zuerit dergleichen Beute geopfert, nachdem er den Seldheren 
3 eninenfer, Acro, erlegt ; hat auch dem Jupiter Feretrius auf dem fapitolinifchen Berg einen 
empel angelegt. In Griechenland ift der Beiname Ölympius, unter denen, welche dem Jupiter vos 
einem gewiſſen Ort gegeben worden, der befanntefte- Pie dem Ausdruck Veiows wird der zornige Ju⸗ 


i piter gemeinet, der gemeiniglich einen doppelsen Blitz führet, oder neben fich hat. 


Das zweyte Capitel- 
Von der Juno und Veſta. 
§. I. 


er uno 1), war dee Jupiters Schweſterzgrlechlſch Heißt fie He 
KB pie Eintoof ee Sorten und der MhenTochtet/tn * 3 er — — worden ; und 
eben diefe € ner der Inſul Samos gaben vor daß fiebey ihnen 9 Sennias over Argolica hate 

Ehre wollten die von Argos haben; daher fie El den Beinamen Samia, | ER ler 





* 





1) Algem: Welth. Th. 4. ©, 496. | 


fen 
* 
— 











22 Des zweyten Buchs zweytes Kapitel, 


Homer meldet, daß der Oceanus und die Thetig fie auferzogen haben, Ihr Bruder Jupiter, hat fie 
nachher lieb gewonnen, und in Öeftalt eines Gukuks gefchwächer, r zur nn —— und 
mit ihr den Vulcan, (und wie einige wollen, auch den Mars), nebft drey Töchtern gezeuger. Die Ehe 
fvar übrigens nichts weniger, als friedlich, indem fie in lauter Zank und Unmwillen gelebet : fo gar, daß 
Supiter, fie nicht nur oft. fehr herunter gemacht, fondern auch fie einsmals vom Himmel herabgehangt , 
nebſt einem Ambos / den er ihr an die Füffe gebunden, Um eg wieder gleich zu machen ‚ hat Juno mit dem 
Noeoptun und der Minerva es dahin angefangen ‚daß fieihnin Banden legen wollten, Die Thetig aber, 
hat den hunderchändigten Briareus aufgebracht ‚für welchem jene fich gefürchtet, und den Anfchlag fab 
en laffen. Die ehebrecherifche Aufführung des Jupiters hat am meiſten ſoiche Uneinigkeiten verurſachtzund 
iſt Juno feinen Beiſchlaͤferinnen oder Huren ſehr aufſaͤtzig geweſen. Juno fol uͤbrigens, tie einige unter 
— a ” ra: eit der Des nn be Zierraten erfunden haben; viele andere 
abeln und widerfprechende Nachrichten, woraus die übrige Gefchichte de oftehenmutite ‚ iheradd 
en Si — — — hichte der Juno beſtehen můſte, uͤberg 
5. 2. Juno kommt häufig vor in alten Abbildungen, nur find dieſe nicht all i tet» 
fheiden. Sie wird gemeiniglid) vorgeſtellt, als eine ſehr anfehnlicye Sun, hiekan ee Seren 
bald mit einem Schleier 5 iſt oder auch mit einem Hauptſchmuck, der vornen geſpitzt wird. Sie 
hat oft einen Spieß, zuweilen aber eine Schaale, als zu opfern. Doch reichen diefe Kenmeichen einzeln 
kaum hin, die Juno zu kennen, indem die Beta gar oft eben fo vorgeftelt wird 2), Die 4te Figur auf 
der sten Tabelle jtellt eine römifche Juno vor, nad) der Meinung der Alterthumskundigen F 5 ie 
fie eine anfenliche Matrone, die eine Krone trägt, als Juno Regina, Fig. 6. aber hat fie —— 
ten Hauptſchmuck, und einen Spieß: weil fie ein klein Kind auf einer Schuͤſſel Hält, fo iſt es wahrſchein⸗ 
lic) eine Juno Lucina, welcher Beiname ihr gegeben wird, weil fie den Gebäreritinen hilft die Kinder ang 
Licht der Welt bringen. Eine andere Juno figt Fig 7. aufeinem befondern Stuhl, Sie hat einenSchleier, 
und einen Scepter ; ein Pfau aber ſitzt zu den Fuͤſſen; zur linken ſteht eine verhulte Veſia „die eine Fackel 
halt, (woran fie evfannt wird.) En 
S. 3. Bon der Juno mit dem Beinamen $ucina ift annoch diefes zu merken, daß fie bisweilen 


mit einer Geiffel angetroffen wird, in der andern Hand aber den Scepter hält, Diefe Geiffel nemlich 


ol die glückliche Niederfunft der Weiber bedeuten; fintemalen bekannt ift, daf,mann di srcales 
I, ei deneilfe Zeit mit Geiffeln wierafend in dev Stadt herum Tiefen , die u Lupe a 
von fregen Stücen entgegen eileten ‚um einen Schlag von ihnen zu empfangen, weil fiein den Gedanken 
ftunden, daß durd) diefe Schläge ihnen eineleichte Geburt zuwegen gebradjt werde. Bisweilen wird 
der Juno ein Hirſch an die Seite gefeßt, in welchem Fall fie infonderheit Suno Eonfervatrir genenner toird; 
fo daher kommen fol. Die Göttinn Diana verfolgte einsmals aufder Jagd fünf fehr groffe Hirfche mit 
güldenen Geweyhen, deren fie auch viere fieng und vor ihren Wagen ſpannete, den fünften aber erhielte 
die Juno, daß ſie ihn nicht befommen Fonnte ; die bedeutet es, wenn ihr bisweilen ein Hirſch beygefuͤget 
wird, Weilen über dieſes die Inſul Samus der Juno Vaterland ſoll gewefen ſeyn, fo wurde fie von den 
Samiern 3) auch in ganz befondern Ehrengehalten, Auch hielte man dafiir ‚daß fie über dag Muͤnz⸗ 
weſen geſetzet feye ‚desivegen fie bisweilen Juno Moneta genennet wird. Die Juno Soſpita traͤgt auf 
dem Haupt den Kopf von einem Ziegenfell ſamt den Hoͤrnern, in der rechten Hand halt fie einen Spiefi 
in der linken aber einen Helm. Die Juno Pronubaift, wie es diefe Benennung an ſich mitbringt he 
Patroninn des Eheſtands, Freimerberinn. ! 

5. 4. Vielmehr Auffehens macht das folgende Bild Fig, 8. welches ung die Juno in einer An 
aufferordentlichen Geſtalt vorftellet ‚mie diefelbe nemlich zu Brefciazu fehen iſt. Es ift nemlich vi n 
be mit Blättern gekrönet, und figet aufeinem Hügel. In der rechten halt fie ein menfchliches Her mie 
der linken aber melfet fie ſich felbft die Milch aus ihren Bruͤſten , damit diefelbe auf die b enden ) Ma 
hängende Blumen-Kränze herab fhieffen möge. Es find aber diefe Kränze an einem groſſen Querhol 
ſo die Geſtalt eines Bogens hat, angehenkt. Eben diefe Milchtropfen fallen auch auf den unten 9— 
Fuͤſſen ſitzenden Pfauen ;welc)er das beſte Kennzeichen iſt, daß diefes Bild eine Juno feye ; bien Al die 
fer Vogel fonft keiner andern Gortheitzugefellet wird, Die Auslegung ift meift ungewis, ve 

S. 5. Gleihtwie hiernebſt der Jupiter verfehiedene Zuund Beynamen hat ; alſo fehfet es der Ju⸗ 
no hleran eben fo wenig; und find diefelbe theils von denienigen Orten, an welchen ihr ein befonderer 
Dienft bewiefen worden, theils von gewiſſen Eigenfchaften und ihren ruͤhmlichen Marfen du — 
Selker geftalt wird fie von dem ſandigten &ibyen, wo fie, wie der Jupiter Ammon, iheen Altar hatte, 
Ammoriogenannt, Argiva und Argolica heißt fie von dem argolifchen Tempel, Albana weil fie zu 
2 Alba 
2) Sonft hältdie Goͤttinn Veſta oft da 

6 * Tempel era a ag der der ſamiſchen Juno fı alg. Welth. Th, 6, 
dis hicht fo gar gemis eine Funoift, h j 








Mf tum Brunn. 
19,4 





Card: Gualterii. 





a, ® 


Ay 


— * 27 * 2 . u 

5 er 2.Nırgo Pestalıs s. Paste Sacerdos, vas iqne plenan. tenens. &. Alıa Yestahs, acerram tenens. 4. Yesta vel 
ER 1s ad RER, lammıger am. 5.Juccia Vestahs, aquam eribro hauriens. 6 et x. Vesta secundum. anticom 
et postucaom ‚facıera exprejsa. 8.Vesta, altera sceptrum, altera Palladium tenens. I: Yesta, a cwrpote ‚pis to- 


77 Mr 5 ; ; 7 
um Rome erectı. 20. Novem ellıychniorum lucerna, oua in Meste sacrıs utebantur . 

















Von der Jund und Veſta. 23 


ee ame dr ke KA 
opfert wurden. Aeria, weil ſie ini die L —— —— 
— — A eo a 1 Bi fe gehalten 5 — man vorgab,daß 
ket man eines drenfachen Stande, dari ie Me 9 — a — Uebrigens geden · 
— darinn die N geween ſeyn. Erſtlich nemlich vagIiros , ulr- 
Eh 1ü teC et, da 2 zone er act ta eine erwachfene und mannbare Weibsper⸗ 
fie mic dem Jupiter in befländ FR “ cn bar ' an: xiga oder uidua, eine Wittwe, weil 
$. 6. Der Kuno fegen wir nicht unbillig die Veſta ) an die Seit ji \ 
—— vir nicht unbilig die 5 eite „ theile weil viele dafür hal 
e Dan fe ——— En Ge h Sn An ——— die von ihr annoch vorhanden find, 
Seen Alten nt ander) ’ N r fie bisweilen Faum von einander unterfcheiden Fann. Einige 
—— ) Euvipides hielten die Veſtafuͤr die Tellus, des Saturnus Mutter. Diony 
fius Halicarnaſſeus iſt Bud) 1. eben diefer Meinun d ſetzet hinzu, daf i — 
Tiget geweſen. Dann weil die Erde den mittlen x eil — — / 
Feuers über der Luft übergeben, Ande bee Bil ——— * Au & Ba 
— der und, id file eine Torten z = 7 ha ten fie, wie u gefagtı fir eine Schwefter des Jupiter 
Bofta eben fo viel ſehe, ala das Feuer felh — und ber — hielte aber dafuͤr, daß dieſe 
6 le „ oder ‚ein Ser ; fin a — Griechen ein Heerd, 
die Vefta bezeichnet Käßen ar ve & ) . RAR wit EN yem Namen die Griechen auch 
Velta. Das — — a de grie 6 IE auch der Kateinifche Namen 
BL Anden alten Zettengatrcen ee von? von * zu en aber von Jungfrauen verwah⸗ 
Delta, als das heilige Sauer — er die € — h die hner Italiens ein anderes Bild der 
— 356 einige Statuen * fie mit der groͤſten Se a — Und wann auch gleich 
felbe biefiuehe fledie Velkam — ichtet worden Ind, welche bie efta vorftellen follten, fo waren die ⸗ 
as SE Rehncbien el em & fofern fie die Erde bedeutet), alg für die Veltam Ignem, 
eine für die andere geſchet habe N aber waͤhrſcheinlich daß man in folgender Zeit ohne Unterſchled 
Fünftjuecft erfunden Haben be: Na ydem Zeugnis des Diodorus Siculus fol die Veſta die Baus 
Be allen Säufern ke : — man zum Andenken biefer groſſen Wohlthat das Bild der Veſta 
men, daß hier und da fo piele if Ms ! a derſelben geile © pfer brachte. Eben dahermag es fonts 
BE fen werben obs Tanker ä eder eſta und der Vel oder ihr Heiligen Jungfrauen, an⸗ 
$. 7. Oben (Tab.V.Ri e iener nicht immer ſo leicht zu unterſcheiden ſind. 
es ineline in der rechten ie? Ale wir bereits eine Veſta in der Geftalt einer ehrbaren Mar 
Dontahlen gar oft eben wie : hält, und neben der Juno ſtehet; in welcher Geſtalt fiein den alten 
Herr le Brun, ein vortrefli — Eben allo wird die anfehnliche Matrone) Yab. Vi. Fig, 1.), welche Tab, VI. 
dert hat, und die mit einem her ahler in Srandreic) nach dem Original einer alten Statue abgeſchil⸗ 
halten. Die folgende Fig seoflen Schleier umhuͤllet ift, von den meiften gleichfalls für eine Veſta ges 
mit Feuer angefülltes ER ellt eine veftafifche Jungfrau oder Priefterinn ber Veſta vor, welche ein 
2 Seneraber bebenurnar * welchen die Flamme herausſchlaͤget mit beyden Händen vor fich halt. 
dere Vealis (Fig. 3.) ift Sn dern Zeugnis der allerälteften Scheiftfteler das Feuer ſelbſten. Die an⸗ 
lein zu halten, dergleichen di Ale Ronne geffeidet „und ſcheinen IE Der EP ENDE ne 5 
(Fig, 4.) wird ganz Bertlich an sn W = abe: ® Bee er 
 angeyiindet if em Altar erkannt, welcher neben ihr ſtehet, und auf welchem ein Feuer 
$. ‘ Fi — ip Han Ana 5 fi . 
Sungfeau flyugetscnen hs gewifl DBegebenheit , welche fich mit der Tuccia, einer veſtaliſchen 
aber Dalerius YWarimus Bud Dimian en D: ——— ende umftändlicher 
elagt worden, daß fie ihren uc) 8.cap.2. Als fie, nemlic) Tuccla, einsmals unfehufdiger Weiſe ange⸗ 
reines Gevoiffen zu haben ao Te Stand mit Unkeufchheit beflecket Hätte, fie aber dabey ein 
Probezu retten. Sie e gegau £: fo hab: fie ſich unterftanden, ihre Unſchuld durch eine ſehr mißliche 
beit, daß ich bey deine ergäit nemlic) ein Sieh rief die Veſta mit dieſen Worten an: Wann du glau⸗ 
mir ben ‚daß ich mie diefem za jederzeit mic) keuſch verhalten und reine Hände gehabt habe ; fo ſtehe 
Machdem fienundiefeg zu ie ich MWafler aug der Tyber ſchoͤpfen, und in deinen Tempel bringen möge 
felöft derfelben Unfchutp ne mans Verwunderung alſo bald — und die Natur gleichſam 
fehen Anffäger gefallen. Sn diefe Wunderthat beftätiget 5 fo ift aller Schimpf und Spott auf ihre fals 
glaubwürdigere Zeugen he ein zu Bejtärfung eines folchen Wunderwerfs wäre wol nöthig, daß wir 
fe (Fig.6.und 7 von Pe — als den Plinius und Dolerius Maximus. Die vortrefflihe Sta 
tevi ju [eben Äft, verdienet hie iefer Goͤttinn Veſta/ welche zu Rom in dem Pallaſt des Cardinal Gual⸗ 
hier auch einen Platz. Was an derſelben merkwuͤrdig iſt, beſtehet in dem 
F 2 beſon⸗ 





4) Ag. 
) Als. Welb, Th. 5, Seite 113.9) 5) Ag, Weltb · Theil 6. 5,805. Theil. 4. 5.638, 5. 7ar, 











24 Des zweyten Buchs drittes Capitel. 


beſondern Hauptſchmuck/ der groſſen Decke ode: Obermantel, womit fie verhuͤllet ift, dem langen Stab 
oder Scepter, welches ſie in der linken Hand haͤlt, dem weiten Oberkleid, ſo ihr bis an die Huͤften gehtz 
welcher geftalt man in diefem Bildnis alles angebracht ſiehet , was man in den andern Statuen chizelis 
beobachtet hat. Deswegen haben wir diefelbe auch von hinten und von vornen zugleich vorgeftelli 5 da 
mit alles defto deutlicher fonnte ausgedruckt werden. Das Poftement oder Fußgeſtell iſt auch von einer 
alten Art; und ſcheinet es, daß dieſes Bild mit Fleiß darauf geſetzet worden, damit man dajjelbe deſto 
bequemer in eine Hauscapell möchte ſtellen koͤnnen. x 

5. 9. Folgendes Denfmahl (Fig. 8.) da die Veſta figend vorgeftellet wird , ift auch befonders 
merkwuͤrdig. In der linken hält fie einen Scepter, inder rechten aber dag Palladium 6), d. 1. ein klei⸗ 
nes Bild der Goͤttinn Pallas, welches vor dieſem ſoll zu Troia gewefen ‚aber von dannen heimlich wege 
genommen ‚und endlid) nad) Kom in den Tempel der Veſta gebracht worden feyn. Die folgende Veſta 
(Fig. 9.) hat fowol in Anfehung ihrer eigenen Geftalt, als in Anfehung der dabey befindlichen Merkzei⸗ 
chen allerlen befonderes, Man gibt vor, daß diefelbe einsmal zu Nom auf Beranftaltung einer Gefelle 
Se Becker feye verfertiget und aufgerichtet worden, alg fie einsmalg dag Feſt derfelben auf den 9. 

unit feyerlid) begangen; deswegen fie ihr einen Muͤhlſtein der mir einem Blumenfranz gezieret,beyge- 

füget —* wie dann auch hier auf der Seite dieſer Goͤttinn ein Muͤhlſtein, der auf einem mit Kornähe 
ten geſchmuͤckten Scheffel-Maß ruhet, zu fehen ift. Sie iſt über das ſihend vorgeftelle, und hat das 
Haupt mit einem Schleier bedeckt; in der linken hält fie einen Scepter,, in der techEen aber eine Schale, 
von welcher eine Schlange etwas zu nehmen ſcheinet 5 welche Schlange fonften das Zeichen von 
der Hygiea, oder Goͤttin der Gefundheit,zufenn pflege. Vornen auf dem Haupt der Wefta erſcheinen 
drey Zinnen oder Thuͤrnlein, welche ſonſten das Zeichen der Cybele oder Tellus ſind, als I welche, wie 
bereits oben gedacht worden, die Veſta mehrmalen angenommen wird. 

$. 10; Endlich fehen wir (Fig. 10.) eine Lucerne von neun Sampen, deren noch zwey in dem in. 
nern Eleinen Cirkul befindlich find. Daß diefelbe bey dem Dienft der Veſta gebraucht worden, erhellet 
ſehr wahrſcheinlich aus der doppelten Aufſchrift des Namens diefer Goͤttinn. Man koͤnnte auch wol fra, 
gen, ob diefeg nicht etwa die Form des Gefäfles ſeye, in welchem die Veftales das heilige Feuer verwah⸗ 
vet hielten ? obwol dieſes nicht gar wahrſcheinlich ift. Sonften gedenfet Polybius Bud) 16.von einer 
befondern Statua der Befta,mwelche fich in der Stadt Jaſſus in klein Aſien oder Natolien ehedem befunden; 
von welcher erzehlet wird, daß, ob fie gleich unter freyem Himmel geftanden, es doch niemalen auf diefelbe 
geſchneyet oder geregnet; welches eben diefer Schriftfteller aud) von einem gewiffen Bild verDiana Cynblas 
behauptet. Ein mehreres wird von den Veltalibus beſſer unten gedacht werden ; wann wir von dem 
mancherley Prieftern und Priefterfchaften der Götter handeln werden, 


| Das dritte Kapitel, | 
Dorn den Neptunus, den Nereidibus und Tritonibus. 


EST, 


¶ Jer Veytunus, von den Griechen order genannt,tyar ein Sohn des Saturnus und der Rhea, 
und alfo ein Bruderdes Jupiter, den der Bater anfangs gleich nach feiner Geburt 


atte, nachgehends aber, da ihm heimlic) ein gewifles Brechpulver beygebracht worden, de 
—— und Schweſtern wider von ſich brach. Andere eG ch 
den Saturnus zu betruͤgen, und den Neptunus bey dem Leben zu erhalte 
uͤberredet, als ob ſie ein Fuͤllen geboren haͤtte, und ihm auch wirklich 
dargereicht habe; worauf ſie ihr neugebornes Kind einigen Hirten gegeb 
werden aber von dieſem Neptunus ungemein viele Dinge erzehlet, und unter anderm die Entführung ger 
wiſſer Nymphen , Ehebruch und andere Schandthaten ; weil aber diefe Dinge mit fo vielen verſchiedenen 
AUmftänden und vielerlen Beftimmungen der Zeit erzehlet werden ſo will man daraus den Schluß mas 
a — ® & rar en Ei — a Thaten hernach einem allein 
ugeſchrieben worden⸗ hatte ach dieſer Neptunus ſehr viele Bulinnen:afsichmi 
St Städte , die an der See gelegen find, eben d gleichwie aud) eine groffe An 


iefem Neptunus oder einer de Nereis 
dum ihren Urſprung follen zu dancken gehabt haben. p einer der Nymphen und Nerei 


5. 2. Der Neptunus zeigt ſich auf ſehr vielen Denfmahlen ı 
Dart, und zwar insgemeinnadend, dev mis der einen Hand eine d 


nfelben ſamt 
daß die Rhea, um ihren Mann, 
1, ihn bey der Geburt deffelben 
in junges Pferd zu verfchlingen 
en, um daſſelbe zu erziehen. Es 


) als ein Mann mit einem ſtarken 
reyſpitzige Gabel halt 5 welche sei 
en 


6) ig. Welib. &h.4, ©. 588. W 


nahe au algem. 1 3, Ceite 
3770) ſaͤte zur algem. Welih. Theil 3, Se 


erſchlungen 


» 





























1.Niptunus, Deus marıs, cum. Delphino et tridente.2. Jdem monstro marıino injistens. 5. Idem curru 
»ectus. 4. Idem, inter cılus erura monstrum. marinum conspieitur. 5.Jdem Npmpham rapiens. 


6. 7. Idem antrorsum et a dorso, cum duobus 


definens. 9. Friton . 


equis marınis. 8. Equus marinıus ın „piscen- 





RE eu GR GE ED EA —— 


BE ZI ZDBLBLZLBZE ZELLE — — 
e » 
- 
oe 
f 
- 











Kon dem Neptunus, den Nereidibus und Tritonibus. 25 
ben gewoͤhnliches Merkzeichen iſt, und ohne welche er nicht leicht vorkoͤmmt. Tab. VII. — haͤlt et Tab. VI. 





von genommen hat, ſolches fuͤr ein Sphinx angeſehen hat. Inʒwiſchen da ein gewiſſer groſſer Kenner der 
Alterthumer ieſte firein Sphinr — ‚das Original auch nicht mehr vorhanden ift: fo 
wird man eg mol glauben müffen. Der folgende Neptunus (Fig, 4.) ift aus der Kunftfammer des 
vortreflichen Herrn Soucaulc hergenommen. Hier hat derfelbe ebenfalls ein groffes Meerröunder zwi⸗ | 
ben den Züffen, und hat an dem Hals einen Mantel, der ihm über den Rücken herab haͤnget. 
$. 3. Eineiberaus fehsne Vorftellung fehen wir (Fig, 5.) auf welcher wir wahrnehmen, tie der 
c ſelbſt fährt mit vier Seepferden, und hält-diegeraubte Nymphe, „= 


re — 
> 
= 
— 
= 
= 
r 
= 
2 
— 
= 
= 
* 
= 
Q 
= 
= 
= 
= 
—8 
2. 
Ban 3 
> 
r 
= 
=; 
> 
2 
— 
co 
* 
= 
= 
na 
= 
= 
oO 
ro 
= 
> 
Ben 
I 
= 
r 
S 
> 
— 
= 
— 
= 
zZ 
= 
=) 
— 
7 
rn 
* 
2 
— 
rn. 
” 
— 
© 
oo 
— 
© 
2 
r 
> 
© 


— — u) 


4; 


‚und ineinen Gott deg Meersverwandelrwordenfeyn. Was derfelbe aber für Eltern gehabt 


Abe, ift den My — Nr 2 
ven half Mythologis nicht befannt. Deffen Bildnus wird unter der Geſtalt eines Manns mit eis F 


ellt; | 
vn — * et dermaſſen ſtarke und zuſammengewachſene Augbraunen, daß es nur eine zu ſchei⸗ 

ern n | 
f a etächen bedeckt, der untere $eib und Schenkel aber endigen fich in einen Fiſch , der den 
allem erheller ba senden zuruck Friimmer; am ihn herum fliegen verſchiedene Eisvögel: aus welchen 
i ohn des Nepr B diefer Glaucus ungefähr mit den Tritonibus einerlen Geftalt habe. Phorcys, ein 
i ar und der Ihoofa, einer Nymphe, wird gleichfalls für einen Gott des Meers gehals 
Hi Eorfica und Sardinia gemwefen ſeyn, der in einem 
gehaltenem unglücklichem m in einen Gott des Meers verwandelt wor- 
gen gibe ihn fiir einen Sohn des Pontusund der Terra aus. Einige andere hal 
eigen Drachens , ee die güfdene Xepfel der Hefperidum bewachete. Pro 


2 tens, deffen Namen zu einem S on dem 
— TEN > prichwort word war gleichfalls ein berühmter Meergott, v 
te —— rus und andere — in 3351 el befondere Dinge anführen. Das 
As er ie 0m HEdiefes, daß er fich nach feinem Belieben in allerley Geſtalten verwandeln konnte. 
Pant ‚mals von dem Menelgo gefangen worden, fol er ſich erſtlich in einen Loͤwen / — in ein 
erthier, darauf in ein Wildſchwein und endlich gar in Waſſer verwandelt haben, 
G 


achdem aber 
Mene⸗ 





























26 Des zweyten Buchs drittes Capitel. 


Menelaus nachgehends von der Eidothea, der Tochter des Protens erfuhr, daß ihr Vater, ſich inmans 
cherlen Geſtalten zu verwandeln pflege; fo foll er ihn hernach beftändig in Verhafft behalten, und alles, was 
er verlangt, von ihm erlernt haben: wie diefes bey dem Zomero weiter nachzuleſen ift. Ein gewiſſer 
Weltweiſer, welcher diefe Fabel in einem verblmten Verſtand annimmt, gibt vor, daß unter diefem 
Proteug nichts anders als die materia prima, (erſte Materie), verftanden werde; als welche zwar für 
ich allezeit bleibe , aber allerfey Veränderungen und Berwandelungen unterworfen feye. Noch ein an⸗ 
derer Gott des Meers, Namens Portunus oder Portumnus, wird voneinigen gleichfalls für den Neptu⸗ 
nus gehalten , deminfonderheit die Befchugung der Seehäfen anvertrauet feye ; und dem zu Ehren zu Nom 
verſchiedene Tempelerbauet waren. Die Mythologi etzehlen deflen Hiftorie auf folgende Art. Nach: 
dem der König Achamas von der Juno einsmals in eine Raferen geftürzer worden » habe er erſtlich fei- 
ven Sohn Learchus umgebracht, und hernach aud) feinen andern Sohn Wielicertes, und feine Ge 
mahlinn Ino verfolget, in willens, diefelbe gleichfalls umzubringen, dieſe beyde aber hätten ſich, um 
dem Tod zu entrinnen, in das Meer geſtuͤrzt; bey welcher Gelegenheit der Mielicertes in den Meer: 
gott Portumnus, (den die Griechen nachgehends Palaͤmon nannten ‚ die no aber in die Göttinn Mar 
Kuta, (von den Griechen Leucothea genannt), verwandelt worden⸗ 
$ 5. Die Nereides waren Meer-Nymphen und Toͤchter des Rereus und der Doris, 


Nereus 
aber war ein Gott des Meers, der noch vor dem Neptunus ſoll geweſen und von dem Mare und der 
Terra (den: Meer und der Erde) erzeugt worden ſeyn. Dieſer nun ſoll fehr viele Tochter gehabt haben, die 


unter dem-allgemeinen Namen Nereides befannt find; fo daß deren bey fünfzig gezehlet werden ‚ die 
annoch ihre befondere Namen gehabt , fo meiftentheils von allerley Eigenſchaften und Namen des Gewäf 
fers, und mancherlen Witterung hergeleitet waren. Dergfeichen Nereides trifft man in den alten Denk⸗ 
mahlen fehr viele an, und zwar insgemein in der Geftalt, daß fie entiveder von Tritonibus oder See⸗ 
Pferden über das Meer geführet worden. ‚Die Tritones anlangend, fo hatten diefelhe pam Kopfan big 
anden Nabel eine menschliche Geftalt, der übrige Leib famt den Fuͤſſen aber ftellte einen Fiſch vor. Ueber 
das ift zu willen, daß wann das Wort Triton im fingulari gebraucht wird, es von dem Meergott Iris 
ton, der ein Sohn des Neptunus und der Amphitrite geweſen, , zu verftehen feye, und derfelbe des Nep⸗ 
tunus Trompete genennet werde, weil er mit feiner Trompete vor dem Meptunug ber zu blafen pflegte. 
Gar oft finden fid) mehrere Tritones beyfammen, welche auf dem Meer herumſchwimmen. Hier their 
len wir (Fig. 9.) das Bild eines Tritons mit, der von einer ganz befondern Geftale iſt; fintemal Shen 
beyde Schenkel ſich in einen langen Fiſchſchwanz endigen; mit dem linken Arm hält er einen Mantel, in 
der rechten Hand aber eine Mufchel. 
$. 6. Tab. Vil. Fig. ı erüheinet eine Nereis, welche auf zwey Seepferden fähret, und fie 
beyde am Zügel hält: Weil man auch hier nichts von einem Wagen gewahr wird; fo muß man anneh. 
men , daß diefe beyde Pferde fo nahe nebeneinander ſchwimmen, und fid) fo genau zufanmen halten, daß 
fie auf beyder Rücken zugleich ſitzen kann. Fig, 2. fehen wir eine andere Nereis, welche von einem Trir 
ton, auf deſſen Mücken fie figet , gefuͤhret wird; einige wollen diefelbe wegen des Schilds den fie in der 
Tinfen Hand hält, vielmehr für eine Pallas marina halten. Allein, da vor dem Triton ber aud) ein 
Eupido (dwimmt: fo mochte man eben diefelbe vielmehr für eine Venus Marina (Meer-VBenus), an 
BEDIEN, Solchem nad) erſcheinen die Nereides meiſtens in menfchlicher Geſtalt; bisweilen aber alg eitn 
halber Menfch und halber Fiſch, wie ig. 5. Diedritte Figur ſtellt uns die Amphitrite vor, welche von 
einem Triton geführet wird, Dieſer Triton ift einer der gröften, fo man irgend fiehet, und muß deſſen 
Schwanz, der viele Kruͤmmen macht, von einer groſſen Sänge feyn. Die Amphitrite hält die dreyfpißir 
ge Gabel in ihrer rechten Hand, daran man ganz deutlich erkennet, daß fie des Neptunus Gemahlinn 
ſeye · Auf dem Haupt aber hat fie einen Helm, welches bey Seegöttern fonften etwas fehr ungewöhnfiches 
if. Fig. 4. fehen wir eine andere Nymphe, welche auf einem Seepferd fiset, und daffelbe mit dem Zi: 
lregieret. Diefes Pferd ift mit groſſen Schuppen bedeckt, und die Nereis halt etliche Blumen in der 
and, welche auf dem Meer zu wachfen pflegen. Was Fig, 6, betrifft ſo halten einige diefelbe gleiche 
falls für eine Nereis, andere aber für eine Meer Venus, Die Bildhauer-Arbeit an diefer Statue iſt 
überaus (hen, und ſtellet eine ſitzende Rymphe vor, welche mit einer Mufchel MWaffer ſchoͤpfet Diefen 
fügen wir Fig. 7. nod) einen ſchoͤnen Abdruck bey, welcher den Neptunus mit feiner drenfpissigen Gabel 
und einem Delphin vorftellet , dem die hinter ihm fiehende Victoria einen Sorbeerfrang auffeiser , in der 
andern Hand aber hält fie einen Palmzweig. Es ſcheint aber, daß diefe Vorſtellung aufirgendeinen Air See 
erhaltenen ei Duke * en 
7 eil endlich Neptunus dem Dädalus- Gelegenheit ae eben i t 
Kunftftücke zu verfertigen ; fo wird es nicht ungereimt fenn, on ie a —— 
Platz goͤnnen. Mad) dem Bericht des Diodorus von Sicilien,, war. der Dädalus von Arhen gebiiriig, 
und 


2) Vom Dadalus und Minos ſ. algem. Weltbiſt. Theil6.$.817.folg. Ch, 5, $.81, Yand.ız, 





Jab. VIII. 


— — hü —— 


Marefeh,. 0' Ötrees. 





























—7— eres equas marınıs ı ecta 2.Nereis afrıtone vectn 5. Amphürue, Neptun uxor aFrüone vecta. 4 Nereis 
nstwo marıno ws. .5.MWereis hemipiscıs.6. Venus marına. 7 Neptunus a Victoria ‚palmam. tenen- 


te coronatus, quod ad victoriam navalem refpicit.8 Dedalıs, alas cereas conflru I D 
oron ; ; 8 ‚alas cere nfiruens. 9. Scarus De- 
dal filius alis cereis aerem devidens . : 


ar 














Von dem Neptunus, den Nereidibus und Tritonibus. 27 


und gleichwie derfelbe einen vortreflichen Verftand hatte, folegte er ſich infonderheit auf die Baufunft ind 
Bildhauer, Arbeit, und hinterliesvon feiner Gefchieklichfeit ungemeine Proben. Man erzehlet nemlich 
von ihm, daß er der erſte geweſen, welcher die Statuen in einer lebhaften Geftalt vorgeftelletz wodurch 
er iedermann in Berwunderung gefeßet. Weber ebendeffelben Anführung follaud) der Talos, feiner Schwer 
fer Sohn ‚der gleichfalls einen fehr guten Verſtand hatte, durch fein tieffinniges Nachdenken die Kunft 
jur drechfefn erfunden haben; woben er auch fonft dermaffen kuͤnſtliche Stücke verfertiget , daß einigeihm 
den Ruhm bengelegt, als ob er feinen eigenen Lehrmeiſter uͤbertroffen hätte. Eben diefes aber I eine 
Urfache gewefen feyn, daß Dädalus aus Neid und Eiferfucht einen Haß auf diefen tungen Menſchen ge⸗ 
worfen, darinn er fo weit gegangen, daß er ihn endlich heimlich umgebracht habe, Wie nun diefer 
begangene Mord ruchtbar worden; tft ernach der Inſul Creta zu dem König Minos geflohen , der ihn 
wegen feiner geoffen Geſchicklichkeit in feinen Schuß und Freundfchaft aufgenommen hat. Danun diefer 
König Ming esim Gebrauch) hatte, daß er zu gewiſſen Zeiten dem Neptunus den fhönften Ochſen, dert 
er unter feinen Heerden hatte, opferte: fo habe es ſich zugetragen, daß damals fid) ein Ochs unter dev 
Heerde gefunden , welcher dem Minos fo wol gefallen, daß er fich nicht entfchlieffen Fönnen, denſelben 
jum Opfer herzugeben , fondern, um diefen bey dem geben zu erhalten, einen andern geringern zum Opfer 
habe nehmen laffen. Diefes aber habe der Neptunus dermaffen übel empfunden , daß er der Gemahlin 
des Minos, der Pafiphae, von Stundan eine unfinnige und unnatürfiche Liebe gegen eben diefen Ochſen 
eingeflöffer: deswegen diefe mit dem Daͤdalus übereinkam, daß er ihr eine Machine, in der Geftalt einer 
Kuh) verfertigen mußte, um darinn ihre viehiſche Luſt mit dieſem Ochſen buͤſſen zu Fönnen; tie fie dann 
auch hievon ſchwanger worden ſeyn, und den Minotaurus zur Welt gebracht haben ſoll. Dieſer Minotaurus 
aber ſoll eine Misgeburt geweſen ſeyn, welche zur Helfte einem Menfchen, zur andern Helfte aber einem 
Ochſen gleich geſehen, zu deren Aufenthalt und Verwahrung der Daͤdalus auf den Befehl des Minos den 
kuͤnſtlichen Labyrinth oder Irrgarten auf der Inſul Creta ſoll erbauet haben. Nachdem aber Minos nad). 
gehendsin Erfahrung gebracht, daß Dädalus zu diefem Unweſen beförderlidy gewefen , und darauf bes 
dacht war, an demielben Rache auszunben: fo hatihm die Pafiphae heimlich durchgeholfen, und Gelegen⸗ 
heit gemacht, daß er zu Schiff entfliehen koͤnnen ; worauf er mit feinem Sohn Itarus an einer andern 
entfernten Inſul angelangt feyez weil aber Icarus, da er aus dem Schiff an das Sand tretten ſollen, ei⸗ 
nn unvorſichtigen Sprunggerhan, ſeye er in das Waſſer gefallen und erfoffen , worauf die Inſul und das, 
avan ſtoſſende Gewaͤſſer von ihm den Namen befommen habe. Von andern hingegen wird diefe Sache 
mit ganz unterſchiedenen Umftändenerzehfet, indem fie fagen: die Paſiphae Habe den Daͤdalus lange Zeit: 
heimlich verſteckt gehalten, bis Minos ihn mir groffem Eifer aufgefucht , und demienigen, der ihn liefern 
Sucche daß IN sk Belohnung nerfprochen. Bey alfo bewandten Umftänden habe Dävalus, aus 
9 doch moͤchte verrathen, und dem gegen ihn erzuͤrnten Koͤnig ausgeliefert werden, fuͤr 
stlogen fenens er Yearus jiven paar wächferne Flügel verfertiget, durch deren Behuf fie beyde davon 
geflog de 5 a aber Icarus die Warnung feines Waters aus der Acht fiefle , und da er allzu hoch flie- 
gen wor 7 zu nahe Fam, wovon ihm die Flügel geſchmolzen, feye er & erunter gefallen , und in 
cite welches hernach den Namen von ihm befommen hat, erfofen: Dädalus aber feye 
guͤcklich in > Bi angelanget, Die Fig. 8. ftellet ung den Dädafus vor, wie er die wächferne Flügel 
zubereitet, Und EB, 9. fehen wir den Scarus, wie er mit feinen waͤchſernen Fluͤgeln durch die, Luft flieget. 


Das vierte Kapitel, 
Von dem Pluto und der Proſerpina. 


$. 1 


Rluto als der dritte unter den Söhnen des Saturnus und der Ops oder Rhea, hat nach dem in Ges 
P — (eine Brüder über die Titanen erhaltenen Sieg , und der — — geig 1) 
des vaͤter ichen Reichs, den untern Theil deſſelben, (andere ſagen Spanien ſamt den angrenzen⸗ 

den Landſchaften) zu feinem Äntheil erhalten Es werden aber demſelben mancherley Namen beygeleget. 
Bey den Griechen nemlich wird er «ö»: (Hades), von den Lateinern aber Pluto, Difpater oder Diefpiter 
und Infernus Jupiter genennet; gleichwie auch deffen Gemahlinn Proferpina die Juno Infernagenennet 
wird. Ueber das heißt er aud) bisweilen Aidoneug und Oreus, Die Cyclopes 2) follen ihm einen Helm 
zum Gefchenf gegeben haben, welcher die Kraft hatte, Bo wann er das Haupt damit bededfte, er Au 
2 ar 


1) Siehe Algem · Welib. Theil 4. $, 560, U) 2) Bon ben Eyelopen, ſiehe Algen, Welth. Theil 6, 


9. 377 














Tab, IX, 














28 | Des zweyten Buchs fünftes Capitel. 


bar war. Und das iſt eben der berühmte Helm, welchen die Alten Orci galeam (den Helm der Höllen) 
du nennen pflegten; doc) ſiehet man diefen Helm bey Feinem derſelben Abdruͤcke oder Bildniffe, welche 
von dieſem Hoͤllen⸗Gott aus dem Alterthum annoch übrig find. Deffen Gemahlin war die Proferpina , 
eine Tochter der Ceres, welche er in Sicilien 3) gewaltfamer Weife eutfuͤhret, und in-die Hölle nad) ſei. 
nem Weich gebracht hat. Dann weil er heßlich von Geſtalt war, und fein Srauenzimmer finden Fonnte, 
die ihn ihrer Gegenliebe würdigte; fo nahm er diefe mit Gewalt weg, weil er fie mit guten Worten nicht 
auf feine Seite bringen konnte. Mit einem andern Namen wird diefer Pluto auch ————— genen⸗ 
net, welches Wort, nach dem Zeugnis des Macrobius ‚den Summum Manium Principem , oder den 
Oberften Herrn der. vom Leibe abgeihiedenen Seelen, andeuten foll. 

$. 2. Die Abbildung des Pluto Tab, IX, Fig. 1. ftellt denſelben vor 
Schemel ſitzet, und in der linken Hand einenSpieß oder Scepter häft,mitderr 
den Höllenhund Eerberus etwas zu freffen reicher; übrigens hat er auf dem Haupt ein Körblein oder 
Mapf , wieder Serapis: fintemalen unter den alten Scribenten viele, den Pluto und Serapis, für eine eie 
nige Öortheit halten. Sehr merkwuͤrdig iſt hiernächft Fig. 2. wo der Pluto, als ein Gore und König 
der Höllen, nebft feiner Gemahlinn Proferpina, mit einem Scepter auf dem Koͤnigl. Thron fitzet. Vor ihm 
erſcheinet Mercurius mit feinem geflügelten Hut und Heroldsftab, der ihm die Seele eines Maͤgdleins, der 
ven betrübte Mutter hinter derfelben fteht , zuzuführen fheinet ; ſintemal diefes feine tägliche Berrichtun 
iſt. Ebendiefen Pluto famt feiner Proferpina fehen wir aud) Fig. 3. auf einem Stuhl figen , unter wel. 
em der dreyföpfige Höllenhund Cerberugzufehenift. Die Proferpina aber hat das Angeficht mit einem 
groffen Schleier verhuͤllet. 


wie er auf dem Stuhloder 
echten aber dem vor ihm figen» 


5. 4. Die Fig, 4 ſtellt die gewaltfame Entführung der Proferpina vor. Pluto nemlich ſitzt 


auf einem mit vier Pferden beſpanntein Wagen und haͤlt die Proſerpina, welche ſich vergeblich bemuͤhet, 
ſich von ihm los zu reiſſen, in feinem rechten Arm ; in der linken Hand aber einen Scepter. Die Pferde 
tegieret der Eupido, als der Urheber diefer Begebenheit, durch die in Händen habende Zügel. Unter den 
Pferden zeiget fich eine groſſe Schlange, welche fich dem Lauf derfelben zu widerfegen fcheinet. Es melder 
uemlich Llaudianus, daß diefe Schlange von dem Niefen Enceladus , vorgeworfen worden, um den 
Luf der Pferde zu hemmen; indem nad) obiger Erzehlung in dem Riefenftreit Buch 2. cap. 1. 5. 3. die 
Inſul Sicilien ihm auf den Leib geworfen worden, darunter er ohnehin fajt erſticken mußte, und alfo es 
übel vertragen fönnen , daß Pluto bey diefer Gelegenheit ihm über-den $eih weggefahren, und die Pferde 
ihm faſt die Nibben entzwey getretten. * 


Das fünfte Capitel. 
Don der Ceres, dem Triptolemus und Ariſtaͤus. 
RE € | 


ie Ceres war gleichfalls eine Tochter des Saturnus umd der Rhea „ welche den Ackerbau ſoll erfun⸗ 
den haben, und deswegen für die Goͤttinn der Ernte und Feldfruͤchte gehalten wurde r)- Bey 
den riechen wurde fie Anun np genannt ; welches nach der Meinung einiger Gelehrten, fo die erfte 
Sylbe diefes Worts in etwas verändern, fo viel als is wir, die Mutter der Erde, heiffen fol, 
Nach dem Bericht des Aelianus wurde eben diefelbe auch Sito, eine Böttinn der Feldfrüchte 
genannt. Ihr Bruder Jupiter zeugte mit eine Tochter, Namens Proferpina von welcher vorher 
mit mehrerem gehandelt worden. Nach dem Zeugnis des Paufanigs geben viele vor, daf fie yon ihrem 
Bruder Neptunus ſeye ſchwanger worden, und darauf zu gleicher Zeit eine Tochter und ein Füllen zur 
Welt gebracht habe ; den Namen der Tochter aber habe niemand erfahren ‚lg nur dieienigen , welche zu 
derfelben Geheimniffen gelaffen wurden, das Pferdfüllen aber befam den Namen Arion; und eben das 
her ſcheint es gefommen zu ſeyn, daß ihr von einem Orakel der Same immokexns, d. i. Die Beyſchlaͤfe⸗ 
rinn eines Pferds, gegeben worden ; (richtiger, die ein Dferd geworfen bat, 

8 2. Weil die Entführung der Proferpina, und was auf ſolche erfolgt, den gröften Theil von 
der Hiftorie der Ceres ausmacht; fo wird Diefelbe fehr oft auf einem mir zwey geflügelten Schlangen be⸗ 
ſpannten Wagen vorgeſtellt, woben ſie in der einen Hand eine Fackel hält, um ihre Tochter in den entle, 

genften 
3) Siche Algem. Wettb. $. 370. von der Proferpina a) Siehe Alg 


* em. Welth. Theil 6. $. 370. von ihren 
kommen einige Münzen vor in D. Agnetvlere deften, 6. 256, ’ 
fpracufanifcher Monarchie aus Deünzen , im drite Eden in der —— uf dc, 
„Ken Sheikder Zufäge sur Allgem. Weich. 3° Theil der Zufähe ae nigem, Koelıb, erlentett. 


Jab. IX. 


5 . 
2 Admiranda rom. antız es 


Jepuler urn. Nafousa num. . 


| 





74 * 
AY Yum. Bruni . 
N EN 








—— 9 r h 
4. Pluto Cerbero cıbum oferens.2. Pluto cum Proserpina, can Mercurtus amimam puelle oferre vide - 
tur.3. Pluto cum, Froserpma et Cerbero.4. Raptus Proserpina.5.Ceres cum uva. 6.Cadem spieıs coronata 
ad abveare. 7. Öadem cum spiis etpapavere.8. laden globo cwelesti insidens.g. Cadem utrag, splcas et papave- | 


| 7a tenens.ı0.Cadem. spieıs coronata, et destra sceptrum, suustra papayera tenens. 1. Cadem, galerum 
Cogrite gestans.. 














— 
la Chaulse . 








u SS iii > m 
i Ceres cum. pallıo runto. 2. Eadem cnltu marond. 3. Indem spiis coronatıt- 4. Cadem. cum. po- 


culo et manıpulo spıwarum.5. Öeadem. coronata.: 
tenens.®. et. 9. Eadem. cum face.10. et n. Crmephora adversa et ıwwersa. 12. et 18: IB ptolemus - 








Von der Ceres, dem Triptolemus und Ariſtaͤus. 29 


enſten und unbekannteſten Laͤndern zu ſuchen; bisweilen geht ſie zu Fuß mit einer oder auch wohl zwey 
— Ein anderes Kennzeichen der Ceres, ſind die Kornähren, mit welchen fie bald gekroͤnet iſt, bald 
aber diefelbe nur in der Hand fuͤhret. Bisweilen hat fie neben ienen aud) einige Magfamen oder Mohna 
Köpfe, weil fie, wie Ovidius vorgibt; ſich, da fie einsmals ſehr gehungert, mit diefen Körnern gefättia 
get, oder weil fie, wie andere fügen, den Schmerz über der Entführung diefer Tochter, durch eben dieſe 
Feucht habe zu lindern gefucht. 
$. 3. Die erfte Abbildung derfelben (Tab. IX. Fig. c.) ſtellt uns diefelbe alfo vor, daß fie in dee 
rechten Hand einen Trauben und Neblaub, in der linken aber etliche Kornähren hält. In der folgendert 
Fig. 6, iſt fie mie Kornaͤhren gekroͤnet, und hält in der rechten Hand eben dergleichen famt erlichen Mohn⸗ 
koͤpſen, und neben ihr ſteht ein aus Weiden geflochtener Bienenkorb. Fig. 7. hältfie in der rechten eben 
dergleichen Früchte, und in der linken einen Spieß. Fig. 8. fist diefelbe auf einer Himmelskugel, und 
hält in der rechten einige Kornähren, in der linken aber ein Fuͤllhorn; womit angedeutet wird, daß die 
Ceres den Ueberflus von allerley Früchten verfchaffe. Die folgenden Aofchilderungen find von dem bes x 
rühmten Mahler le Brun zu Nom von alten Statuen genommen worden. Die erfte derfelben Fig-9.) : 
hält einige Kornahren und Magſamenkoͤpfe. Die zweyte (Fig. 10.) ift mit Kornähren gefrönet , und 
bat verfchiedene andere Zierraten. Die dritte (Fig 11. hat einen bejondern Helm auf dem Kopf, und 
hält in der linken eine Schale, in der rechten aber einige Mopnföpfe. Die vierte endlich (Tab. X. Fig. 1.3 jab, X, 
träge über ihrem Unterfleid einen groffen Mantel, miteinem befondern Saum, und halt gleichfalls einige 
Kornähren in den Händen, \ 
. 4. Die folgende Ceres (Fig.2.) erſcheint in der Geſtalt einer anſehnlichen Ehren. Matrone , 
die unter dem Schleyer noch einen befondern Hauptſchmuck trage, Der doch von dem ſonſt gewöhnlichen nich 
ſehr unterfchieten ift; in der linken hält fie gleichfalls einigeKornähren und Magfamenklippel. Die naͤchſte 
(Fig. 3.) hat auf dem Haupt einen Kranz von Kornähren, dergleichen fie auch einige in ber Hand halt. 
Die nadende Weibsperfon (Fig. 4 , welche in der rechten eine Trinkſchale, in der linfen aber eine Garbe 
hält, wird gleichfalls für eine Ceres gehalten; wofern #8 nicht etwa eine Nymphe iſt, welche fh unter dent 
| Zug des Bacchus und der Ceres befunden, fintemalen biefe beyde Gottheiten mit ihrem Gefolg öfters 
j einen einigen Trupp ausmachten. Dienachitebende Ceres (Fig. 5.) bat eine ordentliche Erone auf, und 
| in der vechten ein Scepter. Fig. 6, fehen wir eine andere, die in der linken ein Fuͤllhorn, welches ſonſten 
das gemeine Merkmahl des Glücks zu ſeyn pfleget, in ber rechten aber einige Magſamenknoͤpfe häft, 
Dieienige Weibsperfon, welche biernächtt (FIG 7.) nackend ift, und eine Erdfugel vor fic) im Schoos hält, 
deren fehr groffe und lange Haare über derſelben Schultern herliegen, möchte mol ehender für eine Abbils 
dung der Natur, als für eine Ceres gehalten werden, Dann es preßt diefelbe mit ihren beyden Händen 
Milch aus ihren Brüften, welche tropfenweife auf die Erdkugel yerab flieſſet; als welches fo viel bedeuten mag; 
daß die Natur, als die allgemeine Mutter, Die ganze Erde ernähret, und fo wohlden Menfchen, als dem Vieh, 
} die nöthige Nahrung und Speife verfchafft. Um ihr Haupt iſt ein heller Stanz wie Die Sonne, ‚oder ei 
j groſſer Stern, in welchem noch viele Eleinere Sternen einen befondern Circul machen, Neben ihr ſtehet 
ein Genius oder Cupido, welcher ſich mit dem linken Arm auf das Knie der Ceres lehnet, in ber rechter 
} 
{ 





aber einen torbeerzweig hält; über feinem Haupt leuchtet gleichtalls eine Sonne, Was nun Diefes bedeute; 


ift unbekannt, und feheinet eg, daß diefe Vorftellung erſt in neuern Zeiten zu ſuchen, und Feine alte ſeye. 
die Ceres mit einer Fackel, in welcher Geſtalt fie infone 


Die zwey folgenden Figuren No. 8 und 9. weifen 4 ee : e 
Proferpina fuche : bisweilen trägt fie in 


j derheit alsdann vorfönmt, wann man anzeigen will, daß fie die 
beyden Händen zugleich eine Fackel, Wann ihr ein Schwein bengefüget wwied, fo ielet man damit auf, Das 
Opfer, welches ihr auf den ihr zu Ehren angeftellten Ludis Cerealibus gebracht wurde; wobey man nema 

lich ein Schwein opferte. ' 

$ 5. Die Canepforä, bie wir der Ceres hier billig an die Seite fegen, waren gewiſſe Jungs 
frauen, bie zum Dienft derfelben gervidmet waren, und geofe Körbe mit allerley Früchten auf Dem Haupt 
trugen. Dergleichen eine fehen wir Fig. 10. und ı1, von vornen und hinten Das Bildnis des Triptos 
femus erfcheinet Fig. 12, und 13. In der erjten Figur hat er einen Kranz von Kornaͤhren auf dem Kopf 
in der rechten eine tieffe Schuͤffel mit allerley Früchten , In der linken aber Magfamenfnöpfe, und andere 
Früchte, In der andern Figur ſtehet er halb nackend auf einem hohen Poftement, und halt in der rech⸗ 

ten gleichfalls einige Magfamen » Knöpfe, in, der linfen aber ein unbefanntes Fnftrument. Damit men 
übrigens etwas genauer willen moͤge, wer dieſer Triptolemus eigentlic) gewefen ſeye; fo fann davon fol⸗ 
gender kurzer Unterricht dienen. , Nachdem die Ceres durch ben Raub ihrer Tochter Proferpira empfindlich 
Zeraͤhret worden ; zumalen, da fie vermerfet, daß diefes nicht ohne Vorwiſſen und Genehmhaltung ber 
j Görter gefcheben : bat fie fich vorgenommen, in menfchlicher Geſtalt herum zu wandeln, und ihre Zeit wie 
> ein Menfch Hinzubringen. Auf dieſer Reife foll fie unter andern an bie Thore der Stadt Eleufis in At⸗ 
fica gekommen feyn, und ſich auf einem geoffen Stein ia haben; worauf fie Celens, der König 
ber 


9 


* 
5 








30 Des zweyten Buchs fünftes Capitel. Won der Ceres, %, 


der Eleuſiner fehr freundlich aufgenommen habe. Nun hatte diefer König einen noch) jungen Prinzen , 
Namens Triptolemus, der an einer-fehr ſchweren Krankheit, dabey er gar feinen Schlaf hatte, hoͤchſt 
gefährlich darnieder lag. So bald'nun Ceres deſſelben anfichtig ward, kuͤßte fie ihn, und von diefem Kuß, 
würde der-Prinz alſobald wieder geſund. Es war aber die Ceres nicht damit zufrieden, daß fie ihm feine 
Geſundheit wieder hergeſtellet harte; fondern fie nahm denfelben auch in ihre genaue Obhut, und welte 
ibn auferzieben; wobey fie zugleich darauf bedacht war, wie fie ihm die Unfterblichkeit mittheilen möchte. 
In diefer Abficht naͤhrte fie ihn bey Tag mit Götter- Mil, nachts aber legte fie denfelben in glüiende 
Kohlen, damit alles, was an ihm noch ſterblich wäre, möchte vollends verzehret werden. Der Knab 
nahm auch babey wohl zu, und wuchs dermaſſen geſchwind und ſtark heran, daß es den Eltern ganz 
wunderbar vorfam, und fie deswegen ſich vornahimen, ganz genau Acht zu geben, was init dem Prins 
zen vorgienge. Wie nun des Kindes Mutter Meranira wahrnahm , daß die Ceres den iungen Prinzeit 
in das Feuer legte ; fieng fie an laut zu fchreyen , weswegen Die Ceres von ihrem Vorſatz abſtunde, und 
fi zu erfennen gab *), Dem Triptolemus aber hinterlieſſe fie einen Wagen, welcher mit zwey groſſen 
Schlangen beſpannet war, mit dem ſie ihn in die Welt ausfandte , die Einwohner des Erdbodens alter 
Drten in dem Ackerbau zu unterrichten ; zu welchem Ende fie ihm auch die nörhige Saamen ; Frucht mit⸗ 
‚gab, Wie aber folcher geſtalt die Eleufiner dieſer Wohlthat am erſten ſind thellhaftig worden : fo haben 
fie zum beftändigen Andenken diefer gluͤcklichen und vortheilhaften Begebenpeit, ein befonderes Feſt zu bals 
‚ten befchloffen; zu welchem die Ceres felbften die dabey vorzunehmenden Handlungen und befondern Ce⸗ 
remonien angeordnet hat; wobey zugleich vier angefehene Männer aus der Stadt befteltet worden , wel« 
che die Aufficht Haben mußten, damit alles in guter Ordnung zugienge. Dieſe beſondere Verehrung ver 
Görtinn Ceres wurde dermaffen heimlid) gehalten, daß niemand das geringfte davon Fund machen durfte; 
wie dann unter andern Berbrechen-, welche dem Alcibiades vorgeruckt worden, und um welcher willen er 
aus feinem Vaterland in das Elend verwiefen worden, inſonderheit dieſes geweſen, daß er die Geheims 
niffe diefer Görtinn verrathen hätte. Was für eine groſſe Ehrerbierung auch ſelbſt der Kaifer Auguſtus 
für dieſen Dienſt und geheime Ceremonien der Ceres gehabt habe, erhellet daraus, daß, da er- (wie fols 
thes Suetonius in feinem Lebenslauf anführer) einsmals zu Nom wegen der Vorrechte der Prieſter der 
Arhenienfifchen Ceres eine gerichtliche Unterfüchung anſtellen laſſen, und bey dieſer Gelegenheit einige ge: 
heime Umftände vorfamen, "er allen Anweſenden einen Abteitt zunehmen befohlen, und die ftreitenden 
Partheyen allein abgehoͤret. Zu Arhen war fo gar die Lebensſtraffe darauf gefegt, wann ſich einer une 
terftunde, ſich bey diefem geheimnißvollen Dienft der Ceres wiederrechtlich einzufcpleichen, 


8. 6. Von dem Ariftäus wird gleichfalls gerühmet, daß er den Ackerbau entiveder erfunden ober 
"wenigftens verbeffert habe. Es war derfelbe ein Sohn des Apollo und der Eyrene, ven die Nymphen 
auferzogen und ihm einen dreyfachen Namen gegeben hatten , nemlich Nomius, Ariitäus und Hareus, 
Bon ebendemfelben hat er auch die Kunſt, Butter zu machen, Bienenſtocke anzulegen und Honig zu zies 
ben, wie auch Delbäume zu pflanzen, gelernet. Seine Öemahlinn war die Autonoe, eine Töchter des Cad⸗ 
mus, mit weldyer er den Actaon , von dem unten (Lib. II, ce IX. $ 5.) ein imehreres;, erzeuget bat, 
Nachdem er aber von dem Unglück diefes feines Sohns‘, der von feinen eigenen Kagdhunden zerfleifchet 
worden, Nachricht bekommen‘, foll er ſich auf die Inſul Co begeben, und dafeibft fein Gefchleche weiters 
fortgepflanzet haben. Bon dannen gieng er weiters nach Gardinien-, welche Inſul, die bisher wuͤſte 
gelegen, 'er zuerft angebauet und fruchtbar gemachet hat, Ferner begab er fich auf die Sal Sieifien, 
die er gleichfalls durch feine Kunft mit allerley Früchten angefuͤllet, daß fie mit Nusen Eonnte betoöhnee 
werden. Daher Fam es, daß er bey diefen Einwohnern göttlich verehrer wurde ; inſonderheit aber von 
denienigen , welche mit der Fortpflanzung der Delbaume befchäftiger wären, Endlich kam er nach Thra⸗ 
cien , wofelbft ſich der Baechus ſeiner bey Anordnung der Orgiſchen Fefte bediener, und ihn noch in mans 
cherley Dingen ‚_ die zu einer bequemen Lebensart etwas beytragen, unterrichtet hat. Zufege foll er u 
dem Berg Haͤmus plöglich verfchwunden fern. Zu Spracus ift ihm in dem Teinpel des Bacchus 

‚eine Statue aufgerichtet worden. Einige hielten ihn auch, wie Ticero meider: für 
einen Sohn des Bacchus. 5 


&) Plutard) Liefert eben biefe Geſchichte unter dee Iſis; man fehe die keutſche Weherfekuna keine Badhr Yon 
) Pe a —— ſche Die teutſche Ueberſetzung feines Buchs von 


Das 





—— — 
v 





m ü ana in I 


for 
3 Sem scho Inge — — »udentur. 3. Idem cafsıdem fabrıcans. 
) 


ollınem JSyringem docens. 6. Apollo sinistra trunco innıtens .7. Jdem. cagriti 
Ten Smgenens. 8. dem Dam) Gear Vdeen. cam rei enge Herzund. 10 Te Sa ! 
corro illi sacro.2ı. Idem cum tripode et Iyra | 











le ec· gi 

Das dritte Bud, 
Bor den Söhnen und Toͤchtern des Jupiter hem— 
lich von dem Buͤlcanus und Apollo, den Muſen und der 
Sonne, von dem Mars, Mercurius, der Minerda oder Pallas, der 
Mebuſa, dem Palladium und Perſeus, der Diana, Venus, den 
4 Gratien und dem Cupido, wie aud) von det Pſyche. 

Das erſte Copitel. 
Son dem Vulcanus. 
er 

1 Brüdern und Schweſtern gehandelt worden! fo iſt 


achdem bisher von dem Jupiter und deſſer b f 
9 nunmehro auch von dein Söhnen und Töchtern des Jupiter , welche meift auch mit unter die 





Götter gröfferer Volker gezehler worden, das merkwuͤrdigſte anzufuͤhren Der erſte, welcher 
* unter denſelben vorkommt, iſt Vulcanus; ein Sohn des Jupiter und der ‘uno ; wiewol vers 
ſchiedene alte Schriftfteller vorgeben, daß er don der Juno allein, ohne Zuthun einer Mannsperfon, fe) 
hervor gebracht worden, Cicero meldet ausdrüclich, daß mehr als ein Vulcanus geweſen; der exfte fey 
ein Sohn des Cölus, der zwente ein Sohn des Nilus 1), der dritte ein Sohn des Jupiter und der Ju— 
00; ber vierte aber ein Sohn des Menalius gewelen ; gleichwie es auch von andern Gottheiten bekannt iſt, 
daß bisweilen unter einerley Namen verſchiedene Goͤtter und Perſonen verſtanden werden. Nach der ge⸗ 
meinen Erzehlung, ſoll derſelbe von dem Jupiter aus dem Himmel herabgeſtuͤrzet worden feyn; von wel⸗ 
em Fall er ohne Zweifel Hals und Beine wurde gebrochen haben, Wann er nicht von einigen Einwoh⸗ 
| un der Inſul gemnus , in der Luft annoch aufgefangen worden 5 alſo daß er nur das eine ‚Bein jerbrös 
ag er heinach gehinfer Von den Griechen wird er Hpaiso: genannt, und fir einen Gott 
andern Nam a altın ie er denn auch ſelbſt mit eben diefem Handwerk umgegangen iſt. Mit einem 
fehmieden weich ER er Muleiber oder Mulcifer genannt, dieweil er das ER dure S — zum 
men; wie dann macht (mulcet) 2). Bisweien wird er auch fiir das Feuer felbft genom · 
ihm 2 bh übtine — in ihren Gedichten das Feuer ſehr oft Vulcanum nennen. 200 bie von 
mein unter der Geft Air: — anlangt, ſo wird er meiſt auf aͤhnliche Weiſe — ʒwar u 
und das Haupt Inir eine er bärtigen, halbnackenden Manneperfon; dere Kleid kaum das Knie erreichet; 
techten & A = Rn tunden und oben etwas zugefpigten Hut bedecket hat, übrigens aber in dei 
L2 Shit —— in der linken aber eine Feuerzange fuͤhre — 
den: fo finder n PER alle Mythologi vorgeben, daß Vulcan don obgedachten Fall ſeye hinkend wor⸗ 
—— doch kaum einiges altes Denkmahl oder Bild mehr von ihn, dabey dieſes Gebrechen 
Mahler diefen en wäre, oder in die Augen file : fondern es haben die alten Bildhauer und 
man ih nice — entweder mit Fleiß nicht anzeigen wollen, odet denfelbeh alfo ausgedruckt, —— — 
ven, find einander I wahr nimmt. Die wer erften Fguren, die wir Tab. Äl, No. 1, und 2. anfüh: Tab: I. 
die Feuerzange) nal. aͤhnlich, auſſer daß Dem letztern ſein Handwerls Gezeug (nemlich ber Hammer und 
Acjilles und Ach Au len find 3). Fig, 3. erfiheiner er figend, und hält einen Helm, bergleichen er dem 
Fio. 4. welche a a gemacht haben, Beſonders mertwuͤrdig iſt dieienige Vorſtellung des Vulcanus, 
el N einer Handfchrift des Boſſſar ds entlehnet ift, da derfelbe auf einem Thron ſitzet, 
— Mantel alfo bedece ift, daß nur ällein Die Bruft enebiöfler bleibet, Den einen Arm leh ⸗ 
wu ben Stubt, auf dem er fißer, der andere aber wörin er gewöhnlicher maſſen einen Hammer, 
oder Feuer zange mag gehalten haben, ift ihm durch einen unglüctichen Zufall verlohren gegangen, = 
5 ee 








SE ) 2 
x) Die Eaydter nennten ihn Dirhas. i ER DENT EEE Te ET WERE RT des iin 
ihn fiir bes M tl ammenſetzung biefes Works, als man ein Celeberi, 
ihn für des Landes —A— — Enyaen muliebris U.d. g. ſüchen wird. Esiſt beſ⸗ 
gendigung bon mulcere. 


det man in der algeineinen Yelthi v a 
eltbiftorie; fer eine Ableitungsend — 
ER ee 3) tie Die Aufſchriſt zeiget Vulcano ex aere publicd 


I» >» 2.0 
») Das Wort /rrum gehört chen fo wenig su der Zu⸗ in uia recta, eiuitas Larent 














— 





32 Des dritten Buchs zweytes Capitel. 


der einen Seite ſtehen zwey groſſe Amboſe, und auf der andern ein groſſer Blasbalg, als das gewoͤhnliche 
Geräthe der Schmiede, Etwas befonderes aber jft, daß, da er fonften meiftens mit einem Hut vorge. 
ftellet wird, er hier barhäuptig erfcheinet. Der Unterfchied aber ift diefer, daß er in der hier beſchriebe⸗ 
nen Geſtalt zu einer-göttlichen Verehrung ausgeftellet gewefen, in andern Abbildungen aber blos als ein 
Schmied, der, Helme, Pfeile und andere Waffen verfertiger, vorgefteller wird; ein Schmied-aber hat, in 
fofern er in feiner Arbeit begriffen ift, allezeit das Haupt mit einem Hut oder Müse bedecket. 

$. 3. Unter den verrichteten Thaten des Bulcans wird infonderheit angemerkt, daß er den Che 
bruch, den Mars mit feiner Gemahlinn , der Venus, getrieben, auf eine iftige Weife und gemacht bat. 
Dann als er erfahren, daß diefe beyde wieder beyfammen wären, foll er von eifernen Drarh duͤnne Stri⸗ 
de und Garne verfertiget, und dieſelbe, damit dermaſſen überfallen und verſtrickt haben, daß fie ſich 
unmoͤglich loß wicklen koͤnnen, fondern geſchehen laſſen muͤſſen, daß Bulcanus alle andere Götter berbey 
gerufen, und fie derhälben in ihrer offenbaren Schande dargeitellet 4). Uebrigens pfleate Bulcan , als 
ein Gott des Feuers, mit der Veſta, welche eben diefem Element vorgefeger war, nach dem Zeugnis deg Li⸗ 
vis, zugleid) in den Tempeln auf ein Kuͤſſen gefeiset zu werden; gleichwie auch Jupiter mit der Juno; 
Neptunus mit der Minerva, Mars mit der Venus, Apollo mit der Diana, und Mercurius mit der 
Ceres, auf gleiche Weife pflegten zuſammen geteget zu werden. Sonſten glaubte der gemeine Pöbel, daß 
an den Orten, wo einige Berge Feuer auswerfen, (wie z. E, der Berg Äetna in Sicilien , und auf dev 
Inſul Hiera) Bulcanus feine Werkſtatt habe 5). 


Das zweyte Capitel, 
Bon dem Apollo, 


4 > N I, 


neer allen heidniſchen Göttern ift nicht leicht einer höher verehret worden, als Apollo: fintemalen 
faft allenchalben Bitofeulen, als Zeichen feines Dienftes, anzutreffen waren, Seine Eltern waren 
Jupiter und Latona, von welcher legtern er als ein Zwilling mit der Diana zu gleicher Zeit auf 
die Welt gekommen. Licero nielder vier verfchiedene Perfonen diefes Namens, Apollo; der evite und 
ältefte unter allen foll ein Sohn des Bulcanus feyn ; und wurde zugleich der Schußzgott oder Vorſteher 
der Stadt Athen genenner ; der andere ſoll ein Sohn Eorybantig gewefen, und auf der Inſul Creta ges 
bohren worden ſeyn; der dritte war derienige, den wir eben fuͤr einen Sohn des Jupiter und der Latona 
angegeben haben; der vierte aber ſoll in Arcadien ſeyn gebohren worden, welchen die Arcadier Nomion 
genennet. Clemens von Alexandrien gibt ſechſe dieſes Mamens an; als 1) Apollo, der Sohn des Vul—⸗ 
cans und der Minerva, 2) Apollo, ein Sohn Corybantis, aus der Inſul Creta ; 3) Apollo, ein Sohn des 
Jupiter. 4) Apollo, ein Sohn des Silenus, aus Arcadien. 5) Apollo,ein Sohn des Jupiter Ammon 
aus tibyen. 6) Apollo, ein Sohn des Magnes. Anderer Meinungen nic)t zu gedenfen. - So viel ift 
gewiß, daß derienige Apollo, deſſen die Poeten in ihren Gedichten gedenfen, insgemein für einen Sohn 
des Jupiter und der Latona gehalten wird. Hiernebſt werden vornehmlich viererley Kuͤnſte angegeben, 
deren Urheber oder Erfinder er ſoll geweſen ſeyn: als 1) die Cither oder Leyer. 2) Die Arzneykunſt. 3) 
Die Kunft, mit dem Bogen zu ſchieſſen. 4) Die Weiſſagung zukünftiger Dinge, 
$. 2. Jusgemein pflegt derfelbe unter der Geftalt eines ſchoͤnen Juͤnglings vorgeſtellet zu werden, 
dem zum öftern, ia meiftentheils eines ober etliche Zeichen derienigen Künfte,, deren vorhin gedacht wor⸗ 
den, beygefüget werden. Gar oft häft er in der einen Hand eine Leyer oder Cither; bisweilen bat er, als 
der Urheber der Arzeneykunft, eine Schlange bey fich, als durch welche die Kunft, die Kranken wieder 
efund zu machen, pfleget angezeigee zu werden ; nicht weniger erfcheinet er auch zum öftern mit einem 
ogen und Köcher, als der Patron derienigen , fo in der Kunft mit Pfeilen zu fhieffen wohl geübet 
find, gleicher majfen hat er auch bisweilen einen Dreyfuß ben ſich, ‚als auf welchem ex feine Wahrfas 
gungen oder Oracula ausgefprochen,. Endlich fiehet man ihn aud) hier und da mitten unter dem Chot 
der Mufen, für deren Borfteher er gehalten wurde. Uebrigens ift zu merken, daß eraufalfen den Den 
mahlen, die uns nod) zur Zeit befannt find, immer ohne Bart erfcheiner; welches er mit dem Bacchus 


gemein 

9) Montfaucon hat tom, 1. tab, 47. Seite oB- und für g ewis oder ſicher nen b 
tab. 48. eine Bor ftellung aus dem Bellorius ente fiellung mit An 5 he 
Ichnet, welche dieſer, wie er behauptet, micht recht en, Id was wahrfceinlicher fen möchte, Leider 


verfianden, und folle eben dieſe Begebenheit abgee yier der Ort nicht, 
bildet worden ſeyn. Esmwirdedadernismandleiht 5) Siehe algeny, Welth, Theil 6. 5. 342, 


% Jab. XI 


Begerus. Portcus Justin. Verfallas . Porticus Justın . 


Porticus Tustein 6 
5 28 




































































































































































































































































den Fuͤſſen lieget 


Von dem Apollo. 33 


gemein hat. Gleichwie aber hier und da einige alte Denkmahle angetroffen werden, auf welchen der 
Bacchus mit einem Bart angetroffen wird; alſo ſoll auch nad) dem Zeugnis des Lucians Apollo in eis 
nigen ändern mit einem Dart verfehen geweſen feyn. 

$. 3. Die erfte Figur Tab. XI. No, 5. ftellet uns den Apollo vor, wie er von dem Hirtengott 
Pan, auf einer aus unterfchiedenen Roͤhrlein von ungleicher Länge, zufammengefegten Hirtenpfeiffe Spring) 
zu blaſen, unterrichtet wird. Dann, dem Apollodorus zu folge, iſt Pan des Apollo Lehrmeiſter ge» 
wefen, der ihm auch zugleich die Kunft, zukünftige Dinge vorher zu fagen, foll beygebracht haben. Und 
obgleich bey erſtgedachtem Schriftfteller Feine Meldung von irgend einiger Pfeiffe gefchicht, fo iſt dennoch 
ganz wahrſcheinlich, daß Apollo von dem Pan auch hierin ſeye unterwiefen worden ; allermaffen eben diefer 
Pan der erjte Erfinder diefes muficalifchen Inſtruments gewefen, und Apollo es fo treflic) verftanden „ 
daß er mit dom Marfyas einen Wettſtreit eingegangen, wer den andern auf dieſer Pfeiffe oder Flöte über« 
treffen würde, Der nachfolgende Apollo (Fig. 6.) iſt aus dem DBatican genommen, und mit groſſer 
Kunft verfertiget; es erfcheinet aber derfelbe halb nackend, ob er gleich einen Mantel über die Schultern 
hängen hat; über das ſtrecket er den rechten Arm aus, und ſcheinet mit demfelben ehemals einen Bogen 
geführet zu haben , welches wenigſtens der Köcher mit Pfeilen auf der Schulter wahrfcheinlich machen 
möchte, Mit der linken ſtuͤtzet er fich-auf den Strunk eines Baums, an welchem zugleich eine Schlange, 
als das gewöhnliche Bild der Arzeneyfunft, deren Vorfteher er auch war, zu ſehen iſt. Fig. 7. folget ein 
anderer Apolid, der die Hand auf den Kopf leget; davon das Driginal in dem Pallaft des Cardinals Ot⸗ 
toboni zu fehen iſt; der linke Schenfel , und einige andere Stüde, welche diefe Bildfeule durch das 
Alterthum, oder fonft einen andern Zufall, mag verloren haben, find durch die Hand eines neuern Künfke 
lers erjeger worden, Fig, 8, fehen wir eine andere Statue eben diefes Apollo , der mit einem Lorbeer⸗ 
kranz gefrönet iſt, und fich mit dem rechten Arm, der einen Bogen hält , auf einen Pfeiler lehner ; zu 
Sul] die Leyer. Es ijt ihm aber der Lorbeerkranz famt derLeyer, vermuthlich deswegen beygefuͤget, 
weil er in der Muſie und Kunſt zu ſchieſſen, alle andere übertroffen hat. Was die folgende Fig. 9. ante 
langt, welche uns einen Züngling vorfteller, der fih mit dem rechten Arm gleichfalls auf einen Pfeiler 
lehnet, mit der linken aber feinen Bogen hält, der mit der einen Spige auf der Erde ruhet, fo häle 
Maffei dafür, daß man diefelbe ebenfalls für einen Apollo, aber auch für einen Meteager oder Ado⸗ 
nis ı) halten konnte. Der folgende Apollo Fig. 10., welcher auch an einer Seule ſtehet, Hält in der line 
fen feine Leyer, und betrachtet einen Naben, der vor ihm auf dem Strunk eines Baums figet, als wels 
cher Vogel 2) diefem Gott gleicher Weife, wie der Schwan und Habicht, geheiliget war. Fig. rı, giebe 
die Seyer, und der auf einer Seule ruhende Dreyfuß, ganz deutlich zu erfennen, daß diefe Statue gleich“ 


falls für einen Apollo zu halten feye; dahin aud) die torbeerfränze zielen, mit welchen das Poftement 


des Drenfufles ummwunden ift; weilen die Jorbeerbäume ihm gebeiliget waren. 

$. 4 Tab, XII. Fig. 1, fteht ein anderer Apollo mit feiner $eyer an einem Örabftein, auf wels 
chem folgende merfwürdige Kuffhrit zu lefen ift: EX PRAECEPTO I O. M. D. (vas ift: Touis opti- 
mi maximi dedicatum) PER ACACIVM NOTARIVM; und aufdem Fußgeſimſe ſtehen die Wor⸗ 
te ANTONII MARIANI PATER ET FILIVS SIMVLACRVM APOLINIS STATVERVNT. 
Noc) anfehnlicher ift der Fig. 2. fo fid) an eine Seule lehnet, die aber von oben bis unten mit deſſen 


‚ Mantel bedeckt iftz zu den Füffen figt ein Schwan 3), welher Vogel, ſchon vorhin gemeldter maflen, dien 


fem Gott, nebft andern, gewidmet oder gebeiliget war. Derienige, ben uns ie Fig 3. vorſtellet, haͤlt 
mit der linken ſeine Leyer, die auf einer Seule ruhet, in der rechten aber, die er uͤber den Kopf hebet, 
das Inſtrument, womit man die Saiten rührete. Diefe Vorſtellung des Apollo, da er die Hand uͤber 
das Haupt hält, fieher man gar oft, wie zum Erempel auch Fig. 4, zu fehen, von welchen das Origi⸗ 
nal zu Verſailles angetroffen wird, Es foll aber dieſe Stellung auf den a'ten Denfmahlen die Sicherheit 
bedeuten, welche derienige, der alfo vorgeftellet wird, entweber bereits erhalten hat, oder noch darum 
bittet 4); fintemalen die Göttinn der Sicherheit von den Römern zum öftern unter der Geſtalt einer Weibs» 
perfon, welche die Hand über das Haupt hält, vorgeftellet wird. _ Der folgende Apollo, welcher Fig. 5. 
feine Leyer, die auf einem Strunk von einem Baum ruhet, mit der linken anfafler, verdienet infonders 


beit 
2) Be ee Ge ———— 
v 14 t * 
—3 fehen wird. — — Wol⸗ zugeeignet, indem fie von ihm ed aleichfam 
3) Wegen des vorherfagend 5; wie beim Zoratius haben, daß fie etwas vorher merken, und alfo, weil 
Buch 3. carmin. od, 27, It. o/fimem coruum j K wiſſen, was fuͤr Gutes mit Dem Tod verbunden 
oder beim Virgiliug: caua praedixis ab ilice cor- eh, fingend und luftig fterben 


nix, Aollodorus meldet im 3. Bud &. 39.3. 4) Daaber dis für den Apollo fich nicht fonderlich ſchi⸗ 
daß Apollo einen Raben, der etwas verratben, cket, möchte ed vielleicht f:in tiefes Nachdenken ano 
verfluchet und dadurch ihn fhwarz verwandelt, da deuten; wie Zoratius Satir. Buch ro, v. 7t, in 
fie vorher weiß gemefen- uerfu £: 


aciendo, faepe capar feaberer, fhreibts 








34 Des dritten Buchs zweytes Capitel. 


beit wegen bes ſchoͤnen Haupt» Haars angemerket zu werden. Fig. 6, ſtehet er neben einem Baum⸗ 
Strunk, um welchen fid) eine Schlange windet , durch welche obne Zweifel die Arzeneyfunft verftanden 
wird; deswegen Diefelbe aud) dem Aefculapius , als dem Sohn des Apollo, meiftentheils pfleget beygefuͤ⸗ 
get zu werden; es ſeye dann, daß darunter etwa der in den Fabeln bekannte Dradye Python, welchen 
Apollo mit feinen Pfeilen foll erleget Haben, vorgeftellet werde, Es wird aber Diefe Zabel von den Alten 
guf mandyerley Arc erzehlet. Wir wollen fie beſchreiben, wie fie auf einem filbernen Gefäg ‚, fo der Herr 
Du Tılioc beſitzet, vorgeftellet wird, Apollo hat die Geftalt eines gewafneten Manns , der nicht nur 
einen Bruſtharniſch, fondern auch ein Ober-Mäntelein, wie die Soldaten frugen, um bat, und an Füfr 
fen mit Soldaten;Stiefeln verfehen ift; über das hat er einen Köcyer an einem Kettlein über die Schule 
tern hängen. Der Drache Python aber, der von ihm erlegt wird, fpeiet Feuer aus, Don diefenr 
Draden wird Apollo ſelbſt oft Pythius genennet; dasienige Weib aber , welches deffen Dracula auf dent 
Dreyfuß auszufprechen pflegte , wurde Pythia, und die Spiele, welche dem Apollo zu Ehren gehalten 
wurden, Ludi Pythici genennet, 
8.5. Hiernebſt ift die Zabel von der Daphne anzumerfen. Es war diefelbe eine Nymphe, wel⸗ 
che, als ihr Apollo einsmals nachfeßte, um fie zu feinem Willen zu bringen, den Fluß Ladon, der für ih · 
ven Vater angegeben wird, um Huͤlfe und Rettung anrief ; worauf fie derfeibe plöglich in einen Lorbeer⸗ 
Baum verwandelte ; mie folches Fig. 7. vorftellig gemacht ift. Wir fehen nemlich hier die Daphne, wie 
fie zwar von dem Apollo ergriffen, aber plöglich in einen ‚Baum verwandelt wird, indem derfelben Haare 
in Ziveige auffchieffen,, die Füffe aber bereits in die Erde eingewurzelt find. Ob aber gleich faſt alle My- 
thologi mit diefer Erzehlung übereintommen ; fo erzehlet doch Job. Chryſoſtomus in feiner Rede 
von der heiligen Babyla, nad) der Meinung der Antiochener die Sache anders; nemlich, daß, alg 
Daphne vor dem Apollo geflohen, die Erde völlig voneinander geborften, und Diefelbe zu ihrer Sicher⸗ 
gt gleichfam in ihren Schoos aufgenommen babe, nachgehends aber an eben demfelben Dre ein Lorbeer⸗ 
Saum bervorgewachfen feye, den man hernach Daphne genennet habe ; es fagen auch die Antiochener ’ 
daß dieſe Begebenheit fic) in einer ihrer VBorftädte, welche fie Daher Daphne genannt, zugetragen habe, 
$. 6, Die Zabel von dem Marfyas;,. deffen bereits oben bey ber Eybele gedacht worden, wird fo 
wohl von denen, fo von Alterthümern gefchrieben haben, als auch infonderheit von den Poeten zum öfs 
tern angeführet. Cs foll derfelbe von Geburt ein Phrygier, und ein Sohn des Hyagnis gewefen feyn, 
übrigens aber die Mufic erfunden Haben, welche er zum tob der Götter angewendet. Bisweilen wird.er 
mit. einem kurzen Schwanz, wie der Silenus und die Fauni, abgeſehildert; ſintemalen verſchiedene 
Mythologi, auch Philoſtratus und Herodotus ihn unter ‚die Satyros und Faunos mitzehlen. Se 
dem ev aber in der Kunft auf der Flöte zu ſpielen nicht feines gleichen batte 5); fo lieh er ſich einsmals in 
Sinn fommen, fic) deswegen fo. gar mit dem Apollo ſelbſten in einen Wettſtreit einzulaſſen; woben, nad) 
der Erzehlung des Pauſanias, infonderheit diefe Bedingung unter beyden veft gefeßet worden ‚ daß der 
jenige,. welcher den andern übertreffen würde, mit dem andern nach feiner freyen Willkuͤhr handeln folter 
Wie nun Apollo, (wiewohl nach einiger Vorgeben nicht ohne sift) vor dem Marſyas den Vorzug erhale 
ten hatte, foll er diefen an einen Baum gebunden und lebendig gefhunden Haben ; wiewol ihn nachges 
hends diefe graufame That felbft foll gereuer baben. Zu Nom ſiehet man eine fehr kunſtreiche 
welche diefen Marfyas an einem Strunf von einem Baum angebunden vorftellet, davon F ig. 10, die 
Copey einiger maffen zu fehen ift. Eben derfelbe erfcheinet Fig. 9. fait in gleicher Geftalt, woben infons 
derheit dieſes zu merken ift, daß er hierlange Ohren bat, wie die Fauni und Saryri. Fig. 8. fehen wir 
den Apollo , wie er das abgefchnittene Haupt eben diefes Marfpas in der Hand hält, Einige der alten 
Heiden hielten. dafür, daß der Flug Marfyas in Phrygien, deffen Waſſer eine röthliche Farbe gehabt 
habe, von dem Blut diefes gefundenen Marfyas fene alfo gefärbet worden. Nach) dem Bericht des 
eenopbon fol Apollo diefe Haut , die er dem Marſhas abgezogen, endlich in einer gewiſſen Höle auf⸗ 
ehenkt haben 6). 
En ER Unter den Fabeln, die ven Apollo angehen, verdienet die Fabel von der Niobe gleichfalls ih⸗ 
ven Pla; fintemalen dieſelbe des Apollo Zorn auf eine ſehr empfindliche Weiſe gefühler bat, Nach ber 
Erzehlung des Diodorus von Sicilien , war diefe Niobe eine Tochter des Tantalus, und Schweſter des 
Pelops; obwohlen andere fie für eine Tochter diefes Pelops und der Taygete ausgeben ; gleichwie andere 
eben diefelbe für eine Tochter des Phoroneus und der daodlce halten. Syn Anfehung ihres Chegemabls fin. 
den fich gleichfalls unterfhiebliche Meinungen , indem einige den Amphion, andere den Zerhus, und nod) 


andere 

5) Apollodorus meldet nur, daß er die Pfeifen ohn⸗ halten worden s u ie ſich beweget habe, 

gefaͤr gefunden, welhe Minerva weggeworfen, wenn iemand Daft 5766 Weiſe ge⸗ 

weil fie gemerkt, daß fie ihr Geſicht bamit verftellet, pfiffen ; hey der Melodie Des Apollo aber, ſich 

Wwenn fie geblafen. mit gerühtet habe; nelches fi alfo auf biefen 
6) Aelianus ſchreibt Buch x3, c. ar. der vermiſchten Streit noch bezichet, 


Beſchichten, Daß dieſe Haut in Celainen aufbes 


Bildſeule, 





Non den Apollo. 35 


andere den Alcamenes dafuͤr ausgeben, Was die Anzahl ihrer Kinder anfange, fo find bie Nachrichten 
in Beſtimmung derfelben aud) nicht einig, Homerus gibt beren zwölf an, nemlic) fechs Söhne, und 
ſechs Töchter, Diodorus nennt fieben Söhne, undeben fo viele Töchter. Apollodorus gibt vor, daß 
fie, nad) dem Heſtodus, eine Mutter von zehen Söhnen und zehen Töchtern gewefen feye; da Hingegen 
Herodotus nur von drey Söhnen, und eben fo viel Töchtern, Meldung thut. Wie nun die Niobe ſich 
mit fo vielen Kindern, die alleſamt von ſchoͤner Geſtalt ſollen geweſen ſeyn, begabet ſahe: ſoll ſie einsmals 
damit gepralet, und fo gar der Latona (dev Mutter des Apollo und der Diana) gefpottet haben; weil dies 
fe nur einen Sohn und eine Tochter gebohren habe. Latona aber ſoll fich hierüber dermaſſen erzuͤrnt has 
ben, daß fie bald darauf durch erſtgedachten ihren Sohn und Tochter, auf einmal alle Kinder derfelben 
Binrichten lieffe ; da denn Apollo die Söhne, Diana aber die Töchter mit ihren Pfeilen ſollen erſchoſſen 
aben 7). 

: es Uebrigens werden diefem Apollo faſt unzählige Namen bengeleget, welche rheils von mans 
cherley Orten und Staͤdten, wo er befonders verehret wurde, theils von deffelben mancherlen Eigenſchaf⸗ 
ten und Kuͤnſten, hergenommen find. Unter denen Namen, welche von gewiſſen Orten entlehnet worden, 
find die Namen des Apollo Cumaus Cynthius, Daphnaͤus, Delpbicus, Lariſſaͤus, Seucadiusund Thym⸗ 
braͤus, vor andern bekannt. Unter den übrigen Beynamen 8) verdienen vor andern angemerket zu werz 
den, daß er bisweilen pcogenes, und Mufageres , d. i. ein Borfteher der Mufen genennee wird, welcher 
lestere Namen, auch bisweilen dem Hercules beygeleget wird ; Phöbus heißt er, wegen des reinen Glan⸗ 
568, den er von ſich giebt, !pcogenes aber full er, nacy dem Vorgeben des Aelians, deswegen genennet 
worden feyn, dieweil Latona zu der Zeit, da fie ihn gebohren, fich in eine Woͤlfinn foll verwandelt haben, 
Daher in dem Tempel zu Delphi auch ein Wolf von Metall zu fehen war; obwol andere ge verſchie⸗ 
dene Meinungen hegen ; nemlich, daß einsmals Diebe, welche den Tempel zu Delphi eraubet, ſolche 
Koſtbarkeiten in Die Erde vergraben hätten, worauf ein Wolf einen der Priefter am Zipfel feines Rocks 
ergeiffen, ihn an diefen Ort geführt, und die Erde mit feinen Pfoten aufgefeharrer habe. 


Das dritte Capitel. 
Bon den Mufen. 


$ T, 

S; ght don dem Urfprung und Zahl ber Mufen fo viel und manchetleh Meitungeh , daß, wann man 
biefelbe alle auführen wolte ‚ man bey manchem Leſer einen Edel erwecken möchte: Cicero 
und andere Schriftſteller geben vor, daß derfelben anfangs nicht fo viel gewejen, nachge—⸗ 

bends aber ihre Anzahl vermehter worden feye 1). Einige Haben diefelbe fo gar nad) gewiſſen Drdnuna 
gen ber Sterne eingeiheilt ; wovon vor andern Lilius Gyraldus, der eine befondere Abhandlung von 
den Muſen aufgefeger hat, mit mehrerem kann machgelefen werden. Mach der allgemeinen Erzehlung 
ſollen ihrer neun gewefen feyn, welche von dem Yupiter und der Mnemofpne erzeuget worden. Alc⸗ 
man, ein-alter Poet, gibt, nad) dem Zeugniß des Diodors von Sicilien, den Himmel und die Erde für 
ihre Eltern an. Aelianus fagt, daß Jupiter ihr Water geweſen, und daß fie nirgends gewaffnet vors 
gefteliet werden; um damit anzuzeigen , daß die Mufen ein ftilles und friedfertiges deben lebten, Einis 
ge geben diefelbe für Jungfrauen us; allein es find wenig Mufen, denen nicht einige Kinder hier und 
da von den Alten zugefihrieben werden, 


2 Der Vorſteher oder das Ober w il derfelbe 

Dberhaupt der Muſen, foll Apollo geweſen feyn , und weil derſelb— 

— Ehor ber Mufen ordentlich feine er zu haben pfleget; fo wird er von einigen auch mit 

dazu gerechnet, und die Zahl der Mufen eben deswegen auf zehen gefegen Die Namen derfelden find 

%2 vera 

7) Bey Kom findet man in unlla medicea eine Ab Bon, einigen folden Namen fiche algen, Welch: 
an Me apalag , N fi * erfonn ® Theil 4: 5- €» ſeq. im Regifter, unter Apollo, 
Bun tan au ; ER 

Een, mit Pfeilen nach ihnen feieftend, —E 1) Cieero Meldet 3.8. von ber Natur ber Goͤtter ci 


werden. Montfaucon liefert foldesimı, Thei a1. es feyen die erften Muſen, an der Zahl 4 
Tab. 59. ©. 108. e8 fheinet abgr wenigſtens, ri deren Vater der le Jupiter : Chelriope , 
es ein altes Stück ift, der Künfkler manches verdns Aoͤde, Arche und Melete. Die andern mis 
ert zu habenz es find mehr Sranend » Al? Mann⸗ ten 9. an ver Zahl, vom Jupiter und der Mnemos 
derfonen, worunter fih ein alter Mann, und ein fone. Die dritten, ebenfalld 9, Die Pieridedz 
ven Befindet, fo man nicht mit diefer Fabel reie von ber Antiopa und bem Dritten Jupiter 

















56 Des dritten Buchs dritte Capitel. 


verſchieden. Dann bald heiſſen fie Camenaͤ (die Urfache oder Urfprung dieſer Benennung laͤſſet fich nicht 
gewis anzeigen) bald Heliconiades oder Heliconides, von dem Berg Helicon in Böotienz bald Parnafli» 
bes, von dem Berg Parnaffus ; item Aonides, von dem Yonifchen Gebirg in Böotien; Pierides, von dem 
Pierifchen Berg; Pegafides, von dem Pferd Pegafus, oder von der Duelle diefes Namens; Theſpia⸗ 
des, von der Stadt Theſpia in Böotien; anderer Denennungen, die nicht fo oft vorkommen, bier nicht zu 
edenfen, 

e $. 3. Tab. X. Fig. 11. fehen wir eine fehr fehöne Abſchilderung des Chors der Mufen, fo 
von der Juftinianifchen Galerie genommen iſt. Sn der Mitte zeige fic) eine figende Mannsperfon in eis 
nem langen Rock, welche in der linken eine Rolle Papier hält, und niemand anders zu feyn fcheinet, als 
der Apollo, welcher für den Vorfteher der Mufen, unter dem Namen, Muſagetes, gehalten wurde. 
Unter den Mufen hält die erfte eine lange Pfeiffe, welche die Terpfichore feyn mag; die andere mit der 
Himmelskugel, ift die Uranie; die dritte, welc)e einen Scepter oder Spieß hält , foll die Elio feyn; die 
vierte, an deren Leib man fehr viele Narben oder Wundmahle, in ihrer rechten aber eine Larve fiehet, mag 
bie Euterpe ſeyn; die fünfte mit der Cither oder Harfe, wird für die Polybymnia gehalten ; die fechfte, 
von welcher man bloß das Haupt fiehet, mag vielleicht die Erato ſeyn; die fiebende, mit dem zufammen 
gerollten Papier, iſt die Calliope; die achte, welche in der einen Hand eine Larve hält, mit der andern aber 
fich auf eine gewiſſe Art von einer ungeftalten Docke fteuret, ift die Thalia, als die Erfinderinn der Cos 
mödien ; die neunte aber mit der Kugel, ift entweder die Melpomene, oder die Urania, | 

$. 4. Nun wollen wir von diefen neun Mufen eine iede insbefondere vornehmen, und von ihren 
Namen, Künften und Berrichtungen, wie auch den Zeichen , wodurd) fie von einander unterfchieven 
werden, Das nöthigfte anmerken; wir wollen aber viefelbe in derienigen Drdnung anführen, in welcher 
fie von den Alten insgemein pflegen genennet zu werden. 1) Clio, als die erſte, * ihren Namen von 
der Ehre und dem Ruhm, und halt in der einen Hand eine Cither, davon fie die Exfinderinn feyn foll ’ 
in der andern aber ein Synitrument, womit man vor Alters die Saiten anzufchlagen oder zu rühren pflege 
te. 2) Euterpe hat den Namen von der $uft und Freude, welche fie zumegen bringe, und haͤlt in der 
rechten eine Keule, in der linken aber eine Larve, als die Erfinderinn der Tragödien 
zielet aud) die Keule des Hercules; weil in den Trauerfpielen insgemein lauter Helden pflegen aufgeführee 
zu werden, unter welchen Hercules der vornehmfte war, 3} Thalia » bat den Namen von der Blüthe 5 
und wird für die Erfinderinn der Comödien angegeben, deswegen fie in der rechten eine Larve hält; auf 
den Münzen lehnet fie fih auf eine Seule. 4) Melpomene, wird von dem Geſang alfo genennet, und 
führet eine Eicher mit ſich. 5) Terpfichore ermuntert das Gemuͤth mit ihrer Preiffe, €) Erato führer den 
Damen von der tieblicjfeit, und it Fein befonderes Zeichen befannt, wodurch fie fid) von andern unters 
ſcheidet. 7) Polybymnia hat den Namen von den vielen Liedern ‚ welche fie anftimmer , nicht aber von 
dem ftarfen Gedächtniß, wie einige vorgeben, und wird insgemein mit einer Leyer vorgeſtellt ‚ davon fie 
die Erfinderinn feyn foll; Horatius aber leget ihr eine Cither oder Harfe bey, 8) Uranie, oder die 
Himmliſche, foll die Erfinderinn der Sternfeherfunft geweſen ſeyn, und hält insgemein eine Himmelsku⸗ 
gel in der einen Hand. Auf den Muͤnzen ruhet dieſe Kugel oͤfters auf einem Dreyfuß; 9) Calliope hat 
den Namen von der Annehmlichkeit ihrer Stimme ‚ und hält in der einen Hand ein zufammengerollteg 
Papier; weil fie für die Urheberinn und Erfinderinn der Heldengedichte gehalten wird. 

$. 5. In der Kunftfammer der Schwediſchen Koͤniginn Ehriftina, befanden ſich gleichfalls ſehr 
ſchoͤne Statuen der neun Muſen, welche mit erſtgedachter Beſchreibung ziemlich genau überein kommen, 


Tab. &ll, wie dieſelbe Tab. XII. Fig 1—9. vorgeſtellet werden. Wir wollen ihnen eben die Namen geben , 


welche ber gelehrte Maffei denfelben beygeleget bat. So viel ift voraus zu merfen, daß die Zeichen, 
welche einer jeden beygefüget werden, mit denienigen, wie fie vorhin befchrieben worden 

übereinfommen. Weil aber diefe Zeichen erft in neuern Zeiten dazu gethan worden; fo 
Gewißheit und Untruͤglichkeit derfeiben wicht allerdings gut feyn. Solchergeftalt ift Cl 
einem Sorbeerfranz gefrönet, und hält in der einen Hand ein zufammengerollteg Papier 
zum Zeichen, daß jie die verrichtete Thaten berühmter Männer auf ſolchem anzumerfe 
andern Hand aber hält fie eine Flöte oder Pofaunes Euterpe, (Fig. 2.) ift mit einem Blumenfrfinz ges 
ſchmuͤckt, und hält in beyden Händen eine doppelte Flöte ; vor ihr ehr Eupido, zu deſſen Fuͤſſen ein Bo⸗ 
gen lieget, und hält er gleichfalls eine Pfeiffe im der Hand. Melpomene (Fig. 3.) hat auch einen Blus 
menfranz, und in der linken eine Kofle Papier, mit der rechten aber fteurt fie fich auf das Haupt bes 
Hercules, welches wie eine Larve ausficher, und auf einer Keule ruhet. Terpfichore, (Fig. 4.) hat einen 
Sorbeerfanz und eine Cither. Erato, (Fig. 5.) trägt einen Dlumenfranz, und hält mit der linken eben 
dergleichen Inſtrument, wie die vorige; neben ihr fteht Cupido, der Bogen und Köcher liege zu feinen 
Füffen; womit angedeutet werden foll, daß, wann Cupido in die Geſellſchaft ver Mufen kommt, er feine 
Waffen niederlege, und feine Pfeile gegen Eeine der Mufen gebrauche, Polyhymnia, (Fig. 6.) hat eis 


nen 


kann man für die 
io (Fig. 1.) mit 
oder Pergament, 
n pflege; in ber 


; und eben dahin. 


‚ nicht allerdings 





ei. 


Br 7 nn A _ puma ? 
BE > Calkope.8 —— Clio. 2: — 2.5. Melpomene. 4.Jerpsichore. 5. Erato.6. Folyhymnzıa 
: Urania. 9. Thalia. 10. Eadem.n. Musa sedens, forte Urania. 12.15.24. Jres Mus _ 


non Ssatis certe 

















Kon den Mufen. 37 


nen ſehr Foftbaren Hauptſchmuck, der mit Perlen und Edelgefteinen befeger iſt; anbey hält fie den rech— 
ten Arm in die Höhe, als ob fie nad) Art der Redner eine befondere Geberde machen wollte. Calliope, 
(Fig. 7.) hat auch einen befondern Hauptſchmuck, und hält in der rechten eine Feder, als ob fie Helden« 
gedichte mit derfelben zu Papier bringen wolte. Urania, (Fig. 8.) it vor allen andern Mufen am leichtes 
ſten zu erkennen, weil fie nicht nur eine Himmelskugel in der einen Hand hält: fondern auch) ihr gen Him⸗ 
mel gerichtetes Haupt, mit Sternen gezieret iſt, in der rechten Hand hält fie einen Zirkel. Thalia, 
= ın 9.) hält eine Pfeiffe und eine Larve, weil fie für die Erfinderinn der Comoͤdien oder Luſtſpiele ge— 
alten wird, 
$. 6. Es erhellet demnach aus demienigen, was bisher angeführet worden, daß es fehr ſchwer 
feye, unter den Mufen eine vor der andern zu erkennen; dieweil die Schriftfteller in Beitimmung ihrer 
Nerkmahle und Schmuds nicht mir einander einig find 2). Nicht felten trifft man hier und da auch 
einzele Mufen an, dergleichen z. E. diejenige ift, welche (Fig. 10.) eine tarve halt, und eben deswegen 
für die Thalig möchte gehalten werven, Fig. 11, fehen wir eine fisende Mufe, welche mit dem rechten 
Zeigefinger etwas zu weifen ſcheinet, in der linten aber eine Kugel halt; woraus wir wahrſcheinlicher 
Weife fchlieffen, daß es die Urania feyn möchte. Fig: 12, 13, 14. folgen nod) drey andere Mufen, die 
nicht wohl zu erkennen find : die erfte befindet ſich zu Verſailles, und iſt nach einem alten Stüc abgebildet ; 
viele halten fie für eine Urania, weil ihr Haupt mit Steinen geſchmuͤckt iſt, ob fie gleich Feine Himmelsa 
kugel bey ſich hat; auch ſiehet ſie gen Himmel; in der rechten aber haͤlt ſie eine Rolle Papier, welches 
fonften der Eafliope gewöhnliches Zeichen ift. Die andere (Fig. 13.) hält in der rechten eben dergleichen 
Rolle, in der linken aber eine Pfeiffe, unter welchen Zeichen jenes ber Calliope, dieſes aber der Terpſicho⸗ 
ve zufömmt ; daher ihr eigentlicher Name nicht gewis angegeben werden kann. Die dritte (Fig. 14.) bes 
finder ſich in Stalien, und ift ohne Zweifel eine Mufe ; in der linfen hält fie eine Eicher, die auf einer 
Seule ruhet, in der rechten aber das Inſtrument, womit man die Saiten berühret. 
$. 7, Ehe wir die Mufen verlaffen, wird nicht unrecht feyn, daß wir auch noch etwas von dem 
Bellerdphon und dem Pegaſus gedenken. Die Geſchichte des Bellerophon wird von unterſchiedlichen Fa⸗ 
belbefchreibern , infonderheit aber von dem Homer beſchrieben. Diefer fagt, daß er ein Sohn des 
laucus, Königs zu Ephyra, übrigens aber einer der ſchoͤnſten und heldenmuͤthigſten Prinzen jelbiger 
eit in Griechenland geweſen. Cinsmals aber trug es ſich zu, daß er feinen eigenen Bruder Deliades 
unvorfichtiger Weiſe tddtere, desipegen er nach Argos flohe, wo er von dem König Prötus fehr freundlich 
Aufgenommen wurde, Die Gemahlin es Proius, Anten aber (andere nennen fie Sthenobaͤa) war 
wegen feiner Schönheit fterblich in ihn verliebt, daß fie ſich ihm ſelbſt zum Beyſchlaf anteug. Weil aber 
ellerophon verfelben nicht zu Willen feyn wollte; verleumdete fie denfelben bey ihrem Gemahl dem Prös 
us, als ob er ihr einelingebühr angemuthet hätte. Von Stund an faßte diefer einen Zorn auf ihn, und 
war auf Rache bedacht. Weil er aber dennoch Bedenken mug, das Gaſtrecht zu übertreten: fo fandte 
& ihn mit einem Brief an feinen Schwiegervater, Kobates, König in sycien, darinn er ihn bat, dieſen 
ellerophon umbringen zu laffen, ‘obates nahm den Bellerophon fehr freundlich auf, und hielt ihn 
zehen Tag bey ſich auf das herrlichfte , ehe er den Brief des Proͤtus eroͤfnete; auch ließ er dieſem neuen 
zu Ehren kaͤglich einen Ochſen opfern. Nachdem er aber endlich den Brief feines Tochtermanns ges 
RS fo war er darauf bedacht, wie er dieſen Bellerophon aus dem Weg räumen möchte. Zu dies 
een legte er ihm auf, daß er mit einem gewiffen gräßlichen Unfbier, Ehimära, deffen Vorderleib 
ches Mur der mittlere einer Ziege, und der hintere einem Drachen äbnlid) ſahe, ftreiten folfte ; wel⸗ 
ich ouſtrum er auch mit Beyſtand der Götter glücklich erlegte. Wie nun diefer Streich dem Jobates 
er Hr angieng, fandte er eben diefen Bellerophon gegen die Solpmer, welche damalen ein fehr ftreitbares 
waren, in Meinung, daß er etwa in einem Handgemenge umfommen würde, Weil aber Belle— 
vopdon Auch bier glücklich war, und feine Feinde befiegte: fo mußte er von neuem auch gegen Die Amas 
* sieben; allein auch dieſe wurden von ihm uͤberwunden. Ja es hatte Jobates auf die er⸗ 
fehl daß Bellerophon auch von den Amazonen mit Sieg zuruckkomme, einige der tapfere 
h aer gegen ihn ausgefande, die ihm in einem Hinterhalt aufpaflen mußten; allein auch diefe wure 
en von ihm niedergemache, Wie nun Fobates fo viele Proben von der groffen Tapferkeit diefes tungen 
Prinzen erhalten hatte: fo hörte er nicht nur auf, ihm nach dem Jeben zu ftehen, fondern gab ihm auch 





feine eigene Tochter Dilonven jur Ehe. 
3 K 9. —8 
2) Syldas meldet , daß deſwege ehrern Sarsır, Wie ihnen die Dichtkunſt uͤberhaupt bei⸗ 
Zahl von Muſen gemeldet — — vie⸗ gelegt wird: fo insbefondere auch die tragiſche, oder 
Lee Biffenfhaften, Künfie, und Theile ver Ge⸗ die Trauterfpiele, f. Des Horaz Dichtkunſt, d.83, und 
ehrfamkeit gebe. Bisher findet ſich aber nicht, was er 275. von ihrer Vorftellung ſagt Arnobius Buch 


mit andern ebenfals berichtet, uruy aTıge enguaniss- fie würden cum tibiis et plaſteriis abgebildet, 








38 Des dritten Buchs viertes Capitel. 


$. 8. Dieſe Erzehlung iſt geöften Theils aus dem Homer und dem Apollodorus genommen. 
Don obgedachter Chimära aber meldet Heſiodus, daß diefelbe eine Tochter des Typhon und der Echid⸗ 
na geweſen feye, uͤbrigens aber eine fürchterliche Geftalt, und eine unglaubliche Stärke und Behaͤndigkeit 
gehabt, und aus Dem Rachen Feuer gefpien habe. Nach der Beſchrebung eben dieſes Dichters, foll fie 
3 drey Koͤpfe gehabt haben; als nemlich einen Loͤwenkopf, Ziegenkopf und Drachenkopf. Deren erſterer 
| an dem vorbern Theit des Leibs, der andere. an der Mitte, und der dritte am hintern Theil deffelben zu 
f fehen.gewefen. Als Bellerophon mit Diefem Ungeheuer ſtreiten ſolte, hatte er uͤch mit Hulfe der Minere 
| va des Pferds Pegafus bemachtiget , als dasfelbe an dem Fluß Priene trinken wollte, Diefes Pferd fol 
| Flügel gehabt haben, und von dem Neptun mit der Medufa gezeuget worden feyn ; obwol andere vors 





- 


ji geben, daß es aus den Blutstropfen don dem Haupt der Medufa, als fie von dem Perfeus hingerichtet 
i worden, ‚entftanden ſeye. Dieſes Pferds hat ſich hernach Bellerophon beſtaͤndig bedienet. Wie er ſich 
Tab,xIv. deſſen bemächtiget, das wird Tab. XIV. Fig. 1. vorgeſtellet, und Fig, 2. ſehen wir, wie er mit feinen 
| Pferd in der Luft daher flieget, und auf die Chimära losgeher. 


] | Das vierte Capitel. 
| — Von der Sonne. 
a ae 


ach dem Apollo und den Muſen iſt billig, daß wir aud) der Sonne gedenken ; weil viele unterden 
& Aten,den Apollo und vie Sonne, für:einerley Gottheit halren. Allein nicht nur die Poeten, ſon⸗ 





| dern aud) Das gemeine Volk bey den Griechen und den Römern, machten zwiſchen der Sonne und 
| dem Apollo einen Unterfchied ; «wie dann 'einer jeden dieſer Gottheiten in ihrem eigenen Tempel befondere 
| Opfer gebracht wurden. Apollo war ein Sohn des Jupiter, die Sonne aber ein Sohn des Hyperion; 
| obwol andere die Sonne für den Hyperion felbit annehmen. Eben diefen Unterfcyied nimmt man auc) 
| auf den alten Marmorſteinen, Münzen, und andern dergleichen Denkmahlen, wahr, Die Weltweifen und 
Naturkuͤndiger aber verftehen unter dem Apollo insgemein die Sonne, gleichwie fie auch den Jupiter für 
y die Luft, den Neptun für das Meer, die Ceres für die Feldfrüchte, die Diana für den Mond, annehmen, 
Es wird aber die Sonne insgemein unter der Öeftalt eines Juͤnglings, deffen Haupt mit Strahlen umge» 
ben, mit einem Mantel-über die Schultern, der aber keineswegs feine Bloͤſſe bedeckt, vorgeftellt. Biss 
| iveilen hält er auch eine Fackel in der Hand, Auf den alten Denkmahlen ficher man die Eonne öfters auf 
| einem mit vier Pferden befpannten Wagen fahren 1). | 
| $. 2. Fig. 4. fehen wir die Geſtalt eines ſteinern Sonnenfopfs, davon das Driginal zu Polignac 
en Velai in den Sevennes befindlich iſt. Diefer Stein ift blaulicht, und 4, bis 5. Schub groß, aber nicht 
gar Fünftlic) ausgehauen , fo von feinem Alterthum zeuget, Wann die Sonne darauf fcheint, nimme 
man wahr, daß die Strahlen vor diefem mögen überguldt gewefen feyn, Sonſten bat diefer Kopf einen 
| geöffneten Mund; man glaubt, daß er vor Diefem Oracula oder Ausfprüche ertheilet Habe; welches aber 
nicht anderſt, als durch einen 'befondern Betrug der Priefter oder des Teufels, gefchehen. Aus der vorher⸗ 
gehenden Fig. 3. erhellet, daß, obgleich in ven alten Zeiten, zwiſchen dem Apoilo und der Sonne, ein 
Unterſchied gemacht worden, in den folgenden Zeiten dennoch viele diefe beyde Gottheiten nur für eine ans 
‚gefehen haben. “Dann hier fehen wir deutlich den Apollo, deſſen Haupt , wie die Sonne, ringsum mit 
Strahlen umgeben, auf einer Harfe fpielen. Zu feinen Füffen fist der Mond oder die Diana auf der 
Erde, die fi) mit dem linken Arm auf ein groffes Gefäß fteuret, in der rechten Hand aber einen Gras 
natapfel hält. Auf der folgenden Fig. $. wird die Sonne zugleich mit dem Mond vorgeſtellet, welches 
j man an den Strahlen und dem wachjenden Mond, welche an und auf diefen beyden Köpfen befindiich 
N find, deutlich erkennen Fann, 


$. 3. Es wird nicht ungereimt ſeyn, wann wir hier die Fabel von dem Phaethon, dem Sohn der 


| 

Il; Sonne und der Elymene, der vom Donner erſchlagen worden (mie ſolches F ig. 6. fehr kuͤnſtlich vorges 

| ' ſtellet ift) mit beybringen, Nachdem nemlich diefer Phaethon, von dem Epaphus ‚iD er rl Am * 

empfind⸗ 

2) "Der berühntten tabula heliaca, oder des Sonnen⸗ Schulter aber Bogen und Köcher: fo mit ander 

| Bildes, Üt menigfeng Punatich hier au zu gedene __Einfaffungen und Seien Be — 
ken. Auf einem vierthalb Fus ing gevierte groſ⸗ bes Mereurg Hercules, Epbeu des Bacchus ıc, ges 

fen weiſſen Diarmor, in aedibus Hasdrubalis Mat- sieretit. Sier onymus Aleander, hat Diefe Sao 
thaei, Marchionis louũ, iſt eine ausgehanene Vor⸗ fel beſonders erlentertz welche explicatio tabulae 

| fiellung eines Bruftbildes der Sonnen, oder des eliacae im sten Theil des graͤviſchen Tihefaurus 

u Apollo, mit Stralen, krauſen Haaren, auf dee * ©. 706-761, befindlich iſt. 











Jab. XIV. 












































— —— 








4. Dellerophon Fegasum domans, 
Luna ad 'pedes Ulaus sedente.4. Caput Sols. 5. Solet Luna. 6. Phaeton Fulmine prostratus . 
2 Mars ‚lea tra scıpWwnem gestans, sinistra telum. quodpiam, quod ipsi forte excıdit, tenuxs/e_ 
rrdetur. 8. Iem rupt msidens. 9: Idem. cum lupo. 20. Bellonarius cum Bellona . 





2. Idem telum in: Chimaram vibrans. 3. Apollo s. Sol cum 








Yon der Golttte. ‚39 


daß er die Hoheit feiner Geburt in der ganzen Welt bekannt 
machen möchte: fo bielte diefer bey feinem Vater mit Bitten fo lang an, bis er ihm endlich eidlich ver— 
ſprach, daß er ihm das, was er von Ihm begebren würde, gewaͤhren wolle, Er verlangte aber von ihm, 
daß er ihm erlauben möchte, auf einem gewiſſen Tag mit dem Sonnenwagen. um Die Welt herum zu fah⸗ 
von; damit er feinen Glanz aller Orten ausbreiten koͤnnte. Ob nun gleic) die Sonne fid) lang weigerte 
und dem Hhaerhon feine gefährliche Unternehmung vorſtellete; fo wollte derfelbe dennoch von feiner Bitte 
nicht abftehen; deswegen die Sonne, um des Eids willen, endlich) aud) einwilligen mußte. Allein was 
ihm die Sonne prophezeyet hatte , Das traf vollfommen ein. Dann Phaethon erſchrack über dem An ⸗ 
blick des Scorpion am Thierkreis, und kam mit ſeinem Wagen aus dem Gleiß; weil er nun auf die⸗ 
ſem Abweg ſich gewiſſen Gegenden der Erde allzuſehr nahete, verurſachte er daſelbſt eine unertraͤgliche Hi⸗ 
ge, da hingegen an andern Orten, von welchen er ſich zu weit abgewendet hatte, eine ungemeine Kälte 
entftunde. Als indeffen Jupiter wahrgenommen hatte, was für eire Unordnung und Unheil von diefer 
ungluͤcklichen Sabre des Phaerhon geftiftet würde: fo har er denfelben mit einem Donnerfeil auf die Erde 
herab geworfen und getödtet, Seine drey Schweftern aber, welche ſich über das unglücliche und unver« 
muthete Ende ihres Bruders fehr heftig betruͤbten, und in heiſſen Thränen faſt zerſchmolzen, follen vonden 
Goͤttern in Pappelbäume verwandelt worden ſeyn. Auch wird von dem Engnus, dem König der Ligu⸗ 
vier erzehlet, daß er fich den Tod diefes Phaethons dermafien zu Herzen gezogen, daß die Götter aus Mite 
leiden ihn in einen Schwan verwandelt haben; um feiner Bekuͤmmernis ein Ende zu machen. Die Fi⸗ 
gur No. 6. ift in Burgund gefunden worden. Syn der Luft fieber man gleichfam einen Windwirbel oder 
Sturmwetter, aus welchem ein Blitz herausfährtz die Pferde famt dem Wagen fowol als Phaethon , wels 
che durch des Jupiters Donnerfchlag auf die Höhe berabgeftürzet worden, liegen auf der Erde, Man fies 
ber auch dabey ziwey Schwanenhälfe, welche auf obgebachten Cygnus abzielen mögen ; baß aber deren 
wey vorhanden find, koͤmmt von der Phantafie des Künftlers , der diefen Schwan nicht ohne Gefellen 

ſen wollte. Doc) liefert man bey dem Philoſtratus, da er vondem Fall des Phaethon gedenfet, daß er 
der Schwanen, in der mehrern Zahl, Erwehnung thut. Sonften fönnteeinem diefes noch einen Zweifel 
erwecken, Daß diefe Schwanenhälfe, hinten am Kopf, gleichfam ein Sträußlein von Federn haben; der⸗ 
gleichen ordentlicher Weife au den Schwanen nicht geſehen wird. 


Das fünfte Capitel. 
Bon dem Kriegsgott Mare. 


8.7, ———— 
SIE des Urfprungs des Kriegsgotts Mars, der von den Öriechen Apıc genennet wird, find die 


empfindlichen Worten, angereiget worden, 


Schriftſteller ziemlich einig, und nicht in fo viele Meinungen zertheilet, als wir bey andern 
’ Gottheiten wahrnehmen. ann Are ihn” einige fie dem Sohn der Juno, andere aber 
des Fupiters und der Enyo, ausgeben; fo ift doch, nad) dem Zeugniß des Homers und Heſiodus, mit 
welchen auch die meiften einftimmen, mehr als gewiß, daß Jupiter und Juno feine Eltern gewefen. Die 
Amme aber foll Thero geheiffen haben; übrigens wird derfelbe für einen Gott des Kriegs,und aller ans 
dern Streitigkeit, ausgegeben. Einsmals fol er den Halirrhothius 1), einen Sohn des Neptun, umges 
bracht Haben, und deswegen dermaffen in die Enge getrieben worden feyn, daß er fich dem Urtheil zwölf 
befonderer Sorcheiten, denen die Sache zu unterfuchen aufgetragen worden, unterwerfen mußte; von bes 
nen er aber frey und loß gefprochen worden. Der Der, wo diefes Gericht gehalten worden, hieß eben hievon, 
Areopagus; woſelbſt auch die Aehenienfer ihr höchttes Gericht nachher zu halten pflegten. Was ſich mit dem 
Mars fonften zugetragen, beftehet vornehmlic) in dem Streit, Den er mit dem Diomedes gehabt, als von 
welchen er aud) eine Wunde empfangen; und dem Ehebruch, den er mit der Venus begangen , als wovon 
wir bereits oben (Geite32,) in dem erften Capitel diefes Buchs $. 3. Meldung gethan haben. 

6.2 Auf den alten Denkmahlen wird Mars unter der Seftalt eines groffen und anfehnlicyen 
Manns, der mit einem Helm, Spieß und Schild verfehen, vorgeftellt ; übrigens iſt er bald nadend, bald 
mit einem Kriegskleid bedecket, und nebſt diefem bald mit, bald ohne Bart. Tab. XIV. Fig. 7. zeigt 
er fich nackend, mit einem Keim bedeckt, in der vechten,einen Stab haltend; in ber linken fcheinet er ein 
Schiverdt, oder dergleichen Gewehr, gefuͤhret zu haben, welches ihm entfallen ift. Wann er als einer der 

' 82 mit 
x) Man vergleiche die Erlaͤute i ichte, als auch die Zeit, worein fie fallen foll, und 
pariſchen ns ‚im ee auitae ih — 5 erleutert werden. 
zur algem. Welthiſtorie: wodurch fowol diſe Ger 








mn DD — 


mit ſtarken Schritten fortgehet, abgebildet wird, wie auf eben diefer Figur zu ſehen ift: fo wird er Gradi⸗ 
vus genannt. Fig. 8. wird er in der Geftalt eines unbärtigen Juͤnglings, und zwar aud) nackend, vor« { 
geſtellt; auffer daß bie Schenfel mit einem darüber her liegenden Mantel gewiſſer maſſen bedeckt find. | 
| In der rechten fcheiner er ein Schwerdt gehalten zu haben, davon aber die Klinge abgefallen ift; zu der 
! 
| 


| 
| | 
| 40 Des dritten Buchs fünftes Capitel. | 


I linken ftehet ein groſſer Schild, und zu ven Züffen ein Helm, In eben diefer Stellung trifft man den h 
| Mars aud) bey den Opfern an. Die folgende Fig. 9. iſt von einem zu Brefcia im Venetianiſchen befind 
I lichen Driginal abgefchildere, und bat verfd)iedene ungewöhnliche Dinge an fich,, welche man fonften niche 
| bey dem Mars antrifft. Dann erſtlich hat diefe Dildfeule einen langen Spieß, der gar niche mie Eifen 
beſchlagen ift; hiernebft hat er ein groffes Schwerdt an die linfe Seite gegürtet, davon das Gehäng von 
1 der rechten Schulter herab haͤnget, mit der linken Hand faͤßt er den Griff des Schwerdts, welcher als 
| ein Löwenkopf ausficher, Meben den Füffen aber figt ein gewiſſes Thier, fo man aber nicht gewiß benen⸗ 4 
nen. kann, ob es einen Wolf, einen Hund oder Fuchs, vorftellen folle, | 


I $. 3. Homerus nenne ihn mic einem befondern Beynamen AANomposaArae, welches entiweder 
| einen unbeftändigen, wandelbaren, oder einen Liebhaber der Zänferen, bedeutet, Von ven Sabinern wurde 
I. er Camulus, übrigens aber oft Enyalius, genannt, welcher letztere Name von der Enyo, oder Bel⸗ 
\ lona, herfommen foll, wodurch eben feine Neigung zum Krieg angedeutet wird, Mit einem andern Was 
j men wurde ser auch bisweilen Thurius genannt, weil er mit Ungeftümm, und einem brennenden Eifer, auf 
ü feine Feinde losgehet. Anderer Beynamen, welche ihm von den Poeten pflegen beygeleget zu iverden, 1 
bier nicht zugedenfen, Die alten Römer beteten den Mars fonit unter der Gejtalt eines Spieffes an 2), 1 
| ehe fie ihre Götter unter einer menſchlichen Geftait vorzuftellen gelernet. Sie hielten eben diefen Mare ni 
für ihren erſten Stammvater ; wovon wir bie Hiftorifchen Umftande aus dem Plutarchus mit wenigen 
i anführen wollen. Amulius, der König von Alba gieng mit jeinem altern Bruder Numitor auf eine ſehr 4 
tyranniſche Weiſe um; indem er ihm nicht nur das väterliche Reich vorenthielte, und ſich des Regiments | 
ſelbſt gewaltfamer Weiſe anmaflete, ſondern aud) deffen Sohn Aenitum auf der Jagd erfchieflen, deſſen \ 
‚ Tochter Rhea Silvia aber zu einer Priefterinn der Juno (andere fagen der Veſta) wider ihren Willen weis 
ben lieſſe. Wie aber diefe nichts defto weniger ſchwanger wurde und die Zwillinge Komulus und Ne 
mus zur Welt brachte: fo gab fie vor, daß der Gott Mars diefer Kinder Vater ſeye. Weil nun Amulius | 
ſich fürdhtete, daß er von diefen beyden iungen Söhnen des Mars dermaleins möchte vom Thron gejtoffen j 
Ho werben, ließ ev fie alfobald in die Tpber werfen. Nachdem aber diefelbe von dem Waller an dem Rand 
des Sluffes und an bassand getrieben worden, foll es ſich zugetragen haben , daß eine Woͤlfinn, Die da= 
ſelbſt mit ihren Jungen ihr Lager gehabt, diefe Knäblein geſaͤuget. Nachdem dis nun ein gewifler Hirt 
wahrgenommen , bat er die Kinder mit ſich nad) Haus genommen, und ordentlich erzogen. Eben diefer 
DPlucarıtue erzehlet eine andere Begebenbeit ‚ welche ſich in Arcadien foll zugetragen haben, und nad) 
ihren Umſtaͤnden mit diefer in vielen übereinfommt, Es joll Philomene, eine Tochter des Nyctimus, EN 
welche der Diana auf der Jagd zum öftern Geſellſchaft leiſtete, einsmals von dem Mars in Geſtalt eines P 
Hirten geſchwaͤngert worden ſeyn, und hernach Zwillinge geboren haben, welche ſie aus Furcht vor ih- J 
rem Vater in den Fluß Erymanthus geworfen. Da denn die Rinder in einem holen Baum gefallen, wo 
eine Bölfinn ihre ungen hatte, welche die zwey Kinder gleichfalls geſtillet, bis ein Hirt in derfelben Ges 
gend Tyliphus, fie gefunden, mit fid) genommen und auferzogen. Er nennte das eine Weaſtus, und das 
andere Parrhaſius. Eben diefelbe follen aud) nachgehends ihrem Großvater im Regiment gefolger feyn. 


— 


% 4. Bellona, Griechiſch Evve, Enyo, wird von einigen für die Mutter des Mars, von am 
| dern aber für deſſen Schweiter gehalten; Auguftınue hingegen gibt fie zugleich für deffen Schweſter 
| und Gemahlinn aus. Moc) andere halten dieſelbe für des Mars Tochter, wie auch für deſſelben Amme; 
daher auch Mars ſelbſten, wie wir oben gehoͤret haben, bisweilen Enyalius genennet wird. Es wurde 
‚ober dieſelbe von den Alten für eine Kriegsgöttinn gehalten, gleichwie n 
darin beitanden haben, daß fie den Wagen und die Pferde des Mars 
te, wann er in den Krieg ziehen wollte. hr Bildniß ift von dem Bild der Minerva nicht wohl zu um 4 
terſcheiden. Ihre Priefter wurden Bellonarii genannt, dergleichen wir einen Fig, 10, mittheilen, der 
vor der Bildſeule der Bellona ftehet, Ein mehreres werden wir von denfelben beſſer unten 
gedenken, wann von den mancherley Priefterfchaften wird gehandelt —4 
werden. | 


auch Minerva , und foll ihr Amt 
bereit halten und anfpannen muße 


2) Dis meldet Arnobius aus dem Varro; im 5. 14 erhellet ig. 9. i 
Dub. And dem folgenden und oben Seite 12: F. hellet, Daß in Fig. sein Wolf meine ſo 


Das 





etaso et Marsugio.2. dem cum. cadıceo, ariete et gallo. 5. Jdem. cum caduceo erMarfigrio 
zulis innitens.5. Jdem. cum Horcule ad altare lanzmigerum..6. Idem, sedens.7.Jdem Bach: 
—— —  Imsi. +2. ; cidens 
12.15.14.25. he —— 2.9. Idem cum Fortuna. 10. Sdem rupi insidens.12.Idem Argı caput precıde 





TÜ, 





r 
Von dem Mercurius. 41 


Das ſechſte Capitel. 


Von dem Mercurius. 4— 


SE € 
ie 


ereurius von deſſen Urſprun die Alte e 
NN ten Meinung ein Sohn * Se On ne hege n, war nad) ber gemeine 
dieſem HR =“ Aemter zugefchvieben, die er bey a hp n Gott mehrere Ders | 
om Mercurius. Insgemein wird er für den E * ag, zu beſorgen gehabt, als eb | 
wegen er auch faſt immer mit ei BED Kaufleute 1) und der Dieb Re 
ws — nem Geldbeutel in der H iebe angegeben, des— 
einen Unterhändler der Görter und Menſch wird,  .2Deil e: Auc) ih! 
als das Zeichen des Friedens Nenſchen abgegeben; fo pflegt mon demfelben auch ei Er 
uzueignen, Es beftel a ca uch einen Herolaftab 
welchen ſich zwey Schlange af ehet aber diejes Zeichen in ei es ’ 
! (fo geſchlungen hab 66 ET nem langen Stab 
flceden ,.dod hlangen alſo geſchlung haben , daß fie oben vie Half Sn vu 
e ) aber einander niemalen berühr Re en fi älfe und Köpie gegen ei 
Beichen er auch bisrori alen berühren, Ferner it fein Hut mit Fü edander 
fen an den Sul] ie‘ 5 Fluͤgeln verfehen , derglei 
dene Abfchi — ſſen, wie auch an dem Stab, zu tr 0 ‚ dergleichen 
)ilderungen von ihm antri dv ab, zu tragen pfleget; indem ma Schi 
aber aud) : von Ihm rifft, da er bloß einen geflügelten Hut auf n verichies 
: zugleich geflügelte Fuͤſſe t auf dem Kopf, nach 
Flügel Hat. Alfe vi g ſſe hat; noch nad) andern aber aud) an dem Stab Fluͤ ; Abe 
— fo Fell A gel, alfo d 
Amt, dak (fe dieſe Fluͤgel aber bedeuten feine Geſchwindigkeit. U ölgel, reyfache 
Vvaß er die Seelen der Verſtorbenen in Die He igteit, Unter anderm war auch biefes fei 
felbe bisweilen len di eitorbenen in Die Hölle, oder in die Elyſiſch : er efes fein 
5 auch von diefen Orten zuruckſü hm e Selber, begleitete, und eben di 
groſſe Sorgfalt und W zuruchführere, Weil aber dergleichen Amtsverri i ea 
dhtameit erforbern : fo wird it ö — sverrichtungen eine ſeh 
net ſo gar, daß Sim - 5.10. wird ihm Zum öftern auch ein Hahn beygefüg „ide 
Eisteilen in er gewiſſer maſſen auch für einen Gott der Hirten ſeye dahn beygefuͤget. Es ſchei⸗ 
ye gehalten ; 
B———— ner 2) zugetellet wird. Man legt ihm die Erfindung 3 —— deswegen ihm 
bisweilen mit Sn X der — der Sternfeherkunft, Arzeney und der Leyer len) ben ‚ er wird 
60. per orgeitellet wird, ; daher er auch 
En Igeitalten und —— ng anlangt, fo wird er insgemein unter der Geſtalt eines 
eilen mit einem M Juͤnglings, u zwar meijtens nadend, vorgeitellet ; ne 
An <br m Mantel erfcyeinet, ſo b änget ih 3 RAO END, DIESE dann ob er gleich bis» 
! re daf er feine Bit , fo bänget ihm doc) diefer bloß auf der Schulter, od 
daß bı er feine Bloͤſſe bedeckt. Bisweil irdi „Oder auf dem einem 
ie Seufmannföaft eben ( wohl Seit Sn Re 
| ein Gott der K werde, Gar felten erſcheinet er mit einem Fuͤll i ein eiten auszu · 
mitt ante ber Rauffleute NER, rbeild.ab m Fuͤllhorn, und diefes theils darum, weil 
13 h darum , weil di di R a 
der linken H aͤtern ſeye angefuͤlle ME ED I an ie Poeten dichten, daß ſeine SI 
Hand ei et geweſen. Tab XV. Fig. 1. — ve Hoͤle 
* end — oben Seite 14. s el a in Tab, XV, 
‚ fondern auch einen AL ie zwey mächiten Fig. 2 \ ic elleicht feine: 
ein Widder Pie einen Heroldftab, und ber Se. UND.3 haben nicht nur einen B 
\ 9 ( y dem erſtern finder ſich uber d —— 
Iinfen Arm auf ein 4» ift ebenfalls eine fi Hiche Bi ich über das hoc) ein Hahn 
auf eine Keul ine fehr vortrejliche Bildſeule des Mercurius, wel en 
ſich Mercurius in G e ſteuret, in der Hand ——— ‚ welcher ſich mit dem 
efellfehaft des’ Hand aber ein zufammengerolltes Papier haltı Fi 
zwar einen Heroldoſtab aft des Hercules, und haben beyd OR halt. Fig. 5. zeige 
a liche Zeichen bey fi) ; i 3 
ebilver wird. &s han einen Beutel , diefer ‚ bende ihre gemahn en bey ſich; iener 
$ vird. Es bedeur ‚ "biefer aber eine Keule, wodurch bie Tapferkei — 
apferkeit miteinan en aber dieſe beyde Gottheiter i pferfeit und Stärfe ab« 
Mercurius auf a ten find, e8 da an a rien nic Si Pe der Fleiß und die 
fer Gott felten müffig ne in welcher Stellung derfelbe fonften nicht leicht vorfi oͤnne. Fig. 6. fißt 
mel, auf der Erde und in der, Tag und Macht mit allerley Verrichtungen befchäf kömme; fintemalen bies 
noch einen Heroldſtab — Hoͤlle, zu beſorgen hat. Ob er auch gleich — *— it, DIeseR im Him⸗ 
in der linfen Hand, dap er Hand hat, fo erfennet inan doch an den geflügelt en Für gewöhnlichen Hut, 
ches entweder Bacchus es der Mercurfus ſeye. Fig.7 hält er einen Knab SnlenrranD Darm. Beutel 
fifchen Feldern Bringet ar er eben gebebeen worden, "oder die Seele ra Raben ae —— 
mag. Fig. PER e er nach den Ely⸗ 
g 8. 8. fehen. wir 2 diefen Mercurius in Gefeltfehaft der ide 
> va, 





1) Jul Caͤſar meldet, d 
a a : 
chen genlaubet- daß auch die Ballierderglee 3) © algem. Weltb. Theil r. $_ +76. °) a 
tarch von der Iſis u. dem te 


3) Wann nit damit bar 
mer vom Mercur A! gesielet wird, daß 3 
gibt, daß Zo⸗ fetzung. Es wird 1 
ie min dab 9 Khientebeihune, Sara, bh Dh 
; daher Dbis 


mit Reichthuͤmern {fo derzei 

[3 ’ ‘ 
beftanden,) überfchüttet, i iten in groſſen Heerden — meldet, daß man die Paldjtra für Mer 
urs Tochter ausgegeben. 











| 
| 
| 
l 
—9 
| 








42 Des dritten Buchs ſiebentes Capitel. 


va, welche ſich umarmen; anzuzeigen, daß die Wohlredenheit und Weisheit gar wohl zuſammen ſte⸗ 
ben. Fig. 9. fommt er vor mit der Goͤttinn des Gluͤcks; was das Gluͤck mit der Kaufmanfchaft für eis 
ne Berbindung babe, ift befannt. Der folgende (Fig. 10.) ift abermal ein vortrefflich Kunſtſtuͤck. Es 
fißt nemlich hier Mercurius auf einem Zellen, und ift an dem Kopf und Füffen mit Flügeln verfehen. Es 
ſcheinet, daß er hier von feinen vielerley Geſchaͤften audy einmal tube 4). Man fieher an ihm auch einen 
Dbermantel, den er über die Schultern und den Ruͤcken hinab hängen hat , welcyer auf der rechten Achfel 
mic einer Hafte zulammen gehefter iſt. Unten bey dem rechten Fuß fiehet man eine Schildkröte und Hei ⸗ 
dere, welche gegeneinander laufen. Sehr ſelten iſt die folgende Abfchilderung Fig. ı1. da Mercurius 
vorgeftellet wird, wie er dem Argus den Kopf abhauet , daven das Driginal zu Verſailles zu ſehen ift. 
Argus it ganz niedergebückt, und Tiegt auf dem seinen Knie, den tödlichen Hieb erwartend ; Mercurius 
aber führer in der linken ein Schwerdt, mit welchem er im Begriff ift, den Kopf abzufchlagen, Diefe 
Fabel läuft darauf hinaus: Fo, mit welcher Jupiter Buhlfchaft triebe, wurde von der Juno in eine Kuh 
verwandelt, und dem Argus, welcher Hundert Augen foll gehabt haben, zur Verwahrung gegeben. Hier— 
auf befahl Fupiter dem Mercurius, daß er der Jo vie Freyheit verfchaffen möchte, wann auch gleich Ar⸗ 
gus das Leben darüber einbüffen ſollte; dieſemnach foll Mercurius den Argus, nac)dem er ihn mit der Pfeife 
eingefchläfert, mit einem Stein 'todt geworfen, und die Jo folchergeftalt befreyet habem Es ſcheinet 
auch, als ob hier Argus am Haupt ſehr viele Augen habe; ſonſten aber lieſet man von ihm, daß er an 
feinem ganzen $eib mir Augen verfehen gewefen. 

% 3. Es find endlich hier nicht mit Stillfehweigen zu übergehen dieienigen Bildfeulen, da bios 
das Haupt des Mercurs erſcheinet, der übrige Leib aber die Geſtalt eines vieredigten Steins bat, der fich 
unten hinaus, ie länger ie mehr, zufpiget Fig. 12. 13. ; welche insgemein Hermae pflegen genennet zu werden. 
Es gibt Servius, welcher den Virgillus erläutert hat, vor, daß, als Mercurius einsmals auf einem 
Berg geſchlaffen, ihm die Hände und Füffe eyen abgehauen worden. Zu Athen 5) hatten fie die Gewohns 
beit, daß fie dergleichen Hermas vor ihre Hausthüren und Tempel festen ; überhaupt waren fie in ganz 
Griechenland fehr gewöhnlich; von wannen ihr Gebrauch hernach auch nach Rom ift gebrad)t worden 
Uebrigens waren diefe Herma wol nichts anders, als der Römer ihr Gott Terminus oder Grenziteine, 
womit fie Feldgüter begrenzten , und welche fie mit gewiflen Dpfern, dabey fein Blur vergoffen wurde, 
verehreten; fie dienten auch häufig zu Wegweilern: wie denn Mercur ſelbſt fir den Gott der Steaffen und 
Reiſen gehalten wurde 6). Fig. 14. ift ein Hermenacles, oder aufgefegter Kopf des Hercules; Fig. 15; 
Hermathena, oder Kopf der Minerva, 


Das fiebente Capitel. 
Bon der Minerva oder Pallas. 


—— 
—8 Alten find in Anſehung des Urſprungs der Pallas oder Minerva, welche die Griechen Pallas A— 


— 


thene nennen, ſehr verſchieden; und ſind ſo gar der Meinung, daß deren mehr als eine 1) gewe⸗ 

fen ſeyen, alfo auch einen unterfchiedlichen Urſprung gehabt haben. Don derienigen Göttinn , 

welche von den Öriechen und Römern vornemlich verehret worden, iſt die einhellige Meinung diefe, daß fie 

ausdem Hirn des Jupiters, und zwar gewaffnet, hervorgefommen fene; nachdem Vulcanus dem Jupiter 

mit einer Arc den Hirnſchedel geſpalten hatte. Es wird aber dieſe Gottinn für die Vorſteherinn des Kriegs anges 

geben, und foll dieſelbe ehemals in dem Niefenkvieg dein Jupiter vortrefliche Hülfe geleitet haben. Lucianue 

eignet ihr aud) die Erfindung der Baufunft zu ; gleichwie ihr auch fonften die Erfindung der Kunſt zu ne⸗ 
ben und zu weben, wie auch Oelbaͤume zu planen und Del daraus zu preffen, zugefchrieben wird, 

$. 2. Insgemein wird fie mic einem Helm auf dem Haupt vorgeftellet, da fie in der rechten ci» 

nen Spieß, in der linken aber einen Schild, führe. Die Bruft derfelben ift mit dem fo genannten Aegis 


— bedecket, 

4) Wenn nicht vielmehr es dahin gehen ſoll, daß er auch viel Steinhaufen an den Wegen, dem Mer 

auf dem Berg Cyllene die Leher erfunden, ind: mer eur zu Ehren, die von den Keifenden immer zu mit 

eine Schildkroͤte gereinigt, und Die Nerven, von den andern Dazu geworfenen Steinen vermehret wur— 
dem Apollo aeftolnen Rindern, drauf gefpannet. ben. 


s) ©. algim. Welch. Theil s. $. 525, mo erzält wird, 
daß diefe Bildſaͤulen einsmald alle in einer Naht , X) Ticero ſchreibt im dritten Buch von der Natur 


umgeworfen worden. der Bötter cap. 23. von fünf Niinerven; das 
6) Auffer Dem, daf dergleichen Hermd auf den Strafe wenige , mas man fie zu unterfchriden, fammlen 

we geftanden , die auch oft mehr als ein Geficht kann, wid oft alles der einzigen bekannten yries 
« batten, und Damit den Weg zeigeten : fo gab es chiſchen Minerva bepgeleget, 








le Presidt. Lambert. 


SER U Te —— 
m — — EIE 
4.Minerya sedens cum sceptro et chrpeo in quo c : AMleduscs. 3. Cadem pateram dextra tenens. 3.Cadem galea prorsus 
— ——— cum, caffüde prominentibus figuris omusta. 6. dadem. Greco more efheta. ; 
?. Eadem telum manu vibrans. 8. Eadem cum hasta et clypeo. 9: Cadem globo insistens. 10. Cadem mulus vestbus 
Freier consuetudinem tecta. 11. Eadem. cum. dracone. ı2. Cadem sedens et volumen manıı. tenens. 23. Cadem, altera 


"@pionem.altera chypeum tenens.24. Cadem thorace miltari induza.ı5. Cadem, cum fulmine . 


* 


as 


























- fam die Künfte v 


Don der Minerva oder Pallas. 43 


bedecket, welches, wie es der Name mit fic) bringe, eigentlich ein Bruſtfleck von einem Ziegenfell war , 
auf deflen Mitte das Haupt der Medufa zu fehen. Oft ift diefelbe mit einem fchuppichten Panzer verfes 
ben , dergleichen ehemals die Römifchen Kaifer, zu Ausgang des dritten Jahrhunderts, zu tragen pflegten. 
Alle diefe Zeichen trifft man bisweilen an den Bildjeulen diefer Gottinn beyfammen an ; in einigen aber 
auch nur etliche derfelben ; infonderheit ift zu merken, daß der Spieß und Schild öfters mangeln; weil 
ihr diefe Waffen, wegen Alterthum entfallen find, oder zerbrochen worden. : 


$. 3. Nach dem Zeugniß des Srrabo find die Statuen der Minerva vor alters insgemein ſi⸗ 

gend vorgeftellet wörden ; dergleichen hier eine Tab. XVI. Fig. 1. zu fehen iſt; davon das Driginal fich 
zu Rem befindet; daß aber dieſes eine Minerva feye, erfenner man am Schild mit dem Haupt der Medus 
fa; in der linken hält fie einen Befehlſtab; an ftatt des Helms aber hat fie einen runden Hut von Wildge 
fell, ſonſten Galerus genannt. Fig. 2 zeigt ſich eine ſtehende Minerva, welche in der vechten eine fla« 
he Schuſſel hält, in der linken aber feiner fie einen Spieß gehabt zu haben. Fig. 3. iſt eine andere, 
davon das Driginal in bem Cabinet der Königinn von Schweden gewejen , an welcher der Hauptſchmuck 
inſonderheit anzumerken iſt; man ſieht auf demſelben einen mit vier Pferden befpannten Wagen ; wie dann 
Cicero 2) der Minerva die Erfindung diefer vieripannigen Wagen zuſchreibet. Die folgende Fig. 4. 
kehret ihren Spieß mit der Spige gegen Die Erde; die nadhite Fig. 5, iſt gleichfalls deswegen merfwür« 
iq, weil der Helm verfelben mit alleriey Bildern beladen oder gezieret iſt. Man ſiehet darauf einen 
Menfchen, und noch ein anderes unkenntliches Bild; am Hals und auf der Bruft befinden fid) etliche 

Ölangen, dergleichen man auch auf andern Bildfeulen diefer Göttinn wahrnimmt. 


$. 4. Die folgende Minerva (Fig. 6.) ift auf eine Griechifche Weife geſchmuͤckt, bat aber beybe 
Arme verloren. Beſonders ift an derſelben merfwürdig Das breite ſchuppichte Bandelier, welches fie fchief 
uber die Bruſt gezogen bat. Durch den Helm und bie Unterfchrift, AOHNA, iſt diefe Goͤttinn genau 


angegeben, Die nachſtehende (Fig. 7.) feheinet im Begriff zu ſeyn, mit ihrem Spieß auf etwas zu ſtoſe 


N, und hat nicht nur das Haupt der Medufa auf dem Bruſtfleck, fondern auch einen Loͤwenkopf mitten 
auf dem Schild. Die nächite Fig. 8. ift an ihrem Helm, Spieß und Schild ganz kentlich. 


— 5. Von allen den Bildſeulen, welche wir bisher angeführet haben, iſt die folgende Fig, % 
Affen 18 darinn unterfihieden, daß ihr Dberleib entblöffer ift. Auf dem Helm hat ſie einen ungemein 
Sn — — oder Maͤhne; in der linken haͤlt ſie einen ſehr langen Spieß, und mit der rechten ih⸗ 
tung h a Dale dem Haupt der Medufa; fie ſelbſt aber ſtehet auf einer Kugel, welches vielleicht Die Deus 
wegen er daß die Welt mit Verſtand und Klugheit müffe vegieret werben. Gleichwie aber dieje, 
weiten und ruf und Arme, befonders zu merfen war, alſo ift die nächfte (Fig. 10,) poegen ne 
kleidet, telcher Bi Kleidung befonders merfwirdig. Dann eritlich iſt fie mit einem fehr langen Roc bes 
die Knoͤchel 3 de 

Dbermäntelen, nenne ort an Danger noch ein anderer, faſt bis auf die Knie; end 
rechten einen Spieß, und in 


eule (Fig. 11.) ftelfer i eich: 3 oe f 
che aufdem en Minerva,mit dem Beinamen Polias,dvor, oder dieienige Minerva, wel⸗ 
. Die folgende bende Mi i nd ni iaer merkwuͤrdig. Die 

eritere,die aut ein. Olgende beyde Minerven (Fig, 12. und 13.) find nicht weniger merfmurdig. Di 
‚Die auf em Stupt ſitzet, Hält in der Be ein ufammen gerofltes Papier, auf welchem gleiche 
rzeichnet [md , deren Erfinderinn fie ſeyn foll. Die andere hält einen Befehlftab in der 
hren, in der linken aber einen Schild mit dem Haupt ber Medufa. 
letern Zeiten des alten Heidenthums gemacht zu feyn, da man mit 


rechten, dergleich 

Die lestere (Fig. ı 

en Gottheiten allerley 
oh. Es i 

an welches fie auf der * fie ein langes Bandelier von der rechten Schulter über die Bruft herab hängen, 

Big, indem fie das en Seite ein Schwerdt gegürtet bat. Fig 15. weifer eine Minerva mit dem 
? orrecht nebftdem Jupiter und Vuleanus bat, den Blitz zu ſchleudern. 


— 62: RACHEN Bu bisher allerley ganze Bildfeulen von der Minerva angeführee haben; fo if 


werden, 


nun audy von den vornehmſten Bruftbildern diefer Görtinn zu handeln , welche bier und Da angetroffen’ 
2 


2) Der vierten, welche Jupiter mit der Roryphe / det nach gluͤcklichemKrieg, ſolche Wagen gebraucht wer⸗ 


OGeeans Tochter, ſoll 
auch nicht ſo wol aufdie ihn 


aben; es kann aber den: 
dabin gefeben werden, daß im r 3) Aranar oinugos, DEI Drache, fo das Hans bewah⸗ 


Ang, als überhaupt 
Krieg oder Triumpb, ret. 


Veränderungen vorgenommen hat. Das Hriginal von diefer Bildfeule ift 19. 


Tab. 
XVI. 








Tab. 
XVII. 





du. Des dritten Buchs achte Kapitel. 


werben, Das erfte (Tab. XVII. Fig. 1.) ift mit Obrgehängen gezieret, dergleichen man fonft an dem 
Dild der Minerva nicht leicht antrift. Das andere (Fig.2.) hat auf der Bruft nicht nur das Haupt der 
Meduſa, jondern auch viele Durcheinander geſchlungene Schlangen, welche um ihren Hals und Bruft her— 
um zu Eriechen ſcheinen. Es war nemlic) der Alten Gewohnheit, daß fie Schlangen, Söwen und Dras 
en, auf ihre Helme festen, um damit einem einen Schreden und. Ehrfurcht einzuiagen. Die dritte 
(Fig. 3.) bat auch eine Schlange,an ſtatt der Mahne oder Federbuſch auf dem Helm, nebft Flügeln zu 
beyden Seiten deſſelben; gleichwie fie auch auf der Schulter einen graͤßlichen Kopf hat. Die vierte hat . 


(Fig. 4.) einen Triton auf dem Helm, womit ohne Zweifel die Minerva Tritonia abgebildet wird, wel⸗ 


chen Namen bielelbe von dem Tritoniſchen Sumpf, bey welchem fie erzogen worden , foll betommen has 
ben, Die fünjte (Fig. 5.) bat auf dem Helm einen Pegafus, welches Pferd , wie bereits oben gedacht 
worden, fie ehemals dem Bellerophon, der die Chimaͤra umgebracht, gegeben hat. Die zwey folgende 
(Fig. 6, und 7.) haben an ſtatt des gewöhnlichen Aegis, einen fchuppichten Panzer ‚ dergleichen die Roͤ— 
miſchen Kriegsleute vor dieſem trugen; die letztere hat über das eine ſehr groſſe Mahne auf dem Helm. 
Auf der folgenden (Fig. 8.) zeige ſich abermal eine Schlange oder Drad), an ſtatt der Mähne oben auf 
dem Helm, Eine ganz befonvere und ungewöhnliche Geſtalt hat der Kopf Fig. 9 da an ſtatt des Helms 
die Öefichter des Socrates und Plate alfo zufanımen getüget find, daß fie das Haupt der Minerva bedes 


Een, womit wol darauf gezielet worden, daß Minerva auch eine Goͤttinn der Weisheit fene; auch iſt die⸗ 


fer Kopf mit einem Lorbeerkranz gekroͤnet, anzuzeigen, daß Minerva in beyden den Preis und Borzug 
verdiene, 

$. 7. Fig. 13 wird die Begebenheit vorgeitellt, da man von dem Aiax, dem Sohn des Oileus, 
erzoͤlt, daß er der Caflandra 4) habe Gewalt anthun wollen , deswegen diefe zu der VBildfeule der Mie 
nerva geflohen, er aber habe fte, ohne alle Ehrſurcht vor der Minerva, dennod) von dannen mit fortgerife 
fen. Minerva fteher bier auf einer Seule, und Aiay ergreift die Caffandra, welche die Knie der Miners 
da umfafler, bey den Daaren. Aut dem Rüden des Aiax zeigt fi ein Eupido, welcher denfelben zu dies 
fer That verleiter; Übrigens ift bekannt, daß, nachdem Aiar die Caflandra nichts deftoweniger mit fortges 
fehleppet, und mit Gewalt zu feinem Willen gebracht bat, Minerva hierüber dermaffen fich erzürner, 
daf fie die ganze Griechiſche Flotte verbrannt hat, , Fig. 12. erſcheinet Minerva zugleich mit der Venus. 
Er jtere hat auf dem Haupt ihren Helm, in der rechten einen Spieß, und in der linken den Schild; mo« 
bey fie noch einen andern Helm betrachtet, der. neben ihr auf einer Seule ruhet. Venus, welche ſich 
mit dem linken Arm auf eine andere Seule ſteuret, haͤlt in der rechten Hand einen Apfel, in der linken 
aber eine brennende Fackel, welche fie gegen die Erde fehret, als ob fie diefelbe ausloſchen wollte. Hier 
fönnen allerley verblümte Gedanken und moralifche Erklärungen Pla finden, wann man infonderheit bier 
tie Minerva für die Tugend, die Venus aber für die saiter, annehmen wollte, 

5. 8. Auſſer den befannten Namen diefer Göttinn, da fie Pallas, Minerva und Athena, genene 
net wird, hat diefelbe bey den Alten annoch verſchiedene andere Namen 5) „ welche theils von ihren Ver— 
richtungen und Eigenfchaften, theils von den Orten ‚ da fie verehret worden, bergenommen find. Bey 
den Macedoniern hieffe fie Alcis. Weil fie einige Rieſen erleger hatte , wurde fie auch Gigantophontis 
genannt, Einer Minerva Mufica wird auch gedacht, weil ehemals von einem gewiſſen Kuͤnſtler De— 
mertius eine ſolche Bildſeule von ihr verſertiget worden, am welcher die Schlangen an dem Haupt der 
Medufa, welches diefelbe auf der Bruſt zu fragen pfleget, wann man daran fehlug, einen Klang von ſich 
gaben, wie eine Cither, Insgemein wird fie auch Tritonia oder Tritogenia geneunet, und zwar diefes 
von dem Sumpf Triton, deſſen [yon oben gedacht worden, 


Das achte Tapitel, 


Bon der Medufa, dem Palladium und Perſeus. 


$. T. : > 
rel wir bisher zum öftern des Haupfs der Medufa gedacht haben, und daffelbe nicht nur auf dem 
N Bruſtſtuͤck der Minerva, ſondern auch ſonſten hin und wieder vorfönmt: fo u es nicht une 
x dienlich feyn, ann wir von diefer Fabel hier einiges anführen, Es haben verfchiedene Nym⸗ 
phen ven Namen Medufa geführer ; fo heiſſet nicht nur unter ven Töchtern des Priamus die eine alfo, fone 
dert 
4) Sie war des Priamms Prinzeffinn, und eine Prie e ſo i 

ſterinn der Minerva: diefer Handel ift mit nor ne darauf erfolgt wird gar verſchieden e 

oberung der Stadt Troia verbunden DieStia 9 ©, bie Regiſter zur algem. Welthiſtorie. 


— — —— — 


— — 





Foucault. 








IITTDTDD Zu; n F 





rg. ia Albiners 2 ee 
3 — FE varus ornamenzis Bistincta.20. Caput Medusae. 12. Medusa rupı insidens . 
| enere.15.Aiax cum.Cajßandra ad Statuam AMinervo. 18.77 Polladium. tenens. 


2 
i 15.16. ‚Lerseus . * 
Gm arnas a Däs Acceptis et capite Meduse pr&cıso.27 


Idem Andromedam. hberans. 














Yon der Medufa, dem Palladium und Perſeus. | 45 


bern auch eine der Toͤch 
. } ter des Sthenelus TER 
ift, foll eine von den Tö us. Dieienige aber , w 
t elche « 

; — geweſen ſeyn. —— en kan Meergotts, die * —— es — 
| iefen war Medufa fehr jcyt e deep, nemlich diefe Medufa, S — —— 
on von Öeftalt, aber übri edufa, Stheno und Euryal 
„ mit dem Neptun, der in fie verli b , aber übrigens nicht gar wohl berlichri Curyale. Unter 
Te EN eh bermaflen ergäet — an RR Eitarb fintemalen diefelbe 

| va dermafien erzü ar in de mpel der Minerva, Schand i re 
den Augen derfelben ei jürnt, daß fie die Haare der Medufa | une gel 
Etund an in Stei ne foldye Kraft einprägte, daß alle und iede ?) a in Schlangen verwandelte, und 
ine verwandelt wurd ai und jede Menſchen, bie i 
bey dem Tritonifchen Sumpf i urden. Hierdurch geld enfchen, bie fie damit anfabe, bon 
Tritonifehen Sumpf in Fel geichabe , daß ihrer viele d ' 
eheton biefem 8 pf in Felſen verwandelt wurden, D AR urch derfelben Anblick 
N fe Berderben zu bei 66 irden. a nun die Götter darauf, ; 
Medufa umbringe zu befreyen; fo fandten fie den Perſ > rauf. bedacht waren, bie 
n follte. Zu Diefer den Perjeus, den Sohn der D — 
Schwerdt Mi 9 * ieſer Unternehmung fell i Mercuri 9 er Dange, welcher diefe 
r ihm Mercurius ſeine Fluͤgel 
den Kopf abgehauen ; e ild, geliehen haben; da er d ; Fluͤgel und ein krummes 
quen ; welchen herna ie berei ; da er denn die Meduſa wirklich er i 
ihrem = dild —— c), wie bereits oben gedacht worden, Minerva ſo — —— 
» 2 ieſes Haupt der M d fi r — , 
ne ordentliche weibliche Geitalt;. i edufa wird insgemein fehr raͤßli — 
— FR weiblich Geltalt; ia man findet fo gar hier fer 9 aplich vorgeftellt, bisweilen aber hat es ei⸗ 
en 9 Goſtalt haben: dergleichen iſt Tab. XVU.Fi a folche Abbildungen von dieſer Medufa, bie 
it feßer hefi nr — Fig. 10. wo Aſoilb⸗ — 
dedufa (Fi ſe EI — Ein rechtes Meiſter důck iſt en ie ei n man die Schlan⸗ 
anzutreffen ik. Esif as aloe! N dem vortrefflichen Cabinet des hochb uͤ AAN SEE € 
friechen diefelbe a d aber an Dieter nicht nur das Haupthaar Durd Sh erühmten Herrn Foucault 
§. 3. a um fie ber. y Schlangen vorgeftellet, ſondern es 
mar, als ein Bild thun die Alten auch öfters von einem Palladiu 
* ner —— m Br + 
fer Göttin — etwan drey Fuß hoch Die — welches nichts anders 
Es hat auch vd ein Schloß und Tem el eri , A v ten “ daß als zu Troia di a 
S as Draculumfuch pel erbauet worden, daffelbe vom Himmel | b ; 
Stadt erhalten würden uch) zugleich vernehmen taffen, daft, fo no bie.Srei hera gefallen ſeye. 
werden wuͤrde, mann fi dieſelbe unuberwindlich bleiben aber ahch — Zroianer biefee “Dilb in ihrer 
nahe von dem —5 Palladium in frende Hände kommen —— n ben Feinden erobert 
Se ea er heimlich weggenommen worden feyn * er Sr 5 : =. 
er Befta ve ; ejelbe zerjtoret haben E 22 auf Die OTIECHEN 
chen Palladi wahrlich aufb haben, Endlich ſoll es nach Rom gebrad) ' 
yen ] um gervefen ehaften worden ſeyn. Andere geb al t, und in dem 
gaͤnzlich unterfc y ‚und daß —— Ds ndere geben vor daß mehr als ei 
jieden zcienige, weld es nad) N bracht £ 8 ein derglel⸗ 
perfon 1), die ma n geweſen. Fi nad) Rom gebracht worden von ienem Troianifi 
Ä n für d f B- 14. fehen wir eine Vorſt mar 18 roianiſchen 
in ber —* Uebrigens un anfehen koͤnnte, auf Shrek: halt — —— —— 
⸗ abel von d ier eine b er 
bes Jupiter und re bereits a zu ſeyn, von dem Perſeus, deffen oben 
daß Die Poeten dichten — ‚ft fon e ben ‚ etwas benyubringen. Daß er ein Sohn 
Scheos gefallen , wora f eye Jupiter einsmals # eb oa I ee neunte Sache 
te, daß $upi ’ uf fie ſchwange als ein güldener Regen feiner Mutter D i 4 
= upiter Vater fene iger worden, aber ; Be ange in Dem 
worfen word pe, lebendia in einem hi von ihrem Vater Acriſius ver nicht glaub 
ande — Nachgehends fol Diet rum bölzern Kaſten eingefchloflen , und alfo in dns Me * 
ae, welche folchergeta er Kaften an die , Seri eer ges 
hernad) der Köni geftalt ben dem Leb ie Inful Seriphus angeſd wommen fi di 
nig Polydecte neben erhalten worden diefen Perf I eyn, und die 
men, und oberzehl s auferziehen laſſe , diefen Perjeus zur Welt geboren haben, d 
Fam er mirbe zehlter maffen , die qlückli en, Nachdem Perſeus hierauf zu mehreren J el 
m Haupt diefer gluͤckliche Unternehm i hreren Jahren getem⸗ 
unfreundlicher Weife ieſer Medufa zu d ehmung gegen bie Medufa zu Stande gebrad 
| das G em Atlas, in das tand d f gebracht hatte, 
E Zee vegane — —— verſagte, mit Borpalnung Biefes en welchen er, weil er Ihnt 
* — 4 — elſen angefefeit.m er fich zu der Andromeda, um auch Deal ne eh — 
r alle die, fo ihm im W ar, loß zu machen; wi a on ihren Banden, wo 
h w ckli f 
auf er eben diefe Andromeda, — waren, entipeber Macher "e — —— „ AAMIDENE 
einem fogenannten Difeus, (diefes Gemaplinn bepgeleger. Gnblich Eule Kine verwanbelt hatte ; wor⸗ 
Dadurch gezogen war, ſehr weit = mar eine hölzerne oder fleinerne Sch ehe, feinen eigenen Övrofinater, mF 
Difeus geweſen fein. A erfen Fonte) ohne Bor Scheibe , bieman mit einen Strid, 0 
in. Anderer Bere orfag iodt geworfen; und foll 
i er Verrichtungen und merkwuͤrdiger Th oil Perjiusne — Biere 
ger Thaten , welche eben dieſem Perfeus 





® 
1) Das römifhe Palladium d 

um durft von 

ren a a ſchreibt Servius, daß 
Be n Pan die Beine gefest, fo 9 Apollo⸗ machen laffen, d RN 5 — ſolche Bilder 
er rechten einen Spieß pi man ge⸗ der entwendet milde (6 K nicht fo leicht wie⸗ 
‚ in der linken eulorumqus ke» untstfgeid ln, * 

unterſcheiden koͤnnen. 


aber einen Rocken gehabt. Von Dem rönifchen 














. abgebrochen ift, und mag erin derfelben auch) das Haupt der Medufa gehalten haben 


Tab. 
XVIII. 


Des dritten Buchs neuntes Capitel. 


von den Poeten zugeſchrieben werden, hier nicht zu gedenken. Fig. 15. und 16. Haben wir zwey beſonde⸗ 
ve Eopeyen von diefem Perſeus mitgetheilet. Das Driginal von dem erftern ift in dem Cabinet des be 
rühmten Herrn Foucault, und iſt von einer vortreflichen Arbeit; es ift aber Schade, daf die rechte Hand 


. ‚wie Fig. 16. Hier 
bat.er des Mercurius geflügelten Hut unter dem linken Fuß; fein Schild fheinet an den dabey ftehenden 
Daum angebunden zu feyn, und der Panzer ſtehet neben ihm. Fig, 17. ftellt eben diefen Perfeus vor, ” 
wie er die Andromeda vom Felfen herab führe, weben zu merfen. 


daß er Flügel an den Füffen Hat, wie 
der Mercurius ʒ zu deſſen Fuͤſſen lieget ein Seewunder 2), welches todt zu ſeyn fcheiner, Ten pet, 


Das neunte Capitel, 
Bon der Diana, 
% 1 


} iana, fo von den Griechen Apres Yenennet wird, war eine Tochter des Jupiter und der tatona, 
mithin des Apollo Zwilling: Schwefter, Von andern wird ihre Herkunft anders befchrieben. Die 
Poeten aber, und die meiften Alten find iener Meinung, Man hat ihr fehr viele Tempel und 
Altare zu Ehren aufgerichtet. Uebrigens dichten die Poeten von ihr, daß als die Murter niederfonmen 
wollen, fie zuerſt auf die Welt gefommen feye, und fogleich ihrer Mutter bey-der Geburt ihres Bruders 
die Dienfte einer Hebamme 1) geleiiter babe; weil fie aber bey dieſer Gelegenheit zugleich wahrgenome« 
men, was für groſſe Schmerzen eine Mutter bey der Geburt ihrer Kinder auszuftehen habe, foll fie alfobald 
ihren Vater Jupiter gebeten haben, daß er ihr erlauben. möchte , das Leben in Jungfraͤulichem Stand zu 

führen, fo wie ihre Schweiter Minerva, . — Ah, 
$. 2. Insgemein wird fie mit einem Bogen und Köcher in einem Furzen aufgefchürzten Kleid, 
wie auf ber Jagd bequem iſt, vorgeſtellet. Sie war der Jaͤgerey ganz und gar ergeben, und hatte aud) 
lauter Jungfrauen zu Gefehrten ‚ welche mit ihr pflegen auf die Jagd zu geben. Pauſanias gibt vor, 
daß fie bisweilen mit einer Hirſchhaut ſeye bedeckt gewefen; dergfeichen man heut zu Tage noch nicht ge» 
funden. Gar oft aber hat fie einen wachſenden Mond auf dem Kopf. Selten trifft man diefelbe figend 
‘an, fondern Faft allezeit ſtehend, oder im Lauff, wie fie dem Wild nachſetzet. Bisweilen führer fie auf 
einem Wagen 2), der von Nirfchen gezogen wird, Die erfte Diana, welche wir hier Tab. XVII. Fig. 
1. mittheilen, hat ein langes Kleid an, ‚weiches an ihr etwas rares iſt, auf der Stirne hat fie den Mond, 
in der linfen-Hand einen Bogen, und mit der vechten ziehet fie einen Pfeil aus dem Koͤcher, diefer hoͤngt 
auf dem Ruͤcken. Fig. 2. erſcheinet fie in der Geſtalt, wie fie dem Wild nachfeget, in einem fehr kurzen 
Kleid, welches ihr kaum an die Knie reicher, als welches ihr gewöhnlicher Aufzug ift, Uebrigens hat 
fie bier weder Bogen nod) Pfeile, welches Werfzeug ihr wol durch Länge der Zeit entfallen, Fig. 3. und 
4. ſehen wir zwey andere Dianen in ihrem gewöhnlichen Jaͤgerkleid, welche nicht ſehr von einander un⸗ 
terſchieden ſind. Die erſte haͤlt ihren Bogen in der rechten, und hat einen Hund zu ihren Fuͤſſen ſitzen, 
die andere aber fcheint einem Wild nachzugehen, und hat einen Jagdhund bey ſich. Fig. 5. zeigt aber⸗ 
mal eine Diana mit einem langen Talar, welche in der Tinken einen Bogen führer, Die folgende Fig, 6, 
ber eine befondere Arc von Stiefeln , und in der linken gleichfalfs einen Bogen, übrigens fpringt ein * 
boͤcklein an ihr hinauf, dem fie zu liebkoſen ſcheinet. Soniten fagen die Zabelfchreiber vor. der Diana, daß 
fie im Anfang meift nackend einhergegangen feye, wie fie auch Fig. 7. vorgeftellet wird, da fie in dee 
linken einen Bogen ‚ mit der vechten aber einen Hirfch empor hält. Weil aber Jupiter e8 nicht fir ans 
fändig hielte, daß fie als eine Jungfrau alfo nackend herum ziehen ſolte, habe er dem Mercur befohlen, 
daß er ihr ein Kleid machen Liefle ; worauf ihr diefer verfchiedene gebracht habe, Es ift aber fo var, daß 
man eine nackende Diana antrifft, daß einige auch diefe, welche wir Fig. 7. angegeben, vielmehr fire 
eine Yralanta halten wollen, Gar felten kommt fie figend vor. Doch Haben wir ein ſolch Erempel Fig. 
8. da fie an einem Baum figet, einen Kocher auf dem Ruͤcken hat, in der linken aber einen Bogen hält, 
den 
2) Es foll dad groffe Seethier vorſtellen, von dem boren wor aͤre kei 
2 Andromeda, um dos Land von einer groffen Pla- Wunder, ir — Ds m se 

N zu —— Bin —— non: P Bach geholfen, und alfo nicht da geweien. 

x enden i N 
gemeiner Meinung. Timäus hat Sun En > "acou8 > befien Bien auf bie Diane meift 


alles hieher gehörige enthält, macht den Wagen 
meldet, als der Tempel der Diana gu Ephefus und alle Geſchirr, ; i 
in eben der Nacht abbrannte, ald Alerander ges ſchen olldene Gewerke ——— 


* 


J 


gen 





J 


e Auseo Marjch: d’ lirees. 
48 10.6, 


2% 









h 4Diana veste taları induta. 2.4.5. et 15. Cadem, ad venatum. currens et.feras ‚perjequens .5- Cadem 
Festtu venatico induta:6 dadem cum hinnulo. 7. Öadem cerrum menu tenens. 8. Cadem ad arborem sedens. 

9.620. Ctusdem facies adversa et wwersa.n.Eadem cum can aſ 'pedes. 12. Öadem.ceryum cornibus tenens 
24. Actzon. a Diana in cervum mutatıs . 
* 


“ 








& — — | 


CREATE us | 
hi ı 


Av 
ui 


70 


LAN 
! IN M Hl) 
li Hi 


NA u 








Fu 












Yon der Diana. 47 


den fie mit der einen Spiße an die Erde feger; mic der rechten aber hält fie ein Band, welches einem nes 
ben ihr fisendem Hund an dem Hals veſt gemacht iſt. Die Alten hielten dafiir, daß die Diana iähr- 
ich auf den 13. Auguft ſich der Jagd gänzlid) enthalten, und um diefelbe Zeit ihre Hunde, welche ſich vorher 
auf der Jagd wohl gehalten, mit Kränzen gezieret habe ; daher denn auch andere Zäger der Diana zu 
Ehren an eben dieſem Tag alles jagen einftelleten, und die Hunde, weldye ihre Schuldigkeit vor andern 
gethan harten, gleichfalls Fröneten , übrigens wie bey andern groffen Feſten, mit brennenden Fadeln 
(dergleichen diefe Görtinn fontt felbft führer) herum zogen. N 

$. 3. Fig. 9. und 10, zeigt fich eine befondere Geſtalt eben diefer Goͤttinn, wie ſie von vornen und 
von hinten ausfieder. Ihr Hauptſchmuck it gleichfalls von einer ganz ungewöhnlichen Art, wobey fie 
zugleich den Mond auf der Stine hat; die eine Hand fteuret fie in die Seite, und mie der andern hält jie 
einen Stab; der Rod, welcher bis auf die Erde geber, iſt auf beyden Seiten aufgeichliger, damit fie Des 
flo weniger gehindert werde ; übrigens hat fie aud) kleine Stiefel an den Fuͤſſen. Die folgende Fig. ı 1, 
ſteurt die rechte Hand aud) in die Seite, und hat auf dem Rüden einen Köcher Hängen, neben ſich aber eb 
nen Hund, und iſt das Original von diefer Bildfeule in dem Muleo Luftiniano, Eben dieſelbe hat ci» 
nen Röcher auf dem Ruͤcken und einen Hund, neben ſich. Fig. ı2. fomme eine andere vor, davon dag 


Driginal zu Verfailles iſt, welche einen Hirſch an feinem Geweide anfaßt, und mit der linken einen Pfeil 
aus dem Köcher ziehet, der ihr auf dem Ruͤcken haͤnget. Die legtere (Fig. 13.) it gleichfalig von einem 
Driginal zu Verfailles abgezeichnet; mit der linken hält fie ihren Bogen , und in der vechten fcheiner fie 
einen Pfeil gehabt zu haben. ; Fa e * 

$: 4 Xuffer den vor andern bekannten Namen dieſer Goͤttinn, find auch noch einige andere zu 
merden, welche ihr fonften von den Poeten pflegen bengeleget zu werden, So wird fie bisweilen Agro⸗ 
tera genannt, welche Benennung fie von den Feldern hat, welche fie als eine Jaͤgerinn durchftreichet ; item 
Arduinna pder Ardoinna, welchen Namen fie bey den Sabinern gehabt har; Poiybins nenne eine Diana 
Eyndiasz auf der If Creta hieſſe fie Dieryima 3); bey dem Cicero, Omniuaga, und diefes nicht 
ſowol in Anfehung der Jagd, als vielmehr, weil fie unter dem Namen des Monds mit unter die Plane 
ten gerechnet wird. Ueber das heiſſet fie auch Taurica, weil fie vor dieſem infonderheit in dem taurifchen 
Eherfonefus verehret wurde, Sonſten geben ihr die Alten annoch fehr viele andere Beynamen , welche 
wirshier Kürze wegen mie Fleiß vorbey gehen, 

$. 5 Hier wird eg nicht ungereimt feyn, wann wir die vornehmften Umftände von dem Actäon, 
der von eben biefer Diana ehemals in einen SHirfeh foll verwandelt worden feyn, beybringen ; wie dieſes 
Fig. 14. durch die Geſtalt eines Menfchen, deffen Kopf und tinfer Fuß wirklich einem Hirſch gleich if , 
vorgeiteller wird, Es war diefer Action ein Sohn des Ariftäus und der Autonoe, welcher, da er, nad) 
dem Bericht des Paufanias, einsmal auf dem Megarfifchen Gefilde tagte, von ungefähr die Diana 
famt ihren Geſellinnen antraff, da fie eben in einem Fluß ſtunden und fid) badeten. Durch diefen unver« 
mutheten Anblick wurde Actäon noch begieriger, daß er näher hinzu ſchliche, um alles defto beſſer zu er⸗ 
kennen. Allein es rächete die Dian a deſſelben Vorwitz dermaffen, daß fie ihn augenblicklich in einen Hirfch 
verwandelte ; worauf er von feinen eigenen Hunden jerriffen wurde. Diele Fabel wird Tab. XIX. Fig, 
I» zimlich deutlich vorgeſtellet. Dann da fehen wir die Diana, welche an dem Mond, den fie anf der 
Stirne hat, beſonders kenntlich iſt, famt etlichen Nymphen nackend im Waſſer ſtehen und ſich baden, 
vor ihr aber den Actaͤpn, welchen fie mit etwas Waffer befprüget, und in einen Hirſch verwandelt. Der 
oben An ſchwebende Cupido, welcher. der Diana zur Bedeckung einige Kleider zu bringen ſcheinet, iſt 
wol eine ( rfindung des Kuͤnſtlers, welche eigentlich nicht zur Fabel gehoͤret. Sonſten iſt hier anmerklich, 
daß Actäon in einem Soldatenrock vorgeftellet wird, dergleichen die Jäger ordentlich Feine trugen ; ob man 
gleich Erempel von Kaifern und Feldherren hat, welche mit dergleichen Kleidung aud) auf der Jagd er» 


‚ Schienen find, 


£ 


& 6 Es wird, Ferner, diefe Goͤttlnn nicht immer in einem Jägerfleid vorgeſtellet, und ob fie 
gleich meifteng den Mond auf ber an bat, erfchehnet fie dennoch) auch bisweilen ohne denſelben mit I 
vier Werten Decke umbülfer, In folcher Geſtalt fehen wir fie Tab. XIX, Fig. 2. da fie mit einer ſehr 
weiten Dede, die mif Sternen befeget iſt, unhuͤllet fteher ; auf welche Geftalt wol der Deiname Lucifera 
oder Dea Luna geben kann. Chen diefe Diana eittra pflegt ſonſten auch mit einer brennenden Fackel 
vorgeftellet zu werden, dergleichen eine Fig. 3. zu ſehen iſt; die zugleich auf einer Kugel ſtehet. Zuweis 
ten ift diefe Fackel gegen ber Erde getehret, als ob dieſelbe auslöfchen ſollte. 
$. 7. Nach diefer Diana tucifera gedenken wir aud) der dreyfachen Hecate, welche Jupiter, nad) 
bem Zeugniß bes Scholiaften über den Cheocritus, mit der Ceres foll gezeuget haben; fie foll von eis 
ner groſſen und anfehnlichen Geftate geweſen ſeyn; und Jupiter dieſelbe infonderheit deswegen aufdie ne 
M 2 ß geſandt 


3) Vom Griechiſchen Wort Arrvor, ein Ne auch von den duchern als Schuggöttinn angerufen 
von Fiſchen gebraucht wird; Daher Dr auch worden. 


Tabı 
XIX. 











48 Des dritten Buchs neuntes Capitel. 


geſandt haben, damit fie die entfuͤhrte Proſerpina aufſuchen möchte, Im übrigen pflege fie bald Artes 
mis, oder Diana, bald aber Phylax, oder die Hüterin ; item Tädifera, Sucifera und Infera genennet 
zu werden. Andere fagen, daß die Proferpina und Hecate einerlen feye, und daß auch felbft die Diana, 
wann fie fie den Mond genommen wird , nichts anders ſeye, als eben diefe Hecate oder Proferpina. Es 
pfleget aber diefelbe alfo vorgeftellet zu werden , daf fie einen dreyfachen Körper zu haben ſcheinet; daher 
fie aud) von dem Apuleius Proferpina facie triformis, d.i, mir dem dreyfachen Angeficht, 
generinet wird. Leber das heißt ſie auch bisweilen Trivia ‚ weil fie nach dem Zeugnis des Varto vors 
nemlich an ſolche Drte pflegte geſetzet zu werden, wo drey Wege 4) zufammen ftofien; oder weil fie ei» 
nerley mit dem Mond feyn fol, dem eine dreyfache Bewegung zugefchrieben wird: nemlic) nad) der Hoͤ⸗ 
be, Sänge und Breite, Es wird aber diefelbe mit drey Angefichtern vorgeftellet, weil die Alten dem 
Mond aud) gleichfam dreyerley Geftalten beylegten, nemlich 1) da er wie zwey Hörner erfcheinet ‚ 2) wann 
er halb erleuchtet und halb dunfel ift, und 3) wann er voll iſt. Mach ver Meinung des Servius, der 
den Dirgilius erleutere hat, foll Hecate deswegen drey Angefichter haben, weil fie über die Geburt, Ger 
fundeit und den Tod der Menſchen gefeßt feye, Eben deswegen , meint Voſſius, haben einige auch 
drey Parcen angenommen; deren eine die Geburt, die andere den Lauf des Lebens, und Die dritte den Tod 
ber Menfchen unter ihrer Gewalt, haben foll, 

$. 8. Tab. XIX. Fig. 4,5,6. ſtellen wirdiefe Hecate auf dreyevley Weife vor, wie fi) nemlich 
diefelbe auf allen drey Seiten zeige; in der That aber ift es nur eine einige Statua. Die erfte Fig. 6, 
bat einen wachfenden Mond auf der Stirne, und über demfelben eine gewilfe Blume, weiche für das JZei⸗ 
chen der Iſis gehalten wird, als welche ſouſt mit dem Mond einerley 5) feyn foll ; biernebft hält fie in 
beyden Händen eine brennende Facel, wie die Diana $ucitera ; daher fie auch Tädifera genennet wird, 
Die andere, welche man Fig. 5. etivas deutlicher erkennet, hat einen Phrygifchen Hut, aus deffen Umlauf 
etliche Strahlen — ——— und gleichſam eine hellſchimmernde Krone vorſtellen. In der rechten 
hält fie einen Dolch 6), und in der linken eine Schlange, welches letztere Zeichen vielleicht fo viel fagen foll, 
daß fie der Menfchen Geſundheit gleichfam in ihrer Hand hat, weil die Schlange insgemein fr das Zeis 
en der Öefundheit gehaften wird, Die dritte Fig. 4. iſt mit einem Lorbeerkranz befrönet, und hält in 
ber rechten ‚einen Schlüffel, in der linken aber einen Strid, Der Schluͤſſel komme diefer Göttin darum 
zu, weil fie obgedachter maffen unter anderm aud) Phylar oder die Hüterin pfleget genennet zu werden; 
fintemalen diefelbe die Schlüffel zur Hölle haben, und mit dem Pluto zugleich das Regiment führen foll. 
Eben deswegen werden ihr auch die Stricke bengelegt. / 

$. 9. In Stalien war auch eine gewiſſe Diana, welche infonderheit Ardoinne, Ardoinna und Are 
duinna genennet wurde; wie dann diefe dreyfache Schreibart auf zwey Römifchen Marmorfteinen anges 
troffen wird. Es fcheinet, daß diefe Diana Arduinna ihren Samen von dem Ardenner Wald 7) empfangen 
habe, weil Diana vor Alters in derfelben Gegend bejonders verehret wurde; wie davon bey dem Gre⸗ 
gorius von Tours L. 8. c. 1y. Fan nachgelefen werden ; als aus welchem Klar erhellet, daß diefer Dienft 
der Diana nod) um ſelbe Zeit in derfelben Gegend üblich gewefen , umd fid) fo gar bis in das Trierifche 
erftveckt habe. Ya es meldet eben diefer Gregorius von fid) felbften, baß er einsmals mit Hülfe einiger 
Nachbarn eine groffe Bildfeule diefer Göttin, welche noch auf eine abgortifche Weife verehret worden, über 
einen Hauffen geworfen habe, Es ift auch nicht zu leugnen, daß Diefer Goͤtzendienſt in Frankreich noch lang 
hernach, da das Chriſtenthum ſchon eingefuͤhret war, hie und da, einigen Spuren nach, geblieben ; fintes 
mal ihrer viele den Dienft der Diana mit der wahren Religion vereinbarten ‚ und viele Gewohnheiten 


beybehielten, welche urfprünglich aus dem Heidenthum herfamen : dergleichen man noch bis zu Ende des 


ZI, Jahrhunderts finder, 

$. 10. Unter allen alten Borftellungen der Diana find feine, die an mehreren Orten und in gröfe 
ferer Anzahl gefehen werben, als dieienigen, welche die Diana zu Ephefus , mit den vielen Drüften, vor 
Augen legen. Ob aber gleich alle dergleichen Bilder darinnen uͤbereinkommen, daß fie viele Brüfte has 


ben, 

4) Callimachus meldet, daß, als Jupiter ihre Bitte kan uͤberhaupt die Beſchreibung des Virgils ver⸗ 
unverheirathet au leben, verwilligt, er ihr noch über leichen, Tergeminamque Hecaten, Iris uirginis or⸗ 

dis die Aufſicht auf die Wege und Straffen, und anae; und iſt wahrſcheinlich, daß bie Kuͤnſtler 
Hafen, anbefolen; daher fie auch den Beinamen den vielen Händen mancherleh zu halten gegebinr 


Erodı= befommen. fo nicht eben weiter aussımmacen ift. 
3) Einige halten überdiß die Diana für eine Tochter Iemnene 


der Iſis, und Latona für ihre Ammez daher die 7) Mit biefer Ableitung möchte man wol nicht zu frie⸗ 


fe Blume noch eher fatt. finden können. 


x den fun; vielmehr ift diefer Benname ans einem 
6) Einige Belehrte haben einige meift änliche Abbildun⸗ el 


alten Wort entftanden, fo Röder , oder auch 


gen, für Vorftellungen dev Surien aehalten; 1008 Epigen der Pfeile bedeutet; wovon Die griechi ⸗ 
von det mehrers zu fagen der Ort nit iſt ſchen alten Wörterbiicher nachiufehen. Am mes 
Montfaucon folgt hier dem de la Chauffe; Man nigien beweifet obige Nachricht etmad- 





J Von der Diana. 49 


ben, die bisweilen bis unter die beyden Seiten gehen: ſo findet ſich dennoch immer ein Unterſchied, ſo 
wohl was die Beſchaffenheit, als die Zahl der einverleibten Zeichen anlangt; alſo, daß man nicht leicht zwey 
dergleichen Bilder antreffen wird, welche einander in allen Stuͤcken gleich find. Die Iſis der Egyptier iſt 
dieſer Diana von Epheſus in vielen aͤhnlich, aber fie hat nicht fo viele Bruͤſte; und auf dem Kopf feinen 
Thurn. Zum Beweis deffen, wollen wir nur einige dergleichen Abbildungen mittheilen, Die erfte Bild« 
feule der Diana von Ephefus , welche fich in dem daſigen fehr prächtigem und wunderbarem Tempel 8) 
befunden hat, war, nad) dem Zeugniß des Plinius und anderer, aus Ebenholz verfertiger: Pitruvius 
aber fagt, fie fey vom Eedernholz gewefen, an jtatt deſſen noch andere das Holz von Weinſtoͤcken angeben. 
Diejenige, welche wir Tab, XIX. Fig. 7, mittheilen, verdienet, mit unter die fhönften gerechnet zu 
werden. Auf dem Kopf hat fie einen hohen Thurn, der aus zwey Stockwerken, oder einem doppelten Aufa 
faß beftehet ; der Grund davon dehnet ſich zu beyden Seiten dergeftalt aus, daß er ſich wie ein Circul bis 
an die Schultern ziehet; und ſiehet man auf demfelben verfhiedene geflügelte Hreiffe. Das Angeſicht 
= Göttin ift ganz lieblich, und die Haare etwas beſchnitten; von beyden Schultern herab über Die Bruſt 
— —— von Blaͤttern und Blumen oder Fruͤchten, uͤber deſſen Mitte ein Scorpion zu 
ea is ey A aanbe ſtreckt fie von fih, und auf jedem Arın fige ein Lͤwe: Zwiſchen den zwey erſten 
tern und — dieſer Göttin umgeben iſt, ſiehet man eine groſſe Menge Bruͤſte zwifhen dem 
mit Slügeln f ten Band find etliche Vögel; zroifchen dem dritten und vierten ein Kopf eines Menſchen 
find lie N ſamt noch etlichen andern menfchlichen Geſtalten. Zwifchen dem vierten und fünften aber 
gezieret if * ad Fig, 8. fehen wir eine andere Diana, weiche noch mit mehreren Vilbern aus⸗ 
der big — dem Kopf hat fie einen dreyfachen Thurn, und unter demfelben einen langen Schleyer, 
mit — * Schultern herab hänget; das Hangwerf, welches um die ganze Bruſt gehe, it rings um 
Sinen Ras Bern umgeben , und innerhalb demfelben ftehen zwey Victorien oder Siegsgottinnen, die 
NS 5 m er einen darunter ftehenden Krebs halten; auf benden Armen fisen aud) zwey Lowen. Der 
dem erften The } den Schenkeln und Fuͤſſen, wird durch gewiſſe Baͤnder in vier Theile abgeſondert. In 
Geſtalten; — im andern drey Hirſchkoͤpfe, und zu beyden Seiten etliche menſchliche 
Thlere hervorragen und vierten verſchiedene Ocyfenköpfe, zu deren Seiten, noch andere wunderliche 

A S. 11. Im andern Statuen eifft man bald mehrere, bald weni ich ihen ' | 
ih Kr - ; ger dergleichen Zeichen an, als 
| ee — wen Greiffe, Hirſche, —— Bienen, und allerley Inſecten, Blumen 
die hellen Ghefeker = ' bisweilen allerley menfchliche Geftalten mit untermenget find, Es ftimmen aber 
felbften, famt een arinn überein, daß unter diefen mancherley Bildern die Natut, oder Die Melt 
eine blofte Mu Mr Zeugungeftaft, und die Mutter aller Dinge, vorgeiteller werde. Dafi aber diefes niche 
10.) ziemlich Kan ung ſey, Fan man aus der Auffehrift der beyden folgenden Statuen (F ig. 9. und 

ie mannigfalti e a Unter der erftern liefet man die Worte aurız maraloros army — DR 

«ioros d. i. Die mar Yatur aller Dinge Mutter; unter der andern aber ftehet bloß Dun war- 
| ausgezieret; die te Natur. Die erftere Bildſeule ift fait mit lauter Roſen und Bienen 
| dern ſiehet match — = der finken eine Kugel, und in der vechten den Mond. Zwifchen den Baͤn⸗ 
Dpfers v gleichen Thiere, die oben genennet worden; in der Mitte aber wird eine Art des 

pfers vorgeftellet, weldyes diefer Gäte; b (ten die Gelehrten auch dafür 
daß mit diefen mancherley Zeich n gebracht wurde. Sonſten halten ch für , 
diefer ephefifchen Di y Zeichen auf verfchiedene Gortheiten gezielet werde, welche man unter dem Bild 
die Göttin Cybele babe wollen zufammen faffen. Solchergeſtalt zielt die gethuͤrnte Hauptzierde auf 
ihre Abſicht auf bie Ca her auch die !öwen geheiliget waren ; bie mancherley Fruͤchte und Ochſen haben 
| na, welche bisweilen * die Greiffen 9) auf den Apollo oder die Sonne, die Hirfche aber auf die Dias 
der fich nicht nun Kr en Mond bedeutet. Das bedenklichfte unter allen diefen Zeichen ift ber Krebs 10), 
| geftellet wird, alg al unter ben Zierrathen diefer Göttin befindet, fondern fo gar bisweilen alfo vor« 
Alterthümern fe er mit Kraͤnzen bekroͤnet würde. Berſchiedene gelehrte Maͤnner, welche in dei 
ahren ſind, meinen, ba der Krebs hier für das bekannte himmliſche Zeichen int 

N 





Thier⸗ 


elgeſchicht 
Bilder ſel IE Cap. 19. vorkommt. Die Vielmehr hat man es hier wolden Sgynterg In de 
a DR — verſchiedener Groͤffe, auch 2 than, Aal deren Hieroglyphen, bieſes Bild ſehr 
re NEN, dor; md fügen fich immer oft gefunden wird, 

han \ an oder Stangen, wodurch 

au ee ne 0 onen 

{ im griechifchen T tern gehabt, auf deren Münzen und Oent⸗ 

ſaurus des Jac Bronovg Then Rp re rohe indes haben die Kuͤnſt⸗ 


wi i ' „Theil 7. Seite 493. R 
: ag finder — Abbildung Fiefer Sn fer ihn nicht eben nach der Natur getzoiien ; 
2,6. erleute en und Damit Öffenb, Tob. cap. daß man Käfer, Schudkroͤten u. d. g. leicht Damit 
men ift ern: fo aber nicht gut sufammen zu reis vermengen Fan, Sonſt war der Krebs bey den 
Egyptern der Bruſt vorgeſetzet. 











zo. Despritten Buchs neuntes Kapitel. 


Thierfreis genommen werde, als welcher mit dem Mond einige natürliche Verbindung und Gemeinfchaft 
haben foll. Andere halten dafür, daß der Krebs die Seefüfte bedeute, an welcher die Stadt Ephefus 

. gelegen war; daß aber diefer Krebs bisweilen gleichfam gekrönet werde, foll darauf abzielen, daß die 
Einwohner der Stadt Ephefus zu gewiſſer Zeit einen Sieg über ihre Nachbarn erhalten haben. Allein 
alle diefe Erklärungen find nicht binlänglich etwas feſt zu fegen, fondern die ganze Sache bleibt meift ein 
dunfeles Rägel, Alles was man mit einiger Gewißheit davon fagen fan, kommt darauf hinaus, daß 
man dieſes für bekannt annehme, es habe diefe Diana desivegen fo viele Bruͤſte, weil fie fir die Natur 
und Erhalterin aller Dinge gehalten worden; davon man des Claudius Menetreius 1) Bud) von der 
Diana zu Ephefus, welches 1657. zu Nom heraus gekommen ift, mit mehrerem nachlefen Fan. 

%. 12. Mad) der Diana gedenken wir des Meleager deswegen, weil diefelbe Gelegenheit gege⸗ 
ben hatte, daß er das Calydoniſche Schwein erlegte. Es war dieſer Meleager ein Sohn des Oeneus, des 
Königs zu Calydon in Aetolien, und der Althäa, bey deſſen Geburt 12), die Mutter die drey Parcen, 
wie fie bey dem Feuer ſtunden und einen Brand hielten, erblickte, auch zugleich Diele Worte vernehmen 
dieffen, daß fo lang diefer Brand dauren würde, auch diefes neugeborme Kind feben ‚ jo bald aber jener 
winde vom Feuer verzehret werden , auch dieſer Meleager jterben würde ; deswegen bat Althaͤa diefen 

Brand alfobald ausgeloͤſcht und mit groffer Sorgfalt verwahret. Deneus pflegte den Göttern von den 
Erſtlingen feiner Früchte jährlich ein Opfer zu bringen; es trug ſich aber einsmals zu, daß er die Diana 
mit diefem Opfer vergaß. Wie nun diefe Göttin ſolche vermeinte Verachtung fehr empfindlich aufnad« 
me, fo fandte fie von Stund an ein ungeheur groffes wild Schwein, welches in dem ganzen Sand unfäg- 
lichen Schaden anrichtete, und infonderheit des Deneus Weinberge verwuͤſtete; an welchem der Ancaus, 
ein Sohn des Neptunus, als der ſolche gepflanzt hatte, Fügleich mit Theil hatte. Es war aber.diefer Any 
caus ein fehr ſtrenger und wunderlicher Mann, dem es fein Gefind in nichts vecht machen Fonnte; und 
es hatte ihm einer ſeiner Knechte vorher gefage, daß er niemalen einige Frucht von diefem Weinberg ge» 
nieffen würde, Wie nun die Weinleje herbey Fam, und, die Trauben eingeſammlet und gefeltert wurden: 
fo nahm Ancäus einen Becher voll Wein in die Hand, und erinnerte den Knecht mit Spott an feine Pro» 
phezeyung, als welche num nicht eintrafe. Der Knecht aber antwortete; Multa ſunt inter calicem et 
fummum labrum: d.i. es Ban fich, ehe der Becher zum Mund komm, (oder in einem 
Augenblick) viel begeben; kaum Hatte der Knecht Diefes gefagt , fo Fam unvermurhet ein Bot, welcher 
dem Ancaus die Nachrſcht brachte, daß ein ſehr ungeheures wildes Schwein feinen Weinberg verwüfte, 
Diefer ftellte den Becher von Stund an nieder, ehe er noch getrunken. hatte, nahm ein Schwerdt, und 
lief hinaus, um das wilde Schwein zu.vertreiben, hatte aber das Unglüc von demfelben getödet zu wer— 
den. ‚Hierauf kamen noch viele fTarfe und tapfere Öriechen herbey ‚ welche fich an eben dieſes Schwein 
machten , von denen die meijten aber gleichfalls Das Leben einbüffeten, bis daffelbe endlich von dem Me: 
leager, der in Gefeltfchaft des Thefeus, Pirithous, Jafon und ber Atalanta, einer Nymphe, darauf 
loß gienge,, "erleget worden ; und zwar hatte Atalanta das Schwein zu erſt angeſchoſſen, worauf ihm Me⸗ 
leager den letzten Fang gegeben. Es ſoll aber dieſes Schwein von einer ſolchen Groſſe geweſen ſeyn, daß 
der eine Zahn davon, welcher zu Rom in dem Tempel des Bacchus verwahret worden, einen Schuh und 
drey Zoll lang foll gewefen feyn. Nachdem nun Meleager der Atalanta das Fell von diefem Schwein, als 
eine Belohnung ihrer Tapferkeit, Nbergeben hatte: fo waren der Alchäa Brüder , Plerippus und Toreus, 
als des Meleagers Oheime, mit diefer Sache gar nicht Zu frieden , in Meinung, daß es ihnen eine Schan⸗ 
de feye, wann man einem Frauenzimmer gleichfam das Giegszeichen von Diele Unternehmung überlieffe, 
und nahmen ihr die Schweinshaut wieder weg. Meleager aber erzuͤrnte fich hierüber dermaſſen, daß er 
feine beyde Vettern umbrachte, und die Atalanta zum Weib nahm , mit-welcher er hernach einen Sopn, 
Namens Parthenopäus, gezeuger hat. Es harte aber die Alchaa die Hinrichtung ihrer Brüder nicht fo 
bald erfahren , als fie fi) an ihrem Sohn Meleager zu rächen ſuchte; und obgedachten Brand, mit defs 
fen Erhaltung das Leben ihres Sohns gleichfam verbunden war , alfobald in das Feuer warf; wovon Me 
leager aud) fogleich einen Brand und auszehrende Hige im Leib verfpürte, und, wie das Stüc Holz vers 
brannt war, feinen Geift aufgeben mufte. 
Tab,XX.  d13 Dahin gehören folgende Abdrucke, welche Tab. XX. zu fehen find, als auf welcher nicht 
a nur Meleager und Atalanta, fondern auch des erftern Krankheit und Tod vorftellig gemacht werben. 
Fig, 1, nemlic) fehen wir den Meleager, deſſen Bildniß auch Fig, 5. uno, 8. vorkommt, und muß man 
; von 


17) Es ift ſolches im geonovifchen Thefaueusth. genannter Gronov (8) zu Leuchtern machen wol 
7. Seite359. folgg. mit einigen Vermehrungen ans en. 
utreffen; wozu des Luc. Holftenius Brief de 12) Apollodorus meldet ausdruͤcklich, fieben Tage 
uleris feu uerubus Dianae epheliae fimulacro nach der Geburt; er fagt auch nicht, daf die Pars 
appolitis noch gehöret, wovon in jener Abhand⸗ zen einen Brand ing Feuer gehalten, fundern er 
tung nichts anzutzeffen, Diefe Stügen hat oben hat bon dem Hol; auf dem Heerd, geredet, 













































































; ENTE — EEK. 
Be 5: Meleager decumbens. 4. Meleager mori .5./dem.6. Atalanta 
4 ppomenes et Atalanta.8. Melenger colmna — 





En a ———— 








von allen diefen Bildern geftehen, daß fie mit groffer Kunſt ausgearbeitet find, Fig. 2. und 6, zeigt 
ſich Atalanta, weiche gleichfalls von der Hand eines groſſen Kuͤnſtlers verfertiget worden, Fig: 3. fehen 
wir den Meleager , wie er frank Darnieder liege, und von zweyen MWeibsperfonen unter den Armen ge 
halten wird; die Mutter ſteht darneben mit dem angebrannten Holz. Fig. 4, ftellt felbft den fterbenden 
Meleager vor, davon das Driginal'zu Rom auf einem Marmorftein zu fehen iſt. Wir fehen aber bier 
erftlich vie Mutter Aithäa , wie fie in Gefelffiyaft der Parcen den Brand in das Feuer hält; Meleager 
liege als ein Sterbender auf dem Bert, zu deffen Haupt zwey Weibsperfonen ( vielleicht follen es feine | 
Schweſtern feyn) ſtehen, deren eine ihm etwas von Arzenen zu reichen feheinet ; Atalanta aber unterftüge v4 
ihr Haupt mit ihrem rechten Arm , aus Betruͤbnis über ihren Ehegemahl. Von dem Meleager Fig. 5. | 
iſt annoch diefes zu merken, daß dieſe Statua wegen der groflen Kunft, fo daran beobachtet wird, vers 
dienet mit unter die vörtrefflichften Werke gerechnet zu werden, ſo man jemalen gefehen Hat; infonvers 
heit ift daran das Jaͤgerhorn zu bewundern, welches er in der rechten Hand hält „dergleichen in den al⸗ 
ten Denkmahlen kaum ‘eines vorkommt. Cs ift auch die Bildfeule der Atalanta Fig. 6, davon das Ori⸗ 
ginal zu Verfailles zu ſehen iſt, gleichfalls ein vortreffliches Meiſterſtuͤck. Es mird aber diefelbe in ei⸗ 
em Jaͤgerkleid vorgeſtellet, welches ihr kaum bis an die Knie reichet; übrigens iſt fie mir einem Sell 
von wilden Thieren umgürtet, Es iſt hier auch diefes zu merken, daß die Alten von zwey Atalanten rea 
den, deren eine jie für eine Tochter des Schöneus, (aus Boͤotien) die andere aber für eine Tochter des 
Jaſon oder Jaſus, (aus Arcadien,) angegeben haben. h f 
i 14. Wir Eönnen wol die Heirat eben diefer Atalanta 73) mie dem Hippomenes oder Melanion 
bier nicht mit ſtillſchweigen übergehen; dann obgleich Aralanta ſich veft vorgenommen hatte, daß fie ſich 
niemalon verheivaten wolte: fo fanden fich doch wegen ihrer ausnehmenden Schönheit viele Liebhaber, 
welche diefelbe zur Ehe begehreten. Damit fie fich num von dem ungeftünmen Anlauf fo vieler Ba 
loß machen möchte, ſo machte ſie kund, daß ſie denjenigen heiraten wolte, der ſie im Lauf übertreffen 
würde. Deswegen mufite ein jeder, der fie begehrte, ſich gefallen laſſen, zu erſt einen Wettlauf anzu— 
ftellen, und zwar fo, daß er Feine Waffen ben fich Härte, da hingegen fie einen Spieß in die Hand nehmen 5 
und damit alle biejenige tödten wollte, denen fie zuvor laufen fönnte ; hingegen wolle fie denjenigen hei— 
an !elcher ige im Lauff vorkommen würde, Wie num viele fich mit ihr einlieffen, fo waren fie guch 
S 5 oe ‚ und wurden von ihr auf der Stelle getoͤdtet; bis ſie endlich von dem Hippomenes on 
lauf, ben fi careuß oder Megarens, überliitet und befieget wurde. Diefer nemlich fahe dem Wett⸗ 
‚ den ſie mit andern angefteller hatte, gleid) vom Anfang zu, und verdachte es den jungen Leuten 
ehr übel, daß fie Fein Bedenken ce, nn & in augenfcheinliche Todesgefahr zu begeben. Er hatteaber 
fh ande fo bald gefehen, als er von einer jehr heftigen Liebe gegen fie entzündet wurde, daß er 
nk ion enken machte, gleichfalls einen etelauf mit ihr zu verfuchen; ob er gleich nicht wenig bes 
Nus, daß nn daß ihn ein gleiches Schicfal mir den übrigen treffen möchte. Deswegen bat er die Bes 
fügte ihm ala Rt: Gefahr Beyſtand leiften möchte. Dieſe gab ihm bien — — 
en „ ben Sauf mil reinen Gebrauch) er davon machen follte, Hippomenes U fieng 
gen, d mit der Aralanta Yirklid oren, &r merkte, daß diefelbe nicht mehr weit 
inter ihm ſeye ſondern tlich anzutreten, und wie er merkte, | } IE SEN 
m jene, m ihn bald einholen dörfte, warf er einen von diefen Aepfeln hinter fich; durch befs : 
fe Schönpeit die Atalanta verblendet wurde, und dem Apfel nachgieng, um ihn aufzuheben; da inzwi⸗ \ 
En Hippomenes ihr im lauffen weit vorkamı Ei defto hihiger nad), alfo daß fie ihn ohne Zwei- 
fel würde ein holet Hab vorkam. ie ſetzte deſto bisiger N 3 
.. eingeholet Haben, warn er fie nicht wehten und brittenmal, Durch) Die in Weg gewor⸗ 
fene güfdene Aepfel r ht annoch zum zweyt aD 
| Fam diefer S pfel, zuruckgehalten, und mithin vor ihr das Ziel erreichet hätte. Auf folche Weife überz 
den —— die Atalanta. Bey der übermäffigen Freude Uber dieſe Heirat und den gluͤckli— 
: 
| 


} | 
Von der Diana, 5t 
R | 
| 





i es Unternehmens, vergaß er der Wenus deswegen das gebührende Dankopfer zu bringen. 
— Ich diefe fo fehr — daß ie ihm eine Beettaffen heftige tiebe gegen die Atalanta 
nen; —* er ſich nicht enthalten konnte, derſelben ſogar in dem Tempel der Goͤttin Cybele beyzuwoh · 

n $öwen die Ye ’s biefe Göttin gegen fich zum Zorn erregte, alfo zwar, daß fie den Hippomenes In ei⸗ 
nei : Br s Alanta aber in eine min verwandelte. Apollodorns erzehfet diefe Fabel Lib. III. 
mit etwas veranderten Umſtaͤnden. Eine vortreffliche Statue von dieſen beyden Verliebten, iſt diejenige 


davon wir Fi. 7. eine Abfchi — 
Apfel in der Hand haben, ſchilderung mittheilen, wo beide das Ziel bereits erreichet, und einen 2 


2 Has 


Ol ber Verſchiedenheit der ge ihren Liebhaber Zippomenes, Andere Mella⸗ 
anten, ald auch, bag eim Hion, nennen, 


13) Apollod. gebenfer 
Abſtammung beider 1m 























Tab, 
XXX] * 


52 Des dritten Buche zehentes Capitel. 


Das zehente Capitel. 


Bon der Venus, 
ar 


enus wurde von ben Griechen Aprosirn genannt; man iſt über ihren Ueſprung nicht einig, und 
bat es mehrere Gottheiten diefes Namens gegeben. Cicero ſchreibt unter andern , „die vornehms 
„ fle oder erfte Venus ift von dem Coelus (Himmel), und dem Dies (Tag), gezeuget worden, 
„ die einen Tempel in Elis hatte; die ziweyte ift aus dem Schaum des Meers entftanden, von der und 
„ dem Mercur der Eupido gebohren worden ; die dritte war eine Tochter deg Jupiter und der Diana, 
3, welche ſich mit dem Bulcanus verheiratet hat; von ihr und dem Mars foll aud) Anteros gebohren wor⸗ 
„, den ſeyn: die vierte hieß Ajtarte, und wurde zu Tyrus gebohren x), und foll mit dem Adonis vermähler 
worden feyn, „ Paufanias erzeblet, im neunten Buch, daß bey den Thebanern dren befondere höljer« 
ne Statuen gewefen, welche aus dem Holz der Schiffe des Cadmus ſeyen gemacht worden; die erſte fen 
die himmliſche Venus, welche eine reine und keuſche Liebe, die von aller fleifchlichen 2uft beirener, wirfen 
foll; die andere fey die Venus popularis, oder Die gemeine Denus, durd) welche die unfeufche tiebe 
angedeutet würde; die dritte endlich foll Venus apoltrophia, d, i. Die abwendende Denus 2) gem 
nennet worden ſeyn, weil fie von aller Unreinigkeit und Unkeufchheit zuruck gehalten baben fol. Ar 
einem andern Ort redet eben dieſer Pauſanias nur von zweyen, nemlic) von der coelefti oder bimm- 
lifchen, und der gemeinen, populari. Cs würde aber des Erzehlens Fein Ende feyn, warn wir bier 
alles dasjenige beybringen wolten, was von dem Urfprung und den Handlungen der Benus hier und da 
angeführet wird. £ 
sei 2 2, Die Venus, mweldye überhaupt von den Griechen und Römern verehret worden, wirb ings 
gemein für eine Tochter des Jupiter und der Dione gehalten; doc) werden aud) hier und da verfchiedene 
Denfmahle von der Venus coeleftis und marina (d.i. von ber himmliſchen, und derjenigen, welche aus 
dem Meer ſoll entſprungen ſeyn,) angetroffen; wiewohl von der erſten weit mehrere vorhanden ſind. In⸗ 
des werden auch dieſer ſehr viele Dinge zugeſchrieben welche eigentlich) von den beyden legtern gemeint 
gewefen. Wir wollen hier erſtlich von der himmliſchen ) Benus handeln, und von diefer zu der andern, 
die aus dem Meer enefproffen, fortfchreiten, zulegt aber von der Denus „ der Tochter des Jupiter und 
der Dione, das merfiürdigfte anführen. Dieſe lestere wird bisweilen auch) wansnsce, welches eben fo 
viel als popularis ift, genennet. Nachher wollen wir aud) von einigen geringen Gottheiten gedenken, 
welche mit der Venus einige Verbindung haben. ; 
§. 3. Die zwey erſten Bilder Tab. XXI. Fig. 1. et 2. welche wir dem berühmten Hn. Maf⸗ 
fei zu danfen haben, ftellen die Venus coeleftis vor. Beyde find geflügelt 3), und hat die erſte eine 
Himmelss Kugel in ihrer Hand; neben ihr ſchwebet ein Zweyfalter über einer brennenden Fadel, und 
es feheinet, als ‘ob derfelbe der Flamme des Feuers ausweichen, und die Flügel nicht. verbrennen wolle, 
Wann aber befannt ift, daß unter dieſem Sommervogel die menfchliche Geele oft verftanden werde, fo 
fiheinet es, daß diefe Venus derfelben Nativität ftellen, und den Tag von dem Ende des Sebeng diefer 
Seele erforfchen wolle; die andere hat eine groffe Schaube oder Mantel auf dem Ruͤcken bängen ; uͤbri⸗ 


gens 


ı) Die Worte des Cicero: quarta, Syria, Tyroque Phegeiens. Man findet aber Feine Bilder, di 

) concepta, werden gemeiniglich fo Serflanden, als darauf bezsgen, /die fich 
gehörte Venus Syria zufammen, und hieffe, die ſy⸗ as: ; 
riſche Denus; da doc) Syria Tyroque —— 3) Da man nicht die geringfte Nachricht findet, daß 


u nehmen: die vierte ift die, welche aus Syrien man je der Denus Flügel angedichtet: fo ift diefe 
ind von Tyrus gu feyn geglaubt wird: oder dich Srflärung wol ſehr —— vie 
mehr, deren Eiern Sycia und Tyrus find, daß Zufaß, von Erforfchung des Todes der Seelen r 
diefe als Perfonen in alten griechifchen Fabeln vor+ a 5 [; theils feine Arbeit für die Denus 
geftelfet worden; für Tyro , haben einige Cyıro if. Die Abbildung mit dem Commervogel , ber 
gelefen. Von Afterte S. algem. Welchift. Theil deutet ohnfehlbar den Zuftand der Seele nach dent 
2. 9.249. 250. Rirchers Oedipus aegypt. Tom, Tode, die unter die Sterne verfeßet wird; dergleis 
1. Seite zıg. feq. RER: chen Gedanten einige MWeltweifen gehabt haben; 

3) Bey den Römern Verticordia; welcher ein Tem f.. Ge. quaelt, tufcut, ı,c. 19. Die andere Abs 

pel erbauet worden, um ber einreiffenden Unkeuſch⸗ bildung hat, wenn fie richtig iſt, nichts mit der 

eit zu wehren. Ovid faltor. 4, 160.  Inde Denus oder einer Frau ähnlich , wo man nicht 

Venus uerfo nomina corde tenet, ollentem Deum Venerem, in männlicher Ges 

**) Artemidorus nennt diefe, die Mutter aller Din Kt darunter fuchen will, Wenigſiens find es 
ge, und Erfinderin alles Wahrfageng und Pros eine Veneres coeleiles. 





1 
% 





Tab: IXL.: 


— 





En EEE TEN 
2.002. Venus cœlestas 5. Venus 
‚5.lCadem equis marınis ve 
,.8.Ienus marına.9. Venus 


Marina ex spuma maris progenzta.g,. Vans marina a Tritone vectu 
ea. 6. Cadem capra marine s. hırco,insidens. ?. Venus contracto corpore. 


Cum. Cupidine Delphino insidente .20. Venus sculptura Insignis. 11. Venus 


— innixca et Inn 
| globum ad pedes habens.ı2. Cadem vası u 





N ne rec Bat * — — ung 72] — 4 ee — ee 

















mn 


o Be N 
QIIFIIIII 


hyrso pampinıs omusto 



































Don der Venus. | 53. 


gens aber ift fie ganz nadend , und teiche dem vor ihr ftehenden Cupido einen Ring oder Armband, 
Bon derjenigen himmlifchen Venus aber, welche nach dem Zeugniß des Paufaniss (in Eliacis) von 
dem berühmten Künftler Phidias foll verfertiget worden feyn , iſt Feine Abbildung mehr vorhanden, Es 
hatte aber jene eine Schildkroͤte unter dem Fuß, welches nach der Erklärung des Plurarche dem Frauen« 
Aa zur Lehre dienen follte, daß fie nicht viel herumſchweiffen, jondern fi) fleiilig zu Haus halten 
olten. 

| Die Venus Marina, welche fonit aud) Epipontia, item Teitonia genennet wird , weil 


* 


fie öfters von Tritonibus gefuͤhret wird, auch Anadyomene und Aphrodite, weil fie aus dem Meerſchaum 


foll entftanden feyn , wird Fig. 3. vorgeftellet, wo fie von zweyen Tritonen, wie fie aus dem Meer ges 
kommen auf einer groffen Muſchel figend, in Die Hoͤhe gehalten wird; Dabey ſtreichet fie den Schaum aus 
ihren langen Haaren, In der folgenden Fig. 4 wird fie von einem Triton auf dem Kücken über das 
Meer geführet, und hält in der linken einen Schild, auf welchen das Haupt der Medufa 4) zu feben iſt. 
Fig. 5. fähret dieſelbe mit ziwey Seepferden über das Meer, und umhuͤllet ihr Haupt mit einer groſſen 
Dede; auch ſchwimmt neben ihr ein Cupido. Weil aber neben den Fuͤſſen diefer Venus ein Ruder zw 
fehen ift: fo ſcheinet es, als ob diefes Bild feine Abſicht auf die Schiffahrt habe; und Cupido mag etwan 
die Gewinnfucht anzeigen, um welcher willen die KRauffleute fich oft mit groffer Gefahr auf das Meer. bes 
geben. Fig. 6, fehen wir eben viefe Venus auf einer Meerziege, binter welcher auch ein Eupido 
ſchwimmet, und diefelbe mit einer Geiffel forttreibet. Fig. 7. erſcheinet diefelbe in einer niedergebeugten 
Geſtalt, mit dem rechten Knie auf einer Mufchel ruhend; welche Statue ein vortreffliches Meifterjtüch 
ift, und fan man damit die folgende Fig. 8. vergleichen; obwohl diefelbe vielmehr. eine Nereis vorzuſtellen 
ſcheinet, weil fie mit einer Mufchel, Waſſer aus dem Meer Woͤpſet; doch laͤßt ſich nichts gewiſſes davon 
ſagen, weil man von keinem gerviffen Zeichen 5) weiß, durch welches die Alten bie Venus Marina von 
einer Nereis unterfchieden haben. Fig. 9. zeigt ſich eine andere Venus Marina auf dem Meer ‚ und nes 
ben ihr ein Eupido, welcher auf einem Delphin ſitzet. Die Venus hält eine grofle Dede, mit welcher 
—* Cupido vielleicht zu bedecken willens iſt. Was dieſes eigentlich ſagen wolle laͤſſet ſich nicht ge⸗ 
iß anzeigen. 


$. 5. Nun erfordert es die Ordnung, daß wir auch von derjenigen Venus, welche eigentlich für 


die Göttin der Siebe gehalten ee N ZB 13a DO; opularis oder uulgaris (die gemeine) 
genennet wird, infonbeeh — —— fonft ud Eopris, Insgemein wird fie nadend , 
bisweilen aber auch mit einigem Gewand bedecket vorgeitellet: Praxiteles hat nach dem Zeugniß des Pli⸗ 
nius Bud) 36,5. zwey Bildſeulen von dieſer Venus verfertiget, deren eine mit Kleidern bedeckt war, wels 
he die Einwohner der Inſul Co gefauffe haben , die andere aber nadend gewefen, und von ihm an die 
Einwohner von Enidus verfaufit worden ; ann ſoll diefe legtere infonderhei mit groſſer Kunft verfere 
eiget , und deswegen weit und breit berühmt gemefen ſeyn. Der König Nicomedes foll den Enibiern 
einsmals eine ſehr groſſe Summa Gelds für diefe Venus angeboten haben; fie haben aber biefelbe ihm nicht 
überlaflen. Sehr viele veifeten diefer Statue zu gefallen , die fie alte mit einer groſſen Verwunderung 
betrachteten, Ein gewiſſer Menfch kam fehroft, fie zu befchauen , und brachte ihr immer ſehr herrliche 
Gefhente ; ja, weil er ſich in diefe Statue ungemein verliebt hatte, fo vergieng et ſich in feiner Thor« 
heit fo weit, daß er fich von den Cnidiern.die Sreyheit ausbat, fich mit derfelben ordentlich zu verloben, 
un ch größte Örfhente abo. Die Culer aber Ban Ihm el BLSNBE DIE te 
nnen nicht ü ; önheit ihre 

Goͤttin — ——— ſondern geglaubt , daß eben dadurch Die Schönheit ihr 

» Unter ven mancherley Bi enus derbienet diejenige, davon wir Fig, 10. ti» 
nen Me mittheilen, — el Be befindlich iſt, einen groffen Vorzug. Die fol⸗ 
gende Venus Fig, ır, davon das or⸗ inal u Befancon dem ehemaligen Präfidenten des Parlements Hu. 
zent zugehdret, lehnet fich auf * Seule und hat unter dem rechten Fuß eine Kugel , wodurch viels 
leicht derſelben Hertſchaft über die Gemücher der Menfchen angedeutet wird, Die folgende Fig. 12., da⸗ 
von das Original auf dem Burgbefifcben andguth anzutveffen, iſt Auch von einer gefchictten Hand. Hier 


bat biefelbe ihren Leib mei ; und ſteuret fich mit der linfen Hand auf ein 
Gefäß, worinn ——— — Br: un das Frauenzimmer ſich nad) ben Bad 
zu bedienen pflegte. Rach diefer folget Tab, XXII. Fig: 1. eine Venus, deren Höheim Original 7. bis 8. 
3 U haben foll. Es fteher aber Diefelbe an einem Baum, an welchem ein Köcher Hänget ; ein Cupivo 
aber reichet mit der Hand nad) feiner Mutter, als ob & diefen Köcher begehrte, In der linken er 

b) i 


4) Vielleicht will man es lieber Ahr einen Spiegel lieffe fich doch für eine Venus, das lange und fchd> 
worin ihr eigen Bild ae Barnes wie für eine Yereis , eine Muſchel 
fie mit der Meduſa weni wehum zu haben. oder dergleichen, zum Unterfchied annehmen; wel⸗ 


5) Wann auch gar nichtg for vorhanden wäre ſo che Zeichen felten fehlen. 


nn nn a 
m” ———— 








[637 . 
——— ne nt — 








54 Des dritten Buchs zehentes Capitel. 


fie einen guͤldenen Apfel, den ihr ehemals Paris, als den Preis ihrer Schönheit gegeben hat. Die 
naͤchſte (Fig. 2.) welche man bie Arelatenfifche Venus deswegen zu nennen pfleget, weil fie ehemals zu 
Arles foll-aus der Erve-gegraben worden feyn, Fan billig mit unter die fchönfte Statuen diefer Görtin ges 
rechnet werben; in derlinfen Hand hält fie einen Apfel, in der-rechten aber einen Spiegel, Die Stame 
an ſich iſt Zwenfels frey ein altes Stu, der Apfel und Spiegel aber iſt erſt in neuern Zeiten von Bis 
Tardon , einem vortrefflichen Bildhauer, hinzugerhan worden ; fintemal derfelbe aus den Sincamenten 
und den Augen diefes Bitds, feiner Meinung nad), nicht unwahrſcheinlich, geſchloſſen bat, daß diefes Bild 
feine Gefta It in ‚einem-Spiegel-betrachten müfle ; weil auch eben daſſelbe den linken Arm in die Hoͤhe reck⸗ 
te, meinte er, fie habe damit etwan den Apfel gehalten, indem ihr damit der Vorzug der Schönheit vor 
der Minerva und Juno zugefprochen worden. Es ift aber diefe Statue, erſtlich zu Arles unter alten Ges 
mäuer ausgegraben und lang und viel darüber geftritten worden, ob es eine Diana-oder “eine Benug fen? 
Endlich haben die Bürger zu Arles,, dem König in Sranfreid Ludwig XV. dieſes Bild, als ein Ge» 
ſchenk, ‚angeboten, weldyer-dasfelbe nach Verſallles ‚bat bringen laffen ;" wofeibft hernach der berühmte 
Kuͤnſtler Birardon obige beyde Zeichen annoch beygefüger Harz wie man davon deffen eigenes Geſtand⸗ 
nid bat, Die dritte Venus Fir, 3. iſt vornehmlich ‚wegen ihres beſondern Hauptſchmucks und der zier⸗ 
lich durch einander geflochtenen Haare zu merfen, Die vierte Fig. 4 bat ein fehr langes Haar , welches 
fie mit der linken Hand hervor zu ziehen feheinet. Die folgende Fig, 5. verdienet desiwegen einige Auf 
merkſamkeit, weil ſie in einer fehr züchtigen und beſcheidenen Geſtalt erſcheinet: in der rechten Hand hält 
ſie einen Apfel, welches der Venus gewoͤhnliches Zeichen iſt ‚ die linke Hand aber vecfer fie in die Höhe gen 
Himmel; fonften ſcheinet ihr aud) eine andächtige 6) Mine aus dem Öeficht ; welches aber folche ‚Zeichen 
find, die einen groffen Zweifel erregen fönnen, ob es auch) wirklich eine Venus fee, : 
$. 7. Die nachftehende Venus Fig. 6. erfcheinet gleichfalls in einem ſehr züchtigen Aufzug, und 
hält mic der rechten eine Fackel über den Kopf ; ‚mit ber linken aber fteuret fie ſich auf das Haupt des Cu⸗ 
pido , der ihr zur linken fteher, und gleichfalls eine Fackel in der Hand hält, Bey der nachfolgenden Fig.7, 
Fan man an den Ausſpruch des Terent ius denfen,, fine Cerere et Baccho friget Venus, d.i. ohne 
Speiſe und Trank iſt die Liebe erkaltet; dann fie hat zwey Cupido bey ſich, und hält in der linken 
einen Thyrfus,-(diefes war ein mit Epheu ummundener Spieß oder Stange, dergleichen die Gefährten des 
Bacchus follen getragen haben) welcher mit wilden Reben und oben mit einer Kornähre umgeben iſt; in 
der vechten aber hält fie drey Pfeile, um vielleicht damit anzudeuten, daß fie unter dem Beyftand der Cor 
res und des Bacchus ihre Pfeile mie mehrerem Bortheil gebrauchen koͤnne. 
6. 8. Die Tauben waren der Venus heilig ; und heiffen daher bisweilen AuesCithereae , wie 
dann auch der Wagen der Venus mit vier Tauben pflegte befpanner zu ſeyn. ‘Eben daher ficher man 
verfchiedene Bildfeulen der Venus, da diefelbe eine Taube in der Hand haͤlt; mie davon Fig. 8 zu fer 
| en ift. Die folgende Fig. 9. ftellt die Cnidiſche Venus vor-, ‘von welcher wir oben gedacht haben, Es 
| Br aber Prariteles diefe Bildfeule nach) der Geſtalt einer gewiſſen ſehr ſchoͤnen Weibsperſon in welche er 
IN fterblic) verliebt war, Namens Phryne., verfertiget haben; wie folches Arhenäus anmerfer, Nach 
dem Zeugniß des Poſidippus aber, welchen Clemens Alerandrinus in feinem Protreptico ans 
fuͤhret, foll Prariteles hierunter das Eontrefait einer andern Maitrefie, melde Gratine geheiffen,, vorge⸗ 
und die Abſicht gehabt haben, daß alle diejenigen, ‚welche kuͤnftig die Venus goͤttlich verehren wuͤr⸗ 
en, unter derſelben Geſtalt auch zugleich ſeiner Siebiten. diefe Ehre beweifen möchten. Eben derfelbe ſetzet 
annoch Hinzu, daß zu derſelben Zeit alle Mahler und Bildhauer ‚ welche eine Benus abbilden ſollten, fich 
die Hure Phryne zum Mufter vorgeſtellet hätten, gleichwie die Bildhauer, welche ehemals zu Athen bie 
Hermas verfertiget, dabey die Geſtalt bes Alcibiades zum Mufter angenommen haben, Luciabus be⸗ 
ſchreibt vorgedachte Venus Endia auf folgende Weiſe: „Wir gehen in einen gewiſſen Tempel, in wel 
3, chem eine Göttin, die von Marmor aus der Inſul Parus verfertiger iſt, aufgeſtellet ift, und ift die Ars 
„beit daran fehr kuͤnſtlich, indem dag Dild unter anderm den Mund einiger maffen verziehet,, und eine 
„lieblich⸗ Lachende Geberde von ſich blicken laͤſſet. Alle ihre Schoͤnheit liegt am Tag, und ift gar nichts 
» davon mikirgend einigem Gewand bedeckt, auſſer daß fie mit der einen Hand die Scham gewiſſer maſ⸗ 
„fen bedecket. Uebrigens hat der Meiſter dieſes Kunſtſtuͤcks ſich befliſſen, daß auch an diefem fonft ſiht 
„harten Stein dennoch) alle und jede Glieder gaıtz natürlich möchten vorgeftellet werden. „ Uud eben 
dich Benus Enidia ſcheinet auf einer gewiſſen Mebaille in dem Eöniglichen Minz: Cabinet ausgedrucdt 
zu feyn, welche zu Cnidus gefchlagen wordenz davon wir den Abdruck F 
fen kommt bey den Alten Feine Nachricht vor ‚ von demjenigen Gewand ode 
‚der ‚linken Hand hält, davon das eine End in ein darunter geſetztes Gefaͤs 





ig. 9. mittheilen. Indef— 
r Leinwand, fo fie bier in 
herab Hänger, das mit Balz 





fan 
| 6) Diefe Auslegung iſt wol fehe unſicher, und kan finden. Für eine Venus iſt fie wol zu viel geklei 
man eben ſo wol Begierde, Sehnfucht ur. deg. hier bet, und Wuͤrde ſehr ae —— 








Don der Venus. 55 


ſam angefülfet geweſen, womit diefe Göttin fi) nad) dem Bad, ober warn fie. ans dem Meer Fam, fol 
eſalbet haben. 2 
ar $..9. Die Sacebämonier ftellten die Venus gewaffnet vor 7), uud dazu follen ihnen ihre Weiber 
Gelegenheit gegeben haben, weldye einsmals, da fie.von ihren Feinden allzuſehr in die Enge getrieben wor⸗ 
den worden, das Gewehr ergriffen, und die Feinde zuruckgetrieben. Solcher Geſtalt wird auf unters 
fchiedlichen Muͤnzen und andern Denkmahlen eine fogenannte Benus Victrix 8), (di. eine fiegende 
Venus) angetroffen. Sie wird aber Victrix oder De Siegerin genannt, ſowol wegen bes bekannten 
Eiegs, den fie über die Juno und Minerva erhalten Hat, als die Frage entftunde , welche unter ihnen - 
die fchönfte ſey; als auch wegen des Siegs, den fie über den Mars, da er ſich von ihr zum Ehebruch 
verleiten lieſſe, erhalten hat. Diefe Venus Victrix wird Fig. Io, und zı, vorgefteller, Die erftere 
lehnet ſich an eine Seule, und hält in der rechten einen Spieß, in der linfen aber einen Helm, und zu 
ihren Fuͤſſen ftehet ein Schild; die andere hält in der linken ein Schwerdt, und Eupido hält einen Helm 
über feinen Kopf, zwifchen beyden aber lieget ein Panzer. Nach diefer Venus Victrix fehen wir Fig. 12. 
einen andern und ſchoͤnen Abdruck, wo die Venus im völtigen Triumph Daher fahret. Sie fist aufeinem 
Triumphwagen, der mit zwey Löwen befpannet ift, Weber dem Kopf ſchwebet eine weite Decke oder Ges 
wand, und in verlinken Hand hält fie einen Pfeil; über ihr flieget ein Eupido mit einem Kranz, ‚als ob 
er dieſelbe frönen wolte; gleid) wie auch hinter ihrem Rücken ſich einige Lorbeerbaͤume gleichſam von felbft 
Über fie herab neigen. Wor dem Trupp geht ein nackender Mann mit einer Cithar oder Harfe, Ne 
en den wen geben zwey Männer mit brennenden Fackeln, und hinter dem Wagen ein Satyr mit eis 
h ner Spring , fo aus vielen zufammen gehefteten Pfeiffen beſtehet. 
.. 9 10, Munmehe fehreiten wir auch zu einigen Erzehlungen, welche von der Venus pflegen arte 
gefüßre zu werden. Bon dem Ehebruc mir dem Mars ift ſchon oben gedadıt morben ‚ da wir von 
R ap gehandelt haben, Weil die ‚Heiden ſich nad) und nad) geſchaͤmet — man 
durch —6 after und Uebelthaten von ihren Goͤttern erzeblte = fo fuchten fie dieſe ergerniße 
falten —— rältfee und verblümte Erklärungen dermaffen zu verglimpfen, und in eine andere e⸗ 
fie w 9 RE daß fie fo diel möglich von der damit verfnüpften Schande befreyet blieben; weil 
Menfehen ehe daß vergleichen böfe Thaten nicht einmal an den allergeringften und ſchlechteſten 
NE Er } — dann an Goͤttern zu ertragen ſeyn. Hier ſind die Liebeshaͤndel der Venus mit dem 
des Thy are —3 Es war dieſer Adonis 9) , nach dem —— des — =D So 
5 yrrha oder wie Ovidius, Mer. im zehenten Buch, vorgiebt, ein ohn | 
; he je 2 ae ecjpern, amd dee Morrha, welde legtere, da fie oßne Borwillen — a a 
her fie fich weder orter Dat, daß fie yon ihnen möchte in- eine-andere Geſtalt ver Ban 2 wer Ga er P 
Götter nen RER den tebendigen, noch unter den Todten, aufhalten Düctte z Die SIUROeN fo = e 
‚aber diefe Myrrhan ah diefes Namens, nemlich in einen Myrrhenbaum, berwanbelt 9 en. 8 —* 
fer Adonis geivefen t ae Ihrer Verwandlung ein überaus ſchoͤnes Kind zur Welt ge Beet) ” ches Dies 
‚ groffeiebe auf ihn 9 er ie Adonis war aber nicht fo bald auf die Welt ur un enus eine 
che zue Yagd trüge, er fen, und ihn aller Orten begieitete , da fie auch merfte, aß — e goffe. 
möchte, welche von Da mahnete ſie ihn ſehr oft, daß er ſich inſonderheit vor ln — huͤten 
den, Cbeocritus — — mit gewiſſen Waffen verſehen find, und von denen er “ jt ante geröbtet wer⸗ 
wegen er auch dieſe 9 dieſem Adonis, daß er zugleich ein. Jaͤger An ein Hirte —5 ſeye; bes» 
und Babe ihn for ——— ten ebens art obgelegen habe; Venus aber ſey ihm Immer zur Seite geweſen, 
oder ſich in Gefahr b g — daß er nicht etwann auf der Jagd, oder joniten ſich alzuſehr angreifen, 
von das Original bee en möchte, ‚Wir fehen hier Fig. 13. bie groſſe Siebe derfelben abgebildet, da— 
Szägerkleid, und (eh. EieRr, gedachten Hn. Soucanle anzutreffen iſt. Adonis zeigt ſich hier in einem 
feinen Füffen lieget * der Venus, die ihn in ihren Armen haͤlt; neben ihm ſtehet ein Hund, und zu 
get zuhaben, damit odtes wild Schwein, welches der Künftler mit Fleiß deswegen ſcheinet beygefuͤ⸗ 








man den Adonis defto ieichter daran erkennen möge, 


Eben derglei — Es 

"ben derglei ſchei 

7 haben, 130 he peeinen bie Cyprier gethan zu hen, wen nicht zuweilen Miner va damit verwech ⸗ 
hatte. .Apuleiue AMEM Eixee,, don Spie ſelt wird. Die mancherley Gelegenheiten, wobey 
des ırten Buche Der at bald nad dem Anfang manche befondere Vorftellungen wirflic) worden; 
iinas Bellen Mwandlung, Minerba; find ſchwerlich anzugeben ; orewi Venus uictrix 
’ , und Venus, zu einer Goͤt⸗ und Victoria, verwechſelt. 


tin, 
8) Der Beiname Victrig, iſt hier meiſt ileßken * — 
er meiſt willkuͤhrli Man kan hievon die algem. Welthiſtorie Theil 
ber anche: hie ver 8* ne Ykars gewiß ” 2. $. 256. fegg. mit mehrer nachfehen, worelbf 
Marten aber, * erſchit Vorſtellungen mit auch, vom Thammuz, oder des Adonis Dienſt 
koͤnnen auf den ars gezogen wer unter ben Juden, vieles vorlommt. 

















| 
Tab. 
XXUL 





BB Des dritten Buchs zehentes Capitel. 


$. 17. Db aber gleich Venus alle Sorge und Aufmerkſamkeit anwendete, den Adonis von feiner 
alzubeftigen Neigung zur Jagd zuruc zu halten; damit er nicht einmal dardurd) in ein Unglück gerathen 
möchte: fo war doc) deffen unglückliches Berhängniß unvermeidlich. Dann, als er auf einen gewiſſen Tag 
einem wilden Schwein alzuheftig nachfegte, ward er von demfelben an dem dicken Theil des Schenfels 
zödtlich verwundet, Andere fegen hinzu, daß Mars, nachdem er gemerfer, daß die Benus diefem Adonis in 
Liebe gar zu fehr zugethan fey, darüber neidifch und eiferfüchtig worden, und eben deswegen diefes Schwein 
gefandt habe, welches des Adonis Untergang befördern folltee, Wie nun Adonis bald darauf an diefer 
Wunde geftorben, und Venus, weldye eben bamals eine Reife nach der Inſul Eypern vorgenommen, das 
Winfeln und Weheklagen ihres ſterbenden Liebhabers gehörer: ift fie auf ihrem mit Tauben befpannter 
Wagen eilends zurud gefahren, Sie hat aber den Adonis nicht mehr lebendig angetroffen ; doc um - 
armete fie deſſen Leichnam annoch fehr zärtlich, und foll fie denfelben Hernach unter den datlich verſteckt has 
ben. Wegen diefes Unglücs des Adonis wurde hernach bey vielen Völkern jährlich ein befonderes Trauer 
feft angeftellet; und zwar diefes infonderheit in Syrien und Phönicien , wo diefer Adonis wie ein Gott 
werehret wurde ; fintemal fie dvemfelben zu Ehren nicht nur befondere Alcäre aufgerichtet, fondern auch 
gewiſſe Tempel erbauet haben. Und diefer Öreuel ift, nad) dem Zeugniß des Propheten zechiel (cap. 
8, 14.), bis auf die Juden fortgepflanzer worden, als deren Weiber diefem Adonis zu Ehren (in dem 
Hebräifchen wird er Thamutz genennet) jährlid) ein gewiſſes Feſt angeftellet Haben. 

$, 12. Unter die Fabeln, welche von der Benus erzehlet werden „ gehöret auch das Urtheil des 
Paris, dazu des Peleus Hochzeit Anlaß gegeben hatte, als auf welcher zwifchen der Juno, Minerva, und 
Venus, ein Streit entftanden, welche unter ihnen die ſchoͤnſte ſey. Nachdem fich nemlich auf der Hochs 
zeit des Peleus mit der Thetis, alle und jede Götter eingefunden hatten , die einige Göttin Eris oder 
Difcordia (die Uneinigkeit) aber nicht zu derfelben eingeladen war, um allen Zank und Zwietracht zu 
vermeiden: nahm es diefe fehr übel auf, und war auf Rache bedacht ‚ welches ihr auch gelungen ift, ob 
fie gleich abweiend war, Dann als die übrigen Götter allefamt über der Mahlzeit waren, warf fie ei» 
nen Apfel mitten unter diefelben, auf welchen die Worte gefchrieben waren, Die Schönfte foll ihn haben: 
worüber Juno, Minerva und Venus alfo bald mit einander in Uneinigteit geriethen. Jupiter aber übers 
trug diefen Streit einem gewiſſen Hirten, Namens Paris, der ein Sohn des Trojanifchen Königs Priaz 
mus 10) war, daß er denfelben entfcheiden ſolte. Zu dieſem Ende gab der Yupiter dem Mercurius, als 
feinem gewöhnlichen Boten, den Apfel, welcher ſich in Gefelfchaft der drey Görtinmen zu dem Paris 
verfügte, Ob nun gleic) eine jede diefer Göttinnen dem Paris groffe Berfprechungen thate, wann er ihr 
den Apfel zuerfennen würde: fo trug doc) Venus den Preis davon ; indem er ihr den Apfel gab, es mag 
nun feyn, daß fie von ihm in der That für die fhönfte erkannt wurde, oder daß derfelben Berfprechungen 
ihm am beften eingeleuchtet haben. Dieſe Begebenheit wird Tab. XXI. Fig, 1. vorftellig gemacht , 
wo die drey Göttinnen vor dem Paris ericheinen: und Mercurius ihnen den Apfel zuftelle, In andern 
Abſchilderungen erfcheinen diefe drey Goͤttinnen nicht nacfend, fondern in ordentlicher Kleidung: allein die 
meiften Sabelfchreiber geben vor , daß diefe Göttinnen ſich vor dem Paris hätten entkleiden müflen, das 
mit er ihre Geſtalt und Schönheit deſto beffer hätte entfcheiden Fönnen, 


Das eilfte Capitel. 


Bon den Gratiis. 


6: 


nter den Öefehrten und Begleiterinnen der Venus find Feine berühmter, als die Gratien, des Jupi ⸗ 

ter und der Eurynome Töchter z obwohl andere hierinn einer unterfchiedenen Meinung find, Man 

zehlet derfelben insgemein dreye, als nemlich die Aglaia, Thalia und die Euphrofpne, welches 

fo viel Heiffen mag, als Die Herrliche, die Blühende, Die Kreude, Andere fagen nur von zwoen, 
denen fie auch befondere Namen beylegen; ja es rechnen einige derfelben fü gar viere 1), Nach dem 
Zeugniß des Pauſanias wurden diefelben insgentein mie Kleidern vorgeftellet; in welcher Geſtalt ir zu 


lis 

10) Von dieſer Sache kommt in Zomers Gedichten Fabretti de aquaeductibus tom. 4. Grachii, pag. 

nichts vor. SA 1733. Oft werden auch bie Nymphen, bie gemets 

3)» Bier zufammen find auf Bildern wol noch nicht bes niglich in dritter Zahl geehret worden, damit vers 

kannt morden ; indem bie vierte Perfon gemeinis wechfelt, wie beym Montfauc. tom, 1. tab, 109, 
glich) aus Schmeichelen daneben gefegt worden. ©, Big. 4. gefchehen, 









Tab. XXIIT. Alla Borghefia . | 














— — 





oferens.13. Cupido leonı insidens.2g.Diwo Cup 
ınsidens. 16. Jdem Delphıno insidens. 17. Idem 























menten. 


Kon dein Cupido, ober Liebesgott. 57 


Elis gefehen worden, Die Kleider waren von Gold; Das Angeficht aber famt Händen und Süffen von 
weiſſen Marmor; eine unter denfelben hielte eine Roſe in der Hand, die andere einige Würfel, und die 
dricte einen Myrrbenzweig. Allein ſchon zur Zeit des Pai ſamas wurde es zur rosa bar man 
diefelbe nackend abmahlete ; und heut zu Tag trifft man dieſelbe auf den alten Denkmahlen in — 
Geſtalt an, nackend und bekleidet; doc) öfters ohne Kleidung. Es fehle nicht an ſolchen, welche a es in 
einem verblümten und moralifchen Sinn ausdeuten, und meinen, daß daburd) befondere Vorzüge und 
Anmuth der menfchlichen Seele vorgebildet wuͤrden. a — 
‚2. Tab. XXII. Fig. 2. kommen fie in nackender Geſtalt vor, © TE J0O) IRRE er un 
armen, und dieſes zwar alfo, 5 die eine dem Leſer den Ruͤcken, die andere beyden aber den vordern Leih 


zukehren über das halten fie Blumen in den Händen. 
Das zwoͤlfte Capitel. 
Von dem Cupido, oder Liebesgott. 


I, TI» 
DE fait beftändige und eigene Gefehrte der Venus, iſt Cupibe, vet deſſen Herkunft doch — 


wiſſes kan angezeiget werden; indem ſeine Eltern nicht auf einerley Art angegeben werden. Na 


. der gemein i i in Sohn der Venus und des Mercure , oder des Mars, oder 
auch ber Bern ne  Siernebft wird von einigen-nur von einem ,. von andern aber von 
mehreren Cupidinibus gedacht; wie dann auf den alten Denkmahlen deren bald nur einer, bald meh⸗ 
vere beobachtet werden 1). Es kommen wenig Händel vor, dabed nicht ein Eupido fich einmenget ; er 
fommt in allerley Geſtalten und Umftänden bald buſtig und fpringend , bald au) einem Daum , bald in 
ber tuft, bald auf der Erde, bald in Waſſern, u. f. fi vor; bald reitet er auf einem Thier, bald fährt e& 


auf einem Wagen, wo er die Stelle eines Fuhrmanns vertritt, bald fpielt er auf verſchiedenen Inſtru⸗ 


cher = 2. Meiftentheils hat er die Geſtalt eines geflügelten Knabens, der mit ee F 
abe er Pfeile verſehen iſt; an ſtatt des Bogens aber fuͤhret er biepoeilen eine brennen e Facke & * 
a mancherley Figuren befonders folgende bier anzufiihren für wuͤrdig En \ abu — 
fen Gedanke, 3, geben wir eine Fünftliche Abfchilderung deffelben, da er euf einem Suß ehrt, 2 Ei ei 
der Hand. Fi ſeyn ſcheinet. Fig. 4. ſiehet er auch etwas ernſthaft aus, und halt uch felbft Dre 
tbiere feiner MN 5. teitet er auf einem Centaurus; wodurch angedeutet wird, DaB x — — 
Süden —— — 2); dann man ſiehet, a En — * 
ſich liegen hat. Der Fof ; F ehen wir einen andern, der ſchlaͤft und — 
e Fig. 7. iſt mit eine yed d trägt den Spieß un child auf 
Uns ae Am un Sue En — —— gat den sed autmaftae 
: Z. 8. bedeute, da Cupido einen K- ib woltigt, das if feicht, zu erratben z ba 
weiß, daß Die Hahnen in Der Hehe = inen Hahn übe gt, das ——— 
r andern Thieren ſehr bigig ſind 3). _FIS: 9 ijter I g 
en ner anzuziehen; fteurt fich mit a Sr ; Di der Spieß und — 
das —— erſcheinet er 4) mit einer Larve, welche eine dermaſſen weite Oefnung hat, daß man — 
vfelben fein ganzes Angeficht erkennen fan, Fig, 11. finden fich Eupido und Bacchus bey⸗ 


fanmen, wel ea RN tei after werden; 
che auch von den Poeten eben deswegen zum dftern miteinander vergefellfchaf ei 


— jühlet ausbnich ren wollen. Es fehlt allerdings An nähern Muthr 
\ 3A auch zuweilen Jocus, den Goraz maffungsgrändeh ; indes Fönnte wol auf Br er 
2 DE2, mit dem f Venus liegen wandlung des Lieblings des Marg Alektryon; 


laßt, mit vorgeftel ‘ der feinen Heren 
ai et worden; ob glei im einen Hahn, gefebeh werben, ber feinen ae FE? 
— — und Dichtern di A N ae Als er die Venus befrcht, nicht beſſet en — 
neo er Anzahl herum flattern, als bey einigen daß Yulcan «3 erfahren fönnen. SO: ori 
De ; EN Osmziros. Vielleicht Fönnte «8 mich eine Borfiels 


2) Wenn nicht damit anf di . ehe oͤder der Qrro* 
bey ber Hochjeit des Dane Händel der Centauren fung de Sieges überhaupt ſeyn, 


s iri —32* S .14: 2 ; 

damia, gefehen wird: irit hous und der Zippos voran, ©, weiter unten S. 14 chwerlich zu hal 

; 100 it ido möchte dies fi 3 

GEHEN SORGT ran de 
te Zweifel wird bdiefe 9 { ich einem alte 

ſcheinen Ab aß a Deutung zu unerheblich zes abgeben , ber ſg 


ſolche durch Künftler ieh⸗ machet. 











58 Des dritten Buchs zwoͤlftes Capitel. 


weil der Wein und die Siebe gar gern beyſammen ſtehen. Fig. 12. ſehen wir einen Lowen, der dem Ci» 
pido auf eine ganz zahme Art feine Pfote reicher; gleichwie in der folgenden Fig. ı3. eben diefer Cupido 
auf einem Löwen reitet, und zugleich auf-einer Harfe fpieler : anzudeuten, Daß auch Die wildeften Thiere durch 
die Siebe bezaͤhmet werden, Unter dem le&tern fteher der Name des Künftlers Plorsrchue. Fig 14. 
zeigen ſich zween Cupidines in einer befondern Geſtalt, deren Deutung nicht leicht zu errathen ift, Der 
eine hat an dem Kopf zween Flügel nach Art des Mercurs, daer hingegen auf dem Ruͤcken Feine hat; alfo, 
daß man ihn leicht für einen Mercur annehmen £önnte 5); eben derfelbe hält in der vechten etliche Blu⸗ 
men, in der linfen aber ein Herz: das allermerfwürdigfte ift diefes , daß der andere die Augen mit ei» 
nem breiten Band zugebunden hat , dod) aljo, daß er mit dem einen Aug noch) ein wenig fehen fan; und 
« daß deffen beyde Flügel mit vielen Yugen befeget find, welche mit menfchlichen Augen eine Gleichheit has 
ben, Insgemein nemlich wird vorgegeben , daß die Siebe blind fey, deswegen auch diefer mit verbundes 
nen Yugen erfheinet; warum er aber auf den Flügeln fo viele Augen habe, davon laͤſſet ſich feine Urfache 
anführen. ; 

j rn 3. Damit man biernächft erfennen möge , ‚daß Cupido feine Herrſchaft nicht nur aufder Ers 
be, fondern auch auf dem Meer habe: fo fehen wir Fig. 15: wie er in Geleit zween anderer auf einem 
Delphin reitet, nebft welchem noch ein anderer Delphin in dem Waſſer fpieler, Noch ein anderes Rnäbs 
Sein erfcheinet Fig. 16. auf einem Delphin aufrecht ftehend, welches man gleichfalls für einen Eupido ane 
fehen fan, Fig. 17, zeigt fic) ein anderer auf einem Wagen, der mit zwey Pferden befpannet ift. Dies . 
fer Wagen hat die Form eines Schiffs, womit deſſen Geſchwindigkeit angedeutet wird ; oder man will viel. 
leicht damit ſo viel fagen, daß er mit gleicher Gefchwindigkeit über die Erde und über das Waſſer 

ahre. 

$ 4. Endlich fügen wir auch die Fabel von der Pſyche bier mit bey, welche an ſich wohl befannt, 
und geheimer anderweitiger Deutung fähig iſt. Selbſt der Name Pſyche, welcher Die Seele bes 
deutet, gibt diefes zu erfennen. Die ganze Begebenheit, wie fie von dem Apuleius Met. Buch 45 
und 6. und von dem Fulgentius Buch 3. c. 7. etwas kuͤrzer erzehlet wird, iſt, den vornehmften Ums 
ftänden nach, diefe: Ein gemiffer König und Königin hatten drey Töchter von ausnehmender Schönheit, 
bavon die jüngfte ihre zwo ältere Schweftern noch weit übertraf, Es Famen Seute von allen Orten, um 
diefe Schönheit zu bewundern. Und weil der Zulauf immer mehr und mehr zunahm, fo gefchahe es da» 
ber, daß zu Paphus, Enidus, Cythera und andern Orten, die fonft wegen des Dienfts der Venus vor 
andern berühmt waren, die Menge der Leute, welche fonft dahin kamen, merflich abnabm, 

5. Weil nun Venus hierüber fehr empfindlich wurde , und dafür hielte, daß dieſes ihr zur Ver⸗ 
achtung gereiche, ermahnte fie ihren Sohn Cupido, daß er auf Rache bedacht ſeyn, und die Ehre feiner 
Mutter retten ſolte; infonderheic aber rieth fie ihm an, daß ex dieſe Prinzeflin in Siebe gegen einen gewiſ⸗ 
ſen armen Mann entzuͤnden ſollte, mit welchem ſie hernach ihr Leben in beftändiger Duͤrftigkeit hinbrin⸗ 
gen muͤßte. Allein, anſtatt daß Cupido den Befehl ſeiner Mutter ausrichtete, wurde er ſelbſt in Siebe ge» 
gen dieſe Schönheit entzündet; da indeffen die Verehrung und Bewunderung derfelben immer fort gieng , 
auch niemand fich unterftunde , diefelbe zur Ehe zu begehren, da doc) ihre Schweftern, die ihr an Schön 
beit nicht gleich Eommen, bereits an Könige vermaͤhlet waren. Endlich giengen die Eltern zu bem Ora⸗ 
kel, um ſich deswegen Raths zuerholen, welchen Apollo feiner Gewohnheit nach folgende dunkele und zwey⸗ 

deutige Antwort gab: „Stelle deine Tochter auf den Gipfel eines hohen Bergs, und ziehe fiean ftatt des 
„Brautſchmucks mit einem Sterbkieid an, Dann du folt nicht denken, daß dir ein Tochtermann aus 
„menſchlichen Gebluͤt beftimmer fey, fondern vielmehr ein erfchrecliches und graufames Lingeheur , fo 
„ mehr einem Drachen ähnlich, welches mit feinen Slügeln durch die $uft flieget,, alles beunruhiget, vor 
3, dem fo gar Jupiter ſelbſt zittert, und alle Götter erſchrecken; vor dem die Fluͤſſe gleichſam erſtarten, 
„ und die Hölle erſtaunet. 

$. 6. Nachdem desivegen Pfyche (diefes war der fehönen Prinzeflin Name) von ihren Eitern, nad) 
dem Befehl des Apollo, auf einen hohen Felſen gebracht worden , ift diefelbe durch einen janften Weſtwind 
in ein anmutbiges Thal gebracht worden; fie gieng darauf ineinen vor ihr liegenden Luſtwald ‚ und erblich- 
te eine fehr helle Duelle, und einen fehr prächtigen Pallaft, der von Gold und Silber glänzere. Ob fie 
gleich in demfelben feinen Menſchen fahe: fo börete fie doch verfchiedene Stimmen, welche fie mit vieler 


Freunde 


5) Es foll wol Eros und Anterog feyn, und leterer Edelſteinen verſetzte Flügel; fan aber auch fo er: 

degn erſtern führen. Vielleicht wird übrigens dars Eläret werden, daß unfere Vorftellung es trefiich 
auf re: daß bie Liebe zwar blind ift, in ander erläutert ; indem die lat, Schriftſteller gemma, 
zer Abficht aber überfhüffig und zu viel zu ſehen fich gar. oft für oculus yon den Baͤumen, brauchen : 
bünfe; und fan eine eiferfächtige Aufmertfamkeit daß alfo auch auf die erfte Bedeutung, Fan ange 

auf feinen blind ergriffenen Gegenftanb, andeuten. fpielet werden, 

Ovidius gibt dem Eupido alas gemmatas , mit 





nl TE a RL RT —— 





Von dem Cupido. 59 


Freundlichkeit hieſſen willkomm ſeyn, und ihr allerley Dienſte anboten. Sie machte ſich demnach eine 
ſehr groſſe Freude daraus, in einem fo koſtbaren Pallaſt ihren fernern Aufenthalt zu genieflen ;. zumalen 


3 die Nymphen (deren fie zwar Feine ſehen fonnte) eine [ehr angenehme Mufic anſtimmeten. Als die 


acht anbrach, und die Prinzeffin fich zur Ruhe niedergelegt hatte , fam der beftimmte Bräutigam zu 
ihr, welcher die ganze Nacht bey ihr lag, aber vor Anbruch des Tags wieder feinen Abfchied nahm; alſo 
daß Pſyche ihn nicht fehen noch erkennen konte; und dieſen unbekannten Befuch genoß Pfyche von ihrem 
Bräutigam h lang, bis fie von ihm ſchwanger wurde, - \ 

- 87% Inzwiſchen waren die Eltern derfelben fehr befümmert und begierig zu erfahren, was fie 
für ein Schickfal mochte gehabt haben, und ihre Schweftern fingen auch an, genau nach ihr zu forfchen. 
Eben viefes vertraute der Braͤtigam feiner Pfyche, warnete fie aber zugleich, daß fie fich vor dem Um⸗ 
gang ihrer Schweftern mögtichft hüten möchte ; weil fie dadurch gar leicht in ein geoffes Unglück wuͤrde 
verſetzet werden. Anfangs folgte Pfyche zwar der Ermahnung ihres Gemahls, und gab fic) zu frieden: 
nachdem fie aber nachgehends ihren gegenwärtigen Zuftand etwas genauer betrachtete, hielte fie fich fuͤr 
ſehr ungluͤcklich, daß fie gleichfam wie in einem Gefängniß eingeſchloſſen, und ihr nicht einmal erlaubt ſey, 
mit ihren leiblichen Schweftern zu ſprechen. Wie fie nun hierüber immer betrübter wurde, erlaubte ihr 
es ihr Gemahl endlicy, daß fie ihre Schweſtern fprechen möchte, erinnerte fie aber zugleich, daß fie der⸗ 
felben Rath feineswegs folgen follte, warn fie von denfelben etwa möchte ermahnet werden, daß ſie dar⸗ 
auf bedacht feyn follte, ihren Bräutigam einsmal in feiner eigentlichen Geſtalt zu ſehen. Dieſemnach 
Bat eben derjenige Weſtwind, welcher die Phyche in dieſe prachtige Wohnung gebracht bat, aud) ihre 
Schweſtern herbengeführet, Pfyche, welche über derfelben Ankunft innigſt erfreuer war, erzehlete denſel⸗ 

ben alles, wie es ihr ergienge, und rühmte infonderheit, daß fie einen fehr ſchoöͤnen und wohlgeſtalten 

Juͤngling zum Mann hätte, gerade, als ob fie denſelben täglich mit Augen ſahe ; und nachdem ſie ihre 

Erzehlung geendiget hatte; gab fie ihren Schweftern reiche Geſchenke von Silber und Gold , und fehickte 

fie damit wieder zuruct, Weil aber diefe Die groffe Gluͤckſellgkeit ihrer Schweſter mit neidiſchen Augen 

anfahen ; waren fie darauf bedacht, wie fie derſelben ein Verderben zurichten möchten. Wie ſie nun das 
andere mal zu ihr Eamen, und merften, daß ihre Schwefter in der Erzehlung von ihrem Mang Ihnen 
- ganz andere Umftände meldete, und alfo nicht auf einer Rede bliebe: fo machten fie Davaus den SluB, 

Daß Pfyche denfelben noch niemalen müffe recht geſehen haben, und viethen ihr, daß fie nicht ruhen folfe 

te, bi fie Hinter die wahre Befchaffenheit der Sache kommen würde , fich anftellende, als ob fie jr! des 

roſelben Wohlfahrt äufferft beforgt wären; ja fie machten ihr fo gar angft, als ob ihr Braͤutigam nichts 
anders, als ein ungeheurer Drach fen, wie folhes von dem Drafel fey befajrieben worden; und daß 
fie daher nichts anders, als ihr gröftes Unglück und Verderben zu gewarten haͤtte. Pſyche, welche bier« 
durch in eine nicht geringe Angft geſetzt war, vergaß daruͤber alle wohlmeinende Ermahnungen , die fie 
von ihrem Gemahl empfangen hatte, und fragte ihre Schweftern ganz ereuherzig, was bey der Sache 
‚zu thun ſey? Diefe ‚aber riethen ihr, daß fie in der Macht heimlich eine Lampe und ein Schermeſſer bereit 
‚halten, und warn fie im Schlaff ihres Siebhabers fepen würde, daß er ein folcher Drach ſey, ſollte {ie 

m mit bem Schermeffer alfobald den Hals abfchneiven. > 

$ &. Wienun ihre Schweitern durch den Weftwind wieder fortgebracht waren; fd war Pſyche 
darauf bedacht, wie ſie den angegebenen Anſchlag vollziehen möchte. Sie machte deswegen die Lampe 
famt dem Schermeffer zu recht, und als fie vermerfte, daß ihr Bräutigam fehlief , trat fie unvermerkt 
aus ihrem Bert, und beleuchtete ihn; woben fie zu ihrer groffen Verwunderung und Beſtuͤrzʒung wahr 
nahm, daß er nichts weniger, alsein folcyer Drach, fondern Cupido felbit fey ; welches fie an deſſen roͤth⸗ 


‚ Fichten Wangen, den goldgelben Haaren, und den weiffen Firrichen ganz deutlich erfannte, Ueber Die. 


em Anblick war Pſyche, die ſich erinnere, daß fie Wi i 
e Willens gewefen, fhn umzubringen, dermaſſen auſſer 
“ — daß ſie an war, fich ie zu ensteiben , vor Schreden aber entfiel ihr das Mefier 
iS fi a Hierauf ließ fie nicht ab, diefen Cupido noch genauer zu betrachten, und wurde gewahr, 
aß ſein Fee Pfeile und Köcher unten an dem Bert lagen. Indem fie aber die Pfeile in die Hand 
— * este fie fich damit in etwas, Don ungefähr fiel ein heiſſer Tropffen Dehl aus der Lampe auf 
es Cupibo Schulter, worüber derfelbe erwachte, und alfobald davon floge. Pfyche ergriff ihn zwar 
an dem Fuß, aber er ließ ſich dadurch nicht aufhalten ; fie fonnte nicht lange mit fliegen, und fiel endlich 
auf die Erde. CEupido fegte ſich auf einen Copreffenbaum, und verwies ihr ihre Unbedachtfamfeit, Pfy« 
he, weiche Hierdurch in die Auferfte Berzweifelung gefegt mar, ſturzte fich in einen Stuß, um ich in ben: 
felben zu erfäuffen; allein der Fiug, welcher für fie, ats eine Gemahlin des Cupido, alle Hochachtung hat⸗ 
te, warf dieſelbe alſobald wieder an das Ufer. Bald darauf traf ſie den Hirtengott Pan an, welcher fie 
in ihrem Unglück tröftete, und ihr den Rath gab, daß fie den Eupido auffuchen, ihn um Gnade bitten, 
und ihn um das Ende ihrer Trübfat erfuchen folfte. Hſyche gieng deswegen weit und breit herum; end» 
lich kam fie in eine Stadt , deren König mit der einen-ihrer Schweſtern verheirathet war, Daſelbſt 

Pa je 


— — — — 























* 


60 Des dritten Buchs zwoͤlftes Capitel. 


zehlte fie ihrer Schweſter umſtaͤndlich, wie es ihr ergangen, weil fie ihrem Rath geſolget, und überrentte 
dieſelbe, als ob Cupido zu ihr im Zorn geſagt hätte, daß fie ſich feines Ehebetts unwürdig gemacht habe, 
und er nunmehr eine von ihren Schweitern heiraten wolle. Diefe Schwefter der Pſyche ließ fich fo gleich 
von einer eiteln Hoffnung einnehmen; deswegen verließ fie den föniglichen Gemabt, und begab fich auf 
den gewöhnlichen Felſen, in Meinung , daß fie die Weſtwinde ‚ wie fonft nad) dem Pallaft führen wuͤr⸗ 
den. Allein, da fie ſich in dieſem Vertrauen von dem Felſen herab ftürzte, aber fein Wind da war, der 
fie davon führen wollte , brad) fie den Hals. Durch eben dergleichen ‚Betrug ftürzte Pfyche auch ihre ans 
dere Schweiter in das Berderben, daß fie gleichfalls um das Kben fam; wodurd) fie ſich dann an bey« 
den fattfam gerochen hatte, Indeſſen aber hat ein gewiffer Vogel der Venus die Nachricht überbracht , 
daß ihr Sohn von einem heiffen Tropfen Oehl, das ihm auf die Schulter gefallen , fey verwundet wor⸗ 
den , wobey ihr derfelbe zugleich alle übrige Umftände erzehlete, auch fo. gar den Namen der Pſyche ent ⸗ 
deckte. Dieferwegen gab Benus nicht nur dem Eupido einen Verweis , fondern füchte aud) die Pſyche 
auf, um wegen ihrer Srechheit Straffe an ihr auszuüben , ob glei) Ceres und Juno für die Pſyche eine 
Vorbitte bey der Benus einlegten. 

$. 9. Pſyche zog aller Orten herum, ob fie etwa den Eupido irgend antreffen möchte, Unter 
andern Fam fie in einen gewiffen Tempel, wo fie der Ceres von den Aebren, die fie auf dem Feld bin 
and wieder aufgelefen., und in ein Buͤndlein gebunden hatte, ein Opfer brachte, und bate, daß fie,fich 
ihrer annehmen möchte. Diefe aber gab ihr zur Antwort, daß ihr derfelben Unfall zwar fehr zu Herzen 
gehe, allein ihr feine Hülfe verfprechen fünne, vielmehr follte fie es für eine Gnade halten, daf fie diefelbe 
nicht der Venus überantworte, Eben dergleichen Antwort befam fie auch von der Juno, welche fie in 
ihrem nah bey dem vorigen gelegenen Tempel angetroffen hatte. Endlich entſchloß ſich Phhehe der Venus 
ſelbſt zu Fuß zu fallen, und, wo moͤglich es dahin zu bringen, daß fie den Grofl fahren lieſſe; ſie machte 
ſich dabey zugleich die Hofnung, daß ſie den Cupido bey ſeiner Mutter antreffen ‚ und dieſer auch ein gut 
Wort für fiereden würde; wann aber aud) diefes nichts helfen würde, daß fie ſich den Tod anthun wolle, 

$. 10. Weil aber Benus der Pfyche, da fie fich derfelben ganz demuͤthig nahete ‚ fein Gehoͤr gab, 
fondern fo gleich auf ihren Wagen faf und davon flog, auch fogleich bey dem Jupiter anhielte, daß er die 
Pſyche durd) den Mercur aller Orten möchte auffuchen laffen: fo wußte diefe ſich nicht zu Helfen, und kam 
ungefähr zu einer von den Mägden der Venus, Namens Confuetudo (die Gewohnbeic), welche dies 
felbe fo gleich bey den Haaren ergriffe, und fie zu ihrer Frau, fortfehleppte, Diefe fchalt die arme Pfyz 
chen nicht nur fehr aus, fondern übergab fie annoch zwo andern von ihren Mägden, hemlic der Tri- 
ſtitia (dev Traurigkeit), und der Sollicitudo (der Dekümmerniß) ; damit fie diefelbe quälen moͤch⸗ 
ten. Ja Venus erh fuhr auf fie loß, riß ihr die Kleider vom Leib, nahm fie bey den Haaren und tras 
ctirte fie mit Obrfeigen, Hiernebſt ließ fie einen Hauffen von allerley Gekoͤrns, als Gerften, Hirfen, Mag⸗ 
famen, Erbſen, Unſen, Bohnen u. d. g. aufſchuͤtten, und legte.ihr auf, daß fie diefelben ausfuchen, und 
die mancherley Körner in Fleinere Häuflein von einander abfondern, mit aller diefer Arbeit vor Untergang 
der Sonnen annod) fertig werden follte. Anfangs war Pyche uͤber dieſen Befehl ganz beſtuͤrzt, es fans 
de fic) aber alfobald ein Haufen Ameiſen, welche dieſe Arbeit an ihrer Stelle verrichteten. Ferner befahl 
ſie ihr, daß ſie ihr einen Flocken Wolle von dem guͤldenen Fell gewiſſer wilden Schafe, welche auf einer 
Hoͤhe, da niemand zukommen konnte, an einem Fluß weideten ‚ bringen ſollte. Pſyche gieng deswegen 
an den angezeigten Ort; aber nicht ſo wohl den empfangenen Befehl auszurichten, als vielmehr ſich in 
den Fluß zu fürzen, und allen ihrem Kummer ein Ende zumachen : aber von ungefähr erfuhrfie von 
den ——— » welche, wie zur Zeit des Midas redeten, die Art und Weiſe, wie fie auch dieſe Wolle 
ohne Gefahr befommen koͤnnte; deswegen fie der Göttin quch diefe brachte. Es befahl ihr beswegen bie 
Venus von neuem, daß fie ihr ein Gefäß voll von demjenigen ſchwarzen Waſſer, deffen Quelle von ei⸗ 
nigen Drachen bewachet wurde, und ſich in den Hoͤllenfluß Styr und Cocytum ergoffe, holen füllte: als 
lein auch bier fand ſich ein Mittel ‚ wodurch Pſyche bey dem Leben erhalten wurde; dan es wrfchien ihe 
ein Adler, der ihr das Gefäß abnahm, und daffelbe mit dem verlangten Waffer anfuͤllete. Wie nun 
Venus fahe, daß Pſyche alle dieſe Befehle auf das fleiffigfte ausgerichtet ; gab fie ihr noch einen andern 
weit gefährlichern Befehl, daß fie nemlic) in die Hölle gehen, und in ihren Namen fich etwas von bet 
Schönheit der Proferpina ausbitten, und in einem Buͤchslein zuruckbringen ſollte, damit ſie (die Venus) 


dadurch denjenigen Theil ihrer Schoͤnheit, den fie über der Eur des Cupido verloren, wieder erfeßen Fönns 


te; und zwar follte fie alfobald wieder zuruck kommen, weil Venus, willens wäre, ſich in die Verſamm ⸗ 
lung der Götter zu begeben, und gern in ihrer vorigen Vollkommenheit erfcheinen wollte." Pſyche nahm 
dieſes nicht anders auf, als ob ihr zugemuthet würde, daß fie ſich felbft das Sehen nehmen follte, dieweil 
ihr fein anderer Weg befannt war, in die Hölle zu fommen. Desivegen nahm fie ſich vor, auf einen fehr 
hoben Thurn zu fteigen, und fich von demfelben berab zu ſtuͤrzen; allein diefer Thurn faate zu ihr, daß, 
warn fie durch dieſen Weg zur Höllen gehen wollte, fie nimmermehr wieder zuruck Fommen würde; viela 

> mehr 





* —54 
Tab. XXIV. = MM 












» J 
NN 1) 
f N 4 
| | 
| 
IN) 
ıl 
| 
u 
| 
5 
J 
|| 
| 
I 
| 
— 
— | 
| 
l 
| 
j 
\ 
| 





£ T URAN — —I 





N 
* Cupido et Psyche cum Gratis. 2. Psyche a Auobus Cupiüdinibus curru vecta. 5. Duo 
Cupidines ‚paptlionern 3 Psyrchen manu tenentes. 4- Cupido Loyrchen sub fo —— TE — 
onis excrucians.5.6.lupido et Psyche sese matıo complectentes. 7. Cupido face alasPsych- | 

65 adurens.8.Psıche in genubus.o Duo Cspidines cum Lby;che arbori alliganda.zo. Eros et Anteros. N 














Yon dem Cupido. 6 


mehr ſollte fie fich zu dem Tänarifchen Vorgebirg bey der Stadt &acedänton begeben, alwo fie einen ties 
fen ne Ad wuͤrde, welcher der eigentliche Eingang zur Höllen feye; daſelbſt follte fie zwo Schuͤſ⸗ 
fein, mit einem gewiſſen Brey von ſuͤſſem Malz oder Gerften «Medi, in die Hände nepmen, in den Mind 
aber zwey £leine Münzen legen. Ueberdas fagte er ihr vorber, daß fie mitten auf dem Weg einen hin⸗ 
kenden Efel, der mit Holz beladen, famt einem Gfeltreiber , der gleichfalls hinfend fey , und fie bitten 
würde, daß fie ihm das abgefallene Holz follte Helfen aufleſen, antreffen würde, dem fie aber feine Ante 
wort geben, fondern ihres Wegs forrgeben follte 5 ferner, fagte er ihr ’ wann fie an den Hoͤllenfluß, und 
zu dem Charon, kommen würde, fie dieſem eine von den Miünzenanbieren follte, damit er fie über Dies 
fen Fluß führen möge; nachgehends würde fie zu den Abgeftorbenen kommen, welche fie um ihre Hilfe 
anrufen würden; fie folre aber auch bier fich nicht aufhalten , fondern immer forrgehen; wann fie ferner 
din zu dem groffen Hoͤllenhumd kemmen wiirde, follte fie ihm eine von den zwey Schuͤſſeln mit Brey dar⸗ 
ſtellen, und darauf geraden Wegs zur Proſerpina geben , welche fie gatız freundlich aufnehmen, und zu ei⸗ 
ner koſtbaren Mahlzeit einladen würde, welches fie aber nicht annehmen, fondern vielmehr ſich auf die 
Erde niederfegen, und ein ſchwarz Stuͤck Brod eflen folfte darnach follte fie der Proferpina bie Urfache 
ao elf erzehlen, worauf Diefe ihr das verlangte geben würde. Bey der Rucklehre follte fie Die zweyte 
hüffel mie Brey gedachtem Hund, und bie andere Münze dem Charon geben, wie bey der Hinreife, inſon⸗ 
derheit aber ſollte fie ſich huͤten, Daß fie nicht etwa aus Borwig Die 
ale Pa zu befepen, ' Auf foldye Weiſe hat Pſyche der Venus: von 
überbracht. ER 

$. 11. ide Pſyche Fonnte es dennoch nicht über das Herz bringen, daß fie nicht bey dem 
Ausgang der Hölle die Büchfe eröffnen füllte „ in Willens ) daß fie niche nur das Präfent genau betrach⸗ 
ten, fondern auch zugleich ein Stüclein von diefer Schönheit für fid) behalten wollte, Sie traf aber“ 
bey Eröffnung diefer Bitchfe nichts darinhen, an, als einen holliſchen und fchlaffbringenden Dunft, das 
von ihr der Kopf fo gleich dermaffen’ eingenommen wurde, daß fie von Stund an in einen tiefen Schlaf“ 
»erfanfe, auch nimmermehr davon mieberum woͤrde ermacht ſeyn MEN nicht Enpido, welcher indeſſen 
von feiner Wunde geheifet noar, und durch ein Fenſter ſich Davon gemacht hatte, feine liebe Pfychen aller‘ 
Drten aufgefucht Hätte, Diefer traff fie alfo ſchlaffend an, und weckte fie auf, nachdem er fie mit ſeinem 
Pfeil ein wenig geſtochen hatte,“ Eben derfeibe. derſchloß den fehlafbringenden Dunſt aud) wieder von 


neuem in die Büchfe, damit fie diefeibe feiner Mutter bringen möchte, Er aber begab: fic) — in 
eib hast 


der Proferpina das verlangte‘ 


dem Jupiter, welcher die Got i fahl, daß Eupi m 
pido die Pſychen zu 
⸗ ter zuſammen berieffe, und bef ? ; daß dafernie 


ben follte;; womit auch die Ve N b Mercur Befehl 

Si nus nunmehr zufrieden war. Er gab aud) dem ercur Befehl, 

Diochen von Stund an in den Himmel En (ke, Pfpche ward denmach in den Himmel aufgenoma 

Se einen fie der Götter. ihren Trank und Koft genoſſen, mit der — —— * 
eitmahl führt r e eine To o⸗ 

Iuptas (die Wollu ER den Reyben, und nichtlang hernach geba r —* 7 


1. Diefes iſt die artige Fabel t . eh welcher alle Umſt 
Weiſe zu erklaͤren ſind, und übert ne ie A Unheil die unordentliche Begierde anrich⸗ 
ten koͤnne; ſintemal unter dem Cupido eben diefe unordentliche &uft, unter Der Pſyche aber die menfchliche 
Seele verftanden wird. Man muß aber diefes aiſo annehmen, daß man aus den vornehmſten Umftäns 
den ſich gute Lehren mache. Alfo wann 5. E. 'gefagt worden, dab die Magd der Venus, die Confuetu- 
0, die Pſychen mit den Haaren ergriffen, und zu der Venus init foregefehleppt habe , diefe aber biefelbe 
der Triftitia und Sollicitudo zu plagen übergeben habe; ſo wird damit angezeigt, daß die Gewohn⸗ 
beit die Menfchen, bisweilen auch wider ihren Wilfen, zu ſolchen Dingen verleite, Daraus hernach allerleny 
5 und Kummer entſtehen, davon man nicht eher loß wird , bis man fein Unrecht erfene 
und berveuet, 


ande auf eine verblümte 


mahlen, auf welchen Cupido und diefe 
einem Zwoyfalter, abgebildet ; fintemal 


Tabı, | 

XX. | 
| 
r 


$. 13. Uebrigens fehlet eß Feinesivegs an folch & i 
ER O wegs an folchen Den 
Diyche au feben find, Pſyche wird insgemein, mit Flügeln von FT > De Eis z 
biefes Snfect bey den Alten durchgepends für ein Yild der Seelen angegeben wird, 1 ab. XXIV. Fig, 1 
jeden wir einen Abdruck von einem Marmor, auf welchem Cupido und Pfche zweymal vorgeftelet werben, 


wie fie ſich umarmen In dv » + ‚ » ip} 3 ſch di A Terften zweyen 
er Mitte zei ch bie drey Gratien unter welchen bie aͤuſſerſten, zIDEDE 

neben Ihnen ſtehenden Cupidinibus, bie — gleichwie auch weh andere Cupidines an den 
’ sofäffe mit Blumen aber find bloß zum Zierrat 


beyden Enden diefes Marmors | 
u fehen find; die drey Gefälle i in 
beygefuͤget worden, Ganz be if vi Fig. 0 Pfpche auf einem kleinen Wagen fährt, und in 
* rechten eine brennende Fackel, in der linken aber zwey Litbaͤnder führet, mit welchen fie zwey Cupi⸗ 
ines, die vor ihr her fliegen, zu leiten feheinet, In ber That ex ziehen dieſe Pſychen mit dem N 
Ä i 





Büchfe eröffne, um etwa das Stüds 








62 Des dritten Buchs zehented Capitel. Non dem Cupido. 


wohin fie wollen, und ber Fleine Wagen folget von ſelbſt nad. Beyde Cupidines halten einen $ors 
beerzweig in der Hand. Daß Hierunter etwas moralifches verborgen liege, iſt deicht zu erraten. Pfyche 
nemlich, als die Seele des Menfchen, hält -eine brennende Fackel in der. Hand um den Cupklinibus 
oder Begierden den Weg zu zeigen, den ſie gehen ſollen. Dieſe Fackel aber iſt das Licht der Vernunft, 
welches die unordentliche Begierden der Menfchen öfters verachten, und die Seele nach fich ziehen , mo» 
bin ſie immer wollen; und eben deswegen halten dieſelbe, zum Zeichen ihres uͤber die Bernunft erhaltenen 
Siegs, torbeerzmweige, Eben dahin zielet auch die-folgende Fig. 3. wo zwey Cupidines einen Zweyfalter 
an den Slügeln faflen, und ihn alfo hin und ber reiflen. Fig.4, feyen wir.einen Zweyfalter, der an eis 
nem Daum veſt gemacht iſt, und vor.dem ein Eupido ſtehet) der in der linken einen groffen Nagel, in 
der rechten aber-einen Hammer, führer, In ben :beyden folgenden Figuren Fig, 5. und 6. erfcheiner aber 

mal ein Cupido mit ſeiner Pſyche die ſich umarmenz Fig. 5.ift dieſes annoch beſonders merkwuͤrdig, 
| daß Cupido einen Mantel anhängen Hat, und in der rechten Hand eine 

| 

| 





( brennende Fackel haͤlt. Der fol 
gende Cupido Fig. 7. der in der linken feinen Bogen hält, ‚mit der recht a Er 


en aber eine brennende Fackel ges 
gen die Erde kehret ‚mag diefes wohl-thun, um dem an der Erde fiSenden Imenfaen die ee 
brennen. ‚Fig. 8. fehen wir ‚eine Pfychen , welche auf den Knien lieget, und die Haͤnde auf den Ruͤcken 
9 gebunden hat ; womit fo viel-gefagtwird,, daß das Gemuͤth gleichſam gefangen und gebunden fey, wann 
i es dem Trieb der böfen Begierden folge. Fig, 9, fehen wir, daß Eupido die Pfychen ſo gar an einen 
Baum anbindet, und ein anderer, ſo dabey ſtehet, Mine macht, «als ob «er dieſelbe mit einer Ruthe 
ſchlagen wollte. 








ros wird fuͤr einen Sohn des Mars und der Venus ausgegeben; und foll die Themis einsmals zu der Bes 
nus gefagt haben, ihr Sohn Eupido würde:nicht ehender wachfen., bis daß ſie noch einen Sohn würbe 
geboren haben ; deswegen habe fie. von dem Mars noch einen Sohn empfangen „ den fie Anteros genen« 
ner hat, Es wird aber hierunter nichts anders verftanden, als die Gegenliebe 

| leuterung über den Virgilius, haͤlt diefen Anteros für-ein Mittel wider die Siehe, 

demſelben zu Ehren seinen Altar gebauet, auf welchem :er,als «ein fhöner Rn ab,'v 
| feinem Schoos zwey Hahnen ’*) Hielte, die-er antriebe Ddaß fie mit den Schn 
| dem Kopf pidten. Pauſanias macht von worgedachtem Altar folgende Befchr 
ir 208 bedeutet zwey Cupidines, oder eine wechfelsweife Siebe ; ‚daher dann auch) 


Servius,in feiner Er⸗ 
Die Arhenienfer Hatten 
orgeftellet wurde, der in 
äbeln ſich einander nach 
eibung: Erosund Antes 
Ovidius von der Venus 


f 
S. 14. Endlich müffen wir bier auch von dem Anteros etwas weniges beyfügen, Diefer Antes 


ſagt, daß fie geminorum mater:amorum fey. Eben diefer Paufanias ſagt, daß Diefe beyde 
J alſo vorgeſtellet worden, daß Eros einen Palmzweig 'hielte,, den ihm Anteros aus 

der Hand zu reiſſen trachte, wie ſolches Fig, zo, zu 

ſehen iſt. 


S. oben d. 2. Anmerk. (11.) 





| | | Griechi⸗ 











Sriedifher und Roͤmiſcher 
Olterthuͤmer 
Zweyter Theil des Erſten Bands, 


welcher inſonderheit 


von denjenigen Gelben, die unter die Goͤtter verſetzet wor⸗ 
den, und andern Griechifchen und Roͤmiſchen Göttern 


handelt. 
| SUSSICHIHICYUWEITT 


Das erſte Bud), 


Bon dem Hercules und Bacchus, ſamt andern 
Göttern, welche den Bacchus zu begleiten pflegten. 


Das erſte Sapit. 
Son dem Sercules und deſſen beſchwerlichen 
Verrichtungen. 


§. I. 


— Sadıe, daß bey den alten Schriftftelleen von mehr, als einem Y), — Opa 
und Bildf if “ b erühmtefte unter allen aber, auf welchen aud) meift alle alte enfmahle 
worden eulen abzielen, indem er fo wohl bey den Griechen, als Römern, in Ehren gehalten 
des Thebanifchen Ko tar derjenige, welcher für einen Sohn des Jupiter und der Alcmene, der Gemahlin 
‘upiter ein Hi (6 ÄRA Amphitryon 2) ausgegeben wird. Nach der gemeinen Erzehlung nemlich ſoll 
Billinge geboren ai Alcmene, unter der Geftale ihres Ehegemabls, — haben , worauf dieſe 
Sphichus, (oder gr dir einer dieſer Hercules, den fie von dem upiter empfangen , ber andere aber 
ſichert haben vn Su den Amphiteyon mit ihw-gezeuger, ſoll geweſen ſeyn. Jupiter foll endlich vers 
(das eine dorfelben gr * von den zweyen Kindern, mit denen die Mutter damals ſchwanger gienge , 
ſchen Königs Sthenel, eben diefer Hercules, das andere aber, wie einige fagen, der Sohn bes yeänie 
band und Herrfchaft — vor dem anderen dag Sicht dieſer Welt erblicken würde , auch zugleich Die Ober⸗ 
Jupiter fehr eiferfüchti r das andere erhalten foltez daher dann mo , welche über bie Kebeshaͤndel des 
ner Mutter ſchon im — die Geburt des Euryſtheus dermaſſen beſchleuniget habe, daß derſelbe von ſei⸗ 
enden Monat ihrer Schwangerſchaft zur Welt gebracht worden. Doch Ken 

22 ander 


W 1 — — — 
) Cieero B. 3. von der Natur der Goͤtter zaͤlt 5, ar hoͤret deſtoweniger hieher) ie ungewiſſer und weit 


—— — are bie bereieenen Bepnamey fehmweifiger meilt alles iſt. 

; beſonders gered y 

ii Pe H aber Varro44 gegehlet. D) md 3) Der meifte Inhalt bes erften Luſtſpiels bes Plau⸗ 

ee wie weit fie mit der bi tus befteher aus biefer Geſchichte; fo auch bee 
ndern Geſchichte zu vergleichen, ges Name deffelden, Amppitryon, anzeigeh 











Tab. 
XXV. 


64 Des erſten Buchs erſtes Capitel. 


andere, es habe die Göttin Pallas die Juno in ihrem Zorn zu befänftigen gewußt, daß fie nicht ni kei⸗ 
nen fernern Umwillen gegen den jungen Hercules behalten, fondern denfelben fo gar bald nach feiner Ge— 
burt an ihre eigene Bruft gelegt, und ihn geſtillet, wodurch diefer die Unfterblichkeit eingefügen habe. 
Inzwiſchen ftimmen dennoch die meiften darinnen mit einander überein, daß uno allerdings einen fehr 
groſſen Haß gegen den Hercules gehabt, fo, daß, da er als ein Eleines Kind in der Wiege *) lag, fie bald 
nach feiner Geburt unverfehens zwey groſſe Schlangen oder Drachen geſchickt, damit diefe Kinder moͤch⸗ 
fen von ihnen erwürgee werden, Apollodorus hingegen gibt vor, daß diefe zwey Knaben Damals ſchon 
ade Monat alt geweſen feyen, und daß, nad) dem Zeugniß des Pherecydes, Amphitryo felbft diefe Dras 
chen in das Schlafzimmer feiner Kinder gelaffen habe, um zu erfahren, welches von beyden den Jupiter 
zum Vater habe; welches er auch ſogleich daraus habe abnehmen koͤnnen, da Hercules Die Scylangen bey 
dem Hals ergriffen und erwürger, ; 

$. 2. Diefer Hercules hatte in feiner Jugend verfchiedene Sehrmeifter, welche ihn in allerley Kuͤn⸗ 
fen und Wiffenfchaften unterrichteren. Die Kunſt nemlic) den Bogen zu fpannen , erlernte er von dem 
Teutarus 3), einem Scythiſchen Hirten; Linus unterwiefe ihn in der Gelehrſamkeit. Eumolpus in der 
Mufic, Harpalycus in der Ringkunft, und andern dergleichen Seibesübungen; Autolycus in der Kunft 
mit Wagen zu fahren, und Amppitryo in der Reitkunſt. Die Sternfeherkunft aber foller von dem Ehis 
von, und die Geſchicklichkeit, die Waffen zu gebrauchen, vondem Caftor erlernet haben. Aelianus hin« 
gegen gibt vor, daß ihn tinus auf einem gewiſſen muficalifchen Inſtrument unterrichtet habe, welches mit 
einem plectrum (eine Art eines Streicyers oder Fidelbogens) gerühret wurde, und daß, als er ſich etwas 
ungeſchickt aufgefuͤhrt, und Linus ihn deswegen mit Worten beſtraft, Hercules ſich daruͤber dermaſſen 
entruͤſtet habe , daß ex feinem Lehrmeiſter den Streicher fo ſehr über den Kopf geſchlagen, daß er todt mies 
dergefallen, Uebrigens war derſelbe von einer fehr anfehnlichen Statur und ungemeiner Gröffe, alfo zwar, 
daß er nach unferm Maß vier und eine halbe Elle, oder neun Schuh lang, foll geweſen ſeyn; desgleichen 
foll er drey Reyhen Zähne in feinem Mund gehabt Haben. 
nes. Knabens, woben die Geiehrten nicht einig find, ob fie den Hercules als einen Knaben, oder aber deſ 
fen Sohn Aventinum, vorftelle; fintemal bekannt ift, daß, gleichwie die Alten faſt alle und jede Dinge uns 
ter menfchticher Geſtalt vorgeftellee, fie auch den Berg Aventinus , den fie für einen Sohn des Hercules 
angegeben, in eben dergleidyen Geſtalt vorgeftellet haben. Doch ift es fehr wahrſcheinlich, daß dieſe 
Bildſeule den jungen 4) Hercules vorſtelle. Der gelehrte Ritter Mlaffei, ſſt der Meinung, daß diefe 
Statue vielleicht denjenigen Genium, der den Winter vorftellet, bedeuten fonne, Dann, wie er vorgibt, 
haben die Alten die vier Jahrszeiten unter ber Öeftalt vier Knaben oder Genii vorgeftellet, denen fie zur 
Unterſcheidung gewiſſe Srüchte oder Thiere zugefellet Haben; über das follen fie auch Kränze aufgehabt ha» 
ben, welche aus den Fruͤchten der verfchiedenen Jahrszeiten geflochten waren, aß eigneten fie den Frühe 
ling dem Mercurius, den Sommer der Sonne, den Herbſt dem Bacchus, den Winter aber dem Hercus 
les zu. 
§. 3. Nachdem Hercules zu mehreren Jahren gekommen, begab er ſich einsmals an einen einfas 
men Ort, um ſich zu befinnen, was für eine Lebensart er erwehlen wolle, Da find ihm zmey Weiber 
erſchienen, deren die eine, welche die Tugend foll gewefen feyn, ſehr ſchoͤn war, und-ein majeftätifches 
Anfehen hatte, wobey ihr zugleich die Zucht und Keufchheit aus den Augen leuchtete ;_ fie war mit einen 
weiſſen Kleid bedecket: die andere, welche von einigen für die Gluͤckſeligkeit, von andern aber fuͤr die 
Wolluſt gehalten wird, war etwas ſtaͤrker vom Leib, und von lebhafteter Farbe, anbey ſahe fie frey 
und leichtſinnig um ſich, und konnte man an ihrer praͤchtigen Kleidung zum Theil erkennen, wer fie ee 
war feyn möchte. ine jede derfelben fuchte ihn auf ihre Seite zu bringen 5); er aber fehlug ſich endlich 
auf die Seite der Tugend, welcher er auch nachfolgte. Weil er aber durch ein gewiſſes Schickſal feiner 
Geburt, dem Willen und Befehl des Mycaͤniſchen Königs Euryſtheus gewiſſer maſſen unterworfen war, 
und demfelben zu Gebot ftehen mußte, dieſer aber von der Juno auf alleriey Art und Weife gegen ihn ver» 
begt wurde: fo mußte er fein geben unter allerley ſchweren Drangfalen und Muͤhſeligkeiten binbringen, 
Insgemein wird er mit einer groffen Keule und einer Loͤwenhaut, die er dem Nemaiſchen Loͤwen abgezo⸗ 
gen, vorgeſtellet, und ſoll dieſe Haut die beſondere Eigenſchaft gehabt haben, daß ſie mit keinerley ee 

we 


) Wozu man einen Schild gebraucht, ben Amphi⸗ 


wythol. Lericon und fonft, gefagt wird, baf er ein 
tryon erbeutet. 


eplum befommen. 


4) Wie bie Alten vorgeben, foll er 16 oder 18 Jahr alt 


Tab. XXV. Fig. 1. jeiger ſich die Geftalt eis: 


3) Apollodorus nennt ihn Euryſtus; und meldet, 
daß HZercules von verfchiedenen Göttern Maffen 
befommen, darunter Mineroa hm einen Schild, 
(rare) gefchentet. Im griechifchen hat unriche 
Sig wiraor geitanben ; daher im Heder ich ſchen 


den Loͤwen, ſo um den Berg Cithaͤron herum 
gefreifet, erleger haben, 

5) Man Fan ihre verfichten Ueberredungen beym Xe⸗ 
nophon in der Sammlung der merkwuͤrdigen Ro 
ben des Socrates, ſchoͤn nachgeahmet finden. 














- e — 


nn —— 






— 

ER — — IMNIEHAUINMIMLLUNNU 

2 ; Yuma Horculis cum Hırdra Lernea. 4.Hercules columnas 

j humerisg, estans.4.Idem — aurea Hesperidum auferens.5. Adern Gigantem clava_ 

9.Jdem Antoum — * s@ypho, quem Africam peragrans asole acceperat.y. Jdem. clava tauri capıti. innıwus. 
n. constringens et sufjocans.g. Idem. Cerberum. ex inferno deducens.20. Idem eundem. 


Crrberum 7. 
@queo constrü 
; sirin ‚ . ; : ? 
(gens.211.Idem. cum pomas Hesperidum. ‚12. Jdem. clava ınnızus . 














Bon denn Hercules. 65 


wehr konnte durchſtochen oder verletzet werden ; daher er ſich auch derſelben bisweilen an ſtatt eines Schilds 
bedienet hat; ſonſt fuͤhret er auch wohl einen Köcyer, Bogen und Pfelle, aber gar felten. Il 

$. 4. Die ihm von dem König Euryſtheus auferlegte ſchwere und gefährliche Berrichtungen, de⸗ —9 
ren insgemein zwoͤlf angeſuͤhret werden, ſind von den alten Poeten in ihren Fabeln ſehr vervielfaͤltiget | 
| 
| 





worden 6); indem fich faft ein jedes Reich und Provinz um Die Ehre bewarb, auch ein Schauplaß zu heife | 
fen , wo diefer Hercules eine oder die andere von feinen erffaunenswürdigen Thaten verrichtet habe. Das 1 
het trifft man hier und da fehr viele alte Denfmale an, auf welchen dieſer Hercules und feine Abentheure 
vorgeftelfet werden, Unter denfelben aber finden ſich dennoch unterfchiedene, deren Die FBabelbefchreiber zwar | 
mehrmals gedenken, davon man aber Fein altes Monument aufweifen Fan. Welchergeftalt Hercules eis | 
nen $öwen erwürget, den Cerberus aus der Hölle führer, den Antaͤus in der Luft erſticket, davon finde | 
man hier und da vielerley Vorftellungen; da hingegen deſſen übrige harte und gefährliche Unternehmungen A 
entweder gar felten, oder fo vorfommen , daß man diefelbe kaum ertennen fan, | 
5. Öfeichwie aber Hercules für ſich felbft eine harte und muͤhſelige Sebensart erwehlet hatte : I 
alfo Hat er infonderheit auf Befehl des Euryftheus viele: gefährliche Dinge unternehmen muͤſſen. ‘Das er« 1 
fte war: der Kampf mit dem Nemäifchyen Sören, weldyer die benachbarten Felder verwüftete, und mit | 
feinem Gewehr Fonnte verleget werben. Hercules ift in dem fechz | 
Amppiteyon 7) hinaus geſchickt worden, um der Schafe zu hüten, ald er dieſes grauf { 
wens anfichtig worden , iſt ev alfobald auf ihn 08 gegangen, und bat alle Pfeile, die er in feinem Koͤ⸗ 
cher gehabt, vergeblich nach ihm abgeſchoſſen; indem feiner durchdrange; auch ſoll er fo gar ſeine Heu⸗ 
le, die entweder ganz eifern war, oder doch ſtark mit Eifen beſchlagen gewefen , auf deffen Kopf und Ruͤ⸗ 
den ent zwey gefchlagen, und bed) nichts ausgerichtet haben. Wie er dieſes fabe; ‚ergriff er endlich den 
Löwen mit freyer Fauft, und zerviije denfelben mit bloffen Händen ; worauf er ihm bie Haut abgezogen,und 
fid) derſelben ae als eines Schllds bevienet hat. Daß eben derfelbe die Junfzig Töchter des Boͤoti⸗ 


ehenden Jahr feines Alters von dem 
Shen Königs Theſpius in einer Nacht gefihmängert, und mit denfelben eben fo viel Söhne foll gezeuget | 


und fo bald er diefes graufamen Loͤ— 


haben, dabey wollen wir ung bier nicht aufbalten, Nachdem er hierauf ſich mis mancherley Feinden ber» 
umgefchlagen hatte, mufte er fich mir der Lernaiſchen Schlange einlaffen. Diefe ſoll ein vielköpfiges Uns 
—3— geweſen ſeyn, dem einige ſieben, andere neun, noch andere funfzig, und mehr Koͤpfe beylegen, und 
3 dieſelbe annoch dieſe befonvers Figenfehaft gehabt haben, daß wann einer derfelben herunter ges 
ne wurde, alfobald an vefien Stelle von neuem eben fo viele neue hervorwuchten , als noch übrig 
EW wo nicht der Stumpe des Haljes aljobald gebrannt wurde, Hiernebſt foll dieſe Schlange ein 
rien Khädliches Gift mit ſich getührer haben, daß wann ein Pfeil, Spieß oder ander Gewehr, damit E 
* unheilbar, und nicht anderſt, als tödtlidy waren. Diefe Schlange oder Drache 
ettwürgete 3 — an, indem fie nicht nur die Äecker verwuͤſtete, ſondern auch Menfchen und Vieh 
—— nun Hercules willens war, ſich auch an dieſe zu machen, ſo ſtieg er auf einen Wagen, 
ge, fondern auch > aus, feinem Fuhrmann, geführet, wurde, und er hatte Das Glück nicht nur diefe Schlan⸗ 
hie Fig: 2, in em & groffen Krebs, welcher derſelben Beyſtand leiftere, zu toͤdten. Diefen Kampf ſehen 
be redet, um ein abgebildet, mo die Schlange fieben Köpfe bat, Hercules aber feine Keule in die Hoͤ · 
hoben SAyie ch nad) dem andern abzufchlagen. Hinter dem Hercules ſtehet Die Minerva auf einer- 
fol fi) auf — — ne vielleicht fo viel bedeuten mag, dap fie ihm in dieſem Streit beygeſtanden. Ferner 
— n nn analifchen Gebirg eine HirfchEuh gefunden haben, welche eherne Fuͤſſe und güldene Ges 
Ai fonnte, Wie & der ſoll fie dermaffen fchneil auf ihren Deinen gewefen feyn, daß fie niemand einholen 
gen, weilfie Be ercules gefande war, Dicfelbe zu fangen, aber Bedenken trug, fie mit Pfeilen zu erle⸗ 
über den Flug Sad on fe gebeiliget war: fo feste er derfelben fo lang nach, bis er fie endlich, da fie eben 
dem König — ne ot , erhafcpte; worauf er fie aljobald auf feine Schultern nahm , und 


— * 
uͤber er hatte $ Mirchte fich aber Euryſtheus feibft vor dem Hercules, ſo, daß, ob er gleich die Herrſchaft 








’ das Her hatte, ſich vor demfelben fehen zu faffen; vielmehr hatte er ſich einen eher⸗ | 
ihm ficher feyn ma Gefäß, machen Laffen, in welches er ſich im Hall der Noch verfriechen, und vor 
men durfte; fondern wa auch verftattete er dem Hercules nicht einmal, daß er in die Stadt Mycena kom · 
niederlegen; wann abe er ein Ungeheur erleget, und herbey gebracht hatte, mußte er es vor der Stadt 

r Euryſtheus ihm einen Befehl geben wolte, geſchahe es durch einen De oder 
R oten. 








6) Cueretius; 
zehlet 
mehr. Einige haben Forintus 20, andere noch 


S d, an Eben fo verfchieden find auch die Alten, im Anſe⸗ 
himmliſchen Zeichen vergli hen. "beiten mit den 12 je der Ordnung der 


Arbeiten, ber vor oder nach? 
ehenden und eingefayalteten Umfiinde : wobey 





h 7) Andere unterichei 4— 
ſcheiden 2. Loͤwen ne einer € 
auf Amphi den von aufsuhalten, nider die Abſicht einer Erleute⸗ 
n als die EN — —— A Ye alter Denfinale läuft; ob gleich ſelbſt Monte 
ryſtheus aufgelegte Arbeit. Fawucon biefelbe zumeilen verlieret. 








66 Des erfien Buchs erfied Kapitel. 


Boten. Diefer befahl nun dem Hercules weiter, daß er das Erymanthifche wilde Schwein herbeybrin⸗ 
gen follte. Als er nun auf dem Weg war, diefem Befehl ein Genügen zu leiften, kehrte er bey dem Pho- 
lus ein, der ihn freundlic) aufnahm und wohl bewirthere, und unter anderm auch einen Föftlichen Nein 
vorſetzte. Wie nun die Centauri den Geruch davon empfanden,, liefen fie Herzu, um die Gefäffe., darinn 
der Nein war, wegzunehmen. Ob aber gleich diefelbe, an ftatt der Waffen, mit groffen Strunfen von 
Bäumen, Stücen von Helfen, u.d.g. verfehen waren : ſo wurde Hercules dennoch ihr Meifter; fintemal 
er viele in einem blutigen Streit erlegte, und die Übrigen in die Flucht triebe; worauf Pholus den Erſchla⸗ 
genen, als Berwandten, die gewöhnlichen $eichenceremonien halten lieffe. Weil aber eben diefer Pholus 
von einem Dfeil, den er aus dem Leib eines Centaurus heraus gezogen hatte, von ungefähr eine todtliche 
Wunde an der. Hand befommen : ift er wenig Tage hernach gleichfalls geftorben. “Gleic) darauf hat Her⸗ 
cules das Erymantifche Schwein fo lang im Schnee herumgetummelt und ermüder, Daß er folches endlich 
Tebendig fangen, und dem Euryſtheus bringen Eonte. Es war aber Euryſtheus damit noch nicht zu frieden, 
fondern legte dem Hercules alfobald wieder eine neue ſehr befchwerliche Arbeit auf; daß er nemlich des Aus 
gias, eines Königs in Elis, Ochſenſtall, in welchem 3000, Ochſen funden, in einem Tag veinigen, und allen 
Miſt hinaus ſchaffen follte ; wobey auch felbft Augias , der diefes für Anm oatlen kei , dem Hercules den 
zehenden Theil der Ichfen zu einer Belohnung verfprodyen bat, wann er diefen Stall in einem Tag aus⸗ 
miften würde. Ob aber gleich Hercules die Arbeit, wie jie befohlen war „, genau verrichtet , fo wollte 
dennoch Augias hernach fein Berfprechen nicht halten; Hercules aber war deswegen gegen ihn dermajfen 
entrüftet, daß er ihn mit einem Pfeil exrfchoffe. 

$. 7. Um den Stympbalifchen See in Arcadien, bielte fid) damals auch eine gewiſſe Art von 
abfcheulichen Vögeln auf, welche nicht nur alles wegftahlen und auffraffen, fondern auch fo gar der Men- 
fhen nicht verſchoneten. Wie nun dem Hercules gleicyfalls auferleget war , daß er diefelde vertreiben ſoll⸗ 
te, ſo ſagt man, daß er ſie auch mit ſeinen Pfeilen, die er nach ihnen geſchoſſen ‚in die Flucht gebracht 
habe. Andere hingegen ſagen, daß er fie durch ein ehernes Klapperwerk, welches Vulcanus verfertiget, 
und Minerva ihm Dazu verehret, vertrieben habe. Noch andere geben vor, daß dieſe Stymphalides eis 
gentlic) Feine Vögel, jondern Töchter -eines-gewiffen SNannes, Namens Stymphalus, gewefen ſeyn, wel» 
che, weil fie dem Hercules einsmals das Gaſtrecht abgefchlagen, und denfelben nicht bewirrhen wollten, 
von ihm ſeyn umgebracht worden. So oft aber die Götter über die riechen erzuͤtnut waren: fo haben 
fie denfelben allerley wilde Thiere und Ungeheure über den Hals gefandt ‚ welche ihnen zur Plage dienen 
mußten. Dergleichen waren der ungeheure Parnaſſiſche und Nemäifcye Löwe, das Calydoniſche, Eryman« 
thifche und Erommyonifche Schwein; desgleichen der wütende Ochs ‚den Neptunus den Leuten über den 
Hals gefchicht, welcher Feuer aus der Naſe ſchnaubete. Auch dieſen mußte Hercules fangen, und dem Eu⸗ 
enftheus zuführen; weil aber derfelbe den Göttern gewidmet war, fo wurde er alfobald wieder Tofige- 
laſſen. 

1 $. 8. Diomedes, König in Thracien., hatte fehr wilde und unbändige Pferde, welche er mit Men. 
fehenfleifch fütterte, und ihnen alle Fremde zu verzehren vorwarf, Wie nun Hercules von dem Euryſtheus 
den Befehl befommen hatte, daß er dieſelbe gleichfalls herbringen ſollte: erwuͤrgete er erſtlich den Dio— 
medes felbft, und gab ibn feinen Pferden zu freſſen; hernach bemächtigte er ſich auch der Pferde, und brach: 
te fie vor den Euryftheus; der lies fie auf dem Berg Olympus: wieder Lauffen, wo fie bald hernach von 
den wilden Thieren aufgefreffen- wurden. Bald darauf mußte Hercules, auf Befehl eben diefes Euryſtheus, 
der ſehr tapfern und ſtreitbaren Amazoniſchen Königin Hippolytaͤ den Gürtel, der das Zeichen ihrer Herr— 
fehaft war, abnehmen; welches ev auch glücklich bewerkſtelliget. Dann, nachdem er fich zu Schiff be— 
geben, und an dem Sand der Amazonen angelendet ; fand er zwar von den Brüdern dieſer Königin ans 
fänglich einigen Widerftand; nachdem er fie aber erleger hatte, bemächtigte er fich auch der Königin ſelbſt, 
welcher er den Guͤrtel mit leichter Muͤhe abnahm, und dem Eurpftheus überbrachte, 

$. 9. Kaum hatte er diefes ausgerichtet, fo mußte er auch des Geryons, eines Königs in Spa 

nien, Dehfen, welche von einer fehr wilden Art waren, und alle Sremden , bie ihnen zu nahe famen , 
auffraffen, abholen, und dem Euryſtheus nad) Mycenen bringen. Es wird hiernebft vorgegeben, daß 
diefer Geryon drey Seiber, die aneinander gewachfen waren, und an denfelben 3. Köpfe, 6. Arme und 
6. Füffe, gehabt habe; anbey foll er einen Hund:mit zween Röpfen, und einen Drachen mit fieben Köpfen, 
gehabt haben, welche vorgedachte Dehfen bewachen mußten. Wie nun Hercules nach Spanien gekom⸗ 
men, hat er ben Öeryon , den Hund, und Drachen, umgebracht, und die Ochfen davon geführet, zuvor 
aber an einem gewiffen Dre, Namens Cadir, zwo Geulen aufgerichtet , welche daher des Hercules 
Beulen genennet worden. Fig 3. fehen wir den Hercules, wie er diefe Seulen an den beftimmten Dre 
fortträgt. Nicht weniger merkwürdig ift dasjenige Unternehmen, da er in dem Garten der Hefperides, 
die. güldene Aepfel weggeholet hat, welche von einem Drachen verwahret worden, den er aber vorher 
umgebracht hat. Diefe Zabel wird Fig. 4. vorgeftellt, allwo Hercules die Aepfel von dem Baum abpflüs 
' det, 











ches Fig. 8. vorgeftelfer i 


Yon dem Hercules. 67 


det, der Drach oder Schlange aber, fo um den Baum gewicelt, ben Kopf herabhängen laͤſſet; welches 
ein Zeichen ift, dafs derfelbe ſchon getoͤdtet worden, Die Fabelbefchreiber geben vor, daß diefer Drach ein 
Sohn des Tuphon gemwefen fey, und Hundert Köpfe, nebft fo vielerley Stimmen, gehabt habe, Hier 
aber hat derfelbe nur einen Kopf: die Erzehlung der Poeten Fommen mit den alten Denkmahlen nicht ims 
mer überein, Die drey Nymphen, oder Hefperides, welche vor dem Baum ftehen, feheinen ſehr beftürzt , 
daß ihnen ein fo anfehnlicyer Zierrat ihres Öartens weggenommen werde, Eine derfelben fcheinet den Hera 
eules deswegen anzureden, und mit Worten zu beftrajfen; die beyden andern aber ſtrecken ihre Arme 
aus, wie es diejenigen machen, die fich beflagen, wann fie etwas Angenehmes verlieren follen. Sonſt werden 
diefe drey Hefperides für Töchter des Hefperus gehalten. Da wir oben von dem Jupiter handelten, iſt 
auch des Niefen Streits , in welchen diefer Hercules dem Jupiter gleichfalls fräftigen Benftand ſoll ges 
leiftet haben, gedacht worden ; und hier fehen wir Fig. 5. wie Hevcules einen diefer Rieſen, deren Schen⸗ 
kel ſich in Schlangen endigten, mit ſeiner Keule erleget. 

$. 10. Derjenige Hercules, welchen Fig. 6, vorftellet, hat diefes Befondere, daß er auf dem Kopf 
mit einer gewiflen Hauptzierde bedecket iſt, in der linken aber eine Trinkſchale hält. Es ſcheinet aber 
hiemit auf diejenige Begebenheit gezielet zu feyn, da Hercules auf feiner Reife nad) Spanien, um des 
Geryons Ochfen zu holen, unterwegs in Africa einsmals von den heiſſen Sonnenftrablen dermaſſen ema 
pfindlich geftochen worden, daß er aus Ungedult einen Pfeil nad) der Sonne adgefchoflen, als ob er die⸗ 
felbe tödten wollte; über welche Herzhaftigkeit die Sonne ſich dergeftalt verwundert, daß fie ihm zur Bea 
lohnung eine guͤldene Trinkſchale von ſoicher Groͤſſe verehret, daß er damit nicht nur ſelbſt, gleichſam als 
auf einem Schiff, aus Africa in Spanien überfahren, ſondern auch nachgehends ſamt den Rindern, die 


er dem Geryon abgenommen, auf eben derfelben zuruck fchiffen Eonnte; worauf er diefe güldene Schale 


der Sonne wiederum foll zuruck gegeben haben, Es Fan aber auch mit diefem Trinkgeſchirr auf diefes 
Helden Siebe zum Trunk 8) yefehen werden. Eine fehöne Bildſeule des Hercules ift diejenige, welche 
Fig. 7. zufeben, wo Hercules ſich mit feiner Keule auf einen an der Erde liegenden Ochſenkopf ſteuret, 


‚ welche Vorſtellung vielleicht auf die Erlegung des obgedachten Ochfens, den Meptunus den Menfchen zu 


ſchaden ausgefandt, eine Abficht Haben mag. Als Hercules aud) ehemals über das Pprenäifche Gebirg, und 
von dannen weiters nach Libyen, gereiſet war; ftieß er von ungefabr in dieſem Land aufeinen daſelbſt woh⸗ 
nenden Rieſen, welcher ein Sohn der Erde genennet wurde, und von einer ungeheuren Groͤſſe ſoll gewe— 
fen ſeyn. Sein Name hieß Antäus, und er foll über 60, Ellen lang gewefen fern, Dieſer hatte die 
Gewohnheit ‚ alle Fremde zu noͤthigen, daß fie fich mit ihm in einen Zweykampf einfaffen mußten ; die 
er aber jederzeit Durch Die Schwere feines Leibs erftichte. Eben diefer forderte auch den Hercules zu einem 
Kampf heraus, wurde aber von demfelben zweymal zur Erde niedergeworfen, daß er halb todt lag ; ſo 
bald er aber die Erde, als feine Mutter, berühret Hatte, befam er jederzeit neue Kräften, und wurde das 
von ftärfer und mutpiger, als vorher. Wie nun Hercules diefes merkte, hielt er ihn mit beyden Armen 
in ber Suft 9), und deuckte ihn dermaſſen veſt zufammen, daß er erftickte, und den Geift aufgab: wie ſol⸗ 

ſt. Nach diefem Streit machten fich auch die Prgmäi an ihn. Diefe wohneten 
in Libyen, und waren Leute, die nur einer Ellen lang gewefen. Wie nemlic) dieſe einsmals ſahen, daß der 
Hereules auf der Erde lag und fehlief, fo machten fie alfobald Anſtalt, denfelben anzugreifen, und ſich feiner 
zu bemächtigen. Sie theilten aber ihr Heer in gewiſſe Hauffen, davon der eine defien linken Arm, zwey 
andere aber den rechten Arm, weil dieſer ftärker war, angreiffen ſolltenz die Schügen und Schlenderer 
ftunden zu den Füffen; der König derfelben aber , welcher den Kern ber Armee bey fich hatte, war Wils 
Tens deffen Kopf, als die Hauptveſtung zu beftürmen, Auch war es bereits an dem, daß fie Feuer und 
allerley Kriegs, Mafchinen herbey brachten, gleich als ob fie eine förmliche Belägerung vornehmen wolls 


ten, Nachdem aber Her ; “ 3 us 
Armee Eleiner $ Hercules unter allen diefen Zurüftungen endlich von ungefahr erwachte, und Diefe 


res en pockte er fie alleſamt in feine söwenhaut, und überbrachte fie gleichfalls dem Euryſtheus. 


[8 er ferner nad) E A ſbſt den König Bufiri 
gypten reiſete? traf er daſelbſt den König Buſiris 10) an, welcher 
ein grauſamer Tyrann war, ur \ H Supiter e * 
dieſer dem Hercules gleidſo id alle Fremde dem Neptunus und Jupiter zum Opfer brachte. Wie nun 


eichfalls ieſſe: ſo uͤber i v ? » i iu 
nem Sohn; deren ee nachftellen lieſſe: fo überfiel er ihn unverfehens, und erſchlug ihn ſamt fei 


; ernach auf eben d * worauf vorber fo viele Fremde geopfert worden 
verbrennen lielle. Als er D & auf eben dem Altar, f vorher fi Fremde geopfi A 


achher auf den Berg Caucaffus kam, auf welchem Prometheus an einem Fels 
N 2 fen 


8) Macrohius meldet im 5 Buch der Saturn. c. ar 210) Soviel auch von ber Graufamkeit des Buſiris 
ausdrücklich, daß 22 ‚heros bibax geweſen, und daß bey den Alten vorkommt: ſo wenig ie 
man ihn mit einem Becher gebildet, man, einen König in Egypten darımter zu verfier 

9) Dig ift übernatürlich genug vorgeftelfer ‚ Hercules hen; Man fehe Marshams Carm, Yieutons 
ber 4 Ellen groß, hat ein Ungeheuer von 6o Ellen chronologiam ; Rirchers Oedip. tom. I. p.335, 
in die freye £ufft halten und erfüicken Einen. 


ſeq. und des Perisomius origines’Aegypt, 


eufe, die ſich um ihn gefagert hatten, erblickte, mußte er lachen; aber zu Beltraffung ide 





68 Des erfien Buchs erſtes Wapitel, 


| 

ll , s 
| f fen angefchmidet war, dem ein Adler beftändig die Leber aus dem Leib fraß: erlegte er nicht nur den Ad» 
ler mit einem Pfeil, fondern machte aud) den Prometheus von fesuen Banden los, Weil biernebft die 
Deianiva, eine Tochter des Deneus, Königs der Aeolier, erftlich zwar dem Fluß Achelous, nachgehends 
aber auch mit dem Hercules ehelich verſprochen war: ſo entſtund unter dieſen beyden Liebhabern ein Streit, 
welcyer von beyden dieſelbe haben follte, Indem nun Achelous ſich in der Geſtalt eines Ochſens mie dem 

| 





| . Hercules in einen Zweyfampf einlieffe: fo gelung es Diefem, daß er jenem das eine Horn vom.Kopf rifie; 
| worauf.berfelbe fich mit feinem noch übrigen Horn alfobald aus dem Streit zuruck 309, und den Hercules 
| bat, daß er ihm das abgeriffene Horn wiederum zuftellen möchte, Dargegen er ihm das Horn der Amalthea 
a zu geben verfprach;; mic welchem Erbieten Hercules aud) ganz wohl zu frieden war, und bernach viefes 
ü Horn der Amalthea, welches mit alleriey Früchten angefüllet war, dem Jupiter übergab. Einen neuen 
J Kampf hatte Hercules auch mit dem Cacus ı 1), einem Sohn des Bulcanıs, Es war aber diefer ein be⸗ 
N rühmter und mächtiger Straffenräuber ‚ ber drey Köpfe hatte, und vor deffen Räubereyenin Italien nichts 
J ſicher war. Wie nun dieſer ſich unterſtunde, ibm auch Die Hehfen megzucapern, welcheer mir groffer Mu— 
I be und Gefahr aus Africa gebracht hatte, iſt er von ihm auf dem Derg Aventinus gleichfalls erwuͤrget 
J worden, Gleicher Weiſe hat er den König der Inſul Cb, Eurppylus, welcher ein greulicher Tyrann ges 
weſen, mit feiner ganzen Familie bingerichter ; auffer deſſen Tochter Chalciope, mir welcher er den Thefr 
—9 ſalus, von dem hernach Theſſalien den Namen bekam, erzeuget hat. Als er hierauf nach dem Atlantis 
ſchen Gebirg reifete, bat er die beyde Rieſen Albion und Bergion ı 2) mit feinen Pfeilen verfolger, und, 
9— nachdem er ſolche alle verſchoſſen, enduch mit Steinen welche der Jupiter ihm zu Gefallen, wie einen 
N ‚Hagel vom Himmel herab fallen lieffe, tode geworfen; gleichwie er auch fonft allertey freche und wilde Tya 
zannen und Straffenräuber aus dem Weg geräumet hat. — 
$. 12. Nachdem er nun bisher erzehlter maſſen allerley Ungeheuer und Tyrannen beſieget hatte; 
9. ſo war ihm von Euryſtheus noch eine andere Unternehmung auferlegt, welche wichtiger und gefaͤhrlicher 
war, als die andern alle. Es begehrte nemlich Euryſtheus von ihm, daß er den dreykoͤpfigen Hoͤllen⸗ 
Il hund Cerberus (andere legen ihm 56. Koͤpfe 13) bey) aus DR ee und zu ihm bringen follte, Ehe 
I er nun diefes unternahm, fo brachte er den Götrern ein befonders Opfer, und begab fich hernad) an die 
Hoͤle des Tänarifchen orgebirgs, welche, nach der Defchreibung der Poeten, der Eingang zur Hölle foll 
gewefen feyn. Wie er nun über den Acheron und die übrigen KHöllenflüffe war , traf er den Thefeus, und 
nicht weit von ihm, den Pirichous an welche auf einem Felſen fallen ; die er weiter mit ſich zum Geleit 
Hi nahm. Wie er in die Hölle felbft Fam, ſtieß ihm zu erft der Menotius auf , welcher ein Ochſenhirt der 
— Hoͤllen war, und ihn zuruck treiben wollte, damit er den Cerberus nicht bekommen follte; allein Hercules 
| ergriff ihn mit folder Macht, und druckt ibn dermaſſen zufammen, daß ihm alle Gebeine im Leib krach⸗ 
ten und brachen; davon er auch fo gleich den Geiſt aufgab. Wie er weiters hinein kam, traff er den Cer⸗ 
berus an, welcher ſich aus Furcht unter des Pluto Thron verfrodyen hatte, Allein ‚Hercules, der jetzo 
Il nichts anders bey fich hatte, als feine wenbaut, welcher er ſich an ſtatt eines Schilds bedienete, gieng 
auf ihn loß, und griff ihn mit folcher Stärke an, daß er ihm nicht widerſtehen konnte, fondern ihm als 
febald nachfolgen mußte; obne die-geringfte Berwundung von ihm zu enipfangen ; obgleich feine Biffe 
dermaflen giftig waren , daß fie den unfehlbaren Tod nad) ſich zogen. Er hatte aber diefen Cerberus 
kaum nach Trözene vor den Euryſtheus gebracht, als derſelbe fogleich Befehl gab, daß er ihn von Stund 
N an nad) der Hölle wieder zuruck führen follte, Hier Fan man Fig. 9. und 10, mit anfehen ; bey deren 
erftern diefes als ein Sehler angemerfet wird, daß der Hercules feinen Bart hat, und weder mit feiner 
Loͤwenhaut, noch mit feiner. Keule, verfehen iſt; da doc) Diefe Unternehmung mit unter die legten gerechnet 
wird, und derfelbe die Loͤwenhaut und Keule aller Orten mit KH führe. Wir Fönten fonft noch viele 
J Muͤhſeligkeiten anführen, welche Hercules ausgeſtanden hat; indem die Sabelbefchreiber, ja auch Kirchenvaͤter 
fo viele und mancherley Dinge von ihm erzehlen, daß, warn man alles beybringen wollte, man fein End 
— finden würde. Wir wolſen deswegen feine übrigen Berrichtungen mit Stillfehweigen übergehen , und 
| nur annod) einige Abdrucke von verfchiedenen Abbildungen deffelben vorftelten, die wegen ihrer Kunft vor 
J andern verdienen betrachtet zu werden, 

















i d. 13 
11) Joh. Goropius Beeanus hat unter vielen aͤhn⸗ 12) Es haben einige unter Bergion, unfer teutſches 
lichen ausſchweifenden Deutungen der alten Fabels Berg, und unter Zlbiom a alpes oder 

| Ichre, dafür gehalten, daß dieſer Cacus aus dei albes geſucht, welches legte eben fo viel, als ein 

| Zen gen ber Yachfommen —— pie ar; beiffen fol , wie Serviud a 

1 eufel und deſſen Ueberwindung durch Chriſtum ieſe Namen ſtehen bei la Geograph. B.2, 

als den Hercules, entftanden, Eiche feinen Ders cap.5. ; fehen beim me Ben 


tumnus ©. 39. und hermathen. ©, 119. auch 


! hieroglyphica, wo alles, was vom Hercules vors 13) Nemlich 3 Hundes Drachenkoͤ auch 
Fommt, fo gerade zu von Chriſto ausgelegt wird, — 47 Drachenkoͤpfe, auch 
| 


— — _ 





ALLERLEI STATUE 


2 ee‘ 
IIIIIDCV 


I ILLL 


HPA 


IM 





2.60 2.HMer ‚poma, que 3 ER — mamı tenens.5.et4.Idem clave sue inzi- 
xus. 5. Jdem cum face, qua vel hydre Lernee vel alus monstri caput adurıt. 6. Jdem sedens et 
4 laboribus aliquantisper requiescens 7. Hercules Placidus.8. Hercules Musagetes. 9. Hercules 


Magqusanıs. 10.0123. Hercules ab amore »ictus. ı2. Omphale vel Jola Merculis arma gerens. 








] 
u 











er 





Yon dem Hercules. 69 


$. 13. Fig. ı1. zeige ſich ein Hercules, welcher die güfdene Aepfel der Hefperides in der einen 
Hand hält, und in der linken feine Keule führet, aber feinen Bart hat; da er doch fonft meiftens mit eis 
nem ftarken Bart erfcheinet. Fig, 12. fehen wir einen andern, der wegen der vortrefflichen Bildhauerz 
Arbeit nicht genugfam kan bervundert werden, davon Das Driginal in dem Farnefischen Pallaſt anzutreffen 
ift. Der Künftter, welcher diefe Statue verfertiget bat, war Blycon, von Athen, ver ſich durch dieſes 
Stuͤck einen uniterblichen Ruhm erworben hat. Es fteuret fich aber bier Hercules auf feine Keule , wel- 
che oben her mit der Loͤwenhaut bedecket ift. Hierauf folgen Tab. XXVI. Fig, 1. und 2, zwey andes 
ve, deren jeder in ber einen Hand die güldene Aepfel der Hefperides, in der andern aber die Keule hält ; 
wobey zugleic) diefes zu merken, daß der legtere gleicherweife obne Dart gebildet ift. Fig. 3. und 4u 
ſteurt er fich ebenfalls auf feine Keule, und hält die Lowenhaut mie der linken Hand. Fig. 5. bat er, an 
fratt der Keule,eine brennende Fackel, womit er einer Schlange, oder irgend einem andern Lingeheur, dent 
Hals gebrennet, Fig. 6. fehen wir ihn figend, als ob er von feinen harten Arbeiten ausruhen wollte. 
Sehr oft erſcheinet er auch mit Satyren, wie z. E. Fig. 7. da ſich ein Satyrus neben ihm befindet, wel⸗ 
cher mit feinem vechten Arm deſſen Keule umfaſſet, mit der linken Hand aber den Kopf, oder Sarve, von 
einem andern Satpr halt; dergleichen Larve auch unten auf der Erde lieget. Weber das fiehet man zur 
rechten des Hercules zwey Fuͤllhoͤrner, deren eines an der Erde lieget, das andere aber von ihm aufrecht 
gehalten wird; nicht weniger zeigen ſich oben zu beyden Seiten feines Kopfs zwey Aefte von Bäumen, fo 
mit Früchten verfehen find. Hercules felbit aber ift mit einem Epheu- Kranz gefrönet; welches alles mit 
dem fogenannten Hercule Placido 14) einige Berwandefchaft bat. Er wird aber Placidus (d. i. leur⸗ 
ſelig oder ſanfrmuͤchig) genennet, weil er, nach Art des Bacchus, mit Epheu geſchmuͤcket iſt, und ſich 
in Geſellſchaft der Sarnen beſindet. Dann daß. Hercules auch gern getrunken und geſchmaußt habe, 
defjen ift bereits oben Erwehnung geſchehen. 


S. 14. Hercules heifit auch bisweilen Mufagetes, oder ein Führer der Mufen , weil er denfelben 
Ruhe verfihaffe, und dieſelben in allerley Gefahr vertheidige, und komt eben deswegen oft miting Chor der 
Mufen. In Biefem Amt wird er Fir, $. vorgefteflet da er in der einen Hand eine Leyer, oder Cithar, in 
der andern aber ein langes nftrument hält, welches einem Ragel nicht unahnlich ift. Hinter dem Ruͤe 
den hat er feine Keule ſamt ber Söwenhautz zur linfen aber einen Strunk von einem Daum, an deſſen 
Wurzeln eine Jarve zu ſehen, als welche dag gewöhnliche Zeichen einer der neun Mufen it. Fig. 9. fer 

en wir den Hereules in einer noch andern Geſtalt, in welcher er Magufanus 15), oder Macuſanus, ge= 
nennet wird. Hier hat er Das Haupt mit einer groſſen Dede verhüller, wein“ bis auf die Arme herab⸗ 
hanget, deflen Bloſſe aber keineswegs bedecket; in Der tinfen Hand hält er eine groſſe Gabel, auı der rechten 
aber einen Delphin; zu beffen vechten fteper ein Altar, aus welchem oben fpißige Dliiter berarbichen, 
die aber ohne Ziveifel fo viel Feuerflammen vorftellen follen , die dem Künftter übel gerathen find; obs 
wohl man diefeibe auch fiir Meerſchilf anfehen Fan ; zur linfen aber zeigt ſich ein Seewunder , in Gelkalt 
eines groſſen Krebfes, Es ift nemlich wahrfpeintich , daß Hercules in diefer Geſtalt irgendwo an das 
Ufer des Meers ſey geſtellet gewefen, nnd als ein Gott des Meers verehret worden ; als welches bie ‚ia 
ſche und Seewunder insgemein zu bedeuten pflegen. Einige ſind der Meinung, daß dieſe Zenennung 
von einer gewiffen Stadt in Arica, Namens Magufun , urfpränglich berrüßre ; als welcher Stade 
Plinius DB.6,c.29. gedenket, wo ent veder ein Tempel dem Hercules geheiliget, oder wenigſtens eine ‘Dilbfeule 


deſſelben war : fintemal derfelbe bey den allerentlegeniten Völkern in hoben Ehren gehalten worden 5 


gleichwie auch die Verehrung der Diana von Epheſus, des olympiſchen Jupiters, und der Venus, ſich weit auge 
S 


Tab. 
XXVI 


gebreia 
14) Diefen Namen geben ihm einige Aufſchri dafelbft auf einen Fünfri iß kei 
men € Auffcheiften: fo afelbft auf einen künftigen Beweis, daß dig Feine 
Er ER ihn auch —— — teutjehe Gottheit ſey, verwleſen, und gemeldet 7 
chef in den quaellion. rom. im Graͤviſchen daß auf einigen Münzen dieſer Name auch vorfoms 
dus Bil, a 5. &,919. für einerley mit Placis me, Daman jo werig Nachricht von dieſem Sees 
be se andere erflären aber tricofus durch andiſchen Ueberbleibfel hat, und Beeguus gar 
tus, — yiichtg von einent-Bild ineldet, ſondern nur ſagt / 
—— daß der Stein, der die zwey orte Herc, marcu⸗ 
5) idere haben Mareuſanus geleſen, welches fano hat, in einer Kirchmauer jegtftehe ; auch die 
- op: Gear Lucanus für gewis niit, und übrige Vorftellung für den Hercules zu ungewsnz 
SR er feiner bekannten Einbildung, aus Mark, fich iſtt fo wäre faft zu glauben, daß man bie Aufs 
ober Orenze, und SUB, Haus, oder Zut, Hüter ıc. ie zu einem Bilde des Neptung — wog 
gufenmenienet in Gigantomachia S. 154. fey. ie nicht gehoͤret. Die Gabel, der Delphin , dag 
x — (14) hat Macufanus zu erleutern vers Secthier, das Schilf auf dem Altar, ſchickt fich. of 
ſucht, p, 909. fegq. wird aber wenigen ein Genuͤgen fenbar mehr zum Yieptunyals Hercules, Jener 
thun. In Joh Georg Reyslerg antig: Sep- kommt auch haufig, fo wol mit der Deanehalennia, 
tentr, komt pag. 200. diefe Abbildung vor ; wo⸗ als auch Huft, in den nord und weſtlichen Gegen⸗ 


her fie Montfaucon genommen; 8 wird aber den von Europa, vor. 























Tab. 


XXVU 


70 Des erſten Buchs zweytes Capitel. 


gebreitet. Noch andere meynen, Maguſum ſey der Name irgend eines andern Orts, der aber dan Erd 
beſchreibern nicht bekannt ſey 16). 

F. 15. Daß aber dieferifo tapfere Held, der ſich ſonſt vor nichts gefuͤrchtet, und ſo viele Ungeheuer 
beſieget, endlich dennoch ſelbſt von der Liebe uͤberwunden worden ‚ davon bat man viele und mancherley 
Denkmahle, von welchen wir «aber nur etliche wenige-anführen wollen, Solchergeſtalt wird er Fig, ıe. 
vorgeftellet, wie er mit gebeugtem Haupt einher gehet, und die Hände auf den Ruͤcken gebunden bat, den 
Eupido aber auf den Schultern trägt; bey welchem allen aber er dennoch feine Keule unter dem rechten 
Arm traͤgt. Fig, 11. liegt er-auf feiner Löwenhaut; und hat einen jungen ‚Knaben, Namens Hylas, bey 
fi , welchen er fehr lieb foll gehabt ‘Haben ; wo es nicht der Eupido ohne Flügel iſt, der ihm die Keule 
zu entiwenden fuchet. ‘Es ift nemlich in’ der Fabelbefchreibung ‘gar nicht felten, daß man von der Liebe des 
Hercules gegen die Omphale und Jola gedenket; als welchen beyden Maitreffen er dermaſſen zu Gebot 
ftunde, daß er ihnen zu Gefallen, wie eine Magd, am Rocken ſpann, fie aber indeffen feine Keule und 
Waffen trugen ; dergleichen Aufzug Fig. 12. zu ſehen ift, wo ‚entweder die Omphale oder Jola mit defa 
ſen Waffen einhergehet. 

$. 16. Endlich iſt zu merken, daß Hercules auch noch viele. Namen habe, die ihm in Anfehung 
feiner Geburt und Wohlthaten beygeleget worden: als da find Alcides ‚ Jovius, Alexicacus, Eonopius, 
Eornopion, Aegyptius, Gaditanus, Olympius, Thebanus, Tyrinthius ac. 


Das zweyte Capitel, 


Bon dem Bacchus und eflichen andern Göttern, welche 
ihn zu begleiten pflegten. 


— 


(ds: find die Sabelbefchreiber wegen des Urfprungs des Bacchus eben ſo wenig einerfey Meynung, als bey 
den übrigen Ööttern ; daher man bey den Alten 'verfchiedene Gottheiten antrifft, welche mit dies 
ſem Namen 1) beleget werden. Cicero zehlet deren fünfe, Philoſtratus aber. dry. Mit ein 

nem.andern Namen wird er Lenaͤus genennet, und diefes von dem Öriechifchen Wort Aurzz (die Relter) 

weil er zu erſt den Gebrauch der Kelter ‚um damit den Wein aus den Trauben zu preffen,, ſoll erfunden 
haben. Der berühmtefte unter allendiefes Namens, war der Thebanifche, welcher ein Sohn des Jupi⸗ 
ters und der Semele gewefen. Als feine Murter mit ihm ſchwanger gegangen, verſtellte ſich die Juno, 
welche darüber ſehr eiferſuͤchtig war, in ein altes Weib; kam zu ihr, und beredete fie, daß fie ſich von dem 

Jupiter eine eidliche Verſicherung ſollte geben laſſen, daß er das ihun wolle, was fie von ihm bitten wuͤr⸗ 

de, und wann dieſes geſchehen, ſie begehren ſollte, daß er in eben derjenigen Geſtalt und Herrlichkeit zu 

ihr kommen moͤchte, wie zu der Juno, ſeiner Gemaͤhlin. Wie nun Jupiter,um des Eids willen, ihe 
die Bitte nicht verfagen Eonnte : kam er mit Donner und Blitz zu ihr; welches aber der guten-Semele ju 
ihren Berderben ausſchlug; indem fie von dem Feuer verbrannt und:gerödtet wurde. Damik aber die 

Frucht ihres Leibs nicht auch zugleich mit zu Grund gehen möchte ‚ nahm er den Knaben aus ihrem Seib, 

und verſchloß denfelben in feinen Schenfel,, in welchem er zu dem Ende eine Hefnung gemacht hatte , fo 

lang , bis er zu feiner'völligen Zeitigung gelanget ; worauf erihn an die Welt ‚gebracht; daher öfters von 
dem Bacchus geſagt wird, daß er von zwehen Müttern 2) herſtamme; obwohl andere von deſſen Urſprung 
anderer Meynung find, Eben ſo unterſchieden iſt auch die Erzehlung von feiner Erziehung: Doc) kom⸗ 
men die meiften darinn überein, daß er den Nymphen 3) zu erziehen übergeben worden, welche daher 
nachgehends Bacchantes genennet wurden, und in ‘vielen Denfmaßlen erſcheinen. Hieher gehören 

Tab. XXVII. Fig, 1.und 2, iin welchen Bacchus, als ein Eleines Kind, vorgeftellet wird ; einmal war, 

wie 


16) So aber nicht glaublich : wenn man diefen Nu 2) S.Diodorus von Sicilien; einige iehen auch den 
men auf Münzen und fonft findet, fo:müfte es be Namen Ditbyrambus herz als fey er gleichfam 
fonderg zugegangen ſeyn, daß fein Wort, von dem durch zwey Thüren gangen. 

Ort, und erſten Urſprung dieſer Gottheit, vorkomt. 
1) Sn der Herleitung des Ramens Bacchus kommen 3) Man nennt den Ort Nyſa; ſo einige als eine 


die ältere und neuere Meynungen 'ebenfals wenig Stadt, die im glückfeligen Arabien gelegen ; andes 
überein; die Griechen nehmen Baxxıven, andere {0 ve als eine Höhle, befchreiben, Daher der Name 
gar Yochus (Noah) , andere Hebr, Bacha ıc Diönyfus kommen folk; weil Jupiter diefen Ort 


zum Urſprung an. angewieſen. 








JabXXV. 
Yılla Borghese . = : N. Cabinet: 2b. KR XV 








[ - — E 
NÄRLANARTARNIKRINNOABOTLA LAND LRRIABRLEIBRDAH FON 






ca 





Kr — >> 3 al 
* EE——— 


nv 1." GO ee id 


— — Slenus alıquis brachüs netæ humeris Founı ınsidens.5.et4,. 

acchus puer. 5.Bacchus comitantibus Satypris etBacchantibus hırco vectus.6.Idem cumuwaet Gra- 

\ tere. 7.Idem cum T% anther: a.8.J dem.cum.scypho vnverso ad columnam.g.Idem cum Fauno et Fanthera . 
20. Jdem ad truncum vite arcumpleatum.n.Idem cum Satro genua ülius amplectente . 








a 
\ 
| 
| 
| 
J 

















Marmor . Memorie Brixıen/es. Maffei ; 





| 
| 
‚Jab.XX VI: 





E 
; 

J— 
J 





—IIIIPLIII MM IM * NEN a ——— £ 





a.Bacchus manım et Imponens ad truncum vie circumplicatum.2.Idem cum ügride, desctra j 
e erecta uramtenens.&.Jdern cum thyyrso.4.Bacchus Brixiensis forma plane peculları.5.Bacchus wram 
tenens. 6.Jdern in petra. dormiens.z. IJdem inter pocula vacllans eta duobus Satpris sufultus.8.Idemvino 
obrutus et asıno vectus comatibus ablquot Bacchantibus. 72 Jdem curru vectus, cul duo Ggres vel pantheroe 


Ä uch, comitantıbus zpsum Bacchantibus. 10. Idem curru vectus, cıa) Centaurı tuntı: 


end 


| 

















viah 





Er 
2 ae 
” i 
ii 
{ e 
. f * 
° * 
re ji 
’ 
— ij 
art 
eg — — — — 



























— 
— RE AR 
| ” 
er! { 
4 . eur 
— er. 
_ / 
Aa \ 
F r 
ws 
4 ; 
ren, 2 N 
% Pr 
— 
I. 
’ Io: 
* * * 
x 
Fr} * 
im 
4 
— 
— —— —— — ———— — 





— 
— 
* 122 
—* 
u Hit 
# 1 — 
wa ER Sa 
ir 
n N 
j 
N . 
ir R & 
7 





Yon dem Bacchus und deffen Gefola. 71 


wie er von einem Silenus auf den Armen gehalten, und dann, wie er von irgend einem Faunus auf 
den Schultern getragen wird. Jener Sitenus lehnet fi an einen Baumſtrunk, über welchen eine Loͤ⸗ 
wenhauf gedeckt ift, und der Fleine Bacchus bat einen Epheu - Kranz auf dem Kopf, mit welcherley Zierde 
auch der andere verfehen iſt, und über das in beyden Händen einige Trauben führer, Uebrigens iſt aud) 
bier ein Baumſtrunk zu fehen, der mit einer Weinrebe ummunden, und oben gleichfalls mit einer Loͤwen⸗ 
baut bedecket ift; zur Seite deffelben aber haͤnget eine aus vielen Köhrlein zufammen gefegte Pfeiffe, ders 
gleichen der Waldgott Pan zu führen pfleget. : N 


S. 2. In folgender Fig. 2. und 4, erfcheineteben diefer Bacchus in der Geſtalt eines etwas mehr I 
erwachlenen Ruabens, Fig. 3. iſt ev mit einem Sorbeerkranggefrönet, und hat ein Ziegenfell über die Schuls 
teen bangen, welcyes er mit der linken Hand zuſammen faſſet, um allerley Blumen und Fruͤchte darein 
zu ſamlen; in der rechten aber haͤlt er einen Trauben. Fig. 4. hat er einen Kranz von Reblaub auf dem 
Kopf, und Hält in der rechten einen Scepter, in der linken aber einen Trauben, Ob aber gleich die Alten 
nicht viel von den Spielen des Bacchus, die er als ein Kind getrieben, melden: fo eriffeman doch hier und 
da einige Denfmale an, welche dergleichen Spiele deſſelben mit andern Kindern vor Augen legen. Det 
gleichen "eines erfcheiner Fig, 5. weldjes ein Abdruck it, von einem gewiſſen Edelgeftein, ver in dem Koͤ⸗ 
niglichen Sranzöfifchen Cabinet verwahret ift. Da ſehen wir nemlich, wie der junge Bacchus von zweyen 
Satyen, die ihn unter ven Armen anfaſſen, auf einen Ziegenbock gehoben wird; vorher gehet eine Data 
hans mit Cymbeln, und neben her eine andere, welche zugleich auf zwoen Pfeiffen blaͤſet. Hinten fin« 
det ſich noch eine Bacchans , welche in der rechten einen Trauben in die Höhe hält, als ob fie denfelben 
dem Bacchus anbieten wollte. Der folgende Bacchus Fig, 6. ift mit einem Kranz von wilden Neben 
bedeckt, welcher mit Trauben untermifche iſt; in der rechten hält er eine Trinkſchale, und in der linken eis 
nige Trauben; über den Leib aber bat er in die quer ein Ziegenfell hangen, daran der ganze Kopf zu ſe⸗ 
ben ift. Fig. 7. ftehet ein anderer Bacchus zwifchen zweyen Baumſtrunken, welcher einen Nebenkranz auf 
dem Kopf hat, und mit einem Ziegenfeil bedecket ift, wie der vorige; in der linken hält er einen Thyr⸗ 
fus, in der rechten aber etliche Trauben, unter welchen ein Pantherthier aufrecht fißet, und nad) deufela 
ben zu ſchnappen fiheinet. Fig. 3. erfcheinet ein anderer Bacchus, der zwiſchen einer Seule, und einem 
Baumftrunf, innen ſtehet, und in der rechten ein umgekehrtes Trinkgeſchirr, in der linken aber —— 
eine Schale hält. Sehr merkwürdig iſt auch der folgende Fig. 9. der ſich mit dem rechten Arm auf ela 
nen neben ihm ftehenden Faunus lehnet, und mit der Hand etliche Trauben faſſet, Die linke Hand aber 
über den Kopf lege; übrigens feheine derfelde von überflüffigem Getränk dermaffen übernommen zu ſeyn, 
daß er die Yugen verkehret; unten zu deffen linken figet aud) ein Pantherthier 4) mit aufgerecktem Kopf 


— 








ð. 3. Der folgende Fig. 10. legt die linke Hand gleichfalls über den Kopf, als ob erden Epheus 
Krany, zu deffen mehreen Beveftigung,niederbructen wollte, Senft fiehet Deeftbe annch fer jung aus, 

und hat ein fehr langes Haar, wie ihn Euripides in feinen Bacchis beſchreibet; quer über den Leib 

bat er, von der vechten Schulter her, ein Thierfell hangen, davon man nicht gewiß fagen Fan, ob es von 

einer Ziege, einem Hirſch oder Tiger 5) fey; inder linfen Hand hält ar etliche Trauben, und ſteuret ſich zu— 

gleich mit diefem Arm auf einen Strunf , der mit einem Weinftoc umgeben ft. Der nachftehende Bat 

chus Fig. ı 1. Hält in der vechten einen Becher, in der linken aber einen Trauben, und ein junger Saty— 

rus umfaflet deffen vechten Schenkel; wie dann die Satyen deſſelben gewöhnlichfte Gefehrten find. Tab, Tab; 
XXVIil. fügen wir den vorigen noch einige andere Abbildungen bey , welche fehr wohl ausgearbeitet XXVIII. 
find, Derjenige, welchen wir Fig. ı- vorftellen, ift dem, den wir aufder vorhergehenden Tabelle Fig, 

10. befchrieben haben, in den meiften Stücken ganz ähnlich. Der andere Fig. 2. davon das Original zur 

Rom, in dem Mebiceifchen Garten zu fehen ift, bat einen Kranz von wilden Neben auf dem Haupt, und 

hält mit der rechten einen Trauben in Die Höhe. Won ver rechten Schulter her aber hat er ein gewiſſes Thier⸗ 

Fell, deſſen Füffe von der rechten Achfel herab hängen; mit der linken fafjer er vorgedachtes Fell zuſam ⸗ 

men, tie einen Sad, und man ſiehet, daß daffelbe mit allerley Früchten angefülfer ift; übrigens ſteurt 

er ſich mit dem linken Arm auf-den Stor eines Baums, der mit einer Weinrebe umwunden if, und bins 

ter demfelben recket ein Tigerthier den Kopf und einen Pfoten hervor. Indem ſich aber oben an dem 

Haupt dieſer Bildſeule zwey kleine Hörner zeigen, welche unter dem Rebenkranz hervorzumachfen ſcheinen, 

fo folte man falt gebenfen, daß diefe Statue feinen Ba fondern etwann einen Satyaus, oder Faunus, 

2 


vor⸗ 

4) Die Thier wird dem Bacchug fo wol von den alten rus von Sicilien gibt zu erfennen, daß man dur 
Dichtern, als in Ueberbleibfehn, offt zugegeben; eis die fpreckliche Farbe deffelben, auf hie eriten 
nige geben die Urſach an, weil dis Thier den Wein heit der Öeftirne am Himmel deuten wollen, die um 
felbft liebe, ſo, daß es auch mit Wein gefangen vers die Some herum find. Daß Bacchus mit ber 


de, Er Sonne einerlep fey, glauben viele von alten und 
5) Dergleichen bie Griechen magsos nennen, Diodo⸗ neuern. 





Tab. 
XXIL. 


72 Des erſten Buchs zweytes Kapitel. 


vorfielle; es fey dann, daß man glaube, der Bacchus werde bisweilen aud) mit Hörnern &) angetrofs 
fen. Dem folgenden Fig. 3. gibt der ſchoͤne Thyrfus eine befondere Zierde. 

$. 4, Was den biernächft Fig. 4. ftehenden Bacchum Brixianum anlanget, fo präfentiven ſich 
an demfelben allerley ganz befondere Seien; worüber man fid) aber um fo viel weniger zu verwundern 
bat; weil man diefes an den Bririaniichen Götter » Bildern bereits gewohnt if. Der ganze Aufzug nem⸗ 
lic) diefes Bacchus ift meiftentheils Exiegerifch. Doch hat er diefes mit andern gemein ‚, daß er mit wils 
den Neben gefrönet ift. Der Thyrfus ſiehet oben einer brennenden Fackel, oder feuchter, ähnlich; an der 
linfen Seite har er ein Schwerdt gegürtet, und mit dem linken Fuß tritt er auf ein gewiſſes unbefann« 
tes Inſtrument, an welches eine länglichte Kette veſt gemacht if, Was diefes alles bedeute, ift ſchwer 
zu errathen ; am allerwenigften aber läffet fich anzeigen, was das auf der Erde liegende Einhorn 7) füe 
eine Bedeutung habe, Der Bacchus Fig. z. ift von den vorigen wenig unterfchieden. Der folgende 
Fig, 6. da er auf einem Felfen, auf dem Rucden liegend und ſchlaffend, vorgeftelfer wird, ift von einer 
ſehr gefchieten Hand, Weil ferner Bacchus ſich mehrmals mit Wein dermafien übernommen, daß er, 
vor Trunkenheit nicht aufrecht ftehen Fonnte, fo trifft man ihn oft in folcher Geftalt an, wie er von Sa» 
tyen unterflüget wird, damit er nicht umfalle ; dergleichen Vorſtellung Fig. 7. zu ſehen i 
zwifchen etlichen Weingefaßen ſtehet, und von zweyen Satyrn an Arın und Deinen ı 
Eben alfo ift auch der folgende Bacchus, der (Fig.8.) auf einem Eſel reitet, bermaffen trunken, daß er 
ſich nicht aufrecht halten Fan, fondern den rechten und linken Arm um den Hals einiger Bacchanten, männs 
lichen und weiblichen Geſchlechts, herum ſchlaͤget, damit er nicht von dem Eſel fallen moͤge. Der zur 
linken nebenher gehende Bacchant traͤgt zugleich ſeinen Thyrſus, und eine andere Bacchans, welche vor⸗ 
her gehet, ruͤhret ihm zu Ehren die Cymbeln. 


$. 5. Wann die Frage iſt, zu welcher Zeit eigentlich der Bacchus feinen Zug nac) Indien vorges 
nommen babe : fo läfler ſich darauf nichts gewiſſes antworten, Er hat nemlich einsmals ein sroffes 
Heer von Manns: und Weibsleuten zufammen gebracht, und mit demfelben einen Zug nach Indien vorge⸗ 
nommen ; alwo er ſich Durch mancherley Siege einen groffen Ruhm erworben, Cr ertheilte vorher allen 
Staͤdten, in feinem Vaterland Bootien, die Freyheit, zu deffen Andenken und Betätigung er auch die 
Stadt Eleutheram (d. i, greyſtadt) erbauet bat. In Indien blieb er drey ganze Jahr, nach deren 
Verflieſſung er mit einer veichen Beute wieder zuruckkehrete. Zum Angedenken dieſes Heerzugs feyerten 
die Böotier, und andere Griechiſche Voͤlker, desgleichen auch) die Thracier, in folgender Zeit, alle drey 
Jahr, ein gewifles Feft, welches Trieterides genennet wurde; auf welchem Feft 
der Bacchus wirflich unter ihnen herum wandele. Es wurde aber diefes Feſt meiftens von Weibsleuten 
gehalten, woben die Jungfrauen Thyrfus trugen, Die Weiber theilten ſich in gewiffe Hauffen und Ros 
ten ein, und lieffen, wie vafende Menfchen, herum. ‚Weil auch Ariadne, dur) deren Huͤlfe Theſeus wies 
der aus dem Sabyrineh zuruck gekommen iſt, von dieſem ihrem undanfbaren Eemahla 
verlaffen worden, und Bacchus, weldyer ſich in ihre Schoͤnheit verliebt hatte , dieſelbe 
(andere fagen Bacchus habe den Thefeus diefe Ariadne heimlich entfuͤhret) : fo finden 
Denfmale, auf welchen diefe Bermählung, des Bacchus mit der Ariadne 8) abgeſchildert ift; dergleichen 
wir Tab. XXIX. Fig, 3, vor uns fehen, Das Original ‚von dieſem Abdruck, finder ſich auf einem Edele 
geftein in dem Königl. Cabinet. Wir fehen ‚bier einen Faunus , welcher der Ariadne einen Blumens 
Kranz über den Kopf hält, als ob er fie Damit Frönen wollte, und eben diefen Faunus hält ein anderer 
Juͤngling, der eben vergleichen Kranz auf dem Kopf hat, an dem einen Horn ; nicht weit davon ſtehet 
Bacchus, welcher, an ſtatt des Thyrſus, in der rechten Hand eine Schlange 9) hält ; in der linfen aber, 
melche von einem Faunus unterftüget wird, hält er eine brennende Fackel, welche bey Kochzeitfeften pflege 
te angezündet zu werden, x 


interſtuͤtzet wird, 


zum Weib nahın, 


: §. & 
6) Daß man bem Bacchus Hoͤrner beygelegt, fiehe et equos, unicornes meldet, Nun ift des Bacchug 
) Potrers Anmerkung zum 209. Vers des Ayıos Zug nach Indien befannt genug 5 Auer 
phron. Einige Alten haben den Namen Diony⸗ dem auch die übrige Friegerifche Ruftung zielet, 
fus eben daher leiten wollen, daß er, bey feiner Die Fadel Fan man auf die Eonne ziehen; Pays 
Geburt, den Jupiter mit feinen Hoͤrnern durchbos fanias meldet, daß Bacchuß, Auzerrens, (der Leuch 
ret. Diele haben den alten Irthum, da man dem tende,) geheiffen, 
Moſes Hörner bepgelegt, damit verglichen; ae 8) Noch einer andern Abbildung auf einem Marmor 
dere wollen folche für Stxalen der Sonne halten; zu Domy gedentet Becanus In Gigantomagia p, 
noch andere ziehen es auf die Wildheit, die man 172. Die iſt von Fig.o. Tab.29. unterfchieden, 
durch den Trunk annimmt. Mugn frug font bey der geheimen und befondern Yerı 


ehrung des Bacchus eine Schlange in einer cifta, 
yflica. Eiche Eggeling. ©, zo. 
Gronops, 


7) Di8 iſt wol dag leichkefte; indem Plinius im Sten oder vannus m 
Buch der Naturgefchichte, cap, 21, Indicos boues im zten Theil 


ft, wo Bacchus 


fie ſich einbilveten, daß. 


uf der Inful Naxus 


fih auch gewiffe 








— 


——— — 


—— 





a Kt ch er "See ME 


Jab. XXIX. 





HM 
En: 


Oo 








—i⸗ nee ‚ZU 
Foucaultus — — KIN | DE 


ı.Bacchus a Centauris curru vectus.g.Bacchus cum Ariadne.5. Bacchi cum Ariadne nupü. 4.5. 6. 





Capıta Bacchi cornuta.y. et 8. Capita Bacchi iugata, quorum alterum. barbatum, alterum ımberbe. 


9: Protome mulieris Bacchantis.20.een. Capita Bacchantium müherum ..12.Bacchans vir vel Rau - 
nus cum ugride.13.Bacchans muher, singulari ornatu conspieua.23. Bacchans utrem vino repletum 
humeris gestans .25. etı6.Bacchantes cum dobis vıno plenis > 





J 
J 
J 





ABEL En 


— — rrPwrg — 








AA PP a a a amd 
J 


Von dem Bacchus und deſſen Gefolg. 73 


F. 6. Eine überaus ſchoͤne Bildſeule ift auch diejenige, davon wir Tab. XXIX. Fig. 2. die Cor 
pey mittheilen, deren Original aus Roͤmiſchen Marmor verfertiget iſt. Auf dem Haupt hat er einen 
Kranz von wilden Neben, und iſt deſſen Rod, der Faum biß an die Knie reichet, mit einem doppelten 
Gürtel aufgeſchuͤrzet; von der rechten Schulter aber, gegen der linken Seite, hänget ein Ziegenfell über die 
Bruft ber, und oben drüber hat er noch einen Mantel, der ihm über den Ruͤcken hänger; die Beine 
bat er mit einer befondern Art von Stiefeln bedeckt, und in der linken Hand hält er eine lange Stange, 
welche mit Reblaub ummunden iſt; neben ihm ſtehet die Bildfeule von einer Weibsperfon auf einem bee 
fondern Poſtement, welche für Die Ariadne gehalten wird, Tab. XXVIII. Fig. 9. ſehen wir den Daca 
us in einer andern Geſtalt; wie er auf einem Wagen, der mit zweyen Tigern befpannet ift, fährt, und 
von einem Trupp freudiger Perfonen begleitet wird. Bacchus iſt mit einem Lorbeerkranz gekroͤnet, vor 
her geht einer mit der Pfeiffe, welcher den Trupp fuͤhret, und neben her geht erſtlich einer mit einent 
Krumborn, und nach diefem ein anderer, welcher Die —— ruͤhret. Ben dem Bacchus ſteht eine 
Mannsperfon, welche in der rechten Hand ein Fuͤllhorn bält, in der linten aber ein groffes Gefäß mit zwoen 
Handhaben. Tab. XXVIII. Fig, 10, und Tab. XXIX, Fig. 1. erfcheinen zween andere Abdrucke des 
Baechus, wie er auf einem Wagen faͤhrt, daran zween Centaurus, beyderley Geſchlechts, geſpannet find. 
In der letzten Figur, bedeckt Bacchus mit der linken Hand fein Haupt, und der eine Centaurus blaͤßt zu⸗ 
gleich auf zwoen Pfeiffen, der andere aber hat ein anderes Inſtrument. Daß aber die Centaurus ſich öfe 
cevs bey dem Baechus befinden, darüber hat man ſich um fo viel weniger zu verwundern, weil, wie wie 
bereits oben angemerkt haben, diefelden groffesiebhaber vom Wein trinken 10) waren. Ueberdas ift hier 
annoch diefes zu merken, daß einer dieſer Centauren männliches. , der andere aber weibliches Gefchlechts 


fey. 
6. 7. Weil ferner einige der Alten des Bacchus mie Hoͤrnern gedenken; fo haben wir hier aud) 
einige Köpfe mittheilen wollen , welche den aehörnten Bacchus vorftellen ; dergleichen Tab. XXIX. Fig. 
4. 5. und 6. zu fehen find, Der erſte Abdrud (Fig. 4.) iſt dem Caninius abgeborgt; den andern (Fig. 5.) 
bat Berger bekannt gemacht, und ift derfelbe unter den Hörnern mit einer breiten Binde 14) umgeben, 
die Haare aber find mit Epheubläctern durchzogen, oben auf dem Wirbel erfcheinen zwo Kugeln, oder 
runde Knöpfe, welche mit Linien ereutzweiſe durchzogen find» Beger ift der Meinung, daß diefes Co- 
rymbi, oder Epheu · Träubgen, feyn, welche bisweilen aus dem Epheu wachten ; aber es laͤſſet ſich nichts 
gewiſſes ſagen; indem die Epheu-Traͤubgen ganz kleine Beeren haben. Der dritte Kopf (Fig. 6.) hat 
eben dergleichen runde Knöpfe; doch it dabey der Linterfchied, daß Die Linien nicht creugweife durch eins 
ander lauffen. Daß aber auch diefer Kopf von einem Bacchus ſey, erkennet Man an den Epheubläts 
tern. Fig, 7, zeigt fich ein doppelter Kopf, der mit wilden Keblaub gekrönetz und Fig. 8, iſt noch ein 
anderer, daran dag eine Geficht mit einem Bart verfeben iſt, bas andere aber nicht. 
nich $. 8. Dem Bachus fegen wir mit Recht die Bacchantes an die Seite; unter welchem Namen 
nicht nur diejenigen Nymphen, welche ihn erzogen haben, oder welche demfelben, auf feinem Zug nad) 
Indien, gefolger find, fondern Auch alle andere, welche von der Zeit an gleichfam feine Dienetinnen ges 
wefen, verftanden werden, Mit einem andern Namen werden fie Maenades 12) (rafende) genennetz wei 
fie bey Ausübung ihrer Eeremonien, und am Felt des Bacchus, ſich nicht anderft geberdeten, als ob fie 
vafend wären ; fintemal fie herum lieffen , tanzten und fprungen, und ihre Leiber auf eine abentheuerliche 
Weiſe verdreheten, ja in ihrer Wut öfters fo weit giengen, daß ſie diejenigen, die ihnen begegnet, auf 
der Straſſe niedergeriffen und gerödtet haben, worauf fie mit den abgehauenen Köpfen, gleichfam triums 
Bed: berumfprungen ; daher fie auch fonft Thyades hieffen, d. i. wilde und unbändige Leute. 
—— gleich dieſe Bacchantes eigentlich Weibsleute waren, ſo trifft man dennoch hier und da auch 
a n eute an, die ſich in ihrer Gefellfchaft befunden, und eben dieſen Namen geführer Haben; gleicher 
— dieſelbe auch zum oͤftern von den Faunen, Sllenen und Satyrn begleitet, Uebrigens tru⸗ 
gen bergleichen Hauptzierde, wie Bacchus; nemlich KRranze don Epheu, oder Neblaub. 
* — — ſchones Bruſtbiid von einer Bacdyans zeigt ſich Fig. 9.5 und Fig. 10. und ıT. 1% 
Gewä a ri ergleichen Köpfe, welche mit Epheukraͤnzen, und untermifchten Träubgen, yon eben diefent 
ewaͤchs, gefrönet find, Die eine diefer Bacchantes hat die Bruſt, mit dem Seil von einem Rehbock, bea 
deckt, welches derfelben gewöhnlicher Schmud iſt. Fig. 12. ſtellt einen Faunus vor, der Trauben in das 
zuſammengeſaßte Sell ſamlet, das ihm vom Hals herabhaͤnget. Fig: 13. folger eine andere Bachans 
T 


welche 

10) Dergleichen die Fabeln, v EINE sr : ifnide territang , Ae miträ 
N / bon ber Ho # Tigres pampinea culpide „Cm 

rithous, melden. mein ee Pb cohibens cörnigerwm capüt: ‚er fol diefe Binde 

Kırrargor &c. f. Kambin über den Zoraz B. I: 11. erft erfinden haben, als ein Mittel, wider dad 


Ode 18. Euſtath über die Gd ſſen pag. 760. opfweh vom vielen trinken. 


11) Diefes wird befonders erlerı A E om langen Kleid Bap 
| erleitert durch diefeWerfe 12) Auch Saſſarides, von eine n 
des Seneca im Trauerſpiel ENTER B * ſaris. 


























74 | Des erſten Buchs drittes Kapitel, 


welche auf eine befondere Art geſchmuͤcket ift. Auf dem Haupt nemlic) frägt fie den gewöhnlichen Epheus 
Kranz, und über die Bruft bat fie das Ziegenfell gezogen; über diefes aber bat ſie gleichſam zwey ordents 
liche Bandelier, welche aus Blumen zufammengefeget find, und creutzweiſe uͤber das Oberlleid hängen; 
in der rechten Hand hält fie einen Trauben, in der linken aber de: aͤuſſerſten Theil von einem abgebrachenen 
Thyrſus. Die folgenden Fig. 14. 15. und 16. ftellen gleichfalls drey Bacchantes vor, deren eriterer einen 
Schlauch mit Wein auf den Schultern trägt, die zween andern aber mit geſchraͤnkten Knien ſitzen, und 
ein mit Wein angefuͤlltes Gefaͤß vor ſich halten. 
$. 10. Tab. XXX. Fig, 1. treffen wir noch einen Bacchans an, und zwar in einer fehr anfehne 
lichen Geſtalt, der in beyden Handen Eymbeln führer, Cs find aber dieſes runde Schuffeln, oder Teller, 
welche etwas ausgehöhlet find, und alfo aufeinander geſchlagen werden,’ daß fie einen Thon von fid) ges 
ben. Eben diefer Bacchans hat unter dem rechten Fuß noch ein anderes muficalifches Jaſtrument, wel⸗ 
ches Scabillum 13), oder Erupezia, genennet, und mit. den Füffen getreten wurde, auf welchem nicht nur 
zu den Eymbeln, fondern auch zu den Pfeiffen, gefpielet wurde. Der folgende Bacchans (Fig. ı2.) ift 
gleichfalls überaus wohl geftalterz über die Schultern und Bruſt har er einen Schafpelz bangen, weldyes 
bey den Bacchantes nicht fo gewöhnlich iſt, als ein Bockfell; in beyden Händen aber hält er ein zufams 
‚mengerolltes Papier, oder Pergament; mit der rechten Hand ſteurt er fid) auf den Sırunf eines Baums y 
an welchem eine Pfeiffe des, Pans hänget. Fig. 3. erſcheinet eine Bacchans, weibliches Geſchlechts, wel— 
he einen Stier, der entfliehen will, mit einem Strick, den fie ihm um die Hörner geworfen bat, mit als 
ler Mache zuruck hält; es ift diefes Werf von einer fehr geſchickten Hand. 
$. 11. Dieſe Bacchantes waren zu gewiſſen Zeiten wie verzuckt, wobey fie in eine ſolche Wut 

und Raſerey geriethen, (es mochte nun dieſes verſtellter Weiſe, oder in der That alſo, gewefen feyn) daß fie 
allerley feltfame Sprünge und Verdrehungen des $eibes machten, und ſo gar diejenigen, Die ihnen begegnes 
ten, öfters fehr übel behandelten. Nichts deſto weniger wurden ſie von dem Volke in groffen Ghren gehal⸗ 
ten. Etliche dieſer Bacchantes erſcheinen Fig, 4.5. 6. und 7. welche durch die abentheuerliche Verdrehun⸗ 
gen ihres Seibes, ihren Unfinn genugſam zu erkennen geben. Die eine Fig. 6. fuͤhret in der vechten Hand 
ein Schwerdt; und in ber linken halt fie das Haupt von einem unglücklichen Menfchen, dem fie daffelbein 
der Naferey mag abgebauen haben. Die legtere (Fig. 7.) kniet auf einem runden Poftement, hanget mit 
dem Kopf weit zurud, und halt in der linken Hand einen Eleinen Pfeiffer, der auf einer doppelten Pfeiffe 
bläfet. Neben ihr ſtehet Pan, in Geſtalt eines Herma, ımd auf der andern Geite figt noch ein Bacchang, 
Der einen Thyrſus neben fic) hat, und aus einem Horn zu trinken ſcheinet. 


Das Dritte Capitel. 


Bon den Satyrn, Silenen, Faunen, Panen 
Ä und Silvanen. 


$. I 
Fi der gewoͤnlichen Meynung, find die Satyrn 7), von den Silenen, bloß dem Alter nach, unters 


ſchieden; alfo zwar, daß diejenigen, die man in ihrer Jugend Satyrn gebeiffen bat, in ihrem 

Alter 2) Silenen genennet werden. Andere hingegen halten die Eatyın, Silenen, Saunen, Pas 
nen und Silvanen, für einerley Gottheiten in den Wäldern und Bergen; zwiſchen welchen Fein merflicher 
Unterfchled fey. Und in der That ift Feiner unter allen diefen Göttern, dem die Alten nicht Hörner, wie 
auch Ohren, Schenkel und Schwänze von Ziegen, berfgsen, Doch ftelfen die Bildhauer und Mahler dies 
felben in unterfchiedener Geſtalt vor. Viele bilden Viefelben mit allen vorgedachten Gliedern einer Ziege 
ab; andere hingegen laffen die Hörner am Kopf weg, alles andere aber behalten fie, Defters haben fie 
eine vollkommene menfchliche Gejtalt, auffer den Hörnern und Ohren , welche von einer Ziege entlehnet 


find, 

13) Siehe die Gelehrten Über den. Sveton. Cali⸗ befchreibung des Ercmiten Paulus, eine feltfame 

gula c.54- und den Ferrarius de re ueftiaria im Zuficherung von einem homunculus, aduncis na= 

Sraͤviſchen thefaur, tom. 6. p. 1146. ribus, fronite cormıbus afperata, caprarum pedi- 

bus &c. mit dem der Hei! Antonius, eine befonder 

2) Unter diefem Namen melden bie Alten eine Art Afr re Unterredung gehalten. Daß fie des Bacchus 

fen, welche die Poeten bey ihren Befchreibungen Gefährten find, fiche Zora; Buch) 2. Ode 19, 4. 
fcheinen zu Hülfe genommen zu haben. Unter den Aelian. vermiſchte Gefchichte Buch 3, cap. 40. 


fogenannten uitis patrum, findet man in derkebens 2) ©, den Serpius über den Virgil. 








} 
R 








\, ä 


a ÄNDERE 





s Marejch: 0'Etrees. 
15. 











3 ezix.2.Bacchans ao truncum cum Syringe: 
{ byatum tenens. 4.5.6. Bacchantes varüs corporis contorsierabus furo- 
rem escprimentes.;. A cum, alıo Bacchante etPane.8. Satyrus uvenis ad aram igratam.g.Satyrus 
zuvenis cum ave.ıo.et:n. [room &$: ; ; R.12, Si bumne micüs.23. 0% are 
insidens.29. 8 — EEE atyrus co aus 25 atyrus 





















Ich. XKXXI. 


STATT 


Bei — 

















7 


— ——— 





ve 


Von den Satyen, Silenen, Faunen, Panen und Silbanen. 75 


find. Noch andere haben einen bloſſen Ziegen. Schwanz. Es find aber dennoch die Silvanen hier aus⸗ 
genommen, und zwar infonderheit der eigentlic) alfo genannte Silvanus, der fehr oft in einer vollfommes 
men menfchlichen Geftalt erfcheiner , obwohl andere den Gilvanen gleichfalls Ziegen-Füffe beylegen ; wie 
Ouid. Faft. 2. den Saunen Ziegenbörner und Ziegenfüffe zufchreibet ; eben dergleichen Hörner und Füffe 
werden auch den Panen zugeeignet, welche bey den Griechen eben diejenige Götter bedeuten follen, welche 
von den Lateinern Fauni genennet werden. 
$. 2. Hieraus erhellet, daß Satyrn, Panen, Faunen und Silvanen, in den alten Denfmalen 
fehwer von einander zu erfennen feyn; weil fie von den Poeten, und ihren Auslegern, faft auf einerley Wei— 
fe befchrieben werden. Ob man aber gleich fein befonderes Kennzeichen anzugeben weiß, fo hält man 
doch diejenigen, welche bloß den Schwanz und die Ohren von den Siegen entlehnet haben , übrigens aber 
andern Menfchen in allem ähnlich find, insgemein für Saunen, die andern aber, weiche, auffer dem Zies 
genſchwanz und Ohren, auch Schenkel und Fuͤſſe wie Ziegen haben, für Satyınz ja es haben diefe bis⸗ 
weilen fo gar nur Ziegenhörner, oder Feine Hörner , doch aber die Schenkel und Fuͤſſe von den Ziegen. 
$. 3. Hier ift die Rede vornemlic) von denjenigen Satyın , welche ficd) in dem Gefolg des Bac⸗ 
chus zu finden pflegen, dergleichen auf den alten Marmorfteinen, und andern Denkmahlen hin und wieder, 
viele vorkommen. Tab, XXX. Fig. 8. fehen wir einen jungen Satyr, der bloß Ziegenhörner und Ohren 
hat, übrigens aber einem andern Menfchen vollkommen ahnlic) iſt; in der linken Hand hält-er ein Körblein, 
oder Schale, mit allerley Früchten , mit der rechten aber deutet er auf den vor ihm brennenden Altar. Ne— 
ben ihm (Fig. 9,) ftehet ein anderer, der nicht nur Ziegen Hörner und Hhren *) hat, fondern von den 
Hüften an, bis unten, vollfommen einer Ziege gleicher; in der rechten Hand hält er einen Bogel. Sonſt 
haben die Satyrn insgemein auch Baͤrte. Die folgende Bruftbilder von Satyrn (Fig. 10. und 11.) 
find ſehr wohl ausgearbeitet, und ftellen beyderley Gefchlecht vor. Beyde haben groffe Hörner, und weit 
pero bangende Ohrlappen, dergleichen an manchen Jagdhunden gefehen werden, Der zwiſchen diefen 
beyden Bruftbildern an einer Seule ftehende Bachus (Fig. 12.) deffen Original in Rom anzutreffen 
ift, kommt gleichfalls von einer fehr gefchickten Hand; auffer den übrigen Zeichen, hat derſelbe ein Thierfell, 
von der rechten Schulter quer über die Bruft, hangen, und auf dem Kopf hat er einen Korb, voll Reblaub 
und Trauben. Zu dieſen kommt Fig. 13. und 14. nod) ein Satyrus und Satyra. Jener fit auf eis 
nem vierefigten Stein, und ift von anfehnlicher Geftalt; und iſt von der Hüfte an, bis unten, einer Ziea 
I us ' a a a bat er weder Hörner noc Ohren einer Ziege. Diefe (Satyra) trägt einen 
atyrus auf den Armen, 
NT 4. Banfanias, und etliche andere, geben vor, daß die alten und anſehnlichſten Satyrn, Silenen 
—— —— ne we en vor N ernennt R a Me an ra 
ungen zugeeignet werden. s war derfelbe einer der, vornehmften Guͤnſtling 
des Baechus, in deſſen Gefofg er fich auch meiftentheils gefunden hat, Ob er aud) Icyon mit Dem Bac⸗ 
En as veredret wurde: fo hatte er dennoch feine befondere Tempel. Solchergeſtalt hatte er feinen 
— der — — Elis, wo nicht nur deſſen Bildniß abgemahlet, ſondern ihm auch die 
—5 as a sugefellet war, Gleichwie nun die Alten allevicy Sachen unter der Geſtalt 
AN — e * alſo haben ſie auch die Trunkenheit, als eine Weibsperſon 3), vorſtellig 
RER nr avon Fein altes Denkmahl aufweifen Fan. Es iſt demnach auch diefer Silenus 
ER De en worden 5 und fiehet man deufelben vielfältig in der Gefellfchaft des Bacchus, bisweilen 
A— eigenes efolg bey fih. Er hat den Bacchus auferzogen, und war auc) ben andern Goͤt⸗ 
von Furzer Stat und hat ſich fehr oft in der Berfamlung derfelben mit eingefunden. Uebrigens war er 
fi — a dick und fett vom Leib, und fuͤhrte in der einen Hand insgemein einen Thyrſus, daran 
Hand hält, * on lie Geſtalt fehen wir ihn Tab. XXXL. Fig. 1. wo er einen Thyrfus in der linken 
mein auf einem Eſel a mit einem —— — — 5 ritte — 
2. zeiget, wo er Ziegen Ohren hat, wi yrn und Faunen; vor ihm ge⸗ 
* ein kleiner Knab her, der auf dem Dudelſack blaſet, und neben ihm eine Weibsperfon mit einem Fuͤll⸗ 
ein der Trunfenheit, Der ihm nachfol S alt ihm ni i 
ee: gende Satyrus hält ihm nicht Nur einen aus Reblaub eflochtenen 
Sa übe be Ron — ſondern iſt auch mit einem — Gürtel umguͤrtet. — man den⸗ 
hennen p Heat \ of ne und er wird meiftens von Satyrn begleitet; die ihn ihren Vater zu 
— — ihzen fie ihn in feiner Trunkenheit, damit er nicht über einen Hauffen falle, 
g es fich zu, daß er an einen Brunnen Fam, welcher ftarf mit Wein vermifcht warı Wie 


ihm nun der angenehme Geruch davon in die Nafe ftiege, hat er ſich dabey fo ſtark bezecht, daß Be 
Ta liebe, 


) 50003 B,2, Ode 19, nennt fie aures acutas. 3) Es war überhaupt gewoͤhnlich daß Tugenden und 
Kafter in weiblicher Geſtalt gebildet waren, 


en, welche demKnaben ben Weg zu zeigen ſcheinet; vielleicht iſt diefes die vorgedachte Merhe, oder die Goͤt⸗ 





) 
1 
| 


76 Des erſten Buchs drittes Capitel. 


bliebe, von den Phrygiern gefangen, und dem König Midas zugefuͤhret wurde 4). Uebrigeng foll er auch 
der Erfinder der aus vielen Roͤhrlein zufammen gefegten Pfeiffe gewefen fern.  F 18. 3. lieget ev auf der 
Erde, und fteurer ſich mit dem linten Arm auf einen mit Wein angefüllten Schlauch, mit der rechten Hand 
aber fajlet er ein Trinkgeſchirr, unter ihm lieget ein Thierfell, und auf dem Kopf hat ereine Kronevon Eppeu, 
wie Dacchus. Die nachfolgende zwey Bruftbilder (Fig. 4. und 5.) zeigen uns , daß er eine breite ein- 
gedruckte Nafe gehabt, und barhäuptig gewefen fey ; des einen Haupt ift mit Reblaub gefrönet, und bey⸗ 


de haben einen langen Bart, der in Fünftlid)  gefräußten Haarlocken zu fehen ift. 


$. 5. Die Saunen waren Feldgötter, man glaubte, daß fie ſich auf den Feldern und in Wäldern 
aufbielten. hr Stammvarer foll Faunus gewefen feyn, welcyer einer von den uralten Sateinifchen Koͤni⸗ 
gen 5) war, von dem vorgegeben wird, daß er Die Religion, und Verehrung der Götter, zu erft nach Star 
lien gebracht habe. Wofern es aber wahr ift, daß die Faunen von ihn den Urfprung haben : fo muß 
man geftehen, daß fie gar fehr aus der Art 6) gefchlagen feyn. Dann was die äuferlicye Geſtalt anlangt, 
fo Hatte Faunus eine vollfommene menfchliche Bildung, da hingegen die Poeten, Diefen Saunen nicht nur 
Bocks- oder > /egenhörner, fondern auch von den Hütten, bis auf das Aufferfte der Fuͤſſe, Die völlige Geftale 
diefer Thiere beylegen, wie den Satyın, Panen and Silvanen. Biele Gelehrten ftehen in den Gedan⸗ 
fen, daß, wie wir bereits oben erinnert haben, unter diefen mancheriey Namen, nur eine einige Gottheit 
verftanden werde, Wenigftens iſt diefes fehr wahrſcheinlich, daß zwifchen den Faunen und Panen fein 
Unterſchied ſey; fo, daß derjenige Gott, den die Öriechen Pan nennen, von den Sateinern erſtlich Phan 
7) genennet worden; woraus hernach der Name Faunus eneftanden ift, Allein, obgleic), nach dem Zeugs 
niß der alten Scribenten, die Saunen eben ſowohl, als die Satyrn, Hörner und Fuͤſſe, wie die Ziegen, follen 
gehabt haben: fo hat man es doch faſt zur Gewohnheit gemacht, daß man unter den Faunen Diejenigen 
verſtehet, welc)e Feine dergleichen Hörner und Fuͤſſe haben, fondern in allem, andern Menfchen, ähnlich 
find, auffer daß fie die Ohren von ben Ziegen entlehnet haben, und aud) dergleichen Schwänze tragen; 
obwohl aud) diefe viel ehender far Satyrn, als Faunen, möchten gehalten werden, Daher ijts gefchehen , 
daß diejenigen, welche fich vgr andern bemühen, die Alterrhümer zu unterfuchen, wo fie dergleichen Bils 
der antveffen, wegen der Ungewißiheit, insgemein Dazu feßen: Faunus an Satyrus (dr i. man ſtehe an, 
ob man es einen Faunus, oder Satyr, nennen wolle). Pan wird auch mit Ziegen - Hörnern und dergleichen 
Fuͤſſen vorgeftellet, und nichts dejtoweniger trifft man verfchiedene alte Denkmale an, auf welchen er, in 
der Geſtalt eines ordentlichen Menfchen, erfcheinet; und eben dieſes ift auch von dem Silvan zu merken , 
daß er unter dieſer beyderley Geſtalt angerroffen werde. Db aber gleich die Satyın, Faunen, Panen und 
Eitvanen, für einerley Gottheiten, der Sache nad), möchten gehalten werden 8): fo ift ihnen doch ein ver» 
fihiedener Dienft geleiftet. 

$. 6. Derjenige Faunus, welcher Tab. XXXI. Fig. 6. zu fehen ift, hat wenig unmenſchliches an 
fich, fondern gleicht in alfen Stuͤcken einem vollfommenen Menſchen, auſſer daß er Ziegenohren, und einen 
dergleichen Schwanz hatz den linken Arm, über welchen er ein Tigerfell bangen hat, recket er in die Höhe, 
und in der vechten Hand hält er einen krummen Hirtenftab, Der andere (Fig. 7.), der volllommen einem 
Menfchen gleicher, ſcheinet im Tanz begriffen zu feyn , wobey er die Crotala (Biefe waren ein gewilfes 
Klapperwerk) hören laͤſſet, welches Inſtrument nicht nur von den Gefehrten des Bacchus, fondern auch 
fonft in den Schaufpielen pflegte gebraucht zu werden, Fig. 8. erfcheinet ein Bruftbild von einer Haus 
na, oder Satyra, mit ſehr geoffen Ohren, welches ein Ziegenfell um den Hals hat, davon die Füffe, gleiche 
fam in einen Knoten, zuſammen gebunden find, Fig. 9, if der Kopf von einem andern Faunus, oder Sa⸗ 


tyrus, welcher ein groſſes Gelächter anzuheben fcheinet; wie dann Horatius die Satyın mit Recht Ri- 


fores nennet. Fig. 10. fißt ein alter Faunus auf einem Ziegenfell, vor welchem eine Ziege ftehet , die er 
an dem Dart anpacket. Der legte auf diefer Tabelle Fig, ı 1. ift ein Kunftitück von einem vortrefflichen 
Meiſter. Dieſer trägt ein Ziegenböcklein auf der Schulter, und hält in der rechien Hand einen krummen Hir⸗ 

tenſtab 


+ Man ſehe des Ovidius Verwandlungen, Buchız, 8) Zumal wenn fie ſich fo aufgefährer, als Auguſti ⸗ 


v. 90. folg. auch Aeians vermifchte Geſchichte, nus Buch 13. der Stadt Goes ihet 
Buͤch 3, cap. 18. wo eine beſondere Unterredung mit Fauna — wird als ein ge re 


dem Mmidas, gemeldet wird. Die Umſtaͤnde der geruͤhmet, und von den 
gan werden. nicht auf einerley Art angegeben, b 


Sn Alten für Bona Dea ange 
s war auch eine Art Tänze, die man nt diefem - 7) Diefe Herleitun 


g hat vielen neuern gefallen. Ser⸗ 


Namen belegte. vius gibt über dag 7. Br) der Eneis eine dop: 
5) Man fehr den Dionyſlus von Halifarnaß, im er⸗ pelte; einmal von * die here von fando; ve 
fin Buch, Seine Schwefter und Gemahlin Fau⸗ erfie hat Iſidorus, de originibus, wie fehe bie 
na; kommt bey den Alten oft vor. ©. Lactanz les, ihm nachgefchrichen. 
B.1,c 22, Servius meldet über das7. Bud) 8) Wie fie denn auch Ovidlius mit einander nennet, 
der Encis, daß Saunen eben fo wohl, als Panen, im erſten Buch feine Verwandiimgo. 192 93; 30 
fierblich gemefen. ©. auch die Griechifchen Chros 203 hat die 18, Ode im 3. Buch an den Faun ger 
nicken unter ben Byzant. Öefchichtfchreibern, vi t, P 








Jab. XXXL. 








wei 
S ) 
S 
00 


3 Slbanıs fub forma Panis cespiti insidens et dextram Nymphae sub pı- 


rau sedenti, porrigens. 9. Stlbranus duplei forma, Panıs scilicet sedentis et Herme . 


—— 
— 


— 











Von den Satyrn, Silenen; Faunen, Panen und Silvanen. 77 


tenſtab: zu deffen Fuͤſſen aber fteht ein Strunf von einem Baum, an welchem eine Syrinx zu hängen 
fiheinet. Tab, XXXU Fig. 1. und 2. fehen wir nod) zwey Bacchantes, (mo nicht. der leßtere mit Tab; 
dem Becher Bacchus felbft it), Dieerftere hält in der linken Hand eine Traube, und bat vor fic) einen XXXII. | 
Baumftrunf, um welchen ſich eine Schlange geſchlungen hat, 

6, 7. Die Panen find wohl nichts anders, als Faunen und Satyen ; man trifft wenige Denkma⸗ 
le an, auf welchen diefelben befonders abgebildet wären, daß man fie von diefen unterfcheiden koͤnnte. Den 











f vornehmften aber unter ihnen, welcher infonderheit fürseinen Gott der Hirten, Jäger und Adersleute 
E angegeben wird, befomme man mehrmals zu fehen. Was den Urſprung diefes Gottes anlanget, fo find 
# die Alten in ihren Meynungen dißfalls dermaſſen von einander unterfchieden 9), daß man davon nichts 
; gewiffes fagen fan. Herodotus gibt ihn, in feiner Euterpe, für einen Sohn des Mercurs und der Des 
nelope an. Dann es heiſſet, daß Pan eben deswegen Hörner und Bocksfuͤſſe befommen habe, weil 
Mercurius der Penelope, in Geftalt eines Bode, beygewohner habe. Epimenides hingegen gibt vor , 
daß Pan und Arcas Brüder geweſen feyn , welche Fupiter mit der Caliſto gezeuget habe. Duris aber 
| bat gemeldet, daß Pan allerdings die Penelope zur Mutter gehabt habe; dann weil diefelbe in Abwefenz 
$ beit ihres Manns , des Ulyſſes, mit allen Buhlern, welche zu ihr gekommen, zugebalten, und fie diefen 
A Sohn zur Welt gebracht, fey es ungewiß gewefen , welchen man für deffen Vater angeben folle, deswer 





gen man ihm den Namen Pan, weldyes Wort im Griechiſchen fo viel als alle, oder eın jeder, heiſſet, ges 
gehen babe, weil fie nemlic alle Theil daran gehabt haben. Er foll aber von den Nymphen, und zwar 
nfonderheit von der Sinoe, auferzogen worden ſeyn; und wird insgemein mit Bocshörnern, einem lan⸗ 
gen Bart, zottichten Haaren, und nach dem ganzen untern Leib, wie ein Bock, vorgeftellet, in welchen Stüs 
den er alfo, von einem Faunus und Satyr, gar nicht unterfchieden iſt. Weil er biernebft für einen Gott 
der Hirten gehalten wird, fo hat er auch insgemein einen Nirtenftab, und eine aus vielen Roͤhrlein zufam« 
men gefeßte Pfeife. Als ein Gott der Jäger zog er auch, mit den Dryaden und Hamadtyaden, vielfältig 
durch die Wälder ; welches der Meynung deykommt daf er mit dem Silvan einerley ſey. Uebrigens 
gehöret diefer Pan, mit den andern Panen 10) gleichfalls zu dem Gefolg des Bacchus; wie er dann auch) | 
den Bacchus, auf feinem Zug nach) Indien, foll bekleidet haben. 
$. 8. Sonſt erzehlen die Fabelbeſchreiber, daß er anfänglid in die Nymphe Echo fey verliebt | 
gewefen, mit welcher ev auch) eine Tochter, Namens Jynr, gezeuget babe Nachgebends warf er feine 
Lebe auf die Syriny, die ihm aber fein Gehör eben nal fondern vielmehr da fie einft vor ihm flos 
be, auf ihr Gebet, in ein Schilfrohr nei suche: woraus Pan etlic)e Nöprlein zufannnen gefüget, 
und eine Pfeiffe gemacht haben foll, welche man Sı eing, ober bie Pfeiffe des Pan, genennet hat Eben 
a ent aud) mannigmal in us menfchlicher Geſtalt, wie Tab. xxxli. Fig. 3. jeiget, wo er 
die Mann Sperfon ler fie Dar Oye wird, welches die Gelehrten für eben u — in m wi 
an einem Baum Händen a halten ſey, will man aus ber Pfeiffe Id) —D— u SR 
ben, auf welchen ein Som er Spring ſteht ein junger Faunus mit einem? er 
' Ä mervogel figet, welches die Seele 11) bedeutet. Der folgende Pan (Fig. 4.) 
bat die vollfommene Geſtalt eines Sar inem Ziegenboc fißer, fuͤhret 
In gleicher Geftalt erfcheinet or and n * welcher den Bacchus, der auf i nf aukänem on 
ing Horn bläfet, die Hirtenpfeife ein —— ieſe Deiffe hat bier nur fünf 
a ee nee ſonſt insgemein aus fieben, acht, biß zehen, zufammengefeget iſt. Daß er 
wohnheit ſpaͤterer re Ha Pfeife, fonbern eines einfadpen Dorn, ie 


$ 9. Die folgende Fig. 6. ftellet den K i i | 
’ 8.6. ampf diefes Pan, mit dem Eupido, vor, von welchem er 
— — davon die Poeten Tan a Pan nemlic) liegt, als ein Ueberwunde⸗ 
ner, * ieh ak ift mit Strahlen umgeben; daher er oft Pan Lucidus, (der leuchtende Pan) 
cher aber para it aufipn, Pan feiner zu fiehen. _upibo hat ben Bogen von (ich geworfen; 
den  Oelideins er auf dem Rucken hängen. Ueber beyden ſchwebet in der Luſt ein groffer Kranz, wels 
er en nl 2 f zuſammen geflochten ift, und ber folchem ein groffer Stern; es ſcheinet aber diefer 
Kranz demjenigen beftimmer zu feyn, welcher in diefem Kamf überwinden würde. Indem aber hier des 
u 














Pan 
9) Man fehe den Paufanias; Macrobi 
obius, pl 10) Cieero gedenket auch junger Panen unter dem 
—53 — DE as u einem Ort; der —— ort Panifei , die er neben Satyrk feßt; von ber 
4 ris ef, Soon) zukiter und die Sybs Ta er Gitter je 3,6. Ye —— 
ine löcherli j3 ern an; 1) Eiche oben von der Pſyche und dem Cupido 
— feine lächerliche Gefialt zu begreifen, — I Ve es Pſy pido, 


chreib Ou — 13. 
9 * leicht if ee FÜR Apeus welche Verwech 2 5 brig Serviug Über des Virgils zweytes Hir⸗ 




















73 Des erften Buchs drittes Capitet 


Pan Lucidus gedacht worden 13), fo fcheinet diefes mit demjenigen eine Verwandſchaft zu haben, was 
Hyginus Fab. 196. von ihm ſpricht; wann er nemlich alſo ſagt: „Als die Goͤtter ſich einsmals in 
„ Egypten vor der Grauſamkeit des Typhon gefürchtet, gab ihnen Pan den Kath, dafs fie fich allefamt in 
„ wilde Thiere verwandeln follten, Damit fie ihn defto leichter hintergehen, und ficher feyn fönnten; wors 
a, auf ihn Jupiter mit einem Donnerſtrahl erleget hat. Pan aber, durd) deffen guten Rath die Götter 
,; damals vor dem Typhon ficher blieben, ift unter die Sternen verfeget worden ; und weil er ſich da« 
„mals in einen Bock verwandelt hat, fo ift er nachgehends Aegoceros, oder Capricornüs (der Steins 
», bock), genennet worden, „ Weil nun Pan ſolcher Geftalt in einen Stern verwandelt worden, fo konn⸗ 
te er gar wohl Pan Lucidus genennet werden; und eben darauf zielet auch vielleicht der Stern ‚ welcher 
über dem Kranz zu feben ift 14). 1 — 

$. 10. Der eigentliche Urſprung des Silvanus iſt unbekannt. Einige halten ihn fuͤr einen Sohn 
des Faunus, andere geben den Saturnus für deſſen Vater an, Es war aber derfelbe ein Gott der Berge 
und Wälder 15), wie aud) der Hirten. Bey den Griechen war er nicht fo wohl befannt, als bey den $a= 
teinern; wo nicht die Öriechen ihn unter dem Namen des Panverehrer haben; fintemal diefer undSilvanus, 
eine einige Gottheit zu feyn fcheinen. Der Berfafler , welcher vor dem Urfprung des Nömifchen Volks 
gefchrieben hat, ſagt, daß viele dafür halten, Silvanus fey einerley mit dem Faunus, und habe den Nas 
men von den Wäldern befommen, in welchen er herum ziehe; desgleichen , daß andere ihn für den Pan 
halten. Wenigitens wird er fehr oft in der Geftalt des Pan angetroffen , da er nicht nur Ziegenbörner 
und Ohren ; fondern aud) eben dergleichen Schenfel und Füffe hat; bisweilen aber bat er die ordencliche 
Geftalt anderer Menfchen. Es fommt dieſe doppelte Geſtalt nicht etwa nur von der Phantafie der Bild» 
bauer her, fondern es ift gewiß, daß er unter diefer doppelten Öeftalt von den Alten verehret worden ; fo 
melden die Alten von ihm, daß er beftändig einen Zweig, oder Aft, von einem Cypreſſenbaum 16) mit ſich 
geführet habe; vielleicht Darum, weil er gegen einen gewiſſen Jüngling , Namens Cypariſſus, eine unges 
meine tiebe hatte, der hernach in einen Daum, dieſes Namens, verwandelt worden. Aus den meiften’ 
Denfmahlen aber erfiehet man, daß es vielmehr ein Aft von einem Sichtenbaum feyn mag, Fig, 7, fee 
hen wir ihn in der Geſtalt eines ordentlichen Menfchen , der in der rechten Hand eine Sichel ‚ in der line 
fen aber einen Aft, von einem unbekannten Baum, hält; vor ihm fiset ein Hund, welches die befannteit 
Zeichen eines Wald und Hirtengotts find. Fig. 8 und 9. erfcheinet er in der Geſtalt des Pan,nemlich 
mit Hörnern, Ohren, Schenfeln, Schwanz und Fuͤſſen von einem Bock oder Ziege. Fig.g, fiser et auf 
einem Raſen, und hat einen Epheu» Kranz auf dem Kopf, zwiſchen welchem die Hoͤrner hervorſtehen; in 
der linken Hand hält er einen Aſt von einem Fichtenbaum, daran einige Strobel. oder Zirbelnüffe hängen, 
Vor ihm fißt eine Nymphe unter einem Fichtenbaum ‚die er bey der rechten Hand anfaßt, und vor diefer 
Nymphe ftehet der Cupido. Fig.9. präfentiret fi eben diefer Silvanus in doppelter eftalt : einmal 
wie in ber vorigen, und das andere mal wie ein Herma, da der bloffe Kopf zu fehen iſt, die Arme aber 
abgeftümpft find, und der übrige Leib ſich in einen zugefpisten Stein endiger , deflen Haupt aber mit eis 
nem Kranz von Fichtenlaub bedecket iſt. Der erftere hat auch den Eupido auf den Schultern ſitzend, 
und hinter ihm liegen die Pfeiffen des Pan, zu deffen Füffen aber liegen zwey lange Pfeifſen. Den ans 
dern Silvanus umfaffet gleichfalls ein Cupido , welcher dem erftern mit der Hand enmas anzubeuten 
ſcheinet. Da hingegen diefer ihm einen Aft von einem unbekannten Baum darreichet. 
Das 


33) Der Ausdruck Dan lucidus kommt in bes Reis mit dem Pan vorkommt; indem er i 

5 ee bon un an auf Meinen a verliebt auggefchrieen ae als bie 
mir Fackeln vorgeftellet : durch beydes wird dar  14).9 H 
auf 5 — daß ihm ein immerbrennend Feuer ges — angeführte Beranus, hat aus felsfar 
heiliget Dar en auch in der gupelk der —— gedeutet, in feinen Hi — —— 
ein Altar des Pans, war, Ezech an⸗ &; Da . 
‘heim de Veſta, im 5. Theil des — Seite 15) a den Servius über dasg. Buch der. Eneis, 
680. Servius macht die Hörner des Pans zu BR € auch bie Ausleger über Zorazens Briefe, 
Bildern der Sonnenftrahlen, welche diefe Abbil: +2. CPL, d. 143, Siluanum lacte piabant, 


dung gar hinzugefeßt. Der Stern, als ein einf® 16) Virgil. Georg. ı. 


cher, Fan nur fehr unvollkommen das Geſtirn Sil Tim ; fi |&t tenerarn ab radice ferens 
mi in ibr une enprefumz fiche aud, inus von der 
em ie alten ar. otgene geben, bezeichnen. Es gibt Stadt GOttes, Se, e A ber wird, 
übrigens viele andere Vorſtellungen imo Cupido daß er den Gebährenden aufjäig gewefen. 











ee nn 44 
B - 





* 


Bo 2. 
B-Brixienfes. 


Memorie — 
’ 
% 











a.et 2. Priapus sub forma Herma. 5.Vertumnus.g Idem varıos fructus zn. simu gerens.5.Jdem 


cumfalce et cane.6.Rlora Cum cornu copie.y. Eadem cum Sphinge. 8.10.et1n.ladem cum corona. 


con/erta.g. Cadem cum ‚Floribus. 13.et15. Pomona canıstro varus frugibus referto insı- 
ns.14 Fomona nuda ad truncum, cın canıstrum. inheeret . | 









































Von dem Priapus und Vertumnus, der Flora und Pomona. 79 


Das vierte Capitel. 


Yon den Priapus und Vertumnus, der Flora 
und Pomona. 


§. I 


Friapus foll ein Sohn des Bacchus, und einer gewiſſen Nymphe, Naias,gervefen feyn; da hingegen 
andere, die Chione, für deſſen Mutter angeben 1); noch andere aber fagen, daß er von dem Ado⸗ 
nis und der Venus ſey gezeuget und geboren worden. Auffer diefem wird vorgegeben, Daß, 

nachdem Juno gegen die Benus eiferfüchtig worden, fie ſich, bey der Geburt des Priapus, als eine Hebam⸗ 
me, verftellet, und diefen, als ein neugebornes Kind, geriffer maflen verdrehet, und den Leib verunftaltet 
babe. Er foll zu fampfacus 2) erzogen feyn, von Dannen er aber deswegen vertrieben worden , weil die 
Weiber derfelben Stadt ſich allzufehr in ihn verliebet haben. Sonft wurde derfelbe infonderbeit für einen 
Gott der Gärten 3) gehalten, die er in feiner Hbhut hatte ; wobey er auc) zugleich. bie Baumfrüchte in 
feiner Obſicht und Schuß hatte: daher es deſchehen, daß fein Bild faft in allen Gärten aufgeftellet wor» 


den. Insgemein wird er als ein Herma vorgeftellet ,_ wie es Tab, XXX. Fig. 1. und 2, ausweife. Tab, 
at er eine Krone von Reblaub auf dem Kopf, und Ziegenohren; über den Schultern haͤnget XXXIIL; 


Fig. I. h 
ein Mantel, Fig. 2, ienenhörner, aber feinen Kranz; auf der. Bruft hingegen hat er 
erfilich ein Salebann ee 5 BEN le diefem eine Kette, welche mit Steinen beſetzet zu 
ſeyn ſcheinet. In Griechenland hatten ſie auch eine beſondere Art von Priapen, von welchen fie glaubten, 
daß fie Die Fleinen Viehheerden und Bienen, unter ihrer Fürforge und Obhut hätten. Man findet zu Rom, 
und anderswo, in Kunſt und Antiquitätentammern, gar viele Bilder, Es nahm fi) aber ein jeder die 
Freyheit, diefen Gott in einer ſoichen Geftalt vorzuftellen, bie ihm felbft beliebte ; wobey man dennoc) ges 
wiffe Zeichen amd Merkmahie beybehalten hatte; unter welchen diefes das allerfhändlichfte war, daß er, 

mit einem aufgereckten männlichen Guied, vorgeftellet wurde 4). : ran 
$. 2. Vertumnus 5) kommt urfprünglich von den Hetruſciern her, und hatte in Italien feine be⸗ 
fondere Tempel, ‚Einige geben ihn für den Janus an, und halten ihn für einen Gott der Feldfruͤchte 
— Ernte. In den poetiſchen Fabeln wird von ihm erzehlet, daß er einsmals in die Pomona ſey 
5 geweſen, und, Damit ex derfelben habhaft werden möchte, ſich in ein altes Weib verftellet habe; wo⸗ 
En ä zu feinem Zweck gefommen fey. Gvidius meldet diefe unter vielen andern Berftellungen, Met. 
feben x 636.) daß er fich in mancherley Geſtalten habe verwandeln Fonnen, Tab. XXX. F ig. 3. 
Kleidun m Hi einem Kranz auf den Haupt, der aus allerley Blättern zufammen Bo if; ar 
—— ecket kaum den halben Leib. Fig. 4. erſcheinet ein anderer mit einem groſſen art, der eben 
Früchte find vanz aufhat, wie der erfte; übrigens aber feinen Rock aufgefchtirget halt, in welchem allerley 
— nd ; ‚ber das alles Hat er einen Mantel an, der ihm über den Rücken bänget. Cine ſehr 
den fatue iſt diejenige, davon wir Fig, s. einen Abdruc geben. Sie iſt von Marmor, ungefähr 
on hub hoch. In Anſehung des Haupts bat er mit dem Jupiter fo viele Aehnlichkeit , daß wann Die 
n N Zeichen nicht da wären , man gar leicht in der Perfon irren fönnte. Die aus Achren zufammen 
Kr 2: Krone ift ein deutliches Kennzeichen, daß es ein Feldgott fen; über die Bruſt bat er ein 
& a wilden Thier, hängen, welches er, wie einen Sad zufammen gefaßt bat, um Früchte darin 
x ER Der Kopf des Thiers, von welchem das Fell abgezogen worden, hänget unter Dem linken 
fe — es iſt aber nicht recht kentlich; in der rechten Hand halt er eine Sichel, oder Krumms Mef 
frugen See die Bäume zu faubern pfleger; die Halbitiefel an den Beinen, dergleichen die Adersleute 
Halbftiefel — auch ein Zeugniß, daß dieſes ein Feldgott ſey; doch ninımt man dabey wahr , daß diefe 
Sonft hatte Se wie fonft, den ganzen Fuß bedecken, ſondern, der Vorfuß unten bloß hervorgehe. 
Proteus; ni iefer Bertumnus die Eigenfchaft, daß er fich in allerley Geftalten verwandeln Fonnte, wie 
; nicht weniger foll er auch ein Gott der Kaufleute — feyn. 

2 


d. 3. 

1) Man fehe den Strabo im: 9) Welch — 
WERE ; en Verfall der Ehrbarkeit bie fo genannten 
des Theocritus über dag eche "Toon a priapeia ln noch ehe vorftellen; an chriſt⸗ 


i R 3 liche Fiebhaber und Ausleger nicht zu gedenken, 
2) ei et I, m 21. wo von feinem Opfer, 5) Siehe = Properz 2te Elegia im sten Buch, Eis 
den & il 2 ln —— gemeldet wird; auch nige leiten diefen Namen von uertere, vertau⸗ 
vidas. Gvbid faltor. 6, 9,321, feq. fchen, verfaufen; andere ab inuerfo Tiberi, wel 


3) Boraz Gatpr. 1,8, vom Anfang, che Wohlthat man biefem Gott zufchrieb. 











80 Des erſten Buchs viertes Capitel. 


$. 3. Von der Flora macht Lactantius B.J c. 20. folgende Beſchreibung: „Nachdem Flora, 
„durch ihre Unkeuſchheit, einen groſſen Reichthum zuͤſammen gebracht hatte: fekte fie das Roͤmiſche 
„Volk zu ihrem Erben ein; und zwar unter der Bedingung daß man eine gewiffe Summe von den 
»„ Einfünften jährlich auf deren Geburtstag, zu einem folennen Feſtin, Floralia genannt, anwenden foll- 
„te. Weil aber der Kath diefes für unanftändig bielte, da; man eine gewefene Hure gleichfam goͤtt⸗ 
„ lich derehren ſolle: fo nahm man von ihrem Namen Anlaß eine gewiſſe Goͤttin zu ernennen, von 
„welcher man vorgab, daß ſie inſonderheit die Blumen unter ihrer Aufſicht habe, und daß man ders 
„ felben alfo einen gewiſſen Dienft beweifen müffe, damit fie den Bäumen , Weinſtoͤcken und andern 
„Fruͤchten, ein gefegnetes Wachsthum verfchaffen möge. Diefem Vorwand zu Folge, hat auch) Dpis 
„dius in den Faftis erzehlet, daß eine vornehme Nymphe, Namens Ehloris , gewefen ſey, welche 
„ſich mit dem Zephyrus vermählet habe; und Diefes von ihrem Gemahl, gleichfam zum Brautſchatz, er⸗ 
» balten habe, daß ihr die Aufficht und Herrſchaft über alle Blumen follte anvertrauer feyn. ,,„ Was 
Lactantius hier von der Flora, unddem ihr zu Ehren angeftellten Feſt, anführer, das finder fich bey 
feinem alten Schriftfteller 6), und ift der Dienft der Flora fo alt, als die Stadt Nom felbft, Es war 
aber diefes Feſt vornehmlich von Weibsleuten gehalten, und follen auf demfelben fo groſſe Schandthaten 
getrieben worden feyn, daß, als Cato einsmals ungefähr in diefe Berfammlung der nackenden Weiber 
gekommen, er einen Abjcheu davor gefaßt, und alfobatd zuruck gegangen ift, Die folgenden ſechs Figur 
ven find Abdruce von fchönen Bildfeulen diefer Göttin , welche hier und da angetroffen werden, Fig. 6. 
zeigt fie ſich in ihrem vollfommenen Schmuck, und hat auf dem Kopf einen groffen Blumenfranz, in der 
linken Hand aber ein Fuͤllhorn, welches aud) mit allerley Blumen angefitller ift; über das bat fie ein dreyfaches 
Kleid; erftlic) einen langen Rod, der bis auf die Erde gehet, und über viefem noch ein ander Kleid, 
welches weit über die Knie herab hänget , über diefes alles aber noch einen Mantel , den fie gewiſſe mafa 
fen aufgefchürzet hat. Fig. 7. ift eine andere Flora, welche gleichfalls mit allerley Blumen und Blät« 
tern gefrönet iſt; diefe hat auch ein langes Kleid an, mit einem befondern Saum ; zu den Füjfen lieget ein 
Sphiny, welches man für ein Zeichen annehmen könnte, daß damit auf die Iris gefehen werde, Don 
der Fig. 8. ift das Original zu Rom, und foll ein vortreffliches Stüc feyn. Diefe bält in der linken 
Hand einen Blumenfranz. Fig. 9. und 10. fomme mit der vorigen meiſtens überein, Ein rechtes Meia 
ſterſtuͤck aber ift die Flora zu Berfailles, davon Fig, 11. eine Copey iſt; und har diefe gleichfalls einen 
Blumenkranz in der Hand. : 

$. 4. Pomona war über die Gärten geſetzet, und wurde von verfchiedenen Feldgöttern fehr hoch 
gehalten, Inſonderheit aber gab fih Vertumnus groſſe Muͤhe 7), derſelben habhaft zu werden; alg 
welcher ſich endlich in ein altes Weib verwandelte, um einen defto freyern Zutritt bey ihr zu erlangen, wor⸗ 
auf er die Geftalt eines Juͤnglings, die ihm eigen war, angenommen bat, und zu feinem Zweck gelanget 
it. Fig. 12. zeigt ſich Pomona auf einem groffen Korb fisend, welcher mit allerley Blumen und Baums 
früchten angefüllet ift ; eben dergleichen Früchte hält fie auch mit der linken Hand, in der vechten aber eis 
nen Zweig von einem Baum ; fie hat auch noch eine groſſe Menge Aepfel und Zweige auf dem Schos lies 
gen, Ben der Fig, 13. wird von einigen gezweifelt, ob es ein altes Stück fen; allein es har diefeibe mit 
ber vorhergehenden eine groffe Aebnlichkeit ; daß man alſo an derſelben Alterthum eben ſo wohl zweifeln 
muͤßte, wann man dieſe verwerfen wollte. Iſt dieſe Bildſeule an ſich nicht alt, fo ift fie doch nach einem 
alten Modell gemacht ; welches fehr oft gefchehen ft. Die folgende Pomona Fig. 14. erfcheinet in nacken. 
der Geſtalt, und lehnet fic) an einen Strunf von einem Daum, an welchen ein mit allerley Früchten ans 

gefülltes Körblein angehänget ift. Nicht weit von Rom ftund ein Tempel, Pomonal genannt, 


welcher diefer Göttin geheiliger war. 
Dad 


6) Es kan ſeyn daß die Ncca damit verwechſelt wor 7) Siehe Ovid. im 14. der Verwandlung, v. 623. folg. 


ben; ſiehe Nardin. Roma uetus beym Gräv. er ſetzt fie unter den Koͤn rokas! * 
——— — se benfet in ben Sichern don a Sat. Sprache des 
a MT 0 NOCor.&c, Ayguflin. vo amen pomonalis; und l. 
Stadt GOLD, 4,.c9$, ’ Feſtus des Poimona 





J Tab:XXXIV. 
- E * — 


⸗ 


re, 
N Naher f 
————— 


— € ; 
SEEN — ATEM ne En ven kan I 
; M .. 


* Sk. ⏑ men 







—— , 
u 


CYZeTeme 





4.2. 3.4. Aesculapüus baculo Inniscus, cu serpens umpleatus inhıeret- 5. Idem. cum Telesphoro ; 

6. Hirgiea cum ‚patera et serpente.z. Cadem rupi insidens et serpenti cıbum ‚praebens.8. Eadem 
capiıs ornatu inprimis confpieua.g. Eadem cum cane vel lupo.20.Ielesphorus.n. Prowome Aejculapu. 
| 22.rotome Horgiew.ı5. Aesculapius, Fürgiea. et Telesphorus. 





Yon dem Aeſculapius, der Hygieia und dem Teleſphorus. 81 


Das zweyte Bu, 


Bon dem Aeſculapius, der Goͤttin Roma Den 


Dioſcuris, der Göttin Fortune, den Penates 
und andern Gottheiten. - 


Das erſte Capitel. 
Bon dem Aeſculapius, der Hygieia und dem Teleſphorus. 
&, 1, 


Ö) N 5 
(Mach der gemeinften Meynung war Nefeulapius ein Sohn des Apollo und ber Coronis, obgleich 
die Fabelbeſchreiber auch) nod) anders vorgeben, Allein eben diefe unterfchiedenen Meynungen 
haben Anlaß gegeben, daß einige auf die edanfen gerathen, es müßte mehr, als ein 1) Ae⸗ 
feulapius gewefen feyn. indem aber deſſen Mutter Coronis genennet wird, welches nicht nur der eigene 
Name einer gewiflen Nymphe iſt, fondern auch zugleich eine Kraͤhe bedeutet; fo haben einige Daraus ges 
muthmaſſet, daß Aefculapius urſpruͤnglich aus einem Ey gekommen, und in Geſtalt einer Schlange auf 
diefe Welt gekommen fey; welche Fabel von dem Lucianus in feinen Gefprächen erzehlet wird, Fuͤr 
feine Geburtsſtadt wird Epidaurus angegeben, und er ſoll von dem Centaurus Chiron auferzogen, und zus 
gleich in der Arzeneykunſt unterrichtet worden feyn z welche Kunſt ihn hernach fehr berühmt gemacht, Sei⸗ 
ne Gemahlin hieß Epione, mit welcher er den Machaon , der dem Trojaniſchen Krieg mit beygewohnet 
bat, uns den Pobalitius, nebft vier Töchtern (diefe waren die Hygieia, Yegle, Panacea und Jaſo) ges 
zeuget bat, 
$. 2. Es wird aber Aefeulapius auf mancherley Welfe abgebildet, Die gewöhnlichften Kennzei⸗ 
chen deſſelben find, ein Stab und eine Schlange, worunter gemeiniglich die Gefundheit pflegt abgeſchil⸗ 
dert zu werden 2); weil, nad) dem Zeugnis des Plinius, nicht nur die Schlangen in vielen Arzeneyen 
gebraucht werden, fondern auch ein Arzt fehr wachfam feyn muß 3), (in welcher Abficht dem Aeſculapius 
auch bisweilen ein Hahn, als ein Zeichen der Wachfamfeit, pfleget zugegeben zu werden ) oder aber weil, 
wie die Schlangen zu gewiſſen Zeiten ihre alte Haut ablegen, und ſich gänzlich erneuen , die Menfchen, 
durch den Gebrauch der Arzeneyen, ebermäffig ihre verlohrne Gefundheit wieder erhalten, und gleicyfam von 
neuem geboren werden, Sb auc) gleich derfelbe bisweilen ohne 4) Bart angetroffen wird, fo wird er 
doc) auf den allermeiften alten Denkmahlen und Münzen, mit einem großen Bart 5) vorgeftellet, und 
er hat mit dem Jupiter öfters eine fo groſſe Gleichheit, daß man fie nicht anders, als durch die bengerügten 
Zeichen, von einander unterfcheiden Ean. Ehedeflen war zu Epidaurus eine Statue des Aefculapius , 
welche einen güldenen Bart hatte; wie num der Sicilianiſche Tyrann Dionyſius einsmals dahin Fam , 
und diefes wahrnahm, lief er demfelben den güfdenen Bart abnehmen, und fagte dabey ganz hoͤhniſch, 
es zieme fich nicht, daß deſſen Vater Apollo glatt um das Maul fey, und ber Sohn Aefculapius einen 
fo ftarken Bart Habe, Die fümtlichen Bildfeulen diefes Gotts, davon wir Tab. XXXIV. Fig. 1.2.3. Typ, 
4. 5. die genauen Abdrucke mittheilen, find einander darinn gleich, daß fie uns den Aeſculapius in der xxXiV. 
Öseftalt eines betagten Mannes vorftellen, der einen Stoc in der Hand führet, um welchen ſich eine Schlans 
gegefchlungen hat. Der zweyte hat diefes annoch befonders, daß der Stod oben viereckigt, und unten juges 
ſpiht, iſt; auch hält erin der rechten Hand eine Rolle Dapier, oder Pergament, womit vielleicht anfbie Lehren 
der Arze neykunſt geſehen wird. Der dritte hat einen Napf, oder rundes Maß, auf dem Kopf, wie der Egyptis 
ſche Serapis; dergleichen Veränderung der Zeichen wir auch [bon anderswo angemerket haben ; fonit iſt 
befannt, daß Serapis gleichfalls für einen Gott dar Gefundbeit gehalten worden 6), Der fünfte hat 
® % den 


1) Cicero meldet drey, im zten Buch von der Natur ) Siehe ben Feſtus in Dracones. 
der Götter c.22. vid, abe m 15. der Ber N) Sersieihen Sorfelung Paufanias meldet. _ 
wandlung, v. 624. wie feine Verehrung zu Nom . 5) Den ihm Zucianus beylegt, mit Spötterey über 
auggebreitet worden. Spetons Claudiusc. 25. den unbärtigen Vater, 
2) Wie man aus vielen Münzen häufig fiehet; er ©) Daher auch Ticero den Serapis und Aeſeulap 
- gentlicher Beſtaͤtigungen nicht zu gedenken. zuſammen legt, 











82 Des zweyten Buchs erftes Capitel. 


den Teleſphorus an der Seite, von welchem hernach $.4. ein mehreres vorkommt; fiber das bat diefer, 
an ftatt des Stabs, einen groffen Knuͤttel, um welchen ſich eine Schlange von ungemeiner Gröffe gewunden 
hat, Uebrigens ift aus der Hiftorie befannt , daß derjenige Aeſculapſus, der im Jahr nad) Erbauung 
der Stadt Nom 462. von Epidaurus nad) Rom gebracht werden , eine natürliche Schlange gewefen , 
welche der einfältige Pobel für den Aefeulapius gehalten hat; unter welcher Geſtalt derſelbe auch zu Epi⸗ 
daurus verehret worden. Doch wurde derſelbe eben daſelbſt in einem beſondern Tempel auch in menfch« 
licher Öeftalt vorgeftellet, ws deffen Statue von dem berühmten Bildhauer Thraſymenes aus Gold und 
Helfenbein verfertiget war. Bisweilen erfcheinet eben diefer Aefculapius auf einem Thron figend, und 
in der einen Hand einen Stab haltend, die andere ‚aber einer Schlange, oder Drachen, auf den Kopf Ies 
gend ; wobey zugleich ein Hund neben ihm lag. Nicht weit von dem Tempel des Aefeulapius war ein 
Wald, in weldyem es nicht zugelaffen war, daß jemand darinn gebohren würde, ober ftürbe, 
forgfältig verhuͤtete, damit nicht jemand in dieſem Wald fterben möchte, darüber i 
dern; dann, weil Aeſculapius ein Gott der Arzeney ift, durch deren Hülfe die Menſe 
macht, und vom Tod errettet werden; wollte es allerdings ſich nicht ſchicken, 
ſtuͤrbe. Warum es aber zu gleicher Zeit verboten war, daß niemand darinn follge gebohren werden, das 
von iſt die Urfache ſchwehr zu errathen; fintemal der Nutzen und Kraft der Arzeney auch darinn beſteht, 
daß den Muͤttern eine leichte und gluckliche Geburt verfchaft, und überhaupt allen denen, die etwa in eine 
Krankheit gefallen find, ihre Geſundheit wieder hergeſtellet werde 7). 
S. % Die Hygieia, oder Geſundheit — war eine den Töchtern ‚des Aeſculapius ‚ deren 
Bildniß man öfters auf Münzen antrifft , als bes Vaters. Insgemein wird ſie unter der Geſtalt einer 
Weibsperſon, welche in der einen Hand eine Schlange, in der andern aber eine kleine Schuͤſſel, oder 
Platte, haͤlt, vorgeſtellet, gegen welches die Schlange den Hals ausſtrecket, als ob fie aus demfelben eſ⸗ 
ſen oder trinken wollte. Insgemein kommt ſie allein vor, bisweilen aber auch in Geſellſchaft ihres Va⸗ 
ters, und des Telefphorus, Unter den ſchoͤnſten Statuen derfelben find folgende, Die erfte (F ig. 6.) iſt 
ins befondere wegen ihres fchönen Hauptſchmucks zu betrachten; bie andere (Fig, 7,) ſitzt auf einem Fels 
fen, und hat einen Lorbeerkranz auf denKopf, in der rechten Hand aber einen kuͤrzen Stab, oder Scepter, 
und in ber linken eine verdeckte Schüffel, nach weldyer die auf ihrem Schoos liegende groffe Schlange den 
Kopf ausftredt. Die dritte (F ig. 8.) iſt von den vorigen wenig unterſchieden ‚ aufler, daß fie auf dem 
Haupt eine Foftbare Krone hat, welche mit Edelgefteinen und Perlen befege zu feyn fcheiner, Die fole 
gende (Fig. 9.) gibt der Schlange auch zu freffen, und hat neben ſich ein unfentliches Thier ſißen. Wo— 
fern es ein Hund ift, fo wird damit vielleicht auf die Fabel gezielet 9) ‚ daß Xefculapius in feiner Jugend 
von einem Hund ſey geſaͤuget worden. Soll es aber ein Wolf ſeyn, ſo iſt bekannt, daß dieſes Tpier dem 
Apollo, fo der Gott der Arzeney war, defien Enfelin dieſe Hygieia geweſen, geheiliget war, 

§. 4. Teleſphorus wurde auch für einen Gott der Arzeney gehalten und zwar in ſonderheit derjes 
nigen, die von einer ausgeftandenen Krankheit wiederum genefen waren 10). Der gröfte Dienft wurde 
ihm zu Pergamus geleiftet ; die Epidaurier nannten ihn Akelios, d.1. der die Geſundhen wieder 
berfteller, diefelbe erhält, und die Krankheiten beiler. Die Cicyonier nannten ihn Eücme- 
rion, d. i. der die Menſchen gluͤcklich macht, und ihnen ein vergnügtes Leben verfchafft. 
Es wird übrigens Telefphorus immer in der Geftalt eines jungen Knabens vorgeſtellt; ja, wann wir dene 
jenigen anfehen , der Fig. 5. dem Aefeulapius zur Seite ſtehet, fo iſt er einem Eleinen Kind von zwey oder 
drey Jahren äbnlih. Eine überaus ſchoͤne Statue don demfelben befindet ſich in bem Cabinet des des 
rühmten Herrn Foucault, davon wir Fig. 10. die Copey jeben; es ift diefelbe aus weilfen Marmor 
auf das Fünftlichfte verfertiger, und hat ungefähr einen Schub in der Höhe, , Es iſt aber derfelbe uͤber 
den ganzen $eib mit einem Mantel bedeckt, daß man ihm bie Hände ‚garnicht, die Füffe aber nur ein we⸗ 
nig, fiehet ; oben an dem Mantel Hänger eine Phrygiſche Müge, mie welcher er das Haupt bedecker hat. 

$. 5 Diefen fügen wir noch einige andere Abſchilderungen bey, welche gleichfalls Hicher gehören, 
Fig, ır. ift ein Kopf von dem Aefeulapius, der mit einem Lorbeerkranz gefröner iſt, und welchen man ; 
wann nicht der mit einer Schlange ummwundene Stab dabey wäre, gar leicht für den Jupiter anfehen 
fönnte, Fig. 12. iſt die Hngieia, welche ihr fchönes Haar mit dem Sorbeerfran; fehr anfehnlich madıt ; 
und es fcheinet, daß diefen beyden Goͤttern der Lorbeerkranz deswegen zugeeignet fen, weil fie gleichfam 

über 


Faleonerii Gedanken (Theil 3. Bronovii f.23%2.) ten und Münzen vor; gar oft wird au ber Tem: 
2 Ir wäre die Aufnahme ber Verehrung des Aefcu⸗ ri der Salus gedacht, ee s 

laps unter. den Nöm. Kaifern, einer Betrigereyy 9) -atanz B.1. c. 10, andere machen ben Hund zu 

die ein Alerander mit einer zahmen Schlange, ges einem Bild der Wachfamkeit, des Na hforfeheng 

fpielet, zugufchreiben, find nicht fonderlich gegruͤn⸗ ꝛc. ꝛtc. 


et. 10) Man hat davon P. Zorns eigene Ab andlung,fo 
8) Der Lat. Name Salus fommt auf vielen Auffchrifs in den mifcellaneis Groning. Defindli af 








Tab. XXXV. | 


| 
. . / Bellorr . ! 

Perier. L /7 la Chausfe. ? | 
er | 

ur 


! 
REEL | 


v * \ Y 
A J * 
A i ni j W7) 
y a ) | 
N ; 
1% 2 


USD 





ı.Roma Dea chypeis et armis insidens. 2. Cadem Victoriam desctra tenens.5. Cadem ante. 
Steum Ruminalem, presente Faustulo.4.Cadem solio insidens et Vırtoriam. sinistra tenens . 

5. Roma tr hans.6.FugaAenee cum Anchise patre et Ascanio filio.7. LedaaIove sub cygni 
forma compre 9a.8. Nemesis, explorandis khominum actionibus prafecta . 











| 
| 








Yon der Göttin Roma. 5 


über die Rranfeiten einen Sieg nach dem andern davon fragen. Fig. 13. fehen wir die bisher beſchrie⸗ 
bene drey Gottheiten der Arzeney alle drey beyfammen; als nemlich den Aefeulapius zur linfen Hand, bie 
Hygieiam zur rechten, und in der Mitte den Telefphorum ; über ihnen aber einen Lorbeerkranz, an welr 
chem vielleicht alle drey 17), Theil haben follen, Unten ftehet sugleas, welches ein offenbarer Sebler ift, 
und ewzds d,i, erhaltet mich, heiſſen foll. 





9 Das zweyte Capitel. 

— Von der Goͤttin Roma. 

— He haben bie Heiden bi > er | 
A ee Aiı Dr Oh nakt, 


und ihnen zu Ehren einen gewiffen Dienft angeordnet haben. Unter allen den Städten aber , 

welche dergeftalt göttlich verehret ivar eine n nk als dieDea Roma 1), oder Die Gotts 

beit der Stadt Rom; fintemal diefelbe nicht mur in der Stadt Rom, fondern auch in andern Stadten 

= des Romiſchen Neichs in hohen Ehren gehalten worden ; indem man ihr gewifle Altare und Tempel zu 

—— Ehren erbauet hat. Die Geſtalt in welcher fie vorgeſtellet wird, kommt der Minerva ſehr nahe ‚daß, 
bi warn nicht gewiſſe Merkmale einen Unterfcheid machten , man feine vor der andern erkennen fönnte. In Tab, 
ſolcher Geftalt fehen wir fie Tab. XXX V, Fig. 1. da fie auf einem Felfen figt, und auf dem Haupt eb xyxy; 





J nen Helm hat zu ihren Fuͤſſen aber einen Haufen uͤber einander liegender Schilde; in der linken Hand 
} ſcheinet ſie einen Spieß gehabt zu haben, der ihr aber, Alterthums halben, mag entfallen ſeyn. Fig. 2» 
K fise fie auch auf einigen Waffen, und hält die Victoria in ihrer rechten Hand, weil fie faft alle andere Voͤl⸗ 
'. ger überwunden hat. Fig, 3. figt fie vor dem Nyminalifchen 2) Feigenbaum , und hält mit der rechten 


Hand einen Schild, mit der linten aber einen E pie. Zu ihren Fuͤſſen ift die Wölfin; an welcher Romus 
lus und Remus follen gefogen haben, und vor derfelben fteht der Hirt Fauftulus, welcher dieje zwey Kin⸗ 
der hernach ſoll erzogen haben. Dann man gibt vor, daß Hecasarentia 3), als Das Eheweib des Fauſtu⸗ 
Ius, dieſe Kinder gefäuget Habe ; weil aber diefe nicht allzu keuſch mag gelebet haben, und die Kuren Da« 
malen Lupae genennet worden; fo fey daher die Fabel entitanden, daß diefe Kinder von einer Woͤlfin 
ſeyn geſauget worden. Der Numinalifche Feigenbaum ſtunde unten an dem Palatinifhen Berg, und 
ift Nor Zeit in groffen Ehren gebalten worden, Fdem Thron fig 

2. Kg 4. fehen wir eben diefe Görtin 3 in einem fehönen Schmuck aufdem Ihren ſitzen 
Auf dem Kopf hat fie einen Helm mic ar und auf ihren beyden Schultern fißt ein 
geflügelter Genius, In der vechten Hand halt fie einen Scepter, in der linfen aber die Siegesgöttin, wel⸗ 
he ein Feldzeichen fuͤhret ‚mit der Aufſchrift, 8. P. O.R.; zu beyden Seiten auf dem nemlichen Thron 
figen zwey nackende Männer auf einer Gang. 5 vielleicht zum Andenfen derjenigen Gaͤnſe, welche das 
Eapitolium_einsmals erhalten haben. Zur ted)ten diefer Görtin fteht ein grofler länglichter Schild. Fig. 
5. wird das triumphirende Kom vorgeſtellet, welches von einem alten Gemaͤhlde, bey dem Römifchen Am⸗ 
pbitheater, abgefchildert ift, An dem einen Ende ift ein Tropaeum, ober Siegszeichen, aufgerichtet, uns 
ter welchem ein Öefangener, mit aufden Rücken gebundenen Händen, an der Erde figet, jo eine von den Nös 
mern eroberte Provinz bedeuten mag. Die fisende Göttin Roma bat die Victoria, oder Siegsgöttin, hin ⸗ 
ter fich, welche in der rechten Hand einen Kranz halt; die Göttin felber aber hat in der rechten Hand eis 
nen Spieß, und unter ſich einen groffen Schild, Wor ihe ftehen etliche gewafnete Soldaten, deren einer 
ein Pferd am Zügel anfaflet. Hinter diefem Pferd find noch zwey andere Soldaten, und am Ende der 
Figur zwey Häfcher, oder Stadtfnechte, mit ihren gewöhnlichen Stäben und Aexten. (Ffalces) 


%2 9.3 
11) In fo fern wohl nur, ale der 2 Ruma , quia hic rumam, i, e. mamma” dederit 
dem Arzt EAN leer bauume wut Iupa, Remo et Romulo; ftehet buym Seflus. 
x) Roma aeterna late Münzen, befonders deg 3) Sie heißt bey ebrigen Laurentia, bey andern 
Anton Pius, in Auffchriften und alten Schri rentia, —— 
ſtellern, gar oft vor. Bon dem ER, ne 4) Wenigfteng melbet Plutardy; daß oe 
Gottheit f. Nardin Theil. Graͤvius p. 1034. mit einer Decke angethan, IN a efäheen erhalte 
2) Des ficus ruminalis, Wird bey den Alten gar oft getragen ; wegen des duich ihr v 


gedacht; diefe Benennung konimt von dem Wort nen Kapitols, 


\ 








54 Des zweyten Buchs zweytes Capiten. 


$. 3. Es haben aber die Roͤmer nicht nur die Stadt Rom ſelbſt unter die Goͤtter gerechnet, ſon⸗ 

dern ſie haben auch alle andere Dinge, welche ſich bey dem Urſprung derſelben befunden, und einigen Theil 

daran nahmen, goͤttlich verehret. Solchergeſtalt wurden dag Lupercal der Ruminaliſche Feigenbaum, 

die Lupa, und andere dergleichen Dinge, welche auf den Urſprung des Romulus einige Abficht hatten, in 

\ groffen Ehren gehalten. Es ift der Liefprung der Stadt Kom gewiffer maſſen von der Flucht des Aeneas 

herzuleiten , der mit feinem alten Vater Anchifes, und feinem jungen Sohn Afcanius, ſich nach Eroberung 

| der Stadt Troia, aus Phrygien weggemacht, und endlich nach Italien begeben, Einen fchönen Abdrucd 

I von diefer Flucht fehen wir Fig. 6, wo Aeneas feinen alten Vater Anchiſes auf den Schultern trägt, und 

den Afcanius, als einen noch Eleinen Knaben, der kuͤmmerlich nachkonmen konnte, an der linken Hand 

fuͤhret. Anchiſes Hält eine runde Buͤchſe vor ſich, worinn er vermuthlich die Haus goͤtter Mag verwehret 

gehabt haben; zumal er felbft, nach Are der Prieiter, um den Kopf verhilfer ft, Mfcanius hält eine Erums 

k me Öerte, oder Himmelsftab (Lituus), in der linfen Hand. Der zur Seite fich befindende Mond mag 
vielleicht fo viel andeuten, daß diefe Flucht bey Nacht fey vorgenommen worden, 

$. 4 Auſſer dieſem ift derjenige Marmorftein, auf welchem die, bey der Geburt des Romulus und 

Remus vorgegangene merckwuͤrdigſte Umftände, auf vier unterſchiedenen Seiten abgeſchildert find, wovon 

Tab. wir Tab, XXX VI, Fig. 1. 2.3. und 4. einen Abdruck mittheilen, mit unter die fhönften Denfmahle zu 

XXXVI. rechnen, Fig, 1, fehen wir, wie Rhea Sitvia ſchlaſſend auf der Erde lieget, und vom Mars, ber fie 

N foll geſchwaͤngert haben, binterfchlichen wird, Es ift dieſer Mars mit einem Helm bedeckt, und bat in 

der linken Hand einen Spieß und Schild, den er an den linken Arm angeftreift Hat. Der hinter der Rhea 

Silvia fisende alte Mann, der einen Palmzweig in der linken Hand hält, ſoll den Tyberfluß bedeuten, der 

| bier in menſchlicher Geſtalt vorgebildet wird 5); woraus man ſchlieſſet, daß fich diefer tiebeshandel bey 

| der Tyber zugetragen habe, Es ift bekannt, daß Rhea Silvia eine Tochter des Numitor gewefen , sole 

cher von feinem jüngern Bruder Amulius, unrechtmaͤſſiger Weiſe, um das vaͤterliche Albaniſche Reich ge⸗ 

bracht worden; welches Lipius Bud) 1. cap. 3. umſtaͤndlicher alſo beſchreibet. , Amulius war damit 

„nicht zu frieden, daß er feinen Bruter Numitor um das värerliche Deich gebracht hatte, ſondern 

„lies nicht nur deſſen Sohn umbringen, ſondern machte auch deſſen Tochter Rhea Silvia , unter 

3, dem Schein der Ehre der Göttin Bella, als eine Prieſterin; damit fie Feine Kinder haben Fünnte, 

„» Nichts defto weniger wurde Rheg, als eine Beftalifche Jungfrau, ſchwanger, und brachte Zwillinge zur 

„» Welt, für deren Vater fie den Gott Mars angab; fie mag fic) nun vieles in ver That alfo eingebider, 


r 


| 
| 
| „» oder, welches wahrfcheinlicher , fi) diefes Borwands nur darum beviener haben, damit ihre That deſto 
| 


J 


„mehr beſchoͤniget würde. Allein, man ſahe nicht daß ein einiger Gott, oder Menſch, ſich ihrer/ oder ih» 
rer Kinder, annahme, vielmehr wurde fie in Verhaft gebracht, die Zwillinge aber jollten in die Tyber 
„ geworfen werden, Zu allem Glück aber foll es fic) zugetragen haben, daß die Tyber damals etwas groß 
„, war, und fic) über das Ufer dermaffen ergoflen, daß man ſich der Tieffe des Fluſſes felbft nicht wohl nas 
„hen konnte; daher diejenigen, welche Die Kinder hinaus tragen ſollten, te an dem Rand des Fluffes — 
wo er eben nicht gar tief war, nicht weit von mehrgedachtem Numinalifchen deigenbaum, Dinfegten'; 
„in Meynung, daß das Waſſer, wann es auch Flein wäre, doc) hinreichte fie zu erfäuffen. 8 waren 
„ damals in derfelben Gegend grofle Einöden ; da ſoll bald darauf die Tyber wieder zuruck getreten fenn, 
| „ und follen dieſe Knaͤblein auf dem feichten Voden liegen geblieben ſeyn; worauf eine Wolfin, welche 
„ der Durſt vom Berg herabgetrieben, dem Wimmern dieſer Kinder nachgegangen fey, und dieſelbe ge» 
» fäugee haben; wie dann der oberfte Koͤnigl. Hirt, Fauſtulus, fie fo angetroffen, daß die Wölfin fie ges 
| „leckt; welcher denn die Kinder alfobald zu fic) genommen, und feiner Hausfrau Saurentia mit nach 
„Haus gebracht, folgends auch erziehen laffen. „„, Diefe ganze Begebenheit wird auf obgedachtem Mars 
| mor abgebildet, obwohl noch) einige in etwas veränderte Umftände mit dabey find; wie ſolches bey der» 
| gleichen fabelhaften Erzehlungen nichts ungewöhnliches iſt; zumal wann dergleichen wunderbare Dinge ‚ 
| vorfommen, da man immer gefucht, einander mit allerley abentheuerlichen Erzehlungen zu übertreffen, 








$. 5. Auf der andern Tafel, Fig. 2. fehen wir , wie Rhea Silvia ihre zwey Knäblein auf dem 
Schoos hat, und diefelbe ſaͤuget. Der Fluß Tyber iſt ohnfern derfelben, in menſchlicher 6) Saal zu fos 
ben , und zur linken erfcheinen ziveen Männer mit krummen Stäben, vergleichen die Hirten, Fig. 4, bey ' 
fich Haben. Sie haben beyde über den Unterrock einen Mantel, und hat der eine einen torbeerfranz, der 
andere aber einen Helm auf dem Kopf, Vielleicht find es Kundſchafter, welche der König Amulius aus 
gefandt hatte, um zu erfahren, was vorgehe. Einer derfelben zwar ſcheint ein Tribunus, oder Officier, 
der andere aber, ein gemeiner Soldat, zu ſeyn. Auch träge der eine Soldatenftiofel, da bingegen der ana 
— dere 
Es meldet Aelian, B.2.c. 33. daß man Fluͤſſe ent e8 getwöhnlich geweſen , Fläfe, entweder . 
| ” weder in Menjchens oder Dchiengeftalt ge ildet. Fra DREIER 
| 


i { Meufipen- oder Dchfengeftalt, abzubilden, 
6) Aelian meldet, Buch 2. €. 33. vermiſcht. Geſch. daß ee 


A — 


















Jab. XXXVI 






























































































































































































































































































































































































































































































































































































































































































































































































































































































































a.Rhea Silvia, Romuli etRemi mater, a 

ae :3.Romulus et Remus ad oram Meris eaposti. 4. Jıdem conservatı, etinantro a lupa 
:5. Castor et Pollux cum hastis et equis.6. Fidem singuları arte ex uno Inpide sculpti.y.Idem 

cum. hastis et -parazonüs.8.Duo püei Diojeurorum.g.Corundem protome . 


Marte dormiens circumventa.2. Cadem ‚gemellos SUOS 























Non der Goͤttin Koma. 85 


dere barfuß gehet. Fig. 3. erfcheinen drey Mannsperfonen in Solbatenfleidern, welche diefe zwey Kinz 
der, auf Befehl des Amulius, an der Tyber ausfegen ; wie dann diefer Fluß abermalin menfchlicher Geftalt 
dabey vorfommt, Hinter den zweyen Soldaten, welche die Kinder ausfegen, ftehet annoch ein dritter ‚mit 
einem Spieß und geoffen Hebel, welcher gleichfalls ein Officer zu ſeyn fcheinet, Derjenige aber, welcher 
oben an einem Hügel auf der Erde lieget, ift vielleicht ein Hirt , der Achtung gibt, was vorgeht ; um 
ſolches dem Fauftulus, als feinem Oberhirten, zu hinterbringen. Auf der vierten und legten Tafel (Fig. 
4.) wird die Lupa oder Wolfin vorgeftellt, wie fie diefe beyde Kinder in einer Höhle ſaͤuget. Die zween 
Hirten, an den beyden Enden der Figur, ſehen voller Verwunderung zu, und es mag ſeyn, daß derjenige, 
welcher einen Lorbeerkranz auf bat, Fauſtulus iſt. Beyde haben einen krummen SHirtenftab in der 


Das dritte Capitel. 
Bon den Dioſcuris, oder von dem Kaftor und Pollux. 


$, I» 


Waſtor und Pollux, zufammen Diofeuri genannt, waren zween Brüder, und, wie es ihr gemeinfchafte 
Id licher Name mit fich bringe, Söhne des Jupiters. Von dem erſten werben fie bisweilen auch), 
in dev mehreren Zahl, Laltores 1) genannt. Es ſchreiben einige, Daß Jupiter fi einsmals in 
die Leda 2), die Gemahlin des Königs Tyndarus, verliebt, und, weil er derfelben nicht ‚anders beyfoms 
nien Fonnte, ſich in einen Schwan verwandelt habe, (wie folches Tab. XXXV, Fig.7. einiger maffen zu 
fehen ift), welche dann, nachdem fie von ihm fehrmanger worden, ein Ey zur Welt gebracht, aus welchem 
Pollux und Helena bervorgefommen ſeyn. Andere hingegen fagen, fie habe zwey Eyer zur Welt ges 
bracht, aus deren einem Caftor und Pollur, aus dem andern abet Helena und Clytaͤmneſtra, famt nod) 
einer dritten Schwefter, Namens Timandra, gekommen ſey. Dieſem aber mag ſeyn, wie ihm wolle ; fo 
ift aus dem Namen Diofeuri offenbar, daß fie Söhne des Jupiters geweſen feyn follen; damit aud) bie 
meijten Poeten übereinftimmen, So bald als fie geboren waren, bat fie Mercurius nad) Pellene ges 
bracht, damit fie dafelbit möchten erzogen werden, Hernach find fie alle beybe mit dem Jaſon gereifer, 
um das güldene Vließ abzuholen; woben fie ſich ſehr tapfer follen gehalten haben. Nachdem fie wieder 
nach Haus gefommen, fiengen fie mit den Athenienfern Krieg anz weil Thefeus in ihrer Abweſenheit die 
Schweſter Helena entführer, welche fie auch alilicd) zuruck gebracht haben. Ihres Lebens Ende aber 
war alfo beicyaffen , daß fie bey dem Unglück, welches fie betroffen hat, wenig Ehre hatten. Dann es 
follen beyde in einem Streit mit dem Meffenifchen König Huceus, dem fie feine Braut weggenommen 
haben, umgefommen feyn. Jeder Hatte eine ihm eigene Geſchicklichkeit; Caftor 3) im reiten, Pollux 
aber im fechten ; doch werden fie gar oft alfe behde zu Hferd, vorgeſtellet. Sehr oft erſcheinet ein Stern 
über ihrem Haupt, den fie von dem Jupiter ſollen empjangen haben; wo nicht Darunter die benden Ster⸗ 
ne am Himmel, welche bey den Sternfundigen unter dem Namen bes Caſtor und Pollur befanne find, 
verftanden werden; oder aber auch diejenigen Flaͤmmlein, oder Lichter , welche bisweilen von den Schiffs 
leuten erblicfer, und für ein gutes Zeichen 4) angefehen werden. Wann nur einer dieſer Sterne geſe⸗ 
ben wird, fo nennte man ihn Helena , und wurde diefes für ein Zeichen gehalten , daß fich ein groffer 
Sturm erheben würde, Uebrigens ift zu wiffen, daß Caſtor und Pollur unter der Zahl derjenigen Göts 
ter ſeyn welche die Unfterblichkeit nid)t mit auf die Welt gebracht , fondern erſt durd) ihre groffe Thar 
ten erivorben haben. 

% 2. Tab. XXXVI. Fig. 5. erfcheinen fie beyde mit einem Helm, auf welchem, an ftatt ber 
Sterne, ein Flaͤmmlein zu ſehen — en nu in der einen Hand einen mit der andern 
aber halten fie ein Pferd am Zügel: Die folgende Statuen (Fig. 6.) find ein vortreffliches Kunſtſtuͤck, in« 
dem beyde aus einem Stein gehauen find ; der eine hält eine Rolle Papier in der Hand, ohne daß man 
davon eine Urfache anzugeben weil; zwiſchen behden fiehet man eine Art, welche an einen Strunk von ei« 
nem Baum gelehnet iſt. F ig. 7. fehen wir beyde mit einem Stern über dem Helm; beyde haben einen 
Mantel über die Schultern hängen, und führen in der einen Hand einen Spieß, in der andern aber ein kurze⸗ 

Lacedaͤ⸗ 


1) So ſchreibt uerſio uulgata Apo eſch. 28. in Eiche Homers Ilias B.3. 0.237. Zoraz B.a. 
naui, cui erat infigne Caforumn : I nl ee » See dv. Dive 3. und 12. des erſten Buche. 
aedes Caforum. 4) Daher diefe Gottheiten gar oft Zurnps , bie Errel⸗ 

a) Daher fie oft Ledaci kratres heiſſen. ter, genennet werben 




















86 Des zweyten Buchs viertes Kapitel, 


Lacedaͤmoniſches Seitengewehr. Fig. 8. find die bloffen Hüte dieſer Brüder, mie darüber ftehenden Ster⸗ 
nen, und einem darunter in Galopp lauffenden Pferd, auf einer Münze vorgeſtellet. Fig, 9. fiehet man 
ihre Bruftbilder auch auf einer Münze, 'welche Seleucus ſoll haben prägen laſſen: beyde haben Sterne 
auf dem Hut, und über die Stirne einen Lorbeerfrang, Allein, obgleidy diefe Brüder auf allen Miins 
zen, und andern Denkmalen, Allezeit beyfarimen find: fo find fie doc) nie ülfe beyde zugleich in die Vers 
fanmlung der Götter gefommen. . Dann weil nur eier derſelben die Unfterblichkeit Haben, der andere 
aber fterblid) bleiben fellte: fo haben diefe beyde Brüder , welche einander ungemein liebten, es bey dem 
Jupiter dahin gebracht, daß wechſelsweiſe 5) dev eine fic) bei den Göttern, der andere aber unter den Tods 
ten aufbielte, _ . _. .., RER — E 

$. 3. Es haben aber Eaftor und Pollux nicht allein den Namen Diofeuri ; ſondern es wird dert 
felbe aud) den Cabiris beygeleger. Es find aber diefe Cabiri 6) ganz andere Götter gewefen, vou deren 
Urfprung und eigentlicher Beſchaffenheit man Feine geröiffe Nachricht hat. Nach dem Bericht des Heros 
dotus, follen fie zu Memphis, in Egnpten, einen Tempel gehabt haben, in welchen niemand, als die Pries 
fter, geben durfte. Cambyſes aber , der kur fein Geſpoͤtte mit Denfelben Hatte, ließ ihre Stätuen ver- 
brennen, Es follen aber diefelbe den Bildfeulen des Vulcanus aͤhnlich geweſen feyn, Uebrigens waren 
die Griechen der Meynung, daß der Diofcurorum Mutter nicht obgedachte Leda, Die der Supiter, in Ge⸗ 
ftalt eines Schwans, gefhwängert, ſondern Nemeſis, die Tochter des Oceanus und der Nacht, mit einem 
andern Namen Adraſtia genannt geweſen ſey; Leda aber ſoll nur die Saͤugamme der Helena geweſen ſeyn. 
Weil nun dieſe Nemeſis auf der Menſchen Thun und Laſſen Acht geben ſollte: fo wird fie von dem Am; 
mianus Vltrix facinorum impiorum bonorumque praemiatrix, d.i. eine Rächerin des 35. 
fen, und eine Dergelterin des Guten, genennet. Eben deswegen haben ihr die Alten Flügel beyge⸗ 
leget, um damit anzuzeigen, mit was für einer Geſchwindigkeit fie die Menfchen verfolge, um derfelben 
Handlungen wahrzunehmen :. hiernebft wird ihr aud) ein Rad beygefüger, zum Zeichen, daß fie in der 
Welt immer herum lauffe. Das Bildniß derfelben fehen wir Tab. XXXV, Fig. 8. 10 fie in der einen 
Sand einen Zweig von einem Baum hält, mit welchem ein fliegendes Band verbunden iſt, mit der ans 
dern aber ihr Gewand anfaflet; vor ihren Züffen Hingegen ſtehet ein Rab *), " 


Das vierte Capitel, 
Bon der Fortuna, ald der Goͤttin des Gluͤcks. 


on 
$; ift vor Zeiten zu. Nom Feine Gottheit in fo groffen Ehren gehalten worden, als Fortuna, oder die 
Gluͤcksgoͤttin, es find auch Feiner mehrere Tempel 1) erbauet worden, als eben derſelben. Wann 
man aber ſagen foll, was unter dem Gluͤck eigentlich verftanden werde, fo laͤßt ſich dieſes nicht 
fo leicht hun. Anaxagoras fagte, das Glück fen eine heimliche Urfach gewiſſer Dinge, fo der Bernunft 
unbefannt ift ; andere nennen es einen plölichen und unvermufheten Ausgang, oder Erfolg, gewiller Sa— 
chen, der durch zufällige Umftände befördert wird. Kurz, es ift leichter gewefen, das Glüc vorzufchüßen, 
als eine deutliche Beſchreibung davon zu geben 2). Es ift aber zwifchen den Gedanken, welche die Hei⸗ 
den, vor dieſem, von dem Glück gehabt haben, und zwiſchen dem Begriff, den fich die Chriſten Davon mas 
chen, ein fehr groffer Uinterfcheid. Wann die Heiden nemlich von dem Glück redeten, und dabey erwo⸗ 
gen, daß daſſelbe in einem plöglichen und unvermutheten Vorfall, oder Ausgang, einer Sache, beftehe, fo 
aben fie nicht nur vor, dag unbekannte Urſachen dahinter ſtecken, fordern bildeten ſich auch jugleid) ein, 
daß es wider alles Recht und Billigkeit fey, Eben deswegen haben fie daffelbe blind genennet, und aud) 
ea Eye alfo 
x das Leben ber Diofe leichſamn zum 1) Man fehe den Inder zum Aten Theil‘ j 

9 — — lost, iche ne ) —2 ie Faum aten Theil des Graͤvi⸗ 

Nie nen 
6) bus de myfteriis Deorum Cohiorum, Fra⸗ ben, wenn man alles a oa ae 


necker 1703. iN8. €. 3. auch Joh. Antonii, eines wollte, was die Alten vom Glück für Gedanken ges 
Denet. Nechtsgelehrten Dillertatio de Diis Cabi- habt. Zu Homers deiten vedete * ſo viel 
ris, zu Denedig 1703. 8. und SZadr. Relands davon, als nachher, Gar oft wird Fatum und 
Abhandlung. · 5 S Fortuna für eine@ genommen, Bon einigen ift Fors 

*) Wobey zuvergleichen Noua et accuratior explica- tuna mit K den Parcen gezehlet worden ; fiche 
tio Nemefeon quarundam a Montfauconio colle- den Paufanias von Achaia- Man gab ihre ums 
ctarum, quam Praefide Jo. Car. Schwarz, in audi- bla Beynamen; überhaupt kan man Plutarchg 
torio Cafimiriano defendit Zuf. Io. Chrißoph: bhandlung / vom Glück der Römer, vergleichen, 
Wrisberg. Coburgi 1728, in 4, 





r „2. 1 
Bonannı. Marchall 0’ Estrees. la ar JabXXXVI 









— REN: 





# | 
| 
f. | 
.: ' 
I 
Ay | 
% N 

| 
3 [| 
J | 
+ 








in Zune tiiÜ — 6 rcc 
1.2.3.4.5.6. Varıa Fortune monumentu cum cornu copux et ‚guberna 2 
= | Ir : . — vırtule 

7. Fortuna a Victoria eoronanda ; mulier a dextra iſlius pro ? 


5 ; —— Ir us cum hasta 
8.Abundantia Dea .9.et10. Duo nummi Abundantie Deam eschibentes. 11. Genius 


. » 9 ” . 
et cornu Cop1e.ı2. Ouo Genau cum. Sside : 


VEIT AILÄLL PRINT HTNGE2 


culo, proprüs eiusdem_ 





’ 
























7 


Von der Fortuna, oder ber Göttin des Gluͤcks. 97 


alfo abgebildet ; weil es nemlic) ohne allen Borbedacht und blindfings in den Tag hinein handele, und | 


auch nicht vorher wiffe, in was für einer Ordnung, und wie eine Sache ablauffen werde: und, ob ſie dem⸗ 
felben gleich ein Steuerruder beygefuͤget haben; fo blieben fie doc) auf der Meynung, daß alles, was von 
— eg , von ohngefähr gefchehe, und ſich nad) Feinen Kegeln der Billig und Gerechtigkeit recht⸗ 
ertigen lafle, _ any 
$. 2. Die Chriften 3) im Gegentheil leugnen zwar auch nicht, daß das Glück in einem unvers 
mutheten und plöglicen Ausgang einer Sache bejtehe, gefteben auch, daß die Urfachen davon meift vers 
borgen und unbefannt feyn: allein, das fagen fie nicht , daß dergleichen Dinge von obngefähr geſchehen, 
und der Vernunft zuwider lauffen, fondern allezeit von det görtlihen Vorſehung herruͤhren, die alles 
diefes zum beften wendet, und inſonderheit denenjenigen, Die ihr Vertrauen darauf fegen, zum Beſten gereis 
chen läffet. Indem aber die Heiden ein blindes Glück, für Die Urfache aller dergleichen Begebenheiten, ges 
halten haben: fo haben fit daflelbe auch, als eine Gottheit, angefehen, und goͤttlich verehret. Die erite 
Bildfeule des Gluͤcks foll Bupalus, den Smyrnenſern zu gefallen, gemacht haben 4); es hatte aber diefelbe 
eine Himmelsfugel 5) auf dem Haupt, und ein Fuͤllhorn in ver Hand; womit die Alten haben andeuten 
wollen, daß das Glück die Welt regiere; deswegen fie eben diefer Göttin aud) ein Steuerruder 6) in die 
Hand gegeben haben, ee 
3% 3. Solcher Geſtalt ift Tab, XXXVIL Fig. 1. merkwuͤrdig. Dann bier hat die Görtin des 
Gluͤcks auf dem Kopf eine Sonne, und unter derſelben den Mond; zum Zeichen , daß fiedie ganze Melt, 
fo weit diefelbe von diefen beyden Himmelschrpern erleuchtet wird, vögiere ; in der linken Hand hält fie zwey 
Fuͤllhorner, weil fie alle Guͤter der Welt in ihrer Verwaltung bat ‚und in der rechten, ein Steuer» 
ruder, weil fie die Welt vegieret. Fig. 2. hat fie ebenfalls ein Fuͤllhorn und Steuerruber. Die fols 
gende Fig, 3, ift aus dem Cabinet des Marechal d'Stres, und ift von dem andern fehr unterfchies 
den, Denn da erfcheiner fie als eine meift nacende Meibsperfon , welches bey dieſer Göttin etwas 
ungewöhnliches iſt; in der linfon Hand haͤlt fie ein Fuͤllhorn, welches mit allerley Früchten angefüllet iſt; 
in der rechten aber ein Werkzeug , welches einem Ruder nicht unäbnlich iſt. Fig. 4. iſt wegen des 
Hauptſchmucks, den ſie mit der Iſis gemein zu haben ſcheinet, auch befonders zu betrachten. Die 
Fig. 5. zeiget uns inſonderheit die Fortuna der Antiochier: als welche auf dem Kopf einen runden Aufs 
faß Hat, den einige für eine Himmelskugel, andere aber für ein Kornmaß, (als ein Zeichen des Ueberfluſ⸗ 
ſes) halten, dergleichen ſonſt Serapis zu führen pflege. Sonſt hat fie in der linken Hand aud) ein Fülle 
born , in der rechten aber ein Steuerruder. "Die folgende Fig. 6. bat auf dem Kopf eben dergleichen Ziers 
de, wie die Iſis. Ueber das-hat fie groffe Flügel, und in der linfen Hand das gewöhnliche Füllhorn 5 
in der rechten aber das Eteuerruder, Bey dem Fuͤllhorn ift annoch diefes befondere , daß über den 
Srüchten deffelben ziween Köpfe hervorragen, deren einer für den Jupiter, ber andere aber für die Juno, 
gehalten wird; fintemal Cicero, Bud) 2. de Diu. fagt: daß Juͤpiter und Juno in dem Schoos des 
Glacks, oder der Fortuna, verehret würden. Andere halten eben dieſe Köpfe für bie Iſis und den Oſiris, 
und noch andere, für die Sonne und den Mond. Eben diefe Bildſeule hat auch einen Köcher über den 
Rücken hängen, wie die Diana und der Cupido; welche Vielheit der bengefügten Zeichen einige auf die 
Gedanken gebracht hat 7), diefe Statue für eine ſolche Bildſeule anzunehmen , welche verſchiedene Gott⸗ 
beiten zugleic) vorftellet , und mit dem Füllhorn und Nuder zwar auf die Fortuna, aber mit den Flügeln 
auf den Cupido, mit dem über die Bruft herabhängenden Tigerfell auf den Bacchus, mit dem Haupt 
ſchmuck auf die Iſis, und mit dem Köcher auf die Diana, ihre Abficht babe; wobey annoch Jupiter und 
Juno auf dem Füllhern zu fehen ſeyn. Ob auch gleich das Glück, zu alten Zeiten, mit Flügeln vorges 
ſtellet worden: ſo erſcheint daſſelbe dennoch auf alien Roͤmiſchen Denkmahlen ohne Flügel, Diefes aber 
ift befonders, daß, obgleich die Scheiftfteller dem Gluch wegen feiner Unbeftändigkeit, ſehr oft ein Rad 8) 
beylegen, man daſſelbe doc) auf feinem Marmor, Münze, oder fonft dergleichen alten Denkmahl, antreffe. 


" Fig. 7. fehen wir, wie das Gluͤck von der Victoria, oder Siegsgöttin, gefrönet wird , bie Weibsperſen 


aber, welche die Fortung hier anzureden ſcheinet, wird für die 9 der Tugend gehalten, 
92 


5.4 

z) Mat fehe, was Auguſtinus, Kactantius und 6) Wenigſtens legt es Lactanz fo and, im 3. Buch 
andere Kirchenväter, auf der Heiden Glück antwor⸗ c.29. Man fchrieb aber auch damit dem hict viel 
ten. — Einfiuß auf die Schiffart au daher es Zoraz im 

4) Eiche den Paufanias von Meſſene. 1. Buch, Ode 35, andiefe Goͤttin, domina aequo- 


5) Der alte Pacuvius, ber im 2. Buch an ben Ze⸗ ris nennet. er 
vennius, c. I3- angeführet wird , deutet diefe Kr 7) Siehe de la Chauſſe int stem Theil bes Graͤvius 
el auf die Unbeſtaͤndigkeit: die ganze Beſchrei⸗ & „$i.n.24, b 
Bung dafelbft gehört bicher, Dom Gluͤck macht 8) So fehreibt Licero, Fortunae rotam pertimefce= 
seine im 2, Buch der Naturhiftorie c. 7. eine re; das Rad hat Yeimefis zum Zeichen, ſiehe 
efondere Befchreibung. Tab, 35. fig. 8,dag Glüc aber eine Kugel, 


"Tab; 
xxxvit. 











| 
| 


88 Des zweyten Buchs fuͤnftes Capitel. 


$. 4. Dir Göttin des Gluͤcks fügen wir den BonusEuentus, oder glücklichen Ausgang, 


und die Abundantia, oder den Heberfluß, billig bey. 
Fortuna vornehmlich darinn unterfchieden zu feyn, 


Es feheiner aber Bonus Euentus 9) von der 


daß er nur allein das Gute vorftelle, welches fich von 


ohngefähr zutragt; dahingegen Fortuna, von guten und böfen Zufäffen, verftanden werde, Die Römer has 
ben den Bonus Euentus gleichfalls für einen Gott gehalten, und demfelben einen Tempel zu Ehren ers 
bauet, und foll deffen Statue in der vechten Hand eine Schale, in der linken aber eine Kornähre und 
Mobnfopf gehalten haben. Abundantia erfcheinet Fig, 8. unter einer Weibsperfon, welche auf dem 


Kopf einen Kranz trägt, der aus allerley Blättern 


zuſammen geflochten ift, und in der rechten Hand ein 


Fuͤllhorn hält , in der linken aber ein groffes ivdenes Gefäß mit zwo KHandhaben , das unten zugefpißt , 


worinn die Alten allerley flüffige Dinge 10) zu verwahren pflegten, Biswellen wird dieſelbe figend, mit 
einem boppelten Füllhorn, vorgeftellt, wie Fig. 9: bisweilen aber in der Geſtalt, wie fie alles ausle 


was in dem Fuͤllhorn enthalten iſt. 


eeret, 


Das fuͤnfte Capitel. 


Von den Geniis, Lares und Penates, wie auch 
| andern Schuggöttern. | 


S. 


J. 


Namen, fuͤr den andern, gebraucht. Das Wort Genius ſcheint ein gemeiner Name zu ſeyn; 


a Genü, Sares und Penares kommen bey den Alten faft ohne Unterſchied vor, ‚dab man einen 


gleichwie Lares bier und da in Auffchriften bisweilen Genii Loci genennet werden. Desglei» 
hen findet man Stellen bey den Alten, daß Lares, für Penates, geſetzt worden ; wobey es dann gar 
ſchwer ift, derſelben Amt und Berrichtungen dermaffen zu beftimmen, daß man zwilchen diefen Göttern eis 
nen Unterfchied erkennen Fan, Insgemein halt man dafür, daß tares 1) folche Schußgötter ſeyn, wel: 
hen die Privarhäufer inſonderheit zu ihrer Obhut anbefohlen feyn, dahingegen Penates 2), für die Schuß, 
götter aller und jeder Käufer überhaupt, angenommen würden, Aflein, dieſer Unterſchled bat feinen Hinz 
Tänglichen Beweis , indem diefe zweyerley Namen gar oft, ohne alle Abficht auf diefen Unterfcheid, vorfons 
men. Die Genii pflegen auch bisweilen für die Scyußgörter, oder Manes der Verftorbenen, genommen 
zu werden, Die Alten ftunden in den Gedanken, daß ein jeder Menfch feinen eigenen und befondern Ges 
nius habe; ja ihrer viele eigneten dem Menſchen zween dergleichen Genius zu, nemtich einen guten,und einen 
böfen ; welcher Meynung aud) die Römer zugerhan waren. Die Griechen nannten 08 Du wovacz bey den 
Sateinern wurden die Schußgöter der Männer insgemein Genii, die Schußgörter der Weiber aber, Ju⸗ 
nones genennet. Eben daher ift es auch gekommen daß die Männer bey ihrem Genius ‚die Weiber 
aber bey der Kuno ſchwuren. Die Genii wurden bisweilen unter dev Öeftalt einer Schlange vorgeftellet, 
mehrentheils aber in menfchlicher Geftalt, ‚und Das bisweilen zwar unter einem alten und bartigen Mann; 
zum öftern aber unter der Geſtalt eines Juͤnglings, welchem anterweilen Flügel beygefuͤget werben; alfo, 
daß dergleichen Genii hernach von dem Eupido nicht wohl zu unterfcheiden find. Auch bielteman das 
für, daß nicht nur einzele Derfonen, geringere und vornehme , fondern aud) der Rath und das ganze 


Volk 3), feinen befondern Genius habe. 


$. 2. Derjenige Genius den wir Tab, XXXVII. Fig, ı1. mittheifen, iſt in einem Kömis 
ſchen Marmor gehauen, in Geftalt eines wohlgewachſenen Yünglings, der in der linfen Hand ein mit ak 
lerley Baum- und Feldfrüchten angefülltes Fuͤllhorn hält, mit dev rechten aber einen langen Stab at 
faffer, daran er ſich fteuret. Fig. 12. ift ein Abdruck von einem vortrefflihen Marmor, durch welchen, 
nach der gemeinen Meynung, Caſtor und Pollur foll vorgefteller werden; wie es dann bey einigen gleiche 


9) Plinius meldet Buch 36. c.5. daß auf dem Kapi⸗ 
tol das Bild des Bonus Eventus, und der Bona 
Fortuna, geſtanden; welche Praxiteles gearbei⸗ 
tet 


10) Das Waſſer iſt oft ein Bild des Ueberfluſſes; 
worauf wohl hiemit gezielet wird. 

a) Wie die a mancherley Befchreibungen has 
ben, parvi Dei.&c, fo haben fie aud) bejondere 
Beynamen, Lares publici, familiares, uiales &c, 
Ovidius erfläst £altor, 5, v, 129. 134. warum fie 


fan 


guch Praeftites heiffen, Lar iſt ein Hetrufeifch 
‚Wort, fo einen Bor eher — — 

2) Eo beſchreibt fie Serviug , omnes Dii, qui do- 
mi coluntur, über dag 2, und Zte Bud) der Eneis. 
Lex, 12. cod, Theodof, de pagan, facrif, et tem- 

plis, bemerft ihre verfchiedene Ehre, Larem igne, 
mero Genium, Penates nidore weneratus, 

3) ©. Pintarche ſchon angeführte Abhandlung vom 
Silk der ne aaa ’ ⸗ 





——— 4 D * — — —— — — 
———— — — DE — — — a 





Jab: XXX VIO | 













— 
| 

Medaillon du Roy Ay N | 

= — Ey - | | 

— ang ex |i 

o Er vn u" | 

4 ER RN BR || 

Ay iD \ 













































AK ILIII 





m] Mm. =? — 

+.Genius puerulus.2 Genius populi Romanı.%. Genius Brisienfis.g. Votum win quo Gemius cum 
Lare conspieitur. 5. Duo Lares.6. Jutlına s. Turelina.y Matuta.8.Rumilix. 9: Comus, Deus 
Convoriorum..ı0. öpes.21 ‚Aeternitas. ı2.Abundantia. 5. Übertas. 13.0414: Pecunditas.15.Helcıitas . 


























— —— — — — — — JB— — 
— m — — —— _ Pr 
— — = — ẽ —— D 0⸗e0⸗ 








Von den Geniis, Lares, Penates und andern Schutzgoͤttern. 89 


für bekannt angenommen worden, Haß, wo man auf einem Monument zween Jünglinge beyfammen 
man diefelben alfobald für den Caſtor und Pollur gehalten hat. Allein, der berühmte Biſchof 
vfcyeinlicher, daß diefes ziween Genii feyn. Eben verfelbe ift auch der Mey— 
nung, daß die dabey ftehende Statue eine Iſis ſey; obwohl diefe Statue mit der Goeftalt der Iſis wenig 
Gleichheit hat. Vielleicht möchte diefelbe, mit mehrerer Wabhricheinlichkeit, mit zu den Lares gerechnet 
werden; fintemal auch dieſe nicht felten mit einem dorbeerkranz angetroffen werben. Der folgende Ges 
nius, Tab. XXXVII. Fig. 1. it aus dem Cabinet des berühmten Heren de Boze, und hat die Geſtalt 
eines Juͤnglings, der in der rechten Hand ein Fuͤllhorn, in der linfen aber, eine Schale hält; zur rechten 
fteht ein Strunf von einem Daum neben ihm, und über Die Schultern und rechten Arm, hat er einen 
Mantel hängen. kFig. 2. ſehen wir den Abdruck einer Muͤnze, aus dem Koͤnigl. Muͤnz⸗ Cabinet, welche 
der Kaiſer Adrianus hat praͤgen laſſen, und auf welcher der Genius bes Römifchen Volks zu fehen ift. 
Es fteher aber derfelbe bier an einem brennenden Altar, auf welchen er mit der rechten Hand etwas ausa 
giefjet, in ber linken aber Hält er ein Cornu copiae, oder Fuͤllhorn; die Auffchrift ift: Genius Populi Ro« 
mani 4). Der folgende (Fig. 3.) ift der Öenius von Brefcia, in der Gejtalt eines Juͤnglings, der ſich unten 
in einen Herma endiget; auf dem Haupt hat er einen sorbeerfranz, und in der rechten Hand einen Mag 
famenfnopf, und etliche andere Kräuter, auf welchen ein Vogel mit ausgebreiteten Slügeln figet; in der 
finen aber hat er ein Fuͤllhorn mit allerley Früchten , dergleichen er auch eine Menge vor ſich in dem 
Schoos hält, 

$. 3. Lares waren Hausgoͤtter, welche bisweilen auch Genii genennet werben; daß das Wort 
Genius eine allgemeine Benennung zu ſeyn feheinet , unter welchem hernach bie Genii eines jeden Men« 
ſchen, die Genii eines jeden Hauſes fonft Lares genannt , und die Genii beſonderer Derter und Staͤdte, 
die insbeſondere Penates heiſſen, begriffen werden; obgleich, wie bereits oben gedacht worden, die Na⸗ 
men $ares und Penates oft ohne Unterfcheid gebraucht werden, Nach dem Zeugnis des Ovidius 
Faft, ı1. 5) waren die ares Söhne des Mercurius und ber Lara, einer Tochter des Almon. Diefer 
Sara hatte Jupiter die Zunge abgefchnitten , weil fie feine tiebeshändel, feiner Gemahlin Juno verrathen 
Hatte, und diefelbe dem Mercurius übergeben, daß er fie in die Hölle fuͤhren follte ;_diefer aber hatte fich in 
diefelbe verliebt, und Zwillinge mit ihr gezeuget , welche bernad) Lares find genennet worden. Nach 
einem Rhetoriſchen Ausdruck, werden die Haͤuſer und Tempel auch bisweilen Lares genannt, gleichwie das 
Varerland auch zu Zeiten mit dem Namen Penates ausgedruct wird, Die $ares wurden ehedeflen 


unter der Geftalt eines Hunds 6) vorgeftellet ; weil die 

k das Haus bewachen. . Es find aber diefelben von den Alten nicht nur für Hausgötter , ſondern auch) 
te die Wächter der Wege, und ganzer Dorffchaften, gehalten worden; ja Tibullus nennet fie fo gar Felds 
Genii auch für Schuggötter der Berftorbenen gehalten worden, 
us, über Das fünfte Buch der 


fam 
angetroffen, ma 
von Adria, hält es für wah 


huͤter. Daf aber eben diefe Lares und 
das haben wir bereits oben angemerfet. Nach dem Zeugnis des Servi 
Eneis, foll die Gewohnheit, diefe Lares zu verehren, daber entftanden ſeyn, weil die Alten ven Gebraud) 
hatten, daß fie ihre Todten anfangs in ihren Käufern begruben, und bernad), gleichlam als Hausgötter, 
verehreten; welches ver Meynung derjenigen, welche bie Sares für die Manes halten, fehr nahe kommt. 
Es pflegten auch die Knaben vornehmer Leute die Bullas (diefes waren groffe gildene und füberne Knöpfe, 
welche vornehme Zünglinge am Hals trugen,) bey dein Antritt des 
zulegen gewohnt waren, den Lares 7) umzubängen; gleichwie auch Die Gefangene, nachdem fie die Zrey⸗ 
heit erreichet, ebendenfelben su) ihre Ketten , mit welchen fie gefeſſelt waren, anbiengen. Auffer Dies 
fen waren noch andere, welche Permarini 8) genannt wurden. Sehr wahricheinlich ift es, daß es bie 
Schuggötter gewiſſer Schiffe gewefen , welche gleichlam wie ſchwimmende Haͤuſer über das Meer fahren; 
daher es nicht ungereimt, daß auch Diefe ihre befondere dares, ober Schutzgoͤtter, gehabt. Dieſe Hausgötter 
wurden von den Alten mit Hundsfellen bedecket, womit. fie. ihre Treue und Wachfamfeit zu erfennen ges 
ben wollten, Auch pflegte man biefelben mit allertey Blumen und Kränzen 9) zu verehren. Sie glaub» 
ten von diefentares, oder guten Geniis, daß fie bie böfen Genius, oder Juorac, welche fie infonder« 


heit Lemures 10) nannten ‚vertrieben. Darum ftellten fie auch diefe Lares gern hinter die Hausthüs 
ven. 


So wirb in regione urbis octaua ein guͤldener 
9 Genius des Roͤm. Volks gemeldet. x ctarium philolog, c.2. 
) Womit Lactanz / Buch 1. c. 20. zu vergleichen; 9) Juvenal in der 12. Satyre, inde domum repe- 
tam, graciles ubi par»# voronas accipiunt fra- 


templum Latium flunde in regione octaua, inne BD? 
i id. faltor, $,v gili Mulacra nitentia cera. - - huradabo at» 
6) Siehe Ovid. VV. 129.137. que omnes uiolae jactabo colores, 


) Melches durch diefe Worte aus des Perflus ter 10) ‚Daher man auch ein Seft Lemuria feyerte; 
7 Satyre erleutert wird, Bullaque air Lari- Koraz im zten Buch, im andern Brief, v. 209, 
nocturnos Lemures portentaque thellala rides. 


bus donata pependlt. 
8) So nennt fie Kivins im 40. Buch cı 52.5 Nep⸗ Perfius nennt fienigros, Satyr- 5, 185. 





unbe diefes mit den Lares gemein haben, daß, 


Tab. 


XXXVI% 


männlichen Alters , da fie diefelben ab⸗ 


tun, Thetis und Glaucus. Siehe Meurſii au 








90 Des zweyten Buchs fuͤnftes Capitel. 


ren. Ob auch gleich das Wort Lares meiſtens in der mehreren Zahl vorkommt; ſo fehlet es doch nicht 
an Exempeln, da man auch, in der einzeln Zahl dar lieſet, in welchem Fall es einen Hausgott, oder das 
Haus felbft, bedeutet. Lar Familiaris aber, bedeutet infonderheit den Saturnus. 

H Es gibt gar wenig alte Denfmahle, auf welchen die Lares vorfommen, Fig. 4. erſchei⸗ 
net ein Abdruck von einem vortrefflichen Roͤmiſchen Marmor, davon diefes die Auffihrift ift: D, M. Ge- 
nio Augg.Lar. Sal. Fortunatus Aug, Lib. weldjes möchte zu Iefen feyn : Diis Manibus, Genio Au- 
guftorum, Lari Salutari, Fortunatus AuguftiLibertus, Man fichet aber auf diefer Figur evftlich 
einen Palmbaum, an welchem zween Wehr ie, unter dieſem Palmbaum ſtehet ein Tiſch, auf 
welchem eine ſehr groſſe Schlange lieget, die den Kopf in die Höhe ſtrecket ; neben dieſem Tiſch zeigt ſich 
ein Fuͤllhorn, welches mit allerley Früchten angefuͤllet iſt. Linker Hand ſtehen zwo Mannsperfonen , des 
ven eine einen Mantel an den Schultern hängen hat, doc) ihre Blöffe damit keineswegs bedecket; in der 
rechten Hand aber hält fie einen langen Stab. Die andere, welche mit einem Bart verfehen ift, und einen Lor⸗ 
beerfranz auf dem Haupt hat, hält in der reihten Hand eine Harfe, oder Leyer. Da nun in obgedachter 
Aufſchrift zugleich eines Genius und auch eines Lar gedacht wird: fo kan es wohl ſeyn, daß der eine, und 
zwar ber erſtere, einen Genius, der andere aber einen Lar vorſtelle. Fig. 5, ſehen wir ziween Jünglinge, 
welche mit allerley Blumen und Blättern gefrönet find , und deren einer in der linfen Hand eine Trinks 
ſchale, und in der andern ein Horn, der andere aber ein Horn in der linfen Hand, und in der rechten ei⸗ 
nen Eleinen Korb hält; beyde find mit Furzen Roͤcken angezogen , die ihnen kaum bis an die Knie ae 


hen; an den Deinen haben fie Halbftiefel, welche kaum bis an die Waden reichen. Auch dieſe heim 


ween $ares zu ſeyn ʒ welches man vornehmlich an den aufgefchürgten Kleidern merket; fintemal diefelben 
aud) von dem Perfius Soccincti: d.i.ſaufgeſchuͤrzte, genennet werden ; desgleichen find auch die $or« 
beerkraͤnze ein Zeichen derſelben. ER — 

$. 5. Uebrigens iſt zu merken, daß die Lares bisweilen lauch Praͤſtites 11) genennet worden, und 
insgemein einen Hund bey ſich gehabt Haben , gleichwie fie felbft mit einem Hundsfell bedeckt waren; 
dieweil eben diefe Präftites auch den Häufern vorgefegt waren, und die Heiden von ihnen glaubten, daß 
fie dieſelben bewacheten, und die Fremden zuruck trieben ; welches fonft die Hunde zu thun pflegten, Es 
hatten aud) die Alten ihre befondere Zellen, oder Lararia, darein fie ihre Hausgoͤtter zu fegen — 
Doch ſtunden in denſelben dieſe Lares oder Penates nicht allein, ſondern auch die Statue ihrer Negen- 
ten , die fie nach ihrem Tod unter die Götter gerechnet, und anderer groffen und berühmten Männer: 


tie dann infonderheit Lampridius cap. 29. berichtet, daß der Kaifer Alerander Severus fogar dag ' 


Bild Chrifli, und des Erzvaters Abrahams, in feinem Sararium habe ftehen gehabt nicht weniger foll 
fic) auch Alerander Magnus in eben diefem Lararium befunden haben 12). Eben diefer Lampris 
dius meldet auch, cap. 32. , DaB erfigedachter Alerander Severus noch ein ander Lararium gehabt habe 
in welchem er allerley berühmte Männer aufgefteller hatte; als den Virgilius, (welchen er den Dlato un. 
ter den Poeten nannte,) den Cicero, Achilles, und andere mehr, Der Kaifer M. Aurelius Ancos 
ninus Philoſophus hatte auch ein beſonders Lararium für allerleh beruͤhmte Leute ‚ und zwar inſon⸗ 
derheit ſolhe, welche, durch ihre Kuͤnſte und Wiſſenſchaſten, ſich vor andern hervorgethan hatten; weldyem 
nad) fein Zweifel ift , er werde auch noch ein anderes Lararium für feine Hausgörter , oder Lares, gehabt 
haben. Hieraus erhellet zugleich, daß nicht alle die Bilder 13), welche ſich in den Sararien befunden , 
mie Hundsfellen 14) feyn bedeckt gewefen, Viele hingegen ftunden aud) in den Gedanken ‚ daß diefe 
Lares nichts anders feyn, als die Seelen der Verftorbenen, oder Manes, welche in dergleichen Dämones 
verwandelt worden 15), welcher Jrethum auch zum Theil auf die Chriften fortgepflanze worden; fo, daß 
viele glauben, als ob manche Menfchen annoch nad) ihrem Tod herum mwandelten, ? 

$. 6. DieNamen Penates und Lares werden fo oft mit einander verwechfelt , daß entweder kei⸗ 
ner, ober nur ein kleiner Unterſchied, zwiſchen ſolchen verfpüret wird. Einige verftehen unter dem Wort 
Penates eigentlich die Götter des Baterlands; weil fie aber eben diefen Namen von den Schutzgoͤttern der 
Privathäufer verftehen , fo fiehet man wohl, daß fie in dieſem Verſtand, von den Sareg Feineswegs 
unterfchieden feyn. Andere hingegen meynen 16), daß infonderheit die gröffern Götter, als Zupiter , 
Meptunus, Pluto, Apollo, Veſta ꝛc. unter dem Namen der Genii, Sares und Penates, verftanden 


würden, 
. 
” 6. 7. 
ı1) Eiche oben — — gem Bilder fich in einer ſolchen Capelle befan- 
Man vergleiche An. P. E, Jablonski exercita- N. 
I. tio in den Mifeell, Lipf, Theilg.n. 4. 8 ©. an den Apuleius de Deo Socratis, 
13) Welche fonft von Wachs, Silber ic. waren. vet Datro c8 gemepnet; f. den Servius 


LE Bee über dag 3. Bı 16.0. 22, c * 
14) Weil nemlich nicht alle eigentlich Lares waren, bus et —— Eneis v. 12. cum Penati 








— —— —— 








Von den Geniis, Lared, Penates und andern Schutzgoͤttern. 91 


$. 7. Diejenigen Götter, unter deren Schuß ganze Städte und Bürgerfehaften (kunden, wurden 
von den Alten auch mit verfchiedenen Namen genennet; worinn fie aber von den Penates unterfchiea 
den gewefen, läffer fich nicht gewiß anzeigen. Es fcheinet, daß ihnen inſonderheit die Verwahrung des 
Vaterlands gegen allerley Unfälle obgelegen habe ; welcher Geftalt fie dann ‚nichts anders, als Schußgötter 
gewefen, die aber in einem etwas hoͤhern Anfehen, als die Penates , mögen gejtanden haben. Und 
Diefe mögen wohl zum Theil die groffen Götter ſelbſt geweſen feyn, von welchen Die alten Heiden glaubten, 
daß , wann einer derfelben, in einem gewiffen fand oder Stadt, befonders verehret würde, folcher derfelben 
befonderer Patron, oder Schutzgott, fey. Solcher Geftalt waren Minerva zu Athen, Juno auf der Inſul 
Samus, und zu Carthago, Mars in Thracien, Venus zu Paphus, auf der Inſul Cyprus, und auf ber 
Inſul Eythera, befonders verehret, und eben deswegen für Die befondern Schußgötter dieſer Derter gehale 
ten. Gleicher Weife hatten auch die Römer ihren befondern Schutzgott, deffen Obhut ihre Stadt anbes 
fohlen war. Wann deswegen eine Stadt follte belagert werben, hatten fie die Gewohnheit, daß fie dene 
jenigen Gott, welcher für den Patron derfelben gehalten wurde, durch die Priefter, mit gewiffen Ceremos 
nien, gleichfam aufforderten, daß er folche verlaffen möchte ; wobey fie bemfelben groffe Berfprechungen 
thaten, daß, wann er ihnen zu Willen werden und folgen würde, fie ihm zu Nom einen prächtigen Tem ⸗ 
pel anweifen, und denfelben beffer verehren wollten 17.) Alſo war zu Nom die Tutelina, oder Tutilina, bes 
fonders berühmt , indem derfelben viele Ehrenfeulen amd Atäre aufgerichtet waren; es war aber derfelben 
Amt diefes, daß fie die Ernte, und fonft allerley Früchte der Erde, fegnen und erhalten follte, Die Öeftalt 
derfelben fehen wir Tab, XXXVIII. Fig. 6. davon das Original vortrefflich ausgearbeitet. Inſonder⸗ 
beit hatte diefelbe eine fehr prächtige Dauptzierde, und war nicht nur mit einem langen Rod, der ihr bis 
auf die Fuͤſſe hienge, bekleidet , fondern auch mit einer befondern Decke verhüllet ; neben ihr aber ftunde 
ein Strunf von einem Baum , um welchen fic) eine Schlange gefchlungen hatte, die den Kopf gegen dies 
felbe ausftreckte, 


$. 8. Matuta 18) war bey den Römern eben diejenige Göttin, welche bey den Griechen Leuco⸗ 
thea, oder Ino, genannt, und für eine Tochter des Cadmus gehalten wurde. Eben diefelbe hatte zuXom 
einen Tempel , in welchem ſich ins befondere die Weibsperfonen einfanden , warn fie den Kindern ihrer 
Brüder und Schweftern eine Gnade erbitten wollten. Fuͤr ihre eigene Kinder aber legten fie bey berfele 
ben feine Fuͤrbitte ein , weil fie eine fehr unglückfelige Kindermutter gewefen feyn fol. Die Geftalt ders 
felben fehen wir Fig, 7. Es durfte aber keine Magd ſich unterftehen, in den Tempel berfelben zu geben , 
wann fie nicht mit Gewalt wollte hinaus getrieben, und erbärmlic) geprügelt werben. Noch eine andere 
Göttin war, welcher infonderheit die Brüfte der Säugemütter empfohlen waren, und welche von Ruma 
Coiefes Wort hieß vor Alters eine Bruft, woran die Kinder fangen) Rumina 19) oder Rumilia genannt 
wurde; baher man auch dieOpfer, welche derfelben gebracht worden, mit Milch befprengete.. Fig. 8. 
hält Diefelbe ein Kind in ihren Armen, als ob fie dafielbe an ihre Biuſt legen wollte. Erdlich ift von 
dem Comus 20), als dem Gott der Gaſtmahle, zu merken, daß derfelbe von zuurde", zecben, ſchmauſ⸗ 
fen, feinen Namen habe, und wurde er, unter der Geſtalt eines trunfenen und röthlichen Juͤnglings, vorge» 
ftellet. Fig. 9. fehen wir denfelben mit einer Fackel, und einer vor ihm ſtehenden Seule, auf welche ein 

groffes Gefäß mit zwo Handhaben, dergleichen man ſich vor diefem, zur Auftragung bes Weins, 
bey den Mahlzeiten bedienet hat, geſehet iſt. 


32 Das 


2 Anſaldi Abh. de Diis multarum gen- His lacte fit; Cuninae; propter cunas ; Aumi- 

omam Euocatis, Breſcia 1743. octavo. nae; propter rumam, 2 x 

18) Ovid. faftor 20) Es haben einige diefen Comus aus Aehnlichfeit 
[2 ) 


6, S45. Leucothee Graiis; Ma- des Namens mit bem Moabitifchen Chamos vers 


tuta uocabere noftris 


der Östter, B.4,c.70 Cicero von der Natur feichen wollen ; fo wenig Grund hat._ Im “es 
19) varro i RE —* dilus wird Romos auch für einen Tanz erklaͤ⸗ 
9 mem Veberbleibfel beym Yoniug: zet, wobey verhurte Lieder gefungen worden. 


RE 














92. Des dritten Buchs erſtes Capitel. 

Das dritte Bud), 
Bon verfchiedenen Borzügen; von Gemuͤths Be⸗ 
fchaffenheiten, und himmliſchen Gütern 5 deögleichen von 
alllerley böfen und fchadlichen Dingen, die dem Menfchen zur Straffe ge- 


reichens wie auch von verfchiedenen Tugenden , welches alles für beſon⸗ 
dere Gottheiten gehalten worden. 


Das erite Capitel. 


Yon mancherley bimmlifchen Gütern 1), fo als be; 
fondere Gottheiten verehret worden. 


8§. I» 


a die Heiden allerley Dinge, und fo gar auch geringe Sachen, göttlich zu verehren pflegten ; fo iſt 
es kein Wunder, warın fie aud) gewiffe Güter und Gaben, die den Menfchen von GOtt zufliefe 
fen, eben diefer Ehre würdig geachtet haben ; und zwar unter diefen nicht nur folche Güter, die 

fie bereits erlanget hatten , fondern auch folche, welche zu erhalten fie annoch hoffeten ‚ und darauf einige 
Abficht Hatten, Solcher Geſtalt war felbit die Yoffnung von denfelben für eine Gottheit gehalten, wel⸗ 
Ser zu &hren, zu Rom, ziveen befondere Tempel erbauet waren, deren einer auf dem Mark, wo die Gare 
tenmaaren verfauft worden, der andere 2) aber in dem fiebenden Duartier der Stadt zu fehen war, Auch 
finden wir, daß diefelbe, in den alten Denkmahlen, unter einem gewillen Bild vorgeftellet worden; davon 
wir Tab. XXXVHL Fig. re, einen Abdruck fehen ; in welchem diefe Göttin mit der Ceres eine groffe 
Gleichheit hat. Dann auf dem Haupt hat fie einen Blumenkranz, in der linken Hand aber etliche Korn⸗ 
ähren und Magfamenknöpfe, die vechte Hand aber leget fieauf eine Seule, und vor. ihr ſtehet ein Bie— 
nenforb, aus dem auch einige Blumen und ehren hervorfteben. Es Fan aber der Bienenkorb gar füg« 
ich der Hoffnung zugefüget werden, weil man von ſolchem eine füffe Srucht zu Hoffen hat; bisweilen wird 
derfelben auch ein Fuͤllhorn bengefüget. 

$. 2. Aeternitas, oder die Ewigkeit, kan, nach dem Urtheil des Plato, nicht anders, als unter 
dem Begriff der Dauer, vorftellig gemacht werden ; weil aber die Ewigkeit eine folhe Dauer ausdruckt , 
die Fein Ende hat; fo Fan der menfchliche Berftand diefelbe nicht wohl begreiffen. Inzwiſchen war die 
Ewigkeit bey den Alten dennoch als eine Göttin angefeben, und auf den Münzen, unter mancherley Vils 
dern, vorgeftellet; unter welchen wir hier infonderheit basjenige merken , welches Fig. ı 1. vorkommt, alle 
wo diefe Göttin, als eine Weibsperfon, welche in.der einen Hand die Sonne, in der andern aber den Mond 
IE vorkommt, Es hat au) fein befferes Zeichen, als die Sonne, fünnen gebraucht werden, um die 
Ewigkeit anzuzeigen , weil viele von den Alten ber Meynung geweſen find, daß diefe himmliſchen Körper 
ervig feyn 3). Auſſer diefer aber wurde auch der Bogel Phoͤnix 4) für ein Zeichen der Ewigkeit angenom« 
men , weil er zu gewiſſen Zeiten fi immer wieder erneue und verjünge, und alfo nicht fterbe, 

Auch die Abundantia, oder der Ueberfluß, davon fchon oben etwas gedacht worden, ba 
ir von dem Gluͤck gehandelt, ift für eine Gabe der Öötter gehalten, und göttlich verehret worden. Hier 
merfen wir annoch diefes an, daß von einigen, an ftatt bes Namens Abundantia, der Name Vbertas ges 
brauche werde, welches, der Bedeutung nad), einerley iſt. Es hält aber diefelbe in der einen Hand ein Fülle 


born, 

2) Man vergleiche des Cicero Buͤcher von der Na bringen; in Auffchriften findet man oft Luna ae- 
tur der Östter; des Auguftinus und Laetanz terna. 

Schriften wider die Heiden, 4) Diefen Vogel brauchen Tertullian, Ambrofius 


023 und andere Kirchenväter, zur Exleuterung der Auf⸗ 
2) Rufus nennt dies den neuen Tempel. erſtehung; alfo eigentlich zum Bilde der Unfterb- 
— die Ewigleit wird aber wie damit vorge⸗ 

ellet, 


3) Man könnte gar viele Beflätigungen davon bey: 





| 
| 
| 
| 


| 
| 








Jab. XXXIX. 





—— — Fe S 
a. Hılarıtas. 2. Letitia. 3.Cibertas. 4 NWobilitas. 5.et 6. Pax.y. Providentia Deorum . 
8.9.20.22. Securitas, diversis symbols eschibita .ı3.Iranqualltas.ı5. Victoria 2 


et corona laurea.1g. Eadem globo insistens.15: ladem pror« navis Insistens.16. Cader cur. 
Palma soln . 















rl 
N 
* 
* 
Be 
—— —— ——————————— — a — — * 














Kon berfchiedenen Vorzuͤgen dr. ald Göttern, 93 


sen, und in der andern etliche Kornaͤhren. Diejenige, welche wir Fig. ı2. angeben , hält in beyden 
Händen verſchiedene Arten von Srüchten. 

3 Warn es aud) gleich nicht erweislich wäre , daß die Fecunditas, oder Fruchtbarkeit, von 
den Alten für eine Göttin fen gehalten worden : fo ift diefelbe Dennoch bey den Römern in menfchlicher Ges 
flalt, und zwar unter einer Weibsperfon, welche ein Fuͤllhorn in der linken Hand hält, und ein Knaͤblein 
vor fich ftehen batı vorgeftellet *), wie Fig. 13. ; ja bisweilen hat fie vier Knaͤblein auf den Armen und 
neben fich, wie Fig. 14. i 

1% Felicitas, oder die Blüchfeligkeic, wurde ſowohl bey den Nömern 5), als bey den Gries 
chen, für eine Görtin gehalten, und von den legtern Erd’awori« genannt, Sehr oft trifft man diefelbe auf 
Münzen an; und diefes zwar entweder in menfchlicher Geftalt, oder unter gewiffen andern Zeichen. Ih— 
ve gewöhnlichfte Geſtalt fehen wir Fig. 15. welche ein Abdruck ift von einer Münze, die der Kaifer Ha⸗ 
Drianus bat prägen laſſen, auf weldyer diefe Goͤttin eine Weibsperſon vorftellet, welche in der einen 
Hand ein Fuͤllhorn, In der andern aber den Stab des Mercurs hält. Sonft wird ebendiefelbe, auf einer 
gewiflen Münze von der jüngern Fauſtina, unter dem Bild zweyer Kuaben, die auf einem Ruhebett ohne 
alle Sorgen liegen , vorftellig gemacht. ; 

$. 6. Ob Hilaritas 6), oder die Freudigkeit, von den Römern auc) unter die Götter ſey ge= 
rechnet worden, iſt unbekannt, Doch wird aud) diefelbe auf verfhiedenen Münzen abgebildet. Solcher 
Geſtalt fehen wir auf einer gewiſſen Münze, welche ver Kaifer Aadrianus hat prägen laflen, das Bild 
von der Hilaritate Populi Romani, oder Freudigkeir des Römifchen Volks ; und zwar diefes 


(Tab, XXXIX, Fig. 1.) unter der Geſtalt einer ibsperfon, welche in ver linken Hand ein Fullhorn Tab, 
hält, vor und Hinter ſich aber zwey Knäblein ftehen hat, unter welchen der zur rechten einen groffen Palms XXXxX 


zweig halt, den die Weibsperſon oben zugleich mit anfaffet. 3 
$. 7. Von der Hilaritate, oder Freudigkeit, ift die Laetitia, oder Freude, darinn unterfchieden, 
daß dieſe infonderheit das Gemuͤth angehen fol. Auch diefe wird auf Münzen durch die Geftalt einer 


Weiboperſon ausgedruckt, welche in der rechten Hand einen Kranz, in der linken aber einen Stab hält, 


wie Fig. 2. . An ftatt des Stabs führer fie aud) wohl ein Steuerruder, oder auch einen Anker, Bisiveis 
fen wird diefelbe durch die Ausbrüche der Freude felbit vorgeftellet, wie z. E. auf einer gewiflen Minze 
Severus, die Laetitia temporum, oder freudige Zeit, Durch verfchiedene öffentliche Spiele, die mit 
wettlauffen, Schiffahrten, Jagden, Schaufpielen und dergleichen, dem Volk zur Freude angeftellet wur⸗ 
den, ausgedruckt wird, 

$. 8. Libertas, oder die Freyheit, wurde von den Griechen auch görelich verebret, und Erw. 
pl , ober auch) im Plurali @xi ie 94, d.i. Die freye , oder vielmehr die Freyheit ſchenken⸗ 
de Goͤtter, oder Liberatores, genennet, Weil aber auch) Die Römer groſſe tiebhaber der Freyheit waren: 
fo hatte diefe Göttin zu Nom gleichfalls viele 7) Tempel. In einem derfelben war ein befonderer Bor 
faal, welcher Atrium Liberratis genennet wurde. Auf Münzen trifft man das Haupt diefer Göttin öfs 
ters anz und biefes zwar bald mit einer Dede, bald ohne Dede. Bismweilen ſiehet man auf folchen auch 
einen Hut, als das befannte Zeichen der Freyheit. Auf den Münzen gewiſſer Kaifer aber erfcheinet diefe 
Libertas in, ihrer völligen Geſtalt. Ein fchönes Bild derfelben haben wir Fig. 3, da fie in Geftalt eis 
ner Weibsperfon erfcheinet, die in der rechten Hand einen Hut, in der linken aber einen langen Stab 


hält: zu ihren Füffen ftehet ein Gefäß, aus weldyem ein Palmzmweig bervorgebet. 


$. 9. Sb Nobilitas, oder der Adel, bey den Römern fich unter der Zahl der Götter befunden 


Habe, iſt nicht wohl zu erweilen; von den Griechen aber wurde diefe Gottheit Ed: ser« genennet, und auch 


unter der Geſtalt einer Weibsperfon vorgeftellet 8), welche in der linfen Hand einen Spieß, in der rech⸗ 
ten aber eine Eleine Bildſeule Hält, ‚die vielleicht Die Minerva feyn mag, wie Fig. 4. 


Ya $. 10, 

H In ben Bildern aber der multimammia Dea, mit Götter, hiemit nicht vermengen ;_ wovon man 

Femeynet. Meur ſi praecia foriara nachſehen fan. 

5) & meldet Plinius unter andern, Buch 35. daß 7) Man muß den Ausdruck nicht zu weit ausdehnen; 
Zucullus ein Bild derfelben dem Archeſilaus zu es werden allerdings etliche angegeben; Llodius 
perfertigen aufgefragen. Auf Münzen ſteht oft bat auch eine Arca, oder einen Tempel der Freyheit, 
Felisitas Publica 5 Aug. Temporum ; womit aber dies an dem Plaß errichtet, wo des Licero Haus ge⸗ 
ſeibe gar nicht zu einer Göttin gemacht, ſondern anden: der es dahertemplum Licentiae nennet, 
vom Gluͤck unterſchieden wird ; daß das aljo jo 8) Die edle Geburt wird ebenfals finbildlich bezeich⸗ 
swohl, alg viele andere hier genennte, mehr eine fin, net; ohne daß folche daher unter Gottheiten, mie 
pildliche Vorſtellung der ale ein Beweis der bie in den vorigen Büchern befchriebenen, zu rech⸗ 
geglaubten Perfönlichkeit und Gottheit, iſt Uebri⸗ nen ſey, oder je gerechnet worden; die meiſten 
gens muͤſſen die hier vorklommenden Beſchreibun⸗ hier vorkommenden Bilder, beſondere 

u nicht beurtheilet werden. Vorzüge und Glickfeligkeiten; aber deswegen nicht 


ar gend Y j 1 
6) Ban muß bie Hilaria , ein Feſt der Mutter ber fo viele Gottheiten, 








94 Des dritten Buchs erſtes Capitel. 


$. 10. Pacem, oder den $rieden, hielten die Griechen ſowohl, als die Römer, für eine groſſe 
Gottheit; und bies bey den legtern, Ein. Die Athenienfer hatten derfelben verfchiedene Ehrenfeulen 
aufgeridytet. Zu Rom hatte ebendiefelbe einen ſehr groffen und prächtigen Tempel, in welchem der Kaie 
fer Defpafianus, und deſſen Sohn Tirus, den Raub, welchen fie zu Jerufalem aus dem Tempel wege 
genommen , aufgehänger und niedergeleger haben 9). Bey dei Griechen war diefe Göttin des Sriedeng, 
unter einer Weibsperſon vorgeftellet,, welche den jungen Plutus, (oder den Reichthum) auf der Hand 
trug. Bey den Römern wurde fie insgemein mit einem Oehlzweig vorgebildet; desgleichen hatte fie Fluͤ⸗ 
gel, einen Stab des Mercurius, und vor den Züffen eine Schlange; in welcher Geftalt fie Fig.-g. zu 
feben ift, Cs iſt aber der Oehlzweig das gewöhnliche Zeichen des Friedens, Auf einer gewiſſen Münze 
vom Direliiue,ift Pax Augufta unter einer Weibsperſon vorgefteller, welche einen Oehlzweig in der 
rechten Hand, in der finken aber ein Fuͤllhorn hält, zum Zeichen, daß ein guter Vorrath an allerley Guten , 
die Frucht bes Friedens ſey. Bisweilen wird diefe Göttin einig und allein unter einem Oehlzweig ges 
meynet, Auf einer Minze des Traianus erfcheinet in der linken Hand ein Dehlzweig, in der rechten 
aber eine brennende Fackel, mit welcher ſie verfchiedene Waffen verbrennet; zum Zeichen, daß der Krieg 
ein Ende habe. Fig. 6, ; se Dei 

$. 117, Unter der Prouidentia wird insgemein die göttliche Vorſehung 10) verfanden ; 
welche die Römer auch als eine Göttin verehreten, und ihr befondere Eprenfeulen aufrichteten. Noch 
eine derfelben ift übrig, welche ein ſchoͤnes Kunſtſtuͤck geweſen, am linfen Arm aber geftümmelt ift: (Fig. 
7.) 08 bat diefelbe einen Sorbeerfranz auf dem Haupt, und find ihre Haare fünftlich gefräuffer; in der 
rechten Hand hält fie einen Gtab, auf welchen fie ſich zu fteuren fheinet: neben ihr ftehet ein groffer Korb 
mit allerley Früchten angefüllet, und hinter ihr lieget ein Fuͤllhorn. Die dabey ftehenbe Aufforife: PRO- 
VIDENTIAE DEORVM, gibt deutlic) zu erfennen, daß die alten Heiden fchon der Meynung geweſen 
feyn , daß alle gute Gaben von der göttlichen Vorſehung zu hoffen feyn, 

$. 12. ine befondere Göttin war aud) Securitas, oder die Sicherheit, bey den Griechen 
"Aspareıa» Db aber diefelbe aud) vor den Römern goͤttlich verehret worden, iſt unbekannt. Man fine 
det zwar in einer gewiſſen Auffchrift die Worte Securi 11) Dii, ie fihern Goͤtter), welches wohl 
ſo viel heiſſen ſoll, als die Gotter, welche Sicherheit verſchaffen. Die Securitas populi Romani, oder 
Sicherheit des Römifcben Volks, kommt auf viererley Münzen des Kaifers Otho vor, und zwar 
diefes unter der Öeftalt einer Weibsperfon : erſtlich (Fig. 8.) wie fie auf einem Stuhl fißet, und in der 
rechten einen langen Stab, oder Scepter, hält, die linfe Hand aber auf dem Kopf feget; zum andern, wie 
fie (Fig. 9.) in der rechten Hand einen Kranz ‚ und in der linfen einen Spieß, hält. Drittens hat fie 
(Fig, 10.) in der linfen Hand, an ftatt des Spieffes, einen Scepter, und ftehet eine Seule neben ihr; vier, 
tens hat fie (Fig. 11.) in der vechten Hand einen Kranz, in der linfen aber ein Füllhorn, Unter allen 
diefen Vorftellungen iſt diejenige die ı ewöhnlichfte, da fie die Hand auf den Kopf leget. 

$. 13. Tranquillitas, Die flille Ruhe, wurde ſowohl von den Roͤmern, als von den Griechen, 
gleichfalls für eine Görtin gehalten, und von den legtern Evsia genannt. Man finder diefelbe unter ber 
Geſtalt einer Weibsperfon, welche ſich an eine Seule lehnet ‚und in der rechten Hand einen Stab, oder 
Scepter, hält, Fig. 12. zeiger ſich ein Abdruck von einer Münze des Kaifers Antoninus, auf welcher 
diefelbe in der rechten Hand ein Steuerruder hält, in der linken aber etliche Kornähren; zum Zeichen, daß 
damalen zu riedenszeiten, eine geoffe Menge Getreyds über das Meer geführet wurde, 


§. 14. Die Victoria, oder Sie sgörrin, don den Griechen wir» genannt, war bey den Roͤ⸗ 
mern fehr geehret; fintemal diefelbe in Nom verfchiedene Tempel hatte ;; und wird ihr Bildniß 12) hier 
und da auf Steinen, Münzen und andern Denfmahlen, ſehr oft angetroffen. Insgemein wird fie mit 
Slügeln vorgeſtellet, und hält in der einen Hand einen Palmzweig, in der andern aber einen Lorbeerkranz, 
wie Fig. 13. alwo fie ſich zugleich an eine Seule lehnet. Biewalen ftehet fie auf einer Kugel, wie Fig. 
74. weil die ganze Welt dem Sieg fic) unterwerfen muß. In welchem Berftand fie infonderheit auf den 
Raiferlihen Münzen angenommen wird, Fig. 15. ſtehet fie auf einem Schiffſchnabel, wodurch ohne 
Zweifel ein zur See erhaltener Sieg angedeutet wird; tiber das balt fie in der linken Hand einen Palms 
zweig , und in der verhten einen Lorbeerkranz ſamt dem Heroldsſtab des Mercurius, Fig. 16, hat die 


felbe 


9) Eiche Nardin pag. 031. und eine eigene Heine 17) Chen fo, tie man den a TR Di Bin, 
re 5 — kin HR rbalius Br 9 eine fichere Sch 
ter dem Kai MModusverbranng. Auf Mün art zu haben Ne Genbehen order 
zen kommen gar oft Vorftellungen des Friedens a oder für Erdbeben gefichere zu 


Dur 12) Siero, Herr von hat aufs Kapitolei 
10) Phurnutus merfet an, daß Minerva bes Ju⸗ ee I Syracusı bat aufs Kapitol ei⸗ 


‚Air chwere güldene Bildfänle diefer Gortheit 
iters Berfiand) oder prouidentia gemefen; dar verehret. Kom Rufus und Victor ierden ae 
er nimmt Minerva oft an der Ehre Theil, des Victoriae, aedicula, und cliuus gemeldet, 





| 
| 


— — 


| 
| 











Ta2: RE: 


Augustin . Augustin 





A fl 


— Aeccoraa globo wsistens are imposito cum duobus signiferis.2.Honos et Virtus.$.Honos 
sobus.4.Virtus sola.5.Aequitas.6.Fdes.7.et8.Pietas. 9. Justitia 10. Sapientia.ıı. Clementia. 
12. Liberahtas.13.14.15.16. Concordia sub dıverfis symbols.ır. Conftantia. 18. Fudzcıtia 
19. Angerona, Dea süenti 20.£adem nuda. 





1 


Von den böfen Goͤttern. 95 


ſelbe blos einen Palmzweig. Endlich) ſehen wir eine ſehr kuͤnſtliche Vorſtellung eben dieſer Goͤttin, wie 
fie von dem Ritter Maffei (Tab. XL; Fig. 1.) mitgetheilet worden, Sie fteht auf einem runden Als Tab.XL. 
tar, und hat eine. Kugel unter den Fuͤſſen; in der linken Hand träge fie, ein Giegszeichen, dergleichen man auf 
vielen Münzen ſiehet; zu beyden Seiten des Altars find zween Signiferi, welde im Krieg die Fahnen und 
andere Feldzeichen trugen , Die beyde auf dem einen Knie liegen, und ein Feldzeichen in den Händen hals 
ten. An dem Altar felbft ift eine andere Siegesgöttin vorgeftellet, welche auf einem mit zweyen Pferden 


befpannten Wagen fahrt, Ä 
Das zweyte Kapitel, 
Bon den böfen Göttern, 


§. I —— 

ie Griechen ſowohl als Roͤmer verehreten die guten Götter, um allerley Wohlthaten von ihnen zu 

erlangen; die böfen und fehädlichen Götter aber lieſſen fie auch nicht aus der Acht, fondern fuchten 

diefelben, auf mancherley Weiſe, zu begütigen, damit fie ihnen kein Leid oder Unglück een möch« 

ten. Alſo hatte die Göttin Febris, (das Kieber) ihren Tempel auf dem Palatium; dergleichen auch noch 

an ziveyen andern Orten ; und wurden alleriey Mittel dahin gebracht, um diefe Krankheit zu curiven, „Die 

Grbona, welche den Namen von orbare (der Kinder berauben) befommen bat, wurde von den Els 

gern angeruffen, Damit fie nicht ihrer Rinder möchten beraubet werden, ‘Die Mala Fortuna, oder das 
Unglück, batte auch feinen befondern Tempel zu Rom; gleichwie auch Pallor, (blaffe Sarbe,) und 

Pauor, (Kefbrecken,) durch öffentliche Gebäude , oder £leine Tempel, befänftiget worden. Auch 

hatte Tempeitas, (das Werrer,) zu Rom feinen befondern Tempel. Die Laverna war eine Göttin der 

Diebe und Straflenräuber, welche deswegen aud) faverniones genennet wurden ; 68 ftunde aber diefelbe 
| an einem fehr dunfein und finftern Ort, wo die Straffenräuber ihren Raub zufammen zu bringen, und une 
| ter fich zu tbeilen pflegten; daher wurde das eine Stadtthor zu Rom tavernalig genannt, Es haben 
| aber nicht nur Diebe und Straffenräuber, fondern auch alle andere, welche mit heimlichen Dingen um⸗ 





giengen, eben diefe Saverna für ihre Schuggöttin gehalten. Die Are, welche alles Unglück anftifter, iſt 
deswegen von dem Jupiter aus dem Himmel verſtoſſen worden, weil fie unter den Ööttern 1) allerley Uns 
heil anfieng ; und eben dergleichen Handel treibt fie auch auf Erden unter den Menſchen. Wann auch Dis- 
'cordia, oder die Uneinigkeit, von den Alten nicht unter Die Götter gerechnet worden, fo thaten es doch 
die Poeten, welche fie als ein Weib abfihildern, die an ftatt der Haare, lauter Vipern um den Kopf haͤn⸗ 
gen hat. Wer follte wohl glauben, daß von den Athenienfern fo gar Impudentia , (die Unverfcbäme; 
heit,) für eine Göttin fey gehalten worden ? fintemal fie derfelben, und der Calumnia, (der Derleums 
dung,) befondere Altäre aufgerichtet haben 2). " Die Inuidia, (der Neid,) wird von den Poeten auch 
unter die Götter gerechnet. Die Murtia, eine Göttin der Faul⸗ und Trägheit, fheinet Feine andere 
Göttin zu ſeyn, als die Venus, welche aud) bisweilen Venus Murtig genennet wird. Die Neceflitas, 
(£torb,) und Violentia, (Gewalt) hatten, nad) dem Zeugniß des Paufanias, auch ihren Tempel in 
dem Acrocorinthus; es mar aber niemand erlaubt, hinein zu geben. > 


| Das dritte Capitel. 


Von verfehiedenen Tugenden und Vollkommenheiten, wel 
che goͤltlich verehret worden. | 


I. I An 
erjenige Dienft und Verehrung, welche die Römer und Griechen den Tugenden gefeiftet haben, mar 
vernünftiger, als viele übrige Stuͤcke ihrer Religion. Es fheiner aber, dafs fie die Virtutes, oder 
Yaz Cugen⸗ 
1) Sie foll «8 gemacht haben, daß Hercules dem wollen; f. Suetii demonftrat, euang, prop. 4. 

| Euryſtheus unterworfen worden. Siehe Zo— c.2. 84 
I ——— Buch 20. d.91.; die griechiſchen Er / 2) In Areopagus waren zween Steine, unter dieſen 
nden leiten den Namen von zur , ſchadet, amen ; worauf ſich der Kläger und Beklagte fer 

her. Cs Haben einige die Eva darunter finden gen muften. 





> 


6 | Des dritten Buchs drittes Kapitel. 


Tugenden, für die Urfachen und Urheber derjenigen Bolltommenheiten gehalten haben ; welche bey den 
Menfchen angetroffen werben, Die Tugend felbft überhaupt wurde für eine Göttin angefehen , und 
insgemein mit dee Ehre vergefellfchaffter; wie dann zu Kom von dem Caius Marius ein Tempel ers 
bauet worden, welcher der Tugend und der Ehre zugleid, gewidmet war. Auf Münzen trifft man 
diefe beyde Gottheiten auch öfters beyfammen an ; zum Zeichen, daß der Weg zur wahren Ehre durch die 
Tugend gebahnet werde, Auf einer Minzedes Balba (Tab. XL, Fig. 2.), ftehen fie beyde bepfammen. 
Die Ehre, (Honor,) hat ein weibliches Kleid an, und hält in der rechten Hand einen Spieß , in der 
linken aber ein Füllporn ; die Tugend, (Virtus,) ı) aber ift unter einer Mannsperfon in einem Krieges 
£leid vorgeftellet , welche mit einem. Helm bedeckt iſt, und in der vechten Hand einen Stab ‚oder Seiten« 
gewehr , in der linken aber einen Spieß, hält; unter dem vechten Fuß hat fie gleichfalls einen Helm, 
Wie nun diefe beyde Gottheiten auf vielen Denfmalen beyfanmen angetrojlen werden: alſo war aud) ihre 
Verehrung gemeinfhafftlich. Doch wurde bisweilen aud) eine jede derſelben befonders verehret. Alfo erſchei— 
net (Fig. 3.) Die Ehre auf eier gewiſſen Münze des Tiens, unter der Geſtalt einer Mannsperfon, welche 
in der rechten Hand einen Spieß, und in der linken ein Fuͤlihorn hält, unter dem linken Fuß aber eine 
Kugel hat. Eben alfo kommt aud) die Tugend, (Virtus) (Tapferkeir,) in obbefchriebener Geſtalt 
bisweilen beſonders vor, wiewohl man. auch andere Arten hat, unter welchen dieſelbe vorgeftellet wird ; 
als unter dem Bild eines Feldhern, eines Kriegsheers, etlicher Soldaten xc. wie fie denn auch auf allers 
ley Waffen und Giegszeichen figet; Fig 4. fißt ‚biefelbe auf einem Panzer, und m in «der linken Hand 
einen umgefehrten Spieß, in der rechten aber einen Zweig. Bisweilen wird eben dieſe Gottheit uͤnter 
dem Bild des Hercules, mit der Lowenhaut, und wie er ſich auf ſeine Keule ſtuͤtzet, vorgeſtellet. 


$ 2. Aequitas, (die Billigkeit,) erſcheinet Eig. 5.) unter der Geſtalt einer Weibsperſon 
welche in der rechten Hand eine Wage, in der linken aber einen Spieß haͤlt. ‚Es iſt die Wage das eis 
gentliche Zeichen der Billigkeit, ohne Abficht auf ein gewiſſes Maß, oder Gewicht; um damit anzuzeigen, 
daß fie einem jeden zufommen laffe, mas ihm gebühret. Die Treue, (Fides,) 2) hatte aud) ihren eis 


sgenen Tempel, Ihre Priefter waren mit weillen Decken verhuͤllet, und wurden ihr lauter Opfer ges 
„bracht, dabey Fein Blut vergoflen wird; auch wurde vielfältig bey ihrem Namen gefchworen. Auf eis 
‚nem. gewiflen Edelgeftein erſcheinet diefelbe (Fig. 6.) als eine Weibsperfon, welche in der rechten Hand 


einen mit allerley Srüchten angefüllten Korb, in ber linken aber etliche Kornaͤhren halt; vor ihr fteher ein 


;brennender Altar, Sonſt wird die, Turreltaube für ein Zeichen dev Treue gehalten, weil diefe Thiere ih 
„ren Gefellinnen fehr getreu find. Hefters wird eben diefe Tugend auch durch wo ineinander gefchlagene 


Hände angedeutet ; „welche die Einigkeit ‚der Gemuͤther anzeigen, 
.3. Die Froͤmmigkeit 3), von den Griechen Evsißa, von den Sateinern aber Pietas genannt, 


wurde von den Alten auch göttlich. verehret; wie dann die Römer ihr einen befondern Tempel zu Ehren 


aufgerichtet, haben. , Es wird darunter nicht nur. bie Srömmigteit gegen GOtt, und die treue Siebe der 


‚Kinder gegen ihre Eltern , fonbern Auch bie Redlichfeit gegen alle andere Menfchen, verftanden: und 
ann ra — welche ſich nicht dieſer Tugend ruͤhmen, und fuͤr redlich wollen Ran on \p 
dann alle alte Kömifche Kaiſer, und unter benfelben aud) die Unartigften ſich Pios nannten, Auf den 
‚Münzen wird dieſe Tugend auf mancherley Weiſe vorgeitellet. Sie erfcheinet als eine fißende Weibsper« 
fon, die ihr Haupt mit einer Decke verhüller bat, und in der linken Hand einen Scepter hält, weldyer fich 


oben gleichſam in eine Silie endiget , die rechte aber einem vor ihr ftehenden Knaben, der einen 

der Han hält, auf den Kopf leget, wie Fig. 7; bald hält fie in der rechten Hand eine Kugel Ah 
der linken ein Kind, gleichwie fie zu ihren Fuͤſſen noch zwey andere Kinder ftehen hat. Auf einer ans 
dern Münze recket fie die rechte Hand über einen brennenben Altar, mie der linken aber hält fieein Rauchfaß 
welches mit Rauchwerk angefüllt, dergleichen man fid) bey den Opfern bedienete. Sonſt werden auch die 
Stoͤrche für ein Zeichen dev treuen Liebe gehalten, weil dieſen Thieren von der Natur, eine fehr groſſe Sie» 


"be gegen ihre Jungen, eingepflanget iſt. Bisweilen hält diefe Göttin in der rechten Hand auch eine Scha» 


fe, als ob fie eine DT, a 
$. 4. Die Gerechtigkeit, (Iuftitia,) welche die Griechen Aier, oder vielmehr, Auauocı 

wurde aud) unter die Götter gerechnet. Mit einem andern Namen heiſſet diefelbe ke AR Sue 

gemein wird fie «18 eine Frauensperſon vorgeftellet, welche eine Wage in der Hand hält; bisweilen Weir 


ihr aud) ein Sceptei,oder Spieß, beygelegt; wodurch ihre Macht und Gewalt in den Gerichten abgebilder 


wird, 


3) In fo fern dis More yon Fromm, Nuten, herr 


3) Eigentlich hier, die Tapferkeit, 
f kommt; um damit eine Gefiffenheit anderer Vor⸗ 


#) ©. des Cicero ztes Buch von Pflichten, c.29. Ho⸗ theil, und Vergnügen, zu befördern, 
raz, 35fteDde,im erften Buch, v. 21. den Sen 4) Man fehe davon Ins Akon, Host; 
wing üben das 1, undg, der Enid, FR ar b Hygins poet. lib, a, 





I 
I 
1 
I 





Yon den Tugenden und Vollkommenheiten, ald Götter. 97 


wird. Don ber Weisheit, (Sapientia,) ift es abermal ungewiß ‚ob diefelbe ven den Arten für eine 
Gottheit fey gehalten worden, Doch wird fie auch in Weibsgeftalt abgebildet , welcher insgemein eine 
Machteule und allerley Waffen, als die — Zeichen der Minerva ) beygefüger werden; wie 
Fig. 10, zu fehen ; alwo zwar die bloffen Zeichen vorkommen. Die Indulgentia, oder Gelindigkeit, 
wird unter andern durch eine figende Weibsperfon vorgeſtellet, welche in der linken Hand einen Scepter, 
oder Stab, führer. Anderwärtig erfcheiner fie auf einem $öwen fisend , und in der rechten Sand einen 
Donnerfeil, in der linken aber einen Spieß, führend ; wobey fie an einem Fluß vorbeygehet ; was aber 
diefes bedeuten folle, ift unbekannt, Die Gerecbtigkeir, oder Gnade, Clementia, wurde zu Rom 
auch für eine Göttin gehalten, Ihre Geftalt ift ein Weibsbild, welches in der einen Hand einen Zweig, 
oder etliche Kornaͤhren, oder aud) eine Schale, in der andern aber einen Spieß, hält ; wie Fig. 11. 


$. 5. Die Freygebigkeit, Liberalitas, wird auf den Münzen aud) auf mancherley Weife ab» 
gebilder; infonderheit aber durch eine Weibsperfon, welche ein Fuͤllhorn ausleeret; wie Fig. 12. Die 
Einigkeit, Concordia, wurde von den Römern auch goͤttlich verehret, indem fie in ihrer Stadt einen 
befondern Tempel hatte. Die Griechen nennen diefelbe Opsrow. Die gewöhnlichften Arten diefelbe vor« 
zuffeffen, find entweder eine Weibsperfon, welche in der einen Hand eine Schale, oder Zweig, in der ante 
dern aber einen Spieß, hält ; oder mit einem Fuͤllhorn. Sehr oft, und zwar am allermeilten, wird diefela 
be in der Geftalt zwoer oder mehrerer in einander gefchlagener Hände, vorgebilvet ,, denen bisweilen der 
Stab des Mercurius, oder auch etliche Füllhörner pflegen bepgefüget zu werden, Siehe Fig. 13. 14. 15. 
In der folgenden Fig. 16, welche ein Abdruck iſt von einer Münze des Kaifers Augufius, erfcheinen 
drey ineinander gefchränfte Hände, durch welche der Stab des Mercurius, und die Roͤmiſchen Burgermei⸗ 
fterbüfchel kreutzweiſe durchgeftect find. Die Beitändigkeir, Conftantia, erſcheinet gleichfalls auf el⸗ 
nigen Kaiferlichen Münzen, und diefes zwar unter ber Geftalt einer Weibsperfon, diein der einen Hand 
einen Spieß, in der andern aber ein Füllhorn, hält; wie Fig, 17. 


6 Die Schambaftigkeis, Pudicitia, war bey den Römern auch eine Göttin, welcher ihre 
befonderen Tempel und Altäre gewidmet waren. Aufden Münzen erfcheinet fie als eine fisende Weibsperfon, 
welche die rechte Hand, und infonderheit derfelben Zeigefinger, gegen das Geficht zukebret, um vielleicht Das 
mit anzuzeigen, daß eine ſchamhaftige Perfon , ihr Angeficht, Augen und Stirn, alſo in Schranfen hals 
ten müffe, damit man an derfelben Leine freche Geberde wahrnehme. Anderswo fiehet man diefelbe auch 
als ein figendes Frauenzimmer , welches ſcheinet im Begriff zu feyn, das Angeficht zu verhülfen, als wels 
es einem züchtigen Frauenzimmer ganz anftändig iſt; wie Fig. 18. F 
$. 7. Angerona, oder Angeronia, war eine Göttin des Stillſchweigens, deren Feſt den ar. 

ec. pflegte gehalten zu werden, Sie wird aber Angerona, von angore, (der Angſt oder dem Aummer) 
genannt, weil man von ihr glaubte , daß fie den Kummer vertreibe. Gie war übrigens bey den Roͤ⸗ 
mern eben das, was bey den Egnptiern Darpocrates. Eine fehr ſchöne Abfhilderung diefer Göttin für 
ben wir 7; 19, wo fie faft auf eben die Weife gefchmückt ift , wie die Göttin Veſta, und den Fin« 
ger 6) an den Mund halt; auf ihrem Kopf aber hat fie eine ganz befondere Hauptzierde. 
Fig, 20, erfiheinet eben diefelbe nackend. 


= Bb Das 


5) Siehe oben rap. 1. nota 10), c.10. Scaliger hat diefen Namen in angenora 
verändern wollen, abangendo ore: fo aber wenig 


6) Siehe Maerob. Saturnal. Bud) 3, 6.9, Bucht, Beyfall finder, 














08 Des vierten Buchs erſtes Capitel. 


Das vierte Bud). 


Bon der Nacht, und einigen nächtlichen Göttern; 


von dem Mithrad, von den Nymphen, und verfchie: 
denen andern Griechiſchen und Kömifchen Gottheiten. 


Das erfte Capitel. 
Don der Nacht, und den dazu gehörigen Goͤttern. 
Lu 


ie Nacht, wurde für eine Tochter des Chaos, und für die alleräftefte Gottheit gehalten. Theos 
critus I) befchreibe fie, daß fie auf einem Wagen fahre, und die Sterne vor ihr hergeben. 
Andere eignen derfelben Flügel zu, wie dem Cupido und der Siegesgöttin, Furipides 2) war 
ber erite, welcher vorgab , daß fie mit einer groflen ſchwarzen Dede umhüllet fey, und von ben Sternen 
begleitet werde; hiernebft aber auch auf einem Wagen fahre ; welche leßtere Art, die Nacht vorzuftellen, 
die gewoͤhnlichſte war. Sonſt erſcheinet fie bisweilen auch allein und obne Wagen, mit einer groffen fchwar⸗ 
zen Dede, die fie mit der einen Hand anfaffet , in der andern aber eine umgekehrte brennende Fackel halt; 
wie Tab, XLI. Fig.ı, Die Diana funa fommt in vielen alten Denkmahlen, faft in eben diefer Geftalt, 
dor; und es mag ſeyn, daß beyde füreine Gottheit gehalten worden. Auſſer dieſem wird die Nacht, aud) 
unter der Öeftalt einer Weibsperfon, vorgeftellet , welche auf ihrer rechten Hand einen weiſſen Knaben 
trägt, welcher den Schlaf bedeuten ſoll; in der linken aber einen ſchwarzen Knaben ‚; unter welchen der 
Tod foll verftanden werden, Cs werden nemlich diefe beyde Eigenfchaften unter weyen Knäblein vorges 
ftellet, weil die beyden Namen öwrc«, der Schlaff, und Idrala, der Tod, ber —— nach, maͤnn⸗ 
lichen Geſchlechts ſind. Aus eben dieſem Grund, wird auch die Nacht unter einer Wei sperfon vorge 
ſtellt. Diefer Gewohnheit Haben aud) bie Römer meiftentheils gefolget; und weil e8 nicht felten Ju ges 
fchehen pfleget, daf der Name einer gewiflen Sache im Sateinifchen weiblichen, im Griechiſchen aber männ- 
lichen Gefthlechts ift; fo gefchieht es baper auch, daß dergleichen Sachen bey den Römern, in der Geſtalt 
einer XBeibsperfon, bey den Griechen aber, in der Geſtalt einer Mannsperfon, vorgeſtellet worden, Alſo 
wurde zum Erempel Febris, (das Sieber,) welches für eine Gottheit gehalten wurde ‚ von den Römern 
als eine Weibsperfon abgebildet, weil das Wort Kebris, der Sprachlehre nad), weiblichen Gefchlechts iſt; 
die Griechen hingegen bebieneten ſich dabey einer Mannsperfon; weil der Öriechifche Name diefer Kranks 
beit, »vgerog, männlichen Gefchlechts ift. 

3. Es u aber die Nacht viele Kinder 3), deren Vater Erebus ſoll geweſen ſeyn: als da 
find, Amor, die Liebe; Dolor, der Schmerz; Labor, die Arbeit, oder Mouͤhſeli keit; Inui- 
centia ‚ der Neid, oder die Mißgunſt; hatum, das Schick{al; Senectus, das ohe Alter ; 
Mors, der Tod; Tenebrae, die Sinfterniß; Miferia, das Elend; Querela, die Rlage; Gra- 
tia, ‚die Anmurh ; Fraus, der Zetrug; Pertinacia, Die Soarenäckigkeit, Parcae, die Dats 
cen; die Hefperides; und Somnia, oder Träume; welches alles, nach altem Gebrauch, in einem ver. 
blümten Berftand anzunehmen ift. Bon dem Somno (Schlaf) wird gleichfalls vorgegeben, daß er 
ein Sohn der Nacht und des Erebus fey, gleichwie auch der Tod des Schlafes Bruder genennet veicd, 
Es wird aber derfelbe unter mancherley Geftalt angetroffen, Tibullus legt ihm Flügel b eh 4J}.andere 
ftellen ihn unter einem fanft 5) fehlaffenden Knaben vor; und werden auf den alten Grabfteinen und Tod; 
tengerüften viele Vota, oder Gelübde, angetroffen, welche dem Gott des Schlafs gefchehen find, Allein , 


es wird hier ohne Zweifel der lange Todesfchlaf verftanden, welcher deswegen auch öfters Somnus geter.. 


nalis, 
1) zn aten Idyll. 9.166. fiche den griechiſchen Aus⸗ 4) So aud) Seneda im Trauerfpiel Hercules furens 


eger. 9.1065. und folg, 
2) Eiche das Trauerfp. Fon. v. 1150. 


S. d28 Hefiodus Thengonie; des Cicero drittes 5) Ovidius Metam, 11, v, 693, cidifime Somne 
® Bud) er ber Nat. ber Ödtter, RER 3. Pleeidi I 














. Nlla Borghese. Memorie Briscienfes. 





SE EBD BAER —— 


— Org zZ 


V — — 


LELILIIIIII 





— [A 
N EEE TEE NN 





4.NVox bumvelo nigro etfüce.z. Somnus.5.Woctulus: 4:62 5.Deus Lunus. 6.et 7. Mithras cum_ 
capıte leonıs et quatuor alıs.8. Mithras cultrum in ‚pectore bovis defigens. 9. Mympha urnam 
effundens 20.Mirmpha Ninas dormiens.n.Ahla Myrmpha marina s.Nereis cum concha marına 


| 
L 














on der Yacht, und den dazır gehörigen Göttern. 99 


nalis,der ewoige Schlaf, genennet wird, Fig.2.ift der Schlaf, von einer fehr fünftlichen Hand, unter der 
Geftalt eines Knaben, abgebildet, der in einem tiefen Schlaf lieget, und neben ſich ein groſſes Gefaͤß ftes 
hen hat, welches mit einem fehlafbringenden Saft mag angejüllet jeyn; auch hat er einige Mohnkoͤpfe 
unter dem Haupt liegen, dergleichen er aud) etliche in der Hand halt, Cine andere Gejtalt des Schlafs 
trifft man auf einem gewiſſen Romifchen Marmor an, woſelbſt ein ſchlaffender Knab mit dem einen Arm 
ein töwenhaupt umarinet , den andern aber über feinen Kopf berleget, und auch einige Mohnköpfe bey 
ſich hat; welche das gewöhnliche Zeichen des Schlafs find; nicht weniger fieher man bey diefem Knaben 
auch eine Eidere; womit angezeiget wird, daß der Schlaf aud) die allerwildeiten und grimmigften Thiere 
bezähme; daher aud) Homerus denfelben in feiner Ilias merdanarap, did. der — 
bezwinger, nennet. Eben dieſes Bild des Schlafs iſt auch mit Fluͤgeln verſehen, welches ſich auf 
das bekannte Beywort des Schlafs beziehen mag, vermög deſſen er marsiziero: heiſſet, d.i.der die Slü- 

el ausbreiter; wobey befannt, daß ein jeder Stand, und ein jedes Alter, unter allen Nationen, defe 
In Gefegen unterworfen ſey. Bey der Eidere Fan man fid) desjenigen erinnern , was einige von ihr 
melden, daß nemlic) diefes Thierlein eine groffe Neigung gegen den Menfchen habe, fo, daß, wann es auf 
dem Feld einen fchlaffenden Menfchen antrifft, es till ſtehen bleibe, und bey ihm gleichfam Wache hab 
fe; und wo es irgend eine Schlange erblickt , die ſich Demfelben nahen will, denfelben alfobald erwecke 
und ermuntere, daß er nicht etwan von derfelben verlegt werde, 


S. 3. Nach der Meynung einiger Griechen foll der Schlaf auch) ein guter Freund von den Mufen 
gewefen feyn; daher nad) dem Bericht des Paufanias, Bud) 2, cap. 31. zu Troͤzene In einer gewiflen 
Kunfttammer, ein Altar foll geftanden haben , auf weichem dem Schlaf und den Mufen ehemals ein ges 
meinfchaftliches Opfer gebracht worden. Die Urſache bievon laͤſſet fich leicht —— Dann wer den 
Muſen fehr ergeben iſt, und fleiſſig dem Studieren oblieget, muß nothwendiger Weiſe auch ſeine gewiſſe 
Zeit zum Schlaff und zur Ruhe haben; damit er wieder neue Kräften befommen möge. Kurz, der Schlaf 
befänftiget alles, gibt eine ſuͤſſe Ruhe, und fan fein Studierender ohne denfelben lang ausdauren. Es 
wird hiernebft der Schlaf in demjenigen Gedicht „ von welchem Orpheus, als Urheber angegeben wird, 
ein Rönig der Bötrer7) und Menſchen genennet. Nicht weniger wird er auch), für einen Bruder 
der Vergeſſenheit und der Hofnung, angegeben. 


5, 4. Den dieſem Gott des Schlafes erinnern wir ung auch der bekannten Fabel, welche von dem 
Endymion erzehlet wird. Diefer foll ehemals ein König von Elis gewefen feyn, in deffen fchöne Geſtalt 
fich der Mondfoll verliebt haben 8). Won eben diefem ſagt man, daß er feinen drenen Söhnen, dem Epeus, 
Paͤon und Aetolus,einsmals den Antrag getban, daß fie einen Wertlauf miteinander anftellen follten, und 
welcher dabey die andern befiegen würde, ihn in dem Neich nachfolgen follte. Nachdem nun Epeus hierinn 
es feinen Brüdern zuvorgethan, fo habe er auch wirklich Die Nachfolge in dem väterlichen Neich erhalten, 
und feyn deffen Unterthanen hernady Epei genennet worden. Der jüngfte Bruder Aetolus foll hierauf 
auch im Land geblieben feyn, Päon aber habe es übel aufgenommen, daß er von feinem Bruder übers 
wunden worden, und fey weit von feinem Vaterland weggereifet, und zwar, in ein jenfeit des Fluſſes 
Arius gelegenes Sand, welches von ihm hernach Päonia genennet worden. Der Bater Endymion foll von 
dem Jupiter , der ihm die Freyheit gegeben, fi) eine Gnade von ihm auszubitten, diefes begehret haben; 
daß er eines beftändigen Schlafs geniejfen , und nimmermehr feine Jugend verlieren möchte, 


$. 5. Der Gott Noctulius erfcheinet Fig. 3, zu deſſen Fuͤſſen ſitzet eine Nachteule, welches ein 
deutliches Zeichen ift, daß er zu den Nachtgoͤttern zu rechnen ſey. In Anfehung feiner Kleidung hat er 
eine groffe Aehnlichkeit mit dem Priefter der Cybeie, Namens Attis. Den den Alten wird deflelben 
niemals gedacht. Doch heißt eine von den Beynamen des Bacchus, Nyctileus; daher die Sacra Nys 
ctileia, ſonſt auch Orgia genannt , welcye zu Nacht mit allerley Schande begangen worden, den Namen 

befommen haben. 
$. 6. Gleichwie der Mond bey den Griechen und Römern in groffen Ehren gehalten wurde, alſo 
hatten fie auch einen befondern Gott, Namens Lunus 9), welcher vornehmlich von den inorgenländifchen 
Voͤlkern verebret wurde. Won den Griechen wurde er mar genennet ; unter welchem Namen auch die 
; Bb z Phrygier 


6) Beym Montfaue. Theilz. Supplem. p. 216, it 9) Es iſt bekannt, daß die Heiden ſowohl dem Jupiter 
) 5 die GOdyſſea angefuͤhret. als andern Gottheiten, beyderley Chin —8 — 


7) So dichtet Zomer in Il. & 0. 233. folg. daß ber leget haben. ©. Selden. de DiisSyris, Lunus 
Echlaf auch einmal den Jupiter zu befondern iſt wegen eines Drakels berühmt geweſen; febe 
Spartian in dem Leben des Laracalla c. 7. und 


Schaden der Zroianer überwältiget. 
8) ©. des paufaniss Eliaca; und den griechifchen des Caſaubonus Anmerfimgen. 


Yusleger des apollonius/ Über das ate Buch. 











100 Des vierten Buchs zweytes Capitel. 


Phrygier ihm dieneten und ihm goͤttlich verehreten. Deſſen Bildniß ſehen wir Fig. 4. und s, In ber 
erſten Figur erſcheinet nur das Haupt mit einer Phrygiſchen Muͤtze; die andere iſt ie tr = einer 
Münze des Kaifers Valerianus. Auf diefer bat Lunus eben eine folche Phrygiſche Kappe,und aus den 
Schultern ragen zwey Mondshörner hervor ; über den $eib hat er einen Ober» und Unterrock; in der 
linfen Hand hält er einen Spieß, in der rechten aber eine Schale, und zu deffen Fuͤſſen lieget ein Ochſen⸗ 
kopf, zum Zeichen, daß ihm dergleichen Vieh geopfert worden, 


Das zweyte Capitel. 
Von dem Mithras. 


Sr 
SEX der Gott Mithras mit der Sonne einerley ift; fo haben dennoch die Römer, welche dien : 


fen Gott von den Perfern angenommen haben, demfelben zu Ehren einen befondern Gottesdienſt 

angerichtet; gleichwie ſie auch ſonſt die Goͤtter aller und jeder‘ ationen nad) Rom gebracht, und 
fie dafelbjt verehrer haben. Wie fonft die Sonne und Apollo öfters für eine Gottheit angenommen werz 
den, nichts deftoweniger aber beyde ihre befondere Tempel, Priefter und Opfer hatten, und Apollo mit 
der Sonne und dem Mithras nichts gemein hatte; alfo hatten fie auch befondere Ceremonien, welche dies 
fen Mithras angiengen. Die alten Perfer 1) verehreten unter dieſem Namen nicht nur die Sonne a 
fondern auch das Feuer, und war dieſe Gottheit bey ihnen Die vornehmſte. Die Gelegenheit, durch 
welche der Dienſt dieſes Mithras zu Rom bekannt worden, waren die Seeraͤuber, welche von dem Pom⸗ 
peius uͤberwunden worden. Es ſoll dieſer Mithras, nach dem Vorgeben der Perſer, aus einem Feiſen her⸗ 
vorgekommen ſeyn, welches auſſer allem Zweifel von dem Feuer zu verſtehen iſt; weil daſſelbe aus har⸗ 
ten Steinen hervorſpringet, wann dieſelbe hart aneinander geſchlagen werden. Hiernebſt ſagen ſie auch, 
daß der Mithras ein Ochſendieb geweſen fey, welches mit denjenigen Abſchilderungen eintrifft, da derfelbe 
vorgeſtellet wird, wie er in einer Höhle einem Ochſen mit feinem Schwerdt die Kehle abfticht. Desgleichen 
wird er auch anäberwindlich genennet, welcher Name der Sonne allerdings zukommt, weil niemand 
im Stand ift, die Kraft und den Lauf derfelben zu hemmen, Zu Rom pflegte er insgemeinin der Geftalt 
eines Juͤnglings, welcher eine Phrygiſche Kappe auf dem Haupt hat, und einenDchfen den Hals abfticht, vor» 
gefteller zuwerden, Anderswo erfcheinet er auch in menfchlicher Geſtalt, aber mit einem &öwenfopf, wie Tab. 
XLI. Fig. 6,7: In der exften Figur ſtehet er auf einer Kugel, von welcher eine Schlange in die Höhe 
ſteiget, ſich um deſſen Leib etlichmal herum fehlinget , endlich aber ſich uͤber deſſen Haupt wieder herab 
ziehe, und ihren Kopf in deffen Rachen zu ftecken fcheinet ; über das hält diefer Michras in beyden Häns 
den einen Schlüffel vor der Bruſt; und die Schultern find mit vier Flügeln verfehen , deren ʒween in die 
Höhe ftehen, zween aber gegen die Erde gefehret find ; in der andern Figur ift diefer Mithras, von den 
Hüften an, bis auf die Züffe, mit einem langen Rock bedeckt, und hält in feinen beyden Armen eine brens 
nende Fackel; hierbey hat er aud) vier Flügel, wie der vorige; vor ihm ſtehet ein brennender Altar, und 
aus dem Rachen dei) Loͤwenkopfs kommt ein langes Band hervor, weiches über das auf dem Altar brena 
nende Feuer wegflieget. Das Loͤwenhaupt foll zeigen, daß, gleichivie der $öwe der König aller Thiere iſt, 
die Sonne der vornehmſte unter allen himmliſchen Coͤrpern ſey. Ferner wird die Sonne auch bisweilen 
durch eine Schlange angedeutet ; wie man dann diefelbe in allen Abfchilderungen des Mithras antrifft. 
Mit den Schluͤſſeln mag fo viel geſagt ſeyn, daß, gleichwie dieſe alles Verſchloſſene aufſchlieffen gleicher⸗ 
weiſe auch vor der Sonne nichts verborgen oder verſchloſſen ſey, wo deren Strahlen nicht hinkommen, 
Die drennende Fackeln bedeuten ohne Zweifel das Feuer, für welches der Mithras ſelbſt bisweilen genen⸗ 
net wird. Daß der eine Mithras auf einer Kugel ſteht, mag dahin abzielen, daß die ganze Erdkugel 
von der Sonne erleuchtet, erwaͤrmet und fruchtbar gemacht wird. 


$.,2. Eine andere Vorſtellung des Mithras, welche auf den Marmorſteinen weit gewoͤhnlicher 
iſt, und öfters angetroffen wird, als die vorige, ſehen wir Fig. 8, da Mithras auf einem Ochfen ſihet, 
ber an der Erde liege, mit der linfen Hand denfelben an feiner Nafe anfaſſet, und mit der rechten ihm ein 


Schwerdt, oder grofles Meffer, in die Bruft ftöffe. Dabey befinden ſich insgemein noch verfchiedene Zei⸗ 


en, 


1) Eiche von dem Gottesdienſt der alten Perfer über: teutſcher Ueberſetzung, Theil 4 
l haupt, und vom Mithras, die algem. Welthift- fegung, Tpeil 4 












































0 Tann ea — 
a.Agura Jünthea, plurium Niminum Symbola simul eschibens.2.3.4.5. Sirenes. 6. Orpheus 
Fe — — honia sua demulcens. 7. Idem in infernum, defcendens et Cerberum iyra demulcens. 
8. Laocoon. cum duobus filas dracomibus Unpheatus. 


















1 
A, 





— — — —— —— 


Non dem Mithras. 101 


chen, welche auf gewiſſe Eigenſchaſten und Würfungen der Sonnen ihre Abſicht haben; die wir aber hier 
nicht weitläuffig unterfuchen wollen ; zumal die Gelehrten hiebey nicht einerley Meynung find. Sehr oft 
werden ihm annoch zween Jünglinge zugefellet , deren jeber eine Fackel in der Hand hält; doch mit dem 
Unterfchied, daß der eine biefelbe in die Höhe, der andere aber diefelbe gegen die Erde kehret; wodurch, 
ohne Zweifel, der Auf-und Niedergang der Sonnen verftanden wird. 


Das dritte Capitel. 


Bon den Nymphen. 


6 7. 


ie Menge der Nymphen ift bey den Dichtern fo groß, daß man beynahe gedenfen follte, man 

koͤnne die ganze Welt damit anfüllen, Es wurden aber diefelbe in gewiſſe Elajfen, und zwar 

erſtlich überhaupt in coeleftes, (himmlifche,) (fo die himmliſchen Scharen, als Seelen, belebs 

ten,) und terreftres, (irdiſche,) eingetheifet; unter welchen die legtern noch genauer in WVaffer > und 
Erden s Nymphen abgefondert wurden ; gleichwie auch die, die ihren Aufenthalt an den Waſſern 
hatten, von mancherley Art geweſen find: als 1.) Dceanitides, ober bie Nymphen, welche fid) an und 


auf dem groffen Welts Meer aufbielten, und für Töchter des Hceanus und der Thetis gehalten wurden; ° 


2.) die Mereides, oder die Töchter des Nereus und der Doris, welche auch Meer: Nymphen geweſen find; 
3.) die Naiades, oder Podamides, welcheihren Aufenthalt an den Baͤchen und Flüffen hatten ; 4.) Lim⸗ 
nades , an den Sümpfen; 5.) Ephydriades, an den Brunnen, oder Quellen, die insgemein fo vorgeftellee 
werden, daß fie in der einen Hand einen Waflerfrug, aus welhem Waſſer heraus laufft, in der andern 
aber ein gewiſſes Blat von einem Gewaͤchs halten; wie Fig. 9. Eine überaus ſchoͤne Vorftellung einer 
Nymphe iſt diejenige, welche wir Fig. 10. mittheilen , da diefelbe in dem Schilf fchlaffend lieget; es ift 
alſo En Naias; die Nereides Haben an ſtatt des Wafferfrugs, insgemein eine groffe Menge Meermufchel, 
wie Fig. 11. 


$. 2. Auſſer vorgedachten Waſſer -Nymphen waren auch irdiſche Nymphen, die ihren Sitz auf 
der Erde hatten; und wurden gleichfalls in beſondere Claſſen eingetheilet. Dann einige wohneten auf 
den Bergen, und wurden daher Dreades, Dreftiades, genanntz andere in dem Gebuͤſch und Thälern , wel⸗ 
che daher Nepeä Hieffen, und wieder andere in den Wäldern, und zwar inſonderheit ben und in ben Eiche 
baͤumen, daher fie Diyades, und Hamadryades, genenner wurden, und mit den Bäumen hervorfommen, 
und auch mit den ſelben fterben follten. Uebrigens gibt es auch verfchiedene Nympben, welche, wie mehr 
andere Öottheiten, ihren Namen von ihrem Vaterland und Herkunft haben : 5. E. die Tyberiades , Pas 
ctolides und Dodonides, welche ihren Namen von der Tyber und dem Pactol, zween Slüffen, und von Do⸗ 


dona, befommen haben 2). 
Das vierte Capitel. | 
Son mehrern Göftern auf einem Bild. 
! GL 


SU haben feither verſchledenmal Gelegenheit gehabt, von Pantheis zu gedenken; mann man dem 


Namen ſelbſt in Betrachtung ziehet, ſo bedeutet es eine Bildſeule, an welcher die Zeichen verſchie⸗ 

bener Gottheiten zugleich angetroffen werden, Ob aber fchon bey dergleichen ‘Bildern viele und 
mancheren Zeichen jufanmen fommen; ſo ift doc) diefes Feine Hinderniß, daß nicht darunter ein gewiß 
fer Gott, oder Göttin, vornehmlich Fonne verftanden werden; indem doch gewiſſe Zeichen die vornehmften 
find. Alſo fehen wir Tab. XLU, Fig. 1, die geflügelte gen des Glücks , welche in der vechten Hand 
c ein 


2) In Somers Odyſſea iſt das antrum Nympha- ven viele Nymphaea, ober ſchoͤn angelegte Bäder, 
rum berühmt, durch eine Fleine Abhandlung des Brunnen c. woͤbey auch wohl Bilder der Nym⸗ 
Porphyrs unter dieſer Anfichrift: In Nom mar pben waren. 





— — — — 





/ 


102 Des vierten Buche fünftes Capitel. 


ein Steuerruder hält, in derlinfen aber ein Fuͤllhorn ; als welches die eigentliche Kennzeichen diefer Göt- 
tin find ; eben diefes Züllhorn aber hat am Ende, wo es ſich jufammen fpiget, einen Kopf von einem Och⸗ 
fen, oder Bock. Auf dem Kopf bat fie verfihiedene Strahlen, zwiſchen welchen die $orusblume bervorfchief 
fet; als welches der Iſis und des Oſiris Zeichen find. Auf der Schulter hat fie den Köcher der Diana, 
und auf der Bruft den Aegis, oder Bruftfleck der Minerva, mit dem Haupt der Medufa ; auf dem Fülle 
born figt ein Hahn, als das Zeichen des Mercurius, und unten an demfelben ift vielleicht ein Widder⸗ 
kopf, fo auch auf den Mercurius zielet ; ber Vogel, welcher auf diefem Kopf figer, iſt vielleicht ein Rab, 
als das Zeichen des Apollo. Daß man aber verfchiedene Gottheiten zufammen und unter einem Bild 
vorftellet, komt daher, weil einige gemeynet haben, daß alle die Götter, die fonft befonders und einzeln 
verehret würden, in der That nur eine 3) Gortheit ſeyn. Alſo hat 5. &, Macrobius dafür gehalten, 
daß Jupiter, Neptunus und Mars, mit zur Sonne genommen werden koͤnne; und daß diefe Ießtere, bloß 
unter jener verſchiedenen Namen, ſey verehret worden, Andere Hingegen find der Meynung, daß damit 
auf eine befondere Art des Gottesdienſts gezielet werde. Diefem mag feyn, wie ipm wolle, fo Eommen das 
bey fo viele ungereimte Dinge zufammen, daß man nicht nöthig hat, fich viel darüher zu verwundern. 


Das fünfte Capitel. 


Von den Sirenen, Harpyien und Stymphalifchen Vögeln, 
— 


bgleich die meiſten Götter und Göttinnen, von den Griechen und Römern, in menfchlicher 4) Se 

ſtalt vorgeftellet worden , fo wurde doch diefe Geftalt bey manchen auch fehr verunftalter , wann 

fie denfelben Körner, Ohren, Schwänze, Schenfel und Beine von Ziegen und Ziegenboͤcken, ans 

gedichtet haben ; wie wir oben bey dem Pan, den Satyren, Faunen und dem Silvan, gefehen baben, Ja 

fie erdachten noch andere abfiheulichere Mißgeburten , von welchen fie glaubten, daß etwas Goͤttliches das. 
mit verbunden ſey; dergleichen die Sirenen, Hatpyien und Stymphaliſche Voͤgel geweſen find, 


5. 2. Die Sirenen 5) follen Töchter des Archelous geweſen ſeyn, von welchem oben erzehlet wor⸗ 
den, daß, da er ſich mit dem Hercules in einen Streit eingelaſſen, und in einen Ochſen verwandelt, die⸗ 
fer ihm das eine Horn abgeriſſen habe; daher fie auch mit einem andern Namen Achelvides genennet 
werden. Die Mutter foll eine von den Mufen gewefen feyn. Insgemein werden deren drey angegeben, 
obgleich andere nur von zwoen gedenken; dahingegen noch andere Die Zahl derſelben big auf fünfe ver» 
mehren. Hyginus gibt (in der 141. Fabel) vor, daß fie zu der Zeit, da Proferpina von dem Pluto 
entführet worden, in Gieilien gefommen feyn, und daß Ceres, welche über dieſelbe erzuͤrnet geweſen, 
weil ſie ihrer Tochter nicht zu Huͤlfe gekommen, ſie aus Rache in Voͤgel verwandelt babe, Hierauf ſoll 
das Orakel ihnen vorher gefagt haben, daß fie fo lang leben würden, als fie alle örembe, welche vor ih⸗ 
nen vorbey kommen würden, durch ihre Neigungen würden dahin bringen fönnen, daß fie bey ihnen ftilfe 
ftünden. So bald aber ein einiger Sremdling, ohne ſich an fie zu kehren, ihnen. entwifchen würde, fo 
würden fie ihr Leben verlieren. Solcher Geſtalt haben diefe Sirenen alle Fremde „durch ihren anmuthi⸗ 
gen Geſang dermaſſen bezaubert, daß ſie weder hinter ſich, noch vor ſich, Eonnten, fondern ftill halten, und 
bey ihnen bleiben mußten, anbey über diefem Gefang ihr Vaterland, Effen und Teinfen, vergaffen, bis 
fie endlich verſchmachteten und dahin fturben; daher dieſelbe Gegend, von den daherum liegenden Todten⸗ 
knochen ſolcher Fremdlinge, ganz weiß anzuſehen war. Wie nun Ulyſſes 6) eben denſelben Weg reiſen ſollte, 
verſtopfte er, nad) der Ermahnung der Eirce, allen feinen Reiſegefehrten die Ohren mie, Wachs, und bes 
fahl ihnen zugleich, daß fie ihn felbft an den Maftbaum veft anbinden, und ihn feineswegs wieder [08 


machen 





3) Diefe Meynung ift fehr alt, und eine Wirkung be 
fonderer Vernunft, als das gemeine Volk zuhaben 
pflegte; man findet in des Livero, Plutarchs, 
und vieler andern Schriften, viele Beftätigungen 
berfelben ; daß die verfchiedenen Wohlthaten GOt⸗ 
tes, und befondern Gelegenheiten, toben fic) diefe 
oder jene gertliche Eigenfchaft vorzüglich bewiefen, 
Anlas gegeben, fo vielerley Gottheiten daraus zu 


worden X. wovon umftändlich zu handeln der Ort 

9 Weil dieſe die ſchoͤnſte und vollkommenſte. 

5) Man hat nicht ohne Wahrfcheinlichfeit dieſen Nas 
men, don dem Hebr. Scyir, Gefang, fingen, her, 

itet, 

6) Siehe des Komers Odyff. B. 12. Eben fo fol 
guch Orpheus die Argonauten durch feine Mir 
fie errettet haben, daß fie nicht zuhören können. 








Yon den Sirenen, Harpyien und Sthmphaliſchen Vögeln. 103 


machen follten, wann er fie gleich) darum bitten würde ; vielmehr follten fie ihn alsdann defto vefter hin« 
den; alles zu dem Ende, damit weder diejenigen, die bey ihm im Schiff waren, fid) durch die Anmuth 
ihres Öefangs möchten anlocen laffen; noch er ſelbſt es in feiner Gewalt haben möchte, denfelben zu role 
gen; wann er auch gleidy gerne wollte. Wie nun feine Gefehrten nichts böreten „ aud) Ulyſſes, der, wider 
die Vermahnung der Circe ſeine Leute bate, daß ſie ihn loß laſſen moͤchten, hierauf nur deſto härter ans 
gebunden wurde: fo geſchahe es, daß fie glücklid) vorbey fuhren. ‚Sie Sirenen aber, wie fie fahen, daß 
fie nicht vermögend waren, ihn aufzuhalten, ftürzten fich von Stund an, aus Varzweifelung, in das Meer, 
daß fie erfoffen. . 


$. 3. In Anfehung ihrer Geſtalt, ftehen viele Mahler neuerer Zeiten im Irrthum, wenn fie dies 
felben, als Weibsperfonen, vorftellen, die von dem untern Lib, an ftatt der Füffe, ſich in einen Fiſch endigen. 
38 es fehlet nicht an gelehrten Männern , welche eben diefer Meynung gewefen find. Allein, diefe Ges 
ftalt eines halben Weibes und halben Fifches, kommt vielmehr den Mereides zu. Nac) der Beſchreibung 
der Alten 7) waren die Sirenen vom Kopf bis an den Gürtel einer Weibsperſon, übrigens aber einem 
Vogel glei) ; oder fie waren ganz Vögel bis auf den Kopf, welcher jungfräulih. In der legten Ges 
ftalt fehen wir diefelben Tab. XLII. Fig. 2.3; in der erſten aber Fig. 4. und 5. 


$. 4. Die Harpyien hatten auch die Geftalt der Vögel, und waren dem Phineus von den Goͤttern zur 
Plage zugeſchickt. Wann diefer zu Mittag fpeiffen wollte: waren die Harpyien da, welche ihm den gröften Theil 
der Speiffen vor dem Maulwegnahmen , und den Ueberreft mit ihrem Unflat befudelten und verderbten. 
Die Eltern derfelben waren entweder Neptunus und die Erde,oder Thaymantes und die Electra , eine 
Tochter des Dceans, Ihre Zahl wird verfchieden angegeben. Nach der Befchreibung des Dirgilsg) Aen. 
Ill, 214. fegq. batten fie Ohren, wie ein Bär, ein Angeficht, wie eine Jungfrau, Handeund Fuͤſſe, wieein 
Menſch, übrigens aber einen Seib ‚ tie ein Geyer, und auch Flügel ; die Nägel aber an Händen und Füfe 
fen follen ungemein groß geweſen feyn. Mithin waren fie von den Sirenen nicht gar fehr unterfchieden, 


§. 5. Bon den Stymphaliſchen Voͤgeln iſt zu merken, daß, nach dem Bericht des Apollodors 
(Bud) 2. cap. 4.) in Arcadien eine gewiſſe Stadt, Namens Stymphalus geweſen, bey welcher ſich ein 
See gleiches Namens befunden, wo dieſe Bögel ihren Aufenthalt gehabt 9) ; weil in diefer Gegend viel di. 
ces Gebüfch war , in welchem ſich Wölfe aufbielten, vor welchen fich diefe Wögel foͤrchteten. Wie nun dem 
Hercules anbefohlen war, diefelbe zu vertreiben, bat er lang bey fich angeltanden, wie er diefes bewerkſtelli⸗ 
gen möge; bis ihm Minerva ein gewiſſes Klapperwerk, welches Bulcanus zu diefem Ende verfertiget hatte, 
zugeiteller, womit er dieſe Bögel dermaffen fcheu gemacht, daß fie allefamt davon geflogen, und Nercules Dies 
felben mit feinen Pfeilen zum Theil erlegen Fonnte. Einige Alten geben vor, daß diefe Bögel eiferne Schnä« 
bel und Klauen gehabt Haben, desgleichen, daß ihre Fittiche von Eifen geweſen, aus welchen fie die Federn, 
wie Pfeile, hätten von fich fhieffen Eönnen, Sonft werden fie auch überall als Vögel vorgefteller, 


Wnhang 


von einigen Poetiſchen Fabeln. 
1. Fabel von der Scylla. 


ie Babel von er Seylla beſtehet Hauptfächlich in folgenden. Insgemein wird vorgegeben, daß Scylla 
& eine Tochter des Nifus, — Seelen, Nachdem nun diefe fi in den König von 
Ereta, Minos, verliche, foll fie ihrem Vater einen roͤthlichen Haarlocken, von dem das Orakel ihm vers 
kuͤndiget hatte, daß, ſo lang er dieſen behalten würde, er unſterblich bleiben würde , ausgefchnitten Haben; 
wodurch fie nicht nur ihren Vater verrathen, fondern auch gemacht hat, daß ihr Vaterland in die Ges 
walt der Feinde gefommen, Minos aber, welcher ihr diefe Unart hoͤchſtens verdachte, ftürzete fie in das 
Meer, wofelbft fie in ein Seewunder verwandelt wurde. Hierauf foll fie ihren Aufenthalt an der Sici« 
lianifchen Meerenge gehabt haben, Bon ihrer Geſtalt fagt Homerus ı), daß fein abfcheulicherer Ans 
€: 2 : blick, 

7) Siehe dem Ovid. im zten Buch der Verwandlun⸗ 9) Siche den griechiſchen Ausleger des Apollonius 


gen, v. 552. über das ete Buch, b. 384 1035. 1048 Toss. 
8) Siehe auch ben Servius dabey; und des Seſio⸗1) Siehe dag ıate Buch der Odyſſee, v,88. "Boing 


dus Theogonie. 8gtes Buch der Verwandlungen. 

















104 Anhang von einigen Poetiſchen Fabeln. 


blick, als eben dieſelbe, geweſen ſey. Ihre Stimme fey den jungen Hunden gleich gekommen; biernebft 
habe fie zwölf Füffe, und eben fo viel lange Hälfe, gehabt, auf deren jedem einen abfcheulichen und fehr uns 
geftalten Kopf; ein jeder diefer Köpfe aber ſoll drey Reyhen Zähne gehabt haben , davon die Biffe alle- 
ſamt tödlich waren, wann fie einen erreichen Eonnten. Alſo Haben die Mahler und Bildhauer manche 
Mingeburien in Die Welt gebracht, Die niemals geweſen find, 


2, Bon dem Bogel Phonir, 


er Vogel Phoͤnix findet ſich auch nirgend in dev Welt 2), als in der Einbildung und Phantafey einte 
23 ger alten Schriftfteller. Es foll derfelbe ein Africaniicher Vogel geweſen Pie in — eines 
Adlers, der auch oben auf dem Kopf einen Kobel gehabt, wie die Adler’; der Hals war goldgelb, der 
Kopf warf Strahlen von ſich, Die Federn und Flügel waren purpurfärbig ) der Schweif blaulicht, und 
mit vofenfärbigen Federn untermifcht. Uebrigens ſagte man von ihm, daß er fein Leben beynahe auf 
dritthalb hundert Jahre habe bringen önnen ; welche Zeit einige auf fünf bis ſechs Hundert Jahre, ja einige 
fo gar bis auf taufend, vier hundert und fechzig Jahre verlängert haben; nad) deren Berflieffung er fic) 
wieder erneuerte, und ſich von neuem feine jugend verfchafte, Einige Kirchenlehrer haben dieſe Erzeh⸗ 
lung auf die Auferſtehung der Todten gedeutet. 


3. Bon den Lentauris. 


entauri follen Halbpferbe und Halbmenfchen geweſen feyn. Irion ſoll der Juno Ehebruch zugemu⸗ 
— thet, ftatt ihrer aber eine Wolke ergriffen haben; daher dieſe Centauri auf die Welt et hie 
welche hernach auf dem ‘Berg Pelion von ben Nymphen erzogen worden. Von diefen Eentauren, und 
den dajigen Mutterpferben, find hernach bie an gezeuget worden, Dieſe aber find in der Fa⸗ 
beibefchreibung nicht fo berühmt, als jene. Alle überhaupt waren von einem zankfüchtigen Naturell r 
und hiernebft dem Trunf gar ſehr ergeben ; daher fie oft Streit anfiengen, ob fie gleid manichmal den 
Kürzern zogen. Den heftigften Streit hatten fie mit den Lapithis, auf der Hochzeit ver Deidamia 3) mit 
dem Pirichous. Dann als diefelbe, als nahe Anverwandte der Braut, nebft den an zu dem Hochs 
zeitmahl, welches Pirichous hatte zubereiten laſſen, eingeladen worden; anbey auch Thefeus mit bey der 
Gefellfehaft war: fo trug es ſich zu, daß, nachdem bie Eentauri von dem Mein erhitzt waren , fie den 
Weibern der Lapithen Gewalt anthun wollten ; worüber es zu einem heftigen Streit Fam. Auf der eis 
nen Seite waren Pirithous, Thefeus und die Sapithen mit ihren Freunden auf der andern Seite aber 
die Centauri. Das erſte war, daß ſie einander die Becher, Schuͤſſeln » Tifche und Bänke, nad) den 
Köpfen warfen, worauf der Kampf immer ärger war , bis endlich die Centauri, deren viele auf dem 
Plah blieben, das Reißaus nehmen mußten. Es war aber einer unter dieſen Centauren, Namens Chi⸗ 
ron, welcher weit verſtaͤndiger und ſanftmuͤthiger war, als die übrigen, auch beſſere Sitten hatte. Dies 
ſer war des Achillis Lehrmeiſter, der ihn in der Muſic unterrichtet hat. Einige find der Meynung, daß 
er auch den Jaſon in eben diefer Kunſt unterwiefen, Er fol aud) den Yefeulapius , als den Gott der Ars 
zeney, in diefer Wiſſenſchaft unterrichtet haben. 


4, Bon dem Orpheus. 
6:1, 


uffer denjenigen Gottheiten , deren Hiftorien und Vorftellungen wir bisher mitgetheife n⸗ 
sb wir noch viele andere anführen; fintemal die Römer fowohl, als die Öriechen, Bei ee 
den unter die Zahl der Öötter gerechnet haben. Allein, es ift unnöthig , alle diefe hier mit anzuzeigen, 
Doc) wollen wir noch etwas von dem Drpheus gedenken , deſſen Name infonderheit bey den Poeten fehr 
befanne ift 4). Insgemein wird er für einen Sohn des Apollo, und der Mufe Galliope, angegeben ; 


und 


29) Tacitus,Dio oder Kiphilinus, Victor, und noch) ygins 62, Fabel 1 
: andere Schriftteller, merken es doch als eine Sck 4) & ygins Au a nallodor, Zuch r. des A⸗ 
tenheit an, daß dieſer Vogel geſehen worden ; fie pollonius Argonaut. Buch r. und die Erfläruns 
he des Marcel Donat dilueidationes in Taci- en; das orpheiſche Gedicht; GOyids Nermands 
En im EIN des Theſaurus criticus des na Buch 10. des Paufanıas Ösotifche Nachs 
ruters, Seite 164. richten, c. 30, i von den & 
3) Siehe Gvids Verwandlungen Buch 12, v. 219. Buch g ER Hygins Fabeln von den Sternen 














Anhang von einigen Poetifchen Fabeln. 105 


und ſoll in ber Mufic dermaſſen wohl erfahren geweſen feyn, daß ex alles, was einige Empfindung und 
Gefühl gehabt, dadurch an ſich gezogen; ja es follen fo gar wilde Thiere und Vogel ſich zu ihm genahet 
‚haben, um feine Mufic mit anzuhören. Auch fo gar Bäume, Wälder und Felfen vergaffen ihrer Nas 
fur, und folgten feiner Muficz gleich wie auch die Winde ſich nad) derſelben dreheten, und die Fluͤſſe vor 
Verwunderung ſtehen blieben. Man ſagt übrigens, daß er den Menſchen zu erſt die Erkantniß der Goͤtter 
beygebracht, und ihnen gezeigt habe, wie ſie dieſelbe verehren ſollten; daher er fuͤr den Urheber der alten 
heidniſchen Goͤtterlehre gehalten wird. Eben derſelbe ſoll auch zu erſt die Ausſohnung der Verbrechen ein« 
geführet , und das Feſt des Bacchus (eben daher Orphica genannt ) angeordnet haben. Nach dem Des 
richt des Auciang, foll er auch die Griechen zu erft in der Sternfeherfunft unterwiefen haben. Uebris 
gens hat derfelbe den berühmten Rieſenſtreit, den Raub der Proferpina, und den Kampf des Oſiris bey 
den Egyptiern beſchrieben. Einige behaupten fo gar, daß er die beruffene zwölf abentheuerliche Verrich⸗ 
tungen des Herculis gleichfalls bejchrieben habe 5). , 


$ 2. Vor anderen wunderbaren Gefchichten ift infonderheit deffen Reife nach der Hoͤllen fehr bes 
Fanne und merkwuͤrdig.  Ariftäus war in deffelben Eheweib, Eurydice , dermaffen jterblich verliebt, 
daß er fie aller Orten verfolgte, um fie zu feinem Willen zu bringen; dahingegen Eurydice ihm aller 
Orten aus dem Weg gieng ; bis fie endlich auf der Flucht von ungefähr auf eine Schlange trat, 
von welcher fie einen tödelicyen Biß befommen; daran fie auch geftorben ift. t ‚Wie nun Orpheus über 
diefen Verluſt empfindlich gerühret war; fo nahm er ſich vor, ſelbſt nach der Hoͤlle zu wandern, und wo 
moͤglich ſeine Gemahlin wieder aus derſelben zuruck zu fuͤhren. Er ergriff deswegen feine Leyer, und Fam 
mit derfelben durch das Tänarifche Borgebirge, wo der Eingang der Hölle feyn follte, woſelbſt fich auch) 
Hercules zu ihm gefeller bat. Syn der Hölle hat er durch feine Mufie alle Einwohner derfelben dermaſſen 
geruͤhret, daß er von dem Pluto und der Proſerpina die Erlaubnis befam, fein Weib wieder mit ſich 
fortzuführen; doch mit der Bedingung, daß er das Weib nicht ebender anſehen, oder auf dem Weg ſich 
nach derfelben umfchauen follte, bis er wieder auf der Erde ſeyn würde; fonften Eurydice das Sonnen« 
licht nimmermehr wieder fehen würde, Weil ader Orpheus diefe Bedingung nicht halten Fonnte , fondern 
fih unter Wegs nach ihr umfahe, ſo wurde fie ihm augenblicklich aus den. Augen. geruct, und ferner niche 
wieder von ihm gefehen, 


$._ 3. Bon dem Tod des Orpheus find die Erzehlungen mancherfey. Einige fagen, daß, da er 
in ber Hoͤllen allen andern Göttern zu Ehren Loblieder angeſtimmt, ev allein des Bacchus vergefien has 
be; welches diefen Gott dermaffen verdroffen, daß er die Bacchanten gegen ihn aufagbebt daß fie ihn 
zerriffen haben, Andere Dingegen fagen, er fey von dem Jupiter mit einem Donnerkeil erſchlagen wor⸗ 
den, durch welchen Schlag deſſen Kopf von dem Rumpf ſey getrennet, "und ſamt der Leyer in den Fluß 
Hebrus geworfen worden; von wannen beyde endlich in die Inſul Lesbus ſeyn gebracht worden. Wie 
Orpheus auf feiner Leher oder Cithar gefpieler ‚ feben wir Tab. XLIL. Fig. 6, und wie er in der Hölle ſich 
hören lieffe, Fig. 7. 


5. Bon dem Laocoon. 


SIEH der überaus fchönen Bildſeule, davon wir Fig. 8. einen Abdruck mittheilen, fügen wir auch die 
Geſchichte oder Fabel von dein Laocoon mit bey, Dann es wird diefe Bildfeule weit und breit als 
ein befonderes Meijterftiick angepriefen; und es fheinet, daß Agefander , Polydorus und Arhenodorus, 
ale die Urheber berfeiben, gleichſam in die Werte ſich beftreber, wie fie ein Denkmahl Hinterlaflen möd- 
een, wodurch ihr Andenken verewiget, und daſſelbe der Befchreibung äbnlich winde, welche Virgilius, Buch 
2. Xen, von Diefer Begebenheit binterlaffen hat. Als die Troianer bey fich anftunden, ob jie das groffe 
hölzerne Pferd, welches die Griechen in ihrem Lager aufgerichtet, und heimlich) mit Solcaten angefüllee 
batten, in ihre Stadt einführen wollten, oder nicht: fo Fam der Priefter aocoon, in Geleit einer groffen 
Menge Volke, oben von dem Schloß herab, und verwies es ſeinen Landsleuten ſehr, daß fie ſich ein Wer 
derben über den Hals ziehen wollten , fie anbey vermahnend, daß fie die Sache erſt unterfuchen follten, ob 
kein Betrug dahinter fey. Er ſelbſt ftieß den Spieß, den er in der Hand hatte, mit alle Macht in das 
höherne Pferd hinein ; alfo, daß, wann nicht der Stadt Untergang wäre verhängt gewefen,und andere ders 
gleichen gethan hätten, der Detrug obnfehlbar würde offenbar worden feyn. Allein es wußte Sinon, ein 
Griech, der ſich ſtellte, als ob er von den Griechen entflohen wäre, die Troianer dermaffen zu befhwäßen, 
daß fie fi an alles das, was Laocoon fagte, nicht 3a, es bat ein ungefährer Zufall, weldjer 

d den 


5) Man vergleiche davon des Fabricius griechiſche Bibliotheck. 























106 . Anhang vom einigen Poetiſchen Fabein. 


den Saocoon betroffen, die Troianer noch mehr veranlaffet, ihr Vorhaben ohne weitere 
—5 — Dann, indem er im Begriff war, einen groffen Ochſen zu fehlachten, welcher dem Neptun follte 


Ueberlegung aus⸗ 
geopfert werden ; fo kamen zwo ungeheure Schlangen auf dem Meer gegen das tand zu, welche geradeg 
Weas auf diefen $aocoon zufchoffen , und zwar zu erſt deffen beyde Söhne ergriffen, als der Vater aber 
ähnen mit einer Art zu Huͤlfe eilete, fich fo. gleich von denfelben loßwickelten, und ſich um ihn herum 
fchlungen ; wobey fie ihn dermaſſen umfaſſeten, und mit ihrem Gift befpien, daß er endlich den Geiſt 
aufgeben mußte ; nachdem er vorher entfeglich gebruͤllet. Dier ſehen wir, daß der Vater und die Soͤh 
ne zugleich von den Schlangen umwickelt find, und daß Saocoon fi) von denfelben, wiewol vergeblich , 
loßzureiſſen fcheinet.. Es iſt aber diefe Bildfeule noch auf den heutigen Tag zu Rom auf 


dem Vatican an dem Ort zu feben, welcher infonderheit Belvedere 
genennes wird, 





ER DER 107 


Sriechiſchen und Roͤmiſchen 
Olterthumer 


Zweyter Band, 


von dem Gottesdienſt der alten Griechen und Roͤmer, 
wie auch anderer Voͤlker; 


deffen Sefter Theil 


von dem Gottesdienſt der alten Griechen und 


Roͤmer handelt, 
VIZIIZAIZIIILO 


Das Orſte Bud), 


Bon den mancherley Prieſtern ind Kirchendie— 
nern der Griechen und Roͤmer. 


Das erſte Kapitel. 


son den Vrieftern der Griechen und denjenigen, welche 
das Recht hatten, die Opfer zu verrichten, wie aud) von 
den Parafitis und Cerycibus. 


8. 


achdem wir in dem erften Band von den mancherley Göttern der alten Griechen und Römer 

gehandelt ; ſo iſt das nächte, daß wir Fürzlid) anführen, was von ihrem Dienft befonders 
merfwürdig it, Wir werden eg in diefer Ordnung thun, Daß wir 1) von den Prieftern und 

andern Kitchendienern r 2) von den Tempeln, und andern zum Gottesdienft gewidmeten Or— 

ten, und Altären, 3) von ben heiligen Gefäffen ‚ und andern Gerätbicyaften, oder Yuftrumenten , deren 
fie fic) bey dem Gottesdienft und ven Opfern zu bedienen pflegten, 4) von den Opfern felbft, 5) von den 
mancherley Fefttagen, 6) von den Gelibden r 7) von ben Drafeln und andern betrüglichen Arten der 

drfagungen, etwas handeln, 

. 92. Esift wol fein Volk, weldes nicht feine befondere Priefter gehabt; als welche man jeder⸗ 
zeit, gleichfam als Unterhaͤndler, zwiſchen GOtt und den Menfihen , angefeben bat. Wenigitens iſt fo 
viel gewiß, daß bey der wahrenXeligion, gleich anfangs Priefter gewefen; ob man gleich nicht gewiß fa« 
gen Fan, welchen Perfonen das Recht ‚ die Opfer zu verrichten, zugefommen ſey; ehe und bevor GOit 
ber HErr, durch ein befonders Öefeg, einen gewiſſen u unter dem Juͤdiſchen Volk dazu a 

d2 af. 


0): 





gi 

















‚108 | Des erften Buch? erſtes Kapitel. 


hat. Ob nemlich vor diefer Zeit diefes Recht nur einem jeden Hausvater , ober ohne Unterfchieb allen 
Mannsperfonen ſey verſtattet gewefen, das laͤſſet ſich nicht gewiß entfcheiden. So viel aber muß-man 
geſtehen, daß der gröjte Theil der mancherley Arten des Gottesdienftes und heiligen "Gebräuche, womit 
die Heiden ihre falſche Goͤtter verehret haben , von demjenigen Dienft , welcher dem währen und einigen 
GHtt geleiftet worden, urfprünglic) abjtammen ; wiewol diefer veine und wahre Gottesdienſt fo gleich fehr 
verkehret und verderbet worden, . 

$. 3. Die alten Öriechen hatten jederzeit ihre befonderg Priefter , welche den Gortesdienft verfas 
ben. Als auc) in folgenden Zeiten ganz Griechenland in verſchiedene Republiquen zertbeilet worden, hatte 
ein jebes Volk und eine jede Bürgerfehatt ihre eigene Priefter, Wie hoch aber die priefterliche Würde ges 
achtet worden, das fan man unter andern aus dem Namen, den fie ihren Prieſtern beygelegt haben, er⸗ 
kennen; wie dann der Name irp@c (Hiereis), welcher von dem Wort ipiv (hieron), heilig , abſtam⸗ 
met, zu erfennen gibt, daß fie diefelbe für heilige Seute gehalten haben, die im Mamen des Volks die 
mancheriey Gelübde und Opfer ausrichteten. Mit einem andern Namen wurden fie Apnzäge (Areteres) 
genennet; welcher von den griechiichen Wort Age (Ara) hergeleitet wird ; worunter man alferley Arten 
der Wünfche und des Gebets, verftehet, worurc man theils etwas Gutes zu erbaften, theils aber ans 
dern etwas Böfes anzuwuͤnſchen, denfer : woraus zugleich erhellet, daß der Priefter Amt vornehmlich 
darinn beitanden habe, daß fie von den Göttern alleriey Wohlthaten erbitten, zugleich aber auch vie Goͤt⸗ 
ter zur Rache über diejenige anruffen mußten, die ſich fein Gewiſſen machten , andere zu beleidigen. 
Weil ihr Amt vornehmlic) im opfern bejtumdes fo wurden fie aud) Oura (Ihytae), Opferer, genanntz 
welchen Namen in fpätern Zeiten auch fo gar die chriftlichen Griechen ihren Prieſtern beygeleget haben, 
Nicht weniger nannte man ebendiefelbe auch r:r:5.a; (Teleftas) - Einweiber ‚ oder Weihprieſter, 
weil fie diejenige, welche zu Prieitern, oder auch zu einem andern heiligen Dienft beftellet wurden, mit 
gewiſſen beiondern Ceremonien einweiheten, Dis geſchahe insgemein an einem geheimen und abgefonderten 
Ort, wo Niemand zugelaffen wurde, als diejenige, welche bereits eingeweihet waren, oder nunmehr follten 
eingeweiher werden ; Daher das gemeine Volk vergleichen Ort nicht anderft, als mit Surcht und Zittern , 
anfahe. Ueberdas wurden fie auch bisweilen mit dem gemeinen Namen iery:} (Hierurgi) genannt, 
welches fo viel bedeutet, daß fie ale Heilige Sachen und Handlungen verrichteten; als da find beten, Ges 
luͤbde thun, opfern, und die Sünder, fo ihr Unrecht erkannten , wieder mit den Göttern auszuföhnen 5 
von weldyer letztern Amtsverrichtung eben Diefelbe aud) ins befondere Krdapra (Kathartae), d.i. Reis 
niger, genennet wurden. Nebſt den Prieftern aber haben auch die Feldheren amd Könige, wie Auch 
andere, die als Dberhäupter der Familien angefeben wurden, oder ſonſt über andere zu beiehlen hatten, 
bisweilen fidh eben dergleichen priejterliche Berrichtungen angemaffer. So liefet man bey dem KFomer 
in der Odyſſee von einem gewiſſen Eumäus, der, ob er wohl ein Schweinhirt geweſen, oder über andere 
dergleichen Hirten gefegt war , den Göttern geopfert hat. Die vernehmite unter den Prieftern, welche 
bey gewiſſen Opfern und Golennitäten die Dberaufficht hatten, beiffen in Grabfchriften, und andern der— 
gleichen Denfmablen, fo gar Barıreis, d,i. Könige; ja die Könige, und andere groffe Herren felbften , 
haben fein Bedenken getragen , den Damen der Priefter anzunehmen 1). Ob nun gleich der Aberglaube 
eine groſſe Menge Götter, und zwar viele von ſchlechteſter Beſchaffenheit, eingeführet hatte: fe waren 
die Griedyen und Römer dennoch darauf bedacht, daß wenigftens die Prieiter einen unfträflichen Wandel 
2) führen , und durch keinerley Laſter jemand anftöflig feyn möchten; woben fie manchen derfeiben auch 
noch diefes auferlegten, daß fie ſich des Eheftandes, und des Genufjes gewifjer Speifen, enthalten 
mußten. 

ß $. 4. Zu Athen wurden diejenige, welche zu Prieſtern ſollten erwehlet werden, genau befichtigt, 
ob fie irgend ein leibliches Gebrechen oder Schaden an ſich hätten; fo auffer allem Zweifel Yon den Juden 
entlehnet worden. Dann dieſe hatten ein beſonderes Geſetz, Kraft deſſon alle diejenige, welche berglei⸗ 
chen Fehler an ihrem Leib hatten, von allen prieſterlichen Amtsverrichtungen ausgeſchloſſen wurden gleich⸗ 
wie auch keinem Prieſter erlaubet war, zur zweyten Ehe zu ſchreiten; wenigſtens geſchahe dieſes ſehr ſel⸗ 
ten. Indes wurde es nicht uͤberal ſo genau genommen. Aus guter Meynung wurden ganz jungde Leu⸗ 
te beyderley Geſchlechts, ja noch Kinder, zu Prieſtern und Prieſterinnen erwehlet; damit dieſes heilige 
Amt nicht etwa durch einige Unkeuſchheit, oder Unreinigkeit, möchte beflecket werden; dergleichen Schans 
de von einem fo zarten Alter nicht fo leicht zu befürchten ſchiene. Solcher geftalt liefet man. bey dem Pau⸗ 


ſanlas 

a) Oben angeführte, und mehr andere Namen, ee⸗2) Worauf ſich zumeilen auch die chriſtlichen alten Leh— 

weiss, Aurueyosz wgoonens, bezeichnen zivar über, ter in ihren Erwahnungen beruffen; ob wol gewiß, 

bauer: Bier en 2 — er a8 u eigentlich fo genannten Prieſter, mehr aͤuf 
derjelben, die ihren gewönlichften Amt nach, fi ern Borurtheil, als der Sache nach, diefen 

unterfhicden. Bey den Dichtern kommen noch gehabt era 5 " — Ve 


anfehnlichere Beſchreibungen derfelben vor, 


* 























Von den Prieftern der Griechen, 109 


fanias (Bud) 10, C. 54.) daß ohnweit Corineh der fo genannten Minerva Cranea zu Ehren ein Tempel 
auf einem hohen Berg fey erbauet gewefen , bey. dem etliche bedeckte ange und Zellen angelegt waren, 
in welchen fic) verfchiedene Priefter aufbielten, unter denen der vornehmite fo jung war, daß, nachdem er 
nach einer Zeit von fünf Jahren (dann fo lang daurete das Amt) fein Amt niederlegte, er noch nicht eins 
mal mannbar gewefen. Es mufite aber ein folcher die ganze Zeit über einig und allein dem Dienft dies 
fer Göttin obliegen, und ſich, nach Art der Alten, zum öftern in den Aaminthis (diefes waren befondes 
ve dazu dienliche groſſe Becken oder Bade- Wannen) baden, Bey den Orchomeniern war hingegen ein 
anderer Tempel, welcher ber Diana Hymnia geheiliget war, bey welchem ſich die Arcadier häuffig einzus 
finden pflegen. Weil aber die Priefterin, die eine Jungfrau war, von einem gewiffen Ariftocrates, fo 
gar bey der Bildfeule dev Göttin felbiten, gefchänder wurde : fo Haben die Arcadier nicht nur diefen Aria 
ftocrates gefteiniget, fondern das Prieſterthum von diefer Zeit an Feiner Jungfer mehr aufgetragen, fons 
dern eine Perfon Dazu genommen, welche ſchon geraume Zeit in der Ehe gelebt hatte, Dann, weil die 
Priefterinnen von allen denen, welche in den Tempel kamen, Geſchenke und was fie fonften gelobet hatten, 
annehmen mußten: fo gab diefes öfters Anlaß zu allerley verbotenen Keigungen; woben man nicht ges 
nugfam verhüten konte, daß nicht dergleichen ärgerliche Thaten ausbrachen. 

5 Ferner ift zu merfen, daß bey den Griechen, in Anfehung des Priefteramts, ein groffer Unter 
ſchied geweſen, fintemal die Priefter fowol nach ihrer Aufferlichen Lebensart und Kleidung , als auch nad) 
ihren mancherley Gebräuchen , fehr unterfchieden waren; und zwar nicht nur in ganzen ändern und Pros 
vinzen, fondern mannigmal fo gar in einzelnen Städten, Eben fo hatten einige das Prieftertbum nur auf 
ein Jahr lang, andere hingegen auf mebrere Jahre. Einige pflegten bisweilen das eine Prieſterthum 
mit dem andern zu vertaufchen ; gleichwie bey andern ebendaflelbe, gleichfam alserblicy, auf Kinder und 
Kindskinder forsgepflanzet wurde. Zu Athen hatte eine jede Priefterfchafe ihren Erz: und Oberpriefter , 
unter welchem die übrigen ftunden, Zu Delphis hatten fie fünf dergleichen Dberpriefter, famt gewiſſen 
Wahrfagern, Durch welche ver Abgott feine Ausfprüche zu thun und Antwort zu geben pflegte. Zu Opus, 
einer Stadt in focris, waren deren zween, unter welchen der eine den himmliſchen, der andere aber den 
Hoͤllengoͤttern, zu opfern hatte. An manchen Orten war es auch Weibsperfonen aufgetragen; dergleichen 
man zu Athen und Argos gehabt bat; fintemal an dem leßtern Dre eine, Namens Chryſis, bey der Ju⸗ 
no, als der vornehmften Gottheit der Argiver, an dem erfiern aber eine andere Weibsperfon, Namens 
Wſimache, bey der Göttin Minerva , bag Erzpriefterrum verwaltet bat, 

$.6. Die Parafiti, waren zu Athen auch eine Art gortesdienftlicher Perfonen, die von dem Fleiſch 

der Thiere, welche zum Opfer gebracht wurden , ihren befheidenen Theil zu genieffen hatten; und ſtun— 
ben diefelbe vor alters in einem dermafien groffen Anfehen , daß fie fo gar bey und unter den vornehms 
ſten Magiftratsperfonen ihren Si hatten. Das fie aber Parafiti genennet wurden, fam daher, weil fie 
das Getreyd, oder Feldfrüchte, welche zu heiligen Gebrauch gewidmet waren, einfammlen 3) und auss 
leſen mußten; fintemal «ir». (fitos , im Öriechifchen das Getreyd, bedeutet. In fpätern Zeiten aber iff 
diefer Name in ſchlechteſtem Berftande gebraucht worden ; alfo, daß man damit einen Schmaroger anzel» 
get, der fich gern da aufhält, wo eswas zu effen und trinken gibt; dabey auch allerley Niederträchtigkeiten zu 
Hülfe nimmt, Wir merfen noch an die fogenannte Ceryces, oder Ausruffer, deren ihr Amt darinn 
beftunde ‚ daf fie alles das Vieh, welches zum Opffer gebracht wurde, abfchlachteten, in welchem Stüc fie 
mit den vömifchen Victimariis, oder Opfferfchlächtern,, einerley waren; aud) daß fie alle fo bürgerliche, 
a Öortespienft gehörige Verordnungen, dem Wolf befant machen mußten; von welcher legtern Ver⸗ 
g diefelbe eigentlid) Ceryces, oder Auseuffer, genennet wurden, Y / 


Das zweyte Capitel. 


Von den Neocoris, Rege und Regina ſacrorum, Hiero- 


phantis, und mancherley andern Namen der Priefter, wie aud) 
von der Pythia zu Delphis. 


6 5 
&: Neocori taten anfängtic; meiftens eben dergleichen Leute, als heut zu Tag unfere Kirchner, oder 
Küfter ; welche die Tempel zu gewiſſen Zeiten it und auszieren , die heilige Gefäfle und mans 
e cherley 
3) Diefe Einrichtung ſchreibt ſich vom Solon her mit den roͤmiſchen Epulonen vergleichen. Es 
wornach ſich niemand von dieſem Amt satt hatten alle Dun * —e ehe Her 


fen durfte, wenn es ihn traf, aber au hr als 6 +d 
sinmal eg’ nicht Haben Fonts, Man fan 16 meift 

















110° Des erften Buchs zweytes Capitel. 


cherley Geſchenke, welche den Goͤttern gebracht wurden, verwahren; denen, die zu dem Tempel kamen F 
und etwan noch nicht wußten, wie dieſe oder jene Gottheit muͤſſe verehret werden, die noͤthige Anweiſung ges 
ben, und inſonderheit alles, was bey öffentlichen Feſten noͤthig war ‚ beforgen mußten. Auſſer dem führer 
der berühmte Valeſius, aus dem Theodorerus (DB, 3, ra 16.) noch an, daß fie alle die, fo in den 
Tempel giengen, mit Weihwaſſer befprenget, auch die Speifen, welche ven Kaifern vorgefeßet wurden, bes 
fprenget haben. . Bey Gelegenheit der erftern Berrichtung, erzehle Theodoretus folgende Begebenheit: 
als Julianus, der abtruͤnnige, einsmals zu Antiochia in den Tempel des Genius diefer Stadt eingehen 
wollte, und die Neocori }), welche zu beyben Seiten ftunden, alle die, fo in den Tempel giengen, mit Weih⸗ 


waſſer befprengten, geſchahe es, daß, als Walentinianus , der Dberfte über die Faiferliche Seibwache,, 


welcher vor dem Kaifer Her in den Tempel gieng, fonft aber ein Chrift war, wahrgenommen, daß etliche 
Tropfen von dem Weihwaffer auf fein Kleid gefallen, er dem Neocorus eine Ohrfeige gegeben , und ſich 
dabey beflagt habe, daß derſelbe ihn mit feiner Ceremonie mehr befudelt, als gereiniger, hätte. Dero— 
wegen babe Julianus diefen Balentinianus auf ein gewiffes Schloß bringen laſſen; weil er nemlich feis 
ner Religion gefpottet hatte, Es ftunde aber faum ein Jahr an, fo wurde Balentinianus ſelbſt Kaifer, 
Daß aber die Neocori aud) fo gar die Faiferl, Speifen mit Weihwaffer befprengen mußten, fcheinet vor⸗ 
nemlic) von eben diefem Julianus eingeführet worden zu ſeyn; allermaflen er alle feine Vorgänger an Abers 
glauben übertraf. Ob nun gleich das Amt diefer Neecoren oft in geringen Stücen beftunde; fo zeigt dies 
fer Name doc) oft die vornehmfte Ehre in Bedienungen der Götter anz wie denn einige derfelben,, als Ds 
berfte Priefter, für die Wohlfahrt des Kaifers befondere Opfer verrichtet haben tt), Solcher ge alt lieſet 
man, daß diefe Neocori bisweilen mit dem Namen Prytanes, oder Vorſteher, beleget worden; auch 
Atonothetæ, welche in den öffentlichen Spielen die vorgeſetzte Preiſe austheileten; auch findet man ß 
daß der Name Neocoros fo gar dem Titul ganzer Städte 4) beygefüger worden ; allermaffen man fich 
eine groffe Ehre davon gemacht, wann man feiner Stadt den Namen Neocoros erwerben konte. Sol⸗ 
cher geſtalt wird in der Apoſtelgeſchicht 10, 35. die Stadt Epheſus Niwxopes (Neocoros) der groffen 
Diana genennetz welchen Beynamen diefe Sgabt vor andern, deren doch einige doch darum ſtritten, ges 
geführet. Gleicher Weife rifft man auch verfchiedene Münzen an, auf welchen Ephefus, Smyrna,, 
Magneſia, Pergamus, Perga u. a, m. diefen Ehrennamen führen, 

$. 2, Zur Zeit, da die Archontes zu Athen am Regiment waren, haben diefe fich gleichfalls "ben 
Titul der Priefter angemaſſet; und, vermög der priefterlichen Wuͤrde, bey groffen Feſten ‚ fo den Göts 
tern zu Ehren angeftellet wurden, den oberften Plag eingenommen ; auf welchen WBorzug befonders der 
Zuname des zweyten Acchonten, Baſileus, (König) zielet, deſſen Eheweib, Königin, ineben diefer 
Abficht, hies 5). Diejenigen aber , welche bey dem Gottesdienft Behſtand leifteten, wurden Hieroce- 
syces, d.i, geiftliche Ausruffer, genennet, ; ER 

$. 3. Die Hierophantae waren gleichfalls zu Athen und zwar infonderheit zu ben Cfeufinifchen 
Gottesdienſt, welcher der Ceres zu Ehren gehalten wurde, beſtimmet. Obwol vorgedachter Rex facro- 
rum fish. eben diefe Verwaltung anmaflen fonte; in welchem Ball er die fogenannte Epimeleten ‚oder bes 
fondere Gehülfen, bey fich hatte. Nicht weniger finden wir Zeugniße, daß eben diefe Hierophantae den Got« 
tesdienſt der Magna Mater und des Bacchus beſorget haben. Ihre Weiber wurden Hierophantides 6) 
genennet, dieweil fie eben dergleichen Heiligen Dienft verrichteten, wie ihre Ehemänner ;_gleichwie diejeni« 
ge Priefter,, welche den Orgüs vorgeſetzet waren, Orchiophantae, die Weiber aber Orgiaftae , genen⸗ 
net wurden. Es waren aber auſſer Athen annoch verſchiedene andere Städte in Griechenland , welche ih⸗ 
re befondere Priefterinnen hatten ; wobey vermuthlic) der Unterfchied beobachtet worden, daß die Weib. 
leute, ober Priefterinnen, infonderheit die Göttinnen zu bedienen hatten; fie haben oft befondere Namen. 
Zu Elozomenen hies die Priefkerin der Göttin Pallas, Hefycbia ; die Priefterin des Dachus Thyas; 
die Priefterin dev Magna Mater auf der Inſul Ereta aber hieß Meliſſa. 

$. 4. Auf einem gewiſſen Roͤmiſchen Denkmal ſehen wir einen oberſten Prieſter, Arysdve, (Ar- 
chiereus), Namens Demetrius, welcher ſitet, und mit einem langen Rod beffeidet ift, der, wann 
er aufrecht ftünde, ihm bis auf die Knöchel hängen würde ; fein Kopf üt mit einer Muͤnchskappe bedeckt , 
davon zween zugefpißte Zipfel, an deren Ende drey Eleine Knoͤpflein veft gemacht find, über die Bruft 


herab 

7) &8 fiehet dahin, ob nicht Theodorerus hier div 4) Wovon gar viele Meldungen, befonders auf Mitte 

fen Namen blos fatt ieges gebrauchet hat; der _ en, noch übrig find, —5** — an ſich in den Er; 

— dis Beſprengen haufig zugefchrieben 1 alte —— 2u0 in van Da⸗ 
wird. ens eigener Abhandlung hierüber, ein me 

Fr) Kein gemeiner iſt auch wol der geweſen, deſſen belehren kan. ——— re 


in biefer roͤmiſchen Auffchrift Meldung gefchiehet: Man fehe bi iftori i 

—2 Pontifer Veltae, Solis, a: 9 ſehe die algem. Welth ſtorie Theil⸗ 
Augur, Tauroboliatus, Curialis, Neocorus, Hie- 6) Han findet auch ‚eine Auffchrift Fabiae --.- Hie- 
rophanta, Pater facrorum. rophantriae 


D 





Jab. XLIII. 


| 

| 

r 

“ 

3 

j 

2 

L 
a 
. 
n 
J 

TRUGEN 

1 
E 
m 
9 


DA 5 
Ad 
FINN ETANRN 

Begerus. 





4. Summus Sacerdos Gracus.2.Archigallus, summus Cybeles Sacerdos. 5. Caput Sıbylioe 4. Sıbylla 
vel Bacchans. 5 Albogalerus. 6.Apex.7. Sacerdos cum simpulo.8.Salus. 9. Sacrificulus cum patera | 


et cornu copie.1o. Sacerdos maxcima Matris Deum.1_ 25. Sacerdotes utriusque sexus cum paterıs 
et manus supplces. esctendentes . 




















Va 


= 


4 


x 


E 
>) Wi 
2 








m /// 


Von den Neocoris, Rege und Regina ſacrorum, etc. TIL 


herab hängen; wie ſolches aus Tab. XLIM. Fig. 1. deutlich zu erkennen ift. ben dergleichen oberfte 
Hrieſter werden auch fonft fo wol auf Münzen, als andern Denkmahlen, angetroffen, Sonften ift annod) 
zu merfen, daß dieſe Priefter nicht nur in einzelen Städten , fondern manichmal in ganzen Provinzen, ihr 
Amt verrichteten; deren einige diefes oberfte Prieftertum nur 5. Jahre, andere hingegen durd) ihre ganze 
Lebenszeit, zu verwalten hatten, In einigen aſiatiſchen Städten wurden diefelbe Alıarchae genannt, 
deren Würde in fehr groſſem Anfeben war, Wie aber unter den Mannsperfonen gewiffe oberfte Priefter 
waren: alfo hatte man unter den Weibsleuten hier und da auch befondere Oberprieſterinnen, welchen ans 
dere geringere untergeordnet waren; als welche Fercıu. (Hiereiae) genennet wurden, 

$. 5. Die deiphifche Priefterin war befonders berühmt. Es hatte diefes Priefterthum, nad) der 
Erzehlung des Diodorus, folgenden Urfprung. Nicht weit von der griechifchen Stadt Deiphi , befand 
fich eine tieffe Kiufe in der Erde, zu welcher einsmals von ungefähr ein Hirt mit Ziegen kam, und gewahr 
wurde, daß, fo viel Ziegen ſich diefer Kluft genähert und hinein geſehen, allefamt gleichſam durch befon« 
dere. Kraft getrieben wurden, und von Stund an nicht nur allerley wunderliche Sprünge gemacht , ſon⸗ 
dern auch mancherley ungewöhnliche Stimmen von fich hören laſſen. As hierauf der Hirt felbft naher 
hinzutrat, und in die Tieffe hinein fahe, wurde er gleichfalls von einer aufferordentlichen Kraft gleichſam 
angehauchet, davon er fo gleich anfieng zufünftige Dinge zu weiflagen. Diefe Begebenheit wurde bald 
ruchbar, und kamen teute von vielen Orten in groſſer Menge dahin, welchen eben diefes wiederfuhr. Weil 
aber ihrer viele fo heftig eingenommen wurden, daß fie unter dem ſpringen zum Theil in die Grube ges 
fallen, und darinnen umgefommen find ; fo hat man, um fernerm Unglüc vorzubeugen, eine befondere 
Weibsperfon, (die den Namen Pythia geführet) ernenner , welche bey diefer Kluft ſich aufhalten, und 
als eine Prophetin denjenigen, welche daſelbſt zukünftige Dinge erforfchen wolten , Antwort geben mußte. 
Da wurde nun ein befonderer Stuhl, wie ein Dreyfus, über das Loch geftellt, auf welchen fich diefe Pries 
fterin oder Prophetin zu fegen pflegte, warn fie eine Ausſprache haben follte; es ift aud) diefer Stuhl nad) 
der Zeit nicht anderft, als Tripus, der Dreyfuß, genennet worden. Anfangs wurde eine Jungfrau zu 
diefem Dienſt beftellet, weil aber nacygehends eine diefer Priefterinnen fich von einem Frernden ſchwaͤn⸗ 
gern lieſſe: ſo wurden nach dieſer Zeit Weiber von mehr als fünfzig Jahren zu dieſem Dienft beftellet 7). 


Das dritte Capitel. 


Bon den Prieftern und Priefterinnen dee Göttin Cybeles, 
bei) den Gliechen und Romern. 


RER A 


ie Göttin Cybele fonft auch Mater Deüm genannt, wurde zwar öfters von Meibsperfonen, als 
Priefterinnen bedienet, doc) hatte diefelbe auch ihre ordentliche Priefter , welche Berfihnittene wa« 

ren, und Galli genennet wurden. - Dis Prieſterthum blieb nicht in Phrygien allein , fondern 

wurde faft in die ganze Welt ausgebreitet; fintemal man nicht nur in Öriechenland, fondern auch in Sy« 
vien und Aftica, ja fo gar in dem ganzen vömifchen Reich, dergleichen Priefter , welche man Gallos 
nannte, angetroffen hat, Die Art und Weife, wie dergleichen Galli in Syrien in die Zahl diefer, Pries 
fterfchaft aufgenommen worden, wird von dem Lucian in der Schrift, von der fprijchen Goͤttin, 


Tab 
XLI 


umſtaͤndlich beſchrieben. Er ſchreibt unter andern, zu dem Feſt diefer Göttin Fommen fo wohlaus Sy ° 


„’ vien, als aus den benachbarten Provinzen, fehr viele deute zufammen, welche alleſamt die Bildfeulen ih⸗ 
„rer eigenen Öortheiten, und andere Zeiden * Reugion, mit ſich bringen. Auf einen beftimten 


Tag verfügen ſich alle diefe Seute in den Tempel der Gottin, worauf Die Galli, und auch andere, bie 


ſogenannten Orgia feyerlich begeh ich die Arme mit Meffern aufrigen, und den Ruͤcken 
„ſich ſehr empfindlich ftäupen (| eh ee dabey und blafen auf — oder rühren. bie 
„ Trommeln; dahingegen andere allerley $ieder abfingen. Alles diefes aber gefthicht aufferhalb dem Tem⸗ 
» pel; fintemal diejenige, fo dergleichen Dinge vornehmen, nicht Inden Tempel kommen. Sn eben diefen 
» Tagen werben auch andere zu Gallis gemacht, und eingefegt. Dann, wenn auf den Pfeiffen geblafen wird, 
3, fo gerathen viele andere gleichfam in eine Naferey; derjenige Jüngling aber, welcher zum Priefter foll ges 
„macht werden, wirft feine Kleider weg, und läuft mit einem groffen Gefchrey mitten unter Das vers 
„ſamlete Bol, worauf er mit einem Schwerdt ſich felbft entmannet, Wann diefes geſchehen, läuft er 

&e 2 2 weiters 

7) Bon dem delphiſchen Orakel kan ein mehrers erſe⸗ sie $, zu. nnd (7.8) 
hen werden im sten Theilder algem, Welthiſto⸗ - 











112 Des erſten Buchs viertes Capitel. 


, weiters fort durch die Stadt, und trägt das, was er ſich abgeſchnitten hat, in der Hand; endlich wirft 
* er foldyes im vorbeylauffen in ein Haus, aus welchem er Sranenzimmerfleider, und einen völligen Weis 
berſchmuck empfängt. „ An andern Orten gefchabe diefe Enemanmung mit einem feharfen Scherben 
von famifchen Gefchier, wodurch aber ein weit gröfferer Schmerz verurfacyet wurde. Die Kleidung dies 
fer Priefter beftunde in einem langen Rock, der ihnen bis auf die Erde gienge; wie wir dergleichen her⸗ 
nad) bey dem Archigallo fehen werden. 

$ 2. Diefe Galli trugen die Cybele aller Orten mit Zimbeln herum, und ſammleten zugleich von, 
den Vorbeygebenden und Zufchauern eine Steuer. Es waren aber, insgemein fehr liederliche und lafters 
bafte Kerl, um deren Willen die Dichtkunft fo gar ſelbſt in Verachtung kam; weil von denſelben allerley 
eder abgeſungen wurden. Sie vermaſſen ſich auch bisweilen, Draculn , oder prophetiſche Ausſpruͤche, 
von ſich zu geben; und diefes entweder fo gleicd) aus dem Stegreiff ‚ Oder durch eine gewiſſe Art des Loo— 
fes; welche Wahrfagungen fie hernach den Knechten und gemeinen Weibern verkauften; wodurch aber dies 
fe Lügner und Betrüger, wie Plutarchus bezeuget, die andere beruͤhmtere Oraculn, welche fonft in fehe 
groſſem Anfehen ftunden, zugleich in Abnahme gebracht. Man darf fich deswegen nicht wundern, warn 
die alten Kirchenväter, gegen diefe Windmacher und Seutbetrüger beftig loß ziehen , da auch fo gar die 
weltlichen Schriftfteller ein ſehr fchlechtes Urtheil von ihnen fällen. Bon ihrer Lebensart Hieffen fie Agyr- 
u und, weil fie die Görter- Mutter darzu brauchten, Metragyrtae; und, weiles alle Monat geſchahe, 

enagyrtae. 

ge Der Oberfte unter ihnen hies Archigallus, welcher in groffem Anfehen ftunde. Die Abbils 
dung defielben ift Fig. 2. zu ſehen, wiewol ohne Kopf und Haͤnde. Erſtlich iſt er mit einem ſehr langen 
Roa bekleidet, welcher bis auf die Erde haͤnget; über dieſem Rock bat er einen Mantel, deſſen vorderes 
Theil zuruck geſchlagen iſt; um den Hals trägt er eine groſſe Kette, welche über die Bruſt herab haͤnget. 
Auf beyden Seiten der Bruft fiehet man einen runden Circul, in Öeftalt groffer Münzen, auf welchen dag 
Haupt des Attis, mit einer phrygifchen Müge bedeckt, erſcheinet. Ueber der Bruft ſo breit dieſelbe ift, 
ſteht das vordere Theil eines Tempels, bey deffen Eingang die Göttin Cybele zu fehen ift; an deren einer 
Seite ſtehet Jupiter mic einem Spieß und Donnerfeil,; auf der andern Seite aber Mercur mit feinem Hea 
roldſtab; zum Zeichen, daß die Cybele eine Mutter der Götter von allen beyden Ordnungen oder Claſſen 
fey. Ueber dieſen Gottheiten, oben in dem zugeſpitzten Dad) des Tempels, lieget vorgedachter Artis mie 
feiner phrygiſchen Müge und einem frummen Stab, in Geftalt eines langen Horns. Auſſer obgedadhten 
Gallis und Archigallis, Hatte diefe Göttin nicht nur alteriey Weibsleute zu Priefterinnen , fondern auch ver« 
ſchiedene Mannsperfonen, die nicht verſchnitten waren, \ 


Das vierte Capitel, 
Bon den Prieftern des Mithras, 


7 
SR Dienft und die Verehrung des Mithras, (und der Mithra), worunter die Perſer 8) die Sonne und 


das Feuer verſtunden, iſt von dem Pompeio aus dem Orient nach den Occident, und zwar in⸗ 
ſonderheit nad) Rom, zu der Zeit gebracht worben , da er die Seeräuber überwunden hatte: und 
kam in dem zweyten und dritten Jahr hundert nad) Chriſti Geburt fehr auf. Der Priefter diefes Michras 
wurde Pater facrorum, die Priefterinnen aber Matres facrorum, genannt, Nach dem Zeugniß bes 
orphyrs aber follen diefe Patres facrorum auch Leones, (Löwen), und die Matres facrorum ;_ 
— genennet worden feyn; daher auch ſelbſt der Gottesdienſt, welcher dieſem Mithras geleiſtet wurde, 
Myfteria Leontica, oder Mithriaca, aud) Patrica, genennet wurde. Eine andere Art Priefter von 
eben diefer Gottheit waren die fogenannte Coraces und Hierocoraces, (zu teutfh) Raben und beilige 
Raben) welche jenen erftern untergeben geweſen zu feyn fchienen; daher auch der Name Myfteria Coraci- 
ca, und Hierocoracica, auf manchen Denfmalen angetroffen wird ; gleichtoie eben dieſe Myfteria von dem 
geiechifchen Wort Hass, (Helios) die Sonne, auch bisweilen Eliaca, oder Heliaca, genennet werben. 
$. 2. Wann nun einer in die Zahl der Priefter diefer Gottheit follte aufgenommen werben: fo mufe 
te er , wie die Yusleger des Gregorius von Nazianzen melden 9), vorher erfchreckliche Proben aushals 


ten. 
©. algem. Welthiſtorie im ten Theil, und bed 9) Siehe dem Nonnus und Elias von Creta,über 

9 Barchius — Erleuterungen uͤber den dieſes Gregorius Aoyorsnäurmrixor P. und miont⸗ 
Statius, Im zten Theil, faucons Diarium italicum, Seite 20a. 





Non den Prieftern des Mithras. 113 


ten. c Den den Perfern iſt Michras fo viel, als die Sonne oder das Feuer, welchem zu Ehre viele | 
„Opfer verrichtet wurden, Es Eonte aber feiner zu einem Priefter deſſelben aufgenommen werden, wann er 

nicht vorher alle erfinnliche Plagen und Peinigungen, wodurch er gleichfam unempfindlich worden, aus» 

„ ausgeftanden, und fich, ihrer Meynung nad), alfo von aller Unvollkommenheit vollig gereiniger hatte. 

» Man fagt, es feyn achzigerley Arten der Pein und Marter, welche ein ‚folcher angehender Priejter vorher 

„ausſtehen mußte. Erſtlich mußte er viele Tage nad) einander über ein weites Waſſer ſchwimmen, und 

„hernach ſich ins Feuer werfen; ferner ſich eine geraume Zeit in einer Eindde aufhalten, und Dazu Hun⸗ 

„» ger leiden, und vergleichen viele andere fchmerzliche und befchwerliche Dinge mehr, bis er Die achzig 

Grad überftanden hatte. Sonften ſcheinet es, daß die Verehrung der Eybele und des Mithras, bey 

den Römern , Griechen, Syrern ꝛc. meift einerley geweſen. 


Das fünfte Kapitel, 


Bon den Prieftern der Roͤmer, und infonderheit von derfel 
ben Pontifice Maximo und den Flaminibus 10), 


Se 


Domulus hat aus einer jeden Curia zween Priefter erwehlet. Da nun das ganze roͤmiſche Volk in 
der Stadt Kom in dreyffig Eurien eingeheilet war; fo wurden auf einmal 60. Priefter beſtellet, 
deren Feiner unter so. Jahr alt ſeyn durfte; anbey mußten fie nicht übel berüchtiget jeyn, und jo 

viel im Vermögen haben, daß fie Stands gemäß leben konnten ; am Leib aber durften fie Feinen merkli⸗ 
chen Fehler oder Mangel haben. Weil es ferner noͤthig war, daß gewiſſe Arten des Gottesdienſts von 
Weibern und Knaben, die noch ihre beide Eltern am Leben hatten, mußten verrichtet werben: fo verord« 
nete er, daß der Priefter ihre Eheweiber und Söhne zu folhem Dienſt befteller wurden. Anfänglich) 
wurden lauter Patricii Dazu erwehlet. Nachdem aber das gemeine Volt über die alzugrofle Macht der 
obrigteitlichen Perfonen, bey mancher Gelegenheit, groffe Klage führete, und es endlich auch dahin brach« 
te, daß man demfelben gleichfalls einen Zutritt zu den höchften Aemtern und Ehrenftellen verſtatren mußs 
te; fo rubere es auch hiebey nicht, bis man auch einige Priefter aus feinem Mittel erwehlete. Die Wahl 
der Prieiter gefchahe im Anfang von der Priefterfchaft felbften: allein es hat das gemeine Volk, welches 
ſich immer mehr herausgenommen , Mittel und Wege gefunden, auch diefe Wahl an ſich zu ziehen, Wel⸗ 
cher Prieſter aber mit den übrigen Zanf und Streit anfieng, der wurde alfobald feiner Würde entfeget, 
Die Wahl wurde mic dem Wort defignare, deftinare , nominare , cooptare und capere ausge» 
druckt. Nach der Wahl folgte die öffentliche Ginfegung oder Einweihung , wodurch fie zum vollkomme⸗ 
nen Beſitz des Prieſterthums gelangeten, Endlich wurden die bereits im Amt ſtehende Priejter von dem 
re zu einer prächtigen Mahlzeit eingeladen und herrlich bewirthet. e 
9 2. Die Priefter trugen eine Toga ır) prä di. einen langen mit Purpur verbrämten Rock / 
der ihnen bis auf die Fuͤſſe hing: das Sr ae fie mit einer befondern Priefter: Muͤtze, welche 
Aper, Tutulus ‚ Öalerus und Albogalerus genennet wurde ; bisweilen aber trugen fie auch Kraͤnze. 
ann fie ein Opfer verrichteten , gefchahe folches alfo , daß fie bald Schuhe an den Fuͤſſen hatten, bald 
aber barfuß; welches aus den mancherley Abfchilderungen der feierlichen Opfer deutlich zu erfehen iſt. 
Die veitalifcyen Jungfrauen aber mufiten bey ihren heiligen Verrichtungen die Schuhe jeberzeit ablegen 
und barfuß gehen. Uebrigens ftunden die Priefter nicht nur bey dem Volk im groffen Anfehen , fondern 
genoffen auch ganz befondere Vorrechte. Solcher geftalt durften fie auf einem befondern Wagen , Car- 
pentum genannt, nad) dem Capitolio fahren, und der Karhsverfammlung beywohnen ; wiewol dies 
es Recht wegen fehlechter Aufführung einiger Prieiter in folgenden Zeiten ihnen wieder abgefprochen wor⸗ 
ben, Einige Priefter genoffen diefe Priefteriwiirde gebenslang; gleichtie auch die Augures, (Wahr ſa⸗ 
er,) Feineswegs Fonten abgefchaffe werden , warn man fie auch gleich der gröften Verbrechen halben 
überzengen konnte. Der fo genannte Rex lacrorum behielte diefe Würde auch bis an das Ende feines 
Lebens; andere hingegen Fonnten hey gewiſſen Gelegenheiten ihres Amts wieder entlaffen werden. Ein 
befonderes Vorrecht derſelben beftunde varinnen ‚ daß ihnen eine Fackel und Lorbeerzweig vorgetragen wur⸗ 
de; auch Eonnten biefelbe weder zum Krieg, noch andern bürgerlichen Beſchwerden angehalten — 
Sf obwo 
10) Man vergleiche algem. Wel me. & iftorie, Theil zo. Seit, 58. 
BED EN Ze, Si .Bon. | 12), am, taken BAM Oi 


€ 











—— — 


ee man 7 











114 Des erften Buchs fünftes Capitel. 


obwol aud) hierinn nach der Zeit eine Anderung gemacht wurde, Kraft welcher fie die ordentliche Yes 
ſchwerden mit auf fich nehmen mußten, von den-aufferordentlichen aber verfchonet blieben; wie dann ers 
weislich ift,, daß in dem Krieg mit den Gallien aud) fo gar die Priefter genöthiget wurden, die Waffen 
gegen den Feind zu ergreiffen , ihnen auch nachgehends ein gewiſſer Zoll auferleget worden, um davon die 
Kriegstoften zu beftreiten. In den Provinzen mußten fie fo gar zu der Anrichtung der öffentlichen Spies 
le das ihrige mit beyfragen; daher es dann gefcheben, daß, weil das Priefteramt in folgender Zeit mie 
mancherley Befchwerden verbunden war, man niemand dazu genörhiger hat. Es konte auch ein Priefter 
zugleich verfchiedene priefterliche Aemter verwalten. Herner waren fie in unterfchiedene Collegia einges 
£heilet, und wann.fie opfferten, hatten fie davon einen gewiffen Sohn oder Bezahlung; weldyes von dem 
ar Theodoſius dem groffen und deffen Söhnen, abgefchaffe worden, — 

$. 3. Die prieſterlichen Aemter unterſcheiden ſich durch verſchiedene Namen. Viere unter den Prie⸗ 
ſtern wurden anfangs Pontifices genennet, denen aber ‚nachgehendg-noch mehrere zugefüget wurden ; 
deren einige Pontifices maiores, die andern aber Pontifices minores, hieſſen. Derjenige, welcher 
über diefe alle gefeget war , hieß Pontifex Maximus , weldhe Würde-bey den Römern in deum affen 
groſſem Anfehen ftunde, daß endlich auch die Kaifer fich Diefelbe auf Lebenslang anmafleten, Anfänglich 
wurden dieſe Pontifices Maximi von dem Collegio der übrigen Pontificum erwehlet ; da dann inss 
gemein Patrick dazu ernennet wurden, bis daß endlich auf Betrieb des Dgulenius, eines Zunftmeifters, 
einer aus dem gemeinen Volk, Namens Coruncanus, der in der That ein tugendliebender und rechtſchaf⸗ 
fener Mann war, zu dieſer Würde erhaben worden, Wie groß das Anſehen dieſer Stelle gervefen, laͤſſet 
ſich unter anderm daraus erfehen, daß ein ſolcher Pontifex Maximus nicht nur vor das ganze Collegium 
Das Wort führete, fondern auch die mancherley Arten des Gottesdienſts und der Cerenionien nach feinem 
Gutbünfen anordnete, Ferner fuhr er in einem befondern Wagen , TIhenfa genannt, deffen Gefkalt wir 
unten befchreiben werden. Hiernebſt war ihm nicht erlaubt aus Italien zu geben, und warn er von unge: 
fähr eines todten Leichnams anſichtig worden, wurde Diefes gleichfam für eine Entheiligung feiner Perſon 
gehalten; und wann er je einer $eichenbegängniß beywohnen mußte, fo verhuͤllete er das Haupt mit einer 
Dede, damit ihm nicht etwa der Todten » Cörper zu Geſicht Eommen möchte, 

$. 4. Die Flamises find zuerft von dem Nomulus eingefeget worden; obivol diefes Livius dem 
Numa zufchreibet. Anfangs waren nur drey, als ı) der Flamen Dialis oder Flamen Iouis, 2) Fla- 
ınen Martialis oder Martis, und 3) Flamen Quirinalis oder Quirini. Es wurden diefe Fiamines 
von dem Volk ernennet, und von dem Pontifice Maxımo mit gewöhnlichen Ceremanien eingefeßee, 1oz 
bey infonderheit gewiſſe Auguria ober Urteile aus dem Flug, Gefehrey , oder Freffen der Vögel, pfleg⸗ 
gen abgewartet zu werden. Ob aber gleich dieſe Llamines Feine Pontifices waren: fo ſaffen fie dennoch 
zugleich mit in ihrer Verſamlung, wann etwas wichtiges abzuhandeln war Ihre Zahl wurde nach und 
nad) bis auf funfzehen vermebret , unter welchen die drey erſten, welche aus dem Kathsherrens Orden 
genommen worden, Flamines maiores, bie übrigen aber, fo aus dem gemeinen Bolt erwehlet wor⸗ 
den, Flamines minores hieſſen. Ein jeder dieſer Flaminum mußte bey dem Dienit desjenigen Got⸗ 
tes, dem er einmal gewidmet war , ganz allein verbleiben, und durfte nebft diefem fein anderes Priefters 
amt annehmen, und mehrern Gottheiten zugleich bedient feyn; welches doc) andern bisweilen erlaubt ih, 
Ob gleich ihr Amt beitändig war, und fie es Lebenslang behalten Konten; fo waren doc) geroiffe Fälle, 
bey welchen fie Fonten abgefeget werden, welches man, Flaminio abire zu nennen pflegte, 

§. 5 Der FlamenDialis, oder Priefter des Jupiter, ftunde zu Nom in fehr groſſem Anfehen und 
Hochachtungẽ er felbft aber mar an gewifle Geſetze gebunden, welche Aulus Bellius (Buch 10. €, 15.) 
folgender maflen befchveibet: „„ Kein Flamen Dialis darf auf einem Pferd reiten ; er durfte feine in den 
;, Waffen ftehende Armee anfehen, daher diefes Amt nicht leicht einem Burgermeifter aufgetragen: wi 
3, de, weil man demfelben insgemein im Krieg die höchfte Befehlhaberſtelle anvertraure ; auch durfte er 
„ niemalen ſchwoͤren, aud) ſich Feines Fingerrings bedienen , als nur eines ſolchen, deſſen Keiff einen 
Bruch hatte, und ſich nicht veft zuſammen ‚fhlofle; aus feinem Haus durfte fein Feuer getragen wer⸗ 
; ben, es war denn zum beiligen Gebrauch; Wann einer gebunden in fein Haus gebracht wurde, muße 
;, fe man ihm die Feſſel und Bande abnehmen, und diefelbe oben über das Dach auf die -Straffe herab 
3, laffen; weder an feinem Hauptſchmuck, noch an feinem Gürtel, und übriger Kleidung, durfte er einen 
„’ Knoten haben; wann ein Mifferhäter ausgeführet wurde, um geſtaͤupet ju werden, und demfelben , 
„, wann er ihm von ungefähr begegnete , demüthig zu Fuß fiele, durfte er denfelben Tag nicht geſchlagen 
„ werden; das Haar durfte ihm Fein anderer Menfc) , ‚als ein frengeborner, abfcheren; die. Ziegen, unges 
„kocht Sleifch , Bohnen und Epheulraut, dürfte er nicht anruͤhren, ja nicht einmal mit Namen nene 
„ nen; die Ranken von den Weinſtoͤcken, welche oben weit hervorragten , durfte er nicht abfehneiden 5 
das Bett oder Stuhl, worauf er faß, mußte mit duͤnnem Seinen umleget oder überzogen feyn; aud) 


„ durfte ex nicht drey Tag nacheinander in einer andern Bettſtaͤtte fehlaffen ; auch tar keinem andern erz 


„laubt 


0007335 





Kon den Prieſtern der Roͤmer deren Pontifice Maximo etc. 115 


laubt ſich auf ſolche zu ſehßen; an dem Fußgeſtelle feines Betts durfte fein Coffre oder Kiſtlein mit 
„Holz oder Eifen angetroffen werden ; was von feinen Haaren, oder Nägeln abgejcpnitten wurde, muß⸗ 
3,’ fe unter einem gluͤckſeligen Baum, (das ift: der annoch feine Früchte trug,) begraben werden ; ein je— 
„ der Tag war bey ihm ein Feyertag, und durfte er niemalen ohne feine Priefter- Müge oder barhäuptig 
, unter freyem Himmel ftehen ; gleicherweife durfte er Feinen Saurteig anrübren; auch fein Unterfleid 
„nirgend ausziehen, als an einem bedeckten Ort, damit er nicht unter dem freyen Himmel, als gleiche 
» fan vor dem Angeficht des Jupiter, entblöfer erfcheinen möchte. Bey Mahlzeiten hatte er nach dent 
„» fogenanten Rege Sacrificulo ven oberſten Piag; wann ihm fein Weib ftarb, mußte er fein Amt nie— 
„derlegen; auch durft er feinem Weib keinen Scheivebrief geben, weil allein der Tod ihre Ehe trennen 
„konnte. Ferrier durfte er an feinen Dre gehen, wo ein Scheiterhaufe ſtunde, auf welchem ein Todter 
„ſollte verbrannt werden, gleichwie er aud) feinen Todten anrühren, doc aber einem Seichenbegangniß 

„beywohnen durfte, „ . . 
$. 6, Flamen Martalis, oder Priefter des Mars, wurde gleichfalls aus den Patricien erwehlet, 
wie Flamen Dialis,, und durfte auch niemalen aus Stalien gehen; daher verPontifex Maximus Cxci- 
lius Metellus nicht zugeben wollte, daß Aulus Poltumius, der zugleid) Burgermeifter und aud) Flamen 
Martialis war ‚ nad) Africa in den Krieg ziehen follte: Wovon Valerius Maximus ſchreibt, impe- 
rium ceflit religioni. Flamen Quirinalis hat feinen Namen von dem Gott Duirinus, fo einerley iſt 
mit dem Romulus, der die Stadt Nom zu erſt erbauet hat ; und war auch diefem nicht erlaubt aus Italien 
zu gehen, Andere wurden Flamines minores genannt, weldye alle anzuführen viel zu weitläuftig ſeyn 
würde, Wir wollen deswegen hier nur die befantefte nennen, als da find Flamen Auguftalis und 
Flamen Cælaris, der Priefter des Kaiſers Auguſtus und Cäfars ; Flamen Floralis, der Priefter der 
Göttin Flora: Flamen Hadrianalis, für den Kaifer Hadrian; Flamen Laurentialis oder Laurestalis, 
der Priefter der Acea Saurentia, der Pfleger Mutter des Romulus und Remus; Flamen Pomonalis, 
der Priefter der Göttin Pomona. Auch finder man dergleichen Prieſterinnen, welche Flaminicx ges 
— ak und, wie Feſtus vorgiebt, der Flaminum Dialium ihre Weiber waren, welche feuers 
I len rugen; ja es ſcheinet fo gar, daß auf eben denfelben Kleidern die Geſtalt des Blitzes, oder 
Gin eher zent, DON gleicher Farbe zu fehen geweſen; eben diefe Priefterinnen durften feine Schuh von 
er eines Thiers tragen, das nicht gewaltfam geſtorben. Mebrigens taten fie eben has, was Ihe 


ve Ehemänner, 
Das ſechſte Capitel. 
Von dem Amt der Augurum und Haruspicum P). 


6.1, 


= 


I Augures ober Wahrfager , welche aus dem Flug, Geſchrey und Freſſen der Vögel, zukünftige 


Sr on ſtunden ſowol bey ven Griechen, als bey den Römern, in groſſem Anfehen, 
dem Kar —— ſcheinet das Amt dieſer Wahrſager fein oͤſſentliches Amt geweſen zu ſeyn, welches von 
ein Gef ehe a m dem Dolk, vergeben worden, fondern man bielte ſolche Kunſt der Wahrfagung für 
fihen mitgetheifer —— da die Goͤtter die Erkaͤntniß zukuͤnftiger Dinge durch Voͤgel, gewiſſen Mens 
Augures beftelfer 5 * Dieſes Amt iſt vom Romulus aufgebracht worden, der anfangs drey ſolche 
On Tode er hie * Sie muſten Acht geben, ob ein Vogel nach der rechten oder linken Hand fliege, 
fondern Kefig eingefeten mit feinem $eib mache. Nicht weniger hatten fie junge Hüner in einem be— 
fen wolten, oder weni en, denen fie zu gewiffen Zeiten das Futter vorwarſen; wann fie nun nicht fref: 
gefehen ; Dann fie bin As langfam und ungern dran giengen, wurde es für ein fchlimmes Zeichen ans 
hen Wieder — 9 mit ſolcher Begierde auf das Futter fielen, daß ſolches unter dem freſſen ih⸗ 
chen gehalten ; dies a die Erde fiele, und es ein Getöfe gab, wurde es für ein ſehr gutes eis 
Zeugnif des Dlinius 6: er tripudium foliftimum, In einigen Laͤndern ſoll es auch, nach dem 
falls gewahrfaget hat / % Sach gewefen fen, daß man aus der Bewegung der Fifche im Waſſer gleiche 
vos befteffer a sE & Ar nfang wurden zu Rom, nach der Zahl der Zuͤnfte nur drey ſolche Augu⸗ 
daß jede Zunft dren A * * der vierte zugefuͤget worden : Endlich find noch fünfe Dazu gekommen , 
mehrer, Di af ugures hatte. Sylla hat nach der Zeit Die, Zahl derfelben bis auf funfzehen ver 

ven Die Wahl geſchahe anfänglich von dem er Augurum felbften; nachgehends aber ir 
df 2 i 


7) ©. algem, Welthiſtorie Theil 10. Seite 49. D.) 

















116 Des erfien Buche ſechſtes Capitel. 


fi das Volf die Erfiefung berfelben angemaffet ; wiewol folche in fpätern Zeiten von neuem dem Colle- 
gio überlafien worden; welche Freyheit infonderheit Auguftus dem ganzen Collegio derfelben ertheilet, 
und von neuem beftättiget hat. Wie in folgenden Zeiten die Kaifer ſich mancherley andere Würden und 
Vorrechte angemaflet haben, alfo haben fie aud) das Amt und Titul der Augurum angenommen; bis 
Theodoſius der grofle, der alle Renten und Gefälle folcher Priefterfchaften zu der Faiferlichen Schatzkam⸗ 
mer gezogen hat, wie an andern dergleichen Aemtern, alſo aud) an diefem, auf einmal ein Ende gemacht 
2 Der vornehmite oder oberfte unter diefen Auguribus wurde Magifter Collegii genennet, und 
onnten diefe Augures um keinerley Urſachen willen abgefeget werden, wann fie auch) gleid) Die gröfte Ver⸗ 
brechen begangen hatten. Die ordentlicje Kleidung war ein pr&texta , oder langer Roc mit Purpur 
verbremet; wofür fie, nach einiger Borgeben, bisweilen aush eine trabeam , ein Purpurkleid mit weiſſen 
Streiffen, trugen. So bald ſie in das Collegium aufgenommen wurden, mußten ſie einen Eyd thun, 
daß ſie die Heimlichkeiten dieſer Wahrſagerkunſt niemand wollten bekannt machen. Wann einer an ſei⸗ 
nem Leib ein Geſchwuͤr bekam oder verwundet wurde, mußte er ſich ſeiner Amtsverrichtungen ſo lang ent⸗ 
halten, als er damit behaftet war; ſintemal fie dafür hielten, daß man bey diefem Amt eineg freyen und 
Bauen — ohne alle Sorgen, ſeyn muͤſſe, welches bey dergleichen ſchmerzhaffter Empfindung 
nicht ſtatt habe. 
$. N Die Augures Famen nicht in die Rathsverfamlungen, es feye dann, daß fie zugleich irgend 
ein obrigkeitliches Amt auf fi) hatten , oder von den Cenforibus bertiffen wurden. Ehe fie ihre Bes 
obachtungen machten, pflegten fie folgendes Gebet zu thun: Darer jupizer, wenn du mich verfis 
chern Eanjt, daß dig dem rom. Volk zu gutem gereicher, ſo gib mir ein gewiſſes Zeis 
cben. Wann es dein Wille iſt, daß ich Dem roͤmiſchen Volk Gutes verkündigen foll, fo 
leiſte mir deinen Beyſtand. Ihre Beobachtungen giengen meiftens um Mitternacht vor, wann der 
Himmel hell war, Es machte der Bogelfeher mit feinem Stab.oder Wahrſagers⸗Ruthe einen Circul um 
ſich herum, den fie Templum nannten; in dieſen Circul ſtellte er ſich alſo, daß er die Mitte deſſelben 
vor ſich hatte, und fodann gab er acht, auf welcher Seite, nad) was für einer Gegend, und wie etwa 
Vögel ſich fehen lieſſen. - 
‚3. Haruspices ober Aruspices waren von den Auguribus darinn unterfcjieden ‚ daß fie ihre 
Beobachtungen bey Altären, über die Schlachtopfer das Feuer und das Eigeweide der Thiere, anſtelle⸗ 
ten; daher fie auch von Exta, das Eingeweid, Extispices genennet wurden. Es iſt aber dieſe Art 
des Priefterrhums aus Hetrurien nah Rom gebracht worden; fintemal einsmals zwölf edle Knaben von 
Rom nad) fo viel unterfhiedenen Städten in Hetrurien gefchickt worden , damit fie diefe Wahrfagerkunft 
erlernen möchten; welche fie hernach bey vielen Fällen und Umftänden zu Hülfe namen, Daher haben fie 
elernet, über den Blitz, über wunderliche Himmelsveränderungen ‚, Misgeburten und andere unverfehene 
egebenheiten, Lehren und Nachricht zu geben: wovon die verlornen Schriften eines alten Hetruwiers, 
Namens Toges, voll geweſen; weldye von den Römern fleiſſig gebraucht, auch vom Antiſtius Aabens 
erleutert worden, fo ebenfalls ‚mit jenen verlohren gegangen. 


Das ſicbente Capitel, 
Bon den Sibyllen und ihren Schriften. 
F. J. 


ie Sibyllen waren gewiſſe Prophetinnen, deren Bücher zu Kom von einigen Männern, welche mit 

unter die Priefter zu zaͤlen, fehr genau verwahret und bey allerley anfcheinender Gefahr aufgeſchla⸗ 

gen wurden Es iſt nicht leicht über eine Sache heftiger geftritten worden, als über diefe; fine 

temal von der eigentlichen Zahl, dem Vaterland und den Büchern diefer Sibyllen, gar viele Schriften an 
das sicht geftellet worden, Einige zweifeln fo gar, ob jemalen dergleichen Sibyllen in der Welt gewe⸗ 
fen. Vornehmlich aber ift die Srage , ob Diejenigen acht Bücher , welche heut zu Tag unter dem Namen 
jener alten ſibylliniſchen Prophezeyungen vorgezeiget werden, eben diejenige feyn., welche ehebeflen zu 
Rom mit fo groffer Sorgfalt verwahret worden. inige bejahen es, andere aber, und zwar die meiften, 
verneinen es I), welcher legtern Meynung auch ich zugethan bin, und dafür halte, daß nicht nur diefe 


Bücher, 

3) Wozu noch eine andere Meynung komt, des bes wielerley neuern Schriften fo diefe Bücher veran⸗ 

ruͤhmten YOhiftons; weicher dafur Halt, daß der laſſet haben , ift Sen griechifche Bibliotheck 
Eingang, und eın Stück des zren und sten. Buchs, Buch ı. €. 29, 30,31 132) 33. nachzufehens 


das aAte aber ganz richtig umd Acht fey, Von den 











Von den Sibylien und ihren Buͤchern. 117 


Buͤcher, die man noch dafuͤr ausgibt, ſondern auch diejenige Gedichte, welche von alten Kirchenvaͤtern 
bier und da angefuͤhret werden, und-in den jegigen ſibylliniſchen Schriften nicht zu finden find, von den 
erften Ehriften erbichtet worden ;-als welches von vielen Gelehrten mit fo vielen Gränden erwiefen worden, 
daß es nicht nöchig ift, ſich dabey mehr aufzuhalten. 


$. 2, Wegen der Zahl derfelben finden fich verfehiedene Meynungen. Plato, welcher, wo mich 
nicht irre, der erſte ift, der von denfelben Erwehnung thut, fcheinet nur eine einige Sibylle geglaubt zu 
haben, indem er von ihr niemalen anderſt, als in der einzeln Zahl, redet. Ariſtoteles hingegen redet in 
der mehreren Zahl. Alſo glauben einige nur eine, andere hingegen zwey, drey und mehrere. Pareo, 
auf den ſich Cactantius beruffer, nennet deren’zehen , und fagt, die erfte fey aus Perfien gewefen, die 
andere aus $ybien , die dritte von Delphis, die vierte von Cumis in Jtalien, die fünfte von Erythris, die 
fechfte von Samus , die fiebende von Cumis in Alien, Namens Amalthea, welche eben diejenige gewe— 
fen feyn foll, die dem Tarquinius Prifcus neun Bücher für 300. Goldftücde zum Berfauf angeboten 5 
und, da er fo viel nicht geben wollen ‚ drey davon verbrant, die übrigen fechs aber dennoch in gleichen 
Werth hielte; wozu aber der König hoch weniger Luſt zu Faufen bezeigte; Deswegen fie in feiner Gegen 
wart noch drey davon verbrannt, und fiir die noch Übrige drey eben fo viel, als anfangs füralleneune, zu 
fordern beharrete. Der König behielte auch diefedrey übrige Bücher, um den anfangs für alle neune anges 
festen Preiß. Man fagt aber, daß, nachdem das Capitolium wieder aufgebauet worden, und man niche 
nur in Stalien, fondern auch in Griechenland, alles was nur von Sibyllen den Namen hatte, zufammen 
getragen, die Zahl diefer Ueberbleibſel fehr vermehret worden. Die achte Sibylle foll, nad) obigem Ans 
geben des Pareo, vom Hellefpont ber gewefen feyn, die neunte aus Phrygien , und die zehende von Tix 
bur. Dionyfius, Plinius und «Bellins geben vor, es fey eine gemeine alte Frau gervefen, nicht aber 
eine Sibylle , die diefe Bücher zum Berfauf angeboten habe; auch fey es nicht Tarquinius Prifcus, fon« 
dern Superbus gewefen. Wasfonften von ihrem Urfprung, Vaterland, mancherley Namen u.d.g, ers 
jehle wird, if dermaffen ungewiß, daß es vergeblich ſeyn würde, wann wir uns länger dabey aufhalten 
wollten, 


$ 3. Es hat aber TarquiniusPrifeus, oder welches wahrfcheinlicher ift, Tarquinius Superbug, 
zwey befondere Männer befteller, welche man daher Duumuiros nannte, um diefe Bücher forgfältig zu 
verwahren. Es war auch unter barter Straffe verboten , daß man fie niemand zeigen durfte; als deros 
halben noch zur Zeit diefes Tarquinius einer von den Duumuiris, Attilius, eines von biefen Büchern dem 
Petronius Sabinus abzufchreiben gegeben hatte; wurde er zur Straffe in einen ledern Sad eingenehet,, 
und wie ein Batermörder in das Meer geworfen, Diefe Duumuiri 1) waren zu Rom in groffem Anfeben, 
und zugleich Priefter.. Wann fic) irgend ein groffes Unglück zutrug, soder etwas wiedriges prophejeyet 
wurde, nahme man die fibyffinifche Bücher zur Hand , und erfundigte fih aus denfelben, was von der 
Sacht zu halten ; welcher geftalt diefelbe mit den andern heidnifchen Drafeln in gleichem Werth ſtunden. 
Der Drt, an welchem diefe Bricher verwahret wurden, war eine feinerne Kifte, welche in dem Tempeldes 
Sfupiters auf denn Capitolio unter der Erde ſtunde. Vothedach⸗ Duumuiri blieben bis zum Jahr nach 
Erbauung der Stadt Rom 388, um welche Zeit venfelben annoch achte zugeordnet worden, denen aller 
bie Bewahrung mehrgedachter Bücher anvercrauet war. Diefe zeben Borfteher dauerten ferner 283. Jahr 
lang; worauf ihre Anzahl in dem özıften Jahr nach Erbauung der Stadt, oder in dem gzften Jahr vor 


Chriſti Geburt, bis auf funfzehen gejtiegen ift, Uebrigens gibt es fehr wenig Denfmahle, auf weldyen 


Sibyllen zu ſehen find, und wo ja dergleichen vorkommen, fo find fie nicht leicht zu erkennen, Fig, 3. 
fehen wir eine Münze, auf welcher das Haupt einer Sibylle vorgeftellet wird; welches man aus dem bey« 


.gefügten Namen Sibyll erkenne. Fig. 4. zeiget fich eine Bildſeule, welche mit groffer Kunſt verfertiger, 


davon das Original zu Verfailles iſt. Weit fie aber eine Hand in die Höhe hält, und mit der andern 

für eine Meier macht, als ob fie von einem —— Trieb beweget würde; fo Eönnte fie ebenſowohl 
weder : 

eben dieffen, — —— ſich auf dem Feſt des Bacchus mit allerley —— Bewegungen des Leibs 


2) ©. algeın, Welthiſtorie Theil zo. $, 116. 


Gs Das 











‚118 Des erften Buchs achted Kapitel. 


Das achte Kapitel, — 


Von den veſtaliſchen Jungfrauen, ihrem Amt, Vorrechten 
und Todtes-Straffe. 


% TI 
> veſtaliſche Zungfrauen waren Prieſterinnen ber Göttin Befta , welche ſchon vor Erbauung ber 


v 


Stadt Rom muͤſſen befannt gewefen feyn , weil Rhea Silvia, ‚als die Mutter des Romulus, für 

eine folhe Priefterin der Veſta angegeben wird. Nach dem Bericht des Plutarchs, foll Numa 
Pompilius erftlid vier eingefeßet haben; Denen Tarquinius Prifeus annoch zwo beygefüget hat. Nach 
biefer Zeit hat, vermög eines von dem Papius gegebenen Geſetzes, der Pontifer Marimus. diejenige 
Jungfrauen ausgefucht, welche zu diefem Dienſt der Veſta konten gebraucht werden. Er ernannte aber 
jederzeit zwanzig, aus welchen eine durch das Loos wirklich zu einer folchen Priefterin beftimmer, und eins 
sefeget wurde, 
geſetz $. 2. Es durften aber bie, welche hiezu auserfehen wurden, nach dem Zeugnißdes Gellius, nicht 
jünger, als fechs, und nicht älter, als zehen Jahre feyn, anbey mußten fie annoch beyde Eltern haben, 
Diejenige aber , deren Eltern entiweder ehemals Selaven geweſen, oder fonft eine geringe Sebensart Hat, 
gen, und fich in ſchlechtem Stand befanden , wurden für untüchtig erkannt, Diefes Amt zu befleiden, 
Wann au) eine junge Perfon bereits eine Schweiter unter ber Zahl der Veſtalen hatte: ſo war ſie nicht 
ſchuldig, ſich waͤhlen zu laffen. Gleicher Weile waren auch die Töchter der Flaminum, Augurum, Quin- 
decimuirüm , Septemuirtim und der Saliorum, von diefem Amt frey. Ob aber gleich diefe Veſtalen 
ordentlich Durch das Loos erfiefet wurden: fo geſchahe es dennoch, daB , wann ein ehrlicher und angefehes 
ner Mann feine Tochter zu diefem Dienft dem Pontifer Mayimus von felbiten anbote, fie, mit Genehmhal⸗ 
£ung des Raths, ohne weitere Umftände in diefes Prieſterthum aufgenommen wurde, Hiernebſt wurde 
fer genau Darauf gefeden , daß eine folche Perfon weder an ihrem Geſicht, noch an ihrem Ohren, oder 
font einen Mangel am teibe Haben möchte. Sie wurden aber fowol aus dem gemeinen Pöbel, als aug 
dem Rathsherren · Drden, erwehlet, wann fie nur ehrlidy und frey gebohren waren, und ihre Eltern in der 
Stadt Rom wohneten. Unter denen, welche von diefem Prieſterthum fid) lo machen Fonten, waren. 
aud) die Töchter derjenigen, welche drey Kinder hätten. Unter dem Kaifer Auguftus aber Fam es fo weit, 
daß auch die Töchter der rengelaffenen zu veftalifchen Jungfvauen Fonten genommen werden; daher man 
ſich auch nicht verwundern darf, wann eben dergleichen Srengelaffene, hernach auch) zu andern wichtigen 
Aemtern einen Zutritt erlanget haben. | je 
$. 3. Das Amt diefer veſtaliſchen Priefterinnen beftunde vornehmlich darinn, daß fie das heilige 
euer in dem Tempel ber Veſta erhalten follten, damit es nicht verlöfehen möge; daher man auch unge 
frauen zu dieſem Dienft auserlefen hatz weil man geglaubt hat, daß dieſe hierbey vor andern forgfältig 
und wachfam feyn würden. So bald fie diefes Amt antraten, wurden ihnen die Haare abgefchnitten, wels 
che man entweder an den Wurzeln des Daums Lotus vergrube, oder an dem Baum hienge. hr gane 
zer Dienft daurete in allem dreyſſig Jahr , indenr fie die zehen erſten Jahre mit lernen zubrachten, Die je= 


I folgende den Dienft wirklich verfahen, und in den zehen le&tern Jahren wieder andere unterrichteten, * 


ann diefe drenffig Jahre vorbey waren , Fonten fie heiraten, Ihre Drdnung betreffend , hatte, nad) 
der Zeit ihrer Aufnahme , immer die ältere vor den jüngern den Rang ; bie ältefte aber wurde Veltalis 


Maxıma genennet, 
$. 4 Es war eine fehr harte Straffe darauf geſehet, warn fie das Feuer verlöfchen lieſſen; fintes 


mal fie mit Ruthen gepeitfchet wurden ; das Feuer aber mufte mit befondern Ceremonien 1) wieder anger 


zündet werden. Einige find der Meynung, daß diefe Beftalen annoch verfchiedene geheime Dinge zu ber 
forgen gehabt hätten, welche allein ihnen und dem Pontifer Maximus ſeyn befant geweſen. Dergleichen 
fey der geheime Gottesdienſt geweſen, welcher vom Dardanıs aus Samothracien nad Troja, und von 
Aeneas hernad) nach Stalien, gebracht worden; und die Verwahrung des fogenannten Palladium, welches 
dom Himmel gefallen, und, nad) der gemeinen Erzehlung, von Aenea gleichfalls nach Italien gebracht wor» 
den feyn foll. Andere geben vor, daß die Veſtalen zwey befondere Gefäffe in ihrer Verwahrung gehabt, 
deren eines mit einer unbekanten Sache angefüllt und verfiegelt, das andere aber leer geweſen wäre, 


$. 5» 


s) Welche Seftus alfo befchreibet: Mos erat tabu- que exceptum ignem cribro aeneo in aedem fer- 
lam felicis materiae tam diu terebrare, quous- ret. 











EEE, =... _> 








Bon den veſtaliſchen Jungfrauen. 119 


$. 5. Hiernebft Hatten fie verfchiedene Borrechte zu genieffen.. Dann 1) hatten fie das Recht ein 
Teſtament zu machen, fo bald fie in die Zahl diefer Priefterinnen aufgenommen worden , wann fie euch 
gleich nur fechs Jahr alt waren, und zivar noch bey Sebzeitenigrer Eltern. 2) Hatten fie eben den Bors 
theil, den die Mütter von dreyen Kindern zu genieflen hatten, 3) Wann fie aus dem Haus’ giengen , 
trat ein obrigkeitlicher Knecht vor ihnen ber, wie vor den Magiftratsz Perfonen. 4) Wann ihnen von 
ungefähr ein Maleficant begegnete, der zum Tod geführet wurde ; fo wurde ihm das Leben geſchenkt; Doch 
mußten fie eydlich verfichern, daß fie demfelben zufälliger Weiſe begegnet ſeyn, und vorher nichts da⸗ 
von gewußt haben, 5) Wann eine Mannsperſon ſich unter oder auf ihrem Tragſeſſel ſetzte, hatte fie Das 
Lben verwirfer, 6) Durfte fie auf einem befondern Wagen fahren, dergleichen fonften nur den vornehms , 
ften Damen erlaubt waren. 7) Waren ihre Haare befonders befchnitten, und mit Banden aufgebunden, 
8) Wurden fie auf gemeinen Koften ernehret, 9) In den öffentlichen Spielen ſaſſen fie an einem fehr 
vornehmen Platz. 10) Konten fie durch ihren Vorſpruch fehr vieles vermitteln , indem jevermann Dos 
denken trug, ihnen nicht zu folgen. Wenn ihnen ein Bürgermeifter oder Prätor begegnere, fo wichen 
fie ihnen. \ 


$, 6. Hingegen war auch eine fehr harte Straffe darauf gefeget, warın fie die Schranken der Keufch“ 
heit uͤberſchritten. Wo fie dißfalls auch nur einen geringen Fehltritt begiengen, fo wurden fie mit Geife 
fein gezüchtiget. Wann ſich aber eine fo gar ſchwaͤngern liefje: wurde diefes auf nachfolgende Weife ges 
ſtrafft. Erſtlich mufte der, fo fie gefchändet hatte, die Furca fragen , und wurde fo. denn mit Kuchen 
zu todt gepeitſchet. Die Veftalis felbit wurde, wie eine Leiche, von ihren Eltern und Verwandten, unter Zus 
Jauff einer groſſen Menge Volks, mit einer groffen Proceflion nach dem Colliniſchen Thor vor die Stade 
gefuͤhret; wofelbft der Dontifer Marimus die Hande gen Himmel hub, und ein befonderes Gebet verriche 
tete. Hierauf wurde fie von ihrer Sänfte berabgenonmen, und dem Scharfrichter übergeben ‚welcher fie‘ 
auf einer Leiter in ein unterirdiiches Gewoͤlb fteigen lies, und ihr eine brennende Lampe, ein wenig Dehl, 
eine Slafche Wafler und etwas Brodt mitgegeben , damit es nicht ſcheinen möchte, als ob ein fo heiliger 
Lib Hunger geftorben wäre, niche weniger war ihr auch ein Bett zugegeben, darauf fie fich legen Fonte. 
Wann diefes gefchehen war , machte er die Deffnung. diefer unterivdifchen Hole wieder zu, machte alles 
eben, daß man Fein’ Merkmahl mehr von diefer Begebenheit erkennen Eonte 2). Weil wir übrigens im 


erſten Band verfhiedene Abdruͤcke von veſtalifchen Jungfrauen eingeruckt Haben: fo ift nicht noͤthig, bier 


dergleichen zu wiederholen, 


Das neunte Kapitel, 


Von den Salis, Fecialibus, Patrepatrato, Fratribus Ar- 


ualibus, Lupercis, Pinariis und Potitiis, wie auch von dem Re- 
ge Sacrificulo und den Septemuiris Epulonum. 


S. I. 


ie Salii waren Prieſter des Kriegsgotts Mars. Den Namen haben fie von ſalire, tanzen, weil 

fie bey Verrichtung ihrer Ceremonien allerley ungewöhnlihe Sprünge machten; Numa Doms 

pilius hat.derfelben zwölfe beftellet. Sie feireten ihr vornehmſtes Feſt in dem Monat Merz viele 

Tage lang mic groffen Koften. Sie fprungen durd). die Stadt, über. den Markt, das Capitolium und an⸗ 
dere öffentliche Pläge, Anbey trugen fie bunte Kleider, die fie mit einem ehernen Gürtel auffchüirzeten, 
die Roͤcke aber, fo mit Purpur verbrämet waren , fafferen fie mit Haften zufammen. Das Haupt bederte 
ten. ſie mit einer gewiſſen Att von Helmen ,, Apices, die oben wie eine Kegelſpitze fich zufpigten. Ein 
jeder hatte ein Schwerdt, und in der rechten Hand einen Spieß oder Stange, in der linken aber einen 
Schild, Ancile, ‚Es foll aber diefe Art Priefter fehon vorher , ebe fie auch zu Rom aufgefommen was 
ten, in andern Städten Italiens befant gewefen ſeyn, nach deren Erempel Ruma diefelbe auch zu Rom 
eingeführet hat. Diejenige, welche zu dieſem Prieſterthum erfiefet wurden, mußten annoch Vater und 
Mutter haben, und aus dem Gefchlecht der Patricien herſtammen. Die Wahl wurde nicht von dem 
Volk, fondern von dem Borfteher diefer Gefellfchaft, vorgenommen; manche Eamen fehr jung dazu; ir 
g2 ‚ tema 


2) Der Ort hies Campus fceleratus; ein folcher Tag ben Veſtalen kan man des Juſt . Lipfiug eigne 
fegte die ganze Stadt in Sffentliches —* Don Abhandlung nachlefen. 














120 Des erften Buchs neuntes Kapitel. 


temal M. Aurefius fhon im achten Jahr feines alters in diefes Collegium aufgenommen worden. An 
dem Feſte fungen fie zugleich allerfey Lieder zum Lob derjenigen, für welche fie eine befondere Hochachtung 
hatten, Inſonderheit aber befungen fie den Janus, den fie Eanus, und Deum Deorum, den Gott 
der Goͤtter, oder den allerälteften Gott, nannten. Nicht weniger ſtimmten fie auch dem Jupiter fu 
cetius, und andern Göttern zu Ehren, mancherley $oblieder an; der Benus aber gedachten fie nicht; fin« 
temal fie diefen Namen nicht einmal in dem Mund nehmen durften, Zur Zeit dev Kaifer, wurden auch 
diefe mit befungen ; welche Ehre nicht nur denjenigen wiederfuhr, die bereits geftorben, und vergöttert 
waren, fondern aud) den annoch lebenden. Wann fie nun fertig waren, trugen fie ihre Schilde, oder 
Ancilia, wieder in den Tempel des Mars, mofelbft ihnen eine koſtbare Mahlzeit 3) zubereitet wurde. Yon 
diefem Ancilibus werben wir unten ein mehreres gedenken, Uebrigens liefet man bier und da von den 
Saliis, Albae, over Albanis, Antoninianis, Agonalibus, Quirinalibus, Collinis, Pallorianis, Pa- 
uorianis etc, von welchen hier ein mehreres zu gebenfen, eben nicht noͤthig ift 4). 

$. 2. Die FECIALES waren, nad) dem Zeugniß des Cicero, diejenige, durch welche die Buͤnd⸗ 
niffe, Sriedensfhlüffe, Kriege und Stillitand der Waffen, angefündet wurden. Cie beftunden jivar 
aus lauter Patricien , doch Fonten feine von gar geringem Stand, Dazu ernennet werden, Numa Pom« 
pilius hat zu Rom erftlic) zwanzig befteller; und obgleich die Wahl anfänglic) von dem Collegio felbften 
gefhabe: ſo hat dennoch nachgehends das Voltk biefelbe an ſich gezogen. Es flunden aber diefe Feciales 
in groſſem Anfehen, daß ohne fie weder ein Krieg angefangen noch ein Friede konte geſchloſſen werden. 
Mann fie an einen Ort hingiengen, um dergleichen Ankuͤndigung zu verrichten, bedeckten fie ſich mie einer 


wollenen Dede , und trugen einen Kranz von Eifenfraut auf dem Haupt, Am allermeiften aber mußten, 


fie darauf fehen, daß die Nömer nicht einen unvechrmäffigen Krieg anfangen möchten. Wo nemlic irgend 
ein BolE an den Römern bundbrüchig worden war , oder fie fonft beleidiget batte, fo giengen fie zu dem⸗ 
ſelben, und begehrten Öenugtbuung , und warn fi) dafjelbe deſſen weigerte, kuͤndigten fie ihm den Krieg 
an. Wann aber daſſelbe darthun tente, daß es von den Römern zu erft ſey befeidiget worden: fo wurs 
den ihm die Urheber des zugefügten Unrechts ausgeliefert. Warn irgend ein Frieden gemacht wurde, der 
older bie. vämlichen © efege war; fo mufiten fie -denfelben für null und nichtig erklären. Wo auch ein 
Feldherr etwas vornahm, welches den bereits errichteten Buͤndniſſen und dem Völkerrecht entgegen war ’ 
fo mußten fie dem beleidigten Theil Genugthuung verfchaffen, und alles wieder gut madien. Wann ein 
Krieg follte angefündet werden: erwehleten die Feciales einen aus ihrem Mittel durch das $oos , welcher 
fein gewöhnliches Heroldskleid anzog, und ſich zu demjenigen Volk, welches den Frieden gebrochen, vers 
fügte. Wann er nun an die Grenzen gefommen war, fo rief er den Jupiter und die übrige Götter zu 
Zeugen an, daß er deswegen gefommen fey, um in dem Namen des römitchen Volks Genugthuung zu 
fordern ; hingegen wünfchte er ſich und der Stadt Rom alles Ungluͤck, wann er die Unwahrheit fage; mit 
welchen Worten er weiter fortgienge ; und wann er unterwegs einen Bürger oder jemand des Sandes ans 
traf:, wiederholete er eben dieſe Worte; welches er auch thate, warn er vor dem Thor der Stadtanfam, 


Darauf gieng er niitten auf den Markt, und ließ dem Magiftrar und den vornehmften Bürgern der 


Stadt, mit abermaliger Wiederholung ebiger Derheurungen die Urſache feiner Ankunft kund machen. 
Wann nun die Obrigkeit fic eine Bedenkzeit auebat, um die Sad zu unterfüchen, fo-gab er ihnen zehen 
Tage ; welchen Termin er bieweilen auf Begehren zum andern und drittenmal verlängerre. Wann nach 
Berflieffung der dreyſſig Tage feine Genugthuung erfolgte; fo rief er die Götter des Himmels und der 
Hölle darüber abermalen zu Zeugen an, und gieng wieder von dem Ort weg, it dem Vereuten, daß das 
römifche Volk ſich nunmehr felbft würde Rath zu fhaffen willen. Wann er wieter in Rom angefommen 
war, truger in Gegenwart der übrigen Fecialen dem Rath vor, daß er alles gethan, was die Geſetze 
erforderten ; welchemnach der Rath nunmehro ſich Fein Gewiſſen zu machen hätte, den Bundbruͤchigen 
wirklich den Krieg anzukuͤndigen. A. Gellius fagt (Buch 16, C. 4.) daß Cincius Buch 3 dere mr 
litari berichte, daß wann ein Fecialis den Feinden den Krieg angefünder, er einen Spieß oder Pfeil 
auf ihr Gebiet geworfen, und ſich dabey folgender Worte bevienet habe: Quod populus Hermundulus 
hominesque populi Hermunduli aduerfus popolum Romanum bellum fecere, deliqueruntque, 
quodque populus Romanus cum populo Hermundulo bellum iufit, ob eam rem ego popü- 
lusque Romanus populo Hermundulo hominibusque Hermundulis bellum indico aciogue: 
d.i. Weil die Hermunduler (diefes Volk wird hier für ein jedes anderes Wolf gefeger) Das roͤmi⸗ 
febe Volk feindlich angegriffen und ſich an demfelben jebr vergangen, auch das römis 
febe Volk dieferwegen garen Die Hermunduler den Krieg befchle jen bar: fo kündigen 
ich und das römifche Volk den Hermundulern hiermit den rieg auch wirklich an 5). 


§. 4. 


3) Daher man ein gut Gaſtmal coena faliaris nennte. 8. zu Franecker heraus kommen ; worin ex 
2) u fan mit mehrern eine eigne Abhandlung des die lleberbleibjel ne Lieder gefamlet bat, Bi 
hol. Rechtsgelehrten Gutberleth nachlefen, fo in 5) ©. auch den Kivius Buch 1. 6,32. 








— — — —— —— 





Pr 
nn 


Da Wa a 





a Ey 22 = 222, | ad ale 2 





. J 
— 
J 


Von den Saliis, Fecialibus, Patrepatrato, Fratribus Arualib.etc. 121 


§. 4. Der PATERPATRATUS f) war ber vornehmſte unter den Fecialen, von welchen Plus 


tarchus in feinen Quaeftionibus Romanis alfo redet: ,„, Warum iſt unter den Fecialibus derjenige , 
„ ben jie Patrempatratum nennen, der vornehmfte? Iſt es etwan deswegen, weil er bey Sebzeiten 
» feines Vaters felbft Kinder hat, und noch) bis jege gewiſſe Vorrechte und Vertrauen beybehält? Dann 
„die Praetores vertraueten ihnen ihre junge Söhne an, für die fie beforgt waren, daß fie ihrer Jugend 
„ und ſchoͤnen Seibsgeftalt halben in Gefahr gerathen möchten. Oder ift es etwan deswegen, weil fie zus 
» gleich gegen ihre Väter einen Eindlichen Reſpect, gegen ihre eigene Kinder aber eine väterliche Auctori⸗ 
3, tät bewieſen ? oder gibt der Name ſelbſt die Urfache an? weil patratus fo viel, als perfectus, oder 
, vollfommen heiſſet; als ob derjenige vollfommener wäre, als andere, ber zu Lebzeiten feines Vaters 
„ſelbſt Kinder zeuget ; oder weil der Borfteher des Eides und Friedens, nad) dem Zeugniß des Homers, 
, vor und hinter fich zuruc fehen muß; als welches derjenige am beften Fan, der einen Sohn hat, für 
deſſen Wohl er beforgt ift, und auch einen Vater, deſſen Natbs er fich bedienen Fan. „ Es fcheint 
dieſer Paterpatratus eigentlid) derjenige geweſen zu feyn, welcher aus ihnen durd) das Loos obgedachter 
maffen, um Buͤndniſſe oder Frieden zu fchlieffen, oder Krieg anzufündigen, erwehlet wurde, 

$. 5. Die FRATRES ARVALES waren auch) einegewifle Art Priefter, weldye , umdie Frucht 
barfeic des Erdreichs zu befördern , gewiſſe Opfer verrichteten; weil nemlich das gebauete Feld im Latei⸗ 
nifchen Arua genennet wird. Der Urfprung der Fratrum Arualium war diefer 2). Acca Sarentia hate 
te von ihren zwölf Söhnen einen durch den Tod verlohren ; an deſſen Stelle ſich ‚Romulus zum Sohn 
angab, und ſich und feine Brüder Fratres Aruales genennet batz von welcher Zeit an auch das Colles 
gium der zwölf Fratrum Arualium geblieben ift, hr Schmud beftunde in einer Crone oder Kranz 
von Kornähren und weiffer Mügen, ; N 

$. 6. Die Luperci waren die ältefte unter den römifchen Priefterfhaften , indem fie bereits von 


‚dem Evander zum Dienft des Panis Licaei , dem fie befonders gewidmet waren, eingefeßt worden. Zu 


Rom find fie auf dem palatinifchen Berg eingewieſen worden, Auf ihrem Felt, Lupercalia, lieffen fie 
ganz nacfend, auffer daß der untere Leib mit einem Ziegenfell, an ftatt einer Schuͤrze, bedeckt war, in der 
Stadt umher, und fchlugen die Borbengehende mit Peitfchen; befonders aber die Weiber, welche ihnen 
von freyen Stücken in den Weg lieffen; weil fie glaubten, daß dergleichen Streiche den ſchwangern eine 
glückliche Genefung, den übrigen aber die Fruchtbarkeit, zuwegen bringe. Es waren aber drey Collegia, 
als das Fabianiſche, Duintilianifche, und Yulianifche 3). Daß aber diefe Arc Priefter zu Nom in feis 
nen befondern Ehren gewefen fey, Fan man daraus erkennen, da fie Licero eine gemeine und Land» Ge⸗ 
ſellſchaft nennet. 

$. 7. Die Pinarii und Potitii waren zu Nom Priefter des Hercules, deren Urfprung aus folgene 
der Begebenheit hergeleitet wird. Der Pinarius und Potitius waren zween alte Männer , denen Her— 
eules bey dem Evander foll gewieſen haben , wie er wolle verehret feyn; daß nemlich Morgens und Abends 
ihm gewiſſe Opfer ſolten gebracht werden.  Mahdem alfo das rine Opfer des Morgens verrichtet 
worden, und gegen Untergang der Sonnen ebendaffelbe folte wiederholet werden, ſey Potitius zu erſt ges 
kommen , Pinarius aber habe ſich verfpäter, und fey fommen, da das Eingeweid des Opferviches bereits 
weg war ; welches Hercules fo übel genommen ‚ daß er verordnet, es foll Fünftigbin die Familie der 


Pinariorum gleichfam Handlanger bey diefem Dienft abgeben ; die Potitii aber folten das Opfer vers 


richten und auch bie Mahlzeit genieffen, Cs Hat aber diefes Priefterrhum in dem 4Sıften Jahr nad) Er— 
bauung der Stade Nom ein Ende genommen 4). Der Name der Pinariorum foll von rein (peine) 
der Zunger, herftammen; weil der Pinarius zu fpäte gefommen fen, und dem Potitius ben gröften 
Theil der Speife laffen müffen. Weit wahrfcheinticher aber Eommen diefe beyde Namen vom trinfen herz 
ber Name Pinarius zwar von dem griechiſchen Wort mie (pinein) trinken, und der Name Potitius 
von dem lateinifchen Wort potus, Der Trank. t 
$. 8. Rex Sacrificulus 5) foll ‚ nach dem Zeugniß des Dionyſius, zu Rom deswegen beftellee 
worden ſeyn, damit man in Erinnerung des vielen Guten , welches Das gemeine Wefen -den heilfamen 
Anftalten ber erſten Koͤnige zu danken hatte, des koͤniglichen Regiments, fo lang die Stadt Rom blei⸗ 
ben würde, nicht vergeffen möchte; daher befohlen wurde, daß die Pontifices und Augures einen aus 
ben Yelteften, der dazu geſchickt feyn würde, beftelfen folten, der fich mit feinem andern Amt vermena 
gen folte Doc) mußte diefer Rex Sacrificulus unter dem Pontifer Marimus ftehen, damit der Eds 
nigliche Name der Republic feinen böfen Argwohn machen möchte, Wann er vorher irgend ein obrigs 
Feitliches Amt bekleidet hatte, mußte er daffelbe vor Antritt diefes Prieſterthums niederlegen. Mit eis 
nem 


D) ©, algem. Welch. Theil zo, Seit. 73.€. fegg. den Speronius und Plutarch im Leben 


2) S.dn Gellius Bud) 6. €.7. und PliniusYuc) des Caͤſar. 
Be ee } \ 4) ©. algem. Welch. Theil 10. $. 342. 
©) ©, mit mehrern Ovids 2. Buch Saftor- 9.377. 5) Algem.Welch, Theil zo. $- 120, 








122 Des erſten Buchs neuntes Capitel. 


nem andern Namen wurde er auch Rex Sacrorum, und deſſen Weib Regina Sacrorum, genannt. 
Macrobius nennet ihn Pontificem minorem, und gibt vor, daß er der Juno zu Ehren in Curia 
Calabra geopfert, und daß defjen Weib, als Regina Sacrorum , in dem Tempel der Jund ein Schwein 
oder Lamm zum Opfer gefchlachtet habe, 
$. 9. Die Decemuiri Epulonum , welcher hier und da gedacht wird , waren dazu beftellt, daß 
fie die öffentliche Seite und bey den Spielen übliche Opfer anordnen , aud) die Opfers Mahlzeiten befor- 
gen mußten. Bon dem Numa find drey eingefeget worden, wozu nachgehends noch vier gekommen. 
Ihr Amt beftunde darinn, daß fie den Tag anberaumen mußten, an welchem dem Sjupiter und andern 
Göttern zu Ehren Öffentliche Mahlzeiten folten angeitellet werden, und. dafür forgen, damit es bey der 
Mahlzeit an nichts fehlen möge; auch mußten fie die Geſchenke einfamlen, die ein jeder zu dergleichen 
heiligen Mahlzeiten ſpendete; wie nicht weniger die Erben derjenigen , welche zu folchem Gebrauch) ein 
ewiſſes in ihrem Teftament ausgefegt hatten, im Fall der Noch, gerichtlich belangen, wann fie folche 
Vermaͤchtniſſe nicht gutwillig bezahlen wolten, 


Das zehende Tapitel, 
Bon den Kleidern der Prieſter. 
| %..% 


isher haben wir von ben Prieftern gehandelt: nun erfordert e8 die Ordnung , daß auch von ihrer 
Kleidung und dem priefterlichen Drnat, deffen fie fi in ihrem Amt bediener haben , die nöthige 
Anzeige gefchebe. Weil aber auch) diefe beffer unten, wann wir die bey den Opfern übliche Ger 
bröuche befonters voritellig machen, etwas deutlicher werden vor Augen geleget werden; fo wollen wir 
‚hier uns um fo viel mehr dev Kürze befleiffigen. Den Anfang machen wir mit dem Albogalerus, oder 
dem Haupt» Schmuck, womit infonverheit die Flamines Diales ſich zu bevecfen pflegten, welchen fie 
nirgend, als in ihren Käufern ablegen durften. Er war aus der Haut oder $eder eines weiſſen Opfers 
Viehes verfertiger, und hatte oben in der Mitte eine Spiße, wie aus Fig. 5. zu erfehen; und, weil der 
Slamen Dialis vornehmlid) auf den Dienft des Jupiter beftellet war, fo war diefer Albogalerus aud) 
mit Donnerfeilen bezeichnet, Was ben andern Fig, 6. betrifft, fo wird er für einen Aper gehalten, dere 
gleichen die übrige ke und die Salii zu tragen pflegten, den fie unter dem Kinn mit zweyen Bäns 
dern veſt banden, Damit er ihnen nicht abfallen moͤgte. Dann, nad) dem Bericht des Dalerius Marl 
mus , it Sulpitius deswegen feines Priefterthums entfeger worden, weil ihm der Aper eben zu der Zeit, 
ba er opferte, vom Haupt gefallen war, Servius in den Erleuterungen über des Virgils Aeneid, 
X, 270. iſt der Meynung, daß diefer Aper ein fpigiges Hölzlein gewefen, welches mit Wolle umwickelt, 
und ober auf dem Prieſterhut der Flamihum mit einem Faden veft gemacht wurde; daher auch der Mas 
men der Flaminum entftanven fen; fintemal das Wort Slamen fo viel als filamen, der Saden, feyn 
fol. Dergleichen Apices aber fiehet man hier und da auf Münzen, und werden fie von den Autiqua- 
rüis zum öftern auch Albog.leri genannt. 
$. 2.. Die vollfommene Geftalt eines Priefters fehen wir Fig, 7. davon das Original in dem koͤ⸗ 
nigl. preuſſiſchen Cabinet zu finden if. Man fieher hier , daß diefer Priefter mit einem Theil des Rocks 
fein Haupt bedeckt; welches die Priefter deswegen zu thun pflegten, damit ihnen unter- Berrichtung des 
Dpfers nicht irgend von diefer oder jener Seite etwas in die Augen fallen möchte, wodurch fie fönnten ver» 
wirret oder geftöree werden ; ob man wohl auch andere antrifft, die nicht alfo verhülfer find. In der 
rechten Hand hält er ein fimpulum oder Sprengfrug, womit fie bey den Opfern den Wein oder Waſſer 
ausgoffen; es hat diefes Gefaͤß faſt die Geftalt eines Löffels: In der linfen Hand mag er etwas anders 
. gehalten haben , welches ihm entfallen ift, Sonſt hatten die Priefter insgemein eine Schale in der rech⸗ 
ten Hand, aus welcher fie Wein, oder etwas flüffiges, in das auf dem Altar brennende Feuer goflen, | 
Derjenige Salius, den wir Fig. 8. angegeben, ift ein Abdruck von einem vömifchen Marmor, auf wels x 
chem er in Gefellfchaft vieler andern Perfonen zu feben if. Auf dem Haupt trägt er einen Galerus, oder l 
per, welcher unter dem Kinn obgedachter maffen mit Bändern gebunten ift, In der rechten haͤlt er ei— 
’ 











nen Stab; was er aber in der linken habe, das laͤſſet ſich nicht deutlich erfennen ; gleichwie man auch 

wicht wohl fehen Fan, ob er, wie oben gemeldet worden, einen ehernen Gürtel um den Seib habe, weil 

| ber Oberrock den mittlern Leib bededt. Die Ancilia , oder Schilde, frugen fie nur zu gewiſſen Zeiten 5 

l welches auch von andern Dingen zu verftehen iſt, die man bier nicht fichet, Der folgende Priefter Fig. 9. 
hi | hält 
| ’ 








Jab: XLIV. 


Mm 000 fi — * un \ 
u . x 
Ian SER ãS 
Memor. Brixienfis. — — 


EN 


—E 
‚tik 











4. Sacrrdos manus IBriscianus.3.4.5. Sacerdotes vel Sacrzficule. 6. — 
muber Bacc 2.5. M omas. 7. Sorcerdan Bacchi. 8. Ichnographia Panthei magnı rotundı, Rome — * 
— antheum Minerze Al. 0. Jchnographia Panthei Nemausenses. 12 .#acies interna eiusden Panther . 























rn 


4 





Von deit Kleidern der Prieſter. | 123 


hält in der rechten Hand eine Schale, welche er bey dem Opfer ausgieffet, in ber Finfen aber ein Fülle 
born ; die Kleidung ift aufgefchürzt. 

$ 3. Die Kleider der Priefterinnen koͤnnen wir blos von den Marmorfteinen abnehmen. Die 
Priefterin, Fig. 10. ift aus des berühmten Spons Miſcell. p. 150. genommen, und wird fir eine 
Prieſterin der Eybele gehalten ; wie ſolches aus der Unterſchrift, da fie Laberia Felicla acerdos Ma- 
xima MatrisDeum Magnae Idaeae genennet wird, ganz Flat erhellet, Es hat aber dieſelbe, nach Art 
der Opferenden, das Haupt mir einer Decke verhuͤllet, welche bis auf die Hüften haͤnget. In der rechten 
Hand Hält fie eine Schale, mit der linfen aber zufammen gebundene Blätter. Dergleichen Zierrat fie 
aud) um den Hals hängen hat; das merfwürdigite iſt das Haupt, welcyes ſich auf ihrer Bruſt befindet, 

9. 4. Der Priefter, Fig. ır. hält in der einen Hand eine Schale, die andere aber recket er aus, 
als warn er beten wolte, Die Weibsperfon, Fig. 12. fcheinet zum Opfer fertig zu feyn, weil fie in der 
einen Hand eine Schale, in der andern aber eine zugedeckte Schüffel hält. Die folgende Fig. 13. hat 
auch eine Schale. Die drey Bilder , Fig. 14. 15. und Tab. XLIV, Fig. 1. find aus dem Muteo des 
RKirchers genommen, und haben nichts befonders; fintemal fieallefamt die Hände gen Himmel heben , 
als warn fie beten wollten. Der Priefter Fig. 2. iſt zu Breſcia zu fehen. Er bat das Haupt verhüllet, 
und fcheinet nach dem Himmel zu ſehen. In der rechten Hand hält er einige Blumen und Blätter. Das 
Kleid deffelben hat weite Ermel ‚ und feheinet eine Tunica, oder Unterfleid, zu feyn, ‚dergleichen die 
Gallier mehr, als die Römer ‚ zu tragen pflegten; gleichwie aud) die Schuhe, oder Halbftiefel , nad) eben - 
der Art der Öallier gejtalter find. Fig. 3. ftellt einen Priefter vor, davon das Original zu Verfailles zu 
fehen iſt. Auf dem Haupt hat er einen Lorbeerkranz, welcher fo viel bedeuten mag, daß das vorhabende 
Dpfer nach einem erhaltenen Sieg, oder fonft glücklicher Begebenheit, angeſtellet worden. Syn der line 
fen hält er einen Scepter oder Regentenftab, und ift nicht nur barfuß, fondern auch am obern Leib halb 
nackend; welches man auch anderswo an den Prieftern wahrnimmt, Die folgende Fig. 4. davon das 
Driginal gleichfalls zu Verfailles zu fehen iſt, fol auch einen Prieiter vorftellen , fo man aus dem beyites 
henden Gefaͤs abnimt. Das Haarhat er nad) Art der Weiber aufgebunden ; ift aber wie eine Manus— 
perfon aufgefcbürget. Allein, alles Diefes beweifet noch nicht, daß es ein Priefter fey. Auf vem Capis 
tolio zu Rom ift auch eine dergleichen Bildfeule, wie fie Fig. 5. vorgeitellet wird ; fo der vorigen faft in 
allem gleich kommt; denn die Haare find aufgebunden; die Kleidung lang und weit, gleichwie auch die 
Schuhe an allen beyden ganz fchlecht find, Doc) ift bey dem legtern ein folch Gefäß nicht zu fehen. 

$. 5. Die Weibsperfon, welche wir Fig, 6. mittheilen, wird von dem berühmten Maffei für eine 
Priefterin des Bacchus oder eine Mänas angegeben. Es hat diejelbe die Gejtalt einer fehr alten Stau, 
deren Haupt gar nicht geſchmuͤckt, dag Geficht und Hals aber voller Runzeln it, Sie fieher gen Him— 
mel, als ob ſie verzuckt wäre, und hält ein groffes Gefäß, fo mit Traubenblättern und Epheu bedeckt iſt, 
vor ſich auf dem Schoos ; woran man erkennet, daß ſie eine von den Weibern ſey, welche auf dem Feſi 
des Bacchus allerley tolle Ceramonien vornamen, Aus eben diefem Gefäß bricht auch eine Feuerflamme 
hervor, welches mit den Worten des Apulleiys, Metam. DB. ir. überein kommt, da er von der Saterne, 
welche bey dem Öepränge der Syfis der erſte Prieiter vorher trug, unter anderm fagt: „Er hielte eine $as 
„ ferne vor fich, welche einen ſehr ſtarken Schein gab, in Anfehung ihrer Geftalt aber nicht mit denje« 
„nigen überein fam , deren wir uns bey unfern Nachtmahlzeiten bedienen , fondern war von Gold mit 
„ einem langen Schnabel; aus der Mitte brante eine helle ‚Seuerflamme. „ Etwas befonders ift, daß dies 
es Weib den Hals des Feuergefäffes mit der bloffen Hand anfäßt. Vielleicht wußte fie eine heimliche 
Kunft fich gegen das Brennen zu verwahren ; wenigftens wolten die Bacchanten in allerley verborgenen 
Künften erfahren ſeyn, wodurch fie das gemeine Volk in Verwunderung festen. in Zeugniß bievon 
fönnen Die vömifche Bacchanten abgeben, welche mit brennenden Fackeln nad) der Tyber liefen, und 


. biefelbe in das Waffer eincauchten, ohne daß fie ausloſcheten. Andere mußten die Schlangen dermaffen 


zahm zu machen, daß fie folche mit den Händen angreiffen und in Buſen ftecten Eonten. Gnplich fügen 
wir Fig. 7. einen Priefter des Bacchus bey. Er bar einen ftarfen Bart, und ift auf dem Haupt mit 
Reblaub und Weintrauben gefhmückt ; über dem: Miederkleid trägt er noch einen langen Rod, Der 
Knab, welcher ihn in feine Arme einfchlieflet , ift entweder fein Sohn, oder fucht fonft durch ihn Vorſchub 
bey den Goͤttern; man ſiehet, daß der Priefter feine Hand über deſſelben Schultern leget, 


Hh 2 Das 


Tab. 
XLIV, 




















24 Des zweyten Buchs erſtes Kapitel, 


Das zweyte Buch. 
Kon den Vempeln. | 


Das erſte Capitel, 


Bon dem Urſprung, mancherley Namen und Theilen der 
Tempel , wie aud) von Dem verſchiedenen Orten, an welchen die: 
felbe erbauet worden. r 


8.1. 


on dem Urſprung der Tempel find die Meynungen fehr unterſchieden. Wann dem Hetodorus 
in ſeiner Euterpe, Glauben beyzumeſſen iſt, ſo waren die Egyptier die erſten welche nicht Kur 
Altaͤre und Bilder aufgerichtet, fondern auch Tempel erbauer haben, Daß aber diefes erft nach 
der Zeit Moſis geſchehen fey, erhellet Daraus, weil diefer heilige Schrifftfteller,, welcher unter 
alfen der ältefteift ‚ nirgend eines Tempels Meldung thut; da er doc) mehrmalen Gelegenheit dazu gehabt 
hätte, Auf eben folche gemeine Meynung berufft fi) auch Aucianus, zu Anfang feines Buchs von 
der Dea Syria. Allein, diefes ift ohne Örund. Dann warn man etwas,, das auf die allerältefte Zeig 
ten hinaus reichet, gewiß wiflen. will; muß man den Grund aus heiliger Schrifft herholen. Das erfte 
Gotteshaus aber, wovon diefe Meldung chut, ift die fogenante Huͤtte des Stiffes 1), welche auf 
GOttes Befehl verfertiger, und eigentlich nidyts anders war, als ein Tempel ‚, den man ftüctweife aug 
einander nehmen, und von einem Ort zum andern bringen Eonte ; deflen innerfter Theil für den beiligften 
gehalten, und eben deswegen Sandtum Sandtorum , oderdas Allerbeiligfte, genennet worden; Ders 
gleichen abgefonderte Orte auch in den beibnifchen Tempeln angetroffen worden. Ob man vor Errichtung 
vorgedachter Hütte des Stiffts bereits Tempel gehabt habe, laͤſſet ſich niche gewiß anzeigen. Daß es der. 
gleichen vor Erbauung des Tempels zu Jeruſalem gegeben, iſt auſſer allem Zweifel. Cinige leiten den 
Urfprung der Tempel von den Gräbern ber 2); wozu die Tempel ehebem zugleich gedienet haben, Allein, 
auch diefes ift unbinlänglich. Der erite Tempel, deſſen in der heiligen Schrift gedacht wird, war der Tem 
pel Dagons, des Abgotts der Philiſter, deſſen Bildſeule eine menfchliche Geſtolt hatte. Uebrigens ift 
ſehr wahrfcheinlich , daß, gleichwie die Griechen von den Phöniciern viele und mancherley Gebräuche ans 
genommen, fie auch die Gewohnheit Tempel zu bauen von ebendenfelben empfangen haben; gleichivie die 
mancherley Arten des Gottesdienſts, nebſt dem Gebrauch der Tempel von den Griechen auf die Römer 
gekommen zu feyn feheinen ; fo foll bey den Griechen Deucalion 3), bey den Römern aber Janus, den era 
ften Tempel erbauet haben; obwohl einige andere diefes dem Faunus beymeffen , als von welchem die 
Tempel von den Römern find Fana genennet worden, 
$. 2. Nebſt dem Namen Templum , der Tempel, find auch die lateinifche Namen Fanum 
Sacrarium , Aedes und Delubrum bekant; welche Namen nicht ſowol eine unterfchiedene Form und 
Geſtalt diefer Gebäude zum Grund haben, als vielmehr auf derfelben verfchiedene Gröffe abzielen. Unter 
allen war das Wort Templum , der Tempel, das gebräuchlichfte. Das Wort Fanum wurde vor 
alters eigentlich von derjenigen Stätte verftanden, auf welcher ein Tempel folte gebauet werden: obnof 
es nachgehends auch den Tempel felbft bedeutete; doch mit dem Unterfchied, daß es vielmehr einen klei⸗ 
nen, als, groſſen, Tempel anzeigte. Der Name Sacrarium wurde von einer Capell⸗ ‚ auch in Private 
. häufen, verftanden; in weldem Sinn es aud) vom Eicero gebraucht wird; doc) werden bisweilen auch 
öffentliche Gebäude, fo den Göttern gewidmet waren, Darunter verftanden, Der Unterfchied unter dem 
Namen Acdes und Templum foll, nad) dem Varro bey dem U, Gellius, dieſer ſeyn, daß die Tem— 


pel 
i) Woraus aber nicht folget, daß vorher nicht ſchon eine Zeichnung vor in den Erleuterungen der o 
) Gößenhänfer geweſen feyn folten: da fo bald fchon fordifhen Marmor , Arnobius meldet , den 
Gößenbilder und Altäre aufgefommen, man den Phorineus, mMerops und Anacus für 
VO —— ————— die erſten Tempelbauer gehalten. Siehe Bud) 6; 
antıquitat) us, 


L F contra gentes, 
g) Von einem uralten deucalioniſchen Tenwel kommt 





| 
| 
1 








BEE Ö_ ZU Sul — 


Non dem Urſprung, Namen, Theilen und Stätte der Tempel, 125 


pel von den Auguribus feyn angelegt worden; allein diefer Unterfcheid fcheinet in fpätern Zeiten nicht inte 
mer in Acht genommen zu ſeyn; indem man einerley heilige Gebaͤude bald Pemplum, balv A: ds, nens 
nete. Unter Delubrum und Templum macht Ajconıus in feinen Anmerkungen über den Licero dies 


ſen Unterſchied; ,„ Einige wollen, daß Templum nur einer einigen Gottheit gewidmet fey; da hingegen 


„ Delubrum mehrere dergleichen Gebäude, die beyſammen unter einem Dad) waren, bedeutere. Ans 
„» dere fagen, die Delubra feyn foldye Tempel, an deren Eingang groffe Badewannen ftunden, welche 
„ fie labra nannten, in welcyen die todte Leichname abgewafchen wurden ; wie man in den Tempeln des 
» Jupiter zu Dodona, und des Apollo zu Delphis, dergleichen Badzuber und Dreyfüffe gefeben habe, 
Indeß iſt dergleichen Unterfchied nicht eigentlich beobachtet worden. 

$. 3. Die Augures verftunden unter dem Wort Templum einen gewiflen Bezirk des Himmels 
und der Erde, unter und auf welchem fie ftunden ; welchen Bezirk fie mit ihrem Lituo , ober Wahrſa⸗ 
gerſtab, abzeichneten, und fo dann dieſen Raum mit eingeſchlagenen Pfälen und aufgehängten Tuͤchern 
einfchloffen und umftelleten, damit niemand in denfelben hinein gehen Fonte. ' 

$. 4. Die Tempel ſelbſt wurden in verfchiedene Theite getheilet. Erſtlich war Area templi, dar⸗ 
auf fam der innere und heiligere Theil, welcher eigentlic) Templum oder Nass, (Naos), ober das 
Saff, genennet wurde, dahin das gemeine Volk nicht kommen, ja nicht einmal binein ſchauen durfe 
te; eben dieſes Schiff wurde fonft auch Penetrale und Sacrarium genennet, In einigen Tempeln war 
hinter dem innern Theil noch eine geheimere Cammer oder Capelle, welche man 5 mı9odonss „ bas ift, den 
hinteren Theil des Tempels, nannte. Man mufte zu den Tempeln insgemein auf einigen Siuffen 
fteigen, mit welchen Stuffen bisweilen der ganze Tempel umgeben war; welches legtere infonderheit bey 
denjenigen Tempeln eintraf, welche Diprera, oder Pleudodiptera , genenner wurden , die, auf allers 
Seiten bedeckte Gaͤnge hatten, ſo aus einer gewiſſen Anzahl und Hrdnung von Seulen beſtunden, wel 
che zwiſchen den äuffern Mauren des Tempels und diefen Seulen einen bequemen ang ausmachten. 

$ 5. In Anſehung der Orte, wo Tempel angelegt wurden, iſt bekannt, daß viele auf der Höhe der 
Berge errichtet worden 4); alfo ‚ daß man durch hohe Treppen und viele. Stuffen hinan fteigen mußte 
Deragleicdhen Zugang war zu Rom zu dem Tempel des Xupiters auf dem Capitol von hundert Stuffen, 
Bey dern Eingang gemifler Tempel waren auch Waſſerbehaltnuͤſſe, (aus Stein oder Metall), welche 
Theodorerus in feiner Kirchenhiftorie Buch 3. 44? 9.4p » (Perirrhanteria) nennet, deren ſich die Kuͤſter 
Dazu bedieneten, woraus fie die, in den Tempel eingiengen, zu beſprengen pflegten. Ein Benfpiel von einem 
Tempel, um welcyen bedeckte Gänge waren ‚ fan ber Tempel der Goͤttin Diana zu Ephefus ſeyn. 


Das zweyte Kapitel, 
Bon der mancherley Geftalt und Lage der Tempel, desglei— 


ben von einigen Paucheis. 
§. 1. 


ie Geſtalt der Tempel war insgemein viereckigt 1), alſo zwar, daß dieſelbe entweder ein vollkom⸗ 

menes Viereck, welches fo lang als breit ijt, oder ein langlichtes Biere voritelleten. Manche 

ar Foäten auch rund 2), dergleichen man nod) heut zu Tag einige zu Nom antrifft. 3. €. bie foges 

empel N oder das Pantheon des Agrippa , das Pantheon der Minerva Medica, und der fleine 

f Balt 9. Stephans an der Tiber;; welchen einige nicht ohne allen Grund für einen Tempel ber Des 
a Halten, welcher nad) dem Zeugmß derer, weldye das alte Nom beichrieben haben, in derjelbigen Ges 

gend geftanden. hen dergleichen runde Tempel fiehet man auch zu Puteolis. Auch hat man gegen der 


‚ Mitıe bes fechjehenden Jahrhunderts zu Rom den Grund von einem ovalrunden Tempel entdedet. In 


Griechenland ftunden Hier und da doppelte Tempel. 3. E. der diradienfifche Tempel, der, nac) dem 


‚ Zeugnis des Pauſanias, zwo Thüren gehabt get ‚ deren eine gegen Morgen, die andere aber gegen 


Abend, \runde; Durch deren erftern man in den Tempel der Venus, durch Die leßtere aber in den Tempel 

des Mars gienge Eben diefer Pauſanias ihm Bud) 6. Cap. 20. noch von einem andern Tempel Er⸗ 

wehnung, der jenem gleich geweſen ijt, Dann in dem einen Se dejfelben wurde die Juno Lucina, mit 
i 


dem 
9) Andere in Wäldern, Thälern, a B I davon anmerkt 
uf dem Selbe, an uchs vom Kapitol davon anmerkt. 

luͤſſen : nach Unterfchieb en die fich 3) 3. €. der Tempel der Defta in Nom; das Sera 

da aufhalten jolten. eum und die Sonnentempel, bey den Egyptern. 


M Dan fche, mas Ryckius im zaten Cap- feines RKirchers Dedip, Theil a. Seite 329. 





126 Des zweyten Buchs zweytes Kapitel. 


dem Zunamen Olympia genannt, (deren Priefterinnen nur ein Jahr lang bey dem Amt blieben). in dem 
andern Theil aber der Sojipolis, welcher der Eleer Schußgott, oder Genius, foll geweſen feyn, vereh— 
vet, So mar auch zu Mantinea ein Tempel, welcher durch eine Scheidmauer in zween Theile getheilet 
war, davon der eine dem&fculapius , der andere aber der Latona und ihren Söhnen, geheiliger war. Es 
ſcheinet auch die Gewohnheit gewefen zu feyn, daß, wann die Tempel zwoer Gortheiten nur durch eine 
Mauer von einander abgefondert wurden, man die Thuͤren derſelben an der Seite anbrachte; damit man 
den einen von dem andern befto befler unterfcheiden möge, Bey eben diefer Srade Mantinea war, nad) 
dem Bericht mehrgedachten Paufanias B. 8. €. 10, ein fehr alter Tempel des Neptunus Equeftris, 
in welchen niemand gehen durfte, In folgender Zeit hat der Kaiſer Hadrianus um diefen alten Tem— 
pel einen neuen gebauet, von welchem jener alte eingefchloffen wurde ; gleichwie auch heut zu Tag die £leis 
ne Kirche Portiunceula genannt, von einer gröffern umgeben it, Man erzehlet, daß entweder Agame— 
des, oder Trophonius, jenen alten Tempel, der aus eichenen Balken zufammen gefügt war, zuerſt ge⸗ 
bauet, aber niemand erlaubet habe hinein zu gehen; woben er doch die Thuͤre und Eingang deifelben nicht 
anderit verfhloffen , als daß er einen von Wolle gedrebeten Strid vorgefpannet hatz und diefes zwar dar⸗ 
um, weil er entweder geglaubt hat, daß diefes bey deuten, die eine Ehrfurcht vor den Goͤttern haben, ges 
nug fey, oder weil die aberglaubigen Leute fich eingebildet haben, als ob diefer Strick eine befondere heims 
liche Kraft habe. Man erzeblet wenigftens, daß, nachdem Aegyptus, der Sohn des Hippothous, in 
diefen Tempel gegangen, fo, daß er weder über ven Strick gefhritten, noch unter demjelben Durchges 
ſchlupft, fondern ihn entzwey gefchnitten , er wegen Diefer Verachtung der Religion alfobald von den Goͤt⸗ 
gern geftraft und blind worden fen; indem ihm eine Meereswelle in das Geficht geflogen. Philoftra: 
tus gedenft in dem Leben des Apollonius von Tyana ‘D.8. C. 4. eines Tempels der Nymphen, welcher 
bey Puteolis aus weiffen Steinen gebauet war, in deffen Mitte ſich ein Brunnen befande, der immer voll 
bliebe, man mochte fo viel Waſſer heraus ſchoͤpfen, als man immer wolte. Dieſes war gar wohl mög« 


ich, ohne ſich dabey ein Wunder einzubilden. 


| 
$. 2. ZuXom und in Öriec)enland waren die Tempel vielfältig auf den Seiten mit bedeckten Gän- 


: gen verfehen, daher fie, weil man diefe Seitengebäude, gleichfam für Fluͤgel hielte, Periptera genen⸗ 


net wurden. Dieſe Periptera find von. zweyerley Art geweſen, einige hieſſen Diptera, andere aber 
Pſeudodiptera. Die Diptera hatten auf jeder Seite zwen dergleichen Fluͤgel oder bedeckte Gaͤnge, die 
aus zwo Reyhen Seulen beſtunden; und waren dieſe Fluͤgel fo breit als der Raum zwifchen zwo Seu 
fen derfelben. Die Pfeudodiptera find von dem Hermogenes erfunden worden. Damit derfelbe nem« 
lich den bedeckten Gängen einen breiten Raum und Weite verfchaffen möchte; hat er die mittlere Reyhe 
Seulen ausgelaffen , und nur die äufferite angebracht. Andere Tempel, welche Feine dergleichen Flügel 
gehabt , waren dennoch zu benden Seiten mit einer Reyhe halber Seulen verfehen ‚, die nur bis an die 
Helfte über die Erde aufgeführet waren, Diele andere Tempel, welche auf den Seiten Feine Seulen hat« 


ten, waren boch mit dergleichen bey dem Eingang oder vordern Theil verfehen ; und hieſſe dergleichen 


eben deswegen Nas: wrecvAoc, (NAOS proftyl: s); d. i. eın Tempel, fo vornen mic Beulen befes 
ger ; Noch andere hatten zwar Feine ordentliche Seulen , aber doc, Paraftatas, d. i, ſolche Pfeiler, auf 
welchen die Bogen des Gewölbs ruheten. Manche hatten gleichfam zween Vordertheile, deren eines an 


dem einen , das andere an dem andern Ende des Tempels war, welche man daher Amphiproftylus nann. 
- te. Einige Tempel wurden Hypaͤthra genannt, welche fowol von innen, als von auffen eine gedoppelte 


Reyhe Seulen hatten, die rings herum (kunden, in deren Mitte ein Pla war, der unter freyem Him⸗ 


mel war, wie die Creutzgaͤnge in den Cloͤſtern zu ſeyn pflegen. Vitruvius gedenket eines eini gen, wels 


cher der Tempel des olmmpifchen Jupiter zu Athen war, 
$. 3. In den Tempeln, welche man noch) heut zu Tag hier und ba antrifft iſt der Unterſchied 
des Zwiſchenraums der Seulen, wie er vom Vitruvius angegeben wird, richtig beobachtet. Digeni- 
ge Art der Seulen Ordnungen, da die eine Seule immer anderthalb Durchmeffer von der naͤchſten abftunde, 
bieffe Pycnoſtylos, und feheinet vor der Zeit des Dirruvius nicht fo ſehr gewoͤhnlich gewefen zu feyn , 
als nachher ; Indem zu feiner Zeit nur zween dergleichen Tempel zu Nom angetroffen wurden, nemlich der 
Tempel J. Caͤſars an dem curtiſchen Sumpf, und der Tempel der Venus, an dom Markedes Caͤſars. Heut zu 
Tag trifit man mehrere dergleichen Tempel an, wie folches fowolaus den alten roͤmiſchen Denkmahlen, als aus 
des Bellorius Grundriſſen des alten Roms zu erſehen iſt. Ditruvius iſt der Meynung, daß dieſe Art von 
intercolumniis, oder des Zwiſchenraums zwiſchen den Seulen, nicht gar bequem fey, weil nicht genugfamer 
Kaum zwifchen den Geulen übrig bliebe, alfo, daß dierömifche Matronen, welche gewohnt waren in diefen Gaͤn⸗ 
gen herum zu gehen, und ſich unter einander mit ben Armen anfafferen , nicht Raum genug batten, forte 
bern fich rennen mußten; wobey auch die Gange felbit, wann die Seulen alzunahe beyfanımen kunden, 
nicht fo wohl in das Geficht fielen. Eine andere Art von diefen Seulenordnungen war; nad) welcher der 
Zwiſchenraum zween ganze Durchmeſſer ausmachte, die man Syftylos nannte. Allein auch diefer Raum 
—— kam 








— Zu 


EEE EEE Eee EEE 


et un 


> 


WRITE SEEN FR 


ches infonderheit in den alfoge 


Toll gehauen worden feyn. 


Don der Geftalt und Rage der Tempel, ſamt einigen Pantheis, 127 


Fam dem Vitruvius annoch ju fhmal vor. Doc befamen beyde vorbefchriebene Arten einen ziemlichen 
Zuwachs ihres Raums , und wurden daher auch bequemer, wann die Seulen an ſich fehr dick und hoc) 
waren ; dann um fd viel groͤſſer wurde auch das Maß des Durchmeſſers, nach welchem der Zwiſchen⸗ 
raum ausgemeſſen wurde; daher man auch unter den alten Ucberbleivjeln und Denkmahlen zu Rom viele 
von jener Are antrift, welche Pycnojtylos genennet wurde. Eine Art der Seulenordnung, und des da⸗ 
ber entftehenden Zwifchenraums, welche auch dem Vireuvius vor allen andern gefiel, iſt diejenige, wel— 


» he Eujtylos genennet wurde, als bey welcher der Zwifchenraum zween ganze und ein Viertel von einem 


Durchmeffer der Seulen felbft ausmacte, Man hatte zwar nod) eine andere Art, Diaitylos genannt, 


wobey diefer Zwifchenraum das Maß von drey ganzen Durchmeifern hielte, welcye aber Vitruvias nicht 


veft und ftarf genug zu feyn glaubte, weil die darüber hergefprenfte Bögen wegen des weiten Zwiſchen⸗ 
raums leicht einreiffen koͤnnten. Endlich hatte man noch eine Art, Araͤoſtylos genannt, deren Zwiſchen⸗ 
raum auch mehrere Durchmeſſer ausmachte, und nur zu Unterſtuͤtzung groſſer Balken dienete, welche dar— 
uͤber hergelegt wurden. 

$. 4 Die Bildſeulen, oder Statuen ‚ der Götter, welchen die Tempel geheiliget waren, wur— 
den insgemein alfo gejteller, dap fte das Angeficht gegen Abend wendeten; damit diejenige, welche das 
bey ihre Andacht, oder Opfer, verrichteten ‚ gegen Morgen fahen ; welcher geitalt fie in währendem bes 
en und opfern, die gleichfam wie die Sonne aufgehenden Görter vor ihren Augen ſahen. Solchemnach 
waren bie Thüren der Tempel gegen Abend; wiewol diefes in Folgenden Zeiten nicht jo genau beobachtet 
worden; wie man folches an verfchiedenen Tempeln, fo annoch ftehen, feben fan. . \ ırupins ſelbſten 
bezeuget, daß, wo die natürliche tage eines Dres es nicht zulieffe, daß man einen Tempel nad) der fonft üb« 
lichen Gewohnheit anlege ‚ man folchen anderjt bauen müßte, und zwar alfo, daß man von dem Tempel 
einen groffen Theil der Stadtmauren überfehen fönne. Desgleichen, warn ein Tempel an einen Fluß 
gefeget werden folte , wie in Egypten an den Nil, fo müpte man denfelben alfo anlegen, daß. man von 
oder aus ihm das Geftade des Sluffes fehen konne. Alſo auch, warn ein Tempel an irgend einer Lands 
fraffe zu bauen wäre, müßte man ihn alfo anlegen, dap die Reifenden im vorbeygehen hineinfchauen und 


die Gortheit gleichfam begeüffen koͤnnen. 


« 5. An dem Eingang des Tempels war der Name der Gottheit, deren er geweihet war, über dem 
Thor angefchrieben. Ob gleich die Tempel einem einigen Gott gewidmet waren, fo traff man dennoch 
zum oͤſtern in denſelben annoch verſchedene kleine Capelen an, in weichen auch einige andere Goͤtter ver⸗ 
ehret wurden, Dergleichen Eapelle wird von griechifchen Schriffiftellern - o genennet, wie die Iſis eis 
ne in dem Tempel des Vulcans gehabt har. Eben fo waren aud), nebft den Statuen derjenigen Göts 
er, Denen die Tempel eigentlich gewidmet waren, annod) Statuen von andern Göttern zu ſehen; wel— 
nannten Pantheis ſtatt hatte. \ — 

6. Indem wir hier von den Pantheis Meldung gethan haben; ſo wird es nicht undienlich ſeyn, 
mit wenigen anzumerken daß ben den Alten unter die * Namen diejenige Tempel verſtanden worden, 
welche entweder allen und jeden Gottheiten zugleich , oder den vornehmſten derfelben geheiliger waren. 
Das merkwuͤrdigſte unter allen iſt das groffe P antheon zu Nom, insgemein Rotundum oder v. Maria 
rotunda, d.i. der runde Tempel, genannt; welcher, nad) der gemeinen Meynung, entweder von 


‚dem Agrippa 3) erbauet, oder wenigftens erneuert, und mit einem verdeckten Gang gezierer worden; wie 


et noch auf den heutigen Tag alfo Fan gefehen 8 Sicht fallt von oben durch eine groffe Defnung, 
welche im Gewoͤlb dt, in ven Tempel nn 35 ie in dem. Tempel fiehet man fechs groffe Aushoͤ⸗ 
lungen, over ledige Stellen in der Mauer, in welchen die Statuen fo vieler Gottheiten mögen gejtanden 
haben. er bedeckte Gang vor dem Tempel iſt prächriger, ‘als der, Tempel felbjt, indem er aus fedhzes 
ben Seulen von einer ungemeinen Gröffe und Dicke beſtehet, deren jede aus rinem einigen Dante] 

aa Der Durchmeffer derfelben foll gegen fünf Schub haben; daher die fänge , 
A on biefer Dicke, auf mehr a1 — — Schub gerechnet wird ; das Poſtement 
und Capitalien nicht mit gerechnet, Unter diefen fechzehen Seulen machen acht die vorderſte Reyhe aus, 
die übrige acht aber ftehen hinter den eriteren ; welcher geſtalt fie einen verdeckten Gang vorftellen. Eis 
nige haben glauben wollen, daß das ganze Fundament diefes Pantheon aus einer fo veſt an einander hans 
genden Materie beitepe, als wann es auf einen einigen Stein oder Felſen gebauer ware ; und joll dieſes 
Öundament nicht nur das Gebäude ſelbſt unterftügen, fondern annody ringsum ſich weiter ausbreiten , 
als die Mauren des Tempels felbft, Daß auch die uaterftüce an dem Gewölbe ehedeſſen mit jilbernem 
Blech ſeyn uͤberzogen geweſen; davon man annoch heut zu Tag einige Merkmale ſehe. Uebrigens iſt 


es wohl zu glauben, wann vorgegeben wird daß das ganze Gewoͤlb ehemals verguldt geweſen, der en 
e 


ia 
3) Deffen Name noch in ber Auffchrift zu y L, Septimius Seuerus ete, da dis Gebäude erneus 
Wie auch eine andere mit Hleinern FH RRAA ert worden. 


me 20: nn, — 




















Tab. 
XLV. 


128 Des zweyten Buchs zweytes Capitel. 


fer Conſtantinus II. aber das Gold davon genommen habe. Auch waren ganz eherne Balken in dieſem 
Tempel; welche aber ver Pabft Urbanus VIII. herausgenommen, und daraus theils das groſſe Baldas 
hin in der St. Peterskirche, theils aber einige grofle Stücke oder Canonen, weiche auf der Engelsburg 
liegen, hat gieſſen laſſen. Als zur Zeit Eugens des IV, das Erdreich vor diefem Pantheon aufgegraben 
wurde ; fand man einen geoffen Loͤwen, welcher aus fehr harten eifenfärbigen Marmor verfertiget war, 
ſamt einer groffen Badwanne, oder Waflerftein von Porphyr. Micht lang hernach fand man aud) den 
andern öwen, welcher jenem erften ganz ähnlich war ; worauf man beyde an den Brunnen Sixts bes 
sten, wofelbft fie noch zu fehen find, den Waſſerſtein aber vor den bedeckten Gang dieſes Pantheon, geſe⸗ 
Set hat. Faſt zu gleicher Zeit wurde auch ein Stuͤck von dem Kopf des Agrippa, aus Metall, gefunden , 
besgleichen ein Fuß von einem metallenen Pferd , und ein Stuͤck Rad von eben dergleichen, woraus man 
nicht ohne Wahrſcheinlichkeit ſchlieſſet, daß Agrippa vornen auf dem beveckten Eingang des Tempels auf 
einem mit, vier Pferden befpanntem Triumphwagen geſtanden. Den Grundriß dieſes Pantheon ſehen wir 
Tab. XLIV. Fig, 8. wie ihn Serli, ein ſehr geſchickter Baumeiſter, entworfen bat. Den völligen Aufs 
riß abet nad) feiner wahren Geſtalt finden wir Tab, XLV, Fig. Io 

$. 7. Diefem vorbefchriebenen Pantheon fügen wir noch ein anders bey, welches noch auf den heu⸗ 
tigen Tag gleichfalls in Rom zu feben iſt, und für das Pantheon der Minerva Medica gehalten wird; . 
wie ic) folches in meinem Theatro Italico mit mehreren Beweisgründen dargethan habe. Diefes Pane 
theon hat inwendig zehen Ede, deren jedes von dem andern zwey und zwanziz und einen halben französ 


ſiſchen Schub weit abftehet. Zwiſchen diefen zehen Ecken find halbrunde Bilverftellen, in welcher Ges 


ſtalt ſich diefer Tempel aud) von auffen darftellet; wie ſolches Tab. XLIV. Fig. 9, zu erfehen iſt. Mit⸗ 
ten in diefem Grundriß fehen wir das Bild der Minerva, welche in der linken Hand einen mit einer 
Schlange ummundenen Stab, als das Zeichen der Arzeneykunſt, hält; wie folhes von dem berühmten 
E..uceus in feinem Bud), mweldyes er Gemmas antiquas nennet, auf foldye Weife erfläret wird. Ob 
gleich diefer Tempel zehen Ecke und eben fo viele Seiten hat, fo find doch nur neun Bildſtellen zu fehen , 
weil vornen an fatt der zehenden der Eingang äft ; wobey fehr wahrfcheinlic, , daß die Minerva Medica 
ihren Platz ganz hinten in der mittlern Stelle gehabt habe , welche gerade gegen der Thuͤre uͤber ſtehet, in 
den übrigen aber die Statuen von fo viel andern Öottheiten gefeget geweſen. 


$. 8. Gleicher Weile fcheinet auch der Tempel der Diana zu Nismes ein Pantheon gewefen zu 


ſeyn, der ebenfalls zwölf dergleichen Bildftellen , davon auf der einen Seite annoch fechfe zu fehen find, 


foll gehabt haben. Es iſt ſehr wahrſcheinlich, daß dieſer Tempel den zwoͤlf gröffern Gottheiten gewidmet 
geweſen; indem er von einem gewiſſen Schrifftiteller,, der ſich ben Namen Athanaſius angemaffet hat, 
Sudınddor, di, Der Tempel der. zwoͤlf Goͤtter genennet wird. Den Abdrud davon zeigt Fig. 10. 
und 1x; deren erſtere den Grundriß, Die andere aber den Durchſchnitt, oder das Profil defielben, vor⸗ 
fteltee; welche Zeichnung der berühmte Biſchof von Nismes, Flechier auf das fleijfigfte hat verfertigen 


laſſen. 
Das dritte Capitel. 


Von den Zieraten und Reichthuͤmern der Tempel, ſamt 
deren Einweihung und Freyſtatts⸗Recht. 


%. I 


te alten Schrifftfteller gebenfen vieler und mancherley Zieraten, womit vor disfem bie Tempel ge» 
pranget haben. Opidius vedet von überguldeten Balken, und Ariftopbanes von dergleichen 
Thuͤren; und daß eben diefelbe mit mancherley ſchoͤnen Gemaͤhlden ausgezieret gewefen , davon 

laſſen ſich verſchiedene Beweiſe anführen ; gleich wie ebendieſelbe, beſonders an hohen Feſttagen mit Lor⸗ 
beer⸗ und Oelzweigen, wie auch Kraͤnzen und Haͤngwerk von Epheublaͤttern, ausgeſchmuͤcket worden. 
An den Thuͤren ſahe man öfters Löwen , gleichſam als Wächter vorgeſtellet. Wiewoi hierinn nicht aller 
Orten einerley Weiſe gehalten wurde, fondern dergleichen Zieraten von dem Willen und Gutdünfen dera 
jenigen , welche die Tempel baueten,, oder denen die Auszierung übergeben war ‚ abbiengen, In mans 
chen Tempeln wurden allerley Koftbarkeiten von Gold, Jubelen :c. verwahret. Daher Dionyfius, Herr 
von Sicilien, ehemals alles Gold und Silber aus den Tempeln genommen bat, um damit die Kriegs- und 
andere aufferordentliche Koften zu beftreiten, Inſonderheit zog er dem Bild des Jupiter den en 
leider⸗ 


— 

















—— 


—— 
OHNE 


—————— — 
⏑ — — 


———— 


TERN 
ENTEIBIEN DIENTE 

















Orthographin Santheı Mogni Romani, cuius JchnographiaJabula ‚precedente conjpieı - 
tur. 2.Jemplum Jani. 3. Aliud templum eiusdem.Jani.4.Iemplum Jovis Optimi Mascimz 
3. Jemplum Joris Ultoris.6. Jemplum Sovis Obsmpu \ 

















Von den Zieraten, Reichthuͤmern, Einweihung und Freyſtatts⸗R. ic. 129 


Kleiderſchmuck ab, der auf achtzig Talent Goldes gefchäget warz wobey er zuerft felbft die Hand angelegt 
bat, weil fich deſſen Bediente ein Gewiſſen daraus gemacht hatten, fid) an diefen heiligen Sachen zu ver 
y der Bildfeule des Apollo die güldene Haarlocken weg. Als er nad) 


greiffen; gleicherweife nahm er aud 
Troͤzene gekommen war, nahm er daſelbſt den ganzen Schatz des Apollo und der Leucotchea, famt einem 


flbern Tiſch, auf welchem ein guter Genius, als des Apollo Weinfcyenke, war, aus dem Tempel hinweg; 
weil eben datelbft die Bildfeule des Aeſculapius, , der für einen Sohn des Apollo angegeben wird, einen 


guͤldenen Bart hatte, ließ er ihm denfelben auch abnehmen, und trieb damit fein Öefpötte , es fchicke ſich 


nicht, daß der Sohn einen Bart habe, der Vater aber unbärtig ſey. Doch alle diefe Reichthümer fchei« 
nen annoch fehr gering zu feyn, wann fie mit denjenigen in Vergleich gefeßet werden , welche ſich in ars 
dern Tempeln der Roͤmer befunden haben. In Tempeln wurden auch die Waffen verwahret, welche 
den Feinden im Krieg abgenommen worden; tie dann Thucydıdes auf einmal von dreyhundert aufs 
behaltenen völligen Rüftungen vedet , weldye fie Panoplias nannten ; gleichwie aud) Eicero in der viers 
ten Rede wider den Verres meldet, daß in dem Tempel der Cybele eherne Bruſt · Harnifche und Helme 
ſeyn aufgehenkt geweſen. Es ſcheint dieſe Gewohnheit von den Griechen auf die Roͤmer kommen zu ſeyn. 

$. 2. Man lieſet fo gar von einigen ganzen ehernen Tempeln, dergleichen zu Lacedaͤmon der Tems 
pel der Minerva, Chalciöcos genannt, gewefen. Richts varers und Eoftbarers aber Fan genannt werden, 
als der Tempel der Göttin Fortuna Seia, welchen der Raifer Nero hat aufrichten laffen ı). Dann, 
nad) dem Bericht des Plinius, war diefer Tempel aus einem gewiſſen Stein, der feiner Helle halben 
Phengites genennet wurde, erbauet , und-alfo befchaffen, daß diejenige, welche in dem Tempel waren, 
altes fehen Eonten, was von auffen gefehahe, obgleich die Thuͤren deſſelben verfchloffen, und nirgend ein 
Fenfter war. Es foll aber diefe Are Steine von dem Nero aus Cappadocien nad) Rom gebracht wors 
den ſeyn. Paufanias gedenkt, Buch 10. €. 8 eines Tempels, der aus Lorbeerzweigen zufammen gefüs 
get gewefen ; desgleichen, daß einsmals die Bienen einen Tempel aus lauter Bienenflügeln zufammen ges 
ſetzt hätten , welcher von dem Apollo den Hyperboreern uͤberſchickt worden. 

$. 3. Die Einweihung der Tempel wurde zu Rom entweder von der ganzen Zunft der Priefter , 
oder einem aus derjelben Mittel, vorgenommen. Die befondere Ceremonien können bey dem Tacırus, 
Hit. Buch 4. da er von Wiederaufbauung des Capitols handelt, achgelefen werden. Doc) ift wohl nicht 
zu behaupten, daß diefe Ceremonien jederzeit gleich ſeyn beobachtet worden. Dann dieſes Fam ledige 
lic) auf die Arufpices an, die dergleichen anordnen mußten; woben fie jedesmal den Willen und Genehme 
haltung der Götter, durch gewiſſe angebliche Zeichen , erforfcheten. Merkwuͤrdig ift inzwilden , was 
Vitruvius von der Sage der Tempel, und Abjicht auf gewille Gottheiten, denen zu Ehren folche erbauet 
worden, Buch 2. E.7. meldet. Zu Erbauung der Tempel zu Ehren derjenigen Götter, unter. deren 
» Schuß eine Stadt befonders ſtehen fol, als nemlich des „Jupiter , ber uno, wie auch der Minerva, 
», foll man den Bauplaß an einem fehr erhabenen Ort anweifen, damit von demfelben der gröjte Theil 
„ einer ſolchen Stadt Fan überfehen werden. Die dem Mercurius aufzurichtende Tempel follen auf dem 
» Marft, oder, wie der Tempel der Iſis und des Serapis, auf einem Handelsplas erbauet- werben. 
» Des Apollo und Bacchus Tempel follen bey dem Schauplag angeleget werden ; bes Hercules aber, auf 
„ der Rennbahn, wann irgend in einer Stadt Feine Fechtſchule oder befonderer Kampfplag wäre. Hier⸗ 
„ nebft ift von den hetruſciſchen Wahrſagern auch diefes verordnet, daß die Tempel der Venus, des 
» Bulcans und des Mars, aufferhalb der Stadt folten gebauet werden. Der Benus darum, damit die 
» Junge Leute und das Frauenzimmer ſich dabey erinnern ſolte, Daß die Wolluft nicht unter ihnen herr⸗ 
» fen, fondern gleichſam aus der Stadt folle verbant ſeyn. Des Bulcans aber, damit die Stadt von 
z» aller Feuergefahr verwahret fey. Gleicher Weife auch des Mars Tempel, daß aller Zanf und Zwies 


„tracht unter den Bürgern gleichfam aufferhalb ihren Mauren verbannet feyn folle; da hingegen die Feine 


„ de u den Schuß des Mars von ihrer Stadt folten zuruckgehalten werden. Nicht weniger folle auch 
5 der tempel der Ceres vor der Stadt an einem folchen Het angelegt werden, dahin niemand zu geben 
„ noͤthig hätte, es ſey dann um daſelbſt zu opfern; dieweil bey diefem Tempel alles gar keuſch und zuͤch⸗ 
„, tighergeben folte. „ Eben diefer Dieruvins berichtet, Buch 2. C. 8. , Daßzu Halicarnaſſus der Teme 
pel des Mars, in weichem deffen Statue von Niefens Gröffe war, mitten in dem Schloß geitanden. 
Se Es wurden die Tempel dermaffen heilig gehalten, daß man es nad) dem Zeugniß des Ara 
rians, zur Sünde vechnete, wann einer im Tempel ausfpie, oder die Nafe fchneugete, Dio berichs 
tet fo gar, daß fie bisweilen auf den Knien über die Stuffen des Tempels gekrochen ſeyn. Sie wurden 


ferner als Freyſtaͤtte angefehen 2); alfo, daß, wann einer in einen geflohen war, es nicht erlaube war , 
Kk den⸗ 


1) In domo Neronis, fo mehr eine Stadt, als ei Worüber che klaget, Buch 3. annal. 
) Schdude war, und den ganzen Daum . en a) ae Tacitus fehr klaget, Buch 3 
den cölifchen und palatiniſchen Berg innabm. 


130 Des zweyten Buchs drittes Capitel. 


denſelben mit Gewalt heraus zu holen. Bey den Romern hatten nicht alle, ſondern nur einige Tempel, 
dieſes Recht, und diefes jwar von der Zeit ihrer Erbauung an. Bey den Griechen wurden die Altäre 
für ſolche Sreuftätte gehalten, alfo, daß man es für eine groſſe Miſſethat wuͤrde angeſehen haben, wann 
man einen, der feine Zuflucht dahin genommen, mit Gewalt davon geriffen hätte, Es dieneten aber 
dieſe Freyſtaͤtte nicht Nur denen, velche fehr in Schulden ſteckten, und nicht bezahlen Fonten, um vor ihr 
von Ölaubigern ſicher zu ſeyn, fondern auch andern, die eine That begangen hatten, darauf die Todes; 
ſtraſſe ftunde; als weiches aus dem Thlucydides, Plutarch und Paufanıas, mit vielen Erempeln eva 
härtet wird, Auch fehler es nicht an ſolchen Exempeln, wodurch man zu beweifen ſuchet, daß die goͤtt⸗ 
liche Rache, diejenige verfolger habe, welche biefes Frenftatt, Necht gefränfer haben 3), Inzwiſchen 
muß man geftehen, daß foldye Freyſtaͤtte fehr viele böfe Folgen gehabt haben ; weil, durch die damit ver: 
Enüpfte Straflofigfeit, allen Sünden und Saftern Die Thür geöfner wurde, Dann böfe Bezahler fanden 

ierbey ein Mittel ihre Gläubiger zu bettiegen ; die Knechte lieffen ihren Herren ohne Scheu aus dem 
Bl: wovon Porter in der Archaeologia Graeca p.212.{( 


4 · mit mehrerem verdiener nachgelefen 
zu werden. Romulus hatte zwifchen dem Schloß zu Nom und dem E 








? h apitol dergleichen Freyftätte anges 
iegt, welche inter duos lacus, d.i. zwiſchen zweyen Seen, desivegen genenner wurde, weil zu bey» 
den Seiten ein See lag. Der Tempel der Mifericordia, oder Barmherzigkeie » hatte eben dergleichen 
Recht der Freyheit; wie Servius berichtet, Zu Athen war aud) ein Tempel der Barmherzigkeit, wels 
cher eben Diefes Recht hatte; wovon vielleicht die Römer das DBenfpiel genommen, Bon dem Tempel der 
Diana zu Ephefus meldet Cicero, daß er allen und jeden Mifferhätern zu einer fichern Zuflucht gedienet 
habe, Weil aber dergleichen Freyſtaͤtte dem gemeinen Weſen, als eine Stüge der Boßheit, fehr nachtheis 
lig waren; fo hat der Kaifer Tiberlus diefelbe abgeſchafft, wie foldies Sueroniys in deſſen Leben ers 
wehnet. —— RC | 

? $. 5. Wann ſich eine allgemeine Sandplage erhub, lagen die Weiber in den Tempeln aufder Erde ; 
und fehreten mit ihren Haaren den Boden. Wann aber alles Bitten und % 


[les ® eten bey dergleichen Lms 
ftänden nichts helfen wolte: fo vergiengen fi) diefe Heiden bisweilen fo weit, daß fie mit Steinen auf die 


Tempel zuftürmeten ; dergleichen man bey dem Sueronius in dem Leben des Caligula nachlefen kan. 


Das vierte Capitel. 


Von den Tempeln einiger beſonderer Goͤtter und 
Goͤttinnen. 


Gr 


RXachdem wir von den alten heidniſchen Tempeln überhaupt gehandelt; fo wollen wir einiger Tem⸗ 
$ pel gedenfen, welche gewiſſen Göttern oder Göttinnen infonderheit 


u gewidmet waren 5. wobey 

wir aber nur diejenige anfuͤhren werden, welche entweder in Anſehung der Gottheiten, denen fie 
gewidmet waren , oder ihres prächtigen und Fünftlichen Gebäudes, einen Vorzug haben. Den Anfang 
machen wir von der Eybele, ſonſt auch Rhea genantz deren Tempel zu Rom auf dem palatinifchen Berg 
gelegen war, davon heut zu Tag nichts mehr übrig ift. ‚ Da wir aber wiſſen daß eben biefe Göttin aud) 
unter dem Namen Opis verehret worden; ſo gedenken wir nicht unbillig des jenigen Tempels ‚ welcher ihr 
auf dem Capitol erbauet war ; indes wurde ihr Dienft, obgleid) die Ramen Ops, Enbele und Rhea, eis 
ner einigen Göttin beygeleger worden, nicht auf einerley Weife verrichtet: melches auch) von andern Got⸗ 
tern zu merfen iſt. Saturnus hatte gleichfalls zu Nom feinen befondern Tempel 


i ‚, unten an dem Capia 
£ol bey dem Triumphbogen des Severus, : u 


$. 2, Dem Janus zu Ehren waren zu Kom verſchiedene Tempel an mehrern Orten der Stadt 
erbauet , deren einige dem Janus mie zwey Angefichtern , andere Dingegen dem 


Janus mit vier Gefich- 
gern, gewidmet waren; und wurden diefe Tempel felbft ſchlechtweg Jani genant; daher die Redensart ent⸗ 


Man hat keine Abbildung diefes Tempels, als 
auf einigen Münzen, und zwar in fo Eleiner Form, daß die eigentliche Geſtalt und Theile deffelben nicht 


ftanden ift, lanum clufit, an ftatt, des Janus Teinpel, 
| 

| | gar deutlich daran mögen erfant werden. Doch muß man dergleichen Janus nicht mir den fo genanten 
| 

| 


Janis quadriuiis, welcyes eigentlich) Feine Tempel waren, und die wir beffer unten genauer befchreiben 


werden, 
3) So berief man ſich auf die Laodamia, bie man 


bracht, in Naferen gefallen, und faft das ganze 


' etolifche Volk d nd Krieg aufgerieb 
| von dem Altar geriffen; daß Milo, der fie umge, worden. ——— —— 








Sn "u" Dem. Te u 50 = 


/ 


5 








Tab. XLVI., 








BSSSBSEeEBRARASBSENSE 
SSESS BESBEa—L8 
BSSSSBESSEBBERST 
SBRBSSSEBESBERS 























H FAT 1 
TIIIII 















































8000 


oco0o0000 


oo 


oO 
o0c00000000 


oo 





AEDIS Ivnonıs 









—— — 


A — 
4. Jemplum Joris Tenantis æ. — chnographia Temph Jovis Capitolni. 5.Iemplum Jovis Confervato- 
rs. 4.Je emplum Sunonis Lye u 
Samıe. Pet 





2.5. Jchnographia wedıs Sunonıs cum. oede Jovis. 6.Templum Junenis 


8. Jempla Vest. Kor Jemplum Apollinis „Debplacı 20. Jemplum Martis Vloris.ı. Alud 


emp lu Martis. 22 ‚Jemplum Mercurn. 


nen em — 


. u — — — 

















= 1 Je 





Don den Tempeln einiger befondern Götter, 131 


werden, verwechſeln. Der Abdruck Tab. XLV. Fig. 2. ſtellet nur die eine Seite von des Janus Tems 
pel vor , Davon man dennod) auch die zu beyden Seiten angefegte Thüren einiger maffen erkennen fan; 
die hintere Geite mag eben alfo befchaffen gewefen ſeyn. Fig. 3. fehen wir gleichfalls einen Tempel des 
Janus auf einer Minze des Nero, £ 

$. 3. Der Tempel des olympifchen Jupiter wurde unter die fieben Wunderwerke der Welt 
gerechnet, deſſen völlige Beſchreibung bey dem Paͤuſanias in feinen Eliacis prioribus Fan nachgelefen 
werden; woraus zugleich befant ift , daß an und in vemfelben Tempel der gröfte Theil der Sabelerflärung 
fen abgefchildert geweſen. Daß aber diefer Tempel mit unter die Zahl der Wunderwerke gefeget worden, 
feiner nicht fo wohl wegen feiner Gröffe und weiten Umfangs, als vielmehr deswegen gefcheben zu ſeyn, 
weil die allergefchicteften und berühmteiten Bildhauer und Mahler in Griechenland befondere Proben ih⸗ 
ver Kunſt daran bewieſen haben; dergleichen auch von dem weltberühmten Mauſoleum der Königin Ara 
temifia zu verftehen ift. Man hat aber keine eigentliche Abbildung davon. Eben dieſem Jupiter zu Eh⸗ 
ren waren auch ſonſt in Griechenland, zu Rom und andern Orten, viele und mancherley Tempel erbauet, 
welche aber meiſtens eingeriſſen worden oder vor Alter zerfallen find; daher man ſolche nicht anderſt, als 
auf Münzen, urd zwar in fo Eleiner Geſtalt zu fehen befomt , daß fie kaum mögen erfant werden ; ders 
gleichen wir Fig. 4. 5.6. und Tab. XLVI Fig. 1. viere angeführer haben. Der erftere Fig 4. wird auf 
der Ruͤckſeite einer Münze des Trajanus mit der Auffchrift 1.O. M. d.i, loui Optimo Maximo , vor« 
geftellet. Der andere F 18.5. war dreyeckigt und ein Tempel des rächenden Jupiter, wie die Umfchrifft 
anzeiget, und wird an der Bildſeule des Jupiters ‚ die am Eingang veflelben geſetzet ft, erfant. Der 
dritte Fig, 6, ſcheinet ein Tempel des vorgedachten olympifchen Jupiters zu feyn ; obwohl eben diefem 
Gott zu Ehren auch anderswo befondere Tempel erbauet waren. Der vierte Tab. XLVL Fig. ı. ift 
der Tempel des donnernden Jupiter, in deſſen Eingang Jupiter ohne Bart zu fehen ift. 

$. 4 Der alferberühmtefte unter den Tempeln, die dem Jupiter geweihet waren, ift der Tems 
pel dejjelben auf dem Capitol zu Rom gewefen, wovon er Capitolinus hieffe. Den Grunpriß dieſes Tem— 
pels, welchen Tarquinius Superbus, vermög eines vom Tarquinius Prifeus gethanen Geluͤbdes, foll ges 
bauer, Horatius Pulvillus aber 
er Fig. 2. zu fehen ift. Aus die 
Seulen umgeben gewefen , die nach Are der Dipteron, deren wir oben gedacht haben, einen doppelten 


war. aus ehernen Platten zuſammen gefeget , welche Duintus Catulus gleichfalls batte vergulden laſſen; 
nn = eben diefer Tempel abgebrant war , bat ihn Sulla wieder aufrichten laffen ‚, und mit verfchiedes 
Se en ausgezieret, welche er von dem Tempel des olympifchen Jupiter aus Öriecyenland nach Nom 
han len ls : Als er nachher abermals von dem Feuer verzehret worden, iſt er von bem Veſpa⸗ 

ergejtellee worden. "Weit prächti } jelbe von dem Domitian erbauer, nad)z 
dem er zum deittenm Weit prächtiger aber wurde derſ D h ‚ nad) 
en = der rechten Hand einen Donnerfeil, in der linken aber einen Pieil hielte. Evitlich wurde 

Mr aus Öpps gemacht, nachgehends aber aus purem Gold gegoffen, Auf dem Haupt trug 


ev beydes, eine güldene Kr a f R i ‘ 
tone ; ; n; fein Kleid aber beftund in einem Pur— 
pur» Mantel, dergleichen die. aD ameivon ER Ä ; 


triumphirend in die Stadt ein 
man aud) nod) andere Atäre 


ee ei Tempel. ‚So ftunde neben der Zelle der Minerva der Altar der Yuventus (der Jugend) 
— Sem Proferpina auf einer Tafel abgefihildert war. In dem DVorgemach eben diefer Minerva 
noc) drey Statuen von fo vielen Görtern , welche die Knie beugten, und eben deswegen Dii nixi, 


d.i. die Eniende Goͤrter genennee wurden; welche nad) der Befiegung des fyrifchen Königs Antiochus 
Ra von 


zogen. Aufler den Altären des Jupiter, der Juno und Minerva, fahe 


2) Dies hieſſe clauum figere, 


Tab. 
XLVL, 














193. Des zweyten Buchs viertes Tapitel, 


von dem Manius Aeilius nach Rom gebracht worden. Auch waren in dieſem Tempel groſſe Relchthuͤmer 
von mancherley Geſchenken und Gaben, welche dem Jupiter als ein Opfer gebracht worden, nebft aller— 
ley Arten von Eoftbarer Beute, fo den Feinden abgenommen worden, verwahret, Nemlich die mafjingiildez 
ne Bildfeule der Göttin Victoria, (des Siegs) am Gewicht dreyhundert und zwanzig Pfund, weldye 
der fpracufanifche König Hiero nah Rom gefandt hat; die. römifcye Gefegtafeln, welche in Erz gegraben 
waren, wovon eine Abſchrifft in dem Archiv verwahret wurde, Auf der Stätte , wo eheinals die Stade 
Jeruſalem geftanden hatte, erbauete der Kaifer Hadrian aud) einen Tempel, welchen er eben diefem Ju⸗ 
piter weihete; won weicher Zeit an ſelbſt die Stadt Jeruſalem Aelia Capitolina genenner wurde. Ablia 
zwar von dem Kaiſer Aelius Hadrianus, Capitolina aber von dem Tempel des Jupiter Capitolinus, 
Sonften waren zu Rom noch verfchiedene Tempel, die dem Jupiter zu Ehren angelegt waren. Als der 
Tempel des Jupiter Mropugnator auf dem palatinifhen Berg, von welchem aber nichts mehr übrig ift, 
Der Tempel des Jupiter Confervator, deffen vordere Seite auf einer Münze des Diocletians zu fehen ift. 
Den Abdrud davon zeige Fig. 3. mit der Umfchrifft: Toui Conferuatori Augufti, Es Hatte diefer 
Tempel ſechs Seulen nach corinthifcher Ordnung, welches man bier beffer,, als fonft erkennen fan, weit 
der Raum etwas geöffer iſt. Jupiter figt an dem Eingang des Tempels, und ift an dem obern Leib ganz 
entblöffet; in der linken Hand aber hält er einen Spieß. Der Tempel des Jupiter Stator ſtunde an eben 
diefem Berg. Noch ein anderer Tempel des Jupiter (kunde auch auf der Tiber-Inſul bey dem Tempel 
des Efeulaps; und auf dem Capitol der Tempel des Jupiter Feretrius, ‚den Romulus erbauet hatte, wo⸗ 
Hin die roͤmiſche Feldherren die Spolia Opima, d. i. den Raub, den ein Feldherr dem andern in Perfon 
abgenommen ur ‚ zu überbringen gewohnt waren; und andere mehr, 

N iele ftehen in den Gedanfen, daß die heutige Kirche des H. Saurentius in $ucina zu Rom 
ehemals der Tempel der Juno Aucina gewefen ; davon Die vordere Seite Fig. 4. zu ſehen ift, Mit mehs 
rerer Gewißheit Fan man ſagen, daß derjenige Tempel, welcher ehemals in dem Porticu Octauige zu 
Rom geftanden , davon wir Fig. 5. den Grundriß angeben, ein Tempel der Juno gemefen fey; fintemal 
zwiſchen den herumftehenden Gängen zween Tempel neben einander geftanden, deren einer dem Jupiter, 
Der andere aber der Juno, gewidmet war, wie ſolches die Benfchrift ausweiſet. Auch war zu Kom eim 
befonderer Tempel der Juno Regina, welcher nahe bey der Kirche der H. Sabina foll gewefen feyn. Inglei⸗ 
chen der Tempel der Juno Matula, und der Juno Sofpita, von welchen aber nichts mehr übrig iſt Der 
berühmtefte Tempel der Juno war auf der Inſul Samus, alwo diefelbe mit einem befondern Gottesdienſt 
verehret wurde. Wir ſehen die vordere Seite davon Fig. 6. woraus zugleich erhellet, daß dieſer Tempel 
von einer ganz befondern Form geweſen fey; fintemal fehr wenig Seulen daran zu fehen (obwol auf Müns 
zen felten alle angemerkt werden), uno felbit aber in einer ganz befondern Gejtalt erfcheiner; indem das 
Haupt und Angeficht faft gang verhüllet und bedeckt iſt; womit ohne Zweifel auf eine gewiſſe Begebenheit, 
welche uns Athenaͤus, Bud) 15. Seite 637. erzehlet, gezielet wird. ‚Als Admeta, die Tochter des Königs 
Euryftheus, einsmals von Argos flüchtig war, Fam fie nad) der Inſul Samus, und weil fie glaubte, daß 
fie dafelbft unter dem Schuß der Juno ſicher feyn würde , hat fie fich enefchloffen die Aufficht auf diefen 
Tempel über fich zu nehmen. Weil aber die Argiver auf die Flucht diefer Prinzeffin übel zu fprechen 
waren: machten fie mit den tyrrheniſchen Seeräubern einen Vertrag, daß, wo es möglid wäre, fie die 
Bildfeule diefer Göttin aus dem Tempel zu Samus heimlich wegnehmen moͤchten, um dadurch dieſe 
Admeta in Verdacht des Diebſtahls zu ſetzen, daß die Samier ſelbſt Rache an ihr ausüben müßten, Es 
Fam auch dahin, daß die Seeraͤuber diefes Bild wirklid) aus dem Tempel wegnahmen, und auf ihr 
SHiff braten. Nachdem fie aber die Anker aufgehoben hatten, und davon fahren wolten; Eonten jie 
nicht von der Stelle fommen, Indem fie nun alfobald darauf verfielen , daß dieſes von der Göttin, an 
welcher fie fich vergriffen hatten, verurfacher würde: festen fie diefelbe von Stund an wieder an dag tand, 
und ftelleten allerley Ceremonien an, um diefelbe zu verföhnen. Als des andern Tags Admeta wahr⸗ 
nahm, daß die Goͤttin weggenommen war, machte fie die Sache den Samiern alfobald kund; dieſe ſchick 
ten von Stund an Boden aus, um die Göttin aufzuſuchen; und weil ſie dieſelbe endlich an dem Ufer des 
Meers wieder fanden, vermennten fie, daß Diefelbe aus eigener Bewegung von ihnen habe flieden wol⸗ 
len; deswegen fie diefelbe mit Baumzweigen einſchloſſen, damit fie nicyt weiter fliehen möchte, Indem 
aber diefes vorgieng, kam Admeta dazu, welche die Göttin von ihrem Verſchluß befreyete, und diefelbe 
mit mancherley Ceremonien wieder in ihren Tempel zuruck brachte. Won der Zeit an haben die Samier 
alljährlich die Bildfeule ihrer Yuno mit geoffem Gepräng an das Ufer des Meers getragen, fie, wie vor» 
mals geſchehen, mit Zweigen angebunden, und ein befonderes Felt angeftellet, weiches fie von dem Wort 
were, ausfpannen, Tenea nenneten, weil fie Baumzweige um die Statue herum ausfpanneten, und 
diefelbe damit gleichfam einfchloffen. Die Samier aber waren es nicht allein, welche ihre Götter ange- 
bunden, ober vet gemacht haben, damit fie nicht von ihnen fliehen möchten; fintemal von den Tyriern 
bekannt iſt, daß, als Merander der Groſſe ihre Stadt belagerte, fie den Apollo mit einer guͤldenen Kette 

anges 





— in 





Von den Tempeln einiger beſondern Goͤtter. —3 


ängebunden haben, Gleicher Weiſe erzehlet auch Herodotus, DB. 1. €. 26. von den Epheſiern daß, als 
diefelbe einsmals von dem Croͤſus belägert wurden, fie die Stadtmauren mit einem Geil an die Statue 
ihrer Diana angebunden haben ; und diefes nicht fowol darum, daß diefe Göttin nicht von ihnen fliehen 
möchte, als vielmehr derfelben die Stadt zu ihrer Bedeckung und Beſchirmung auf das befte anzubejeh« 
len, Mach dem Zeugniß des Arhenäus, wurden in dem Tempel der uno zu Samus etliche Pfauen 
unterhalten, welche diefer Göttin geheiliger waren ; davon man bie jungen hernach an andere Orte verfands 
te, wo diefelbe ihres Heiligen Urfprungs halben in groffem Werth gehalten wurden. 

$ 6. Den Tempel der Veſta, welcher rund war, und bald auf mehreren , bald auf weniger 
Stufen ruhete, ſiehet man auf vielen Münzen ; dergleichen einen wir Fig, 7. mit fechs veitalifchen Jung“ 
frauen vorftellig machen. Daß derfelben fechfe hier zu fehen find, kommt daher, weil deren insgemein 
fo viele waren, die derfelben Geſellſchaft ausmachten; und weil fie alhier in einem Opfer begriffen find, ſo 
haben fie ihre Häupter verhuͤllet. Derjenige runde Tempel, welcher annod) heut zu Tag an dem Ufer der 
Tiber zu fehen, und nunmehr dem heiligen Stephano del Cacco gewidmet iſt, iſt lange Zeit von vielen 
für einen Tempel der Beta gehalten worden , welches die angezeigte tage deſſelben veranlaffer hat; ob⸗ 
wohl verſchiedene andere esin Zweifel ziehen, Dieſem aber ſey wie ihm wolle, jo haben wir doc) Fig, 8- 
einen Abdruck davon mittheilen wollen, Geſetzt auch, daß diefes Fein Tempel der Veſta wäre, fo hat er 
doch in Anfehung feiner Ruͤnde und den Seulen , die in der Reyhe umber ftehen, eine groffe Aehnlichkeit. 
Man gab, nach dem Zeugniß des Plurarcbus, vor, daß Numa einen runden Tempel habe erbauen laſſen, 
in welchem das heilige Feuer folte verwahret werden, es fey hierunter aber nicht fo wohl die Erde, welche 
fonften mit der Göttin Veſta einerley war, als viel mehr die ganze Welt, verftanden worden, in deren 
Mittelpunct die Prthagoräer das Feuer feßten. Uebrigens hatte diefer Tempel einen Borfaal und einen 


"Wald an dem juturnifchen See, In dem innerften Theil deſſelben pflegten die veſtaliſchen Jungfrauen 


das fogenannte ewige Feuer und das Palladium zu verwahren, Nahe an dem Palleft des Auguftus war 
noch ein anderer Tempel, welcher der Tempel der Veſta Palatina genennet wurde, —— 
$. 7. VYeptunus hatte gleichfalls feine beſondere Tempel in Rom, und zwar infonberheit einen 
In dem Circo Flaminio, von welchem man zwar nichts anderes weiß, als daß er fehr Flein, dennoch 
aber mit einem bedecften Gang verfehen geweſen. Was den Pluto anlangt, fo findet man. von deffen 
Zempeln bey den alten Schrifftftellern wenig Nachricht. Steabo meldet, daß er in der Stadt Plus 
einen befondern Tempel gehabt Habe, In dem eilften Duartier der Stadt Nom war vor Zeiten auch ein 
Tempel, weicher dem loui Diti, d, i, dem Pfuto geheiliget war; davon aber kein Merkmahl mehr übrig 
iſt. Auf dem Circo Flaminii ftunde ehemals ein Tempel des Vulcans, von dem auch nichts mehr zu fes 
ben ift. Nach dem Bericht Aeliane, foll ehedeffen auf dem Berg Aetna, auf der Inſul Sicilien, auch ein 
Tempel des Bulcans geftanden fen , welcher mit verfchiedenen Zäunen und Luſtwaͤldern umgeben war? 
und in welchem ein immerbrennend Feuer unterhalten wurde, Auch follen fich um diefen Tempel in dem 
Wald einige Hunde befunden haben, welche denjenigen, welche fich mit gebührender Zucht und Ehrbars 
feit dem Tempel naheten, mit Bewegung des Schwanzes liebfoferen , diejenige hingegen, welche ihre 
Hände mit Ungerechtigkeit und groben daſtern beflecket hatten, biffen und zerfleifchten ; gleicher Weiſe fols 
len fie auch diejenige Manns-und Weibs-Perfonen von dannen zuruck getrieben haben, welche dahin gefoms 
men waren, um mit einander der Wohlluſt zu pflegen. 
$. 8. Apollo hatte fo wohl in Griechenland, als zu Rom und andern Arten, viele befondere Tem⸗ 
pel, unter welchen der zu Delphis der berühmtefte war; und diefes nicht nur wegen des weltbefanten 
Drafels, fondern auc) wegen des unfäglichen Reichthums und der vielen Koftbarfeiten, welche von Koͤ⸗ 
nigen und vielen andern Perfonen von mancherfey Stand, als Gefihenfe dahin gebracht und gefandt wor» 
den; und ſollen die, welche ſich unterſtanden haben, etwas aus dieſem Tempel wegzurauben, von Stundan 
von der gettlichen Rache verfolger worden feyn. Die Geftalt diefes Tempels trifft man nirgends, als nur 
auf einer Münze an, alte gar nichts prächtiges daran zu ſehen iſt; obwohl befant ift, daß auf Minzen 
die wahre Geſtalt der Tempel keineswegs zu ſuchen oder zu finden fen, weil man fic) dabey nach dem klei⸗ 
nen Kaum richten mußte Aus dem Fig, 9. eetheilten kleinem Abdruck laͤſſet ſich nur ſo viel ermeffen ; 
daß er viereckigt, und mit einem verdeckten Gang, verſehen geweſen. Merkwuͤrdig iſt hiernebſt, was Ae⸗ 
lianus von einem gewiſſen Wolf meldet, welcher in eben dieſem Tempel aufbehalten wurde. Cr ſagt, 
daß dieſes Thier vom Apollo desivegen fer) geliebet worden, weil feine Mutter Latona, da fie ihn gebären 
folte, fi) in einen Wolf verwandelt habe; daher auch Homerus den Apolio Lycogenes (einen der von 
einem Wolf geboren worden), nennet, und eben deswegen in deffelben Tempel zu Delphis ein eherner Wolf 
zu feben ſey, damit man ſich diefer Geburt erinnern möge; obwohl andere die Sache anderit erzehlen; 
daß, nachdem einsmals einige Diebe die Schäge aus dem Tempel des Apollo entwendet, und in die Erde 
vergraben hätten, ein Wolf herzugefommen , welcher-einen Priefter des Tempels mit den Zähnen an ſei⸗ 
nem Kleid angepadt, und, nachdem er ihn an den Ort, wo die Schäße vergraben waren, geführet, die Erde 
& mie 











134 | Des zweyten Buchs viertes Capitel. 


mit feinen Pfoten aufgeſcharret Habe. Eben diefer Yelianus gedenkt auch) von einem andern Tempel bes 
Apollo auf der Inſul Glarus, wohin niemalen ein giftiges Thier gekommen. Auch wird erzehlet, 
daß zu Curidium viele Hirſche, wann fie von den Hunden verfolger wurden , ihre Zuflucht zu dem Tempel 
bes Apollo, der in dem dajigen Wald lag, genommen, weil die Hunde fich nicht getraueten , denfelben fo 
dann weiters nachzufegen, fondern zuruck blieben, fih um den Wald ftelleten und das Wild anbelleten; 
da inzwifchen diefe Hirſche in dom Wald frey und ohne Gefahr auf der Wende herum giengen, Mehr bes 
agter Aelianus gibt auch vor, daß fich alle Fliegen an den Olympiſchen Spielen von felbft über den 
luß Alpheus zuruck begeben haben. Gleicher Weife lag auf dem oberften Gipfel des leucadiſchen Borges 

birgs ein Tempel des Apollo, Actius , alwo fie auf ein gewiffes Feſt ‚ welches diefem Gott zu Ehren ‚mit 
tanzen und fpringen gefehret wurde, den Fliegen zu Gefallen einen Ochfen oder Stier zum Opfer fchlachtes 
ten, auf welchen dieſes Geſchmeiß mit groffem Ungeſtuͤmm zufloge, und ſich von deffen Blut ganz dit und 
ſatt foffe ; die olympifche Stiegen aber follen von freyen Stuͤcken zuruct geblieben feyn, aus befonderer Ehr⸗ 
erbietung gegen den Apollo, Gleichergeſtalt erzehle man, daß zu Rom auch ein gewiffer Tempel geweſen, 
dem ſich weder Hunde nöch- Sliegen zu nahen pflegen. Der allerfchönfte und prächtigfte Tempel des Apollo 
zu Rom war derjenige, welcher auf dem pälatinifchen Berg lag. 

$. 9. Latona, die Mutter des Apollo, hatte ihren Tempel auf der Inſul Delus, davon Athe⸗ 
naus eine artige Begebenheit erzehlet. Als Parmenifrus Megapontus, der für den anfehnlichkten in 
feinem Baterland gehalten wurde, ſich einsmals erfühnet hätte, in Die Höle des Trophenius zu ſteigen, 
fo hat er zur Straffe das Vermögen zu lachen verlohren, daß. er von niemand auf einigerley Weife fonte 
zum lachen beivogen werden, Als er hierüber das Drafel des Apollo um Rath fragte : bekam er zur 
Antwort, daß feine Mutter in ihrem Haus das Vermögen zu lachen wieder herftellen würde, Indem nun 
Parmenifcus unter dem Namen feiner Mutter fein Vaterland verftunde : fo gieng er alfobald nach Haus; 
erfuhr aber, daß er nun eben fo wenig lachen fönte als vorhero. Er gieng hierauf nach Delus, und nach⸗ 
dem er alle Merkwürdigkeiten auf der Inſul in Augenfchein genommen hatte, gieng er endlich auch in den 
Tempel der Latona, in Hoffnung, daß er darinn eine vortreff liche Bildſeule dieſer Göttin antreffen würde, 
Weil er aber nur eine fehr fchlechte, von Holz gemacht, fand: fieng er an darüber zu lachen, und merkte 
alsdann, welches der eigentliche Sinn des Orakels gewefen; worauf er denn auch der Satona die gebührens 
de Ehre bewiefen hat. erh — 

$. 10. Obgleich der Natur nad) die Sonne (SOL) und Apollo einerleh zu ſeyn ſchienen 2), fo ift 
doc) jedem ein eigener Dienit, als befondern Gottheiten , geleiftet worden; gleichwie auch eine jede einen 
eigenen Tempel, Altäre und Statuen hatte. Der Gott, Sol, hatte in verfchiedenen Duartieren der Stadt 
Kom einen eigenen Tempel 3) ;- wiewohl nichts mehr davon übrig it, als der bloffe Name, 

$. 11. Dem Kriegsgott, Mars, war aufferhalb der Stadt Rom, auf der appifchen Strafe, ein 
ſehr prächtiger Tempel an einem erhabenen Ort erbauet , der von hundert und ſechzehn Seulen unterftüs 
get wurde, Nach dem Zeugniß des Properz, haben die Kriegsleute, welche unbeſchaͤdigt aus dem Krieg 
gekommen, ihre Waffen in demfelben niedergelegt; und die feindliche Herolden, denen nicht erlaubt war , 
in die Stadt Rom felbit zu fommen, hatten in ebendemfelben ihr Niederlager; man fiehet annoch einige 
Ueberbleibſeln von diefem Tempel. Eben diefer Gott Mars hatte noch) einen andern Tempel von runder 
Form, welcher ihm als Vltori (dem Rächer) geweyhet, und von auffen rings um mit Seulen verfehen war; 
davon Fig, 10, ein Abdruck auf einer Münze des Auguftus zu fehen if. Oben auf der vordern Seite fas 
he man viele Waffen, fo den überwundenen Feinden abgenommen worden, famt den Statuen der alten 
albanifhen Könige und anderer groffen Männer. Fig. 11, ftellet noch einen andern Tempel defjelben vor, 
unter deſſen Eingang ſich dieſer Gott in feiner völligen Ruͤſtung darftellee, mit einem Helm, Panzer , 
Dan , Tr und Schild, Uebrigens hat diefer Gott in Griechenland , Thracien und Phrygien 
viele Tempel gehabt. BR N & 

$, 12, Der Tempel der Bellona ſtunde nahe an den Circo Flaminio; und vor dieſem Tempel 
war eine Seule aufgerichtet, bey welcher die Burgermeifter einen Pfeil abſchoſſen, wann irgend einem Koͤ⸗ 
nig oder Volk der Krieg angekuͤndiget wurde. Es iſt dieſer Tempel von dem Appius Claudius Caͤcus, wel⸗ 
cher in dem 457ſten Jahr nach Erbauung der Stadt Rom Burgermeiſter mar, erbauet worden, und hat 
er in bemfelben die Waffen feiner Vorfahren, ſamt ihren Bildnuͤßen, aufhängen laffen. In eben diefem 
Tempel haben aud) die, welche einen Sieg über die Feinde erhalten hatten, Triumph halten dürfen, 
Auch) hielten ſich die fogenante Fanatick, von denen ünten mit mebrerem wird gehandelt werden, in Dema 
felben auf, und hatten diefe in demfelben eben dergleichen Dienft zu verrichten, welcher der Pythia zu 
Delphis, und den Prieftern der Cybele, zu beforgen aufgeleget war, 


$. 13 
») Man fehe die diflertationes fo Tillader gefamlet, lorum finden wollen; wo ehehin wenigſtens ein 
heil 1. bas neunte Cru, Obelifous gelegen, mit der Anfichrift ; Soli far 

9) Einige haben Ueberbleibfel davon in colle Hortu⸗ rum, 























Br re] 


TINTEN HRTETTRTENENTENTEIN EHRE TETEENME N — 





— 
——— 
NEIN ER — 
DET N ET ID) ER 


/ 7 


; 7 
AR: 7: DZ % 2, Pd 
7 ni EL / 














EYMENE N / 
SG 
Ze 


NMummaus, 














+ 


a Templın: Mönerve Aller SEE; — 

— SE : © Ahenis.z Jemplum Diane Öphesine.3.Iemplum Hercubs. 4. Jemplum_ 
—— —0—— 5.Jemplum Fortune Trencftinee.6.Templum alıud Fortune. z7.Pacies ın- 

terna temph Facts . 
























Von den Tempeln einiger beſondern Götter. 135 


$. 13. Mercurius hatte feinen Tempel zu Rom, nahe an dem capenifchen Thor ; der aber nur 
bem Namen nad) befane ift. Ein anderer Tempel deſſelben lag an dem Circo Maxime, unten an 
dem aventinifchen Berg, welcher auf vier Hermis oder Terminis, an ftatt ver Seulen, ruhete. Viel—⸗ | 
leicht ift es ebenderfelbe, Davon wir Fig. 12. einen Abdruck ſehen, wie ſich folher auf einer Münze des 
M. Aurelius befinder; da Mercurius mit feinem Herolösftab auf einem Altar ſtehet, über ihm aber in | 
dem Hauptgefimfe ein Widder 4), Hahn und Beutel zu fehen; woraus man deutlic) erfennet, daß diefer - | | 
Tempel dem Mercurius geweyhet gewefen. ! | | 
‚14 Der Göttin Minerva waren nicht nur zu Rom, fondern auch in Griechenland hier und da 
Tempel erbauet. Der prächtigfte fteht noch wirklich zu Athen 5), und iſt von ven Türken zu einer Mo— 
ſchee gemacht worden. Die Abbildung beffelben ift Tab, XLVII, Fig. 1. zu fehen; woraus erhellet, daß Tab. 
derfelbe noch einmal fo lang, als breit gewefen. Vor dem Eingang deffelben ift ein bedeckter Gang, der XLVIb 
auf acht Seufen ruhet, und eben fo viele fiehet man auch von auſſen; meil diefer Gang rings um den 
Tempel herum gehet, ſo iſt er zu derjenigen Art zu rechnen, welche Dipteros genennet wurde, Zu bey Y 
ft den Seiten zehlet man fiebenzcehen Seulen, warn man diejenige, welche auf den beyden Ecken ftehen, dar⸗ 
f zu zehlet. Es find diefe Seulen von dorifcher Ordnung, mit Zroifchenftäben gezieret, aber ohne Poftes 
e “menten, worauf diefelbe fonft zu ftehen pflegen; und find wol die herumlauffende Stuffen, an ftatt diefer 
’ Poftementen, angeleget, Diefe Seulen haben zwey und vierzig franzöfifche Schuh in der Höhe, und find, 1 
7 wo fie am ftärfften find , fiebenzehen und einen halben Schub did, Das ganze Gebäude hat, ſamt dent | 
bedeckten Gang, zwey Hundert und achtzehen Schub in der Sänge, und acht und neunzig und einen halben 
Schuh in der Breite. Bey dem Eingang des Tempels ift gleihfam ein Borfaal, welcher ohngefaͤhr den 
dritten Theil dieſes Gebäudes ausmacht , und wenn man diefen Vorſaal ſamt dem bedeckten Gang von | 
der Gröffe abzieher ; fo ift der eigentliche Tempel annoch hundert acht und funfjig Schub lang, und 
famt der Dicke der Mauren , fieben und fechzig Schub breit. Der Tempel felbit it, ohne den | 
Borfaal,neunzig Schuh lang 5; wann man mun fechs oder fieben Schuh dazu rechnet , um Dies | 
fes Maaß nad) dem athenienfifchen Maaf, in welchem jeder Schub ohngefaͤhr einen Zoll Fürzer iſt, | 
als das unferige ‚ einzurichten, und drey bis vier Schuh für die Dicke der Mauer rechnet, fo kom— 
men für die ganze Laͤnge hundert athenienfiſche Schuh heraus; daher die Athenienſer dieſen Tempel auch 
Heeatompedon, d. i. das Gebäude von hundert Schuhen, zu nennen pflegen, Der obere Theil von 
der vordern Seite, "war mit vielen Bildern ausgezieret, welche, fo dick als fie waren, erhaben gewefen, als 
ir ob fie von auffen daran geheftet wären; und waren vortrefflich ausgearbeitet , auch in natürlicher Lebens— 
" groͤſſe. Panfanias gibt vor, daß dadurch die Geburt der Minerva fey vorgeftellee worden. Zu faces 4 
daͤmon war ein berühmter Tempel eben dieſer Göttin, welcher Chalcioecos, (d. i. das eherne Haus) ges | 
nennet wurde; weil er, nad) dem Zeugniß des Suidas, entweder ganz von Metall verfertiget , oder von 7 | 
den Chalcidenſern auf der Inſul Euböa erbauet war; unter welchen beyden Meynungen Die erftere der 
anbern bestvegen vorzuziehen iſt, weil auch Cornelius Nepos, Kivins, Plursechus, Paufänias, 
| und andere mehr, vorgeben, daß derfelbe ganz ehernen gewefen. Auguftus bat ihr einen gleichfoͤrmigen 
4 Tempel, aber nicht von gleicher Materie, zu Rom erbauen laffen. Aelianus gedenkt noch eines andern 
Tempels, welcher der Minerva Iliadi gewidmet geweſen, in welchem etliche Hunde erhalten wurden, die 
allen Griechen, fo dahin gekommen, mit Bewegung ihres Schwanzes geliebkofet , wann aber andere | 
Fremde dahin gekommen, diefelbe angebellet; das dem Aelianus eber zu glauben ift, als viele andere | 
Erzehlungen, von mancherley abentheurlichen Begebenheiten, Dann es war wohl möglich, Daß man die | 
aan abgerichtet, daß fie die Griechen vor andern, an der Kleidung und Geberden, unterfcheiden | 
erneten. 
§. 15. Die Göttin Diana hatte aller Orten, wo das Heidenthum ausgebreitet war, eine groſſe | 
Menge Tempel, ‚ Derjenige, welcher an Gröffe und Pracht alle andere übertraf, war der zu Ephefus. | 
Daher er auch mit unter die fieben Wunderwerfe der Welt gerechnet wurde. Plinins (XXXVI, 14.) erjehs 
let, vaß ganz Aſien zwey Hundert und zwanzig Jahr lang daran gebauet Habe ; und an einem andern Ort vera 
geöffert er dieſe Zahl bis auf vier hundert Jahre, Er foll an einem fumpfigten Ort erbauer gewefen feyn, 
damit er vor Erdbeben fiher feyn, und nicht irgend einen Riß bekommen möchte. Damit aber eine ſo | 
ſchwere daft dennoch auf einem veften Grund ftehen möchte, machten fie unten ein Bert von zufammen ges | 
ftampften Kohlenftaub und Wolle, Der ganze Tempel hätte in feiner tänge vier hundert und fünf und | 
zwanzig Schub, in ber ‚Breite aber zwey hundert und zwanzig. Es ruhete derſelbe auf hundert und fies 
ben und zwanzig Seulen, welche eben fo viele Könige fegen laſſen, deren jede fechzig Schub hoch war. | 
' Unter diefen waren ſechs und dreyßig fehr Eünftlich ausgebauen, deren eine der berühmte Scopas foll 


verfertiget haben. Der Baumeifter, welcher den — angegeben hatte, hieß Cherſiphron. 
2 allera | 
| 











4) Siche oben Seite 41. Anm, 2. wo Phorbas ge ° 5) © Whelers Reifen, 
lefen werden muß, für Phoͤbas. 














136 Des zweyten Buchs viertes Kapitel. 


allerwunderbarſte aber unter allem war wol, daß man fo groſſe Seulenknoͤpfe in die Höhe bringen koͤn 
nen. Es foll diefer Baumeifter die Sache alſo möglid) gemacht haben, daß er groffe lederne Saͤcke, mit 
Sand angefüllet, unter die Capitalien der Seulen gelegt; die unterften Saͤcke immer nad) und nad) aus- 
geleeret , daß alfo es ſich alles auf einander fegen muͤſſen. Die meifte Mühe foll ihm die Oberſchwelle 
über dem Eingang gemacht haben; weil fie von einer: ganz aufferordentlichen Gröffe und Schwere war, 
und auf diefem Unterlager ſich nicht bequemen wollen. Nachdem er aber ſich darüber lang geängftiger, 
und ſich endlidy aus Ungedult fo gar das Leben nehmen wollen, foll ihm bey Nacht die Göttin felbft erfchies 
nen feyn, und ihn ermahnet haben, gutes Muths wieder zu/feyn; indem fie den Stein fchen gepaſſet 
habe; weldyes ev aud) Tags darauf fo gefunden, daß Die Schwere fic) felbft geholfen Haben mochte, Das 
Dad) diefes Tempels ift von Cedernholz geweſen. Plinius thut an einem andern Det (XIV, 1.) Er⸗ 
wehnung von einem andern Umftand , der faft unglaublich vorkommen muß, daß man auf diefen Tems 
pel durd) eine Treppe fteigen müffen, die aus einem einigen Weinſtock verfertigee gewefen; dergleichen auf 
der Inſul Cyprus fehr hoch und dit würden. Nun iſt zwar nicht zu leugnen, daß die Weinftöce an mans 
chen Orten fehr in Die Hohe wachſen und dicke Stämme befommen; wie: dann nod) heut zu Tag in der 
Domkirche zu Ravenna die groſſe Thüre aus langen und dicken Brettern beſtehet, welche von Weinholz 
gefchnitten worden; allein, was will diefes gegen eine folche Treppe beiffen, welche wenigftens achzig 
Schub lang feyn mußte; fintemal nur allein die Seulen, ohne den darüber herliegenden Architrab, und 
andern Theilen des Hauptgefimfes, an fich fechzig Schub lang waren. Uebrigens ſiehet man noch auf den 
heutigen Tag einige Ueberbleibfel von diefem herrlichen Tempel, Die vordere Seite deffelben famt der 
Göttin Diana felbft ift Fig. 2. einiger maſſen vorgeftellet, Man fiehee bier acht Seulen nad) dorifcher 


Ordnung, deren jede, nad) dem oben angeführten Zeugniß des Plinius, ſechzig Schub lang foll gewefen 


feyn. An dem. untern Theil, über dem Fußgeſims, fiehet man verfchiedene Zieraten , die man anderswo 
nicht wahr nimmt; gleich wie auch oben, über dem Architrab, ein ungewöhnlicher Zierat von groß und Fleis 
nen Circulbögen zu fehen ift, Die Diana ſtehet in der Thüre, und bat einen thurnformigen Auffag ; 
und ftüger ſich mit beyden Händen auf zwey eiferne Stäbe ; unten ftehen zwey Hirfche , welche einander 
den Rücken zudrehen. Zu beyden Seiten ihres Haupts ſtehet die Sonne und der Mond 6). 

$. 16. Unter allen Tempeln der Venus war Feiner herrlicher und berühmter , alg der ihr zu Eh⸗ 
ren von dem Agenor zu Paphus, auf der Inſul Cypern, erbauet worden. Vor dem Eingang deſſelben ſoll 
ein groſſer Platz oder Vorhof geweſen ſeyn — auf welchen es niemalen geregnet, ob er gleich unter dem 
freyen Himmel lag. Zu Rom hatte dieſe Goͤttin viele Tempel, unter welchen derjenige, welcher der Bes 
nus, mit dem Beynamen Gemitrix, gewidmet gewefen , der vornehmfte war ; Caͤſar rühmete ſich, 
daß fein Vater Julus, den Achiſes mit dieſer Venus gezeuget, von ihr gebohren worden, mithin er fie 
als feine Stammmutter anfehe. In diefem Tempel ftunde eine überaus fchöne Statue der Benus, welche 
dem Cäfar von der Cleopatra foll gefandt worden feyn , gleihwie Cäfar eben diefer Cleopatra Bildfeule nes 
ben jenes Benusbild hat ftellen laffen. Adonis hatte gleichfalls feine befondere Tempel nicht nur zu Bes 
rytus, fondern auch anderswo. Nach dem Zeugniß des Aelianus war ein befonderer Tempel des Adonis 
zu Elhmais, wofelbft einige Loͤwen unterhalten worden , welche vermaffen zahm gewefen, daß fie den Men 
ſchen recht geſchmeichelt, und wann diefe affen , ordentlich an ihren Tifch gekommen find, und die Speifen, 
fo man ihnen gereicht, mit einer Art von Beſcheidenheit genommen, 


Das fünfte Capitel. 


Von den Tempeln der uͤbrigen Goͤtter und Goͤttinnen, des 
Hercules, Bacchus, Faunus, Pan, Silvanus, der Flora ic. 
. I. | 


ercules hatte ſowohl in Griechenland und zu Nom, als in Gallien und Spanien, wie auch anders» 
wo, viele Tempel; fintemal fic) feine Verehrung, nad) dem Zeugniß des Plinius, bis Bad der 
oſtindia⸗ 


6) 


Eine genauere Belchreibung biefes Tempels, nad) 
den alten Schrifftitelleen, mit einer fehr überlege 
ten Ausmeffung, bat der Marquis und Profeflor 
zu Padua Poleni, in den Schrifften der cortonis 
fahren Academie 1744. herausgegeben ; womit die 
Anmerkungen eines ungenanten, im Journal des 


Sauans 1745, im eptember zu vergleichen, der 
an ftatt 127. Säulen, nur 76. im Plinins lefen 
till; nebft den Gegenanmerkungen in eben dem⸗ 
felben Journal 1748. des Monats Julius; wo—⸗ 
durch ſowol die Vorſtellung dieſes, alg auch andes 


ver Tempel, erleichtert werben fan, 








nn — — 


Don den Tempeln des Hercules, Bacchus, Faunus ic. 137 


oſtindianiſchen Inſul Taprobane ausgebreitet. Unter andern hatte er zu Tyrus einen ſchoͤnen Tempel, das 
von Plinius rühmer, daß er darinn einen Pfeiler gefehen babe, welcher ganz aus einem Smaragd ges 
hauen gewefen; wiewol leicht zu vermuthen , daß es fein Achter Smaragd, fondern erwa eine Art von 
Jaſpis gewefen, Zu Rom ftunde ein Tempel des Hercules vor dem collinifchen Thor , und ein anderer 
nahe an der Tiber. in anderer Tempel des Hercules, welcher an dem Circo Haminio ftunde, hatte 
folgende Auffchrift, Templum Magni Herculis Cuftodis CirciFlaminii,, d. i. der Tempel des groſſen 
Hercules, des Befchügers der flaminifchen Rennbahn. In eben diefem Circo war nod) ein anderer Tems 
pel des Hercules Mufageres, oder des Hercules der Mufen, von dem bereits oben Meldung gefcheben iſt. 
Noch ein anderer Tempel ftunde auf dem Viehmarkt, der rund, und Dem Hercules Bictor geweyber war, 
in welchen, nad) dem Zeugniß des Plinius (X, 29.), weder Fliegen nod) Hunde Famen ). Ueber .die 
Hunde darf man fich hier nicht verwundern, weil man diefelbe mit leichter Mühe gewehnen konte, daß fie 
fih zuruck hielten. Daß aber aud) Feine Fliegen in diefen Tempel follen gekommen feyn, mag wohl ein 
erdichtetes Abeneheuer feyn , und verdienet eben fo wenig Glauben, als warn Plintus aud) behauptet, 
daß es in dem Vorhof des Tempels der Göttin Venus zu Paphus niemalen gevegnet Habe. Bon feinem 
diefer Tempeln aber ift annod) etwas übrig, Plinius gedenft noch eines andern Tempels des Hercules, 
welcher zu Cadir erbauet war, wo die berühmte Seulen der Hercules zu fehen waren. Fig. 3. ſehen wir 
den vordern Theil von einem andern Tempel deffelben, wie er auf einer gewiffen Münze vorgeftellet wird; 
es ftehet Hercules in dem Eingang mit feiner Keule, die er in die Höhe hebet. Diefer Tempel ftunde zu 
Erythris, und hat zwar nur vier Seulen: es ift aber zu glauben, daß mit Fleiß etliche Seulen weggelafs 
fen worden, um zur Borftellung der Bilbſeule des Hercules defto mehr Raum zu finden, Die Griechiſche 
Ueberſchrift deſſelben iſt Poudpasov im sralnysd TI Aldis Arlsras10ß; d. i. Erythraͤiſche Münze, als Publius 
Aelius, zum zweyten mal da Prätor war. 

9 2. Bacchus hatte ſowol in Griechenland, als zu Rom, viele und mancherley Tempel. Unter 
andern Funde einer auf der Inſul Samus, von welchem Plimus (VII, 16.) folgendes erzehlet Ein 
>» Mann von der Inſul Samus , Namens Eipis, fuhr zu Schiff nach Africa ; und als er bey feiner Anz 
„ lendung an dem Ufer eines groffen Söwens gewahr worden , der feinen Rachen meit auffperrefe, nahm 
», er bie Flucht, ſtieg auf einen Baum , und rief den Bacchus um Huͤlfe an; wie man dann niemalen 
„ernſtlicher betet, als wenn man feine Hülfe vor ſich ſiehet. Ob nun gleich der Löwe ihm leicht hätte 
„ ergreiffen koͤnnen, fo that er eg doch nicht, fondern legte fich unter den Baum, und fahe den Mann 
„ mit aufgefperetem Nachen fehr erbärmlich an. Er hatte ein Bein zwiſchen den Zähnen ſtecken, welches 
„ Ihm groffe Schmerzen machte, und fund, weil er deswegen nichts freffen Fonte, in Gefahr Hungers 
» zu flerben ; Deswegen er diefen Mann ſehr klaͤglich anfahe, als ob er ihm feine Noch ſtumm entdecken 
„» molte. Meil aber der Mann dem Sören anfangs nicht allerdings trauete, blieb er auf dem Baum fir 
» Gen. Cnolic) ftieg er herab, und zog dem Löwen, derihm zu dem Ende den Kopf von felbft in Schoß 
» ‚geleget hatte, das Bein aus den Zähnen; dargegen diefer Löwe fich befonders dankbar erwirfe: indem 
» ER: diefem Mann, fo lang das Schiff dafelbft vor Anker lag , taͤglich etwas von feinem Raub zur 
» Speife brachte. „, Eben deswegen hat diefer Elpis hernach dem Bacchus zu Ehren einen Tempel auf 
der Inſul Samus erbauet welchen die Griechen denach, zum Andenken diefer Begebenheit, xeymörn: Aus- 
vuso, d,i. den offenen Rachen des Bacchus, zu nn pflegten. In Nom ſtuͤnden etliche Tempel, ſo 
dem Bacchus gewidmet waren, einer auf dem cälifchen Berg, der andere in dem Pallaft des Auguftus, 
und der dritte nahe bey dem Circo Maximo. i 

Ge 3. Der Tempel des Saunus flunde zu Nom nicht weit von der runden St. Stephans / Kirche, 
oder vielleicht gar auf eben dem Platz 2), wo diefe StephanssKirche nunmehr ftehet. Aelianus fchreibe 
in feiner Hift, Animal. Lib. XI, c.6. daß in Arcadien, an einem gewiſſen Dit, Namens Aula, ein Tem⸗ 
pel des Pan geftanden fen, zu welchem die Thiere ihre Zuflucht genommen; alfo, daß wann irgend ein 
reiſſender Wolf ein Thier verfolget,, und daffelbe nach diefem Tempel gefloben , er fogleich zuruck geblieben, 
und demſelben nicht weiter nachgeſetzt. Der Gort Sılmanus war unter den Griechen nicht fo befant , 
” zu Rom, wofelbft er unten an dem viminalifchen Berg, und oben in den Gärten des aventiniſchen 

ergs zwey beſondere Tempel hatte, Der Tempel der Flora lag bey oder auf einem Circo, der gleich» 
falls von ihr den Namen führer; und weiß niemand, was für eine Öeftalt er gehabt, f 

$. 4. Efculap hatte in Öriechenland und in Afien verfehiedene Tempel. Der zu Epidaurus war 
dor andern berühmt; obwohl von feiner eigentlichen Geſtalt nichts gewifles Fan angezeiget werden. Als 
einsmals zu Rom die Peft beftig graffivet, fchickte der Kath eine Gefandfchafe nad) Epidaurus, um den 

tt der Arzeney nad) Nom zu holen. Diejenige, ae Gefandfchaft anvertrauet war, brachten 


* 


* 


m eine 
») Bei er bie Gottheit Muaypos fiber bie F Keule gefürchtet. Es durften auch Feine Knechte 
; eos wider bie Fliegen ge \ Es 
ten; bie Hunde aber fich fü oder Frepgelaffene hinein, 
die H ſich für der aufgehenkten ee a 





























18 . Des zweyten Buchs fünftes Capitel. 


eine groffe Schlange, an ſtatt des Efculaps mit nach) Rom, die fich auf der in der Tiber gelegenen In⸗ 
ſul von ſelbſt ihren Sig oder Aufenthalt erwehlete; es wurde aufeben Diefer Inſul dem Efeulap zu Ehren 
ein Tempel erbauet, welcher in folgender Zeit fehr berühmt wurde ; indem alle und jede Kranke zu dem» 
felben ihre Zuflucht nahmen. In dem XVI. Jahrhundert fahe man von diefem Tempel annoch einige 
Ueberbleibfeln, ohnfern der St. Bartholomäi» Kirche, und ſcheinet es, daß diejenige, welche den Plan und 
Vorftellung diefes Tempels verfertiget haben , eben diefe alte Mauren zu ihrem Fundament gebraucht has 
ben. Fig. 4. ſehen wir die ganze tiberiniſche Inſul, welche mit lauter Quaterſtuͤcken eingefaßt war ‚ die 
Geſtalt eines groffen Schiffes hatte, und, weil fie zwiſchen zweyen Flüffen lag, Mefopotamia genennet 
wurde. Db die Darauf ftehende Tempel etwa auch die Form eines Schiffs gehabt haben, laſſet jich nicht 
gewiß ſagen; vielmehr iſt gar wahrfcyeinlich, daß mandye Künftler , welche einen Plan oder Vorftellung 
eines Gebaͤudes aus dergleichen alten Ruinen aufzunehmen ſich bemühet haben, die Stücke, welche ganz 
verfallen und nicht mehr Fenntlicy waren, aus ihrer eigenen Phantafey erfeget haben; weil fie dergleichen 
Gebäude den tiebhabern lieber ganz und vollfommen, als verftümmelt , aber richtig, vor Augen ſtellen 
wollten. Auffer diefem hatte Efeulap noch einen andern fehönen Tempel in ven Thermis des Irajans ; 
davon aber nicht das geringfte mehr übrig iſt. Alle diefe Tempel wurden befonders dadurch berühmt , 
‚weil die Kranken häuffig dahin kamen, um ihre verlorene Öefundheit zu erlangen; manche blieben fo gar 
darinn über Nacht, und warteten auf alleriey gute Traume, die fie im Schlaff befommen möchten, So 
diele nun von ihren BefchwerlichFeiten und Krankheiten befreyet wurden, die breiteren folches aller Orten 
aus; da hingegen von denen, die Feine Hülfe fpüreten, Leine weitere Srage gewefen ift, 

$ 5. Die Hygiea, oder Göttin der Geſundheit, iſt fo wohl in Griechenland, als zu Nom ‚ in ho⸗ 
hen Ehren gehalten worden, und hatte auf dem quirinalifchen Berg ihren befondern Tempel, der aber 
Durch die Linge der Zeit gaͤnzlich verfallen ift. Es ift aud) Fein Zweifel, daß nicht auch Telesphorus, 
der Gott der Gefunden, feinen befondern Tempel gehabthabe, zumal zu Pergamus, wo er infonderheie 
verehret wurde. Die Göttin Juventus (die Jugend) hatte ihren Tempel zuXom in dem Circo, 

$. 6. Die Göttin Roma wurde von den Roͤmern gleichfalls unter einer menſchlichen Geſtalt ver— 
ehret; und dieſes nicht nur zu Rom, und in andern Städten, ſondern fo gar auch in Griechenland. Zu 
Kom war der Tempel der Göttin Roma und Venus beyfammen, die mit einander zufanmen bingen ; 
allein es ift nichts mehr davon übrig, Eben dergleichen Tempel kunde auch in der Stadt Mylefa, in 
Carien, auf der Küfte von klein Ajien, an welchem folgende Ueberſchrifft in griechifcher Sprache zu leſen 
war: Populus Imperatori Caefari , Diui Caefaris filio , Pontifici Maximo et Dese Romae, 
Die Eulen, auf denen er rubete, waren von jonifcher Ordnung und geſtreift, oder mit Zwiſchenſtaͤben 
gezieret; gleichwie aud) die Haupt » und Fuß-Geſimſe mit befondern Zieraten verfehen waren; infonder- 
heit aber war der Frieß an dem Hauptgefimfe mir Zirbelnüffen und Blumen gefchmückt, 

$. 7. In Griechenland hatten die beyde Brüder Caſtor und Pollur, welche mit einem Namen 
Dioſcuri genennet werden, auch ihre befondere Tempel Cs gedenfen aud) viele Schrifftfteller ‚daß 
fie auch zu Rom auf dem Markt ehedeſſen einen groſſen Tempel gehabt haben, niemand aber kan deſſen 
eigentliche Geſtalt beſtimmen. Nicht weniger ſoll auch ein Tempel des Caſtor auf dem Circo Flaminio 
geltanden feyn, welcher Drt vermuthlich deswegen erwehlet worden, weil Caſtor fuͤr einen guten Reuter 
gehalten wurde, und er deswegen über den Wettlauf der Pferde die Aufſicht Haben folte. Die Mutter 
diefer beyden Brüder foll Nemeſis geweſen feyn, welche in Öriedyenland, und zwar infonderheit zu 
Emyrna, auc ihren Tempel gehabt. 

§. 8. Unter allen Gottheiten war feine , welcher zu Rom mehrere Tempel find erbauet worden, 
als die Dea Fortuna, oder die Glücks, Born. Sie hatte erftlich auf einer Anhöhe des Capitols 
einen Tempel neben dem fogenanten Jupiter Tonans; und fodann einen auf dem römilcyen Markt, mwels 
chen Servius Tullius hatte erbauen laffen, darinn eine hölzerne Bildfeule diefer Görtin geftanden, von 
welcher erzehlet wird, daß diefelbe, daeinsmals der ganze Tempel im Rauch aufgegangen, ohnverſehrt 
geblieben. Nebſt diefem fahe man noch viele andere Tempel, welche ihr unter den verfhiedenen Namen 
Fortunae Fauentis, Muliebris, Viriplacae, Seiae, Liberae, Statae, Reducis, Primigeniae, No- 
uae, Huius Diei, Equeftris, Dubiae, Malae, Paruae, Bonae etc, erbauer worden; und ik fein 
Wunder , daß diefelbe zu Rom in hohen Ehren gehalten worden, weil man fie für die Borfteherin aller 
zeitlichen Güter und Ehrenaͤmter gehalten hat; daher ein jeder fich um derfelben Gunft zu bewerben fuch» 
te. Eben daher ift es gefommen, daß ihr zu Ehren viele Altäre und Tempel errichter wurden, welche theils 
von ihren Urhebern, theils von den mancherley Vortheilen, welche man von diefer Göttin erbitten mwols 
fen, fo viele befondere Namen empfangen haben. Allein von allen iſt nicht dag geringfte mehr übrig; 
und warn gleich hier und da einige Ueberbleibfel angegeben werden, fo beruhet doch) alles, was man das 
von fagt, auf lauter Murhmaffungen. Es war aber noch ein anderer Tempel diefer Göttin, der in als 
ten Zeiten vor andern berühmt ‘war; nemlich der Fortunae Praeneftinae, oder zu Praeneite, in dem 

ehema⸗ 














Von den Tempeln des Hercules, Bacchus, Faunus, Yatt, ic. 139 


ehemaligen Latio, welcher Ort heut zu Tag Paläftrina genennet wird. Es war diefer Tempel von einer 
ganz ungewöhnlichen Geftalt, und mehr einem Schauplatz ähnlich, welches die Urheber deffelben nicht ob« 
ne bejondere Urfache mögen gethan haben, Es war nad) der Meynung der Alten , das Gluͤck ‚ welchen 
fie den glücklichen und unglücklichen Ausgang alfer Begebenheiten beymaſſen gleichſam ein beſtaͤndiger 
Schauplatz und Schauſpiel; welches dann die Urſache mag geweſen ſeyn daß fie dieſen Tempel in ſolcher 
Form angeleget haben; ſintemal alle die Handlungen und Begebenheiten welche auf den Schauplaͤtzen 
pflegen vorgeſtellet zu werden, als ſo viel beſondere Wirkungen des Gluͤcks oder Schickſals, angeſehen wur⸗ 
den, Die völlige Geſtalt und Umfang dieſes Tempels ſehen wir Fig.7. Ganz oben ift ein breiter Platz, 
der auf gewiffen Seulen , weiche in Form eines halben Circuls herumgefeßer find ‚ rubet, worauf bie 
Bildfeule der Fortuna mag gejtanden feyn. Don dannen gieng man durch zwölf Stuffen herab auf einen 
grofen vierecfigten Plaß, der unter jenem lag, und gleichfalls mit Seulen und Schwibbögen umgeben war, 
mie ohngefähr die fogenante Ereußgänge in den Elöftern gebauet find. Auſſer diefen innern Plägen waren 
noch verfchiedene äuffere Vorhoͤfe, zu denen man nicht auf Stuffen gienge, in deren erftern, gleid) unter 
vorgedachtem groffen vierecfigten Platz, zwey Palläfte zu beyden Seiten angeleget waren, deren einer Das 
filica Cornelia, der andere aber Bafılica Aemilia genennet wurde. Von diefem Platz, an deffen beyden 
Seiten erfibefagte beyde Palläfte ftunden ‚ gieng man noch) weiters herab auf einen andern Platz, der, wie 
der vorige, unter freyem Himmel ftunde, und gleichfalls zwey Seitens Gebäude hatte, deren eines die 
Schola Fauftina, oder fauftinifche Schuie war, in weldyer diejenige Mägdlein erzogen wurden, welche auf 
Münzen Puellae Fauftinae heiffen; das andere aber der Tempel des Serapis, fonften Serapium genant, 
geweien it, Bon dannen gieng man auf einen weit groͤſſern Platz, an deffen beyden Enden zwey Waſſer⸗ 
behälter waren, darinn die Priefter fich zu baden pflegten, und deren Waſſer vielleicht auch zu Beſpren⸗ 
gung derer, die in den Tempel giengen, wie audy zu mancherley anderm Öebraud) gewidmet war. Dere 
jenige Tempel, den wir Fig. 6. als einen Abdruck von einer Münze davftellen, iſt an der unter dem Eins 
gang stehenden Bildfeule der Fortuna leicht zu erfennen ; dann fie erfheinet unter der Geſtalt einer ABeibs« 
petfon, die in der rechten Hand ein Steuerruder, in der linken aber ein Fuͤllhorn Hält. Auf dem Haupt 
hat fieetwas rundes, fo, nach der gemeinen Auslegung, die Himmels: Kugel vorſtellen fol. Der Tempel 
ſelbſt Hat vier Geulen, und die‘ Ueberfehrife it folgende, im) eAaphu gazinov apyusius Euumiar Aysor, 
d, 1. unter dem Slavius Phificus, dem oberften Priefter der Eumeniſchen Achiver, welche 
ein Volk in Phrygien waren. 
$. 9. Der Tempel des BONVS EVENTVS, oder glücklichen Ausgantzs, war nahe bey den 
thermis Agrippse, und war mit einem geoffen bedeckten Gang verfehen. Die DIE LARES, oder 
Haus» Goͤtter, wurden in Privathäufern verehret, da fie ihre befondere Fleine Kapellen hatten, dariun 
fie verwahrer wurden. Nichts defto weniger hatte man zu Rom auc) einen öffentlichen Tempel, weldyer 
den Laribus Marinis, d.i, den Hausgoͤttern auf der See, gewidmet war.  Kivins erzebler da— 
von, Daß er Kraft eines Gelübdes, welches Aemilius Negillus, da ex gegen den Antiochus zu Held ge;o» 
gen, gethan, ſey angeleget worden, Der Tempel der Matuta lag in dem achten Quartier der Stadt 
Rom. Der Tempel der SPES, oder Hofnung, auf dem Gartens Markt, und ein anderer, der Ihr 
gleichfalls zugehoͤrete, an der Tiber. FELICITAS, oder die &lückfeligkeie, batte nur einen einigen 
Tempel, zu Rom. "Der Tempel der LIBERTAS, oder Freyheit, lag auf dem Aventinifchen Berg, und 
iſt von den Gracchern erbauet worden , die ihn zugleich mit vielen Gemaͤhlden ausgezierer haben. Eben 
derfelbe hatte ein Borhaus, oder Atrium Libertatis genant, deſſen zum öftern gedacht wird ; indem hie 
Zarentinifchen Geiffel ſich in demfelben aufgehalten , und aud) das Archiv, und Kegifter ver Cenſoren, 
ie nicht weniger die Gefege, nach welden die veftalifche Jungfrauen, die ſich ſchwaͤchen lieffen, verur- 
theilet worden, verwahret wurden. 
» 10. Nunmehro kommen wir zu dem ſehr beruͤhmten Tempel des Friedens , welcher unter alfen 


denen ‚ ‚Die in der Stadt Rom waren, der gröffefte gemefen, und von dem Kaiſer Veſpaſianus auf eben 


dem Plas erbauee worden, wo der bedeckte Gang von dem gäldenen Haus des Nero war. Wie von die 
Ei zempel annoch viele Ueberblelbſeln vorhanden find: fo hat man ſich im ſechzehenden Jahrhundert viele 
Nuͤhe gegeben, einen ordentlichen Plan und foͤrmliche Geſtalt deffelben zu entwerfen, Es ſoll biefer 
Tempel, nad) dem Zeugniß des Serlius , welcher den Riß Davon an dem Ort ſelbſten, wo er geitanden, 
gemacht zu haben feheinet, drey hundert und fünfzig Schub lang , und zwey hundert und funfjig Schuh 
breit gemefen ſeyn. Die Lange des bedeckten Gangs war von zwey hundert und vier und vierzig Schub ; 
die Breite aber von dreyffig, An der vordern Seite ftunden vor erſtbeſagtem Umgang annoch acht Seus 
len (andere geben nur fechfe an), welche ungemein dick und hoc) follen geweſen ſeyn. Und was fonften bey 
den alten Tempeln nicht gervößnlich war, dag fahe man an diefem, nemlich, Fenſter; welches vielfeiche 
darum gefhehen war, damit, weil er inwendig fehr groß und weit war, doc etwas Sicht von auffen ein: 
fallen möchte, Es iſt demnach fein Wunder , wann Be bey Befchreibung der vornehmften Zievas 

m 2 E then 








140 Des zweyten Buchs fechftes Kapitel, 


then der Stadt Kom, auch diefes Tempels erwehnet. Man ſahe indemfelben (fagt er) ein vortreffliches 
Gemaͤhlde von dem berühmten Timanthes, nebft einem andern ‚, worauf Jalyſus vorgeftellet war, 
Gleicher Weife fahe man in ebendemfelben viele fünftliche Statuen von den vortrefflichtten Bildhauern 5 
und zwar unter andern eine fchöne Bildfeule der Venus, von einem unbefanten Künftler, welches Werk uns 
ter den alten Meifterjtücken der Griechen einen billigen Plag verdiene, Auch fahe man dafelbft eine 
Borftellung auf einem fchwarzen egnptifchen Marmor, Baſaltes genant, dergleichen man, was deſſen 
Gröffe anlange, vorher niemalen foll gefehen haben, worauf der Fluͤß Nilus zu fehen war, an deffen Ufer 
fechjehen Kinder mit einander fpieleten ; als durch welche Anzahl fo viele Ellen von der Höhe des Fluſſes 
follen verftanden werben, wann er bey feinem Austritt am höchften war, Eben dahin ift auch der Raub 
von allem , was in dem Tempel zu Sjerufalem weggenommer worden ‚ gebracht worden, Uebrigens wird 
vorgegeben, daß inwendig der ganze Tempel mit ſtark verguldem Fupfern Blech fen befchlagen gewefen, 
Zu Kriegszeiten wurden alle Koftbarkeiten und Reichthum dahin gebracht, in dem Vertrauen, daß da ⸗ 
felbft alles ficher feyn würde. Allein umter der Regierung des Kaifers Commodus ift der ganze Tempel, 
abgebrannt. Den Grundriß ſamt der Auffern und innern Geftalt des Tempels fan man aus Fig, 7. und 
Teb. XLVlik, Fig. 1. und 2. gewiffer maffen erfennen, dem wir Fig. 3. noch einen andern Tempel auf 
einer Münze beyfügen, 
$. 1, Ob TRANQVILLITAS, ober die Ööttin der Ruhe und Stille, einen befondern Tempel 
gehabt, laͤſſet fich nicyt gewiß fagen , ob man gleich von unterfchiedenen Altaren weiß, die ihr geheiliget 
waren. Nachdem die Römer falt über alle andere Voͤlker fo viele herrliche Siege erhalten haben, fo wäre 
es Fein Wunder , warn fie Diefer Göttin verfchiedene Tempel zu Ehren erbauet hätten. Es foll auch dies 
felbe in dem achten Duartier der Stadt einen Tempel gehabt haben, zwey andere auf dem palatinifchen , 
und einen auf dem aventinifchen Berg; von feinem aber ift Das geringfte mehr zu fehen, 
$ 12. Die Heiden haben nicht allein foldye Wohlthaten des Himmels mit Tempeln und Altäven 
beehret: fondern aud) allerley unglüdliche mögliche Vorfallenheiten. Solcher Geſtalt hatte FEBR!S, 
(das $ieber,) welche die Römer als eine Göttin verehreten, nad) dem Zeugniß des Cicero, ihren befon« 
dern Tempel auf dem palatinifchen Berg, nebft welhem Valerius Maximus annoc von zwehen andern 
Tempeln Meldung thut, welche eben diefer Göttin feyn gewidmet gewefen. Ob der Gott PAVOR, das 
Schrecken, ben die Römer and unter die Götter rechneten, auch einen befondern Tempel gehabt habe, 
wiſſen wir nicht; daß aber zu Lacedamon die Furcht dergleichen gehabt Habe, iſt auffer allem Zweifel, Die 
TEMPESTAS, (dae Werter,) hatte ihren Tempel in dem erften Duartier der Stadt, und war derfelbe 
von dem Metellus zur Dankbarkeit erbauet, nachdem er einsmals zwiſchen der Inſul Eorfica und Sardi⸗ 
‚ nien einen graufamen Sturm und Ungewitter gluͤcklich überftanden hatte. Die Laverna, hatte, als die 
Göttin der Diebe, an Statt eines Tempels, eine Hoͤle, in welche die Diebe ihre geftohlene Sachen zufammen 
zu tragen pflegten. Die NECESSITAS, (die Noth,) und die VIOLENTIA, (die Gewalt, : hats 
ten, nach dem Zeugniß des Paufanias, auf dem Schloffe Yerocovinth auch ihren befondern Tempel, in 


welchen niemand geben durfte, e 
Das fechfte Capitel. 


Bon den Tempeln der Tugenden, welche mit unter die Goͤt⸗ 
teer find gerechnet worden, und andern. 


— 


ie Tugenden hatten fo wohl bey den Griechen, als bey den Römern, ihre beſondere Tempel. Weil 

nun die Tugend und die Ehre insgemein mit einander vergefellfchafter find, fo wurden fie aud) 

zugleich göttlich verehret; fie hatten ihren Tempel nicht weit von den fü genanten marianiſchen 
Monumenten, in dem fünften Duartier ber Stadt; und war derſelbe ringsum mit einem bebecten Gang 
umgeben, Eben diefe beyde Gottheiten VIRTVS und HONOR, hatten annoch einen andern Tempel an 
dem capenifchen Thor. Die Görtin der Treue, FIDES, hatte ihren Tempel aufdem palatinifchen Berg, 
und noch einen andern auf dem capitolinifchen. Der Tempel der FIET NS, oder ereuen Liebe gegen 
GHtt, fein Vaterland, die Eltern und Blursfreunde, ſtunde auf dem Garten. Markt, und iſt von dem 
Acilius Glabrio erbauet worden; der eben dafelbft eine überguldte Bildfeule feines Vaters aufgerichtet hatz 
und zwar foll, nad) dem Zeugniß des Lwius und Valerius Marımus, diefe die erſte Statue gewe⸗ 
fen feyn, die verguldt war, Die Eintraͤchtig⸗ oder Rinigkeit, CONCORDIA, hatte ihren —— 
au 





Job XZLVIH. 


Ä 
4 
4 
E 

HE 


INH HRUSMTANTATEPAHETHTLARNET 


rar 





——— 










































































EDIT 


— Schnographia Jempli Sheis.2. Örthographia enuscdem Jempli .3.Altud Jemplum Pacıs. 


4 ‚Jemplum Divı Antonin: et Do: Faustine. 5 Jemplum.. em1.6. Jchnographia templı 


ignotı ‚Prope Romam si, forma singuları 
w ⸗ 








m — — — u — — — — ⸗ ac cr — ma 
o° 
* 
“ 
. 
Ä 
— — — ———— — 
— — m — a — — — == — ge ne ana ó ———— ZZ — — ae 
























































j 
JR. tl 
zum a 
au ja 
ET 
au IFRM 


aan 
ae 
im 
1.namı muN 
Ali) 
DIL Nk 
rn 
Ki 
miadı 


fr uuuaa 
sa nn Ki " 1 ana 














N. - rn 
2:6 rihographia, tem; 


— oh rotundi elegantisfimi, loco iqmoto posüi.z ‚Jermplum. extra Athen 
uum.3.Ürthogr aphia ternph, N = 
np emausensis. 4: JSchnographia templi e etusdent . 


s. Örtho 
graphia exterwr et interior: Veteris templı Balbecı s. Heliopoleos. 








Yon den Tempeln der Tugenden, umd einigen andern. 141 


— auf einer Anhoͤhe des Capitols, und deſſen bedeckter Gang, welcher noch heut zu Tag zu ſehen iſt, ruhet 
J vornen auf ſechs Seulen. Eben dieſe Goͤttin hatte noch einen andern Tempel in dem Porticu tivia, wie 
auch noch einen andern £leinern auf dem Palatinifchen Berg, welcher von dem €. Flavius erbauet wor« 
' den, nachdem er in Abfiche auf die Vereinigung des Raths mit dem Volk ein Geluͤbd gethan hatte. Es 
—9 hatte derfelbe dieſen Tempel in der fo genanten Graͤcoſtaſi ganz von Erz aufführen laſſen · Die PVDICI- 
4 TIA , (Reufebbeir,) foll ihren Tempel auf dem Viehmark 1) gehabt haben. Die CLEMENTIA, 
% (Guͤrigkeit oder Gelindigkeit) hatte aud) ihren befondern Tempel , der, wie er auf einigen Münzen zu 
— ſehen iſt, vornen auf vier Seulen ruhet. Ja ſo gar der Mond, LVNA, hatte zu Rom ſeine eigene 
17 Tempel, deren einer in dem vierten Quartier der Stadt, ein anderer auf dem Aventinifchen Derg, und 
noch ein anderer auf dem Palatinifchen, gelegen waren; von welchem letztern annoch diefer befondere Um⸗ 
ſtand angemerfet wird, daß er, nad) dem Zeugniß des Varro, die ganze Nacht einen hellen Schein von 
fich gegeben ; ob nun diefes durch ein befonderes Wunder, ober fonft irgend eine heimliche Kunft und R 
Betrug, oder aber aus natürlichen Urfachen gefchehen fen, iſt ungewiß; inzwifchen bies es der Tempel 
der Luna Noctiluca, Des zu Nacht fcheinenden tonds. 
$. 2. Auffer den bisher befchriebenen Tempeln waren annoch verſchiedene andere zu Nom, von | 
welchen kaum annoch die Namen vorhanden find, die auc) bey den Alten nicht fo beruͤhmt, als andere ges | 
wefen find; daher wir dieſelbe hier anzuführen unterlaffen. Doc) ift der Tempel des Antonius und der 
Fauftina 2) bier nicht zu übergehen, welcher heut zu Tag unter dem Namen des H. taurentii in Miranda bes 
kant iſt, davon Fig. 4. die Abfchilderung zu fehen iſt. Dazu fegen wir aud) noch den Tempel des Res 
mus, der heuf zu Tag die Kirche der beyden Heiligen, des Cofmas und Damianus 3) voriteller deſſen 
aͤuſſerliche Geſtalt Fig. 5. zu ſehen iſt. Der Tempel des Romulus ftunde in dem achten Quartier der 
Stadt. FIg.6. geben wir annoch den Grundriß von einem unbefanten , aber ganz befonders eingerichs 
teten Tempel, welchen Serlius gezeichnet hat. 
$. 3. _Diefe find demnach die merfwürdigfte Tempel, welche jemalen in Rom gewefen find ; und in 
den alten Aufſchriften, welche nech heut zu Tag hier und da entdecket werden , wird noch mancher anderer 
gedacht, bie uns vorher nicht find befant gewefen ; wie dann einige in den römifchen Alterthuͤmern hoch» | 
erfahrne Männer behaupten, daf in ältern Zeiten; ehe die heidmiſche Götter abgefchafft worden, an die | 
taufend Tempel, und andere heilige Gebäude und Capellen, in dieſer Stade feyn zu fehen geweſen; welches | 
um fo mehr zu glauben ift, wann verfichere wird ‚ daß blos auf dem Capitolinifchen Berg, der doch kaum 
den dreiffigiten Theil der Stadt ausgemacht hat, an die fechzig dergleichen Gebäude gezehlet worden. 
$. 4. Endlich gedenfen wir annod) einiger Tempel, die zwar nicht in der Stadt Kom, fondern in 
andern Städten und Sandern erbauet worden, und wegen ihrer befondern Bautunſt vor andern verdienen 
angemerkt zu werden, auch zum Theil noch bis auf den heutigen Tag ftehen. Solchergeſtalt geben wir - | 
Tab, XLiX. Fig 1. die Abbildung von einem überaus fehönen runden Tempel, welcher annach gan; Tab. 
vorhanden ift, ie Haube oder die Decke ift viel höher, als fonft gewöhnlich.  Ningsum gebet ein ber XLIX, ) 
deckter Öang von Seulen, corinthifcher Drdnung, welche auf einem hohen fteinern Fundament ruhen; zu 
dem Vorgewoͤlb deffelben fteiget man eine Treppe von zwölf Stuffen ; daher man muthmaffet, daß das 
Fundament des Tempels ganz maffiv, und fo lang und breit, als der ganze Tempel felbit, ſey; dergleichen 
wir oben bey dem Pantheon zu Kom angemerfer haben. Diefem fügen wir Fig. 2. einen andern Tem— 
pel bey, der von dem berühmten Spon vorgeleger worden. Diefer ſtehet auflerhalb der Stadt Athen, 
iſt viereckigt, doch mehr lang als breit, und ift von lauter Marmor aufgebauet. Nach feiner fängehat 
er hundert Schuh, und vier und vierzig in der Breite. Auf dem äuffern und innern Frieß der vordern | 
Geite, ſcheinet der Streit der Centauren mit den Sapithen abgefhildere zu feyn. Uebrigens muthmaͤſſet | 
vorgedachter Spon aus verſchiedenen Bildern , daß diefer Tempel nach der marathonifchen Schlacht fey 
aufgebauet worden, : 
$. 5. ‚Hier ift auch der groffe viereckigte Tempel zu Nifmes, in der franzöfifchen Provinz Langue⸗ 
doc, nicht mit ſtillſchweigen zu übergehen ; ob man gleich nicht weiß, was für einem Gott derfelbe vor 
dieſem ſey gewidmet gewefen, Die Einwohner der Stadt geben zwar vor, daß er von dem Kaifer Hadrias 
nus, feiner Gemahlin Potina zu Ehren, gebauet ; nachgebends aber eine Zeitlang, gleichfam als ein öffent» 
liches Nathhaus fey gebraucht worden; wofelbft die Bürgermeifter, um die bürgerliche Gefchäften abzu— 
andeln, zufammen gekommen ; Fig. 3. und 4: fehen wir fowol den Grundriß, als die äufferliche Ge. 
ſtalt deffelben.. Der vordere Theil ruhet auf fechs Seulen, hintyr deren beyden äufferften noch zwo ande» 
ve ſtehen, welche ben bedeckten Gang, nad) welchem man viele Stuffen fleiget, unterftügen ; die Seulen 


Nu ſelbſt 


| 
| 
| 
3) Neben ara maxima des SGercules, hat Eınilius 3) Wovon noch die Namen in der Auffchrift zu leſen 
fanum pudicitiae Patriciae verrichtet. Man fehe find, * Ort des 
em Ort be 


von den Umſtaͤnden Kivius Buch Io. Cap. 235, 3) Andere fagen, daß diefe Kirche an 
ſt DR Tempels des Kaftor uud Pollır ehe. 


’ 




















Tab. L. 


142 Des zweyten Buchs ſechſtes Capitel. 


ſelbſt find geſtreift, und von corinthiſcher Drdnung ; an dem Capitalgefimfe, und dem Frieß,ift eine vor⸗ 
trefliche Bildſchnißerarbeit aljo, dag man diefes Gebäude für ein rechtes Meifterftück eines groffen Baus 
meifters anfehen Fan. Aufler den Seulen, bie zur Unterſtuͤzung des bedeckten Gangs. gehören, find noch 
andere, welche nur obngefähr bis an ihre Helfte in die Höhe gehen; in der Länge bat diefer Tempel vier 
und fiebenzig Schuh, und in der Breite ein und vierzig , und ſechs Zoll; heut zu Tag Halten die Augu— 
fliner darinn ihren Gottesdienft, 

$. 6. Diefem fügen wir annoch bey den groffen und prächtigen Tempel zu Balbek 4), welcher ans 
noc) heut zu Tag in Syrien zu fehen , und das alte Heliopolis it, So wohl den Grundriß, als die 
äuffere und innere Geftalt defielben hat man zu Paris in Kupfer geftochen. Es bat derfelbe zu beyden 
Seiten Flügel, oder bedeckte Gänge; iſt viereckigt, und zwar noch einmal fo Tang, als breit, indem er 
mit der Treppe zwey hundert Schuh in der fänge, und ſam den Gängen zu beyden Seiten nur hundert 
Schub in der Breite hat, Dornen ftehen acht geftreifte Seulen ‚von edrinthiſcher Ordnung; von wels 
her Art auch die übrige Säulen find, Hinter jenen erſtern acht Seulen ſtehet noch eine Reyhe Seulen, 
welche den bedeckten Umgang unterſtuͤtzen helfen. Nach der fange des Tempels ftehen auf jeder Seite viers 
zeben Seulen; und warn man jene erſtere dazu rechnet: fo ſtehen vings um den Tempel vierzig Seulen. 
Eben fo prächtig, ja noch prächtigen, iſt eben diefer Tempel von innen. Das merfwürdigfte daran ift dies 
fes, daß oben zwey Gewoͤlber übereinander gefeget find, die doch alle beyde nur auf einem Fundament 
ruhen. Das übrige, welches hier weitläuftiger anzuführen für ummöthig erachtet wird, fan man aus 
Tab, XLIX, Fig. 5. und Tab, L, Fig. ı.2. 3. erfehen ; wo man nebſt dem Örundriß die innere und 
äuffere Geftale vor Augen hat, REITER 
97% Bon einer erftaunens swürdigen Groͤſſe fol auch der ehemals ſehr berühmte Tempel zu Cy— 
zicus gewefen feyn; von welchem Xiphilinus an dem Ende der Sebensbefchreibung des Antonius Pius 
alfo ſchreibet: „ Man fage, daß unter der Regierung des Antonius Pius einsmals in Bithynien und 
„ dem Hellefpone ein erfchröckliches Erdbeben gewefen ſey, durch welches viele Städte erſchuͤttert, und 
» zum Theil umgeſtuͤrzet worden; infonderheit aber die Stadt Eyziens nebſt ihrem Tempel, welcher unz 
„, fer allen andern der gröfte und fchönfte gewefen, aber damalen ganz über einen Hauffen geworfen wor⸗ 
„, den. Die Seulen deffelben waren alle aus einem Stein gehauen, vier Klafter dick, und fünfzig El⸗ 
„len hoch, Der Zieraten waren an demfelben ſo viele, daß man fie leichter bewundern, als befchreiben 
‚ Fan. — Se 
; $. 8 Sonft Fommen auf den Münzen und andern Denfmalen noch mancherley Tempel vor, an 
denen aber Fein Merkzeichen zu fehen ift, was für einer Gottheit diefelbe gewidmet gewelen; bey den mei⸗ 
ften ſtehet nicht einmal der Dre, an welchem fie geftanden, Defters fiehet man dabey infonderheit auf 
die Anzahl der Seulen, von welchen die vordern Theile unterftüget find; welche Zahl von zweyen bis auf 
ziwölfe fteiger. Wer übrigens mehrere Grundriſſe und Borftellungen von andern Tempeln zu fehen bes 

gehrt, der kan ſich bey dem berühmten Soria umfehen; welcher ſich die Mühe gegeben, eine 

‚groffe Menge zu ſamlen. 


4) Davon ift mit mehrern und Ausführlich der zwey⸗ berfegung $.171. und folg, nachsufehen. 
) te Theil der ae melthiftorie teutfcher Ue⸗ 9 





Das 




































J } Wand 
KULT 


und a! 
7 er 
. Au — — — — 
LEHE OECD NUT NEIL. 
EL LALTLLNTETETITEIHPTINTNIRTTTTTTTELDTEGEETEINTSTTTTELITTETPERTTTIITTTTTERTETTTITTTTITT GArAEEDGENÄRRINGREERIAGABENDENARRUN ae m me en 
f ——— 


vun 
AEALABECNBHEIAG BGN LUN HONIG LIT TDLTTILEITITITIIFTITTETIITITIEITITE 


PR nn tue 
— HM 


— NENNEN EHRUNGEN LANE 


J 
—A — 





a ‚Ichnographia templi Veteris Balbecı. sive Aehopoleos.2:Orthographia exterior, templi 
A erusdem..z. Gusdem Orthographia interior . 














Rd ER 18 


Bas drittte Bud), | 


Ron den Altären , den mancherley Gefaͤſſen und 


Geräthe, fo bey den Opfern gebraucht worden, wie 
auch von den Opfern felbfi. 


Das erſte Capitel, 
Von den Altaͤren. 





L 
a — — — 


8—. 
— kurzer Abhandlung von den Altaͤren wollen wir folgende Ordnung beobachten; daß 1.) von 
dem Namen der Altaͤre etwas weniges vorkomme; 2.) wie mancherley die Geſtalt derſelben ges 1 
weſen, aus was für Materie fie verfertiget, und an was für Orten fie vornemlich aufgerichiet 14 
worden; worauf wir 3.) verfchiedene Abbildungen derfelben vorftellen werden. | 
$. 2. Ob die beyde lateinifche Worte Ara und Altare, einerley Bedeutung haben, und ohne Uns 
terſcheid eines für das andere gefeßer werden koͤnne, iſt fo gewis nicht zu entfcheiden 1). Einige geben 1 
vor, daß Ara nur einen gewiſſen Theil des Altars bedeute 2); da hingegen andere dieſen Unterſchied mas | 
4 hen , Ara werde von ſolchen Altären gebraud)t , welche von den Ungläubigen, den falfchen Göttern zu 
D Ehren , aufgerichter worden; wann aber von dem wahren GOtt die Rede ift, müffe man ſich des Worts 
Altare bedienen; welche Art zu reden auch in den Schriften chriſtlicher Kirchenlehrer uͤblich ſey. Allein | 
es iſt leicht zu erweifen, daß dieſer Uncerfchied nicht beobachtet worden. Eben fo wenig Gewißheit Hat 
auch diefes, wann einige den Unterfchied anführen, daß bey den Heiden den himmlifchen Göttern, auch 








Bi hohen und über der Erde erhabenen Altären 3), den Göttern der Erden auf und an der Erde felbft, und J 

je den Höllengöttern, in Gruben, fey geopfert worden. 1 

2 $. 3, Die Geſtalt der Altäre war mancherley, Einige waren viereckigt, andere länglicht 4), an— 1 
N dere rund, einige hatten mehrere, anderevoeniger Ecken, manche waren dreyeckigt. In Anfedung ihrer 


Höhe war auc) ein Unterſchied, dann einige waren niedrig , andere aber etwas höher; daß einige dem | 
Hpferpriefter Faum bis an die Knie giengen ; andere hingegen demfelben bis an den Gürtel reichten; ans E 
dere waren noch höher, zumal die runden, daß man bisweilen nicht wohl unterfcheiden Fonte, ob man 
es für einen Altar 5), ober für eine Seule, Halten folle. Es waren einige oben ganz dicht und eben, 4 
Bingegen andere etwas ausgehölet, damit das Blut von dem Opfervieh und andern fluͤſſigen Materien, 
die zum Opfer gebracht wurden, darein flieffen Eonte, 1 
$. 4. Der Materie nach waren fie meiftens von gemeinen Stein, ober auch von Marmor; auch 
findet man, daß einige aus Metall gegoffen waren; weldyes aber fehr felten geſchahe. Herodorus 
gedenft Buch 1. cap. 183. eines Tempels, der ehemals zu Babylon foll geftanden feyn, in welchem nich 
nur die Bildfeule des Jupiter, fondern auch der davor ftehende Altar aus Maffivgold ſey gegoffen gewe— 14 
ſen; auf welchem Altar nur allein ſolche Thiere geopfert worden , welche noch Säuglinge waren. Hier 
und da findet man auch Benfpiele von hölzern Altären, deren einige bisweilen zugleich mit dem Opfer 
find verbrant worden ; dergleichen ohne Zweifel derjenige gewefen iſt, welchen, nad) dem Zeugniß des 
‚Paufanias Buch 9. tapı 3. die Böotier einsmals auf aan Gipfel des Bergs Cithaͤron aus viereckigten 
n 2 Stuͤ⸗ 


3) Feſtus und Servius (über Virgils 5. Ecloge) die Altaͤre des Jupiter und der obern Goͤtter, arae 
umterfcheiden fie. Varro gibt vor , daß ara ans excelfe, Veftae autem, Tellprisque et aliorum „ 
fänglich afa geheiffen, woraus nachher anfa wors depreffae geweſen. Beh den Griechen werben den | 
den. Es ift ihm in Wortableitungen nicht vıel Helden nur iexasay, oder von der Erde wenig ers 


1 u frauen, habene Altäre, den unterirdiſchen Göttern aber , 
E4 ®) die beym Salinus €. 9. Hütte zu haben fcheinet: 





Gräben, Loͤcher in ber Erden, zugeeignet. 


‚ara elt in cacumine, loui dicata; cuius altari- ' 4) Eines bergleichen gebenfet Paufanias , ber ben 


bus fi qua de extisinferuntur etc, für altare, fin; 
bet man auch, altarıum, 

3) Diefer Unterfchied wird gleichwol oft in Acht ger 
nommen; fo meldet Vitruvius, B. 4. €. z. daß 





Parcen gehoͤret hatz viereckigte Fommen oft, run 
de am meiſten, vor. — 

5) Pauſanias meldet von einem Altar des himmli⸗ 
ſchen Jupiters, der 22. Fuß hoch geweſen. 





144 ‚ Des dritten Buchs erſtes Capitel. 


Stücken Holz verfertiget, und, nachdem fie einen groffen Hauffen Reiffig darauf gelegt, denfelben ſamt 
dem Opfervieh verbrennet Haben.  Diejenige, welche reich und wohl bemittele waren, brachten Kühe und 
Stiere 6), Wein, allerley Eöftliches Gewürz, und was fonft gewöhnlich war, zum Opfer; die aber 
von geringerm Vermögen waren , brachten nur Schafe und Lammer. Die Vauersleute, und die auf 
Meyerhöfen wohneren, machten ihre Altäre blos von Nafen 7); welche davon celpititiae oder grami- 
neae, mit einem griechifhen Namen aber: Bunot Aurosidres genennet worden ; weldyes leßtere anzeigt, 
daß fie ohne fonderbare Koften oder Mübe-aufgerichtet worden. Wir erinnern uns hierbey, an jenen 
dreyfachen Altar, der vor diefem zu Rom in dem Tempel des Efculap foll geftanden feyn; und halten da— 
für, es feyn dreh Altäre gemefen , die nahe beyfammen geftanden. Leber das gab es aud) Altäre , welche 
aus einem Aſchenhauffen beftanden ; dergleichen der Altar des Jupiter Dlympius 8) gewefen ift, Bis- 
weilen wurden fie aud) aus gebactenen Steinen aufgerichtet-; welches aber felten geſchahe; folche hieſſen 
lateritiae 9). Cine ganz beſondere Are von Altaͤren war diejenige, Deren Euſtarthius über des Homers 
Iliad. 8. gedenfer, die aus den Hörnern gewiſſer Thiere zufammen geſetzt waren ; wie dann felbjt Apollo 
ehemals zu Ephefus, der Diana zu&pren, einen dergleichen Altar von lauter Hoͤrnern wilder Ziegen, die 
von dieſer Göttin felbft erlegt worden, ſoll aufgerichtet haben 10), ; 

9 5. An geoffen Sefttagen pflegten die Heiden ihre Altäre mit Dlättern und Baumzweigen auszus 
ſchmuͤcken; welche fie infonderheit von denjenigen Bäumen nahmen, die den Göttern, denen diefe Alräre 
gewidmet waren, vorhin geheiliget waren. Co pflegten fie die Altäre des Jupiter mit Blärtern oder 
Zweigen einer Buche zu umwinden, gleichwie dem Apollo zu Ehren der Lorbeerbaum, der Minerva, der 
Delbaum, der Venus der Myrtenbaum, dem Hercules, der Pappelbaum, dem Bacchus, der Epheu, dem 
Pan, der Fichtenbaum ihr Saub und Zweige , (welche fo denn überhaupt Verbenae bieffen),. hergeben, 
mußten. Bißweilen wurden die Altare auch mit Bildern und Schnigwerf ausgezieret,. welche entweder | 
die Götter felbiten, denen fie gewidmet und geheiliget waren, oder ihre beföndere Wahrzeichen vorſtelleten f 

$. 6. Den Drt betreffend, wo Altaͤre aufgerichtet worden, fo find fie insgemein in ben Tempeln, 
vor den Bildfeulen dev Götter, alſo gefeßt worden, daß derjenige, welcher dag Opfer verrichtete, ven Gott 
im Geſicht hatte; bisweilen aber wurden fie aud) mitten in ben Tempel geftellet, ya es wurden die Altäre 
ſehr oft auch aufferhalb der Tempel unter freyem Himmel aufgerichter; dergleichen zu Rom gar viele ana 
zutreffen waren ı1). Bon gleicher Art war auch derjenige, den der H. Apoſtel zu Athen 12) — 





en Pi 
bat, der bem unbefanten Gott gewidmet war ; ber in folchen Anfepen ftunde, daß viele denfelben bey —9 


ihren Eidſchwuͤren zum Zeugen nahmen. Hierbey gedenken wir zugieich desjenigen Altars, welcher 
zwölf Göttern zugleich geheiliget war, und der entweder in dev Stade Arhen ſelbſt, oder aufferhalb der⸗ 
felben, nicht weit davon aufgerichtet war ; deſſen Herodotus in der Euterpe C.7, Meldung thut, Biel 
leicht war er einerley mit jenem Dodecatheon, oder Tempel, ‚der zwölf Gottheiten zugleich geweyhet war, 
davon wir bereits oben Geite 128. gedacht haben, Die Altäte, welche hier und da auf dem Feld ftunden, 
mögen auch — den Feldgottern geheiliget geweſen ſeyn; als nemlich dem Pan, Silvan und Vers 
tumnus. a es haben die Alten ihre Altaͤre auch gern auf den Höhen und Bergen aufgerichtetz; wie nicht 
weniger in den Circis, Schauplaͤtzen, auch bey den Mahlzeiten und auf den Grenzen; als po unterfchies 
dene Götter ihre Altäre hatten, Endlich hatten fie auch Aras portatiles , d.i, ſolche Altäre, die man 
mit leichter Mühe von einem Dre zum andern tragen konte; dergleichen auch in der chriftlichen Kirche bea 
kant worden 13). | 





. S, Te —9 
6), Wenn es nemlich ordentliche Altaͤre waren; denn ran gebunden, ober in anderer Abficht, Im ara 
es gab auch folche, worauf fein Blut Eommen dern B. Mofis €. 27, 0,2, finden wir auch Hoͤr⸗ | 
durfte, (dreyuanrcı), und Fein Feuer, (amupu )> ner des Altars. | 
oder zwar demuscı, aber ohne Blut, : 21) Wo noch beyzufügen, dafs die Altäre gegen Mor⸗ 
7) Boratius Carm. Buchr. Ode 19. b. 13. 14. Ovi⸗ Er ſtunden, und etwas niedriger waren, als die 
R dius/ triftium Bud) 5. eleg. 5,9, fie wurden auch ilder, vor denen fie ftunden ; auch, daß man ger 
wol von andern, die nicht Bauersleute waren , meiniglic) den Namen ber Gottheit, weicher er ges | 
wenn es die Umftände nicht anders litten, errichs heilige war, darauf ſchrieb, oder durch befante | 
tet. Silius heißt es aras gramineas, Buch 4 Merkmale bezeichnete. Nach Unterfchieb der Goͤt⸗ | 
9.703, > ter, wurden fie auch verfchiedentlich geweihet, mit 
8) Pauſan Eliac, 1. er gebenfet auch eines andern gefochten Hülfenfrüchten , einem Rt Del,, : 
ey Theben, wovon Apollo ben Behnamen awadios mie Gebet, opfern, auch mol Flächen. ©, Pote 
von Afchen) bekommen. ters Archaͤol. Buch2, E.a, 
9) ©. Paufan. Bud) 6. 5 12) Ap. Gefch. 17,23. Pauſanias meldet Altäre um 
z0) Diogen. Kaertius meldet einen xegaTron, (im Le⸗ befanttr Götter und Helden, fo in Athen geſtan ⸗ 
‚ben des Pythagoras) und Plutardy, im Leben den, In dem Gefpräch Philopatris wird etli⸗ 
des Thefeus, einen xegararz Razor. Melcher aber chemal des unbekancen in Yrhen gedacht. Mehr 
von einem sönsren Bouw , oder Altar, der ſtarke rers ift bey den Auslegern über dieſe Stelle zu fir 


sener hat, zu unterfcheiden ‚, To bey Dichtern den. ©. Sabricii bibl. antiquari:, Geite2os, 
—— ; entweder Bel man die Opferthiere das 13) Die ältefte Meldung davon iſt wol bie, fo mn 
eben 





ER Frame 


RERERAS 


QVAE SVB COILE | 
SVNTARVLAM | 
MVMIA CANTERIA | = 
NVMINI 
ADIVTDEVOT 
CVM STATvA 
1s818 
ET TABVLATO 


























AR, V sq (uminibus * Br arıA 52 BD, 7. 8, etıo Ne eptuno ; ara 2 et 5 Baccho, 
1. ranquilbtatı post firer 0.12. Arav iotimam, [uam gestans . 
Y Gh [2 2 entzs, et arıı Ir tue, 


15,14,15,pro voto — ——— TOM. 


o ara 
tHerculi, velpotus Ioriano etHeracho ‚facto.18,17.18,19, pr 

— 

habetur Tidt acra. 





* Br ri —— es nn — ——— 

















Don den Altären. 145 


F. 7. Nun follten wir auch anzeigen, welchen Göttern zu Ehren die mancherley Altaͤre feyn geſe— 
tzet worden: weil aber befant ift, daß alle und jede Götter , ja aud) fehr viele Helden diefe Ehre genoffen 
haben: fo würde es zu weitläuftig fallen, wann wir alle Namen berfegen wollten. Bielmehr erinnern 
wir annoch, daß manchmal in einem einigen Tempel mehrere Altäre aufgerichtet, auch zu einerley Opfern 
bisweilen mehrere gebraucht worden. So bezeuger Dirgilius 14) daß in dem einigen Tempel des Sur 
piter Hammon in Libyen hundert Altaͤre geftanden, und eben fo viel aud) in dem Tempel der Venus zu 
Paphos gefehen worden. \ 
$. 8. Auſſer dem, daß die Altäre zu den Opfern dienten , wurden Bündniffe und Eide vor denfel- 
ben feierlicher gemacht. Beym Eid, mufte man den Altar angreiffen; es wurden Heiraten und. fonft 
Freundſchaft da gefhloffen : fie waren aud) Freyſtaͤdte für Verfolgte und Uebelthäter 15) 
$. 9. Nun ift annod) übrig, daß wir einige Abfchilderungen von dergleichen alten Altären beyfüs 
gen, damit die Leſer von der eigentlichen Geſtalt einen beſſern Begriff haben mögen. Der erſte den wir 
Tab. LI. Fig, 1. feben, ift dem Neptun zu Ehren aufgerichtet geweſen; welches aus der daran befindlis Tab. LI; 
chen drepfpigigen Gabel, und den zu beyden Seiten gefegten Delphinen leicht zu fhlieffen iſt. In den 
beyden folgenden Figuren No, 2, und 3, welche zwo Seiten eines dreyecfigten Altars (die dritte Seite 
£an bey diefer Stellung nicht gefehen werden) vorjtellen, zeigen fi) zween Bacchanten, deren einer einen 
Thyrſus, der andere aber eine doppelte Pfeiffe in den Händen hält, woraus man nicht ohne Wahrſchein⸗ 
lichkeit fchlieflet, Daß er dem Baechus gewidmet gewefen, Daß der folgende Fig. 4. einer Nymphe zu 
‚ Ehren gebauet worden, läft ſich aus der Auffchrift deuclich erfennen, Die folgenden drey Figuren No, 
5.6.7. ftellen gleichfalls einen dreheckigten Altar vor, auf deſſen jeder Geite ein Genius vorgeſtellet iſt. 
1 Einer träge ein Steuerruder 16) , als das gewöhnliche Wahrzeichen des Meptuns, auf feiner Schulter , 
woraus nicht undeutlich zu erkennen, daß dieſer Altar auch dem Neptun fey aufgerichter worden. Die 
vier folgende Altäre Fig. 8 — 11. find obnlängft zu Anzo (fonft Antium 17), in dem Kirchenſtaat, ges | 
funden worden. Die Staliäner nennen diefe Stadt ſonſt mit einem andern Namen Nettuno, weil vor 
Alters in derfelben Gegend der Neptunus an dem Ufer des Meers befonders verehret worden. Diefe Als 
täre find alle von eineriey Gröffe und Geftalt, rund und ungefähr nody einmal fo hoch, als dick fie im 
J Durchſchnitt ſind, uͤbrigens oben etwas ausgehölet. An dem erſten Fig. 8. fehen wir den Neptum mit 
Fl der dreyſpitzigen Gabel, und einem Delphin, miteinem Mantel über die Schultern; der ihr Bloͤſſe doch 
HM nicht bedecier. Ueber dem Kopf iſt ein unkenclicher Zierrat, der vielleicht eine doppelte dreyfache Gabel, 
| eben diefes Meergotts, vorftellen mag. Wann man aud) aus der beygefügten Auffchrift, ARA NE- 
PTVNI, nicht deutlicherfennete, daß auch diefer Altar dem Neptun gewidmer gewefen: fo Fönte man e8 
doch aus der Figur felbjt zur Genüge errathen. Daß der folgende Fig. 9. den Winden zu Ehren aufges 
richtet worden, erfiehet man gleichfalls, fo wohl aus dee_Auffchrift, ARA VENTORVM , als aud) 
aus der Figur felbit, welche an diefem Altar zu fehen iſt. Dieſe ſtellet uns einen geflügelten Mann vor, 
deifen Mantel von dem Wind in die Höhe getrieben wird, und der in eine Meerfchnede, wie in eine Troms 
pete, bläfet. Der deitte Fig. 10. hat zwar Feine Aufſchrift, noch befondere Figur; bie daran hervorra 
gende dreyfpigige Gabel aber gibt die Murhmaffung, dat aud) diefer dem Neptun müffe gewenhet gewe⸗ 
fen feyn. An dem vierten Fig. ı 1. fiehet man ein Schiff, auf welchem ein Schiffmann an dem Ruder 
ſitzet, und fo wohl das aufgefteckte Fähnlei ofpannte Segel, wehen laͤſſet. Die Auffchrift 
nd. 10 ' V hnlein, als das aufgelpa gel, weh Men, 
ARA TI RANQV ILL ATIS, der Alrar der Sulle, gibt deutlic) zu erkennen, daß diefer Altar eben 
derfelben Gottheit gewidmet gewefen, welche die Heiden um eine gtücliche Schiffahrt anzuruffen pflegten. 
Set — 10. Auſſer den bisher beſchriebenen Altaͤren, hatte man auch noch andere, von einer beſondern 
— Dergleichen war z. E. derjenige, den wir oben Tab: XV. Fig. 5. zwiſchen dem Mercurius 
| Ai u gefehen haben: der nicht nur von einer ganz befondern Form iſt, fondern, wie es fheinet, 
an 5 Ri P Sefchaffen war, daft man ihn von einem Ort zum andern fragen Fonte. Dann er iſt ganz 
en ar gt, und fpiget fich nach und nach zu, Daß er alſo oben nicht ſo breit iſt, als unten; er 
ihr finde ern Süffen, daß er alfo ganz bequem an einem jeden Ort konte niedergefeget werden. 
iejenigen Altäre, auf Denen man annody das Schlachtopfer liegen ſiehet, dergleichen wir 











Do einen [ 
Leben der beyden DR 5 
22. Ewalde vorkommt, welche ini, eentumque Sabaeo Thure ealent arae, fo 
bey ihrer Ausbreitung des Evangelü daten ne mit poctifcher Freyheit gar wol zu reimen. 


Frießlaͤndern, einen folchen Altar gehabt, zu € ea ale ; 05 . 
ar u ende 15) Esift aber auch befant, wie fehr man ſowol ums 
Bes 7. Jahrh. dergleichen nachber ter IN ee 2 den Heyden, als Chriften,uder diefen Miss 
2 brauch, geklaget. pet — Trauer⸗ 
ſpiel Jon. v. 1314. Uebelthaͤter ſolten Feine zu⸗ 
4) Dirgil fagt nur B. 4. Aen. v. 205. daß hundert Flucht auf dem Altar finden. ; 
Zn und hundert Altäre (nicht aber in einem 16) Dis ift zuweilen auch ein Wahrzeichen des Glücks, 
- pel errichtet gewefen. Von dem Tempel ber 27) Man fehe des Phil. a Turre monumenta ue-⸗ 
nus ſchreibt er, B. 1, Aen. v. 420, ubitemplum teris Antii, Nom. 1700. IN 4, 


J 








— 
an —— — — 





146 Des dritten Buchs erſtes Capitel. 


einen Fig. 12. vor Augen legen. Es war dieſer zu Nom zu fehen. Der Altar an fich ift viereckigt, oben 
liege ein abgefchlachterer Widder ; und ſcheint auf der obern Fläche des Altars noch ein anderer ausgehoͤl⸗ 
ter Deckel zu liegen, in welchem der Bauch des Widders lieget ‚als bey oder ımter welchem zugleic) die 
Eingeweide diefes Schlachtopfers in der Ordnung liegen, wie fie von den Prieftern, die ſolche genau bes 
trachten und daraus wahrſagen mußten, geleger waren. Diefem fügen wir Fig. 13. 14. 15. nod) ein ans 
deres Denkmahl bey, welches erft in neuern Zeiten, nemlich An, 1721, in einem nicht weit von Dont a 
Mouflon in Lothringen gelegenen Dorf, Namens Norri, in einer Steingrube ausgegraben werben. Auf 
deffen vordern Seite [kunde folgende Aufſchrift: loui Optimo Maximo et HerculiSaxano Publius Tal- 
pidius Clemeus Legionis octauae Augultae cum militibus legioniseius uotum foluerunt Jubentes 
merito ; wobey die erſtern Worteloui Optimo Maximo et HerculiSaxano vermuthlich die Zeit der Re— 
gierung der beyden Kaifer Diocletian und Mariminian anzeigen, indem der erfte auch Jovius, der andere aber 
Heraclius genennet wurde : fo aus einigen Münzen, die zu ihrer Zeit gefchlagen worden, und gleichfalls mit den 
Worten loui et Hereuli bezeichnet find, zu erfehen. Daß aber Hercules bier Saranus genennet wird 18), 
mag vielleicht daher fommen, weil dieſer Altar auf einem Felfen oder Steingrube aufgerichtet war. Hier⸗ 
nebft ſcheinet e8, daß, warn die Soldaten der achten $egion ihm diefen Beynamen gegeben haben, fiedarinn 
auf den alten Hercules Tiburtinus gefehen, welcher von den vielen Felfen, die fid) um die Stade Tibur ges 
funden haben, auch Saxanus genennet worden. So war ehedeffen zu Rom aud) ein fleiner Tempel 
der Bonae Deae Subfaxanae geheiliget ; “welcher Name ebenfalls daher ſoll gekommen feyn , weil 
diefer Tempel unten an einem Felfen geftanden. Die Keule des Hercules, welche auf der einem Eeite 
Fig. 14. zu fehen ift, hat eine befondere Geſtalt in Anfehung des Grifs, der, wie es fiheinet, mit Ries 
men verfehen, durch welche man diefe Keule vielleicht an die Hand veft gemacht, damit fie dem , der fie ge; 
brauchen wolte, nicht fo leicht entfallen möchte, Auf der obern Flaͤche Fig. 18. war der Altar etwas aus⸗ 
gehoͤlet; damit das Opferblut und andere flüffige Dinge, die zum Opfer darauf gegoſſen wurden ‚, Fontem 
aufgefangen werden. 
$. ı1, Die vier folgende Figuren No, 16 — 19. ftellen einen gewiffen Marmor vor, welcher, da 
die Dominicaner An. 1719. zu Minerva in Italien ihre Bibliotheck erweitern wollten, und deswegen einige 
alte Gebäude einreiffen lieffen, gefunden worden. Es war diefer Marmor, deflen vier Seiten abgefchils 
dere find, nicht fo bald entdeckt, als verfchiedene Gelehrte und in den Alterihuͤmern erfahrne Männer alfos 
bald davon verfchtedene Meynungen hatten; indem einige denfelben für einen wirklichen Altar hielten, andere 
aber glaubten, daß es vielmehr das Poſtement von irgend einer Bildſeulen ſey. Daß man diefen Mar- 
mor für einen Altar halten Fönne, fäyienen ein und andere bey den Opfern übliche Inftrumenten, die auf 
ber einen Seiten defjelben Fig. 18. zu fehen find, zu beweifen. Der. gelehrte Abt Gliva, welcher eine 
befondere Abhandlung von diefem Marmor gefchrieben , hält denfelben weder fir einen Altar, noch für 
das Poſtement einer Bildſeule. Vielleicht ift es ein Denfmahl eines gewiſſen Geluͤbds (Voti) welches 
der Göttin Iſis gefchehen: wie dann ſowol Diefe Iſis als auch einige andere egyptiſche Gottheiten, auf 
demſelben gebildet find. Auf ber erſten Seite Fig. 16, ſtehet eine Aufſchrift, welche, obgleich die erften 
Buchſtaben mit dem Eck des Steins abgebrochen find , dennoch fehr wahrfcheintic) zu erfennen gibt, daß 
diefer Stein der Iſis geheiliget geweſen. Auf eben diefer Seite fehen wir ein groffes Gefäß, oder Korn⸗ 
maß , fo mit einer groſſen Schlange, die den Hals in die Höhe ſtrecket, umwickelt ift. Unter diefer Schlans 
ge zeige ſich der Mond, aus welchem einige Kornaͤhren hervorgehen, Daß aber unter diefem Kornmaß 
die Jiis Fönne verftanden werden, laͤſſet ſich auch aus dem Benfall des Apuleius Buch ıı. Met. und an 
bern Alten, beweiſen; gleichwie auch Diefes eine befante Sache ift, daß eben dieſe Iſis bißweilen unter dem 
Did des Monds vorgeftellet werde, Die zweyte Seite diefes Marmors Fig. 17. stellt den Anubis mit 
einem Hundskopf vor, der in der linfen Hand einen Palmzweig famt einem Eleinen Gefäß , oder Keffelein 
hält: Es find aber diefe MWafferkeffelein das gemeine Wahrzeichen der egnptifchen Götter, womit der 
Nilfluß bedeutet wurde, der durch feine Ueberſchvemmung dem Sand die Fruchtbarkeit, und den Einwoh⸗ 
nern die nöthige Nahrung verfchaffe Der runde Teller, das groffe Scylachtmeffer ſamt dem andern da 
bey befindlichen Geſchirr, auf der dritten Seite Fig, 18. find fauter Inſtrumenten, deren fie fih bey den 
Opfern bedienet haben; weil vielleicht zu der Zeit, da diefer Stein gefeßt worden, zugleic) einige Opfer vers 
richtet worden. Von dem Harpocrates, der Fig. 19. auf der vierten Seite zu fehen ift, finden wir nichts 
befonders zu erinnern, Uebrigens werden wir beſſer unten, wann wir von den Opfern felbft Handeln, noch 
mancherley Geftalten der Altaͤre zu fehen befommen. 
Das 


18) Welches fich nicht eben auf den Kaiſer ſchickt. 





| 
| 


— — — — — 


— — —— 








| 














7 P 
les RR: PP Jesuites de 
Besangon 3 


















er — — 








Jripodes varıe forme.ı,2, 8.Irıpodes absque vasıs.3.4:7. Jripodes cum. vasıs mperus: 3 
2. Srpus cum peculiarı fülero.s, Fulerum Jripodis Delphici ©. Tripus cum aculeo = MER ? 
gActus rebgiosus ad Iripodem..ıo. Tpus varus serpentis eircumplcati gyris confpicwus.n Iripus 
communis mensc: loco lecto appositus . 




















R Yon den Drenfüffen. 147 
4 Das zweyte Capitel. 
#4 Bon den Dreyfüflen, 


1 $.. Is 
| Sf Dreyfüffe hatten mit den Altären eine groffe Gemeinſchaft; man feßte nicht nur allerley heilige 





Gefäfe darauf, ſondern pflegte auf eben denſeiben auch bisweilen zu opfern. Unter dem Namen 
der Dreyfüffe fan man allerley Haußgeraͤth verſtehen, ſo auf drey Füffen ftund; es mochten nun 


NY Diſche, Stühle, Schemel, oder etwas anderes dergleichen feyn. Hier ift die Rede insbefondere von ſol⸗ 
J chen Dreyfuͤſſen, deren ſich die Alten bey ihrem Goͤtzendienſt bedienet haben, deren einige bier und da 
# unter den römifchen und griechifchen Alterthuͤmern angetroffen werden; als tbelche meiftens nach dem Mos 


del desjenigen Dreyfuffes, auf welchen ſich die Pythia zu Delpbis zu fegen pflegte, follen verfertiget wor⸗ 

Mm den feyn. Denn, nad) dem Zeugniß des Herodorue in der Ealliope, haben die Griechen, nad) einen 

1 über die Perſer bey Plataͤa erfochtenen Sieg, den zehenden Theil des erbeuteten Gelds zur Verfertigung eis 
A nes güldenen Dreyfuffes angewendet, welchen fie dern delphifchen Apollo als ein Geſchenk uͤberſchickt, und 

be jeinem Altar niedergefegt Haben ; und foll derfelbe auf einer drepföpfigen ehernen Schlange gerubet 
aben. 

5. 2. Man trifft Hier und da Drenfüffe von unterfhiedlicher Geftalt an, deren einige auf ftarfen 

Fuͤſſen ſtehen, andere — aus I en zufammengefeget find. Der erfte, Tab. Tab.LII, 

Lil. Fig. t. it aus dem Brandenburgifcben Cabinet. Der andere Fig. 2. deffen Original in dem as 

binet des berühmten Herrn Foucault zu fehen ift, bat diefes eigen, daß er annoch auf einem befon« 

dern Zußgeftell ruhet. Die zween folgenden Fig. 3. und 4, ftehen auf befondern Füffen von gewiffen Thies 

ven ; um ben einen Fuß des erſtern iſt eine Schlange gewunden, welche nicht nur bas gewöhnliche Zeichen 

der Sonnen und der Arzneykunſt zu feyn pfleget, fondern bisweilen den Apollo felb# und deflen Sohn 

Yefeulap bedeutet. Oben auf diefem Drenfuß ruͤhet ein grofles rundes Gefäß mit einem zierlihen Des 

“N del , dergleichen auf vielen Münzen gefehen wird. Der folgende Fig. 5. feheinet dasjenige eherne Juß⸗ | 

Bu * geitell zu feyn, auf welches der güldene Dreyfuß des Apollo gefeget war; von welchem wir oben $. i. Mels 
dung gethan haben; es ragen an demfelben oben drey Schlangenkdpfe hervor, auf deren jedem cin Fuß | 
des obgedachten güldenen Dreyfuffes mag geruhet haben. Der übrige Leib der Schlangen aber iſt in vie« 
le aufeinander liegende Circul, von oben herab immer einer gröffer, als die übrigen, verſetzet 

§. 3. Der nachfolgende Fig. 6. gehöret den Herren Jeſuiten zu Befancon in ber Grafſchaft Bur⸗ 

gund, und hat dieſes befondere, daß aus der Mitte eine ſtatke Spitze hervorraget. Derjenige folgende, 
welchen Fig. 7. vorſtellet, iſt zu Friaul an dem Ufer des Meers ausgegraben, und uns von dem berübms 
ten Herrn Peireſcius zugebracht worden. Der nachſtehende Fig. 8. beſtehet in einem bloſſen Geſtell, da⸗ 
von das darauf geſetzte Gefaͤß durch die Lange der Zeit mag verloren gegangen feyn. Fig, 9. ftehen drey 
Perfonen um einen andern Dreyfuß, welche bey demfelben eine gewiſſe Andacht zu verrichten ſcheinen. 
Der folgende Fig. 10. iſt von einer Silbermünze des Sepidus abgezogen, und ift von einer ganz befondern 
Geſtalt. Es beſtehet derfelbe aus einem groffen runden Gefäß, welches zimlich tie} ift, und auf drey 
Fuͤſſen ruhet ‚ die ſich oben in drey Widderföpfe, deren Hörner zu dejlen mebrerer Beveftigung Durch ven 
Rand des Gefaſſes zu gehen feheinen, unten aber in fo viel Thierpforen endigen, Ueber das ſiehet man 
eine ſehr groſſe Schlange, welche nicht nur mit befondern Schlingen über diefem Gefaß ſchwebet, ſondern 
auch mitdem untern Theil ihres Seibs ſich um die Züffe diefes Dreyfuſſes geſchlungen hat. Um den Kopf 
aber zeigen ſich viele Strahlen ; woraus man nicht unwahrfcheinlic) fchlieffen möchte, daß die alten Roͤ— 
mer, nach) dem Beyſpiel der Egyptier, die Sonne auch unter dem Bild einer Schlange verehret haben; ins 
dem bie Egpptier ihren Serapis, darunter fie nichts anders, als die Senne, verftanden haben, auch unter 
her Geſtalt einer Schlange miceinem menfchlichen Kopf, ja fo gar bisweilen unter einer ordentlichen Schlans 
ge, vorgeftellet Haben. Warum aber diefe Schlange bier mit ſo vielen Krümmen und durcheinander ges 
henden Schlingen um das Fußgeftell des Dreyfuffes herum gefchlungen fey, und ineben vergleichen Form 
über demfelben ſchwebe, davon fan Feine gewiffe Urfach oder Abficht angezeiget werden 19). Zwifchen 
den Fuͤſſen fiehet man auch zween junge Haͤhne, welche die ihnen vorgeworfene Körner mit groffer Begierz 
de auffreſſen; welches Die Alten für ein gutes Zeichen hielten. Der, ſo Fig, ı1, neben eingm Bett ftehet; 
gehoͤret zu derjenigen Art, die an Statt der Eleinen Tifehe zum gemeinen Gebrauch gewidmet N : 

| Oo 2 | a 


19) Es waͤre auch unnuͤtze Arbeit, das muͤ fen blog zuzuſchreiben ſeyn möchte, 
unterfuchen, was gleichivol deg en ſeu zuzuſch 




















Tab, 


LIV. 


148 / Des dritten Buchs drittes Kapitel, 


Das Dritte Kapitel. 


Bon den mancherley Gefällen,und Werkzeugen, deren man 
fi) bey den Opfern bedienet hat, 


6; 57, 


b wir gleich unten, warn wir von den mancherley Opfern und andern Arten des Gottesdienfts hans 
dein, und diefelben abgebildet vorftellen werden, die bey den Opfern übliche Gefäffe und mancher« 
ley Geraͤthſchaften zugleich mit anzufehen Gelegenheit finden werden: fo haben wir doc), der Drds 

nung halben, derfelben hier zum voraus zu gedenfen, für gut angefehen. Damit wir hierbey ordentlich 
verfahren; ſo wollen wir erſtlich von den Rauchfaͤſſern oder Rauchkaͤſtgen (Acerris) und andern derglei⸗ 
chen Gefäflen handeln, in welchen das Rauchwerk, infonderheit der Weyhrauch, aufbehalten wurde; der⸗ 
gleichen Gefäfie bey den Opfern insgemein gewiffe Bedienten, Camilli, in den Händen hielten, und fons 
ften hier und da in den Händen der veſtaliſchen Jungfrauen gefehen werden, Dasjenige Käftgen , wels 
ches wir Tab. LIIl. Fig. 1. 2. 3. vor Augen legen, koͤmmt aus dem Cabinet des berühmten Herrn Fou⸗ 
cault, und iſt auf eine ſehr kuͤnſtliche Art aus Metall verfertiget. Auf der vordern Seite Fig. 1. er⸗ 
feheinet das Bruftbild des Bacchus mit einer Krone von Epheu, oder wilden Reben, in einem Blumens 
franz, der von zween Centauren, deren jeder eine Nymphe auf den Rücken führer, gehalten wird ; unter 
einem diefer Centauren liegt eine feier, unter dem andern aber ein anderes muficalifches Inſtrument, 
welches aus vielen Pfeiffen zufammen gefeget it, Auf beyden Seiten, deren eine Fig. 3. erfcyeiner, ift 
das Haupt der Medufa ; amd eben diefes jehen wir aud) auf dem Dedel Fig. 2, in einem aus Lorbeer— 
blättern zufammengefegten Kranz, zu deflen beyden Seiten zween Eupidines ftehen. Das folgende Rauch— 
kaͤſtlein Fıg. 4. iſt von einem Marmor abgezogen, und uns von dem gelehrten de la Chauſſe mitgetheilt 
worden. iefem fügen wir Fig. 5. noch ein anderes bey, welches rund, wie eine Buͤchſe, und der Ge: 
ftalt nad) von andern gänzlich unterfchieden iſt; daher faſt zu glauben ift, daß daffelbe vielmehr zu eis 
nem andern Öebraud), als zur Verwahrung beiliger Sachen, ſey beftimmt gewefen. 
$. 2. Dem Rauchkaͤſtgen fügen wir billig die Rauchpfannen (Thuribula) bey, auf welche ver 
Weyrauch geftveuet wurde, um damit zu raͤuchern. Die Griechen nannten ein foldyes Gefäß durua span, 
oder nad) der Konifchen Mundart Supunripın. DD aber gleich unftreitig ift, daß dergleichen Gefäffe bes 
veits bey den Alten müflen befant geweſen ſeyn; fo ift doc) Feines derfelben in irgend einigem alten Denk» 
mahl anzutreffen, von dem man erweifen Fönte, daß e8 von den alten Heiden gebraud)t worden, Dass 
jenige Gefäß, welches wir Fig. 6, angeben , iſt uns von dem de la Chauſſe mitgetheilt worden. Allein 
dieſer gelehrte Mann getraut ſich ſelber nicht, daſſelbe für ein heidniſches Leberbleibfel anzugeben. Es ges 
denker Dionyfins von Salicarnas von dergleichen güldenen und fübern Raucypjannen , welche ben öfr 
fentlichen Umgängen feyn mit umhergetragen worden, Die er gleichfalls Sumszrupıw, nennet; obwol der 
Iateinifche Ueberfeger diefes Wort mit Acerra ausdruckt. Fig.7 — ı1. fehen wir fünf $öffel, welche hier 
und da gefunden worden, unter welchen der dritte Fig. 9, der in dem Original etwas gröffer ift, zu dem 
gemeinen Gebrauch ſcheinet beftimmt gewefen zu feyn ; die übrigen aber mögen dazu gedienet haben, daß 
man damit das Rauchwerk aus dem Nauchfäftlein genommen hat. Das Fleine Schäuffelein Fig. 12. ' 
mag gleichfalls dazu gehraucht worden feyn, daß man damit Rauchwerk entweder aus dem Kaͤſtlein heraus⸗ 
nommen, oder hinein gethan bat. 
$. 3. Mach den Gefäffen, die zum räuchern gebraucht worden, fchreiten wir zu denjenigen , deren 
fich die Heiden bey ihren Libarionibus und Afperfionibus, d. i. bey Ausgieffung des Bluts und anderer 
fluͤſſigen Materien, die fie auf die Altäre gegoffen, und Defprengung derer, die dem Opfer beywohneten , 
bedienet haben, Unter diefen bemerken wir zu erft die Präfericula, welche insgemein die Geſtalt eines Krugs 
mit einer Handhabe 1) hatten, womit fie bey den Dpfern Wein, oder anderes flüffiges , auf den Altar 
ausgoffen. Diejenige, die wir Fig. 13. und 14.vor Augen legen, find ganz ſchlecht und ohne befondere 
Kunft. Das dritte Fig. 15. iftaus dem Cabinet des Heren Moſcard. Das vierte Fig, 16. findet 
fi) auf einem gewiſſen Altar , der die Aufſchrift hat: AraGermanico, Das fünfte Fig, ı7. it von 
einem Voto, oder Denfmahl wegen ver Wiedergenefung des Vefpafianus , abgefchildert. Kuͤnſtlicher 
find diejenigen, welche wir Tab, LIV. Fig. ı — 4, vorgeftellet haben. Das erſte F ig. 1. fommt aus 
dem vömifchen Cabinet des Herrn Cauceus. Das andere Fig. 2. hat die Geſtalt eines wilden Thiers 5 
daran 


3) Feltus: prasfericulum, uas aeneum fine anfa, pa- tens ſummum, uelut peluis. 


















































/M hi 
ie 





———— ——— — 
dendo thurı destnatum TR. Cooles sr atg, pala thurı velacerr@ et Ihuribulo 
inferendo, vel ex acerra depromendo nservientia. 15-17. Srefericula varia 08 vinum 
vel ahos Aquores zz. sarrıfcus efundendos destnata . 








I 
I 


— 








IR 





— 
zum 


— 


HN m INN 


1-4: Frafericula quatuor Magna ürte confecka . 5,6. duo simpula ad vinum ex prefericulo infundendi, 








n e ER Eino;z, 8,9. Simpula alaforme diversee.ıo.1.Aquminarıa aqux lustrah forte destnata.ız.Aqwi- 
/ manaruuım ad aquam hauriendam.ı13.Vas erechus ad introitum. ternplorum cum. aqua lustrali ‚posium : 
—— 14,15. Aspergilla.ı 6,17. Disci, quibus carnes vurıimarum excipiebantur . ; 
m 
R 
‚ 
7 















A 
Moscardı. la Chausfe 3 











A1-—1%3. y - : T, . — 
— Fatere varıe sive vasa esecavata ad hKbamen inter vichmarum cornua ‚Frofundendum et 


Y 

4 — a, — 

FA — ad ewcıpiendum victhimarum sanquinem bestunatıe .ı4.15. Lapedines stre vasa mınora 
f 4 varus usıibus inserrientia.ı6 et17. Ole, quibus Sacerdotes ad coquendas carnes utebantur . 





a —— X 














J 
HL, 
E 








Kon den Gefäfen und mancherley Geraͤthſchaften bey den Opfern. 149 


daran oben das Mundloch, wo man die flüffige Materie ausgieffet, den untern Kiefer famt den groffen 
Zähnen vorfteller; und mag der Dedel, fo bier nicht dabey ift, den obern Kiefer famt dem Kopf veilel: 
ben ausgemacht haben. Um den Hals hänget ein Kranz, der aus Trauben und Reblaub zufammen ges 
flochten ift; woraus zu muthmaſſen, daß diefes Gefäß insbefondere bey dem Dienft des Bacchus gebraucht 
worden; da zumalan der Mitte diefes Kranzes aud) das Haupt des Silenus herabhänget; auch befant iſt, 
daß das Panterthier, deffen Geſtalt diefer Krug fehr ähnlich iſt, dem Bacchus infonderheit fehr lieb ges 
weien, Das dritte Präfericulum Fig. 3. an dem einige Meernymphen, oder Mereides, abgefehitdert find, 
feheinet infonderheit zu dem Dienft des Neptunus beftimmt gewefen zu feyn, An Statt der Handhabe fies 
bet man zwo Schlangen, die ihren Rachen gegen das Mundloch des Krugs auffperren. Das folgende 
Fig, 4. ſcheint auch bey dem Dienft des Bacchus gebraucht worden zu feyn, weil zween gehörnte Köpfe 
von Satyren daran befindlich find, 

$. 4. Zu den Präfericulis gehören die Simpula, oder Simpuvia 2), welches Eleine Gefäfle war 
ven, bie insgemein aus Thon verfertiget, und dazu gebraucht wurden, daß man den Wein aus den Prä« 
fericulis in folche ausgofle. Nach ihrer aͤuſſerlichen Geſtalt fahen fie bey nahe einem Löffel, over Fleinen 
Napf, äbnlich ; dergleichen Fig. 5 — 9. unterfchieden: zu feben find. Das erfte und andere Fig. 5.6, 
denen auch ein Lituus, oder Krumborn (davon unten $. 13. ein mehreres) beygefüger iſt, Fommen einander 
nicht gleich, und find diefelben zu erſt von dem Cauceus, befant gemacht worden. Das dritte Fig. 7. 
haben wir aus dem Cabiner der H. Genovefe; die zwey folgende 8. und 9. aber aus dem Cabinet des 
Herrn Grafen Moſcardi. 

95 Zu der Beſprengung und Reinigung derjenigen, welche den Opfern beywohneten, bedienten 
ſich die Alten gewiſſer Waſſerkeſſel und Sprengwedel, deren jene Aquiminaria 3), dieſe aber Aſper⸗ 
gilla genennet werden; welche lehtere aus Pferdsbaaren gemacht waren, die an einem Stiel angeheftet 
wurden. Cauceus hat uns ein Gefäß vorgelegt, welches nach Fig. ro. die Geftalt von dem Bruftbild 
eines Frauenzimmers hat, und meynet, daß es ein dergleichen Aquiminarlum , oder Sprengkeſſel, fey. 
Das andere Gefäß Fig. ı1, weiches das Bruftbild von einer Mannsperfon vorftellet, gehöret dem Hn, 
Foucault und mag zu gleichem Gebrauch gewidmet geweſen ſeyn; wiewol dergleichen Gefäaͤſſe nicht nur 
dur Defprengung, fondern vielleicht auch) noch bey andern Gelegenheiten, gebraucht worden. Eben diefes 
iſt auch von dem Keffel zu Halten , den wir Fig. 12. fehen, daß er nicht nur zu einem Behalter des Weyh⸗ 
waſſers, ſondern auch zu andern Dingen, mag gedienet haben. Das andere erhabene Gefäß Fig. 13. 
fbeint eines von derjenigen Art zu feyn, die bisweilen am Eingang der Tempel 4) geftanden find, und 
gleichfalls mir Weyhwaſſer angefüllt waren, um diejenigen, die in den Tempel giengen damit zu befprens 
gen. Fig, 14. und 15. fehen wir jtveen Sprengwedel, wie ſie auf Muͤnzen und alten Marmorſteinen bey 
andern heiligen Inſtrumenten angetroffen werden, £ 

$. 6. Unter denjenigen Gefäflen, auf und in welche das Fleiſch oder Blut von dem Opfervichpfleg« 
ce geleget und gegoffen zu werden, merken wir erftlich Die Diſcos, oder flachen Teller; dergleichen Fig, 
16. und 17. zween zu fehen fürd; unter welchen der erfte vom Lauceus befant gemacht, der andere aber 
Be berühmten Mapler le Brun, aus einer Handſchrift der Coiſſianiſchen Bibliothek ausgezeich. 
orden. 
$. 7. Nach den Tellern folgen die Dater&, oder mancherley vertiefte Schalen und Schüffeln, 
deren man fic) bediente, nicht nur damit gewiffe Hüffige Materien zwiſchen die Hörner des Opferviehes 
auszugieffen, oder die &ibation zu verrichten 5); fondern aud) das Blut aufzufangen 6); deren einige mit 


‚einem Handgriff verfehen waren, andere aber nicht, Diejenige, welche wir Tab. LV. Fig. ı. angeges, 


> 


a t au Kom abgezeichnet worden, und ift ganz aus Metall verfertiget, mit einem Stiel , an deilen 
nde ein Widderskopf zu ſehen iſt. Dieſe Schale befindet ſich zwar in unſerm Cabinet, iſt aber von dem 


Roſt gänzlich Durchfreffen. Die folgende Fig. 2, iſt im em Muſeum von Begern 
p hei 


4) Daher der fprüchtwärtliche Ausdruck mit unge 
waſchenen Händen oder yuffen, etwas vor⸗ 
nehmen, d-1. ohne Glück oder Fortgang. Es 
find übrigens Schriftſteller felbft von der roͤmi⸗ 
fchen Kirche nicht in Abrede , daß das befante 
Weihwaſſer feinem Urfprung wol davon habe. _ 

5) Yirgil. Aeneid. 7, 133. zune pateras libate loui, 
precibusque uacate, - 

6) So fihreibt Licero,patera fanguinem excepifle, 
cum taurum immolaflet, Davon Fomt prtella, 


2 leben: frpulum, was paraum, non difimile cya- 
t 7 quo uinum in facrificiis Hbabatur. Mehr 
rers fehe man beym ſunius in animaduerfio- 


num Buch 2. C. 10. Die meifiungewi lei 
tungen zu melden; ift unse Ran 


— 


TieieruTroe ſtatt der Sprengwebel brauchte man 
auch wol einen Forbeerziveig. Das Meihmwalfer 
wurde fo wol beym Eingang der Tempel, als auch) 
nach verrichtetem Dpfer gebraucht, da man eis 


3 


nen Brand vom Altar ind Waffer ſteckte, und ale: 

denn die Umftehenden befprengete, Komelers ei 

Die Abhandlung de luftrationibus gentilium, iſt 
ekan 


worin den Goͤttern zu eſſen vorgeſetzt worden. Ci⸗ 
cero de fin. 2, c.7. ita non religioli, vt edant de 


patella. Daher beym Plautus, di patcharü , 


die geringern Götter. 





Tab.LV. 








Tab. 
LVI. 


150 Des dritten Buchs drittes Kapitel, 


Theil 3. Seite 384. befant gemacht worden. Fig. 3. ift von Erden, und in unferm eigenen Cabinet aufs 
behalten. Fig. 4. ift ohne allen Zierrat, gleichwie Fig, 5, fo aus dem Rıircherifiben Capiner, Fig. 
6. haben wir eine andere irdene Scyale, fo ovalz rund ‚ auf deren Nand die zwölf himmliſche Zeichen zu 
ſehen find; fie it aus dem Buch Aneichi Sepolcti, weldyes der berühmte Bildhauer Barrolus herz 
ausgegeben bat, genommen. Die folgende Schüffel Fig. 7. ift infonderbeit wegen des Stiels anmerkz 
lid), als an welchem drey geflügelte Genü, und am Ende deffeiben ein Thiers Kopf zu fehen ift. Die 
folgende Fig, 8. ftellet uns eine andere Schale in doppelter Geſtalt vor, deren Rand mit allerley Figuren 
bezeichnet iſt, die fich auf den Dienft des Bacchus zu beziehen fcheinen. Der ganze Rand ift durch vier 
Köpfe gewiffer Bacchanten und Satyren in vier Theile eingetheilt. Bey dem obern Kopf ift eine Schale, 
und ein Altar oder Poftemene, auf welchem ein mit Blumen und allerley Früchten angefülltes Gefäß ſtehet. 
Hinter dieſem Altar ift ein Thyrſus mic einem Knopf von Zirbelnuͤſſen, gegen weldyen ein dwe zu ſpringen 
ſcheinet. Nach dem zweyten Kopf, der eine Satyram vorftellet , erfcheinet ein Erummer Hirteuftab, an 
welchem die aus vielen Roͤhrlein zufammengefügte Hirtenpfeiffe des Pan ((yrinx) hänget. Hierauf fols 
get ein Baum, deffen Blätter ihn faft zu einen Weinftod machen; wann nicht der alzudiche Stamm es 
hindert. Ferner ein wildes Thier, welches für ein Tiger s oder Pantherthier kan angenommen werden 5 
welche Thiere gar oft bey dem Bacchus angetroffen werden, Eben dieſes Thier ſteuret ſich mit den vor—⸗ 
dern Pfoten gegen einen Thyrſus, der an einen Altar veſt gemacht iſt. Ferner ſiehet man das Haupt eir 
ner Faunaͤ, welche Ziegenohren hat. Vor dieſer ſtehet wiederum ein anderer Altar, auf welchem ein 
Feuer brenner , und hinter diefem eine Ziege. Gegen diefem Altar erfennen wir einen Siewis d.i. einen 
Wahrfagerftab, oder Krumhorn , vielleicht ift es auch ein Hirtenſtab), an welchem gleichfalls eine Hir⸗ 
tenpfeiffe des Pans, wie oben, beveſtiget iſt. Hierauf folget ein Kopf, von einer andern Fauna, ein Thyr⸗ 
fus, ein grofles Gefäß, eine Ziege, ein Baum und ein Caninichen, Die nachftehende Fig. 9. iſt aus dem 
Cabinet der heiligen Genovefe, und bat nichts merfiwürdiges ;_ fie ift von ‚Metall, Auf der folgenden 
Fig. 10. fehen wir einen Mann mit fehr groſſen Flügeln 7), der aud) an feinen Züffen, wie Mercurius, 
mit Eleinen $lügeln verfehen ift; hiernebſt hält er in der einen Hand eine Leyer von ungewöhnlicher Ges 
ſtalt, und in der andern eine Blume, die einer Lilie ſehr aͤhnlich iſt. 
$. 8. Fig. ır. befteht der Stiel aus einem kuͤnſtlich verfertigten Bild eines Menfchen, und auf der 
Schale felbjt berden fid) zween Fechter, mit einem Schild, deren einer einenSpieß, der andere aber fonft 
ein Gewehr in der Hand Halt. Cauceus, welchem wir vorgedachtes Stück zu danken baben, ſteht in ven 
Gedanken, daß auf dem folgenden Fig. 12, die Entführung der Helena vorgeſtellet fen ; die zwo nacende 
Mannsperfonen haben phrygifche Kappen auf. Fig. 3. gibt die Geſandſchaͤſt des Mercurius an den Pas 
tis zu erkennen, mit einer alten hetruſciſchen Benfchrift: MIRPYRIOS ALIXENTROM , wodurd) der 
Nam des Mercurs uud Aleranders foll ausgedruct feyn, Bey den Pateris iſt nicht zu vergeſſen, was 
auch Beger in ſeinem Brandenburgiſchen Theſaurus Theil 4. Seite 424. ſagt: daß manche Ges 
lehrten fich verftoffen haben, wann fie gewiſſe Gefäfle für dergleichen Pateras ausgegeben haben, welche 
es in der That nicht find. Man trift nemlich hier und da gewiſſe flache Matten mir Handgriffen , oder 
Stielen, an, die aber im geringiten Feine Tieffe haben, mithin unmöglich dazu haben dienen koͤnnen, daß 
man das Opferblut, oder fonft erwas flüffiges, Damit hätte auffangen mögen. Wann aber gefragt wird, 
wozu denn dergleichen Gefaͤſſe fonft möchten gebraucht worden ſeyn ? fo fünte es gar wohl feyn, daß dies 
felbe nichts anders geweſen, als eine gewiſſe Art von Präfentirtellern, welche von dem Iſidorus Apos 
pboreta 8) genennet worden, auf welchen alleriey Fruͤchte u. d. g. auf und vorgeſetzet wurden; welcher Mey⸗ 
nung auch Beger beypflichtet. Endlich legen wir Fig. 14. und 15. annoch zwey Fleine Capulas, oder 
Capedines, vor Augen, das iſt: kleine Naͤpfe, oder Schuͤſſelein, die insgemein aus Thon, oder Hoiz ge⸗ 
macht, und zu mancherley Gebrauch gewidmet waren; wie nicht weniger zween Toͤpſe, Fig. 16. und ı7. 
deren fic) die Priefter bedienten, um die Stüce Fleiſch, die ihnen von dem Opfer zufamen$ darinnen 
abzufochen. 
$. 9. he wir zur Befchreibung der übrigen heiligen Geräte fhreiten, gedenken wir hier auch der 
fo genanten Cauearum pullariarum , oder Siünerhäuslein, davon wir Tab. LV. Fig. 1. und 2. zwo 
Abfchilderungen beyfügen, deren erffere Fig. ı: von dem Cauceus befant gemacht, die andere aber 
Fig. 2. zu Nom durch den le Brun abgezeichnet worden, In beyden ſiehet man etliche junge Kuͤch— 
lein, welche die vorgeworfene Koͤrner mit —* Begierde auffreffen : es iſt befant, daß die Wahrfager 
aus der verfhiedenen Art, wie diefe Rüchlein fraffen , ihre befondere Zeichen abnamen, Dann wann fie 


mit 
7) Es iſt gewiß, daB Bacchus zumeilen auch mit $) Iſid. origin, lib, 20, c. 4. apophoreta, a graecis, 
Fluͤgeln vorgeftellet wird, vielleicht die Krafft des a ferendopoma uel aliquid (aliud), nominata ; 
Weins zu bezeichnen. Man fehe D. Martin eit enim plana. ber amınoenr: wird in der meh⸗ 
explication de divers monumens finguliers etc, rern Zahl gebraucht, für Befchenfe ; und auf deg 
Paris 1740, 4. die zweyte Abhandlung. Iſidorus Anfehen iſt hierin wenig zu bauen, 
* 








j 


ji —— N 
nl: 0 [I 
N ; — — man 
SU 





RN A 2 
1 SDR x 
1 Rx NN 
WIN“ dir 9— 
IB ——n— 











N 
KW 











































































































































































































































































































































































— ie va 
‚Dur 
Secu er 
2 ; 
etm $E: ad — — 
‚eu rcthmas 
— em. utiendas 
= 79.88 
O9. Seceg . 
Unzres ul Krilen ns Dietmar — — 
s.128-2 ne — 
—— — 2 . x 
‚Juscınule *— — Cum 
explor. . ‚20-27. Culeri er 
‘8 or 
exchs Inserviente * 
5 


25 2/ . lan b * 
.dela ri 28 o 
E37 O. = . 
wg. Lituns e r 
u t ira 
L U 0 7 
Jo 





Yen 














Von den Gefäffen, u. andern bey den Opfern üblichen Geraͤthſchaften. 151 


mit groſſer Begierde darauf fielen, fo namen fie es fin ein gutes Zeichen an; für ein noch befleres aber, 
ja für das allerbefte, wurde gehalten, wann fie fo darauf fielen, daß ihnen unter dem freffen einige Körs 
ner aus dem Schnabel fielen, und auf der Erde herumfprangen 9), welches fie eripudium ſoliſtimum 
nanten ; wann fie aber gar nicht frefien wolten, ſahe man es für ein boͤſes Zeichen an, 

$. 10, Nunmehro ſchreiten wir zu denjenigen Inſtrumenten, deren ſich die Alten zur Abfchlachtung 
und Zerlegung des Opferviches bedienet haben, Linter denfelben fommt ber Malleus, d. i. ber Hammer, 
zum erften vor, womit die Bictimarii, oder Schlächter, die Stiere geichlagen haben, che fie benfelben 
die Gurgel abſtachen. Dergleichen wir einen Fig, 3. abgebildet ſehen, auch unten bey Beſchreibung der 
Dpfer noch manche fehen werden. An Statt diefer Hammer bedienten fie ſich aud) öfters der Aexte 10) , 
oder Beil, davon wir Fig. 4. 5. und 6, einige abgefchildert haben. Das erfte Beil Fig. 4, haben wir 
aus dem Brandenburgifchen Muſeo genommen; das andere Fig. 5. bat Cauceus herausgegeben, 
und das dritte Fig. 6, it aus dem Cabiner des Herrn Grafen Moſcardiu. Wann fie das Opfervich 
abftechen wolten, gebrauchten fie dazu gewiſſe fpisige und fcharfe Meſſer (Secejpitä genant ‚ welche uns 
gefähr twie ein Dolch ausfahen, und nach dem Lnterfchied des Dpferviehes bald groſſer bald kleiner, und 
übrigens fehr zierlich, und mit vieler Kunft, verfertiget waren. Dann wann wir dem Antiſtius 2a« 
beo (deſſen Nachricht Feſtus aufbehalten) Glauben beymeffen : fo waren diefelbe nice nur an fid Fünfte 
lic) ausgearbeitet, fondern infonderheit die Handgriffe bisweilen mit Eilber und Gold eingelegt. Etliche 
dergleichen Seceſpitas ir) ſehen wir Fig, 7.8.9. deren erftes aus dem Cabinet des Herrn oſcardi gen 
nommen dk, das andere von Cauceus berrühret, und das dritte, bey-der H. Genovefe zu ſehen iſt. 
en Zerlegung der Thiere, da fie diefelbe in gewiſſe Stüde zertheileten , gebrauchten fie befondere groffe 
und Sleine Mejjervon unterfchiedener Geftalt, deren einige, und zwar von den gröffern, wir FB. 10, 11.12, 
und 13, abgezeichnet haben; unter welchen das erfte und das dritte aus Dem Aucheriichen Minfeum 
genommen find ; das vierte bat an dem End des Handgriffs einen ordentlichen Kopf von einem Vogel mit 
einem groffen Schnabel; das zweyte hat einen fehr langen Stiel und eine runde Scharfe ; welche Geſtalt 
fonft nicht vorkommt; es ift Diefes Meffer mit einigen andern dergleichen gewöhnlichen Snftrumenten, 
Nicht weit von Langres in Champagne gefunden worden, und kan nod) heut zu Tag in dem Eabinet des 
Herrn Mahudell geſehen werden, Fig. 14. und 15. jehen wir einige Eleine Opjermefler , welche biß⸗ 
weilen in beſondern Scheiven, oder Butteralen, verwahret wurden, wie Fig, 16. und 17. ausweilet. Data 
auf folgen Fig. 18 — 22. einige länglichte Snftrumenten, (S.igulä oder Lingulä) ı:), theils fpißig, 
theils ſtumpf, welche wie Spateln ausfehen , deren fich die Haruſpices bey Betrachtung des Eingeweids, 


‚ darauf fie ihre Wahrfagungen gründeren ‚zu bedienen pflegen. . Eben dazu mögen aud) Die kleinen Gaͤ⸗ 


belein (Fuſcinula) beftinmt gewefen feyn, deren Fig. 23. und 24. einige zu ſehen find. 
$. 11. Zu den heiligen Serien find auch die deuchter (Tandelabra) zu rechnen 7 Bar bin 
und wieder viele vorfommen; und zivar infonderheit foldye, die auf hohen Fuͤſſen ruheten, dergleichen 
noch heut zu Tag viele in den Kicchen angetroffen werden. Die alten Heiden bedieneten [1% bey ihren Ce⸗ 
[onten auch febr oft der Fackein, dergleichen wir oben ſchon viele gefeben paben, und unten bey Beſchrei⸗ 
bung der Seihenbegängniffen noch mehrere fehen werden, Eine überans ſchoͤne Geſtalt eines folchen Leuch⸗ 
(rs, wie er Fig. 25. abgebildet ift, findet ſich auf einem Todtens oder Afchentopf des Boiſſard. Der 
folgende Fig. 26. den wir von dem Lauceus baben, tubet auf drey Fuͤſſen; gleichwie auch der dritte 
Fig. 27, ber ebenfalls an der vorgedachten Urna des Borffard zu ſehen iſt. 
$. 12. Endlich ift hier auch etwas von den Bicımis zu gedenfen, Litui waren eine Art von Feld⸗ 
trompeten 13), die ſehr krum waren, und bey nahe den heutigen Waldhoͤrnern aͤhnlich waren; die Dich—⸗ 
er gedenken ihrer oft, und waren befonders im Krieg üblich. Allein unter eben diefem Namen verfichee 
man auch bißmweilen ‚gewiffe Stäbe, deren fich die Wahrfager bedient haben , welche eben daher Virgä 
———— genannt wurden. Auch diefe waren an dem einen End ſehr gekruͤmmt, und pflegten die 
abrfager diefelben in der Hand zu halten, und die Himmelsgegenden damit zu bezeichnen, wann fie aus 


‚ dem Flug der Vögel von jufünftigen Dingen weiſfagten. Dergleichen Situos trifft man ſowol auf Muͤn⸗ 


gen, als auch andern alten Denfmalen, hi ielfaͤlti d ſoll Romulus der Urheber da⸗ 
in und wieder vielfältig an, und ſoll Romulu heber d 

von feyn ; als der ſich nad) dem ——— Eicero Buch 1. de Diuinatione 14) eines ſolchen an 
2 {6} 


Pp 2 
9) Si offaex ore in terram caderet, wie Citer lingus) herkommen , wie Priſcianus B. 3. meb 
ausdruckt, ep. addinerf. rg ge RSS $ Pantere feiten eg von Jigo, igonis, her. 


10) Ober auch groſſer Prügel; fo fchreibt Di s * iefi 
PR. sel; yreibt Dionyf. siding Faftor. 3,216, lar Ltuus pugnäefigna 
Rue — —— don den Opffern der riechen en erat, Davon fommt Jiticines, wie tubi- 
und Roͤmer, B. 7* a Meioırag Ta urund cines , tibines 
Tr ion vy v4 Ta TMiravee vorrey, ’ . A = 
11) Sie follen diefen Namen von f E17. und fo fagt auch Virgilius Aeneid. 7. v. 
fi ieft ecare haben. ©, Re Ze PR litto paruaque fedebat füc- 


en Feſtus. li Be ; 
12) Diefer Name fol von Aehnlichkeit mit der Zunge cinctus travdea, ©. aud) Livius B. J. c. 8. 








152 Des dritten Buchs viertes Kapitel, 


foll bebienet haben, da er die Quartiere der neuzuerbauenden Stadt Rom angewiefen hat, Die Geftalt 
eines ſolchen Lituus haben wir ſchon oben Tab. LIV. bey Fig. 5. 6. gefeben, wo er mit zweyen Simpulis 
verbunden iſt. ‚Einen andern fehen wir hier Fig. 28. aus dem Mufeum des Herrn MRofcardi; und 
Fig. 29. nod) einen dritten, den wir aus dem Cabinet des berühmten Kern Recanatı , eines venetiani: 
ſchen Nobili, empfangen haben. Diefer letere ift aus Metall verfertiget, und ungefähr K Schuh lang. 
Dben an Statt des Knopfs ift ein Vogelskopf, welches mit deren Gebraud) bey dem wahrfagen ganz wohl 
übereinfommt, Weil aber viefer Stab von andern Lituis gar fehr unterichieden iſt; fo ſtehet es doc im 
Zweifel, ob es ein wahrer Lituus fey; wenigitens iſt derfelbe gröffer, als andere, die man bier und da zu 


ſehen bekommt. 
Das vierte Capitel, 
Sonden mancherley Opfern, 


$. I 


Dleichwie die Art der Verehrung der falfchen Götter bey den alten Heiden meiftens von der Einrich— 
tung des wahren Gottesdienſts, fo bey den Juden beobachtet worden , urfprünglich herruͤhrete: 
alſo muß man eben dieſes von den mancherley helonifchen Opfern gleichfalls eingefteben. Aus 

beiliger Schrift nemlich ift befant, daß die erften Menfchen gleich nad) ver Schöpfung den wahren GOtt 
unter anderm durch gewiſſe Opfer verehret haben; welcher Dienft venfelben ohne Zweifel von GOtt ſelbſt 
vorgeſchrieben war; und es iſt bekant, daß dieſe Opfer einen groſſen Theil des Gottesdienſts bey den 
Rechtglaubigen des alten Teſtaments ausgemacht haben. Nachdem aber die Heiden dergleichen Opfer, 
die ſie bey ihrem falſchen Gottesdienſt eingefuͤhret, nicht dem wahren GOtt, ſondern falſchen Goͤttern, und 
jelbft den Geſchoͤpfen, ja fo gar dem Teufel, zu Ehren augeſtellet haben: fo fan man diefelbe Feineswegs 
fir GOtt wohlgefällige Opfer erkennen, fondern muß fie unter die abfcheulichfte Greuel des Heidenthums 
rechnen. Das Wort lacrificium, Opfer, kommt von lacrum facere ber, und bedeutet überhaupt eine 
jede Handlung, durch welche wir GOtt etwas anbieten. Nac dem Unterſchied derjenigen Dinge aber , 
welche zum Opfer gebracht worden, werden diefelbe überhaupt in facrificia cruenta (blurige ®pfer ) 
dabey allerley Thiere abgefchlachter und ihr "Blut vergoflen worden, und in facrificia ineruenta ,„ Oder 
ſolche Opfer, bey welchen Fein Blut vergoffen wurde, eingerheiler; dabey man Weyrauch, Wein, aller 
iey Früchte u. d. g. zu opfern pflegte, Jene erftere Art von blutigen Opfern wurde bey den Griechen von dem 
Wort dver, macrare oder abjchlachten, infonderheit Bus: genant; wie vol maneben diefes Wort hierundda 
auch von folchen Opfern gebraucht, bey welchen fein Blut vergoffen worden ; gleichwie auch das Wort 
Orgia, darunter fonft eigentlich die Seyerlichkeit des Bacchus verftanden wird, mehrmalen ohne Unter⸗ 
fehied von einem jeden andern Feft gebraucht wird. Ferner fönnen die Opfer auch in Öffentliche und 
Privaropfer eingerheilet werden, deren jene von den Prieftern und andern, denen das Necht zu opfern 
zufam, öffentlich, diefe aber in Privarhäufern den Hausz und andern Göttern von den Hausvatern und 
andern Perjonen zu &hren verrichtet worden. 

$. 2. Hoftiae, oder das Opfervieh, welches zum Opfer gebracht wurde, hatte allerley Na— 

men, Cinige hieffen praecidaneae , (vorhergehende), andere fuccidaneae, (nachfolgende). 
Pruecidaneae waren diejenige, welche den Tag vor einer groſſen Feyerlichkeit geopfert wurden; derglei⸗ 
chen 5. E. das Schwein war, welches bey dem Anfang der Ernte der Göttin Ceres zu Ehren geopfert 
wurde; da hingegen (uccidanese diejenige genennet wurden, die nad) Vollendung eines groffen Feſts 
auf den Fall geopfert worden, warn dergleichen Opfer vorher nicht gefchehen Fonte oder vergeffen wor⸗ 
den ; und mithin man den begangenen Fehler dadurch zu verbeffern ſuchte. Ferner wurden einige Ho- 
ftiae eximiae, auserlefene, genant; nicht zwar deswegen, als 0b diefelbe wir anfehnlicher oder koſt⸗ 
barer, als andere, gewefen, fondern weil fie zu dieſem Zweck befonders aus der Heerde ausgefucht wurden, 
Auffer Diefen findet man aud) nod) einige andere Beynamen, welche dem Ipfervich beygeleget worden, bie 
aber nicht fo oft vorfommen, So wurben einige Schafe ambiguae 1) genant ; diejenige nemlich, welche 
noc) zwey faugende Laͤmmer hatten; welche man zugleich mit erwürger, und an die Mutter zu beyden 
Seiten angebunden bat, Wann man fand, daß das Eingeweid in einem Opfervieh angewachſen war, 


wurde 
x) Feſtus erklaͤrt ambegni, (nicht ambiguae), bos gentius: ambegnae oues, quae geminas pare- 
et venux appellabantur, cum ad eorum ᷣtraque rent, facrificari (Iunoni ) cum duabus agnıs al- 


latera agni in facrificiis ducebantur ; amd Sul , trinfecus alligatıs. 





| 
N 








‚dersmann einen Dchfen, der Schafhirt ein Lamm, der Ziegenhirt eine Ziege, andere Weyraud) und Kus 
d 


Von den mancherley Opfern. 153 


reurde daſſelbe infonderheit Harunga 2) oder Haruga genennet; gleichwie man diejenige Schlachtopfer, 
welche auf dem Altar ganz verbrant worden, insbejondere prodigias 3) nante: Wieder andere hieſſe 
man bidentes4), (Zweyzaͤhnige,) worunter fonft insgemein die Schafe verftanden werden. Allein 
Pomponius (beym Macrob. Saturn. Buch 6. cap. 9.) ziehet eben diefe Benennung auch) auf bie 
Eberfchweine; und Nigidius gibt vor, daß unter dem Namen Bidens alle diejenige Thiere können 
verftanden werden, weldye zwey Jahr alt feyn; welcher Geftalt Bidens bey demſelben eben fo viel hieſ— 
fe, als biens, oder biennis, zweyjährig, gleichtwie man auch von ire, redire, rediens, an Statt 
Teiens, zu fagen pflegt. Hyginus hingegen verfteht unter den Bidentes alle diejenige Thiere, welche 
zween Zähne haben, die länger find, als die übrigen; und lacht über Diejenigen, welche diefe Benennung 
allein von den Schafen verftehen wollen. & 

$. 3. Bey den Opfern felbft find drey Hauptumftände zu merken 5; als 1.) der Anterfchied der 
Schlachtopfer; 2.) der Dre, wo die Opfer verrichtet worden; 3.) die vornehmften Gebräuche, welche bey 
Verrichtung derfelben beobachtet wurden; denen wir endlich verfchiedene Abſchilderungen bepfügen wer⸗ 
den, auf-weldyen man das vornemfte wird erfeben koͤnnen. 19 

$. 4. Die Thiere, die zu den Opfern gebraucht wurden, Maren gemeiniglich verfchieden, ſowol 
nad) dem Unterfchied derjenigen , von welchen die Opfer gebracht wurden, als auch der Götter 5), zu 
deren Ehre diefelben verrichtet worden. 1.) Unter den geöffern und vierfüfligen Thieren, waren die 
Stiere, Schafe, Ziegenböde , Ziegen und Schweine; 2.) unter den Bögeln, Huͤner und Gänfe, aud) 
bisweilen, obwol fehr fetten , andere Vögel, JE. Holztauben, Hähne ꝛc. Nebit ſolchen Thieren wurs 


den den Göttern auch andere Dinge zum Opfer gebracht , als, geröfter Weigen » und Gerftenmehl, und als 


lerley Kuchen. Die Griechen infonderheit opferten gefalzene Kuchen von Öerften- Mehl, welhe Homerus 
övrogdrag 6)nennet, Unter eben den Kuchen wurden auch einige Popana genannt, welche dem Aeſcula⸗ 
pius zum Opfer gebracht wurden. Nic) andere hieffen Melethyta 7), welche mit Honig vermenget 
waren, und dem Trophonius gebracht wurden. Auſſer diefen hatten fie noch eine andere Art von Kuchen, 
welcye fie boues, Ichfen, nanten ; weil fie nemlich die Geftalt der Hörner hatten, und dem Mond, der 
Hecate und der Diana zum Opfer gebracht wurden. Zu den Kuchen wurden aud) diejenige gerechnet , 
welche fie Arifteres und Aygieias nanten. Zu Nom wurde ehedeffen, auf Befehl des Numa Pompts 
lius, aus Mehl, Salz und Waffer, eine geroiffe Art Kuchen gemacht, welche in dem Backofen gebaden 
wurden; daher das Feſt felbft von Fornax, der Ofen, Kornacalia genennet wurde, Weil das gerön 
ſtete Mehl fonften auch Ador heiſſet, fo haben die Sactificia Adorea 8) davon ben Namen befoms 
men, Bey den Thieren ift noch dieſes zu merfen, daß eben diejenige Fehler und Mängel, welche, nach 
dem Gefes Mofis, ein Thier zum Ipfer untüchtig machte, auch bey den Heiden beobachtet worden, daß, 
wann ein Thier mic einem dergleichen Fehl behaftet war, daffelbe nicht Eonte zum Opfer gebraucht wer- 
den: woraus zugleich erhellet, daß die Heiden vieles von der wahren Religion ber alten Juden angenoms 
men haben. Der Gebrauch, Menfchen zu opfern, war nur bey barbarifchen Völkern üblich, Bey den 
Öriechen und Römern aber ift diefes fehr felten gefchepen; denn es nicht allerdings an Erempeln fehlet, 
da dieſelbe eben dergleichen gethan Haben, Wie dann Homerus Zliad. XXI meldet, daß Achilles 
9) dem verftorbenen Patrochus zwölf Trojaner geopfert habe. Und Clemens von Alexandrien führet 
in feinem Protrepticus auch verfchiedene Erempel an, daß, fowol beyden Römern, als Griechen, bey ein 
und anderer Öelegenheit Menfchen feyn geopfert worden, ; x 

$. 5. Ferner waren die Opfer nad) dem verfchiedenen Stand und Vermögen derer, von benen fie 
gebracht wurden, gleichfalls unterfchieden. So brachten, nad) dem Zeugniß des Lucians, der Us 


q hen 

2) Donatus, oder wer Verfaſſer iſt, übe Alſo, Gottheiten maͤnnliches Geſchlechts, maͤnnli⸗ 
tiu8, ſchreibt, haruga, erh eg — 2 manche hatten eigene Thiere, die Secate, ei⸗ 
Stall) her, worin es aufbehalten werde, Seftus nen Hund; Diana, Hirſche; Venus, Tauben, 


aber; haruga, (andere fchreiben harui 5 uch 
rendo. Der Sprachlehen ol 264 us 6) S.den Euftathius, ſoll fo viel ſeyn ald zn 
fchreibt ariga, und in deg Zeſychius Wörterbuch anzeg; ungemalenes Getraid, (weil man noch Feis 


lejen einige, Acıya, weew zeodale i i ne Mübien gehabt), fo mit Salz vermengt, vor 
männliches Schaf. k Beym — ae ah dem Opfer auf dem Altar geſtreuet wurde. 
de lat. lingua lib. 4. c, 10. etivag vor ; esiftaber 7) Soll Melittuta gefchrieben werden, nach dem 


nicht wohl zu verfichen, weil die Stelle, wie viele Pollux B.6. &.ız. wo auch von einigen folgens 

) ad * zerruͤttet F den vorkommt. — Ken Set ge 

3) ©. ben Seftus; man finder eg i Pirgilius hat liba zdores zuſamm . 2 

ſchrieben. i Rip prodignnege 8) ee ador , faris genus, edor quondam appella= 

4) S. den Seftus im Wort bidental ; pen Belliug tum, ab edendo; uel quod aduratwr, ut fiat to- 
noet, attic, ib. 16,6. 6. Virgil, Eneis 71.93. ftum, unde in facrificio mola falfa efhicitur, 


lanigeras mactabat more didentes, 9) Es ift wohl nicht unumgänglich nothwendig, ni 


154 Des dritten Buchs viertes Tapitel, 


chen zum Opfer, und der Arme ſuchte die Götter zu verföhnen, wann er nur die Hand füßte, Es wur: 
den aud) nicht alle und jede Thiere einem jeden Gott ohne Unterſchied geopfert; fondern mancher hatte be» 
fondere für ſich; und manchen Göttern durften Feine andere, als ſchwaͤrze Thiere, geopfert werden, Doc) 
muß man nicht glauben, daß es pierinn beftändig, und aller Orten auf einerley Weiſe, fey gehalten wor« 
den; fondern was wir hier angeben, muß man anfehen als etwas, welches am meiften üblich war, Ei— 
ne dergleichen allgemeine Gewohnheit war, daß man den Göttern männlichen Geſchlechts, aud) Männ- 
ein; den Goͤttinnen aber, Weiblein, opferte. Doc) finder aud) diefes viele Ausnahmen. 

$. 6. Der groffen Mutter der Götter pflegte unter den Thieren ein trächtiges Schwein, und unter 
den Früchten, die Zirbelnuͤſſe, (ſtrobili) geopfert, und auf ihrem Feft herumgetragen zu werden, Mad) 
der Zeit aber waren die fogenante Taurobolia und Criobolia, davon unten $. 17. ein mebreres, ihre ges 
woͤhnlichſte Opfer 10). Weil auch die Göttin Tellus mit der Cybele bisweilen für eine Gottheit genom- 
men wird, fo pflegte man derfelben gleichfalls ein Schwein zu opfern. Dem Jupiter wurden insgemein 
Stiere, bisweilen auch Widder zum Opfer gebracht. Zu Corinth pflegten fie ver uno Acraͤa eine Ziege 
zu opfern. Dem Neptun onferte man gleichfalls einen Ochſen, oder Stier, der bier und da von fchwar- 
zer Farbe feyn mußte; welcherley Opfer aud) dem Pluto fehr angenehm waren. Der Proferpina wurde 


eine ſchwarze Kuh geopfert, und, wann fie für die Necate genommen wurde, ein Hund; weil die Heiden | 


glaubten, daß die Gefpenfte, welche den Menfchen von der Hecate über den Hals gefchickt werden, durch 
das Bellen der Hunde vertrieben würden. Die der Göttin Ceres angenehmfte Opfer waren ein Eber und 
eineSau , weil diefe Tiere den Feldfrüchten groffen Schaden thun ; bisweilen aber wurden ihr auch 
Widder und Schafe geopfert. Zu Hermione wurden ihr auch, nad) dem Zeugniß des Aelians 11), Ochs 
fen und Kühe zum Opfer gebracht. Wobey noch diefe Abentheuer erzehlet wird, daß einsmals ein Stier, 
den kaum zehen Männer bezwingen Fonten, einer alten Frauen von freyen Stüden bis zu dem Altar, auf 
welchem er folte geopfert werden, wie ein Kind feiner Mutter, gefolget ſey. Dem Apollo wurde ein 
junger Stier zum Opfer gebracht, defien Hörner verguldet wurden ; bisweilen auch ein Widder , oder 
Schaf ; wie nicht weniger ein Bock, oder Ziege. Die Griechen verehreten die Sonne mit Honig, die 

Armenier und Maffageten aber opferten derfelben ein Pferd, 
$. 7. Dem Gott Mars war der Eber, Widder und Stier, zum Opfer beſtimmt; da hingegen 
andere, ihm auch Pferde, und infonderheit die Sufitanier nebft den Pferden auch Boͤcke opferten. Die 
Carier brachten ihm fo gar Hunde, und die Scytben, Efel zum Opfer. Der Minerva wurden tiere 
und $ämmer, aber feine Ziegen geopfert, weil man glaubte, daß fie diefelben nicht leiden Fönnen. Nach 
dem Zeugniß des Sulgentius, Planciades und des Arnobius, wurden ihr zu Ehren auch junge 
Stiere abgeſchlachtet; die aber noch niemalen unter dag och mußten gefpannt gewefen feyn. Das ge 
woͤhnliche Opfer der Diana beftund in einem Hirſch, an defien Stelle die Athenienfer eine Ziege opferten ; 
bisweilen brachte man eben berfelben au) eine Kuhe. Der Venus wurden faft ohne Unterſchied alle 
Thiere zum Opfer gebracht ‚ welche den übrigen Göttern geopfert wurden. Hiernebſt waren ihr aud) die 
Schenkel aller Thiere geheiliget, ohne allein von dem Schwein nicht. Der Venus zu Paphus wurden 
gleichfalls allerley Thiere geopfert; doc) mußten es lauter Männlein ſeyn. Das angenehmſte Thier unter 
allen aber war ihr der Bock. Doc) foll ihr auch das Opfer der Stier ganz wohl gefallen haben. Bey 
dem Lucian Dial, Meretr. lefen wir, daß eine gewiſſe MWeibsperfon der Venus wardnpıs eine weifle 
Ziege zum Opfer bringt, und der bimmlifchen Venus eine junge Ruhe. Die Argiver opferten ihr, nad) 
dem Zeugniß des Athenaͤus, Bud) 3. ein Schwein, und, warın wir dem Philoſtratus glauben, fo war 
ihr nichts — zum Opfer, als ein Haas. Dem Hercules wurden Schweine, und dem Bacchus 
Boͤcke und Schafe, geopfert; jaaud) Schweine, weil diefelben die Weinberge zu verderben pflegen, Dem 
Pan war der Bod, und dem Priapus der Efel, beſtimmt; dem Sitvan das Schwein und der Bar, und 
dem Faunus ein Bock und einfamm. Den Lares, oder Hausgöttern, opferten die Reichen einen Stiet, 
die Armen aber ein Lamm; dem einige auch nod) ein Schwein beyfügen, indem fie vorgeben, daß die 
Lares 











fuͤr Menſchenopfer zu erklaͤren; von dieſen iſt meh⸗ 
rers in Jac. Geuſens uictimis humanis 1675. 
u Gröningen in 1a. gedruckt, nachzufehen; mehr 
Seheiftfteler führt Fabricius an in bibliogra- 
phia antiquaria c. 11. $,3. Denen noch Auguftir 
nus de ciuit. dei lib, 7. £.19, und Martin de 
la religion des Gaulois B. ı. beyzufügen ber 
ben Urfprung berfelben von Abrahams vorge 
habter Aufopferung feines Sohns, (wie auch an⸗ 
dere 6 herleiten will. 

10) Alſo nicht der Cybele eigen; man vergleiche des 


elehrten Caffelii differtatio antiquaria de fue in 
acrificiis gentilium, fpeciatim Cereris, Tellu- 
ris, Bonae deae et Matris deim, Magdeburg 
1743. C. 2, im 1. Cap, wird angemerkt, daß man 
che Dpfer aus Thieren beftanden, die gewiſſen 
Gottheiten zumider , andere aber die ihnen ange— 
nehm — zu dem erſtern gehoͤren die Ziegen, 
bie dem Baechus geopfert worden, weil fie mit abs 
freffen Schaden thaten ; zu dem andern, die Pfers 
de, für bie Sonne. 


11) In den Altern Zeiten wurden die Ochfen (ehr ge⸗ 


ſchonet 


| 
| 
| 
| 
| 











Kon den mancherley Opfert. 155 


$ares eben deswegen auch bisweilen Grundiles 12) feyn genennet worden; gleicher Weife waren ebenden« 
felben auch die Haushähne und Schwalben gewidmet , weil dieſe Bögel in den Häufern, deren Obhut den 
Lares vornemlich anbefohlen , ihren Aufenthalt haben ; es wurde die Schwalbe aud) der Venus geopfert. 
In gewiffen Provinzen wurden auch Fische zum Opfer gebracht; und zwar diefes entweder allen und je, 
den Göttern oder nur einigen derfelben. Dem Terminus, oder Gott der Örenzen, wurde Fein Thier ges 
opfert, wie ſolches Plutarchus in Quaͤſt. Kom, Seite 267. bezeuget. Endlich fehen wir, daß auch dies 
fer Unterfchied beobachtet worden, daß den himmlifchen Göttern weiffe, den Höllengöttern aber ſchwarze 
Thiere geopfert worden. Wann auc) zu Rom die weiffen Ochſen einige fihwarze Slecken hatten, pflegten 
fie diefelben weiß zu machen; weldye Ochſen hernach Boves eretati genennet wurden, 

$. 8, In Anfehung des Dres, wo die Opfer bey den Griechen fowol, als bey den Römern, pflege 
ten verrichtet zu werben : fo ift aus fehr vielen Erempeln bekant, daß die meiſten vor den Thüren, over 
dem Eingang , der Tempel verrichtet worden, Dann, weil die Tempel inwendig insgemein fehr eng, 
anbey felten mit Fenſtern, oder andern dergleichen Deffnungen, verfehen waren ; fo würde der Rauch 
und Dampf von dem Holz, Opfervieh und andern Sachen, die auf den Altaͤren ins Feuer geworfen wur— 
den , die Anwefenden entweder erftickt, oder wenigftens fonft viel Befchwerlichfeit verurfachet haben. Vie⸗ 
le Opfer wurden aud) auf dem Feld und am Ufer des Meers verrichtet; wobey wir annod) diefes anmerken, 
daß, nad) dem Porphyricus, bey dem Euſebius Buch 4. Präp. Evang. die Opfer, die den unterite 
difcyen Göttern zu Ehren verrichtet wurden, in einer Grube haben müffen verrichtet werden; da hinges 
gen den übrigen Göttern allen auf ordentlichen Altären, die von Holz, Stein, Raſen und Ziegelfteis 
nen, aufgebauet waren, oder aber auch auf Dreyfüffen, geopfert wurde, 

$. 9. Unter denjenigen Gebräuchen , welche die, fo ein Opfer verrichten wolten , gleich anfangs, 
vorbereitungs Weife, zu beobachten hatten, war das erfte die Ablutio, oder Abwaſchung, deswegen bey 
dem Eingang der Tempel, bisweilen auch in unterivdifchen Gewoͤlben bey denfelden, insgemein befondere 
Teiche oder Wafferbehälter waren, in welchen fie ſich waſchen und baden Fonten; obwol diefe vorläufige 
Abwaſchung nur bey denjenigen Opfern erfordert wurde, welche den himmlifchen Göttern zu Ehren ans 
geftellet wurden; dann bey den Opfern der unterirdifchen Götter war Die bloſſe Befprengung mit Waſſer 
genug. Anbey mußten die Priefter zu folcher Zeit fic) ihrer Weiber enthalten , und fein Fleiſch eſſen, 
wo fie anders es mit veinen und heiligen Händen verrichten wolten, Wann der Priefter hervortrat, um 
den Anfang zu machen, ließ er durch einen befonders beftellten Ausruffer (bisweilen that es auch der Priea 
fter felbft) ausruffen: Hoc age, thue diefes, um dadurch alle umftehende zur Aufmerffamfeit zu ars 
mahnen; worauf denn eine allgemeine Stille erfolgte. Wann bey den Griechen der Priefter zu dem Ale 
tar trat, fagte er: quis hic eft? wer iſt bier? worauf das anmwefende Volk antwortete, multi et bo- 
ni, d.i. viele fromme Leute 13). Hiernebſt fagte auch der Prieſter: procul hinc quiuis (cele- 
ftus , d.i. lafterhafte Leure packen fich von bier weg. Dann vermög eines beſondern Geſetzes 
dorfte fein Straffenrauber, Fein Todtfchläger , noch fonft ein dergleichen lafterhafter Menfch , ich zu dem 
Altar nahen, nod) einem Opfer beywohnen, Dad) war diefes vornehmlich von einigen wichtigen und feievs 
lichen Opfern zu verſtehen; dann bey andern gemeinen Opfern durfte jedermann ericheinen. Bey einigen 
Opfern wurden aud) Feine Jungfrauen noch Rnechte zugelaflen, Zu Chäronea war nicht nur den Knech— 
ten und Gefangenen , fondern auch den Xetoliern, der Zutritt verfage. Ferner iſt zu merfen, daß, warn 
die römifchen Driefter das Opfer verrichteten, fie das Haupt verhüfleren; obwohl diefes nicht bey allen und 
jeden Opfern geſchahe. Die Urfache davon gibt Plutarchus an : daß, da Aeneas einsmals geopfert , 
und den Diomedes hätte vorbey gehen fehen, er das Haupt bedeckt habe; doch geftehet er ſelbſt, daß dies 
fes nicht die eigencliche Urſache ſey. Die Griechen verrichteren ihre Opſer mit bloffem Haupt. 

$. 10, Unter währendem Opfer lieffen fich die Pfeiffer und Harfenfchläger Hören; welche zu diefem 
Ende in den Tempeln unterhalten wurden. Die Pfeiffen, deren fie ſich bey den Opfern bedieneten, mas 
ren von Buxbaͤumenholz; die andern aber, auf welchen fie bey den gewöhnlichen Kampfipielen bliefen , 
waren von Silber, oder auch) aus dem dicken Schenfelbein eines Efels verfertiget. Die groffen Thiere, 
welche zum Opfer beftimme waren, wurden öfters Schön geſchmuͤckt; und nicht nur die Hörner vergüldet, 
fondern auc) deren Kopf, Hals und Rücken mit allerley Blumen und faubern Decken behänge und bedeckt. 
Hiernebſt geben viele vor, daß der Prieſter, in waͤhrendem Opfer, mit der einen Hand habe den Altar 
anfaffen muͤſſen: allein man Bat viel Erempel und alte Denfmahle, wo ſolches nicht geſchehen ift, Wann 


292 das 
ſchonet, nachher aber auch zu Opfern genommen. Diomedes B. 1. überein komt. Wahrſcheinli—⸗ 
Euſtathius meldet über die Gdyffee , daß man cher möchte man die Benennung von grunds (wo⸗ 
auch der Sonne Ochſen geopfert, her auch fuggrundium ) herleiten, fo das Dach bes 

12) Nonius Marcellus, ©, 2. grundules lares, dicuntur deutet, d. id Goͤtter unter einem Dach. 


romae conftituti ad honorem porcae, quae tri- 33) Dig ift aug bes Ariftopbanes Luſtſpiel, Sriede, 
ginta pepererat ; womit auch der Sprachlehrer genoms 








156 Des dritten Buchs viertes Kapitel. 


das Opfer, oder die dabey vorgehende Ceremonien, einmal ihren Anfang genommen hatten; durfte fer⸗ 
ner niemand etwas Darzwifchen reden. Zu Rom wurde der Anfang des Opfers mie Derrichtung eines ges 
wiſſen Gebets gemacht, welches an den Janus gerichter war; weil die Heiden glaubten, daß er den Zus 
gang zu den Göttern unter feiner Aufficht babe, und ohne oder wider, defien Willen ſich niemand zuden 
Göttern wenden oder nahen koͤnne; nach diefem vieffen fie aud) den Jupiter an, und, nad) einiger Borges 
ben ‚.auch fo gar die uno und die Veſta. Eine andere Ceremonie beftunde darinn, daß der Priefter 
vor dem Opfer dreymal um ven Altar herumgieng, und die Hand auf den Mund legte, Wann diefes ge 
fchehen war, goß er aus einem Kleinen Krüglein , oder Schale , (fimpulo oder patera) etwas. Wein 
auf den Altar, Hierauf vaufte er dem Opfervieh etliche Büfchlein Haar aus 14), welde er auch in das 
auf dem Altar brennende Feuer warf. Darauf trat der Bictimarius, oder Schlächter, hervor, welcher ſich 
mit feinem Schlachtmeſſer (lecelpita), damit fie dem Opfervieh die Gurgel abftachen, gegen der Sonnen 
Aufgang wendete, - Zu Delphis war der Gebrauch, daßeben dasjenige Meffer, welches zur Abſchlachtung 
des Opferviehes beſtimmt war, auch zur Hinrichtung der Malefisperfonen, gebraucht wurde. . Zu Rom 
bedieneten fie fich, bey Erlegung der Schlachtopfer, bisweilen zu erft eines geoffen Hammers, oder Schlaͤ⸗ 
gels *), bisweilen aud) einer Art, mic deren umgekehrtem breiten Theil fie dem Ipfervieh erft das Hirn 
einfhlugen , davon es zur Erden fiele; da fie alsdann erft ihm die Gurgel abftachen. Auffer diefem hats 
ten fie auch brennende Fackeln, (taedae) aus einem gewiſſen Holz, welches der Slamme bejtändige Nah⸗ 
zung gab, Die Schlächter waren von dem Hals bis an den Gürtel insgemein nacend ‚ den unfern $eib 
aber bedeckte ein kurzer Schurz, der kaum bis über bie ‚Knie gieng. Ehe fie das Opfervieh fchlachteten 
fagten fie zu dem Priefter: ago ne? foll ich das meine hun? warın aber Das Opfervieh nicht fill 
bielte, fondern zu entrinnen ſuchte, und wohl gar Davon lieffe, wurde diefes für ein ſehr böfes Zeichen 
ehalten 15). 

27 $. n So bald das Opfervieh abgefchlachtet war, bemühete 16) man ſich mit befondern Gefäffen 
17) das Blut aufzufangen ; da hingegen andere demfelben die Haut abzogen. Darauf trat ein Ha- 
zufpex, Wahrfager, oder auch ein anderer Priefter herzu, welcher das Eingeweid genau unterfuchte, ob 
das Herz, dieseber, die Lunge, die Galle :c, alfo befchaffen, daß man daraus fchlieffen Fönnte , es fey 
das Opfer den Göttern angenehm, und alle glückliche Zeichen vorhanden ; indem fie aus der mancherley 
Beſchaffenheit des Eingeweids auch zufünftige Dinge vorherfagten, a fie wahrfagten fo gar aus der 
unterfchiedenen Stellung des Schwanzes 18), je nachdem detjelbe entweder gekruͤmmet und verdreber 
war; fo nahmen fie es für ein Zeichen an, daß die vorhabende Sache groffer Schwürigkeit würde unters 
worfen ſeyn; oder aber derfelbe gerade herab bienge, wurde es für ein Zeicyen einer zu befahrenden Nies 
derlage gehalten; da hingegen, wann das Bieh denfelben in die Höhe reckte, es für ein Zeichen eines zu 
Hoffenden Siegs angenommen wurde, Bisweilen nahmen fie auc von dem in das Feuer geworfenen 
Weyhrauch ihre befondere Murhmaflungen, ja nachdem derfelbe in dem Feuer ein Geraͤuſch machte , vder 
der davon auſſteigende Nauch befchaffen war, und was er für Wirbel machte. Wann das Opfer vorbey 
tar, und man aus allen Zeichen fo viel erfannt hatte, daß das Opfer den Göttern angenehm fey; alss 
dann wurde es als gut und vollfommen geachtet, und diefes drucken fie mit dem einigen Wort litare 
aus. Daher die Poeten öfters zu fagen pflegen, daß zwar mande ein Opfer bringen, aber nicht alles 
mal litatio folge, oder es gut und tauglich Eönne genennet werden ; dergleichen Martialis ausdrude, 
Buch 10,73. non quacunque manu uictima caefa litat. 

$. 12. Wann die Erforfchung des Eingeweids vorbey war, fo wurden Stuͤcke ſowohl von dem 
Eingeweid, als von dem Fleiſch abgefchnitten und in Körbe 19) gelege, welche derjenige, der das Opfer 
errichtete, in das auf dem Altar brennende Heuer legte, und etwas von Weyhrauch oder anderm wohl 
riechendem Gewürz mit darein warf. Wann einDpfer an dem Ufer des Meers verrichter wurde, warfen 


fie 

genommen. ©. Potters Archäologie Buch 2. 15) Wenn das Dpfer den obern Göttern gehörte, 

cap. 4. ſtreckte man die Kehle in die Höhe; war cs aber 

24) Welches der Vers beg — — et 2 ben — oder für Helden, fo bruckte man fie 
ionyfius im 7, 8. ‚ Gefchichte R — 

ie, yſi 7 Der DRON rich 17) Welches griechiſch oda ev, &unov hieß. * 

EN ———— — Dot die obern Götter auch auf den Als 


rexas tv Nvgı Baer 


) ©. Cap. 3. die 10. Anmerkung, a fchon im Geuer lag, ae 


dis in den griechifchen Auslegungen über des Eu⸗ 


25) Wie hingegen für ein gutes, wenn dag Thier es ripides Trauerfpiel Phönifie gemeldet. 
zu erivarten fehien ; baher man zumeilen Waſſer 19) Man febe pi Dahn zten Buch ber 
in die Ohren goß, daß es gleichjam mit dem Haupt roͤm. Gefchichte , Seite 478. der Leipziger Ausgar 
au nicken amd einzumilligen fehien. be ; wo die Ueberfebung Tautet: mox excoriatam 


(ho- 














Jab. LVII. 

































































































































































j {A L 
J J X 
J— N nf in 
F * ad 
4 & ’R 7] 
N I f / 
i | N h 
} N ) 9 
4 
1 V 4 u 
“ = e [3 —— 


Columna Iraanı . 









si) 


y lumna VAREN- » 










































































Ri 2 e . Sg 
SEN S 


: — um quatuor murorum aJraiano ad portam celebratum.g.Sacrificum erusdem 
generis ab .eodem Iraiano oblatum 3.8 acrıficum unius tantum Jauri ab eodem Impe- 
ratore peractum.4,Alud sacrıficium eiusdem generis amuliere oblatum. . 


















EL OR E 








Von den mancherley Opfern. 157 


je Se re 20) in das Meer, und goffen etwas Wein in das Feuer auf dem Altar. In mährene 
J — — re lau ann —— — bis die ——— — 
Und ſo lang das Fleiſch verbrant wurde, — — Bar Ban Hiien ler 
den die zum Opfer beitimmten Tiere ganz verbrannt : weil es aber den * ſchwer Ale fo groffe Ko⸗ 
ften aufzuwenden; foll Prometheus, nad) dem Zeugniß des Hygins 21), es von den Göttern ei alten has 
ie p daß fie nur einen Theil deſſelben verdrennen n * in ihren Nutzen —— durften; 
= — ee — en Gewohnpeit worden. Wo aber dergleichen Opfer ganz verbrannt 
tärfeh Te bloß das N ba Bann die Roͤmer den himmliſchen Goͤttern ein Opfer brachten, 
mußte Bas-Ochlaköpfer auf dem — wann es aber den unter irdifchen Göttern gebracht wurde: 
demjenigen zu geniejfen, was den Di ER verbrannt — a es nicht erlaubt war, etwas a 
bliebe, das wurde zu der darauf folgenden PA: ser a — — ne De — 
neten, bie mit bey dem Opfer geweſen w pier- Mahlzeit q — — alle diejenigen *— 
jeiten mit nach Haus zu nehmen , 1pel arten; und es war einem jeden erlaubt, — von dieſen ahl⸗ 
febft beymwohneten, durften nic 3 elches er feinen Hausgenoffen zu verzehren gab. Die der Mahlzeit 
alles eine runde Öeltalt, X, i igen, fondern mußten ftehend eſſen, und das vorgelegte Brod hatte 
Capitol dem Jupiter Au Ehren a Mahlzeiten , welche von den Septembiri Epulones auf dem 
daß er Dabey, auf einem desme —— wurden, pflegten ſie dieſen Gott ſelbſt mit dazu einzuladen 22), 
möchte; da hingegen der % gen befonders zubereiteren Küffen, am Tiſch figen, ober vielmehr liegen ‚ 
folchen Spfer» Mahlzeiten 9 und Minerva bloß Stuͤhle gefeget waren, darauf fie figen möchten. Bey 
gewiſſe Tänze anzuftelfen, p a. Y aud) ihren Göttern zu Ehren allerley leer Pi ae ‚und 
6.13. Wir wollen Rs 2.2 r diefes vorben ung nahm ber ee nn ſchied. m ſ 

vorgeſtellet find, felbft wenden Pe en alten Denfmalen;, — ſo * ungen gen! er maſſen 
te Umftände da antreffen werte iv müffen aber zum voraus = ennen, af wir nicht alle vorerwehn 
temal die alten Dentmale mir der? auch manchmal fid) ein merklicher Unterſchied zu Tag legen wird; fine 
einfommen, Leber diefes i en Schriftitellern, zumal in Borftellungen der Opfer } nicht allezeit übers 
Dpfer, welches wir hier und N es oft auch ſchwer zu erfennen, welchem Gott injonderheit diß oder jenes 
fait gleich waren, und einkele — ſehen, ſey beſtimmt geweſen; weil die Ceremonien bey allen 
fang von ſoichen machen , no a hiere verfchiedenen Göttern geopfert wurden, Bir wollen hier den An 
gewidmet geweien. Das erſte de En gewiß anzeigen koͤnnen, welchem Gott zu Ehren fie eigentlich feyn 
worden, und auf der berühmten er en ift dag feierliche Opfer ‚ welches vor einem groffen Thor verrichtet 
die Abbildung vor Augen lege Aule des Trajans 23) abgebildet ift; davon wir Tab. LVII Fig. ı. 
Opfer verrichtet, iſt der Raif x Die zum Opfer beſtimte Thiere ſind hier vier groſſe Stiere; der das 
geht, über ſolchem aber ei er Zrajan felbft , der einen Unterrock hat, weldyer ihm Faum über die Knie 
tet iſt; übrigens ift der ER Mantel, der auf der Schulter mit einer befondern Hafte zuſammen gehef⸗ 
eckigter Altar, auf dem Son nicht verhuͤllet. Vor ihm ſtehet ein mit ? Blumenkraͤnzen geſchmuͤckter vier« 
ben dem Kaiſer fteht ein —— brennet, in welches der Kaiſer eine Schale ausgiejlet. Zur vechten nes 
nehmer Leute Kinder, er — Eamillus mit einem Rauchwerks- Kaͤſtlein. Dieſe Camilli waren vor⸗ 
wohnheit der Roͤmer, mit ſehr u e Eltern annoch am Leben waren, welche bin und wieder, gegen die Ges 
vier Schlächter, welche an ben [obs Haaren erfcheinen. Hinter diefem Camillus ſtehet ein Pfeiffer. Die 
Lorbeerkraͤnje auf dem Ko f obern feib ganz nackend, und unten mit einem Schurz bedeckt find, tragen 
in der linken Hand die Ent ve hält ein jeder feinen Stier an der Hand; die zween erften halten zugleich 
befonders ift Hier an —9 ie Schlaͤgel, mit welchen ſie die Ochſen zu ſchlagen pflegten. Als etwas 
welchem der aifer ein 9 en, daß bey dieſem Opfer fuͤnf Altaͤre geſehen werden, auf deren erſterm, (bey 
let find; darinnen kon pfer verrichtet,) und lohterm ein Feuer brennet, die drey übrige aber ausgehoͤ⸗ 
men ſie alleſamt miteinander uͤberein * daß ſie viereckigt, und mit Blumen gezie⸗ 

r vet, 


ant membratim, delibatas- 23. heißt ed, Jupiter fen bey ben Ethiopiern 
% aliisque membris, primi- an einem Gaftmal, und alle Götter ätten fich 





debant, etc, etc, 
20) Das Blut wurde auch ni 

flog gleich ing Safer nicht aufgefangen, fondern 
21) Poet. aftronom. lib, 2, e.ıp 


22) Daher komt beym Zomer 
kom d 
* a: bie groffen —— 3153 
tter allezeit perſoͤnlich da , figen — 
mit uns u. ſ.w. Im erſten Buch der — 


mit ihm hinbegeben. Man Fan hieraus die Stel⸗ 
len 2B. Moſe 34, 15. und 1. Corinther 10, 3c. et⸗ 
was erleutern. 

93) Die trajanifcye Säule nebft der antoninifchen 
hat J. P. Bellorius erleutert, auch des Liaccor 
nius lateinifche Erklärung in einen italienifchen 
Auszug gebracht, und mit änlichen Denkmalen vers 
mehrt. Ermwird aber von Raphael Sabretti 
übertroffen, deſſen Erleuterung, über diefe fo wol, 
als andere Denkmale, zu Nom 1683, fol. heran 
gekommen, 


Tab. 








158 Des dritten Buchs viertes Kapitel, 


vet, find. Die übrigen Perfonen , melde bey dem Opfer gegenwärtig find, ftehen fehr aufmerffam, und 
breiten meiftens die Hände aus, als ein Zeichen der Andacht; zumal diejenigen, die dem Altar am näd)e 

en find; und fo viel man aus deren Kleidern, und verfchnittenen Haaren, muthmaſſen Ean, find diefe 
— Roͤmer, da hingegen die andern, welche beſſer hinten ſtehen, Dacier ſeyn mögen. _ 

9. 14. Das folgende Fig. 2, welches gleichfalls an obgedachter Säule des Trajans zu ſehen, zei⸗ 
get auch) vier Ochſen, oder Stiere, es find aber bier nur zween brennende Altäre zu fehen, und auffer 
den vier Schlächtern finden ſich hier unter den Umftehenden noch viele andere , welche, wie jene, Lorbeer⸗ 
fränze auf dem Haupt tragen. ‘Die vier Stiere ragen mitten auf dem Ruͤcken eine ſchmale Dede, die 
zu beyden Seiten über den Leib herabhaͤnget, und unten mit einem befondern Saum, oder Franzen, ver- 
bremet find ; dergleichen Einfaffung auch an den Schürzen, oder Niederkleidern, der Schlähhter , Die ih— 
nen von dem Gürtel bis etwas über die Knie gehen, zu fehen find. Uebrigens fcheinet es, daß Die ganze 
Berfamlung bier auf den Kaiſer warte, der fehr eilfertig herzutrit, und von einigen andern Perfonen, dar⸗ 
unter ſich zween Lictores mit ihren. Buͤndeln befinden, begleitet wird, Die drey Knaben, welche mit ihm 
zu gleicher Zeit herzueilen, mögen ein Camillus mit zween Pfeiffern feyn, Das folgende Opfer Fig. 3, iſt 
von eben diefem Kaifer verrichtet worden , und befteher nur aus einem einigen Etier ; es ift auch dabey 
nichts befondets anzumerken, als daß der Kaifer hier in feiner linken Hand einen kurzen Stab hält, und 
daß auf dem Altar, um das Feuer her, allerley Früchte, und unter denfelben. infonderheit Zirbelnüfle , 
gefeget find ; woraus man leicht fchlieffen Fönte, daß diefes Dpfer der Cybele, welcher diefe Arc Früchte 
geheiliget waren, zu Ehren verrichtet worden ; wiewol man andere Dpfer aufweifen Fan, bey welchen eben 
diefe Strobili, oder Zirbelnüffe, zum Borfchein fommen, zugleic) aber aus andern Umftänden erhellet , 
daß fie nicht der Cybele beſtimmet geweſen; nicht zu gedenken, daß eben diefe Strobili auf manchen 
Münzen, bey allerley Gelegenheiten, auf den Altären erblidt werden, Das nächfteOpfer Fig. 4, iſt von 
einem Edelgeftein aus dem Brandenburgifchen Muſeum abgezeichnetz wo an Statt des Pfeiffers 
ein Harfenichläger erfcheinet ; welches bey Opfern fonft etwas ungewöhnliches, Das Schlachtopfer ift ein 
Ochs, und auf dem Altar ift ein Feuer angezuͤndet. Wegen des Kleinen Raums hat man nicht mehrere 
Figuren anbringen fönnen; deswegen man nur die nothwendigſten angebeutet hat, Weil übrigens eine 
eibsperfon hier das Opfer verrichtet, und der Harfenſchlaͤger faft nacend iſt, hat diefes dem Beger 
Gelegenheit gegeben, zu muthmaſſen, als ob diefes Opfer der Venus zu Ehren fey verrichtet worden; als 
lein ex geſteht hernach felbft, daß eben diefe Umftände auch bey andern Opfern angetroffen werden. 

$. 15. Unter den vortrefflichften Denfmahlen von den Opfern, welche uns das Alterthum zuruck gelaffen 
hat, verdienet.infonderheit das feierliche Opfer angeführet zu werden, welches der Kaifer, Marcus Aurelins, 
nachdem über die Marcomannen, Sarmatier und Bandaler erhaltenen Sieg, dem Jupiter zu Ehren vor def» 
fen Tempel foll verrichtet Haben; davon die Abſchilderung noch heut zu Tag zu Rom auf dem Capitol ge: 
fehen wird, Die Copey davon fehen wir Tab. LVIII. Fig. 1. daß der Tempel, vor welchem diefes Opfer 
verrichtet worden, dem Jupiter geweyhet gewefen, erfennet man ganz deutlich aus dem oben zugefpigten 
Theil, oder Fronton des Portals, an welchem der auf einem Adler figende Jupiter zu fehen ift, Der 
Kaifer, weldyer das Dpfer ſelbſt verrichtet, hat einen langen Rod an, womit zugleich deſſen Haupt. bes 
deckt oder. verhüfler ift. Er gieflet eine Schale aus in das auf einem Dreyfuß brennende Feuer , welcher 
bier an Statt des Altars dienet ; dergleichen man auch fonften mehrere antrifft. Meben dem Kaifer fte- 
bet ein Salius, oder Priefter des Mars, den man aus dem zugefpigten Priefterhut, (Apex) gar eigent- 
lic) erfennet, welcher hier den Kaifer, als feinen Mitgefellen (dann Marcus Aurelius foll ehemals auch) 
in dem Collegio der Priefter gewefen ſeyn, und deswegen für diefe Arc Priefter eine beftändige Hochach⸗ 
zung beybehalten haben) nur Ehrenhalben zu begleiten fcheinet, Es wird von dem Capitolinus c. 4. 
erzeblet, daß, da Marcus Aurelius in feiner Jugend vorgedachter maffen unter den Prieftern gewefen, er 
eine befondere Vorbedeutung von der Fünftig zu erhaltenden Kaiferwirde gehabt habe, Dann, als er einge 
mals, famt den andern Prieftern die Kraͤnze gewöhnlicher maſſen nach dem vor der Statue des Mars ge⸗ 
festen Küffen geworfen, feyn die andern Kränze umber gefahren, der feinige aber fey durd) den Wurf jo 
eben recht auf das Haupt des Mars gefallen, als ob er mit der Hand wäre darauf gefese worden. Vor 
dem Dreyfuß ſtehet ein Camillus mit einem ganz furzen Rock, der ein Käfklein mit Rauchwerk in ber 
Hand hat. Der Pfeiffer, der einen Lorbeerkranz auf hat, hat bier nur eine Pfeiffe, an Statt Daß fie 
fonft insgemein deven zwo hatten. Der Schlächter erſcheinet in feiner gewöhnlichen Geftalt, und hat aud) 
einen Lorbeerkranz auf dem Haupt; übrigens hält er mit der rechten Hand den Ochſen am Strict, in der 
linken aber eine Art, oder Beil, fo auf der einem Seite die Geftalt eines Hammers bat. Hinter ihm 
fiehet ein anderer, der in einem Gefäß, Waſſer zum Opfer zu tragen fcheinet. Hinter dem Kaifer fteht 
ein römifcher Rathsherr mit einem fehr langen und weiten Rock, der , wie eg ſcheint, eine Rolle Schrife 
ten (oder kurzen Stab)in der Hand hält. So viel ihrer übrigens bey diefem Opfer erfiheinen, Haben eine 
befondere und ungewöhnliche Art von Schuhen an, Oben auf dem Kopfgeſims des Geitengebäudes r 

e 


Jab. LVIII. 






































kn” x Pen Ci 





N * 
——— Romanım.. “ » Admarand. Rom. Antig 2 


2 


Yan. 
= > 


— 
PM" Dr 





Bl 
” & Lolumna Tralanı. 
et — — 


4. Sacr vfietun a M.Aurelo postreportntam u Murcomunnis Uıctoriam ante Jemplum Jovis 


Ip o — . \ 3 — FR 
oblatum.2. Sirerifieuum Jrauano ad excercitum veniente peracum.z.Jaurus ad Jacrificum 





destinatus et a Victimarus percufus 2. Tr rus, quem duo Vıichmarı ao Sacrıficum ducunt 
ulsus.g.Jaurus,q 





B: Vietimarius form: e insoltee . 


4— 
—9 


















Non den mancherley Opfern. 159 


bet man zween Männer, welche gegen zween Loͤwen ſtreiten, und noch einen dritten, ber einen Stier gegen 
fi) anlauffen läffee, welches, gleich wie die auf obgedachtem Fronton befindliche zween und vierfpännige 
Wagen, unfers Erachtens, für einen bloffen Zierat zu halten find. 
$. 16. Bey dem folgenden Opfer Fig. 2, welches verrichtet worden, da der Kaifer Trajan zur 
Armee abgieng, fehen wir verfchiedene Oberofficier, Fahndriche, u. d. g. welche demfelben entgegen Fonts 
men. Auf dem brennenden Altar liegen abermal allertey Früchte; dabey ein Camillus ftehet , der nicht 
nur wegen feiner Kleidung ‚ fondern auch wegen feiner Hauptzierde, die fich vornen auf der Stirne etwas 
zufpiget, anmerklich if. Der Stier , welcher, als das Schiachtopfer, von dem Schlächter gefuͤhret wird, 
iſt nicht nur mit einer fchmalen Decke behaͤngt, fondern es find auch Blumengehaͤnge an deſſen Hörner 
veſt gemacht. Weil auch fein anderer Priefter vorhanden ift ; fo ift glaublich, daß, nachdem ber Kaifer 
vom Pferd geftiegen, er das Opfer ſelbſt verrichtet habe. Das Fig. 3. beygefügee Opfer ift von einem 
Marmor zuNom abgezeichnet. Einer von den Schachtern ſchlaͤgt dem Stier mit dem breiten Theil ber 
Art zwifchen die Hörner, da inzwifchen die beyden andern, Die, wie jener erſtere, mit Sorbeerfrängen befrös 
ner find, denfelben halten, Hinter diefen Schlaͤchtern ſtehet eine andere Perſon mit einem ordentlichen roͤ⸗ 
mifchen Rock, welche ein Priefter zu feyn ſcheinet. Der Stier, welcher Fig. 4. von zween Schlaͤchtern 
zum Opfer geführer wird, ift auf eine befondere Art geſchmuͤckt, weil nicht nur von den Hörnern gleich“ 
falls ein Hängwerf von Blumen herab hänge, fondern auch zwiſchen den Hörnern ein ganz befonderer 
Zierat zu fehen iſt. Der Vietimarius, oder Schlächter, Fig. 5. If von einer gany ungewöhnlichen Ges 
ftalt, und aus dem Mufeum des Herrn Petavs entlehnt. In der linken Hand Hält er einen Schlägel, 
und Die Kleidung ift von den heutigen Kleidern gemeiner geute wenig unterfchieden , und bier und da mit 
Ereuslein befegt; wovon man leicht einen Zweitel faffen Ente, ob diefe Figur auch wirklich aus dem 
Alterthum herruͤhre. Weil man aber dergleichen Ereuglein auch fonften auf den Kleidern der alten Hei⸗ 
den , infonderheit aber der Eghptler, antrifft, über das in Anfehung ber alten Gebräuche und Kleidung 
noch immer neue Dinge entdecker werden: fo finden wir Feine hinlängliche Urſache, diefer Figur ihr Als 
terthum abzufprechen. In der rechten Hand, die Alters halben entfallen, ſcheinet er eine kleine Schale ges 
halten zu haben, um etwa die $ibation zu verrichten. — 
‚9 17. Die bisher beſchtiebene Opfer Hatten feine gewiſſe Kennzeichen, welcher Gottheit diefelben 
eigentlich beftimmet gewefen ; die folgenden aber haben allerley Wahrzeichen und Merfmahle , aus welchen 
man deutlich erfennen Fan , welchem Gott zu Ehren diefelbe feyn verrichtet worden. Den Anfang machen 
wir von den fo genanten Taurobolien 24), welche ein der Göttin Cybele, und bisweilen auch dem Attis, 
als ihrem Liebhaber, geheiligtes Opfer waren. Man muß fich wundern, daß, obgleich diefe Feierlich⸗ 
feit bereits in den alten Zeiten ihren Anfang genommen hat, bey den alten Schriſtſtelern doc) gar nichts 
Davon gedacht werde. Julius Kirmicus Maternus iſt der erſte, und falt der einige, ber von diefen 
Taurobolien Erwehnung hut, wann er in feinem Bud) von den Irrthuͤmern der heidnifchen Religion, 
nachdem er das von dem Heiland der Welt für uns Menſchen vergofiene Blut, mit feinen gebührenden sobs 
fprüchen erhoben hat, endlich alfo fortfähret: „Man folle ja nicht glauben, daß das bey ben Gögenbildern 
* vergoſſene Blut jemand helfen moͤge, ſondern ſich vielmehr hüten, daß das Blut der unvernünftigen 
„ Thiere die elende Menſchen nicht betriege, und ihnen ein Berberben zugiebe; dann diefes Blut veruns 
»» teinigef vielmehr und zieht ihnen den Tod über den Hals, als daf es denfelben zu einer Exlöfung bies 
„hen folte. Ungluͤckſelig find diejenigen, die fich mit einem ſolchen abſcheulichen und unheiligen Blur bes 
” fprengen laſſen. Die Taurobolia und Criobolia beflecfen dic) mit einem greulichen Alnflat des dabey 
auf eine gottlofe Weife vergoffenen Bluts. Waſche und reinige dich deswegen don deiner Unreinigkeit 
„» Durch ein anderes Mittel, und fuche eine beflere und reinere Duelle. 5» Aus welchen Worten zugleich 
pp — erheilet , daß die Heiden diefe Taurobolia und Criobolia gleichfam für eine Blut / Taufe angeſe ben 
haben, welcye fie der Taufe Eprifti entgegen zu jegen erfonnen haben, Die bey ſolchen Taurobolien vors 
gegangene Gebräuche bat Prudentius, in feinem Martyre Romano, umftandiich befehrieben ; Davon bj: 
vornehmfte Umftände ungefähr folgende finds Wann der Priefter durch diefe Blut Taufe folte eingeroens 
bet eng wurde eine tiefe Grube in die Erde gegraben, in welche der Prieſter, der ein ſeidenes Kleid in 
ſabiniſcher Tracht anzog, und nicht nur fein Haupt mit einer fehr fhönen Priefter, Müge, ober Inful, 
geſchmuͤckt , fendern auch eine güfdene Krone aufgefeßt hatte, hinab fteigen mußte ; darauf wurben eini · 
ge Balken über die Grube hergelegt, weldye ferner mit darüber gelegten Brettern bedeckt wurdee Es la⸗ 
gen aber nicht nur die Balken und Bretter etwas von einander, ſondern es wurden ſolche noch über dieſes 
mit ſehr vielen Löchern Durchborer, daf, wann oben auf dieſer Durchlöcherten Drücke, oder Düne, etwas 
Nr ı 


- 


aus⸗ 
24) Diefer Ausdruck iſt fo viel als, Hinri N iedri Pat. Abhandlung de 
- IE UE 10 D nr atban. Friedrich Ranz Yat. 9 
= Ochſen, wie Criobolium, m Lipf, 1738. beyzufügen- Daß diefe 
Stier. Die Schriftfieller davon meldet Sabris nicht der Cybele allein gebracht morben, iſt ſchon 
“us in bibliographia antiqu, c, 11, 6. denen oben Not. 10) angezeigt. 





160 Des dritten Buchs viertes Kapitel. 


ausgegoffen wurde, es durch diefe Löcher und Ritzen zwifchen den Brettern gar lei i nd in 
die Örube ablauffen Fonte. Alsdenn wurde ein groffer Ochs, deſſen Fiener — Dlus 
menfränzen ungemein ausgefchmückt war, herbey gebracht; dem auf diefer Brücke die Kehle abgeftochen 
wurde. Wann nun das warme Blut durch die viele Loͤcher und Nigen in groffer Menge in die Grube 
durchlieffe: fo gab ſich der unten in der Grube ſteckende Priefter alle Mühe, daffelbe dermaffen aufzu« 
fangen, daß er über und über davon benetzet und befprenger wurde ; wobey er es nicht bewenden 
liefje , daß etwa nur feine Kleider von diefem Blut möchten befprenget und gefärbet werden, fondern fein 
Haupt und Angeficht mit Fleiß dermaffen unter das herabträuffelende Blut hielte, daß deflen Augen und 


Shren, Maul und Nafe, der Bart und das ganze Haar davon auf eine abfcheuliche Weife befudele wur— 





ben, Wann fodann diefes abgefhlachtete Opfervieh ſich völlig verblutet Hatte, und von den andern Pries 
ftern beyfeit gefhafft war, Fam der Priefter wieder aus feiner Hole hervor. Ob er nun gleich, wie leicht 
zu erachten, ſehr abfcheulich ausfahe, fo wurde er dennoch von den Umftehenden mit allen erfinnlichen Eh» 
venbezeugungen empfangen, und gleichfam angebetet. Diefe Arc der Einweyhung des hoͤchſten Priefters 
der Göttin Cybele, wollen einige Gelehrten von der Einweyhung des Pontifer Marimus verftehen; wel—⸗ 
ches aber ohne Grund vorgegeben wird. 


$. 18. Nebſt diefen Taurobolien, hatte man auch die fo genannten Crlobolia, welche, wie es der Na 
me mit ſich bringt, durch Abfchlachtung eines Widders vollzogen wurden : wobey zu merken, daß, wie 
folches aus einigen alten Aufichriften erhellet, dieſe beyde Opfer bisweilen zugleich angeftelfet worden. Zu 
geroiffen Zeiten wurden auch die Aegibolia, dabey eine Ziege zum Opfer gebraucht wurde, Damit verbun⸗ 
den. Die Priefter, welche obgedachter maffen durch die Taurobolia eingeweyhet wurden, legten die mit 
Blut benegte und gefärbte Kleider hernach nicht ab, fondern trugen fie beftändig alfo fort, bis fie völlg 
zerriffen waren. Dann fie bildeten ſich veft ein, als ob fie durch, dergleichen Blurbad, vollkommen gerei» 
niget, und vonneuem geboren, wären. Allein nicht nur bie Priefter ‚ fondern aud) andere , die Feine 
Priefter waren, lieſſen ſich alfo taufen 25). Bey manchen hatte diefe Erneuerung, ihrer Meynung nad), 
ihre Kraft und Wirkung nur zwanzig Jahr lang, Diefe Taurobolia und Eriobolia wurden bisweilen aud) 
von ganzen Städten und Provinzen vorgenommen , öfters auch von bloffen Privarperfonen, Ja man 
bat auch Erempel von obrigkeitlichen Perfonen und Prieftern von andern Göttern ; welche ſich diefen Tau⸗ 
robolien unterzogen, oder aud) dieſe Solennität für die Wohlfahrt des Kaiſers angeftellet haben. Damit 
ſolches auch nicht in Abgang kommen, oder unterlaffen werden möchte ;_ liefet man, daß die Archigalli , 
als oberfte Priefter der Göttin Eybele, bisweilen vorgegeben haben, als warn fie aus einem befondern 
heiligen Trieb, oder vermög eines Traum, befondern Geſichts xc. im Namen der Göttin, den Befehl zu 
geben hätten, daß —— Opfer ſollten vorgenommen werben; und find dieſelbe bisweilen etliche Tas 
ge hinter einander verrichtet worden, 


z. 19, Die alleraͤlteſte Auffcheife, welche auf diefe Taurobolia abzielet (fo viele derfelben nemlich 


uns zu Geficht gekommen find), iſt diejenige, welche bey Lion auf einem Berg, Kourvieres genant,ents 


deckei, und, wie es aus den bengefügten Namen der Durgermeifter zu fchlieffen ift, unter der Regierung des 
Antoninus Pius, im Jahr Chrifti 160. aufgerichtet worden 26). Die Abfchilderung davon geben wir 
Tab. LIX. Fig. ı. Syn der Mitte diefer Aufſchrift nemlich ſehen wir einen Ochſenkopf alfo gefeßt, daß 
die Helfte der Auffehrift oberhalb demfelben, und die andere Helfte darunter zu lefen ift. An diefem Kopf 
hängen kleine Küglein, die, wie Perlein , an eine Schnur angefaße find, in Geftalt eines halben Cira 
culs über deffen Stirne, Auf der einen Seite des Steins erfcheiner ein Widderskopf, (wir haben denſel⸗ 
ben zu Erſparung des Raums oben darüber geſetzet) welcher auf eben die Art, wie der Ochſenkopf, gegieret 


it, Daraus ſich nicht ohne Grund fchlieffen läflet, daß hier die Criobolia mit den Taurobolien feyn ver⸗ 


bunden geweſen; obgleich in der Auffehrift felbft nur von dem erftern Meldung gefchicht. Auf der andern 
Seite ftehet ein Schwerdt, von ganz ungewöhnlicher Geftalt , daran infonderheit der Handgriff. anmerk⸗ 
lich iſt. Die Klinge deffelben iſt lang und breit, und zwar zweyſchneidig, auf welche Art auch der oben 

j zur 


a5) Aus vielen Auffchriften, die noch uͤbrig find , iſt 
u erfehen, daß _diefes befonder Opfer ſowol im 
En ganzer Städte oder Gemeinen, als auch 
von einzelnen Perfonen, entweder für dag lange 
geben der Kaifer 7 ober zu eignem Genug biefed 26) Womit umftändlicher zu vergleichen , explica- 
Vortheils vorgenommen worden ; ja e8 haben tion d'une infcription antique trouvde depuis 


wolte, muſte ed ernenern, Von bem Streit, ob 
der Kaifer Julian ſich auch fo einweihen laffen , 
it van Dalen nachzuſehen. 


ich auch wol Frauensperſonen für andere fo ber 

engen laffen. Nach 20. Jahren wurde es auch 
tool wiederholet, indem feine Kraft und Wirkung 
wicht länger dauerte, und wer länger es genuͤſſenñ 


peu à Lion: ou font decrites toutes les parti- 
eulaires des facrifices, que les anciens appel- 


dolent tauroboles , ſo zu Paͤris 1705. heraus Foms 


EEE — 


— 





AVROBOLIO MATRIS DM 
MOD Fate aTRRIMTND: 


IERUKVMQVE EIVS Dr 

ATVACOLONIAETvODVN | 
KARMILIVECAKDVE rl 
DEXDNOPMORYS 





























































































































De ua dans ın honorem Neptun: celebratiun..6.Aludeinsdem. generus.p.Sacrı- 
Fecium [73 Sraiano ante theatrum erdem Neptuno rel Jempestuti oblatum . 




















E Yon den mancherley Opfer. 161 


zur Seite daran haftende Hacken gefchliffen ift. Wozu aber diefes Schwerdt eigentlich fey gebraucht wor« 
den, laͤſſet fich nicht gewiß anzeigen *). Die Auffchrife ift folgender maffen abgefaßt: 


H Taurobolio Matris Deum Magnae Idaeae 
h Quod factum eft ex imperio 
| Matris Idaeae Delim 
Pro falute Imperatoris Caefäris 
Titi Aelü 
Hadriani Antonini AuguftiPii Patris patriae 
Liberorumque eius 
Et ftatus Coloniae Lugdunenfis 
Lucius Aemilius Carpus Septemuir 
Auguftalis item Dendrophorus 
Vires excepit et a Vaticano 
Tranitulit aram et Bucranium 
Sub impendio confecrauit | 
Sacerdote 
Quinto Sammio Secundo ab Quindecimuiris | 
Occabo et corona exornato 
Cui fanctiffimus ordo Lugdunenfis 
Perpetuitatem Sacerdotii decreuit 
Appio Annio Atilio Bradua Tito 
Clodio Vibio Varo Confulibus | 
Locus datus decreto Decurionums | 


Ueber dem Schwerdt ftehen folgende Worte: cujus Mefonyctium factum eft V. Id. Decemb. Wann 

biernächft im Anfang gefagt wird Taurobolium factum eſſe imperio Matris Idae Deum, fo ift zu 
roiffen, daß dieſe Nedensart bey dergleichen Auffchriften fehr geröhnlich gemefen ; wie dann diejenige , | 
welche dergleichen Denkmahle auftichteten, gar oft vorgaben, daß fie dazu durch einen befonbern göftlis 
chen Befehl , den fie durch einen Traum, oder auf andere Weife, erhalten, dazu ſeyn veranlaffet worden. | 
Sucius Yemilius Carpus war Sertumvir oder Sevir, welches zu Nom eine gewiſſe Art Priefter waren ; 
gleichwie auch verfchiedene andere Städte ihre Sextumuiros hatten, Der Name Dendrophori zielt 
auf eine gewiſſe Ceremonie , und werden darunter diejenigen verftanden, welche bey irgend einer Feier⸗ 
lichkeit Bäume oder vielmehr Zweige von Baumen trugen ; daher auch ſelbſt der Silvan bisweilen mit 
eben dieſem Namen beleget wird, Vires Tauri excepit foll nad) dem Dale, welder diefes Opfer in 4 
einer befondern Abhandlung fehr gelehrt erklaͤret Hat 27), bier fo viel Heiffen, als er hat Das Blur, 
Sl erzehlte Art, aufgefangen. Occabum beveuter ein Meffer, bisweilen aber auch ein Arme 

and, 


N 
$. 20, Daf das folgende Opfer Fig. 2. dei ter Ammon gebracht worden , erfennet man fo ; 
wol aus dem gehörnten Haupt deffelben, dis eh darunter gefegten Adler: Der Priefter, wel« | 
cher einen Lorbeerkranz auf dem Kopf hat, gieffet eine Schale in das Feuer, das auf einem runden-Altar - 
— Das folgende Opfer Fig. 3, ftellet ein Opfer vor, welches der Goͤttin Cybele in einer Höle auf 
| * erg Ida gebracht worden; alwo fie ſich befondens gerne foll aufgehalten Haben. Der Altar iſt | 
viere ige — die Gewohnheit fehr hoch, übrigens aber mit allerhand Früchten, und, unter andern, | 
auch u Zir ehnüffen, beladen, Derjenige, der das Opfer verrichtet, iſt ohne Zweifel einer von beit N 
Gallis, oder Prieftern der Cybele, welche alfefamt Berfihnittene waren ; von denen wir oben p. 6. be⸗ | 
reits ein mehreves angeführee haben, Unter dem Arm diefes Priefters ſteht in dem Felfen ein Fleines Ges | 
faͤß, welches ein Präfericulum feyn mag. Sn der linken Hand hält dieſer Priefter eine Schuͤſſel, oder | 
Schale, welche mit allerley Früchten angefüler iſt. Hinter demfelben figen zween Muficanten, deren eis | 
ner auf einer Pfeiffe bläfet, dergleichen wir auch ſchon oben gefehen haben ; der andere aber auf einer | 
Trommel ſchlaͤgt, welches der Göttin Cybele ihr gewöhnliches Wahrzeichen if. Das Fig: 4. verzeich ⸗ 
nete Opfer, ift noch nicht lang von dem gelehrten Maffei an das Licht geftelle worden; er hält es in | 
©; falls 
| 





*) Vielleicht ſehr wahrſcheinlich, den Ochſen abzu⸗ Anton van Daln , über einige griechiſche und roͤ 
Rechen, inifche Alterehünmer, f 1702. zu Amfterbam in 4. 
27) Es iſt die erfie unter ben neun Abhandlungen des mit Kupfern heraus gekommen, 








en ; ur re A u A TEE U ee 


Tab, 
— 


162 Des dritten Buchs viertes Capitel. 


falls fuͤr ein der Goͤttin Cybele beſtimmtes Opfer. Wir ſehen hier eine Bildſeule mit einem Thyrſus, 
welche auf einem Thurn ſtehet, der für ſich ſelbſt annoch auf einem beſondern Poſtement ruhet. Eben 
dieſes Poſtement nimmt vorgedachter Maffei für die Erde an, welche mit dieſer Göttin öfters fir eins 
genommen wird; der Thurn aber foll, nad) eben defielben Meynung , bier an Statt der mit Thuͤrnen 
verfehenen Krone feyn, welche diefe Cybele fonft auf dem Haupt hat; weil fie den Menfchen zu erft 
die Anweifung gegeben hat, wie fie ihre Städte mit Mauren und Thuͤrnen umgeben follten; daher er 
dann auch den Schluß macht , daß diefes Opfer der Göttin Eybele gebracht worden, und die obgedachte 
Saͤule auch ihr Bild vorftelley fi wenig daran Fehrend, daß diefelbe einen Thyrſus, als das eigentliche 
Wahrzeichen des Bacchus in der Hand hält; meil befant, dag gar oft eine Gortheit von der andern der» 
gleichen Zeichen entlehner hät, Der Priefter, welcher hier ein Schwein an dem Bein hält, fcheinet 
eine Prüfung anzuftellen, ob diefes Thier auc zum Opfer tauglicy fey. "Dann es war fonft der Gebrauch, 
daß fie dem Opfervieh Wein oder Waffer aufden Kopf goflen; und wann das Vieh dergleichen Befprens 
gung, oder Benetzung, gedultig aushielte, und fic) Feines Wegs unruhig bezeugte, nahmen fie es fuͤr ein 
Zeichen an, daß daffelbe nicht allerdings gefund fey , mithin zum Opfer nicht koͤnne gebraucht werden, 
Wann aud) der Priefter hier ſitzet, foll damit darauf gezielet werden, daß die Erde , welche unter der Ey 
bele verftanden wird, veſt gegründet fey. Der Eichbaum, welcher dabey ſtehet, war eben diefer Göttin 
geheiliget; das auf diefem Baum hangende Inſtrument aber Fan nicht wohl etwas anders feyn , als eine 
von den Eleinen Trommeln, welche bey dem Feſt der Eybele gerühree worden. 

$, 21, Das folgende Opfer Fig. 5. welches von dem Trajan an dem Ufer des Meers verrichtet 
worden, feheinet dem Neptun, oder den Winden, oder der Tempeftas, oder aud der Tranquillitas, bes 
ſtimmt gewefen zu feyn; um ſich eine gluͤckliche Seefahrt zu verfchaffen. Sowol der Kaiſer ſelbſt, als 
auch der Camillus ſamt den uͤbrigen, die dem Opfer beywohnen, ſtrecken die Haͤnde aus, als betende. Des 
Kaiſers Haupt iſt mit einer Hauptzierde bedeckt, fo ſonſt nicht gewöhnlid. Eben einer ſolchen Gott- 
beit, und zwar infonderheit der Tempeftas, mag aud) das folgende Opfer Fig. 6. zugedacht ſeyn. Wir 
fehen dabey einen Pfeiffer , und ein Opfervieh, welches abgeftochen wird, Etwas befonders iſt, daß man 
weder einen Altar, noch Feuer fiehet. Dasjenige Opfer, welches Fig. 7. vorftellet , ift ohne Zweifel aud) 
den Neptun, oder einem andern von den vorbefagten Göttern, zu Ehren verrichtet worden. Ein mit Blu 
menkraͤnzen gefchmückter viereckigter Altar, ftehet an dem Rand des Meers vor einem gröffen Schauplag 
oder Gallerie; der Altar iſt nicht nur ſehr Hoch , ſondern auch oben rings um das Feuer mit allerley Fruͤch⸗ 
ten, und zwar infonderheit auch mie Ziebelnüffen beladen, Der Kaifer Trajan, weldyer hier das Opfer 
verrichtet, deffen Haupt nicht verhüller ift, gieffet eine Schale in das Feuer. Der Tamillus, foein Rauch: 


kaͤſtlein vor fi) hält, bat das Haupt verhüllee, dev obere Theil diefer Decte ift etwas zugefpißt; welches 


fonft nicht oft beobachtet wird, Der dabey ftehende Pfeiffer bläfet auf einer doppelten Pfeiffe, und der 
Schlaͤchter, welcher dem bereits auf der Erde liegenden Schlachtopfer die Hand auf den Kopf leget , bat 
einen Lorbeerkranz auf dem Kopf. Vielleicht ift diefes Opfer angeftellet worden, um den Schiffen die das 


‚bey ftehen, eine glückliche Seefahrt zu verfhaffen. Sonft Fan man hier beyläuffig merken, daß dem Mes 


ptun und. der Tempeftas eben alfo, wie dem Pluto, ſchwarze Ochſen geopfert worden. Wir werden aber 
von den Opfern der unterirdiſchen Götter unten bey den Seichbegängniffen ein mehrers gedenken _ 

9 22. DieDpfer, welche der Ceres gebracht wurden, beftunden insgemein in einem Eber oder 
einer Sau, bisweilen aud) in einem Widder oder Schaaf. Das Denfmahl Tab. LX. Fig. ı. und 2. 
ift eines der fehönften und Eoftbarften, und ſcheinet niche nur auf den Dienft der Ceres, fondern auch des 


Bacchuß feine Abficht zu haben. Es befindet fi) an einem fehr kuͤnſtlichen Gefäß, welches in dem Her—⸗ 


3091. Braunſchweigiſchen Cabinet verwahret wird, und aus einem einigen Onychftein gebildet iff, 
das ganze Gefäß ift im Original ungefähr einen dritten Theil geöffer, als es bier erſcheinet.“ Die erfte 
Nachricht davon mit einer bepgefügten Erklärung ift im Jahr 1682, von Joh. Henrich Eggeling 
in einer befondern Abhandlung zu Bremen an das Licht gekommen 28), Diefes Geſchirr Hat nicht Nr 
eine groſſe Handhabe, fondern aͤuch ein langes und doppelt gekruͤmmtes Rohr, wodurch bie Feuchtigkeit 
fan ausgegoflen werden ; daher es aud) Eggeling für ein Gefäs gehalten, welchesdie Alten Guttus 
genennet haben; weil das darin enthaltene gleichfam tropfenweife ausgegoffen wurde, Es ift übrigens 
in drey Theile eingetheilt, und mit einem doppelten güldenen Blech) umgeben. Der obere Theil macht den 
Hals aus; der mittlere Theil, welcher am gröften und weiteften ift, ftellet-viele und mancherlen Figuren 
‚vor, und der dritte Theil, als der Fuß, der ſich je mehr und mehr zuſpitzet, iſt gleichfalls mit verfchiedenen 
Bildern gezieret , welche allefamt die befondere Gebräuche bey dem Dienft der Ceres und des Bacchus 
worftellen. In dem mittleren Theilfehen wir gleic) Anfangs die Ceres mit zwo brennenden Sadeln, zwey 
vor ihr hergehenden Kindern, und einer hinter ihr ftehenden Weibsperfon, die einen Mohnknopf — * 
an 


a8) Sie iſt im . Theil des thefauri Gronouiani fie ber nachgedruckt worden: 


| 








N ex arcu Üonstantini. 
— FM 


ee 





ee 
— 


— — * 
59 — nenn P 
u — ——— — F 
HENRI Aa = [> un 
—— 









' eae onıpche confectum, in quo mysteria Bacchi et Cereris 
cum Apollini oblatum.g. Sacrificium alud eidem Deo 


4.202. Vas summo artifcio 
representantur. 5. Sacrıfı 
a Jrajano oblatum . 
























Von den mancherley Opfern. 163 


Hand hält, Ceres ift hier eben fo vorgeftellet, wie man fie vorbildet, daß fie ihre Tochter Proferpina ſu⸗ 
he; und foll die Hinter ihr ftehende Weibsperſon eben diefe Proferpina wol feyn, Von den ʒweh Knaͤb⸗ 
lein, die vor ihr hergehen, iſt das eine mit einem langen Roe bekleidet, und trägt ein Koͤrblein mit als 
lerley Früchten, das andere aber ift ganz nadend. Eggeling meynet, Daß unter diefen beyden Kindern 
Vertumnus und Pomona angezeiget werden; allein diefe Figur veimt ſich gar nicht mit feiner Erklärung, 
Diefer erfte Theil wird durch einen fangen Lorbeerzweig abgefondert. Pad) folhem fieher man die Ceres 
auf einem Wagen, der mit zween groſſen Drachen befpannet iſt, nebft dem Teiptolemus, ber fonft nadend 
vorgeſtellet wird, bier aber bekleidet ift, und zur Seite die beyden Drachen mit den Zügeln regieret. Bor 
diefen Drachen ſitzet Bacchus an der Erde , ſich mit dem finfen Arm auf einen Korb ſteurend; über dent 
Bacchus zeigt ſich ein geflügelter Juͤngling in der $uft, welcher den Weſtwind 29) bedeuten foll, In 
dem dritten Theil, uber welchem ein ausgefpannter Vorhang haͤnget, beſindet ſich erſtlich eine Priefterin, 
welche in der Hand ein Ferflein hält, das fie der Ceres vielleicht zum Hpfer bringen will; hinter dieſer 
fteher eine andere, weldye mit der linfen einen Bock hält, in der rechten aber einen Teller mit Früchten 
träge, die fie dem Bacchus gleichfalls zum Opfer anzuͤbieten ſcheinet; am Ende fehen wir noch zwo andes 
ve Weibsperſonen, deren diejenige, welche figet , einen Korb voll Früchte vor ſich, und in der rechten 
Hand eine Kornähre hat; die andere aber, fo neben ihr fteht, einen Rorb voll Früchte auf dem Kopf 
tragt, beyde koͤnnen für Canephoraͤ gehalten werden, Der untere Theil des Gefäfles ift ebenfalis mit 
allerley Figuren aitigeziert, die auf den Dienft des Bacchus und der Venus gehen. Gleich Anfangs ſe⸗ 
hen wir einen Korb mit Früchten, der zum Theil mit einem Teppich bebecket ſcheinet; gleich dabey ſtehen 
Iwo creuhweiſe geſchraͤnkte Fackeln, als das Wahrzeichen der Ceres dergleichen auch ſonſt faſt bey als 
len Opfern vorkommen ; hinter folchen ſtehet noch ein anderer Korb, welcher zum Theil wegen des ba ein⸗ 
geſenkten Gießrohrs unkentlich ift ; unten oder neben diefem Korb, ſtehet eine Schale, und gegen über Hegt 
einKrug, oder Präfericulum, auch zwo lange zufammen gebundene Pfeifen, neben ver Defnung , Darin 
nen das Rohr ſteckt; über dem Krug aber erfcheinet eine Hirtenpfeiffe, und über derfelben ein Kopf, wel- 
cher das Haupt des Bacchus oder ivgend einer Bacchantin feyn mag. In dem dritten Theil ſteht aber- 
—— Korb, über welchem eine Schlange ſchwebet, dergleichen bey den Feierlichkeiten des Bacchus ſehr 
gewöhnlich ift 5 der dabeh befindliche Kopf mir dem groſſen Bart, ſcheinet zum bloſſen Zierat dabey zu feyn, 
Mebrigens wird es dem Leſer nicht unangenehm feyn , auch zu vernehmen, wie und woher dieſes Eünftliche 
Gefäß in das Braunſchweigiſche Cabinet gekommen. Anfangs befand es fich in dem Cabinet eines Her⸗ 
zogs von Mantua; nachdem aber diefe Stadt 1629, eingenommen und geplündert worden , gevieth es 
in die Hände eines gemeinen Soldaten, der es dem.bamaligen Herzog von Sachſen Stanz Albert, für - 
Bundert Ducaten überlaffen. Don diefem Kern Fam diefes Fojtbare Kleinod Teftamentsweife an defa 
fen binterlaffene Gemahlin Chriſtina Margaretha, eine gebohrne Reclenburgiſche Prinzeſſin, wel⸗ 
* bey ihrem Ableben an ihre Frau Schweſter Sophia, eine Herzogin von Braunfchweig 
Bro affen batz von welcher leßtern es dann endlich auf deren Prinz Kerdinand Albert, Herzog von 
3 — gekommen iſt. Die Goldſchmiede und Jubilierer, haben ſchon ehemals 68 — 80000, 
aber ii ae ; moon Ir 5 Berlaffenfchaft der Herzogin Sophia errichtetem Inventarium 
2000, Thaler geſchaͤtzt worden, 

Ei $. 23. Nun fehreiten wir zu Da Dre nüde dem Apollo gebracht worden. Bey dem erften 
IB. 3. iſt diefes als etwas ungewöhnliches anzufehen daß Apollo hier halbnackend feine Harfe hält, und 

ſich damit an ein hohes Poftement, welches einem Alcar ähnlich ift, anlehnet. Bor ihm hält ein Weib 
ein nackendes Kind auf einer Schuͤſſel. Der berühmte Hisffei hält diefes für eine Art eines Gelübds, 
— dieſes Kind von irgend einer Privatperſon der Aufſicht des Apollo anbefohlen wuͤrde; wie dann 
se ——— Kinder an dem neunten Tag nach der Geburt zu dem Bild desjenigen Gotts, deſſen Schuß 
5 — Bamberg empfehlen wolten, getragen haben; welches fie thaten , che fie den Kindern einen 
Erftlinge ER Es hat diefer Gelehrte noch eine andere Murhmaflung , daß dieſes Kind eines der 
are a Tribut vorftelle, welcher in einer gewiſſen Anzahl Kindern beitunde, ben die Athenien⸗ 
Delphi zu een alle neun Jahre geben mußten, wovon die letztern jedesmahls eines derfelben nach) 
it nn se a —— Allein diefes hat feinen hinlaͤnglichen Grund. Das folgende Opfer Fig: 4, 
Tri np dgen des Tonftantins, welcher aus verſchiedenen Stuͤcken, die ſich vorher an dem 
Triumphbogen des Trajans befunden haben, uſamwengeſetzet iſt, hergenommen 5; und wegen unterfchied« 

licher Umftände ſehr merkwürdig. Apollo fteher hier halbnackend zwifchen zween Sorbeerbäumen auf einem 
grofien Poſtement, und Hält mit der linken eine Harfe oder Layer, welche auf einem Dreyfuß rubet, um 
welchen ſich eine Schlange windet. Bor jenem Poſtement fteht ein mit Blumenfränzen geſchmuͤckter 
Ss 2 vier⸗ 


29) Warn mar nicht den Scherz ober bie Li „28. zu Ende Cupido in bes Bacchus Gefeb 
darunter verfichen will MWenigfieng — a N vo, i R 








| 





164 Des dritten Buchs viertes Capitel. 


vieredigter Altar, zu deſſen rechten dev Kaiſer Trojan die rechte Hand gegen den Apolfo ausſtreckt, in der 
linken aber einen Spieß hält; um das Haupt des Trajans ift ein heller Schein 39) , dergleichen fonft 
die Mahler um das Haupt der Heiligen zu mahlen pflegen ; bey den Heiden aber pflegte man dieſen Zie⸗ 
rat nicht nur den Göttern, fondern aud) den Kaifern beyzulegen, 

$. 24. Unter den Opfern, welche dem Kriegsgott Mars zu Ehren angeftelfet worden, find auffer 
allem Zweifel Feine prächtiger und merkwuͤrdiger gewefen , als die fo genannten Suovetaurilia, da 
ein Eber, ein Schaf und ein Stier zum Opfer abgefchlachtet wurden, Die Abficht diefes Opfers war , 
die Städte, Felder oder Aecker, und auch andere Sachen, dadurch zu reinigen und zu beiligen, damit die 
Götter denenfelben ihren Segen defto williger mittheilen möchten, Uebrigens aber waren fie in maiora 
ober minora, d.i. Pleinere oder gröffere eingerheilt. Es bieffen Eleinere, wann man an Statt des 
Schweins, des Widders oder Scyafs, und des ausgewachſenen Stiers,nur die jungen von dieſen dreyer⸗ 
ley Thieren, ein Serklein, ein Samm und ein Kalb, zum Opfer fhlachtete; da hingegen bey dem groffen 
Opfer jene groffen Thiere geopfert wurden. Ehe das Opfer verrichter wurde, pflegten fie Diefe Thiere in 
derDrdnung , wie es der Name Suoveraurilia mit fid) bringt, zu erft das Schwein, denn das Schaf 
und den Stier, mit einem befondern Gepräng, dreymal nacheinander von der rechten Hand gegen bie 
linke, um das herum zu führen, fo durch ein ſolch Opfer folte geveiniget und den ‚Göttern empfohlen wer⸗ 
den. Tab. LXI. Fig. r. ift ein Abdruc von einem zu Narbonne befindlichen Stein, auf welchem wit 
eine lebendige Sau fehen, die auf einem erhabenen Tifch , Altar oder Poſtement ftehr. , zu deren beyden 
Seiten einige Helme ; Schilde und andere Waffen, liegen ; woraus man ſchlieſſet daß dieſes Opfer, um 
die Waffen gleichſam zu weyhen, ſey angeſtellet worden. Ob aber gleich die Suovetaurilia von den 
Römern vornehmlich dem Mars zu Ehren verrichtet wurden: fo fiefet man dennoch, daß eben diefelbe, 
bey den Griechen auch andern Göttern, als dem Neptun, Aeſculapius, und Hercules, vielleicht aud) 
noch andern, gebracht, und von denfelben Trittya (prix) 31) genennet worden. Die erſte Abbil⸗ 
dung dieſer Suovetaurilium Fig. 2. iſt von der Säule des Trajan Tab. VII, entlehnet. Hier ſteht 
der Kaiſer mit verhuͤlltem Haupt an dem Eingang des Hauptquartiers vor einem brennenden Altar, auf 
welchen er eine Schale ausgieſſet, in der linken Hand aber einen Conmandoſtab haͤlt. Vor ihm ſtehet 
ein Camillus mit entbloßtem Haupt, der in der rechten Hand ein Kruͤglein haͤlt; die linke fiehet man bier 
nicht. Der Pfeiffer, die Schlächter und alle andere, fo dem Opfer beywohnen, ausgenommen der Kal 
fer und der Camillus;, find mit Lorbeerkraͤnzen gefrönet. Die Trompeter, welche vorher gehen, und auf 
ihren Krummhoͤrnern blafen, erſcheinen bier vielleicht deswegen , weil diefes Opfer dem Mars, als dem 
Gott des Kriegs, gebracht wird. Unter denjenigen, welche auf diefer Tafel zur rechten ftehen, hält einer 
eine Schüffel, weiche mit allerley Früchten und Kuchen angefüllet ift, und ein anderer ein WBafferfeffelein, 
darinnen er vielleicht Weyhwaſſer trägt Unter den drey Schlächtern führer der erfte den Eber , weldjer 
eine von Blättern oder Baumzweigen geflochtene Gurt um den $eib hat; der andere den Widder , und 
der dritte den Stier, welcher mit einer fehmalen verbrämten Dede gezieret iſt, und gehen diefe drey 
Schlachtopſer, in oben befchriebener Drönung, famt ihren Sührern von der rechten Hand gegen die linke 
um das Hauptquartier herum, Die zwey folgende Suoveraurilia Fig. 3. und 4. find in ven Haupts 
umftänden von den vorigen wenig unterfchieden, Das Schwein, welches Fig. 3. voran gehe, feheine 
mit Lorbeerzweigen ummwunden zu ſeyn; aud) wird es nicht von einem, ordentlichen Schlächter, fondern nur 
don einem Knaben geführet; weiches auch bey dem folgenden Widder zu beobachten. Der, fo den Dchs 
fen führer, ſcheint auch Fein ordentlicher Schlaͤchter zu ſeyn; doch iſt er gröffer, als jene Knaben. Tras 
jan , welcher hier das Opfer verrichtet, hat einen fangen und weiten Rock an, und iſt nicht verhuͤllet, wie 
ſonſt. An Statt des Altars iſt hier ein Dreyfuß, auf welchen er feine Schale ausgleſſet, dem dabey ſte⸗ 


henden Camillus hängen die Haarlocken bis über die Schultern herab; übrigens bat er einen Lorbeerkranz 


auf dem Kopf wie der hinter ihm ſtehende Pfeiffer. Vornen her gehen zween Trompeter, welche wie Sol- 
baten gekleidet find , und einen Helm auf dem Kopf haben, Hinter diefen ftehen noch vier andere in glei⸗ 
cher Kleidung, deren Helme mie Federbüfchen, oder Pferdsmähnen, gezieret find ; vielleicht find es Faͤhn⸗ 


driche oder andere dergleichen Officiers. Von den Fahnen und Feldzeichen, die wir hier mit dabey ſe⸗ 


ben, wird unten, wann wir von dem Kriegsweſen handeln, ein mehreres gedacht werben, Doc) Eörmen 
wir bier einen Umftand nicht völlig übergehen, den Adler, der vornen zur vechten zwifchen den zwey Feld: 
zeichen auf einer Stange fteher, und einen Donnerſtrahl unter den Füffen Dat, mit dem Schnabel aber 


einen 

30) Dber Nimbus, wovon Joh. Nieolai in einee 31) Don dem Opfer dreier Thiere, oder 77, hat 
bejondern zu Jena 1699, 12. gedruckten Abhand» belt Euſtathius über Odyſſ. 45 es beſtund ent ⸗ 
lung mit mehrern nachzuſehen; mehrere Schrifts weder aus 2. Echafen und 1. Dchfen 5; oder 1. 
fteller meldet Sabricius in bibliographia c. 8, $, Ochfen, ı. Boc, 1. Schaf ; oder, 1. Schwein, 1. 


28. denen ımter andern auch ded David Martin Bock, 1.Midder, wie Potter meldet, 
Buch de la religion des Gaulois beyzufügen. 


ö— — — — 
7 


























ee ET a ——— 
En + e m 



















































| Fazvel x 


Üonstartinı . 











en arcu 








a. Sarrfnum ad lustrationem, armorum Marti oblatum.2. Suovetaurilia ad introitum 

“astrorum Sretorianorum a Fraiano peracta.5. et 4.Suovetaurlin alia. 5. Sacreficum 
— oblatum..o. Sarrıfteinm Diane Vmatrici a Traiano oblatum. > Sacerdos Diane 
ceryum un Sarrıficium offerens . 














Tab. LXI. 








TEN 


Admirand: R om.Andıq 








NDAARAMARMORKABACCHISCENA 
ee et ae 


ande Rom. Antız : 




















FE 
hıgenia Diane i > Fi 
0 | = — Diane Sacerdos cervum, ad Sarrıfleum, ducens . 
S . stern | ch. mr 
ste Baccht circa aram rotundam per anaglyphos eaxsprefsa . 














j 








Yon den mancherley Opfern. 165 


einen Ring hält, Bey den Donnerfeil ift es bier etwas befonders, daß er nuranden beyben Enden zuges 
ſpitzt ift, nicht abe: beyderfeits drey zacigte Strahlen mit Wiederhaden führet, dergleichen dem Jupiter 
insgemein beygefüger werden. Der Ning in dem Schnabel mag vielleicht in der Abſicht an ſolchem bes 
findlic) feyn , Damit man irgend ein Fähnlein oder Band, wodurd man eine gegion von ber andern uns 
terfcheiden Eonte, daran hängen möchte. An den andern Fig. 4, die von einem gewiſſen Marmor, der 
nunmehro zu Venedig feyn foll, abgezeichnet find, ift diefes als etwas befonders anzumerken , daß hinter 
dem Priefter ein Mann mit einem Krug geht, und die beyden Altäve mit Bäumen bedecte find. 

$. 25. Das nachfolgende Opfer Fig. 5. gefchicht vor dem Eingang eines Tempels, wo an Statt 
der Seulen, ziwo Hermä oder Mercurs-Seulen, zu fehen find; daher es ſcheinet, daß fo wol das Opfer, als 
auch diefer Tempel dem Mecur fey beftimme gewefen. Die Priefterin, deren Haare auf eine fonderbare 
MWeife aufgefegt find, hält ein rundes Gefäß, woraus fie etwas zu nehmen feheinet, vor, ihr ſtehet ein 
Mägdlein, welches in der rechten Hand einen Krug, auf der linken aber eine Schüffel hält, morauf eis 
nige Opferfuchen liegen mögen. Der Altar ift vierecfigt und mit einem befondern Rand eingefaßt. Das 
Hriginal diefes Denkmahls ift von Helfenbein, und ohngefähr einen Schub lang. 

$. 26. Fig. 6, jtelltein Opfer vor, welches der Diana, der Göttin der Jagd, ‚gebracht worden, 
davon das Original an dem Teiumphbogen des Conftantins zu ſehen ift. Diefe Göttin ftehe mit eis 
nem Jaͤgerkleid auf einem Poftement, und hat in der rechten einen Spieß, auf dem Kopf aber den Mond. 


‚Der Kaifer Trajan, der fein Haupt verhüllt Hat, gießt auf den dabey ftehenden brennenden Altar eine 


Schale aus, in der linken aber Hält er einen Stab; vor und Hinter pm ftehen einige Golpaten mit 
Spieffen. Zu beyden Seiten rear als — die Wälder durchſtreichet, ſtehen ʒween 
äume , auf deren einem ein wilder Schweinskopf zu fehen iſt. Die Aufopferung ber Ipbigenia , 
Tab. LXI. Fig. 1. ift in dem Garten des Brosberzoge von Slovenz an einem Derüß ju fehen. 
Die Göttin eher Hier gleichfalls mit dem Mond auf dem Kopf auf einem Poftement, Bot — 
Spbigenia, welche folte geopfert werden, mit gebeugtem Haupt in betrübter Geftalt auf ber Erde 32). Der 
Dabey jtehende Achilles bittet die Göttin daß fie den Öriechen, nad) dem Empfang diefes Opfers, guͤnſti⸗ 
ger ſeyn möge; Ulyffes aber, welcher hinter ihm fteht, und mit dem einen Fuß auf ein niedriges Pos 
ftement tritt, ift ebenderjenige, weicher die Iphigenia herbey gebracht, nachdem er ihre Mutter, Cly⸗ 
tamneſtra beredet hatte, daß fie mit dem Achilles follte vermaͤhlet werden. Agamemnon, der Bater 
der Sphigenia, Hat zum Zeichen feiner groffen Betrübniß fich mit einer groſſen Decke verhuͤllet; wer bie 
übrigen Zufchauer feyn, läffet fich nicht gewiß andeuten, Sonft aber iſt befant , baß Spdigenia nicht 
geopfert worden, fondern, wie e8 an dem war daß fie folte abgefchlachtet werden, Die Diana an ihre 
Stelle eine Hündin verſchaft habe. Diefen Opfern der Diana fügen wir annoch zwey andere bey, weldye 
auf der vorhergehenden Tabelle Fig.6, und auf diefer F ig. 2. zu fehen find. Bey dem erſtern erſchei— 
eine junge Weibsperfon , weiche eine Priofterin der Diana ſeyn mag, bie in ber rechten — 
orbeerzweig hält, die linke aber gegen einen Hirfch ausſtrecket, welcher das gewoͤhnlichſte und dieſer Goͤt⸗ 
N ale Opfer war.  Zivifchen diefer Priefterin und dem Hirſch ftehet ein runder Altar, der mit 
Aa en Me In der Fig, 2, ergreift biePeieterin ben Sirfc) dey demm a e . ® 
. 27. Den Gottesdienft und das: druckt nicht leicht ein altes Denkmahl beſ⸗ 

fer aus, als dasjenige, een = — — & mittheilen. Das Original iſt ein runder 
Altar , um welchen die bey dem Feft des Bachs: emöpnliche Geremonien fehr deutlich vorgeftellt, und 
durch verſchiedene Zwifchenfeulen gleichfam in etliche befondere Handlungen getheilet find. Gleich im Ans 
fang fehen wir einen Bacchanten, welcher ein groffes Gefäs mit zwoen Handhaben auf den Armen und 
Schultern trage; hinter dieſem erſcheinet ein Sn welcher mit der rechten Hand ein Fell anfaßt, in der 
linken aber auch ein gewiſſes Gefaͤß haͤlt, und einen ftarfen innerlichen Trieb, der einer halben Raſerey nicht 
unähnlich, zu erfennen gibe ; zwifchen Diefen beyden ſtehet ein Altar, der geroöhnlicher maffen mit Blumen 
ausgefchmückt if; zu beyden Seiten aber ſteh n wo Seulen, auf deren jede ein groffes Gefäß geſetzet 
ift. i Hierauf folgen drey andere Fauni, die rn &ilenus weldyer nach feiner Gewohnheit trunken ift, uns 
terftügen, Eben diefer Sifenus hat nicht nur (eichfam ein Bandelier von Weinreben von der rechten 
Schulter gegen die linfe Seite herab hängen Een auch einen Kranz auf dem Kopf, von eben dergleis 
hen Neblaub ; und über das in der finfen Haub einen Trauben, Ueber diefem Silenus und den Faunen iſt 
eine dowen haut ausgefpane, Hinter welcher ein Baum hervor raget, an deffen Stamm eine Eider in 
die Höhe Elertert, deren Bedeutung unbefant ift 33). In dem andern Theil diefer figurlichen Vorſtel 


lung, welche gleichfalls mit verfcyiedenen Bäumen und Tapeten oben bebect, und durch etliche en 
<t 


:sffeicht ſoll fie den Wald oder Bufch bedeuten 
6 5 ee Carın 17237 0.6. zu feoliefe 
fen, feu uirides ubum Dimouere lacertae, 


32) Ovid. Metam. ı2, v. 32, ge. und des Kuripe 33) 


hi befonders Trauerfpiel , Iphigenia in Aus 


Tab. 
LXIL 





— > 











"Tab. 
LXIII. 





166 Des dritten Buchs viertes Capitel. 


welchen einige groſſe Gefaͤſſe geſetzet ſind, unterſchieden iſt, ſehen wir abermal mancherley Perſonen, die 
ſich inſonderheit mit einem Opfer beſchaͤftigen. Vornen an ſteht Bacchus ganz’ nackend, ob wohl er eis 
nen Mantel über den Rücken — hat. Das Haupt iſt mit einem Kranz von Rebblaͤttern gekroͤnet, 


und in der vechten hält er einen Thyrfus, und hinter ihm fteher ein Faunus, der ihn zu unterftügen 
ſcheinet; zu den Züffen aber figt ein Thier, welches ein Tiger feyn mag. Ferner fehen wir verfchievene 
Faunen, welche ſich mit dem Opfer eines Schweins befchjäftigen. Denn da fiehet ein groffer Topf oder 
Keffel über dem Feuer, bey welchem fie das eine Schwein vielleicht abzukochen Willens find ; ein anderes 
Schwein aber Hänger oben darüber an einem Baum. Unter den folgenden Faunen, fehen wir einen, der 
dem andern ein Hängwerf von Blumen umhängen will, und einen andern, der ſieh mit einer Loͤwenhaut bes 
decket, wie nicht weniger noch zween andere, welche auf Pfeifen blaſen ‚ und die Pfeifer bey dem Opfer abe 
Be feinen. Die zwifchen ihnen befindliche Seiter mag zum aufhängen der Tapeten gebraucht wor« 
den feyn. f 
§. 28. Nicht weniger merfwürdig ift auch folgender Trupp, den wir Tab. LXIII. Fig. 1. und 2, 
fehen. Erſtlich erfcheinet eine Weibsperfon mit einer doppelten Pfeife, welche vor einem Altar ftehet, der 
mit allerley Früchten beladen ift. Nach ihr folgen unterfchiedene Bacchanten, deren zwo die Trommel 
rühren; zwifchen diefen find auch einige Satyren, deren einer auf einer groffen Pfeife, oder Horn, bläfet , 
der andere aber auch ein Krumhorn in der vechten zu halten ſcheinet; eben einen folchen Stab führet auch 
ein vor ihm ftehender Knab, der mit einem Fell bedeckt ift. Zwifchen den Füffen des gröffern Gatyr fer 
e wir einen Korb, aus welchem eine Schlange hervor kriechet, dergleichen man bey den Ceremonicn des 
acchus fehr oft fieber. Hinter dieſem Korb reitet ein Eleiner Knab auf einem Löwen, Ferner kommt 
der Wagen des Bacchus, weldyer von ʒween Centauren gezogen wird, deren einer auf einer doppelten Pfeis 
fe bläfet, der andere aber eine Leyer oder Harfe hält, Auf dem Wagen figt Bacchus mit feinem ges 
wöhnlichen Kranz, in der rechten Hand einen Krug, in der linfen aber einen Thyrfus haltend, wobey er 
annoch von dem Silenus, der hier Ohren hat, wie Die Saunen unterftüget wird, Zur vechten des Bae— 
chus fehen wir annod) eine Weibsperjon, welche gleichfalls einen Thyrfus in der Hand hält; unter dem 
Magen zeigt fich ein Tiger. Hinter dem Wagen finden ſich noch etliche Bacchanten, welche im Begriff 
find einen Bock zu opfern, unter welchen die eine ein groffes ‚Gefäß mie zwo Handhaben in der rechten 
hält; zwiſchen ihnen flehet ein Altar, auf welchem allerley Fruͤchte und Zirbelnüffe befindlich find; es fcheis 
net, als ob eine von den Bacchanten eben dergleichen Früchte von dem dabey ftehenden Baum abbrechen 
wolte, Der Knab, welcher den Bock bey dem Bart anfaßt, hat in der andern Hand einen Trauben. 
Bey dem folgenden Trupp Fig. 2, welcher mit jenem erſten ganz genau verbunden iſt, fiehet man ben 
Bacchus gleid anfangs gleichfalls auf einem Wagen fahren, welcher von zween Centauren beſpannet iſt, 
die eben dergleichen muſicaliſche Inſtrumenten fuͤhren, wie die erſtere. Ueber ihnen ſchwebet Cupido mic 
einem Feld» Fähnlein, und legt dem Bacchus zugleich feine Hand auf die Schulter. Bacchus felbft, weis 
cher ganz betrunfen vorgeftellet wird, laͤſſet den Kopf zurüd hängen; nichts defto weniger gieſſet er den, 
noch mit dem vechten Arm, den er binter dem Ruͤcken der Ariadne ausſtrecket, Wein in eine Scha— 
le, die ihm eine hinter dem Wagen folgende Bacchans unterhält, Vor den Centauren ftehet eben der- 
gleichen Korb, wie oben Fig. 1. darin fid) eine Schlange befinden mochte. Die Satyren und Nyms 
pben, welche vor dem Wagen hergeben und fpringen, machen Ungeberden und aufferorbentliche Triebe 
vorftellig , worin ein geoffer Theil der Feierlichkeit beftund. Vor andern ift der Satyı merkwürdig, wel⸗ 
cher unmittelbar vor dem Wagen herfpringt, fehr wild ausſiehet, und einen groffen Krug mit beyden 
Händen in die Höhe hält, Eine andere dabey ftehende Bacchans hält ein grofles Bein dergeftalt in die 
Höhe, als wann fie damit gegen jemand ſchlagen wolte. Die folgende Nymphe bat einen Prügel und 
einen Trauben; gleich darauf zeige fih ein anderer Bacchans gleichfalls in der Pofitur, als ob er Schläge 
austheilen wolte. Bor diefen veitet der Silenus auf einem Efel; es ift aber derſelbe fo trunfen, daß, 
wann ihn nicht einige unterjtügten, er von dem Efel fallen wuͤrde; doch hält er in ver Linfen Hand eine 
Kleine Trommel, Die vorhergehende Bacchans hält in der rechten Hand einen Trauben, und in dersdinfen 
einen krummen Stab; unter den folgenden trägt der eine einen Knaben cuf der Schulter, und ein ander 
ter »bläfet auf einer doppelten Pfeife. Was den mitfolgenden Elephanten anlangt, fo feheinet es, als warın 
ee wolle angedeutet werden, daß vorbefchriebener Zug die Reife des Bacchus nad) Indien vorftellen 
olle. 


8. 29. Bey ben folgenden Aufzuͤgen bes Bacchus Fig. 3. und 4, deren Original auf dem Borg⸗ 
befifcben Gut anzutreffen , erfcheinet Bacchus gleich vornen mit einem Thyrſus, und hat das Haupt, nach 
Art des Frauenzimmers, aufgeſetzt; eine neben ihm ftehende Mufe, auf deren Schulter er feine linfe Hand 
leget, ſpielet auf der Harfe, und ein zu deren Füffen liegendes Tigerthier Hält einen Thyrſus im Maul. 
Weiter hin fteht ein Faunus mit einem Thyrfus auf einem Fuß, der mit dem Leib wunderliche Verdre— 
hungen macht, und ein Sell von einem unbekanten Thier auf dem linken Xrm hält. Der folgende Fau⸗ 


nus 





Jab. LXIT. 





























































































































| 
N 

l 

| 

| 

| 

j 

| 

il 

$ | 

| 

| 

| 

| 

| 

| 

| 

! 

RR 9 — BEE — 
— Coetus Bacchicus Bacchum in Indiam ‚profieiscentem comitans.$.ct4. Orga Baccht.. 
5. KRıtus Bacchnmalum . 










































































































































































































































































INTETTTTEITTTITI NN IE Se or et 


I | 


| 
I 











i 


























































































































































































































m 


m m 
ij 


I 








= ) 
) 

Pr TY a Sı 

=“ a 4 

7 E E 

— X = 
N 

ENG we: 
— 

= * 















































| 


\ 


IITII 


AT 
ll 


























































































































Ih S 
AN ae — (A 
fi = IE 
N 
m 


—— 











CELEBERRIMVS BACCH 





























Bon den mancherley Opfern. | 167 


nus, ber eben dergleichen Dinge bey ſich hat, bemühet fi}, den betrunfenen Sitenus, der auf bie Exde 
fallen wolte, aufrecht zu erhalten. Silenus ift mit einem Epheukranz gefrönet, und ſcheint nad) einem 
an der Erde liegenden Weinfrug zu greifen. Das folgende Bild Fig, 4: ftellet einen Tanz der Bacchan- 
ten vor, Denn da fehen wir drey ———— welche auf fo vielen unterſchiedenen Inſtrumenten ſpielen; 
die erfte hat Klepperlein, (erotatus), die zweyte eine $eyer, und bie britte eine Trommel, Hierneb 
fpielt ein Faunus auf einer doppelten Pfeife, und ein anderer ergreift eine von den Nymphen an ihrem 
Kleid, als ob er fie nach fich ziehen wolte. 

$. 30. Der folgende Abdrud Fig. 5, fo von einem Marmor des Montaltiſchen tandguts ent 
lehnet ift, ftelle das Felt der Bacchanalien vor, Die ganze Ceremonie wird vor etlichen Käufern verriche 
tet, welche im Grund diefer Tafel zu fehen find. Linker Hand fieht man einen Kopf oder Bruftbild des 
Mercurs, oder Herma, auf einer Seule, Bor diefem fist eine Mannsperfon auf einem Bert oder das 
gerſtatt, famt einem Weib, welche an dem andern End diefes Lagers auf ihrem Arm lieget, Bor Dies 
ſem Bett ftehet ein Dreyfuß, an Statteines Tifches, auf welchem, nebft verfchiedenen Trinkgeſchirren, allers 
iey Srüchte gefeget find, und neben diefem Dreyfuß, liegen auf einem Bänkgen verfchiedene Larven , welche 
das gewöhnliche Wahrzeichen der Bacchanalien find, Gegen dem Bett kommt ein alter Mann mit einem 
langen Rod ‚ dem ein Faunus die Schub auszieht; ob dieſer etwan ein Priefter 34) des Bacchus ſey J 
laͤſſet ſich nicht gewiß ſagen. Der andere Faunus /hinter diefem alten Mann, ſtellt ſich an, als ob er ſich 
unter deffen Kleid verftecten wolte. Der dritte Faunus träge einen Thyrfus, welches gleichfalls ein Zeis 
chen der Bacchanalien iſt: auf diefe folger Silenus mit einer doppelten Pfeife, und nad) ihm ein anderer 
Faunus mit feltfamen Geberden, Endlich fommen noch zwey Weiber, die ſich umarmen, beren eine eis 
nen Weinfrug in der Hand hat. Derjenige Faunus, weldyer oben auf der Mauer fteht, macht ſich mit dem 
Haͤngwerk, fo um das Haus gehet, zu thun. ! 

$. 31. Unter allen Abſchilderungen von den Aufzuͤgen des Bacchus ift Feine umftändlicher und fchd? 
ner, als diejenige, welche ung Spon in feinen Mifcellaneen Seite 310. mitgetheilet hat, davon wir Tab» 
LXIV, den Abdruck liefern, Der ganze Aufzug. ift hier gleichfam in fünf Theile getheilet, welche man zus 


ſammen nehmen muß, um dag ganze Öepräng völlig zu überfehen. Im Anfang fiehet man faft eben 


die Figuren, die wir bey voriger Tab II. Fi befchrieben haben; gerade als wann jie von einem 
Marmor auf den andern wären ee chen "Denn erftlich feben wir bey der Herma auf einer 
Seule eine Weibsperfon, welche ſehr kraurig zu feyn feheinet; darauf erfheinen eine Manns» und MWeibs- 


perfon, die beyfammen auf einem Bette ſigen, vor welchem ein Dreyfuß mit allerley Früchten, und ein’ 


hentel mit den Larven ſteht. Sierauf folge ein fleiner Knab, der vor einem runden Altar figt,und eis 
nige Trauben, wie auch Reblaub, vor ſih hat. Hierauf folgen drey Nymphen, die ſich an den Händen 
anfaflen, und vielleicht die drey Oratien 35) bedeuten mögen; nach diefen kommt eine Mannsperfon mit 
einer Trommel, und fo darin ein alter Mann, der ſich voneinem andern (vielleicht ift es ein Faunus, wie 
oben Fig. 5.) den Schuß ausziehen läffet, Der nad) diefem auf einer Pfeife blaͤßt, iſt dem Silenus nicht 
ungleich. In dem andern Theil diefer Proceffion gehet einer vorher, der eine Kifte voll Trauben auf dem 
Kopf trägt, und zu deffen Füffen ein Hund fieger; unter den folgenden Perfonen befindet ſich infonders 


‚beit eine, welche einen groflen Schlauch träge. Hierauf kommen drey Schlächter oder Bictimarii, 


unter welchen der erfte einen Stier , der andere einen Widder, und ber dritte ein Schwein, führer. Auffer 
biefen Schlächtern geen mit dem Stier und mit dem Wibder noch zween andere, wovon ber eine etliche 
Zweige von einem Daum, der andere aber eine Kriegs s Fahne trägt ; zuletzt folgt ein gewaffneter Sol 
dat in feiner ordentlichen Rüftung; dergleichen einer auch bey dem Anfang des dritten Theils von dieſem 
Öepräng zu fehen ift. Zu nächft an diefem fteht ein anderer neben einem Pferd , als ob er ſich auf das ⸗ 
felbe ſchwingen wolte; hinter diefem fißt ein Mann, der in ein Buch fhreibt, was ein anderer, der vor ihm 
ſteht, etwa vorfaget, Nebſt dieſen fißt ein anderer, welcher mit einem, der hinter ihm ſteht, ſich unters 
redet Auf dieſe folgen ziween Soldaten mit groffen "Shilden, und zulegt ein SHarpfenfchläger und ein 
Pfeiffer. Bey dem Anfang des vierten Theils ſteht abermal ein Soldat, und nebft diefem ein groſſer 
Altar, hinter welchem zwo Perfonen befindlich, deren eine einer vor ihr ftehenden Mannsperfon, die einen 
Knaben an der Hand hält, aus einem Krüglein etwas Wein in eine Schale gieffet. Nach diefen erfchels 
net eine groffe Anzahl Bacchanten von beyderley Gefchlecht, deren eine die Trommel in der Hattd hat, eine 
andere aber auf einem Horn blaͤßt, noch andere Trauben in die Höhe halten , und wieder andere allerley 
Öefäffe tragen. In dem fünften und legten Theil .diefes Aufzugs fehen wir ein Weib, welches beyde 
Hände voll Trauben hat, nach oder por ihr kommt Silenus auf einem Efel geritten, den feiner u 
Tt 2 e 


34) Vielleicht cher ein Ithyphallus, bi Vielleicht wahrfcheinlicher xamdsen; Mertigfteh® 
fleider trugen bey folchem Beh, und fich un 35) findet kein Beyfpiel, daß die Gratien wirklich un⸗ 
ſtelten, wo fie es nicht waren, ter biefer unartigen Geſellſchafft geweſen. 


Tab, 
LXIV, 





Tab 
LXV, 











168 Des dritten Buchs viertes Capitel. 


beit halben abermalen.zween halten muͤſſen. Ferner gehen zween Pfeiffer, und vor biefen ein Satyr, ber 
ein Buͤndlein Trauben trägt, Endlich kommen noch zween Bacchanten, deren einer ein Faßlein Wein 
mit beyden Armen vor ſich hält, der andere aber auch einige Trauben träge. Was nun alle diefe Figus 
ven bedeuten mögen, iſt ſchwer zu errathen. Einige Gelehrte find der Meynung, daß diefes Gepräng das 
Feſt der Suovetaurilien vorſtelle. Wann man aber bedenkt, daß erſtlich die befante drey Thiere gar 
nicht in ihrer gehörigen Ordnung gehen, und zum andern auch die übrige Umftände ſich mit den Suoves 
tauvilien Feineswegs veimen: fo brauchte wol diefe Meynung mehr Beweis. 

$. 32, Das Opfer Tab. LXV. Fig. ı. hält der berühmte Maffei für der Arhenienfer fogenante 
Apaturia 36) , welches Feſt dem Bacchus zu Ehren in dem October jährlicy drey Tage lang gefepret 
murde, Der erfte Tag hieß Cöna, an welhem eine öffentliche Mahlzeit gehalten wurde, der jederman 
beywohnen fonte. Der andere hieß Anarrhyſis, an welchem die Opfer verrichtet wurden, Diefer 
Name Eommt von ana (+r<) aufwärts , und thyo (jva) ıch flieffe, weil das Dpfervieh, wann es 
folte abgeftochen werden, mit dem Hals in die Höhe gezogen wurde, Der dritte Tag bieß Cureotis, von 
kuros (zoüpes) ein Juͤngling, weil die jungen Leute auf diefen Tag fich in das Zunftregifter einfchreis 


« ben liefen, Derjenige, welcher hier dem Widder die Kehle abfticht, hat einen Helm auf dem Kopf ; wels 


ches feinen binlänglichen Grund abgiebt, warum man diefes Opfer infonderheit dem Bacchus zufchreiben 
ſolle; zumalen Maffei ſelbſt geſtehet ‚daß eben daffelbe auch, dem Mercur und dem Mars koͤnne zugee 
eignet werben, nzroifchen find dergleichen Denkmahle fehr var, auf welchen diefe Aufrichtung des Hals 
fes wahrgenommen wird. Doc) ift der Mann, welcher aus einem groſſen Schlauch) in ein darunter ge. 
baltenes Gefäß Wein ausgielfet, ein mehrerer Beweis für des Maffei Meynung. Das folgende Opfer 
Fig. 2, da wir gleichfalls einen Mann mit einem groflen Schlaud) antreffen, aus welchem er in ein darz 
unter ftehendes groſſes Gefas Wein ausgießt, eignet M haffei aud) dem Bacchus zu, und es iſt nich iu 
leugnen , daß die dabenftehende Weinrebe die Sache fehr wahrfcheinlic) made: doch fönnen wir nicht era 
vathen , was bie oben auf einer Seulen ftehende, und mit einem Helm und Schild bewaffnete Statue mit 
dem Bacchus gemein haben foll; wahrfcpeinlicher iſt, Daß das folgende Ipfer Fig, 3, da zween Faunen 
einen Bock über einem brennenden Altar abfchlachten, dem Bacchus gewidmet foye, 

$. 33. Das Opfer Fig. 4, davon Gronovius urtheilt, Daß es der Juno $ucina von einer ſchwan⸗ 
gern Weibsperſon ſey gebracht worden, eignet der berühmte der Benus zu. MWenigftens iſt 
nicht zu leugnen, daß der Myrtenzweig, den bie Priefterin in das Heuer wirft, der Venus gebeiliger, ges 
svefen, und fonft bey feinem andern Opfer Plaß finde. Die Seule, auf welcher eine Kugel ruhet, fcheis 
net mit zu dem Altar zu gehören. Das folgende Opfer Fig. 5. welches von einer Münze des Poftumus 
abgezeichnet ift, war dem Hercules beftimmt. Der Kaifer, welcher das Opfer verrichtet, halt in der lin» 
Een Hand ein Simpulum , und mit der rechten gieſſet er eine Schale in das Feuer, Neben dem Altar 
ſteht Hercules ſelbſt mit feiner Keule und einer Loͤwenhaut. Auch iſt ein Schlaͤchter dabey, einen zum Opfer 
beſtimmten Dchfen zu ſchlagen. Das Fig. 6. abgebildete Opfer ift permuthlich dem Silvan gebracht wors 
den; weil aber der Marmor fehr mangelhaft iſt, Die romifchen Bildhauer hingegen die ſchadhaften Bilder 
nach gutdünfen ergänzet haben ; ift daraus ein grofler Streit unter den Gelehrten enefprungen. In feis 
ner angeblich vollfommenen Geftalt ſiehet man dafjelbe in einer Abfchilderung des Eonftantinifchen Triumph« 
bogens, welche An. 1690, heraus gekommen ift. Auf derfelben wird Hercules vorgeftellet, wie er feine 
Keule auf der Achfel trägt, und fich mit feiner Loͤwenhaut gewifler maffen bedecket; neben ihm ſteht ein 
Baum, an welchem die Hirtenpfeife des Pans Hänger, auch iſt ein Lͤwenhaupt an eben demfelben ange⸗ 
heftet. Hinter dem Hercules ſtehet eine Mannsperſon, welche ihm einen Kranz auf den Kopf ſetzet; fer⸗ 
ner erſcheinet der Kaiſer Traian, welcher bey einem viereckigten und brennenden Altar mit bloſſem Haupt 
ſein Opfer verrichtet, und in ſeiner linken Hand einen Spieß haͤlt. Allein Fabretti in feiner Col. Trai. 
Seite 170. macht davon eine ganz andere Beſchreibung. Sintemal er zeiget, daß auf dem mw ahrhaften 
Marmor, Traian 1.) feinen Kopf habe ; 2.) daß Vertumnus hier ohne allen Grund ir einen Hercules vers 
wandelt worden; 3.) aus dem Kopf eines Bären ein Lowenhaupt gemacht werden, Wir aber ſtellen die 
Sache hier vor, wie fie auf dem wahren Mormor befindlic) ift, und glauben mit dem Sabretti, daß 
bier der Kaifer Traian dem Silvan ein Opfer bringe; jumalen in dem 1690, herausgegebenen Eonftan- 
£inifchen Triumphbogen, am Ende diefer Abfchilderung die Worte Siluano Sacrum zu Iefen find, aud) bier 
alle Umftände ſich beſſer für den Silvan ſchicken ; obgleid) wegen des ſchadhaften Steins nicht alles deut⸗ 
lich mag erfant werden, Dann 1.) fteht die Statue nahe bey einem Baum, in welcher Stellung Sils 


van 

35) Man findet verfchiedene Herleitungen ;_ einige fehen hingerichtet. _ Andere von « (nach der Be⸗ 
nehmen es von «rarn, Betrug, weil Melaß⸗ beufung, zuglvich) und erne, Weil die Kinder 
theus feinen Gegner durch die Liſt überwunden, an dem Feft mit ihren Eltern fich Sffentlich ange 
daß er gethan, ald ob jemand hinter demfelben eben, um mit ihnen in die Zahl der Bürger ger 


mit einem Fell bekleidet ſtuͤnde; da er ihn im Ums hrieben zu werden. 


a — — 


—— — 











—— 


u AD 
END 


d 














Il N N, 
\ \\j \) s 
cos u 









1 Apaturia ın. honorem Bacchi peracta.g. et 3.Sacrıfwır duo alla eidem Deo oblata.. 
4.Sacrıfıcam vel Iunoni Lucene vel Veneri oblatum.. 5. Sacrfieuum Herculı peractum. 
6. ——— alud, quod Sulvano ‚forte offerebatur. 7. Alud Fani oblatum ..8. et 9 Duo 
sacrıfein qua Friapo oblata sidentur: 





















































1.öacrr. 
7% BER 
Suloria Sargie 
wus solenne. 8, Sur Meium — — magıs 
depromtum, in quo singularıa nonnulla observantur . 


BEEN zu = —* DR NN Fr re x ; Fr 
um Slinervi oblatum.2.et 5. SacrıfiiaRsculapio destinata .q. Sarrifieium a 
© oblatum. 5.006. Sacrıfcia eLarıbus oblata. Sacrıficium rustucum ma- 
solenne.g. Sacrıficium exanaglypho Briwienst 














Don den manderley Opfern. 169 


van meiftens vorkoͤmt. 2.) Exfcheinet die Hirtenpfeife des Pans, welche auch anderswo dem Silvan zus 
geeignet wird; nicht zu gedenken, daß Pan und Silvan oft einerley iſt. 3.) Reimt fich der Kopf eines 
Bären mit dem Gilvan beffer, als ein Loͤwenhaupt. 4.) Iſt zu merken, daß in mehrgedachtem Triumph« 
bogen des Conſtantins, nicht weit von diefer Tafel, noch eine andere zufeben, auf welcher Traian vorgeftel« 
let wird, wie er einen Bären erleget,deffen Haupt er vielleicht bier dem Silvan, als einem Gott der Wäls 
der, mag gewidmet haben, tie wir oben gefehen ; daß eben derfelbe Tab. LXI. Fig. 6.der Diana, als 
der Göttin der Jagd, das Haupt eines von ihm erlegten wilden Schweins übergeben hat, Solcher Geſtalt 
bleibt kaum ein Zweifel übrig. 
$. 34, Das nächfte Opfer Fig. 7. hat feine Abficht auf den Pan, und ift vor dem Eingang eines 
Tempels verrichtet worden. Diefer Tempel ſteht an drey Seiten offen, und bat hinten eine Mauer ; der 
Eingang ruhet nur auf zwo Seulen. Der Kopf des Pan ſtehet aufferhalb deffelben auf einer Seule, und 
ſieht ziemlich fuͤrchterlich aus. Denn oben auf der Stirn hater zwey Hörner, Ohren wie eine Ziege, und 
unter der Naſe über den Lefzen fehr groffe und ſtarke Haare, welche zu beyden Seiten weit hervor. ragen, 
gleichwie auch deffen Bart fehr lang und mit Haaren dicht verwachfen ift. Meben diefer Geule fteht ein 
Daum, als das gewöhnliche Zeichen der Wald-und Feld-Götter. Der Altar ift rund und mit Blumen 
geziert; der Schlächter träge den Widder, der geopfert werden foll, auf den Schultern herbey, und in 
der einen Hand träge er ein Gefaͤß mit Wein oder Waffer. An der andern Seite diefer Tafel fteckt ein 
Stab in der Erde, der oben fo breit iſt, daß man ihm bey nahe für einen Altar halten möchte; es fteigen 
einige Seuerflammen aus demfelben in die Höhe, Derjenige, welcher das Opfer verrichtet , fheinet ans 
noch ein junger Menfch zu feyn, und haͤlt ein Werkzeug, welches denjenigen , die bey Erforfchung des 
Eingemeids gebraucht worden ‚ nicht unaͤhnlich ift, Uebrigens erfcheinen noch drey Männer und eine 
Weibsperfon, die dem Opfer beywohnen ; und unter den Männern haben ihrer zween Lorbeerkraͤnze, oder 
Zeige von andern unbefanten Bäumen, auf dem Kopf, 
$. 35. Bon dem Priapus ift zu merfen, daß die Einwohner von Sampfacus denfelben mit dem 
Bacchus für einerley Gottheit angefehen, und ihm einen Efel geopfert haben. Bey demjenigen Opfer, 
welches Fig. 8. vorfteller ſtehet Priapus mit einem Thyrfus, als dem gewöhnlichen Wahrzeichen des Bac⸗ 
dus, auf einer Seule. Unter folcher ſteht ein Altar , der ohne alle Kunſt verfertiget ift, auf welchem eine 
Weibsperfon ihr Opfer verrichtet; das Haupt, welches auf der einen Geite des Altars liege, ſieht Maf⸗ 
dei für einen Efelskopf an, Auf der andern Seite erfcheinet ein Knab, welcher ein Kiftlein mit allerley 
Fuͤchten auf dem Kopf traͤgt, in der rechten aber einen Zweyfalter, das gewoͤhnliche Bild der menſchli⸗ 
chen Seele, hält. Fig. 9. ift noch ein anders Opfer, welches eben diefem Priapus gewidmet zu ſeyn ſchei⸗ 
* An Statt des Altars ſehen wir eine Seule, woben verſchiedene Perfonen ftehen, die fich zum Theil 
en. Das folgende Opfer Tab. LXVI, Fig. I. weldyes der Minerva zu Ehren verrichtet 
iR —— darum merkwurdig , weil zo Weibsperfonen zugleich auf fo viel befondern Altaͤren 
ve fen — u ein Sacrificium incruentum, d. i. ein folches Opfer, bey welchem Fein Blut 
ohwohl man nicht eigentiich erkennen Fan, was diefe beyde Prieſterinnen in das Feuer 
Werfen 09 es Früchte, Kuchen, Mehl oder fonft etwas dergleichen fen; auch hat die eine Priefterin ihr 
Haupt verhüllet, Die andere aber nicht. Hinter denfelben ftehen zween Jünglinge, deren einer einen 
Frummen Stab, und eine unkentliche Frucht hält, der andere aber auf einer doppelten Pfeife bläfet. Die 
Sdlenge, welche Fig. 2, eine auf dem Knie figende Mannsperfon über einen brennenden Altar hält, zei- 
— daß dieſes Opfer dem Yefeulad gewidmet fen. Eben diefes iſt auch von dem Opfer Fig. 3. zu 
FBeib Sr m ein Widderkopf auf eine Seule ‚ oder hohen Altar, gefegt ift ; auf welchen zugleich ein 
feichfalfs — ausgieſſet: die nackende Mannsperfon aber, welche auf einem runden Stein fißet, bält 
n n Fuß eine 5 Shlange in der Hand. Fig. 4. fehen wir einen geflügelten Juͤngling, der unter dem rech⸗ 
ehe eine Se Dan bat, und einer Schlange eine Schale vorhält, woraus fie faufen möge. Vor ihm 
Meynung : 5 Er runder Altar, auf welchen eine Schale mit Früchten geſetzet iſ. Cauceus iſt der 
Gefundheit sone amit ein Ipfer angezeigt werde, welches der Salus, oder Hygiea, d. i. ber Goͤttin der 
on der Victoria oder Siegsgöttin gebracht worden 37), wiewol es ungewiß, Unter den 
folgenden Opfern find drey yom Mlaffei mitgerheilet worden, welche den Düs Laribus follen gewid⸗ 
met geweſen ſeyn. Bey dem erſten Fig. 5. fehen wir, daß der Prieſter ſitze; welches nach dem Zeugs 


niß des Maffei, der folches mit vielen Beyſpielen zu erhärten ſuchet bey dergleichen Opfern, fo den as 


ribus gebracht worden S ; tein groffer Krug und 
ein runder Altar , der ed gewöhnlich foll gemwefen feynz vor dieſem Prieſter ſtehet ein grofler Krug 


bogen ſteht, der vielleicht die Hauscapelle vorftellen fol. Fig. 6. treffen wir eine MWeibsperfon an, —— 
Uu 


37) Man koͤnnte es auch fo ver te; ober daß die Jugend einer Perfon fich der Ge 
fich eine ununterdrochene aus fundheit zu verfichern trachte. 


* 


hnlicher maſſen mit Blumen geſchmuͤckt ift, und unter einem ſteinern Schwib⸗ 


Tab, 
LXVI. 








Tab. 
LXVII. 


170 Des dritten Buchs viertes Capitel. 


die rechte Hand auf einen Altar leget, in der linken aber einen Apfel oder Kugel hält, Gegen derſelben 
kommt ein Bauer, welcher einen Korb mit allerley Früchten auf dem Kopf trägt, und einen Bock bey den 
Hörnern zu dem Opfer ſchleppet: endlich ſehen wir aud) ein groffes Gefäß und einen Spieß, deren jenes 
auf einer Seule ruhet, diefer daran gelehnet iſt; über beyde breiter fid) ein Baum aus. Fig. 7. fcheinet 
ein folches Opfer vorzuftellen, welches von einem Bauren und deffen Hausfrau verrichtet wird. Bey allen 
dergleichen Privatopfern, die in Häufern verrichtet worden „ bedieneten fie ſich Feiner Thiere zum Opfer, 
fondern nur gemiffer Kuchen, Wein und Früchte. Hinter diefem Weib, das hier opfert, ſteht ein Cupido 
mit einer doppelten Pfeife, 
$. 36, Das Opfer, welches Fig. 8. abgebildet ift, haben wir einem vortreflihen Driginal des 
Marjchall V’Errees zu danken, welcyes bey Lion auf dem Berg Fouvieres gefunden worden, und 
aus einem weiflen Marmor befteht, der einen Schub und neun Zoll lang , und 16. Zoll hoch ift, Die 
zween Bäume zeigen an, daß das Opfer auf dem Feld verrichtee worden, Der Vriefter hat über feis 
nem Unterrock, den er über den Hüften gegürtet hat, einen langen Oberrock oder Mantel, der nicht nut 
unter dem vechten Arm etwas zuruck gefchlagen ift, fondern ihm zugleich zur Decke des Haupts dienek. 
In der rechten hält er eine Schale, womit ev etwas in des, Feuer gieffet, und die linfe hat er auf einem 
groffen Kruge liegen. Hinter ihm fteht ein Camillus mit langen Haarlocken, der nicht nur mit einem ge⸗ 
wöhnlichen Unterrock, fondern auch mit einem langen Oberrock oder Mantel bekleider iſt, übrigens in 
der rechten eine Rolle Papier, in der linken aber ein Rauchwerkkaͤſtlein hält. Der Altar bat beynabe die 
Geſtalt eines Drenfuffes, daran der obere Theil dermaſſen ausgehöler oder vertieffet iſt, daß er gleichfam 
einem Topf oder Kefjel ähnlich ift. Ueber diefem ausgehölten Gefäß war ohne Zweifel ein Roſt, auf wels 
chem das Feuer angemacht war. ben biefer Dreyfuß, mann man ihn alfo nennen foll, ruhet auf fünft« 
lichen Züffen und Seulen ‚ und ftehet auf einem hohen Poftement, um welches ringsum verfchiedene Stufa 
fen find. Hinter diefem Altar auf der andern Seite fehen wir einen nackenden Knaben, der an Statt des 
Schlaͤchters einen Bock zum Opfer herzubringt. 
$. 37. Aufeinem gewiſſen Denkmal zu Breſcia bat man die Borftellung von einem andern Opfer, 
wo ein Widder das Opfervieh iſt, davon wir Fig. 9. einen Abdruck mittheilen. Ein Priefter gieffet bier 
in das auf dem Altar brennende Feuer eine Schale aus ; hinter ihm führen zween Schlächter einen Wids 
der, fie felbft aber find mit Lorbeerblaͤttern gefrönet, und tragen Lorbeerzweige in den Händen , und was 
das merfwürdigfte, fo haben fie nicht nur ordentliche Unterröcde an, fondern über fochen fo gar lange 
Mäntel oder Oberröde, Hinter dem Altar ftehet ein junger Menfc) , der faſt eben alfo gefleideg if, in 
der rechten Hand aber ein Werkzeug hält, das einem Triangul gleich fiehet, an deffen unterfter Seite 
einige Ringe hängen *); wodurd) vielleicht irgend eine mechanifche Kunft angedeutet wird, und dieſes 
Opfer vielleicht im Namen eines ganzen Handwerks gebracht worden, Das folgende Dpfer Tab LXVIL 
Fig. 1. gehöret auch mit unter die Brefcianifchen Denkwahle. Der runde Altar, auf welchem das Feuer 
brennet , ift nach Gewohnheit mit allerley Blumen geſchmuͤckt. Der Prieſter hat einen Hut mit einee 
hohen Spige, dergleichen die Salii trugen; daher man muthmaſſen möchte, daß diefes Opfer dem Mars 
ebracht worden. Seinen Unterroc hat der Priefter mit einem Gürtel gebunden , und über ſolchem einen 
berrock, den er herum gefchlagen bat. In feiner rechten hält er einen Sorbeerzweig, und die linfe lege 
er auf ein groffes Gefäß mit zwo Handhaben ; worinn dieflüffige Materie ift, welche folte ausgegoffen wer« 
den. Hinter ihm führe ein mit Lorbeer gefrönter Schlaͤchter einen Stier , der nicht nur gleichfalls mit 
torbeerblättern gezieret, fondern es hängen aud) von deſſen Hörnern etliche Schnüre Eleiner Corallen herab, 
wie ungefähr die Rofenfränze; und wird je nad) fünf oder fechs Korallen ein Kreuglein mit eingefaßt. 
Um feinen 2eib hat diefer Stier aud) einen groffen Kranz von allerley Blumen. Fig. 2. legen wir noch ein 
anderes Drefcianifches Opfer vor, an welchem verfchiedene fonft ungewöhnliche Dinge zu beobachten find» 


Wir treffen bier eine Priefterin-an, welche einen Unterrock anhat, der ihr bis auf die Füffe hängt, und 


über folchem einen andern , der etwas über die Knie gebt ‚und über das alles eine groffe Dede, welche 
ihr über den Kopf , die Schultern und die Arme herab haͤnget; an Fuͤſſen aber ift fie bloß gleichwie die 
andere, welche neben ihr ſtehet, und einen Kranz von unbefanten Blättern auf dem Haupt Hat, anbey, 
vielleicht aus Andacht, gen Himmel fiehet ; auch ift ihr Kleid mit fehr vielen Kreuglein befege, welche bie 
Form eines Andreas. Kreußes haben; weil endlich auch unten zu ihren Füffen ein Hund uͤeget; fo will 
man daraus ſchlieſſen, als ob diefes Dpfer der Venus gewidmet geweſen. 
$. 38. Diefen bisher befchriebenen mancherley Opfern fügen wir annoch einige andere bey , ‚welche 
bier und da auf Münzen angetroffen werden. So fehen wir Fig. 3. ein Opfer, davon das Driginal in 
dem Rönigl. Muͤnz⸗Cabinet ift, welches vor dem Tempel des Yupiter vollzogen worden; welches 
man aus dem Adler der vornen an dem Portal gefeben wird, leicht muthmaffen Fan, Daß aber an 
pfer 


”) Dergleihen von Berglanten heut zu Tage zu ihrer Muſik gebraucht wird: 





— — en — 





—ñ 





4 Jab.LX VII. 


—* 
N 
: 1 


N. . 
Nr as ra * 
—* — * 











— — ee u ee. 





—— 


— sacrifictum Marti oblatum referens.2.Aliud Sacr. Briwianum_ 
Veneri forte oblatum. 5. Saerificium Jovi ab Hercule oblatum.g.Sacrifieium pro salute Sm- 
‚Peratortis ' Peractum. 5. Jacrificium Apollini oblatum. 6.Saen Hrgieoe oblatum.7.Aliud Diane deft- 
natum.8.Alud Martı Micatum. 9.Severus Imperator Ievi. Ümservator! sarrtfieut-10. Lupercus . 


— 














PL: 
—J 








Von den mancherley Opfern. 171 


Opfer dem Hercules zu Ehren angeſtellet worden, ſchlieſſet man daraus, weil deſſen Bildniß auf der an⸗ 
dern Seite des Tempels zu ſehen iſt; vielleicht iſt ſolches ein Opfer, welches dem Jupiter von dem Hera 
cules gebracht worden. Fig.4, ift ein ander Opfer, welches auf einer Münze des Marcus Aurelius 
befindlic) iſt. Bey diefem fehen wir die Victoria, welche einen Teller voller Früchte für die Geſundheit 
des Kaifers zum Opfer bringt; welches man aus der auf dem Altar erfcheinenden Schlange ſchlieſſet. 
Auf der andern Seite ftehet die Stadt Rom mit ausgeftrecter Hand, als ob fie befehlen wolte, daß man 
diefes Opfer verrichten folle; der dabey befindliche Baum aber iſt ein Zeichen, daß diefes Opfer auf dem 
Feld verrichtet worden. Diefe Münze ift geprägt worden, da M. Aurelius zum drittenmal Burgermeifter 
war, im zwanzigften Jahr feines Zunftmeifter » Amts; welches mit dem Jahr Chriſti 166. uͤberein kommt. 
Das folgende Opfer Fig. 5.. bat verſchiedene ungewöhnliche Umſtaͤnde. Es figt eine Mannsperfon auf 
einem mit Blumen gezierten Altar, welche Schwachheit halben ſich mit der linken Hand auf eben diefen 


Altar zu fteuren ſcheinet; doc) hält diefelbe in der vechten eine Seyer, hinter welcher noch zween andere Maͤn⸗ 


ner ftehen, welche auf das, mas vorgeht, genau Acht zu geben fiheinen. Die Weibsperfon, welche 
vieffeicht das Opfer verrichten folte, ergreift eine Schlange, welche ſich um eine Seule gewickelt. hat, bey 
dem Kopf; und auf diefer Seule ruhet ein Gefäß, welches die Geftalt eines Opferkrugs hat, Ein gewifa 
fer Gelehrter gibt die auf dem Altar figende Mannsperfon für den Apollo 38) an ; In welchem Fall, man 
glauben müßte, daß das Opfer auch ihm zu Ehren ſey angeftellet worden. Fig. 6. ift ein Opfer, welches 
der Salus, over Hygiea, für den Alerander gebracht worden. Die hier figende Göttin hält einer Schlange, 
die fie mit der rechten angefaßt hat, eine Schale vor, Daraus zu trinken; vor ihr ſteht ein Altar, und 
hinter demſelben der Kaifer mit entblößtem Haupt, als ob er bie Göttin um ihre Hülfe anruffen wollte; 
neben diefem aber ein gewwafneter Soldat. In der Fig. 7. erfeheinen abermal allerley aufferordentliche Um⸗ 
ftände; da ſehen wir die Diana ganz nackend auf einem Altar ſtehen welches allerdings fehr ungewöhns 
lich iſtz auf dem Kopf hat fie den Mond, und hält einen Hund oder anderes Thier, an den vordern Pfoten, 
Ebendieſelbe ſtreckt die linke Hand aus, als ob’ fie der auf dem Ochſen Fnienten Victoria etwas bes 
fehlen wolte. Die Victoria hat einen mit einem ftarfen Federbuſch oder Pferdmähne geſchmuͤckten Helm 
aufdem Kopf, ift aber fonft ganz nacend und im Begriff, dem Ochſen, deffen Kopf fie deswegen zuruck 
Biebe, die Kehle abzuftecyen. Wielleiche ift diefes Denfmabl von irgend einem Weberwinder geftiftet 
worden, 


$. 39. Das folgende Opfer Fig. 8. ift eines ber feierlichften; welches von dem Kaifer Bordian, 
wegen einem A. V. G. 996. über die Perfer erhaltenen Siege, vor dem Tempel des Mars verrichtet wor⸗ 
den, Diefer Tempel iſt rund, an deſſen Kranz die Worte; @EOC OTLAOPOPDE das ift, der waffen 
tragende Gott, zu lefen find, und unter der Thaͤre des Tempels fteht die Statue bes Mars. Der Kai⸗ 
fer ſteht mit einem langen No und einem $orbeerfranz vor einem Dreyfuß, und wirft etwas in das 
Seuer. Die Hinter dem Kaifer ftehende beyde Mannsperfonen haben gleichfalls lange Roͤcke an. Auf 
der andern Seite fehen wir zween Schlächter mit einem Stier , unter welchen der eine mit feiner Art eis 
nen Streich ausholet, den Stier zufällen. Fig. 9. bringt der Raifer Aleyander Severus dem Jupiter 
Conſervator ein Opfer. Dieſer Gott ſteht zur linken des Altars, und haͤlt in der linken einen Scepter; die 
rechte Hand aber reichet er dem Kaiſer, welcher ein Kriegskleid an bat, und mit einem Lorbeer gekroͤnet ift, 
über das Feuer, Meben dem rechten Arm des Jupiter ift ein Feldzeichen aufgerichtet, dergleichen auch 
(obwohl diefe etwas kleiner) die beyde Fahndriche hinter dem Kaifer führen. Das merfioü.digfte iſt, 
daß Jupiter bier, nach Art des Hercules, mit einer Dwenhaut bedeckt it Dieſes aber mag vielleicht 
deswegen feyn, weil Jupiter hier, vermög des neben. ihm-aufgerichteten Seldzeichens, als ein Faͤhndrich 
vorgeſtellet wird, von dieſen aber bekannt iſt, doß ſie ſich wol mit dem Kopf von einer Loͤwenhaut bes 
decit hatten. Auch ift wahrſcheinlich, daß der Kaifer dieſe Münze habe prägen lafien, ebe er nach dent 
Hrient in Krieg gezogen , um fic) dadurch des Benftandes des Jupiter zu verfichern. Dann, weil er den⸗ 
felben unter der Öeftalt eines Faͤhndrichs, oder Signifer, deren Amt war, daß fie vor der Armee her⸗ 
giengen, vorftellete: fo hat er ohne Zweifel wollen zu erfennen geben, daß er bey dem vorhabenden Felda 
zug fid) und feine Armee der Führung des Jupiter übergebe, damit er ihn fiegreich wieder zuruck brins 
aen möchte. Aus eben diefem Vertrauen mag bier auch Jupiter alfo vorgeftellet werben, daß er ihm zum 
Zeichen des verfprochenen Benftandes die Hand biete. Der Lupercus (vielleicht ift eg ein Fechter) Fig. 
10, ift von einem gewiffen Edelgeftein abgezeichner. Kupetci waren junge Lute, die ehemals zu Kom, 
Pränefte und fonft ihre befondere Gefellfchaften hatten. Zu gewiſſen Zeiten feyreten fie dem $uperco, 


oder Pani Hcao zu Ehren ein befonderes Feft , deſſen Ceremonien Evander aus Arcadien nach Rom 
Un 2 gebracht 


38) In fo fern er ein Gott der Geſundheit war; uͤbri⸗ keine Schwachheit gewis ſchlieſſen. 
gens läßt ſich aus der Stellung dieſer Perſon 














172 Des dritten Buchs viertes Capitel. 


gebracht Hatte. Es wurde jährlich im Februar gehalten, und da lieffen dieſe Luperci nackend mit Peits 
ſchen in der Stade umher, und fchlugen damit jederman » fo ihnen begegnete, Da dann die Weibsleus 
te ihnen entgegen gelaufen, um von ihnen einige Streicye zu befommen; wodurch bey ihnen die Fruchts 
barfeit oder glückliche Niederfunfe befördert werden folte, Einen foldyen $upercus, der fic) ermüder , und 
fih nun an eine Seule lehnet, foll diefe Figur vorftellen. Er ift nackend, auffer daß er durch ein von 
den Schultern herabhangendes Tuch oder Fell feine Blöffe einiger maffen bedecket; die Peitfche aber fcheis 
ner einem Palmzweig ähnlich. Allein das Original, von welchem diefe Figur abgenommen worden, ift 
fo klein, daß man daran weder die Decke nod) die Peitſche deutlich erkennen fan. Wann dasjenige, wag 
er in dev Hand hat, ein $orbeerzweig wäre, fo wäre zu glauben ‚ daß es vielmehr einer von den Fechtern 
fey, der irgend aufeinem Ritter » oder Rampf-Spiel durd) den erhaltenen Sieg diefe Belohnung davon ges 
£ragen bat. Dergleichen Nitterfpiele wurden von den Griechen we] >24, (penzarbhla) genant, und bes 
ftunden in fünferley Uebungen, als im Eämpfen ‚ringen, werfen des Difeus, lauffen und fpringen. 


$. 40. Nun haben wir von mancherley Opfern Exempel angeführee. Wann aber fich eine ganz 
befondere Begebenheit ereignet hatte, als warn die ganze Stadt durch eine gute Zeitung in eine grolle 
Freude, oder durch ein befonders Unglück in groffe Traurigkeit, gefeget war, da man den Göttern ein 
Dankopfer bringen, oder ihren Zorn befänftigen mufte: wurden bisweilen Hundert Ochfen, oder andere 
Thiere auf einmal geopfert; welches Hecatombe genennee wurde. Vergleichen ivar dasjenige, welches, 
nad) der Erzehlung des Capitolins, der Kaifer Balbinus damals verrichten liefje, als fein Mitregent 
Pupienus Mlarıminus den Tyrannen Mariminum überwunden hatte. Er befchreibt die Hecatombe 
in dem ebenslauf des Balbinus mit folgenden Worten; Hecatombe ift ein folches Opfer, da 
hundert Altäre von Rafen zugleich beyeinander aufgerichrer , und hunderte Schwein, 
oder hundert Schafe gefchlachrer werden, Wann ein Raifer dergleichen Opfer being, 
p möffen 100. Löwen, 100. Adler oder andere Thiere, je hundert an der Zahl, berbeyges 
racht und gefchlachrer werden, Nach dem Zeugniß des Diogenes Kaerrius, foll Pythagoras 
aud) eine Hecatombe angeftellet haben, nachdem er die befante geometrifche Demonftration erfunden bat 
te. Einige ftehen in den Gedanken, daß unter der Hecatombe allezeit ein folch Dpfer verftanden werde, 
bey welchem hundert Dchfen auf einmal geopfert werden; welches auch der Name felbft mit ſich bringen 
fol, Allein nicht nur Capitolinus, fondern auch andere Schriftfteller nennen auch andere Opfer Hecas 
tombe, wenn hundert Schwein, Schafe, Sammer zc. zugleich abgefchlachtee worden. Die Athenienfer 
nanten einen von ihren Monaten Hecatombaon, weil, wie Suidas vorgibt, in demfelben Monat bey 
ihnen die meiften Hecatomben vorgiengen, Ja es find einige, welche die legte Sylbe des Worts Hecas 
tombe, von dem griechiſchen Wort es, (pus,) der Fuß, herleiten, und behaupten, daß bey den Hecas 
tomben nicht Hundert Stuͤck Vieh, fondern nur fo viele geopfert wurden, daß die Füffe zufammen die 
Zahl von hundert ausgemacht; daß man alfo nur 25. Schwein oder Schafe zu einer Hecatombe gebraucht 
hatte, Ja man findet fo gar, daß an einigen Drten der Chiliombe gedacht wird, bey weichen 1000, 
Stuͤck Vieh auf einmal find geopfert worden. Allein, es ift leicht zu erachten ‚ daß dergleich" 
Opfer nur gar felten angeftellet worden ; weil fonft leicht ein Mangel an Vieh 
hätte entftehen koͤnnen. 


W 





Das 





en nn nn see 


de Zn Mn re en. ee 








ER I ER 173 


Das vierte Bud), 


Bon den Griechiſchen und Roͤmiſchen Feſttagen, 
Supplicationibus , Deuotionibus, Votis, Oraculis, 
Fanaticis, Sortilegis , Praeftigis und Ominibus. 


Dos erſte Capitel. 
Son den Geſttagen der Griechen. 


ac) den mäncherley Opfern handeln wir von den Sefttagen , an welchen die meiften Opfer ver⸗ 
richtet worden. Wir werden die alphabetifche Drbnung beobachten, und von den mancherley 
Feſten der Griechen ven Anfang machen. Weil auch verſchledene gelehrte Seute, als Lilius 
Giraldus, Meurſius, Caftellanus, Pottetus und andere, bierinn ung bereits vor⸗ 
gegangen ſind, ſo haben wir kein Bedenken getragen, uns der Arbeit dieſer gelehrten Maͤn⸗ 
ner alſo zu bedienen, wie wir es zu unferm Zweck dienlich gefunden J—— 

Die Achillea, davon Paufanias in Saconicis Bud) 3. Nachricht gibt, ſind dem Adilles zu Ehe 
ven gehalten worden. Actia, it ein Feſt des Apollo, deſſen Tempel auf dem Ketifchen Vorgebirg ſtun⸗ 
de; alwo gewiſſe Tänze angeſtelit, und den Fliegen zum Beſten ein Ochs geopfert worden; welche Flie⸗ 

en dann, wann fie ſich von deffen Blur gefättiget hatten, fich, fo lang das Seit bauvere, nicht weiter 
hi liefen. Ageionia , welches Feſt Plutarchus Sympof. 8. alfo befchreibet : an den Agrioniis 
uchen die Weibsleute den Bacchus, als ob er entflohen wäre ; eine Weile hernach hören fie auf zu füs 
chen, und fagen, es fey derfelbe zu den Mufen geflohen, und babe ſich bey denfelben verſteckt. Darauf 
halten fie eine Mahlzeit, bey welcher fie ſich alferley Rägel und Dunkele Fragen aufgeben, wodurch fie wols 
ten zu erkennen geben, daß die Mufen und die Gelehrfamkeit auch) bey dem Wein Plag finde, Dann wann 
ſich auch gleich einer berauſcht, fo hielten ihn. dennoch die Mufen zuruck, damit er nicht in eine Wuth 
oder auſſerordentliche Tollheit geriethe. Agrotera, oder die Aufopferung der soo. Boͤcke, welches Feſt 
der Diana zu Ehren zu Athen alljährlich gefehret wurde; welche eben deswegen bisweilen Agrotera ges 
nennet wird; entweder von ber athenienfifchen Stadt Agris, oder weil fie als eine Liebhaberin der Jagd, 
beftändig auf den Feldern, (agris) herum lauffe. Die Urfache diefes Feſts erzehlet Kenophon Anah. 
Buch 3. Seitezor. Alg die Athenienfer einsmals von den Perfern Durch einen ſchweren Krieg angegrifk 
fen worden: thaten fie der Diana ein Geluͤbte, daß, wann fie glücklich feyn würden , fie ihr fo viel Boͤcke 
opfern wolten, als fie Feinde erfchlagen würden ; nachdem aber hernach die Niederlage der Perfer fo groß 
gewefen, daß fie weder fo viele Böce, noch Ziegen zufammen bringen konten, haben fie ausgemacht, 
Jährlich soo Boͤcke zu opfern. 

Adonia, war ein Trauerfeft, welches wegen des Todes des Adonis, den Venus fehr liebte, und der 
von einem wilden Schwein getödet worden, zu Athen auf folgende Weife gefeyret wurde, Die Weibss 
leute richteten in der Stadt bin und wieder Statuen der Benus und des Adonis auf, und man traurete deit 
erften Tag in der ganzen Stadt; den andern aber war man frölich, weil Benus den Adonis von der Pros 
ferpina wieder befommen, auf das eine halbe Jahr. Zu Argis wurde diefe Trauer in einem befondern Zune 
mer, nahe bey dem Tempel des Jupiter, angefteller. Don Byblus in Phönicien, ſagt Lucianus in 
feiner Dea Syria , daß, weil die Einwohner diefer Stadt glaubten , es fey Adonis in ihrer Machbarfchaft 
don einem wilden Schwein getödter worden, fie nicht nut unter ‚vielem Heulen uud Wehklagen fich ſelbſt 
mit Peitfchen gefchlagen, fondern daß auch diefes Trauerfeft Durch das ganze umher liegende Land celebris 
vet worden, Es wurde dem Adonis, als wann er nun erſt geſtorben waͤre, ein ordentlich teichenbegäng« 
niß gehalten: des andern Tags aber dies es, daß er lebe und in den Himmel ſey erhoben worden. In 
eben diefer Sandfchaft war auch ein Fuß, Namens Adonis, welcher von dem Berg &ibanus dem Meer Me 

£ x e 


3) Die meiften Benennungen ber Kefte finp ent affenheit zum Theil ang; manche Können hiche 
von den Namen und — der — N erleutert werden · 
gewiſſer Orte; oder drucken ihre Abſicht und Bas 






































174 Des vierten Buchs erftes Kapitel. 


liefe, und zu einer gewiſſen Zeit des Jahrs nicht nur ganz blutroth worden , fondern auch, bey feinent 
Einfluß in das Meer, eben diefes grofien Theils mit anfärben folte; welches die Byblier für ein Zeichen 
gehalten, daß es nun Zeit fey, das Trauerfeſt anzuftellen. Mach dem Zeugniß des Ammianus Mlar« 
cellinus, B.22. wurde eben diefes Feft auch mit einer allgemeinen ‚Klage zu Antiochien gefeyret; und 
füger er hinzu, daß durch den Tod des Adonis, der als ein Juͤngling in der beften Bluͤthe feiner Jahre 
umgefommen, auf die Ernte gezielet werde, da die Feldfrüchte , wann fie zu ihrer Reiffe gekommen ‚mit 
der, Sichel abgehauen werden. An manchen Orten war auch der Gebrauch, daß man auf dieſes Feft 
irdene Töpfe, fo mit Erde angefüllet waren , und worin allerley Kraut und Sattich aufgefeimet war 2), 
herbeybrachte ;- weil vorgegeben wurde, daß Venus den Leib des Adonis in einem Krautſtuͤck oder Kohl— 
Beet niedergelegt hatte, 

Aeora, ein Feſt, welches der Erigona oder Aleris, einer Tochter des Icarus zu Ehren, zu Athen ges 
feyret wurde, welche, als fie von dem Tod ihres Bruders Nachricht befommien, fich erhenkt; fie foll aber, da 
fie nun fterben wolte , die Götter angeruffen haben ‚ zu verfchaffen ‚daß, wann die Arhenienfer ihren Tod 
nicht rächen würden, ihre Töchter auf eben diefe Art, wie fie, um das eben kommen möchten; und daß 
dieſer Wunfch ihr von den Göttern gewähret worden, will man daraus ſchlieſſen, weil nachgehends vie» 
le athenienfifche Jungfrauen fich. gleichfalls erhenkt hätten. Damit fie nun diefem Uebel varbeugen moͤch⸗ 
ten, ſey aut Einrathen des Apollo hernach diefes Feſt angeordnet worden; wiewol andere den Urfprung an⸗ 
ders vorgeben. : 
—— waren die Ceremonie, welche beobachtet worden, wann eine verheiratete Weibss 
perfon das erftemal ausgieng ; mit welchem Namen aud) die Geſchenke benenner wurden, welche derfelben 
bey eben diefer Gelegenheit überreichet wurden. — 
Antheſteria/ wurden zu Athen in dem Monat Antheftherion, d. i. im November, gefeyret; da bie 
Knechte ſchmauſſen und luſtig feyn durften, Wenn e8 aber zu Ende war, bies es, foras Cares, oder him 
aus ihr Carier, Anthefteria find vorbey. Es waren nemlich zu Athen fehr viele Knechte von diefer Mas 
tion. 
Arpaturia, war ein Feſt ſowol an andern Orten, als befonders in Athen; deſſen Urſprung fo ange: 
geben wird. In einem entftandenen Krieg harte Kanthus, ein König der Böotier, den athenienfifchen 
Thymoͤtes zu einem Zweykampf berausgeforbert; da dieſer aber, nicht erſcheinen wolte hat Melanthus 
feine Stelle verfehen, wurde auch deshalb König. Dieſer ſoll den Kanthus, obwohl durch eine Sift : 
glücklich erleget haben, indem er, da der Zweyfampf angieng, ihm zugefchrieen: ſchickt fich es auch 
für einen ehrlichen und rapfern Mann, Daß er einen Beyſtand mic fich in den Streit 
nimme? Da nun Eanthus ſich umgefehen , ob jemand hinter ihm fey; bediente ſich jener des Vortheils, 
daß er ihn gleich niedergeftoffen.” Daher foll von dem griechifchen Wort zn (apate), d. i. Betrug, 
der Name und dis Heft Apaturia entftanden feyn, Andere aber geben es anders an, Es ift dieſes 
Feſt, drey Tage hinter einander gefeyret worden; am erſten, oder Dorpia, kam man zuſammen zum 
Abendefien; am andern wurde geopfert, der hies 3) Anarrhyſis; der dritte 4), Cureotis, weil da 
die jungen Leute in die befondern Negifter eingefchrieben wurden, 

Apollonia, Feierlichkeiten des Apollo , fo daher entftanden feyn fol. Als Apollo nach Erles 
gung des Drachen Pytho mit feiner Schweter Diana fid) nad) Aegialea, und von dannen vertrieben, 
nad) der Inſul Ereta begeben hatte, die Aegialeer aber, die hierauf mit einer Peft heimgeſucht worden 1} 
das Orakel befragt hatten, was fie thun follten : iſt die Antwort erfolget, daß fie an den Apollo und die 
Diana fieben Knaben und fo viel Mägdlein ſchicken follten, um dieſe Götter zu befänftigen. Diefes ſoll 
den Göttern fo wohl gefallen Haben, daß fie mit den Geſandten alfobald nad) Aegialea umgefehret, weil 
nun biefe Gottheiten fich fo glücklich bereden laſſen, fo ift der Göttin Pitho oder Suada ein Tempel ers 
baue worden; und daher muften auch jährlich fieben Knaben und fieben Mägdlein alle Fahre dis vors 
ftelfen, und thun, als ob fie die Göttin Dianaund den Apollo fuchten, 

Aphrodifia, Feierlichkeiten der Venus zu Ehren, die an vielen Orten, infonderheit aber auf der 
Inſul Cyprus beobachtet worden. Die, fo derfelben fich recht annehmen wollten, fehenkten der Benus Geld, 


‚wie es Huren zu geben gewönlich war; dargegen fie Salz und ein von Holz verfertigtes männliches Glied 


empfiengen. Zu Corinch wurde diefes Feſt bloß von den Huren gefeyret, 
Ariadnea, wurden auf der Inſul Naxus den beyden Yriadnen zu Ehren gehalten; deren eine, 
welche Säta, (die fröliche) bies, mit allerley Muſik beehret wurde. Die andere Ariadne , welche The 


feus 

2) Diefe Gefchiere und Pflanzen hieſen ums ober he recken muften, wenn fie gefchlachtet wurden. 
Gärten, daher das Sprüchtvort horti Adonidis, 4) Von xxces ein junger Menſch; andere nehmen es 
von alt er in oder fehr vergänglichen Dins von xue«, weil die jungen Leute an diefem Tage 
gen. ©. Potter. zum erften mal fich feheeren lieſſen; worauf ihre 


3) Von äye igveir, Weil die Thiere den Kopf indie Hoͤ⸗ amen eingefchrieben wurden. 

















Von den Fefttagen der Griechen. 175 


feus ehedem an dem Ufer diefer Inſul foll ſchwanger binterlaffen Haben, und daher fonft Mörens, d. i. 
Die traurige, hies, wurde ganz traurig bedient; da ein Juͤngling eine betruͤbte Gebärende vorftellete. 
Theſeus foll diefes Feft felbft angeordnet haben, damit er die an diefer Ariadne bewiefene Untreue und 
Undankbarkeit büffen möchte, 

Arremifia, wurden in vielen griechiſchen Städten, befonders aber zu Delphis, der Diana zu 
Ehren gefeyret; an welchem Iegtern Ort ihr der Fiſch Mullus 5), (ein Barbe) geopfert wurde, 

Aftlepia, dem Efeulap zu Ehren, wurden in ganz Griechenland, infonderheit aber zu Epidaus 
tus 6) gefeyret, 

Carnea 7), diefes Feſt wurde vornemlich zu Lacedaͤmon gefeyret. ' 

Chalcidcia waren ein Feft der Spartaner, auf welchem die jungen Leute der Minerva (die der 
Deynamen Chalcidcos hatte, und die eine Bildfeule und Tempelvon purem Metall da gehabt), in völliger 
Kriegsrüftung ein Opfer gebracht haben, 

Chthonia, ein Feſt der Hermionenſer, welches der Ceres 8) zu Ehren angeordnet war, welcher ſehr 
viele Kühe geopfert wurden. 

Corybantica, welche zu Cnoſſus auf der Inſul Ereta den Corybanten zu Ehren gefeyret worden. 
Diefe hatten den Jupiter vor dem gefräffigen Saturn bewaret. 
ynophontis, ein Feft der Argiver, welches fie in den Hundstagen gehalten, und da alle aufftofe 
fende Hunde todt gefchlagen haben. „aaa 
i ala, waren zweyerley Fefte diefes Namens in Boͤotien; das Eleinere wurde jährlich bey den 
Platäenfern ; das geöffere aber, nur alle fechzig Jahr von allen und jeden Einwohnern Böotiens ges 
feyret. ine Beſchreibung derfelben Fan bey dem Paufanias B5or. Seite 546, und bey dem Euſe⸗ 
bius, im dritten Buch der evangelifchen Dorbereirung nachgelefen werden. 

Daphnephoria wurden alle neun Jahr in Böotien gehalten. Man fegte eine eherne Kugel auf 

einen Delzweig ; an diefer hingen noch andere kleinere Kugeln ; unter jener geöffern, noch eine Eleine , 
die mit Sorbeerfränzen und Bhumen gezieret war, Die groffe Kugel bedeutete die Sonne, oder 
den Apollo; die andere Eleinere aber den Mond; da hingegen die übrigen noch Fleinern, welche an jener 
goͤſſern biengen, die Sterne, und die Kraͤnzgen, an der Zahl 365 , die Tage im Jahr vorftelleten, 
Diefer Oelzweig wurde mit groffem Geprang umher getragen, und derjenige, der das Opfer verrichtete, 
wurde infonderheit Dapbnephorus genannt, 
Diamaſtigoſis, oder die Geiſſelung, bey den $acedämoniern, da vornehmer 9) Leute Kinder 
in Öegenwart ihrer Eltern vor dem Altar ſehr gegeiffelt , und dabey von den Eltern zur, Standpaftigkeie 
und Öelaffenheit ermahnet wurden, Ein Deiefter der Diana trug ein leichtes Bild diefer Göttin; wela 
ces aber gar fehr ſchwer werden follte, wann man bey der Geiffelung zu fehr gefchonet Hatte. Wann eis 
nige unter ber Öeiffelung den Geiſt aufgaben , wurden fie als Sieger vor dem Begräbniß gekroͤnet. Die⸗ 
fe barbarifche Feyerlichkeic ift nachgehends abgefchafft, und verordnet worden, daß die Knaben höchftens 
bis auf das Blut gegeiffelt werden durften, 

Dionyfia oder Dionyfiaca , wurden in ganz Griechenland, befonders zu Athen gefeyretz fie wa⸗ 
ven gar mancherley , und alle dem Bacchus zu Ehren, Man findet von geoffen; Kleinen; alten ; 
neuen ; Nyctelia, und in Anſehung ihrer berſchledenen Zeiten, Tpulupına, merlelnpıwz, und andern, 

Eleutheria, wurden durch Abgeordnete faft aus ganz Griechenland dem “Jupiter Eleutherius, d. i. 
dem Erretter, zu Ehren, zu Platäa gefeyret ; diefer Zupiter hatte zu Athen feinen befondern Tempel ; 
es wurden an diefem Feſt allerley Rampffpiele angeftellet, 

leufinia, das vornehmite Feft der Griechen, welches an manchen Drten alle vier, an andern 
aber alle fünf Jahr der Ceres zu Ehren gefeyret wurde. Den Namen hat e8 von dem athenienfifchen, 
Dorf Eleuſin ‚ber Urfprung wird verfchieden angegeben. Es wurden die dazu gehörigen befondern 
Ceremonien fo heimlich gehalten, daß, wer fic) unterftunde etwas davon zu offenbaren, das geben vers 
wirket hatte. Es Eonnten alle und jede ohne Unterſcheid des Gefchlechts oder Alters zugelaffen werben ; 


und wurde es denjenigen gar ſehr verdacht , die ſich nicht mit einweyhen lieffen; doch Fam niemand dazu, 


der groſſer Verbrechen fhuldig war, Es dauerte neun Tage 10). 
Er 2 En⸗ 


5) Diefer Fiſch ſollte den Meerha en fangen, alſo die 9) Die die Goͤttin der Erbe, welche zIar heiſſet, war; 
a der Diana vorbilden, haſen fangen, alfo b ) daher diefer Name ; den andern von einer Jung⸗ 

6) Wofelbft Efeulap gleichfam zu Haufe gehörte, und frau dieſes Namens herleiten, welche von der 
Antwort ertheilte. j Ceres hicher gebracht worden. : 

7) Die Ableitung ift nicht ganz gewis, als daß Appl· 9) Da fie zärtlicher wurden, vertraten geringere , 


lo auch Carneus, heißt, dem dig Feſt zu Ehren ° auch Knechte dieſe Stelle, : 
gereichte, und neun Tage daurete, Die Sn 10) Man kan Meurſii eigene Abhandlung von dies 
künftler fpielten xasveross vonasc, und ftritten in die fen Feierlichkeiten nachſehen, im 7. Band des gros 
Nette, Terpander war der erfie Sänger, nophiſchen Theſaurus. 



































176 Des vierten Buchs erſtes Capitel. 


Encänia, waren das Feſt der Einweyhungen der Tempel, 

Hecateſia, wurden zu Athen auch anderwaͤrts der Hecate oder Proſerpina zu Ehren gehalten; (zu 
Arhen gab es befonders viele &raraıa, oder ihrer Bilder vor den Häufern, und auf den Scheidewegen.) 
Es pflegen die Reichen auf die Zeit des Neumonds an den Scjeivwegen, über welche diefe Göttin ine 
et ee war, Mahlzeiten oͤffentlich anzuftellen. Daher das Spridywort , Mahlzeit der 

ecate 11). - 

Horäa, biefes Feſt wurde auf die vier Jahrszeiten den drey Göttinnen Horä zu Ehren gefeyert, 
mit geoffen Mahlzeiten , die befonders aus allerley Erdfrüchten beftunden. 

Seontica, dieſes Feſt ſcheinet mit den Mithriacis einerley zu feyn ; als welche in manchen Aufa 
ſchriften aud) Leontica heiſſen. Es ift Perfifchen Urfprungs, Nach dem Zeugniß des Erefias, beym 
Achenäus Seite 434. wurde auf diefem Tag dem Mithras ein Opfer gebracht, und da war dem per 
fiihen König ein Kauf erlaubet ; welches er fonft im ganzen Jahr nicht thun durfte. Duris erzehle 
eben daſelbſt, daß auf biefem Tag der König ſich nicht nur beraufchen , fondern auch tanzen durfte 5 
da hingegen an eben diefem Tag durch ganz Afien feinem Menfchen zu tanzen erlaubt war. 

Lenaͤa, oder das Kelterfeft, von Amer, eine Kelter, welches eben diefem Gott zu Ehren gefeyret 
wurde; daher hat auch der Monat Lenaͤon, den Namen, An diefem Feft machten die Poeten ihre Ge⸗ 
dichte befannt , auf den Bacchus. 

Lernea, wurden dem Bacchus zu Ehren zu Ceras gehalten. 

Lycaͤa, in Arcadien, war wol mit den Lupercalien in Rom einerley. Auf diefem Feſt wurden ins 
ſonderheit Wereftreite gehalten; da der Ueberwinder eine eherne Rüftung davon trug; man foll auch) Mens 
ſchen geopfert haben. . Sur den Urheber derfelben wird Lycaon angegeben. Sonſt wurde auch dem 
Apollo tyceus zu Ehren ein Feſt diefes Namens gefeyret; von Aus (Iycos), ein Wolf; weil Apollo 
Wölfe aus Arcadien vertrieben haben foll, 

Nemeſea, find den Berftorbenen zu Ehren gehalten worden: die Göttin Nemeſis hatte die Aufa 
ſicht über die Todten, und die ihnen zugefügten Beleidigungen. 

—— das Feſt der olympiſchen Spiele ; wovon unten im dritten Band ein mehreres vorkom⸗ 
men wird. 

Pansthenäa *), ein groſſes Feſt, ſo zu Athen der Minervazu Ehren gehalten wurde; das groſſe fiel 
alle 5, das kleine aber alle 3 Fahr, oder auch wohl jährlich. Zum Ucheber wird Brichrhonius, oder aud) 
Orpheus angegeben. Nach der Zeit hat Theſeus, da er zu Athen alle Tribus und die auf dem Sande 
zufammen und in eine einige Bürgerfchafe gebracht, diefes Zeit wieder von neuem eingeführet und 
anſehnlicher gemacht. Daher ihr Name Panachenäa gekommen, da es fonft Zchenäa hies. Auf 
dem Eleinern wurden dreyerley öffentliche Spiele gehalten; das erfte beftunde darinn, daß fie mit brens 
nenden Fackeln zu Zuß und zu Pferd in die Werte lieffen. Im zwehten wurden die Fechter zufammen 


gelaffen, und bey dem dritten traten gefchichte Thonfünftier auf, da diejenigen , welche e8 andern vors . 


thaten, gewiſſe Belohnungen empfiengen. Auch die Dichter pflegen einen Weitſtreit anzuftellen ; wo⸗ 
bey dem beften ein gefaß mit Del zur Belohnung gegeben wurde ; dag er nach feinem Gefallen brauchen 
konte, aber nicht nad) Haus mitnehmen durfte. Uebrigens war dieſes Feſt fehr Foftbar, indem jedes 
Dorf einen Ochſen zum Opfer hergeben mußte; davon das übrige Fleiſch zu einer geoflen Mahlzeit angea 
sendet wurde, Bey den gröflern Panarhenäis gieng alles noch prächtiger zu; und wurde unter ans 
bern bey ber groffen Proceffion, welcher Junge und Alte beyderley Gefchlechtes beywohneten, aud) das 
Peplum Minervä , d.i. ein Ecftbares weiſſes Kleid oder Mantel der Minerva, fo mit Gold geftickt war, 
voran getragen, auf welchem des Jupiter, der Minerva und gewiffer Helden ihre Thaten gewuͤrket wa⸗ 
ren, Davon das Sprichwort, Fiss weras, wehrt, daß eg einen Platz aufdiefem Gewebe finde, 

Bon Seiron, hatte ein gewiſſes Feſt der Athenienfer den Namen ‚ welcyes mit dem Sauberhürsenfelt 
der Juden eine Aehnlichkeit hatte; in dem Monat May, welcher deswegen Scitophorion hies, wurde 
ein oxıpor , ober Zelt von einem Priefter des Erechtheus, oder ächten Nachkommen des Butas getragen. 


Soreria, dankbezeigungen, welche von denjenigen angeftellet wurden ‚, die irgend aus einer . 


Gefahr errettet worden, wie denn gar viele Götter und Göttinnen Zalnpes und Zulepa; d. i. Errettere und 
en bieffen 12). 

Theogamia. Hochzeitliches Gepränge, welches auf die Bermählung der Proferpina mit dem 
Pluto feine Abficht hatte, Dlung der. Proferp 


| Theo 
11) Bekate hatte überhaupt bey den Ausſoͤhnungen des gronoviſ Chef. ſtehet. 

u thun. Unter ihe verföhnte man zugleich die 12) Man fehe —— Abhandlung de diis 

öllifchen Götter. Sie befam häufige Bildfäulen ueterum eornerı, im aten Band der Schriften ver 

und Opfer auf ben Dreywegen. Lat. Jenaiſchen Gefenfchft Seite 225. feq, die noch 


*) Davon Meurſti eigene Abhandlung im 7. Band siemlich vermehrer werden Fan. 








TE —— 








Von den Feſttagen der Griechen. 177 


Theophania, diefes Feft ift dem Apollo zu Ehren von der Zeit an gehalten worden, als er zu 
Delphis ſich zu erft ſehen laſſen. f R Ä 

Theorenia, Göttergaftmah An diefem Feft wurde allen und jeden Göttern aufeinmal geopfert; 
und foll dafjelbe von den beyden Diofeuris, dem Caftor und Pollur zuerſt angeordnet worden ſeyn. Man 
—* gewiſſe Spiele, da denn eine beſondere Art Kleidung, Chlaͤna, an Statt einer Belohnung ausge⸗ 
theilt worden. 

Thesmophoria, dieſes Feſt wurde an vielen Orten Griechenlands, beſonders aber zu Athen der 
Ceres, als einer Geſetzgeberin, oder * buͤrgerlicher Verfaſſung, zu Ehren gefeyret; es wurden nur 
die vornehmen Matronen mit weiſſen Kleidern zugelaſſen, die gemeine Weiber aber ausgefchloffen ; und 
dauerte insgemein drey bis vier Tage; welche Zeit diefe Weiber fi enthalten mußten. 

Thefea , dieſes Feſt wurde an dem achten Tag eines jeden Monats dem Thefeus zu Ehren mit ver« 
fchiedenen Spielen und Mahlzeiten gefeyret. h : 

Teicrya, kommt mit den römifchen Suovetaurilia überein; davon wir bereits oben Bud) 3, C. 
4. $. 24. gedacht haben 13). 


Das zweyte Capitel. h 
Bon den mancherley Zeiten und Zeyerlichkeiten der Römer, 


nter den mancherley Feften *) ber alten Römer und Sateiner verdienen vor andern angemerfer zu 
werden: ; ang 

Agonelia auch Agonia 1) genant; fo Numa Pompilius zu erft angeordnet ; fie twurden jähefich 
breymal gehalten: den ır, Yan. den 21.May, den 13. Dec, davon befler unten, wenn wir von den Judis 
Circenfibus handeln werden , ein mehreres wird gefagt werden, Air 2 

Feten wurden den 21, Dec. der Angerona, als der Goͤttin des Stillſchweigens zu Cha 
ren gehalten. 4 

- Apollinares ludi oder gewifje Spiele, welche dem Apollo zu Ehren den 6. Julii gehalten wurden; 

Davon unten ein mehreres. x 

Armilufkeium 2), an welchen Feft die Nömer gewaffnet erfchienen, und unter dem Opfer die 


Trompeten bliefen. Da hielten auch die Salii mit ihren Schilden, welche Ancilia bieffen , und Helmen, 


worauf eine Spige war , ihren gewöhnlichen Tanze Andere unterfcheiden aber das falifche Feft den 2. 
artii, von jenem, fo den 19, October fiel. r 
: Dackbanalia, das Zeit des Dachus, welches alle Monat gehalten wurde. Anfänglich wurde 
es jährlich nur dreymal gefeyret,, nachgehends aber wurde darinn eine Anderung gemacht, davon Livius 
Bud) 39. €. 13. nachzulefen iſt; der auch von einem Verbot deflelben meldet, 

Carmentalia, wurden von den vornehmen Weibern den 15. Yan. 3) gefeyret ; man durfte da 
nichts von einem todten Vieh, als von Leder oder dergleichen, fragen, 

Cerealia, wurden von ben römifchen Matronen der Göttin Ceres zu Ehren gehalten, da fie weiſſe 
Kleider trugen, und ihre Traurigkeit über dem Raub der Proferpina nachameten , anbey mit brennenden 
Sadeln herum lieffen , als ob fie diefe Tochter der. Ceres wollten fuchen Helfen. Die Männer wohneten 
dieſem Feft gleichfalls in weiffen Kleidern bey, Es glaubten die Römer, daß, mann diefes Feft von ſol⸗ 
chen Perfonen begangen würde, bie nic)t ohnedem wegen s Verftorbenen Freunds oder fonftin Trauer 

)y waren, 


13) Mehrers Handeln von geiechifchen Feierlichkeiten 2) Die Worte, fo im Varro B.5, vonder Lat. Spras 


und Heften, Meurſius, Safoldus, Ca a che, von armiluftrium, vorkommen, nehmen eini⸗ 
und Jonſton, im 7. —* bes a nuns ge von beit Fang ber Dtöm, Soldaten, - Gutbers 
Thejaurus. leth de Salüis, C. 18. und nicht von den Salierm, 
*) Die man in dem alten roͤmiſchen Calendern, fo Da aber Darro es von luo zufammen fegt, auch 
nebft mehrern hieher befonderg ehsrigen Abhands meldet, daß diefe Laute —8 haben, uͤnd an- 
lungen im 8. Band des grävißäpen Theſaurus cilia getragen fo ſcheinet es beſſer, fie von Sas 


eben, nachfehen muß. liern zu verfiehen, deren Feſt den 1. Merz angiene 
3) Den Ramen führen einige her Yon agere, id. ge, und mehrere Tage dauerte. Die Luftbarkeig 
Saftor. Buch 1. 0.317, andere von &yen, fchlachı der Soldaten wäre aljo von diefem armiluftrium 
ten; noch — eynungen kommen in dem Aug zu unterfcheiden, 
ug aus den Feſtus vor ; wo, gleichiwie auch in 
Glllirin agonia und hoflia für le Kuba 3) Der Carmenta des Evanders Mutter, zu Eh⸗ 
geben wirb. ren. 






































178 Des vierten Buchs zweytes Capitel. 


waren, den Goͤttern deſto angenehmer ſey. Daher iſt dieſes Feſt in dem Jahr, da die Roͤmer bey Can⸗ 
na die groſſe Niederlage erlitten, und viele dabey ihre naͤchſte Anverwandten verloren hatten, ja die ganze 
Stadt diefes Berlufts wegen in groffer Traurigkeit war, eingeftellet worden. Auch durfte niemand vor 
dem Untergang der Sonnen Speife zu ſich nehmen, gleich wie auch durch den Präco öffentlidy ausges 
EN wurde, daß alle die, welche fich mit etwas verunreiniget hatten, ſich der Berfammlung enthalten 
ollten. 

Chariſtia, dieſes Feſt fiele jährlich auf den 22. Febr, da die nächften Anverwandten und guten 
Sreunde einander Geſchenke zufchickten 4). 

Compitalia, diefes at war vom Servius Tullius eingefeßt, und wurde auf den Compitis oder 
Scheidwegen gehalten; diefer König foll hin und wieder an den Scheidwegen den Laribus oder Schußs 
göttern derfelben Eleine hölzerne Capellen haben aufrichten laffen, Es fiel insgemein etliche Tage nad) 
den Saturnalen 5). R . 

Conſualia, dem Conſus zu Ehren; es wurde auf feinem Altar ‚ der auf den Plag Circus, unter 
der — war, geopfert. An dieſem Feſt durfte kein Pferd oder Mauleſel zur Arbeit angehalten wers 
den 6). 

Saunalia, wurde dem Feldgott Faunus zu Ehren den 5. Dec. 7) in Wäldern und auf Wiefen ges 
feyret; da man Boͤcke opferte, denen fie Wein auf den Kopf goffen. 

$evalia , ein Zeit, fo (Ovid. Saft 2,567.) von Aeneas zu erſt foll angeordnet worden feyn , 
ba die Römer allerley Speifen zu den Gräbern ihrer Freunde brachten , um die Deos Manes oder abs 
gefchiedenen Seelen damit zu verehren. Es fiel im Februar, 

Sornacalia , an diejem Felt wurde Mehl in den Backofen gefchoben ; die Fornax 8) wurde 
ſelbſt für eine Gottheit gehalten , wie wir bereits oben B. 3. C. 4. $. 4. deſſen Meldung gethan haben. 

ilaria, wurde zu Anfang des Frühlings der Goͤttin Cybele zu Ehren gejeyret, Es war ein rech⸗ 
tes Freudenfeſt, wovon auch der Name iſt, an welchem ein jeder alles das, was er ſchoͤnes und Foftbareg 
hatte, diefer Göttin zu Ehren vortragen lieffe; es war jedem erlaubt, ſich zu leiden, wie es ihm gefiele; 
ai daß an —— ſo gar auch gemeine Leute in der Kleidung und Schmuck Obrigkeitlicher Perſonen 
aufziehen durften 9). 
ae oder Laurentalia 10) wurben ben 23, Dec, der Acca Larentia, dem Eheweib 
des Fauſtulus und der Mutter des Romulus und Remus zu Ehren gefeyret, 

Sera Larinä oder Kariares ı1), wurden in der Stadt Alba dem Jupiter Latialis vier Tage lang 
zu Ehren gehalten, und mohneten denfelben fieben und vierzig lateinifche Städte famt ihrer Obrigkeit 
bey. Diejenigen, welche ſich da einfanden, brachten Laͤmmer, Milch, Käfer, Das Hauptopfer aber > 
welches im Namen aller gebracht wurde, war ein Ochs, von dem jeder Stadt ein Stück gegeben wurde, 
Erſtlich dauerte diefes Feft nur zween Tag, nachgehends aber hat man es bis auf den dritten, und endlich 
vierten Tag verlängert. 

Lemuria oder Lemuralia; welches Feft angeftelle war, die böfen Geiſter oder Geſpenſter, welche 
$emures bieffen , zu befänftigen. Dann man glaubte, daß von diefen Lemuribus die Häufer, als vom 


Poltergeitern, beunrubiget würden; welche zu vertreiben fie Bohnen umber ftreueten, Einige halten das 


für, daß man Lemuria bier, für Remuria ı2) fage; weil unter den Kmuribus eigentlich die abge⸗ 
fchiedene Seele des von dem Romulus ermordeten Remus verftanden wiirde. | 
Liberalia,, dem Bacchus zu Ehren, als der auch Liber Pater genennee wird, Sonſt hieffe dies 
fes Feft aud) Baccbanalia, Dinyfia und Orgia. Doc find die Bacchanalia von den $iberalibuß 
darinn unterfchieden, daß jene alle Monat, diefe aber, des Jahrs nur einmal, nemlich den 17. Martii 
gefeyret wurden. An diefem Feſt fallen die alten Weiber mit Epheukränzen gefrönet bey ven Prieftern 
des Bacchus, und hatten Honigkuchen, welche fie den Vorbengehenden zum Berfauf anboten, und dem 
Bacchus zu Ehren einen Trunf chun Hieffen. Auch wurde offentliche Mahlzeit gehalten, da eg jeben frey 
ſtunde zu reden, was er wollte. Die Abficht diefes Feftes war ein gutes Weinjahr zu befommen, 
Lupetcalia, diefes war eines der vornehmften Feſte zu Nom, welches dem Lupercus, das it, 
bem 


4) ©. Grid. Faſtor. Buche, v. 61 7 s zu fehen, 
5) Der Tag war Bu unbeweglich; daher Aufonius 8) Cvid. Buch 2. v. 25. ſeq. facta eft dea Fornax, 
au 


fie befchreibet, mquam certis vedeuntia feſta 
diebus, Cum fua per uicos compita quisque co- 
lit. S. aud) Gvid. Faſtor. 2. Dan fagte aud) 
dies compitalitius, unb dies compitalitiorum. . 
6) ©. Dionyf. von Halicarnaf, Bud) ı. und Ovid, 
aftor, Buch 3,0. 99. 
7) Es fielen auch Faunalia auf den 13. Febr, wie in 
dem Roͤm. Calender des Heinſius und Dempfter 


9) ©. Macrob. Saturnal. 8. 1, €: 21. 

10) Hiefien auch Karentinalia- 

11) Daher confectum Latiar, im sten Brief des Cis 
cero an feinen Bruder Quintus; wo doch Turs 
Hebus Bud) 24. aduerfariorum €. 34. anders le⸗ 
—— Bon den latinis ſ. Maerob. Saturn. 

1 


1.6.16, 
12) ©. Ovid. Faſt. Buch) 5; v. 479, folg. u. 431. 














Bon den Feſttagen der Römer. 179 


dem Pan, zu Ehren, infonderheit von den jungen Leuten angeftellet wurde. Die Feyerlichkeit follvom 
Evander herruͤhren 13). Erſtlich opferten die jungen Leute dem Lupercus oder Pan tyceus einen Doc, 
worauf fie eine Mahlzeit hielten, und ſchmauſeten. Wann fie nun trunfen waren, hiengen fie die Felle 
don dem gefchlachteten Opfervieh über fich, und lieffen damit nackend auf den Straffen herum; £rugen 
auch die Meffer, womit jie das Opfervieh abgeſchlachtet, und hatten Peitſchen in den Haͤnden; wo⸗ 
mit ſie die, welche ihnen begegneten, ſchlugen. Manche Weiber liefen ihnen mit Fleiß in die Hände, ung 
von ihnen gefchlagen zu werden; woher fie ſich Fruchtbarkeit und eine leichte Niederkunft verſprachen. 
Es iſt dieſes Feſt nicht nur zu Rom, fondern auch anderswo, inſonderheit zu Praͤneſte und zu Nismes, ge⸗ 
feyret worden. Es waren anfangs zwo Geſellſchaften dieſer Lupercorum, deren eine Fabii 14), die ans 
dere Quintilii hieſſen; zu welchen endlich auch die dritte, Juli, dem J. Caͤſar zu Ehren, fommen. 

Matronalia *), wurden von den römifchen Matronen den erften Merz dem Kriegsgore Mars zu 
Ehren gefeyrerz deren erfte Beranlaffung: daß das fabinifche ehedem unter dem Romulus von ben Nds 
mern geraubte Stauenzimmer den deshalb entitandenen Krieg beylegen helfen. Man harte zur Abficht ’ 
daß Mars ihnen eben das Glück verfchaffen moͤchte, weldyes ehemals Romulus, als ein Sohn deffelben 
und der Rhea genoffen hat; und daß die Fruchtbarkeit, welche in dem Monat Merz der Erde mitges 
eheilet wird, aud) den römifchen Matronen angedeyen möchte. Es war auc) der Tempel der Juno Luz 
eina auf dem esquilinifchen Berg, eben diefer Göttin in dem Monat Merz geweihet worden. Marswar 
ein Sohn der Juno, welche Göttin die Heirathsgeſchaͤften befonders begünftigen follte, Man fehe ven 
Opidius Faſt. 3. d. 170, fegg. = 

Megaleſia t); von dem Wort eydrn (megale), groffe, ein Feſt, fo der Magna Matri 
Deorum, oder groſſen Mutter der Götter, auf dem palatinifchen Berg zu Ehren gehalten worden. 

Polilia , waren der Göttin Pales, die über das Vieh die Aufficht hatte, gewidmet, fo zuweilen 
aud) Parilia 15) heiſſen. An diefem Feſt pflegredas Volk fich zu raͤuchern und zu reinigen ; Wozu man 
‚Pferdblut, der Aſche eines ungebornen Kalbs, fo aus feiner Mutter Leib gefchnitten, und von einer veftalis 
fhen Jungfrauen verbrane worden, wie auch Bohnenſtroh vermifche war. Die Hirten raͤucherten ihre 
Staͤlle mit torbeerzweigen, und befpengten die Schafe mit Waffer und Schwefel, wodurch das Vieh das 
Durch gegen allerley Seuchen und Krankheiten verwahret werden follte , fie brauchten auch Milch, Moſt 
und Hirfen und Gebete; worauf Mahlzeiten gehalten wurden, Gegen Abend richteten fie groſſe Hauffen 
von Heu und Stroh auf, über welche die Hivcenfnaben fprungen ; bey welchem allem ſich bie Cymbeln 
und Trommeln fleiſſig hören liefien, Es foll an eben dem Tage im April, zur Stade Rom der. Grund ges 
leget worden feyn, Siehe Ovidu Saft. Bud) 4. v. 721, ſeqq. 16). 

Quinquatria oder Quinquatrus 17), wurden der Minerva zu Ehren gehalten, und waren den 
Panathenäen der Öriechen nicht unänlich; es wurde den 18: April, als der Minerva Geburtstag, geſeyret, 
an welchem Tag die Schüler ihren Sehrern Geſchenke brachten. Es wurden Schaus und Sechterfpiele an⸗ 
geftellet, denen nicht nur die Knaben, fondern auch ihre Eltern beywohneten. Auffer diefem geöfern Feſt 
wurde den 13, sun, noch ein anderes von faſt gleicher Art gehalten, Quinquatria minora. 

Ouitinalia, dem Buirinus oder Romulus zu Ehren, bies auch $erid Stultorum d.i. 
das Feſt der Narren; weil diejenigen , fo zu dieſer Zeie ihr Opfer nicht verrichten Eonten, oder die Fornas 


‚ calia verfüumes hatten „ dieſe ihre Unbefonnenheit Huch ein befonderes Opfer, welches fie desiwegen dem 


Duirinus brachten, büffen mußten 18). 
Robigalia, fo den 27. April dem Gore Robigo oder Rubigo, d. i. dem Öott, der das Getreyd 


vor dem Brand behuͤten follte, zu Ehren 19), Das dabey übliche Ipfer war ein Schaf oder Widder famt 


einem Hund, deren Eingemweide diefem Gott mit Weyrauch und Wein zum Opfer gebracht wurden, 
Saturnalia, wurden fhon vor Erbauung der Stadt Nom bereits in Griechenland gefeyret, und 
in dem 257ften Jahre Noms 20) auch in Italien und infonderheit zu Nom eingefuͤhret, und jährlich im 


Yy2 Decems 

13) Övid. Buch 2, 0.267, folg. Kivius®. ı über den Plinius, anzeigen. i 

14) Sibrandus Siccama im gten Band Thelkur. 16) —— 118. Pärilibus Romam' condidit Ro- 
graviani Geite 63. fchreibt, daß Fabii, oder, wie mulus, 

er fie nennet, Fabiani des Nomulus; bie Duintik 17) Dei. wie es Darra erklärt, Buch 5. C. 3. de lat, 

liani aber, de8 Remus Partey gewefen ; worin quinta ab idibus, wo er auch Sexatrus und Se- 

er fich irret; indem Gvidius Faftor, 2, d. 377. ptimatrus meldet, Einige haben fich unnuͤtze Muͤ⸗ 


es umfehret. ! e gegeben , es von quinque atria oder arro die 
*) Auch, feriae matronales ; bier ſchickten fiefich eben en ’t Ovid. Buch 3, Saft. v. 810, Buch 

fo Geſchenke, als in Saturnaliis die Männer. 6, 0.651. 
7) Dber Wiegalenfia,ludi megalenfes ; ſ. den Cicero 18) Gvid. Bud) 2. Faſt. v. 513. 

de arufpicum refponf. c. 12, 19) So wie Plinius meldet, ſchon von Numa her⸗ 
15) So ſchreihen die meiſten Lat. Handſchrifften, wie kommen foll. 

Heinſius über Ovid, 4, v. 721. md Zarduin 20) Sp meldet Civius. 








Be Seen 








— 





























- 


180 Des vierten Buchs drittes Kapitel, 


December gehalten. Es fieng den 17. Dec, an; fo lang es daurete, waren nicht nur die Racks » und Ges 
tichtsftuben, fondern aud) die Schulen geſchloſſen; man ſchickte einander Gefcbenfe, welche man Satur 
halia 21) nannte, und jederman trug Hüte, als das Zeichen der Freyheit, und befondere Kleider, Die 
Herren ftelleten Mahlzeiten an, bey welchen fie ihren Knechten bey Tifch aufwarteten. Insgemein dauers 
te e8 4 bis 5 Tage, 

Terminalia, biefes Feſt hat, nad) dem Zeugniß des Darro B.5 den Namen von Terminus, das 
$Ende, weil es zu der Zeit, da fic) bey den Nömern dag Jahr endigte, nemlic) den letzten Februar ges 
halten wurde. Andere, als Dionyfius von Halicarnaß geben vor, daß es dem Gott Terminus zu 
Ehren gehalten, und daher benennet worden. Numa habe es dem Jupiter Terminalis zu Ehren Deswes 
gen eingefeget, um die Uneinigkeit abzuwenden, welche aus Begierde nad) anderer Gütern entfteher, da man 
die Grenzen wieberrechtlich verruͤcket; daher er fhon damals die Feldgüter durch Grenzfteine abgetbeilet 5 
und wer ſich unterftunde, einen folchen Stein auszugraben oder zu verfegen , der wurde vogelfrey er⸗ 
kant, daß ein jeder, ihn ohne Verantwortung todt fchlagen durfte, Es war aber nicht erlaubt, auf 
biefem Felt Thiere zu opfern; weil man die Grenzen mit Blur zu befudeln, für die geöfte Suͤnde hielte 5 
wiewol in folgenden Zeiten 22) diefes nicht mehr jo genau beobachtet wurde ; da man finder, daß Thiere, 
z · E. Schweine und Laͤmmer, geopfert worden, 


Das dritte Capitel. 


Bon denSupplicationibus, Lectifterniis und der 
| Euocatione Deorum. 


} . $, I. 


upplicationes 1), oder befondere Anbachesbezeigungen wurden zu Rom um mancherley Urſachen 

willen angeftellet; als 1.) den Zorn der Götter zu befänftigen; 2.) die Peft und böfe Seuchen , 

wie auch alleriey tandplagen 2, abzuwenden ; 3.) für die von den Göttern empfangene Wohle 
thaten, und zwar infonderheit für einen etwa erhaltenen Sieg zu danfen, Die Feyer beftunde meiftens 


in allerley Opfern und Mahlzeiten, welche in der ganzen Stadt gehalten wurden, da denn alle Gerichte 


eingeftellet waren. Es böreten alle Dienfte und Arbeiten auf, is: wenige unumgängliche ausgenommen 3). 
Die Dauer war unterſchiedlich; zutveilen drey Tage, andere funfzehen, ja vierzig, funfzig bis ſechzig 
Tage. Wann ein Feldherr über die Feinde des römifchen Volks einen Sieg erhielte, oder fonft einen 
ſehr glücklichen Feldzug gerhan hatte, daß ihm der Titul eines Imperatotis beygeleget werden fonte: 
fo ſchrieb er an den Rath (weil dergleichen ‘Briefe mit Sorbeerzweigen umwickelt waren , bies es lircerä 
laureataͤ) und hielte an, daß nicht nur diefer Ehrentitul Imperator ihm möchte beftättiger, fondern 
auch ein dergleichen öffentliches Dankfeſt angeftellet werden , worauf bisweilen annod) ein Triumph zu 
folgen pflegte; davon Eicero Ep, Fam. 15, 5. Ean nachgelefen werden, Auffer diefen öffentlichen Betz 
und Danffeften, hatten die Römer aud) noch andere, fo von Privatperfonen angeftellet wurden , und 
zum Unterfchied mehrmalen precariones genennet werden ; und zu Allen Zeiten Statt hatten ; fo oft 
man etwas don den Göttern befonders verlangte; als, wann einige den Jupiter um Negen, die Ceres um 
eine reiche Ernte, den Bacchus um eine gute Weinlefe , und den Aefculapius um Wiederherftellung der 
verlohrnen Gefundheit anzuruffen pflegten, 

$. 2. Die Lectiſternia 4), das Bettmachen, oder Aufbreitung der Polfter, welcher in der roͤ⸗ 
miſchen Geſchichte gar oft gedacht wird, haben den Namen von den Lectis oder Betten welche die 


. Heiden vor die Altaͤre aufzufchlagen pflegen, Oft kamen Pulvinaria dazu, über welche man aber nicht 


ganz einig if. Setvius in feiner Erläuterung über Pirgilii Georg. 3. meldet, daß diefe An 
leine 


21) Soll Heiffen Saturnalitia; man fehe den Maero⸗ Zeichen. 


bius, und Kipfius, welche beyde gewiſſen Bis 3) ©, Macrob, Saturmal. 1,19. Diefe Feiertage 


ern die Aufichrift von diefen Feftgegeben. Man waren von den fogenannten, indiiuis, bie alles 


zälte zuweilen 7. Tage, wann zu den 5. Saturna« mal angefagt wurden. 
Jibus, noch die 2. Tage Sigillarium, woran man 4) Lectifternia waren gar oft, obgleich nicht zualeich 
Kleine Bilder verkaufte, rechnet, in allen Tempeln, fo aber in aufferordentlichen 


2) Bier ehehem auch Suppi Fällen ſtatt fand, und alsdenn ad omnia lertilter- 
nıa np hie, Puluinar heißt beides, für 
Geſtelle, alg das Kuͤſſen. 


2) ge ehebem auch Supp icia. 
2) Auch wegen aufgeſtoſſener prodigia, ober böfer wol da 











Tab. LXVII. 










































































































































































RA i zii 
an Y 770 > 
m Te - 


kN 








— — 


DEINES O— 








— 


5 — 
4.2. Pulvrinaria duo. 3.M. Curtius pro Romanorum salute cum equo in voraginem —— 


Pestfero admixtas eructantem sese Me —— ee 
SOMEDIESEL u ‚Proecgiitans.g.Öques,forte idem Curtius in ignem infıhens. 5. Yotum 


N equite Romano et sacerdote ‚factum.6.Votum eidem Jovi oblatum ab Üchoria 
Ö ucces[, 2p50 Jove Jubente 7 Votum Jori et Herc: ul! pos ; 




















4 
9 





Von den Lectifternüs , Puluinaribus und Euocationibus etc. 181 


Fleine Bette gewefen, in welcher die Bildfeulen der Gögen geftellt oder geleget wurden. Acron über ven 
Horatius gibt vor, daß es eine Art von Fußgeſtellen gewefen feyn, welche den Gögenbildern unterleget 
worden, damit fie deſto hoͤher geſtanden. Andere hingegen ftehen in den Gedanfen, daß Sectifternia und 
Pulvinaria einerley fey: obwohl, aus der Zufammenhaltung gewiffer Stellen, faft des Gegentheil erhel- 
let» Es wurden an dergleichen groffen Feherlichkeit die Bette mit Zweigen von gewiſſen Bäumen » Dlus 
men und wohlriechenden Kräutern ausgeſchmuͤckt, dergleichen fie auch vor die Tempel zu bringen pflegten ; 
wobey von dem Fleiſch, welches von den Opfern übrig bliebe, öffentliche Mahlzeiten angeftellee wurden. 
Es pflegten auch die Rathsherren ſamt ihren Weibern und Kindern, bisweilen auch in Geleit der ſaͤmtli⸗ 
chen Zünfte und des Pontifer Maximus und der jungen Leute beyderley Geſchlechts, mit Krängen und Lor⸗ 
bcer » Zweigen die Götter, unter Abjingung allerley Sieder, Proceßions + Weife herum zu fragen, und dieſelbe 
anzuruffen, daß ſie ihnen gnädig feyn möchten. Und diefe Zeit über, war fein Gericht; auch wurden die 
Gefangenen von ihren Feſſeln und Banden los gemacht. Anfänglich wurden dergleichen Bette dreyen 
Gottheiten geleget, dem Jupiter, der Juno und der Minerva; und zwar mit dem Unterſchied daß die 
Bilbfeule des Jupiter auf ein ſolch Bett gelegt, die Juno und Minerva aber auf dieſelbe geſetzt wurden. 
Wann diefes gefchehen war, machten diefieben Epulones von dem Dpferfleifch eine Nachtmahlzeit. In 
folgenden Zeiten wiederfuhr diefe Ehre aud) andern Göttern, davon Livius V, 13. nachzulefen ; Arno⸗ 
bius gedenfet eines Sectijternüi , welches der Ceres gemacht worden. Tab, LXVILL Fig, 1, und 2, les 
gen wir zween dergleichen Polfter auf befondern Stühlen vor, welche für folche Puldinaria gehalten wers 
den. An dem erftern erblicket man vornen vier Figuren , deren zwo geflügelt find, unter welchen die 
eine die Trommel ruͤhret, bie andere aber eine taumelnde Mannsperfon unterſtuͤtzet, daß fie nicht auf die 
Erde falle, die dritte Figur ift unbefannt. Das andere Pulvinar ift wegen feines Zierats von jenem im 
vielen unterfchieden , und über das Küffen iſt ein groffer Teppich mit einem befondern Saum ausgebreis 
tet; unter dem Küffen aber ſteht ein Gefäß mit alleriey Blumen, 


d. 3. Die Evocario oder Abfpenffinmachung der Götter, wurde von den Römern inſonderheit 
alsdenn vorgenommen, wann fie eine —— — dem Zeugniß des Macrobius Sa⸗ 
rurnal. III, z. eine jede Stadt unter dem Schuß einer gewiſſen Gottheit ftunde. Daher pflegten fie zu 
allererſt die Schuggötter einer ſolchen Stadt heraus zu fordern, und zu bitten, daß fie ſolche Stadt vers 
laſſen und zu ihnen fich begeben möchten; weit fie dafür hielten, daß fie ohne dieſes die Stadt nicht wuͤr⸗ 
den erobern fünnen; oder wo es je gefchehe, es dennoch unfchicklich wäre, wann bey Eroberung der 
Stadt, auch zugleic) die Götter ſamt den Einwohnern für Gefangene anzufehen wären, Eden deswegen 
baben die Römer den lateinifchen Namen der Schutzgottheit Über Rom, fehr geheim gehalten. ° Ein For 
mufar von diefer Evocatio wird vom Macrobius alfo angeführe, Wann ein Bott oder eine 
Göttin ift, unter deren Schuy die Srade Carthago erwan fleber; fo ergehet infonder« 
beit an Dich, Der oder die du die Beſchuͤtzung diefer Grade und ihres Volks uͤbernom⸗ 


Tab. 
LXVIII. 


men baft, unfere demüchigfte Birce mir aller Ebrfurcbe, daß ihe die Stade Carıhago 


ſamt ihrem Volk, die heilige Stätte u el verlaffen , von ihnen weg geben, und 
diefem Volk Furcht und Schrecken — nee woller; und alfo ent⸗ 
deckt werden, und zu uns kommen möger; Daß euch Der Aufenthalte bey uns, unfere 
Tempel und Gottesdienſt beffer gefalle, desgleichen daß ihr mich, unfer Volk und uns 
fer Rriegsheer eurem Schug möger empfoblen feyn laffen; wann. ihr dieſes thun wer⸗ 
der ſo gelobe ich euch, befondere Tempel zu weyhen und öffentliche Spiele halten zu 
laffen. Livius führet die von Camillus geſchehene Evocatio vor Der Stadt Beil mit folgenden Worten 
an: Unter deinem Beyftand und Antrieb pyebifcber Apollo , nehme ich mir vor, die 
Stade Deii zu zerfiören, Davon ich Dit den zebenden Theil der Beute gelobe; und dich 
infonderbeit, du Königin Juno, die du dich in diefer Stade aufhält, bitte ich, DaBr 
wann wir werden gefieger haben, du mir uns in unfere Stadt (die auch bald die deine 
heiffen wird), zieheſt/ wo du einen prächtigen Tempel, wie Du verdieneft, haben PIft. 
Plinius gibt B. I, 55. vor, daß die Hetrufcier uber dem Blig durch) befondere MWiffenfchafft gebieten , 
und ihn ausfordern fönnen 5); dergleichen auch der König Numa zum öftern fol gethan haben, Da 
aber Tullus Hoftilius einsmals eben diefem Erempel hat folgen wollen, aber die dabey gewöhnliche Cere⸗ 


monien unterlaffen hatte, fey er felbft von dem Donner erfchlagen worden. 
33 Das 


5) Daher ber donnernde Jupiter, Iupiter Elicius, von caelo te, Iupiter, 
elicere, hies. Eiche Bvid, Faflı 3, 337, elieinne 





182 Des vierten Buchs viertes Kapitel, 


Das vierte Kapitel. 
Bon den Berfluchungen und Geluͤbden. 


Sale Pi 


as die Römer unter Devotio oder Verfluchung verftanden haben, laͤſſet fih aus der Art und 
Weiſe, wie foldhe vorgenommen worden, am beften erfennen. Es pflegte der Dictator, Conful, 
Prätor oder Feldherr, welcher die Evocatio vornahm , nad) dem Zeugniß des Macrobius 
Saturn. III, 9, folgende Worte zu brauchen: Difparer, Vejovis, Manes, oder wie ihr 
fonft heiſſet, euch biete ich, daß ihr die Stadt Carthago und derfelben. Rriegsheer Mit 
Furcht und Schrecken erfüllen möger, und alle diejenigen, welche die Waffen gegen 
uns ergreiffen mögen, daß ihr folches Heer, ſolche Seinde, foldye Menſchen, und ihre 
Städte und Länder, und die darinn wohnen, aus der obern Welt führer, der Sonne 
entzieher; genannte Perfonen und Orte, ale Verwuͤnſchte und Verbannte halter, wie 
fie es au  böchfie feyn mögen. Wie ich fie denn ſtatt meiner, des Deit Dolks und mei- 
nes Heers euch verbanne; Daß ihr uns dafür alles Gutes gönner u.f.w. Dich Mutter 
Erde und Jupiter zuffe ich zu Zeugen an. (Wann er die Erde nenner, greift er mir den 
Haͤnden an Die Erde; beym Jupiter, ſtreckt er fie gegen den Himmel.) Wieich dann die 
felbe hiemit in Kraft meines tragenden Amts, im Namen des roͤmiſchen Volks und meis 
nes Rriegsheers verfluche und verbanne x. 
$ 2. Auſſer dieſer Art der Verfluchung, war nod) eine andere, da gewiffe einzelne Perfonen für 
ihr eigen Heer fich verbanneten, wie Decius, Vater und Sohn, und Curtius für die Wohlfahrt des vös 
mifchen Volks ihr eigen Leben aufgeopfert ; indem erjtere ſich mitten unter die Seindebegaben ; leßterer aber 
fih zu Pferd fiend in einen groſſen Schlund, der peftilentialifche Dünfte hatte, ftürzte; welches auf eie 
nem Marmor zu Rom in dem Burgheſiſchen Sandgut zu fehen ift, allıwo der fallende Eurtius mie 
ausnehmender Kunſt vorgeftellee iftz fiehe hier Fig. 3. Eben dahin zielet auch Fig. 4. wo ein Reuter 
abgebildet wird, der ſich in das Feuer ſtuͤrhet. Ks find aber dergleichen Verbannungen nicht nur bey 
den Roͤmern, fondern auch bey den Öriechen, üblich gemefen ; dergleichen man von dem athenienfifchen 
König Codrus, und Menöceus, einem Thebaner, vorgibt, die ſich auf gleiche Weiſe aufgeopfert haben, 
Eben dahin Fan auch die heldenmüthige That des Mutius Scävola 1) gezogen werden, der den König 


Dorfena in feinem Gezelt umbringen wolte, ‚und da ihm diefes mißlungen war, feine vechte Hand in Ges - 


genwart eben diefes Königs verbrannt hatz fo auf vielen Edelfteinen vorkommt, 

F. 3. Die Geluͤbde waren fowol bey den Roͤmern, als Griechen, eine ganz gemeine Sache, daß 
man davon viele Denkmahle noch hat, und wol die meiften Bildfeulen , und Vorftellungen von erhabe⸗ 
ner Arbeit auf Steinen und Metallen, wie auch andere Denkmahle von Geluͤbden hergeruͤhret, und ſie 


anzeigen; ja vielmehr eben aus Erfüllung der Geluͤbde, die meiſten Vorſtellungen wirklich worden ſeyn. 


Es pflegten aber foldye Gelühde insgemein für das Wohlſeyn der Kaifer, Bürgermeifter, der Prätorum ıc. 
auch für ganze Provinzen und Städte unternommen zu werden; ferner bey einem vorzunehmenden Felds 
zug, und um einen glücklichen Ausgang eines wichtigen Gefchäffts zu erhalten; da denn, wenn dag ge 
wünfchte eintraf, die Gelübde bezablet und Denfmale aufgerichtee wurden. Auch gemeine $eute thaten 
mehrmalen ein Geluͤbde, wann fie irgend eine Reife oder ſonſt etwas erhebliches vorhatten. Weil au) 
die ftete Begierde nad) dem, was man wuͤnſchete, die Einbildung fehr rege machte; fo gefchahe es gar 
oft, wann fie indes efwan einen Traum hatten , als erfchienen ihnen diefe oder jene Gottheit, daß fie ve⸗ 
ſtiglich glaubten, daß ihnen dergleichen Gelübde von folhen Gottheiten ſeyn auferleget worden 5 daher 
man auf. gar vielen Denkmahlen diefe Worte liefet: ex imperio, ex praefcripto Deorum, d.i. auf 
Befehl und Vorſchrift der Goͤtter. Ya bisweilen wird fo gar ein gewiſſer Gott oder andere Gas 
che genennet, auf deren Antrieb 2) es geſchehen fey: als z. €, Imperio Domini Siluani , auf Bes 
fehl des Silvanus; ex praecepto Iouis, auf Befehl des Juͤpiter; ex monitu Ifidis, auf Ans 
geben der Iſis; ex oraculo, vermög eines göttlichen Ausfpruche; ex uaticinatione ; ex 
religione, iuffu numinis, fomnio monitus. Und obgleich manche Betruͤgereyen auf Seiten der Prie⸗ 
ſter mit unterlieffen ; fo ift doch gewiß, daß viele ſich einbildeten, als ob fie das, was hernach auf Gas 
gleis 

I) Man wird nicht leicht abfehen, tie dies Beyfpiel 2) So hie es auch oft , daß ein taurobolium, meni- 


bieher gehöre; da Mutius weder fic) noch fei divi n ſey. 
Hand fuͤr die Roͤmer hingegeben LIE — — 


2 












Tab. LXIX 


Aue 


—IIIIIIII 











L. VECTIVS 
SEMPRONIANVS 
AVG:.:.L. 


— — 


— — X Is = Mm 
INN 






































a Yotumpro fausto itinere Susceptum 2 Votum ‚pro ‚felici ‚partu,forte echihitum.5.Votuom Aesculopio 
‚factum. 4. Aurıwcule votvae pro Unpetranda aurıum valetudine: 5-15. Oculus, digiti,manus, pedes Aefoulag:o 
vel ali mumani, vel —— luee sanaret el in. gratiarum, achonem pro impetrata zwletudıne oblatı . 























Don den Berfiuchungen und Geluͤbden. 183 


gm Denkmahlen vorftellig gemacht wurde, wuͤrklich gefehen haͤtten; fo Eräftig war die vorgefafte 
eynung, 

$- 4. Es pflegten dergleichen Dora oder Gelübde nach) dem Unterfihied der Religion und Ges 

müths Neigungen bald einem, bald mehreren, bald allen Göttern zugleich gelobet zu werden ; manche has 

£ ben nemlic) , um allen Göttern zugleich Diefe Ehre zu erweifen, eine befondere Gottheit erdacht, die fie 

He Pantheum, d. i. die gefamte Gottheit genennet haben. Solche wurde fo vorgeftellet, daß fie ihr alle 

r Symbola oder Kennzeichen, die fonft die Götter von einander unterfcheiden, allein und zufammen beys 

Dr gelegt haben. Uebrigens find, auffer den Grabmählern, Afchentöpfen und Auffchriften, (die an der Zahl, 

⸗ alle andere Denkmahle uͤbertreffen), die mancherley Vorſtellungen der Geluͤbde, der groͤſte Theil der ale 
ten Ueberbleibſel. Man ſiehet, wozu der Aberglaube die thoͤrichten Menſchen hat verleiten koͤnnen. 

| $ 5. Nun wollen wir einige Borftellungen folcher Gelübde mittheilen, und zwar vornehmlich fols 

. che, Durch welche dasjenige, was bisher angeführet worden, beftärfet wird. Der Stein, davon wir 

Fig.s. einen Abdruck geben, und der fir einen Altar, oder für irgend ein Fußgeftell mag angefehen wer⸗ 

den, ift vom D. Aurelio Juliano, einem römifchen Ritter und Priefter des Orts, da er aufgerichtet wor« 

ben, dem Jupiter zu Ehren gefeget worden, Auf beyden Seiten fichet man einen Adler mit einer Aufr 

ſchrift, daraus man erkennen kan, daß der eine zu der fünften Macedoniſchen Legion, der andere aber 

zur vierten Segion der Scutarii oder Schildtraͤger gehörer habe, Die Fig. 6. ftellet ein Gelübde vor, 

welc)es auf ausdrucklichen göttlichen Befehl abgefat worden ; unter dem Adler, der einen Donnerfeil 

fl hält, und über deffen Kopf ein menfchlich Haupt (vielleicht mag es Das Haupt des Jupiter bedeuten follen) 

zu fehen iſt, folgende Worte zu leſen find : Toni Optimo Maximo iuſſa Octauia Succeffa poſuit, 

d.1. die Deravia Succeffa hats dem groſſen Jupiter nach Geheiß errichter. Das folgen« 

de Fig. 7. welches die Geftalt eines Altarg bat, ift von dem Cajus Tuticanus Calliatus dem Jupi⸗ 

ter und Hercules zugleich aufgerichtet worden, in Beyſpiel von einem Geluͤbde, welches wegen einer 

vorgenommenen Reife gethan worden fehen wir Tab. LXIX. Fig. 1. auf der linden Seite ift eine fis 

gende Weibsperfon, f 

get, mit der Umſchriſt: Saluos ire, d,i, alscklich werzureifen; auf derrechten Seite ſihet eben ders 

gleichen, bie in der einen Hand ein Fülporn an = Se Eule einen Griff von einem Se hält, der— 

gleichen fonften der Göttin des Glücks pfleget beygeleget zu werden, mit. der Umfchrift: (aluos redire , 

di. um glücklich wieder zu Eommen. Es iſt aber diefer Stein vondem Lucius Decttus Sem⸗ 

pronianus, einem Freygelaſſenen des Auguſtus: aufgerichtet worden. Das folgende Gelübde Fig. 2. 

j iſt aus dem Kircheriſchen Mufeum, und fcheinet bey einer glüclichen Geburt abgefaßt, und der uno 

a von zweyen Weibern aufgerichtet worden zu ſeyn, unter welchen die eine ein Kind im Schoß 

ält, 

. _$ 6. Das folgende Denkmahl Fig. 3. ftellet einen Altar vor, welcher dem Aefculapius gehoͤret; 

die Geftale ift rund wie eine Seule ‚ und oben etwas ausgehölet , dergleichen wir bereits oben mehrere 

gefehen haben. Sie thaten alfo auch dem Aefeulapius Gelübde, und ift fein Wunder, wann unter fo viel 1600, 

Menfchen ‚die ihn in ihren Krankheiten um Hulfe angeruffen haben, bisweilen etliche gefund worden. Wir 

gedenken bier zu gleicher Zeit einer gewiffen Tafel, welche Brurerus befannt gemacht hat, woraus man 

den groffen Betrug des Teufels und der heidnifchen Priefter erfennen Fan, welche bisweilen gewiſſe Seute 

beftellt Haben, dieda vorgaben, als warn ſie, durch mancherley Wunder, von allerhand ſchweren Kranke 

beiten, feyn geheilet worden, um den leichtglaubigen Pöbel damit zu beruͤcken. Diefe Tafel beftehet aus 

vier befondern Zeugnißen, welche von ihm Seite 71, angeführet werden, und ungefähr folgenden Inhalts 

find. I. Aefeulapius hat diefer Tagen einen gemwiffen blinden Mann, Namens Gaius erinnert, daß er ſich 

feinem beiligen Altar nahen , fein Gebet verrichten, fo dann von der rechten Hand gegen die linfe gehen, 

feine fünf Singer auf ven Altar legen, endlich die Hand in die Höhe recken, und auf feine Augen legen fols 

te; biefer ift auch gleich fehend worden, in Gegenwart des Volks, fo Theil an der Freude genommen, daß 

unter unferm Kaifer Antoninus folhe Wunder gefchehen. II. Einem andern, Namens tucius, welcher 

mit Seitenftechen behaftet, und von allen Menfchen aufgegeben war, lies Aeſculapius anzeigen, daß er von 

dem dreyfachen Altar Afche nehmen , diefelbe mit Wein vermifhen, und damit feine Seite beftreichen folte ; 

der ift völlig gefund worden, weswegen er dem Gott öffentlich gedanfet, und das Wolf wuͤnſchte ihm 

Gluͤck. IN. Als ein gewiſſer Julianus Blut fpeiete, und von allen Menfchen aufgegeben war ; thut Aefcu- 

nn lapius zu wiffen, daß er Körner von den auf dem drepfachen Altar liegenden Zirbelnüffen nehmen, mit 

ve Honig vermifchen , und drey Tag nacheinander effen folte; der ift gefund worden , und hat öffentlich vor 

j dem Bolf dem Gott gedanket. IV. Dem Balerius Aper , einem blinden Soldaten , that Aefculapius die 

Anzeige, daß er hieher kommen, und das Blut von einem weiffen Hahn mit Honig vermiſchen, davon 

eine Augenfalbe machen, und feine Augen drey Tage nacheinander damit bejtreichen folte ; der hat fein 

Geficht wieder befommen , und hat dem Gott öffentlich u Es find ferner viele, der une 

32 undige 


vr 








Tab, 


welche in der rechten Hand einen Palmzweig hält, die linke aber auf eine Kugel le— LXIX, 








EEE — 


184 Des vierten Buchs viertes Capitel. 
kundige Märmer der Meynung, daß die Augen, Ohren, Hände, Fuͤſſe, und andere menſchliche Gliedmaſ⸗ 
fen, welche Hier und da angetroffen werben, dergleichen Gelübde ſeyn, welche dem Aeſculapius gethan 
worden 5. welche Gewohnheit, die Abbildung der Glieder, die entweder folten wieder gefund werden, oder 
die e5 wieder worden waren, in Tempel zu vermachen, fchon in alten Zeiten befannt war, Ein Bey⸗ 
ſpiel davon leſen wir fo gar in Heil. Schrift, Sam. 6, daß die Ppilifter , die wegen frecher Eröfnung 
der Lade des Bunds, yon GOtt mit einer Plage an heimlichen Orten geftrafft worden , das Bild der lei⸗ 
denden Glieder aus Gold verfertigen laſſen, und GOtt zur Wiedererlangung ihrer Geſundheit dargeboten. 
Fig. 4. fehen wir zwey dergleichen Ohrlaͤpplein, welche unter dem Namen eines Gelübdes von gewiſſen 
Perfonen mögen übergeben werden feyn., damit fie etwan von einem gewiffen Schaden , den fie an den 
Ohren oder garam Gehör gehabt , möchten befreyet werden; welches um fo viel glaublicher, weil man 
einige Spuren noch erfennet, daß fie anfangs verguldet gewefen. Fig.5 — ı5. finden fich Augen, Hans 
de, Fuͤſſe in allekley Geſtalt, von welchen allen glaublich ft, daß fie dem Aefculapius oder einem andern 
Gott zu gleichem Zweck feyn übergeben worden. Unter diefen Gliedmaffen waren die Fuͤſſe inſonderheit 
dem Schuß des Mercurs anbefoplen; wie folhes aus Fig, 6, vermuther wird , weil diefer Fuß mit Fluͤ⸗ 
geln verfehen ift, Doch haben wir Fig, ı5. einen andern, der oben von einer Schlange, als dem ge 
wöhnlichen Kennzeichen des Aefculapius, umwickelt ift. Aus eben diefem Grund fchlieffen wir auch , daß 
das Auge Fig. 5. dem Apollo fey gewidmet worden, weil diefer Gott, nach dem Zeugniß des Plutar⸗ 
us, unter der Geftalt eines Yugs vorgeftellet worden ; und diefes zwar darum, weil die Sonne, Die 
unter dem Namen des Apollo gar oft gemeynet wird, alles erleuchtet, und die ganze Welt überfiehet 5 
daher fie auch bisweilen das Auge des Jupiter genennet wird; gleichwie auch die Lateiner den Apollo biss 
weilen Cälifpices zu nennen pflegen. 

$. 7. Man trifft aud) Denfmahle von Gelübden an, die zwar gethan, aber nicht bezahlet wor⸗ 
den find; dergleichen diejenige gewefen, welche für ein langes Leben gewiſſer Kaifer gelobet worden. Ans 
fangs gefchaben dergleichen Gehibde für die Wohlfahrt des gemeinen Wefens, damit die Götter daffelbe 
än einem blühenden Zuftand erhalten möchten; auch um Befreyung von einer grofen Gefahr, worein die 
Republic gerathen bey einer erlittenen groflen Niederlage, und fonft in allerley Kriegsnöthen, Auch 
hatten fie bisweilen ihre Abficht auf eine gewiſſe Zeit, auf 5,10, 15. und mehr Yahre; je nachdem die ms 
ftande der Sachen befchaffen waren. Dergleichen, nad) dem Zeugniß des Kivius Dec. II, 1, 2. nad) 
der Schlacht bey Cannä gefchehen if. Suetonius fagt in dem Leben des Auguftus , daß dergleichen 
Gelübde ordentlich alle 5. Jahre gethan worden; bisweilen geſchahe es alle 10. FJahr. Wann ‚aber die 
Kepublick dergleichen Gelübde that , wann fie in einem unveranderten Zuftand bliebe; wie vielmehr war 
Diefes ihre Schuldigfeit, wenn fic) ihre Umftände verbefferten, und fie von gröfferm Glück zu fagen hata 
te? Zur Zeit der Kaifer gefchahen die Geluͤbde befonders für Die regierenden Kaifer, um denfelben eine 
glückliche Regierung von den Göttern zu erbitten 5 welche dann insgemein auf eine Zeit von fünf:oder ze⸗ 
benz), bisweilen auch auf zwanzig Jahre giengen, 


Vas fünfte Capitel. 
Von den Orakeln. 


— 


Ss iſt zu unſern Zeiten die Frage aufgeworfen worden, ob es wirklich dem Teufel zuzuſchreiben (Mr 
daß den Menfchen zukünftige Dinge zum voraus angezeigt worden, oder ob nicht vielmehr alles » 
mas man von den alten Drafeln fagt, lauter Betrug 1) der heidnifchen Priefter gewefen ? Es it 

wol die gemeinfte Meynung, daß allerdings böfe Geifter es geweſen, die nicht nur den leichtglaubigen Pd« 
bel, fondern fogar auch die Priefter und andere beym Gögendienft gewöhnliche Perfonen , fo bäufig bes 
trogen haben, Es gibt aber auch viel gelehrte Leute, denen ich gleichfalls beytrerte, weldheder Meynung 
find, daß alle Antworten und Ausfprüche, welche unter dem Namen der Orakeln bekannt worden, nichts 


anders 

Don uotis decennalibus ift des Noris eigene Abs rum papanismi „van Dale'eiusque de- 

2 handlung im erftem Theil des thefaur, Sallengr. fenforen — re latine, iR 8. 
Yachzuehen ‚ und Pagi, ſowol in der diflertatio vornemlich hat wollen widerlegt, und der Kirchen 
hypatica, al$ tom, ı. ber critica in Baronium. väter Ehre gerettet, werden. Bon andern zu Dies 
ſem Streit und der ganzen Sache gehoͤrigen Schrifs 

1) Welche Meynung van Daln, und Fontenelle ift; ten, Fan des Sabric. griechifche Bibliotheck / 


die in einer Schrifft hiltoria de filentio oraculo- Buch 1,6, 17. aufgefchlagen werden, 





| 
| 





De Sn Pe Zr en nn RE ⏑ en Zn" 
3 * 








Von den Orakeln. 185 


anders, als betruͤgliche und auf Vortheile abſehende Erfindungen der heidniſchen Prieſter beyderley Ge— 
ſchlechts geweſen ſeyn; obgleich nicht zu laugnen iſt, daß auch der Teufel, zuweilen bey auſſerordentli⸗ 
hen Vorfaͤllen, fein Werk darunter mag gehabt haben ; dergleichen uns auch die Heil, Schrift an die 
Hand zu geben fheinet. Wir werden übrigens bier nicht mit dem van Dalen auf alle und jede Ausa 
fprüche, die theils durch die Priefter, theils durd) das Loos, und auf noch andere Art ertheilet worden 
find, einlaffen: fondern nur von den bejonders berühmten Drafeln zu Delphis, zu Dodona und dem 
Trophonifchen Fürzlic) handeln. 

$. 2. Bon dem Delphifchen Urfprung ift bereits oben 2), da wir von der Pythia gehandelt, Mels 
dung gefchehen, Andere geben hiervon nod) andere Umſtaͤnde an. Es fey aber diefem wie ihm wolle, 
fo merken wir dabey noch dieſes an, daß diefe Priefterin nicht zu allen Zeiten, fondern nur an gewiſſen 
Tagen Eonte befragt werden , an weichen Apollo durch diefelbe eine Antwort zu ertbeilen pflegte. Cs fol. 
en ſich auch bey diefer Pythia annod) andere Wahrfager und Dichter befunden haben , welche ihre Ant« 
wort, bie insgemein fehr dunkel und zweydeutig gewefen, erfläret und in Verſe gebracht haben. Alle die, 
fo diefes Drafel um Kath fragen wolten, muften erftlich ein Opfer verrichten; und das dazu beftimmte 
Opfervieh mufte mit allen Öliedern erzittern ; wann dieſes nicht geſchahe, miufte das Opfer wieberholet 
werden ; damit man aber dis erhalten möchte , fo haben die Priefter, nad) dem Zeugniß des Plut archus, 
das Opfervieh mit Faltem Waffer befpriger und begoffen. Ehe ſich die Pythia auf den Dreyfuß feste, 
that fie vorher einen Trunf Wafler aus dem Caftalifchen Brunnen, 

$. 3. Das Drafel zu Dodona wird in einem Ueberbleibfel des Stephanus von Byzanz, wels 
es ich in der Dibliorheca Toisliniana 3) verbefiert herausgegeben habe, Seite 286, mit mehrerem 
befchrieben. Es waren dafelbft zwo nicht weit von einander ſtehende Geulen , auf deren einer ſtund ein 
ehernes Becken, auf der andern aber ein Knabe, welcher eine eherne Peitfche von etlichen Dratfäden in 
der Hand hielte; und zwar beweglich), daß, wenn der Wind wehete, diefe Dratfäden der Peitfihe an das 
eherne Becken angetrieben wurden, und es alfo einen Klang von ſich gab; welches Gerhöne dann fo lang 
anpielte, als der Wind gieng. Und, da zu Dodona die Suft von den vielen Winden faft in einer bes 
fändigen Bewegung war, fo daurte diefes Geröfe faſt ohne Aufhören; daher man fprüchwortsweife eis 
nen Menſchen, dev immer plaudert, und des Redens fein Ende weiß, Aes Dodonäum, d. i. 
ein Dobonifches Erz, zu nennen pflegt. Andere geben mit dem Demon, den Stephanus anführet, 


BOT, daß diefes feine Becken, fondern Dreyfüffe gewefen , und zwar mehrere, welche in gewiſſer Ente 


fernung neben einander gefeget worden, daß, wann man an den einen angeftoffen, die andern alle zus 
gleich) aud) einen Thon von fich gegeben hätten ; weiches Gethöne lang angehalten Habe. Noch andere 
gedenken von gewifien Tauben, welche ehedem zu Dodona an Statt eines Drafels gebienet haben. Sta⸗ 
Eius meldet, daß eine nach Libyen geflogen fey, um bey dem Tempel des Jupiter Hammon ein Orakel 
abzugeben , die anderetaber fey zu Dodona geblieben, Eben daſelbſt war auch) ein Buchbaum (auf 
welchem diefe Taube eben gefeflen); daher Jupiter, Dodonäus, auch bisweilen PbegonAus, genennet 
wird, als ob er feinen Aufenthalt in oder auf einer Yuche gehabt hätte. N Ar A 

$. 4. Das berügmtefte Orakel in Griedjenland war Das , welches in der Trophoniſchen Hoͤle ſich 
befand , wohin niemand gehen durfte, ohne vorher gewiſſe Ceremonien zu beobachten; dann wer diefes 
unterlieffe, zog ſich eine unfehlbare Strafe über den Hals. Diefes zu derhuͤten, daß nicht jemand auf 
eine unziemliche Weife ſich nahen und in Unglück ftürgen möchte, war nicht weit davon ein Eleines Haus 
ober Capelle des Bonus Genius und der Fortuna angeleget, darinn diejenige, welche Das Drafelum Rath 
fragen wolten, fich etliche Tage aufbielten, und wie fie fi) zu verhalten hätten , unterrichtet wurden 5 
da fie zugleich ailerley Ceremonien zu ihrer Heiligung und Ausföhnung vornehmen muften. Ein folder 
mußte nemlic) ſich alles warmen Waſſers enthalten , ſich in dem Fluß Hereyna baden , und dem Tros 
phonius famt deffen Söhnen, ferner dem Apollo Satuenus und Jupiter, fo den Beynamen König 
hatte, wie auch der Juno, zugenant Heniod)os "oder Kegiererin, und Ceres, welche hier Europa hies, 
und für des Trophoniug Säugamme gehalten ER gewiſſe Opfer bringen ; da er von dem Fleiſch ges 
nug zu effen befam, Es war ein Wahrfager dabey iweldyer das Eingeweid des Opferviehes befahe, und 
aus demfelben weiſſagte, ob Teophonius dem, der ihn befragen wollte, gnädig fen, oder nicht. Man 
bielte dafür, daß die Gefinnung des Teophonius aus feinem beffer, als aus dem Eingeweid eines Wide 
ders koͤnne erkannt werden; daher fie auch, vor der Nacht, warn fie in die Höle ſteigen wollten, ins⸗ 
gemein einen Widder, unter Anruffung des Agamedes (dis war des Trophonius Bruder), abgefchlachter 
haben, Wann diefes alles feine Nichtigkeit hatte, fo flieg man folgender maffen in die Höle, Die 
Priefter führten denjenigen , der Binab fteigen wolfte, ben der Racht an den Fluß Herchna, wo ihn 


Aaa zween 
2) Seite Irx. Vol. VII. befindlich wo auch Friglands Erleu⸗ 
3) Died Stück iſt ſonſt auch von ac, Bronov herr terungen babey find. Abrab, Dentelius hatte es 


ansgegeben worden, und im Thefauco Gronov, vorher drucken laſſen. 























— — 


186 Des vierten Buchs ſechſtes Capitel. 


zween Knaben aus der Stadt, die ungefaͤhr 13. Jahre alt waren, und Hermä hieffen, abwuſchen und mit 
Dehle falbeten. Hierauf wurde er zu den beyden Quellen eben diefes Fluffes geführer, welche nicht weit 
von einander lagen, aus deren einer, bie Lethes, oder die Duelle der Vergeſſenheit, hies, ihm ein Trunk 
gereichet wurde, der die Kraft haben ſolte, daß man davon alle vorige Sorgen und Anliegen vergaße, 
aus der andern Duelle, Mnemofynes, oder des Gedaͤchtniſſes, that er gleichfalls einen Trunk, und das 
durch folte der, fo in die Höle ſtiege, defto-leichter behalten, was darinn mit ihm vorgienge ; er mußte 
fo denn fein Gebet bey der Bildfeule des Trophonius, welhe Dädalus folte gemacht haben, verrichten. 
Wann diefes vorbey war , wurde ihm ein leinener Rock angezogen, und mit Banden aufgeſchuͤrzt, an 
die Züffe aber mußte er Pantoffeln legen, dergleichen die Einwohner derfelben Gegend zu tragen pflegten ; 
und fo dann durfte er exit hinab fteigen und ſich dem Orakel nahen. Der eigentliche Aufenthalt diefes 
Orakels war über einem Hain aufeinem Berg, alıvo deffen Gig mit einer Ringmauer, die aus einem 
weiffen Stein beftunde, und ungefähr zwo Ellen hoc) war, eingefaßt war; der Eingang hatte auf beys 
den Seiten eherne Dbelifcos, oder Pfeiler, Die Höle felbft war mic Händen gemacht, und gleichte einem 
fen, vier Ellen lang, und acht Ellen hoch ober tief; auch) gieng man nicht Stuffenweife hinunter, fon« 
dern man mußte auf einer $eiter hinab fteigen; derjenige welcher hinab ftiege, nahm Honigkuchen mit 
ſich, und gieng alſo in die Höle, daß er zu erft die Füffe hineinſtreckte, und fo dann die Knie und den 
$eib nachſchobe. Sn der Höle erfuhren fie das, was fie von ihrem Finftigen Schickſal wiffen woll⸗ 
ten; aber nicht auf einerley Weife; indem fie mandjes aus gewiffen Dingen, die fie gefehen oder gehöret , 
errathen mußten, Endlich Frochen fie wieder aus dev Höle hervor, und das auf eben die Weife, wie fie 
hinein gefrochen waren; worauf fie von den Prieftern auf einen gewiffen Stuhl gefegt wurden, der wie 
obiges Waffer, gleichfalls vom Gedächtnis benennet wurde; worauf fie alles; was fie in der Hoͤle gefehen 
und gehoͤret hatten, erzehlen wußten. Endlich wurden fie wieder in die Capelle des Bonus Genius und 
der Fortuna zuruckgeſuͤhrt, in welcher fie ſich nod) etwas aufbielten , indem fie anfangs ſich nod) nicht 
recht befinnen konten, noch diejenigen Fannten , welche um fie her fkunden ; endlich aber kamen fie wieder 
zu fic) ſelbſt, und fiengen aud) an wieder zu lachen. So weit geht Pauſanias L.IX. und bejeuget , 
daß er diefes aus Erfahrung fchreibe. Es foll unter allen denen, die ſich ehemalen in diefe Höle begeben 

aben, feinem etwas Seids wiederfahren feyn, als einem Trabanten des Demetrius, der die oben bes 
fchriebene Ceremonien nicht beobachtet, auch nicht willens gewefen das Drafel um etwas zu fragen ; fon 
dern in der Abficht hinunter geftiegen, das Gold und Silber, welches er darinn anzutreffen wermeynte, 
wegzurauben; deffen Körper man hernach an einem andern Dre wolte gefehen haben. 


Das fechite Capitel. 


Bon den Fanaticis, Sortilegis, Praeftigiis und derglei⸗ 
hen Wahrjagen oder Vorbedeutungszeichen. 


— 


Hanatiei haben ven Namen von Fanis oder den Tempeln; denn die, fo ſich in ſolchen aufhielten, 
fielen oft in eine plögliche Entzuckung, und bildeten fic) ein, daß fie göttlich begeiftert würden, 
da denn fie nicht nur, nad) Art der Bacchanten, allerley ungervöhnliche Geberden und Verdrehun⸗ 

gen des Körpers vornahmen, fondern auch bisweilen vermeynte görtliche Ausfprachen von ſich hören lleß 
fen, Am meiften findet man Fanatiker in dem Tempel der Bellona gemeldet, daher fie auch mit den Bel⸗ 
lonariis fuͤr einerley genommen werden. Dieſe ritzten ſich mit Meſſern und Dolchen die Arme auf, da 
das Blut darnach lieffe, welches fie der Bellona gleichſam zum Opfer darboten; und Prudentius nens 
net diejenige, welche ſoiches thaten, auch Fanatiker. ben damit ſtimmt auch Lampridius in dem 
seben bes Heliogabalus überein, welcher Kaifer ſich fo weit vergaß, daß er mic ſolchen Leuten, die ſich 
die Arme aufgeritzt hatten, eben als ein ſolcher Fanatiker mit Kopf 1) werfen herumſprang, daher man ur⸗ 
£heilet, daß die Bellonarii, welche ſich mit Meſſern ritzten, und Fanatiker der Bellona, anerley geweſen. 
In den Verdrehungen und hin und herwerfen des Haupts, Famen fie mit den Gallis, Prieftern ber Cy⸗ 
dele und den Agyrtis überein. Es muß übrigens der Name Fanatleus damalen nicht fo gar veraͤchtlich, 
als heut zu Tag, gewefen ſeyn, indem derfelbe auf manchen Grabfehriften , als ein Ehrentitul , gelefen 
wird. Wie wohl auch fchon alte Schriftfteller folches in einem nachtheiligen Verſtand gebraucht haben; 
wie 


1) Daher fagt Quintilianus, es fchicke ſich nicht für is nen Redner, caput iactare, qyod fanaticum elt, 





| 





A| 











ES a ee u ei VE u 


Yon den Fanaticis, Sortilegis, Praeftigiis , etc. 187 


wie dann Licero de Diuin. L. I. von einigen Weltweifen ſagt, daß fie fehr aberglaubifch und von Zas 
natifern wenig unterſchieden feyn. 

$. 2. Die, welche um Fünftige Dinge zu erforfchen, das Loos warfen, bieffen Sorrilegi, und war 
ihre Defcyäftigung nicht weniger für heilig gehalten ; obwohl ihrer auf alten Denkmahlen gar felten ges 
dacht wird. Der Gebraud) das 2008 zu werfen wor nicht nur bey den Öriechen und Römern, fondern 
auch fonft bey vielen andern Völkern befannt. Die Looſe wurden in eine Büchfe 2) gelegt, und von eis 
nem Knaben gezogen ; ein jedes Loos aber hatte feine befondere Zeichen und Bedeutung , worauf ſich die 
Wahrfagung gründete, Auffer diefer Art das Loos zu ziehen, waren annod) andere, befonders bey den 
Öriechen ; weldye faft täglid) damit umgiengen , und faft bey jeder Öelegenheit das Loos zogen. 

$. 3. Präfligiä oder Verblendungen waren von zweyerley Are; entweder waren es bejondere 
Kunftgriffe, wie z. E. die Tafchenfpieler durch Geſchwindigkeit und verdedte Kunft alleriey feltfame Din« 
ge heroorbringen , wodurch das gemeine und einfälrige Volk betrogen wird, als ob was uͤbermenſchli⸗ 
ches dahinter ſtecke; da doch die Sache ganz natürlich zugieng; oder es werden darunter wirkliche ‘Des 
zauberungen und vermeynte Beherungen verftanden , da man mit Beyſtand eines Geiltes,und durch ges 
wife Berfe und Beſchreiungen, allerley, wie es fhiene, übernatürliche Dinge bewerkfteiligte , Kranke, 
beiten vertriebe, verlorne Sachen wieder entdefte u. d.g. Eine befondere Art folder ſchwarzen Kunſt 
war es, welche mit einem Spiegel geſchahe, da fich, wie Spartianus in dem Seben des Geverus erzeh— 
let, ein Knab die Augen verbinden lieſſe, und alles das’ fehen jülte, was man wiffen wolte; welches irswpo- 
vrela 3) oder wahrſagen aus dem Spiegel, genennet wurde, Die Theſſaliſchen Wahrfagerinnen undZaubes 
rinnen, die ein befonderes Berftändniß mit dem Mond haben folten , bedienten ſich auch eines Spiegels bey 
Wahrſagungen, indem fie alles das, was fie zur Antwort geben wollten, mit Blut auf einen Spiegel 
fhrieben ; da denn diejenigen , welche was zu wiſfen begehrten, die Antwort nicht von dem Spiegel Tas 
fen, fondern diefelbe in dem Mond fanden. Gie fijrieben ihren Zauberliedern die Kraft zu, daß ihnen 
der Mond zu Gebot ſtehen muͤßte; daher man ſagte, lunam deducere4),d. i. den Mond berab ziehen. 
Es waren dergleichen Zaubereyen auch fo gar unter Chriſten gebräuchlid); welches wenigftens daraus 
erhellet, weil die Kirchenvaͤter 5) in ihren Schriften hier und da gar fehr dargegen geeifert haben, 

9. 4. Endlich müffen wir auch noch etwas von den fogenannten Ominibus oder Vorbedeutun ⸗ 
gen gedenken, welche bey den Römern gar fehr gemein waren, und faft bey jeder Gelegenheit in Be⸗ 
rachtung gezogen wurden ; wiewohl die Griecyen nicht weniger gar fehr darauf achteten, und es mit 
den verfchiedenen Damen warduv, pin, doc, &uvsma UND oupaßoror anzeigten, Unter dem Wort 
Dmen wird nichts anders verftanden, als ein Zeichen, Das etwas Gutes oder Boͤſes folte vorherbedeus 
ten koͤnnen. Daher Imina entweder gute oder böfe waren , beyde aber wieder von zweyerley Art wa⸗ 
ven; indem einige in gewiſſen wirklichen Sachen, andere Hingegen in bloſſen Worten beſtunden. Die 
Zeichen oder Omina , welche fich auf gewiffe Sachen gründeten, waren diejenigen, bie ſich eben zu Der 
Zeit zutrugen, und ufälfiger Weife gefhahen, warn man etwas zu thun vorhatte; j. E. zu der Zeit, da 
der Kaiſer Neto im Sinn Hatte, Britannien mit Krieg zu überziehen, als die Bildfeule der Göttin bes 
Slegs über einen Hauffen fiel, und den Anwefenden den Rüden Fehrete ; fahe man dieſen Zufall als eine 
Borbedeutung an, daß die Roͤmer in diefen Krieg den Kürzern ziehen würden. Gleicher Weiſe wurde 
es fuͤr ein gutes oder boͤſes Zeichen angeſehen, je nach dem einem, der aus ſeinem Haus gienge, etwas zu 
erſt begegnete; ein boͤſes Zeichen war es, wann einem zu erſt ein Verſchnittener oder ein Affe begegnete; 
daher fie, wann ihnen bey ihrem erften Ausgang dergleichen aufftieffe, alfobald wieder umzufehren pflege 
ten, Eben alfo bielte man es für ein böfes Zeichen , wann einem bie Ohren Elangen, oder warın es fic) 
von ungefähr fügte, daß, wann zween gute Freunde mit einander giengen, und ein Stein dazwiſchen aufs 
fties, der fie gleichfam trennete, item, warn ein Ruab oder Hund zwifchen Ihnen durchliefſe, da fie wol, 
um das Uebel von fich abzuwenden , dem Knaben eine Oprfeige , dem Hund aber Schläge gaben; nicht 
weniger war es ein widriges Zeichen, wann einem ein Zittern der Glieder anfame, Das Nieffen hin— 


Aaa 2 gegen, 
2) Auch wol in einen Topf, daher i Virgil. Eclog. 8,69, carmina uel coelo poſſunt 
deiici, exire; Und educi, a ke Sul CAR ” Bde lunam; von welcher Sache noch unter des 
Bulengrii 5. Bücher de forzibus, augurüs, omint- Caͤſar ius Fragen bie ssfte handelt; man glaubte 
bus, hiebey nach, Volum. V, Gronov.thefauri den Mond wieder zu befreyen, wenn man gros Ges 
3) Ein alphabetifches Verzeichnis der verſchiebenen töfe und Ferm machte. Der Mond und Hebate 
Wahrfagereyen findet man in des Sabricii biblio- muften überhaupt bey ben vermeynten Zauber 
graphia antiquaria, P» 416. und folg,. Man katt reyen viel thun. R 
auch Potters Archäologie Buch 2. C, 18. von den 5) zumal die in den erften 600. Fahren, und in ihren 
vornehmſten nachfehen. C. Peucerg Buch, de Pateinifchen Predigten ; doc) beftraften fie manchen 
diuinstionibus ift bekannt genug, aber groͤffer, als Aberglauben, ber nicht zunaͤchſt aus ben Gricchis 
hüßlich, ſchen oder Roͤmiſchen herkam, 











188 Des vierten Buchs fechftes Kapitel. 


gegen, befonders Morgens frühe 6), wurde für ein glückliches Zeichen angefehen, daher man auch zu 
denen, die etwa nieffeten, zu fagen pflegte: Jupiter ferua, d, i. Jupiter Hilf. Wann einem irgend ein 
Mohr begegnete, wurde es auch für ein böfes Zeichen gehalten; desgleihen, wo es von einer Eule ge- 
ſchahe; wievon Jelianus (Hift. anim. X, 37.) erzehler wird, daß, als Pyrrhus die Stadt Argos anges 
griffen, fich eine Eule auf feinen Spies gefegt , und lang figen blieben; der denn auch umgefommen, 


$. 5. Aus den Namen ſchloß man von dem Erfolg, warn diefelben eine gute oder böfe Bedeus 
ung hatten. Wie z. €. Auguftus auf dem Weg war, bey Actium mit dem Antonius zu ſchlagen: bes 
gegnete ihm ein Mann, der einen Efel führete ; da diefer, Eutyches, d. i. gluͤcklich, der Eſel aber 
Nicon, d.i. Uberwinder hieſſe: legte er es fo aus, daß ihm dadurch der Sieg prophejeyet würde; des· 
wegen er auch, nach erhaltenem Sieg, an demſelben Ort einen Tempel bauen, und das Bildnußdes Manns 
mit dem Eſel aufitellen lieffe. Hieher gehört auch das Zeichen, welches dem Craſſus auffties, als et wis 
der die Parther zog. Als eben damals einer Feigen, die er von Caunus gebracht, zum Verkauf herum 
trug, und fie ausrieffe, lautete das Wort Cauneas unter der Ausfprache faft wie caue ne eas, (d.i. ges 
be nicht); er kam auch um. Dergleichen gute und böfe Zeichen werden von den griechifchen und lateinis 
ſchen Geſchichtſchreibern unzählig viele gemeldet. Insgemein wurde alles das für ein böfes Zeichen an 
gefeben , was an fic) traurig war; welches man aber inggemein erft nach gefchehener Sache in Detrad)s 
£ung zog. Manche Zeichen hingegen waren an fic) gut, die auch eine gute Bedeutung hatten ; zumalen 
wenn man die Götter darum gebeten hatte, ohne ausdruckentlich vorzufchreiben , was für ein Zeichen fie 
geben folten. Z. E. da Ulyffes fi) vorgenommen hatte, ſich an den vielen Bulern feiner Gemahlin zu 
rächen, und: den Jupiter um ein Doppeltes gutes Zeichen bate, daß ihm fein Worhaben gelingen würde: 
börete er donnern, und ein Mägdlein beten, die Götter möchten verhüten, daß diefe böfe Leute morgen 
nicht in das Haus des Ulyſſes famen. Diefes war alfo ein gutes Zeichen, und er fegte fein Vorhaben auch 
glücklich ins Werk. Manche, welche den Erfolg gewiſſer Dinge wiffen wollten , giengen in den Tempel 
zu einem Goͤtzenbild, dem fie ihre Frage in das Ohr fagten ; hielten aber gleich fich die Ohren zu; wenn 
fie nun aus dem Tempelwaren , öfneten fie die Ohren wieder, und hielten die erften Worte, welche fie Hös 
reten, für eine Antivort. Man deutete auch folche Zeichen aus eigner Mache für gut , die es fonft nicht 
ſchienen. So hat der nachmalige Kaiſer Hadrianus, da er feinen Regenmantel verlohren hatte, dem 
die Tribuni zu tragen pflegen, es vortheilhaft fo ausgelegt, daß er den tribunatum perpetuum davon 
tragen würde, indem die Kaifer Feinen foldyen Mantel trugen. 


$. 6. Zu den bisher befchriebenen Zeichen und Vorbedeutungen, fan auch diefes gerechnet werden, was 
man Tripudium ſonivium 7) nannte, von dem Thon oder Schall, der bey mancherley Gelegenheiten gea 
böret wurde; als z. E. wann ein fliegender Bogel etwas auf die Erde fallen lieffe; warn irgend ein grofs 
fer Stein oder Baum von felbft umfiele; davon Eicero ad fam, 1,6. und Plinius XV, 22. nachzuleſen; 
bey der angeführten Stelle des Cicero ift zu merken, daß an Statt Soniviisin einigen Ausgaben Some 
niis gelefen werde, Es haben aber geſchickte Kunftrichter gezeigt, daß es allerdings Soniviis heiſſen 

muͤſſe. Man fehe den Feſtus in dem Wort Sonivium, und des Serpius Anmerkungen zu 

des Virgils I. Buch der Eneis v. 90. 


6) Welches des Ariftoreles Namen und Anfehen vor· +) Trip. Toniuium wird nemlich von einigen für meiſt 


weifen Fan; fiehe unter dem problem, fectionem einerley gehalten, alg foliftinium, das zu den aus 
33. von der fZafe. Die Lateiner fagen übrigens guriis gehörte; andere aber rechnen jeden Schallz 
auch von fprageln eines Fichte, fternutare, und Faut, a fonando hieher, alg menn ein Baum von 
auch dis haste eine gute Bedeutung, felöft umfaͤllt ıc. 





Des 


| 





— — — —— — — — 








Ä RI | 189 
Des zweyten Bande 
Anderer Theil, 


| — Darinn | NE — 
von der Religion der Eghptier, Den Figuris Ahra— 
reis, der Religion der Araber, Syrer, Perſer, Schthen, 


der alten Teutſchen, Gallier, Spanier und Carthaginenſer 
gehandelt wird. 


Das erſte Bud). 


Von der Religion der Egyptier. 


Das erſte Sapitel. 
Bon dem Urſprung der Abgoͤtterey bey den Eghptiern, 
und ihrem Gott Sneph oder Cnuphis. 
$ 1. 


ie Religion ber Egnptier wird yon den meiften fir bie Mutter aller Abgötterey gehalten; man 

fan aber die Gelegenheit und Zeit wie und wann dieſer Goͤtzendienſt eigentlich in Egypten ſey 

eingeführee worden, nicht genau beftimmen. Einige ftehen in der Meynung, daß die Abgoͤtte⸗ 

rey zur Zeit Moſis in Eghpten noch nicht ſey bekannt geweſen. Dann obgleich nicht zu leugs 

nen, daß Egypten ſchon damalen mit mancherley Aberglauben, Zeichendeutungen, Zauberer 

u. d. g. fehr angefüllet gemwefen: fo wiſſe man doch nichts von irgend einem Abgort, welcher darinnen vereh⸗ 

vet worden. Andere behaupten das Gegentheil mit gröfferer Wabrfcheinfichfeit daher ; weil daS güldene 

Kalb, welches die Iſraeliten in der Wüften aufgerichter haben , hichts anders, als eine Nachamung des 

Egpptifcyen Abgottes Apis, gewefen zu ſeyn ſcheinet 1). SUR? 

“2. Dem fey aber, wie ihm wolle , und fo gros auch der Aberglaub der Egyptier geweſen ſeyn 

mag: ſo iſt doch nicht zu leugnen, daß man manche ůeberbleibſeln der wahren Religion unter ihnen ges 

funden habe, Der gröfte Theil von ihnen, befonders in der Landſchaft Thebais, glaubten, nach dem Zeug 

hiß des Plutarchus in dem Buch von der Iſis und dem Dfirie, einen einigen, ewigen und unfterblichere 

Soet, ben fie Tnepb, 2) Enupbis nannten, Chen diefes beeuget au) Porpbyrins bep dem Cua 

febius, im legten Buch der evangelifchen Vorbereitung , daß die Egpptier ehedem nur einen Gott Cneph 

geglaubt, und unter der Geftalt einer Schlange, die ein Ey in dem Maul hält, vorgeftellet, Andere 

hingegen glaubten ziwep Peincipia oder höchfte Weſen, welchen der Urfprung äller Dinge zusufchreiben 

fen, ein böfes und ein gutes, davon uhten mehreres Hier fügen wir hut bey, daß auf der einen Seite 

eines gewifien Örabfteins, welchen Yulys Öerennuleins Zermes ſich, feiner Frau uud Kindern hat 
Bbb 


ſetzen 
7) Daß ſchon zu Moſis Zeiten bi icht geweſen. 

Thiere in Ehren tree Fieber N) le —— — 
fe 8,26. imd ſonſt von der Neligion der Eoyprier 2) Vom Cneph handelt umſtaͤndlich und mit beſon⸗ 
iſt der erſte Theilder algem. Welchiftorie, und die dern Fleiß, Herr Jablonski in pantheo aeey- 
ba angeführten mancherley Schrittfieller na his ptiorum, paite 1.C.4 3 Det auch faft allein bie nos 
fehen. Unfer Berfaffer Hat fie eben nicht vollftäns thige Beyhülfe aus der koptiſchen Sprache dazu 
dig und genau hier abgehandelt; fo ad) feine Apr haben Fönnens 








— — 

















Tab 
LXX. 


190 Des erſten Buchs zweytes Capitel. 


ſetzen laſſen, zwo Schlangen zu ſehen find, die aufrecht ſtehen, und die Köpfe gegen einander kehren; des 
ven eine ein Ey in dem Maul hält, die andere aber darnach zu. fehnappen fcheinet ; davon wir den Abs 
druck Tab, LXX. Fig. 1. mittheilen. Diefe Vorſtellung feheinet uns auf obgedachte zwey höchfte Wefen abs 
zuzielen. Die alten Egyptier glaubten ein höchftes Wefen, das gut fe, und die Welt erfchaffen babe, wel» 
ches fie mit der Schlange, welche das Ey in dem Maul haͤlt, ausdrucen ; das Ey foll die Welt vorftellen, 
Die andere Schlange, welche der erftern das Ey aus dem Maul zu nehmen trachtet, könnte den böfen Gott 
vorftellen, der Schaden in der Welt anrichtet. Wenigftens ift die Meynung von zweyen göttlichen Wer 
fen fehr alt, den Manicheern, oder vielmehr meift dem ganzen Drient, eigen gewefen, auch noch jest nicht 


ganz ohne Anhänger 3). 
Das zweyte Sapitel, 


Bon der Fſis. 


$ I. 


I dem erften Band diefes Werks haben wir angemerkt, daß die alten Schriftftelfer in Benennung 
der Gottheiten nicht miteinander übereinftimmen. Die Urſach davon mag wohl feyn, daß einerley 
\ Kräfte oder Verrichtungen unterfchiedenen Gottheiten bisweilen zugefchrieben werden ; daher es ges 
fommen, daß man einer und ebenderfelben Gottheit mehrere Namen gegeben. Eben diefes trifft auch bey 
den Egpptifchen Göttern ein. Ihre vornehmften Gottheiten find die Iſis und der Oſiris, aufderen Dienſt 
die ganze Religion der Egyptier gegruͤndet iſt. Wann wir aber die vielen Meynungen der Schrifftſtel⸗ 
ler zuſammen nehmen, ſo ſcheinet es, daß unter dieſen beyden Namen alle übrige Gottheiten begriffen 
werben ; dergeftalt, daß unter dem Namen Iſis, bald Ceres, bald Juno, Eybele, Minerva, Venus, Dias 
na, oder kurz zu fagen, alle Goͤttinnen ; und unter dem Namen Ofiris gleichfalls Jupiter, Bacchus , 
Apollo , Pluto und andere Götter begriffen werden, , Wir wollen nicht-fagen , daß gewiſſe Schriftfteller 
ber Iſis und dem Yfiris alle Namen der übrigen Göttinnen und Götter beylegten; fondern, daß, 
warn man mehrere Schrifftfteller zufammen hält, ſich diefes ergebe. Der einige. Apuleius gibt ſchon 
ber Iſis, in feinem 2ten Buch von Berwandlungen, die Namen, C ybele, Minerva, Venus, Diana, Pros 
ferpina, Ceres, Juno, Bellona, Hecate 1) und Nhamnufia; daher eben diefe Iſis von einigen My. 
rionymos, d.i. die Ööttin von taufend Namen, genennet worden. Man findet diefes fo gar auf mans 
chen Denfmahlen, daß der einigen Iſis die Merkzeichen von den meiften andern Göttinnen beygeleget 
werden, i 
$. 2. Es ift aber, wie bereits erwehnet worden , der Aberglaube bey den Egyptiern im Anfang 
nicht fo groß gewefen, als in folgenden Zeiten, Sie glaubten zwey unterfchiedene Principia oder hoͤch⸗ 
fte Wefen, ein gutes und ein böfes; dem guten fehrieben fie den Urſprung und Anfang aller Dinge zu, 
dem böfen aber derfelben Berderben, Ferner glaubten fie zwar ‚, daß das gute mächtiger fey, doch aber 
nicht fo, daß es nicht von dem böfen Principio an manchen folte koͤnnen gehindert werden. Von dem boͤ⸗ 
fen glaubten fie , daß es ins befondere auf diefer Erde, und in der Gegend unter dem Mond, fein Gefchäfte 
babe; und daß es dem guten vielfältig zuwider fey. Bey dem guten Principio bildeten fie ſich ferner 
drey andere Principia ein, deren erfteres mit dem Verhältnis eines Waters, das andere mit dem Ders 
hältnis einer Mutter, und das dritte eines Sohns, übereinfomme, Den Vater nennen fie Ofiris 2)» 
die Mutter Iſis, und den Sohn Drus 3), das böfe Principium hingegen murde von ihnen Typhon ge 
nennet. Bon dem Oſiris glaubten fie, daß er in Anfehung der Welt eben dasjenige fey, was bey dem 
Menfchen die Vernunſt, oder der Geift, ift. Typhon hingegen fey eben das in der Welt, was bey einem 
Menfchen böfe Affecten oder Gemüchsneigungen ; welche der Bernunft entgegen find ; deswegen er auch 
bisweilen drcy0; (alogos) d. i. der unvernänftige genennet wird, Won der Iſis fagten fie, daß * 


3) Man kan des Plutarchs Schrifft vonder Iſis und Schrifft, hiftoire de Manichee, nachleſen. 
Oſiris hier vergleichen, ob er gleich nicht fo wol 1) Von —— unter dem Namen Mond, ſiehe 
die wahren Mepnungen der alten Egyptier, als Jablonsfi Theil2. Huch 3. C. 1. der auch von ihr 
— — vorträgt, Don dem ui dem Namen Sothis, €. 2. handelt, welcher 

oppelten principio, actiuo, oder einem ewigen uns ier gar nicht vorkommt. 
endlichen Geift, und pafliuo , oder der Finfternig, 2) Von * Ofirig oder ber Sonne , handelt Here 


andelt Here Jablonski Buch 1. €, 1. $. ı2. Iablonski am beften. S, B.2.· CL. 
ba. Von ber ganzen Lehre, befonderg der Mar 3) Dom Borusy fo Egpptier Apollo, fiehe eben 
nicheer, muß man des Beaufobern gelehrte denſ. Buche. er 











— 





RE 
ER Roms. 73 
1 Duplan Rız ord. 








1.2 —— — 
ee 2 Iymmiorumem nopum, bonum: et malım.2.Isıs makıma Kgypüorum 
20.5. Cadem .4. Cuusdemn Isidis ‚Pprotome.5,6,7.TJres Colosjales Isidıs statue 


8,9. Du Isides.10. Ciusdem Den ‚Protome . 























Von der Aid, 191 


zwar des Boͤſen und des Guten fähig, ſich aber jederzeit zu dem Guten gelenfet Habe; da hingegen Ty⸗ 
pbon, als der Urfprung alles Böfen, fo in allen Theilen der Welt feine Wurzeln geſchlagen, beftandig zum 
Boͤſen geneigt gewefen ; gleichwie fie auch ‚ben guten Zuftand des Körpers dem Dfiris, die Krankheiten 
aber dem Typhon zufchrieben. Eben fo bies alles, was an dem Himmel und den Elementen feine ges 
wife Ordnung und gleihmäffige Bewegung bat, Dfiris; alles dasjenige aber ‚ welches Feine dergleichen 
Ordnung hält, Typhon. Zu welcher legtern Art unordentlicher Dinge, j. E. die Sonnen - und Mondes 
Finfternifen, die Ungewitter, groſſe Wafferfluthen, Erdbeben, u. d. g. gerechnet wurden; davon Plutar. 
chus, in der genannten Schrift von der Iſis und dem Oſiris 4), mit mehrerem kan nachgeleſen werden. 
Wir wollen hier nicht unterfuchen ‚ ob die Egyptier gleich anfangs , da fie auf den Aberglauben geras 
then, und von der wahren Religion abgewichen, von ihrem ‚Gott dergleichen Gedanken geheget haben; 
oder aber vielmehr einige Weltweife, um derfelben grobe Irrthuͤmer gewiffer maffen zu bemänteln , ihre 
Gedanken von Gott in diefe etiwas fcheinbare Form gegoffen haben; dergleichen die griechiſchen und römis 
fehen Weltweiſen, in Anfehung ihrer Irrthuͤmer und Abgötteren, ebenfalls gethan haben, Alles dems 
nad) fheinet darauf anzufommen, daß die Egyptier den Dfiris für den Vater, die Iſis aber für die Mut⸗ 
ter aller Dinge gehalten, und eben deswegen jenem die Eigenfchaiten aller Götter, diefer aber die Eigens 
ſchaften aller Göttinnen zugefehrieben haben. Uebrigens haben fie von eben diefem Dfiris und der Iſis 
ſehr viele meiftens alberne Erzehlungen gehabt; unter welchen diefe wohl die aller abgeſchmackteſte feyn 
mag, daß Dfiris und Iſis als Zwillinge mit einander im Mutterleib feyn vermählet worden, und nadjs 
dem die Iſis hierauf ſchwanger worden, fie den Orus zur Welt gebracht habe ; gleichwie fie auch von 
dem Tod des Dfiris, und von dem Krieg zwifchen dem Orus und Typhon, darinn erfterer den Sieg das 
von getragen, allerley lächerliche Erzehlungen haben, 

$ 3. Iſis iſt auf eine feyerliche Art und mit mehreren Ceremonien verehret worden, als Oſiris; 
und man findet auch von ihr mehrere alte Denkmahle, als von dem Oſiris. Iſis wurde für die Mutter 
und Natur aller Dinge gehalten; daher auf einem Marmor zu Capua von ihr folgende Worte gelefen 
werden: Te tibi una, quae es omnia, Dea Ifis Arrius Babinus V. C, d.i. der Arrius Babi⸗ 
nus thut die Göttin Iſis, die du alles allein bift, dieſes G:lübde, Gleichergeſtalt laſe man, 
nad) dem Zeugnuß des Plurarche, in der Stadt Sais in dem Tempel der Minerva, welche eben die 
Jis feyn foll, folgende Worte: ch bin alles, was je gewefen, was noch iſt, und in das 
künftige feyn wird, und kein Sterblicher bar mir jemalen meinen Schleyer abgezogen 5), 
Hiemit Fan aud) zufammen gehalten werden die Stelle des Apul⸗ius (Metam, 1.11.) wo er die Iſis res 
dend einführet, und derfelben alle Vollkommenheiten und Hoheiten andichtet. Diodorus aus Sici« 
lien fagt, Iſis ſey des Dfiris Gemahlin, und Hlutarchus gibt fie nicht nur dafür, fondern auch zu— 
gleich) für deſſen Schweiter aus; gleichwie auch Jupiter von den Alten zugleich für der Juno Bruder und 
Ehegemahl angegeben wird. Kacrantius hingegen und Mlinwcius Felix fügen, daß Dfiris ein 
Sohn der Iſis fey. Euſebius im dritten Buch) der evangel, Vorber. E.3. meldet, daß Iſis die Muts 
ter, Gemahlin und Schwefter des Oſiris gewefen, . Wann die Frage iſt, wer diefer Iſis Vater gemwefen ? 
fo halten manche fie für die Jo, die Tochter des Inachus ; andere fagen Neptunus und Callirhoe feyn 
ihre Eltern; nod) andere , fie fey eine Tochter des Argus und der Iſmene, und noch andere machen den 
Mercurius, oder auch den Prometheus zu ihren Water. Yo, bie Tochter des Inachus, iſt bey den 
Dichtern fehr bekannt; fie foll als eine Priefterin der uno vom Jupiter fehr geliebet, Juno aber dariie 
ber fo eyferfüchtig worden feyn, daß fie ſolche in eine Kuhe verwandelt und dem Argus zu verwahren ges 
geben. Mac) anderer Meynung, foll Jupiter ſelbſt fie in eine weiſſe Kuhe verwandelt haben, damit feine 
Buhlſchafft defto mehr möchte verborgen bleiben, Argus aber , der fie zu huͤten gehabt, foll mit huns 
dert Augen verfehen gemwefen feyn. Da nun Jupiter mit der Jo ein Mitleiden gehabt, habe er dem Mers 
eurius befohlen, diefelbe von der Aufficht ihres Wächters zu befreyen, mann es auch mit Hinrichtung defs 
ſelben gefchehen müßte, Mercurius habe theils durch den lieblichen Thon feiner Pfeiffe, theils durch dag 
Anrühren mit feinem Stab, den Argus dermaflen eingefchläffert, daß er die Jo ohnfehlbar würde davon 
gebracht haben, warn nicht ein gewiſſer junger Menſch, Hierax, den Argus durch ein unvermuthetes Ges 
raͤuſch aufgeweckt hätte; daher er dem Mercurius nachgefegt ; von dem er aber mit einem Stein todt ges 
worfen, Hieray aber in einen Habicht verwandelt worden. en folt fich Juno fo erzürner Haben, daß fie 


2 den 
4) Sie iſt auch beſonders, griechi d engliſch überhaupt bie Zeiten nicht zu unt erſcheiden, und 
J mit mehrern gelehrtei —— zu rl ſowol überhaupt griechifche, ald auch ſeine Mey⸗ 
bridge 1744. 8. und in teutſcher Ueberfegung zu nungen mit einzumengen. 
Breslau und Leipzig 1748. nebft einigen zu 


merfungen, heraus fommen, bey der teutfchen Ang» ) Wan ſetze bes Hu. Jablonski Erleuterung hinzu, 
an aber M bie englifche noch —— gewe⸗ Buch 1. C. 3. von ber Neith, ober Minerva, 


en, und nicht gebraucht worden, piutarch ſcheint 7 

















Tab. 
LXXL 


192 Des erften Buchs zweytes Capitel. 


den Argus., in einen Pfau verwandelt, und die hundert Yugen in feinen Schwanz gefeßet, die Ruh abet 
ganz raſend gemacht; daß ſie alſo über das Joniſche Meer, das von ihr den Namen bekommen, geſchwom⸗ 
men, in Illyrien geflohen, und von dannen ferner über das Haͤmoniſche Gebirg in Thracien, und fo fort 
über den Thraciſchen Bosporum, der von ihr gleichfalls alfo genennet worden, nad) Scythien, endlich 
“aber nad) Egypten gekommen ; wofelbft ‚fie ihre weibliche Geftalt wieder etlanget, und den Epaphus, 
weldyen Jupiter mit ihr gezeuget hatte, geboren hat; worauf fie unter die Zahl der Götter gerechnet, und 
von den Egpptiern befonders verehret worden. 
§. 4. Ob nun gleic) unter dem Namen Iſis gedachter maffen faft alle andere Göttinnen begriffen 
worden: fo fiehet man doch aus der Art und Weife des Dienfts, womit diefelbe von den Egyptiern vers 
ehret worden, daß fie befonders eben ſo, als der Öriechen ihre Ceres, angefehen worden. Aus Egypten 
iſt der Dienſt dieſer Iſis nach Griechenland, und weiter nach Kom, gebracht worden; mo es zwar viele 
Mühe koſtete, bis fie von den Roͤmern angenommen worden. Die Abſchilderung dieſer Iſis, Tab. 
LXX. Fig. 2, füommt aus dem Cabinet des Herrn Rigord zu Marfeille, und hat diefes befondere, daß 
die Iſis, welche hier ihren Sohn Drus auf dem Schoos bat, um ihn zu fäugen , die völlige Geltalt ei⸗ 
ner Weibsperſon hat, bis auf den Kopf, der von einer Kuh entlehnet ift ; welches letztere auffer allem 
Zweifel auf obige Verwandlung der Jo abzielet; woraus eben erhellet, daß die Egnptier die Ifis und JO 
für eing gehalten haben. Die Kugel , fo auf dem Kopf zwiſchen den zweyen Hörnern gefehen wird, jeia 
get an, daß fie die Welt oder der Urfprung und die Natur aller Sachen fey. Der Vogelskopf an der Stirn 
kommt oft vor. Auf der folgenden Fig, 3. weldye eben die Iſis vorftellet, Hat fie über ver Kugel einige 
Zinnen oder Zieraten. Der VBogelskopf mit dem langen Schnabel mag den Bogel bis bedeuten. Das 
folgende Brufibild von ihr Fig. 4. hat nichts beſonders. Ihre befondere Hauptzierde find fonften vie 
Blätter von der Egyptiſchen Pflanze Lotus, welche aber mehr auf den griechifchen und römifchen, als 
auf den egyptiſchen Borftellungen dieſer Göttin, zu fehen find. Die drey folgende Bildfeulen Fig. 5, 6.7. 
Die im Original ſehr groß ſeyn ſollen, find ohniangſt bey Rom in einem W:inberg ausgegraben worden. 
Die Hauptzierde und Kleidung derfelben Fan man felbfterfennen. Cs ift davon die dritte Fig. 7. welche 
von unten einiger maflen ſchadhaft und geftümmelt ift, die merfwürdigfte; dann es ftellet die Haupte 
due ein Körblein vor , der übrige Schmuc und die Haarlocken, welche weit über die Schultern und 
ruft herabhaͤngen, fallen feloft in die Augen. Die folgende Iſis Fig. 8. ift gleichfalls aus dem Cabia 
net des Hn. Rigords, und wegen des groffen Krugs, den fie auf dem Kopf trägt , befonders zu merken 5 
diefer Wafferfrug ſtellet den Nilfluß vor, der ihnen durd) die fruchtbare Ueberſchwemmungen alle Sebensmit« 
tel verſchaffet. Die nachftehende Iſis Fig. 9. ift aus dem Cabinet des Hn. Foucault. Sie hat zwar 
einen Roc an, es iſt aber der rechte Arm famt der rechten Seite der Bruſt unbedeckt, wodurd) vielleicht 
vorgeftellet werden fol, daß fie den Orus fäugen wolle, Cine andere Fig. 1o. iſt ein Abdruck von einem 
Evelgeftein, und ftellet nur das Bruftbild der Iſis vor; auf dem Haupt hat fie die Blume Lotus, und in 
der rechten Hand ein Siſtrum, oder Klingwerk ; übrigens ift fie nach griechiſcher oder römifcher Art ge⸗ 
fhmüdt, . F 
§. 5. Die Iſis, Tab. LXXI. Fig. 1. aus dem Cabinet des Hn. Fauvel hat unterſchiedenes 
beſondere. Der Hauptſchmuck ſcheinet aus der Blume Lotus zu beſtehen, und ihr Kleid ſiehet, als ob es 
von hinten her mit einem Stab aufgerichtet wäre. Fig. 2. hat in der rechten Hand ein Siftrum , in dee 
linken aber ein Gefäß mit einer Handhabe. Die dritte Fig 3. hat eine befondere Hauptzierde. Die vier, 
te Fig. 4. hält don Orus an der Bruſt; in welcher Geftalt fie hin und wieder angetroffen twird ; derglels 
chen wir ſchon vorhin gefehen, wo fie aber einen Kuͤhkopf hatte, Die fünfte Fig. z. dat eine Kugel fit 
der Hand; was fie auf dem Kopf habe, ift unbekannt, Auſſer diefen und dergleichen orftellungen, bat 
man auch noch andere, welche eben diefe Iſis, oder den Ofiris, oder aber den Drus, anzeigen follen, DIE 
aber ganz anders gebildet, und wie egpptifche Mumien mit Bändern eingewickele find, daß man an ih⸗ 
nen nichts, als das Geficht,, bisweilen nur etwas von den Händen, fehen fan. Da tun dergleichen Bil⸗ 
der vornemlich in den Grabſtaͤtten bey den Mumien angetroffen werden, ſo iſt ſehr wahrſcheinlich, daß 
dieſelben die Deos Manes, oder die Verſtorbenen, bedeuten follten ; und wurden von den Egyptiern 
mit ihren Todten begraben, und wie jene eingewicelt. Vielleicht Haben vergleichen Bilder auch in ihren 
Häufern die Stelle der Hausgötter verrretten; welcher leßtern Meynung Riecher deswegen beypflichtet, 


weil fie in groffer Menge in den Kunft- und Raritäten» Kammern angetroffen werden. Es find diefe. 


Bilder insgemein aus Thon oder Stein, befonders aber aus einem ſchwarzen Marmor, den die Egyptier 
Baſalt nennen, undöfters mit allerley hieroglyphiſchen Figuren bezeichner. Die erfte dergleichen Fig. 
6, ift aus dem Branden burgiſchen Cabiner , und hält in beyden Händen einige unkentliche Inſtru— 
menten. Die folgende Fig, 7. welche wir felbit beſitzen, hat diefes befonders, daß fie,an Statt der beys 
den Brüfte, zwey Eleine runde Gefäße auf der Bruft hat. Diefen fügen wir Fig. 8, 9 19, IT. annoch 
vier andere bey, welche Bonanni bekannt gemacht hat, und die nichts befonders an ſich haben , ei 

er 





— — — — —— 








— 
Bi. 





e nostiro musao . 


— | 


REN EL RE 
A ee — Ayyp torum Dea. 5. ee Isidis Protome.g.Tsıs Orum, 
ladans. 5.Tsis alia. 6-12. 2 arıı Isidıs eadern fere cum Mumus forma 


reprasentate 5 chemata . 


’ | 
| 
N 
| 
| 











Jab.LXXI. 


|| 


a 





— — 
Bajsard E 














ER —— 5 Isis ele - 
IE gg = ‚intra genua tenens. 3: 
a. Protome Jsidis, fo TEE lanefi inguları.g. Isis Or MER. a — = elegantia. 5,6. Ciusdem 
‚gantiori Romanorum habıtu reprasentata.g. &adem non minorı eleg 
FE Isidis protomæ du .z.Isıs lotı florı. insidens . 








Tab. LXXIT. 





N +. Anaglyphum Isidis marsteria representans. 2. Annglyphum alud pompam Isia- 
U cam referens.5 et 4. Alıa eiusdem Isıdıs pompa.5 et 6. Duo sistra . 























Von der Jſis. 
193 


der vierten, di 
die nur dv . 
aus unten Gabi om Gürtel bi re 
ala Er (u Selegenman) Füffe alfo eingewickelt if. Die Tegte Fi 
Brandenburgifch IL. Fig. 1. ſehen wir elı egte Fig. 12. iſt gleich 
ren wäh Mat En befindlic) Es di a, Geftalt der J falle 
iche Menfchen » O an ihrem Kopf fond 6 Die elbe mit Hörner er Iſis, welche i 
ber aus eine 1. Ohren bat, Es Eönnte ern vielmehr an der 3 ern und Opren von ei je in dem Tab 
5 demnach di A r Haube find; i von einem ht . 
des Dlnra — ubere itet word ach dieſe gehoͤrnte Ra ; indem fie aufferd yien LXXU 
fer Göttin echue, der Iſis foll en, angejehen werden ; appr. ober Yaube etioc exdem ordent⸗ ? 
hen hab ‚folt aufgefeger Haben; den ; dergleichen Mercurius n füreinen Hel 
Be gr haben. Mebft di ‚haben; dergleichen Hẽ n Mercurius, nad elm, 
= Inende Iſis Fi iefen Hoͤrn ichen Körner wir fi ‚ nad) dem Zeugni 
Stuffen ar Iſis Fig. 2. wel ern fehen wir ' chon oben and gniß 
r ſich zwiſchen ihr — elche ganz niedrig ſi annoch eine Krone r-bem Haupt dies 
$. 7. - Die bieheri ihren Füffen ftehen g ſitzet, und den O , fo aus Strahlen b 
derbare Kunft ie bisherigen Abfchitder n bat, ift aus dem Cabi rus auf einem Geft n befies 
se verferti € : ) derungen der J ; i x abinet des Hn > ell von vielen 
mit in die 3 Mi g t. Die Griech ſis waren meiſtens Foucault 
Geſtalt ab ap ihrer Götter aufı yen und Romer abe nad) egyptiſcher A hi; 
genomme r, weldye diefe h tt, und oh 
Platz in i gebildet. Anfangs h en, und fie vereh m. egyptifche Goͤ ne ſon⸗ 
ihrer. Stad gs hatten die Roͤ vet, haben fie in ei ye Motter endlich 
nen eingeſch li t zu vergonnen 5 met ſich lange gewei einer kuͤnſtlichern auch 
ve Tem plichen hatte; fo wur ; und ob ſich gleich nach gert, diefen egyptiſch und ſchoͤnern 
pel niederger ; fo wurden doch di gleich nad) der Zeit Diefi pptiichen Göttern ei 
man nid rgeriffen, Endlich e eguptifchen Götter wi er egyptiſche Gögendi NER 
ihren b je nur verſchiedene d ich aber haben ſich bief wieder aus der Stadt bendien Bey Ds 
‚befondern G ne öffentliche Pla iefe fremden Götter d t gefchafft 6) i 
egyptifchen Gẽ ottesdienft angeri ge nad) dem Namen J ermaſſen in Rom v und ih⸗ 
iſt * ögen die Urſach ngerichtet hat. Ich weiß ni Iſis und Serapis benen veftgefest, daß 
ben.. Fi daß die Grieche e gewefen, daß die Roͤmer a ob etwan die ab net; jondern aud) 
3 : of ‚DAB denke entheuerliche G 
Bere. 3. fehen wi A ſolche in griechiſcher, die Ri : n getragen , fie e Geſtalt der 
enderfeits einen A r eine Iſis chiſcher, die Römer er, anzunehmen. So vi 
römifchen Bi dler neb , auf römifche Art geklei x in römifcher Kleid o viel 
löfeul en fich die Arbeit i d ge eidef , fie fi t auf ei idung vorgeſt fl 
eomniiben Silfeuten nice nachgi ie Arbeit ift mit jo viel K St auf einem grofen Afron, 04,00 
then — nicht aus de gibt, Die Hauptji e dunſt verfertiget daß Thron, und hat 
. Nicht geri t Unterfchrift wiffe uptzierde hat mit Denen vori daß diefe Statue 
gebet, und v t geringer iſt di riſt wiſſen koͤnnte, daß di n vorigen gar nid kur. andern 
on der Hand ei ift die fol An aß diefes eine Iſi ts gemein; fo,d 
und eine Bl and eines gende Iſis FI } Iſis fey, man es fi ; (0, daß, 
Eleid Hat ume auf dem Ko groffen Meifters g. 4. welche von andern e nan es ſchwerlich ervas 
Khes hi Pf; der Rock hi 28 verfertiger ift, Sie tra gyptiſchen Statue 
tel, welch welches bis an die Ani ock hänget bis Aa ie trägt einen S n ganz aba 
dere Sig er gröften Theil \ nie gehet ib auf die Fuͤſſe, über d chleyer oder Decke 
findet di ils über den Rück über beyde aber hä DEM fie noch ein 
andern aber ein ( die mit fo vi nXücen zurud gefd hänget noch ein drittes Ki anderes Ober⸗ 
den ; diefes ein Gefäß f ielev Kleidung bed gel lagen ift, fo, daß ma i eid oder Oberman« 
gegenwä „ſo einem Prä ing edecket iſt. In der ei n nicht leicht irgend ei 
gemeldet ärti räfericulum ähnlich i einen Han t leicht irgend eine an⸗ 
Se a Bl en ann Sn re 
auch an dem Si , aus dem de I en zu danken hatt 8 bedeuten , dem die € gebraucht wor⸗ 
festen Sa ee ulle; en. Die folgende Iſis Fi guptier , wie ſchon 
hleyer, d ‚der fol Te; man erfen Iſis Fig. 5. iſt ein Ab 
Lotus ſitzen daß es gleich genden Fi kennt fie nicht nur a i n Abdruck von 
leichwie fi SR fehlieffet eben bi n ihrer Hauptzierd 
dern unmwice 9 ie fie auch e Iſis fe . en dieſer Gelehrte erde, fondern 
: elt, und in ) auf dem & yn muͤſſe. Fi aus dem mit St 
raxeiſchen Steine der linken ha daupt eine Bl g. 7. fehen wir bie is ernen be= 
n und Amulet hält fie eine Dei ume bat. Weber den ga ! auf der Blum 
$. 8. Endlich muͤ en vielfältig Ne dergleichen Borftelu nzen Leib iſt fie mit Bü e 
ken von Spon in ae hier noch igetroffen werben ng auf den fo genanten Abs 
Ro n w $ 
an Antiquitaru iRellaneen mie alte Denkmahle von erhabener Arbei ; 
N: an em a SE EXXIN 2 — if ne = andere aber aus dem Sn anführen, deren 
| jalten, Die erfte hält . Fig. 1. fehen wi pde find Vorſtellu uch, Admi 
ben iſt; die zwey Gefa en wir d ngen von dem Goctebd micande 
zweyte trägt ei fe, auf ‚ey Weiber, welche wir fü ottesdienft 
befonderes Gefä gt ein anderes Gefä deren jebem ei „ welche wir für Priefteri ſt der fie, 
wirb, daß die Sn Bd ber Apig — ke a (von dem a der Je 
. fterinnen pflegen üb e Natur felbft, u hen iſt; wodurch, nach pocrates; bie dritte trä hrers) zu fery. ab. 
1 ihr Haupt; 3 elches — ihre — aller 33 NS des nr an ih 
Prieſter mit gef olgender Bo Proceffionen mit ber 2 ie eguptifche Pri ‚ angezeigt 
ber Jfis an —— — —— herum zu fragen ; bie Pri ana Bun 
— daraus ſich ſchlieſſe rieſterinnen aber ni ion, Fig. 2. zu fehen efter fchoren auch 
h fchlieffen läßt er nicht. Die erfte Wei .Hier erſchei 
dern unkentli eſtalt eingekleidet hab daß ihr rſte Weibsperfi einen die 
ichen Zierrat; en, Auf d e Prieſterinnen ben d on hat alle Merf 
| ; um den linfen a ne Kopf hat fie — en Proceffionen Higr 
hat ſich eine Schla > Blume $otus, oder einen 
nge gewickelt, i ' einen an⸗ 
Cee in der rechten aber haͤlt 


ſie 


j 


gen. 








194 Des erften Buchs drittes Kapitel. 


fie ein gewiſſes Gefäß mit Handhaben. Das zweyte Bild ftelle einen Priefter vor mit abgefchornem 
Haar, und einem geflügelten Hut, dergleichen fonjt dem Mercurius zugeeignet wird ; mit dem obern 
Leib bis an den Gürtel, geht er ganz nackend; in beyden Händen bält er eine Rolle Papier, die Geheimnis: 
volle Verehrung der Goͤttin vielleicht anzudeuten,. Das dritte Bild iſt aud) eine Mannsperfon, welche 
den vornehmften Priefter bey diefer Sache vorzuftellen ſcheinet; auch diefer hat ein gefchornes Haupt 
f und groffe Dede, fo darüber gezogen, und über die Schultern bis auf die Knie herab haͤnget. Zwi— 
| ſchen beyden Armen hält er ein groſſes Gefäß, welches vermuthlich mit Waffer angefüllet worden, Eben 
dergleichen Waflerfrüge wurden auch bey den Proceffionen getragen, die dem Ofiris zu Ehren gehalten 
worden; womit das Wafler des Nils bedeutet wurde; die Schuhe und Strümpfe diefes Priefters ſcheinen 
aus ben Blaͤttern des egyptifchen Schilfs, Papyrus genannt, geflochten zu feyn ; wenigitens meldet 
Apuleins, daß dergleichen gewoͤhnlich geweſen. Die vierte und legte Perfon foll, wie die erfte 7), eine 
| Iſis vorftellen; weil fie aud) ein Siftrum führet, in der linfen aber ein Sympulum, ein Gefäß , deffen I 
| man fich bey den Opfern bediente, Uebrigens ift zu merfen, daß alle diefe Perfonen, auffer dem obere | 
ften Priefter, barfuß gehen, da hingegen diefer Priefter blos das Angeſicht frey und unbedeckt bat, 
$. 9. Eben vergleichen Proceffion der Iſis ift auch in dem Mediceiſchen L.andgur zu Rom 
| auf einem Marmor zu fehen, welche Riecher in feinem Debipus Seite 24. befant gemacht. Diele 
| BVorftellung ift auf zwo Seiten des Marmors, mie wir ſolche Fig. 3. und 4. mittheilen. Auf der einen | 
| ©eite Fig. 3. fehen wir eine Weibsperfon, welche die Trommel rühret ; die andere hält in der einen Hand 
| ein Siftrum, in der andern einen Palmzweig ; die dritte hält einen Stock, auf welchem ein befonderes 
N Gefäß, auf dem ſich ein Ochs, oder der Apis, befindet, zu fehen ift. Auf der andern Seite Fig. 4. ſehen 
wir eine Weibsperſon, die zween Becher haͤlt, auf deren einem eine egyptiſche Gottheit, auf dem andern 
| aber ein Vogel, fo vielleicht ein Ibis, zu fehen ift. Die zweyte hält auch) einen Becher, auf dem ebenfalls 
| eine egyptifche Gottheit befindlich; und die dritte fpielt auf einem dreyedigten Sinftrument von zwanzig 2 
| Saiten. N 
\ 8. 10. Weil wir bishero zum öftern des Siftrum, als des ordentlichen Wahrzeichens der Iſis, 
gedacht haben; fo wollen wir hier Die genauere Beſchreibung deſſelben beyfuͤgen. Es ift diefes Inſtru⸗ R 
ment etwas länglicht, und mit einem langen Handgriff verfehen ; inwendig ift es hohl, und unten etwas \ 
ſchmaͤler, als oben, alfo, daß es oben gleichfam einen halben Eircul vorſtellet. Mitten durch gehen etli» 
che Stifte oder Drahtnadeln von Eifen oder Erz, deren man bald 3, bald 4. fiehet, wie aus Fig. 5. 
| und 6. zuerfennen. Oben auf diefem Siſtrum erfcheinet bald die Geftalt einer Rage, oder eines Sphinr, 
ober einer Lotusblume, oder etwwas dergleichen. Man bediente ſich beffelben eben zu dem Ende, wie der J 
| Trommeln bey dem Feft der Cybele, ein Geräufc) oder Getöfe zu machen ‚ welches mit den Cymbeln eine i 
Aehnlichkeit haben folte. Uebrigens fan man von diefen Siſtris den Tractat des gelehrten Italiaͤners 
| 
| 


| Bacchini 8) nachlefen. 
Das dritte Capitel, 
| Bon dem Oſiris. 


ge 


achdem wir von dem Urfprung des Oſiris bereits Anzeige gethan: fo iſt nun übrig, daß wir eini⸗ 
$ ge der vornehmften Abbildungen mittheilen, unter welchen er von den Egyptiern vorgeſtellet wor⸗ 


| 
i 
i den. Insgemein wird er in menfchlicher Geſtalt abgebildet, auffer daß er bisweilen mit einem 
N Tab, Habichtskopf erfcheinet. Fig. ı. Tab. LXXIV. wird er beynahe wie eine Mumie vorgeftellet; wir bes  ” 
|  LXXIV, fißen das Driginal felbft; in der einen Hand hält er eine Peitſche, in der andern einen fleinen Stab; die 
| Peitfche wird ihm beygelege, weil er die Sonne vorftellet, der man Pferde und Wagen beylegt. Der ans 
| dere Ofiris Fig. 2. ift in dem Cabinet des Ritters Fontaine zu fehen, und wegen feiner befondern 
Hauptzierde vor andern zu merken; indem er eine groſſe Kugel frägt, welche auf dem Mond ruhet; der» 
gleichen Kugel auf dem Kopf der meiften egyptiſchen Götter zu fehen ift. Der britte Fig. 3. erfcheinet 
| mit einem gefchornen Haupt , und hält in der Hand einen Stock, um welchen ein Band gerwicelt ift; ala 
\ . 
| 


fo, 

| ; 

7) Diefe Perfonen Fonten fiftra und andere Merk mit Anmerkungen des Tollius; womit man auch 
male bey gewiffen Feyerlichkeiten halten, ohne da des Heinr. i > de fi i 

| fe Bie Io RR vorfiellen f — ohne daß Keine Bofmi Ifacus oder de fiftro vergleis 

| 8) Gie befindet ſich Vol, VI, thefauri Graeuiani‘, 


chen Fan, Volum. LI. des thefaur, Sallengr. 





Jab:. LXXIV 


j 
e 


Frucault, 





IJ — — 5 . . , 2 * 5 
—J 4 — Osiridis, Jsıdıs jrarıs szmul et cony is schemata u que 6. 4 otome ÖÜstrıdhs, 7 Froto ne 
| " a v 4 0 DENT, 2 BT ; 5 n “ PR 73 
gusdem. cum. capıte accpuirıs.8.Sdem Osiris sub forma integrı accgpürıs. g.10..0em. cum 


Capıte accıpitris.ı,. Isis et Osiris, eorumque filtus Orus. 12. Osiris vel Orus. 15:Osırıs . 








nn — — — — — — 











N 
| 
1 
r 





Don dem Oſiris. 195 


fo , daß man ihn aud) für ben Orus anfehen Fönnte, Die zween folgende Fig. 4. und z. find aus dem 
Eabinet des Hn. Foucault, und von den andern darinn unterſchleden, daß fie auf dem Kopf zugefpigte 
Kappen tragen, deren eine aͤuſſerlich der Schale eines Kürbis oder einer Melone nicht unaͤhnlich ift: mas 
der erftere Fig. 4. in der Hand habe, läffer fich nicht gewiß fagen. Der nächte Fig. 6. iſt ein bloffes 
Bruftbild aus einer Handſchrift des Hn. von Peirefe, welches Buch in der Bibliothek zu St, Victor 
aufbehalten wird, Der Hauptſchmuck beſteht aus zwey Hoͤrnern und dreyen Pyramiden, auf deren jeder 
ein klein Kuͤgelein ift: das merbwuͤrdigſte iſt die Kette, welche von dem linken Ohr über die Schulter 
herab hänget, davon die Deutung unbefant ift r). N 
$. 2. Daß Ofiris zuweilen mit einem Habichtsfopf vorfommt, haben wir bereits angemerft. Die 
Urſache davon foll, nad) dem Bericht des Plutarchus, ſeyn, weil diefer Vogel an Scharfjichtigkeit und 
ſchnellem Flug alle andern uͤbertrifft, worin er alſo den Oſiris, oder die Sonne, wohl bedeuten koͤnne; da⸗ 
ber auch die heidnifchen Priefter, nach dem Zeugniß des Aelianus (Hift Avim, VII, 9.) viele Habich⸗ 
5 . ee a i di der Sonne oder dem Apollo Seen # ee an naher fie Hie⸗ 
. l» y , i j i i 
a Selen — 
eines vollkommenen Habichts zu ſehen, wie er auch ſonſten auf den Wß und egyptiſchen Bildſeulen 
bi einen pfleget. Fig, 9. fommt er unter der Öeftalt eines vollkommenen Menfchen vor, der aber einen 
de ont hat, dem der Schnabel abgebrochen ift; vielleicht mag es aber den Kopfeines Ibis bedeuten, wels 
hen 38 * dieſem Volk in Ehren gehalten worden; in der Hauptzierde kommt er mit den übrigen egypti⸗ 
fi — — überein; und ſieht man vornen das Bild der Sonnen, welches ein neuer Beweis it, daß 
Bichtet ey den Egyptiern die Sonne gewefen. Bey den Römern wurde er gleichfalls mit einem Has 
en vorgeftellet, wie aus Fig, 10, erheflet ; In der linken hält er ein Kreuß 2). 
Fig. ae Oben haben tie den Otus auf dem Schoos feiner Mutter —— 
Kopf verloren, und zwiſchen dem Sfiris und ber Iſis mitten innen ſtehen. Oſiris hat bier feinen 
a a on Beine De han 
Fig. 12, welche ‚oder Fittichen von Vögeln , zufammen gefegt zu feyn ſcheinet. Ob die ſelgen 
ni gabe — dem Cabinet des Hn, Rigord entlehnet iſt, ein Oſiris oder ein Orus fen, laͤſſet ſich 
en aut Immen; wir haben ihm aber bier auch) feinen Plaß gegönnet, weil er einen groffen Waſ⸗ 
At 9 = em Kopf trägt, womit die Fruchtbarkeit des Nils angedeutet wird. Der folgende Fig. 13. 
Henn nen gewiſſer maſſen gleich, In jenem ſiehet man den Waſſerkrug deutlich, hier aber ſcheinet 
— auf dem Kopf ein Körblein zu liegen, auf welches eine Art eines Krugs gefeger iſt. Von 
Fußgeftelt m nicht gewiß fagen, ob es ein 83 oder Dfieis ſey; weil aber dieſer zu beyden Seiten bes 
ae — bey ſch hatz fo ift er für einen Ofiris zu halten ; indem Aellanus (Hift, 
Thiere wereiehen aß, als bie Sfis den Oſitis gefucht , ſie Hunde ben fich gehabt , welche bie wilben 
18, ein Gott mit. RL auch die Nachricht des Diodorus aus Sicilien überein kommt, daß Anu⸗ 
Hunde in Egnpten in ——— ee des Hfiris und der Iſis, geweſen; — 
— halten worden, 
es, = * SE Seugnuß eben Diefes Iegtern. Schrifitellers, war Typbon, ein Bruder des fi 
tet, Tophon aber, als in gelinder und Gerechtigkeit liebender Regent, ein febr gutes Regiment gefühs 
in <heil r, als ein graufamer Tyrann, feinen Bruder umgebracht und deffen geibin drey und zwan⸗ 
le er und unter eben fo viel feiner Ritverſchwornen ausgetbeilet bat, damit fie ihm in der 
und Small geriffen, Beyſtand Leiften, und unterfhügen möchten. Iſis, als die Schweſter 
Typhon fanıt feine Nie — Sohn Orus, haben wegen diefes Unrechts fid) gerochen, und den 
fammen gefucht ee wornen umgebradye. Iſis hat die zerftreuten Theile des Dfiris wieder ‚zus 
und Bernach aue a N berbey gebracht, auffer denen, welche die Schamhaftigkeit bedecket wiffen will , 
ten laffen,, und Priefter en koſtbarem Gewürz eine Statue, in ber Geftalt und Gröffe des Oſiris, zubereis 
fagen, wo fie diefe Sat hingen ken —— re 
aben, 


1) Dielleicht bat blog bag Gu duͤ nfal rzuholen I) f ch w g 
nötig * eit, e t; ohne, daß — von den Egyptiern be 3 b le 5 ie ſi A 


An dig nicht einfallen laffen , daß die Epriften 


2 A 
I Wenn man es fo nennen will; manche Haben fich olche Anmerfungen machen würden. 


Fee— Das 


























& 196 Des erften Buch viertes Kapitel: 


Tab, 


LXXV 


Das vierte Kapitel, 


Von dem Serapis. 
— 


er Gott Serapis, oder Sarapis, wurde von den Aegyptiern in groſſen Ehren gehalten, wie er 
auch auf manchen Aufſchriften Magnus Deus, d.i. der groſſe GOtt genennet wird. Gar 
oft wird.er für den Jupiter und die Sonne, ja auch für den Pluto genommen, Es hätte alfo 
feiner billig gleich im Anfang diefes Buchs follen gedacht werden; altein über das, daß viele in den Ge— 
danfen ftehen, Dfiris und Serapis fey eine Gottheit, welcher Diefe zween Namen beygeleget worden , ge« 
ben einige vor, daf der Dienft des Serapis erft zu den Zeiten der Ptolemäer 1) in Egnpten eingeführee 
worden, vor diefer Zeit aber fein Name und Berehrung in Egypten ganz unbekant geweſen; man ſehe des 
Clemens von Aler. Protrept. Wahr iſt es, daß Serapis nachgehends fuͤr den Oſiris gehalten wor⸗ 
den; allein fie waren beyde in Anſehung der Geſtalt eben fo ſehr von einander unterfchieden , als nad) ih» 
rem Namen. Man glaubet , daß Serapis in Aegypten nicht eher befant worden, biß daß dieſes 
Reich unter griechiſche Botmaͤſſigkeit gerathen iſt; weil Herodotus, welcher in ſeinem zweyten Buch 
von der Religion der Aegyptier, eine umftandliche Nachricht ertheilet, und ihre meifte Öötter, als Iſis, 
Oſiris, Orus, und andere mit Namen anfuͤhret, dieſes Serapis gar nicht gedencket. Einen andern ‘Des 
weis nehmen wir aus einigen alten eguptifchen Tafeln, und zwar infonderheit aus der fogenanten Miens 
fa Iſiaca, wo Serapis unter keinerley Geſtalt vorfommt; da doc) dieſe Tafel Die ganze Religion ver Es 
guptier in fich begreift, und fonft alle Götter der Egyptier, fo wohl Kleine, als greffe, auf folder, unter 
mancherley Bildern, angetroffen worden. Allein einige Kirchenvaͤter ſind dißfalls ganz anderer Meya 
nung, daß Jofepb , der Sohn Jacobs, von den Egyptiern, wegen der don ihm genoflenen Wohlthas 
ten, unter dem Namen des Serapis ſey göttlich verehret worden. Alein es find diefes bloffe Muchmafe 
fungen ‚ worin wir eben fo wenig, als in andern Sachen, an die einzelnen Meynungen der Väter nothwen⸗ 
dig gebunden find. ; i 
$. 2. Bey der Wortforfchung des Namens Serapis 2) wollen wir uns nicht aufhalten; weil fich 
bereits andere deswegen Mühe, (meift unnüg) gegeben haben; man ſehe den Suidas, und Augufti- 
nus de Civ. Dei 18,5. Wir wenden uns vielmehr zu den unterfchiedlichen ‚Bildern, worunter er pfleget 
vorgefteller zu werden; darunter iſt nicht leicht eine fchönere, als die, welche wir Tab. LXXV. Fig. ı. 
„vor uns haben, deren Original indes Herrn Abts Havel Händen it. Serapis ſitzt hier auf einem 
Stuhl, vet die linke Hand in die Höhe, mit welcher er etwas mag gehalten haben, welches mit der Zeit 
abgefallen ift ; auf dem Kopf trägt er. ein Körblein oder Getreyd⸗ Maas, welches deſſen gewoͤhnliches 
Wahrzeichen iſt; wodurch der ſchoͤne Vorrath von allerley Fruͤchten und Lebensmitteln, welchen die Sonne 
(dieſe ſoll Serapis auch bedeuten) den Menſchen mittheilet, gemeynet wird. Auſſer dieſem hat er eine 
groſſe Aehnlichkeit mit dem Jupiter; wie er dann in ein und andern Aufſchriften wirklich für den Jupiter 
gefeget ift. Das Bruftbild Fig. 2. zeigt bloß aus dem Koͤrblein, daf es ein Serapis fey, Die folgen« 
de Fig. 3. zeiget , daß man den Serapis aud) für den Pluto gehalten, weil er hier einen Spieß in der 
Hand hält, und den dreyföpfigen Höllenhund Cerberus zu feinen Füffen hat; die linfe Hand redet er in 
die Höhe, und um ihn herum leſen wir die Wortes eis zig Ziramg , did, es iſt ein Jupiter Ses 
rapis. 
$. 3. Man hat auch verſchiedene Abdrucke von dem Bild der Iſis und des Serapis, welche von 
Ringen genommen ſind; es war, wie Plinius meldet, unter den Egyptiern gebraͤuchlich, die Bildniße 
des Harpocrates und anderer Götter an den Fingern zutragen. Fig.4, ſehen wir dergleichen Abdruck von 
dem Serapis in feiner gewöhnlichen Geftalt : in der Fig. 5, aber hat er die Iſis bey fich 5 welches zeis 
= fis bey ſich ; welches z 
get , daß Serapis von den Egyptiern für den Oſiris, oder Bruder und Gemapl der Iſis, gehalten worden, 
Iſis hat hier die Blume Lotus, Serapis aber ein Körblein auf feinem Kopf, Fig, 6. ſcheinet nicht von 
einem egyptifchen Meifter verfertiget zu ſeyn, ob fie gleich bey dem erften Anblick mir der eguptifchen Art , 
die Gottheiten vorzuftellen , viel Aehnlichkeit bat. Auf dem Kopf, der mit Strahlen umgeben, träat 
, , P REN , Pr rah 9 ‚ag 
biefer Serapis ein Körblein; in Anfehung feines Haars und Barts hat er eine geoffe Gleichheit mit dem 
Supiter ; um den übrigen Leib, welcher von dem Hals bis auf die Füfle bedeckt iſt, wickelt fic) eine groffe 
Schlange, 
1) Man fehe die Anmerkung (304) zum erften Theil Sonne; da dag Alter vertheidiget wird. 


der algem. Welthiſtor ie und In, Fablonsfi 2) Diefe wird am beften unterfücht abe 
Buch 2. €, 5. vom Serapig, oder der unterirdifchen lonsti, an — Di on 





Jab.LXXV. 








= j — — — — — — — — — — 





UST. 


q 


. Öius dem 


7 


erapıs cum (erbero.4 
Jupiter Sol Serapidis. 


Sdem 


apıdıs. 3: 
2S n » . » 
cum derapü le .0.Magnaus 


tome.5.Ig 





zZ, ’ 
. Frotome hazus Ser 


4 derapis 2 
eragrüdes pro 





m Km —— 
President Bon. 


Ö 

















—— — — — 


ab. LXXVI. 





2 


—— —* MEI: Bon. 


—— 





Ar ——— 3 
4.MHarpocrates, Osiridis fikus et sılenti Deus.2,3.4. Idem nıumen.z.Idem eleganzı 


patere insıdens. 6.Deus Mel ee sub forma ‚felas naturalks. 7-n. Erusdem 


NnuUmanıs, SEXUS ı 
drüusgue Schemata varıa 


| 











Von dem Serapiß. 197 


Schlange, deren Schwanz Serapis mit feiner linfen anfaflet; von dem rechten Arm fiehet man nichts, als 
den nacenden Ellenbogen, welches feine befondere Bedeutung haben mag; in dem Durch mehrere Kruͤm⸗ | 
mungen befchriebenen Raum fehen wir die zwölf himmliſche Zeichen des Thierkreiſes angemerket. Fol⸗ 
gends iſt dieſe Statue fuͤr nichts anders zu halten, als fuͤr den groſſen Jupiter, Sol, Serapis, deſſen in den 
griechiſchen und römifchen Aufſchriften zum öftern Erwehnung geſchicht. Wenigſtens iſt die Schlange, 
welche ſich mit ſo vielen Kreiſen um denſelben herumwickelt, ein Zeichen, ſo auf den Lauf der Sonnen durch 
die zwoͤlf Zeichen gedeutet werden Fan. Ich wolte glauben, daß hier der Leib des Serapis die Welt vors 
ftelle, oder die Erde, in welche die Sonnenftrabten einen Einfluß haben, und diefelbe fruchtbar machen. 
Vielleicht liegen noch einige andere Geheimnuße Darunter, die wir andern zu unterfuchen überlaffen. Daß | 
Serapis aud) für den Aefculapius gehalten worden, fehen wir aus dem Tacitus zu Ende des gten Bud)s 
feiner Hiftorie; er ift auch von vielen für einen Gott der Öefundheit angefehen worden ; daher Fein Wunz | 
der, warın er bisweilen mit dem Aefeulapius für eins genommen wird, ar 

$. 4. Ob die Iſis, welche wir Fig. 7. fehen, davon das Original zu Rom ift, etwan fuͤr die Ge⸗ 
mahlin des vorgedachten Serapis zu halten, weil fie faſt in gleicher Geſtalt mit ihm abgebildet wird, will 
ich nicht für gewiß ſagen; ganz unwahrfcheinlich ift es_nicht , daher wir diefe Figur hier beygebracht has 
ben. Es ift diefe Bildfeule voller Sonderlichkeiten. Sie hat ein Halsband, fo aus Perlen gemacht zu 
feyn fcheinet. Der Kragen, der über die Schultern herlieget, iſt von denjenigen, die man vor noch nicht 
gar langer Zeit in Frankreich getragen hat, nicht viel unterſchieden. Ihr Kleid ſcheinet vornen offen zu 
ſtehen. Auch dieſe wird von einer groffen Schlange umgeben , obwohl nur mit einem einigen Kreis; dem 
Kopf richtet fie gegen die Bruft der Iſis; wobey Fein Zweifel, daß es wol eine befondere Abficht habe, 


Das fünfte Capitel. | 
Bon dem Harpocrates. | 
§. I 


} arpöctares war der Sohn des Oſiri 1 Iſis, und wohl auch ebenderfelbe, ben wir oben Drus 
5 genennet haben. Won * ie die Eguptier allerley abentheuerliche Sachen, das 

* — man ſich keinen ordentlichen Begriff machen fan. Uebrigens wird er ebenfalls für-die Sons 

if — — fein Vater Oſiris Deſſen beſonderes Wahrzeichen, daran er vor allen erkant wird, 

Meil aber in le an den Mund hält; wordurdy er zum Gott des Stillſchweigens 2) gemacht wird, 

Bild fkunde id mpeln , wo Iſis und Serapis verehret wurden , insgemein zugleich ein dergleichen 

» DEHES den Finger auf den Mund legte, um gleichſam zu einen Stillſchweigen zu vermah⸗ 

damit angedeutet werden, daß man die Götter mie ſtillſchweigen verehren müffe, oder, | 
fo frey in den Tag hinein zu reden. Mreofen — "BON DER en — San | 








fo 1 fan ae { { 4 
Stiden bisweilen unterfchieden find,” daß fie den Finger auf den Mund legen, ob fie gleich in andern 


v zierde, davon ein krummes Horn bis auf die f ee 

N — ER Nr recht ulter herab haͤnget, das Poſtement, worauf er ſte⸗ XXVI. 
4 — a oa bien Figuren an En andere Fig: 2. fißet auf einem Stuhl, De 4 
Hr e | it er { — D hd e . ; R f € 

der linfen Hand ein Fuͤllhort gleichen Zeichen verfepen ift, Der dritte Fig. 3. iſt geflügelt, und hat in 


N $. 2. Es find wenig Cabinete, darinn man nicht Bildniße von dem Harpoerates antrifft, welche 
| Der erfte Tab. LXXVI. Fig. 1. hat eine ganz befondere Haupt · Pab. 
1 


: Be Allhorn. Die Flügel onne bengeleget, derfelben gefchiwinden Lauff das 

‚mit anzuzeigen; das Fuͤllhorn zielet die rg welche He open —— Der Stab, um 

ben fich eine Schlange gefhlungen hat, ift bey den egpptifchen Göttern etwas gemeines. Zuden Fuͤſſen 

fehen wir rechter Hand einen Hund, Tinker Hand aber eine Nachteule 3); wodurd). vielleicht fo viel ges 

fagt wird, daß diefer Gott, als die Sonne, allen und jeden Thieren, den Vögeln fo wohl, als vierfüffigen 

Thieren, ihre Nahrung und Wachsthum verſchaffe. Oder man koͤnnte dieſe verſchiedene Merkmahle auch 
Odd 


alſo 
1) Vom Harpocrates / in wie fern er die S © d.« Jablonski zei 
4 onn 2) So legen es viele aus, aber Hr. Jablonski zeigt, 
2 a er Buch2.C. 6. Man ee 2 daß feine umreife Geburt angezeigt wird, wie die 
4 e Abb Kahl igfeiten Gisb. Cuͤpers weitläufti Egyptier vorgaben, er top fo geboren worden, daß 
& icao mg Nachlefen, Hlarpocrates, fiue ex- ihm der Finger an dem Mund gewachfen. ' | 
3 koch Ämtertoei slich ihn ae etc, 1687. ber 3) Vielleicht Fan man es Bay * Bud > 4 
Ki Sonne genommen, fur die täglich aufgehende ae er ſey ee — | 


\ ben · 























198 Des erften Buche fechfted Kapitel. 


alfo anfehen, daß dadurch unterfchiedene Gottheiten angedeutet werden ; warn man ſich nemlich erinnert, 
daß die Nachteule insgemein der Minerva, die Schlange dem Aefeulapius, das Füllhorn der Fortuna, und 
das Sell, fo er über fich her geleger hat, dem Bacchus, zugeeignet werden ; wie wir bereits oben etliche⸗ 
mahl angemerfet haben, daß die Merkzeichen verfchiedener Gortheiten bisweilen aud) andern zugelegt wers 
den. KHärpocrates iR 4. bat eine Echildfröte zwifchen den Füffen, welches Thier fonft dem Mercus 
tius bengelege wird. Daß diefe Schildfröte ſich hier befindet, mag die Urfache ſehn, weil Mercurius von 
einigen für den Vater der Iſis, oder wenigftens für ihren geheimen Rath ausgegeben wird. Die Eule 
bat ein Körblein auf dem Kopf, wie Serapis, und eben ein folcher Vogel ſihet aud) auf dem. rechten 
Arm; warn nicht einer von beyden für einen Habicht zu halten ift. Auffer dieſem bat er nod) eben die 
Merkmahle bey fic), die wir bereits bey dem vorigen angezeiger baben; den Hund, die Schlange, das 
Fuͤllhorn, wozu auch noch der über dem Kopf ftehende Mond koͤmmt. Der folgende Harpocrates Fig. 
5. würde allerdings weggeblieben feyn, wann wir ihn nicht um der fhönen Schale willen, worauf er fit , 


gerne beybehalten hätten, 
Das ſechſte Capitel. 
Von der Katze oder dem Aelurus. 


BR 


ie Egyptier hielten, nad) dem Zeugniß des Herodotus, alle Thiere für heilig, welche in ihrem 
$and geboren wurden, deren doc) Feine groffe Anzahl war; indem das benachbarte Libyen vera 
gleichen in gröfferer Menge hervorbrachte. Unter andern wurde die Rage , welche im Griechis 
ſchen Ainzzes heiſſet, in fo groffen Ehren gehalten, daß, wann einer ein folches Thier umbrachte, es an 
ihm auf das empfindlichfte beftvaffet wurde, und fie folches mit der graufamften Todesftraffe rächeren, er 
mochte folches von ungefähr, oder mit Vorfag,gethan haben. Nach dem Bericht ebendiefes Herodo⸗ 
tus, ftunden die Egyptier auch in der Meynung, daß, mann eine Feuersbrunft eneftunde, die Kagen in« 
fonderheit zu folcher Zeit gleichfam von einem goͤrtlichen Trieb eingenommen würden ; daher fie diefelbe 
gar fehr beobachteten; daß fie wol gar der Sorge darüber vergaflen, das entftandene Feuer zu loͤſchen. Er 
fagt dabey, daß die Kagen bisweilen aller diefer genauen Aufſicht ungeachtet, ſo gar uͤber ihre Waͤchter 
hinaus ſpruͤngen, und ſich in das Feuer ftürzten ; da fie gleichſam eine allgemeine Landtrauer anftellten. 
Wann aud) irgend eine Kage in einem Haus verreckt war, fo fehnitten fid alle Einwohner deffelben die 
Augenbraunen ab, balfamivten den todten Körper und brachten fie nad) Bubaftis, alwo fie in einem Tem« 
pel begraben wurde, F 
J. 2. Es wurde aber dieſe Rage, oder der GOtt Aelurus, bald unter der Geftalt einer natürlichen 
Kase, bald aber unter der Geftalt eines Menfchen, der einen Kagenfopf hatte, abgebildet. Auf unferer 
Tab. LXXVI. finden wir beydes. Der erſte Abdrud Fig, 6. ftellet eine ordentliche Rage vor, welche ein 
Halsband hat, an deffen Mitte ein Täfelein hanget, das mit verſchiedenen hieroglyphifchen Figuren bes 
zeichnet ft; welche Figuren allein von den Prieftern und denen, die von den Geheimniffen unterrichtet 
waren, verftanden wurden. Der folgende Xelurus Fig. 7. ift aus dem Cabinet des Hn. Bravier von 
Miarfeille, und hat die Geftalt eines Menfchen mit einem Kagenfopf: in der rechten hält er ein Si⸗ 


ſtrum, an dem aber feine durchgezogene Stifte zu feben find; fie mögen aber Alters balben heraus gefals 


len feyn; im linken Arm träge er ein Gefäß mit einer Handhabe, und in der linfen Hand, das Haupt 
eines egyptifchen Abgotts, auf dem ein Diſcus ruhet; welcherley Diſeus auch bey andern egyptiſchen Goͤt⸗ 
tern angetroffen werden. 
$. 3. Der Xelurus Fig, 8. ift in dem Original zehen Zoll Hoch; und hat der Kopf etwas von ele 
ner Katze, nemlich die Ohren, und von einem Menfchen zugleich. Der $eib iſt von einem Menfchen. Auf 
dem Kopf trägt er ein groffes Gefäß oder Aufſatz, dergleichen öfters vorkommen, und darauf ruhet eine 
Kugel. In der Mitte ift ein runder Eircul oder Defnung, welche ihre befondere Bedeutung haben mag. 
Der Kopf ift ringsum mit Strahlen oder mit etwas ähnliche, wie mit einem Kragen, umgeben; wenige 
ftens haben alle diefe Götter ihre Abficht auf die Sonne ; unter diefem Kragen bis an die Bruſt, ift gleiche 
falls ein befonderer Zierrat, deffen Bedeutung uns unbekant iſt; in der rechten Hand hält er eine Feder, 
oder etwas anderes, fo derfelben gleich fomme ; was er in der linken Hand gehalten bat, ſcheinet abge 
brochen zu feyn ; oben an beyden Armen hat er Armbänder; den untern Leib bedecft eine Art von einem 
Schurz, welcher bey diefen egyptifchen Bildern fehr gemein ift; auf dem Fußgeſtell endlic) fiehet man eis 
nige 


Non der Kae oder dem Aelurus. 199 


nige hieroglyphiſche Figuren, Der folgende Xelurus Fi .9. hat nur einen Katzenkopf ‚ ber übrige Leib 
aber —* ie — vor, — die Schultern nl einer Art eines DObermänteleing bedeckt hat, un⸗ 
fer welchen die Bruͤſte zu fehen find; der Rock iſt mit vielen Streiffen uͤberzogen, und haͤnget bis an 

die Knoͤchel; vor der Druft hält fie einen Mannsfopf, unter weldyem ſich ein runder Bruftlaß herum zie⸗ 
bet, an dem linken Arm bat fie eben ein ſolches Gefäß bangen, wie Fig. 7. Die folgende Kage Fig. 
10. iſt gleichfalls von einer befondern Geftalt ; daß diefelbe weiblichen Gefchlechts fey, erfennet man an 
den Brüften, deren die zur rechten von einem töwenhaupt und Difeus bedeckt ift ; wodurd) vielleicht das _ 
Dündniß zwifchen zwo Städten angezeiger wird, deren eine einen Löwen, bie andere aber eine Rage, goͤtt- 
lic) verehrete. Eben diefe Katze hat einen engen Unterrock an, welcher mit vielen Linien durchzogen if. 
Endlich fügen wir Fig. 11. noch eine andere Vorftellung bey, welche von Rom, aus dem Burghefilchen 
Landgut, iſt. Auch diefe ift weiblichen Gefchlechts , und figet auf einem Stuhl; auf dem Kopf bat fie eis 
nen Difeus, und in der Hand einen groffen King, an welchem ein Kreug, oder die Figur bes Buchſta⸗ 
bens T *) beveftiger iſt, dergleichen man aud) anderswo zum öftern ſiehet. 


Das fichende Capitel. 
Bon dem Ochfen Apis, einem Gott der Egyptier. 


$, I, 


ie Egyptler Hatten noch einen andern Gott, Apis 1), den fie unter der Geſtalt eines Ochſens dere 
® ehreten, welchen einige fiir den Stier im Tier: Kas halten, Es war diefer Gott nicht nur in 
der Geſtalt eines Ochſens vorgeſtellt, ſondern es war ein wirklicher natuͤrlicher und lebendiger 

Ochs, welchen die egyptifchen Priefter, nach gewiffen Kennzeichen von andern, auffuchten, und von ihm 
vorgaben, daß derfelbe von einer Kuh, die von dem Blitz, oder einem Donnerftrahl, trächtig worden 
ſey, geboren worden ; davon Aelianus Var. Hift. L, XI. c. 10. 2) nachzuſehen. Worinn diefe Zele 
chen beftanden , darinn find die alten Schrifeftelfer nicht einig. Herodorus fchreibt In feiner Thalia C. 
8, daß er ſchwarz geweſen, und auf der Stirn einen weiffen vierecigten Flecken gehabt; auf dem Nie 
‚Ken foll er gleichfalls einen Flecken, in der Geftalt eines Adlers, und auf der Zunge die Figur eines Käfers, 
in dem Schwanz aber doppelte Haare, gehabt haben, Strabo und Lucianus hingegen fagen, daß er 
bune gervefen, und allerley Farben an fi gehabt habe. Plinius E. 8, 44. feßet hinzu, baß er auf dee 
rechten Seite ein weiffes Merkmahl, in der Geftale des wachfenden Monds, und unter ber Zunge einen 
al gehabt Habe, welcher Canthatus oder Scarabäus, d. i, ein Roßkaͤfer, fey genennet wor⸗ 

% 





i $. 2. Die Urfache, warum die E tier bi en alfo verehreten , foll diefe feyn, weil fie glaubs 
ten, daß die Seele des Oſiris in Da De En und auch auf deffen Nachfolger 
j fortgepflanzet worden. Andere fagen, daß, nachdem Iſis die Theile des Oſiris, den Typhon, ihr anderer 
Bruder, nicht nur getoͤdtet, fondern auch in Stücke jerhauen, und zerftreuet, zufammen gefammlet, fie 
dieſelbe in eine hölzerne Kuͤhe eingefchloffen, und mir einem dünnen Leinwand bedeckt habe ; daher auch) 

der Name Bufiris foll entftanden feyn, 
$. 3. Wann die Priefter einen folchen Ochſen, der die erforderliche Zeichen an ſich hatte, ausfindig 
Bo hatten, fo brachten fie ihn, wie ung Plinius meldet, nad Memphis , allwo zween befondere 
Tempel waren, welche Thalami bieffen, dabey das gemeine Volk Gelegenheit nahm, fid) vom Glück 
ober Unglück zu prophegeyen, Dann, wenn er in dem einen Tempel gieng, fo hatte es eine gute Bedeu— 
tung; hingegen eine böfe, wenn er in den andern gieng. Apis ertheilte auch Ausfprüche, indem er, aus 
der Hand derer, welche auf guten Beſcheid warteten, Speife nahm; böfe war es, wann er fie nicht ans 
nahm. Dann, da ihm Germanicus etwas reichete "nahm er eg nicht; und kurz darauf iſt er hingerich⸗ 
tet worden. Uebrigens wurde er meift innerhalb feines angemwiefenen Orts gehalten, und wo er einmal 
heraus gelaffen wurde ‚ mußten nicht nur die Stadtfnechte ihm auf dem Weg Plag machen, fondern es 
wurde derfelbe auch von Knaben begleitet, welche allerley Lieder abſungen; manchmal geriethen ſolche 
plöglich in eine Art von einer Raferey, in welcher fie fünftige Dinge voraus fagten. Sein Öetränf — 

Dvd 2 na 


*) Diefes Zeichen befindet fich auch unte t i 
ſchen Buchftaben, und gilt ein 9 r ben eopti⸗ ) — auch meldet, daß Apis ein Zeichen gehab 


— t 
1) Siehe An. Jablonski genauer, Bu C.2 die Finſternis eher, al 
f  JRDION .&2,b woraus man gewuſt, daß / 
dieſer Apis ein Sinbild deg kun chen Nil das Licht, geweſen. 
































200 Des erften Buchs fiebendes Kapitel. 


nach dem Zeugniß des Plutarchs, frifh Brunnenwaffer; denn aus dem Nil durfte er nicht trinken ; 
nicht als ob dis Waſſer, wegen der Krofodilen, die ſich dariım aufbielten, für unrein gehalten. worden ; 
fondern weil das Nilwaffer fett machte, fie aber nicht Haben wolten., daß ihr Apis zunehmen folte. Pli⸗ 
nius gibt aud) die Nachricht, daß ihm des Jahrs einmal eine Kuhe ſey gewiefen worden, welche gleich, 
falls ihre .befondere Zeichen und Flecken, die von den Zeichen des Dchfens unterfchieden waren, haben 
mußte, und an eben dem Tag wieder getödtet wurde, da man fie fand, Dey Memphis war in dem Nil 
ein gewiffer Platz, den fie wegen der Geſtalt Phiala, d. i, die Teinkfchale, nanten, wofelbft fie auf jes 
des Geburts» Felt diefes Apis, welches fieben Tag gefeyret wurde, eine güldene und filberne Schale ver» 
fenften ; fie glaubten, daß an diefen fieben Tagen niemand von irgend einem Krokotil angefallen würde; 
aber daß nad) verlauff diefer Tage, den achten Tag um 6. Uhr dieſe Thiere wieder ihre vorige wilde Art 
anna en, 

%. 4. Wann Apis gefunden war, wurde er von hundert Prieftern geführet, und mit gewiſſen Ges 
präng eingeweyhet; wobey der, welcher diefe Ceremonie verrichtere, vor andern eine befondere Hauptzier⸗ 
de oder Prieſterhut hatte; und war der Tag dieſer Einweihung ein ſehr groſſes Feſt. Der Ort oder die 
Kefidenz, wo Apis fein Lager Harte, foll vondem König Pfammetichus erbauer , und, an Statt der Seus 
len, mit geoffen Coloffis oder Bildfeulen, die ı2. Ellen hoch waren, unterflügee worden feyn, Uebri⸗ 
gens durften fie diefen Apis nicht zu alt werden laffen, fondern wann er gewiffe Jahre überlebt Hatte; 
ftürzten ihn die Priefter in einen Brunnen 3) , darinn er erfauffen mußte 5 worauf jie wieder einen ans 
dern auffuchten, der eben dergleichen Zeichen hatte; zwiſchen diefer Zeit aber, biß fie wieder einen ans 
dern von gleicher Art ausfindig machten (diefes währete niemalen lange), foren fie die Häupter und ſtell⸗ 
ten eine groſſe Trauer an; wobey zugleich, nach der Beſchreibung des Diodorus aus Sicilien, ein groſ⸗ 
fes Seichenbegängniß gehalten wurde; nad) deſfen Endigung die zu ſolchem Ende beftellte Prieiter einen 
neuen, mit den nehmlichen Zeichen des vorigen, ſuchten, und wo fie ihn gefunden hatten, dem Trauren ein 
Ende machten. Eben diefe Priefter führeten den Apis, den ſie gefunden hatten, in eine Stadt, welc)e von 
dem Nil den Namen führete, wo er vierzig Tage lang ernehret wurde, Hernach brachten fie ihn auf ein 
Schiff, in welchem ein verguldtes Schlafzimmer für ihn zubereitet war, worin fie ihn, als einen Gott, 
in den buſtwald des Bulcanus begleiteten. Dievierzig Tage über , fo-lang er in der Rilſtadt ſich aufger 
halten hat, war auch den Weibsleuten erlaubt, ihn zu beſuchen und zu betrachten ; ‚wobey fie ſich manch⸗ 
mal, aus übermäffiger Freude, ganz nackend auszufleiden pflegten ; nach diefer Zeit aber durften fie ihn 
nicht wieder fehen. I 


$. 5. Diefes wäre demnach die hiſtoriſche Erzehlung von dem Apis; deſſen Bild zwar an ver. 
fehiedenen Orten angetroffen wird; obgleic die mandyerley Kennzeichen und Flecken, welche von den Al. 


ten angeführet werden, nirgends an demfelben zu fehen find. Deſſen gemöpnlichftes Kennzeichen ift, daß 


er einen Diſcus auf dem Kopf traͤgt; worinn auch andere egyptiſche Goͤtzen mit ihm überein kommen. 


Tab. Derjenige, den wir Tab. LXXVII. Fig. ı. mittheilen , ift aus dem Cabinet des Herrn Foucault; 
1XXVII. daran wir, nad) der Beſchreibung des Lucians, lauter groſſe Flecken bemerken. 


$. 6. Auffer diefem Ichfen zu Memphis, wurden noch andere von den Egyptiern gleichfalls in grofe 


fen Ehren gehalten, Dergleihen waren 1.) Onuphis 4), welcher fehr groß und ſchwarz von Farbe 
war: 2.) der Bacis, welcher der Sonne geheiliget war, und infonderheit zu Hermonthis, einer Stadt 
in Egnpten, fehr geehret wurde, der, nad) dem Zeugniß des Macrobius, alle Stunde feine Farbe veraͤn⸗ 
dert, und die Haare allefamt in die Höhe gehabt haben ſoll; dergleichen man an andern Thieren nicht 
leicht fiehet. 3.) Winevis, zu Heliopolis, ein anderer Ochs, der eben dergleichen Haare foll gehabt has 
ben, und ſchwarz von Farbe geweſen feyn, übrigens ebenfalls der Sonne gewidmet war, und für den Bas 
ter des Apis ausgegeben wird. Vielleicht wird unter diefen drey Dchfen nur ein einiger verftanden, den 
man mit fo vielen unterfchiedlichen Namen beleget hat. Daß endlich auch die Kühe in Egypten für heis 
lig feyn gehalten worden, bezeuget StraboL. XVII, p. 552. mir diefen Worten: Diejenige, welche 
zu Momemphis wohnen, beten die Denus an, und ernehren eine heilige Rube ıc. 


‚ 3) Dig meldet Plinius Buch 8. €, 46. auch Amianus den, ſiehe Jablonski 


Marcell. B.22. €. 14 vom Mnevis handelt, 
4) Vom Onuphis der in Zermonthis verehret wor⸗ ban 


Das 


Buch 4, €, 4. wo er auch 





Job. LXXVA 


J 
A 


IL ui 


. N. Museum.» 








— U 


ln —9390000 | 
IN In | .@ PPP IM!) —0 | 


4 | 


(= we: — — — ddatr 


TRIER TEE — 








Rıgordus Majsıl g 





—* Apis S D rn ‚halus . 
> ten: 8. [Cy TOCCH ha 
| ve taurus. us Kg (ptiorum. 2.Anubıs.3,4- — num — 
6. Cerco = 8 — —— INjenSts mus ‘crocodil hosts.ı 2. 
erceopithecus. 7,8,9. es. ne / 


Ibis ales . 
12. 
Lupi ı duo ab Aegı °g yptas divino honore culii. 15. Ip ippotamus. 











ERDEN.. © 


a 35 BT A 
x : 


| 





Ki 
gi 


ER HER 20I 
Das achte Tapitel, 


Kon dem Anubis und Cynocephalus. 


. I 
SH die Egyptier aberglaubifcher Weife die Kagen und Ochſen Goͤttlich verehret haben , alfd 


bewieſen fie auch den Hunden, oder vielmehr einer gewiffen menfchlichen Geſtalt, die mit einem 
— Hundskopf verſehen war, eben dieſen Dienſt, unter dem Namen Anubis, *) den ſie mit unter 
die Götter vechneten ; und es hatte ſich der Dienft defielben, in der Welt viel weiter ausgebreitet, als der 
Dienft des Apis, der nur allein in Egypten vergleichen Ehre genoffe ; da hingegen der Dienft des Anus 
bis faft in dem ganzen Roͤmiſchen Neid) eingeführet war. 3 
$. 2, Es war derfelbe bey den Egypiiern eben fo viel als Mercurius , deswegen er, nach dem 
Zeugniß des Plutarchus in der Schrift von der Iſis, unterfchiedlichemal Hermanubis genennet wird; da⸗ 
ber eben derſelbe auch Tab. LXXVII. Fig, 2. mit einem Heroldsſtab, dergleichen fonft Mercurius bat, 
vorgeftelfet wird. Der Urfprung deffelben ift eben fo ungewiß, als der übrigen Egpptifchen Goͤtter. Plu⸗ 
aus fagt an dem vorhin angeführten Dre: Diele eben in der Mieinung , daß der junge 
— welcher der Iſis den Tod des Oſiris angekündigt bat, diefer Anubis gewes 
Ken De en a year Baer 1: ce 
ass Is eine unzeicige Geburrt zur en foll : es fo 
— Save —— eben den Dienik, gernen art f In Din Aunde bey 
verrichten pflegen. Divdorus Siculus nennt Ihn au den Trabanten und 
Per di, Die Keibwache der Iſis und des Oſiris. Tertullianus und Auguſtinus heiſ⸗ 
ein cephalus, den Zunde;Aopf, welcher Name demfelben mit allem Recht zufömmt, weil er mit 
em Hundskopf vorgeitel pr. i immli 
a a an ao Sala de dem Ye 
legen, mau irgili b698. bey⸗ 
9 3 Anubis Fig. 2, bat einen $ Ä 
ei x 2. hat einen Hundskopf; In der linden einen Heroldftab, in der rechten aber: 
n tundes Inſtrument, ſo einem Globus nicht Nahnlich iſt. Auf deſſen rechter Seite fehen wir ellen 
anime, auf der lincken aber, einen Lorbeerzweig Anubis ſelbſt ift mit einem Mantel bekleidet, ber 
2 — Sa * dat befondere Sehube; mit linden Fuß fteht ee einem ol. 
das Haupt d rg, d. i. die Götter die Bruder find, ift leicht zu erklären , weil Anubis 
Apis zu — den Hoͤrnern des Jupiter Hammon Au feiner vechten , und Das Haupt des 
bier drey der vornehmften — gaben ein Körblein oder Getreyd: Maas, auf den Kopf. Alſo werden 
fie @xol aur&poros &u’ eigen. —2 N —— — Kae 
fisen, genen Dereig , iche ife Dentmafl Dr (eben La, Sei LAS, cn er Pc 
le; und beffer.oben ein Küffen — Kopf des — ſehen — if gi er 
ben den alten Bildnuͤſſ mit etlichen Striden oder Bändern umwunden iſt; dergleichen 
Cabinee der Heil, Nez iR ————— — — u * — dem 
was, wie eine Koffe, : einem Rock und Mantel bekleidet , und In Der Hen hält er eis 
7 gelene Fig. 4, iſt ein Abdruck von einem Stein , deſſen Original in une 
der Römer , und einen Bogen in LE etwas befonders daran ift, daß er einen Panger andat, nach Art 
ihm aber Bogen und Pfeil, ohne er Hand, von welchen er einen feil abdruden will. Es werben 
fame ihre Abficht auf die nl wie dem Apollo, beygeleget ; weil die Götter der Egyptier alles 
$. 4, Der, folgende Eynocenhalus Fi —— 
ER phalus Fig. 5. ift von einem fehmarzen Marmor , welcher in dem 
F PRO 5 .)» { ’ 
Brandenburgiſchen Cabinet befindlic) ift, Plinius rechnet die Cynocephalos Buch 8. C. 54. zu dem 


Geſchlecht der Affen, und wie die Egyptier unter dem Habicht den Dfiris oder die Sonne, verſtunden, ſo 


ſtellten ſie unter dem Cynocephalus die Iſi nn; 10 
— Die Iſis oder den Mond, vor. Diefem fügen wir Fig. 6. annod) einen 
Cercopithecus zu, welches auch eine Art geſchwaͤnzter Affen iſt, den die Egyptier in hohen Ehren hielten 


Be Nabel Herr Jablonski umſtaͤndlich, Yeovusy auvedeus, avußauusi Vom Anubis fi allgeiik, 
1) Denn eg gab auch bey andern Völkern as ev: ApelBiß, Sal 5 Bizupı 209: 
Fr Das 























202 Des erften Buchs neuntes Kapitel, 
Das neunte Capitel. 
Bon den Sphinren, und einigen andern Thieren , welche 
die Egyptier Götklich verehreten. 


— 


onter den übrigen Thieren, 2) welchen die Egyptier Göttliche Ehre bewieſen, waren inſonderheit 
die Sphinren oder Sphinges, welche viele aud) zu dem Gefchleche der Affen rechnen. Der— 
gleichen Abentheurliche Figuren fommen auf der Eghptiſchen Tafel und andern Dendmahlen ; ja 
fo gar auf den Römifchen Münzen, vor. Die berühmte Thebanifche Sphiny, welche dem Dedipus das 
Rägel foll vorgehalten haben, war geflügelt ; die Egyptifche hingegen haben nicht alle Flügel. Diejeni⸗ 
ge, welche wir Fig. 7, aus dem Boiſſard, mittheilen , bat feine ; aber fehr lange geflochtene Haarlo⸗ 
den, und der Grund, worauf fie ruhet, iſt mit vielen Hieroglyphiſchen Figuren bezeichnet. Insgemein 
find fie aus einer Jungfrau und einem Lowen zuſammen gefeßt. Die zwo folgende Fig. 8. und 9, kom⸗ 
men aus dem Brandenburgifchen Cabinet, und find von jener erften in Anfehung des Hauptſchmucks 
merklich unterfchieden ; die leztere hat eine groſſe Reihe Brüfte, Uebrigens wird die Sphinx fuͤr ein Zei⸗ 
chen oder Sinnbild der Weißheit gehalten, welche allen Menſchen noͤthig iſt. Auf einer gewiſſen Muͤnze 
ſiehet man die Minerva, wie fie auf einer Sphinge ſitzet, übrigens aber mit einem Schild, Spieß und 
Helm, ausgerüftet ift. Einige ftehen in den Gedanken daß es auch Sphinges männlichen Geſchlechts 
gebe ; woben fie ſich auf eine gewiſſe Stelle des Philemon bey dem Arhenäus gründen, wo er fagt ; ich 
babe dir einen Sphinx männlichen Geſchlechts zugeführt, und keinen Roch ; allein mar 
hat diefe Wort ganz unrecht verftanden. Philemon vergleicht hier den Koch mit einem Sphiny , weil et 
in feinen Neben viele Nägel mit einflieffen lies. Ya man fan vielmehr eben daher beweifen, daß es kei⸗ 
ne Sphinren männlichen Geſchlechts gebe ; dieweil hier Philemon eines männlichen Sphinxen, als einer 
feltenen Sache, gedenket. * — 
$. 2. Auch ber Löwe wurde in Egypten Goͤttlich verehret, und dieſes entweder unter der Geſtalt 
eines natürlichen $öwens , vder als ein halber Menſch und halber Löwe; dergleichen Figuren wir unter den 
Abrarifchen Figuren verfchiedene antreffen werden. Der Erocodil wurde bey einigen Egyptiern auch) hei · 
lig gehalten. Die Einwohner von der Egyptiſchen Stadt Theben 3) und an vem See Moͤris, thaten 
demfelben Göttliche Ehre an, und pflegten eines zu fangen, welches fie zahm machten , die Ohren mit 
güldenen Ohrengehaͤngen und Edelgefteinen ausziereten, die vorbern Füffe aber zufammen banden. Ans 
ftatt des Futters gaben fie ihm taͤglich Fleiſch welches fie heilig nannten; wann er vereckte, balfamirten 
fie ihn und thaten die Afche in einen heiligen Aſchentopf. Nahe bey dem See Möris war eine Stadt, 
welche die 4) Crocodilen: Stadt hies. Achilles Tarıus fage Buch 4: gegen das Ende , daß die 
Crocodilen eben fo viel Zähne in dem Maul haben , als Tage im Jahr find ; daher Pignorius den 
Schluß macht, daß die Egyptier eben deswegen die Sonne alfo vorftellig gemacht, wie fie in einem Schiff 


fährt, das von einem Crocodil gezogen wird. Die Egnptier haben den Crocodilen auch Die Kunſt, fünfe 


tige Dinge vorauszufagen, beygelegt ; alfo daß fie es für ein gutes Zeichen anfahen , warn daffelbe einem 
die Speife aus der Hand nahm ; hingegen für ein böfes Zeichen hielten, warın e8 diefes nicht that ; der⸗ 
gleichen auch oben von dem Apis gefagt worden, Die Coptiten, Ombiten und Arfinoiten ehaten dem 


Erocodil auch göttliche Ehre an; ja die Ombiten giengen fo weit , daß fie es für ein Glück hielten und ° 


ſich eine Freude draus machten , warn fie fahen , daß ihre Kinder von einem Crocodil gefreflen worden: 
Aber die Tentyriten und Antinoopolitaner , wären anderer Meinung ; hielten fie für wilde und ſchaͤdliche 
Thiere, und brachten fie um, wo fie eines antrafen. Uebrigens foll zwifcyen dem Vogel bis und diefem 
Thier eine fo groſſe Feindſchafft feyn , daß wann der Ybis ein Erocodil auch nur mit feinem Flügel beruͤh⸗ 
vet, bafjelbe ganz unbeweglich wird , und nicht mehr aus der Stelle fommen fan, 

$. 3. Ein abgefagter Feind der Crocodile ift ein kleines Thier, Namens Ichnevmon, welches 
nach dem Bericht des Aelians Buch 1. C. 25. dem Crocodil, wann er ſchlaͤfft, in den Hals kriecht und 
daſſelbe erwuͤrget. Es ſoll aber dieſes Thierlein der Latonaͤ und der Lucina geheillget geweſen ſeyn. Si 


e⸗ 
2) Bon Verehrung der Thiere bey den Egyptiern, im Waſſer ind Nil feyenden / unterſcheidet wovon 
f. allgem. Welth. Theil z. 8. 528, folg. und die Senken ne praeit. numilm. diſſ. 3. zu 
in der Anmerkung 317. und 318. angeführten vergleichen. N 
Schriftfieller. 4) Es gab 2. Städte dieſes Namend ; eine fo auch UM 
3) Eiche den Stephanus in dorrsrs und Zapnlay finoe beißt, und eine nicht weit von Theben. 


dee dieſe Crocodile aber ausdruͤcklich von den 











Von der Sphinge und andern Thieren, 2c. ꝛc. 203 
Hieracleopolitaner thaten demſelben, wie noch vielen andern Thieren, goͤttliche Ehre an. Der Ichnevmon 
Fig. 10. ift aus dem Cabinet des Herrn Rigord aus Marſeille. Hierzu kommen zween Wölfe Fig. 11. 
Und 12. unter welchen der erftere lieget , der andere aber mit einigen geheimnißvollen Merkzeichen verges 
ſellſchaftet iſt eher. Die Ohren j. €. find viel geöffer als fie ordentlich zu feyn pflegen ; bier nebft bat 
er ein Halsband, und zu beyden Seiten zwo Schlangen heben fi) , welche den Hals in die Höhe reden, 
und denfelben zu begleiten fcheinen ; auch hat die eine von diefen Schlangen die tous · Blume auf dem 
Kopf. Der Bock ift von den Egyptiern unter dem Namen HTendes gleichfalls unter die Götter ges 
vechnet worden ; und foll er bey ihnen eben fo viel als der Pan geivefen ſeyn. 
§. 4. Obgleich Herodotus fagt , daß die Egyptier alle und jede Thiere , bie in ihrem fand ger 
zeugt worden, göttlich verehret, oder wenigftens für heilig gehalten haben ; fo finde ic) doc) nirgend, daß 
den Pferden unter ihnen dergleichen Ehre wicderfahren eye ; daher id) auch den Abdruc Fig. 13. fo eitt 
balbes Pferd und eine Halbe Schlange vorfteller, für einen Hippopotamus oder See; oder Fluß⸗Pferd 
5) halte, welcher der Geſtalt eines Pferds ziemlich nahe kam, In der That aber ein Wafler, oder Meer: Wun⸗ 
der iſt, welches ſich an den Ufern des Nili aufhalt, übrigens aber von den alten Egpptiern ſehr gefuͤrch⸗ 
tet und verabſcheuet wurde, weil fie daſſelbe für den Mörder des Oſiris hielten, 


8 5 Unter den Vögeln fügen wir endlich Fig, 14. einen bie oder Egyptiſchen Storch bei. Dies 
fer Vogel hat einen fehr * und a Schnabel ‚ daher er einen Storchen nicht gar ungleich 
iſt; die Fuͤſſe find gleichfalls fehr hoch und rauh; und wann er den Kopf unter bie Fluͤgel ftecker , foll er, 
nad) dem Zeugnif des Yelians Bud) ro: C, 29. bie Geftalt eines menfchlichen Herzens haben. Man ſagt 
aud), daß diefer Vogel die Erfindung von dem Gebrauch der Clyſtire veranlaffet habe; weil man wahrs 
genommen , daß er ſich dergleichen felber applicire; wozu der lange Hals und Schnabel geſchickt iſt. 
Uebrigens foll dieſer Vogel gegen alle und jede Schlangen, welche dem Menſchen oder den Fruͤchten eini⸗ 
gen Schaden zufuͤgen, befonders aber gegen die geflügelte Schlangen , die der Wind aus tibyen nad) 
Egypten foll getrieben haben, einen ſehr groffen Haß haben, und fie alfobald umbringen. Die Egyptier 
geben auch vor , daß er feine Eyer durd) den Schnabel lege, und nur allein in Egypten leben koͤnne; 
weil er, wann man ihn anders wohin bringe, fic) felbft aushungert und alfo ftirbt, 


$. 6. Endlich ift zu merken, daß wann irgend eines von ben Thieten , welches die Eghptier Auf 
ſolche Art verehreten, ſturbe; ſie nad) se Beridı des Diodorus —— Buch 1. Seite 74. daffelbe 
b teinen Leinwand einwickelten, und über deffen Tod eine groffe Trauer anftelleten ; den Cörper deſſelben 

Bear fe mit Salz, Del und alferley töohleiechendem Gewuͤrz, alfo zu, daß fie fich lange Zeit hielten, 
m begruben diefelbe in unterirdifchen Gewölbern. Wann einer dergleichen Thier mit Vorſatz umbrach⸗ 
— zum Tod verurtheilt; am allerſchrocklichſten aber giengen fie mit einem folhen um, ber eis 
nie Step br Weis getödtee hatte; dann eg möchte diefes einer aus Verſehen und von ungefähr, oder 
ſamn ni Borfag, gehan Haben: fo röttee fich det gemeine Pöbel gegen denfelben alfobald zus 
u an ante ihn auf bie graufamfte Weiſe; und diefes oft ohne alle vorhergegangene gerichtliche 

nterfuchung, Wann demnach einer itgend ein folches Thier tod liegen fahe, fü lief er alfobald davon, 
—7 — ſolches andern mit einem klaͤglichen Gefchren. Dann es hatten die Egyptier für die Thies 
tu N grolle Sochachtung, daß fie auf Feinerley weife und durch Feine Art der Bedrohung Fonnten zus 
(haft Balken werben, deren Tod zu rächen. Zu der Zeit, als einer von den Ptolemaͤern fid um bie Freunde 
Freundiich Romwiſchen Volks bewarb, und deswegen alle Römer , welche at Eghpten anländeten , ſeht 
weder en lieffe: trug fichs zu, daf einer derfelben von ungefähr eine Katz toͤdtete; worauf 
er nfehen deg Königs, noch die Bemuͤhung feiner Groſſen, noch auch die Sucht ; welche fie fonft 
fondern m Ne oattent, biefen Menfchen Hör der Rachbegierde des unfininigen Pöbels, bewahren Eunnte 

an geſchehen laffen mußte, daß er von ihnen getöbtet und zerriſſen wurde. 


ee — See Maferochfe, tie ai Font oft vor auf Hränjeii; aber nie mit Schlam⸗ 
i 5 e u RE 
dom Bochart für Behemoth gehalten —2* iſt  gengeftalt; 


Eee2 | Dad 





























ee eu nn — ͥ ‘ͤF = — 


Tab. 
LXXVII, 


204 Des erſten Buchs zehendes Kapitel, 


Das zehende Capitel. 


Son den Canopen, Käfern und andern Mißgeburten, wel, 
che die Eghptier unter die Zahl ihrer Götter rechneten. 


— 


Diner der vornehmſten Götter der Egyptier war Canopus, 1) welcher die Geftalt eines weiten Krugs 
oder andern groſſen Gefäffes hatte, und oben mit einem Menfchentopf , von Weib: oder Männlie 
chen Geſchlecht verfehen , und damit gleichfam zugedeckt war, 

Kopf der Iſis, des Dfiris, Anubis , eines Yelurus, eines Habichts oder 
M Canopus war, wie einige dafür halten, eigentlich ein Gott des Waffers, von dem die Egyptier eine ſelt⸗ 
ame Vegebenheit erzählen , die nach dem Bericht Rufini 9 E. Bud) 2, €, 26, fich folgender. maflen 
foll zugetragen haben: Die Chaldaͤer, welche das Feuer als ihren Gott hielten ‚ follen einsmals mit den 
Göttern aller andern Provinzen, einen Streit eingegangen haben, mit der Abrede, daß welcher, 
Göttern die andern überwinden würde, der von der Zeit an von allen andern für e 

werden. Da nun die Götter der übrigen Provinzen, aus Gold, Silber, Holz, Stein und alleriey fols 
en Materien beftunden , welche das Feuer. leicht verzehret; fo hat das euer, aller Drten die Oberhand 
behalten. Als diefes ein gewiſſer Priefter des Canopus gehoͤret hatte ; gerieth er auf einen liſtigen Ya 
flag, In Egypten hatte man eine gewiſſe Art geoffer Töpfe oder Waſſerkruͤge von Thon, mweldye tings 


Man pflegte aber insgemein den 
anderer Götter, aufzufeßen. Dies 


von Diefen 


"um mit kleinen Löchlein verfehen waren ; deren fie fi) Dazu bedieneten, daß fie das trübe Waſſer, welches 


ſie dadurch lauffen lieſſen, hell und rein machten. Einen dergleichen Waſſerkrug nam dieſer Prieſter und 
klebte Die Lochlein deſſelben micht nur mit Wachs zu, fondern bemahlte diefes Gefäß zugleich mit allerley 
Sarben, und füllte es mit Waſſer, worauf er daflelbe, als einen befonders mächtigen Gott zur Probe her— 
gabe, nachdem er Diefes oben auf den Kopf von einem alten Goͤtzenbild gefeget und alles wohl verwahrer hatte, 
Wie nun die Chaldäer berzugefommen waren ‚ und ein Seuer um diefen Waſſerkrug gemacht wurde, ſchmol · 
zen bie mit Wachs zugeklebte Lochlein auf, worauf das Waffer durch Diefelbe heraus lief, und das Feuer 
auslöfchte ; welchergeftalt dann Canopus über den Gott der Chaldäer das Feld erhielte, Eben daher komme 
e5, daß Canopus in der Geſtalt eines weiten Krugs oder Topfs, der ftatt des Deckels einen Menſchen ⸗ eder 
andern Kopf hat, an dem man auch bisweilen ganz Furze Hände und Füffe ficher, vorgeftellet wird. 
$. 2. Der erfte finder fih Tab. LXX VIE. Fig. 1.2. 3. 4. wie er von dem Cauceus befant 
gemacht worden ; an dem auf den vier Seiten, (die man hier alle beſonders feben Fan) die meiften Str 
de von der Götterlehre der Egyptier vorgeftellet werden ; indem alle Seiten mit Bildern der Egyptiſchen 
Götter, der Iſis, des Oſiris, Anubis, Crocodils, Habichts, Kaͤfers 2, ausgezieret find, 
de Canopus Fig. 5. hat zwo Hände, in einer hält er ein Blat , und vor 
über und über mit allerley Hieroglyphifchen Bildern bezeichnet ift. Der folg 
eines Srauenzimmers bedeckt, und ift oval: rund. Fig. 7. und 8. folgen noch zween andere , an welchen 
ebenfalls fehr viele Hieroglyphiſche Figuren zu fehen find ; der eine bat einen Hundskopf, fo vielleicht von 
* entlehnet iſt. Uebrigens iſt unſere Abſicht nicht uns mit allerley muthmaßlichen Deutungen 
aufzuhalten. 
. 3. Wer ſolte wohl auf die Gedanken kommen, daß die Egyptier auch 
ehret haben ? Noch auf ven heutigen Tag trifft man eine ungemeine Menge de 
an, befonders in den Gegenden, wo die Mumien gefunden werden ; und 


tere ; einige aus Thon, andere von Marmor ‚oder fonft gemeinen Steinen, noch andere von Earniolen, 
Jaſpis und andern dergleichen Steinen, In den Kunſtkammern we 


Bisweilen find die Roy 


| Der folgen 
ſich hat er eine Tafel , welche 
ende Fig. 6. ift mit dem Kopf 


flah ; worauf man das Bild des Hercules erblicket, wie er ſich auf ſeine Keule lehnet; zu deſſen Fuͤſſen 
liegt ein unbekanntes Inſtrument und durch den ausgeſtreckten Arm gibt er zu erkennen, als ob er jeman⸗ 


den ruffen wolte. Gleichwie ferner die Schlange bey den Hegyptiern das Bild oder Merkzeichen der Son 
nen 


1) Vom Canobus bat mit mehreren Herr ablonsfi 2) VomK 
ehandelt im pantheon — % * was mt 


: ch fa ifizca Site 22, „ nachzufehen, die Ausga⸗ 
uffinus hier erzählt, fommt auch im erfiencheil be 1608, a aha 
ber allgem, Welchift. $. 517, vor, 


inen Gott folle gehalten 


fer iſt Laur. Pignorii Erklärung der men- 








Jab: LXXVIL. 





rm. da 


TER m 
Ei | 


m 


—B 









= 


— ‘ 
ES ESHERN | 





4-4: Canopus ex quatuor partihus eschihitus.5-8.Quatugr Canopı alıı forma dtverse.g. Lagrllus 
2 z — * * 
scarabeı formam. reprosfentans.ıo.n. Ser. — et Ayıs in caulam. serpentis desinentes. 12. Coprut leonıs 


} — oe ner JE ‚ = r nr . L : » L 
radıatı stmihter in canudam serpentis desin en.s.15.14. Manus Symbolce votapre se jerentes . 




















1 


} 





> SUN Beh An 


Von dei Canopen dem Käfer ic. 205 | 


hen wär, und fie eben deswegen dieſelbe auf ihren Denfmahlen mit vorftelleten : fo gaben fie auch andes 
ven ihrer Götter bisweilen anftatt des untern Leibs den Leib und Schwanz von einer Schlangen ; derglei⸗ 
hen der Serapis Fig. 10. der folgende Apis Fig. IT. ift aus unferm Cabinet ; gleichwie aud) der Löwe, 
welcher Fig. 12, nicht nur ſich in eine Schlange endiget, fondern aud) das Haupt mit Strahlen umgeben bat, 

$. 4. Diefen bisherigen Bildern koͤnnten noch viele andere und zum Theil fehr abentheuerliche Borz 
Rellungen, die man in Egypten hier und da bey den Mumien ingroffer Anzahl antrifft, beygefügee wer⸗ 
den ; deren einige einen Menfchen- Kopf, andere Hunde: Löwen Katzen · und andere dergleichen Köpfe hat 
ben: allein wir finden es nicht nöthig. Es ſcheint, daß die Egyptier folche Mißgeburten ihren verftors 
benen als befondere Schuß - Götter In grofer Menge mit in das Grab gegeben haben , damit fie die böfen 
Öeifter von denfelben zuruͤck halten moͤchten. Arhanafius gedenkt in feinem 1. Buch, das er gegen die 
Heiden geſchrieben hat, daß viele unter den Egyptiern auch die Fifche angebetet haben ; es ift ihm hierin⸗ 
pen um fo viel mehr 3) zu glauben, weil er ſelbſt ein Egyptier geweſen, und noch zu der Zeit in Egypten 
gelebet hat, da dergleichen Aberglauben fehr im Schwang gieng. Bey den Syrern war die Verehrung 
der Fiſche befonders gewöhnlich. 

$. 5. Die bisher erzehlte Götter der Egnptier waren ihnen eigen. Sie hatten aber nebft dieſen 
noch andere mit den übrigen Völkern gemein, Unter andern nennt vorgedachter Athanaſius inſonder⸗ 
beit die 1ew, Kfm, und weolar, d. i. die Iſis, Die Proferpina und die fogenannte Jüngere Got⸗ 
Ein; unter welcher legten fie die Cleopatta follen verftanden haben ; weil diefelbe nicht nur auf einer ges 
willen Münze, welche Vaillant mit andern Egyptifcyen Münzen der Ptolemäer befannt gemacht hat, 
alfo genenner wird ; fondern auch) Plurarchus bejeuget, daß Antonius bey den Egyptiern der junge 

acchus, 4) feye genennet worden ; wie nicht weniger auch Cleopatra felbft den gewöhnlichen Schmud 

und Kleidung angelegt und fich in der Kleidung der Iſis vor dem Volk hat fehen laſſen; daher ſie dann 
auch die neue Iſis genennet wurde. Wir vergeſſen nicht hier auch noch von dem berüchtigten Antinous 
einem Weichling und weibifchen Juͤngling Meldung zu thun ; welchen der Kaifer Hadrianus unter die 
Götter verfeget, und zu deſſen Dienft gewiffe Tempel erbauet und befondere Priefter befteller hat; gleiche 
tie auch in Egypten vor dieſem die von ihm 5) benannte Stadt Antinoopolis fehr befannt war. 


Das eilfte Capitel. 
Bon den Händen , und andern menfehlichen Gliedmaſſen, 
welche von den Egyptiern Goͤttlich verehret wurden. 


se 
F ad) dem Zeugnifi des Athanaſtus Haben einige Eghptier fo gar auch gewiſſe Gliedmaſſen des 
$ menfchlichen $eibs — z. E. das Sat, NN Schulter, die Hand, Fuß ꝛtc. wels 
ches um fo viel ehender zu glauben ift , weil nicht nur Athanaſius obgedachter maſſen es mit 
Augen angeſehen hat; ſondern man in den Samlungen der Alterthuͤmer bier und da Augen, Hände, Fuͤſ⸗ 
fe ıc. antrifft, welche daher ihren ungeziveifelten Urfprung haben mögen. Bon den Händen iſt folches um 


fo viel glaubwürdiger, weilen man viele dergleichen anttifft, die mit Köpfen ber Egyptiſchen Gottheiten: 


und andern dergleichen bey ihnen heiligen Bi 16 gezit ind. In der That aber waren 
R ildern befeger und gezieret ſind. bat aber waren 
PIDe 2 ie, welche fie göttlich vereßreten ‚ nichts, — als Denfmaple von gewiffen Gelübben ; fintes 
malen die meiſten Bildſeulen, welche hier und da aufgeftellet wurben , Die Bedeutung haften, daß diejenige, 
welche folche machen lieffen und aufrichteten, entwoeder zu ber Zeit einige Hilfe von ſolchen Göttern erwartet, 
ober bereits eine Wohlthat empfangen hatten, dargegen fie ihre Dankbarkeit auf ſolche Weife zu erkennen 
geben wollten ; worauf dann gefchehen, daß folhe Statuen nach der Zeit fogat angebetet worden, 1 ) 
— Die erſte Hand, Fig. 13. war auſſer allem Zweifel nichts anders als ein Gelübde einer ges 
wiſſen Manns · oder Weibs . Herſon, welche unten an diefer Hand mit einer Gans zu fehen iſt. fee 
Fff iehe 
3) Ss iſts aber Athanaſ nicht allein ; lich gensefeit 3 wie aus Dielen Münzen jur erfehen; 
Steabo, Clemens von Mer. und ae — an mehrern Gtellen, 
eg auch „ daß manche Fiſche bey mehreren, manche 1) Es moͤchten wohl nicht alle dieſen Urfprung filr wahr 
bey wenigern in folchen Anſehen geftanden, Ale halten ; &8 gebsret bielmehr zu andern hieroglhpbü 
der Opprynhug und Lepidotus; und wieder, der fehen Bildern, bie nicht eben eine wirfliche Verehrung 
Aal, Phagrus, Muͤrtis ıc. biefer Figuren felbft erweifen Finnen. Sonft find 
4) 1. Spanbeim de ufu et praelt, num, diſſ. 5, pag. auch änliche Figuren, die als Amulete gebraucht wor⸗ 
401, der Ausgabe 1671. e den, hievon zu unter(cheiden ; dergleichen Pigno⸗ 
) Die Verehrung des Antinous iſt nicht allein in gps  rius Seite 17. einige hat: 
pten, fondern auch unter vielen andern Volkern übs 


ei» 

















206 Des zweyten Buchs erſtes Kapitel. 


ſiehet zwiſchen den Fingern das Bruſtbild des Serapis, das vielleicht anzeigt, daß dies Gelübde dem Serapis 
gefchehen feye. Fig. 14. fehen wir mehrere dergleichen Zeichen , woben aus der Auffchrift Cecropius 
V.C. Votum s. d.i. Cecropius ift feines Wunſches gewährer morden und bar Diefes Bez 
luͤbde bezahler, deutlich zu erfennen , daß auc) diefe Hand von einem Gelübde herrühre, Uebrigens 
ſtehet diefe Hand auf einem runden Poftement , auf welchem ein Schwibbogen, unter dem eine Weibs⸗ 
perfon lieget, die ein Kind in den Armen hält. Vermuchlich ift es alſo ein Gelübde des Cerropius für feinen 
franfen jungen Sohn , nach) veffen Wiedergenefung der Water diefe Hand zu einem danfbaren Andenken 
bat machen laſſen. Ob aber gleich diefe Hand mit mancheriey Zeichen befeger iſt: fo Haben die Gelehrten 


doc) fein Bedenken getragen, ſich an die Erklärung derſelben zu wagen, Da es die rechte Hand vors - 


ftellet, fo fhlieffet man, daß das Kind männlichen Geſchlechts geweſen. Daß diefes Geluͤbde dem Jupiter 
Ammon, der Iſis und dem Aesculapius zu Ehren gewidmer gewefen , erkenne man aus dem Widders— 
Kopf, aus der Zirbelnuße und der Schlange , als denen gewöhnlichen Merkzeichen diefer dreyen Gotte 
heiten. Die andere Schlange foll die wieder zu erlangende Geſundheit bedeuten ; der Dreyfuß bebeutet 
nad) der Erklärung des Suidas die vergangene, gegenwärtige und Fünftige Zeit, welche von dem Lauf 
ter Sonne , womit Jupiter Hammon übereinfommen fol beſtimmet wird. Der Topf oder das Wafs 
fergefäß zeigt den Serapis, als den Beherrfcher des Gewaͤſſers und zwar inſonderheit des Nils, an. Auf 
der andern Seite dieſer Hand ſehen wir ein Crocodil, welches fo viel Heiffen foll „als daß die fig, 
als eine Liebhaberin diefes Thiers, Hilfe Teiften werde ; dergleichen gezwungene Bedeutung auch dem 
Froſch beygelegt wird. Die Waage beveuter, daß dieſes Kind im Monat September wieder gefund wor« 
den. Die Peirfche ift auch ein Zeichen der Iſis; welche hier darauf zielen foll, daß die Mutter fich et⸗ 
wann auf den tupercalibus zu Beförderung ihrer Schwangerſchaft auch mit ſolchen Peitſchen Habe ſchla⸗ 
gen laſſen. Andere noch mehr gezwungene Auslegungen uͤbergehen wir billig mis Stillſchweigen. 2) 


Das zweyte Buch, 


on der Iſiſchen Tafel, den Eghptiſchen Prieſtern 
EN — dem ook Bee 


mag gerechnet werden. 


;. Das erfte Sapitel, 
Bon der Tafel der Iſis. 
— 


XPyuter den merkwuͤrdigſten Denkmahlen des Alterthums iſt das vornehmſte, Menſa Iſtaca 1) oder 
SL die ififche Tafel, auf welcher nicht nur der Dienft, welcher von io Egpptiern ee inſon⸗ 
derheit geleiſtet worden, ſondern überhaupt mehrere zu dem Gottesdlenſt der Egyptier gehörige 
Gebräuche und Geheimniffe vorftellig gemacht werden ; daher dieſelbe vielleicht richtiger eine allgemeine 
Borftellung des ganzen Egyptifchen Gögendienfts und Aberglaubeng möchte genennet werden, Es iſt Dies 
fe Tafel Anno 1525. nach Eroberung der Stadt Rom von einem Schmidt gefaufft worden , welcher Die“ 
felbe hinwieder an den Cardinal Bembus *) um ein groffes Geld verfaufft, Hat, Nach feinem Tod bes 
Fam fie der Herzog von Mantua, von welcher Zeit an fie beftändig, als ein fehr rares Stück, in deffen Na« 
ritäten - Cabinet verwahret worden, bis X, 1630, die Stadt Mantua von den Kaiferlichen eingenommen 
worden. Sie war von Metall und oben mit einem ſchwarzen Schmelzwert überzogen , in welches viele 
Blaͤtlein von Silber mit geoffer Kunſt eingeleger waren. YNencag Vieus von Parma hat diefelbe in Rus 
pfer geſtochen, davon hernach viele Eopien herumgekommen find, Allein das Original iſt derloren ges 
gangen. 


2) Dergleichen Verſuche der Auslegung bleiben immer 1) Worüber man Laur. Pianorii expolitio hat , ſo 
fehr willfuͤrlich und unzuverläflig , / wo nicht fehr er dem Cardinal Baranııe jugefehrieben die zu 
viel Zeit darauf verwendet wird und noͤthige Auffir Frankfurt 1508, gedruckt ift , nebft der Abbildung 
—— fo wol als Unterſcheidung aller alten Nach ⸗ der Tafel felbſ 


*) Daher fie auch zuweilen tabula Bembina heiſſt. 











* 


Von der Tafel der Iſis. 207 


gangen. Dann ob man gleich nach der Eroberung der Stadt Mantua aller Orten nachgeforſchet hat, wo 
ſolche möchte hingekommen ſeyn: fo hat man fie doc) nicht wieder entdecken koͤnnen: Man vermuthet das 
ber, daß es ein gemeiner Soldat oder fonft jemand in die Hände befommen, welcher fie zerſchlagen, um die 
Silberblättlein Heraus zu nehmen ; ohne zu bedenken oder zu wiſſen, was für ein groſſes Geld er daraus 
hätte löfen fonnen , wann er diefelbe ganz gelaffen Härte, ; b 
$. 2. Obgleich viele fid) daran gemacht, die geheime Deutung ber auf diefer Tafel befindlichen vie 
len Figuren zu erklären; fo ſcheinet dieſe Bemuͤhung doch feinem befler gelungen zu feyn, als dem gelehrten 
Pignorins ; obwohl aud) diefer faſt meiftens bloffe Murmaffungen anführer, Kircher, welcher das 
Werk nad) ihm auch angegriffen hat, fehmeichelt fich alles fo wohl und deutlich ausgelegt zu haben daß, 
ungeachtet das meiſte aus ſehr dunkeln Zeichen und gleichſam aus Raͤtzeln beſtehet, kein Zweifel uͤbrig 
feye. 2) So viel iſt gewiß, daß die ganze Tafel mit lauter dunkeln und ſeltenen Bildern und Zeichen att« 
gefülfer ift. Ob aber darunter etwan die Hiftorie der Eghptiſchen Götter, oder die Grundfäge ihrer Re⸗ 
ligion, oder aber die mancherley Ceremonien und Gebraͤuche, die bey ihrem aberglaubiſchen Goͤtzendienſt 
vorgegangen , verfteckt feye : davon laͤſſt fich nichts gewiffes fügen. So viel ift gewiß, daß man die Ge⸗ 
ſtalt von allen Egyptiſchen Göttern auf dieſer Tafel fieher, Die Tafel ſelbſt Haben wir wegen ihrer Groͤſſe 
und andern Urfachen , bier lieber gar weglaffen wollen, ’ 


Das zweyte Capitel. 
Bon den Prieſtern und Opfern der Egyptier. 


§. I. 
Sr die Eghptier an ſich Überhaupt ſeht aberglaubifch waren, alfo kan man von Ihren Prieftern 
DO 


Injonderbeit fagen, dafs fie es in einem höhern Grad gewefen, Herodotus fagt in feiner Suterhe 
C. 37. daß diefelben alle drey Tage ihren ganzen Leib gefäubert und abgefragt haben , daß nicht 

das geringffe Ungeziefer noch fonft was unflätigs daran haften Ponte. Cie trugen nichts als leinene Klei⸗ 
der und Schub von Schilfrohr; Sie wufchen ſich fo Tag als Nachts mie Waffer zweymal und nahmen 
alleriey Ceremonien in acht, die ihnen zwar beſchwerlich waren, aber fonft mit mancherley Vortheilen ers 
feget wurden, Denn in ihrem Haͤusweſen hatten fie nicht nöthig einigen Aufwand zu machen; indeme 
ihnen von den Opfern täglich allerley gefochte Speifen von Ochfen und Gänfen in groffer Menge zukamen; 
toben fie auch an Wein Feinen Mangel hatten, Fifche durften fie nicht effen , gieichwie auch ſehr wenig 
Sobnen von ihnen gepflanget wurden ; und wahn ja dergleichen irgend auf dem Geld wuchfen , durften 
bie Egnptier fie doc) nicht effen, die Priefter aber nicht einmal anfehen ; weil fie dafür hielten , daß fie 
unrein ſeyen. Uebrigens waren zum Dienft einer einigen Gottheit mehrere Priefter beftellet, denen nach) 

ihrem Tod die Söhne in eben diefem Dienft nachfolgten, * 

$. 2.° Von den Stieren diaubten fie, daß fie dem Epaphus geheiliget ſeyen; mann ſie aber ſolten 
geopfert werden, pflegten fie folche zu erſt genau zu befichtigen , ob fie auch zu Dem Dpfer taugeten oder 
nicht 5 dann wann fie an dem Seib ein einiges ſchwarzes Haar antrafen, wurden fie alfobald für unrein era 
kannt. Wann aber ein ſolcher Stier zum Dpfer geſchickt war: banden fie ihm ſogleich einen Strick von 
Baſt an die Hoͤrner, und zeichneten ihn mit einem auf Siegel Erde gedrucktem Pitſchier; und wo ſich 

einer unferftunde einen Stier zu opfern , welcher nicht alfo gezeichnet war ; fo hatte er das Seben verwirket. 
$. 3. Die Opfer felbften wurden auf folgende Weife verrichtet. So bald der Stier, an dem fich 


vorbeſagte Zeichen befanden, zu dem Altar gebracht worden , zuͤndeten fie einen Scheiterhaufen an, und 


goffen dem Opfervich etwas Wein auf de e ihr Gebet verrichteten , ihn ſchlachteten, dem— 
felben den Kopf abhieben, und dem ll. abzogen, Wann fie darauf über dieſen abs 
gehauenen Kopf allerley Segenfprecyen verrichtet hatten , trugen fie ihn auf den Marft und verkauften 
ihn an die griechifchen Kaufleute , die fic) befonders zu gewifler Mer Zeit in Egypten einzufinden pflege 
ten ; mo aber feine dergleichen fremde Kaufleute vorhanden waren, warfen fie denfelben in den Fluß. Die 
Verwuͤnſchungen oder Segenfprechungen , welche fie damit —— geſchahen ungefaͤhr mit folgenden 

orten; WO irgend ein Unglück oder goͤttliches Bericht entweder uͤber denen, ſo das 
Opfer verrichten, oder über ganz Egypten fehweben folre, ſo möchten es die Goͤtter über 
diefen Ropf kommen laffen, Und daher wolten die ne felbft von dergleichen Kopf nicht Fr 

rf2 


4 


2) Kirchers feine Einbildungskrafft iff fo | 8 eingebildeter Schriften und Denfmale, gegeben hat. 
bie beutlichften Beyfpicle Fe ar a i) —* der erſte Theil der allgem. Welthiſtorie 
Erklaͤrungen die er bon manchesiep Arten alter tpeild mit mebrern nachjufehen: 

















LXXI 


208 Des zweyten Buchs zweytes Capitel. 


Fr 64 Die Wahl und Berbrennung biefes Opferviches geſchahe nicht in alfen Tempeln auf einerley 
Weiſe. Wann fie der Iſis ein Opfer bringen wolten, ftelleten fie vorher ein Faſten an, und fodann wur« 
be das Opfervieh nad) verrichtetem Geber abgefchlachter , und demfelben die Haut abgezogen. Ferner 
wurde es ausgenommen und anftatt des Eingeweides, Brod, Honig, Weintrauben, Feigen, Weyrauch 
und Myrehen, nebft andern Gewürz Hineingefteckt ; woben fie zugleich den Hals, die Buge und Schenkel 
abhackten, und es ſodann verbranntken, und-eine groſſe Menge Del in das Feuer goflen, In währendem 
Opfer fchlugen fie fi) untereinander mit Peitfchen oder Geiſeln und hielten darauf von dem Reſt des- übria 
gen Fleiſches eine Opfer - Mahlzeit, Gleichwie aber die Egyptier die Ochſen und Stiere , ohne Anftand 
zum Opfer gebrauchen fonten ; alfo durften fie im Gegentheil Eeine Kühe opfern, weil diefelben der Göttin 
Iſis gebeiliget waren. Weil aber die Egyptier von den Öriechen in Anſehung des Gottesdienfts in vielen 
Stücken unterfchieden waren ; fo hatten diefe beyde Völker einen ſolchen Wiederwillen gegen einander, daß 
ſich nicht nur Fein Egyptier oder Egyptierin von einem Griechen, wann fie zufammen kamen, kuͤſſen liefa 
fe ; fondern ſich aud) Feines Meffers, Topfs oder andern dergleichen Geſchirrs, bedienete, welches einem 
Griechen zugehörete ; ja fie aſſen fogar feinen Biſſen von dem Dpferfleifch , warın es mit einem Griechie 
fchen Meſſer oder Beile zerfeger worden. Wann irgend ein Rind verreckte, begruben fie es auflerhalb der 
Stadt ; wann aber eine Kuh ftarb, warfen fie ſoiche in das Waſſer. 


$. 5. Unter den Feſt Tagen, deren von den Egyptiern gar viele gefeyret worden, find ſechſe, vor 
andern, befonders merkwuͤrdig. Das erſte Feſt, fo der Diana zu Ehren zu Bubaftis gefeyert wurde, war 
unter allen das gröfte, welches mit groſſen Geremonien begangen wurde. Das andere wurde zu Buſiris 
ber Iſis zu Ehren gehalten ; wo dieſe Göttin einen prächtigen Tempel hatte. Das dritte wurde zu Sais 
der Minerva zu Ehren angeſtellet. Das vierte zu Heliopolis der Sonnen zu Ehren, Das fünfte zu 
VButis, zum Dienft der Latona, und das fechfte zu Papremis dem Mars zu Ehren, Wann fie in Bus 
basis zufammen kamen, begaben ſich Männer und Weiber zu Schiff; da unterwegs von den Weibern 
einige mit geroiffem Klapperwerk fpieleten , andere aber fungen und mit den Händen Elarfchten, Wann 
fie vor einer Stadt oder einem Ort vorbey fuhren, und fie einige Weiber an dem Geftad gewahr wurden: 
riefen ſie denjelben die empfindlichften Schmaͤhworte zu, und entblöfeten ſich bisweilen fogar gegen diefel- 
be auf eine ſchandliche Art. Wann fie in die Stadt Bubaftis ſelbſt famen, fo brachten fie veichliche Opfer, 
wobey mehr Wein aufgieng , als fonft in einem ganzen Jahr ; fintemalen die Zahl derjenigen , welc)e ſo⸗ 
thane Wallfahrt anftelleten, ſich bisweilen auf mehr als 700000. Menfchen, die Kinder nicht mit einges 
rechnet, foll belauffen haben, Bey dem Feft zu Bufiris pflegten fich die Weiber nach verrichtetem Opfer 
felbiten zu geijeln , worinn fi die Carier vor andern bervorthaten ; die fich die Stirn mit Meffern ger⸗ 
risten. Das zu Sais gehaltene Feſt wurde zu Nacht bey brennenden Laternen, die mit Del, fo mit Salz 
vermifcht war , angefüllet worden , gefeiert ‚ und wurden zu gleicher Zeit in ganz Egypten Saternen anges 
zündet. Zu Heliopolis und Butis gieng auffer den Opfern nichts befonderes vor. Aber zu Papremis wa⸗ 
ron die Opfer mit einer fehr abentheuerlichen und graufamen Ceremonie verbunden. Etliche wenige Price 
fter fezten um folche Zeit den Goͤtzen, der in einem hölzern und inmendig verguldieten Häuslein zu ftehen 
pflegte, mit dieſem Behälter auf einen Wagen mit vier Rädern, woben die Priefter meijtens mit ſtarken 
Keulen verfehen , und von ungefähr taufend Mann begleitet waren , welche alleſamt gute Prügel bey ſich 
hatten. Sobald fie nun an den beſtimmten Ort gefommen waren, und den Bösen famt feiner Cavelle in 
den dafigen Tempel bringen wolten, entftund zwiſchen der Prieſterſchaft und den taufend Mannen, welche 
leztere jene exitere von ihrem Beginnen zuruck zu halten trachteten, eine ſolche Schlaͤgerey, daß viele mit 
blutigen Köpfen davon Famen ; wiewohl man behaupten wolte , daß aus einer befondern Vorſehung nie ⸗ 
malen ein einiger an dergleichen empfangenen Wunden geſtorben ſeye. Dieſe Umſtaͤnde haben wir aus dem 
Herodotus, mit deffen Erzehlung aber andere Schriftfteller nicht überein fommen ; als von dem Ges 
braud) des Weins, da andere vorgeben, daß folcher den Egyptiern gänzlich feye verboten gewefen ; went 
nicht die Zeit manches geändert hat. 


$. 6. Nun iſt das naͤchſte, daß wir auch einige Abdrucke von den Egyptiſchen Prieftern , wie ſol⸗ 
che bie und da in den Runfttammern angetroffen werden, mittheilen, Einer der merkwuͤrdigſten ift, den 


wir Tab. LXXIX. eg 1. und 2. von der linken und: rechten Hand vor Augen fehen. Er ift ganz nas 
Sch 


ckend, auſſer, daß die Schenkel mit einem kurzen Schurz bedecket ſind; die Hauptzierde iſt beſonders, da 
die uͤbrigen insgemein mit einem ganz kahl abgeſchornen Kopf erſcheinen; dieſe aber aus hohen Aufſatzen be⸗ 
ſtehet, dergleichen man auf Muͤnzen und andern Egyptiſchen Denkmahlen fieher ; das merkwuͤrdigſte das 
bey iſt, dab er gekrauste Haare hat; mit beyden Händen faffet er einen Altar oder gewiffe Art eines Tifches 
an , welcher demfelben bis an den Gürtel gehet, von dem verfchichene Stricke herab hängen , an welche 
auf der einen Seite ſechs Vögel, fo die Geftalt der Gänfe haben , auf Yer andern aber einige Fifche mit 
Blumen und Blättern veft gemacht find. Was diefes alles bedeute, laͤßt ſich nicht gewiß fagen; Sonft 
find die Ganſe in Egypten vielfältig zum Opfer gebraucht worden, Fig, 4, und 5, folgt ein anderer Prie⸗ 

ſter 


J 
— 








Jab. LXXIX. 


Yu 


BIER 





le President B 





— ——— tus ex utroque latere .5,4.Saberdos velJdolum Aegyptiur maparte antca etpostica - 
j 2 > Saverdotes Aegypti: 7 Muher Aegyptia a saxum tenens mysterio ignoto.8,9 . — — 
——— tenentes. 10.12. Sacerdotes Öuo alı, quorum. alter capıtıs ornatu ması- 


me co f 4 ‚nm. ’ 2 — 
——— Sacrificium, quo anser immoları videtur . 























Von den Prieftern und Opfern der Egyptier. 209 


fer (wenn man es nicht für einen Goͤtzen hält) woran allerley ungewöhnliche Dinge zu fehen. Auf dem 
Kopf bat er ein groffes Trinfgefchier, welches etwas vertieft zu feyn fheinet, um es defto beffer auf zuſe⸗ 
gen : an dem hintern Theil find zwey ſchmale Baͤnder, dergleichen fonften an ben Dilchofs- Kappen zu 
fehen. Unter dem Kien fiehet man gleichfalls ein etwas langes und jugefpißtes Band, dergleichen die Egy— 
ptifchen Priefter und Götter zum öftern tragen, die zuweilen einen fpigigen Kragen vorſtellen. Derglels 
en Halskrägen mit mehrern Zaden wir bereits oben an der Iſis gefehen haben. Mitten um den Leib 
hat er einen Guͤrtel, dergleichen Baͤnder auch um die Arme geleget ſind; der untere Leib iſt mit einem 
kleinen Schurz oder Niederkleid bedeckt; der Stuhl, worauf er ſitzet, iſt mit Hieroglyphiſchen Zeichen be⸗ 
ſetzt. Der Prieſter, welcher Fig. 5. mit aufgehabenen Händen auf den Knien lieget, hat einen fahlen 
gefchornen Kopf, daran man die Egyptifchen Priefter fonft vor andern kennet. Das Original iſt in dem 
Eabinet des Heren Foucauit. Der folgende Fig. 6. iſt aus einem zu Nom befindlichen Cabiner, und 
vom Cauceus zu exit befannt gemacht ; er ift von dem erften wenig unterfchieden ; auffer daß er einen 
Kragen an dem Hals hat, der über die Schultern haͤnget; in der linken aber hält er ein Ereuß oder die 
gur. Die folgende Fig. 7. zeiget eine Priefterin, velche auf den Knien lieget, und einen groflen Stein 
vor fich hält. Der nachfichende Priefter, fo Fig. 8. auf einem Stuhl ſitzt, hält eine Rolle Papier, dare 
auf vielleicht die Geheimniffe geſchrieben gewefen. Eben dergleichen hat aud) ber folgende, ‚Fig 9. der 
aber fein abgefchornes Haupt mit einer Miüße bedecket. Fig, ro. und IT. ſtellt ohne Zweifel auch zween 
Prieſter vor, deren erfterer beide Hände verloren hat; der andere aber hält ein rundes Gefaß in beyden 
Händen , und hat auf dem Kopf einen fehr hohen und ungewöhnlichen Auſſatz Endlich fügen wir Fig. 
12, eine Vorftellung von einem Opfer bey , welches der berühmte Herr Maffei für ein Sgyptiihes an- 
gibt, weil dem äufferlichen Schein nad) hier eine Gans zum Opfer abgefchlachtet wird, fo bey den Egyr 
ptiern eine ſehr gewöhnliche Sache war. 


Daß dritte Tapitel, 
Bon den Tempeln 1) und Obeliscis der Egyptier. 
§. I 


ev Ordnung gemäß ift nunmehro Zeit, dag wir auch von ben Tempeln ber Egnptier etwas weniges 
gedenken. Es waren dieſelbe nach der Beſchreibung des Strabo Bud) 17. folgender maffen eins 
> gerichtet, Vor dem Tempel war ein groffer gepflafterter Platz, der drey bis viermal länger als 
Di "ar, und den man den groſſen Zugang Jpopor (dromon) oder Eurfum zu nennen pflegte. Zu 
eiden Seiten diefes langen Zugangs fahe man verfchiedene Sphinges, die je in einer Weite von zwanzig 
und mehr Ellen von einander gefegt waren. Hinter diefen Sphingen war ein groſſer Vorſaal, und weis 
ter hinein noch zween andere, Doch Hatten nicht alle und jede Tempel gleic) viel von dergleichen Sphingen 
und Vorfälen. Hinter diefen Borfälen war das Schiff und fodann weiter das aller innerfte des Tem⸗ 
pels, welches ‚gar nicht groß zu feyn pflegte, Anſtait ber Goͤtzenbilder hatten fie insgemein das Bild ir⸗ 
gend eines Thiers ; oder auch gar Feines. Neben dem Schiff, waren zween Flügel oder befondere Zellen, 
die von jenem durch befondere Mauren unterfchfeden waren ; auf welchen groffe Statuen von grober He⸗ 
truſciſcher Arbeit ſtunden, die den alten griechiſchen Figuren fehr nahe kamen. Weil wir aber die Abfchils 
berungen von diefen Tempeln bisher nirgend angetroffen haben : fo Fönnen wir auch Feine mitrheilen ; doch 
bat man bier und da noch einige Ueberbleibfeln ; es ift glaublich , daß , wie bie Egyptier überhaupt ſehr 
aberglaubifc) waren, fie auch viele Tempel werden gehabt haben, 

G. 2% Nichts war zu den alten Zeiten gemeiner in Egypten, als bie fogenannten Obelisci, 2) oder 
hohe Seulen, die meiſtens viereckicht waren, und welche nicht nur in den Städten, fondern auch bin 
und wieder auf dem Sand zur Zierde aufgerichtet und mit afferley Hieroglyphiſchen Figuren bezeichnet 
waren. Die geöfte ſtunde vor dem weltberümten Egpptifchen sabyrineb, der nach dem Zeugniß des Plinius 
bundertmal geöffer als der in Creta ſoll gewefen feyn, Yufler diefem hatten fie viele kleinere, wekhe ie 

Ggg nicht 


7) Von ben Tempeln der Eghptier 55x. dag unter andern Merkwiirdigfeiten, Seite 
Theil 1. $. 541. dem der Iſis al: ya Kal von den 4. Dbelisten, fo Siftus der 5, 
ben zu Theben, ©. 596. £ wieder aufrichten laffen, darunter der hier befchrier 

2) (des berühmten Heren Prof. Boſen in Wittenberg, bene mit ift, handelt, und noch einige Schriftfteller 


commercium epiftolicum de Obelifco Sefoftri- meldet , fo denen im der Welchiftorie Theil x. 


dis Augufli etc. fo durch Vorfehub einiaer Gens 372. B.), beisufügen. 
ner auswaͤrts zu — gend worden, —— 



































210 Das dritte Bud) 


nicht nur in ihren Tempeln, fondern aud) in ihren Häufern und Haus» Capellen aufrichteten. Unter allen 
denjenigen , welche noch heut zu tag übrig find, if derjenige, welchen der Egyptiſche König Rameffis zu 
Theben foll gefeget haben , und der fich heut zu tag zu Nom befindet , der gröfte. Als Conftantin der 
Groffe, denfelben von Theben nad) Conftantinopel wollte bringen und dafelbft in dem fogenannten Hippo⸗ 
dromus (einer Rennbahn) aufrichten laſſen, ſolche auch bereits nach Alerandrien gebracht worden, der 
Kaiſer aber darüber verftorben war: fo iſt diefelbe dafelbft verbiieben , bis fie fein Sohn Conſtautius 
nad) dem über den Magnentiug erhaltenen Sieg, nach Rom überführen liefje. Nachdem aber diefer Obe⸗ 
liscus , wie viele andere alte Denfmale durch die Länge der Zeit in Verfall geraten ; fo ließ der Pabft 
Sixtus 5. denfelben vor der Lateraniſchen Kirche wieder von neuem aufrichten ; welches um fo viel leichter 
gefcheben Fonte, weil derfelbe in viele Stücke zerbrochen war, die mit geringerer Mühe wieder konten auf 
einander gefeßet werden , als warn man die ganze Saft auf einmal hätte in die Höhe richten müffen. Die 
Abſchilderungen davon laffen wir hier mit Fleiß weg, weilen nichts merfwürbiges daran zu fehen iſt, als 
die vielen Hieroglyphiſchen Figuren, womit diefer Obeliscus auf allen vier Seiten befeget ift ; die aber niche 
zuverläflig genug ausgelegt werden Fönnen, s 


Das dritte Buch, 
Bon den Abrareiichen 1) Ziguren. 


$. I 


er hätte ſich immer vorftellen koͤnnen, daß der abfcheuliche Aberglaube der Egyptier endlich fo gar 
auch unter Chriften einen Plag finden, und mit derfelben Religion vermifcht werden ſolte. Und 
doch ift es geſchehen, daß in dem andern Jahrhundert nach Chrifti Geburt verfchiedene Keger, 
welche in der Kirchenhiſtorle unter dem Namen der Gnoſticker, Bafilidianer und VBalentinianer , bekannt 
find , den wahren Gottesdienſt mit dem Irrglauben und Gögendienft der Heiden; befonders aber der Egy⸗— 
ptier, Griechen und Römer, vermengeten, und alleriey aberglaubifche und heidniſche Figuren auf gewiſſe 
"Steine ſchneiden und graben lieſſen, welche fie dem einfältigen und unverftändigen Voik als Amulete und 
Berwarungs- Mittel anpriefen,, die fie am Hals trugen, und dadurch gegen allerley anftectende Krankheiten 
gefihert zu ſeyn, und ihre Geſundheit gefichert zu haben, glaubten. Daß fich aud) diefer Aberglaube fehr 
weit ausgebreitet Habe, Fan man unter andern daraus ſchlieſſen, weil dergleichen Amulete und Steine, hier 
und da in fehr geoffer Menge aufbehalten werben. Sie bedienten fid) dazu allerley Orientaliſcher Edelges 
eine , als der Carniolen, des Jaſpis, der Amerhyften , bes Egyptiſchen Bafaltes oder Eifenfärbigen 
Narmors, des Achats, und dergleichen, von mancherley Farben und Arten; Es fehlete nicht an Aerzten, 
welche diefelbe als ordentliche Arzeney · Mittel wieder allerley Kranfpeiten, und Unfruchtbarkeit der Weis 
ber 2c. vorſchlugen. Und findet man Nachricht, daß diefer Aberglaube fich in Gallien, Spanien, Yta« 
lien und andere europäifche Laͤnder ausgebreitet habe. Bielleicht trifft man noch hier und da unter folchen 
geuten , welche auf allerley Segenfprechereyen und zauberifche Mittel erpicht find , gewiſſe Ueberbleibfen 
davon an. 
$. 2. In den Sammlungen ber alten Seltenheiten werden hin und wieder fehr viele von dergleichen 
Steinen angetroffen , welche vielfältig mit den mancherley Namen des wahren GOttes, als Tao, welches 
eben fo viel, als Jehovah feyn foll, Sabaoth, und Adonai, fehr oft auch mit dem neugemachten Namen 
Abraxas, bezeichnet find. Die Bilder, fo auf denfelben pflegten eingegraben zu werden, find meift Habe 
nen, Hunde, wen, Affen, Sphinxen, die Iſis, der Dfiris, Serapis, Harpocrates, Canopus, Käfer 
und fonft allerley Dinge, welche die Egyptier göttlich verebret haben, Und weil der Name Abraras auf 
fehr vielen von folchen Steinen angetroffen wurde, fo gelhahe es, daß man nachgehends die Steine felbft 
Abraras nannte. Wir wollen ung jeßo nicht bey demjenigen aufhalten , was einige von den alten Kite 
chenvätern, Irenaͤus, Terrullianus, Hieronymus und Auguftinus , von diefen Abraxis geur⸗ 
theilet haben, fondern nur diefes melden, daß einige ſich eingebildet haben, daß warn man den Buchſta⸗ 
ben , woraus das Wort Abraras beftehet , gewifle Zahlen zueignete, man die Zahl 365. ſo viel nemlich 
Tage im Jahr gezehlet werden, herausbringen koͤnne; dergleichen Zahl auch einige in dem Wort Mith⸗ 
ras wolten gefunden haben. Dem feye aber wie ihm wolle, fo iſt diefes gewiß , daß jene unächte Chriften 
unter den beyden Worten Abraras und Mithras, die fie zum öftern zufammen fegten, die Sonne ver- 
ftanden 


1) Mehr Schriftfteller führt Fabricius an in biblio- diis fyris. fynta ..c 2. beisufügen. 
) grapbia antiquaria ©. 433. denen Seldenus de ben a 










Tab. LXXX. 





UITAN 
TOPH 








Y BIC 


\ 
\ 
S.Genenewe: 





eschtbentes.2,9,5]] 2 


nem velfiguram, 









— — — — 
———— — — — — — — — — — — — 
— — — — — — _—. I — =. — — — — — —— 


Tab. LXXXL 






j WR / 
EI Fr MA 





a 2 _ 





TAwyN 
/ABPACcANR 
[AA WNATAN 
|TTON ONOMN 
AACZIAIAYE 
NAMITE $YA 
NEATE OYz/ 


















/MANT 
/OC KARKRH 
OYAAI| 


a - me me man nn: 2 a nn 







Derentes.2.0) Sphingem alatam,s. BSumiam,qV.figuras hominumDeorumgque referentes e.c. 
Solem ‚5; Solem et.Lunam 6.Jsidem ‚7. Fortunam,S. (Carpocratem,g.Jovem.ıo.Mercurium,u PDranam.12. Conopumay. 
I Inseriptiomes ob 5 ‚fiquris. 25.etVll. ‚formas msolitas et portentosas habentes, 16 et.1:7. 


SHominemn alatum, 24.1 





Kon den Abrageifhen Figuren. 211 


fanden haben, und in dem Wahn geſtanden, daß Chriſtus, die Sonne ber Gerechtigkeit, eben die fürs | 
perliche Sonne feye, die wir an dem Himmel fehen. 
$. 3. Alle diefe Edelgefteine und Amuleten laſſen ſich in fieben unterfehiebene Elaffen eintheilen. Zur 
erften rechnen wir diejenigen Figuren, die einen Hahnenkopf haben ; zur andern diejenigen, die entweder 
einen ganzen $öwen vorftellen, oder wenigftens den Kopf von einem Loͤwen haben, denen zum öftern ber 
Name Mithras beygefüger ift ; die dritte Claſſe begreift diejenigen, welche den Serapis oder wenigitens 
A deffen Namen zu erkennen geben ; zur vierten gehören diejenigen , auf weldyen das Bildniß des Anubis, 
1 ober eines Käfers, einer Schlange, Sphingis oder eines Affen zu ſehen ift ; auf Denen von der fünften 
H Claſſe zeigen ſich mancherley menſchliche Öeftalten, bald mit Fluͤgeln, bald ohne Fluͤgel; die ſechſte Claſ⸗ 
} fe begreift alle die Steine , auf welchen bloſſe Auffchriften ohne Figuren zu fehen find ; Die fiebende end« 
| lic) ftellet allerley wunderbare und felzfame Figuren vor, 
$ 4. Die Abrarä von der erften Claſſe, weldye uns alferley Figuren mit einem KHahnenfopf vora 
ftelfen, fehen auffer diefem Kopf bis an die Schenkel insgemein einem Menfchen gleich, der feine ordent« 
liche Bruft, Arme und Hände hat, die anbey in der einen Hand einen Schild, in der andern aber eine 
Peitfche, halten, deren Leid zugleich mit einem Panzer bedecket ift ; anſtatt der Schenfel und ‘Beine find 
insgemein zween Drachen: oder Schlangen » teiber, an welchen der Kopf das Ende iſt; über das ftehet das 
Wort Sao insgemein auf oder neben einem Schild, oder fonft ; den Namen Abraras aber finder man ſel⸗ | 
| ten auf Denfelben ; und no er irgend gefeben wird, jteht er doch nicht auf Der Seite, mo DIE Figur ftehet, - | 
fondern auf der andern Seite, Der Hahn iſt ohne Zweifel das Zeichen der Sonne, welche eine Peit« | 
ſche fuͤhret, um die Pferde, die man ihren Wagen vorgeſpannet, fortzutreiben; Daß aber der Sonne | 
bier ein Hahnenkopf zugeeignet wird, koͤmmt ohne Zweifel Daher , weil dieſer Vogel mit feinem Geſchrey 
den Aufgang der Sonne oder den Aubruch des Tags zu verfündigen pfleget. Ale diefe Figuren mit einem 
Kahnentopf gehen entweder auf die Sonne ſelbſt, welche jene alte Keger für Chriſtum hielten , oder auf 
beren Einfluß und Wirkung in die andern Geſchöpfe; wie die meiften andere Egyptiſche Bilder, Mit 
diejem was bier gefagt worden , Fan Fig. 1. 2. und 3. det Tab, LXXX. zufammen gehalten werden, "Tab, 


unter welchen Fig. 2. wegen der Namen verfchiedener Engel , als Michael, Gabriel, Uriel, Ra⸗ LXXX. 


pbael, Ananael, Proforarl befonders merkwuͤrdig iſt. 5 
5. Die jur andern Claſſe — fſiellen entweder einen ordentlichen Löwen in feiner völligen 


Öeftalt vor, wie Fig. 4. oder die Geftalt eineg Menfchen, mit einem $ömenfopf und zwo Schlangen, ans | 
ſtatt der Füffe, wie Fe $. ober aber br Geſtalt Schlange, mit einem Loͤwenkopf, wie Fig. 6. Der | 
erſte dowe Fig. 4, mag auf die Hiftorie Simfons abjielen , der einen Löwen zerriffen hat , in beffen Leib 
hernach ein Bienen » Stock und Honig angetroffen worden. Jene alte Ketzer verſtunden zwar unter dem | 
wen auch den Mithras oder die Sonne ; da fie aber das Heidenthum mit den bibliſchen Nachrichten vere | 
a fo haben fie mit diefem Sömen zugleich auf die Beſchre bung Chriſti gefeben „ DAN bie Heil, 
3 ift von demfelben Apocal. 5, fprichr: fiebe, es bat überwunden der Loͤwe, welcher 
aift von dem Gefchlecht Juda, Die ste Figur, welde in ber einen Hand einen Schild , in 
der andern aber ein Schwerd hält, bat ihre Abſicht auf den bey ben Poeten befannten Riefenftreit ; wie 
dann die Auffchrift einen folchen bedeutet, der einen Niefen erieget, Bey der Fig. 6. ſteht auf der ars 
dern Seite das Wort XNOYBIC, fo vielleicht Anubis 2) heiſſen foll, 2 
$. 6. Zur dritten Claffe haben wir diejenigen Figuren gerechnef , auf welchen entweder Serapis 
felbft,, oder wenigftens defien Name zu fehen ift, Won der legten Art ift Fig: 7- welche wir von dent 
vn Tapello, einem Venetianifchen Rarhsheren , Haben, auf welcher ſich bie auf der Lotusblume figen« 
de Jfis, vor welcher ein Affe oder Cercopithecus ftehet yeiget, mit der Umfchrift : eis zeis Zuauıc, dei. 
ein Jupiter Zerapis; von der erſten Art find die invo folgende Fig, 8. und 9. in deren erfteren See 
— rapis den dreykopfigen Hoͤllenhund Cerberus vor ſich hat, womit zugleich beſtaͤtiget wird , daß Serapis 
von einigen für den Pluto gehalten worden. In der andern hat Serapis das KRornmaß, wie gewöhnlich, 
F | auf dem Kopf, mit der Griechiſchen Auffchrift: duamiaasse, d. i. ſchuͤtze Oder behuͤte, woraus erhel« 
N let, daß diefe Amuleten ben Menfchen als Mittel wider alles Unglück ſeyen gegeben worden. 
m $. 7. Zur vierten Elaffe rechnen wir die Figuren, auf welchen Anubis, ein Käfer, Schlange, Sphinx, 
) 








Affe ıc. erfcheinen. Einen Anubis fehen wir Fi 12. Einen Käfer, vor welchem infonderheit | 
die Bafilidianer groffe Sun —— 5. Schlangen Tab. LXXAXI Fig. 1. und 2. Tab, | 
fi unser welchen die erſtere Fig. 1. deren Urbild in unferm Cabinet ift, befonbers merkwuͤrdig iſt; indem fie XXXI. 

N von dem Kopf bis an den Gürtel die Geftalt einer Schlange hat, nach dem unfern $eib aber ein Menſch 

Re ift. Die Umfchrift laͤſſet fich weder leſen noch verftehen, Fig. 2 ift vom Chiffler bekannt gemacht, auf 


m liber nouus jur Deventer 1652, Seite | 


welcher über der Schlange der Mond und unter derfelben ein dom Stern, zu jehen ift, Die m 
— 99 2 
2) Daß X. und A. nicht felten in alten Schriften ver, feruationu ter H 
wechfelt worden, hat Bronoviugangemerket ob- 5a. baß es aber auch bier geſchehen / iſt nicht gewis. 

















212 Das dritte Bud. Von den Abrareifchen Figuren. 


und Affen Eommen auch hier und da zum DVorfchein. Fig. 3. fehen wir eine geflügelte Sphingem , vor 
welcher eine aufgerichtete Schlange ſchwebet, die auf dem Kopf einen Egyptiſchen Auffas hat. Auf dem 
Revers diefes Steins iſt eine Traube mit der Umſchrift: Hon. PA Tx. BIB. welcyes nad) der Deutung 
Molineti fo viel, als Honori patris Biberi oder vielmehr Liberi, heiffen foll; dann es nicht ohne Bey⸗ 
fpiele, daß L. in B. verwandelt wird. Dben Tab. LXXX. Fig. 6. haben wir einen Affen gefehen, und 
bier Fig. 4. haben wir nod) einen andern vor uns, der die Sonne zu verehren ſcheinet. Die Umfchrift 
iſt nicht wohl zu Jefen, noch zu erklären. 

$. 8. Zur fünften Claffe haben wir die Steine gezählee , welche dieſe Abraras unter einer menſch⸗ 
lichen Geftalt zeigen. Auf einigen find die Darauf gegrabene Menfchen oder Götter geflügelt , auf andern 
aber nicht; und jene haben bald zween, bald vier , bisweilen fechs Flügel, Der erſte Fig. S- bat feine 
Flügel und ftelle die Sonne vor , deren Haupt mit Strahlen umgeben iſt; in der linken hält er eine Peit- 
fche für die Sonnen: Pferde ; die Umfchrift iſt unleſerlich und dunkel, auf dem Revers aber ſteht das Wort 


XEPOYBI, fo einen von den Cherubinen anzeigt, von denen jene Ketzer auch viel gehalten haben. AUf 


der folgenden Fig. 6. fehen wir die Sonne und den Mond zugleich. Fig. 7. ftelfe die auf der Lotusblume 
ſitzende Iſis mit einer Spießruthen vor. Fig. 8. ſehen wir die Goͤttin des Gluͤcks mit einem Fuͤllhorn 
und Steuerruder; Fig. 9, den Harpocrates der in der linken Hand einen Lorbeer-Cranz hält. Fig. 10. 
haben wir den Jupiter mit dem Zeichen des Schügen und anftatt der Umfihrift das Wort Saraviel; gleich« 
wie dem Mercurius Fig, 11. der Name Michael, und der Diana Fig. 12. der Name Gabriel behgefuͤ⸗ 
get it. Fig. 13. haben wir einen Canopus , von dem ringsum Waſſer ausgegoffen wird, Ein Bey⸗ 
fpiel von einem geflügelten Menſchen gibt Fig. 14. Wann diefe Abrareifche Figuren auf die Sonne abs 
zielen, fo ift es leicht, die Flügel von ihrem geſchwinden auf zu erflären. 
$. 9. Zur fechften Elaſſe haben wir diejenige Steine gerechnet, bie auf beiden Seiten nichts als eis 
ne bloffe Auffhrift, ohne einige andere Figur, haben. ‚Bon vielen andern, bie wir hieher fegen Fönnten, 
fiennen wir nur einen einigen, aus dem Cabinet der Heil, Ocnevieve Fig, 15. defien Aufſchrift beſonders 
mertwürdig, auf beyden Seiten zufammen alfo zu leſen iſt: Ian, ABPACAC AAnNAI ATION ONOMA, 
AESIAI AYNAMEIC ®YAAHATE OYEBIAN IIAYAEINAN ATIO DANTOC KAKOY AAIMONOC, allwo in 
dem Wort OYEBIAN nad) dem E. *) ein I. mag ausgeblieben feyn , weil es eigentlich OYEızıan heiffen 
follte. Der Berftand diefer Worte it: Ds GOtt debaorh, Abrafas, ein heiliger Name und 
ihr geneigte Kraͤfte, bewahrer die Yıbiam Paulinam vor allen böfen Geifteen : woher aber 
malen erbellet, daß man den Leuten dergleichen Steine ald Mittel wider alle Gewalt böfer Geifter gegeben 
babe, und daß fie unter den Namen Jao, Abraras und Adonai gewiffe Kräfte verftanden Haben, welche 
Das Heil der Menfchen beförderten. 
$. 10. Die fiebende Claſſe diefer Abrareifchen Amufete begreift ſolche Steine , in welche allerley 

felgame und Mipgeburten ähnliche Figuren eingegraben find, dergleichen Fig. 16, und 17. zu ſehen find; 
deren Aufſchrift nicht mag erkläret werden. Yon eben diejen alten Gnoſtikern und Bafilidianern fommt auch 
das beruffene Zaubermittel Abrafadabra , deffen fie ſich ehedeſſen wider das Fieber und andere Kranfheis 
ten, bedieneten ; davon einer, Namens Serenus Zammonicus, folgende Befchreibung macht, und den 
Kath gibt, daß man diefes Wort, nad) dem Inhalt diefer Befchreibung, auf ein Papier fchreiben und dem 
Patiensen anhängen foll: 

infcribes chartae quod dicitur ABPAcCAAPPA 

Saepius, et fubter repetas, fed detrahe fummam, 

Et magis atque magis defint elementa figuris 

Singula, quae femper rapies, et cetera figes; 

Donec in anguftum redigatur littera conum: 

His lino nexis collum redimire memento. 

Talia languentis conducunt Vincula collo; 

Lethales abiget miranda potentia morbos, 


d. 1. febreibe Das YOore Anpacaanppa auf ein Papier öfters alfo untereinander , daß du 
an deflen End je einen Buchftaben nach dem andern abkürzeft , im Anfang aber das 
Wort immer um einen Buchflaben weiter bineinfchiebeft, bis es endlich die Geſtalt eis 
nes fpigigen Regels bekommt. Haͤnge diefes Papierlein in einem leinen Läpplein an 
den als; fo wird eine Wunderkraft die tödliche Rrankheiten vertreiben. Die ale 

Geſtalt 


*) E iſt im ſchreiben nicht ſelten file i ober ei geſetzet kommen. 
worden; weil ber Laut des e oft dem i nahe ger 





Kon den Göttern der Araber und Mohren. 213 


Tl wie dieſes Wort Abrafadabra nach vorftehender Vorſchrift auf ein Papier foll gefchrieben werden 
iſt folgende 

’ ABACAAAB A 
—— 

9 — — —— 
ABPACAAA 

ABpıiıcıA aA 


a nu 


2 AB 


; A 
Es fheinet aber, daß diefes Wort aus Abrafax hergeleitet ſeye, welches, wie bereits oben gemeldet 
worden, auf Steine gegraben worden, und die Kraft allerley Krankheiten zu vertreiben gehabt haben foll; 
dergleichen Aberglauben unter den Chriſten fat zu allen Zeiten in Schwange gegangen. 


Bas vierte Bud), 


Bon den Göttern der Araber, Erhiopier, Phoͤni— 
eier, Sprer, Perfer, Scythen und der alten Teutſchen. 


Das erſte Kapitel, 


Bon den Göttern der Araber, vor der Ankunft Mahumeds, 
und den Göttern der Ethiopier. 


SEIT, 


3 as die Araber 1) vor den Zeiten de P P e 
J i 8 Mahomebs für Goͤtter gehabt haben, laͤſſet ſich nicht ges 
IN — HerodorusL.z. En N davon alfo: er Araber wiffen von keinem 
weil Bächh 1. en als von dem Bacchus und der Urania. Sie ſcheeren die Haare, 
an den beunan aan nem abgefchornen Zaupt vorgefteller wird: fie febeeren auch Die 
vor, fie —* Schläfen Rebende Haat ab, und ihre gefeborene Haate itellen einen Kreiß 
Volles nennen den Bacchus Urot alt und die Urania Atilat. Mit dieſem Zeugniß des erde 
Jupiter a Steabo überein, weldyer L, 16. fagt, daß die Araber Feinen andern Gore als den 
Be Hi acchus angebetet haben; und dis beſtatigt auch Artianus, welcher meldet, daß die Ara⸗ 
immel und Bacchus angebetet; denn eg if auffer Zweifel, Daß unter den dreyen Namen, Zupts 


werden. Pbiloftorgins fa | i 
ſagt bey dem Photlus, daß die Homeriten, eine der vornehmſten Nationen 
unter Den Arabern, fenen befchnicten geivefen ; twelchen —3 fie von dem Iſmael, dem Sohn Abra⸗ 


Hbh 9.2. 

1) Bon den hier und c. 2. vorkommenden Gottheiten bibliographia p. 249. gemeldet worden, denen 

iſt Seldenus nachzufehen fyntagm. 2. c. > und noch die allgemeine Welchiftorie beyzufigen, 
4 auſſer andern Schriftfielern, fo in Fabrieis i 








I 214 Des Hierten Buchs erſtes Kapitel. 


$. 2. Den Gottesbienft der Ethiopier befchreibet Sreabo L. 17. p, 565. mit folgenden Worten : 
Sie glauben überhaupt zween Götter, deren einen, als den Urbeber aller Dingen, fie für 
unfterblich hielten; der andere aber , der fterblich, feye unbekannt und babe keinen bes 
fondern Namen; übrigens aber hielten fie alle die, von denen fie MWoblchasen empfiens 
| gen, infonderheit aber ihre Rönige und — für Goͤtter; die Rönige ſeyen ihre 
allgemeine Wächter, andere aber derjenigen befondere , denen fie Wohltbaten ebedem 
erzeige hätten. Unter denjenigen die an Der Zona torrida wohnen, feyen einige, die gar 
feinen Gott glauben und die Sonne bey ihrem Aufgang verfluchen, weil ihnen Derfel. 
| ben Hitze befchwerlich fiele, und fie gezwungen würden, deswegen nach den Sümpfen 
| und Pfügen zu flieben. Die Einwohner von der Inſul Mierse halten den Hercules, 
den Pan und die Iſis für ihre Götter; welchen fie annoch einen unbekannten barbaris 
De Gott beyfügen. Ihre Todren werfen einige in das Waſſer, andere aber behalten 
iefelbe in ihren Haͤuſern mir Glas eingefaße; noch andere ſchlieſſen ſie in ein irdenes Ge⸗ 
faͤh ein, und begraben fie bey ihren Tempeln. 


Das zweyte Capitel. 


| ®e [2 [3 

| i Bon den Goͤttern der Phönicier und Syrer 1), 

| | a $. I, 3 

\ ie Verehrung der Gögenbilder ift in demjenigen groffen Strich Lands, welcher Syrien genannt 
| wurde, und nicht nur Syrien an ſich, fondern auch Mefopotamien, Phönicien und das gelobte 
Sand unter fich begriffe, von walten Zeiten im Schwang gegangen. Die älteften von ſolch 1 de 
genbildern, welche befannt worden find, waren fonder Zweifel die Ceraphim, welchesaban, der Water ver 
Rahel, in feinem Haus gehabt hat, die ihm von diefer Tochter entwendet worden find, Insgemein hält 
man fie für £leine Bilder , welche fie in ihren Häufern als Hausgötter verwahret und verehret haben ; der» 
4 gleichen der Roͤmer Lares geweſen. Hieraus erhellet, daß bereits Laban dem Goͤtzendienſt ſeye ergeben ge⸗ 
9 weſen. Ya man lieſet fo gar in heiliger Schrift von dem Thara, dem Vater Abrahams ‚ vergleichen. 
ia Und weil diefer Gößendienft auch, ohne Zweifel durch obgedachte Rahel, in der Familie Jacobs wollte 
I fortgepflanget werden, fo Hat diefer fromme Mann diefelbe ı. Buch Mofe 35. 2-4, alle vor fic) bringen 
| | laffen, und famt ihren Dhrenfpangen unter einer Eiche, die neben Sichem ſtunde, vergraben. 

$. 2. In heiliger Schrift wird noch verſchiedener andern Goͤtzen gedacht; dergleichen waren Yeels 














ll phegor, welchen Hieronymus in feinen Anmerkungen zu Hoſeaͤ c. 9. fuͤr den Priapus haͤlt; auf welche 
il —55 er inſonderheit durch die ſchaͤndlichen Gebraͤuche, die bey dem Dienſt des Priapus vorglengen, 
u und durch die Schande , welche den Hebräern 4. Mofe 25, 3. beygeleget wird, mag gebracht worden feyn. 


il Andere find dem blofen Namen nach befannt, als Chamos, Beelzebub und Moloch, welche von den Moa- 
bitern angebetet worden. Was ferner den Baaloder Beel anlangt, deſſen bier und da fehr oft gedadıt 

wird, und deffen Dienft fid) faſt in dem ganzen Orient ausgebreitet hatte, fo wird derfelbe insgemein für 
der Heyden Jupiter oder Saturnus, ja aud) für die Sonne und die meifte andere Gottheiten gehalten. 
Einige find fo gar der Meinung, daß der Name Baal oder Beel allen Göttern gemein feye, wie das Gries 
| chiſche 04. und das Lateiniſche Deus, Gott; alfo daß Beelphegor, und Malachbelus eben fo viel heiflen 
| foll, als der Gott Ppegor , der Gott Malach. Won dem Bögen des Micha auf dem Gebirge Ephraim 
ll wiffen wir weiter nichts , als daß Micha demfelben in feinem Haus eine Capelle errichtet, und einen eige—⸗ 
IN nen Priefter beitellet habe, und daß dieſer Göge infonderheit von dem Stamm Dan ſeye herehre worden. 

| $.3. Die Philifter und Phönicier harten auch) ihren befondern Bögen, dem fie zu Azoth einen eige⸗ 
9 nen Tempel erbauet hatten, in welchem deſſelben Bildſeuͤle zu ſehen war. Als die Iſraeliten einmals von 
9 den Philiſtern beſieget wurden und die Labe des Bunds in diefer legten Hände fiele ‚ ftellten fie Diefelbe 
' in eben diefem Tempel neben das Bild ihres Gögens Dagon, als ob fie gleichfam dadurch ihren Gögen 
—9 als einen Ueberwinder des GOttes Iſraͤels darſtellen wollten, Allein da fie des andern Tags wieder in 
99 den Tempel kamen, ſahen fie, daß ihr Gög vor der Lade des Bunds auf der Erde Ing, Weil fie aber das 
| fuͤr hielten, daß diefer Fall ſich von ungefähr zugetragen hätte, ftellten fie ihn wieder. aufz wurden aber 
ll des folgenden Tags zu ihrer defto gröfferen Berwunderung geivar, daß Diefer Gög nicht nur abermal ume 
| geftürzt war, fondern ihm zugleich, das Haupt, Hände und Fuͤſſe abgeriffen waren ; worauf fie endlich 
merften, 











| 
| y) Von den Phönicifchen Goͤttern ſiehe allgemei i 
| : Welthiftorie Ba 2. 9.247. von den —— ct 











* 


Jab-LXXXI. 


au J i m 


— 


wer 


4 A | 
| 15 A 








BVSTERICHVS. 








an 


























I 2.Aglibolus Mr 7, — — = 

li hbelus, Ir Syrorum vel —— 2: 2-12: Di veler um Ggrma- 

303 — Ss fuere, 2. Chrodo. 3. Büsterichus: 4: Frono. 5. Frigha: 6. Porerith:z. Suanto - 
egAsST- 9: Swa. 10,11, 12. Klıns - 
































Von den Göftern der Phönicier und Syrer. 215 | 


merften, daß der von ihnen über die Iſraeliten erhaltene Sieg feineswegs ihrem Dagon zuzufchreiben 
ö feye ; welches auch durdy die an den fürwigigen Azothern ausgeübte empfindliche Strafe, und die 
wunderbare Zuruckbringung der tade des Bundes, weldye von zwo jungen Kuͤhen ohne allen Wegweifer 
jurucfgeführet worden, mit. mehreren befräftiget worden. Wir fehen aber zugleich Hieraus, daß eben 
h diefer Dagon eine menfchliche Geftalt gehabt habe, folgends denjenigen Fein Glauben beyzumefien ſeye, 
welche vorgeben, daß derfelbe die Geftalt eines groſſen Flſches gehabt babe; obwohlen wir dieſes nicht wi⸗ | 
derfprechen wollen, baß eben diefem Dagon die meiften Fiſche feyen geheiliget gewefen , und die Phönis 
cier folche in Hohen Ehren gehalten haben. Ubrigens hat Philo von Biblus ein ganzes Geſchlechts⸗ 
Regifter der Phönicifchen Götter, welches er nad) dem Zeugniß bes Euſebius in feinem evangelifchen Des 
weile, B.1. aus dem Sanchuniathon, foll überfeget haben, aufgezeichnet. Da aber viele Gelehrte 
noch) daran ziveifeln, ob jemalen ein Sanchuniarbon in der "Welt geweſen feye, fo ift auch alles Das, | 
was von ihm als Urheber herrühren foll, nicht alzu ficher. | 
5.4. Eine fehr. berühmte Göttin der Phönieier war die Aſtarte, welche in 9. Schrift Athos 
reth genennet wird. 1. B. der Könige ın, 5. und 33. wird derfelben gedacht, und gemeldet, daß | 
der König Salomon, ob er gleich der weiſeſte unter allen Königen gewefen , die jemalen gelebt has | 
ED fich durch feine Weiber, die er aus allen Landen und Religionen zujammen bringen laffen, dahin ha ⸗ 
oe verleiten laſſen, daß er ihnen zugefallen auch den Gögen geopfert; unter welchen aud) Die Aftarte, die 
infonderheit von den Gidoniern verehret wurde, geweſen ; und find viele der Meinung, daß die Benus 
oder Juno, darunter zu verftehen feye. Lucianus in feiner Dea Syria gibt fie für die Suna an, und 
fagt eben in diefer Schrift , daß fie die Europa, die tochter des Agenor gewefen. Auf den Münzen, die 
vor ters zu Derytus und Aelia Capitolina gejchlagen worden, wie aud) andern, erfcheinet diefelbe fehr 
* Einige Kenner der Altertuͤmer halten dieſelbe nad) dem Zeugniß bes Cicero de N, D. Ih, für die 
enus zu Biblus. Eben diefer Cicero 1. c. IL. nennt eine vierte Venus, welche Aftarte gebeiffen und urs 
fprünglich von den Tpriern herkomme, und mit bem Adonis zufammen gelebt, Sie wird bald mit einem 
folchem Haupt vorgeftelle, welches ringsum nad) Art der Sonnen, Strahlen von ſich wirft; bald aber ev» 
feiner fie mit einer Krone von Mauren-Zinnen; und hat einen Palms Zweig, einen Spieß, Schnecken, 
und Eentauren, als befondere Zeichen bey ſich; deren Erklärung wir andern uͤberlaſſen. 
— $. 5 Trb.LXXXIL Fig. r, legen wir ein vortreffliches Denfmaal 2.) vor Augen, in welchem zwey bes we 
la bh Götter der Syrer und Palmprener zufehen find, und deren einer Agiibolus, der andere aber 11a Lxxxll 
* elus genennet wird, Eben denſelben ift auch eine groſſe Benfhrift zugefüget,, die theils mit Griechi⸗ 
on £ le mit Palmyrenifchen Buchftaben ausgedruckt It. Diefer Marmor war vor diefem in den Care 
„genfien Garten zu feben, nun aber ift er in den Juitinianifchen Gärten bey der S. Johannis Kirche Im 
Kine Es finden ſich beyde an der Frone eines Tempels, welche auf 5100 Seulen von 0 
Zur vechten —— ruhet. Zwiſchen ihnen ſtehet ein Baum, den einige fin einen Fichten Daum halten. 2 
kaum an di et ber Gore Aglibefus, der in der Geftalt eines Zünglings in einem kurhen Kleid , wele 
en ie Knie veicher, vorgeftellet wird; er har über demfelben nod) einen Mantel, und in der linken 
S einen Furzen Stab; der rechte Arm abe t abgebrochen. Zur linken des Baums ſteht der andere 
Bi —“ der gleichfalls in der Serkall anes Juͤnglings erfcheinet , und eine Krone aus Strah⸗ 
an Haupt, ‚Übrigens aberein Kriegs Kleid anhat; an den beyden Schultern raget ber wache 
Ira man hervor; in der linken häft er einen Eleinen Stab oder Scepter, gleichwie an eben diefer Sei⸗ 
— von einem Seiten⸗Gewehr hervorraget. Den rechten Arm ſtreckt er gegen den in der Mitte 
Folgender es die rechte Hand aber bat er gleichfalls verloren. Die Griechifche Beyſchrift lautet 
Kyrıßaio xg) MarayBirw ara uik 
294 75 olyyov epyupoDv sur war) wol 
a@ridnne Tiros —R Muodwpor — 
Adpsavog TlaAuupnrog ix av idlov * 
Furnpiag durod nel Täs suußis „al Ton 
rinvor Klug ZMP yunvos neprris; 


in dem Wort wor iſt das Ma fire, 3 ben den Griechen nicht ungewoͤhnllch It. Ubrle 

gens hat es im feutfchen a Antibeluo und Nalachbelus, Göttern feines 
Vaterlands bar T. Aurelius Yeliodorus Sadrianus von Palmyrene, ein Bohn er ai 
Biochus aus Dankbarkeit für feine eigene, jene Stauen und feiner Binder Wob ig Fr 
i Hhb 2 


ae Zu nn ne * 


3) Dad unter andern auch Seldenus Syntagm. a. c. 2, erleutert. 


























216 Das vierten Buchs drittes Capitel. 


aus feinen eigenen Mitteln ein filbernes Denkmaal zu Ehren aufgerichter in dem Jahr 
547. ©) in dem Monat Perinus, Cs läßt fid) aus diefer Aurfchrife nichts, als der bloſſe Name 
dieſer Goͤtter erkennen, ohne alle Anzeige von ihrer übrigen Beſchaffenheit, oder Verehrung. Es ſcheinet, 
als ob der zur rechten Die Sonne, der zur linfen aber den Mon, vorftellen folle ; wie dann bey dem Malach⸗ 
belus hinter den Schultern der Mond hervorraget; daher man ſchlieſſen konnte, daß die Palinyrener die 
Sonne und den Mond Goͤttlich verehret haben, Sponius iſt der Meynung , daß die beyden letztern 
Soylben bolus 3) in dem Namen Aglibolus eben das bedeuten; was die Endfylben belus in Malachbes 


4 4 > 2 * * — 
lus anzeigen; welches man eben nicht in Abrede ſeyn wird, weil die Laute in den Orientaliſchen Sprachen viel⸗ 
Belus einerley waͤre. Die Krone 


fältig verwechſelt werden ; welchergeſtalt dann Baal, Bolus und 
nigs und Regenten; dergleichen der 
Name Malac) felbft bedeutet, dergleich 


und Scepter des Melachbelus find die gewöhnlichen Zeichen eines Kö 
Das dritte Kapitel, 


. Bon den Göttern der Perfer und Meder, 


RE 


bgleich einer von den neuern 1) Schriftftellern zu behaupten fucher, daß die alten Perfer wie die 
andern rechtglaubigen Menfchen nur einen einigen Gott geglaubet hätten ; fo gefteht er dennoch 
felbften, daß diefelbe zwey verfhiedene Principia angenommen , deren eines von fich felbft gewe⸗ 

fen und von feinem andern erfchaffen worden; das andere aber, welches die Welt genennet mirve ; 
jenem erftern feinen Urſprung zu Danfen habe; was aber die Bererung der Sonne und des Feurs an« 
langt, Die bey den Perſern üblich gewefen, feye ſolches nur eine äufferliche bürgerliche Ceremonie ges 
weſen. Wann wir aber die alten Schriftiteller und unter denfelben infonderheie den Herodotus, 
Strabo, Xenophon, Juſtinus, Curtius und andere mehr nachſehen: fo bezeugen dieſelbe al- 
leſamt einhällig, daß die Perfer die Sonne und das Feur vor Alters göttlich verehrer, und demfelben ges 
wiſſe Opfer gebracht haben. Das ältefte Zeugnig von der Religion der Perfer finder fich bey dem „es 
rodotus in feiner Clio wann er c, 1. 31. fagt: Die Perfer richten Beine Bildfeulen auf, bauen 
Feine Tempel noch Altäre, ja fie würden denjenigen für einen wahnwigigen Menſchen 
halten, welcher dergleichen vornehmen wolte; Dieweil fie gar nicht mic den Griechen 
die Meinung haben, als ob die Görter einen menſchlichen ürſprung bätten, Sie 
fteigen auf die allerböchiten Berge, auf welchen fie dem Jupiter (unter diefem NRamen 
verſtehen fie den ganzen Umfang des Himmels) ihre Opfer bringen ; gleicherweife 
pflegen fie auch der Sonne, dem Mond, dem Erdreich, dem euer, Waſſer und 
Winden zu Ehren, gevoiffe Opfer zu verrichten; fonften aber opfern Diefelbe Beinen an- 
dern Göttern ; woraus jugleid) erheilet , daß fie nicht nur die Sonne und das Feuer ‚ fondern dieſes 
ganze Weltgebäude nad) feinen Haupt: Theilen goͤttlich verehret Haben. — ſie von den 
Aſſyrern und Arabern den Gebrauch eingeführr, daß fie auch der Vrania oder Venus, 
welche fie Mithra nennen, gewiſſe Opfer gebrachr, Er gedenfe auch det Meder, und 
fagt, daß fie mit den Perfern eineriey Religion haben, Mic diefem angeführten, koͤmm auch 
Strabo über ein, warn er L, XV, folgender maffen redet! Die Perfer haben weder Bildſeu⸗ 
len noch Alcäre, unter dem Jupiter verſtehen fie den Simmel, und über Das verebr 
gen fie Die Sonne, welche fie Mirhram nennen, den Mond, die Denus, Das Erdreich, 
die Winde und das Waffer ; Jhre Opfer verrichten fie an einem reinen Oxe mir Beten, 
und wenn fie gleich ein mir Slumen Aränzen gejchmücktes Opfer Dieb berbey beins 
gen, und folches durch einen Magus oder Opferpriefter fcblachren, und in gewiffe 
Theile zerlegen laffen, fo pflegen fie dennoch ihren Götcern nichts Davon zu widmen; 
fondern jeder nimmt feinen Theil von dem $leifch, und geht damit nach feinem Haus, 
dann fie fügen, Bott verlange nichts von ihnen, als die Seele des Opferviches ; ei» 
nige follen ein Stück von dem Leg des Eingeweides auf das Feuer legen. ns befons 


dere 
(*) Ehrifti 236, eigentliche Abgoͤtterey nicht auf bie alten Perſer 
3) Es hat fchon Scaliger und Seldenus e8 für x Eommen — en nachher auch 
ein Berfehen des Künftlerg gehalten, daß » fürn Banier in Abficht der Egyptier behauptet. Man 
* — —— ad Eönnte aber nach folchen Grunden leicht ale Abgöt⸗ 
y ma e gemei⸗ tere . 
net, berin dem Buch de HE ee Deo auen OLE aan 


EEE 2. 0ER 








En 








Yon den Göttern der Perfer umd Meder. 217 


dere aber pflegen fie dem Feuer und dem Waſſer zu opfern. Dem $euer, indem fie 
dürres Aolz, von weichem fie die Rinde abgeſchaͤlet und folcbes mir gerr beftricben 
baben , verbrennen; wann fie das Feuer anzünden , gieffen fie Del hinein , fie durften 
es aber nicht anblaßen; Doch erregen fie rings berum einen Wind, wodurch daffeibe 
in eine Klamme gebrachte wurde. Wann ficb aber einer unterſtunde ein dergleichen ge⸗ 
heiligtes Feuer anzublafen, oder erwas unreines hinein zu werfen, wurde er am Leben 
geſtraft. Das Opfer, welches dem Waſſer gewidmer war, vertichreren fie folgender 
geſtalt: Sie giengen zu einem ftebenden See , oder an einen Fluß , oder aber an ein 
Ouellwafler ; in der Aahe deffelben geuben fie eine Grube ; und brachten ein Opfer: 
Vieh berbey, bey deſſen Abſchlachtung fie fich gar ſehr in acht nehmen mußten, daß 
das in der Haͤhe ſtehende oder flieffende Waſſet von deffen Blur nicht erwa möchte bes 
fprüger werden, weilen fie daffelbe fd dann für unrein bielten ; Hiernaͤchſt legten fie 
das Kleifih von dem Opfervieh mir Myrrhen und Korbeerzweigen in die Grube und 
verbsannten daffelbe mır YJülfe dünner Reifer; wobey fie zugleich Oel, Milch und 
Honig, an die Erde goffen: zu gleicber Zeit fangen fie auch allerley Lieder , und bielcen 
eın Sündlein Myrtenzweige in ihren Haͤnden. In Lappadocien, allwo fich ſehr viele 
Magı, die fie Pyrächus nanncen, und ſehr viele Tempel befanden, welche den Perfi- 
chen Göttern gebeiliger waren, ſchlachteten fie das Opfervieh mir keinem Meſſer, 
ſondern fie ſchluůgen demfelben mir einem hoͤlzern Alüpfel das Hirn ein. Eben daſelbſt 
haben fie groffe umzäunce Pläge , welche fie Pyrächia nennen, in Deren Mitte fich 
ein Altar befinder, auf welchem fie viele Aſche und ein unauslöfchliches Seuer unter, 
bielten. Dabinein giengen die Magi alleäglich und fangen ihre gewöhnliche Befans 
ge, die insgemein eine Stunde lang Daureten , und wobey fie ein Buͤndlein Dünner 
Neifer in den Haͤnden und eine barichre Prieſtermuͤze auf dem Kopf harten, welcheib- 
nen ſo weir über das Beficht herab giengen, DaB man ihnen kaum die Lippen und 
Wangen feben Eonnte, 5 
$. 2. Ihre Opffer verrichten die Perfer (find Worte des Herobotus) auf folgende Wei⸗ 
fe. Sie richten Beine Altaͤre auf, und machen kein geur, auch ſieht man nichts von 
den libaminibus oder Ausgieffungen fluͤſſger Sachen, ſo den Goͤttern zu Ehren gefcbabe, 
von Pfeifern, Bränzen, Opfermebl; fondern derjenige , welcher opfern wollte, fuͤhr⸗ 
te das Schlachropfer an einen bellen und reinen Orr, wofelbft er den Bett, dem Das 
Opfer gebrache werden follce, antiefe , er felbit aber. hatte einen Priefterbur auf dem 
Ropf, welcher mic Miyechen geziever war, Es war demjenigen, ſo da⸗ Opfer brach⸗ 
te, nicht erlaubt, das Beberh nur in feinem felbR eigenen Hamen zu verrichten, fürs 
dern er mußte das ganze Perfianifebe Volk und infonderheie deffen Boͤnig in ölcbes 
einfcblieffen, feıner felbft aber Beineswege ıng befondere gedenken, |ondern ſich genügen 
laffen, daß er in jenem allgemeinen Beberh für das ganze Volk auch mir begriljen war, 
Wann er fodann Das Opfervieb in gevoiffe Theile zerlege und deſſen Huch gekocht 
bar, ſo legt er alles dieſes Fleiſch zufammen über einen zeuren ‚ nach dımı er vorher 
den Örr, wohin er folcbes zu legen gedenckr, mir befondern zarten Äriurern , wozu 
ji ſich vor andern gerne des Klee bedieneren, beftreuet hatte · Wann auch dieſes geiche 
en war, fang ein dabey ſtehender Magus, obne welce nichrs dergleichen geſchehen 
durfte, ein gewiffes Lied, welches fie Lheogoniam nannten, nach deffen Ende ders 
jenige, ſo das Opfer gebrachthatte, das leifch mir fieb nach Haus nabim, und fich d: flen 
nach feinem Belieben gebrausbre. Ubrigens hatten fie für die Sonne eine dermaſſen groffe Hoch» 
achtung, daß fie glaubten, warn einer von dem Auffag oder fonft irgend einer anftecfenden Krankheit, 
die ihn bey andern veraͤchtlich machte , überfallen würde ; fo geſchehe es vornehmlich beswegen, weil ein 
folcher fich an der Sonne verfüindiget, Eben dergleichen Ehrerbierung hatten fie aud) gegen das Feuer, 
deswegen fie ihre Todten keineswegs verbrannten, aus Behſorge, daB das Feuer damit wuͤrde entheilie 
get, und von ihnen hierunter eine groffe Sünde begangen werben. 
$. 3. Bon den Magis veder Diogenes Laertius alſo die Chaldaͤer gehen mit der Sternſeher⸗ 
Kunft um, auf welche fie ihre Wahrfagungen gründen. Die Magi beſorgen den Gortesdienft, in dem 
fie Die Götter anruffen, gewiſſe Geluͤbde thun und die Opfer verrichten, als ob ſie allein ſich von den 
Goͤttern einer Erhoͤrung zu verſichern hätten. Was die eigentliche Befchaffenheit und Urfprung 
ihrer Götter anlangt, fo find fie darinn unterfchiedener Meinung , indem fie das Feuer, die Erde 
und das Wafler fir ihre Götter halten: auf die Bitdfeulen der Götter halten fie gar nichts , und halten 
es für fehr ungereimt, wann ſich einige, Götter von männlichen und weiblichen Geſchlecht, einbilden belle. 
Jii on 








I 


218 Des vierten Buchs drittes Capitel. 


= der "Gerechtigkeit machen fie viele Worte und Halten es für eine groffe Ungerechtigkeit und ſchwere 

unde, wenn man die Todten verbrennet ; dabingegen fiees für eine erlaubte Sache hielten , wenn fich einer 
mit feiner Mutter - oder Schweiter fleifchlich vermifchere, Ferner legen fie ſich ftarf auf die Wahrfager- 
£unft, vorgebend, daß ihnen die Götter erfheinen, und daß die Luft voller Geifter feye, welche nicht von 
jedermann Eönnten geſehen werden; auch leiden fie feinen Pracht, noch den Gebrauch des Gold, Ihre 
Dede ift ein weiſſes Kleid, ihr Sager die Erde ; ihre Epeife allerley Kraut, Käfe und Brod; anftatt des 
Stocks bedienen fie fi) eines Rohrs, mit welchem fie auch den Käs anfpiefien und aufheben, wann fie effen 
wollen. Nach dem Zeugnif des Ariſtoteles glaubten fie ein doppeltes Wefen, nemlich) einen guten und 
re Rn gute war er oder — „der boͤſe aber Pluto oder Arimanius 2). Der * 

ehmſte unter denjenigen, welche dieſer Meynung beypfli teten, war Zoroaſtr . Kabr vor dem 
Trojanifchen Krieg ii gelebt haben. l NUN EHEN analeeg, bet 5000. Jof 

$. 4. Die Sonne und das Feuer, fo bey den alten Perfern für Götter gehalten worden „werden weiter 
unter dem befannten Gott Mithras bey manchen Schriftftellern verftanden ; welhem Mithras eine menfchli« 
che Geſtalt beygeleger , fein Aufenthalt aber in Höhlen angegeben wird ; obgleich, wieoben gedacht worden, Die 
alten Perfer Feine dergleichen Bitdfeulen hatten; doch ift in folgender Zeit durch Umgang mit den benachbar⸗ 
ten Bolfern unter ihnen manches eingeführet worden, welches fie anfangs nicht gehabt ; auf welche Art 
denn auch der Gebrauch der Bilder mag angenommen worden ſeyn. Man hat zivar bisher fein einiges 
Bild von dieſem Mithras auftreiben fönnen, das in Perfien gebraucht oder gemacht worden ; eg ift aber 
fehr wahrfcheintich , daß Diefer Goͤtze mit der Geftalt desjenigen Mithras 3) eine Gleichheit gehabt habe, 
welcher befonders im dritten und vierten Jahrhundert zu Rom und an andern Orten des Roͤmiſchen Reichs 
gezeiget worden. Tom. J. Tab. XLI haben wir verſchiedene Vorſtellungen von demſelben vor Augen 
gelegt, und ein mehrerers von eben demſelben angefuͤhret. Von eben demſelben iſt auch oben, da wir von 
den Abrareifchen Figuren gehandelt, ein und anders vorgefommen. 
$.5. Unter den an Perfien angrenzenden Völkern haben nach dem Zeugniß des Yerodorns Die 

Babylonter den Jupiter göttlich verehret, und dem Jupiter Belus zu Ehren einen befondern Tempel er⸗ 
bauet, Ammianus Marcellinus gibt Lib. 23. vor, daß die Parther ihren König Arfaces nad) fele 
nem Tod unter die Sternen gerechnet haben. Diele unter diefen und deren benadybarten Nationen haben 
ihren Göttern zu Ehren Pferde geopfert; dergleichen Pbiloftrarus in dem seben des Apollinius infonderz 
heit von ben Perfern vorgibt, daß fie Ber Sonne Pferde geopfert haben. Auch die Armenier und, Maſſa⸗ 
geten pfiegten nad) dem Zeugniß des Strabo p. 367. die Sonne für ihren einigen Gott zu halten, und 
derjelben ein Pferd zu opfern. Die Päonier fteiften die Sonne in der Geſtalt einer runden Scheibe vor, 
welche fie auf eine hohe Stange festen, 


Das vierte Capitel. 
Sonden Goͤttern der alten Scythen. 


——— 


erjenige, welcher von den Goͤttern der alten Scythen zuerſt Meldung gethan hat, iſt Herodotus, 
welcher in ſeiner Melpomene c. 59. vorgibt, daß dieſelbe die Göttin Veſta vor allen andern 
Göttern fehr hoc) und heilig gehalten, nebft derfelben aber auch verfchiedene andere Gottheiten ver« 
ehret hätten, und zwar infonderheit den Jupiter und die Tellus oder Ede, welche fie für deffen Gemahlin 
hielten; ferner den Apollo, die Venus, den Hercules, den Mars und Neptunus, denen fie aber alle Scy⸗ 
thiſche Namen beygelegt, die von den Griechifchen ſehr unterfchieden find. Die Veſta nannten fie Tabiti; 
den Jupiter Papäus; die Erde Apia; den Apollo Etoſyrus; die Venus Areimpafa, und den Neptu« 
nus Chamimafades 1); übrigens hatten fie weder Bilder, noch) Tempel, noch Altäre, auffer des Mars, 
den fie unter einem Saͤbel verehrten. r 
$. 2. Die Opfer verrichteten fie immer auf einerley Weiſe. Erſtlich banden fie dem Opfervieh die vors 
dern Fuͤſſe zuſammen; Hinter dieſem ſtunde der Priefter, welcher nachdem er feine Decke, damit er das 
Haupt zu verhüllen pflegte , einiger maflen zuruck gefchlagen hatte, dem Dpfervieh einen Streich verfegte, 
davon daſſelbe zur Erden fielez worauf er zu dem Gott, dem er opferte, fein Gebet ablegte. Hierauf leg⸗ 
te 


2) Man vergleiche hievon und von ber Meliaion ber ebräifchen en bebeutet, daß Sal 
alten Perfer die allgemeine Welthiſt. Theil HS ee eu em pluuius, . de 

E45. 159. folgende, Corruptis antig. hebr. ueltigiis lib, 2. cap, 10. 
3) Glaus Wormins leitet den Namen aus dem 1) 6 algemeine Welthift. Theil 4, $, 618. 


EEG U — 





N 
— 
a 











| 
J 
‚ 
| 


Kon den Göttern der Scythen. 219 


te er dem Opfervieh einen Strid um den Hals, welchen er mit einem darzwiſchen geftecften Staͤblein fo 
lange zudrehete, bis das Vieh erwürget war. Es wurde dabey weder ein Feuer angezündet, noc) aud) 
nach der fonft üblichen Gewohnheit Wein oder eine andere flüffige Materie ausgegoflen ; fondern fo bald 
als das Opfervieh erwuͤrget war, wurde ihm die Haut abgezogen und defien Fleiſch gekocht. Weil aber in 
denfelben fanden einiger Mangel an Holz war, löfeten fie das Fleiſch von den Knochen ab, und verbrann 
ten die Gebeine, bey welchem Feuer fie aud) zugleich das Fleiſch in groffen Töpfen kochten. ‚Bann fie 
aber Feine dergleichen groffe Töpfe hatten, ſteckten fie das Fleiſch in den Bauch oder groſſe Gedaͤrme, gofe 
fen Wafler zu, und kochten es alfo, Wie diefes möglich gewefen , läßt ſich nicht atlerdings begreifen. 
Wann das Sleifch foldhergeftalt gefocht war : legte der Priefter einen Theil deſſelben und von dem Einge« 
weid vor ſich hin, welches den Göttern geheiliget war. Die Thiere, welche fie zum Dpfer gebraucht, was 
ven insgemein Pferde, bisweilen aber Dchfen und andere Thiere. Bey den Opfern, welche dem Mars 
gebracht wurden, waren einige befondere Umftände. : 
$. 3. Ihre Tempel, die gleich lang und breit und nicht gar hoch waren , befunden aus auf einander 

gelegten Reifig; zu welchem Ende fie jährlich Hundert und funfzig geladene Wägen mit Reiſig an einem 
gewiſſen Ort zufammen brachten, daffelbe über einen Haufen, und oben darauf ein altes eifernes Schwerd 
legten,welches fie an ſtatt der Bildfeule des Mars verehreten,und demfelben jährlich eine gewiſſe Anzahl Pferde 
und Schafe zum Opfer brachten ; anben opferten fie auch von den Kriegsgefangenen je den hunderten 
Mann; obwohl nicht auf eben diefe Weife, wie das Vieh. Dann, wann fie demfelben Wein auf den Kopf 
gegoffen Hatten, ſchnitten fie ihnen bey einem groffen Gefäß die Rähle ab, und trugen ihn ſodann auf den 
hoben Reiſig Haufen, wofelbft fie obgedachtes Beil mit derfelben Blut benegeten. Hieraufbieben fie unten 

ey dem Tempel den gefchlachteten Menfchen die Schulter mit dem Arm und Händen ab, und warfen fol- 
che in die Höhe; wo nun dieſe wieder auf Die Erde fieten, lieſſen fie folche liegen, und giengen dapon. Cle⸗ 
mens von Alexandria ſagt in ſeinem Protreprico, daß Die Scythen eine Art angebetet. Aucianus 
gibt vor, daß diefelbe nicht mur den Säbel , fondern auch einen andern Gott, den fie zamolxin genannt, 
Goͤttlich verehret hätten. Allein, man weiß nirgends einige wirkliche Meberbleibfeln oder Merkm aale von 
der Religion Diefer alten Scythen. 


Das fünfte Capitl. 
Von den Goͤttern der alten Teutſchen. 


on den Goͤttern ber alten Teutſchen laͤſſet ſich auch nicht viel fagen: obgleich Elias Schedius ein 
S AR Bud) davon gefchrieben u Ir aber das wenigfte eigentlich zur Sache gehöret. 
J. Caſar fagt in feinem 6. Buch) von dem Krieg mit den Galliern,daß die alten Teutſchen nur dens 

jenigen göttliche Ehre erzeigt hätten, von deren Beyftand und Hilfe fie befonders verfichert waren; tvele 
chergeſtalt fie die Sonne, den Bulcanus (unter diefen Mamen verſtunden fie auffer allem Streit das Feuer) 
und den Mond befonders verehreten. Damit aber fommt gar nicht überein , was Tacitus von ber Rell⸗ 
gion ber alten Teutſchen anführet; daher der Zweifel eneiteht, ob J. Cifar auch eine vechte Erkaͤntniß von 
den Teutfchen gehabt habe, oder ob das, was er von ihnen ausfagt, nicht etwa nur von einem befondern 
Volk derfelben zu veritehen feye, Vielleicht mag auch mit der Religion der alten Teutfchen, von den Zeis 
ten bes J. Caſars bis auf den Tacitus eine Honderung vorgegangen feyn, Bey dem Tacitus Hiſt. 
b. 4. lejen wir, daß ein Gefandrer der Tencterer (diefe waren eine teutfche Nation, bie an dem Rhein 
mohneten ) ihren und der Römer gemeinfchaftlichen Göttern und zwar inſonderheit dem Mars gedankt has 
be, daß die Agrippenfer ſich wieder zu der teutfchen Nation geſchlagen hätten, Die Borhen, welche ins. 
gemein auch für eine teutfche Nation angegeben werden, verehreten nad) dem Zeugniß des Jornandes cap. 
J* gleichfalls den Mars, dem fie die Kriegsgefangenen aufopferten. Tacitus gibt in feiner Schrift von 
den Sitten der alten Teutfchen vor, daß fie infonderheit den Mercuriug für einen Gott gehalten, und dems 
felben Menfchen-Opfer gebracht hätten, Daher dann zugleic) erhellet, daß Mars und Mercurius, die vor—⸗ 
nehmſten Götter der alten Teutſchen, gewefen, Den Hercules hielten fie gleichfalls in groſſen Ehren, # 
Sii2 | 


2) So 1648. 8. zu Amfterdam gedruckt worden: de; u. Joh. Ge. Stredowsky facra Moraviae hi- 
rere Schrifiiteller meldet Fabricius — ſtoria a 1.0. 5-8. auch bie Maſcowſche Ges 
graph, p. 254. denen von Weftpbalg monumen- ſchichte der Teutſchen v. 2 9. 35. folg. beyzufuͤ⸗ 
ta inedita rerum germanicarum Theil 4. Borre⸗ gen. 




















220 Das vierten Buchs fünftes Capitel. 


fen ob fie, mann fie ein Treffen halten follten, in gewiſſen Liedern, die fie abfungen, verherrlichten ; nicht 
weniger brachten fie demfelben auch befondere Opfer, damit fie ihn fic) geneigt machen möchten. 


$. 2. Ein Theil dev Schwaben (Sueuorum) fagt Tacitus an vorangeführtem Ort, opferte 
der Iſis; woher diefer fremde Gottesdienſt bey diefen fremden Völkern üblich wors 
den, davon habe ich nirgend einige Spur angetroffen, auffer daß das Bild, welches 
man davon bat, mir der Beftalr eines Jagdfchiffes eine Achnlichkeir bar; daraus man 
feblieffer, daß ſolche Ave des Gottesdienſts anderewoher über Das Meer feye eingefuͤhrt 
worden; Übrigens find fie der Mleinung, Daß man die Götter in Betrachtung der Groͤſ⸗ 
fe aller himmuſchen Dinge, weder in Mauren einfchlieffen, noch auch denfeiben menſch⸗ 
iche Geſtalt beylegen folle. Sie halten Wälder und Hainen heilig ıınd nennen das ger 
heime darin, das nur ihrer Derebrung Eenntlich it, mi Namen der Götter. Sie balten 
viel auf den Vogelflug und das 2.008, Es ift diefem Volk eigen ‚ die Anzeichen and 
Belehrungen, die fie von ihren Pferden nehmen, zu Rathe zu ziehen; zu welchem Ende 
fie ın eben den heiligen Wäldern weiffe Pferde auf gemeine Roften beiten, Die zu kei? 
ner andern Arbeit gebrauchte worden. Sie werden an einen heiligen Wagen geſpan⸗ 
ner und der Priefter und Rönig oder Herr Des Volks geber neben ber, und geben acht 
auf ihr wi hern und febürteln. Hiernebſt haben fie noch eine andere Dorbebensunt, 
wornach fie den Ausgang eines febweren Beiegs entfcheiden. Sie nebmen einen Ba 
fangenen des Volke, mir dem fie Krieg führen, wie fie nur einen betommen können und 
Dicken nothigen fie, ficb mir einem ihrer eigenen ausgeſuchten Leute in einen öweykampf 
einzulaffen , jo Daß jeder fich feiner gewöhnlichen dc en bediener, je nachdem nun diejer 
oder jener die Oberhand behält, Darnach urtheilen fie von dem ganzen Krieg. In dem 
Anfang diefer Schrift ſagt Tacitus, daß die Teurfchen einen gewiffen Gott, Namens Tuiſto, preiien, 
der aus der Erde hervorgefommen feyn foll, und deffen Sohn Mannus, als Stammvater , von denen 
I Volk herfomme. Dem Mannus legten fie drey Söhne bey ‚ nad) deren Namen die zunächft an der 
ee wohneten Ingaͤvones, die mitten im fand, Herminones und die übrigen Iſtaͤvones genennet würden. 
Welches alles dieſelbe in alten Gefängen , die allein bey ihnen die Stelle der Zeit- oder Sahrbücher ver- 
tretten, fortpflanzen. Hiernebſt Hatten fie auch noch andere Gefänge, durch deren Klang (fie nannten es 
Bardirus) die Gemüter erhigt wurden; man urtheilte aud) darnach im voraus von dem Ausgang einer 
Schlacht; indem das Heer entweder den Feinden fuͤrchterlich, oder felbft furchtfam wurde, nachdem biefer 
Klang war. Sie hielten es nicht fowol für die Stimme, als für die Tapferkeit, die ſich da hören und 
beurteilen lieſſe; fie fuchten daher befonders einen rauhen Klang zu erwecken, und er mufte ſich an den 
Schildern, die fie vor den Mund hielten, brechen, und der Schall alfo durch das Zuruͤckprallen defto grö- 
ber werden, Nach dem Zeugniß eben diefes Tacitus verehreten fie aud) die Herthum, oder Herta, dag 
iſt die Mutter die Erdr, die nach ihrer Meinung in menſchliche Händel Einflus habe. Herthus, oder 
Zereba aber, ift der Name der groffen Mater Deüm, welche die Teutfchen mit ihrem Siebling Attis 
verehreten. 


. In dem Leben Carls des Groſſen, welches Petrus Pithöus heraus gegeben, und in den Fraͤn⸗ 
kiſchen Jahrbuͤchern, welche eben derſelbe heraus gegeben, wird von einem Goͤtzen der alten Sachſen ge⸗ 
dacht, Irmenſeule oder Ermenſeule 2), fo von dem Kaiſer in dem eroberten Schloß Eresburg gefuns 
den worden; weil diefer Name Ermenſeule mit dem Griechiſchen Wort ipxäc Mercurius Berwandt- 
ſchaft zu haben fcheinet: fo Haben einige ven Mercurius darunter verftehen wollen ; dahingegen andere 
den Mars dafür annehmen, Henricus Chriſtianus Henninius in feinen Anmerkungen über die 
Briefe des Tollius p. 31. gedenket eines beſondern Abgotts der alten Teutfchen Chrodo; deffen Ger 
ftalt Tab, LXXXU. fig, 2. zu fehen ift, Er ſiehet wie ein alter Mann aus, der auf einem Fußgeltell mit 
bioffem Haupt ftehet, und einen groſſen Fiſch unter feinen Fuͤſſen hat; das Kleid gehe bis an Die Mitte 
des Schienbeins, und ift mit einem Gürtel beveftiger; in der linken hält er ein Rad, in der rechten aber 
einen Korb , der mit allerley Blumen und Früchten angefüllet iſt. Einige haben denfelben für den Sa⸗ 
turnus gehalten. Don eben diefem Schriftfteller wird eben dafelbft P- 34. eines andern Abgotts der al» 
ten Teutſchen gedacht, Namens Buſterich, deflen Öeftalt wir fg. 3. mittheilen , davon das Original zu 
Sondershaufen in der Graffchaft Schwarzburg feyn foll. Vor diefem war daſſelbe auf dem Bergſchloß 
Rothenburg; die Materie deffelben ift ein unbekanntes Metall; die vechte Hand hält diefes Bild über 
den Kopf, und die linke ift abgefallen. 


§. 4 
2) Von ber Irmenſeule, dem Chrodo, Buͤſterich ſteller; wozun i haliſche Vorrede 
und andern hier und $. 4. genennten Goͤtzen, mel⸗ zum 4ten She u u * . wo au 
bet Fabricius bibliograph. p. 255. mehr Schrifts von allen Abbildungen porfommen, 


N un uuspgpr gu 7 


‚r 
J 








tens fig. 12. in der Geftalt eines ſitzenden M 


A 


Von der Religion der Galler. 221 


N Samuel Groſſer hat in feiner Laußnitziſchen Hifterie, die er Y. 1714, zu Leipzig in Follo 
herausgegeben, von unterfihiedenen Bögen diefes Sandes Nachricht gegeben, und deren Geſtalt mitger 
theilet. Den erften nenner er Prono, deffen Abſchilderung fig: 4. zu ſehen iſt; weil derfelbe für den 
Spiek und Schild; welches mit andern aus 


Gott der Gerechtigkeit gehalten worden, fo führer er einen Spies un 
den mittleen Zeiten übereinfommtz der hächfte nach diefem iſt Chrodo, von welchem wir $. 3. kurz vors 
her gedacht haben; welcher nach) dem Zeugniß Grofferi vor diefem in ua Hereynia, von den Slavis 
göttlid) verehret worden; der dritte Goͤtz iſt die riala fg. 5. welche dren Gefichter hat, und mit der Dias 
na Trivia, die von den meiften für die Hecate gehalten wird, übereinfommt. Das vierte Gögenbild 
iſt der fo genannte Porevith 3) fg. 6. ein Mann mit fünf Köpfen, der dem Raub vorgefeßet war« 
Das fünfte ift der Suantovith fe. 7. als der vornehmfte Gott derfelben Provinz dem fie vier. Köpfe 
beygeleget, und ihn für den Apollo oder die Sonne gehalten haben. Das fechite ift ber Radegaſt 
#2. 8. der einen Spieß hält, und einen Ochſenkopf an der Bruſt trägt, auf welchem ein Xoler ſitzet. 
Das fiebende ift die Siwa fig. 9. welche von einigen fin die Venus, von andern aber für eine Goͤttin 
des Lebens gehalten wird. Das achte fig. 10 — 12. ſtellt den ſo genannten Flyns vor, der in dreyerley 
Beſtalten erfcheinetz erſtlich zwar fig. ro. In der Geftelt ines Manns, der mit einem groſſen Mantel 
dedect ift , auf feinen Schultern einen Vwen trägt) und in der Hand eine grofie Fackel hält; zum an⸗ 
dern fig. ı1. in der Geftalt eines menſchlichen Geripps, weiches gleichfalls einen Lowen trägt; und drit⸗ 
en Menfchen, der ſehr graßlich ausfiehet, in der einen Hand 


—2 hält, einen Kranz oder Krone auf dem Haupt hat, und mit wunderlichen Fuͤſſen werfea 


Das ſechſte Capitel. 
Von der Religion der Gallier. 


gr 


as die Religion der. alten Gallier 1) anlangt, ſo gibt uns J. Caͤſat davon Nachricht, weihe 
‚hier und da viele 


durch mancherien alte Denfmaale ni ig beftärfet wird; gleichtwie ur 
e nicht wenig 2 davon er feine Meldung 


Merkwuͤrdigkeiten antreffen, welche ung verichledene Dinge lehren, 
icht allein von den 


thut. Es iſt aber voraus ir hi } 

f zu feßen , daß manches, was wir hier anführen werden, n 
en ‚ fondern auch von den —— sh Spaniern, wie aud) andern angrenzenden Bölfers 
— — che mit den Galliern in der Religion vieles gemein hatten, zu verſtehen ſere. J. Läfar 
—— em ſechſten Buch von dem Salliſchen Krieg: C. 16. fq. folgender maffen: Die Balliee 
peczbatpt nd der Ken ga (br erben; Babe Biegen, LATE Sfr 
} arnieder li 1 Ach in irgend einer 1a . 

er liegen;, oder fich in irg  Belsbdecbun,daß 


Gefahr befinden 
‚ entweder Men ern, Oder wenigftens et 
———— af grichrer werden; dann 


«8 von ihnen gefcheben falle, we se von den Druiden ve 
fie Reben ın den Bed — ns Nenſchen nicht anderft könne erhal⸗ 
zen, und der Zorn der Börter anders nicht befänftiger werden, als wann einanderer das 
feinige dafür gibe: Daher fie eben deruleichen Opfer biewetlen auch feierlich im Na⸗ 
— ganzen Bolko vornehmen. Andere baben groſſe Bildfoͤrmige Börbe, die aus 
Re und Refig zufanmmen geflochten find, in welche fie einen Menſchen ftecten, 
ſolche anzünden, und dieſe jammerlich verbrennen; wozu E infonderheir die Uebels 
shärer, welche irgend einen Diebftahl begangen Oder Straſſenraͤuberey gerrieben, oder 
aber fonft eine groffe Miſſerhat verüber, gebrauchten; Det meynung, Daß dergleichen 
Opfer den Göttern vor andern angenehm ſeyen. Wo aber an dergleichen Nalefiz⸗ 
perſonen ein Mangel iſt, ſo nehmen fie andere, Die nichts verwirker haben. Der vote 
nehmfte unter ihren Börtern ift mereurius, den fie auf mancherley Weiſe —— 


Ref: ie 
3) Da die leiste Sylbe in Porevith, S i de 
ste Sylbe uantovi verehret worden, angezeigt werden. 
Augıepich, übereinfommt , fo haben ie td» 2) Wovon ber Benebictiuer der ‚Eongregat, von ©. 
erſtes Theil diefer Namen als Bezeichnung der RMaurus, Ixc. Martin ein weitlaͤuflige Abhand⸗ 
Voͤlter angeſehen; daß Vith, (es fo) num von lung — ——— ‚ de la religion. des Gawlois, 
Virus, oder ein flaviſch Wort, fo Lichtbebeutet), ' Paris 1727. 2, Vol.4, 


der bey den Poruſſis, Venebis, und Rugiern 





| | 222 Des vierten Buchs fechftes Capitel. 


Im fie haften ihn für den Erfinder aller Rünften, für den Wegweiſer der Reiſenden, und 
IN infonderheit für einen erefflichen Beförderer der Handlung und des Bewinne. Naͤch 
| Il dieſem verehren ſie auch den Apollo, Mars, Jupiter und die Minerva, von denen ſie 
mie den übrigen Völkern einerley Meynung haben. Von dem Apollo nemlich glau⸗ 
[ ben fie, daß er die Krankheiten vertreibe; von der Minerva daß fie Die Erfinderin und 
Sehrmeifterin aller Handwerker und Rünfte feye; von dem Jupiter, daß er ein Bes 
herefcher des Himmels, und von dem Mars, daß er der Bote des Kriegs feye; Daher 
| fie auch bey angehenden Streit diefem leztern ein Gelibde thun, daß fle ihm alles 
hl Dasjenige, was fie im Arieg erobern würden, heiligen wollten; wie fie dann ihm auch 
| Das den Seinden abgenommene Dieb zu opfern pflegten ; das Übrige trugen fie bier 
ii und daan einen Ort zuſammen; dergleichen Saufen von allerley Sachen man an 
.ı manchen Orten fehen Ban. Wo ſich auch einer unterftunde, erwoas von der Beute zu 
I werhelen oder zu entwenden, fo wurde er mic einer empfindlichen Maͤrter bingerichrer. 
| | Uebrigens geben die Gallier vor, daß fie allefamı von dem Dater Dis ihren Urſprung haͤt⸗ 
zen, deſſen fie von den Druiden belehrer worden; deswegen fie ihre Zeit nicht nach den 
ji) Tagen, fondern nach Naͤchten eintheilen, und ihre Beburtstage, Monate und Jahre 
immer von den LTächten zehlen; alfo Daß der Tag Der Nacht folger. Es iftjich demnach 
| zu verwundern, daß da J. Caelar die andern Götter der Gallier namhaft gemacht bat, er dieſes Dis 
| oder Pluto, dem fie doch ihren Urfprung zufchreiben, Feinesiwegs gedenket. Was aber die Menfchen« 
| opfer anlangt , fo meldet Dionyfius von Halicarnas, daß die alten Gallier dergleichen auch dem Sas 
hl) curnus gebradyt haben. 
Ill $. 2. Berner hältman insgemein dafür, daß Mercurius, welchen J. Cäfar für den vornehm⸗ 
ften Gott der Gallier angibt, eben der Thenrares ſeye, deſſen Lucanus Pharfal. L. Lv. 444: 96 
| | denkt: wann er fagt 
I) N 


| I Er quibus immitis placntur Janguine eäefo 
Hl Theutates, horrensque feris altarıbus Efüs. 
| 

| 

| 

| 


ill d. i. bey welchen der geaufame Theurares und der Förchrerliche Eſus auf den abſcheu⸗ 

0 lichen Altaͤren mie Menſchenblut verföhner werden; damit auch Lacrantius de falla re- 

Il lig. L. 1. c. 21. übereinftimmt, daß die Gallier ven Theutates und Efus mit Menſchenblut verföhnee 

li haben; Es glauben einige, daß unter dem Heſus oder Efus, der Mars 2), und unter dem Tharamig, 

l |) einem andern Gott der Öallier, Jupiter zu verftehen ſey. Eben diefe Gallier follen den Apollo unter dem 

il Namen des Belens verehret haben; nicht weniger haben fie den Hercules für einen Gott gehalten, ob 
) fie gleich nicht einerley Meinung. mit den Teutſchen von demfelben geheget haben. 


IM \ Es war demnach Mercurius unter den Göttern, welche die Gallier verehreten ‚ der vor 
ill nehmfte, und hies bey ihnen Theutates, welcher Name mit dem Wort Thoth oder Thouth, damit 
die Egpptier und Phönicier ven Mercurius beleget haben, eine nahe Verwandſchaft hat. - So viel iſt 

| | gewiß, daß die Ballier einen Gott gehabt, den fie Theutates nannten, und daß die Spanier welche 
in Anfehung der Religion und des Gottesdienſtes mit den Galliern vieles gemein harten, den Mercurius 
unter eben diefem Namen le haben, Nach dem Zeumiß des Livius Dec. 3.L,6.c. 44: ſoll aud) 

li in neu Carthago ein gemiffer Hügel Mercurius Theutates geheiffen haben; wie ehedem die an dem Weg 
hier und da befindlichen Hügel und aufgeworfenen Haufen, Mevcurii genennet wurden. Und weil fie 

denn den Mercurius für den Erfinder und Urheber aller Künfte und groffen Veförderer ber Handlung 
II und des Gewinns hielten: fo ift Fein Wunder, wann derfelbe viele Anbeter harte; wenigftens fiehet 
| man an ben vielen Denfmäalen des Mercurii, die in Frankreich bier und da angetroffen werden, daß 
|| diefer Gott bey den Galliern in geoffem Anfehen geſtanden; und biefss nicht nur vor den Zeiten des Ca⸗ 
ii fars, und bey deſſen Lebzeiten, fondern audy nachhero, nachdem fich die Römer von Gallien Meifter ges 
131 Tab. macht hatten, Die erfte Bildſeule diefes Mercurli Tab. LXXXiII. Fig. ı. ift mir von dem Heren Abe 
IN LXXIII Charlet von Sangres, in welcher Gegend ſich diefelbe gefunden, überfchickt worden ; in der rechten Hand 
hält er einen, Beutel, in der linken aber einen Stab; das merfwürdigfte find die an dem Haupt her⸗ 
vorragende Spigen, die mit den Ohren eines Thieres viele Gleichheit Haben. Das folgende Bildrig 

des Mercurius Fig. 2. ift zu Beauvais in ber Picardie gefunden worden; auf welchem Mercurius wider 








die 
} ı 
|| 2) I. Ge. Eccard hat behauptet, daß es ein Ir⸗ vifeus) geweſen. ©, feinen Brief an J. G 
| tum fey , daß gemeiniglich Eſus für Mars gehal⸗ R | RAR A 0% 
| ten werde; erverfichet ben er ber Glicfeligteit, Bra 1 Ba Ten lab. SEIPRIORR agernter zeumaen 
| oder Geſundheit darunter; deſſen Sinnbild derfeim 





































































































4 
— — 


— * — 
i j 
el — 
ammeont eUMAOTTANE . 
il 


EI LTR UEN 
'ARDISMAIRABVS SR h 


PrIcanı vIcı PACIS Na 





bh 
—I 


_NEHALENNIAR | 
|DACINVSLIFFIONIS I) 









FI 


ll N N IM | | 
Mi umina Ver EEE. 12 Den EEE, 
eterum Gallorun i — 
5. Aesculaptus. 6 — Fee 2.2,3,4. Mercuru Otwerse forma 
8. Diana.o D ER Re Krutzmannus sive Hercules Argentinensum 
.9.Pea Nehalennia.ıo. Duo Druides, Sarerdotes Gallorum . 














* — ug 











En 
Wen: * 
= * — BR 


Bon der Religion der alten Gallier. 223 


bie Gewohnheit mit einem Bart vorgeftelfet wird; der Hut hat auch niche die gewöhnliche Form, und 
die daran geheftete Flügel find gleichfalls gröffer , als fie gewöhnlich zu feyn pflegen; das ‚Kleid koͤmmt 
einem Roͤmiſchen Obermantel, dergleichen die vornehmen Kriegsleute trugen, ſehr gleich; in der rechten 
haͤlt er einen Beutel, in ber nken einen Heroldſtab, doch ohne Bügel 5. die Ueberſchrift lautet alfo: 
Sacrum Mercurio Augüfto Caius Julius Healiflus votum lubens folvit merito: woraus man 
ſchlieſſen mag , daß ein Damaliger Kaifer, hier unter der Geftalt des Mercurii, vorgeftellet werde; in wels 
chem Fall man fd) nicht wundern dörffe, wann diefer Mercurius einen Dart bat ; doc) weis ic) nicht, 
was für einem Kaifer diefes Bildniß gleichen möchte; obwohl es fonften nichts ungewöhnliches iſtz daß 
die Bildniſſe der Kaifer und Kaiferinnen auf Münzen und anderswo unter der Geſtalt gewiſſer Götter 
und Goͤttinnen vorgeftellet werben. ER: R Mi 

9% 4 Die zwei) folgende Bildniſſe bes Mercurii Fig.3. und 4. find nebſt vielen andern auf benz 
Gebirg zwiſchen dem Elfaß und Lothringen gefunden worden. „ Der Name diefes Gebirgs heißt Fra⸗ 
mont, welcher fo viel als Mons Pharamundi (der Berg des Pharamunds) oder Mons ferratus (das 
eiſerne Gebirg) heiffen mag. Ob diefe Denfmale bereits in den alten Zeiten, ebe Gallien unter die Roͤ⸗ 
mer gefoimein, gefoget worden , ift unbekannt; vermög der lateiniſchen lleberſchrift aber iſt wahrfchein« 
lic), daß dieſelbe erft nach der Zeit von den Römern fehen errichtet worden; und weil auch diejenigen, 
welche Feine Auffcpri t haben, den andern dennoch an der Geſtalt gleich find, allefamt aber wenig Kunft 
zu erfennen geben ; ß iſt fein Zweifel, daß biefelben nicht zu gleicher Zeit feyen verfertiget worden, Der 
erſtere Fig, 3, hat einen ſchlechten Hut auf, und einen Obermantel, welcher das wenigfte von ihm bes 
deckt; in der rechten halt er einen Beutel von ungewöhnlicher Form, und in der linfen einen Heroldftab ; 
zu den Füffen fißet oder ftehet ein unkenntliches Thier, Der andere Mercurius Fig. 4. von deffen Kopf 
ein Theil abgebrochen ift ſteuret fich mit der linken Hand auf feinen Heroldſtab in der rechten haͤlt en 
einen Beutel, weicher jenem erftern nicht fehr ungleich iſt; zu den Fuͤſſen figer ein Hahn, welcher eines 
von den gewöhnlichen Zeichen des Mercurii iſt; übrigens ſcheinet es, Daß diefes Bild Brüfte babe, wie 
ein Stauenzimmer , darinn es von jenem erftern unserfehteden iſt; an beyden iſt diefes als etwas beſon⸗ 
ders anzumerken, daß fie an dem untern Leib einen doppelten durcheinander geſchlungenen Ring haben , 
womit vielleicht angedeutet wird daß Mereurius fein gewiſſes Geſchlecht habe. 

.5. Det Mars vurde, wie an eführer , von den Galliern Hefus oder Efus genannt; doch hat man 
bisher fein Bildniß in ihrem Land aekanhen "welches man für denfelben hätte halten koͤnnen. Jupiter 
hingegen, welcher bey ihnen unter dem Namen Tharamis 3) bekannt gewefen iſt zu Paris zu fehen, und. 
von denjenigen Bildfeulen des Yupiterg, die wir oben Tom, I. mitgetheilet haben, nicht gar fehr unters 
ſchieden. Daß ferner Apollo bey den alten Gallien unter dem Namen des Belenus verehret worden, 
ird aus einigen Verſen des Aufonius ( von den Profefforen von Bourdeaur) mit groſſer Wahrfheins 
lichkeit gefhloffen ; fintemalen dafelbft in dem vierten und zehenden Gedicht die Namen Apollinaris und 
Phoebitius dem Belenus den die alter Einwohner von Bretagne und Normandie, ehedem Aremorich 
genannt , follen göttlich verehret haben, beygeleget werden; gleichwie eben dieſer Belenus vor dieſem auch 
Aquileia für einen Gore gehalten worden; wie aus,vielen Auffchriften, die mit Apollini Beleno ans 

ngen , bey dem gelehrten Bifchof von Adria, Phil, a Turre zu fehen4). SElias Schedius hält 
dieſen Belenus in feinem Buch von den Göttern der Teutfchen Seit, 166. für die Sonne , und glaubet in den 
griechiſchen Buchſtaben diefes Namens die Zahlen der Tage des ganzen Jahrs gefunben zu haben ; gleichwie 
auch Die Bafilidianer eben diefe Zahl in den beyden Namen Abraras und Mithras begriffen Baben 
wollten, Es iſt aber nicht hinreichend; und ob man gleich Aufſchriften findet, die fi) mie den Morten 

pollini Beleno anfangen; fo Fan man doch Feine aufweifen, welche mit den Worten 5) Soli Beleno 
Anfänge; und wann gleich in dem phyſicaliſchen Verftand die Sonne und Apollo einerley ift, fo werden 


doch in der Heydnifchen Mythologie beyde Namen von zwo befondern Gottheiten gebraucht, 


Kt 2 9. 6. 

Dis Wort wird in ben Hanbfchrifte eh aph. p.256. bon Keibnirz und Eccard haben uns 

: 3) RR der = 5 den Belenus den Vulcan verftanden ; fiehe 

thicaenon mitioraraDianae, verfchieden gefchries des leztern oben gemeldeten. Brief. - Es fan fo, 

ben: Taranus, Tharanis, Tarami, Eccard erleutert wol Apollo als Bulcanus verftanden worben feyn, 

es aus dem in — Sprachen noch vorhan⸗ bey verſchiedenen Voͤlkern; das erſte iſt aber ges 
denem Wort, Zaraz, Donner, umb vergleicht den wis, ; r 

‚ Jupiter fulgerator damit, 25) Dis beweißt nicht viel bey denen, bie Apollo und 

4) f. feine monumenta weteris Antii; die Abhandlung Sonne für eins halten, fo nicht ohne Grund ges 

de Beleno und von einigen andern aquileiifchen ſchiehet. Uebrigeng ift Zuerii Abhandlung ob 

Gottheiten, befindet fich auch in 16, tom. der itas die Sonne und Apollo eins, " ver leichen, in 

liſchen Bibliotheck des Graͤvius. Selden fyn- den vom Abt Tilladet gefammleten Diſſertations 


sagm, 2, c. x. andre melder Srabric, in biblio«» im Hang 1714.tom, 1. Seit, 422 --438, 


— 











224 Des vierten Buchs ſechſtes Capitel. 


5. 6. Diejenige Bildſeule, davon wir Fig. 5. einen Abdruck mittheilen, und die mir von beit 
berühmten Herrn von Boze verehret werden, feheinet auch einen Gott der alten Gallier und zwar infons 
derheit den Aſculapius vorzuftellen; im der vechten hälter ein Gefäß, und über feinem kurzen Nieder⸗ 
Kleid, weldyes ihm nicht einmal bis an die Knie gehet, und mit.einem Guͤrtel um die Senden befeitiget 
iſt, eräge er einen Mantel. Zu Mez und zu fangres wurden vor alters drey Goͤttinnen verehret, welche 
fie Mairas nannten, welche zu Meg auf einem Stein, wie fie Fig. 6. erjcheinen, zu ſehen find, Es 
ftehen diefelbe unter dem vordern Eingang eines Tempels, und halten einige Früchte in ihren Händen 
mit der Leberfchrift In honorem dumus diuinae Dis Mairabus Vicanı Vicı Pacis. 

6.7. Bon dem Hercules der alten Gallier gibt Lucianus in feinem Hercules Gallieus fols 
gende Nachricht. Die Celten nennen den Hercules Ogmius 6), und fielen dieſen Gott in 
einer En er Geftalr vor. Sie bilden ihn ab, als einen alten Mann, mit ei⸗ 
nem kahlen Kopf, übrigens aber mir weißgrauen Haeren, und einer runzelichren und 
ſchwarzen Haut, dergleichen fonften die alten Schiffleute zu haben pflegen; daß mar 


ibn viel ehender für den Charon oder “Japerus, oder fonft anen von denen, die in Der 


Zölle wohnen, als für den Hercules halten fole. Er bat aber die fonft gewoͤhnuche 
Zeichen des Herculis an fich; über die Achſeln bar er nebft der Loͤwenhaht einen Rö⸗ 
ber hängen, in der rechten hält er feine Keule, und in der linken einen gifpannren Bo ⸗ 
sten. Kurz, es ift der Hercules, und ſolte ich bald glauben, daß die Gallier Hu mie 
dleiß in einer fo verächtlichen Geftalt vorgefteller haben, um der Goͤrrer der Guechen 
zu ſpotten; oder aber um fich an ihnen zu rächen, weil er ihnen einmals in das Land 
gefallen ift, und da er, um die ibm gefiohlene Rinder des Beryons zu ſuchen, die 
egen Abend gelegene Provinzen durchzogen, einen groffen Raub inie foregefchlepper 
at. Was aber an dieſem Hercules Das aller wunderbarſte iſt, Das Hab ich noch mise 
emelver; daß er eine groffe Mienge Menſchen, an deren Ohren dünne guͤldene Rett« 
in feft gemacht find, nach fich zieht, und fich Feiner unterzſtehet, fich ihm zu wider⸗ 
fesen, fondern alle ganz gelaſſen folgen, ob fie gleich nur mit ganz dünnen Aeitlein 
sgefeffele find; ja ibn noch fo gar Dabey loben, und ihm fo willig und geichwind folgen, 
daß Diefe Bande ganz jchlaff find, gerade, ‘als ob fie befürge wären, Daß Drefelbe ja 
nicht zerriſſen. Das aller abencheuerlichite aber iſt, daß da der Mahler nicht fande, 
wie er alle dieſe Kettlem an den Hercules anhängen möchte, weil er in der vechren feine 
Keule, und in der linken einen Bogen hält, er dem Hercules Die Zunge Duschboter, 
und alle folche Kettlein an diefelbe gehefrer, den Hercules ſelbſt aber vorgeſtellet 
at, als ob er dieſelbe mir einer lächlenden line anfabe. Eben dieſer Lucianus ſetet 
inzu, daß ihm dieſes Raͤthſel von einem gewiſſen Gallier ſeye aufgelöfet worden. "Es ſoll derſelbe gea 
gt haben, daß die Gallier nicht den Mercurius, wie die Griechen, ſondern vielmehr den Hercules für 
einen Gore der Beredſamkeit hielten‘, weil diefer viel ftärfer ſeye, als jener; als’ ein alter Mann wiirde 
er deswegen vorgeftellet, weil die Wohlvedenheit erſt bey mehreren Jahren zu ihren Vollkommenhelt 
koͤmmt; daß ferner das eine End diefer güldenen Kettlein an der Zunge des Herculis, das andere aber 
an den Ohren des ihm folgenden Haufens Menfchens befeftiger feye, damit werde auf die Rraft und 
Wirkung der Wohlredendeit gezielet, welche aller Ihren an ſich ziehe. Ob diefes von dem Auciar 
alfo gänzlich erdicht oder doch mit vielen Zufägen feye vermehrer worden, will ich nicht Aintefahen, eine 
mal behauptet er, daß er-folches felbiten gefehen und bewundert Habe. Der folgende Iharcules Pie! 7. 
welcher in Erz gegoffen ift, und vor diefem in dem Stiafburgifchen Münfter in der Micyactiecaseile zw 
fehen war’, befindet fich Heut zu Tag zu Iſſy, einem Landgut des Marechal de Etrees, nicht ıoele vom 
Paris. Sonft iſt diefes Bild Krutzmann genennet worden, tweldesmad) der alten teutfchen Sprache 
einen geoffen und ſtarken Mann oder einen tapfern Kriegshelden bedeutet. Diefer Hercules hat zwar 
Die Geftalt, wie andere, aber er ift nur aus dem groben gearbeitet. In der rechten hält er eine groffe 
Keule, die aufder Erde ruhet und fehr grob und äftige iſt, in dev linken aber die Loͤwenhaut. 
S. 8. Die folgende Diana Fig: g, iſt A. 1718. auf dem Lotharingiſchen Gehirn Fourcoqney aus 
der Erde gegraben worden. Das Satin bat 16. Zoll in der rn Y a et in — 
se. Das Angeſicht iſt vor Alters mit Mennigfarbe uͤberſtrichen geweſen, dayon man noch einige Ueber⸗ 
bleibfel erkennet; übrigens aber ift daran wenig Kunſt bewieſen; inzwiſchen ift diejeibe von dan Galliern 
ehr hoc) gehalten worden. Dieſer Diana fuͤgen wir Fig, 9. eine andere Gottin bey/ Nehalennia gez 


i nannt; 
0 Toland in eollection of feveral pieces of M. To viel fey, als Hercules ber Gelerſamteit z ogymy 
Toland London 1726.8.tom. 1. 1, Brief. ııter Ogma heifet das alte irlandiſche Alphabet > 


Abſchnitt, Hält Ogmius für ein Eeltifch Wort, fo 


ur u — a me 





DI = Il nn — —— 


e Strafe; 


en 8 


nannt; welche A. 1647. in Zeeland zu er 
Dlivarıns Oredins führet in feiner Hi 
1. Buch p. 51. vierzehe 
terfchieden find; daher wir hier nu 
wie fie auf ihrem Schoos einen mit alleriey 
und zur linken eben dergleichen Korb mit Früchten, 


Dacinus Liffionis Filius uorum foluit lubens merito, 


Gottesdienſt beſorgten. 
Druiden haben mit dem Gottesdien 
liche als auch beſondere, und unterri 
te balten fieb zu ihnen, um folcben Unterichts willen, und fie ſtehen in jebr geoffem 
Anſehen, denn fie find gleichſam die 
vatmißhelligkeiten, und wern eıne Miſſet 
gen Erbſchaften und Grenzſcheidungen ein 
den, Belohnungen oder Beſtraffungen an 
unterwerfen wollte, er mochte in einem 
fon feyn, fo wurde E von on —535 
und ſolche ausgeſchloſſene Dei 
ſterhaftigſten ehe — denen jederman 
gang mit ihnen vermeidere, um ni 
ſol he Leute eine Klage anbringen wolite 
3u Beinen Ehren gelangen. r 
vor den andern allen in groffern Anfeben 


Yon der Religion der alten Gallier. 


ft entdeckt worden 7), vorber aber niemalen bekannt geweſen ift. 
ſtorie der alten Grafen von Flandern, in den Zufagen zum 
r Göttin an, welche gar wenig von einander un⸗ 


n befondere Abfchilderungen dieſe 
r eine von denfelben mittheilen. 
Fruͤchten angefüllten Korb hält; zur rechten fteht ein Hund, 
Die Ueberfchrift lauter alfo : Deae Nehalenniae 


225 


Es wird diefelbe fisend vorgeftellet, 


$ 8. Endblich ift auch noch etwas von ben Druiden 8) zu gedenken, welche als Priefter ben 


Unter diefen 


ö r 
| der an feine Stelle, der vor andern einen 
| 


von gleichem Anfeben finden, fo geht es rn“ 
wirds Durch die Waffen et: Diet 


ächtedsr 


nn, ’ 
Sruiden aber iſt einer Der vornebmite, der 


ſtehet. 
beſondern Vorzug bat; wann ſich mehtere 
ch den Stimmen der Druiden, bisweilen 
Druiden Eommen jährlich auf Din Brens 


Bon diefen redet J. Läfar de B.G Lu Vi.c. 13. (q, folgender maffen: Die 
ft zu chun, verrichten die Opfer, ſo wohl öffent 
ehren andere von der Religion. 


Diel junge Leus 


” 


{chrer, in gemeinen ſo wol, als ın Pris 
bat oder Todtſchlag begangen wurde, und wer 
Atreir entitunde; fo muften ſie ſelbigem entſchei⸗ 
fogen; und wo fich einer ihrem Urtbeil nicht 
Sttentlihen Amt ſtehen, oder eine Privatper⸗ 
ansefchloffen. 
onen, wıiıden für Die gortlofelten und las 


Dar iſt bey ihnen die ſchwer⸗ 


aue dem Weg zieng, und allen Um⸗ 


br durch fie gleichſam angeſteckt zu werden: Mann 


man ıbnen Bein Bebör, und kunten 


ann diefer ſtiebt, koͤmmt aus ihnen 


Zen der Larnurum mitten im Hand (it das heutige Her zogthum Chartres) um eıne gewiſſe 


Zeit an einem geweiberen Ort 9) zuſammen, 
| zubringen haben, ibre Beftbwerde borbeingen, 
ficb jo fore unterwerfen. 
ekommen; von wannen fie nach Ballien bert 
Sagen ſo die Sache genauer einfeben wollen ‚mebreren 
on reifen. Diefe Deuden find von dem Krieg, auch von allen 
2 en Befchwerden und Anlagen völlig befreyet. 
rſache, Daß fich viele zu ihnen in die 
wandten ihre Jugend ibnen eben deswegen in gro 
Ihe da fehr viele Derfe auswendig zu lern 
f 


8) 








abt in dieſer Schule bleiben ; fie halten es nich 
ch abfaffe; da fie fonft in andern Dingen, 
ſich der griechiſchen Buchftaben bedienen. 
en Urſache willen fo angeordnet; weil fie ni 


ebanne werde, und auch, Daß die Schüler fi ie aufs Bedächtnis ——— 
ð 


) Beyslers Antiquĩt.ſeptentrionales. f.236 folgg 


on den Druiden hat J. G. Frik um 
gehandelt in diſſ. de Druide RR — 
lorum philofophis, Ulm 1731. 4, fo 1944, vers 
mehrter herausgefommen; die erſte Ausgabe wird 
in den —— Beytraͤgen zur teutſchen Spras 
he im sten Stuͤck ©. 96, durchgegangen; im 
oten Stüc ſ. 327, werben viel Schriftfteller von 
den Druiden gemeldet, denen noch Jac, Martin 
explication de divers monumens ©, ı22, folgg. 
umd allgerteiner Melthiftorie Theil 4. $. 466. a) 
beyzufügen. Dag ift anzumerken, daß die Teutfchert 


eben fo wol, als die Galler, folche Perfonen go - 
ruiden nicht gemels 


habt, ob gleich der Name 


bet wird, 


&ebre begeben, 


der fehen; daf fie aber wegen vieler 


wo alle diejenige, welche eine Klage au⸗ 
und ibe Uerbeil empfangen ; dent fie 
Die Debrare und Verfaffung if in Brirannien 10) auf 
ber gebracht worden ſeyn PU: Daher 


Unterrichts balben meiftens 
andern bürgerlis 
Diefe befondere Dorrechre find die 
und daß von Eltern und Ders 
ffer Anzahl zusgefebickt wird. Dies 


en haben; Daher manche wohl zwanzig 
evor erlaubr, daß man dieſe Derfe febrifts 


bs und befondern Rechnungen 


und oͤffentlich⸗ ejonder 
BEE daß fie Diefes um einer dop⸗ 
cht wollen, da 


6 ibre Wiſſenſchaft 318 


9) Es hat ſchon C S. Schurzfleiſch in der differt- 


de inftitutis ueterum Druidarum Wittenberg 
1699. 4, eine wwahrfcheinliche Muthmaſſung anges 
bracht; daß für in Zoco confecrato , Zuco, ein Hain, 
zu lefen ſeyn möchte. 


10) plinius und Tacitus fcheinen es umsufehren r 


man glaubt aber dem Bericht bes Cäfars mehr; 
womit. ach die alten brittiſchen Nachrichten 
übereinkommien. Man ſehe Fricks und Martins 
de Ja relig. des Gaulois nad), die dag unterſu⸗ 
chen; Martin glaubt, daß bie Gallier die Erfin⸗ 
n; Kriege von 
erſter Einrichtung abgekommen, und ſelbige wieder 
aus Britannien geholet. 














206 Ded vierten Buchs fechftes Capitel. 


ſo geſchehen würde, wann fie alles gefcbrieben hätten. 
ben pflege, Daß fie ſich aufs Befcbriebene verlaffen 2 
den, und Das Gedächtnis nicht anflrengen. Sie füchen befonders zu uͤberze gen, 
daß die Seelen nicht vergehen, ſondern nad) dem Tod wieder andere Perfonen 11) 
würden, womit fie befonders die Tapferkeit zu erwecken glauben, da man fich wor 
dem Tod nicht förchten könne. Ueber das legen fie fich aufdie Unterfuchung von den 
Sternen und ihrer Bewegung, von der Bröffeder Wele und Erde, von der Natur 
der Dinge, von der Macht und Gewalt der unfterblichen Görter, und lehren es der 
ugend. 
J Er ı0. Strabo macht nod) einiges andere befannt, das von dem Caͤſar übergangen worden. 
Bey den Balliern find dreyerley Arten von Menſchen, welche vor den andern in groß 
fen Ehren gehalten werden, nemlıch die Bardi, Die Dates und die Druides. Bardi 
ingen Lieder, und find Poeten; Vates verrichten die Opfer, und legen fich ſtart auf 
ie Erkaͤnntnis natuͤrlicher Dinge und der Sittenlehre, wobey fie für ſehr Berechtige 
keit liebende Wienfchen gebalten werden; daher ihnen Die Entfcheidung fo wohl ges 
meiner, als Privatſtreitigkeiten übertragen wird. Vor diefemlegren fie Die bürgerliche 
Rriege bey, und verföhneren die ſtreitenden Partheyen manchmal noch mir einander, 
wann fie bereite zum Streit fertig ſtunden. Die Gallier fteben in den Gedanten, daß 
mir der zunehmenden Anzahl Der Diuiden auch die Menge und der (lebeiflus der Erda 
fruͤchte zunehme. Sowohl die Drunden, als die übrigen Galler halten dafür, daß die 
Seelen und die Welt keiner Derderbnie unterworfen ſeyen; es wuͤrde aber eine deit 
kommen, Da Das Feuer 12) und Das Waſſer die Oberhand gewinnen wuͤrde. 
S. ı1. Unter den gottesdienſtlichen Ceremonien der Gallier, iſt nicht leicht eine wichtigere, als 
diejenige, welche fie mit den Miſteln oder Beeren, woraus der Vogelleim gemacht wird ‚, ‚vornehmen; 
havon Plinius 1. 16. c. 44. alfo fchreibet: Die Druiden, (alſo nennen die Galfier ihre Magosy 
balten nichts heiliger, als den Dogelleim, oder Die Mifteln und die Bäume, woram 
ſolche wachfen. Eichwaͤlder find obnebin in SJocbachtung, und fie verrichten nicht⸗ 
gortesdienftliches ohne dieſes Laub, daß es faft febeinen fülte, ale haͤtten fie den Ra⸗ 
men Druiden aus dem griechiſchen 13), (pur, eine Eiche.) Wenn aber noch was dran 
berauswächfer , ſo halten fie es für eın Geſchenk des Himmels, und ein Beichen, daß 
Bott jelbft diefen Baum auserwähler babe, Es wird aber (vifcum)) felten gefunden ; 
und wenn man es antrift, wird es mie befonderer Ehrerbietigkei geholer; und diefes 
Zwar infonderheit am fechften Tag nach dem Neumond, als mir welcher Zeir fie ibre 
Mongte, Jahre und Säcula, Deven leztere fie nur auf 30, Jahre rechnen, anfangen, 
weil fie glauben, daß der Mond um folcbe Zeit ſchon fartfame Kraft babe ‚wann ee 
leich noch nicht auf der Hälfte if. Sie nennen diefen Leim mic einem beſondern 
amen Alles heilend. Wann unter dergleichen Baum alles zum Opfer und Mahlzeit 
wie gehörig zubereiter ift, ſo bringen fie weiffe Ochſen berbey, deren Hörner noch nie 
einen Strick gefübler hatten. Darauf ſteigt der Priefter, mic-einem weıffen Rock bes 
leider, auf den Baum, und bauer mir einer güldenen Sichel ab, welches in einem weiſ⸗ 
fen Tuch aufgefangen wird. Alsdann opfern fie die Schlachtopfer, und baten, Bote 
zoolle feine Gabe denen gefegner feyn laffen , denen ex fie geſchenkt. Sie glauben daß, 
wann das Vieh davon trinkt, die Unfruchtbarkeit gehoben, und es fruchtbar nemache 
würde ; es foll auch wider allerley Gift helfen. So gros iſt gemeiniglich die Religion 
bey Völkern in ſchlechten Dingen. 


$. 12. Einen groſſen Theil von dem, was Plinius erzehfer finder man zu A i 

Stein vorgeftellet , wie folches in des Auberii Alterthuͤmern von Autumn zu fehen m — — 
ſieht man einen Druiden mit einem Kranz von Eichenlaub, wie bier Fig. 10 ; das mit dem Dlinius 
übereinfommt, wann er fage, daß die Druiden Feine heilige Handlung vorgenommen haben, opne fich 


mie es denn meiftens zu ge⸗ 
und im Kernen nachläßıger wer 


die⸗ 
ı1) non interire animas, ſed ab aliit poſt mortem daß alte Celtiſche Ähnliche Mor ziche 
tranfire in alios, Manche haben die pythago⸗ zum Grund Ai cr — 
riſche Seelenwanderung hier zu Huͤlfe genommen ; mal thut: Der aber nachher Drud, fo arper als 
Entom.1. runs fine Cprace, eier) dar Kace u 
— ——— bet, kuͤhn und grauſam, heißt, angenommen Noch 

22) Straboift der einige, jo dis meldet; wornach fie ungeti Dead apgenomm s 
von bet ftoifchen Lehre hievon nicht fehr abgiengen, m wiſſen Ableitungen it micpt möıhig anzufüßß 


33) Welcher Meinung noch viele find; andre nehmen 


1 
| 
| 








Von der Religion der alten Galler. 227 


dieſes Laubs zu bedienen, Vielleicht ift diefer ein DOpferpriefter oder wohl gar das Oberhaupt von allen 
Druiden , wie foldyes aus dem Scepter, welches er in der Hand hält, fehr wahrfcheinlic Fonnte ges 
mutmaffee werden. Der andere Druide, welcher jenem zur rechten ſtehet, hat zwar einen ſolchen 
Kranz auf dem Haupt, aber in der rechten Hand hält er den wachtenden Mond, wie man ibn am fech« 
ften Tag nad) dem Neumond fieher; weiches mit dem Aberglauben der Druiden übereinfommt, da fie 
alle ihre Ceremonien auf Den fechften Tag nad) dem Neumond vorgenommen haben. 

$. 13. Es waren ferner die Druiden der Sternfeherfunft fehr ergeben; und vielleicht bezieht ſich 
der Druide, foden Mond hält, darauf, daß fie den fechiten Tag nad) dem Neumond zu Sammlung des 
Leims genommen, Sonft nahmen fie auc mit dem Kampferkraut ( Selagıne } befondere Ceremonien 
vor; als welches nach dem Zeugniß des Plinius 24, ı 1. mit der rechten Sand geſammlet wurde, die durch 
das Kleid der linken ausgeftreckt wurde, als wenn man was fkielet, ohne einiges Inſtrument, Derjenige, 
Der es that, hatte ein weilfes Kleid an, und muſte feine Züffe fanber gewaſchen haben ; ‚es mufte zuvor 
Mein und Brod zum Opfer gebracht worden feyn, und das Krauf in ein neues Tuch geſammlet werden, 
Diefem fehrieben die Druiden die Kraft zu, daß es wider allerley Schäden und Krankheiten helfe, und 
der Rauch davon infonderheit allen Schaden der Augen vertreibe. Eben diefelben nennen auch ein ges 
wiſſes Kraut, Samolus, weldes an fumpfichten Orten waͤchſt welches man nüchtern mit. der ‚linken 
Hand fammlen muͤſſe, fo helfe es wider die Krankheiten der Schweine und Rinder. Wer es fammlet, 
Darf ſich nicht umfehen , aud) es fonft nicht niederlegen, als in die Waflertröge, aus welchen das Vieh zu 
trinken pflegte, und es da zerreiben, - : 

S. 14. Plinius gedenft noch eines andern Aberglaubens ber Druiden, mit Schlangeneyern „ 
Die aus dem Speichel vieler Schlangen, die fid) zuſammengeſchlungen haben, hervorgebracht werden, 
Es fagten die Druiden , daß diefe Eyer mit dem Ziſchen Der Schlangen in die Höbe geworfen würden, 
welche man mit einem Kleid auffangen müßte, damit fie nicht auf die Erde fallen; derjenige aber, wel« 
her ſolche Eyer aufgefangen hätte, müßte alfobald zu Pferd die Flucht ergreifen, weil die Schlangen 
ähn verfolgten, bis er über einen Flus zu fegen Gelegenheit hätte, und fie ihm alfo nicht weiter nachie= 
Gen Fönnten. Die Probe folcher Ener, fey diefe, daß fie wider den Strom ſchwimmen, wenn fie auch 
mit Gold eingefaßt find. Wie aber foldhe Gauckler ſchlau genug find, ihre Betruͤgereyen zu-verbergen, 
fo gaben fie aud) vor, daß fie bey einem gewiſſen Mondstiche müßten geſammlet werben, Sie fchriee 
ben denfelben eine befondere Kraft zu, in Strittigfeiten die Oberhand zu erhalten; wenigſtens har dee 
Kaiſer Claudius einen gewiſſen Romiſchen Ritter um feiner andern Urſache willen hinrichten laſſen 
als, weil er bey einem Streit ein dergleichen Ey ben ſich getragen, 

$ 15 Die Wahrfagerey war bey den Druiden nicht weniger fehr üblich), und waren fie derſelben 
ungemein ergeben, Diodorus Sicu lus DB, V. (.308. meldet, daß fie zu dem Ende bisweilen einen 
Menfchen opferten ‚ dem fie über dem Zwerchfefl ein Meffer in den Leib liefen, und hernach aus deſſen 
Fall, aus dem Zappeln ſeiner Haͤnde und Fuͤſſe, aus deſſen herausflieſſendem Blut und übrigen Bewe⸗ 
gungen des Leibs alleriey Wahrfagungen hevleiteren, Doch macht Cicero de Div. Lib. I. eine andere 

Selchreibung, welche von Feiner fo graufamen Are zu prophezenen meldet; wann er fagt: in Gallien 
find die Druiden, unter welchen ich feibft den Diviriacus einen Aeduer, deinen guter 
Bekannten, welcher viel Bures von dir gefagt, gekannt babe; der Übrigens von fich 
ruͤhmete, daß er von der Natur aller Dinge eine groſſe Erkaͤnntniß babe, welche 

iſſenſch fr von den Briecben Phyſiologia genenner wird, auch theils aus dem Ge⸗ 
fang der Vögel, theils aus andern Hlurmafungen Fünfrige Dinge vorher ſagte. Nach 
dem Zeugniß des Plinius 3, 30, f. 1, hatte Tiberius die Druiden aus Öallien vertrieben; ntan glaubt aber, 
daß fie nachgehends ſich wieder eingefunden , und in Achtung geftanden; fintemalen nad) der Erzehlung 
des Lampridius, da Alerander Severus ‚den Feldzug, von welchem er nicht mehr febendig zuruck 
gefommen, vorgenommen hat, eine Druidin öffenelic) ausgerufen: Gebe inmmer bin, mache dir Bei 
ne Hoffnung zu fiegen, und traue dem Soldaren nicht Dieſer aberglaubiſche Goͤtzendienſt 
der Gallier dauerte annoch bis in das fünfte, ja fo gar bis in das ſechſte Jahrhundert Gregorius 
von Tours erzehlt, in dem Leben des Simplicius, daß es ein Bild der Derecynebia gegeben , fo 
einerley mit dev Cybele ift, das man zu gewiffen Zeiten auf einem Wagen durch die Felder und Weinber« 
ge geführet, um die Seldfrüchte dadurd) gegen allen Schaden zu verwahren; vor folhem Wagen giens 
gen die Gögendiener her, tanzten, und fangen allerien $ieder. Diefer heilige Simplicius habe ſich uͤber 
Die armen Leute erbarmet, und das Zeichen des Rreußes gemacht ; ba denn das Gößenbild auf die Erde 
gefallen, die Ochfen aber mit dem Wagen ganz ftill, und unbeweglid) geftanden. Das Volk opferte, fie 
and ſchlug die Ochſen, daß fie fort gehen möchten „aber alles vergeblich. Darauf haben 400. von dies 
fen Leuten gefage: Iſt Diefes eine Goͤrtin, fo jtebe fie nun auf, und mache, daß die Ochſen 
forrgeben, wann fie ſich aber ſelbſi nicht bewegen Ban, ſo ift auch nichre or = 
ii 2 1%) 











228 Des vierten Buchs fiebendes Kapitel, 


ihr. Als fie hierauf noch) ein Opfer verrichtet hatten, und die Göttin nichts deftoweniger unbeweglich 
liegen bliebe; haben fie die Chriſtliche Religion angenommen. 

$. 16. Endlich ift annoch von den Tempeln der alten Gallier beyzufügen, daß ehe fie unter det 
Römer Botmäßigkeit geraten, fie dem Aberglauben gar fehr ergeben gewefen, und viele Tempel er⸗ 
bauet haben, welche fie, ob fie glei, wie Diodorus Siculus B. 5.1. 305. fagt, fonften fehr geltzig 
waren, mit vielem Gold ausziereten, damit ihnen die Götter deſto gnädiger feyn möchten, Won der 
Geſtalt folcher Tempel finder man feine Nachricht ; weil die alten Schriftfteller blos vom Pracht und 
Reichthum melden. J. Caͤſar, welcher die Öallier dem Römifchen Neid) unterworfen bat, plünderte 
alle diefe Tempel, gleichwie er auch viele Städte, bloß eine groſſe Beute zu erlangen , geplündert und 
erftöret hatte, obgleich die Einwohner nichts feindfeliges gegen ihn unternommen batten; daher fein 
under war, mann derfelbe einen groffen Reichthum zufammen brachte. So viel weis man , daß ihre 
Tempel meiftens achteckigt geweſen, welche Form die Gallier auch bey Erbauung ihrer Privaryäuferund 
anderer Gebäude geliebet haben, Der grofle Pharus zu Boutogne an der Eee, die groffe Thuͤrne zu 
Nismes und zu Matignon, wie nicht weniger der Thurn zu Paris auf dem Kirchhof der unfchuldigen 
Kinder, find allefamt achteckigt. So viel ic) diejer achteckigten Tempeln in Erfahrung habe dringen 
koͤnnen, find es folgende: 1) Der prächtige Tempel zu Montmorilfon in Poiton, welcher unter allen det 
merfwürdigfte iſt; 2) Der Tempel von Courſeult bey Dinant in Bretagne; 3) Der Tempel zu Erqui 
in der Diöces von S. Brieux, mit andern daran hangenden groffen Gebäuden ; : 4) Der Tempel der 
Aiguranda bey der Stadt Berry in der Provinz la Marche. 5) Der Tempel in der Borftadt von sis 
moges ber der Kirche der ſchwarzen Buͤſſer; davon zwar nichts mebr übrig iſt, deffen aber glaubwiirndie 
ge Schriftfteller gedenken; 6) Der Tempel zu Bertillac in der Provinz la Marche; und 7) der Tempel 
in der Vorſtadt von Felletin in eben diefer Provinz. 


Das ſiebende Capitel. 


Von den Goͤttern der alten Spanier und Carthaginienſer. 
FE A 


aß die Spanier in Anfehung der Religion mit den alten Gallien vieles gemein gehabt Haben, ift 

ſchon oben angemerft worden ; doch hatten fie auch ihre eignen Meinungen und Aberglauben , 

davon aber nicht viel mehr bekannt sit. Dann obgleich, einige Schriftfteller groffe Abhandluns 

gen davon heraus gegeben haben, fo kan man doch bey den Dunkeln und ungewiffen Nachrichten wenig 
zuverläßiges herausnehmen. Don den Luſitaniern meldet Strabo B. 7. [. 106, daß fie vielfältig 
geopfert, und über das Eingeweid ber Thiere, welches fie nicht zerfchnitten, Beobachtungen angeftellet 
aben; nicht weniger haben fie aud) die Adern in der Seite genau betrachtet, und mit Berührung der⸗ 
—* allerley Wahrſagungen vorgenommen. Inſonderheit haben ſie das Eingeweid der Gefangenen 
im Krieg, die fie erwuͤrget, beſichtiget, und deren Körper mit Roͤcken zugedeckt; wann fie die Einge— 
weide zerſchnitten hatten, ſiellten die Wahrfager nad) gefundener Befchaffenpeit ihre Prophejeyungen an. 
Auch hieben fie diefen Gefangenen die rechte Hand ab, welche fie ihren Göttern heiligten. Diejenis 
gen, fo auf dem Gebirg wohnen, haben alle eine ſchlechte Sebensart, fie liegen auf der Erde und tras 
gen lange Haare, wie die Weiber; mann fie in Krieg ziehen, binden fie die Haare mit einem Band zu⸗ 
ſammen; die Zicklein gebrauchen fie gemeiniglich zu ihrer Speiſe; die Boͤcke, vie Gefangene und die 
Pferde aber opfern ſie dem Mars. Die Accitanier, ein altes Volk in Spanien thaten nad) dem Zeugs 
niß des Miacrobius Saturnal. B. 1,c. 19. einem gewiffen Bild des Mars, deſſen Haupt mit Strah⸗ 
len umgeben war, groffe Ehre an, und nannten es Neton 1). Bon den Callaicie fagt Strabo 
f. 113. daß fie gar Feine Götter gehabt haben. Die Celtiberi und andere, weldye in den Noͤrdlichen 
Provinzen von Spanien wohneten, verehreten einen ungenannten Gott zur Zeit des Vollmonds, da fie 
die ganze Nacht nechft ihren ganzen Familien mit Tanzen und fpringen hinbrachten. Die Paditani 
verehreten den Hercules, dem fie Tempel zu Ehren baueten, und gewiſſe Opfer brachten ; eben daſelbſt 


ſtunden auch die berühmten Seulen des Herculis 2) , welche einige für grofie Thore gehalten haben, 


$. 2. 


7) andre Ausgaben lefen, Necyn. hunc Abylam. in . 
> Pomp. Melalib, 1. c: 5, eft mons praealtus, ei, Herenlis —— ERDE RO Mer 
quem ex aduerfo Hifpania attollit obiedtus; 





0 0 


u 





x 
} 
F 


Yon den Göttern der alten Spanier und Carthaginienſer. 229 


$. 2. Gruterus führer 13. Auffehriften an, welche zu Billa Viciofa in Spanien follen gefunden 
worden ſeyn, und welche aflefamt einen geriffen Abgott, Namens Endopellicus, Endovelicus, 
dder Eudobolicus melden; woraus ſich ſchlieſſen fäßt, daß diefer Gott in jener Gegend in groſſem Ana 
fehen gejtanden habe; was er aber eigentlich gewefen 3), läßt ſich nicht gewis fagen. 

$. 3. Daß die Religion der Carthaginienfer von den Phönicieen urſpruͤnglich herrühre, und mit 
der Religion der Tyrier und Sidonier gänzlich übereinftimme, ift auffer allem Zweifel. Dann von den 
alten Phöniciern hatten fie den Gebrauch angenommen, daß fie ihre Kinder dem Sarurn opferten4), 
wie ſolches von dem Euſebius in der Ibrede die er auf den Conftantinus gehalten hat, beſtaͤrket wird. 
Ennius fage von den arthaginienfern eben diefes in dem Vers Poeni Ent (litei (os facrificare 
puellos. Juſtinus vedet L. 18.c, 6. von eben denfelben alfo: Warn fie unter anderen Plagen 
infonderbeir mir einer Deft heimgeſucht wurden, bedienten ſie ſich blutiget und uner⸗ 
laubrer ®pfer, die Goͤrter zu verſoͤhnen, indem fie Menſchen und fo gar unſchuldige 
und unmündige Rinder opfern, und miebin die Ausiöhnung der Götter durch Das 
Blur derjenigen zu erlangen füchten, um deren Erbaltung man die Goͤtter fonften 
enzufleben pfleger. Plutarchus faggvon ihnen, daß fie eben fo wenig Bedenfen getragen, ihre 
Kinder als Opfer zu ſchlachten, als irgend ein Lamm oder Vögel. Diodorus Siculus erzehlet von 
ihnen L, 20, daß, als fie einsmals von dem Agarhocles befieget worden, fie diefe Niederlage dem erzürne 
ten Saturn zugefehrieben hätten, und geglaubt, denfelben dadurch zum Zorn gereißget zu haben, daß 
fie einsmals an ftatt ihrer eigenen Kinder, fremde untergefeheben hätten. ‚Damit fie ihn demnach wies 
der, befänftigen möchten, bätten fie von bei Kindern der vornehmften ihres Volks 200. Knaben zu 
Schlachtopfern auserlefen; und über das hätten noch 300. andere, welche fich für ſchuldig gehalten, fih 
von jelbft angeboten, daß man fie. mit den andern den Göttern aufopfern möchte. Davon auh Las 
ctantius 1, 1.c. 21. fan nachgelefen werden, Nach der Ausfagedes Plutarchs follen fie bey dieſem er⸗ 


ſchroͤcklihen Opfer mit Pfeifen und Trompeten ein ſolches särınen gemacht haben, daß man das Winſeln 


und Wehflagen der armen Kinder nicht habe hören koͤnnen. Es wären aud die Mütter der Kinder 
felbft mit zugegen gewefen, welche weder einige Thränen vergieffen , noch einige Geufjer von ſich hören 
Jaffen durften; und wann je eine oder die andere fich hierinnen nicht völlig überwinden konnte, wurde fie 
zu einer ſchweren Geldbuſſe verdammt, und ihr Kind nichts deitoweniger geopfert. Auch da fie ihre 
Stadt, da fie von den Römern gänzlic) zerftöret war, nach einiger Zeit von neuem anbayeten, haben 
fie dieſen graufamen Gebrauch von neuem eingeführet, Und obgleich der Kaifer Tiberius ſolches ernſtlich 
verbot, auch ſo gar einige Prieſter, welche wider ſeinen Befehl dergleichen Opfer verrichtet hatten, vor 
dem Tempel an Baͤume aufknuͤpfen lieſſe: ſo waren ſie dennoch nicht davon abzubringen; wie dann 
dieſer Greul annoch zu Tertullians Zeiten, wie er ſolches ſelbſten bezeuget, wiewohl nur heimlich, 


zu’ geſchehen pflegte.Ja fie hatten eine fo groſſe Ehrerbietung gegen den Saturnus , daß fie Be⸗ 


denken trugen, deffen eigentlichen Mamen in dem Mund zu führen, und ihn vielmehr nur den Als 
ten, als Saturnus Sieften, wie Auguſtinus meldet, — 

Rebſt dem Saturn halten fie auch die Juno in groſſen Ehren, und für ihre vornehm⸗ 
fte Schusgöttin; und glaubten, daß fie ihnen mehr Huͤlfe leifte, als andern Voͤlkern. Daher bie 
Stadt Carthago fetbft bisweilen Junonia genennet wird, Auch beteten fie die Urania 5) an, welche 
in ganz Africa göttlich verehret wurde, darunter fie entweder die Venus oder den Mond, oder alle beyde 
verftunden. Gfleichergeftalt wurden aud) Jupiter, Apollo und deſſen Sohn Aefeulapius von ihnen une 
ter die Götter gezeplet; deven leſtern fie darum fehr Hoch hielten, weil fie glaubten, daß deilen Mutter 
aus Carthago gewefen. Auf dem Schloß Byrfa der Stadt Earthago fund auch ein befonderer Tems 
pel, welcher dem Xefeulapius zu Ehren erbauet war. Neptunus, Mars, Hercules und die meiften ans 
dern Götter der Griechen wurden zu Carthago gleicher Weiſe in Ehren gehalten. Auch) die Eybele war 
dafelbft nicht unbekannt, weil erweislich ift, daß ihre Priefter 6) daſelbſt auf die Art, wie wir es oben 


Seit. 6. beſchrieben, im diefer Stadt herum gezogen und gebettelt haben. Auſſer dieſen Goͤttern 


hatten fie auch noch andere, denen fie befondern Dienſt geleifter, als, die Dido, mit einem andern Nas 
Mmm men 


3) Bon dem deus Endouellicus harXeinefiug1636.4, 9) f. den Seldenus ſyntagm. 1. c,6. 
zu Altenburg eine befondere Abhandlung heraus⸗ ) 
gegeben; welche Graͤvius in fyntagmate differt, 5) Urania, Juno, und Aftarte, find alferdinge nut 
rariorum zu Utrecht 1701. 4. wieder brucken laſſen. eine Gottheit umter verfchiedenen Namen. ſ. Sel⸗ 
Am unwahrſcheinlichſten it wol Wormii Erflä: den fyntagm. 2.0.2. 
zung, in ber Schrift de corruptis antiq, hebr, £ F —— 
velligiis lib, 2. c, xi, daß die Magnetnadel zu 6) Diefer Grund würde nicht bey allen hinreichen; 
verftchen fen, weil erden Brass im gricchifchen wenn nicht andre wären. 
beiffen Fan, inwendig (iſt) die Nadel, ' 





230 Des erſten Buchs erſtes Kapitel, 


men Eliſſa 7) genannt; desgleichen auch die Aſtarte, welche zwar mit der Juno für eine Getthelt ges 
halten wird; die Anna Perenna, vorgedachter Dido Schwefter; ja fo gar auch den Hamilcar und 
Hannibal, denen endlich aud die fogenannten Eneaddires und Abbadires 8), deren Auguſtinus 
in feinem Brief an den Marimus Medaurenfis gedenkt, mögen gerechnet werden. 





— — 


Der 
Griechiſchen und Roͤmiſchen 
Olterthuͤmer 
Dritter Band 


jeni ingen, welche die Me | i 
Bon denjenigen Ding ir “ a nſchen zum taͤgli 


Deſſen erſter Theil 
don den Kleidern, allerley Hausgeraͤthſchaft, den mancher; 
ley Geldforten, Maaß und Gewicht, handelt. 
SSIHGIHGIGITOHPTIPEIH 


Das erſte Bud 


Von der mancherley Kleidung und Schmuck der 
alten Griechen und Römer, 1) wie auch verſchiedener 
anderer Voͤlker. 


Das erfie Sapitel 


Don der Tunica, Ealafiride, Chläna und dem Palo, 
St en 


achdem wir bisher, was zu dem Gottesdienft der alten Griechen und Römer, wie aud) einiger 
andern Nationen gehöret, abgehandelt haben: fo fommen wir nun zu denjenigen Dingen, 
welche die Menfchen in ihrer Haushaltung und fonft im gemeinen $ebe 


, n nöthig haben, 
her werden wir im erften Theil, infonderheit von der K ug! Das 


leidvung und dem dabin gehörigen 
mancheriey Schmuck, von den Häufern und deren Abeheilung, von den oerfiedenen Gerärgen 


und 
y) Yelleius melbet dieſe Meinung im eiften Buch c. 6, N Re Worts And). 
am Tyriam quidam Dido autumant, 4) Die befondern Scheifefteller von den lei 
Sn Suflpun gehe Sen he Schrein ln 
‚ inus B. 18. c.6.Hon der Eüſſ . 61. und R * F 
8) Aus Augufiino iſt es in das fo genannte glos- bo 6. ep 99 deren biele in Bräpii thelauto 


ſarium Mor fommen; Prifcianus gebente dies 





| — on TEE 





— 


Ze 


& 
Y 
1 
| 











Yon der Tunica, Calaſiride, Chläna und dem Pallib. 231 


und Gefäffen, von den unterfehiedenen Geldforten, Maaß und Gewicht, von den fieben fogenannten 
MWunderwerfen der Welt, öffentlichen Gedauden, wie nicht weniger von den mancherley Merkzeichen 


gewiſſer Sandfchaften, Städte und Fluͤſſe; im andern Theil aber, von den Baͤdern, Heirathsſachen, 


Mingen und Siegeln, oͤffentlichen Schauplaͤtzen, den groſſen und oͤffentlichen Spielen der Griechen, vor 
dem Eirco oder Rennbahn, und feierlichen Proceſſionen, Tanzen, Luſtſchiffahrten, der Jaͤgerey und 
Bifcherey, wie aud) von alleriey Künften und ven dazu gehörigen Zuftrumenten mit mehrevem handeln. 


5. 2. Unter allen den Stücken, welche zu ven Alterthuͤmern gerechnet werden, iſt fait feines 
merkwuͤrdiger, und nüglicher, als die mandyerley Arten der Kleidung; es iſt aber aud) nichts Dunkler, 
als eben diefes; fintemal es mit groſſer Schwierigkeit verknuͤpfet iſt, wann man die von den griechiſchen 
und lateiniſchen Schrifftftellern nambaft gemachten Kleider deutlich bejchreiben und unterjcheiden jolle, 
Ob man gleic) aus den alten Denfmaalen die äufferliche Geſtalt derfelben ziemlid) erjehen Fan, jo weis 
Sr doc) hernach nicht, was fin einen Namen man einem jeden Stuͤck folder Kleidung beylegen 
olle. 

% 3. Das allergewoͤhnlichſte Kleid bey den alten Griechen war L unica, welches bis auf 
Die Knie, bisweilen auch bis auf die Knöchel herab gieng; welche leztere Art inſonderheit wod4 rn zırap 
Zunica talarıs oder ein Lalse genennet wurde, Der Name £r1. oder Stola aber wurde von den 
Griechen einem jeden Kleid, fo Männlicyen als Weiblichen Gefchlechts beygeleget. Der Unterſchied 
zwiſchen den Griechifcpen und Hömifchen Tunicis war dieſer, daß jene mit langen und engen, dieſe abet 
mit kurzen und weiten Ermeln 2) veriehen waren, welche leztere mandymal nicht einmal bis an den Cha 
lenbogen veicjten, welches man an vielen Bildfeulen erkennen Fan, Auſſer dieſer Tunica, als dem 

berrock trugen viele aud) noch einen Unterrock 3), der zu nächft auf der Haut lag, und von den Gries. 
chen xiovisxoe , von den Römern aber interula nver fubuenla genennet wurde, Anfangs wurden. 

Die Tunicä, zumalen diejenige, welche die Mannsleute trugen, von Wollen gemacht ; dann die leine⸗ 
nen Kleider waren vor den Zeiten Alerandri Severiz welcher nac) dem Zeugniß Kampridius c. 40. 
zu erſt dergleichen getragen hat, nicht eben gebraͤuchlich; es ſcheint auch, daß ſich um diefe Zeit nicht. 
alle und jede derfelben bedient haben; gleichwie auch ungewiß ift, 66 der Mame Kinum eben von eis 
men folchen Unterrock oder Subucula zu derftehen ſeye So viel aber ift gewiß, daß ber Name 
Kr welcher von dem Hoͤrgeius L,1. Ep.L. von einem folchen Kleid, das zu naͤchſt auf der 
Haut liegt, und von uns ein Hemd geheimer wird, das innere oder Unrerkieid bedeute, welches zu 
der Zeit wollin war; woraus dann zusleich erhellet, daß die feinenen Unterkleider oder Leibroͤcke, die wie. 
Hemder nennen, erſt in fpätern Zeiten eingeführet worden, nis, 

$. 4 Daß über die Weiber ehender als die Mannsleute fich leinerner Kleider bebienet Haben, iſt 
unter andern daraus zu fchlieffen, weil Barro nach dem Zeugniß des Plinius erzehlet, baß es an ber 
Samilie der Serranet dis ervab befonders bemerkt wvorden, daß ihre Weiber feine dergleichen Kleider 
getragen haben; woraus dann geſchloſſen wird, daß diefer Gebrauch Teinener Kleider bey dein Roͤmiſchen 
Srauenzimmer ſchon vorher muß bekannt geweſen feyn; weil an gemeldter Serraniſchen Familie, daß fie. 
Sich andern nicht gleich gehalten Babe, getädele worden, Daß Leinwad bey den Griechen von ſehr alten 

eiten her uͤblich geweſen feye, erhellet daraus, weil man dieſe Materie aus unterſchiedenen fremden 
Vnden in Griechenland gebracht hat; denn von ihren Schriſtſtellern bier und da bes Colchidiſchen oder 
Sardoniſchen und Xegyptifchen Leinwads gedacht wird; wie dann auch Paufanias in Boͤot. p. 603. 
ausdruͤcklich ſagt, daß diejenigen, welche in die Höhle des Trophonius gehen wollten, leinene Kleider an⸗ 
Jegen muften, Um welche Zeit aber die Griechen vergleichen leinene Unterfleiver fid) zu erft beygeleget 
Haben, laͤſſet ſich nicht gewiß anzeigen. — 

. Eine beſondere Art der Kleidung war die fo genannte Calaſiris, welche gleichfalls ein lei⸗ 
nes Kleid war, fo einen befondern Saum hatte, dergleichen infonderheit die Egyptiſchen Prieiter unter 
ähren wolfenen Oberroͤcken trugen; und dieſes darum, weil ihnen in dem Tempel nicht erlaubt war, 
wollene Kleider zu tragen; daher fie bey dem Eingang in denfelben diefe leztern ablegten, und nur allein 
bie leinenen auf dem Leib behielten; welchergeftalt es dann ſcheint, daß ihnen diefe Calafiris zugleich 
als eine tunica nnd interula d. i.-als ein Rock ımd Linterfteid geblener hat. Daß uͤbrigens der Ges 


brauch des Leinwads aus Egypten nach Griechenland ſeye gebracht worden, erfennet man eben daher, - 


weil den Prieftern der Iſis und des Anubis in dem Tempel fi) Feiner andern als leinener Nöcke zu Des 


Mmm 2 dienen 
2) Ja in alten Zeiten war es nicht ohne Vorwurf, % 20, Varro in einem verlornen Merk, das 
wenn anfehnliche Römer Roͤcke mit Ermeln hattenz Nonius oft anführer: polteaquam binss tun! Xs 


man trug fiemeift ohne Ermel. Mur habere ‚;@perunt;; inllituerunt vocare Murulam 
3) Bon tunica interiori ſ. Rubenii Electa Buch a» et indufmm, 














232 Des erften Buchs erſtes Capitel. 


dienen erlaubt war. Sie durften auch fo gar ihre Toden in feine andere Tücher als in leinene einwickeln; 
und ift bekannt, daß die fogenannten Mumien allefanıt mit leinen. Binden umwunden find, 

9,6, xAanis, Chlamys , ift gleichfalls eine Art der Kleidung, welche bey den Griechen von ale 
teu Zeiten her gebräuchiich gemwefen, und von Diefen auf die Römer gebracht worden, Es war biefes In 
der That nichts anders, als ein Mantel oder Oberkleid, weiches fie über den andern Kleidern getragen 
haben ; doch läßt fich von deſſen eigentlicher Geftalt nichts gewiſſes fagen, Einige fteben in den Gedans 
fen, als ob ein Chlamys eben Ki: gewefen feye, was die Romer Toga nannten; andere hingegen ges 
ben vor, daß diefes Kleid mit dem fogenannten Sagum oder Paludamentum eine mehrere Öleichheit ges 
habt, oder gar einerley mit demfelben gewefen feye 4). Die Griechen bedienten fidy derſelben ſowohl zu 
Haus als im Krieg ; wie folches aus vielen Schriftftellern erweislich ift. Die meiften halten diefe Chla— 
mys für ein offenes Kleid, welches auf der rechten Achſel mit einer befondern Hafte oder Schnalle 
zufammen geheftet und alfo eingerichtet war, daß fie den rechten Arm ganz frey behielten, Einige ans 
dere thun von einer zwofachen Art diefer Chlamys Meldung ‚ deren eine fie Macedonica, die ans 
dere aber communis nennen, Von der Macedoniſchen fagen fie, dafs diefelbe unten ganz zu 5) 
gervefen , da hingegen die communis oder gemeine Arterwas weiter, aber nicht fo gefchloffen, ſondern einges 
fehnitten gewefen. Ueberhaupt fcheinen fie mit dert heutigen Maͤnteln eine groffe Gleichheit gehabt zu Haben, 
deren Ende zwar zufammen veichen , aber doch nicht zufammen gehefter find, alfo Feine von genannten 
Beiden unten jufammen genäßet gewefen, Heſychius und andere Sprachlehrer, desgleichen auch 
Philoſtratus in Heroicis ſ. 645. gedenken noch einer dritten Art, welche ſie Chlamys Theſſalica 
nennen; man weis aber nicht, worinn dieſe von der Macedonica unterſchieden geweſen. Daß uͤbrigens 
dieſe Chlamydes auch bey den Römern im Gebrauc) gemwefen „bezeugen viele alte Denfmaale, daraus 
man fiehet, dafs die Kaiſer, Prätores und Tribuni eben dergleichen getragen; ba es aber mehr Palus 
damentum heiffet. Es ift auch wahrſcheinlich, daß die Epheſtrides 6), der Mandyas und Byr⸗ 
rhus 7) eben dergleichen Chlamydes gewefen feyen. 

97. Die Chläna , von den Römern Laͤna genannt, foll in den Zeiten der alten Helden ges 
wöhnlid) 8) und gleichfalls eine Art eines Oberkleids oder Mantels gewefen feyn, deffen fie ſich inſonder⸗ 
heit gegen die Kaͤlte, zu Nacht aber zugleich anſtatt eines Lagers bedienet; wie dann einige einfach, an⸗ 
dere aber doppelt und dicker gewefen, Homerus fehreibt (Jlias B. 24. v. 645.) daß, als Priamus eing« 
mals in dem Gezelt des Achilles übernachtet, ihm eine dergleichen doppelte Chläna feye gereichet worden, 
um fich damit zu decken; im Krieg wurden fie am meiften gebraucht, und werden oft genennt. in ans 
ders Kleid Chlanis oder Ehlanidion, war von dünnem Zeug, und wurde von beyderley Geſchlecht 
getragen. Noch ein anderes, Namens Siſyra, welches etwas dicker war, diente ihnen bey Tag und 
Macht, auf mancherley Weife, und foll auch diefer Art geweſen ſeyn. 

§. 8. Pallium, der Mantel, wurde von den Griechen —D— Pape, 9) Ipikov und TpuBarı 
1) genannt; ja der lateinifche Namen pallium ſelbſt, ift in die Öriechifhe Sprache aufgenommen wor⸗ 


den, MeMs:r; und ift von den heutigen Mänteln nicht fehr verfchieden gewefen, aufler daß es etwas 


länger war. Es ſcheinet urfprünglic) von den Griechen herzufommen, dieweil Sueronius in dem Le⸗ 
ben des Auguſtus c.98. fihreibet, daß diefer Kaifer bey einer gewiffen Gelegenheit feinen Reiſegefaͤhrten 
unter andern Gefchenfen togas und pallia Röcke und Mäntel, unter dem ausdrüclichen Befehl habe 
austheilen laffen, daß die Nomer ſich der Griechiſchen, die riechen aber fi) der Nömifchen Kleidung 
und Sprache bedienen ſollten. Mit der Zeit aber find fie ſowohl bey ven Römern als Griechen uͤblich 
geweſen. Man ſiehet Eeinen Kragen daran, und wurden fie über den andern Kleidern getragen; wel⸗ 
ches man Tab. LXXXIV. Fig. ı, an dem Bildniß des Metrodorus von Ephefus, welches zu Rom zu 


Tab, : EC, 
LXXXV ſehen iſt, erfennen kan; da ſich ein ſehr weites Oberkleid zeiget, dag man etliche mal um ſich herum 


wickeln kan. Der Tunica geht bis auf die Fuͤſſe, wie Fig, 2, woran der Mantel von jenes Griechiſchen 
Metrodorus Mantel darinnen unterſchieden iſt, daß die Ende an jenem bier und da eingeſchnitten, und 
mit einem befondern Saum verbrämer zu feyn feheinen, Eben diefer Tunica iſt unter dee Bruſt mit 


einent 
H f den Rubenius, und Cupers, Abhandlung, f6 8) Ammonius: ; Amar F Sim dann . 
an ber Schrift, apotheoſis Homeri, befindlich y wus Ösy aha < — —— Ks 


pag. 137.folgg. (mit 4. Schligen) 5 & zaauus, eis Jurerov mar. 14 
5) di, unten niet eingefchnitten, ohne Sclige, neo Bde, if ni ad ei) 
6) Suidas: Epergis, inalor guunixor, Arpilar A xaı 9) davon dag lateinifcye parus, fupparus, und in 


navdun, as Biggov, fpätern eiten G : ai > 
— a — 

vom gi N rvepos , umd alfo eigentz 10) und be } 

lich röthlicht, feuerfarbigt; nachher aberau 0b I A gie ImBAnna , megı Bänke, MAG man um 


ne Abficht auf die Farbe, 


— 
FR 


— ng 





Tab. LXXXUU 





—2 2 ) 
Im M RRIIFEIETTSTTTGIREGARSEINN 


or/sara" 


nn 
PTEIT OP EDEL 1 Y z 
THEM / f IID m Gallerie Iustinienne 





—IIIIlDIIIIIIIIIIIIII 





2.2.Duo Gracı palhati.5.4. Greciduo cum uweorıbus veste mılitarı 


i ; ; indutı.5. Diogenes Gyracus cum palko . 
6.Idem zn Dolo #Pimlosophus alıus palhatus. 5 ‚prietexctatus. = 


9.10. Duo Senatores Rom: cum toga. 


22 Duse bellto / — — = 
| — IUUSs.22. Senior Romans wella insidens.13.24,Scrmia duo, qubus calamos, pugillares, Lbros 
J 























u a on 22 


U ui Cl 


in Ze Sant 





Yon der Zunica, Kalafivide, Chlaͤna und dem Pallio. 233 


einem breiten Gürtel umgürtet, Die Ermel aber find fehr weit und lang. Wann man nun die Geftale 
diefer Griechiſchen Mäntel betrachtet, folte man denken, da dabey gar Feine Schwierigkeit feye; nichts 
beftoweniger it man über denfelben nicht eineriey Meinung. Dann weil Appianus LUb. V. de Bello 
Civili von dem Antonius erzeblet, daß er in Egypten nach Griechiſcher Art ein palium quadratum 
d.i, einen viereckigten Mantel getragen habe : jo ift daher die Frage entflanden, was unter demfels 
ben zu verftehen feye. Vielleicht ift ein Mantel darunter zu verjtehen, der vier Ecke oder Zipfel zı) hat, 
deren vordere nur in das Geficht fielen, und untenber rund waren, Man glaubt, daß er nicht auf eis 
nerley Weife getragen worden; und zwar bisweilen fo, daß fie die beyde gegeneinander ftehende Ende 
auf den Achfeln mit einer Hafte zufammen geheftet haben ; und warn man alfo den Mantel von der vech« 
ten Hand gegen die linke zuructgefchlagen hat, der ganze Leib davon bedeckt worden, 

$ 9. Die Kleidung des Prufias eines tandvogts der Coier Fig. 3. feheinet ein Kriegskleid zu 
feyn. Erſtlich träge er eine Chlamys, die auf der Achfel zufammen gebeftet iſt, und unter folcher eine 
doppelte Tunica, unter welchen die innere, fo länger iſt, als die obere, ihm bismitten andie Schen— 
kel geht, beyde aber mit einem Gurt zugehalten werden, Sein Schwerd ift etwas länger, als die Roͤ— 
mifchen, und ſcheinet nad) dem Maag feiner Seibsftatur zween Schub lang zu feyn. Seine Gemahlin, 
fo neben ihm fteher, hat einen befondern Hauptſchmuck, und einen langen Rod bis auf die Erde, ver 
gleichfalls mit einem Gürtel gebunden ft, und fehrlange Ermel hat, bis vor auf die Hände, Einem 
ſolchen Mantel, ven man über der Tunica trägt, nennen die Griechen inalıw oder chlamydion, vie 

ömer aber pallium oder palla. Der folgende Telamon Fig. 4. ſcheinet gleichfalls ein Kriegskleid 
zu tragen, Deſſen Scyild hat mit einem groſſen Becken, fo ovalrund, eine groſſe Aehnlichkeit; der 
Helm ift überaus ſchoͤn, und fein Schwerd koͤmmt des Pruſia feinem ſehr gleich. Seine Gemahlin 
Heſione erfcheinet auch in einem fehr weiten Kleid; welches aber fehr kurze Ermel hat, fo, daß ihre Arme 
faſt ganz nafend find; auch trägt fie einen Mantel, deſſen Rand eingefhnitten, und gleichfam bejonders 
verbraͤmet fcheinetz; das Haupthaar-ift befonders durch einander geflochten. , 
6. 10. Der Wiantel der Weltweiſen 12) war von andern in nichts unterſchieden, als daßer 
insgemein ſehr abgefchaben war: daher er von dem "Wort rriß» ich teibe, ſchabe ab, Tau», ſtri- 

onium) hies. Es trugen die meiften Weltweiſen dergleichen, meift um dafür angefehen zu werden, 
als ob fie ſich weder aus Armut noch aus Pracht etwas machten, Sie waren insgemein ſchwarz oder 
dunkelbraun. Mach dem Zeugniß des Athenaͤus D. IV. 18. beichoren infonderheit die Cyniker weder 
ihre Haare noch den Bart, fondern glengen ganz verwildert und barfuß. Bon folcher Art iſt der Mana 
tel des Diogenes (Fig. 5.) in dem Burghefifchen Meyerbof, den er nach. Art der Cyniker auf dem blos 
fen Leib trug. Auf andern Denkmaalen wird er vorgeltellt, wie er in einem Faß figet, und wie eine 
Schnede aus ihrer Schale, aus demfelben hervorkriechet; dergleichen Borftellung Fig. 6 zu ehen ift, 
da er in der einen Hand einen Stecken, in der andern aber eine Tasche hält; feinen Aufenthalt hat er 
bei) einem Tempel, und gegen ihm uͤber ftehet ein Hund; es hatte Diogenes in der That feine Wohnung 
bey dem Eingang eines Tempels, Dann als die Arhenienfer einen gewiſſen prächtigen bedecken Gang 
eines Tempels erbauet hatten: ruͤhmte fich derfelbe, als ob fie ihm eine fehr prächtige Wohnung zuge⸗ 
richtet hätten, Das Faß, in welchem er jtact, mar ieden , gleichwie auch alle andere Gefälle ,-in weis 
hen fie den Wein und andere flüffige Materien verwahreten, von Erden gemacht waren, Was uͤbri— 
gens bie Sarve, die hinter dem Hund zu fehen ift, bedeute, davon laͤßt ſich nichts gewifles fagen; viels 
leicht wird damit auf die Verftellung der Cyniſhen Weltweiſen gezielet, welche für fehr tugendhaft wolle 
ten angefehen feyn, und von dem einfältigen Volk gerühmet werden. Fig.7. fehen wir noch einen ans 
dern alten Weltweifen, deffen Bitdfeule in dem Mufeo Jufkinianeo'zu fehen iſt. Er fcheinet ganz tiefe 
finnig zu ſeyn; und hält in der einen Hand eine zufammengerollte Schrift, mit der andern ftüzer er fein 
Haupt; übrigens hat er feinen. bloſen Leib mit einem Mantel bedeckt, wie obiger Diogenes, 

4. ı, Es trugen aber nicht nur die Weltweifen, fondern auch andere 13) dergleichen Tribonia ; 
Mach eben dem Zeugnis des Eunapius bedieneten ſich die Sophiſten (Redner) eben dergleichen. 
Dann obgleic) in den ältern Zeiten diefe Mäntel nur allein der Armen Kleidung waren; fo trugen doch 
auch andere dergleichen; wie dann infonderheit zu Athen = dem Gerichtsplatz die Richter in folchen era 

nn 2 


(chiea 
xı) Die Griechen nennen auch yanıy, alseuyız, bie 13) Die Chriftlichen Ajceten, deren Lebensart ohne⸗ 
Defnungen, Sclige unten herein; tie vorhin Ur philofophia hieg, trugen daher eben dergleis 
(n.8.) aus Ammonius Befchreibung auch zu en ſchwarzen Mantel, wie die Weltweilen. 
feben, da er einen Chlamys befchreibet, daß ex aber auch die, fo Chriften wurden, und niche 
unten her zu ſey; chlaena aber, daß fie viereckigt ganz gemeine Leute waren, eben bergleichen truͤ⸗ 
unten, oder mit Einfchnitten, gen, z.B. Tertullianus, und meift alle Geiftlis 
32) Beſondere Schriftfieller davon führt Fabricius chen und Muͤnche. Die Nebner trugen rothe 
an in bibliogr,c. 18, $.9e | Farbe. 




















234 Des eriten Buchs zweytes Kapitel, 


feheinen, In fpäfern Zeiten hat M. Aurelius ſelbſt von Jugend auf einen folchen Mantel getragen, 
Capitolin us fagt von ihm E,2. daß er fich ſehr ſtark auf die Weltweisheit geleger, und ſchon im zwölfe 
ten Jahr feines Alters ein Philoſophiſches Kleid angelegt habe; desgleichen babe er au) aller Gemoch⸗ 
lichkeit abgefagt, und in dem Mantel, den er trug, auch gefcehlafen; ja er habe kaum von feiner Muts 
ter können dahin gebracht werden, daß er In ein ordentliches Bert fich gelegt. Es haben aber auch: nicht 
alle und jede ehemaligen Philofophi dergleichen ‚Schlechte Kleider getragen. Mach dem Zeugniß Aelianus 
(B.X11.0.32.)trug Pythagoras ein weiſſes Kleid, eine güldene Krone und befondere Beinkleider, Empes 
dDocles von Agrigent gieng in Purpur, und hatte eherne Schuhe,  Hippias und Gorgias giengen auch) 
nicht anderſt aus, als mit Purpur bekleidet. Andere Weltweifen teugen eine geroiffe Mer Teinener Kiela 
der, welche Orhonä hieffen, die fonften meiſt mit unter bie Kleidung des Frauenzimmers gerechnet wur’ 
den. Doc) waren die meilten alten Weltweiſen barauf bedacht , ſich befonders durch die Kieidung u 
unterfcheiden , daß man an ihrer äuflerlichen Geftalt gleich fie für Ppilofophen erkennen Fonnte. 

$. 12. Chryſoſtomus gedenkt noch eines anderf Kleids, welches bey den alten Philoſophen 
üblich gewefen, und von ihm «Eric, CEXomis),. genennet wird; die einige für die fogenannte 
Abolla halten. Wahr ift es, daß beyde von den Weltweifen find getragen worden, Es war Kxomis 
ein Kleid ohne Ermel, alfo, Daß weder die Arme noch die Schultern davon bedeckt waren wie es dann 
auch von dem Griechiſchen Wort «us (Oinos) die Schulter, ven Namen bat».  Sonften trugen 
die Knechte und Bediente eben dergleichen Kleidung 14). 

$. 13... Ben den Griechen wurde ein ſolcher Mantel, der inwendig gefüttert war 15), Aumrois 
genannt ; mo anderft dem Acro, einem alten Ausleger des Horatius, zu trauen if, wann er bey: eis 
nem gewiffen Vers defielben (L.I,ep,XVIL. u, 25.) 

quem duplici panno patientia vetat 

bie Anmerkung macht, daß ein dergleichen gefiitterter Mantel von den Griechen Diplois ſeye genennet 
worden, Ferner iſt auch noch eine Art kleiner Mäntel oder Wetterkappen befannt ‚Namens Palliolum, 
damit die Alten infonderheit das Haupt und Schultern bedeckten, warn fie irgend aus einer Krankheit 
in die freye Luft kamen; dergleichen auch bisweilen fi) unzüchtige Weibsperfonen bedleneten; wann fie 
in der Stadt umher giengen, und nicht wollten erkannt ſeyn. Aurelianus gedenkt in einem Brief, 
der bey dem Vopiſcus zu leſen iſt, auch von tunicis palliolatis ‚ welhe Salmafıus für folche Tunis 
cas hält, welchen dergleichen Werterkappen oder Mäntelein angefüger waren, och eine andere Art 
Kleidung wurde von den Öriechen piriAn oder YrAon, von den Lateinern penulaı6) genannt, getra en; 
welche nad) dem Suidas eben das feyn follte , was fonft Epheſtris biefje, und auch eine Art von Mäne 
ten ware, deren ſich die Alten bebienten, wann fie über Feld reifeten ; daher zugleich fehr wahrfcheins 
fich ift, daß fie mit dem Chlamys mögen einerley gewefen ſeyn: Endlich lieſet man noch von einer ans 
dern Art, Mamens Synthefis deren fie fich infonderheit bey Gaftmaalen bedlenet haben; und ob 
gleich der Name Griechiſch iſt, ſo waren dieſe Kleider doch auch bey den Roͤmern ſehr uͤblich; indem 
nicht nur die Kaiſer und Rathsherren, fondern auch andere Leute fi derfelben bedienet haben ; vb man 
gleich von ihrer befondern Geftalt nichts geroiffes anzeigen fan: fo halt man es doch fir einen Mantel, 


‘der leicht über andere Kleider konnte angezogen, und nach Belieben wieder abgelegt werden, 


Das zweyte Kapitel, 
Bon der Roͤmiſchen Toga und dem Lato Clavo. 


Sen 
a Tora 1) war erftlich bey den Römern eigentlich ein Ehrenkleid, welches von niemand aus dem 


gemeinen Volk durfte getragen werden. "Nach dem Zeugnifi Artemidori wurde e8 auf Gries 
chiſch raßına (tebemnos) genannt, welchen Namen fie von dem Lemeno, einem —— der 


ſolche 

14) und star fo wol als einen Mantel, als auch als bung und Tracht der Raths 
einen Noch, Hefychius: YEazıc, zAav öuw xtı ipor, dem ſie die — ee 
35) 3 wir in mancherley Verftande gebraucht, Zeit, nicht mehr tragen durften, Daher Glojfä: 
Heſychius melbet, ba es ſo viel ſey / als paenulatus cuyx⸗ lixoe evney ddr NaeDU Ru 


dmasnum zAaus Ir lo Goendaı, das zwe malfan um i 
2 N ä ben ei lagen Kern, er — pe ſchwarze paenulas, die auch 
36). 30h. D.Donm Abhandlung de vtraque paenu- t) be & Heilen R Bo 

Ja, imöten Theil Graͤvii. Es iſt ſo gar —* Hr Schriſtſieler meldet Sabrieingbibliog. 











Von der Roͤmiſchen Toga und dem Lato Clavo. 235 


ſolche zu erſt aus Arcadien nach Rom gebracht, foll befommen haben; die Yuchftaben m. und b. werden 
oft verwechſelt. Mach dem Bericht des Tertullian de yallıs c. 1. ſoll der Gebraud) dieſes Kleids zu 
erft von den Pelasgiern auf die Lydier, und von diefen auf vie Römer gekommen fenn. Die äufferliche 
Form aber foll nach der Anzeige Dionyfius von Yalicarnap Bud) 3. S 95. Die Geltalt eines halben 
Cirkels gehabt haben ; obwoͤhlen andere Schrift teller diß alls nicht einerley Meinung find. Einige ſa⸗ 
gen nemlich, daß diefe Toga ein offenſtehendes Kleid geweſen ſeye, mie etwa ein Mantel; weilen ſie 
aber zugleich ſehr lang und weit gewelen , hatte ſie auf mancherley Weiſe Eönnen zuſammengefaßt, und 
um den Leib herum geleget, zum Theil aber auch um den Arm geſchlungen werden. Andere hingegen, 
unter welchen inſonderheit Octavius Ferrarius, ſich befindet, ſind der Meinung, daß vieles Kleid 
nicht offen, fondern durchaus zuſammen geheitet gewefen, in der Mitte aber dennoch eine grolfe Deffe 
nung gehabt habe, da man ſolche über den Kopf werfen, auch zugleich Den einen. Arm dadurch habe 
heraus ſtrecken koͤnnen; alſo zwar, daß der rechte Arm frey geblieben, der Theil aber, welcyer linker 
Hand herab hieng, um die linke gewunden worden, Das wunderbarite hierbey iſt dieſes, daß, ob man 
gleich zu Rom und anderswo viele Statuen antrift , au welchen dergleichen Toga zu ſehen find, dennoch 
daraus diefe Berfchiedenheit der Meinungen von deflen eigentlicher Geſtalt, teineswegs mag entſchieden 
werden, Inzwiſchen finden ſich doch manche Statuen, welche meines Crachtens Dit Meinung vorgedach⸗ 
ten Serrarius feineswegs gemäß find; und obglelch andere fo beſchaffen find, daß man. daran nichts ge⸗ 
wiſſes erfennen Fan, fo fiehet man doc) wiederum andere , die. aljo zuſammen gefaßt find „dag man offene 
3 daran erfennen Fan, fie feyen von, oben bis unten ganz offen geweſen. Zum Beyſpiel Fan biejenige 
ildſeule eines Priefters dienen, Die wir oben Aab, XL.tul, Fig, 7. aus.des Degets Nuſeum Brans⸗ 
enburg. angefuͤhret haben, allwo derſelbe nad) Her derer, die ein Opfer verrichten, mit feiner Toga 
a8 Haupt bevecdt, übrigens aber fie alſo um ſich geſchlungen bat, daß man nicht anders muthmaſſen 
kan, als daß ſie von vornen durchaus offen und keines wegs zufammen ‚genäbet ſeye; ſo durch das Zeug · 
nis des Dionyſius, der ihr die Geſtalt eines halben Eintels beyleget, nicht wenig beftättige zu werden 
ſcheinet. Dazu fommt, daß die Aiten ſich dieſes Kleids nicht nur in der Stadt, jondern auch im Krieg 
bedienet, und wann der Streit angieng, ſolches um den Leib gewickelt und gleichſam zuſammen ges 
knuͤpfet haben, welche Aufſchuͤrzung pflegte cinceus Babinus genennet zu werden ; wann aber das Kleid 
jufammen genäher gewefen wäre, hätte dieſes nicht wohl geſchehen koͤnnen. Wir wollen aber den 
Leſer die Sache aus den Statuen, die wir beſſer unten anführen werden, felbiten beurtbeilen laſſen. 


82. Diefe Toga iſt der Materie nach wollen geweſen, nad dem Zeugniß vieler Sceifiiteller; 
in fpätern Zeiten hat man fie aus Seiden, oder auch aus einem andern Zeug verfertiget. Die Farbe 
war anfangs weis; daß man aber hernach bunte und mit Purpur verbrämte getragen, dergleichen bey 
ben Obrigfeitlichen Perfonen der alten Hetrufcer im Gebraud) waren, fol! nach dem Macrobius in 
Saturnalibus Lib. I. c. 6. Tullus Holtillius zu Rom eingeführet haben; und wie in Anfehung der 
Jarbe eine Veränderung vorgegangen: fo Fan es gar wohl ſeyn, daß eben dergleichen in Anfehung der 
Beſtalt gefchepen; gleichtvie eben diefe Toga nach dem Unterfehied des Vermögens derer die fie trugen, 
bald weiter, baid enger waren. Es iſt ungewis, ob die alten Römer um die Toga einen Gürtel ges 


tragen, oder nicht; wenigftens ſiehet man Feine an den Statuen. Wann man gleich an manchen wahrs 


nimmt, daß fie die Toga aufgefchürzt, und ervunden haben ; fo iſt zu glauben, daß die 
anfcheinende Gurte vielmehr ein —— ei ii Toga ot, alg ein eigentliche Gürtel feye. 
Eben diefer herabhangende Theil der Toga aber, den fie alfo zufammen faßten, wurde Sinus 3), und, 
wo das Kleid ;leichfam einen zufammen geknüpften groffen Knoten vorftellete, umbo 4) genannt. 
Bon eben diefer Art die Toga aufzufhürzen, ift auch die befannte Redensart entitauden, in praecin- 
ctu eſſe, welche zwar erftlich nur von denjenigen verftanben wurde, die in wirklicher Bereitſchaft fkuns 
den, im Krieg den. Streit anzugehen, und fich zu diefem Ende aufgefehtirzt hatten, nachgehends aber 
von einem jeden gebraucht wurde, der fich dazu ſchickte, eine Sache anzufangen und auszurichten, 


$. 3. Die Römer giengen meiftens barhäuprig; wann ihnen aber die Sonne zu heiß auf den 
Kopf ſchiene, oder fie fid) gegen den Regen, oder die Kälte verwahren wollten, zogen fie ihre Toga 
an ftatt einer Werterfappe über das Haupt ; und wo fie fodann jemanden begegneten , dem fie Ehre 


beweifen wollten; zogen fie dieſe Toga nad) dem Zeugniß des Plutarchs wieder von dem Kopf zu« 
Nunz ud; 


2) Dionyfius von Halicarnaß und Flor : 21.6. pbil.Rubeniug eleda B.1. €. 17.5 er ift nicht 


ben e8 dem TarquiniusPrifcus zu; e8 fan von yon ; 
beyden wahr 9— daß ſie deſſen Gebrauch gemeis 9 Daher Perſius Satir. 5,32. candidus vmbo, für die 
ner zu machen geſucht haben. ganze Toga jagt. 


J 








SE 





a 








236 Des erſten Buchs zweytes Capitel. 


xuck; woraus dann klar erhellet, daß ſie ihr Haupt zu gewiſſen Zeiten mit dieſer Toga bedeckt haben. 
Zur Zeit der Trauer, und, wo dem ganzen gemeinen Weſen ein Unglück begegnet war, pflegten fie dies 
je Toga überall abzulegen. ben dergleichen gefchahe auch auf den Saturnalibus fünf Tage lang 5 
ohne Zweifel darum, weil fie es für unſchicklich hielten, um folche Zeit ein Ehrenfleid zu tragen, ba die 
Herren den Knechten am Tifch aufzuwarten verbunden waren, Bey Mahlzeiten gürteren fie diefelben 
der Bequemlichkeit halben, auf, und lieffen fie ganz herab hängen; und faßten fie oft unter dem Arm 
zufammen, auf welchem fie lagen , und bebieneten fich derfelben als eines Polfters; davon in den alten 
Schriftſtellern mandye Benfpiele vorfommen. Die Toden, warn fie gleich von dem allergeringften 
Stand waren, wurden allefamt in dergleichen Toga eingekleiver : Daher Juvenalis Sat. IN. u. 171, 
172. alfo ſagt 

Pars magna Italiae, fi verum admittimus, in qua 

Nemo togam fumit, nifi mortuus. 


». 1. Wann wir die Wahrheit fagen dürfen, ſo legen die meifte Einwohner von Ita⸗ 
lien nichr eher die Toga an, als im Sarg s). Es wardie Toga nicht nur zu Nom, ſondern 
in ganz Italien üblich; auch in den Municipalftädten, und fo gar auch bey andern Nationen, welche 
ſich die Römer unterwürfig gemacht hatten. Daher auch derjenige Theil Galliens in welchem die Toga 
6) eingeführet war, togata genennet wurde. Diejenigen, welche einen Triumph hielten, trugen eine gemalte 
‚oder bunte Toga 7), welche urfprünglic von den Hetruſcis herfam; eben dergleichen trugen die Con« 
fules und Tribuni, wie nicht weniger die Prätores, wann fie ein Opfer verrichteten, oder einem öffente 
lichen Spiel beywohneten. Nonius Mlarcellus hat eine Stelle des Varro aufbehalten, wo von 
fehr dünnen Togis geredet wird, daß man die Roͤcke (tunicas) unter folchen fehen Fonnte, weil fie durch. 
ſchienen; dann er fagt: iftorum vitreaeg), —* oſtendunt tunicae clauos, d. i. man Ban die 
——— ihres Rocks durch die glaͤſerne oder durchſichtige Togas erkennen, 
ben dieſer Nonius und auch Plinius thun auch von Togis undulatis Meldung, welche vielleicht 
yait unferm gewäfferten Zeuch eine Gleichheic gehabt haben. 
$.4. Der Larus Clavus 9) über deſſen eigentliche Befchaffenheit von den Gelehrten auch gefkritten wor⸗ 
den, war nichts anders, als nur ein Zierrat und geroiffe Bräme der Kleider, welcher Name aber bernach dent 
Kleid felbften, welches damit verbrämet oder ausfkaffiret war, beygeleget wurde; übrigens aber trugen 
ein ſolch Kleid vornehmlich die Rathsherren; da hingegen ein Kleid, das engere Streifen hatte, den 
Nittern gehörte, und anguſtus clavus genennet wurde, Wir wollen uns nicht bey denen aufhalten, 
welche diefe fogenannte Clavos für Blumen, Häften, oder Knöpfe angeben, womit diefe Kleider ihrer 
Meinung nad) feyen befegt geweſen; fondern vornehmlich nur zwo Meinungen anführen, Ueberhaupt 
kommen alle hierinnen mit einander überein, daß dev Latus clavus Fein Haupttheil der Kleidung, ſon⸗ 
dern etwas befonderes, von Purpur gemwefen, welches man zum Zierrath auf die Kleider gefezt hat; 
übrigens aber nad) feiner äufferlichen Geftalt mit den Nägeln (clauis) einige Aehnlichkeit möchte gehabe 
haben. Der Haupeitreit aber ift unter den Gelehrten deswegen entftanden, weilen einige behaupten 
wollten, daß diefe Purpurfledlein rund gewefen und mit dem Kopf eines Nagels eine Gleichheit gehabt 
hätten; und daß, warn biefe Flecklein groß geweſen, man felbige Satos clavos , die Fleinern aber ana 
guftos clavos genennet habe; welcher Meinung infonderheit Octavius Ferrarius zugethan iſt. 
Albereus Aubenius hingegen, deſſen Urtheil wir auch beypitichten , beweifer, daß folche Purpurftreie 
fen nicht rund, fondern lang, und alfo nichts anders als gewiſſe Streife oder Striche von Purpur ges 
wefen, welche ungefähr die fänge eines Magels gehabt haben ; welche Purpurftreife auf die Toga, Tu⸗ 
nica und andere Kleider zum Zierrach gefeget worden; wann diefe Streife breit gewefen bies es Sarus 
clavus , wann fie aber ſchmal waren, Anguftus clavus; welches Rubenius durch Vergleichung der 
griechiſchen Benennung beſtaͤttiget, weromorpupe, weil ſich in dem Kleid Purpur befand: gleichwie 
mepınczoupor ein Kleid anzeiget, welches rings um mit Purpur eingefaßt ift. Daß die Benni clas 
vus, vornemlich darauf gehet, weilen fie die ungefähre Länge und Breite eines Nagels gehabt, ejelt 
wo 


5) Ma tee ben Manutins in quaelitis per epi-, 9) fben Nonius unter dem dort vitreurn, cap.6 n,45 
Sammlung von kti 286.tom, 4. der Gruferifchen te hieffen daher and) nebulae linteae, venti teX« 

ke an ri il —— Schnifitellern, eiles. Bon dem vndulatis f, YJonius cap 2. De 

6) > * — ne — / — braccata, — deren auch Plinius Buch 8. c. 48 gebenfte 
° o hies comoedi ro Bu . C. 48. gedenkt. 

wenn ‚die Hauptperfon von geringerem Ehande 9 ran fehe bie Scriptores de re uelliaria, im 6 


; s ; tom. beg (1 } ge 

Sn Sr, kei Kuba 

2) a toga picta fihe den Ferrarius Buch 2. er c Br BE —— 
⸗ 5 2 e Ir 





— — 





EEE er ee 


| 





Yon der Roͤmiſchen Toga und dem Lato Clavo. 237 


wol auch daraus, weil der Kopf zumal ein runder Kopf Fein wefentliches Stuͤck eines Nagels ift, fon« 
dern es ein Nagel bleibt, er mag einen runden , drey- vier - oder ſechseckigten Kopf, oder aud) wohl gar 
feinen Kopf haben, Es ift alfo weit wahrſcheinlicher, daß diefe Lati und Angufti clavi breite und ſchma⸗ 
le Purpurftreife gewefen feyen. 

4 e ih if Are Nerrath nicht nur an den Kleidern, fondern auch an den Tifchtüchern, Hand⸗ 
quelen und Tüchern, welche fie über die Bette ausgebreitet haben, zu ſehen geweſen wie Lampris 
Dius in dem $eben des Alerander Severur c. 37. lage: Daß bey den Mahlzeiten mantilia cocco 
clavata d.i. Handquelen mit Purpurftveiten, ſeyen gebraucht worden, Endlich ift zu willen, daß 
diefe Clavi oder Streifen bisweilen auch von Gold geweſen welches aus bem Brief des Kaifers Aure» 
lianus bey dem vopiſcus, im Bonofus c. 15. erweislid) ii; allwo unter den Gejchenfen, die dem 
Bonofus von dem Kaifer gegeben nn ‚ auc) — ſobſencae auro cladatae, d. i. eines ſei⸗ 
denen Rleids mir goldenen Streifen gedacht wird. 

$, 2 Aus biefe Art Kleidung iſt a der Name Kariclavıus entſtanden, welcher den Roͤ⸗ 
mifchen Rathsherren, auch ihren Soͤhnen, welche dergleichen tatos clavos trugen, gegeben worden ; da 
hingegen die anderen von niedrigerm Stand Anguſtclavii bieten, Eben daher hieß auch Patrimo⸗ 
nium Laticlavium, welches bey dem Derromus vorfünunt, fo viel als ein ſolches Vermögen und 
Sandgut, welches von ſolchen, die Latum clavum getragen, vererbet worden, 


Das dritte Kapitel, 


Bon der Traben, Lacerna,dem Birrho, veſte pullata, Ca⸗ 
racalla und andern Kleidern. 


— 

ie Trabea war auch ein Ehrenkleid, deſſen eigentlicher Form man ebenfalls ſtreitig iſt. 
Den Namen fol es von einigen Streifen, oder Banden empfangen — die gleichſam wie 
> Balken ſchraͤgs über daſſelbe gezogen waren. Setvius gedenkt in feiner Erklärung über des 
Virgilius Eneis B. 7. der dreyfadyen Traben aus dem Sueronius de genere ueltium. Die 
erfte Art, welche fie den Göttern gewidmet hatten, feye mit Purpurſtreiſen beſezt geweſen; Dieandere 
Yet, dergleichen die Könige getragen, babe auch Purpurftreife gehabt, aber mit etwas weiſſes untere 
wiſcht; Die dritte Art, welche die Augures oder Wahrfager trugen, ſeye mit Streifen von Purpur und 
Scharlach gezieret gewefen. Andere Hingegen fucjen zu behaupten, daß die Trabea von ber Toga nur 
in Anfehung der Materie oder des Zeuchs woraus fie verfertiget worden, unterſchieden geweſen. Mir 
koͤmmt die Meinung des Rubenius, weldyer vorgibt, daß Trabea etwas fürzer als Toga, übrigens 
aber dem Paludamentum oder Chlamys ſehr ähnlich hewefen als die wahrſcheinlichſte, vor; wie dann 
aud) die Salii, welde Dionyſius von Halicarnaß Trabearos nennet, von dem Feſtus paludaci 

genennet werden, £ 
$. 2. Bacerna war eine Art eines Mantels, beffen man fich vor Alters blos im Krieg bedienet 
hat 1), nachgehends wurden diefelbe auch in der Stadt, auf dem Feld, oder auf Reifen, getragen. Er 
wurde mit einer Hafte zufammen geheftet, und oben am Hals war eine Kappe, die man über den Kopf 
ziehen, und auch leicht wieder abnehmen Fonnte, Fir den Winter pflegte man ihn aus dicken haarich⸗ 
ten Tuch, für den Sommer aber aus einem leichten und feinen wollenen Zeuch zu tragen, Anfänglich 
bis auf die Zeiten des Cicero trug auch nur das gemeine Volk dergleichen, nacıgehends aber fieng es 
jederman an; doch mit bem Unterfchied, daß das gemeine Wolf meiftens ſchwarze oder dunfelbraune, 

die Rathsherren und andere vornehme Leute aber, purpurfärbige trugen. 
$. 3. Birrhus 3) war mit der Sacerna faft einerley; daher auch diefe beyde Namen ohne befons 
bern Unterfcheld gebraucht werben. Der Name feibft fcheint von dem griechiſchen Wort 35: (pyrrhos) 
roth abzuftammen, Weil Birrhus mic einer eben dergleichen Kappe verſehen war, wie die tacerna, 
fo ift es daher gefchehen, daß man dieſe Birchos feibften bisweilen Eucullos, oder eine Kappe, (Birret,) 
genennet, und Birrhus für eine Bedeckung des Kopfs — bat. 
i "900 


S.4. 
3) f. den Yrarcell. Donatus uͤber Svetons Augu enannten, auch P. von Pithou aduerfaria 9, 1. 
ftus c. 40. Gloflae Ifidori erflären es —— — eb auch fuͤr einen Hut gebraucht worden, 


DR L EN — Dac · Vie. Zoenfis Epiphyll. B. 6. «5. 


2) beißt auch Burrhus. ſiehe neben den vorhin (9) 




















J 


238 Des erſten Buchs viertes Capitel. 


§. 4. Veſtis pullata, eine ſchwarze Kleidung, wurde insgemein von dem gemeinen Volk 
3) getragen; daher dis auch bisweilen turba pullata genennet wird ; und bey dem Quimilianus Bud) 
2. Cap. 12. heißt circulus pullatus fo viel, als die Verfammlung des Volks, fo in ſchwarzen Kleidern 
iſt. Die Caracalla hatte mit der Lacerna auch viele Gleichheit; war aber eine auslandiſche Kleidung, 
dergleichen die Gallier trugen; und weil der Kaifer Antoninuͤs eine ſolche Caracalla 4) trug: ift er 
davon Caracalla genennet worden ; doc) gieng des Kaifers Caracalla bis aufdie Knoͤchei, da die Gallier 
weit Eürgere trugen, die kaum bis über die Hüfte giengen. Ueber das hatte diefe Caracalla auch 
Ermel, und war ebenfalls mit einer Kappe verfehen. Auf den Denkmaalen und Marmorfteinen findet 
man feine dergleichen, 

$. 5. Auffer diefen mannigfaltigen Kleidern liefet man auch noch von einer befondern Art eines 
Rathsherrenkleids, Colobium 5) genannt, deffen Geſtalt aber niemand eigentlicy weiß. Die Bauiape, 
Gauſapa oder Gaufapium, war eigentlic ein Winterfleid, welches auf der einen Seite ſehr haariche 
und zotticht war , wie ein Pelz; darinn es von dem Amphimallus, welches Kleid von innen und von 
auffen fehr haaricht war, und ebenfalls im Winter getragen wurde, unterfchieden war. Die Gaulape 
wird auc) wol lodir villofa und mappa villofa genennet, Es war diefe Art Kleidung befonders bey 
den Daciern üblih. Lacinia 6) endlid war eigentlich nur ein Saum oder Gebräme, womit gewille 
Kleider an ihrem Rand eingefaßt oder verbrämet waren. ; 


Das vierte Capitel. 


Von der Toga Präterta, und einigen andern Kleidern, 
g 1 


ie Prärerra war eine Toga ‚welche die Söhne vornehmer Römer alsdann zuerft anlegten, wann 
fie adoleicentiam erreichet hatten. Den Namen der Prärerta har dieſes Kleid daher, weil es 
mit einem Purpurftreif eingefaßt oder befezt war; dann präterere heiße, beſetzen. Bon dem 
Griechen wurde daſſelbe @epworpupa genannt. Bisweilen trugen die Priefter und Magiftratsperfonen, 
änfonderheit die Coniules und Dictatores dergleichen Präterta. Fig. 8. feben wir einen Juͤngling mie 
der Präterta, welcher aus dem Muſeo Brandenburgico genommen if. Allein die Einfaflung oder 
Verbraͤmung von Purpur iſt daran nicht zu erfennen, weil man deraleichen mit ihren befondern Fars 
ben auf Marmorfteinen nicht wohl ausdrucken konnte; daher fich auch der Satus clavus an feiner fteinern 
Statua erfennen läßt. Eben diefer Yüngling hat an dem Hals eine Bulla, dergleichen vornehmen 
Leute Kinder gleichtalls zu tragen pflegten. Praͤtexta pflegte eben aljo wie Toga aufgeſchuͤrzet zu wer⸗ 
den; fo Cinctus Gabinus genennet wurde. Man iſt nicht eins, zu welcher Zeit eigentlich diefe vornehs 
me Kinder die Präterta wieder abs und anftatt deſſen die Toga virilis 1), oder das männliche Kleid 
angelegt Haben? einige fagen mit dem Anfang des funfzehenden Jahrs, andere mit dem Anfang des 
fiebenzehenden; allein diejenige Meinung, da man behauptet, daß foldyes zu Anfang des fechzehenden 
Jahrs gefchehen feye, hat die meilte Beltättigung, Obwohl zur Zeit der Kaiſer auch bierinnen öfters 
etwas wider fonftige Gewohnheit 2) geſchehen ift. Eben diefer Juͤngling, haͤlt in feiner linken eine Rolle 
Papier, und neben fich hat er ein rundes Käftlein ſtehen, in welchem fie ihre Federn, Schreibtafeln und 
— zu verwahren pflegten. Sein Rock hat ganz kurze Ermel, welche kaum bis an den Ellenbogen 
reichen. 
$. 2, Die zween folgende Roͤmiſche Rathsherren Fig. 9, und 10. haben ihre to 
Schulter hängen, daf fie den rechten Arm ganz frey behalten. air man Diefe Le 
nauer betrachtet, fo wird die Meinung dadurch mehr und mehr beftärfer, daß die Toga von vornen offen 
geweſen feye, Ein jeder von ihnen hat auch eine Rolle in der Hand ‚ und ein Käftlein neben feiner 


Fuͤſſen 

3) Auguſtus lies es verbieten, daß niemand in her iſt ed unter de i iſtli 
an ae ich Sur Kt und Circus ) lich He nehriſtichen Seiſtlichen gewcba 
olte ſehen laffen. Sueton Auguftug c. 40. 6) fi die Ausleger über h i 
4) 9: Stephanug hat geglaubt, daß davon dag gul. vt ee N Be 


anzöf. Wort caraque, cafaque noch herfomme. 1) Sie heißt auch to il kei i 
Ü h ga pura , weil feine Streifen an⸗ 
Bud) quuarior. Schediafm,n, 4. ; derer Farbe dran waren. Wer fie am. erften ans 
Dan — ng night ar ook, fon - legte, hies tiro, | 
ern aud) cobobil, colobiones; es hie 0, weil e 8) Einige le t . . 33 
gleichfam abgeftutgt ift, und ohne Ermel.  Nachs ) * = $ En fie cher, andere ſpaͤter an; Caligula 





e columnaz JTheodosi . 
2. je 
3, 










A * DEREN N u u — — 

— IT 111 ININNIINIUNIIN I 

a. Jraianıs Imp-veste hiemah' indutus.g.Ittus Imp-tenica ettogavestitus,Jurba ‚promajeus — vesubus 
Amıcta.g: Duo Lietores cum fascibus.g.Lictor cum clava-6.18.:Vırria capıitıs tegumenta conspiciendaprebent . 
13-17. Matrone quinque, in quibus Ötversitas vestimentorum. mulebram reprasentutur - 





— 

















— — — — u DE = = 

















| 
| 


—— — 


9 Zi ; 
= 


ET EEE WERE 





Don der Toga Praterta und einigen andern Kleidern. 239 


Fuͤſſen ſtehen. Fig. 11. ſehen wir einen Seldherren mit einem Lorbeerkranz, womit auf einen gewiſſen 
Sieg mag gezielet werden, ob er gleich foniten alfo angekleidet iſt, wie man zu Sriedenszeiten zu gehen 
pfleget. Seine Ermel find auch ziemlich Furz, und hat er in der finfen eine Rolle, neben fid) aber ein 
Kiftlein wie die vorhergehenden. Der folgenve Natheherr Fig, 12. jist auf einem Stuhl mit. einem 
Küffen, und hält gleicherweife eine Rolle. Weil vorhin etliche mal eines gerofiien Käftleins 3) gedacht 
worden, fo ftellen wir Fig, 13.und 14. etliche derfelben in einer etwas gröffern Geitalt vor, damit man 
fie defto deutlicher erfennen möge. In dem eriken jeben wir gan eigentlich, wie Schriften in ſolchen 
geſteckt baden. Uebrigens Fonnten fie mit einem Schlüffel verſchloſſen werden; das Schloß hat nicht 
immer eine Geftalt. £ 


3. Von dem Juvenalis Sar. II. v.97- wird ein gemiffes Kleid vefkis feurulara genennet, diefe 
Benennung leitet Cur ebus 4) von feutum ber Schild, almafius aber von 's u. (Sc ytalc) die 
Rurbe ber, weilen fie wenigitens feiner Meinung nad) alfo geſtreift geweſen, als ob Gerten eingewebe 
wären 5). Allein, weil dergleichen Kleidung jelten getragen worden, to iſt von der eigentlichen Geſtalt 
nichts gewiſſes zu melden. Patagauda war ein Soldatentleid, dergleichen der Kaiſer Durchanus 
6) feinen Soldaten foll gegeben haben, welches bald mit einem, bald mit zween, bald mit mehreren 
Riemen ‚ zufanımengezogen wurde; Die eigentliche Geſtalt ijt auch unbelannt; man ſichet aus dem Namen, 
daß es eine ausländifdye Kleidung geweſen. 
$. 4. Zu den Kriegsfleidern gehört auch Zagum. - Der Name ſowohl ale auch feine Form 
ſoll urſpruͤnglich von den Galliern herkommen, und von ihnen Ion nach Rom gebracht worden tern, 
ehe fic) die Römer von Galllen bemächtiger hatten, Ss war Sagum ein Oberkleid ohne Eſmel, 
davon wir unten, wann wir von Den Kriegskleidern inſonderheit handeln werden, ein mehreres ſagen 
wollen. Viele halten es für eben Das, was man fonft Paludamentum oder Chlamys nenner, fo audy 
gar wohl feyn Fan. Ein ander Kriegskleid hieß Subarmalis, welches den Namen von Armus die. 
Schulrer oder Bug hat; weil es infonderheit die Schultern mag bedeckt haben, 


9.5. Tab. LXXXV. Fig. 1. fehen wir den Kaiſer Traianus in einem Winterkleid. Derglel‘,, 
hen er in dem Krieg gegen die Dacier foll getragen haben, Die Tunica ift zwar furz, aber weit und 
mit einem Guͤrtel aufgebunden. Den Chlamys, der mit einer Hafte oder Schnalle zufammengehertet iſt, 
trägt er über der rechten Schulter , doch alſo, daß er den rechten Arm ‚ganz frey bebält. Diefe Chlamys 
ift aud) verbrämt, oder vielleicht gar inwendig durchaus mit Pelz gefüttert , wie wir oben die Gauſapas 
befchrieben.haben. Fig. 2. fige der Kaifer Titus auf einem Stuhl mit ausgeredter rechter Hand, als 
‚ob er vor einer-groffen Berfammlung redete; in welcher Geſtalt er in den Sellianiſchen Gärten zu ſehen 
— ft ſehr weit, und darüber hat er annoch Die Toga; auch find feine Stiefel befonder$ 


$. 6. in den folgenden Zeiten find nach und nad immer mehrere Trachten von Kleidung aufs 
‚gekommen, und zwar mehr in Städten als im Krieg. So fehen wir FG. 3- einen ganzen Trupp vom 
‚allerley geuten, von man herley Alter und Gefchlecht, wie folche auf der Columna Theodofii, welche der 
jüngere Kaifer diefes Namens errichtet, zu fehen find. Die Kieidungen find von den bisher befchries 
Denen fehr unterfchieden; gleichwie auch die Hüte eine befondere Geftalt haben. Die Kleidung dee 
beeden Sictorum Fig. 4. fhyeint eine Sacerna und Chlamys zu fern. ey dem folgenden fictor Fig. fr 
iſt diefes etwas bejonderes, daß er anftatt der gewöhnlichen Bimdlein Stäbe mit einem Beil, eine 
groffe Keule in der Hand führer; dergleichen ich nirgend gefehen habe. Allein es iſt nicht felten, 
daß die Schräftfteller mandyes vorbeygehen, fü ihnen entweber unbekannt gewefen, oder, wozu fie keine 
Gelegenheit gehabt. 


3) Bon Serinünn, kommen in fpätern Zeiten Mage 6) f.den Vopiſeus ımter Aurelianus €. 46. und den 
Cafauborus, der paragandias weltes lieber leſen 


firi Sceriniorum, Scriniariitc. vor, die die A : 

ſſchht über die Archive hatten. { er will ;_ und c8 für einen ſyrichen Namen. hältz 
4) f. indeffen Aduerfar. B. 24. c. 19. und B.27.C: 24. fo, deſſer iſt, al8d8 Turnebus Zufammenfegung 
5) f. den Gcaliger in coniefaneis und Varro Aug a ve⸗ Und gaudium oder cauda, x 


©, 78. der Ausgabe 1565- 
N: u u = 7 


Tab, 
XXXV. 


Doo 2 Das 




















940 Des erſten Buch? fünftes Kapitel, 


Das fünfte Capitel. 


Bon den mancherley Arten das Haupt zu bedecken. 


NR 
Nee die Griechen als die Römer giengen meiftens barhäuptig, Die Athenienſer Fräufeten ihre 


N Haare, und machten ſich gewifle Haarlocken, welche fie bisiweilen zum Zierrat mit güldenen 
AI Heuſchrecken beftekten. Doch ift nicht zu leugnen, daß die Griechen aud) ihre befondere Hüte 
und Hauptdeden gehabt, deren Namen wir, 1)oudsw, zust: waren, womit fie fich gegen die Hiße 
und Froſt zu beſchirmen pflegten. Ein Seiadion mag ein ſolcher Hut geweſen ſeyn, dergleichen ber 
Reuter Fig. 6. auf dem Kopf hat, welche Figur aus dem Tempel der Minerva zu Athen genommen iſt, 
woſelbſt ſich noch mehr “Bilder mit eben dergleichen Huͤten, befinden ſollen. Es ſind dieſelbe von unſern 
Huͤten, warn fie nicht umgeſchlagen find, wenig unterſchicden. Wir Haben ſchon oben gemelder, daß 
die Römer bey geofler Sonnenhitze heftiger Kälte, oder fonften ‚ungeftümmen Wetter ihre Toga von 
Hinten herauf und über ben Kopf, gezogen haben ; nichts deftoweniger hatten fie annoch befondere Hüte 
und Kappen, die fie theils bey Nacht, theils auf dem Feld, trugen. Auf den alten Dendimaalen ers 
ſcheinen die Roͤmiſchen Statuen meijtens mit bloſſem Haupt; es feye dann bisweilen bey einem Opfer, 


da fie das Kleid über das Haupt gezogen, weifen, 


$. 2. Damit fie das Haupt vor der rauhen Luft verwahren möchten, trugen fie bisweilen gewiſſe 
Kappen, cucullos, welche ungefähr die Geſtalt hatten, als die heutigen Muͤnchskappen; fie machten fols 
che oben an den Lacernen veft, und follen fie urſpruͤnglich von ben Gallien gekommen ſeyn. Die Baus 
ern trugen bisweilen eben vergleichen Kappen, wie aus Fig. 7. an einigen zu fehen, welche Sponius 
von einem alten Denkmaal beygebracht hat. Fig. 8. haben wir eine andere Form von einem Hut, dere 
gleichen vielfältig auf Münzen angetroffen werden, deren fie ſich befonders bey der Nacht bedienet Has 

en; mie fie dann aud) mit unfern heutigen Nachtmigen eine Gleichheit haben, Solche Hüte wurden 
vor dieſem infonderheit den Knechten ercheilet, wann fie die Freyheit befamen; daher aud) die Hüte 
änsgemein Für ein Zeichen der Freyheit genommen werden, Gueronius erzehlet, es ſeye über dem 
Tod des Mero eine fo groſſe Freude in Rom entſtanden, daß das ganze Wolf mit Hüten bedect in der 
Stadt umher gelaufen, als wenn fie nun ihre Freyheit wieder Härten. Petaſus war eine Art von ei. 
nem Reiſehut, deren fich die Griechen ſowohl, als bie Römer bedieneten; bisweilen find fiemit Stülpen, 
oder einem Rand verfehen, wie die unferigenz dergleichen wir hier etliche angeben wollen. Den wir 
Fig 9. an einem Bruſtbild fehen, ift aus dem Mufeo Juftinianeo, der andere Fig. 10. ift durch den 
Fabreti von einer Minze des Strada abgefihildert. Fig. t1.fehen wireinen Hirten, deſſen Hut eis 
ner umgejtürzten Scyüffel ſehr aͤhnlich if; diefe Statue ſelbſt iſt mit vieler Kunſt verfertiget. Es ſtellet 
dieſelbe einen alten Mann vor, der muͤde von der Arbeit ſich niedergeſetzet hat, und ſich auf ſeinen 
Stab lehnet; der Rock iſt ſehr kurz, und hat er uͤber demſelben einen Regenmantel oder Sacerna, Ders 
gleichen grobe Kittel die Bauern tragen. Auf der linken Seite hat er feine Hirtentafche hangen, darinn 
ohne Zweifel Speiſſe verwahret worden, und neben folder ein Flaͤſchlein mir Wein; die Schuhe find 
nicht weniger merkwürdig, indem die Zehen der Fuͤſſe bedeckt; der Schuh befteht vornemlich aug eis 
ner ledern oder hoͤlzern Sohle, welche unten mit verſchiedenen übereinander gefchnürten Riemen, an die 
Fußſohle, veſt gebunden ift. Das Fläfchlein hat die Geftalt eines Horns, und mag vielleicht auch aus 
eben diefer Materie verfertiget ſeyn. Fig. 13. ftellet einen Kopf fait mit einem Turban vor. 

S. 3._ Die Jnfula war eine lange weiffe wollene Binde, die nach dem Zeugnifi des Servius 
mit gelber Farbe untermifcht, oder gefkreift war, deren fie fich bediener haben, die Haare bamit hufants 
men zu binden ; e8 £rugen ſolche vornemlich diejenige, welche Opfer verrichteten, Dog haben wir oben 
fein dergleichen Beyfpiel gefehen; da wir von den Prieftern gehandelt haben, Cauſia war nad) dem 
a ein Macedonifcher, und Crobylum ein Athenienfifcher Hut , deren beyder Geſtalt unbekannt 


2) Es hies auch marc Mnd mader ſ. Brödai wiſcel- Abhandl i ; 
Janea 9. 1-6.12. Dom Pileus aber, Die befonbere a be FEDER DDINOSYRAURIN 6 toi 


RZ GO ER 


Dad 


— — — u a u u un nn 





Sr 2 u en —— 


— — 





— ————— 





Von der Kleidung der Weibsperſonen. 241 


Das ſechſte Capitel. 


Von der Kleidung der Weibsperſonen. 
Si 

Das andere Gefchlecht trug bey den Griechen ſowohl als den Römern gleicher weife Tunicas ober 
Roͤcke, wie die Männer; auffer daß diefe etwas länger waren, und bis auf die Knöchel hetab⸗ 
hiengen. Die Römifchen Weiber trugen zu uralten Zeiten fo gav auch Togas : doch haben fie 
Diefelbe nach der Zeit den Männern allein überlaflen ; die Tunica aber wurden von beyberlen Geſchlecht 
getragen. Doc waren die weiblichen Tunicaã von den männlichen nicht nur überhaupt, in Anfehung ber. 
*änge, fondern infonderheit nad) den Ermeln; unterfchieden; welche viel länger waren, und bis an dent 
Ellenbogen giengen. Doc) finden ſich auch weiblicye Bildfeulen, deren Arme entweder ganz und gar, 
„der dod) nad) dem gröften Theil blos find. An den Tunicis der Männer hingegen, waren die Ermel 
febr kurz. Ueber die Tunica oder Unterrock zogen die Weibsleute eine fo genannte palla oder einen weis 
ten Mantel, welchen die Griechen Auw-xdrv nannten, , Es hatten die Griechen nod) eine andere Arc 
son weiblichen Obermänteln, 228,2”; worinn aber biefe Anabole von jener Ampechone unterſchieden 
en! das laͤßt ſich nicht wohl ſagen z eben dergleichen gilt aud) nod) von einer ändern Art, ſo grie⸗ 

iſch Eusis heiſſet. 9 | 
‘ & En Hilft. VII, 9. macht die Herfchledene Arten weiblicher Kleidung alfo namhaftz 
Des Phocion Eheweib trug Des Phocion Mantel, und brauchre weder eine Crocota 
noch ein Tarentinifches Rleid, auch keine Anabolen, Beinen Encyelion, oder Lecrppbas 


"Ion, noch auch eine Lalyperam, eben ſo wenig hatte fie gefärbre und bunte Kleider; 


fie jebmückte fich vornemlich mic Maͤßigkeit und Demuth, und bediente fich denn der 
Rleider,, die fie bey der Hand batre 1). Die Crocora hatte den Namen entweder von #0, 
Safran, weil fie fo gefärbet war, oder von xpixn, fo ein Unterkleid, oder das Futter eines Kleids bes 
deutet. Don dem Tarentinifchen Rleid fagt Kucianus, daß es ein weiſſes fehr feines und durchs 
fichtiges Kleid gewefen, durch welches man habe ven Leib fehen fönnen. Anabole 2) war eine Art eines 
Dbermantels, Encyclion war, wie es die Benennung mit fich bringt, auch eine Art eines Mantel, 
än welchen man fich völlig einwickeln Fonntes  Cecrpphalum war vermurplid) eine Haube, odet ‚Kopfe 
binde, damit man die Haare zufammen band, 

$. 3. Das äuffere, oder Dberkleid des Roͤmiſchen Frauenʒimmers bieß Pallium, oder Amicu⸗ 
Jum, welches fie öfters von hinten an die Hauptzierde anhefteten, von dannen es herab hieng, und den 
Lelb bedeckte. Die ehrbaren Weiber bedeckten eben damit Auch bie Arme big vornen an die Hände, - Eis 
ne andere Art eines Oberfleids wär Peplum 3); fo bey den Griechen und Römern üblich war, Es 
Hält aber ehr ſchwer den wahren Unterſchied dieſer Kleider anzuzeigen, weil die Steine und Denkmaale 
Diesfalls keine Dienfte thun. ine andere Art Kleidung, Mafots und Mafortium genannt, ſchei⸗ 
net erſt in fpätern Zeiten aufgekommen zu ſehn, und ſtammt vielleicht von dem Griechifchen wzespsp ot 
ab, welches eine Decte bedeutet, ſo man über die Schultern ziehetz womit die Nömilchen Weiber die 
Köpfe und Schultern bedeckten, und noch weiter herab hängen fieffen. Die Herevı oder pivoan, fateis 
niſch perwla genannt, wurde von Manns s und Weibsperfonen getragen, ‚Ton dem Kaifer Severus 
en diefe Penula den Weibsleüten in der Stadt zu fragen verboten, aufferhalb derfelben aber: zuger 
aſſen. 
$. 4. Bey den Bildniſſen ber Roͤmiſchen Matronen, die wir nunmehro vorlegen werden, aͤuſſert 
ſich in Anſehung der Kleidung ein groſſer Unterſchied, weit groͤſſer aber iſt er in Betrachtung der Auf⸗ 
Täge des Kopfs. Die erſte Fig. 13. iſt Julia, die Gemahlin dee Tiberius, welches man aus 
der Benfchrift, Pietas Augufta, deswegen fchlieffer , weil eben diefelbe ben dem Bildniß diefer Kaiſerin auf 
Münzen angetroffen wird; Es ftehet ein Altar bey ihr , und darauf ein groffes Gefäß und Teller, ders 


Ppp gleichen 

1) ſiehe den Ruhnius über Aelian; und Pollug,. Milde. ei: 

2) eben anabölscae fpecies bey dem — für ) Davon Mineruae peplum fo befanntift; ber alfe 
allerleg Kleiderwaaren fiehe J. Nic. Loen ſis lateinifchye Ausleger des Statius über Theb. 
— 4.c. 27. den Donatus und Caſaubo⸗ B.ſon d. $6, wo peplum auch der Juno gegeben 
ans über Dopife, Einige leiten abolla hievon wird, erflärt es für eine weiffe Tracht, mirgolbes 
her, f. Ö&, Ferrar. elector. B. 2.0.9. welche von nen Streifen, ohne Ermel; und daß man gemeinde 
Mannsperfonen und Weltweifen auch getragen glicy Bilder ſo angekleidet. * 








De erften Wuchs fiebendes Capitel. 


gleichen bey den Opfern gebräuchlich war. Die Altäre aber find das Zeichen der Ehrerbierung. Die 
folgende Fig. 14. foll nad der Meinung des Herrn Maffei Agrippina, die Mutter des Kaiterg Nero 
feyn, welche die Wahrzeichen der Iſis und Ceres hat; jener gehört die Blume torus, die fie auf dem 
Kopf trägt; die Kornähre aber, die ſie in der Hand hält, ift der Ceres; das breite Band, welches von 
der linken zur rechten über die Bruſt hergezogen wird, macht die Meinung des Herrn Maffei dennoch 
etwas zweifelhaftig, weil dergleicyen vor alters nicht gefunden, fondern erft in fpätern Zeiten üblich 
worden; es fteht demnach) dahin , ob diefe Statue wirklich Agrippina ſeye. Die nachitehende Fig. 15. 
ift Plorina, die Gemahlin des Kaifers Traianus, und Fig. 16. die Gemahlin des Kaifers Hadrianus, 
Sabina, welche eine befondere Hauptzierde hat, und ein fehr langes Kleid trägt, bis auf die Erde, 
über diefem bat fie noch ein ander Eürzeres, welches bis unter die Knie geht, über allen beyden aber nad) 
eine weite palla, oder Obermatitel. Fig. 17. foll die Gemahlin des Kaifers M. Aurclius, Fauſtina, ſeyn. 
Diefe fcheint über und über von der palla, die auf deren Kopf wie eine Haube geheftet, umhüllet zu ſeyn; 
in der linken hält fie einen Apfel. Sun 
Tab, $. 5. Tab. LXXXVL Fig. 1. ift Lucilla, die Gemahlin des Kaifers L. Verus, deren Haupt⸗ 
LXXXVIihmud von Edelgeftein und Perlen fehr merkwürdig ift; gleichtwie fie auch ein dreyfaches Arinvand von 
Perlen trägt, Die naͤchſte Fig. 2. ift Erifpina, die Gemahlin des Kalſers Commodus, wenn inan dem 
Herrn Maffei glauben will. Auch dieſe iſt in ihre Palla eingehüllet, und Hält in der einen Hand einie 
ge Maglamenknöpfe und Kornähren, als die Zeichen der Göttin Ceres; und ift es gewöhnlich, daß 
die Kaiferinnen unter dem Bild gewiſſer Gottheiten vorgeftellet werden. Fig. 3. fehen wir die Mammea 
des Alexander Severus Mutter, welche ebenfalls drey Kleider übereinander hat, deren mittleres einen 
befondern Saum hat. Die äufferfte Palla ift an der Hauptzierde angeheftet. Die folgende Fig. 4. 
fist auf einem Seffel, und ift von fonderbarer Geftalt. Die nächite Fig. 5. hat beyde Arme verloren, 
und feheinet ihr Oberkleid mit Pelz gefüctert zu feyn. Die Fig. 6. ftellt des Kaifers Antoninus Pius 
Gemahlin Zauftina, vor; deren Unterroct oder Tunica Faum über die. Knie herabgeht; über dieſem trägt 
fie eine Palla, und in der rechten hält fie eine Rolle Pergament. Das alte Weib Fig.7. fo gen Him⸗ 
mel ſchauet, gibt man für eine Sibylla aus, welches auch wohl feyn Fan 


Das ſiebende Capitel. 
Von dem mancherley Hauptſchmuck der Weibsperſonen. 
§. 1. 
Kr wir von den mancherleh Huren und Kappen der Mannsperſonen gehandelt? fo iſt nun 


von dem Hauptſchmuck des Frauenzimmers was zu gedenfen; weil aber dießfalls es vornehm— 
lich auf die mancherley Fünftliche und zierliche Aufkräußlung und Flechtung der Haare ankam, 
welche Dinge ſich nicht fo deutlich befchreiben laflen, als warın man diefelbe wirklich vor Augen fieher: 
fo wollen wir nur einige Köpfe und Bruſtbilder vor Augen legen, an weldyen man die befondern Arten 
des Hauptpußes erkennen Fan. So fehen wir Fig. 8, und 9. zwey Bruſtbilder, deren Haare auf eine 
befondere Art, um den Kopf, in die Runde, gekraͤuſet find, daß fie gleichfam zwo Kugeln vorftellen, der 
folgende ‚Kopf Fig. 10. ift aus dem Cabinet von ©. Denis genommen, und in einen koſtbaren Stein, 
aqua marina genennet, eingegraben. Der Meijter hat eine groſſe Kunſt bewiefen , und mic den More 
ten Eüodor Taolıı d.i. der Evodus arbeitete es, feinen Namen beygefügt. Die meiften Halten die— 
fen Kopf für das Bild der Julia, der Tochter des Titus, welches wir derweilen auch glauben wollen, 
Fig. . ift dee Kopf der Sabina, der Öemaplin des Kaifers Hadrianus, und Fig. ı2. die Sauftind 
die Gemahlin des Kaifers Antoninus Pins. Der folgenden Köpfe Fig. 13. 14, 15. Schmud beitet ' de 
ftens * — ie und durch einander AN Ne Haarlocen, ? 

. 2, Bon einer ganz befondern Art ift derjenige Hauptſchmuck, der Fig. 16. von bi m . 
vornen vörgeftellet wird, Eeſtlich find aus dem Haat über der Stirit fünf bie —— 
der gefegte Reihen Haarlocken zu ſehen, die zuſammen faſt einen halben Schuh hoch in die Höhe ſehen. 
An dem hintern Theil des Kopfs find die Haare, wie ein langes Seil fehr Fünftlich Aufammen edreht 
und jufammen geflochten, zugleich auch in ſo viele Cirkel herum gebunden, daß man nicht be; reifen Fan 
wie es möglich ſeye, daß eine einige Weibsperſon fo viel Haare auf ihrem Kopf haben eönne, Dat er 
a glaublich ift, daß bier —— viel fremder Haare mit eingeflochten worden, Diefer ne 
Auffag wird von einer einigen Haarnadel, welche darzwiſchen geſteck ift, zufammen gehalten, Allein 

eben 











Tab. LXXXVI. 


—3 


—VE * 
AUDI 





N 
M’le Bret, — de Parlament. 
en. 


N owence . 


Aller) > . . a) Ay, 
A-0.M ron Sea, quarum effigie vestimentn mulıebrıa conspieienda traduntur.7. Verla, 
pro Ss byllo quadam habıta.8-28.Protome varie,ex quihus diversus capııs inultebris cultus 
intellugi quodamı modo ‚potest . 


Fı 














— —— 


J 
j J 
4 








EEE A — —— 





Bon dem Hauptſchmuck ded Frauenzimmers. 243 


eben diefe Haarnadel, dergleichen man bey den Alten fonften Feine ſiehet, iſt ein Kennzeichen, daß dies 
fer Haarpus nicht fo gar alt, fondern in etwas fpatere Zeiten zu rechnen feye, Die acus diferiminalis, 
oder Schlicytnadel, dienere, die Haare auf beyde Seiten abzutheilen, daß in ber Mitte gleichham eine 
gerade Linie blieb. Alles diefeg, befonders, was den Schmuck Des Frauenzimmers betrift, ift gar vie⸗ 
len Beränderungen unterworfen gewefen. 


$ 3. Zu Rom zeige man in dem Piccolomineifchen Cabinet noch einen andern Kopf, davon Fig. 
17, ein Abdruck ift, ben einige für die Plotina, Die Gemahlin des Kaiſers Traianus, ausgeben. Der 
Schmud ift vor andern merkwürdig; über der Stirn fisen drey Keihen von Evelgefteinen, und an 
dem hintern Kopf haͤnget eine Art einer gefälteren Haube, dergleichen man ſonſten nicht leicht fehen 
wird, Die folgende Fig. 18. ſtellt ein überaus ſchones Bruſtbild aus dem Cabinet des Marſchall 
d Etrees vor, weldes von Marmor gemacht, von hinten aber ganz flach und hohl iſt. Der Haupt⸗ 
ſchmuck ift einer der Eünftlichften und prädhtigften , jo man aus dem Alterthum jemalen gefehen hat, 


% 4 Esift alfo der Schmud des Frauenzimmers bey den Öriechen und Römern vieler Berändes 
tung unterworfen gewefen; und wer fi) unterjtehen wollte, alle die dahin gehörige Stuͤcke deutlich 
von einander zu unterfcheiden, und jedes mit feinem eigenen Namen zu benennen, würbe etwas fehr 
Hiveres vornehmen. Die wenigen übrigen Namen fan man nicht leiit mit den Sachen verbinden. 
Calantica war ein Weiberſchleyer oder Haube; aber man weis nicht, worinnen er von der Colyptta, 
fo eben dergleichen iſt, unterfchieden gemwefen, Mitta ift nach ver Auslegung des Servius uͤber 
Virgil. Aen. IX, eben das ‚ was aud) Calantica hieſſe. Bey den Griechen aber bedeutete Mitra viel⸗ 
mehr ein Band oder Kopfbinde, auch eine Guͤrtel; daher bie Kevensart mitram ſolvere auf eine ver⸗ 
blümte Weife, eben fo viel bedeutet, als eine Jungfrau befeblafen. Eine andere Art von Weiberhauben 
war Flammeum 1) oder Flammeolum ; Caliendrum, deſſen Horatius L. 1. Sat.8.v.48 und Arnobius 
L. 6. gebenfet , foll nichts anders geweſen feyn, als ein Zopf falſcher Haare, weldye das Srauenzimmer 
mit in ihre Haare einfledhten lieſſen, um diefelbe deſto länger und dichter zu machen. 


$. 5. Aufler dem, was bisher von ber mancherley Kleidung der Männer und ber Weiber, wie 
auch von den Hüten , Kappen ‚ Schleyern und andern Arten Das Haupt zu bededen und aufjzupugen ges 
fagt worden, finden fich in diefem Werk hier und da noch mancherley Stücke, welche bieber koͤnnten 
gezogen werden; beſondbers aber werden unten in dem fünften Band noch manche Kleidungen und 
auptzierden vorkommen; welche alle hier anzuführen fir unnöthig erachtet worden. Und in der That 
iſt hieraus wenig nügliches zu nehmen, etliche wenige Köpfe ausgenommen, als des Homers, 
Socrates, Ariſtoͤteles. 


3) ſden a im Wort Flammeum; Fl bey biefer kei ei ſtatt fand, guter 
* 8 mmea · er Feine Eheſcheidung 10, g 
ri, % ondre Färber. Das Flanmeum (ol — wegen von der Braut gemeiniglich ge 
nach einer andern Ableitung bey eben denfelben tragen worden ſeyen. 
bon vxore Flaminia den Ramen haben, und weil 





Pppe Das 




















Das zweyte Bud) 


Von den mancherley Haften und Schnallen, wie 


auch andern Zierraten, Schuhen und Stiefeln, man⸗ 
cherley Kleidern der Kinder und Knaben, wie auch 
anderer Wolter, 


Das erſte Sapitel 


Bon den Haften 1) und Schnallen, Haarnadeln, Armhaͤn⸗ 
dern, Dhrgebängen und Kettlein. — 


I. I 


Gine Hafte oder Schnalle, wird fateinifch Fibula, Griechiſch wem ober wipmn genannt. Un⸗ 
ter Fibula werden mancherlen Znftrumente der Daumeilter, Wundarzte, Muficanten und 
Comödianten, um die Stimme zu halten, begriffen. Die aber ‚ von denen bier vornehma 
lich die Rede ift, dieneten dazu, daß man gewiſſe Kleider damit zufammen geheftet , und die 

Gürtel damit zufammengezogen hat; und waren ſowohl bey den Griechen als Römern, bey Mannes 
und Weibsleuten, auch fo gar bey fremden Voͤlkern üblich. ‚Die Männer bedieneten fich derfelben um 
die Tunica, Chlamys, Lacerna und Penula, welche Kleider fie bald auf der rechten, bald auf der 
Hinten Schulter zufammen befteten, veft zu machen. Auch) das Sagym wurde durch dergleichen Haften 
beveftiget, doch nicht immer. Die Weibsleute hefteten Damit gewiſſe Kleider auf ver Bruft zufammens 
Die äufferliche Geftalt diefer Haften, oder Schnallen gleichte meift einem Bogen mit feiner Sehne, wie 
foldhes aus Tab. LXXXVL. Fig. 1 — 10, mit mebrerem zu erſehen iſt. Die meiſten diefer Figuren 
find aus dem eriufeo Brandenburgico. An dem einen Ende diefer Schnalle geht eine fpigige Stas 
chel hervor, welche an dem Ende, wo fie an dem Bogen veft angemacht iſt bisweilen etlichemal herum 
gedrehet iſt, wie eine Schnecke; an dem andern End aber ſchließt fie ſich in ein geiviffes Dehr. Doch 
alle diefe zehen Haften find nur gleichfam für einen Theil einer vollfommenen Hafte oder Schnallen zu 
halten, Dann gleichwie vorbeſchriebene Haften an einer Seite des Kleids befindlich waren, alſo befans 
den ſich an deſſelben anderer Seite beſondere Blaͤtlein, von gleicher Materie, als dag vorige Stuͤck 
war, welche mit kleinen Lochern oder Roͤhrlein verſetzen waren, in welche vorgedachte ſpitzige Stacheln 
oder Nadein einpaſſen mußten. Bisweilen fanden ſich dergleichen Blaͤtlein an beyden Seiten des Kleids, 
und die Hafte ſchloſſe fi) in der Miete in beyde zugleich ein. ben diefe Dlätlein, dergleichen Fig: ı1n 
13. 14. 15. etliche zu fehen find, hatten auch befondere Zierraten. Doch iſt mir nur ein einiges zu Ge⸗ 
ſicht gefommen, daran man die Oehre, dadurch Die Stachel gehet, erfennen Fan, nemlich Fe ig, 16 
darauf die Geftalt eines Löwen zu fehen ift. Diefe Haften wurden von reichen und vornehmen Leuten meis 
ftens von Gold und Silber getragen ; gemeine Leute hatten dergleichen von geringerem Metall, Die 
güldene und füberne waren bisweilen mit Edelgefteinen befegt, oder von Schmelzwerf dermaſſen kuͤnſtlich 
ausgearbeitet, daß man dieſelbe fuͤr einen Laſurſtein anſahe: Manche waren rund, wie Fig. ı2. derglel⸗ 
chen man heut zu Tag hat; andere hingegen hatten die Geſtalt der Pferde, Deuter, Vögel und Fiſche 
wie Fig. 16.17.18. und ı9. Einige haben zwar diefe Stacheln an den Haͤſten für Schreibariffel anfe 
hen wollen, aber mar: hat zuviel Stilos gefunden, als daß man ſich weiter verfehen Eönnte, 

'$. 2. Acus diferiminalis, oder Haarnadel dienete dem Fränenzimmer befonbers bazu daß 
fie damit die Haare von einander abfonderten, und ſich einen Scheldel machten, wodurch fie von den 
ledigen Perfonen, welche ihre Haare nicht alfo zu theilen pflegten, unterſchleden waren. Dieſe Abthei⸗ 
kung der Haare läßt ſich auf dem vordern Theil des Kopfs ar manchen Statuen deutlich erlennen; ob⸗ 
wohl an andern nichts anders, als krauſe Haarlocken zu ſehen ſind. Auſſer dieſen hatten ſie auch noch 

an⸗ 


3) 1. des Job. Bapt. Caſalii Abhandlung de infig- novs, und den Warcellus Donatus ser Lioind 
nibus, annullis, Aibulis Sc, tom. 9, des Grö⸗ Worte Buch 39. cquie⸗ qa Hehe Ä 








Tab. LXXXVI. | 


— — 


Et et — 





4 


j 





| —— 

219. Var fibularım et lamınarum forme,qubus vestmenta sua, chlamıydes üıprımıs, connectere, | 

et cingula constringere solebant veteres, zgo-24.Variz armıllarum formee. 25-32. maures. 32. Cate- 

om T auret . 1 | 
; e ‘ | 














Zu De 








Non den Haften und Schalten, Haaruadeln, Armbaͤndern, 2c. 245; 


andere, welche crinales hieſſen, ſo rund waren, und vornemlich dazu dieneten, die Haärlocken damit 
zufammen zu heften; die Materie diefer Haarnadeln, war ein jedes Metall, Helfenbein zc. 35 
8.8, Die Aembänder y welche die Sriechen bein a, x? ı@ "va: (chli lõ as Roder A: —VV — 
nenneten, waren nicht nur bey den Griechen und Aomern,  fondern auch bey andern Voͤlkern üblich. 
Tab, LXXXVI. Fig, ı. fehen wir an der Lucilla, der Gemahlin des Kaifers 2. Verus, ein dreyfaches 
Armband von Perlen; welches wir Tab. LXXXYil Fig. 24. bejonders und deutlicher vorlegen, Die 
übrigen Fig, 20 23, find aus einer velten Materie, und zwar meift von Eifen gemacht. Unter die 
fen find die drey erften Fig, 20.aus dem Muſeo Brandenburgico genommen, und ift Das mittlere, 
auch von Eifen ; doc) fheinet dajlelbe vor alters mit einem fibern Blatlein überzogen geweſen zu ſeyn 
an einem End iſt ein Widderfopf. Die andern Fig, 21 — 23- find von Bonann indem Muſeo 
Rircheriano angeführer. Es pflegten alleriey Leute, beyderlen Gefchlechts, Armbänder zu, tragen. Die; 
Sabiner infonderheit trugen, nad) den Bericht Des Tivius, Armbänder von ſchwerem old an dem 
vehten Arm. :  Uebrigens waren ſie bald ein Zeichen der Ehren, bald ein Zeichen der Knechtſchaft. 
Den Soldaten wurden fie als eine Belohnung der Tapferkeit gegeben.  Mebft den guͤldenen, ſilbeen 
und eifern Armbändern, trugen einige auch dergleichen von Helfenbein. ' Die eifern und ehernen wurden, 
meiftens von dem gemeinen Pöbel und den Knechten getragen. Nebſt diefen Armbändern hatten fie; 
auch mancherley güldene Kettlein, die ſowohl von Manns; als Weibsleuten getragen wurden, dergleichen, 
eines Fig. 32. zu ſehen ift. i j — —— 
5. 4. Die Ghrgehaͤnge find faſt bey allen Voͤlkern im Gebrauch gewefen, und bahen wir bis⸗ 
herd, an den Statuen der Göttinnen und anderer Matronen, manche geieben. Cs pflegten aber auch die 
Knaben, ja fo gar Knechte, dergleichen zu fragen ; wiewohl dieſe letztere nicht koſtbar waren. Sonſten 
waren ſie meiſt von Gold, und bisweilen mic Edelgeſteinen befegt Die Form war wie ein Ringlein⸗ 
wie aus Fig. 25. 26. 27. zu fehen, an welche bisweilen annoch Kleine birnförmige Kleinodien, dergleichen 
Fig. 28 — 31. zu feben, gebenf: waren. In dem Morgenland trugen Manns und Weibsperfonen ders‘ 
gleichen Kleinodienz doc) mit dem Unterſcheid, daß der Weiber ihre insgemein Foftbarer waren 5 ſo⸗ 
daß Seneca de vita beata c, 17, anmerkt, daß oft ein einig Weib den Werth eines. ganzen koſtba⸗ 
ven Haufes an den Ihren trägt, "Mady dem Zeugniß des Auzuftinus wurden diefe Dbrengehange 
auch nicht immer als ein Zierrat, fondern bisweilen auch aus Aberglauden getragen. — iu 
$ 5. Die Torques oder Halsketten 2) wurden gleichfalls, ſowohl von den Griechen, als RöA 
mern, tie aud) andern Nationen getragen; dergleichen wir oben an den Statuen der Goͤttinnen „viele 
gefehen haben. Den Soldaten wurden diefelbe oft als eine Belohnung der Tapferkeit, und als ein Eh⸗ 
venzeichen ertheilet.. Afo iit bekannt , daß der Rommſhe Kriegeheld Manlius eben deswegen Der 
unamen Torquazus bekommen hat, weil er feinem Feind dergleichen Kette abgenommen batte. Sie 
waren von Gold, oder Silber, auch wol mit Edelgeiteinen beſetzt. Die Britannier trugen fie. von 
Helfenbein. Zu den Halsketten vechnen wir endlich aud) Die Perifcelides oder KAniebänder,, womig 
die Welbsperfonen ihre Strümpfe banden, und wurde auch mir diefen ein groſſer Pracht getrieben, 


| Das zweyte Capitel. 
Bon den mancherley Schuhen 1) und Stieſeln. 
§. I 


as von den verſchiedenen Kleidungen geſagt worden, daß es unmoͤglich fene, alle nach ihre 
mannigfaltigen Formen und Gebrauch mit den beſondern Namen zu belegen, it au bier 
von den mancherley Arten der Schuhe und Stiefel zu verftehen. Von den Griechen werben 
die Schuhe imosduzla und widıra genennetz der Mame » mus bedeutet fd viel, als bey von Roͤmern 
Deres, ein Stiefel. Bey ven Römern iverden die mancherlen Arten von Schuhen mit folgenden 
Namen benennets Calceus (diefe Benennung ift allgemein, und begveiit alfe und jede Arten) pero, 
mulleus, pbäcafium, caliga, folea, crepida, (BAT, compagus, bafın, con pes, 
gq 


Bali 

2) fiehe Joh. Scheffers befondere Abhandlung, de 3) Man f. Bened. Balduins, eines Schuſters 

antiquorum torquibus tom. ı2. des Graͤvius Sohn, der dag Handivert auch ehedem geirisben, 

und Ewalds emblemata facra, Theil 3. exerci- calceus antipuus er myflicus, und mehrere von 
tat, 2., wo, nad) Gewohnheit, alles zuſammen Fabricius Seit. 573. gemeldete, 


geſchrieben worden. 





246 Des zweyten Buchs zweytes Kapitel. 


Gallica, Sicyonia; die übrigen Arten, welche bis an oder über die Waden hinauf gehen, wurden 
©crea und Lorbuenus, genannt. 

$. 2. Wann man nad) den Statuen des Telamon, Pyrthus, und andern urtheilen will, 
fo war zwiſchen den Schuhen der Griechen und der Römer fein groffer Unterfhid. Philoſtratus 
nenne viererley Arten derjelben , als Aavrin, oardz, a, ‚koeoa und widır. , lautia, fandalia, 
<repidas und pedila. Was lautia gewefen feyen, ift unbekannt, Don den übrigen, die fie mit 
Den Römern gemein gehabt haben , werden wir hernach reden, Mach dem Zeugniß eben vieles Philos 
ſiratus in dem Leben des Apollonius B. VII. Seit. 387, foll Pyehagocas feinen Schülern befohe 
ien haben, daß fie Schuhe von Baumrinden fragen mußten; welche Materie hierzu eben nicht gar dauer⸗ 
haft war. Weit veſter und ftärfer waren die Schupe des Empedocies , welche nach dem Bericht 
des Strabo, Ser follen geweſen feyn. : 

$. 3 eil die Schuhe der Römer und der Griechen bey nah einerley Geſtalt hatten: fo wollen 
wir von beyden zugleich handeln. Die Ealceı oder Schuhe der Alten können bequemlich in zwo Claſ—⸗ 
fen eingetheilet werden, deren erftere von der Form war, daß der ganze Fuß davon bedeckt wurde, wie 
von unfern heutigen Schuhen ; dergleichen waren der eigentlich und infonderheit alfo genannte Calceus, 
der mulleus, Pero und Phäcafium; die andere Claſſe aber begrif diejenigen, welche an ſich auß 
einer bloffen Sohle beſtunden, aber mit vielen Bändern und Niemen verfehen wären, durch weiche fie 
an den Fuß angefchnüret wurden; alfo, daß der Fuß zum Theil unbedeckt und nackend bliebe ; vergleichen 
waren die es foleä,crepıdä, barea und jandalia. 

4. Der Lalceus und Mulleus waren von dem Pero darinnen unterfchieden, daß diefer 
aus rohem und ungegerbtem, jene aber aus ordentlich zubereitetem und gegerbtem Leder gemacht waren. 
Im Anfang, ehe noch der Pracht und Uebermut in der alten Stadt Nom überhand genommen hatte , fol 

‚ jedermann dergleichen Schuhe von ungegerbtem Leder getragen haben. Nur die Yediles trugen etwas 
gröffere Schuhe, Miulleos; diefe waren nicht nur aus ordentlichen Leder gemacht, fondern aud) pur— 
purfärbig, Mullei follen in uralten Zeiten bey den Albanifchen Königen üblidy gewefen ſeyn, von wel« 
chen fie nady Kom gebracht, und daſelbſt von den obrigkeitlichen Perfonen, und zwar infonderheit von 
den Aedilibus an öffentlichen feierlichen Zeiten, bey dem Triumph und andern Aufzügen, getragen wor⸗ 
den. Einige fagen, daß die Schuhe der Rathsherren theils ſchwarz, teils roth gewefen feyen ‚obenher 
ſchwarz, unten aber, fo weit fie den Vorfuß bedeckten, roth; andere hingegen fagen, daß fie durchaus 
fehvarg gemefen een. | 

$. 5. Gleichwie aber in folgenden Zeiten fich der Pracht zu Rom, wiein andern Stuͤcken, alfo 
auch ins befondere, in der Kleidung, fehr vermehrte: fo erſtreckte ſich derfelbe auch bis auf die Schuhe; 
indem diefe mit allerley Farben, roth, gelb, grün etc. gefaͤrbet, oder auch ganz weiß gelaſſen wurden. 
Vopiſcus aber meldet in dem Leben des Auvelianus, daß, meilen diefer Kaifer dafiir gehalten, eg 
feye für Männer unanftändig, bunte Schub. zu fragen , er folches verboten habe; daher dieſe Mode nach⸗ 
gehends allein bey dem Frauen ʒimmer geblieben ; welche letztere es denn fo weit getrieben haben, daß 
fie diefelben nicht nur mit Gold geſtickt, fondern fo gar mit Eoelgefteinen befeget Haben, Die perones 
waren eigentlich Bauernſchuh, und aus rohem Leder verfertiger ; welche mit den heutigen Guertes oder 
Halbſtiefeln, die man unten zufchnüret oder zuknuͤpfet, einige Gleichheit moͤgen gehabt haben. Man 
erift aber auf den alten Denkmaalen Feine dergleichen an. Auf Ben Schuhen der Rathsherreu befand ſich 
bisweilen eine Art von einer Haft oder Schnalle, welche die Geſtalt des Monds hatte, und Lunula 2) 
hies, dergleichen Tab. LLXXX VII. Fig. 26, zu fehen ift. 

$. 6 Pbäcafium ;) war eine Art Schuh von weiſſem Leder, dergleichen nach) dem Zeugniß 
des Appians die Athenienfifchen und Alexandriniſchen Priefter, bey den Opfern, zu fragen pflegten. Es 
ſcheinen ſehr leichte und weiche Schub geweſen zu feyn. Daher bey dem Perronius ein gawniffer 
Menfch, fo dergleihen Schuhe trug, und ſich für einen Soldaten ausgab, von einem anderen verfpots 
get wird: ey! bey eurer Armee haben die Soldaten gewis phäcafia, 

$. 7. Ealig& 4) waren eigentlich Sofdatenftiefel , die aus einer Dicken Sohle beitunden, wel⸗ 
che mit ledern Riemen, unten an die Füffe gebunden wurden; und zwar alfo, daß diefe Riemen nicht 
nur über den Fuß, fondern auch etlichemal, um das Schienbein, herumgewicelt wurden, Disweilen wurs 
De einer von dielen Riemen zwifchen dem groffen und andern Zehen durd) N R 


gezogen, und an der Sohle ve 
gemacht; welches unten aus den Figuren annoch deutlicher erhellen ieh, Son 





» Der Name Campagus 


| % wurde 
0— 3) von Lunulis ſ. J N. Loenſis epiphyn. B. 4, 24. tronius 


"nl Sl a * an Barthius über ben Statius 4) Zul. Nigroni Buch de ealiga ift vom J. F. Ni⸗ 


| . lant vermehrt em. 
iu 3) f. die Gelehrten über des Seneca 113. Brief, und Beiden den Salduim herausgegeden 
B.7. 627,7 de beneficiis, auch uͤber den Per z 


worden, Heiden 17 11,12, 

















| 

| 
Jab. LXXXVII. | | 

I 

I 

| 

| 

| 


= Varia caleeamentorum genera apud Grecos etRomanos, nee non ahas gentes usitata, una 
"Cum fibula fig. 26. lun® crescentis Jormam referente, quam Senatores Romanı calceıs suis 
Sennectebant. 37. bag, ferreis aculeis munite . 


J 














wurde infonderheit denjenigen Schuhen oder Halbſtiefeln bengeleget, beren ſich die Feldherren und 
ne Hberofficier bedieneten, und waren von den Caligis ver gemeinen Soldaten wenig unters 
ieden. 
F. 8. Eben fo mag zwifchen foled, crepidä, fandalia und gallica Fein groffer Unterfcheib | 
geweſen feyn. Die Soleä waren ſchlechte Sohlen , welche mit verfciedenen Riemen an die Zußfoblen | | 
gebunden wurden. Doc) durften die Rathsherren in ber Stadt, zugleich) mit der Toga, feine Soleas 
oder Ballicas tragen ; auf dem Sand aber war e8 unverwehrt; woſelbſt fie auch eine penulam oder ı 
Regenmantel über der Tunica tragen fonnten. Das Frauenzimmer Fonnte die Soleas und Erepis 
das in und auffer der Stadt tragen; fie hatten aber auch noch andere Arten von Schuhen, davon ber 
ganze Fuß bedeckt wurde. Die Ballica mögen dergleichen Schleiſſchuhe geweſen feyn, welche man beh | 


\ 

[7 | 
I] 
Von den Schuhen und Stiefeln. 247 | | | 

| 


kothigtem Werter , wie Pantoffeln über andere anziehet, um derfelben zu ſchonen; etwa wie die, fo von h 
| den Sranzofen Galloches genennet werden. Crepidä g) fdieinen mit den Soleis meilt einerley gewe⸗ Ä 
fen zu feyn; desgleichen auc) die Sandalia 6). Unter den Trepidis und Ealigie) oder Soldatens ; i 
ftiefein, finden fich ‚einige, am welchen auf den Riemen, wo dielelbe creußweite über einander geichlungen 

find, gleichfam einige Nagelköpfe zu fehen find, welche gemifler maffen zum Zierrath dienen. Eben ders | 
gleichen runde Mageltöpfe wurden bisweilen auch unten in Die Schuhſohlen geſchlagen, Die alsdenn 
ß 


caleeamenta clavata bielfen. * | 
$ 9. Bares 7), von ber Plautus gebenfet, tar eine Art von Sandaliis deren ſich nad) 
! 





dem Bericht des Tereullianus de pallio c. 4. und des Arnobius, vor Alters infonderheit die Welts 
weifen zu bedienen pflegten. Diejenige Art Schuh, welche bey dem Cicero de Dratore 10.53 Sicyonia 
genennet wird, laßt ſich ſchwerlich beſchreiben. Der Sctiptor ad Herennum gibt vor, daß fie | 
befonders zum Saufen gebraucht worden ; woraus zu ſchlieſſen, daß es ſehr teichte Schuhe muͤſſen ges I 
wefen feyn, wie die Sandalia. Was man Soccus nannte, war eine Art von Soden, die man über 
den bloffen Fuß 309 ; bey alten Sthriftftellern heiſſet diefes Wort bisweilen auch foviel, als ein Schuh; 
und Cicero fcheiner in feiner Rede pro Rabırio c.ro.eine gewiſſe Art eines griechifchen Schuhes darunter 
| zu verftehen. Plinius VII, 30. gedenfer von ſoccis comicis, dergleichen die Comödianten zu tragen 
pflegen. Horatius gedenkt des Sorci auch mehrmalen. Und eben deswegen , weil. die Schube ver 
} Comoͤdianten bisweilen Socci genenner werden , geſchicht 88, daß der Name Socens den Comoͤdien 
ſelbſten beygeleget worden; gleichwie die Tragödien eben deswegen Cothurni heiffen, weil diejenige 
Schihe, deren fich die Actores hier bedieneren, Corhurmi biejien. Die Cothurnu wurden bel 
Manns» und Weibsleuten getragen, und fonnte man fie ſowohl am rechten, als linken Sup trogen 5 N 
daher das Sprichwort, corhueno verſatilior, ber fid bald auf diefe bald aufjene Seite ſchlaͤgt. Der || 
vornehmſte Gebrauch fieng fi) vom Sophocles an ‚der fie in die Trauerfpiele eingeführer, und feinen | 
Actovibus diefelbe zu gebrauchen gab, wann fie groſſe Helden vorfteflen follten: dann weil die Cothurni | 
Hohe Abfäge hatten, und die Perfonen um ein anfehnlidyes gröffer vorftelfeten , machten fie ihnen ein m 
beſonderes Anſehen.  Uebrigens waren die Cothurni purpurfärbig, und hat fie niemand deutlicher bea | 
fehrieben, als Sidonius Apollinaris Carm. Il, 400. : 2 
$. 10. Gereä hieſſen auf griechiſch wunzuiser, und waren nad) dem Homer bereits zur Zeit des || 
Trojanifchen Kriegs üblich. Die Römer 8) bevieneten ſich derfelben gleichfalls. Manche waren, || 
wie eben diefer Dichter angibt, ganz ehern, dergleichen Hercules foll gehabt haben, Die Römer | 
hingegen trugen eiſerne Stiefel, die wenigſtens mit Eiſenblech überzogen waren ii 
8 117. Nunmehr fehreiten wir zu den Figuren, dutch welche bie bisher befchriebene Arten von | 


f Tab, EOXXXVIN. Fig. 1. bis 8. ſehen Tab. 


Schuhen und Etiefeln , etwa i 
chuh feln, etwas deutlicher vorgeleget werden, au UXXXVII, 


wir diejenigen, von welchen die Füffe nicht ganz bedeckt find, da die blofte Zehen hervorragen ; alle | 
diefe Schuhe oder Stiefel veichen bis an die Waden hinauf, gebörten alfo unter bie Zahl derjenigen, bie | 
wir oben caligas, compagos und ocreas, genennet haben ; doc) £önnen wir nicht eigentlich beitimmen, | 
welchem vor den andern, diefer oder jener Name, eigentlich zufomme, Doch ſcheinet Fig. 4. welche den ! | 
Fuß des Königs Pyrrhus, als eines Kriegshelven vorftellet , eben die Art eines Halbftiefels zu feyn, 2 | N 

2492 e ||| 


Ott. Sperlingg diatribe de erepidis ueterum ſte- 710. 8. 

het ee des Gronovs. 2 ſ —** in Mm. A. II. Sc. 3. v. 40. 

6) von Sandaliis, welche ehedem den Heldinnen fchreibt von der mehrerm Zahl ;, bie ei 
beygelegt worden, ſ. Loenſis epıphyll, 8, 1. fache baxa, und bayia finder ſich m Terrulltanz 
0.9, 0b im N. T. vardarın und imednumle Here Apuleius fest fie mit unter palm; bacuium , N 
fchieden feyen, ſiehe Reinefii von Habritius barbirinm, bircinum, einen Meltweren fenntlich 10 


Seit. 574. angeführten Brief, und Sagittarii machen. Buch ı1. der Verwandlung, c. 4. D 
diflert, de zudipedalibus ueterum $, 19. pag. 272. 8) Von den Oereis f. Juſt.Lipſius de militia ro⸗ | 
der Sammlung Caroli Bernizii.· Kotterdam mana Buch 7. Ä 

















248 Des zweyten Buche zweytes Capitel. 


che bie Griechen zinda , Die Roͤm r aber Ocream genennet haben; welches auch von der folgenden 
Fig. 5. gelten mag, ‚Fig. 7. fehen wir einen Halbji efel, dergleichen. die Rom ſche milites legionarli ger 
tragen. Fig. 8. zeigt Soldatenſtiefel, wie fie zur Zeit des Cheodoſius üblich waren moben der untere 
Schenkel famt dem Fuß ganz nadend zu feyn fheinen. Es wurden zu damaliger Zeit die Schuhe und 
Strümpfe, vornen bisweilen, alfo verfertiget, daß man die Zehen der Fuͤſſe fehen konnte; wie an unfern 
Handſchuhen zu fehen iſt. Fig.6. iſt der Fuß oder Schub von einem Tänzer oder Springer ; wie ders 
felbe eigentlich zu nennen feye, Fan ich nicht fagen ; doc) ſcheinet er einen Cothurnus nabe zu kommen. 
Die folgende Arten von Schuhen oder Halbftiefeln Fig. 9 — 13. find allefamt gefchloffen, alfo, da die 
Füffe völlig gedeckt find, Die zwo erſten Fig. 9. und 10, ſcheinen zwey phäcafia zu feyn, Deren eines 
Fig. 9. einem langen Strumpf aͤhnlich iſt; dergleichen das Srauenzimmer zu tragen pflegte; das doc) 
auch bisweilen ſolche Schuhe hatte, an welchen die Zehen bloß lagen. ‚Die drey, übrigen möchte mass 
Oereas oder Stiefel nennen; unter weldyen Fig. 12, die Zehen auch nicht zu bedecken feheinet ;. wie. eben 
von einer befondern Art gefagt worden. Bar ! 


; map 

$. 12, Die fünf folgende Schuhe Fig, 14 — 18. fheinen von der Art zu ſehn, die wir oben 
foleas und fandalia genennet haben, welche aus einer hölzernen Sohle beftunden, die man mir Nies 
men unten an den Fuß bande. Die vier nächſte Fig. 19 — 22.mögen von der Gattung feyn ‚ welche 
unter dem Namen der calceorum, mulleorum und, phäcafiorum, verftanden werden, Diejenige Form, 
welche Fig. 19. und 20. vorſtellet, koͤmmt in den alten Statuen ſehr oft vor; weilen ſie von beyderleh 
Geſchlecht getragen worden. Der Schub Fig. 22, kommt unfern heutigen Schuhen feßr nahe, Die 
nachftehende Fig 23, und. 24. zeigt uns bie Art Schuh und Hofen an, dergleichen die Armenier, Parther, 
Dacier , alte Teutfhen und Gallier; ja wol überhaupt alle Die fo genannten Barbaren, getragen haben z 
deswegen auc) Die Römer , wann. jie einen Gefangenen oder Knecht vorftellen wöllten,, denfelben mei⸗ 
ftens mit dergleichen Schuhen und Struͤmpfen abgef&hildert. Fig. 25. It von der Lolumna Theda 
doſun abgefhilvert „und zeigt die Art von Schuhen und ofen, dergleichen Die Scythen damalen gea 
tragen, da fieim Triumph aufgeführet wurden, 


$. 13. Die folgende Schuh und Stiefel, wie fie Fig. 27 — 42. vorſtellig gemacht find, hat ine 
fonderheit Bonanni bekannt gemacht; fie find alle von der Art, die wir oben foleas ‚ crepidas und cas 
ligas genennet haben, welche mut einen Theil des Fuſſes bedeckten , “übrigens aber denſelben bloß heſ 
fen. Die vielertey Arten die Riemen kuͤnſtlich durch einander zu ſchnuͤren und zu fehlingen, laͤßt fich befa 
fer mit den Augen erfennen, als mit Worten beſchreiben. Die Sohlen waren meiftens hoͤlzern. Am 
einigen, nemlich Fig. 29. und 33. fiehet man an den Irten, wo die Riemen übereinander hergeben , 
runde Nägelköpfe, wie oben gedacht worden. Beyſpiele von ſolchen, wo zwifchen der groffen Zehe und 
der nächften ein Riemen durchgezogen ift , fehen wir Fig. 27.28. 29.33.26. 40.41. und 42. Gndlich 
ftelle Fig, 37. diejenige Schuhe vor, welche unten mit fpigigen Nägeln befchlagen find; deren fie ſich in⸗ 
onderheit mögen bedienet haben, wann fie auf dem Eis oder fonfb einen glatten Boden giengen, j 


Das dritte Capitel. 


Bon den Wiegen, von Bullis und andern Denkeichen, fo 
man den Knaben an den Hals zu hängen pflegte, 


§. 1. 


ie Wiegen 1) nannten die Griechen veidar, welches Wort ein kleines Bett andeutet, oder auch 
sxagnr ; weilen fie die Geftalt eines Schiffleins hatten; und was die Römer cunabulä nann⸗ 

ten, das hieß bey den Griechen sespyar» (lpargana), Bartholinus zeigı ‚ daß verfchiedes 

ne Arten der Wiegen gewefen feyen, deren einige die Geſtalt eines Schilds 2), andere aber eines Siebs 
oder Schiffleins gehabt. Plautus fest in dem guftfpiel Trucul. A. V. Ec.5.0.13 mehrers zufammen, faferis 
opus eſt, puluinis, cunis ‚incunabulis; in weldyen Worten er unter fofeite ohne Zweifel die Bänder, mie 


wel⸗ 
) Job. Alſtorphius handelt von ben Wiegen mit worfen bon Dutterleibe, fehr unnsthig hieraus 
mehrern in ber Echrift de ledisueterum c. 14. erläutern hiel; dergleichen ee 


3) f- Ewalds Eimblemata gleich anfangs exercıtat. 


D aNgn ext ar viel in dieſee i 
2, Su 12 der Pfelm 22, 1. auf dic) bin ich ges gar viel in dieſe amblemata gekommen find, 











| ' 11] 
ı 
Jab.LXXXIX. 

| 
| 

| 

|| 





e 


| | 
j ‘ 1 
b | 





| | 
| | 
| || 
j | 
5 

2-3. Senatorum filn, de quorum collo bullee dependent. 4-23. varıe bullarum amaletorumque species . 

j 14-16. Vestitus Hetruscorum in Magno Precpue Duce Etruria fig.24 conspicuus.27-19 Vestztus et Cultus, 

| Argyptiorum. 20-23. lapıta etDiademata Regum Fhrthorum .24-26.tres Phry.ges. 27,28 ‚Daci duo. 

} 

















Yon den Wiegen der Kinder, Bullis ix. 219 


welchen die Kinder in den Wiegen seit gebunden worden, unter ben Incunabulis aber die Windeln vorm 
ſteht, in welche die Kinder eingewicfelt worden, um diefelben fauber zu balten, 


§. 2. Bullaͤ 3) waren erftlich eine Zierrat vornehmer Kinder ; nachgehends aber ift der Gebrauch 
fehr gemein worden, "Den Urfprung erzehlet Macrobius in Saturnalibus Buch r. €, 6, Tullus 
Zoſtilius bar sum erflen die Verordnung gemacht, daß die Sella curulis, die Toga pie 
cta, und Die Prärerra, welches bey den Hetruſciern Die gewöhnliche Zeichen Obrigkeit⸗ 
licher Derfonen waren, auch zu Rom eingeführer würden, Allein die Raben trugen 
damalen noch keine Präterra, weil diefes ein befonderes Ehrenkleid war. Naͤch 
dem aber Tarquinius Prifins Kber die Sabiner triumphirer harte; fo bar er ſeinem 
Sohn, der zwar erſt vierzehen Jahr ale war, gleichwol aber einen Seind mir eigener 
Hand erleger harte, nicht nue öffentlich gelobet, und ihm die Präterca gegeben ‚. fons 
dern ihm auch eine alldene Bulla oder runde Tapfel an den Hals gehänger, und als 
p feinen Sohn, der ſich vor der Zeic tapfer bewiefen, mir eben ſolchen Ehrenzeichen 
eichenker, welche fonften allein dem männlichen Alter pflegten mitgerbeiler zu were 
den. Dann gleichwie die Praͤterta allein von Obrigkeitlichen Perfonen gerragen wur⸗ 
de; alfo Eamen die Bullen niemanden zu, als demjenigen , der einen Triumph bielte ; 
in dieſe Bulla pflegte man gewiſſe Mittel zu verjchlieffen ‚die einen gegen den Leid 
verwahren folren. Daher ıft es alfo gekommen daß man die Prärerta und Buls 
la auch vornebmer Leute Rinder ertheiler har. Plinius 33, 1. erzehlet eben diefes und fee 
set annoch hinzu, Daß eben daher die Bewohnbeit entitanden, daß man den Kindern 
derjenigen , welche im Arieg zu Pferd gediener harten, dieſe Zulla ettheilet bar, 
Nachdem Macrobius von dem Urjprung der Bullen andere Meinungen angeführet ; fo fest er hins 
zu, daß nach einiger Zeir auch ſo gar den Rindern der Libertinorum dergleichen Bul⸗ 
len feyen gegeben worden, Bald Darauf führer er fort : einige halten dafür, daß es den Kinder 
der Frengebornen zuerfannt worden, daß fie eine herzfoͤrmige Bulla vornen auf die Bruſt hängen 
möchten, um ſich babey zu erinnern , daß fie num erft vechte Menfihen geworden feyen; desgleichen habe 
man ihnen deswegen die Präterta beygeleget, [damit fie an dejjen Purpurfarbe jich der Aufricheigkeie 
und Schambaftigkeit erinnern möchten. 


$. 2, Die Bullen waren inwendig hohl, weil, wie wir oben vom Macrobius vernommen, gewiſſe 
Mittel wider den Neid hinein geleget wurden, Viele hatten die Form eines Hergens ;_ andere waren 
tund, wie die viere Tab. LXXXIX. Fig. 1 — 4. die uns Sponius mitgerheilet hat, Die erite 
Fig. 1. trägt ein Sohn eines Rathsheren, der zugleich) eine Präterta hat, am Hals. Die zwo fols 
genden Fig. 2, und 3, find an Bruftbildern eben folcher vornehmer oe Aus verfchiedenen alten 
Denkmaalen laͤſſet fich nicht opne Wahrfeheinlichfeit beweiſen, daß die Knaben dergleichen Bulla nicht 


nur an dem Hals getragen, fondern aud) bisweiln vor der Stirne bangen hatten. Ferner finden fic) 


viele Bullen, auf welche enttveder ein Herz gegraben ift, oder welche an ſich die Form eines Herzens haben, 
Ban der erften Art find die zwey Bullen Fig, y,aus dem Cabinet des Herrn Foucault; von der andern 
die vier folgenden Fig. 6 — 9. auf zwoen erfcheinet ein männliches Glied, dergleichen in den Raritäe 


ten = Cabineten viele angetroffen werden; davon Varro Buch 6. de lingua Lat, die Urfach alfo an⸗ 


gibt, man bänger den Anaben erwas an den Hals, welces nicht gar ehrbar iſt, Damie 
fie dadurch von allem Nachtheil und Neid mögen verwahrer bleiben 4). Die folgende Fig. 
10, ift mit Stacheln verfehen, da, ſich die Knaben in act nehmen mußten, daß fie nicht verlegee wurden, 
Die nächte Fig. ı 1. iſt die gröfte, und ſcheinet infonderheit eine Bulla eriumphalis zu feyn ; davon wir aus 
dem Macroblus Meldung gerhan. Es iftauf derfelben der Name Catulus eingegraben, daher der bes 
ruͤhmte Cauceus die Meinung hat, daß es der befannte D. Luctatius Catulus feye, der in dem 65 2ſten 
Jahr nach Erbauung der Stadt Rom mit dem E. Darius zugleich Conful geweſen, \ welche zuſammen 
über die Cimbrier einen herrlichen Sieg erhalten und eben deswegen dffentlic) triumphiret Haben, 


83° Daß man biefe Kugeln, Bullen genennet hat, foll nach dem Papias deswegen geſchehen 
feyn , weilen fie nach ihrer äufferlichen Geftalt mie den Bullis oder Waſſerbla en eine Gleichheit haben, 
Auch ift nicht zu übergehen, daß die Knaben bey dem — ihres fuͤnfzehenden Jahrs dieſe Bullen wie⸗ 

er der 


3) Man fehe bes Fiecoroni eigne Abhandlung della 3. Tafel, 
bolla d’oro de’ nob,rom, 1732. 4. zuNom; und 4) ©. kilii Byraldi dialogism. 7. de fa/eino p. 4018 
Conyerg Midleton germana quaedam antiqui- , bed 2. Bandes der vom Gruter gefamleten riti⸗ 
tatis monumenta Londen 17454 gros 4, über bie fchen Schriften. 


Tab: 


LIXNIW 














250 Des zweyten Buchs viertes Kapitel, 


der abgelegt, und ſolche ihren Haus s Göttern um den Hals gehenfe haben. Es trugen nicht nur vorz 
nehmer Seute Söhne dergleichen Bullen , fondern man henfte diefelbe bisweilen den Pferden an. Daß 
man eben dergleichen Bullen oder runde Capfeln an die Kaiferlichen Diplomata und Patente anhenkt, iſt 
älter , als man es fic bisher eingebilder hat. Eben diefer Name Bulle wird heut zu Tag von den 
Päbftlichen öffentlichen Schreiben gebraucht; gleichwie auch diejenige Kaiferliche Verordnung, welche 
Carl der Bierte wegen der Kaifer + Wahl gegeben hat, die güldene Bulle genenner wird, 


$. 4. Auſſer diefen Bullen , welche vornehme Knaben am Hals trugen, gab es noch verfchiedene 
andere Angehänge und Amuleten, die man gleichfalls am Hals zu tragen pflegte; deren Form und Ges 
ftalt von dem Gutbefinden und Aberglauben derer abhieng, welche ihren Kindern folche Berwahrungse 
Mittel zu fragen gaben, Dergleichen find Fig. 12. das Haupt des Hercules mit der Loͤwenhaut, und 
Fig. 13, 100 das Haupt irgend einer Gottheit vorgeftellet ift. Die Amulete hatten fonften aud) wol die 
Geſtalt eines Pferds, Affen, Hunde, Vogels, Fiſchs ꝛc. davon hier Erempel anzuführen unnöthig ift- 


Das vierte Capitel. 


on der Kleidung der Hetruſcier, Egyptier, Perfer, Par⸗ 
8 — ——— Mihgir — ſe 


§. I 


achdem wir bisher von der Kleidung und dem Schmuck der Römer gehandelt haben; fo wenden wir 
uns nun zu ihren Nachbarn, den Hetrufciern und andern Bölfern, Es waren die hetruſeiſchen 
Kleidungen von den roͤmiſchen nicht ſehr unterſchieden, wie wir ſolches aus Fig. 14. da uns das 
Bildniß eines alten Hetruſciers vor Augen geſtellet wird, erſehen koͤnnen. Das Haupt ift geſchoren, der 
Roc Fomme mit einer römifehen Tunica völlig überein; darüber hat er noch ein Oberfleid, fo man gar 
wohl für eine vömifche Toga halten Fünnte, und ift es etwas kuͤrzer und enger. An dem Saun des 
Kleids ſteht eine hetruſciſche Auffchrift, wie ſolches bey den hetruſciſchen Bildern nicht ungerwönlich iftz 
wurde es nackend vorgeſtellet, fo pjlegt es auf den Schenkel oder die Hüfte gefegt zu werden; wovon 
Fig, 16. ein Eyempel ift, Der. Stiefel diefer Bildfäule feheint bey dem Virgilius Aeneid, VII, 458. 
ausgedruct zu ſeyn, und iſt aus vielen Neiteln zufammen geſchnuͤret. F ig. 15. erfcheinee ein betrufci 
ſches Srauenzimmer, doch ohne Kopf ; davon Das Original zu Bolterra, in dem Haus eines Ritters N 
zu fehen ift. Auf den Armen träge fie ein Kind; auf dem einen Arm ſteht eine hetruſciſche Uberſchrift. 
Der Unterrock geht bis auf die Knoͤchel, und daruͤber traͤgt ſie einen Mantel oder Palla. Die Weibs⸗ 
perfonen der Hetrufcier trugen lange Haarlocken; wie aus verfchiedenen alten Denkmaalen erhellet, Der 
hetrufeifche Knabe Fig. 16, hat eine groffe Bulla am Hals hangen; woraus erweislich, daß diefer Ges 
brauch von ihnen auf die Römer gebracht worden ; mie auch oben aus dem Macrobiue angeführee 
morden. Sowol um die Beine als um die Arme hat diefer Knab befondere Bänder, und in der rechten 
Hand hält er einen Vogel. Die Aufſchrift, welche auf deſſen Schenkel ſteht, wird ſchwerlich jemand 
zuverlaͤſſig lefen oder veritehen. 
$ 2. Bon der Kleidung der Egyptier haben wir ſehr wenige Denkmale oder Nachrichten. He⸗ 
rodotus Il, 81. ſagt von ihnen, daß fie leinene Roͤcke mit einem befondern Saum getragen haben, ders 
gleichen Calaſiris bies; über diefen trugen fie ein mollenes Kleid, welches fie ausziehen mußten, wann 
fie in den Tempel giengen, Fig. 17, zeigen wir einen Kopf eines egyptifchen Örauenzimmers, davor 
Das Driginal in unferm Cabinet ift. Die Materie ift ein ſchwarzer Stein, Dafaltes, und ift ihr Haar 
auf eine befondere Weiſe aufgepußt, Die folgende Weibsperfon Fig, 18. welche die Hand ausftvedt, 
wird gleichfalls für eine Egyptierin gehalten ;_ wie nicht weniger Fig. 19. da ihre Geftalt von vornen 
und von hinten vorgeftellee ft ; befonders ift der Saum merkwürdig; und möchte es wohl für eine Ca⸗ 
lafiris gehalten werden; der Hauptſchmuck hat auch etwas befonderg, 


6:3, Bon der Kleidung der alten Perfer Fan nichts gewiſſes gemeldet werden; dann weil von 
jenen uralten Zeiten Feine Denkmale übrig find ; fo beftehet das meifte nur in Muthmaſſungen. Sie 
trugen ein gewiſſes Oberkleid, Candys, das einem Chlamys gewiſſermaſſen mag ähnlich gewefen feyn 5 
die Soldaten hefteten folches mit einer Schnalle oder. Hafte zufammen, Sie trugen aud) eine gewifle 
Ars Hofen, wie bie alten Öallier, die Anaryrides genennet wurden, 

§. 4 





Job: LXXXX. | 
| 
| 


vi I 
) Pi Bu 


#4 
| 
| 
| 
| 


ER > 








en Diacorum. 3_7. Vestitus Gallorum veterum. 8. Tuella Galkca. g.Muıber Galkca. h 
0. Schema Gallorum ‚prisceı evıpellibus admodum pilosıs undıque teclorum.ıı. untomumus. | 
2,25. Potome due Pannonie ncolarum ceultumreferre creditıe : 

















| Kon den mancherley Kleidern verſchiedener fremder Völker, 251 


§. 4. Don der Kleidung ber Parther hat man mehrere Nachricht, weil auf dem Triumphbogen 
des Kaifers Septimus Severus viele Parther in ihrer Kleidung abgefcyildert find, Sie trugen ein 
Kleid, das nur bis an die Knie reichete, die Ermelgiengen bis auf die Hände; um die Senden trugen fie 
einen Gürtel, und über dem Unterrock noch eine Chlamys oder Candys , fo nicht länger war, als ber 
Unterroc‘, und mit einer Hafte zugeheftet wurde, Auf dem Kopf trugen fie eine vornen eingebogene Müs 
ge, in der Geftalt, wie eine phrygiſche Cydaris. Die Schuhe bedeckten den ganzen Fuß, wie die roͤmi⸗ 
ſchen Perones; die Strümpfe oder Hofen, welche fehr lang und mweit waren, banden fie ganz unten ober 
halb den Schuben. Kurz, die Kleidung diefer Parther war von der Kleidung der alten Dacier, Mars 
comannen,, der alten Teutſchen und Gallier wenig unterfehieden. Die alten parthifcyen Könige follen 
nad) dem Zeugniß des Plurarchus, nach Art der alten Meder einher gegangen feyn, Ihre Haupt⸗ 
Zierde ift auf den alten Denkmaalen von unterfchiedener Ar. Bisweilen bat ein ſolcher Konig nichts 
auf feinem Kopf, als einen bloffen Haarſchmuck, der aus lauter kuͤnſtlich gekrausten Haarlocken beſte⸗ 
het, dergleichen Fig. 20. vorkommt, davon das Original in dem Cabinet des Herrn Saupel iſt; daran 
man nicht nur das gefrauste Haar, fondern auch den fedr langen Eraufen Bart zu bewundern hat. Ein 
anderes Haupt von einem folchen parthifchen König feben wir Fig. 21. welches von einem Edelgeftein 
des Heren Marfchal d'Etrees abgefchildert iſt, daran man das ganze Haupthaar fehen Fan, weilen er 
fonften keinen Zierrat oder Hut auf hat, Fig. 22. fehen wir einen Hut oder Haupt s Zierde eines par⸗ 
thiſchen Königs, fo nad) armenifcher Weiſe gemacht iftz er ift jebr hoch. und rund, das Dbertheil hat 
tingsum runde Stacheln oder Spitzen, bie wie die Sonnen⸗ Strahlen ausſehen; der dabey befindliche 
Bogen und Pfeile waren die vornehmſten Waffen der Parther. Der folgende Kopf Fig. 23. hat eine 


phrygiſche Müge auf, und Foftbare Ohrengehaͤnge. 


95. Die Scythen und Thracier trugen faft 
einen perfifchen Bund und lange Hofen. Exempel 





eben dergleichen Kleider, wie die Perfer , nemlich 

von der ſchthiſchen Kleidung fieher man fonft nirgends 
als an der Columna des Theodofius zu Conftantinopel, wofelbft verfchiedene Gefangene vorftellig ges 

Macht werden, welche die Gelehrten für Scythen halten. Cie haben Röcke mit langen Ermeln, Die 
Hofen gehen bis auf die Knoͤchel, und werben oberhalb der Waden gebunden ; alfo, daß fie zugleich die 
Stelle der Hofen und Strümpfe vertreten Eonnten. Uber diefem Unterfleid trugen fie einen Mantel oder 

Chlamys, damit fie' zugleich das Haupt verhülleten, wie die vömifche Nathsherren ; bey gelinder Wit⸗ 
terung aber pflegten fie Danrhäupeig zu geben. 


| $. 6, Die Kleiver der Phrngier erkennt man aus verſchiedenen alten Denfmaalen ; in denen bie 
N dornen eingebogene Kappen einander Durchgehends gleich find, In ber übrigen Kleidung aber findet ſich 
einiger Unterfcjeid. Der erſte Phrygier Fig. 24, bat einen doppelten Rock, ber längere gebet Faum bis 
an die Knie. Die Schuhe oder Stiefel gleichen einem langen Strumpf, an welchem Feine befondere 
Schuhe oder Sohlen zu —* find, Der andere Fig. 25, ſizend, unterftüßet Das Haupt mit dem lina 
fen Arm, und Hat die Augen gefchloffeh, als ob er fehlieje oder Jonft in Gedanken ſaße. Die folgende Bilde 
feule Fig. 26. welche ven Paris darftellet, ift mit vieler Kunft verfertiget 5 daß man die völlige Klei⸗ 
dung daran erkennen Fan, Syn der rechten haͤlt er einen Apfel, und das Oberkleid ift auf der rechten 
Dot mit einer Hafte zufammen gebeftet 5 die Schuhe aber Fommen mit den Schuhen der Parther 
erein. 


6. 7. Die Kleidung der Dacier ſiehet man an der Columna bes Trajans. Auch dieſe trugen 

kurze Kleider, die kaum bis an die Knie reichten; der Obermantel ift etwas länger ; die langen Hofen , 

welche ihnen zugleich ftatt ver Strümpfe dieneten, giengen bis an die Knoͤchel, wo fie bisweilen zuſam⸗ 

men gebunden waren. Ihre Schuh kamen mit unſern heutigen ziemlich uͤberein, und die Kappen mas 

ven auch vorwarts eingebogen ; obwohl fie vielfältig mit bloſſern Haupt giengen ; wie ſolches bier Fig, 

27. und 2g. auch) Tab. XC. Fig, r. und 2. ju fehen iſt; unter welchen beyden letztern infonderheit Fig. Tab, XC. 

2, einen gefangenen Dacifchen König von hinten und vornen vorſtellet, deſſen Kleid ringsum mit einem 
befondern Saum verbrämer ift, Einige benachbarte Voͤlker, infonderheit aber die alfe 
Teutfchen, haben eben dergleichen Kleider getragen. 








| Rrr 2 Das 

















252 Des zweyten Buchs fuͤnftes Capitel. 


Das fuͤnfte Capitel. 


Von der Kleidung der alten Gallier, Spanier, Luſitanier, 
Mauren, Numidier und Carthaginienſer. 


—IJI 


nsgemein wird dafür gehalten, daß die alten Teutſchen und Gallier eben dergleichen Kleider getra⸗ 
gen haben, als die Roͤmer; wiewohl man von der Kleidung der alten Gaflier, ehe diefelben den 


Römern unterwürfig gemacht worden , feine Spuren finder, 
welche in die Zeiten der erſten römifchen Kaifer fallen; darin doc) von 
mancherley Veränderungen vorgegangen find, Unter den merkwürdig 
toelches im Jahr 1711. in dem Chor der Cathedral⸗ Kirche zu Paris 
het in ſechs alten Galliern, deren Hauptdecke den parthiſchen Kappen nicht unähnlich it. Die Unterrse 
de haben lange Ermel , welche bis auf die Hände geben ; über diefem trugen fie einen Oberrock oder Sas 
gum gleichfalls mit Ermeln; mworinn derfelbe von dem roͤmiſchen Sago unterfchieden war. Diefer Ober⸗ 
rock war mit purputfärbigen Streifen verfehen, welche die Geſtalt der Gerten (uirga) hatten ; daher 
fie auch Saga virgata beiffen, Einige andere Abfchilderungen alter Gallier und ihrer Kleidung , welche 
in die erften Jahrhundert, der roͤmiſchen Kaifern fallen ,; find unter fich felbften merklich verfchieden san 
einigen fiehet man eine Tunica oder Unterfleid mit engen Ermeln 1 und ein Sagum oder Dberkleid mir 
weiten Ermeln, wie 5. E. ver Süngling Tab. XC, Fig. 3. der ein Hündlein auf dem linken Arm ſitzen 
hat. Der andere hingegen Fig. 4. der in der einen Hand einen Vogel, in der andern aber einen Des 
cher haͤlt (ſo vielleicht auf den freflichen Wein in Burgundien geher, allwo diefe Statuen gefunden wor⸗ 
den) bat ſehr weite Ermel. Defto engere aber hat der folgende Fig. 5. der- in der rechten Hand ein 
KHünblein, in der linken aber ein Kiftlein haͤlt. Der vierte Fig. 6. hat aud) einen Decher, und das Ober⸗ 
£leid ift unten ringsum ganz zackicht ausgehauen, übrigens aber unten völlig zufammen , daß es fcheiner, 
man habe dafjelbe bey dem anziehen über den Kopf werfen, und den Kopf oben durch eine Deffnung 
ſtecken müffen. 


$, 2. Die Fig. 7. vorfommenden vier Manns 3 und Weibsperfonen unter einem Gewölbe ſchei⸗ 
nen eine ehliche Trauung oder Verloͤbniß vorzuftellen. Man fiehet bier deutlich, daß jemand einer Peru 
fon einen Ring an den Finger fteckt, in der linken aber ein unbekanntes Inſtrument haͤlt; die uͤbrige bey⸗ 
de Perſonen (ob fie männlichen oder weiblichen Geſchlechtes ſeyen, laͤſſet fich nicht wohl unterfcheiden) has 
ben Hämmerlein in den Händen, welches auch bey andern gallifchen Denkmaalen gefunden wird, is 
ner hält ein Kiftlein. Die Schuhe find durchgehends denen gleich, welche Fig. 3 — 6. zu fehen find, 
und von der Geftalt ordentlicher truͤmpfe wenig unterſchieden. Fig. 8. ſehen wir ein Maͤgdlein mit ei⸗ 
nem Wafler- Eymer, welches zu Langres in Champagne auf einem Stein ausgehauen zu fehen ift; der 
Schleyer ift von den heutigen wenig unterſchieden. Der Rock geht 
mit einem zadichten Saum eingefaßt ; über das hat fie auch eine Schürze, welches in den alten Denfs 
maalen felten gefunden wird. Die folgende Weibsperfon Fig. 9. welche aus dem Cabinet des beruͤhm⸗ 
ten Herrn Koucanle kommt, ift nicht minder befonders merkwürdig, Cs trägt Diefelbe nemlich einen 
ziemlich langen Rod, welcher bis an die Knoͤchel reicher, am Hals hat er einen breiten Kragen. Die 
Ermel gehen bis auf die Hande, und find befonderer Are, Daß es eine Galfierin feye, läßt ſich faft 
aus dem Kiftlein ſchlieſſen, fo fie vor fich hält, das bey andern. Galliern aud) zu fehen ift. Diefen fuͤ⸗ 
gen wir Fig, ı 2 ein ziemlich gräßliches Bildniß bey, eines Barbarn don vornen und hinten, der vont 
Kopf bis an die Fußſohlen in lauter Pelzwerk dermaſſen eingehüllet if, daß man ihn für einen wilden 
Mann halten möchte. Der Dart und das Haupthaar if aud) befonders aufgefräuft. Es iſt nicht wohl 
anzugeben, zu was für einer Nation derfelbe zu vechnen feye. Bielleicht ift es ein uralter Galler, 
Sonft fheinet es, daß Diefes Bild ehemals in der Bruſt eine vierecfigte Oeffnung gehabt, Endlich fer 
ben wir Fig. 10. annod) die Abfchilderung von einem Pantomimug oder Comödianten, welchen Poldo 
d Albenas in Antiquitatibus Nemaufienfibus mitgerheifer hat, Die Schuhe find befonders merks 
würdig. 


$. 3. Von den Spaniern und Luficaniern ift aus dem Appianus bekannt RL: 
ober einen Obermantel getragen , den fie mit einer Hafte ni ekannt, daß fie Sag 


befteten ; wie er aber eigentlich) 
ausgeſehen habe , ift unbekannt, Strabo macht Bud) 3. Seite 107. von dem Kriegskleid —* 
a nier 


Doc) hat man einige Denfmaale, 
der Zeit des J. Cäfars an, darin 
fen Denfmaalen, ift dasjenige , 
ausgegraben worden. Es beites 


faft bis über die Waden, und iſt 














Yon der Kleidung der alten Gallier, Spanier ie. . 253 


nier eine befondere Befchreibung. Eben berfelbe fagt aud) Bud) 17. Seite 569. dag de Mauren 
bie Haare Fräufen, den Bart fleiffig auskaͤnmen und zieren , die Zähne faubern, und die Nägel an Haͤu⸗ 
den und Fuͤſſen zu gewiffen Zeiten abſchneiden, übrigens für den Aufpuß ihrer Haare dermaffen beforge 
feyen, daß fie deswegen immer weit auseinander gehen, damit ja Feiner den andern berühren, umd ihre 
feinen Haarpug in Unordnung bringen möge. Die umidier trugen fehr dünne und licht Kleid.r, 
und giengen halb nackend. Von der Kleidung der Tarchaginienfer findet ſich auch wenig Nachricht, 
Plautus fagt, daß fie Tunicas getragen, welche dermaflen fange Ermel gehabt, daß fie die Hände 
ſamt den Fingern damit bedecten konnten; fie waren befonders Siebhaber von rothen und purpucfärbigen 
Kleidern ; trugen auch rothgefärbte Ziegen - Fälle ſtatt ber Kleidung; desgleihen zogen fie ein Sagum 
an, und harten Dhrengebänge. Endlich fehen wir Fig, ı2. und 13. annoch zwey Drufibilder „ welche, 
wegen ihres Hauptſchmucks wohl verdienen befonders betrachtet zu werden. Das erfte hat einen Aufs, 
faß auf dem Kopf, fo einem Körblein ähnlich ift; das andere aber bar eine Kappe oder Haube, welche, 
beynahe die Geftalt einer Melone oder eines Kürbis hat, Beyde ſind von dem Boiſſard zu Geatz in 
Steyermark abgezeichnet worden; woraus man nicht unwabrfcheinlic ſchlieſſet, daß dieje Tracht in dent: 
alten Pannonien, dazu Steyermarf ehedem gerechnet worden, üblich gewefen. 


Das dritte Bud) 
Bon den Häufern, ihren vornehmſten Theilen , 
auch von dem gebräuchlichften Hausrath, infonderheit aber 


bon den Speife-Sälen, von der Art und Weife, wie groſſe Mahlzeiten | 


und Feſtins angeftchiet worden; und von den Meyerhoͤfen 
und Landguͤtern. 


Das erfte Sapitel. 


Von den Wohnhäufern der Griechen und Römer 
S überhaupt 


A 


achdem wir bisher die mancherley Kleidung, welche bey den Griechen, Kömern, und aud) anderre 


Völkern üblich geivefen , betrachter Haben : fo Fommen wir nun zu den Wohnhäufern, wo ſich 

nicht minder groſſe Schwierigkeiten finden; indem ihre eigentliche Gefialt weder von auffeh noch 

von innen befannt ift. Zum Voraus ift zu erinnern, daß die Griechen und Römer ihre Häus 
fer auf einerley Weife gebauet Haben, oder daß die Funft bequeme Wohnhäufer zu bauen, tie viele an— 
dere Dinge, von den Griechen auf die Römer gekommen fene ; ob fie gleich nicht in allen Stuͤcken mit 
einander überein gefommen ; wie denn die Roͤmer felbft in der Baukunſt ſich nicht beftändig nach einer« 
ley Regeln gerichtet haben. i 
» $ 2. Bon der innerlichen und äufferlichen Befchaffenbeit der Haͤuſer bey den Griechen find uns 
bie bloffen Namen befannt. Ein Haus hies bey ihnen res, eine Schlaffammer, xorre» und ein Eß-Saal 
igurnsov oder zpımamıor. Zu Rom hatte man überhaupt zweyerley Arten von Häufern z einige wurden 
von dem cemeinen Volk, den Kauf · und Handwerksleuten bewohnet, und werben in den alten. Ber 
fhreibungen der Stadt Rom Infülae oder Inſuin genennet 1). _ Andere wurden von: lauter vornehmen 
$euten bewohnet, und bieffen fehlechterdingg Domus ober Käufer, Unter dem Namen bet Inſuln 
verftunden fie ganze Neyhen oder Gaffen von geringen Häufern , zwiſchen welchen dennoch bier und da 
auch vornehmer Leute Haͤuſer und prächtige Gebäude a welches aus einem alten — 

88 r 


1) Von Infalse ſiehe ſowol die Gelehrten über Sue⸗ Rechtsgelehrten. 
tons Tiber C. 48, und Nero €. 38, als bie 




















254 Des dritten Buchs zweytes Kapitel, 


riß der Stadt Rom, welcher unter der Regierung des Kaiſers Septimius Severus gemacht worden, 
wovon man noch einige Stuͤcke übrig bat, leicht kan erwieſen werden. Der vornehmen Leute Häufer 
hingegen waren fo koſtbar und prächtig aufgebauet, daß fie Königlichen und Fürftlichen Palläften dichts 
nachgaben. Die gemeinen Häufer waren in Anfehung ihrer äufferlichen Geftalt von den unferigen nicht 
fehr unterfchieden ; nur daß fie nach dem Zeugnifi des Hieronymus fehr niedrige Stockwerke hatten, 
welche von den alten Roͤmern Mediana genennet wurden, und bey den Italienern heut zu Tag Mezjas 
aine, bey den Franzoſen aber Entrefols heiſſen. 


$. 3. Der Pracht dee Wohnhäufer bey den alten vornehmen Römern war ungemein gros, weil 
fie nicht nur von dem feinften Marmor erbauet, fondern auch mit Gold, Silber und Elfenbein auf DaB 
£oftbarfte ausgezieret wurden, Der erfte, weldyer zu Erbauung feines Haufes 2) Marmorfteine gekauft 
hat, foll Lucius Craſſus geweſen ſeyn, der A. V. 662. mit dem Domitius Yenobarbus zugleich Cenfor 


‚war ; er hatte nur allein bey dem Eingang und Hauptthor feines Haufes zwölf marmorfteinerne Seulen 


aufrichten, und von dem Berg Hymettus bey Athen in Öriechenland mit unfäglichen Koften berbeyführen 
laffen. Doc) kam diefes Gebäude mit denjenigen Feineswegs in Vergleich, weldye Sulfa nad) der Zeit 
mit weit geöffern Koften aufrichten lies. So hat aud) fein Tochtermann Scaurus, nicht nur ein ſehr 
ſchoͤnes Amphitheatrum, ſondern auch fuͤr ſich ein dermaſſen prächtiges Wohnhaus erbauet, daß Plinins 
daflelbe fo gar mit denjenigen prächtigen Gebäuden In Vergleichung gezogen hat, welche nach der Zeit 
von den beyden Kaifern dem Caligula, und dem Nero, auferbauet worden. Doch Famen alle diefe Fofte 
bare Palläfte, die eine allgemeine Berwunderung nad) ji) zogen, mit denjenigen, welche zur Zeit des 
Kaifers Auguftus aufgeführet worden , in feinen Vergleich; unter deſſen Regierung die Stadt Rom ei⸗ 
ne ganz andere Geſtait gewonnen hat 3). Dann es iſt damalen auf die Errichtung und Auszierung oder 
Ausbefferung unzähliger Palläfte, Tempel und Amphitheater, fo.viel Marmor verwendet worden: daß 
nachgehends von dem Auguftus gefagt wurde , er habe die Stadt Kom, weldye vorher aus Ziegelzoder 
Dadjteinen beftanden, marmorfteinern Binterlaffen. Eben fo haben auch) die folgende Kaifer mancher 
ley Zußftapfen ihres Prachts hinterlaffen. Ealigula erbauete einen dermaflen prächtigen Pallaft , dere 
gleichen vorher noch niemalen war gefehen worden ; und derjenige, welchen hernach Nero aufgeführet hat, 
übertraf jenen fo wohl an Gröffe als an Schoͤnheit ſehr weitz wie davon Sueronius in dem Leben dies 
fes Kaifers Cap, 31. mit mehrerm Fan nachgelefen werden, 


Das zweyte Kapitel. 
Von den Haupttheilen und beſondern Zimmern der 
Wohnhaͤuſer. 


Vu 


Ä eil wir von der Eoftbaren Art zu bauen der alten Römer bey ihren Wohnhaͤuſern und derfelben 
befondern Zimmer, infonderbeit aber der Bors Säle, Tafel ımd Schlaf- Zimmer, wie auch, 


eben derfelben eigentlichen Einrichtung und. Geftalt in den alten Urkunden wenige Nachricht , 


noch zuverläffige Befchreibung finden; fo wollen wir davon bier nur fo. viel anführen, alg wir bier und da 
von einigen Theilen folder Privat ⸗Haͤuſer aufgezeichnet finden, 

%. 2. Den Anfang machen wir von dem Vorhaus oder Veltibukım, welches nach dem einhälfis 
gen Zengniß der meiften Schriftfteller, ein bedeckter Platz war ‚„ der fih vor d 
der Haͤuſer befunden hat, Calius Gallus fagt bey dem A. Bellius 16, 5. ausdrücklich: daß das Bes 
ftibulum nicht in dem Haus felbften gewefen, und ein befonderes Borzimmer ausgemacht habe , fondern 
ein leerer Platz vor der-Hausthüre geweſen, über welchen man ſich dem Eingang des Hauſes genähert has 
be, und wo fi) diejenigen aufzuhalten pflegten, die mit dem Herrn des Hauſes etwas fprechen mwolten , 
bis fie zur Audienz gelaffen wurden, 


§. 3. ‚Nad) diefem Vorſchopf oder Veftibulum Fommen Atria oder Vorſaͤle, von welchen man 
zivar. nicht eigentlich fagen Fan , was fie gewefens und worinn fie 


innern Hoͤfen unterſchieden waren; fo viel ift inzwiſchen bekannte, daß Aria innerhalb des Haufes ges 


wegen, 


2) Siehe auch Meurfi de luxu romanor. c. 12; 3) Siehe Zipfi de magnitud, rom, 3.3.65 


en Hausthüren auſſerhalb 


von den fogenannten Impluuiis ober, 








Von den Haupt: Theilen und befondern Zimmern der Wohnhaͤuſer. 255 


wefen , darinn fie von dem Veſtibulo unterfchieden waren. Der Unterfchied zwiſchen Atrium und Im⸗ 
pluvium aber beſtunde vornehmlich darinn, daß jenes oben bedeckt war, und mit einem ordentlichen Vor⸗ 
Saal eine groſſe Gleichheit hatte, dieſes aber nicht; hiernebſt ſoll Impluvium eigentlich einen innern 
Hof bedeuten, der oben unbedeckt war, in welchen das auf den Dächern zufammenlaufende Regenwaſſet 
ſeinen Ablauf hatte; da hingegen Atria ordentlich bedeckte Zimmer waren, in welchen vornehme Leute die 
aus Wachs gemachte Bruftbilder und Contrefaits ihrer Voreltern aufzuftellen pflegeen. Inzwiſchen iſt 
nicht zu leugnen, daß die Namen Beftibulum, Atrium und Impluvlum, von den alten Schriftſtellern oft 
eines fuͤr das andere genommen werden. In den Atriis wurde auch zum öftern Tafel gehalten, obwohlen 
fie fonften ihre befondere Tafelzimmer oder Speife Säle hatten, welche fie Cönationes, Cönacula und 

riclinia zu nennen pflegten. Diefe Cönationeg oder Tafelgemächer waren insgemein groffe Dläße oder 

Ale, welche nicht nur unten in den Häufern, fondern bisweilen ganz oben angeleget waren, Hiermit 
fheinet die Beſchreibung Plinii, welche derfelbe von feinem Meyerhof macht, gewiſſer maffen überein 
zu Fommen, warn er fagt:- Hier fteber ein hoher Thurn, der nicht nur unten, fondern auch 
oben zwey Diätas oder Tafel- Zimmer, und über das, eine Coͤnatio bar, von da man 
weir und breit auf Das Ufer und das leer, wie auch die umliegende ſchoͤne Meyer⸗ 
böfe, eine angenehme Ausficht bar; in welchen Worten er unter Cönatio, ein grofles Tafel ⸗Ge⸗ 
Mach verftcher , welches zu oberft auf dem Thurn geweſen und die ganze sange und Breite defielben eine 
genommen hatte, Da hingegen die vier Diäten, fo viel Fleinere Tafelzimmer mögen geweſen ſeyn. Wie⸗ 
wol man nicht in Abrede ſeyn fan, daß dergleichen groſſe Tafelgemaͤcher oder Speiſe⸗ Säle, die ſich 
oben auf den Haͤuſern befunden haben, von den alten Schriſtſtellern nicht fowol Cönationes als Conan 
Eula genennet werden; da hingegen der Name Cönatio vielmehr von Eleinern Tafelzimmern in gemeinen 

äufern gebraucht wird, ſo man fonften auch Teiclinia zu nennen pflegte. Eben dergleichen Cönatula 
befanben ſich auch in dem Circus unter den Krämer» Buben; ja Bulenger behauptet fo gar, dag 
eben dergleichen auf den Theatern und Amphicheatern oder Schaupläßen angetroffen worden, 


..% 4. Das naͤchſte Zimmer ift Trichinium x), von den Griechen rowriı» genannt, welches Wort 
einen folcyen Dit anzeiget, an welchem drey Lagerftätte, auf welchen die Alten am Tſſch faffen oder lagen, 
gefeser find; deren Gebrauch die Römer auffer allem Zweifel von den Griechen angenommen baben.. Ubris 
gens aber mag man darunter eben das verjtehen, was wir vorhin Cönatio genenner: haben. Wann 
demnach Triclinia eigentlich drey folcher Sagerftätte bedeuten, deren ſich die Alten bedienten, wann fie 
Tafel Hielten; fo kan man die Stelle des Cicero ‚ da berfelbe befohlen, daß man Triclinia auf der 
Marktplag fegen folte, leicht verftehen, indem er damit eben dergleichen tagerftätte wird gemeint haben, 
Boy andern Heißt das Wort Triclinium fehr oft eben fo viel als ein Tafelgemad). : Achendus nenne 
ehwss rpraäives Oder folche Zimmer, Darinn drey Sagerftätte ftunden ; eben derfelbe fagt aber zugleich, daß 
folche -iror woreÄires in der That Tafelzimmer gewefen, in welchen bald vier, bald fieben, bald neun Tri« 
<linia oder Sagerftätte gefegt waren; wie dann befonders in vornehmen Häufern in den Tafelzimmern auch 
3 weit mehrere folcher Lagerſtaͤtten find angetroffen worden. Man findet hingegen auch den Namen 


BE nikm mel einen Dre bedeuten muß, an welchem nur zwo bergleihen Sagerftätte geftanden 
en. 


Sie Zimmer fo zum ſchlaffen beſtimmt waren, hieſſen infonderheit Cubicula, in welchen 
aber Feine Schorfteine oder Camine waren , Unter welchem fie Winterszelt hatten ein Feuer machen koͤn⸗ 
‚nen, fondern wann es kalt war, brachten fie nur Kohlen ober heiffe Aſche in foihe Zimmer, um ſich 
dabey zu waͤrmen. In vornehmen Haͤuſern hatten fie in dem allerinnerſten und abgelegenſten Theil 
ganz befondere Zimmer, in welchen fi) ihre Weiber und Töchter aufhielten, welche daher von Zum yu= 
Yarcıa gynecea oder Frauenzimmer genenner wurben; in welchen die Weiber ſamt ihren. Töchtern 
allerley weibliche Arbeit vornahmen. Es pflegten die Griechen ihre Weiber viel genauer zu verwahren, 
als die Römer, Das Zimmer, worinn die Männer fich aufdielten, biefje bey den Griechen ardprr und 
erdpaniei, Das Zimmer der Weiber aber yurameior Und zurzsanfri, Noch genauer aber nahmen fie 
ihre Tüchter in Acht; deren Zimmer nicht nur noch mehr abgefondert und von andern abgelegen , ſou— 
dern tiber das auch verſchloſſen waren; und nicht einmal erlaubt war, aus einem Zimmer in Das andere 
zu gehen 2); welches auch bey jungen Frauens = Perfonen, welche noch nicht lang geheiratet hatten, eben 
alfo pflegte gehalten zu werben. Auch durften fie nicht einmal denjenigen Mahlzeiten beywohnen, bey 
weichen fic) einige Sremde einfanden, warn fie auch gleich & nächften Nachbarn gewefen wären, Beh 
88 2 


den 
2) Mehrere Schrifftſteller hievon, meldet Sabrici wirginum apud ueteres, in ber Sammlung deg 
—— o. I9. n. 3. So Hornis und-van AuFel Notterdam 1710, Snlt 

3) Siehe J. P. Pfeifferg 2. Abhandlungen, de cura 333, u. folg: 
































256 Des dritten Buchs zweytes Kapitel. 


den Sacedämonicen aber war nach ben Gefegen des eurgus eine ganz andere Gewohnheit in dieſem 
Stüd eingeführet: da die unverheirachete Perfenen nicht nur mie unverhülfetem Angeficht ausgehen 
durften, fondern auch in dem Fänıpfen oder ringen , laufen, Pfeile fhieffen, Werfung des Difeus u.d.9 
eben fo, wie die jungen Mannsleute, öffentlid) geübet wurden , damit ihre Körper deſto mehr gehärtet 
und ftärfer werden, mithin diefelben nachgehends zum gebähren um fo viel mehr Kräfte haben möchten, 
Die verheirathete Perfonen giengen nicht anderft als verhuͤliet unter die Leute, und lieffen fich von kei⸗ 
ner Mannsperfon ſehen. Don diefem unterfchiedenen Betragen , gab man diefe Urfache an, daß bie 
Sungfrauen Männer fuchen müßten, mit denen fie ſich verheirathen fönnen ; die Weiber aber für nichts 
anders zu forgen hätten , als wie fie ihre Männer erhalten, und fid) denfelben gefällig machen möchten. 


$. 6. Noch eine befondere Art von Zimmern foll das Conclave geweſen feyn, darunter Donas 
tus einen gewiſſen Theil des Haufes, der aus lauter verfchloffenen Schlaffammern beftanden babe, und 
aus welchen man in das Tafelgemad) geben Eonnte, verftehet ; wiewol das Wort Conclave aud) ein jedes 
anderes verſchloſſenes Zimmer bedeuten Fan, Solchergeſtalt bleibt das meifte von diefer Materie unges 
wiß; da warn einer ſich unterfiehen folte , von einem alten römifchen Wohnhaus einen Grundriß ane 
zugeben, in welchem alle Zimmer nach ihrer damaligen gewöhnlichen Ordnung und Einrichtung gezeic) 


‚net wären, er nothwendig in Gefahr laufen würde, bier und da einen Berftoß zu begeben, Es iftauc) 


fein Zweifel, es werden die alten fowol, als unfere heutige Bauleute, ihre Wopnhänfer nicht alle nach eis 
nerley Modell angelegt haben, fondern darinn ein jeder, feinem Gutduͤnken gefolger ſeyn. 


§. 7. Db die Alten auch Schorfteine oder Camine gehabt haben oder nicht 3), ftimmen bie 
Gelehrten ebenfalls nicht überein. Wenigſtens findet man in alten Schriftftellern nicht den geringſten 
Beweis, gleich wie auch Vitruvius, der doch inſonder heit vom Bauweſen geſchrieben hat, derſelben 
nicht die geringſte Meldung thut, noch viel weniger anzeiget, wie fie feyen angeleget geweſen; daher die 
meiften daraus den Schluß machen, daß die Alten gar Feine Camine ‚ wenigftens feine folche, wie wire 
eut zu Tag gebrauchen, gehabt haben. Wann aber hingegen nicht zu leugnen ift, daß die Alten ihre 
Eu Heerde gehabt, auf welchen fie das Holz zum Kochen und Einheigen angeleget und verbranne 
haben; jo müffen fie, um fich vor dem Rauch zu verwahren, entweder ein felches Holz gebraucht haben, 
das gar feinen Rauch von ſich gegeben, dergleichen nad) der Auflage des Caro dasjenige ſoll geweſen 
feyn, welches vorher mit den Druſen oder Hefen von Oliven-Oel beſchmieret worden; oder Die Armen, 
welche diefes Mittel nicht gebrauchen Eonnten, haben alles auffperren, und den Rauch hinaus laffen müfe 
fen. Andere hingegen geben vor, daß die Alten zwar allerdings ihre ‚Seuer s Heerde gehabt hätten, als 
lein biefelben feyen, wie unfere heutige gröffere Koblen + Töpfe, alfo eingerichtet geweſen, daß man fie 
aus einem Zimmer in das andere nad) ‘Belieben herum fragen konnte. Michts deftoweniger finder man 
annoch etliche Spuren in gewiſſen alten Schriftftellern, woraus man mit vieler Wahrſcheinlichkeit ſchlieſ⸗ 
fen fan, daf fie allerdings befondere Rauch ange müffen gehabt haben, Solchergeftalt liefet man von 
dem Ulyſſes, daß da derfelbe in der Höle ber Calypſo eingeſchloſſen war, er gewuͤnſcht habe, den Rauch 
von Ithaca aufſteigen zu ſehen; welches keineswegs moͤglich geweſen waͤre, wann ſie nicht ſchon dama⸗ 
len eine gewiſſe Art von Caminen oder Rauchfaͤngen gehabt hätten, durch welche der Rauch über dag 
Dad) hinaus geftiegen ift. Auch ermahnet Cicero den Trebatius Ep. Fam. VII, 10. ut luculento 
samino Uteretur, d.i, daß er ein gut Feuer in dem Camin halten folle; und Horatius gibt Carm. 
I, 9. ben Rath, daß man, um ſich gegen die Kälte zu verwahren, wacker Holz auf dem Heerd anzlins 
den folle; da man nicht ohne Grund vermuthen Fan, daß foldye Heerde auch einen befondern Rauchfang 
gehabt haben, um ven Rauch abzuführen ; ſonſten man unmöglich in den Zimmern bätte bleiben Eönnen« 
Uberdas fagt auch Suetonius in dem $eben des Vitellius EC. g. daß als dieſer Kaifer von den Soldas 
ten zu der Kaiſerlichen Würde erhaben worden, und diefelbe ihn gleichfam ein zuweyhen allerlen Ceremo⸗ 
nien mit ihm vorgenommen, indeſſen in feinem Pallaſt und zwar in deffen Camin ein Feuer angegana 
gen feye, wodurch auch das Triclinium oder Tafelgemad) in Brand gerathen und von den Flammen’ feye 
verzehref worden. Ja wer weis, ob nicht der Name Caminus felbft , anſtatt deflen die Italiener 
Camino, die Franzoſen aber Cheminée ſagen, einigen Beweisgrund abgeben kan daß gleich wie der 
Name Caminus von den alten Römern auf uns gekommen, eben alfo die Sache felbft welche darunter 
begriffen wird, von ihnen angenommen und aud) bey ung feye in Gang gebracht worden. Da man 
geitehen muß, daß in einem einigen alten Gebäude, welches von dem Alterthum übrig geblieben , ein⸗ 
ge Spur von dergleichen Schorfteinen, wie wir haben, angetroffen werde: fo muß man glauben, daß 
mann je bie Alten Rauchfänge gehabt haben, folche doch nicht, wie die unferigen von Ziegeln oder Bads 
feinen, ſondern etwan von Eifen oder einer andern dergleichen Materie gemacht geivefen, Dazu koͤmmt, 


: ’ da 
3) Fabricius meldet €, 22. n, 14, mehr Schriftſtel⸗ — — — ß 





. 


x NN 


—2 ! 
—IIAV— 


IM nun 





Stye Untinnabula.24-19. Selle maiores etminores. 20,21.menso.22.lectus cubicularıs. 23. Coena 
 Jerals. 24. Conzuges in lecto triclnarı mensa: accumbentes. 25. Irielmium . 








2-20. Claves forme varız una cum laminis, quibus pepul ser@ inserehantur.11,22,23. Campanule . 























Kon den Haupt» heilen und befondern Zimmern der Wohnhaͤuſer. 257 


dag man bisher gar wenige Wohnhäufer, ja kaum einige alte Mauern von Wohnhäufern entdeder habe, 


in welchen man vergleichen Schorfteine hätte wahrnehmen koͤnnen. Dann diejenige Gebäude, die noch 
bis auf unfere Zeiten ſind ftehen geblieben, find meiftens Tempel, Theatern und Amphit heatern, Bäder 
und andere dergleichen groffe Gebäude, deren nöd) über das eine geringe Anzahl und zwar meiltens in 
fehr unvollfommenem Stand; die Wohnhäufer aber find meiftens niedergeriſſen, und an deren Stelle 
nene erbauet worden. Mithin Fan man es nicht gänzlich leugnen, daß nicht eine gewiſſe Art von Rauch⸗ 
fangen auch bereits bey den Nömern im Gebrauch gemefen feye ; allermaflen aud) Zeneca Ep. 90. 
einer neuen Erfindung gedenkt, die zu feiner Zeit bekannt worden, da man gewiſſe Candle oder Roͤh⸗ 
ven in die Wände gefegt Habe, durch welche die Wärme unten und oben in den Zimmern feye ausge» 


breitet worden, 

g8. Daß die Alten auch bereits Fenſter in ihren Zimmern gehabt haben, Fan aus vorange⸗ 
zeigter Stelle des Seneca ebenfalls eriwiejen werden, indem er det aljo genannten Speculariorum ges 
denkt, welche gleichfem Scheiben follen geweſen ſeyn, die aus dünnen durchfichtigen feinern Blaͤttlein 
oder Täfelein beftanden, durch welche Das Sicht in die Zimmer. gefallen obwohlen er eben diefen Ges 
brauch mit unter die neuern Erfindungen feiner Zeit rechnet, ‚Sie verfertigten durchſichtige Tafelein, durch 
weiche nicht nur das Licht eindringen Fonnte, fondern aud) die Einwohner der Zimmer zugleich gegen Die 
freye und vaube duſt beſchirmet waren. Der Stein, welchen fie zu dieſen Täfelein gebrauchten, hatte den 
Namen fpeculare, womit man fonft eine jede durchſichtige Materie, als Horn, Glaß u. d. g. anzudeu⸗ 
ten pfleget; und eben dergleichen ſteinerne Fenſter⸗ Scheiben hat auch Plinius in ſeinem Sommerhaus, 
auf ſeinem Meyerhof gehabt. Und obgleich das Glaß viele hundert Jahr vorher bereits im Gebrauch 
geweſen: fo lieſet man doc) nirgend, daß in folchen alten Zeiten wären Fenſter Davon gemacht worden, ob 
fie gleich fich deſſelbigen zu Verfertigung allerleh Trinkgeſchirre und anderer Gefäfe bedienet haben. Diefe 
durchfichtige Steine find nach) dem Zeugniß Plimus Buch 22, C. 33, infonderbeit in der ſpaniſchen Pro⸗ 
vinz Valentia bey der Stadt Segorbe zu erſt gefunden; nachgehends fande man eben dergleichen auch 
auf der Inſul Cype ien u ı Sloren; 
der Kirche des H. Miniatis Fenſter von durchfichtigem Alabafter zu fehen, deren jedes aus einer einigen 
Tafel, von diefem Stein beftehen foll. Bon dem Kaifer Rero lieſet man gleichfalls , daß er in feinem gül⸗ 
denen Haus, aus einem befondern durchfichtigen Stein, einen Tempel habe aufführen laſſen, in welchent 
man, ob er gleich gar feine Fenſter hatte, dennoch bey Tag alles fehen konnte. Auffer ven Fenſtern von 
Stein pflegten die Alten ſich and) bis weilen gewiſſer Vorhänge von Segeltuch oder Leinwand zu bedienen, 
wie unfere Sommerfenſter in den Gartenhaͤuſern. 

8.9. Die Thuͤren find auſſer allem Zweifel fo alt als die Haͤuſer ſelbſten 5). Bey den Gries 
chen biefjen fie Bypa; oder mira; man fan nicht eigentlich fagen 0b zwifchen dieſen Benennungen einiger 
Uncerfheid gewefen feye. Nach dem Zeugniß des Iſidorus wurden bie zufammengelegten Thuͤren, die 
aus etlichen Fluͤgeln beftunden, infonderheit Valva genannt. Sie wurden auch in Vorder: Thüren 
und HJinderz Thüren unterſchieden, welche Toßtere bey dem Cicero Hfeudorhyrä oder portae fal- 
{ae genennet werden; fie hiengen insgemein an geriffen Pfoſten, welche die Griechen Tapxcaras Nens 
en, : An dem einen Pfoiten hieng die Thüre in ihren. orbentlihen Angeln; an dem andern aber , wat 
das mit einem befondern Einfchnitt oder effnung verfehene Blech beveitiget, in welches bey dem vers 
ſcchlieſſen der an die Thüre angefchlagene Riegel eingeſchoben wurde ; bistoeilen war aud) eine Kette davor 
gezogen, die mit einem Schloß angeſchloſſen wurde. Bon Schloſſern trifft man gar wenig Erempel 
an; wenigftens habe ich Feines jemalen gefehen, auſſer denjenigen, welche fid) an dem oben befchriebes 
ren Käftlein befunden, darinn die Nömer ihre Schriften verwahreten , tie folhes ſchon vorhin iſt 
angemerfet worden; Schlüffel hingegen findet man bier und da in groffer Menge, und find fie groͤſten 
theils aus Erz verfertiget; auch läffet ſich aus ber mancherley Form und Geftalt der Zähne oder Bärs 
the leicht ſchlieſſen, wie die Schldſſer ſelbſten beſchaffen geweſen. Verſchiedene ſolcher Schluͤſſel und 
Bleche, in welche die Riegel der Schloͤſſer eingefhoben worden , fehen wir Tab, XCI. Fig. — 10, 
Einige find oben mit einem Ring verfehen , daß einige auf hie Gedanken gerathen, als ob fie bisweilen 
zugleich als Pitſchier - Ninge feyen getragen worden; wiewohlen diefes nicht waͤhrſcheinlich it. Auſſer 
diefen bedienten fich die Alten auch wol gewiſſer Sperrhozern und Sparren, welche ſie inwendig quer vor 

tt die 


4) S. Montfaucons diar, italicum p. i43. 144» 5) Eine befondere Abhandlung bed Sagittarius de 
er fchägt diefe Fenſter auf is. Fus body, Diefer jahuis veterum, ſo erfilich 1672. zu Altenburg her⸗ 
Schriftfteller Kt ben beym Sabricius €, 22,m: Atı8 kommen, ſteht nebft dein nachher zu Jena 1694. 


12, zu Ende genenten, noch bepzufügen, — analettis dazu, iin deni Theſauro Gracuis 
tom: b, 





vn, in Cappadocien, Sicilien und in Africa, Noch heut zu Tag find zu Florenz in 


Tab, 
XCh, 





























258 Des dritten Buchs drittes Capitel. 


die Hausthüre anlegten, um fie dadurch defto mehr zu verwahren, Die äuffern Hausehüren waren bey 
den alten riechen nicht alfo eingerichtet, daß die Flügel einwärts aufgiengen , fondern muften auswärts 
gegen der Straffe aufgeftoffen werden; daher diejenigen, welche aus einem Haus gehen wollten, ehe fie 
die Thüre eröfneten, vorher an diefelbe anflopfeten , damit , wo irgend jemand vor derfelben ſtuͤnde, oder 
von ungefähr vorbengienge, er dadurch gewarnet und von der eröffneten Thüre feinen Stoß befommen 
möchte, Zu Rom aber öffneten ſich die Thuͤren hineinwärts; darinnen die fpätern Griechen endlich aud) 
den Römern gefolger find, An den Thüren biengen bisweilen auch Schellen oder Eleine Gloͤcklein; des 
gen Gebrauch) auch fonften mancherley war , und nicht nur den Pferden, Rindern und Schafen ange 
henkt, fondern auch von denjenigen, welche in ſolchen Städten ‚ bdarinn eine Befagung lag, naͤchtlicher 
Weile die Wachen ihaten, an dem Hals getragen wurden, Eben dergleichen Gloͤcklein bedienten fich 
die Alten aud) bisweilen in ihren Haͤuſern um ihre Leute von’ dem Schlaf aufzuweden; ja man henkte 
ſolche auch bier und da an die Kirchthuͤten. Die Geſtalt derfelben ift aus Fig. 11. 12, und 13. ju er⸗ 


eben, 
Das dritte Kapitel, 


Bon alerley Hausrath. 


. I. 


nter dem Hausrath treffen wir erſtlich die Bettſtaͤtten oder lectos cubiculares an, welche Cice⸗ 
ro ſchlechtweg cubilia, die Griechen aber mit dem allgemeinen Namen aAivze und xeiræc nann⸗ 
ten, die von den obgedachten Lagerſtaͤtten oder tricliniis allerdings zu unterfcheiden find. Die 
Bettſtaͤtten der Alten waren anfänglich überhaupt ſehr ſchlecht; wie man aber in folgender Zeit in ans 
dern Dingen mehrern Pracht und Aufwand eingeführet hat; aljo iſt es auch in Anfehung diefes Hause 
raths geſchehen daß dergleichen Bettſtaͤtte, wie z. E. von dem Kaiſer Heliogabalus geſchehen, bisweilen 
von, Maſſiv⸗ Silber *) verfertiget worden. “Mach der Anzeige des Kenophbon baben die Perfer die 
Fußgeſtelle ihrer Bette gleichfalls von Silber gemacht, ja fo gar mit Edeigeſteinen befeget, gleichtvie 
andere eben Diefelbe wenigftens mit Gold, Silber und Elfenbein eingeleger haben. Auf diefe Bettſtaͤtten 
legten fie Eoftbare Bette und Decken, welche legtere infonderheit von weiffem leinen Gezeug zu Cahors in 
Öallien verfertiger, und eben daher auch Cadurcum genennet wurden ; die Bette waren fonft fo hoch, 
daß man nicht anders, als durch Hülfe einer Bank oder Schemels auf folche Eommen Eonnte, 


$. 2. Bon den Bettftätten kommen wir auf die Stühle und Tiſche. Die Stühfe fehen wir 
auf den alten Denfmahlen auf mancherley Weife abgebildet. Einige haben Armlehnen, andere nicht ; 
einige haben auch nicht einmal Rucklehnen. Gewiſſe Stühle oder Tragfeffel dieneten infonderheit dazu, 
daß fic) die Weiber tragen lieſſen, die zum Theil mir Pelzwerk bedeckt ‚ Übrigens aber mit Eifenbein 
und Silber eingeleget waren. Einige Seſſel, deren Geftalt aus Fig. 14— 19, zu erſehen, wurden in 
fonderheit bey Tiſch gebraucht. Dann obgleich die Alten fonften ihre befondere Sagerftätte oder Trichinia 
hatten, auf welchen fie fich an die Tafel fegten : fo ift dannoch bekannt, daß bereits ju ben Zeiten des Ho⸗ 
merus und einige Jahrhundert hernach, die Gäfte auf eben dergleichen Stühlen wie heut zu Tagan der 
Tafel faßen. Der kleinen Stühle ohne lehnen Fig. 17, 18, Seliquaftra genant, bedieriten fich infonder« 
heit die Weibsleute bey ihrer Arbeit, Von den aus Marmor gehauenen Stühlen, deren Gebrauch bes 
fonders in Babftuben üblich war, und von den Sellis curulibus werden wir unten bandeln, 


$ 3. Aufler den Stühlen merfen wir aud) einige Tiſche Fig, 20.und 21. famt einem le&to eubi« 
culari oder Schlafftätte Fig, 22, mehrere dergleichen Modelle Haben wir oben bey unterfchiedlicher Ges 
legenheit gefehen, und werden noch mehrere zu fehen bekommen. | 


$. 4. Zu dem Hausrarh gehören auch Aiften und Röften , welhe die Griechen Ofxer 
nannten ; item die Armaria oder Schränfe , Dehältniffe, davon ſich unter den alten Denkmaalen wer 
nig findet. Don Laternen und Lampen , wird hier und da in den Antiquitäten» Camihern eine 


groffe Menge angetroffen; mit deren Defchreibung die Gelehrten ſich groffe Mühe gegeben haben, Libers 


n ; einige befanden fid) in den Tempeln , ans 
bere 


haupt koͤnnen fie unter zweyerley Gattungen gebracht werde 


’) Eiche den Meurfius de luxu romanorum c, 10, 











‚nem Ruhebett fiegen, und mancherley Bedienung um ſich haben. 





Kor der mancherley Art Gaſtmahle anzuſtellen. 259 


dere hingegen in Wohnhäufern ; obwohlen ſich nicht allemal gewiß beftimmen läßt, zu welcherley Dienft 

diefe oder jene Art von Sampen feye beftimmt gewefen, Einige waren gaitz fhlecht und ohne alle Kunſt; 

andere aber defto fünftlicher und Foftbarer, davon manche recht abentheurliche und wunderbare Figuren 

vorgeftelfet haben, davon wir unten im fünften Band umftändlicher handeln , und zugleid) bie Frage ers 

babe? werden, ob es jemalen immerbrennende Lampen, Deren Licht niemalen erloſchen feye, gegeben 
abe? 


Das vierte Capitel. 
Von der mancherley Art Gaſtmahle anzuſtellen DD, 


8. 1. 


ier iſt zuerſt zu beobachten, wie die Gaͤſte das Gaſtmahl eingenommen haben, ob es ſtehend, 

ſihend oder liegend gefchehen feye. Daß die Alten anfangs am Tiſch geſeſſen haben, ift ſchon 

oben erwiefen worden, Wenigftens ftellet Homerus, wann er von Mahlzeiten redet, die Gaͤ⸗ 
fteimmer am Tifche figend vor 2). Alfo, wann er 5. E. erzeblet, welcher geftalt Ulyſſes einsmals zu dem Alei⸗ 
nous gefommen, fagt er, daß Alcinous demſelben einen fehr Foftbaren Seſſel vorgerüct, und feinem eigener 
ohn befohlen, jenem Platz zumachen, Ebenermaffen erbellet aus den Arhenäus B.5. daß die alten Egy⸗ 


Pier unter der Mahlzeit an dem Tiſch gefeffen,und in ber Koft fehr fparfanı geweſen feyen. Zu Rom war 


gleichfalls bis zu dem Ende des zweyten Punifchen Kriegs bie Gewohnheit am Tiſch zu figen ; ſintemahlen 
der Gebrauch auf gewiſſen Lagerftärten am Tifch, unter der Mahlzeit zu liegen, erſt nach diefer Zeit einges 
führer worden. Da es aber eine ausgemachte Sache iſt, daß man fißend Speife und Tranf weit bes 
duemer zu ſich nehmen Fan, als warn man lieget; fo entfieher daher die Frage, aus was für einer Ute 
fache die Römer die alte bequemere Gewohnheit hey der Mahlzeit zu fisen, mit einer andern unbeques 
meren vertaufcht Haben; und diefes zwar zu der Zeit, da Der Pracht und Uberfluß bey ihnen auf dert 
höchften Grad geftiegen war? Meines Orts weis hiervon Feine wahrfcheinlichere Urſache anzugeben, als 
diejenige, welche Ateronymus Mercurialis bepbringt; daß die Alten die Gewohnheit am Tiſch lie⸗ 
gend zu ſpeiſen nicht ehender eingeführet haben , bis der Gebrauch der Bäder mehr und mehr aufge⸗ 
Eommen. Dan meilen fie ſo dann vor dem Rachteſſen Cdann diefes mar meiftens ihre Haupt « Mahls 
zeit) insgemein in das Bad giengen , und nach dem Bad ſich alfobald zu Bett legten: fo feye es geſche⸗ 
hen, daß fie angefangen fic) das Eſſen vor das Bert bringen zu laffen, und liegend zu fpeifen. Es ſoll 
aber diefe Gewohnhen eigentlich von den Griechen auf die Nömas gebracht worden ſeyn, Die ſich hernach 
in das ganze roͤmiſche Reich ausgebreitet hat. | 


$. 2. Man hat dennoch nur gar wenige Abſchilderungen in welchen die Gaͤſte bey ber Mahlzeit 
ſitzend vorgeftelfet werden; die meiften aber fen —9— gewiſſen Sagerftätten und Polſtern liegend 
dor. Blisweilen ſiehet man Erempel, wo der Mann auf einem folchen Ruhebett an dem Tiſch lieget, 


deſſen Weib aber unten zu deſſen Fuͤſſen aufrecht ſitzet, und ihre Füffe auf. der Erde ftehen hat. Sonſt 


trifft man hingegen viele Tafeln an, auf welchen ſowol der Mann und die Frau als auch die übrigen Gaͤ⸗ 
fe an dem Tiſch fißen; und wann dergleichen Mahlzeiten auf Grabmaalen vorgeftellet werden , tft es eis 
he Anzeigung, daß dieſelben für $eichen + Eſſen anzufehen feyen ; dergleichen gar gemwönlic) waren ; von 
welcher Art diejenige Mahlzeit ift, welche Fig. 23, vorgeftellet wird, da beyde Eheleute am Tifd) auf eis 
Bier Mägde, deren eine eine Schüfe 
fel, die andere eine Kanne oder Krug nebft einer Trinkſchale, und die dritte zwey andere gröffere Ges 
(ae auf und in den Händen tragen, die vierte aber auf einem groffen Stuhl fiset, der von Baſt oder 

infen geflochten iſt, und auf ver Cicher fehläge ; nebft diefen fehen wir auch vier Knaben, bie gleiche 
falls zur Aufwartung beſtellet zu feyn ſcheinen, und deren zween ganz nadend find, Ein Erempel von 
Einer Mahlzeit, da der Mann auf dem Ruhebett fieget , das Eheweib aber am Tiſch ſitzet, ſehen wir 
Fig. 24. der runde Tiſch ſtehet hier auf dee) Füffen , und vor demfelben zwo Mägde, die zur Aufware 


fung dienen. 
Ttt 2 $. 30 
1) Hiebey find mehrere Schriftſteller im 9. Theil drittes Buch ledionum antiquarum beyzufůgen iſt. 
Gronov. und im ı2. Gradii, anffer Ciacconit 2) Dergleichen auch nach älteften Nachrichten der He 
eignem Buch de triclinio, nachzufchen; mehrere Schrift anzunehmen. Siehe Fabrieium Ice 
erzehlet Fabrieius E. 19, 1, denen noch Lipſti D.%. 




















260 Des dritten Buchs viertes Capitel. 


§. 3. Nach dem Zeugniß des Vatro bey dem A, Gellius B. 13, 11. war bey den Alten in 
Anſehung der Mahlzeiten die Gewohnheit, daß ordentlicher Weiſe niemalen weniger Gaͤſte, als drey, 
und niemalen mehrere als neune geladen wurden ; fo auf die drey Gratien und neun Mufen Abficht bar 
ben follte. Capitolinus hingegen erzehlet von dem $, Berus, daß er zu erſt zwölf Gäfte auf einmal 
zu einem Nachtmahl eingeladen habe. Zu Padua findet fich ein alter Marmor, der fchon ziemlich ſchad⸗ 
haft ift, daher Die Bilder auf demfelben nicht mehr wohl kentlich find, wie folder Fig, 25. abgefchildert 
iſt, auf welchem ſich eilf Gäfte zehlen laſſen. Das merfwürdigfte daran ift, daß man die Geftale der 
ericliniorum oder Kuhebetten, auf welchen fie an der Tafel gelegen find , annoch auf folchem ziemlich 
deutlich erkennen kan. Dann wir fehen bier drey folcher Bette, deren eines oben ftehet, die beyden anz 
dere aber zu beyden Seiten nach vechten Winkeln daran geftoffen find; zwifchen foldhen ſtunde der Tiſch, 
der aber hier ganz unkenntlich iſt; in eben dieſem Zwiſchenraum befanden fich fonften auch die Bedienten R 
welche die Spei en auftrugen und den Gäften aufmwarteten. Hinter den Gaͤſten ftehet bier ein Bedienter 
mit einem Teinfgefchivr oder Pocal in Zorm eines Büffelporns, dergleichen in den alten Zeiten fehr üblich 
waren, Die Bette famt den darauf gelegten Polftern waren nach der Tafel zu etwas mehr erhaben , das 
mit die Gäfte fic) defto bequemer aufihre Arme fteuren mochten. Eben dieſe Ruhebette wurden bisweis 
len in der Ruͤnde um den Tifch geftellet, daß fie gleichfam einen halben Mond vorftelleten ; welcherley 
Art der Ordnung von dem Martialis infonderheit Sigma 3) genennet wird ; weil der griechifche Buche 
ftab Sigma der Römer ihrem C oder einem halben Mond fehr ähnlich ift, Ubrigens bedieneten fie ſich 
bey Tiſch eben fo wohl als wir der Tijchtücher und Servieren oder Handquelen; jener zwar um den Tiſch 
damit zu decken, dieſer aber um die Haͤnde daran zu wiſchen; beyde waren von Leinentuch gemacht: 
Von dem Heliogabalus und Gallienus aͤber lieſet man, daß ſich dieſelbe eines mit Goldfaden durchwirk⸗ 
ten Tiſchzeugs bedienet haben. 


$. 4 Von den Mahlzeiten ſelbſten iſt weiter anzumerken ; daß bey denſelben bald die Sparſam⸗ 
keit, bald aber Pracht und Überfluß Kuͤchenmeiſter geweſen. Won den Griechen wird infonderheit ges 
fagt, daß fie bey Anordnungen ihrer Mahlzeiten oder Gaftmahle fo wohl in Anfehung der groffen Ans 
zahl der Gaͤſte, als auch Mannigfaltigkeit und Uberfluß der Speifen und des Öetränfs, bey manchen 
Gelegenheiten, einen fehr groffen Aufwand gemacht , und alles fehr herrlich und foftbar eingerichter. has 
ben. Bor vielen andern verdiener dasjenige Gaftmahl bier angezogen zu werden , davon Serodorus 
B. 9, 16. Erwehnung thut; welches Artaginus ein Thebaner etliche Tage vor dem Treffen bey Platäa 
dem Feldherrn Mardonius gegeben , zu welchem er ‚fünfzig. der vornehmſten Perfer eingeladen batte, 
Der tagerjtätte oder Bettbaͤnke, deren fie ſich bey biefem Gaſtmahl bedieneten , waren auch fünfzig , 
auf deren jedem zween Öäfte, nemlich ein Perfer und ein Griech geſeſſen oder gelegen haben 5; welden 
nad) die Anzahl derer, fo damalen mit einander fpeiffeten , an hundert Perſonen angewachſen. Wie 
groß muß nun das Tafelzimmer oder der Speiß, Saal geweſen ſeyn, in welchem fo viele Polfterbänte 
oder Ruhebettlein ſamt den Tifchen Plag haben ſollten? nicht zu gedenken, daß die mancherley Gefäffe, 
und die Auſwaͤrter bey Ihrer Bedienung annoch einen hinlaͤnglichen Raum haben mußten um und zisie 
ſchen ven Gäften und Tifchen herum zu gehen, 


$. 5. Mac) dem Bericht des Arhenäus Buch 4, batten die Egyptier bey ihren Mahlzelten gar 

feine Tiſche, fondern e8 wurden die mancherley Speifen in Schüffeln bey den Gäften umber getragen , 
daß ein jeder davon nehmen konnte, was und wie viel ihm beliebte, Da hingegen bey den Griechen und 
Römern die mit Speißen überftellte Tifche in das Tafelzimmer gebracht , und wann die Säfte davon 
das Deliebige genoſſen, wieder weggenommen, und an deren Stelle andere mit neuen Arten von Speis 
fen zwifchen die Gäfte geftellet wurden; und diefe Tifche, mit welchen ſolchergeſtalt abgewechfelt wurde , 
nannten fie infonderheit Fercula, als welches die eigentliche Bedeutung diefes Woris Herculum ift; obs 
wohlen fonften öfters auch nur eine einige Schuͤſſel oder Tracht von Speifen darunter verftanben wird, 
Wir fehen alfo, daß damalen die Gewohnheit geweſen, die Tifche ſam ven Speifen in das Zimmer ju 
tragen, und fodann die Schüffeln ſamt den Tifchen wieder wegzunehmen, welches um fo viel bequemer 
und ohne Beſchwerung der Gäfte gefchehen konnte; weilen zwiſchen den Sagerftätten Raum genug wars 
Zu uralten Zeiten iſt fo. gar bisweilen einem jeden Gaft ein befonderer Tiſch mit Speifen vorgefeßet wor ⸗ 
den ; da fein Zweifel ift , daß nach dem Unterfchied der Zeiten und mancherley Orten auch hierinn aller⸗ 
ley Veränderungen werben vorgegangen feyn; Bey eben diefem Arhenäus finden wir auc, dafi, wann die 
Gallier 


3) Siehe bed Kipfius antiquas le&ion, B 3. Seite 
68. der plantinifchen Yusgabe 1585. daß übrigeng 


Zranbeim unter andern angemerket, diſſert. m 
A I 
bie Geftalt deo griechifchen Sigma , wenn cs Ynsaad. mim. pag. 99. und folg. ber gröffer 


EN * ee usgabe. 
wie ein O ausſiehet, jünger als die andere iſt, hat —* 








Von der mancherley Art Mahlzeiten anzuſtellen. 261 


Gallier die Ehre Hatten, in Geſellſchaft ihres Königs zu fpeifen, ſich keiner unterftanden hat, eine einige 
Schuͤſſel oder Speife zu foften , ja nicht einmal ein Stuͤck Brod zu nehmen, mann nicht der König ſol⸗ 
ches zu erft berühret oder davon gegeffen hatte. Wann die Gallier in das deld giengen, fo nahmen , 
nach dem Zeugniß gemeldten Athenaͤus B. 6. die Bornehmften ihre befondere Schmaroger oder Para- 
fitos mit ſich / die ihnen bey der Tafel allerley Loblieder auf die von denfelben erzeigte Wohlthaten abfins 
gen mußten, und dieſes waren insgemein arme Poeten, welche fie Bardos nenneten, 


$. 6, Eine umftändliche Befchreibung von einem fehr prächtigen Gaſtmahl leſen wir bey dem Phi⸗ 
lo, in deſſen Buch de uira contemplatiua, wo er zwifchen ber Sparfamfeit der Therapeuten und dem 
Pracht und groffen Aufwand bes gewöhnlichen weltlichen Stands eine Bergleichung anſtellet, und alſo 


ſhhreibt · Die Briecben und Barbarn abmen in der Niedlichkeit und Uberfluß der Speis 


fen den Römern nach. Derfelben lei triclinares oder Polfter, Bänke waren mir allerley 
taren Muſchelwerk, Helfenbein oder anderer dergleichen koſtbaren Materie, auch Perlen 
Und Edelgeſteinen gezieret; ihre Decken find von Purpur und mit Gold wie auch als 
lerley fchönen Blumen von den lieblichften Sarben durchwirker. ihre koſtbare Teinks 
Befäfe, Kruͤge, Flaſchen, Becher und Schalen von mancherley Art fieber man da 
nach der Reibe Iteben ; wie nichr weniger allerley gläferne Gefäfe, und ea äh 
te von dem Thericles und andern aroffen Kuͤnſtlern und Meiſtern. AibreYoeinf enken, 
die über der m̃abizeit zum einfehenten beſtellet find, ſcheinen nicht ſowol zut Aufwartung 
als zur Augenluſi der Bäftebefteller zu ſeyn, weil es auserlefene ſchoͤne Anaben find, deren 
Haare nach der Runft gefcboren und ge Angefichre mir Sarben gefcbminte find; von 
welchen die Kleinere einfcbenten, Die geöffern aber Waſſer und meth berzurragen. Ihr 
teRöcke find von fehr Dünnem Zeug, und haben fie ſolche mitten am Leib unterbun« 
den und aufgefebürze , daß fie ihnen Baum bie an die Knie reichen, und in ſolchem Auf⸗ 
zug bedienen fie die Gäfle. Die manchetley Speifen,das Back - und Zuckerwerb wird 
von den Röchen und Zuckerbectern alfo zugetichrer , Daß fie niche nur Durch das koͤſt⸗ 
liche Gewürz und Geſchmack dem Gaumen, ſondern auch durch Die zierliche Einrich⸗ 
tung und Anordnung Der Schüffeln dem Aug eine angenehme Luft zu erwecken trach⸗ 
ten. Moean bringt nacheinander fieben Tiicbe berbey, bieweilen auch mehrere, welche 
mic alle dem, was auf der Erde, in Waſſern und in der Luft Föftliches und leckers 
bafes anzusteffen ift, reichlich befege find; wobey die mancherley eingefalzene Liſche 
ihnen eine eben fo angenebme Roit find, ale alle andere Speifen. Endlich werden 
auch. alle Arten von den jchönken Baumfrüchten aufgetragen. 


8.7. Unter den Speifen 4) war das KindsRalb-und Hammelfleiſch, item das Fleich von einem Lamm, 
jungen Bocklein und Schwein, das gemöhnlichfte. Won Geflügel hatten ſie mehrere Arten und deren aud) eine 

röffere Anzahl , als wir heut zu Tag haben; Indianiſche Hahnen hatten fie zwar. nicht , aber eine grofe 
je Menge von fchönen Gänfen, alten und jungen Hünern, Pfauen, Flambanten (diefe waren eine Ark 
von purpurfärbigen Waflervögeln, phoenicopteri genannt) Reb · und Feldhuͤner, Enten, Turtel: und 
andere Tauben; welche Arten von Geflügelten fie allefomt in ihren Häufern und Meyerhöfen ſelbſt im 
ber Zucht hatten. Darunter hielten fie befonderg viel von den Haſelhuͤnern und zwar von denjenigen ; 
welche aus Jonien und Phrygien gebracht wurden. Ferner lebten fie auch die wohlgewuͤrzte Schnepfen, 
die Krammetspögel, Unter dem Wildpret hatten bie Hafen, Caninichen, die Hafelmäufe (glires), die 
- Gemfen, Rebe und Rehboͤcke, vor andern den Vorzug; doch afen fie auch von einem wilden Schwein, ja 
bisteilen von Bären, Unter den Fiſchen waren die Meers Yale, (congri) Störe (acipenferes) , die 
Dornbutten, (rhombi) auch eine Art von Meerfifchen; die Barben, die Meerbrafinen (fcari) am 
preten und Hechte, vor andern angenehm 5 gleichwie fie aud) von mancherley Mufcheln geoffe Liebhaber 
waren, Arhenäus nenne ®, C. 4. unter den vornehmiten Leckerbiſſen, die Sicilianifchen Lampreten, 
die anguillas wAura; (plotas) ober Aale,die Bauchlappen von den Thunnen, einer gemwiffen Art Sees 
fifchen, welche bey dem Sicilianifchen Capo Paffaro gefangen wurden , die Zicklein von der Inſul Melos, 
die fimerhifchen Hardern oder Aleten (mugiles), aud) eine gewiſſe Art Seefiſche; und unter den gerins 
gen Mufcheln, die Sicilianifchen und Kiparifchen Meerſchnecken, und endlich die thebanifche Rüben und 
den aferäihen Mangold, 


Yun - 5% 
4) Bon dem Ubermuth in Eſſen, ift Steph. Nigri 13 -- 19. auch Kipfii de magnitudinerom. B. 4 
Abhandlung de luxu graecorum, im 4 She C. 7. nachzu oh * * 


Gronovg, und Meurſti de luxu romanor. c, 








— — En 


— > nee 














262 Des dritten Buche viertes Capitel. 


$. 8, Nicht weniger hatten fie aud) allerley Arten von Kuchen, davon wir zwar bey den Alten uns 
terfchiedene Namen antreffen, aber doch nicht eigentlich fagen fonnen, worinn der Unterfchied derfelben 
beftanden habe, Es waren dergleichen Placanta , Laganum, Libum, Scriblita , Sphärita, Craſtia⸗ 
num ficulum, eruſtulum, und andere mehrere, Eben alfo nennt auch Achenäus DB. 14.C, 13. die Kur 
chen der Griechen blos mit ihren Namen ; als da waren Enchyton , Ames, Diaconion, Amphis 
phon, welche leßtere Art der Diana zu Ehren gemacht, und mit Fleinen Fackeln gezieret waren; item 
Dafynias, Coccara, Strepte, Nerlata ‚ Epidyyton, Attanites, Creion, Ölyeinas, Enchrides ıc. Ends 
lich ift die Frage, ob die alten Römer und riechen nicht erwan auch Pafteten gemacht haben ‚ die mit 
Fleiſch gefüllt waren ? worauf zur Antwort Dienet , daß fich hiervon nichts gewiſſes fagen laffe , meilen 
man weder in ber lateinifchen noch griechifchen Sprache, ein gewiſſes Wort hat, welches diefe Sache aus 
druden fonnte; fintemalen das Wort Arrocreas, jo bey dem Perfius Sat. VI, so. vorkommt, nicht 
fo wohl von einer Paftete, als da man Fleiſch und Brod mit und durch einander gehackt hat, mag vers 


ftanden werden, Was die Baums und Öarten » Früchte betrifft, hatten die Alten diefelben eben alſo zu 
ihrem Gebrauch , wie wir, 


$. 9. Don dem Fleis der Köche ift bey dem medrgedachten Achenäus 3, 1. Er. folgended 
gemeldet, Als Nicomedes König in Bithynien ‚einsmals an dem Ufer deg Meers fpaßieren gieng , und 
von ungefähr eine Luſt befam, von einem feifchen Hering. zu eſſen, wußte deffen Koch ihm ſogleich aus 
ganz anderer Materie eine ſoiche Speiſe zuzurichten, welche die wahrhafte Geftale und Geſchmack eines 
Herings gehabt , und von dem König auch für- einen wahren Hering gegeflen worden, Noch kuͤnſtli⸗ 
cher war der Koch des Trimalchion, welcher die Gefchicklichkeit foll gehabt haben, aus Schweinen Fleiſch 
Fiſche, Tauben und Hüner zu machen, Kurz vorher gebac)ter Arhenäustede 3, 9,C, 7. von einem an⸗ 
dern Koch ‚ der gewußt habe, ein jung Schwein oder: Fercklein alfo zu zubereiten , daß, nachdem er das 
Eingeweid ohne demfelben den Baud) aufzufchneiden , herausgenommen, und daflelbe mit einer andern 
Fuͤlle angefüllt , er folches halbgebraien und halbgekocht auf den Tiſch brachte. Es machte nemlich ders 
felbe unter dem Bug eine Eleine Oeffnung, durch welche er nicht nur das Blur auszapfete, fondern auch 
das Eingeweid nad) und nad) heraus j0g; darauf goß er ihm viel Wein in den Hals, und hieng es hers 
nach an die Füße, daß der Wein, warn eg damit ausgefpühlet war, wieder heraus liefe ; endlich ftopfs 
te er daſſelbe durch das Maul mit einer befondern Hülle; worauf es gekocht wurde, Won den gefalzenen 
Fiſchen und. andern Eßwaaren, infonderheit aber von einem Gericht, Myma, fo von Diner <oder einem 
andern klein gehacktem und eingemachtem Fleiſch gemacht wurde, veder eben diefer Huctor B.9. E,22. 
Bey dem Juvenalis wird diefe Art von Speifen minutal genannt, DBisweilen hacketen fie tung und 
geber, und andere dergleichen Eingeweide durcheinander, baraus fie eine Fülle machten, und es mit Biu 
und Wein, geriebenen trockenem Käfe, Peterfilien, Kümmel, Thymian, Koriander und andern ders 
gleichen wohlriechenden Kräutern vermifdjten, But 


"5. 10, Bey groffen Gaſtmahlen war einer, ſ¶ Konig g) hies; der jedem Öaft, feinen Pas, an der 
Tafel, anmeifen mußte; diefer wurde entweder durch das Joog erwehlet, oder von 


$. 11. Samuel Peric hat in feiner Samlung der Athenien 
dern Geſetze gedacht, welche bey den Mahlzeiten beobachtet worden als da waren, 
nicht über dreyſſig ſeyn ſollten; 2.) daß die Köche," welche gedinget wurden , die Mahlzeit zu zubereiten; 
fid) bey den Gynaeconomis oder Auflehern über das Srauenzimmer melden mußten ; teil diefelben ih⸗ 
nen bedeuten mußten , wie die ganze ‚Einrichtung folle gemad)t werden ; 3.) Sollten 
Wein trinken, als nur am Ende der Mahlzeit; 4.) daß fie zulege zu Eh 
Trunk thun follten. Hier iſt nicht zu uͤbergehen 
Haͤuſern reicher und vornehmer Leute unter der Mahlzeit ein kleiner Sarg 


fragen 


5) Die —— a a ie ben Lipſius B. gegeſſen; deſedent Schriftſteller meldet Fabri⸗ 


6) In den alten Zeiten bat man nicht fo oft des Tags —— 














| Pe Tab. LXXXXIL. | | 
h R j e P N ” | Hy j If : 


F* 3.Locıllatores tres. 4. Culullus.5-9Yasa vel mensavel culine inservientia.10-24, Capuli 
ZUOL cultrorum. 15,16. Cochlearia.ı7. Lebes cum trulla et colo. 18. Olla coqunaria 
2 
+ Ouoe patella mınores.21,22.Vasa duo escarin . ' 











Von den Mahkeitem 263 [| 


| 
fragen, ben Gäften vorgehalten, und ihnen zugeruffen wurde: daß fie folches anfehen und luſtig und guter | | 
Dinge feyn, und dabey gedenken follten, daß fie nad) ihrem Tod eben'dergleichen werden würden, ; El 


$. 12. Bey den groffen Mahlzeiten hatte man auch befondere Pocillatores 7)oder Weinſchenken, 'H | 
welche den Gäften einfchenferen, und meiftens alfo gekleidet waren, wie wir fie oben bey dem Philo ill 
befchrieben gefunden. Ihre Kleider hatten fie aufgefchürzt, daß fie ihnen Faum an die Knie veicheren ; Il 
wie wir Tab, XCII. Fıg.ı — 3. etliche derfelben vorgeſtellet ſehen. Der, erfie Fig. x. ift aus dem "Tab, 0 
Brandenburgiſchen Schatze des Begerus; der zweyte Fig. 2. hat einen Kranz auf dem Kopf von Reb⸗ Ci, I 
laub, und der vechten ein Gefäß wie ein Horn ‚fo unten die Geftalt von dem Kopf eines Thiers hat; | 
davon wir das Original in unferm Cabinet haben; wie ſolches Fig. 4. befonders abgefchildert iſt; wel⸗ 
cherley Art Gefäffen fie fich nicht nur bedieneten, den Wein darinn auf die Tafel zu bringen, ſondern auch Kl; 
an ftatt der Becher, daraus zu trinken, Den dritten haben wir von dem Herrn I Chauſſe, und | Il I 
iſt derfelbe mit einem Sorbeerfranz-gefrönetz in der vechten hält er ein eben dergleichen hornfoͤrmiges Ges ll) 
faͤß, in der linfen aber eine Trinffchale. Fig. 5 —9. fehen wir einige Gefäße und Geſchirre, die eut⸗ ||) 
weber bey dem Tiſch oder in der Küc)e mögen gebraucht worden feyn. Item Fig, 10— 14. einige il 

Hefte von Meffern und Gabeln; wie nicht weniger Fig. 15. 16, einige öffel, 


$. 13. Zu dem Kuͤchengeſchirr find zu rechnen 1.) die Lebetes maiores oder die groffen Keſſel I 
und Pfannen , die mit einem andern Namen auch Caldaria , Cacabi, Cortins und Ahena genennet 
wurden. 2.) Die Ollae oder Töpfe, welche die Griechen auch zaxcec Und xurpes genennet. 3.) Sarz 
tago, die Brats oder Köftpfanne, Griechiſch riyarcı. 4) Colum ber Durchſchlag deſſen Boden ſehr 
viel kleine Lochlein hatte, und zum Durchſeigen allerley Bruͤhen und fluͤſſſger Dinge gebraucht wurde 5 I 
einige nennen dieſes Geſchirr aud) Colatorium.‘ 5.) Die mancherley groffe und kleine Löffel, Kohlpfan⸗ II 
nen und Gabeln, mit welchen letztern fie das Fleiſch aus den Töpfen nahmen. 6.) Die mancherley Schuͤſ⸗ 4 
fein und Teller, Die Form von einem Keſſel, groſſen Loffel und Durchſchlag ſehen wir Fig.ız. Der | 
folgende Topf Fig. 18. der auf drey Füffen ſteht, und defien Dedel einen mit einem Helm bedeckten | 
Kopf vorftellet , ſcheinet auch ein Küchens Geſchirr zu ſeyn. Die zwo Kleinen Schüffeln oder Näpfe | 
Fig. 19. 20, find ung von dem Herrn Abt Charler gefhict worden. Die legtern zwey Geſchirre Fig. 
a 22. feinen zivo- Schüffeln oder Blatten zu ſeyn, Deren eine gegen dev andern ſehr tief zu fon 

heinet 8)» Er Ten 


Daß fünfte Sapitel, 
Bon den Meyerhöfen und Landguͤtern. | 
| §. 1. J 


CS Anlegung ihrer Meyerhdfe und Landguͤter Kieffen die Römer nicht minder auch einen groſſen — 
9 Pracht blicken. Das Wort Villa, welches insgemein einen Meyerhof andeutet, wird Hier in ei⸗ 1 | 


nem boppelten Berftand genommen; bisweilen verficht man eine ordentliche Meyerey, die aus 
einem Sandgut beſtehet da man-eineigewilfe Anzahl: Felder oder Hecker, Wielen, Baum: und Kohlgaͤr⸗ 
ten, famt den. dazu gehoͤrigen Bauerhoͤfen, Scheren, Stallungen und Bieh, beyſammen har, und da hal 
nen ordentlichen Ackerbau und Biehucht treiber ; bisweilen aber ‚bedeutet dieſes Wort inſonderheit ein Ill 
ſchoͤnes Landhaus ſamt einigen daran gelegenen $uftgärten, die nur zur Luſt I angelegt ſind. Und uns | | 
ter dieſen letztern waren einige mit ſehr groſſen Koften auf das berrlichfte und prächtigfte angebauet; das MN 
von infonberheit Das Sandhaus der Gordianer auf dem Präneftinifhen Weg, welches an Pracht fo gas Il 
Eönigliche Palläfte übertraf, als ein Exempel zu merken iſt. I ——— 1 
. 2, Auf dieſen Landhaͤuſern hielten fich dofters viele Kuͤnſtler und Handwerfsteitenebft ihren Fa⸗ 
milien auf, die in des Eigenthumsherrn Dienſten waren; daß manches von dergleichen Sandgütern ‚| 


un 2 einen | 
7) Hiebey ift des berühmten Herrn Prof. Walchs befondern Schriften des Apicius de re culina- ji 
>... pocillator phrygius, inw»2ten Band ber adta Be vi, und des Athenaͤus; auch des Pollug onos 1 
„.,, tatis latin, Ienenlis.n, 7. mit mehrern zu verglei⸗ mallicum. — 


chen; und Begers thefaurus brandeb. tom. 3 ? - R I 
Pag, 367. ra en 5 ©. bei Lipſtus Abhandlımg de magnıtud, romi N 
8) Mehrere hieher: gehörige Nachrichten geben bie Be 3. E, 14, und an mehrern Stellen. —9— 

| 























264. Des vierten Buchs erſtes Capitel. 


einer kleinen Stade ähnlich ſchiene. Eines ter ſchoͤnſten alten Luſthäu er war dasjenige as 
Brianus zu Tibur aufgeführer hatte, davon noch viele Uberbteibfen & Pr find, Seren 
babey war diefes, daß man in folchen die Modelle der älteften griechifhen Academien , in welchen die 
alten Weltweifen gelehret, moͤglichſt nachgeahmet fehen Eonnte; folder geftalt fahe man dafelbft alle die 
berühmte Dit, die unter dem Namen Lyceum, Academia, Prytaneum, Canopus, Pocile, Tempe, bes 
kannt waren , auf das Fünftlichfte angelegt; ja es hatte Hadrianus fo gar die Bilder und den Wohns 
plag der unterirrdifchen Götter eben daſelbſt vorgefteller. Hiernebft find das foftbare (Viuarium) Bos 
gelhaus des Varro, und die Landhäufer des Auguftus ‚ fucullus, Mäcenas, Munatiug , Plancus , 
Seneca und anderer mehr, ebenermaffen mit zu den prächtigften von diefen Gebäuden zu rechnen. 


$. 3. Wann Martialis das nahe bey Rom gelegene Landgut des Baſſus eini er maſſen befchreis 
bet, und bey diefer Gelegenheit infonderheit von dem unerfchiedlichen — Gärten ar — 
Beeten Erwehnung thut? fo meldet er, daß dieſelben mit Myrthen⸗ und Mapholder- Bäumen befest, 
und mit geſchornem Buchs gezieret gewefen; woraus ‚man beutlic) erſiehet, daß die Kunft den Buchs 
zu ſcheeren auch fhon damalen befannt geweſen. Die gorbeerbäume wurden gleichfalls vielfältig in ders 
gleichen Gärten gepflanzet. In alle dergleichen Gärten und $ufthäufer wurde die Statue des Priapus 


gefeget, und hohe Thuͤrne dabey angelegt, auf welchen man ſich weit und breit umſchauen und feine Aus 
genluft haben konnte. 


F. 4. Plinius macht B.2, Ep. 7. in diefem an den Gallus gefhriebenen Brief eine umſtaͤndli⸗ 
Ge Beſchreibung von feinem Landgut bey $aurento, wo er zugleich vieles anführet, warum es ibm fo 
vieles Vergnügen brächte ; welche Befchreibung ung einen ziemlichen Degeiff von allen andern geben 
Ean, fintemalen diefer Mann dabey nichts vergeffen bat, was die Sinnen einiger maflen ergögen kan. 


Das vierte Buch, 


Bon gllerley Gefäfen, deren Maaß,den manche 
ley Geldſorten, halb von dem De und un £ 


heilen, wie and) don dem Gewicht, 


Das erſte Sapitel, 
Von den mancherley Gefaͤſen. 
Si I 


a wir von ben unterfchiebenen Arten und Formen der Gefäfe handeln wollen: ſo ich übers 
haupt zu. merfen, daß diefelben nach dem Unterſcheid ihrer Seat und —— ——— 
ley Namen bekommen haben, welche bey den Alten bier und ‘da vorkommen : wobey es aber 
groſſe Schwierigkeit fegen würde, wann man gewiß anzeigen follte, was für ein Gefaͤß eigents 

lich unter diefem oder jenem Namen feye verftanden worden, Diele haben ben Namen von der Materie, 
daraus fie verfertiget worden, empfangen ; unter welchen die Torinthifche Gefäfe, welche aus dem⸗ 
jenigen Metall , fo bey Eroberung und Einäfcherung der Stadt Corinth unter der Gfur zuſammen ge⸗ 
floſſen, verfertiget worden, beſonders beruͤhmt geweſen. Dann weilen dazumal eine groſſe Menge 
Golds, Silbers und andere Metalle in der Stadt waren, die unter dem graufamen Feuer, welches die 
ganze Stadt verzedrete, Bier und da in eine Maffe zufanmen floffen, eneftund daher ein gemifchtes Mes 
tall, welches bamalen höher, als felbften Gold, geichäget wurde. Inzwiſchen gedenft Strabo B. 8. 
Geite 263, annod) einer andern Are Corinthiſcher Gefäfe , welche bey Wiederaufbauung vorgedachter 
Stadt Corinth feyen gefunden worden. Deffen Worte lauten alſo: HRachdem Corinth lange Zeit 
ode und verwüfler geftanden harte, find endlich yon 


Ä dem | ibertini ale 
Pflanzburger dahin gefande worden , welche diefe Oradı A fen ——* 
wiedet 


en 


en m De ee un il — u u —— — —— — — 





Kon den maucherley Gefaͤſen. 263 


wider von neuem anbauen follten. Da nun diefe den Schure und die alten überger 
bliebenen Gräber aufginben; haben fie viele ivdene und merallene Befäfe gefunden , 
welche mit geoffer Aunft verferriger gewefen; daher fie aus an noch mebrere der« 
‚gleichen zu finden Fein Brab unangerafter und uneröfner gelaffen, auch wirklich eine 
groſſe Menge dieſer Gefaͤſe nach Rom gebracht haben, wofelbft fie diefelben in einem 
ſehr Hohen Preis verkauften; und weil dieſe Gefäfe groͤſten theils in den Gräbern ges 
funden wurden, nannte man diefeiben Vaſa Lrecrocorinthis , und Zwar infonderheie 
Die irdene, welche im Anfang eben fo hoch gehalten wurden, als Die von Metall. 


$. 2. Mad) dem Zeugniß des Athenaͤus waren bis auf die Zeiten. der Macedonier die irdene Ges 
fäfe bey den Mahlzeiten vor andern im Gebrauch. Als, aber die Römer angefangen hatten, in allen und 
jeden Stücken fehr geoffe Pracht fehen zu laſſen: fo hat bie Aegyptiſche Königin Eleopatra ihnen hierin. 


gefolget, und bar z.E. ihren Gaͤſten, warn fie von dem Gaſtmahl nad) Haus giengen, nach damaliger 


Art allerley Gefäfe als ein Gefchenf mit nach Haus gegeben: aber anftatt, daß dergleichen Gefchirre — 
die folchergeftalt den Gaͤſten ausgetheilet wurden, fonften nur aus Erden oder Thon gemacht waren; fo. 
lieffe fie folche aus Gold verfertigen; obwohlen fie den alten Namen berfelben beybebielte, und fie nichts: 
deftomeniger zedwe ober figulina d.i. irdene Befäfe, nannte ; welche Art von Geſchenken fonften. 
auch apophoreta hies, und nicht anders als mit fehr groſſen Koften Eonnten beſtritten werden. Un— 
ter diefen irdenen Gefäfen waren nach dem Bericht eben diefes Athenaͤus nebft denen, die auf der In⸗ 
fül Chius verfertiget wurden, die Coptiſchen Gefchirre, welche in der Egyptiſchen Stadt Coptus ge⸗ 
Macht wurden, in groſſem Werth; weil die Erde derſelben mit allerley wohlriechendem Gewuͤrz vermiſcht 
war, davon fie den Geruch behielten. Das Samiſche Geſchirr wurde gleichfalls ſehr hoc) geſchaͤtzt, 
worinn die Speifen pflegten auf die Tafel gefeget zu werden. Ob aber dieje Geſchirre von ber griechiſchen 
Inſal Samos, wo diefelbe verfertiget worden, oder aber von einer gewiſſen weiſſen Erde, die nicht 
weit von Rom gegraben, und auch terra Samia genannt wurde, den Namen befommen habe, daruͤ⸗ 
ber finden ſich verfehledene Meinungen. Allein es ift ſehr wahrſcheinlich, daß, wann auch dergleichen: 
Gefaͤſe aus italienifcher Erde gemacht worden, biefelbe eben deswegen Samica uafa feyen genenner wors 
den ; weilen die Materie derfelben der famifchen Erde ganz gleich gemwefen, 


$. 3. Feſtus gedenkt der Lesbiſchen Gefäfe, welche ihren Namen nicht ſo wohl von der Ma⸗ 


kerle, als vielmehr von der Inſul Lesbus, auf welcher fie. gemacht worden, empfangen haben. Das Des. 


liſche Geſchirr, welches auf der Inſul Delus aus Metall gemadyt worden , wurde dem corinthiſchen 
faft gleich gehalten, und auch fehr theuer bezahle. Cicero gibt dem Verres Schuld, daß er viel delifche 
und corinthifche Gefäfe mit von Syracus weggeführet habe. Die Vafa Myrrhina oder Murrhinawas 
ten bey den Römern nicht minder in groffem Werth; und find diefelbe alsdann erft in Rom befannt wor⸗ 
den, nachdem Pompeius, da er aus dem Orient ſieghaft zuruck kam, und feinen oͤffentlichen Triumph 
bielte, ſechs dergleichen Gefaͤſe dem Jupiter Capitolinus als ein Opfer uͤberreichet hatte. Die Materie 
wurde in dem Orient hin und wieder und infonderheit in dem parthiichen Reich und zwar in der Provinz 
Carmanien ausgegraben, und macht Plinius von diefen Gefaͤſen B. 37 , 2. folgende Beſchreibung t 
Man haͤlt dafür, fagt er, daß die Materie derfelben auseiner gewiffen fliefenden Feuch⸗ 
tigkeit beſtehe, welche unter Der Erde durch die Hige zufammen gerinner, und niche 
leſcht gröffer ift als ein klein Täfelein Oder Tellerlein, auch nicht dicker, als daß mar 
einen Teintbecher Daraus machen kan. Gie ift etwas bel, der Glanz aber nicht gar 

Kart, Das Roftbarfte daran iſt die Mannichfaltigkeit der Karben, welche durcheinans 
delr fpielen, und von purpur⸗ roͤthlichen glecken und weißer Sarbe Durcheinander vers 
mifcher find; Es gibe auch einen —* Geruch. Unter den Gelehrten iſt über dieſer 
Beſchreibung des Plinius ein groffer Streit entjtanden, indem einige zu behaupten fuchten, daß untet 
diefer Murrha oder Myrrha nichts anders, als ein Onychftein 1) zu verftehen feye ; fo fie cheils aus 
den Karben, theils aus einer Stelle des Appianus, welder die Gefäfe,, die Pompelus aus dem 
Iriene nad) Rom gebracht har, Bafa Onychina nennet, zu erhätten ſuchen. Daß aber zwiſchen Mure 
rha 2) und dem Onychftein ein groffer Unterfcheid feye, könnte mit vielen Gründen dargethan werden 5 
die wir aber bier für überflüffig halten. Die Chryſtallene Gefäfetwaren gleichfalls ſehr üblich, und, 
ob fie gleich ſehr zerbrechlich, doc) in groffen Werth gehalten, Endlich brauchte man auch güldene und 
ſilberne Gefäfe ; obgleich metallene, Hölzerne, irdene und gläferne, geroöhnlicher waren, 

Fr 


$, 40 

2) Man fehe Eggelings mylteria Cereris et Bac= 2) Man vergleiche auffer Nicol. Guibert eigener 

chi, und Segers thefaur. brandeb. tom, 3, pag, Abhandlung, noch F,%. Eggeling über ein Ges 
186. fäß, myſteria Bacchi et Cereris, 





























Tıb. 
XxClll. 


266 Des vierten Buchs erſtes Capitel. 


5. 4. Bon der Materie der Gefaͤſe ſchreiten wir zu ihrer Form ‚, Gehalt und Gebrauch. Unter 
den gröfferen Gefaͤſen waren einige zum Kochen, andere aber zu Verwahrung des Weins , Dels und 
anderer flüffigen Sachen beftimmtz; andere zu andern Nothwendigkeiten in den Häufern, und wieder an 
dere, infonderheit zum trinken. Won dem Küchen » Öefchivr ift bereits oben gehandelt worden, wo wit 
zugleich einer und ber andern Abfchilderung mitgerheilt haben. Zu Verwahrung des Weins dieneten 
die fogenannte Dolis, Seriä und Amphoraͤ, darunter allerloy groffe und Fleine Gefäfe und Krüge 
zu verftehen,, die insgemein von Thon gemacht ‚in der Mitte fehr weir , unten aber jugefpißt waren; 
damit fie diefelben deſto beſſer in die Erde oder in Sand ſtecken konnten, ine groffe Menge dergiei⸗ 
chen Gefäfe find annoc) zu Nom auf dem Meyerhof des franzöfifchen Confuls Sn, Voiter vor St, 
Matthaͤi in Merulana zu fehen; in welcher Gegend zur Zeit des alten Roms die Töpfer gewohnt, Auf 
den gröffern Weingefäfen fahe man bisweilen den Namen des Beſitzers, welcher, wann der Thon nod) 
weich, und das Gefäs noch nicht gebrannt war, aufgedruckt wurde 3); dergleichen Zeichen an dem grofz 
fen Weinfrug Tab. XCII. Fig. ı. da die vier Buchftaben P,S,A.X. auf der einen Handhabe ftehen, 
zu fehen iſt. Diefe Weingefäfe hatten insgemein zwey Handhaben, und Hieffen daher Diord, Mehres 
re dergleichen Gefafe zu allerley flüffigen Sachen fehen wir Fig. 2— 6, unter welchen Fig. 3. wegen der 
ſehr Fünftlihen Verzierung merfwürdig iſt. Die Römer harten aber auch ſolche Weinfäfler, wie wir 
heut zu Tag haben; die nemlich aus hölzern Dauben in die Kunde zuſammen gefügt, und mie Reiffen 
verſehen waren; wie man dann dergleichen Faͤſſer auf der Columna Trajani abgefchildert fiehet; ohne 
Zweifel um darin dem Kriegsheer den Proviant, das Getränk und dergleichen nachzufuͤhren. Daß fie 
dergleichen hölzerne Weinfäfler auch in ihren Häufern gebraucht haben „erhellet aus einer Stelle des 
Strabo der Bud) 8. nachdem er von der Fruchtbarkeit des obern Italiens / oder der Sombarbey, und 
dem ftarfen Weinwachs viel erinnert hinzufüget, daß fie hölzerne RBeinfäfler hätten, die gröffer feyen , 
als hre Käufer. Es müffen alfo die Haͤuſer in denfelben Gegenden fehr flein gewefen ſeyn. Es hatten 
übrigens die Griechen und Römer, ſo wohl den bein zufammen zu tragen „ als in den Kellern ju ver 
wahren, auch lederne Schläuche, davon wir Fig. 7. einen fehen, 


$. 5. Die eherne Gefäfe, davon wir Fig. 8.9. 10, die Zeichnung ahgeben, deren fich die Alten 
zum einfchenfen bedieneten, nennten fie Epichyſes 4); wiewohlen fonften die Gurti dazu beftiimmt 
waren, daß fie den Wein in die Becher goflen, anftatt der Schale oder Bechers aber ein Simpulum 
oder klein irdenes Gefäs gebrauchten, Nachdem aber die Simpula bey den Opfern gebraucht wurden , 
nahmen fie zu Trinkgeſchirren die Schalen und Becher am Die Krüge oder Kannen, welche I Burs 
tos nannten, und deren fie ſich zum ausgieffen bedieneten , waren von ‚mancherley Gattung; fie kamen 
aber alleſamt darinn überein, daß fie oben einen engen Hals haben. Daß der Mein gleichfam 
nur tropffenweiſe (gutta) heraus lieffe. Man Hatte dergleichen nicht nur von Exde, fondern auch von 
Metall, und dieneten nicht nur zum Wein, fondern auch zum Del ‚ Und andern flüffigen Dingen, Fig, 
21 — 15. haben wir verſchiedene Arten derfelben. Der erfte Fig, ı1. ift aus dem Brandenburgis 
ſchen Muſeo; die zween folgende Fig, ı2. und 13. ſcheinen dasjenige Gefäs zu ſeyn, welches die 
Alten wegen der Eyersförmigen Geftalt worrupio 5) nannten, Der leßtere Fig, 15. ift aud) vom Seger 
6) mitgetpeilt worden, und iſt ſehr fünftlich ausgearbeiter; man hehe die neun Mufen daran, Fig: 
16. und 17. fehen wir zwey Öefäfe, welche die Öeftalt menſchlicher Köpfe haben, deren einer von einem 
Mannebild, der andere aber von einem Weibsbild zu ſeyn fcheiner ; wie folche aber eigentlich genennet, 
und wozu fie gebraucht worden, läffet fich nicht gewiß fagen, Mir haben diefelben aus einer Hands 
ſchrift des Herrn von — genommen, welche zu Paris in der B 


„zu ibliotheck bey St, Victor verwah⸗ 
ver iſt. Das Trinkgeſchirr Fig. 18. iſt eben dasjenige, welches die Alten Crater nannten, 


$. 6. Das folgende Gefäs Fig. 19. wird von Berger für dasjenige achal Iches vom Co⸗ 
Inmella, fidelia fi&tilis 4) genennet wird, und unten me A eine Fleine en 89 
gende Gefaͤſe Fig. 20 -- 26. ſcheinen auch) , wie vbige ſowol zur Verwahrung, als Ausgieffung des 
Weins und dergleichen beftimmt gervefen zu ſeyn; und iſt unter folchen Fig. 22. wegen feiner befondern 
Form, und Fig. 23. wegen des Reuters bemerkich, Einige Haben einen fo engen Hals, daß man fie 
aud) unter Die guttos rechnen möchte. Das folgende Fig. 27. ift aus einem Joſpis gemacht, und be 
quem, nicht nur Wein daraus zu fehenken , fondern auch zu trinken. J 
“ §. 7 


9 te Buch mit mehrertt. 

4) 8. Beger tom. 3. p. 392. thefauri brandeb. der a ee ee 30: imos 
«8 zwar fo nennt, aber ohne Zuverläßigkeit; man 2 * re er 
Tan es auch für guttum halten; inszurs biente 
auch zu einem Delbehälter. 


3) ©. Montfauc. palacograph. graeca ib, 2. c,y, 


nicht jedermann annehmen wird,ift Theil. z, SW 
fe 469. zu finden. 


ufus gebraucht; Begers Vermurhung, bie ebet 





Jab. LXXX X. 


2. Vasa vino alusque bquoribus tum conservandis tum effundendis apta.23.14.0voscyphia duo . 
‚Vas vınaram magno artficio confechum ..ı6,17. vasıa duo sub cagrıtus humanı forma ..ı8. Cr.en * 
—* ————— 20-27. Vasa vınaria et guitı forms varız . 






































4.6. Vasa vürea ad servandos et effundendos varios kquores, vinum præœsertim destnata_. 
718. pocula maiora et minora forme varie.19-29- Vasa MHetrusca servandıs Lquoribus 
" apta.3o. Congü forma. 31. Sextaru. (astrensis figura 


". 
































Kon mancherley Gefäfen. 267 


m $ 7. Abbildungen von unterſchiedenen gläfern Gefäfen fehen wir Tab, XCIV. Fig. —6. aus Tob,; 
den Brandenburgifcben Muſeo; darunter iſt Fig. 4. wegen des Unterſchieds, in zween Theile bes XCIV. 
fonders zu merfen, 
$. 8. Die Trinkgeſchirre 8) der Alten waren auch von mancherfey Art. Fig. 7.8.9, fehen INN 
wir drey irdene, deren Gebrauch aus den daran gefegten Worten SITIO, BIBE und PIE deutlich zu IN 
erfennen ift; dann SITIO heiffet ich dürfe, BIBE und PIE aber, jenes auf lateinifch , dieſes auf | 
griechiſch erinke. Gleichwie die verſchiedene Trinkſchalen oder a bey den Sateinern mancherley Na⸗ | 
men haben, crateres, calices, paterae, pocula und cululli, alfo auch im Griechiſchen, woripe, . 1 | 
rÄipie, xgätriga, nUAes U. few. Es war auch die Materie y) nicht einerley; indem einige von Gold , 
andere von Silber gemacht, oder mit güldenen Reiflein umgeben waren; welche fegtere deswegen inſon⸗ I. 
derheit xpuserdera mit Bold eingelege hieſſen. Manche waren aus Onych⸗ vder Achatftein geſchnit⸗ | 
ten; und nod) andere aus der obgedachten Murrha verfertiget, bie wie die chryſtallene in groſſem Werth | 
waren. Die gebräuchlichften waren gläferne und irdene , und unter diefen infonderheit diejenige 5 
welche aus Samifcher Erde zubereitet waren, In Anfehung ihrer ufferlichen Geſtalt kamen fie mit 
 unfern heutigen Trinfgefchleren ziemlich überein, und wann dem Martialis, welher der toreumatum 
wirri Meldung thüt, zu glauben ift, fo Eönnte man benfen, daß die Alten die Kunſt verftanden haben, 
dergleichen Geſchirre auch aus Ölas zu drechfeln; Die aber heut zu Tag nicht mehr befannt it. Man 
eſet and), daß die Alten ihre Gläfer bisweilen mit Farben gemahlt haben ; ja daß an manchen fo gat 
"  unterfchiedene Farben gefpielet Haben , je nachdem man diefelben gefehret oder gewendet bat. Wenige | 
fteng lefen wir bey dem Vopiſcus in einem Brief, den der Kaifer Hadrianus an den Servianus ges | 
ſſchrieben, daß er ihm einige Teinfgefchirre von verfchiedenen Farben, Die er allafontes nennet, zuſchicke. |) 
Es gedenket aud) "Johannes Chryſoſtomus gläferner Trinkgeſchirre, die mit filbernem Blech oder | 
derglelchen Bändlein feyen beſchlagen geweſen; und Strabo bezeugt, daß die alte Gallier fogar waͤchſer⸗ | 9 
ne Becher gehabt haben - 10 
%9. In Anfehung der Form Fan noch dieſes angemerkt werben, daß einige rund und hoch, ana I 
dere aber etwas niedriger Jeweſen, und zwar unten flach wie ein Schälgen oder Schüffelein. Einige 
funden auf drey Fuͤſſen, weldye Deswegen infonderheit Tripodes genennet wurden, Achenäus nennt | 
Buch 2. Seite 37. (der Ausgabe des Dalechamp) , einen ſolchen Drenfuß tripodem Bacchi, und 9 
ſetzet Hinzu, daß, gleichwie diejenigen, die ſonſten auf dem Dreyfuß des Apollo hen, wahrjagten, eben —4 
fo and) diejenigen, welche dergleichen Dreyfuͤſſe des Bacchus oft umflärgten, die Wahrheit vedeten ; | 
nach den befannten Sprichwort: in uino ueritas, trunkener Mund reder aus Herzens Grund, 
Unter den irdenen Gefäfen wurden nebſt den Samiſchen infonderheit auch die ſehr hoch —— wel⸗ | 
che ein berühmter Töpfer zu Corinth, Thericles verfertigt hatte , die von ihm aud) »alaT ericlea hieſ⸗ | 
ki . Sie hatten insgemein zwo Handhaben, wegen der Materie aber iſt man nicht allerdings einig, I 
inige geben mit dem Plinius DB. 16. C. 40, vor, daß diefelbe aus Terebinthen⸗ Holz gedrechſelt gea 1 
weſen; andere fagen, daß fie aus Töpfer-Erde gemad)t geweſen. Theophraſtus bezeugt bey ben Arhe⸗ I N 
näus Seite 470. eben diefes, daß Thericles feine Gefaͤſe von Terebinıb , Holz verfertigt habe; mit 9 
ſicher Kunſt, daß man nicht wohl hätte erkennen koͤnnen, ob fie hölzern, oder von Erden gewelen, Vielleicht 
Hat Thericies beyderley Gefaͤſe gemacht, übrigens iſt wahrſcheinlich, daß Diele Thericleiſchen Gefaͤſe nicht 
forol wegen ihrer Materie, als vielmehr wegen ihrer Eünftlichen Form, andern vorgezogen worden 5; zuma⸗ 
ien Arbenaus Seite 199. ſo gar aud) güldener Gefälle gedenkt, welche eben diefen Meijter follen gehabt 
haben; und an einem andern Ort ©. 199, meldet er nad) dem Polemon, daß Neoptolemus einige guͤl⸗ 
dene Gefäfe von dem Thericles mit hoͤlzern Geftellen in einen Tempel gefchenkt habe. — 


| 
| 
$. 10. Pateras oder flahe Schalen haben wir oben bey ben Hpfern gefehen, deren einige mit Ii | 
Handhaben verſehen find, andere aber nichtz ob es gleich ſcheinet, daß fie nicht fehr tief geweſen; fo iſt 
doch gewiß, Daß fie auch nicht ſehr flach geweſen ; ſintemalen Cicero von dem Coriolan erzehlet, (in 
Bruto 6.11.) daß er das Blut von einem geſchlachteten Ochſen mit einer foihen Schale aufgefangen und 
ausgerrunfen habe. Die übrige Trinkgeſchirre, welche Fig. 10 — 18, vorkommen, uͤberlaſſen wir bes | 
| 
| 


Sefers eigener Beurtheilung. Die Gefäfe, fo die Alten ihren Trinkgeſchirren bisweilen annoch unterges 
ſeht haben, hieſſen bey den Griechen viworpalipidin. 


F. ı1 Unter den irdenen Geſchirren machten vor biefem die Hetruſciſchen Geſchirre eine ganz | 
befonderz Art aus, welche heut zu Tag in den Cabineren en in Stalien, in groſſer Menge anges | 
rr 2 


troffen | 
8) Von den Trinfgefäfen der Alten kan man ville 9) ©. oh. Doughtai Schrift de calicibus eucha= 1 
ten md Namen beym Athenaͤus im ganzen eilf⸗ riftieis, fo zu Bremen 1094: in 8. heraus Fonu : 
ten Buche finden, me, 












































268 Des vierten Buchs erſtes Capitel. 


offen werden. Mad) dem Zeugniß des Plinius B. 35,12, war Dibutades ein Corinthifcher Töpfer 
der erfte Erfinder von diefem irdenen Geſchirr; worauf Demaratus, fo gleichfalls von Eorinth, und 
des Tarquinius Prifeus Vater war, diefelbe in Italien gebracht hat. Nachgehends ift zu diefer Erfin⸗ 
dung gefommen, daß man der Töpfererde allerley Farben gegeben hat; daraus fie hernach nicht nur ale 
lerley Gefäfe , fondern auch Bildfäulen verfertiget haben; und ift die Stadt Arerium, heut zu Tag 
Arezzo in Hetrurien, ehedem wegen der vielen geſchickten Meifter, in diefer Kunft, berühme gewefen ; 


wie aud) die Aretifchen Gefäfe befonders hoch gehalten wurden, Ohngeacht wir num allerley Äbſchilde⸗ 
rungen von fehr vielen dergleichen Gefäfen hier beybringen Fönnten; fo wollen wir uns dennod; mit we⸗ 
nigen genügen laffen. Das Original von dem erften Fig. 19. haben wir felbft in unferm Kloſter (St. 
Germain des Pre3) und erfennet man an der Erde ganz deutlich, daß es ein Hetrufeifches Gefäs 
fene. Fig. 20, iftein geoffes Weingefäs, deſſen Zeichnung uns. der gelehrte Fontanini überfande hat. 
Der untere Theil fteller einen Dchfenkopf vor; in dem obern aber befindet fich ein nacender Mann, wels 
cher einen Mantel an dem Arm hängen bat, und in der einen Hand eine Schüffel mit Früchten, in der 
andern aber ein Keffelein träge. Sonften trifft man nod) viele Gefäfe an, die unten die Geſtalt eines 
Dchfens Bochs + Widders oder Ziegen s Kopfs, haben, ob fie gleich nicht von Erden find; wie wir dann 
En — XCH. Fig. 2. 3. 4. eben dergleichen in dev Hand des Weinfchenfen, und auc) befonders gea 
eben haben. 


$. 12, Ehe wir zu den folgenden Hetruſciſchen Gefäfen fhreiten, merken wir uͤberhaupt daß fie 
in mancherley Öeftalt, auch verſchiedener Gröfe gemacht worden; fo daß man noch heut zu Tag an vie⸗ 
len Orten allerley Trinfgefchiere , groffe und kleine Weingefäfe, Krüge, Schalen , Scyüffeln 2c. von 
diefer Materie und Arbeit antrifft, Ubrigens ſiehet man darauf allerley Bilder und Vorftellungen von 
Spielen, Jagden, folchen die mit einander kämpfen , gecrönte Uberwinder, und allerley erdichtete und 
wahrhafte Gefchichte. Der Grund an denfelben ift insgemein ſchwarz, oder wenigſtens fehr Dunkel, die 
Bilder und Figuren aber find gelb oder roth; und find dermaſſen leicht, daß man glauben follte, fie 
wären von Holz. Das folgende Fig. 21. bat auf der einen Seite einen nacdenden Mann ‚ der einen 
Helm auf dem Kopf hat, und ein Pferd an dem Zaum führe. Ohne Zweifel wird damit auf das 
Wettrennen mit Pferden und andere dergleichen ehedem übliche Spiele gefehen ; dann nach dem Ter⸗ 
sullianus haben die Lydier ihren Namen von den Ludis oder Spielen befommen;. und bie KHetrufcier 
waren nad) dem Bericht des Herodors ein Pflanzvolk der !ydier. "Auf der andern Seite diefes Gefän 
fes ftehen zieen Männer in Mänteln, davon wir aber die Zeichnung auf der Tabelle mit Fleiß übergans 
gen haben; welches auch bey den folgenden gefchehen iftz weil wir hier nicht fowol auf die mancherley anhan⸗ 
genden Figuren, als auf die mannigfaltige Form und Öeftalt der Gefäfe felbften ſehen. Das folgende 
Gefäs Fig. 22. iſt oben mit einem $orbeer ; Kranz umgeben, und ftellt auf der einen Seite (die anden 
ve laffen wir weg) den Bacchus vor, der nackend fißet, am Haupt mit Edelgeſteinen gezieret iſt und ir 
der rechten einen Thyrſus haͤlt; das Weib, welches zu ſeiner rechten ſtehet, die wir fuͤr eine Bacchan⸗ 
tin halten, hält in der linken eine kleine Trommel, dergleichen wir oben, da wir von den Bacchanten 
Handelten, mehrere gefehen haben. Die Mannsperfon zur linken ſcheinet den Bacchus anzureden, und 
bat in der rechten einen Thyrſus, in der linfen aber ein Keſſelein oder Eleinen Eymer. Das naͤchſte 
Gefaͤß Fig. 23. iſt aus dem Cabinet des Hn. Girardon, eines ſehr vortreflichen Bildhauers. Man 
ſiehet auf der einen Seite eine ſitzende nackende Mannsperſon, welchet eine vor ihr ftehende Weibsperfon 
ein Täfelein anbietet, in der andern aber hält fie einen Kranz , alg die Belohnung eines Siegers. 


nende Fadel hält. Die unten figende Mannsperfon Fönnte man leicht für einen Bacchus halten, der 


A ein Gefäß hält, und derjenige, der ſich 
zu ihm nabet, in deſſen Hand wir ein Keffelein ſehen, ift vielleicht ein —2 Fig. * fehen wir 
gänger ftreitend vorgeftellet wird; dieſer 
auf dem Kopf, und vor fi) einen runden Schild ; der 


| ! ber feinen ganzen $eib mit einem Panzer 
bevecfet ift, der ihm fo nahe anlieget, daß alle deſſelben Glieder genau — — ſind. Auf dem 


Kopf hat er einen zuruckgeſchlagenen Hut, von dem einige Bändlein herabhaͤngen. Beyde fuchen ſich 


eht noch ein anderer Kriegsmann, der eine 
s Ehlamys 


einander den Spieß anzubringen. Hinter dem Fußgaͤnger ſt 


0733 





Yon allerley Gefaͤſen. 269 


Chlamys über die Schultern hängen bat, und einen Spieß in der Hand ; vielleicht, wann der Fuße 
gänger den feinigen brechen oder verlieren follte, ihm einen andern zu.geben. 


$. 14. Das nachftehende Gefäs Fig. 26. ift auch mit einem forbeev- Kranz umwunden, und fies 
bet man auf der einen Seite einen nadenden Fechter zwiſchen zweyen Siegsbildern, der in der rechten 
einen Stock, in der linfen aber einen Schild hat; er hat bereits einen Kranz auf dem Kopf ; und_es 
ſcheinet, als ob die eine Victoria ihn nod) einen auffegen wolte. Auf dem nächften Gefäs Fig. 27. fehen 
wir die Diana oder Minerva, welche in der linken einen Helm, in der vechten aber einen Spieß halt; die 
dabey ftehende Hirſchkuh ift fonften der Diana gewöhnliches Zeichen , das folgende Fig, 28. bat zwar 
feine Wilder, ift aber fonften fehr artig. Das legtere, Fig. 29. auf welchem wir eine fißende Manns⸗ 
perfon mit einem Spieß und ein vor ihm ſtehendes Weib mit einem Schild, und hinter diefer noch eine 
andere ein Opfer verrichten fehen, iſt, wie auch das vorhergehende, nach dem Driginal in unferm Cae 


Das zweyte Capitel. 
Von den mancherley Maaſen 1). 


& 1 


achdem wir bisher won allerley Gefäfen gehandelt: fo erfordert die Ordnung, daß wir aud) vor 

g ihrem Maas und Gehalt etwas gedenken. Das gemeinfte Maas der Alten, nach welchem auch: 

das uͤbrige kleinere und gröffere Gemäß eingerichtet war, war der Congius; acht Congii mache‘ 

ten zufammen ein noch gröfferes Maas aus, weldes Amphora bies; wiewol Amphora gar oft alfe 

gebraucht wird, daß es Fein gewiſſes und beftimmtes Maas bedeutet, fondern darunter ein jedes Gefäs 

mit zwo Handhaben mag verftanden werden; wie dann die beyden Namen Diota und Amphora bey 

den Alten oft ohne Lnterfcheid gebraucht werden. Ubrigens bielte ein Eongius fechs Sertarios, und je« 
der Sertarius zwey Heminas oder halbe Sextarios. 


$. 2, Wann die Frage ift, wie viel ein Congius eigentlid) gehalten babe: fo ift bie fluͤſſige Mas 
terie, ſo er gehalten, insgemein am Gewicht, auf zeben Pfund, gefchäget worden. Wann man nun für 
befannt annimmt, daß Damalen, wie heut zu Tag, zwoͤlf Unzen auf ein Pfund gerechnet worden : fo hat 
der Congius —— und zwanzig, det Sertarius aber zwanzig Unzen gehabt, Nebſt dieſen gemeinen 
Sertariis gab es aber auch andere „ Eaftrenfes ; welche doppelt fo viel, nemlich vierzig Unzen hielten, 
Die Abfchilderungen ſolcher Gemäfe haben wir Hier mit Fleiß weggelaffen , weiten biefelbe von been, 
die dergleichen Zeichnungen in ihren Schriften gefammilet und an das Kcht geftellet, niemalen in ihrer 
eigentlichen Gröffe, fondern Fleiner vorgeftellet worden ; auch kommt es bier nicht fo wohl auf die Geſtolt 
an, als auf den Gehalt, Doch haben wir Fig. 30. die gewöhnliche Geftalt eines Congii, und Fig. 31. 
die Geftalt eines Sextarii Caftrenfis, davon wir das Original in unferm Cabinet haben, in feht vers 
jüngter Gröffe beygefuͤget. Die übrigen Eleinere Gemäfe waren 1.) der Quartarius, welcher den viers 
ten Theil eines Gertarii ausmachte und fünf Unzen hielte; 2.) der Cyathus der zehende Theil ei⸗ 
nes Sextarii, oder zwo Unzen; welcher Cyathus hernach noch kleiner eingetheilet wurde. 


$. 3. Ein griechiſcher unbekannter Schriftſteller, deſſen Buͤchlein wir vor einigen Jahren here 
ausgegeben haben 2), hat das Maas und Gewicht der Römer mit dem Att/ ſchen auf folgente Art zu 
vergleichen gefucht : in Mina oder Hlina bar hundert Holcas, nach Tiralienifiben Dex 
wicht aber hundert und zwölfe, ine Uncia bar fieben Holcas, nach dem Attiſchen 
Gewicht aber fechs Zolcas, einen Obolus und vier Chalcos. Serner bar eine Uncia 
pier und Zwanzig Brammata; ein Bramma aber ift ein Obolus und vier Chalci. is 
ne Holce bar fechs ©bolos, und ein Obolus a Chalcos. Ein Wedinnus hi 

\ y zw 


x) Hier find bie einzeln Schriften de Rob, Cena⸗ —— der Walchiſchen Ausgabe 1713. zu 
lis, Luc. Paͤtus, Priſeians und anderer zu ver⸗ eipzig. 
gleichen, im eilften Band "Thefaur, Gräv, und 


befonders Ed. Bernard 3. Bücher de menfuris 2) Montfaucon hatte es in ber Palaeographia grae- 
et ponder, und Joh. Cafp. Eiſenſchmids dis- ca lib, 5. pag. 369, brucken laſſen, wo auch bie als 
quifitio de p. et m. auch Barchol: Beverini ten Zeichen der Gewichte amd Maaſe vorkommen. 

















270 Des vierten Buchs drittes Capitel. 


zwölf Hemiecta. Kin Hemiecton hält vier Chönices und ein Chönie vier Attiſche Co⸗ 
tylas. Kine Cotyla aber macht einen halben Sextarium. Tryblion iſt eine Attiſche 
Cotyla; der vierte Theil einer Cotyla heißt Oxobathon, und hält zwo Yolcas mir eis 
nem Obolo und vier Chalcie, in Cyathus iſt der fechfle Theil von einer Loryla, acht 
Holcaͤ. Cheme mache anderthalb Pfund ; das Pfund bar zwölf Unzen, 7r. nolcas 
und nach anderm Bewicht nur 72. Inſonderheit aber hält eine griechiſche Coryla ein 

fund Bel, Der Serrarius haͤlt zwey Pfund; der Tralienifche Sertarius aber ander: 

alb Pfund. Eine Alerandrinifche Cotyla halt zwanzig Unzen ®el, an Wein aber nut 
neune, (Hier fcheins ein Fehler zu feyn. ) ep alenifther Serrarius bäle an Wein ein 
Pfund und acht Unzen. Line Alerandeinifihe Mna wiegt 150. Unzen , und anderswo 
158. Weiches Talch, har anftarı einer Mine 72. Holcas hartes aber 75. Holcas. Ei⸗ 
ne Coryla flüfligen Pechs wiege acdzig Lorylas; von Harz aber, vier Pfund, Chus 
ift ein Attiſches Bemäs, fd aus zwölf Attiſchen Cotylis beftehr, und am Gewicht 720. 
Holcas ausmacht. Ein Ehönir hält drey Lorylas, am Gewicht 190. Holcas. Ein 
Sextarius hält zwo Torylas, am Bewicht 120. Holcas. Es finder fih aber in diefer Ver 
gleichung manches , fo nicht allerdings richtig ſcheinet. Dann z. E. ein Chönie wird bald auf ſechs, 
bald nur auf drey Cotylas, gefeßetz ohne daß eine Erklärung des Unterfchieds beygefüger if. Es ift die 
Beſchaffenheit des alten Gemäfes und Gewichts dermaſſen ungewiß, Daß warn man zwifchen demfelben 
und dem heutigen, einen richtigen Vergleich treffen, und jenes aufdiefes bringen wolte, man unendliche 
Schwierigkeiten antreffen würde. Was wir unter allen für das wahrfcheinlichfte erkennen , kommt auf 
folgendes an, Ein Culleus hält zwanzig Amphoras, eine Amphora hält zwo Urnas; eine Urna 
vier Congios, ein Longius ſechs Sertarios , ein Sextarius zwo Heminas oder Cotylas, eine che⸗ 
mina zween Duartarios, und endlid) ein Quartarius zween und einen halben Cyathum. _ Ubrigens 
wird der Cyathus nod) weiter in Kleinere Theileeingerbeilet z in deven Beftimmung aber die Schriftftelter 
nicht alle einerley Meinung find, 


Das dritte Capitel. 


Bon den Münzen, infonderheit von dem x) As und deffen 
heilen, und von deſſelben verſchiedenen Abanderungen. 


S.1 


es Römifchen As eigenflicher Urſprung laͤßt fich nicht gewiß anzeigen. Wann wir dem Varro 
glauben, fo war der Janus der erfte, welcher Münzen geprägt hat; welcher Meinung auch 

viele andere darum beppflichten, weilen die älteften Münzen das Haupt des Janus mit zwey Anz 
gefichtern gehabt Haben. Weil aber , was von den Zeiten des Kanus und Saturnus erzehlet wird, mit 
vielen Fabeln vermiſchet ift : fo folgen andere lieber dem Zeugniß des Plinius, welcher den Servius 
Tullius zum Urheber des geprägten Gelds macht; und meldet, daß die erften oder Älteften Münzen 
anfangs einen Ochſen oder Schaf zum Gepräg gehabt haben; daher das Geld hernach von pecus (das 
Dieb) feye pecunia 2) genennet worden. Ein Mufter von einer dergleichen geprägten Platte, bie 
zwar hier nur den vierten Theil des Originals ‚ welches ji) in des -Hn. Foucault Cabinet befindet, aus⸗ 
macht, jeden wir Tab. XCV, Fig. 1. Mach ihrem Gewicht find dergleichen geprägte Tafeln von uns 
terfchiedener Schwere. Dann einige derfelben find vier Pfund ſchwer, und gelten auch eben fo viele Afs 
ſes; daher fie infonderheit Quadraſſes genennet werden ; die nur zwey Aſſes am Gewicht halten, nens 
net der Vater de Molinet, Decuffes ; und die, deren drey im Gehalt haben, Tricuſſes. Allein 
man ift über der Bedeutung des Worts Decuffis nicht einig ; manche glauben, daß diefes Wort viele 
mehr eine Tafel bedeute, die zehen Affes oder zeben Pfund am Gericht Habe; auf welchen Fuß her⸗ 
nad) 


1) Bon dan * und ſeinen Theilen handelt genauer, dam Rechenberg geſammleten Schriftſtellern 
20 b. Frid. Gronov. in den 4, Büchern de fe- von Münzen, zu Leipzig 1690. in 4, wieder ger 
ertiis, worinn er gar viel von den ehemaligen druckt worden 5 
' Meinungen abge d ; — andere Schrifiſtellen 
im 9. Band de en DrOoNoDd. Des wilh. 2) ©. oh. Kardyi | 
2 d >. Harduins opera feledta pag. 197. wo 
Budaͤi 5. Bücher de afle find unter. den vom die Nachricht deg Plinins mehr erläutert wir, 





j — —ñ— — —r — — ——— — — 


Nımmi one Romanı.ıJabula enea afemRom. referens.g-4.A/$65.5.6,7. emzjses.8,9.Irıentes. 
20.13. Quadrantes 15-19. Sextanies.20,22.Stipes uncales22.Irtens reduchus 25.24. dextantes a0 un- 
Gam unamredud.25,.Nummus uncial5.g6_$ Nimmivarüredudi.zg.Quncun®Memmos hos 
Omnes inmuseo [1.Marechall d&trees ser»atos quarta cutusque diametriparteraßü loco asfirmta de-- 


i SUTWDSTmus. 


o 
Dr - 





Te a nr De Oo {rer ee 














| find. Raphael Kabrerri, ei 


ches von einigen für das Haupt des Servius Tullius , Des ange 


halb Duintlein und fechzeben Gran. 





Von mancherley Geldſorten, infonderhelt von dem 48%. 271 


nach Tricuffis vielmehr ein Gewicht von dreyffig als nur von drey Pfunden anzeigen würde, Der Nas 
me As kommt ganz wahrfcheinlicher Weiſe von dem Wort Aes Erz her, weil anfangs die Affes und 
auch andere Münzen, meiftens von Erz geprägt worden. As und Libra, weldyes die Griechen Aıpav 


nennen, haben einerley Bedeutung. ine Libra oder Pfund wurde in zwölf Unzen getheilt; und eben 


fo viele Unzen foll auch der As am Gewicht gehabt haben ; wiewol der P, de Molinet 3) nicht ohne 
Grund erinnert, daß die alten Münzen, fo bier und da gefunden werden , felten annoch ihr rechtes Ges 
wicht haben; allermaffen fie binnen fo viel Hundert Jahren ſchwerlich unabgenuͤzt bleiben koͤnnen, ohne 
etivas von ihrer Materie und Gewicht zu verlieren, 


$%2 Damit wir aber bey der Beltimmung des Roͤmiſchen As deſto fiherer gehen mögen z 
wollen wir vorher von dem Gewicht und zwar infonderheit von der Libra oder Dfund und deſſen Ein« 
theilung das nöfbige erinnern. Libra oder Pfund ift bey den Roͤmern in zwölf Vncias oder Unzen ge⸗ 
theifet worden. Jede Unze theikten fie in acht Drachmas oder Quintlein, die wir Groſſos nennen; 
jeder Drachma hatte ferner drey Scrupulos oder Denarios, und jeder Denarius vier und zwanzig Gras 
na oder Grane; welchemnach jede Unze fünf hundert und fechs und fiebenzig Granen ausmachte. Die 
alte $ibra war weit ſchwerer, als Heut zu Tage. Allein es finder fid) bey dem Ubergewicht groſſe Lin» 
gleichheit; es mag nun ſeyn, daß diefer Unterſchied des Gewichts gleich anfangs gewefen, (85 haben nem⸗ 
lich die Alten Hierinn nicht allemal die nörhige Genauigkeit beobachtet ; ſondern es findet fich fo gar unter 
folhen Münzen, die zu einer Zeit und von gleichem Gehalt geſchlagen worden, ein merklicher Unter— 
ſchied; obgleich diefelben gar nicht abgenußt, fondern fo gut find , als ob fie erft aus der Muͤnz gekom⸗ 
men wären) oder daß die Art des Gewichts ſich zu unterfcyiedenen Zeiten ſelbſten verändert habe; ober 
aber, daß das Gewicht diefer Münzen durch die fange der Zeit bald mehr bald weniger abgenußt worden; 
welche legtere Urfache ſehr oft ftart finderz ob gleich die beyden erſtern auch nicht gänzlich zu verwerfen 
in in den Alterthumern fehr erfahrner Mann, hat mit vielen Gründen barz 
gethan, daß ein jedes heutiges Römifches Pfund zwey hundert und acht und achzig Gran Teichter jene, 
als ein altes; daher auch jede Unze heut zu Tag vier und zwanzig Gran Teichter ſeyn müßte, Berner 
ift eine heutige Römifche Unze und Pfund um den zwölften Theil leichter als die zu Paris, Man verz 
ſteht aber hier eine ſolche Libram oder Pfund, welche zwoͤlf Unzen hat, wie das Apothecker⸗ Gewichtz 
man muß alfo von 24. Denariis , woraus fonften eine Unze befteht, zween weg nehmen, wann fie einer 
Romiſchen Unze gleid) kommen foll. Aus diefem erhellet daß unfere heutige Unze der alten Römifchen 
ziemlich ‚gleich komme; alfo zwar, daß, wann je einiger Unserfchied darzwiſchen wäre, folder kaum et⸗ 
lid)e wenige Grane austragen wuͤrde. 


F. 3. Dieſes voraus geſetzt, wollen wir nun den Alfem ſelb 
felbe zu verfehiedenen Zeiten, in feinem Werth, verringert worden, etwas genauer betrachten; woben wit 
uns infonderheit derjenigen alten Originalien von Allıbus md deren Theile, die in dem berühmten Cabiz 
net des Marfchall de Etrees anzutreffen find, bedienen werden. Es war niche nur der Hs, fendern 
Zuch alle feine Theile, aus Erz gefthlagen, mit allerley Figuren, ven Men ſchen⸗ Köpfen, Thieren, und ans 
dern Dingen, daß der Grund davon etwas tief, Die Figuren felbft aber merklich erhaben waren; Das 
her diefelben unter dem Gebrauch auch viel leichter abgenüßtt wırden, als wann fie ganz flach und nicht 

‚iten ein Haupt eines Menfchen, weis 


erbaben gewefen wären. Der erite As Fig. 2. hat auf beyden Seite 
h g Is Fig. 2. hat auf blichen erften Urhebers des geprägten 


ften mit feinen Theilen, und wie ders 


Die Zahl I, womit diefe Münze auf dem Rand bezeichnet iſt, wird insgemein 
und bedeutet, daß derfelbe ein Pfund wiege, welches das eigentliche Gewicht 
eines Afis war. Dieſer aber wieget nad) dem heutigen Parifer Gewicht, deſſen wir uns aud) bey Abs 
wiegung der übrigen bedienen wollen, eilf Unzen md eine Dradıma wber Duintlein. Der andere 48 
Fig. 3. bat auf der einen Seite das Haupt des Mercurius, mit einer Sichel, und auf der andern zween 
‚Köpfe, fo ruͤcklings zufammen ſtoſſen, und alfo für das Haupt Des Janus mögen angefehen werden; dies 
fer hat am Gewicht acht Unzen fechs und eine halbe Dradyma, und vier und zwanzig Gran ;_ ob num gleich 
derfelbe auch etwas abgenuie üft: fo iſt doch nicht feicht zu glauben, daß er jemalen zwölf Ungen ſchwer 
geweſen jene; gleichwie auch viele andere, deren Gewicht ic) oͤfters unterfuchet habe, niemalen ihr voͤlli⸗ 
ges Gewicht von zwölf Unzen hatten; fondern meiftens anfänglich nur meun, zehen bis eilf Unzen fehels 
nen gehabt zu baben. Der dritte Fig. 4, hat auf der einen Seite das Haupt des Janus, auf der ans 
dern aber ein Schiff, mit dem Zeichen I auf dem Rand, wie Fig. 2. Diefer wiege neun Ungen ein 


Pyy2 $. 4 


3) In dem treflichen Werk, Je Cabinet de Ta biblio- Molimet Paris 1668. gros fol. 
theque de S.Genevieve etc. par le R. P. Gl, du 


Gelds gehalten wird. 
auf den Allibus gefunden, 














272 Des vierten Buchs drittes Kapitel. 


$. 4. Theile des Aſſis finden ſich in geruͤhmten Eabiner des Marſchal d'Etrees fehr viele, Der⸗ 
gleichen waren 1.) Deunx d.i, eilf Unzen, als wollte man ſagen, deeft Vncia, eine Unze man 
gele ; welches die wahrhaftige Ableitung diefes Worts if, 2.) Dertans, das ift jehen Theile des 
Aſſis oder zehen Unzen. 3.) Dodrans oder neun Theile des Aſſis, oder neun Unzen; weldyer feinen 
Namen a demto quadrante, oder felen, dem vierten Theil des Aſſis hat; 4.) Yes, welches fo viel als zwey 
Drittheil des Affis oder acht Ungen ; dann bes ſcheint von dues, wie bis von duis, berzufommen. 5+) 
Septung, fieben Unzen. 6.) Semis oder Semiffis, fo der halbe Theit eines Affis oder fed)s Unzen. 
7.) Quincunx, fünflinzen. 8.) &uadrans, drey Unzen , als der vierte Theil eines Aſſis; daher 
derfelbe auch mit drey Puncten bezeichnet ift. 9.) Sertans, oder zwey Unzen, als der fechfte Theil eis 
nes Aſſis; fo eben deswegen mit zwey Puncten bemerket ift. 10.) Uncia oder Stips Unciaus als 
der zwölfte Theil eines Aſſis. Am häuffigften findet man die Gemiffes; andere Theile aber, Deunces, 
Dertantes, Dodrantes, Beſſes und Septunces habe id) bisher noch feine geſehen. 


5. 5. Der Semis, welchen Fig, 5. vorſtellt, hat auf der einen Seite das mit einem Lorbeerkranz 
gecrönte Haupt des Jupiter, auf der andern aber ein Schiff, über welchem ein S, als das gewöhntis 
che Zeichen des Semillis zu fehen ift; der Punct unter dem Kopf des Jupiter bat hier feine befondere 
Bedeutung, Doc; möchte einer etwan auf die Gedanken gerathen, daß diefe Münze in der That ein 
Septunx feye, auf welcher das S fechs Unzen, der eine Punct aber die fiebende bedeute. Der folgende 
Semis Fig. 6. hat auf der einen Seite das Haupt der Ööttin Rom, auf der andern aber das Haupt ei⸗ 
ner andern Weibs» Perfon, welche vielleicht Venus ſeyn mag ; das liegende n bedeutet den Semiſ⸗ 
fen. Fig. 7. ſtellt einen andern Semiſſem vor, der auf beyden Geiten das Haupt von Rom mic einer 
beygefegten Keule hat ; doch ift hier das gewöhnliche Zeichen des Semiſſis, fo ein 8, nicht beygefuͤgt. Mana 
che glauben, daß diefe Keulen und andere dergleichen Neben ; Zeichen, welche aufden alten Münzen dem 
Gepräge beygefüget find,. vielmehr Zeichen der verſchiedenen Münze Meifter 4) gewefen. Dann nur 
allein in Rom waren vier befondere Münzftätte, welche vielleicht durch dergleichen Zeichen voneinander 
unterfchieben wurden ; wie heut zu Tag die verfchledene Muͤnz · Orte oder Städte in Sranfreich, wo Geld 
geprägt wird, auf den Münzen felbft durch gewiſſe einzele Buchſtaben angedeutet werden. . 


$. 6, Der Teiens , der dritte Theil eines Aſſis pfleget insgemein mit vier groffen Puncten, fo 
vier Unzen bedeuten, unterfchieben zu werden. Unter fehr vielen merfen wir Bier nur zween Fig. 8. und 
9, Der erftere iſt auf der einen Seite mit dem Haupt Roms, auf der andern aber mit einem chiff bes 
zeichnet; der leßtere hat auf der einen Seite einen Delphin mit einer Sichel , und auf der andern einen 


Donnerkeil. Der Duadrans ift mit drey ftarfen Puncten bezeichnet ' weil er am Gewicht drey Unzen 
en 


bat; welche von zwölf Unzen den vierten Theil ausmachen, Bon diefen theilen wir fünfe mit; unter wel— 
chen der erfte Fig. 10. das Haupt des Hercules und ein Schiff führer ; der andere Fig, 11) bat auf bey⸗ 
den Seiten einen Kopf mit einer Phrygifchen Mügez der dritte Fig. 12. hat auf der einen Seite einen 
Hund, auf der andern aber eine Roſe, oder ein Nad; der vierte Fig, 13. har ein Schwein, und der 
fünfte Fig. 14. auf beyden Seiten eine flache Hand und eine Keule. Der Sertans ift mit zween Puns 
cten bezeichnet, welche den fechiten Theil eines Aſſis, zwey Unzen, anzeigen. Unter vielen bringen mie 
bier Fig. 15 — 19. aud) fünfe bey. Der erfte Fig. 17. hat auf der einen Seite ein mit einer bwen— 
baut bedecktes Haupt , auf der andern ein Schiff; Der andere Fig. 16, hat ein gewiffes Gefäs und ein 
Rad oder Blume; Der dritte Fig, 17. den Mercurius und ein Schiff; der vierte Fig, 18, eine Mur 
fchel, ven Heroldftab des Mercurs und eine Sichel, und der fünfte Fig. 19, einen fiegenden Hund und 
eine Leyer. Das niedrigfte Gewicht war die Uncia oder Stips uncialis, davon in gemeldeten Cabinet 
zeben Stücke zu fehen find ; allein ich Fan mir nicht einbilden , daß eine einige aller Diefer zehen Stuͤcke 
jemalen eine Unze gewogen habe; vielmehr ſcheinet es, daß fie nur zu dem Ende gepräget worden, Daß 
fie eine Münze von einer Unze vorftellen, und auch fo viel gelten ſollten. Die meiften find mit dem 
* der Goͤttin Roma und mit einem Schiff oder Wuͤrfein bezeichnet ‚ wie aus Fig. 20, und 21. zu 
erſehen. 


$. 7. Da wir nun auf die Reduction des Aſſis kommen wollen, fo ift voraus su merfen , daß da 
in dem erſten Punifchen Krieg die gemeine Caffa fehr erſchoͤpft worden , der Ag * dem en 
Plinius B. 33, C. 3. auf einen Sextantem ſeye reducite, und daher As Sextentarius oder Sex⸗ 
sentalis genennet worden. Dann zu der Zeit hat man alles, was noch in dem Schatz war, einges 
| ſchmol ⸗ 
4) Worinn doch aber bie Muͤnzkenner nicht einig find; an 


ä Plate : » i ißheit ſchon 
indem, was einer für ein Muͤnzme iſter⸗Zeichen je bad wird; dergleichen Ungewißheit ſch 


u 
hält, von andern filr ein Sinnbild der Stadt ic len Nanen PR Maced Könige 1 





j 





Von mancherley Geldforten, infonderheit von dem Affe. 273 


ſchmolzen, und feft geſetzt, daß ein folder neugeprägter Sextans fo viel als ein vollfommener As gelten 
folle; nach welchem Verhältnis aud) die übrigen Theile des As auf einen hoͤhern Wehrt gefeger wurs 
den, Soichergeſtalt wog ein As zwo Unzen ; ein Semis eine; ein Triens fünf Drachmas und vier und 
zwanzig Gran; ein Duadrans vier Dramas; ein Sertans zwey umd ein halb Duinflein oder Drach— 
mas und zwölf Gran; eine Uncia ein Quintlein und vier und zwanzig Öran. Wann aber ein As auf 
eine einige Unze herab gefegt wird, fo gelten vier Dradıma einen Semiffis ; drey Drachma und neuns 
jehen Gran einen Quincunx; zwey Dradıma und acht und vierzig Gran einen Triens; zwey Drachma 
einen Quadrans; gin Drachma und vier und zwanzig Gran einen Sextans, und zwey und vierzig 


Gran eine Unze. 


$. 8. Als ferner in dem zweyten Punifchen Krieg die Macht der Römer unter deren Dictator Fa⸗ 

bins Marimus durch den Carthaginienfifchen Feldherrn Hannibal fait gänzlid) zu Grund gerichtet war, 
wurde der As fo gar vorbefagter maffen auf den zwölften Theil, nemlic) bis auf eine einige Unze herab 
gefegt ; welche Reduction allerdings etwas unerhörtes und eritaunensmwürdig war. Ja was noch mehr 
zu bewundern iſt, fo wurde der As endlid) bis auf den zwanzigften Theil reducirt; dergleichen As Dlis 
Jius an vor angejog.nem Ort Affem Semiuncialem nennet. Und da diefe Erhöhungen bes Gelds nicht 
nach und nach und Stuffen weife gefchehen, fondern der As in Furzer Zeit auf einander erftlid) auf den 
fechften , nachgehends auf den zwölften und endlich gar auf den zwanziaften Theil veduciret worden: fo 
Ean man daraus fhlieffen, in wag für einer groſſen Noth das gemeine Weſen Damalen muͤße geſteckt has 
ben. Einen auf vorbefagte Art reducitten Allem habe id) zwar nirgend gefehen, doch trifft man einige 
von deſſen Theilen an. Solcher geftalt befindet ſich in mehrgedachtem Cabinet ein Trieng, deffen Abdruck 
wir Fig. 22. vor ung fehen; als welcher im Anfang: ſcheint zwo Unzen gehabt zu haben; man ſiehet 
auf defien einer Seite ein Haupt, vielleicht der Stadt Nom; und auf der andern den Hercules, der 
den Tontaurus erfchlagen will. Nicht felten befommt man auch dergleichen Sertantes, die auf eine 
Unze reducirt worden, und insgemein mit zween Puncten ‚bezeichnet find, ob fie gleich eigentlich nur den 
halben Theil eines alten Sextans ausmachten. Dergleichen fehen wir Fig, 23. 24. auf deren erſteren 
ein Vogel, der eine Blume im Schnabel hält, und Die Woͤlfin, ſo den Romulus und Remus ſoll ge» 
finger haben ; auf der andern aber den Mercur und ein Schiff. Cs gibt aud) noch andere Münzen, 
welche mit einem Punct bezeichnet find, und eine Unze auszumachen feheinen; die übrigens allefamt auf 
der einen Seite mit der Sonne, auf der andern aber mit dem Mond und zween Sternen befeßet find; 


wie Fig. 25» 
8.9. Auſſer diefen Theilen von unterſchiedenem Gewicht, bat man aud) noch andere, wo man 
gleichfalls muthmaffen kan, daß verſchiedene Redudtiones damit vorgegangen feyen. Dergleichen fin: 


1.) der Semis Fig. 26, deffen bengefügtes Zeichen deutlich zu erfennen, 2.) Der Sextans Fig, 
27. in länglicht runder Form, fo mit zween Puncten bezeichnet; und noch ein anderer Fig. 28. auf wels 


chem eine mit Bändern oder Riemen umwundene Hand, dergleichen diejenigen hatten , Die fih mit Ce-. 
9 D g ] 


ftibus fehlugen, und zwo Keulen zu fehen find. 3.) Ein Ouadrans Fig. 29, auf deffen einer Seite 
ein Kopf, auf der andern aber ein Ochs, der über einer Schlange mwegläuft. 4.) Ein Triens Fig. 30. 


auf deifen einer Seite eine fahe Hand, auf der andern aber zwo Keulen mit einer unbekannten Yufs. 


ſchrift zu fehen. 5.) Ein Stips undialis Fig. 3 1, der auf der einen Seite mit einem menfchlichen 
Haupt, das mit einer owenhaut bedeckt, auf der andern aber mit zween aufgerichteten Delphinen bes 
zeichnet ift. Endlich feheinet es , daß wir Fig. 32. für einen Quincunx annehmen fönnen, ob ich 
es gleic) fonft nirgend , als in diefem Mufeo angetroffen habe; wenigftens ift er mit fünf Puncten bes 
zeichnet, und hat auf der einen Seite ein mit einem $örbeer » Cranz becröntes Haupt, auf der andern 
aber ven Caftor und Pollux, unter welchen det Name Roma ſtehet. Endlich müflen wir für den Leſer 


anmerken, daß wir in Abfchilderung der auf diefer Tab. XCV. vorfommenden Stüde von Fig, 2 — 32 


überall zu Befchreibung der kleinen Circuln nur den halben Radius oder vierten Theil des Diamerer von 
den Driginalien genommen Haben , wie fie in dem Monefaucon fetbften ftehen. 


$. 10. Unter det Gelehrten pflege hier auch die Frage aufgewörfen zu werben, was bie Alten une 

tet bem Aes grame verftanden haben; welche Redensart mehrmalen vorkommt. Alſo fagt z. E. Liuius L. 
IV. c. 60. Aesgraue plauftris quidam ad aerarium conuehentes, ſpecioſam etiam collationem 
faciebant; und A. Bellins B.10.€. 6. fage von der Tochter bes Appius Caecus: multam ei dixe- 
runt aerisgranis uiginti millia, Unter den verfchiedenen Meiningen, welche hierüber bekannt worden, 
fejeinen infonderheit zwo ſehr nahe zum Ziel zu treffen ; ir nehmen das aes graue für ungeprägt 
55 : etall 














274 Des vierten Buchs drittes Capitel. 


Metall 5) an, mie es in die Münze geliefert wird, wodurch es von dem geprägten Geld, als dem As 
und deſſen Theilen unterfchieden wird; wie z. E. heut zu Tag in Frankreich zwifchen taufend Pfund oder 
Livres Gold nad) dem Gewicht und taufend Livres in gemünzren Geldfdrten ein fehr gröffer Unter⸗ 
ſchied ſeyn würde, Die andere Meinung feßet obgedachte Reductiones zum Grund; da man nemlich 
untet dem aere graui folch Geld verſteht, wie es vor ſolchen Reductionibus fein völliges Gewicht und 
Wehrt gehabt hat; fo, daß derjenige, welcher fhuldig war 25000, libras in aere graui zu bezahlen, 
gehaiten war, nad) dem alten Gewicht eben fo viel Pfund, die Libram oder Affen zu zwölf Unzen 
gerechnet, darzulegen, 


$. 11. Nachdem die Römer ſich fange eherner Münzen bediener batten , fingen fie endlich an 

aud) filberne und güldene zu ſchlagen. Plinius redet Bud 33. C. 3. von den filbern alfo : Unrer der 
beyden Burgermeiftern &, Ogulnius und €. Sabius 6) in dem fünften abe vor dent 
erften Punifchen Krieg, hat man zu erſt angefangenfilberne Münzen zu prägen; und 
fand man damalen für gut, den Denarius auf zehen Pfund an YIerall oder zeben ib⸗ 
cas, den Quinatius auf fünfe, den Sejlerrius aber auf zwo und eine balbe Libra am 
zufegen. Als nachgehende; da D. Sabius Maximus Dicsaror war, Die Affes auf eine 
Unze geſetzt wurden, gefiel es dem Kath den Denarius auf fechzehen Affes zu feuzen , 
den — auf achte, und den Sextarius anf viere; welcher 'geftalt das wemeine 
Weſen beynahe die Helfte gewonnen bat. Doch if bey der Auszahlung des Solds 
im Krieg der Denarius nicht höher, als zu zehen As gerechner worden, Das Zeichen 
diefer fülbern Münzen waren zween⸗ und vierfpännige Wagen, Daber fie auch bigari. 
und quadrigati hieffen. Nachgehends find nach dem Lege Papiria, Die Alles, Semun- 
ciales gemacht worden, Julius Druſus bar ferner, da ee Tribunus plebis war ‚die 
Silber» Münzen mir einem Zufag von dem achten Theil Erz vermifcber, Die Nummi 
uietoriati find nach dein Lege Clodia geſchlagen worden; dann vorhin wurde diefe Ark 
Gelds, welche aus Illyrien Bam, für eine Waare angefeben; das Zeichen derfelben ift 
ein Siegsbild, davon fie auch den Namen führen. Alle diefe Münzen fehen wir Tab, 
XCVI. Fig. 1 —8. nad) dem Pere du Moliner. Der erſte Fig. 1. der aufider einen Seite das Haupt 
des Janis 7) ohne Dart, mit einem Lorbeerkranz, auf der andern aber den Namen ROMA hat, iſt 
ein doppelter Denatius, der an dem Werth der Griechen ihrem Didrachmo gfeic) gehalten wurbe. Der 
zweyte Fig, 2, wird für einen Denarius gehalten, welches ‘aus der beygefügten Zahl X zu erfeninen 
mdem Denarius feinen Namen von den zehen ehernen Aflibus, die er an feinem Wehrt hielte, bat, 
Der dritte Fig. 3. if ein Quinarius oder halber Dencrius, der fünf As galt; wie die beygefeßte Zahl 
V anzeiget, Der vierte Fig. 4, iſt ein Seſtertius 3) oder halber Duinarius,-und alfo der vierte Theil 
eines Denarii , der in feinem Gehalt fuͤr zween und einen halben As gerechter wurde, Das gemeine 
Zeichen, womit dieſe Seſtertien ausgedruckt werden, iſt IIS oder HS, welches zween Alſes und einen 
Semiffem over dritthalb alſes bedeutet. Hiebey iſt noch zu merken, daß dieſer Seſtertlus nur für el⸗ 
nen kleinen Seſtertius angenommen werde; weilen der groſſe Seſterilus je auf tauſend Seſtertlen ge⸗ 
rechnet wurde; alſo daß, wann man ſagt centum IIS das iſt centum uel certies ſeſtertium, darun⸗ 
ter hundert tauſend Seſtertien verſtanden werden; wobey leſtertium für den Genitiuum pluralem an⸗ 
genommen wird, Fig. 5. und 6. ſehen wir den Denarium bigatum ind quadrigatum , welche beit 
Namen 

5) Diefe Meinung hat nach andern Jac. Perizonius nicht zum Geld gedienet; man kan Fü 
) fehr vertheibige In — 5 de are I He gi 3% 
graul 1713, zu Leiden, wider Lud Küfter, det 7) ©. El. Gros du Bofe diflertation für le Fans 
aes graue im Verhältnis des Goldes und Sil⸗ ‚des anciens, et für quelques medailles qui y 

bers, (die düc) aes heiffen) verſtund in der dia- «, ODE rapport Paris 1708. 12. ; 

triba antigronouiana; indem Job. Gr. Bronod 8) Sefertius feil, »unimns, für Semis tertius, ober ®. 
lib, 3. c. 15. de feltertiis, der nachher gemeldete alles und ein halder. Wenn man feflertium fin: 
Meinüng war, daß aes graue in Abficht des nach⸗ ‚Det, muß pondus perftanden werden. Cine i- 
ber leichtern affis fo hieffe; womit auch Joh, bra hielt 40». feftertios (nummos) 2. librae al 
2 Selen Oster Diner lie, 0 ale abe (ren ja) 
ſetzt e8 "unter die Burgermeifter Eicinius und {6 Hate g machte felterium, To00. Seltertios; 


emeit fo Hatte ed Gronod id. 4. deurlicher gemacht, bit 
Cambias (fo wohl verfaſcht ift ); von Plinik auch den —— — ben man 
Nachricht fl Sarduin in feiner Ausgabe zu vers ohne Recht, angenommen, vertwirft, li. 1.c- 2% 
gleichen. Wann Darro bey dem ChHarifiug —— 


» h e N fung‘, daß feiter- 
aan! schon imter dem König Tullius fülberite tum Teinedtepd Sir vente alte gat 

uͤnze meldet, fo verſteht es Gronos lib. 4. c {ehr lobet / wor nach unfer Verfaffer leicht zu bour⸗ 
13. de alle, nur von was auſſerordentlichen ſo theilen ft, 





Tab-LXXXXVI. 


ji 9 
—anmnno—, 
UHR 





UHR, SARMABCN ANDI MUB MORRING DM. Mina) Haar 


j I MIT T 
vr DR IE eu Tr 
io N NLA U — — 


ZFZT LITIHIIN ————— 





I. Nammi argentei et aureiex museo S. Genevieveı. Denaruus duplexz.Denarius.3.Quinioraus 4 „Jestertus.5,6.Denarzus 
Prgatus. tquadrigatus.yNummus vietoriatus.8.Denarius16 asfam.910DenartusDrachmahs et Didrachmon.u Mus aure- 
us.ıg. Seraisji5.15.Jremijßıs.IT. Yarıapondera 14-26. Jalentum Atticum.2Ill Aedıficia.28.Lorta mais; Romieag Janus Qunärs 
2 NM Symbola regionum fluriorum,urbium.e.e- Orientis etOccidentis 5052.Ajüx 5.39 Africa se Ntaliie36Rome37Nepolis 53: 


es 


























ET. _ 


Yon allerley Geldforten, infonderheit von dem Affesc. 2735 


Namen von den zween⸗ und vierfpannigen Wagen ve ‚ die darauf geprägt find. Fig. 7. fehen wir 
auch einen Nummum Vi&oriatum , weldye den Namen von der Victoria befommen haben, damit 
die andere Seite derfelben bezeichnet war, Ferner gibt uns Fig. 8. einen Denarlus von fechzehen As 

zu erkennen, dergleichen in dem zweyten Puniſchen Krieg find gefchlagen werben. Man erkenner diefe 
Münze an der Zahl XVI, welche Hinter dem Kopf ver Stadt Rom fteher, 


872% Zu diefen Münzen fegen wir Fig. 9. und 10. einen Denarium drachmalemund ein Die 
dradymen. Eriterer wird desivegen Drachmalis genannt, weil er mit der Arhenienfifchen Drachma ei 
nerleh Gewicht hatte, dieſer aber nad der Reduction des Denarii, der vorhin den fiebenden Theil einer 
Unze ausmachte, der achte Theil einer Unze war. Didrachmon und deffen Gewicht ft aus dem beyges 
fügten Wort Iuspaxuor deutlich zu erkennen. Ubrigens gibt es noch wine gewiſſe Arc Münzen, welche 
Nummi ferrati genenmet wurden, Damit man nemlic dem Betrug der Münzmeiiter zuvor Fommen 
möthte , welche dieDenarios in der Mitte mir einem Bläflein von Metall, weicyes fie auf beyden Sei⸗ 
sen mit fübern Dläclein bedeckten, betruͤglich werfälfchten; fo haben fie angefangen die Münzen ringsum 
zu feiten,, daß fie lauter Zähne defamen, wie eine Säge; um diefen Betrug zu entdecken. 


F. 13. Bon den filbern Münzen Fommen wir zu den güldenen, von welchen Plinius an obam 
gejogenem Ort alfo vedet: Die yüldenz Muůunzen hat man erft zwey und fechzig Jahr her⸗ 
nach), als die filbern gepräge worden, zu ſchlagen angefangen; und zwar auf Diefen 
Suß, daß ein Scrupel 9) zwanzig Seſtertien am Werth harce, welches nach Librie 
3u rechnen, wie die Sefterrien Damalen gegeiten 1 aben, eine Summe von 900, Ger 
#tertien ausmachte. Die güldene Münze, die wir hier big. TI. angeben, wird von dem pP. Mo⸗ 
tiner für eine der ältften gehalten, welche in Rom geſchlagen worden ; under meldet, daß er ſie mireinem 
Sranzöfifchen Louis d’Or beynahe von eineriey Gericht gefunden Habe. Auf der einen Seite ift das 
Haupt der Göttin Roma, auf der andern aber Caſtor und Pollux. Die folgende Münze Fig, 12. iſt 
ein Semiffis oder die Helfte von der vorlgen, auf deren einer Seite das Haupt bes Mars mit beyge⸗ 
fügter Zahl XV zu fehen ift, zum Zeichen, daß diefelbe für funfzehen Denarios feye gemuͤnzt geweſen 
Die Heinfte Münze Fig. 13. foll’ein Tremiſſis 10) feyn, ‘oder der dritte Theil eines Semiſſis, und 
der fechfte Theil eines Aurei, fo ein Scrupulum ober den dritten Theil einer Dradyma wog. Die beta 
‚gefügte Zahl XX Hat ohne Zweifel die Bedeutung, daß diefelbe zwanzig Seftertien am erth gehabt 
Babe, welches auch mit den Worten des Plinius, Der fagt, daß ein Sceupel zwanzig Sefterrien aus⸗ 
gemacht habe, uͤbereinſtimmet. 


$. 14. Dun iſt noch übrig, daß wir aud) mit wenigen die Frage erörtern die unter ben Ge⸗ 


lehrten aufgeworfen worden, ‘ob die Münzen, welche Hier und da in ben Minz  Tabineren angetroffen 


werben, ordentliche Geldforten „die im gemeinen Leben gang und gäbe gervefen; oder ob ſolche 
etwa nur für gewiſſe Gedaͤchtniß⸗ Münzen oder Schau⸗Pfenninge zu halten, wodurch man das Ans 
denken geoffer Thaten und beruͤhmter Maͤnner Hat zu erhalten 1X) geſucht ? Warn ich Hiervon meine 
Meinung kuͤrzlich anzeigen ſoll; fo geftehe ich gerne, daß ich jener erſtern Meinung, da man diefe Geld⸗ 
orten für gangbare Münzen hält, die im gemeinen geben bey kaufen und verkaufen orbentlic) gebraucht 
‚worden , allerdings zugethan ſeye ‘als wozu mic) infonvderheit zween Gründe beivegen. Der erfte if, 
‚weil die gangbare Münzen jederzeit ein Kopfbild Hatten; welches nicht nur aus dem Zinsgroſchen, der 
sunferm Heiland vorgemwiefen worden, erhellet; fondern auch aus andern Bengriifen Fair erioiefen werben. 
Alſo leſen wir 3. E. bey dem Dopifchs, in einem Brief, ben ber Kaifer Valerianus an den Cejonius 
Albinus einen Stadthalter geſchrieben, Daß er dem Aurelianüs wegen feiner geleiſteten Dienfte täglich 
Ween güldene Antoriinidnos, fünfzig Eleine filberne Ppilippeos und Hundert Cherne Denarios angerviefen 
habe. “Eben diefer Valerianus befiehlt in einem andern Sn C. 12. indes Vopifei Aureliano, da 


355 2 man 

) Es heißt auch feriptulus, Jeripulus; ‘eine libra medaglie, den aber Lud. Savot widerlegt, in 
” ‚hielt 288. feripula, Die Stelle bes plinius er⸗ diſcours für les medailles antiques, erter Abs 
leutert Harduin op: ſelecta p. 190, _ ſchnitt; welche Abhandlungen auch lateiniſch im 
10) Sonſt hies es ſchlechthin aurus nachher ſetzte elften Bande Thef. Graerv. ſtehen. Sarduin 
man folidus dazu,um ed von demfemifüsundtre- hat eine beſondere Abhandlung in opp. f-iettisp, 
miflis zu unterfcheiben, bie auch aureus hieſſen 7 506. und behauptet, nach ind nad) ſehen die Mun⸗ 
aber nur Theile des alten waren. Bronoo lib. zen an Geldes Statt gebraucht worden, mit Vers 
2.0.15, \ — * ſtattung der Kaiſer. Die Gründe beyder Mey⸗ 
11) Seb Exrizzo bat dieſen Unterſchied gemacht 7 nungen hat Steph.Chamilard in den 18. diß 


daß diefe Münzen ehedem nicht das geweſen, was fertations fur plufieurs medailles, Wngefühtt 5 


bey ung das Beld iſt, in dem difeorfo Topra le Paris 1781. % 



































276 Des vierten Buchs drittes Capitel. 


man dieſem Aurelianus zu Beftreitung der Koſten zu einem Ludus Circenfis 300, güldene Antoninla⸗ 
nos, 3000, kleine filberne Philippeos, und F0000, Seſtertien in eherner Münze auszahlen folfe. Eben 
diefer Vopiſcus bringt in feinem Probus C. 4. einen andern Brief bey , in welchem vorgedaghter Dar 
lerianus diefem Probus 100, güldene . Antoninianos, 1000, filberne Aurelianos und 10000. eherne Phi⸗ 
lippeos zu zahlen beſohlen hat. Was ſind nun dieſe Antoniniam Aureliani und Philippei anders, als 

uͤnzen, auf welchen das Bildniß und Namen des Antonini, M. Aurelii und Philippi, gepraͤgt waren? 
gleichwie wir heut zu Tag in Frankreich diejenigen güldene Münzen Louis d’Or nennen, welche mit dem 
Bruftbild und Namen des Königs Ludwig bezeichnet find. Da nun die alten Münzen, die wir heuf 
zu Tag in den Cabineten antreffen, eben dergleichen Gepräg haben: fo muß man entweder eingefteben 
daß diefelben vor diefem wie gangbare Geldforten im Gebrauch gewefen ; oder man muß ung fagen, wo 
dann die alten Muͤnzſorten, deren fie fi) im Handel und Wandel bedienet baben , alle hingekommen 
feyen. Dann wer folte wohl glauben, daß in fo langer Zeit Feine einige von dergleichen gangbaren 
Muͤnz + Sorten follte entdeckt worden feyn? Es werden in Stalien, Frankreich und anderswo noch im⸗ 
mer eine groſſe Menge ſolcher Muͤnzen ausgegraben, welche vor alters in die Erde vergraben worden, 
und denjenigen, welche wir in den Muͤnʒ⸗ Cabineten antreffen, vollkommen gleich find, Wann wir 
anbey betrachten, was für eine erftaunenswürdige Anzahl dergleic)en güldener, filberner und anderer 
Münzen zu verfchiedenen Zeiten an mancherley Orten fenen gefunden worden: fo fragen wir billig , zu 
was Ende eine gar groſſe Menge Münzen feyen gefchlagen worden; warn man fich derfelben nicht aud) 
im Handel und Wandel bediener hat? 


$. 15. Den andern Grund, meiner Meinung nehme ich daher; weil die Münzen, die bier und 
da aus der Erde gegraben werden, nicht alle gleich gut befchaffen ‚ fondern einige mehr, andere weniger 
abgerieben und’ abgenußer, ja einige derfelben noch dermaflen wohl behalten find, als wann fie erft aus 
der Münz gefommen wären; da hingegen andere fo fehr abgefchliffen und abgenuße find, daf man kaum 
das Bildniß der Kaifer daran erfennen Fan; daraus man mit allem Recht fchlieffen Fan „ daß diefelbe 
allerdings einsmals gangbare Geldforten müffen gewefen feyn, deren einige länger, andere aber eine nur 
kurze Zeit gebraucht worden, Auch ift zu beobachten, daß manche aus befondern Metall gefchlagen , 
und mit den fhönften Farben, infonderheit aber einer blauen oder vörglichen Farbe dermaffen überzogen 
find, daß man glauben ſollte, fie ſeyen durch eine befondere Schmelz Rımft im Heuer alfo verfertiget 
worden. Auch diefe Münzen find nicht auf gleiche Weiſe erhalten ; fintemalen einige annoch ganz neu, 
und als erſt aus der Hand des Künfklers gefommen zu feyn ſcheinen; da Bingegen andere zum Theil, noch 
andere aber fat gänzlich abgerieben find. Syn den Schmelz Defen der Goldarbeirer pflegen dergleichen 
güldene, filberne und andere Münzen, häufig eingefhmolzen zu werben. Endlich ift Hier noch zu gedens 
ten, daß da die Alten zu manchen Zeiten fehr darauf beforge feyn muften ‚ Ihr Geld und Schäße unter 
die Erde zu vergraben; die gangbare Geldforten zum öftern dermaffen verfchwunben find, daß man ſich 
immer He befunden, neue zu fihlagen; daher Dann die groſſe Menge derfelben in die Welt ges 
Fommen ift, 


$. 16. Mit allem diefem aber leugnen wir kelneswegs, daß nicht auch bisweilen andere Münzen 
folten geprägt worden feyn, welche eben nicht zum allgemeinen Gebrauch im Handel und Wandel bes 
ſtimmt; fondern von gröfferer Form waren, und bey ung Medaillons genennet werden. Won diefer 
Art aber hat man nicht viele, und find diefelben insgemein fehr wohl conſervirt; welches eben zum Des 
weis dienet, daß diefe im Handel und Wandel nie einen ordentlichen Lauf gehabt, Es bleibet demnach 
fein Zweifel übrig, daß die Münzen fo heut zu Tag in Münz +Cabineten verwahret find, und denenobs 
befchriebenen gleid) kommen ; vor Alters nicht folten gangbare Geldforten geweſen feyn, 


$. 17. Es wird auch hier annoch mir wenigem zu gedenken feyn, auf was Ar ife die uns 
fägliche Reichthuͤmer an — Silber, wie Es ES eritih * — — an 
die Perſer gekommen, und von dieſen auf die Griechen, endlich aber auf die Römer gebracht worden } 
welcher aeftalt das alte Nom, deffen Einwohner anfangs fehr arm gewefen, endlich) zu einem fo groſſen 
Reichthum gelanget ift, daß die meiſten Burger und Obrigkeitlichen Perfonen einen ſolchen Pracht fuͤh⸗ 
ven 12) und fo geoffen Aufwand beftreiten Fonnten ‚ daßes ihnen darinn heut zu Tag manche groffe Fürs 
fen, ja wol gar Könige ſchwerlich würden gleich thun Fönnen. Alle dieſe unſaͤgliche Schaͤße, welche 
von den Zeiten J. Laſars das ganze Roͤmiſche Reich in die drey hundert Jahr lang erfuͤllet hatte, fieng 
man an nad) dem Tod des Alerander Severus, wegen der damaligen Unruͤhen in dem Roͤmiſchen Reich⸗ 
zut 


12) ©. Zoh. Meurſium und Kobierzichtum, de luxu ro⸗ maegnitud 
manorum ; auch den Lipſins und andere, ſo de craine Fomana deſchtieben haben, 





Von mancherley Geldforten, infonderhelt von dem As x. 277 


zur Sicherheit groͤſten theils in die Erde zu vergraben, Und weil diefe fehlechten Zeiten länger anhielten, 
gefchabe es, dag man nicht nur das Gold und Silber bis auf die Zeiten des Gallienus wieder in die Erdes 
vergrub, aus welcher es anfangs hervorgebracht war; fondern, weil unter diefem Kaifer aufeinmal 304 
Tyrannen aufſtunden, welche fich die Sperherrfchaft in diefem Reich anmaſſeten und ihre Heere gröften 
theils vom rauben und plündern erhalten mujten; man verſcharrete auch jogar Das Erz in die Erde, wodurd) 
fait alle Felder mit unfäglichem Reichthum angefüllet wurden; da inzmilchen diefe zum Handel und ans 
del fo nörhige Materie dermaſſen rar wurde, daß man dergleichen in feinen Hiſtorien lieſet. 


$, 18. Wann die Stage ift, wo diefer fo groſſe Reichthum und unfägliche Menge Golds und Sit: 
bers anfangs hergefommen , und in welchem Theil der Erde fi diefe unermäßliche Schäge befunden 
baben, fo willen weder die Husleger der I Schrift, noch aud) andere Gelehrte hievon etivas gewilles an« 
zugeben, Die meilten find zwar der Meinung, daß diefe groffe Scyäge entweder aus Oſt-Indien oder 
einigen Seefüften von Africa feyen geholet worden; vielleicht Fan es von beyden zugleich gemuthmaſſet 
werden. Nach dem Zeugniß der Keil. Schrift war Ophir, welches mit dem Land Ophaz, deilen 
Eſaias gedenket, einerlen ſeyn ſoll, diejenige reiche Goldgrube, von wannen Salomon und die Tyrier, 
nachdem fie über das rothe Meer gefeget harten, (mit welcher Reife ſie jedesmal dren Jahr zubrachten) 
ihren groffen Reichthum geholet haben. Es ſcheinet, daß dieſes Land Ophir feinen Namen von einen 
Enkel des Noah, der eben dieſen Namen geführet, erhalten babe, Wo e8 aber eigentlid) gelegen, Da- 
von laͤßt ſich nichts gewiſſes anzeigen. . Einige verjtehen darımter bie Inſul Ceylon oder Taprobane, an⸗ 
dere die Oft-Jndianifehe Halb⸗Inſul Malacca, andere enge Africaniſche Kuͤſten. Alles was man hier 
von gewiſſes anfuͤhren fan, iſt dieſes, daß dieſes Land Ophir gegen Morgen gelegen. Ob aber gleich die 
H. Schrift nur allein dieſes Lands Ophit erwehnet, fo folget doch keineswegs daraus, daß nicht auch an 
andern Orten, in Aſien oder Africa, reiche Goldgruben 13) geweſen ſeyen. Die ergiebigen Bergwerke 
heut zu Tag; in Europa, inſonderheit aber in Ktalien, Srankreich, und Spanien, fommen mit den In⸗ 
dianifihen in keinen Vergleich. Der erfte, welcher nad) dem Bericht der H. Schrift eine groſſe Menge 
Goids, aus Iphir gebracht hat, war ber König David, der feinem Sohn Salomon zu Erbauung und 
Auszierung des Tempels zu Jeruſalem, drey taufend Talente an Gold , und fieben taufend Talente, an 
Eilber, hinterlaffen hat. _ Durch) eben den Weg hat hernady Salomon jelbft einen unſaͤglichen Vorrath, 
von Gold und Silber, zufammen gebracht; weldyen er meiftens auf die Erbauung und Yuszierung des 
Tempels, wie auch auf die Berfertigung fehr vieler foftbaren Gefäfe , deren man ſich ben den Opfern 
bedienete, verwendet hat; welche Gefaͤſe aber nach der Zeit, von dem Aſſyriſchen König Nebucadnear 
nad) Babel geführet worden ſind. Nach dem hierauf eben diefer König Rebucadnezar, aud) die fehr reis 
che Stadt Tyrus eingenommen und geplündert, wie nicht weniger Egypten unter feine Bottmaͤſſigkeit ges 
bracht batz ft deflen Reichthum durd) biefen groſſen Zuwachs ungemein vermehret worden, Als dar⸗ 
auf der fehr berühmte Stifter der Perfifchen Monarchie, Cyrus, erſtlich Hdien und nachgehends Ba⸗ 
bylonien, unter ſich gebracht hatte, fo bekam er nicht nut die unfägliche Reichthuͤmer des weltberühmten 
Cröfus, fondern aud) alle die Schäße, welche bie Aſſyriſche Monarchen von langen Zeiten her, auf als 
lerley Weiſe geſammlet und zuſammen geraubet hatten, in ſeinen Beſitz; aus welcher unbeſchreiblichen 
Menge Golds und Silbers derſelbe hernach theils Geld muͤnzen, theils allerley £oftbare Gefaͤſe, ja ſogak 
ganze Statuen verfertigen lieffes 


F. 19. Wer an dem unfäglichen Reichthum der alten Perſiſchen Könige annoch zweifeln mwöllte z 
dem Fönnte die einige Begebenheit, welche Serodotus von einem gewiffen ydier, Pytbius, erzelet ; 
zur Ubergeugung dienen, _ Als der fehr mächtige Perfifche Monarch Lerres im Begriff war, Griechen⸗ 
fand mit Krieg zu überziehen, und mit feiner zahlreichen Armee, dergleichen man in feinen Hiſtorien 
Hiefet , auf dem Zug bey Celänen, in Phrügien, Raſttag hielte; hat obgedachter Lydier, ber nur eine Pris 
datperfon war, nicht nur den König und deſſelben ganzes Kriegsheer auf das herrlichſte bewirthet, fon« 
dern auch noch üiber bas dem Königeine fehr groſſe Summe Geids zu Führung des bevorftehenden Kriegs 
angeboten, Als ihn der König fragte, wie viel er ihm etwann vorſtrecken wollte; antwortete er: zweh taus 
fend Talente an Silber und vier Millionen Stateras Daricas an Gold, ju welcher Summe Ergänzung 
hm nur annoch fieben taufend Staterae Daricae fehleten, _ Der König, weldyen die grofle Freygebig⸗ 
Feit diefes Marins zwar wohl gefiele, ſchlug nicht nur Die ihm angebotene Summe Gelds eben fo groß⸗ 
muͤthig aus; ſondern gab zugleich Befehl, daß man dem Hdier die ſieben tauſend Stateras Daricas, 
die ihm noch zu der ganzen Summe fehleten, aus feiner Kriegs» Caſſa zahlen follte, Wann wir nun 
hier ein Talent nur auf fechzig Pfund, und auf jedes Pr zwölf Ungen rechnen, fü macht dasein Ges 

Aaaa wicht 


13) So hat allein Macedonien gar ergiebige Gold» Zuſaͤtze zur allgemeinen Welthiſtorie nachzuſe 
gruben gehabt; wovon z. 2. des aten —* der "8 bill chzuſehen 





DE 


278 | Des vierten Buchs drittes Capitel. 


wicht von 120000, Pfundenz welches in Wahrheit für eine Privat, Perfon ein feltenes Bermögen iſt. 
Was die Stateram Daricam anlangt, fo wird fie am geringften auf zwanzig Drachmas gefeger, welche 
zufammen ungefähr acht Louis d’Or ausmachen; nach welcher Rechnung alleine das Gold, weldyesdem 
Zerxes von diefem Hdier angeboten worden, auf zwey und dreyßig Millionen Louis d'Or läuft, und alſo 
nad) Neichsgeld eine Summe von mehr als zweyhundere und dreyzehen Millionen Thaler ausmachen wir- 
de, Was foll man aber von dem König fagen, der bey Veranftaltung eines fo wichtigen Kriegs, nicht 
nur eine fo anfehnliche Summe Gelds großmuͤthig auegefihlagen, fondern auch die ſieben taufend Star 
teras, die er Dem Lydier hat auszahlen laſſen, fo leicht entrathen Eonnte 14)? 


u u — — ———— en nn 


$. 20, Diefes fo groffe und mächtige Neich der Perfer bat nach) der Zeit der groſſe Alerander ans 
gegriffen, und mit alfen feinen Schägen unter ſich gebracht; ob er gleich derfelben nicht Lang genoffen hat. 
Dann da er-in feinem beften Alter aus diefer Welt gienge, mußte er das groffe Reich ſamt allen eroder⸗ 
ten unfäglichem Neichthum feinen Feldherren als einen Naub zuruck Taffen. Unter vieſen hat infonders 
heit Prolemäus , der ſich Egpptens bemächtigte,, einen groffen Schag von Gold und Silber mit wegge⸗ 
ſchleppt. Seleucus und Antigonus, wie auch andere mehr, haben ſich auch nicht Yergeffen, fondern ih⸗ 
ven Theil mit davon getragen. Nachdem dieſes groſſe Neid) in verfchiedene Kleinere zerrheilet worden; 
fieng man an aus dem Gold und Silber viel Geld zu prägen, deffen in den Münzs Cabineten hier und 
da ſehr vieles ift, welches das Bild und Namen Piolemäus, yſimachus und anderer in dem Gepräg 
hat; welche Münzen insgemein etwas gröffer und ſchwerer find, als andere von gleichem Werth. Man 

muͤnzte aber nicht nur Geld aus diefem edlern Merall, fondern es wurden auch fogar Statuen und aller⸗ 
ley Foftbare Gefäfe, die zum Pracht dieneten, daraus verfertiger, ine Befchreibung davon, darüber 
ein jeder der es lieſet, erſtaunen muß, Fan man bey dem Athenaͤus Bud) 5. fehen, wo er von dem 
herrlichen und fehr prächtigen Gezelt, welches Ptolemaus Philadelphus hat verfertigen laffen, und von 
dem groſſen Aufzug, den er angeftellet, eine umftändliche Erzehlung macht, Eine andere Probe von 
dem Perfifchen Reichthum an Gold und Silber Fan der Triumph des Paullus Aemilius feyn, welchen 
Plürarchus mit vielen Worten befchreiber, Dann nachdem er die unglaubliche Menge Golds und 
Silbers und die unzähliche Eoftbare Gefäfe, deren fich der König Perfeus bedienet, angeführer hat, fer 
get er endlich Hinzu, es feye an Gold und Silber ein fo groſſer Vorrath vorhanden geweſen, daß eshine 
veichend gemwefen , alle Unkoſten der ganzen Roͤmiſchen Republik Hundert und zwanzig Jahr lang voll 
fommen zu beftreiten; da fie doch zu der nemlichen Zeit faſt mit allen Nationen des Exrdbodens Krieg 
hatten. Doc) find diefe Schäße, welche dem Perfeus, König in Macedonien, abgenommen worden , 
eigentlich nur für einen Theil des Perfischen Reſchthums zu halten; worüber man’ ſich um fo viel mehr zu 
verwundern hat, weilen sor diefer Zeit, ehe Philippus , Meranders Vater die Gränzen feines Reichs 
erweitert hatte, Macedonien an Geld überaus arm, und infonderheit das Gold dermaffen var gewefen, 
daß der König Philipp felbften alle Nacht ein gewiſſes güldenes Gefäs, fo am Gewicht etwan funfzig 
Dramas hatte, unter fein Haupt» Kiffen legte, damit es ihm nicht möchte entwendet werden 15) 


$. 21, Der geöfte Theil von allen diefen Reichthuͤmern iſt endlich den Nömern zu Theil worden; 
in deren ganzes Reich ſich derfelbe hernach ausgebreitet hat, Die Stade Rom ſelbſt Hat, ehe fie bie 
Gränzen ihres Reichs durch mancherley Eroberungen erweitert, zwar Gold genug in ihrer Schatzkam⸗ 
mer gehabt; doch hat man erſt in dem 485. Jahr nach Erbauung der Stadt, fünf Jahr vor dem Pır 
nifchen Krieg unter den beyden Bürgermeiftern D. Ogulinus und C. Fabius angefangen filberne Mins 
zen zu prägen; Die güldenen aber erſt zwey und fechzig Jahr hernach; da Dingegen vorher fie fic) allein 
eherner ober Eupferner Muͤnzen bebienet ; daher es auch gekommen, daß, weilen das Erz oder Kupfer, 
damalen die einige Materie geweſen, woraus fie Geld geprägt haben, das Wort Aes gebraucht wurde, 
die gröfte Summen Gelds damit anzuzeigen ; weiches Wort auch nachgehends geblieben ift, da ma 
goldene und filberne Münzen hatte, und die Homer faft die Reichthuͤmer der ganzen Welt zufammen ges 
bracht hatten; da unter ihnen viele Privatperfonen angetroffen wurden, die im Stand gewefen , einen 
geöffern Aufivand und Pracht zu unterhalten, als heut zu Tag mandjer groffe Fuͤrſt. Es find aber dies 
fe Schäße nicht alle in Rom geblieben , fondern von den Proconfulibus, Praetoribus und andern 004 
rigkeitlichen Perfonen, welche als Statthalter über Provinzen gefegt waren, und da ihren Aufenthalt 





u nn. m A u Er 


— — — — —— 


Ze ——— 





hatten, 
14) Es ſteht aber frey zu glauben, daß die Liebe zum aus Mangel gethan joy — 
abe; die vielen Muͤnzen, Id 
ae uch ein und anders vergroͤſſert von ihm In eh ante gb 
8 Auen on noch Ds find, zeugen was ganz anders > 
, — nr zumal aus den Goldgruben bey Ppilipp! 
15) Die Sache erzehlt Athenaͤus Buch 4, Seite 155, 34 a 4 
aber der Cchluß iſt gar mnrichtig, daß ce — allein Jährlich 1000. Talente Einkommens hatte 








Don den Geld-Gorten und dem Keichthun der Roͤner. 279 


Batten, geoffen theils mit dahin gefügret worden 16); nicht zu gedenfen, daß die Unterhaltung der Kriegs» 
heere, welche hier und da gegen den Einbruch der Feinde mußten gehalten werden, gleichfalls fehr groſ⸗ 
fe Koſten erforderten. Andere Provinzen des Roͤmiſchen Reichs nahmen gleichfalls Iheil an dieſen 
Reichthuͤmern. Daher fam es, daß der Pracht aller Drten, auf das Höchfte fliege; darinn den Nömern 
bernad) viele andere Voͤlker gefolget find, Ja wann man betrachtet, wie weit einige Römifche Kaifer , 
infonderheit Caligula, Nero, Bitellius und einige andere die Verſchwendung getrieben haben , follte 
ee wohl auf die Gedanken kommen, daß die Schäge des Romiſchen Reichs damalen unerfchöpflic) ge» 
weſen feyen. 


$. 22. Als aber nad) dem Tod des Commobus fich unterfchiedliche Werber um die Kaifer + Kron 
bervorthaten, deren jeder groflen Anhang bett, und das Neid) eben dadurch in groffe Zerrüttung ges 
vieth : fiengen viele an, ihr Gold und Silber entweder in Die Erde zu vergraben, oder in den innerſten 
Theifen ihrer Häufer zu verſtecken; aus Beyſorge, daß es ihnen möchte geraubet werden. Unter dem 
Caracalla fegte ſich der Geldmangel noch mehr zu Tag; meilen man zu ſolcher Zeit anfieng die ſilberne 
Münzen vielfältig mit Kupfer zu vermifchen 5 welches auch bey Dem, Geld, fo unter den. folgenden Kais 
fern geſchlagen worden, gefhabe. Unter dem Aleyander Severus, Der fonften mit unter Die. beiten Nes 
genten gezäblet wird, ſchiene es etwas beſſer zu werden, weil unter ihm vieles Go, Süber und Erz 
vermünzet worden; fo aber nad) deſſen Tod abermalen meift vergraben wurde. Eben daher Fommt es, 
daß die unter dieſem Kaifer geprägte Münzen, die hier und da in ber Erde gefunden worden, meiſtens 
annoch unverfehrt und unabgenüge befunden werben; weilen fie nur gar kurze Zeit gangbar gewefen. 
Ehen diefes nimmt man auch an. denjenigen Münzen wahr, welche Mariminus, Gordianus, und Phis 
lippus der ältere, und feine Söhne haben ſchlagen faffen; wie infonderheit die Tegtern eine groſſe Menge 
Galds gemünzt heben. Hingegen, warn man zu Auszlerung der Münz- Cabineten alte Münzen zuſam⸗ 
men fucher , ſo kan man von denen, die unter dem Trajanus Hadrianus, den beyden Antoninis und, 
dem Commodus, gepräget worden, wohl Hundert in die Hande bekommen, bis man eine einige antrifft, 
die noch wohl behalten und nicht allzuſehr abgerieben ift, mithin in einer Sammlung auserlefener Müne 
jen einen Pla& verdiene. Nach der Hinrichtung des Alex ander Severus entftund in dem Reich abermas 
len groffe Verwirrung; da binnen einer Zeit von anderthalb Jahren ſechs Kaiſer auf den Thron fliegen; 
zu weldyer Zeit wicht nur alles Gold und Silber, fondern aud) das geringere Geld in die Erdevergraben 
wurde, And teil folchergeftalt die Materie Geld zu ſchlagen immer vaver wurde ; fo fieng man endlich) 
ſo dar an , die groͤſſere Münzen zu befchneiden, amd aus den Abſchnitten neues Geld zu münzen; baher 
dann viele von ſolchen alten Münzen, die erſtlich rund waren, fehr verunftaltet worden , und meiftens 
Bis Hanf oder mehrere Ecke bekommen Haben; wie folches in den Muͤnz » Cabineten der Augenſchein zu 
erkennen gibt, 55 


5. 23. Diefer elende Zuftand des Nömifchen Reichs dauerte bis auf die Zeiten des Gallienus; ja 
es empoͤreten fich unter eben diefem Kaiſer auf einmal 30. Tprannen , wodurd) Das Keich fehr hart mit⸗ 
‚genommen wurde; daher die Leute von neuem allen ihren Reichthum in die Erde vergruben ; da dann 
aus Mangel der Materie Geld zu ſchlagen, nicht nur die vorigen Münzen beſchnitten, fondern den file 
bern ein groffer Zufag von unedlerm Metall gegeben wurde; ja es kam endlich ſo gar dahin, daß man 
‚ganz Eupferne Münzen bloß verfilberte, damit fie für ſilberne möchten ‚angefehen werden. Go ift dann 
auf den Befig der geöften Neichthümer der Höchite Mangel erfolget. Meilen aber viele, welche ihre 
Schäße vergraben hatten, Keine bequeme Zeit fanden „_diefelbe aus ihrem Ort wieber heraus zu has 
Ten, auch darüber verftarben, ohne ihren Weibern und Rindern es zu entdecken; fo find viele erftinfpäe 
tern Zeiten wieder zum Vorſchein gekommen , und denjenigen zu Theil worden, welche fich deffen am we⸗ 
nigften verfehen hatten. Wer übrigens gern wiſſen möchte, was fie groffe Schäge von vielen Jahrhun⸗ 
derten her bejonders in Italien und Frankreich, ſehen entdecket worden, der fan den Montfaucon ſelbſt 
in deſſen Zufagen zu dem dristen Theil des fünften Buchs fechftes Cap. mit mehrerm nachlefen. 


Hana 2 Das 


16) So aber nicht fo offt und in folcher Menge ge ie fich in Provinzen bereichert haben. 
ſchehen, als wir vielmehr umgekehrt wife vr N ſich in P ie hert h 























280 Des vierten Buchs viertes Capitel. 
Das vierte Capitel. 
Von dem Gewicht und Talent 1), 


8. . 


ey der Beſchreibung und Beſtimmung des mancherley Gewichts der Alten, finden. ſich eben bet 
gleichen Schwierigkeiten, aͤls wir in Anfehung des Maaſes uͤnd der verfchiedenen Münzen ange 
troffen haben; indem die alte Gewichte fich. weder unter einander felbft, noch mit unſern heutis 
gen Gerichten ſo leicht vergleichen laffen. Lucas Paͤtus hat zwar verſucht, beydes zu bewerkſtelligen; 
allein man trifft in defien Buch wenig Stellen an, die nicht zu mancherley verfchiedenen Meinungen Anz 
(aß gegeben haben. Wir wollen uns damit begnügen , wann wir die vornehmften Gattungen des man⸗ 
cherley Gewichts, tie man folche theils in Büchern, theils in Kunſtkammern antrifft, werden ängeführet 
haben, Den Anfang machen wir von der Libra Romana oder dem Aömifchen Pfund, weides 
in Libram menfuralem und ponderalem, eingetheilet wurde. Die Libra menfuralis ift diejenige ; 
deren fie fich bey allerley Gemäß bediener haben, und deren bereits oben ‚, da wir von dem Congius ges 
handelt, gedacht worden. Die Libra ponderalis, ein eigentliches Gewicht zu Abwägung allerley tro⸗ 
"Eener Materien, ift nad) der Meinung des Savot etwas leichter gerefen , ‚als die menfuralis. Doc) 
wurden fie beyde gleicherweife in zwölf Unzen, und jede Unze eben alfo in noch Kleinere Theile eingerheilt, 
wie der As 2), der ein Pfund wog. Zwo Unzen machten einen Gertans ; drey einen Quadrans; vie⸗ 
re einen Trieng; fünfe einen Quineungz fechfe einen Semiſſis; ſieben einen Septunx; acht einen Beſ⸗ 
fis, ſo zwey Drittheil eines. ganzen As ausmachten; heune einen. Dodrans; zehen einen Dertans und 
endlich eilfe einen Deuny ; zwölf Unzen aber machten eine tibra, Eine Unze beftunde ferner aus acht 
Drahma, jede Drachma aus drey Strupel und jeder Scrupel, aus vier und zwanzig Gran 


5. 2. Das Gewicht der Alten wurde vielfältig aus einem ſchwarzen Stein gemacht, welchen 
Fabretti Lapidem Lydium nennet. Die aͤuſſerliche Form war mancherley; die meiſten Gewichtſie⸗ 
ne waren rund, bisweilen auch viereckicht, übrigens aber bald mit einem oder mehreren Puncten bezeicha 
net, bald aber durch die gröffern Zahlen J.II. V, X. von einander unterfchieden ; weben doc) zu merfen , 
daß die Puncte fo viele Unzen, die geöffern Zahlen aber fo viele Pfunde, andeureren. Alfo find Tab. XCV], 
Fig. 14. und 15. Öewichtr Steine von einer und zr00 Unzen. "Fig. 16. zeige einen Gemiffis an, wel 
ches aus dem daraufftehenden 8 zu erkennen. Die folgende Fig. 17.18.19. und 20, Dingegen find Ges 
wichtfteine von einem; zwey, fünf und zehen Pfunden, welches die darauf ftehenden Zahlen J, II.V. X. 
anzeigen. Auf den beyden letztern von V. und X. Pfunden ſtehen beſondere Auffchriften, deren erſtere 
heiſſet Templo Opis Augufti, die andere Augulti auctoritate templo Martis Vltoris, Die Yes 
deutung beyder läuft. auf eines hinaus, und will ſo viel fagen, daß der erftere Gewichtftein mit andern 
in dem Tempel der Opis ; ber andere aber, in dem Tempel des Martis Vitoris feye aufbehalten worden 
Dann, daß das gemeine Geld in dem Tempel der Opis verwahret worden , erhellet aus einer Stelle des 
Cicero, wann er Philipp, I. fügt: pecunia utinam ad aedem Opis maneret! d.i. wenndoch 
das Geld in dem Tempel der Öpie bliebe! Doc) wurden die Gewichter und Gelder auch in ans 
dern Tempeln verwahret ; als in dem Tempel des Hercules, Caſtor und anderer mehr. Fig.21ı —2f3 
fehen wir Zeichnungen von länglichten und viereckigten Oewichtfteiner, Da gröfte unter allen ift der, 
welchen wir F iS 26. in fehr verjüngter Geftalt vorſtellen. Vermoͤg ber Auffchrift joll er Talentum 
Siclorum III. Pondo CXXV. am Gewicht haben. Dillslpandus ‚ welcher diefes Gewicht zum 
Borfihein gebracht hat, hält daflelbe fir ein hebraifches Talent , dem aud) Epipbanius 3) beyzuſtim⸗ 
men ſcheinet, wann er ſagt, daß ein Talent zwanig Pfund, ein Pfund zwoͤlf Unzen, eine Unze zween 
Stater, ein Stater aber zween Drachma ausmache. Don dem Namen Stater iſt das Wort Statera 
wohl zu unterfcheiben, weldyes legtere fonften aud) Trutina genennet wird, und ein ſolches Inſtru⸗ 
ment bedeutet, da durch einen Wagbalken und zwo Wagſchalen zweyerley Sachen gegen einander vergli⸗ 


chen 


1) Hier find die vorhin genatinten Schriftſteller, die ein Fuß. ©, bein Gre ſeſtertiis b. 3 
von den Maaſen gehandelt, ebenfals zu verglei, BD TE DE SENOHIN. Ude 
n 


chen. 3) An der Schrij i furis; mehE 

; : x yrift de ponderibus et menfuris; me) 
2) As wurde eben fo wol zu Beſtimmung der Gewichte Schriftſteller ven Münzen und Gewichten der 
HA ‚ als zu allen Abmeſſungen; fo war bey Juden, meldet Sabricius in biblio raph; c. 16 
bmeſſungen der Weiten, As fo viel, als pes oder ———— 





Yon Gewicht und dem Talent. 281 


chen werden. Man hat aber auch noch) eine andere Art von Waagen, welche Campana genennet wird, 
weil fie zuerft in Campania, einer Provinz in Stalien, erfunden werden ; wir Teutſche nennen ſie eine 
Schnellwaage, und beſteht in einer eifern Stange, an welcher die Unzen und Pfund gezeiäjner find; 
heuc zu Tag wird diefe Trurina Romana genennet, 


$. 3. Da mir fehon des bebräifchen Talents gedacht haben; fo wollen wir von dem griechifchen 

und römifchen Talent nod) etwas weniges beyfügen, In den älteften Zeiten waren die Talente bey den 
Kömern nicht im Gebrauch; nachdem fie aber anfiengen mit den riechen Handlung zu treiben; fo wur—⸗ 
de zuerft das Talentum Attıcum oder Attiſche Talent auch im Romiſchen Neid) eingefuͤhret. Unter⸗ 
ſchiedene Schriftftellee machen unter dem groffen und Eleinen Talent einen Unterichied; jenes fegen fie auf 
30. Pfund oder Minas, diefes aber nur auf 60. Andere hingegen, und unter diefen Gronovius ges 
ben zwar zu , daß in den Schriftſtellern grofler Talente gedacht werde; fie wollen aber nicht geſtehen, 
daß es auch Fieine gebe, Dieſe aber fegen ein groſſes Talent an Silber, nach feinem eigentlidyen Ges 
wicht auf fechzig Achenienfifche Minas, an Gold aber auf ſechzig Dradımas und drey Stateras. Wann 
das Gewicht von einem Talent, welches wir in unferm Klefter haben, und davon wir Fig. 27. die Ab⸗ 
bildung vor Augen legen, bas rechte Gewicht eines Talents bat, (wenigitens halten wir es für ſehr 
wahrſcheinlich) fo dienete es zum ‘Beweis, daß ein Talent allerdings ſechzig Pfund ober Minas, am Ge⸗ 
wicht gehabt habe; wir verstehen ſolche Pfunde, deren jedes nach obgedachter Eintheilung zwölf Unzen 
ſchwer ware Bey den Minis aͤuſſert ſich auch much ein Zweitel, ob jie nemlich mit den Libris ein gang 
gleiches Gewicht gehabt haben, weilen man fonften auf eine Minam Insgemein. 100, Drschmas,.g) auf 
eine Libram aber nur 96. ju rechnen pflegte, Einige ſtehen in ben Gedanken, daß man biefen Unter⸗ 
fehied gar leicht heben Fönnte, wann man nemlid) fante , eine Mina habe in der That auch nicht mehr 
als 96, Drachmas; un aber eine gerade oder volle Zahl nennen zu fönnen, gebe man an ſtatt der 96, 
Drachmarum 100, an. Mit was für einem Grund biefes zu behaupten feye, wollen wir hier nicht une 
terfuchen. Es ift aber jenes unfer Talent ein velter Marmor, länglicyt rund, auf deſſen oberften Flaͤs 
he zwey runde Löcher find, die mit Fleiß eingebohrt ZU feyn fheinen. Daß dieſer Stein ein Gewicht⸗ 
Stein feye, fbeinet deffen Figur an die Hand zu geben; wenigftens wüßte ich nicht , wozu derſelbe fonz 
ſten hätte dienlich fenn koͤnnen. Da ich denjelben auch genau gewogen und befunden habe, daß er wirk⸗ 
lic) 78. Pfund und acht Unzen wiege; ſo trage ich Fein Bedenken , denfelben für einen Athenienſiſchen 
Talent von go Pfunden zu halten. Dann obgleid) annoch 16. Unzen an dem Gericht fehlen; jo muß 


man fic) hierüber nicht verwundern, weil die unterfte Fläche deffelben ziemlich abgerieben und ungleich iſt; 
daher man leicht-fhlieffen kan, daß durch diefen Abgang das Gewicht um etwas verringert worden, 
Snzifchen kan man eben damit diejenigen wiederlegen 5), welche vorgeben, daß ein Athenienſiſcher Tas 
lent 60. Pfund ſchwer feye, und es alfo Feine Kleinere gebe, | 


4) Die Worte Yina, Drachma und Obolus hal feq. — 

ten einige für hebraſche don nm 5) Wenn es erſt gewis genug iſt, daß diefer Stein 
handelt Aldus Manutius im sten Theil der von feiner erſten Beltimmung nad) ein Gewicht ſeyn 
Bruter gefammleten Cchrififieller Seite 260, follen. 




















292 | Des fünften Buchs erſtes Capitel. 


Das fünfte Bud, 


Bon den ficben Wundergebäuden der Melt, von 


mancherley öffentlichen Gebäuden , und den Wahrzeichen 
Ä ſowohl der Welt» Theile , als auch einzefer Randfchafften , 
Sluffe und Städte, 


Das erſte Sapitel. Hi 
Bon den fogenannten fieben Wundergebäuden der Melt, 
§. 1. 


nter die gröffern Werke des Alterthums zaͤhlet man insgemein ſieben aufferörbentliche Gebäude, 

welche wegen ihrer Gröffe, Kunft und Pracht, vor alten einen Vorzug hatten, und von alten Zeis 

ten ber die fieben Wunderwerke der Welt hieffen. Daß man fieben zählet , darin 

fommen die Alten überein; aber nicht alle erzählen und befehreiben diefelbe auf einerley Weife, 

Philo Byzantius 1) nennet diefelben in folgender Ordnung 3.) die Horti penfiles oder kuͤnſtlich gleich: 
ſam ſchwebenden Bätten, die zu Babel auf Tauter hoben Saufen angelegt waren; 2.) die Pyra⸗ 
miden in Egypten; 3.) die Bildſeule des Jupiter Dlympius; 4.) der groſſe Coloffus auf 
der Inſul Rhodus; F. die Babylonifchen Maunten; 6.) der Tempel der Diana zu Ephefus , 
und 7.) das prächtige Grabmahl des Maufolus. Ein alter ungenannter Schriftſteller, wels 
cher von dem Allstins angeführer wird, gedenkt derfelben alfo: 1.) der Jupiter Diympius, der 
36. Schub body; 2,) der Tempel der Diana zu — > 3.) ein Altar auf der Inſul 
Delus, der aus lauter Zoͤrnern, die von der rechten Seite des Kopfs der Thiere, die 
allefamt den Göttern zu Ehren, auf einen Tag, geopfert worden, zufammen geſetzet iſt; 
4. das prächtige Mauſoleum zu BSalicarnoſſus; 5. die hoben Pyramiden in Egypten, 
unter welchen die höchfte vier hundert Schub feyn foll, 6.) Die Babylonifchen Mau⸗ 
ven und 7.) der Colofjus zu Ahodus, 70: Schuh hoch, welcher von dem Chares aus 
Lindus verfertiger worden. Andere , fagt eben diefer Verſaſſer weiter , ferzen zu diefen 
Merten such den Aeſculapius, die Ara Paria, die Horros penfiles, die zu Athen errich⸗ 
tere Dildfenle der Minerva, den Koͤnigl. Pallaft des Cyrus. In einer Handfehrijt des 
Baluze finder fic) eines andern ungenannten Anmerkung , der diefe ficben Wunderwerk ſo meldet: 1.) 
die Stadt Theben in Egypten; 2) die Sabrlonifchen Mauren; 3.) das Mauſoleum⸗ 
4.) bie Pyramiden; 5.) der Coloffus auf der Juſul Rhoedus, 6,) das Lapitolium zu Rom; 
7.) der Tempel des Gadrianus zu Cyzicus. Dec muß man befennen, daß foniten die meiſten 


in Benennung dieſer ſieben Wunderwerke obigem Philo von Byzanz folgen; daher wir eben der Ord⸗ 
nung kurz folgen wollen. 


J 2. Die hangenden Gaͤrten ruheten auf ſteinern Seulen ; über dieſen Tagen Balken von 
Palmbäumen , als welche weder von dem Regen und Gewaͤſſer der Faͤulniß unterworfen ‚ hoch von ber 
allerſchwerſten Saft niedergebeugt werden ſollen. Diefe Balken lagen ganz nahe beyſ, 

N 4 gen ganz nahe beyfammen , und trugen 
eine groffe Menge Erde auf weiche allerlen Bäume gepflanzt waren f 


deren. Wurzeln fi ch zwi 
tefei 3 4 : a W ſich zwiſchen die 
Balken einflechteten. Es war diefes Erdreich fo tief, da groſſe Baͤume daritn fortwachſen konnten; nes 


ben vielen andern Pflanzen und Früchten. Das Waſſer, diefen Garten zu toäffern, wurde theils duch Gas 


näle aus der Nachbarfchaft von folhen Orten, die bi er lagen, dahi i i ch $ 
pen hinauf getrießen, ‚ bie höher lageh, dahin geleitet, theils aber durch Pum⸗ 


N 3+ 
1) Seine Schrift von den 7, fpedaculis orbis hat 


u h eraus <heils 
Allatius griechiſch und lat, mit Anmerkungen ve en fie ſteht auch Theil 8. des Gro⸗ 





* 


Bon den ſieben Wundergebaͤuden der Welt. 283 


‚9 3 Die Pyramiden in Egppten , welche Wundergebäude von Allen übrigen noch allein übz 
tig find, waren gleichfam hobe Berge, welche aus ben gröjten gehauenen Steinen zufammengefegt und 
aufgeführet waren. ine nähere Befchreibung davon wollen wir. unten Tomo V, wann wir von den 
Maufoleis infonderheit handeln, mictheilen 2). % 

$. 4 Die Bildfenle des Ölympifchen Jupiter, deren Befchreibung wir oben von dem Tem⸗ 
pel nad) dem Paufanias; eingerichtet haben , war nicht 10 wohl wegen Koftbarfeit der Materie, woraus 
diefelbe gemacht geweſen, als vielmehr wegen der Bortrefflichkeit der Kunſt hoch zu ſchaͤtzen; ohngeacht 
fie auch von Gold und Helfenbein war. Dann Eicero urtheilt in feinem Buch de Oratore, c. 2. daß 


nichts vollfommeneres, als die von Phidias verfertigten Bildſeulen zu ſehen jene. Strabo befchuls 


diget den Lirheber diefer Statue bierinn eines Fehlers, daß er Das Bild des ſitzenden Jupiters dermaffen 


groß vorgeftellet Habe, daß warn derſelbe ſich von feinem Sitz aufrichten follte es nicht anderft gefches 
ben könnte, als mit Zerreiffung des Gewölbs, unter welchem er ſitzet. Eonjten waren in diefem Tems 
pel nicht nur verfehledene Statuen von dem Phidias, fondern auch noch viele andere Kunſtſtuͤcke von den 
dortrefflichften Bildbauern, Mahlern und Baumeiſtern, welche allgemeine Bewunderung hatten, 


8. 5. Der groffe Coloffus 3) auf der Inſul Rhodus ſoll had) der gemeinften Befchreibung 
fiebenzig oder nad) dem Seftus 105. Schub hoch, und von Metall gegoffen geweſen ſeyn; inwendig 
war er hohl und mit verſchiedenen Schwibbogen, die aus Auaterſteinen und elſern Klammern beſtunden, 
zuſammen gefeget waren, verſehen; damit er deſto mehr Feſtlgkeit Haben möchte. Es ſtellte dleſe unge⸗ 
heure Bildſeule die Sonne vor, welche bey den Rhodiern damalen fuͤr den hoͤchſten Gott gehalten wurs 
des und ffunde auf einem Poftemnent, welches höher war, als die gröffen Statuen, Mach dem Zeug. 
niß des Plinius Bud) 34. C. 7. ift diefe Statue von dem Chares, einem Lehrling des Lyſippus, verfertiget, 
Und in dem fechs und funfzigften Jahr nach ihrer Aufrichtung, durch ein Erdbeben über einen Saufen ge 
worfen worden, iſt aber zu feiner Zeit noch zu fehen gewefen. Die Daunien dieſes Bilds ſollen ſo dick 
geweſen ſeyn, daß kaum jemand dieſelben umſpannen bonnte; und in ihrer Groͤſſe kamen fie den groͤſten 
Statuen glei. Zur Zeit des Veſpaſian wurde dieſer Celoſſus wieder aufgerichtet ; endlich aber wurde 
er don den Moc-ia, einem Saraceniſchen Fürften , nachdem et ſich der Inſul Rhodus bemächriger, an 
Einen Juden verkauft, welcher mit den Staͤcken deſſelben neun hundert Cameele ſoll beladen haben. 


9 6 Diedabylonifchen Mauren von det Königin Semirantis erbauet, follen 360. Sta⸗ 
dia, deren achte auf eine Franzöfifche Meile gerechnet werden , im Umkreis gehabt haben. Sie beſtun⸗ 
den aus gebackenen Ziegelfteinen , welche mit einer Art veſten Pechs zuſammen gefüget waren. In ber 
Höhe. hatten fie funfzig Schub, und die Breite foll fo aroß gewefen ſeyn, daß vier Wagen neben einatt» 
der hatten fahren koͤnnen. Die Stadt Babylon felbfi war von einer ſolchen Gröffe und weiten Umfang , 
daß Die Einwohner innerhalb ihren Mauren ordentliche kleine Keifen anftellen Eonnten, 


9:7. Der Tempel der Diana zu Epheſus war der gröfte und ſchoͤnſte, fo jemalen gefehen 
toorden. Weilen wir aber davon bereits oden Seite 135, mit mehreren gehandelt haben, ſo wollen wir 
bier nichts weiters beyfuͤgen. 

9.8. Das Mauſoleum oder Brabmabl des Maufolns , welches ihm deſſen Schweſter 
Artemifia, die zugleich auch deflelben Gemahlin geivefen , hate aufrichten laffen, werden mir unten To- 
mo Ill, da von ven Maufoleis ſoll gehandelt werden, mis mehrerem erklaͤren. 

$. 9. Die Stadt Theben in Egypten ſoll hundert Thore gehabt haben ; darinn fie von einer an⸗ 
bern Stadt gleiches Namens in Grischentand, bie nur 7. Thore hatte, unterſchieden war. Hieher gehöre 
te auch der beruͤhmte Pharus oder hohe Wachthurn bey lexandrien, nebſt den beyden Labyrinthen 
oder Irrgaͤrten, deren einer in Eghoten an dem See Moͤris, der andere aber auf der Inſul Creta geles 
geh war, Mach dem Zeugniß des Plinius 4) foll der Cretenſiſche Faum den hundertiten Theil von dem 
Egnptifchen ausgemacht haben; alſo verdiente diefer hicht nur In die Zah ſolcher Wundergebaͤude geſetzet, 
fondern auch allen andern vorgezogen zu werden, Dann warn wir dem Berodotus glauben, ſo i der⸗ 
ſelbe von zwoͤlf Königen, die zu gleicher Zeit in Egypten regieret haben, mit ſolcher Kunſt und Pracht Alte 
gelegt worden; daß er ſowohl in Anfehung der Eünftlihen Eimichtung , als auch der Schönheit und Koſt⸗ 

arkeit den vornehinften Gebäuden in ganz Griechenland gleich zu ſchaͤtzen, ja noch vorzuziehen war. 8 
Bbbb 2 


as 

4) Dart kan das beſte und nstige ſowol in der al Wundergebaͤuden kan man in bes Allatius An» 
em. Welthiſtorie als auch in Pocoks Reiſe⸗ ſerkungen finden. 

eſchreibung finden, H vᷣ ſm. Buch 36. €. 13. der vier Labyrinthe zaͤhlet; 


von dem egyptiſchen iſt die algem. Welthiſto⸗ 
3) Mehrere Nachrichten davon und von beit andern vie Theil —* 473. und Pocof jü Gergleihen 























— 








284 Des fuͤnften Buchs zweytes Capitel. 
Das zweyte Capitel. 


Von den oͤffentlichen Gebaͤuden 1). 


Bike 
KR wir von den gemeinen Gebäuden fo wohl in als aufferhalb der Stadt bereits oben gehan⸗ 


delt haben; fo iſt nun noch etwas von den öffentlichen, welche fo wohl zum Zierrat der Stabte, 

als auch zur Bequemlichkeit der Einwohner bier und da angelegt waren ‚, einiges beyzubringen. 
Den Anfang machen wir von denjenigen, die gleic) bey dem Eingang einer Stadt in die Augen jallenz 
nemlich von ven Stadtthoren. Unter allen, welche durch die Länge der Zeit nicht verfallen, und 
noc) heut zu Tag übrig find, merken wir hier vornehmlich Die fo genannte Portarn maiorem oder 065 
groſſe Thor, ſonſten auch Porta Labicana oder Lauicana, aud) Esquilia genannt. Den Abriß 
davon gibt 1ab. XCVI. Fig. 28. Weilen aber die dreyfache Auffchrift, an diefem Thor , wegen des 
fleinen Raums, in welcher es hier vorgefteller ift, fich nicht ausdrucken lieffe ; fo wollen wir diefelbe bier 
mittheilen. Die erſte in dem oberſten Raum, lautet aljo ; Tiberius Claudius Drası filius Cae- 
Jar Auguſtus Germanıcus Pontifex Maxımus , trıbunicia poteſtate duodesimum Conſul quinm- 
tum, Imverator ugeſimum ſeptimum, pater patriae, aquas Claudiam ex fontibus, qui uo- 
sabaniwr Caeruleus et Curtius a milliario quadragefimo quinto, item Antenem nouwam a mil- 
liario ſexageſimo fecundo ſun impenfa in u: bem perducendas curawit. Die ziwote, in dem mittlern 
Raum ift folgende: Irperasor Caefar Vefpafianıs Auguflus Vontifex Maximus tribunicia poteſta- 
ze ſecundum, Imperator ſextum, Conſul tertium, deſſgnatus quartum, pater patriae, aquas 
Curtiam et caeruleam perductas a Diuo Claudio er poflea intermiffas dıla fasque per aunos 
nouem ſua imven/a urbireſtituit. Die deitte Aufſchrift unter den vorigen lauter aljo: Imperaror Titus 
Cae/far , Disi filius Pejpafianus Auguflus Pontifex Maximus, trıbunıca potefiare decimum , 
Imperator d:cimum feptimum, pater patriaeCenfor,Conful oct auum aquas urtiamet caerulea 
perduitas a Dino Claudio er poffea a Dino Vejpafiano patre füo urbi reflitutas, cum a wapilt 
aquarum a jolo uetuflate dılapfae eſſent, noun forma reducendas wa ımpenfa curauit. Die 
übrigen Thore der Stadt Nom find etweder erſt in neuern Zeiten erbauet worden, oder es ift feine befons 
dere Kunft daran zu fehen. Sonſt it zu Rom noch übrig der Ianus Quadriuius oder vierfache Porte P 
welche Thore kreutzweiſe gegen einander ftehen ; dieweilen vier befondere Gaffen darauf jtieffen , welche 
durch den Janus durchgiengen. Diefes Gebau ift ganz von Marmor aufgeführet, und äufferlich mit 
zwo Seulen Drdnungen ausgezieret 5. wie aus Fig. 29. zu erfehen. 


$. 2, Durd) die Tore fommen wir zu den innerhalb der Stadt gelegenen Gebäuhen , unter wel 
en die Baflicae, Macellae over Sleifchzund Sifchmärkte, die Kornfpeicher , Cifternen und 
fogenannten Mutatoria ver Kaiſer, bejonders zu merken find. Die Bafilicae waren ſehr weitlauftige 
und langliche Gebaude, die mit vielen Seulen⸗Ordnungen und verdeckten Gänaen gezieret waren, Der 
mittlere Hof, Pluteus genannt, war auch mit Seulen umgeben; damit man durch folche defto leichter 
in Die Öänge ſehen konnte. Sie ftunden auf dem Markt und waren aller Drten offen; und es hielten 
jich darinn nicht nur die Krämer auf, fondern auch diejenigen , welche in anderer Namen Procefle fuͤh⸗ 
reten ober Sachmwalter ; wie nicht weniger die Hundert = Männer , welche um die Rechtshändel zu ſchlich⸗ 
ten von den 30, Zünften erwehlet wurden. Nach dem Plutarchus in feinem Gato von Utica, ſpra⸗ 
chen die Tribuni plebis in ſolchen gleichfalls das Recht. Man zänlte aber an die zwanzig Bafılicas in 
Nom; als da waren die Aemilia, Iulıa, Fuluia, Alexandrina, Argentarig , ber beyden _ aefarum Lucii 
und Caii, die Marciana, Mattid:a, Pompeiana , Porcia, Vipia, Sicinii, Sempronia , bie Bafıli- 
ea Neptuni und andere. Cs find aber wenige mehr übrig; und feit dem die Chriſtl. Reli ion in Kom 
eingeführet iſt, gibt man Diefen Namen den gröffern Kirchen, ; 3 


$. 3. Was die Römer Macellum nannten ‚ das heiffen die Kealiener he I 
ut zu Tag Macello, die 
Sranzofen aber an manchen Orten Mazel; an diefem Ort wurde nicht nur (one auch 5 
ſche, ja alle andere Lebens, Mittel verkauft. Wie diefes anfehnliche Gebäude waren, fo waren es auch 
bie 

1) Hiebey find die Schriftfteller, ſo dag 3 ii 
beſchrieben, im zken und sin Sp ee bierzidyius de Iuxu rom, tom. 8. Graeuii, und 


fen Schatzes; "Kipfing de magnit, rom, Kos »ergien de uiis rom. imperii, zu vergleiche, 








om den öffentlichen Gebäuden. 285 


die öffentliche Kornhaͤuſer; deren innere Höfe mit ſchoͤnen Galerien umgeben twaren, wie die Kreutz⸗ 
— I eine Die Cifternen waren eigentlic) Canäle, durch die das Waſſer von einem 
Jet zum andern geleitet wurde; indem, wann der eimen , den das Waſſer mit ſich führer , ſich unters’ 
wegs hier und ba anhängen fan, das Waſſer nicht nur heller , fondern auch angenehmern Geſchmacks 
wird, Was das fogenannte Mutatorium anlangt, ſo glauben manche, daß die Kaifer und andere vor; 
nehme Herren auffer Ihren ordenelichen Palläften, hier und da, in der Stadt, annoch ändere beföndere 
Wohnhaͤuſer gehabt haben, wohn fie fich bisweilen zur Beluftigung und Veränderung begeben haben; 
die daher Mutaroria genennef worden: Wenigftens finder ſich in dein alten Grundriß der Stadt Kom, 
und zwar in der erſten regione ein gewiſſer befonderer Plag, der Mutatorium Cäefaris genennet wirdz 
und ohne Zweifel für einen ſolchen St zu halten ift, dahin ſich der Kaifer begeben hat, wann er fich eis 
ne angenehme Veränderung machen wollte. Es find auch nod) viele Ueberhleibſeln von dem alten Kate 
ferlichen Paltaft zu Rom zu eben ; darin Man annoch garze Reihen don Zimmern erfennen Fan ; wor—⸗ 
nach einige gelehrte und gefchichte Italiener nad) Art diefes Reſts einen Verſuch gemacht, die Geſtalt des 
ganzen Patlafts aufzuveißen, dabey fie aber nad) Einbildung md Gutduͤnken manc)es mit eingeruckt haben, 
weldyes ohne Zweifel mit bet alten Einrichtung nicht überein Fömmt. Nun fönnten wir unzehlige Zeiche 
Rungen von alten Mauren und Ueberbleibſeln dergleichen alter Gebäude vor Augen legen,” Allein, weil dien 
fes unferm Vorhaben nicht gemäß, dergleichen auch wenig Nugen fchaffet, Jo wenden wir ung vielmehr 


zu fichern Dingen» 
a Das dritte Capitel. 


n den mancherley Symbolis oder Merk: und Wahrzei⸗ 
m hen ee Fluͤſſe und Städte 1). | 


| dk ! 
Ace nur Städte und Fluͤſſe, ſondern auch ganze Landſchaften, ja auch die bekannte gröffere Theis 

9 {e unferer Erdfugel hatten vor dieſem ihre beſondere Merkzeichen, durch welche fie bey mancher⸗ 

Y (ey Gelegenheit angezeigt, uhd unterfchieden wurden. Sie waren entiveder von Der Form der 
unterfthiedenen Kleidung, welche ihre Einwohner trugen, oder von allerlep Pflanzeh und Thieren , die 
denfelben beſonders eigen waren, bisweilen auch von andern Sachen, hergenommien: Städte überhaupt 
tourden insgemein uhter der Geftalt einer Weibsperfön, welche eine aus Mauren und Thürhen zufane 
men gefeßte Krone aufhätte , vorgefteller ; wie ungefähr die Göttin Eybele pfleget abgefchildert zu wer⸗ 
den; dergleichen Voritellung in den Moörgenländern gar gemein, in ben Abendländerh aber feltener, war, 
Meilen aber diefe getbürnte MWeibsperfohen in dem Orient eine jede Stadt vorftellen Föninten: ſo harte 
man darneben auch hoc) andere Zeichen , die beygefüget wurden, um fie von andern zu unterſcheiden; 
und diefes um ſo mehr, wann foldye Städte fogar einerley Namen führeten. Doch hatten manchmal 
auch unterſchiedene Städte einerley Zeichen over Symbola, ; 


$. 2. An dem Triumph Bogen des Conftäntins finden wir unter ben aufgehauenen Bildern, bie 
auf die Siege des. Trajanus abzielen , Die Zeichen von dem Aufr und-Miedergang der Sonne oder von 
den Morgensund Abendetändern, Den Orient ftellet eine Weibeperjon vor , auf einen vierſpaͤnni⸗ 
gen Wagen , die fu der rechten eine Kugel hält, auf welchem ein Genius mit zwo Fackeln ruhet, in der 
linfen aber einen Palmzweig; die Pferde fcheinen in Galopp Berg an zu fahren ; und mag bas Weib 
die Morgenröthe, der Genius aber den Morgenftern bedeuten; der alte Mann, fo unter ben Pferden 
ſitzet, mag den Fluß Phrat, oder den Jigris, anzeigen ; weil Trajanus die Gränzen des Kömifchen 
Reichs bis an diefe Fluͤſſe erweitert hat. De Decident erfcheinet: gleichfalls unter ver Geſtalt einer 
MWeibsperfon, welche auf einem zwenfpännigen Wagen fährt; ein Genius, der vor ihr hergebt, ſcheinet 
ſich ſamt den Pferden abwärts zu neigen; wodurch der Abend oder die untergehende Sonne am beiten 


cce auss 
1) Diefe Saminlüng don alten Denkbildern und es iſt deswegen nicht ſo gleich ein einer Stadt eis 
Merkzeichen konnte gar ft r aus Münzen vermehrt genes Bild; und iſt gleichwol ſo unkenntlich blie⸗ 
werben bey Vaillants hiſtoria Prolemaeerum, en; daß man noͤthig gehabt den Namen der 
befindet ſich Aegyptus numismatica atigehängt, Städte dazu = ſetzen. Vieles bezieht ſich auf al⸗ 
wo einzelner NL Städte, gebrauchte Bils _ te angebliche Begebenheiten aber Mythologie. 
der und gleichſam Wappen verkommen, Allein 

















Tab, 
XxCvII. 


286 Des fünften Buchs drittes Capitel. 


ausgedruckt wird, Die Weibsperſon iſt mit einer groſſen Decke umhuͤllet, und träge den halben Mond 
auf der Stirne ; der alte Mann mit dem Wafferfrug unter den Pferden mag bier die Donau bedeuten ; 
bey welchem Fluß Trajanus auc) verſchiedene Siege erhalten hat. Beyde Symbola fino Tab. XCVl: 
Fig. 30, und 31. zu fehen. 

$. 3. Unter den drey geöffern Theilen der ehedem bekannten Erde, haben wir von Europa nirgends 
ein Mierkzeichen angetroffen ; e8 müßte dann feyn, daß man die von dem Jupiter vorgenommene Ents 
führung der Europa , der Tochter des Agenor , ſo auf manchen alten Den kmahlen vorgeſtellet iſt, dafuͤr 
annehmen wollte. Der zweyte Theil unſerer Erde, Aſien genannt, erſcheinet auf einer Münze von dem 
Antoninus unter ber Geftalt einer Weibsperſon, die eine gethürnte Krone auf dem Kopf, in der lins 
fen aber einen Anker, träge; wodurch vielleicht foll angedeutet werden, daß man nicht anderft , als über 
das Meer nach Afien fommen könne, Siebe Fig. 32. ‚ Etwas anderſt iſt die Vorſtellung ohne der⸗ 
gleichen Krone Fig 33. wo fie mit dem einen Fuß auf einem Schif-Schhabel fteht, in der rechten eine 
Schlange, und in der linken ein Ruder, hält, Africa erſcheinet Fig, 34. unter der Geſtalt einer Weibss 
perſon, weldye einen Elephanten Rüffel auf dem Kopf trägt; und auf einer Münze von Hadrianus 
wird fie nad) Fig. 35. figend vorgeftelle, mit ‚einem Scorpion (dergleichen gibt e8 in Africa ſehr viele) 
in der rechten Hand, und in der linken mit einem Fuͤllhorn; zu den Züffen ſteht ein Körblein, Aus 
welchem etliche Aehren hervorſchieſſen. a 


$ 4. Italien figet Fig. 36. auf einer Münze yon Antoninus Pius auch unter der Geſtalt einer 
mit Thürnen gefrönsen Weibsperton auf einer Weltkugel, durch welche die Herrfchaft des Erdbodens an⸗ 
gebeutet wird, in der rechten hält fie ein Fuͤllhorn. Die Stadt Rom wird auf fehr vielen Münzen als 
eine Weibsperfon, deren Haupt mit einem Helm bedeckt iſt, vorgebildet; und die uͤbrigens einen Schild 
und Spieß fuͤhretʒ Fig. 37. ift derſelben Helm oben eingekruͤmmt, wie eine Phrygiſche Muͤtze. Die fol⸗ 
gende Fig. 38. ftellt YIespolis unter einem weiblichen Kopf vor, dem ein geflügeltes Seepferd beygefits 
ger ift; auf det andern Seite diefer Münze ift der Minotaurus, über weldyem eihe Dictoria, mit einem 
Kranz ſchwebet, um denfelben zu Frönen. 


$. 5. Die zwo folgende Figuren Tab. XCVIR 1. und 2. find zween überaus ſchͤne Römifche Mari 
mor, auf welchen zween Slüfle, nemlich der Nilus und die Liber vorgeftellet werden, Den KTilue 
Fig. 1. ftellet ein Alter Mann vor, der einen Lorbeer⸗ Kranz auf dem Kopf hat, auf der Seite lieget, 
und ſich mit dem linken Arm auf eine Sphinx lehnet; zugleich aber auch in eben dieſem Arm ein Fuͤllhorn 
auf und an deſſen Schultern, Schenkeln, und ‘Beinen, klettern fechzehen Knäblein herum ; ‚toelche 
edeuten follen , daß, wann der Nil feine gewöhnliche Uberſchwemmung macht, er fechzehen Schuh hoch 
wachßt; auf dem Rand diefes Marmors fiehet man ringsum verfchiedene Crocobille , Seepferde , und 
Troglodyten, die als Flſcher mit ihren Kahnen perumfähren. Die Liber erfcheinet Fig. 2: gleichfalls 
unter der Geftalt eines alten Manns, mit einem Fuͤllhorn, der ſich mit dem rechten Arm auf die Lupa 
oder Wölfin lehnet, welche den Romulus und Remus foll gefäuger haben; auf dem Rand fehen wir vers 
ſchiedene Fifcher  Kahne, fo theils mit Rudern fortgebracht , theils aber von Menfcen gezogen werben; 
tie auch mancherley Thiere. 
.., 9,6. Das dreyfacye Gallien, Belgica, Celtica und Aduitanica, oder naͤch einer andern 
Eintheitung, Galliacomara, braccata und togata, hat Fig. 5, zu feinem Merkzeichen oder Symbolo 
drey Köpfe Spanien wird nad) Fig. 4: auf Münzen unter einer Weibsperſon vorgeftelfe,, die auf 
einen Felfen figet, und in der Hand ein Ruder hält; zu den Füffen fißt ein Caninichen. Saragoſſa 
at nach) Fig. 5. einen Acersmann , der mit zween Ochſen pflüget. Sicilien ; bat drey zuſammen ge⸗ 
uͤgte Schenkel, zwiſchen welchen eben fo viele Aehren find; Fig. 6. wodurch die Fruchtbarkeit deſſelben, 
angezelgt wird Die Syracuſaner haben auf Münzen zum Zeichen auf der einen Seite dag Haupt 
der Br } — einen ak Fig “ Meſſina hatte einen Haſen Fig 8. Buͤtan⸗ 
hia eine ſitzende Weibsperſon mit einem Schild und Spieß, Fig, 9, zb oben ' wie 
Fig, 10. auf einer Münze des Hadriang zu fehen. 5 2809: Tepefsylanssben bitgllgen, 


6.7: Der Rhein wird Fig, ıt. als ein älter Mann, ber in d i veig häle, mil 
dem rechten Arm aber fich auf einen Waſſerkrug fteurer , vorgeftell; * — * ip 
12. aud) die Abbildung des Donanftroing befchaffen if. Wan deit mancherley Symbolis der Flüffe 
Ban auch Aelianus Var. Hift. Il, 33: befonders nachgelefen werben. Das Symbolum von Dacia war 
nad Fig. 13, eine auf einem Hügel fißende MWeibsperfon, die in der eiren Hand eiti Scepter, in der am 
dern aber einen Zweig hält; und hat zwey Kinder ber fich, Pennotien wird Fig. 14. ungen ‚noeh 
Weibsperfonen, welche fo viel Seldzeichen bey ſich haben, vorgeftelle, ; 

§. ’ 








Job -LXKXXVI. | 
— Romanum.. -] { 




















—. 


—— 
ee 5 Me 





























& 


5 
v 


u a 


Kon den Merk⸗und Wahrzeichen der Landſchaften, Fluͤſſe c. 287 


$. 8. In Griechenland war das Zeichen ber Achenienfer Fig. 15. bas Haupt der Minerbe und 
eine Nachtenle, fo auf einem Krug mit ʒwo Handhaben ftehtz Die Thebaner hatten eben dergleichen Krug 


mit einem Schild Fig. 16. Die Lacedaͤmonier bei Caſtor und Pollur 4: 17, Die Cheffalier dag 


Haupt des Jupiter und bie Minerva Fig. 18. Die Mace donier das Haupt der Diane 2) Fig, 19. 
Die Inful Euboa einen Ochfentopf Fig. 20. Die Chalcidenſer einen Adler , der mit einer grofe 
Yen Schlangen ftreitet, Fig.21. Die Eretrier das Haupt der Diane und auf der andern Geite einen 


- HSchfen. Fig. 22. Epirus das; Haupt des Jupiter und einen Adler Fig, 23. Corfica den Kopf 


eines Menfchen, mit einer Loͤwenhaut bededft 5; und auf der andern Seite einen Schiffſchnabel Fig. 24. 
Die Stadt Cnoſſus auf der Inſul Creta das Haupt des Jupiter oder des Könige Minos und den $a« 


byrinth, Fig.25. Die Inſul Chlus den Homer und einen Sphinx, fo mit dern Fuß auf einer Leher 


vr 


y 


ſteht, Fig. 26. Die Inſul Tenedos auf der einen Seite einen Kopf mit jweyen Gefichtern ; eines mit, 
das andere ohne Bart; auf der andern Seite eine Art, auf deren beyden Seiten ein Trauben und eine 


 teyer Fig. 27. Die Inſul Co das Haupt bes Hercules mit einer Sowenhaut bedeckt, und Keule, bie un⸗ 


ter einem Krebs liegt, FIg.28. 7 0... NO 
$. 9. Unter den Städten bon Aſien hat Smyrna eine Amajonin zum Symbolo, meil vorges 
geben wird, daß dieſe Stadt von.ben Amajonen erbauet würden, Fig, 29: Epheſus hateinen Hirfeh, 


das Zeichen der Diane Fig. 30. Pergamus. die Minerva und den Aofculapius, Fig. 31. Trogs 


das gethuͤrnte Haupt eines Weibs und einen Hirſch; Fig. 32. Die Stadt MNyſſa, einen Ochſen, der 
don vielen nackenden Knaben, vermuthlich zum Opfer getragen wird; welche Ceremonie daſelbſt mag übs 
lid) geweſen ſeyn, Fig: 33- Zierapolis hat auf einer Seite daB Haupt des Yacchtis und. die Enrfüha 
tung der Proferpina, Fig. 34. Die Stadt Sidon in Syrien eine gethuͤrnte Weibeperſon und einen 
Adler, Fig, 35. Tyrus das Haupt des Hercules, ihres Erbauers; und auf ‚ber andern, einen Adler 
mit einer Keule, Fig. 36. Antiochia eine en und einen brennenden Altar, Fig; 
37. Das gelobte fand oder Palsjting einen Pa mbaum; Fig: 38. 

$. 10. Von dergleichen Symbolis der Städte, welche auf Münzen und fonften bier und ba, an⸗ 
getroffen werben, Fönnte man eitt ganzes Bud) zufammen tragen ; und gar offt hat eine Stadt wohl 
inehr als dreyſſigerleh Siguren zu ihrem Symbolo ; gleichwie auch ber Nil auf mehr als funf⸗ 
zigerley Weife vorgeftellet wird; bisweilen werden auch einerleh Symbola verfchledenen Städten benges 
legt, Hier mag es genug ſeyn, wann wir Die 8ymbola der vornehmſten Lander und Staͤdte berühret 


haben; wer mehrere wiſſen will, kan unſern Montfaucon ſelbſten nachſchlagen. 


Es kommen auf ben Fuͤchſeiten inacedohifcher eher könnte das Viereck dafuůt gelten , ſo in ba 


Muͤnzen gar mancherley Vorſtellungen vor, die Muͤnzen von Philip und Alexandern wnen 


destnegen nicht Symbolavon Macedonien find; durchgaͤngig vorkommt; mit einem Pferd barin, 





288 Des erſten Buchs erſtes Capitel. 


Des Dritten Bands Biveyter Theil. 


Von den Badſtuhen und warmen Bädern, Che 


verlöbnifen und Hochzeiten, von den Singer-Ritngen, man 
cherley öffentlichen Spielen und Aufzigen, der Kay, einigen Ar⸗ 
ten Eleinerer Spiele BoD DERRNOEHEN Künften und | | 


Das erſte Bu, 


Bon den Bädern, Ehenerlöbnifen, Finger: Hin 
gen und Siegeln. h | 


Das erfte Sapitel ; | 


Bon den Bädern und den daben gebräuchlichen verſchiede⸗ 





nen Gefäfen und Werkzeugen 1), W 
— 


ie Alten hatten es gar ſehr im Gebrauch, daß fie ihre Leiber bald mit warmen, bald mic lat A 
lichtem Wafler, abwuſchen; wozu fie befondere Badſtuben und oft fehr prächtige Gebäudeans 
legten, die fie Balnea und T’hermas, nannten. Sowohl Balnea als Thermx waren von 
zweyerley Art; nemlich Sffentlicye Bäder, welche den Städten, wo fie angelegt waren, \ 
eine groffe Zierde waren, und Privat⸗Baͤder, welche insgemein auf den Meyerhöfen und 

tandgütern, angetroffen wurden, Zwiſchen Balneıs und Therrnis ift auch diefer Un terfehled zn merken), N 
daß Balnea bloffe Badftuben geweien , darinn man fi) gewafchen und gebadet hat; da hingegen Thher- 1 
mae fehr groſſe und weicläuftige Gebäude waren, in welchen nebft ven Badſtuben annoch grofle Spa N 
giergänge und Lauben, Tafelzimmer , MebungssSculen, auch andere bequeme Anftalten angetroffen wur N 
den; obwohlen die darinn befindliche Bäder das Hauptwerk dieſer Gebäude ausmachten. 


$. 2. Es iſt uns feine deutlichere Borftellung zu Geficht gefommen ; ala ohnlängft auf einem 7 
neuerllch entdeckten Gemaͤhld, auf meldem das Badhaus des Titus zu fehen ift ; davon wir Tab: 
Tab. XCVIll. Fig r. eine Eopey mittheilen, In dieſem Babhaus ſehen wir unten das Hypocauftum oder 
ACVIll ven Ort, wo man einfeurete, und mo das Feuer, für die darüber liegende Bäder, unterhalten wurde: N 
Ueber diefem Hyoocanfto komme dag Badzimmer oder Balneum , in welhem eine groffe Bad. Wanne 
mit einem breiten Rand ftehet, auf den ſich, diejenigen, die fich waſchen wollten, ſetzen Fonnten; zu wel⸗ 
em Zwed ſich auch rings um, an den Wänden, annoch verfhiedene fteinerhe Bänte befinden. Nah 
dem Zeugniß bes Dlympiodorus 2) follen ficy in dem Bad deg Antoninus faufend und fechahundert, 
dergleichen Bänke, befunden haben, welche aus Marmor jubereitet waren. eben vern Balnco fehen 
wir die Schwitz / Stube, Sudatio, in welcher die, fo tuft hatten, fhwigen Fonnten: wo auch) nicht nur 
eben dergleichen Bänke waren , fondern auch in der Wand verfchiedene hole Steffen ober Bilder + Dlins ! 
den eingehauen waren, in welchen die Babgäfte figen und feyreigen fonneen, "Sansben mar has Las 


coni- 
3) Sabricius verweiſet auf andere Schriftficher 


: } Unter diefen Stuͤcken aab eg auch eimige durch⸗ 
hievon, im 23. Cap. der bibliogr, antıquar. 0, cherte, um defte beffer die Dunft an Ni geben | 
ee Zipfü demagnitud. rom. lib. 3,6. zu laſſen; dergleichen mon neuerer. Zeit zum der 

> ..v D A 2 en mes der ef er — u 
/ 2). Geine Worte hat Lipſius an gemelberen- Orte. hen wohl ig naligen Pabftprobe unrichtig bra 













Tab: LXXXXVII. 








3 
D 
8 
Ä 














gi en erg 
=: 








—— * 
GENIO LAVACRORVM METEILI . Fa 





: Balneum publieum.2.Balnea Merelli. 2 Ötrigüles ad perfricandum_ 
orpus. 78. Volsele ad evellendos püos. 9.Balneum Öenec® extremum . 











Von den Baͤdern und den dazugehörigen Gefäfen und Werkzeugen. 289 


conicum 3) , fo mit einem befonbern Ofen, die Hige nad) Belieben zu vermehren, verfehen war; deffen 
Gebrauch urfprünglich von denen Lacedaͤmoniern herfümmt 5 wie es der Name auch anzeige, Hinter 
diefer Schwiß + Stube ift das Tepidarium, worinn es weder zu warm noch, zu Falt, ſondern nur laulicht 
war. Aus diefem gieng man in das Frigidarium oder die Kuͤhlſtube, weldyes mit demjenigen, was 
Cicero ad Q. Fr. 3,1. Apodyterium nennet, einerley ſeyn, und den Det bedeuten mag, wo fich die 
Badgäfte auszogen , und den Leib mit geroiffen Werkzeugen reiben und abfragen lieſſen. Man fichet 
hieraus wie diefe Zimmer ganz bequem eingetheilet waren, daß man bey dem Eins und Ausgang nicht 
auf einmal aus der Falten Luft, in bie gröfte Hige, oder aus der groͤſten Hige plöglid, in die Kalte Fan ; 
durch welchen fchnellen Wechſel man der Öefundheit mehr geſchadet als genuget haben würde. Erſi 
giengen fie in das Frigidarium , wo fie die Kleider ablegten, und fic) abreiben lieffen; darauf giengen 
fie in das Tepidarium, darinn die Luft etwas wärmer, aber doch nicht allzuhisig war; wann fie ſich 
bier eine Zeit lang aufgehalten hatten; giengen fie in die Sudationem oder Schwitzſtube; worauf fie 
endlich in das Balneum felbiten oder das wärmfte Bad famen. m eben diefer Ordnung giengen jie 
denn aud) wieder zurud. Dann, mann fie fid) in dem Balneo gewaſchen hatten, giengen fie nad) der 
Schwigftube, und, wann fie fich in diefer etwas aufgehalten hatten, nad) dem Tepidario, und dann 
endlich in das Frigidarium, _ Wer nun nicht tufl hatte Die Schwitzſtube und das wärmfte Bad zu ges 
brauchen, der bijebe nur im Tepidario; deswegen man in bemfelben auc die Bequemlichkeit fande, 
ſich zu wachen und zu baden, Hinter dem Frigidario endlid war das Elaeothefium oder Salbens 
Zimmer, in welchem allerley Arten von Salben, nach der Reihe ftunden, zum Dienft derer, die ſich 
nad) dem Bad derfelben bedienen wollten. 


$. 3. Die Babftuben bes Metellus, wie ſolche Fig.2. vorgeftellet werben, verdienen auch bea 
trachtet zu werden. Auf dem obern Theil fiehet man bie äufferliche Geſtalt mit einigen Manns und 
Meibsperfonen, welche dahin geben. In dem unten Theil, welcher durch die Auffchrife Genio Lava- 
crorum Metelli von dem obern unterfdieben ift, fehen wir die innere Öeftalt diefer Bäder; erftlic) 
fieht man drey Weibsperfonen, deren eine, fo eine Magd zu ſeyn ſcheinet, die andern abreibet. Hin, 
ter diefen figet eine Mannsperfon in einem abgefonderten Zimmerlein, auf einem Stuhl, der mit einet 
Decte von geflochtenen Binſen bededit, und laͤßt ſich von einem Knaben mit einem Schwamme abwi⸗ 
ſchen; in der linken Hand hält er ein Scyabsoder Kraßr Eifen, ohne Zweifel anzuzeigen, dag man ſich 
auc) damit abreiben laffen. In dem andern Theil diefes Bads figer eine Mannsperfon, auf dem Rand 
einer geoffen Badwanne, welche fid mit bem Schwamm und Schabeifen, nad dem Bad, gleichfalls 
teiniget und reibet; desgleichen zween Fünglinge, welche in groffen Krügen warm Waffer herzutragen, 
und hlches in die Badwanne gieffen. 


$. 4. Es pflegen bie Alten fic) in ben Baͤdern nicht nur abzurelben und mit befonbern Merkjeus 
gen (Atrigiles) zu (haben, fondern aud) fit) mit gewiſſen Zänglein oder Vollellis hier und da die Haare 
ausjuraufen. Die Form von dergleihen Schabeifen und Zänglein fehen wir Fig. 3 —8. unter welchen 
das eine Zänglein einem Zirfel gleihet, Die Materie dieſer Werkzeuge, war insgemein Eifen; es iſt 
aber fein Sreifel, daß nicht einige auch von Silber, Gold oder einer andern Materie, verfertiget worben, 
Ehe man [ih derfelben bebienet, pflegte man fie vorher mit Del oder andern Salben zu beftreichen , wel⸗ 
che in mancherley Gefäfen , dergleichen toir oben Tab. IXXXX. ſq. mehrere gefehen, und auch in dent 
oben befchriebenen Elaeothefio, nad) ber Drdnung ftehen, verwahret worden. 


$. 5. Die Salben ſelbſten waren nach dein Belieben derer, die ſich derfelben bedieneten, aus man⸗ 
cherien Materien zubereitet und vermifchet. Du Choul befchreibet mancherley Gattungen auf folgende 
Weit. Das unguentum Rhodinum iſt eine duͤnne flüfige Salbe , welche von Rofen gemacht roftd5 
das Lirinum von tilien ; das Cyprinum, fonft Kerngert- Del genannt, aus der Blume Cypria; das 
Baccarinum wird aus einem gewiflen Kraut zubereitet, weldes baccar oder Hafelmurz genennet wird, 
und purpurfärbige Blumen trägt. Unter bie Aüfigen Salben tedjneh einige der Alten aud) das Gleuci- 
num, meld)es von yAtina der Moft, den Namen haben 4) fol. Columella aber bezeuger, daͤß 
dieſe Salbe aus geroiflen wohlriechenden Blumen zubereitet worden. Aus Myrrhen machten fie das 
Myrrbinum ;_ aus Majoran dag Amaracinum oder Majorans Del; aus Narden das Nardinum, 
Närden. oder Spick⸗Oel; aus Zimmet- Rinden das Cinnamowinum oder Zimmers Del, welches ſehr 
£oftbar war; aus Narciſſen » Blumen das Narciflinum A ae — Lilien⸗Oel Irinum aus derglelchen 


Lilien; 
Sudatio und laconicum iſt nach andern eins und indole vu yasunac, eina t755. über Apoftg. 
I” pen daffelbe: 135 aus Bloffen IROfE fonnte —— ag 


F 9 u nehme Salbe nicht gemacht werden, umd i 
O © Sau. Prof. Walchs Abhandlung, de natura at serlep dazu gefommen, — ae 

















290 ’ Des erften Buchs erſtes Capitel. 


Lilien; das Balaninum aus einer gewiſſen Art Eicheln; das Serpyliinum aus Quendel, mit welcher 
Galbe fie ſich in ſonderheit die Augbraunen, die Haare, den Kopf, und Hals, zu beſtreichen und zu reiben 
pflegten. Die Nhoricu, eine gewiſſe Nation in dem Athenienſiſchen Gebiet, rieben fi) die Zuſſe in? 
fonderheit mit einer Egnptifchen Salbe, die Wangen und Bruͤſte mit einer Phönicifdjen, den einen Arm 
mit Siſymbriſcher, die Augbraunen und Haare mit Majoran s Del ; die Knie und den Hals aber mit 
Duendel. Dergleichen Salben ftunden in dem obgedadıten Salben Zimmer oder Keller in beftändiger 
Bereitſchaſt, Weilen der dſtere Gebrauch der Bäder der Geſundheit ſehr vorträglich geachtet wurde 5), 
fo bedienete man fich derfelben fait täglich ; gleichwie auch die Ehriften diefelben vor Zeiten fehr oft ber 
ſuͤchten; nun aber iſt diefer Gebraud) meiftens eingegangen. Doch fucht man heut zu Tag dieſes Ders 
gnuͤgen, fo jene in den Bädern genoffen, durch andere Luftbarfeiten zu erſetzen, die aber weder dem Ge⸗ 
muͤth noch dem Leib fo leicht nüglich, als vielmehr ſchaͤdlich find, 1 


$. 6, Thermae waren ſehe weitläuftige Gebäude, welche bie ‘übrige, ſo in Rom anzutreffen 10a» 

ven, an Pracht und Koftbarfeit weitsübertrafen. Die prächtigften und gröften unter allen waren bie 
Thermae des Antoninus Caracalla,, und des Diocletianus, Die Anroninifche waren aufder Appi⸗ 
ſchen Straffe mic ſolcher Kunſt angelegt, daß fie aud) von den geöften Baumeiftern bewundert wurden; 
gleihwie fie aud) innerhalb vortreflich ausgezierer waren, * Zur Zeit des Pabfts Sixti IV. erzehlete ein 
gewiller Steinmeg, von feinem Großvater gehört zu haben, daß derfelbe in den Antoninifchen Badern 
eine vor Marmor ausgehauene Inful geſehen habe,’ welche mir allerloy' Thieren,dierzwar damaten fchon 
fehr zerbrochen und zerjtümmele waren, angefüllet geweſen; auch ein "Marmorjteinerner Kahn oder 
Schifſgen mit feinen Schiffieuten, aber auch ſchon ſchadhafft und geftümmelt. Allein von diefem groſſen 
Gebäude find heut zu Tag kaum einige Mauren übrig Weit gröffer, und prächtiger ſollen die Thermae 
Diocletianae geweſen feyn, die auch durch die Zeit nicht fo fehr als jene find beſchadiget worden zes 
haben die Cartheufer fich heut zu Tag einen groffen Theil derfelben zugeeigner, und aus den gröften Zin— 
mern eine vortrefliche Kirche gemacht. Ueber das waren in denfelben eine fehr groffe Menge ver fenöniten 
Geulen, von welchen, wie mir der Prior diefes Kloſters felbft erzehlet hat, bereits uber zweyhundett jind 
soeggeführet, und bey andern groffen Gebäuden angewendet worden ; "welches auch mit andern eben alſo 
ergangen wäre, warn fie nicht allzu groß und ſchwer gewefen , und füglid) ven der Stelle hätten konnen 
ebracht werden. Die untern Gewölber und Kammern, zu weldyen man zwar nicht wohl kommen Fan, 

ind an den Wänden mit Marmor verkleidet, deffen fih die Cartheuſer gleichfalls bedienen, um ihre Kirche 
damit auszugzieren. BIT HONG or . hy 


$. 7. Auffer diefen warmen Bädern , woher diefe Gebäude elgentlich Thermae genennet werden; 
fanden-fich in denſelben annod) viele groffe Plage und verdeckte Gänge, in und auf welchen fid) die jungen 
eute im Ringen und Kämpfen, im Tanzen, und in Waffen, überen; in den groffen Gängen konme man 
nad) Belieben fpagieren gehen. Es waren auch fo genannte coricea und conılter;a därinn welches bes 
fondere. Pläge waren ,,in deren erftern Die jungen Leute den groffen Ballen fhlugen, in dem andern aber, 
mann fie fich erſtlich mit Oel beſtrichen hatten, ſich mit. Staub. beitreueten, und hernadh mit einander 
rangen; in eben diefen Conifteriis zeichneten auch die Feldmeifer ihte Figuren in den Staub, ' iin 
man traf in dielen Thermis alle Arten 6) von Uebungen an, die fonft. in Städten gewöhnlich ware. 
Aujfer vorbefagten Thermis des Antonini Caracallas und Diocleriani gab: «8 alld) noch anidere Fe 
wegen ihrer Gröffe und Schönheit gleichfalls verdienen mit angemerfet ju werden. Dergleichen türen 
die, welche, Titus, Alerander Severus , und Agrippa ‚angelegt haben; wie dann überhaupts allein inder 
Stadt bey.asırzig ſollen gewefen feyn; diejenige nicht mit eingerechnet , welche auf den Sandgürern erbaut 
waren · Id andern Stadten traf man nicht weniger.ebeu dergleichen Thermas an „welche nach dem 


Modell der Roͤmiſchen eingerichtet waren. 


ıi# 


086 8. Ich weis-feinen bequemern Ort, als eben hier, von dem leften Bad des € wel⸗ 

chem er auf Befehl des, Kaiſers Nero , deſſen Lehrmeiſter er ‚gewefen; fin Leben laffen —— zu 
gedenken. Die Bildſeule, welche dieſe Begebenheit vorſtellet, it aus ſchwargem Marmor mic goſe 
Kunſt verfertiget, und auf dem Burgheſiſchen Landgut zu fehen ; Fig.'9. iſt der Abdrud. Man erblichet 

in dem Angeficht diefes groſſen Weltweiſen die ungemeine Standhaftigfeit deffelbeny die er gegen feine 
Freunde furz vor feinem Ende zu erkennen gegeben bat,fehr deutlich. Wie uns Tacitus annal. XV.c92, 
‚berichtet, foll ev noch zulege gefagt haben : Wo find dann die Lehrfäge dev Weisheit , wo if 
alle 


5) Auffer. dee Geſundheit war auch eine Art Wolluſt 7-8 mal twieberholet worden. . 


der Grund des fo häufigen Badens wenn es des 6 Schrifft i —* 
Tages mehrmalen, vom Keifet. CommoduS gak 0 M Rellee davon zeigt Fabrieius an C. ie 





lijhm auch nicht ubel genommen worden. 





Von Eheverloͤbniſſen und Hochzeiten. 291 
alle die vielſaͤhrige Meberlegung deffen „was uns begegnen kan? Wem iſt di — 
ſamkeit des YIevo unbekant? und was war denn noch anders uͤbrig ni: Re 
dem er feine Zande an Mutter und Duider geleget, er oben drauf. den, der ihn er: 
zogen und unterrichtet hatte, auch umbrächte ? x 


Das zweyte Capitel © 3: | 
Von den Eheverlöbniffen und Hochzeiten). 


ie Berlöbniffe giengen bey den Alten fo wohl. als bey ung , vor. der Hochzeit. her; diejenigen ,. wele 
che diefe Sache beforgeten, hieffen griechiſch proxenetae, lateiniſch pronub: aufpices, Man 
es Weibsperfonen beforgen, hieffen fie pronubae; doch durfte ſich hierzu. Feine gebrauchen 
laſſen, die bereits mehr als einmäl: geheiratet hatte. Der Inhalt betraf vornehmlich die Mitgift oder 
Ehefteur, und fonft gewiſſe Bedingungen; worauf alles auf gewiſſe Tafeln nievergefchrieben, und mit eis 
nem Siegel » oder Petſchier⸗ Ring-verfiegelt wurde. ! 
$. 2. Die Griechen hatten nach, dem Unterfehied der Städte, Auch verſchiedene Eheverordnungen; 
Die Sacedämonier 2) hatten, nad) Dem Bericht des, Plutarchus, in ‘dem Leben, des Lycurgus , eine 
gewiffe Strafe darauf gefeßet, wann einer ſich aſcht verheirarete, der es doc) hun Fonte; und’ wurden 
dergleichen Leute für unehrlich angeſehen ; ſie durften denjenigen Leibes ⸗Uebungen, da ledige Weibsper⸗ 
fonen fich im Laufen und Ringen uͤbeten feineswegs beywohnen. Ja es müßten dielelben Winterszeit 
barfuß auf dem, Markt bin und her gehen, und ein befonderes Ved, welches zu ihrer Befchimpfung vers 
fertiget war, abfingen; und blieben, aller der Ehrenbezeigungen beraubt, welche foniten junge Leute den 
alten zu ermeifen, verbunden waren. , Als derowegen einsmals ein gewiffer tapferer Feldherr, Dercyllidas, 
welcher ſich um die Republic. ſehr verdient gemacht, aber niemals geheiratet hatte‘, einem jungen Metir 
fehen an einem-öffentlichen Ort anmurheie, daß er. ihm weichen und feinen Platz einräumen follte : weigerte 
dieſer fich nicht nur, fondern antwortete ihm auch, daß er keinen Sohn geseuget hätte ‚von 
dem er kůnftig auch erwarten, könte, daß er vor ihm aufftchen follte; melde Aufführung 
Wann ſich nun jemand verheiraten wollte, fo nahm er vie 
Sungkrau, die er ſich erwehlet hatte, weg, als ob er fie entführen wolfte; welcher Naub nad) damaligen 
efesen erlaube gewefen ; wo anderſt Die Jungfer mannbar war. Nachgehends wurde eine folche gea 
zaubee Jungfrau von einer gewiſſen Weibsperfon, welche die Hochzelt Cerimonien zu beforgen hatte, 
 äffenelich vorgeführt, ihr die Haare abgefchnitten, in Manngkleiver eingefleivet, und alſo in has Bert 
 gelege ;nwvorauf der Bräutigam ſich gleichfam verſtolener Weiſe zu ihr begab, Auf der Inſul Co, mufte 
der Bräutigam Weiberkleider anziehen, ... BE 3 


"8. 3. Die Alhenienſer überfrügen nad) dem Bericht bes Dinatchus, feinem das Amt eineg 
Befehlhabers oder öffentlichen Redner, der niche verheiratet und angefeffen war. ©. Die Zeit ‚in welcher 
ie. Heiraten vollzogen wurden "wär insgemein der Winter, und infonderheit der Januarius, welcher 
deswegen von ihnen Gamelion (der Monat der Heiraten) genennet wurde. Man'bederkte dem Bräu 
tigam das Haupt mit Datteln, allerley Hüffenfrüchten und Kupfermüngen; welcher Gebrauch auch bey 
den Knechten beobachtet wurde, mann fie in ihren Dienft eintraten, Die übrige Gefege des Eheftands, 
welche-hier und da angetroffen werden , haben keinen gewiſſen Grund, und find mie vielen fabelhaften Um⸗ 
fanden permenget, eg ei * — — 
Mary Bon den Amajonen erzehlet man, daß fie nicht ehender geheiratet , bis.fie einen ihrer Feine 
ve erleget hatten. "Wann die Macedonier heirateten, wurde ein Brod mit einem Schwert getheilet, wel⸗ 
ches die Verlobte mit einander efjen:mußten ; und ben Den Galatern mußten fie mit ‚einander aus einem 
Berher trinken· "Die Döotier führten ‚ nad) dem Bericht. des Plutarchus,-die. Braut auf einen 
Wigen nach dem Haus bes Braͤutigams, worauf fie, warn bie Braut, abgeftiegen war , den Wagen 
vor dem Haus verbrannten ; zum Zeichen, daß fie — bey dem Braͤutigam bleiben muͤßte, weilen 
are: ’ ſie 


ng Biel Schriftgeller meldet Fabrieius €, 20 1641. u Beiden in 12. gedruntt, 
Briffons und der beyden Kotomannen , Ans 
ton und Franciſci Schriften find zufommen 2) fe Meurſti laconica 9.2. 























292 Des erften Buchs zweytes Kapitel, 


fie feine Gelegenheit hätte, wieder nach Haus zu fahren. An einigen Orten Griechenlands gieng ein 
junger Menfch, warn die Braut ihrem Bräutigam zugeführet wurde, vor derfelben her, welcher Dornen 
* Eicheln trug, und dabey ausriefe: ich habe das Boͤſe geflohen, und das Gute ge— 
unden. 


S. 5. Was das Heiraten der Römer inſonderheit betrift, fo durfte nach alten Römifchen Geſetzen, 
Bein Römer ſich mit einer andern, als einer gebornen Roͤmerin, oder wenigitens einer ſolchen, Deren 
Vater zu Rom das Bürgerrecht genoffen, verheiraten. Desgleichen waren auch die Ehen zwiſchen 
den Adelichen und Freygelaffenen, und zwiſchen dem Rathsherrn⸗Orden und dem gemeinen Burgerſtand, 
keineswegs zugelaſſen. Allein in folgenden Zeiten hat es ſich nicht felten zugetragen, daß ſich gewiſſe 
Ehrens Matronen mit ihren freygelaſſenen Knechten, und gemeine Bürgers. Söhne und Töchter mit 
den Söhnen und Töchtern der Patricien verheiratet haben: daß alfo jene alte Gejege in der That aufe 
ehaben wurden, Die Zeit betreffend, fo wurden die Hochzeiten bey ven Römern insgemein bey der 
acht, bisweilen aber auch mit Anbrud) des Tags vollzogen, und wurde: mit aller Sorgfalt verhuͤtet, 
daß ſoiches nicht zur Zeit eines Erdbebens oder Ungewitters, da der Himmel mit trüben Wolken übers 
ogen war, geſchehen möchte, Zum Zeichen der ehelichen Verbindung fandee der Bräutigam feiner 
Braut einen eifernen Ring 3) ohne Stein; welcher annulus pronubus hies. Bey dem Verlöbnis 
durfte man weder den Bräutigam noch die Braut mit ihren eigenen Namen nennen: fondern man fagte 
Caius, und Caia; und biefes zu einem Ehrengedaͤchtniß der Caeciliae ‚ der Gemahlin des Romiſchen 
Königs Tarquınii Prifci, welche zugleich Ca:a hieffe. Sievon kan eine Stelle bey dem Plutarchus in 
deflen Quaelt. Rom. p. 271. nachgelefen werden ; wo er ſchreibt: warum pflegen diejenigen, 
welche dem Bräutigam die Braut heimführen, derfelben anzubefehlen, daß fie bey 
dem Eintritt in das Haus fagen folle, uhi rw Caius, ego Caiar Wo du Cars bift, bin 
ich Cara? foll diefes erwan fo viel beiffen, daß fie an der Verwaltung des Hause 
wefens und an allem, von nun an, Theil nehmen, folle; als wollte fie fagen : wo 
du Finftig Dich als Herr und als Sausvater aufführen wirft, werde ich dann 
die Frau und die Zaͤusmutter ſeyn? Bey Anbrud) des Tags wurden den Göttern gewiſſe Opfer 
gebracht, damit fie das Eheverbindniß mit glücklichen Zeichen begleiten möchten; bie glücklichfte Vor⸗ 
bedeutung, war eine Krahe; von denen man fagt, daß, warn das Männlein oder Weiblein ſtirbt, das 
andere fid nimmer wieder mit einem andern paare. Bey den Lateinern wurde vor alters den angehenden 
Eheleuten ein Koch auf den Hals geleger; anzuzeigen, daß der Eheftand ein gemeinſchaftlich Joch feye; 
tie dann auch der lateinifhe Namen Conj ıgium , die Ehe, von jugum , das Joch, hergeleitet 
wird. Die Hetrufcier opferten bey den Hochzeiten eine Sau oder Mutter» Schwein, weilen fie glaube 
ten, daß dergleichen Opfer den Göttern fehr angenehm feye. In Anfehung der Zeit Hochzeit zu machen, 
waren die Römer fehr abergläubifch ; wohin ihr gemein Sprichwort gehöret : mente Maio male nu« 
bunt, d.i. in dem Monat May ift nicht gut heiraten ; fo mar es auch feiner Jungfrau er» 
lanbt auf den eriten Tag eines Monats oder aufdie Nonas und Idus Hdchzeit zu machen; von welchem 
Verbot aber die Wittwen ausgenommen waren. Gleicherweiſe waren auch Die Hochzeiten auf Diejenige 
Tage verboten, an welchen teichenbegängniffe oder den abgeitorbenen Eltern und Verwandten zu Ehren, 
gewiſſe Mahlzeiten angeftellet , oder aber dem ort Mars zu Ehren die Ancilia fenrlic) getragen wurden. 
Ja alle andere Feſttage famt dem halben Brachmonat, waren mit unter dieſem Verbot bearitfen; wenige 
ftens glaubten fie, daß dergleichen Heiraten, allerley Unglück unterworfen fenen. Noch meit befchberike 
cher war hierinnen die Lerordnung der Perfer, welche niemand erlaubeten zu heivaten , als im Fruling 
um die Zeit, wann Tag und Nacht gleid) ift, 


$. 6. Die vornehmften Gebräuche bey den Hochzeiten, waren ohngefähr diefe. 
dag Haar der Braut mit der fo genannten caelibari hafta, aufgepußt, —A— Bee 
Körper geſtecket hatte; und diefes in der Bedeutung, entweder daß fie tapfere und jfeitbare Männer 
gebaren würde, oder unter der Bottmäffigkeit ihres Manns, gleichfam als unte: dem Spieß, ftehen foll. 
te ; oder aus andern Urſachen, welche Plutarchus und Seftus, anführen. Es wurden die Haare 
derfelben vornehmlich in ſechs Haarlocken zertheilet; weilen Diefes entweder von alters ber alfo der Ger 
brauch gewefen, oder weil die Veſtaliſchen Jungfrauen eben auf diefe Weife aufgefeget waren. Ferner 
wurde ihr ein Eranz von Eifens Kraut aufgefegt, welches Kraut die Braut vorher felöften mußte gefamm 
let haben; bis zu der Stunde, da ihr der Cranz aufgefeßt wurde, mußte fie ihm unter ihrem Kleid vers 
borgen halten, An dem Eingang in das Haus wurde Zeuer und Wafler gefeßer, welches die Braut [0r 
wohl als der Bräutigam anrühren mußte; die Braut wurde mit Waſſer befprenges und mit einem deur⸗ 


3) Rirchmans Abhandlung de annulisift bekannt. färbigten 











Jab. LXXXX VON. 








Admiranda Rom: Antig : 
— — 

























































































A 


PL 
T 


EN 


a. 


I 





de MM’ Te Marechald ’Sirees. 








a. Monurmmentum, quo ‚precipus nuptarum cerimonie repraseniantur . 
2 _,Annuli varie forme: 8-ı. Yarıa Sigilla . 12_ 20. Perle ERST 


x : ; e o . Pe 
generis, quibus actores ın ludis scenicis utebantur . 

















Von Eheverlöbniffenund Hochzeiten. 293 


färbigten Flor oder Schleyer verhuͤllet wurde, damit fie von niemand. als. ihrem Bräutigam gefehen 
würde, 


97. Die Braut wurde von dreyen Jünglingen , die eine: praetextam trugen , und 
mithin noch nicht fiebenzehen Jahr alt waren, übrigens audy'alle ihre Väter noch am Leben hatten, aus 
ihrer Mutter Haus geführet, Bon dieſen trug der eine eine Faael von Weißs Dorn voran; die übrigen 
beyde aber führeten die Braut; bey den Öriedyen trug die Mutter der Braut die Fackel felbiten voran. 
Den Sungfern infonderheit pflegte man eine friſch angelegte Kunfel ſamt einer Spindel nachzutragen; 
gleichwie eben derſelben auch) ein junger Knab ‚der Camillus hies, einen Korb oder ein anderes verdedtes 
Gefäß nachtrug, worinnen der Braut ihre Gerathſchaften der täglichen weiblichen Arbeit, verwahret wur« 
den. Wann fie an die Hausthüre des Braͤutigams kam, fragte man, wer fie feye ?_ worauf fie ants 
wortete: ic) bin Caia. ° Hierauf ſchmuͤckte fie die Thürpfolten mir Wolle oder wollenen Bändern, und 
begof fie mit Del oder Fett von Schweinen soder Wolfſchmalz, um alles Fünitige Unglück dadurch abzu— 
wenden, Hierauf buben die pronubi (Brautwerber) die Braut über die Schwelle, da fie mit einem 
Sprung in das Haus fprang, ohne die Schwelle zu berühren ;;. ‚weil dieje den Haus ⸗ Göttern. und ber 
Göttin Veſta geheiliger war. Bey diejem Eingang wurden ihr die Schluͤſſel zu.den Käften und Zims 
mern überreicher,; zum Zeichen, daß fie ſich nunmehro der Haushaltung annehmen folle, wie ihr aus) ein 
Widderfell untergelege wurde, daß fie Fünftig Heilig mit Wollenpinnen ſich beſchaͤſtlgen jolle.., Dabey 
war ein Pfeiffer, der ein Hochzeitlied vorblies, welches die Römer Talalium 4), die Öriechen aber 
Hymenaeum nannten, fo. man-nun anſtimmete. Damit aber nicht durch allzugroffes toben der Ehes 
leute die Görtin Nemetis aufgebracht , und fie befchrien werden möchten ; fo fangen fie darnach fo gleich 
auch fo genannte Sefcenninifche Verſe, durch welche dergleichen Behexung koͤnne hintertrieben wer» 
den. Endlich wurde auch dem Kriapo ein Opfer gebracht, und von dem Bräutigam Nuͤſſe 5) unter die 
Knaben geworfen, > 


68. In der Macht vor der Hochzeit fies man Achtung geben auf den Vogelflug, und 
Borbedeutungen des fünftigen Schickſals der Eheleute; ohne welches man ſich wenig Gluͤck zur Hoc 

‚zeit verfprach. Wann die Zeichen gut waren, wurde geopfert, und den jungen Cheleuten von den Ans 
weſenden Glück gewuͤnſchet; worauf das Hochzeit Mahl 6) erfolgte, zu welchem nicht nur ihre Eltern 
und nächfte Anverwandten , fondern auch fonft gute Freunde, bisweilen auch die Bornehmiten der Stadt, 
ja auch wohl die Keifer eingeladen wurden. Da pflegte man bisweilen die Hochzeit - Gaͤſte mir Schau⸗ 
ftücfen zu beſchenken, auf welchen das Bildniß der neuen Eheleute geprägt war, Wann eine Wittive 
heiratete, wurde das Bert, wörinn fie mit ihrem erften Ehemann geſchlafen hatte, bepfeit geſchafft; 

- Damit der neue Ehedemahl nicht in ein Bert ſich legte, worinn der erſte geſtorben. Ya es wurde die 
Thuͤre an dem Schlafzimmer veraͤndert, und das vornehmfte Hausgeraͤth, deffen ſich Infonderheit dee 
7 erite Mann bediener hatte, fo viel möglich, aus dem Weg geraumer. Das Hochzeit» Bett wurde nicht 
nur Lectus nuptialis, fondern auch Lectus genialis;genennet, weil der genius oder Schuß Gott des 
Ehemann bemfelben vorftehen füllte, In dem Schlafzimmer wurden wol auch die Bilder der hochzeite 





ten bie Pronubae, bie Braut zu Bett, und. deg 
andern Tags würden ihr von ihren Freunden und Verwandten allerien Geſchenke geſchickt. 


76,94 Db es gleich nicht an Denfmaalen fehlet, auf welchen diefe Hochzeit Ceremonien vorgeſtel⸗ 
let worden; fo wollen wir doch nur ein einiges anführen; weil die Umitände ſich für ſich Teithir veritehen | 
laſſen. Tab. XCIX. Fig, 1. feher wir an dem einen Ende zur Linken die Braut und den Bräutigam, Tab: 
die fich durch Hände geben, Siebe und Treue zufagen. Zwifchen ihnen ftehet die 110 pronuba, wel- xXCX 
che beyden ihre Hände auf die Schultern leget, und vor ihnen fteht ein nackender Hymen oder Hochzeit — 
Gott, mit einer brennenden Fackel; neben vorigen ſteht ein Mann mit Weibsperſonen, welche dieſem 
allen zufeben; es fheinet, daß es unter einem ausgefpannten Teppich verrichtet worden, Zur verhien 
ſehen wir einen Priefter mit verhüfltem Haupt , welcher einen Trauben von dem "ben ihm ſtehenden Als 
tar wegnimmt, und einen Camillus hinter fid) hat, der gewöhnlicher maffen das Rauchfaß halt. Mes 
ben diejem ftehet ein Pfeifer mit einer doppelten Pfeife, und vor ihnen ein Opfer s Schlachter, mir eis 
nem $orbeercrang, ber ein frummes Meffer in der Hand hält, um den Widder damit abjulhla hen, 
Hinter dieſem fteht ein Weib mit einer Taube 7), die fie gr auch zum Opferbereiter Hat; gleiche 
; \ ; eee wie 


) Man ſchreibt es gewoͤhnlicher Thalaffium, [Kir 6) Welches zuweilen durch tag Wort und 

— vius B. 1, E.9. und Job, Chriſtoph Busmann nuptiae ſelhſt gemeinet wird. i 3 

de carminibus nuptial. Helmſt. 1710, 4. 7) Bahrfcheinlicher ift die Taube wol ein Bild der 
Liebe ; man ftellte wenigſtens den Wagen bee 


M fr Servius über Virgil,eclog, 8,%. 30. Denus mit Tauben befpannet vor. 



































294 Des erften Buchs drittes Capitel. 


wie eine andere, bie ihr folget, ein Haͤngwerk trägt, Nach diefer fehen wir einen Mann, der eine 
Rolle Papier 8) oder Pergament in der Hand hält, darauf die Ehepacten mögen gefchrieben geweſen 
ſeyn. Eben dergleichen Rollen haben auch der Priefter und Bräutigam in ihren Händen; Zulege folger 
bie Göttin Eybele 9), welche ein Fuͤllhorn mit Früchten träge, weil vielleicht die Meuverlobte gegen die⸗ 
felbe eine befondere Hochachtung gehabt haben; dann fonften komme fie bey Hochzeiten wenig vor. 


Das dritte Capitel. 


Don Fingers Ringen 1) und Siegeln. | 


S 1, 


a6 Kennzeichen und Pfand der ehelichen Verbindung war ein Ring. Hler verftehen wir nem⸗ 
fidy unter annulus (das fonft auch mehr bedeutet) diejenige Arc von Ringen, welche man an 
den Fingern trägt. Daß der Gebraud) derfelben bey den alten Griechen nicht gar gemein muͤſſe 
gewefen ſeyn, laͤſſet fi) nicht ohne Grund daraus ſchlieſſen, teil ber alte Dichter Homerus derfelben 
nicht ein einigmal gedenkt. Hingegen läßt ſich aus der Hiftorie des Tofephs, dem nach Mofis Bes 
richt, Pharao den Ring von feiner Hand gegeben ‚ganz beutlic) erwelfen, daß der Gebraud) der Ringe 
ſchon zu uralten Zeiten, bey den Egnptiern, üblich gewefen. Mach dem Zeugniß bes Plinius 33, x. hieſ⸗ 
fen die Römer vor dieſem einen Ning angulum; nad) der Zeit haben ſowohl die Römer als bie Gries 
hen zuweilen Symbolon dafür gefagt. Wie ‘die Fabelbeſchreiber alle Dinge weit herholen ‚ alfo 
thun fie es auch in Anfehung der Ringe. Sie geben vor, daß nachdem Prometheus von dem lupiter 
wegen Entführung des Feuers auf die Erde, mit der Strafe belegt worden, daß er an den Berg Ca- 
calus angefchmiedet, tuıd feine Leber beftändig von einem Adler da angefreffen worden; er, Prome- 
theus nad) einiger Zeit den Iupiter gewarnt hätte, daß er nichts mit der Thetis follte zu fchaffen has 
ben; weil der Sohn, den er mit derfelben zeugen Mage ihn vom Thron flürgen würde. Dafür babe 
Jupiter dem Hercules erlaubet, daß er ihn von diefer Strafe befreyen möchte. Weilen aber Iupiter 
gleich anfangs geſchworen hatte, daß Prometheus nimmermehr von dieſen Banden loos konmen follte z 
Bo er , um nicht für meineidig angefehen zu werben , befohlen , daß Prometheus beftändig einen 
ing von der eifern Kette, mit welcher er angefchmiebet war, und darinn ein Stüclein Stein von die- 
fem Berg, an feinem Finger tragen follte ; damit es alfo ben Schein haben möchte, als ob er 
annoch wirklich an diefen Felſen angeſchmiedet wäre. Wann dem fo wäre, wuͤſte man auch, wie alt es 
fey, daß man Ringe mit Edelfteinen befeger. 


$. 2. Die Materie, woraus Ringe gemacht wurden, war Gold, Silber, Erzt, auch allerlep 
gemifchtes Metall; bisweilen waren fie von Silber und übergulder. Manche Ringe waren mit einem 
eiſern Dlätlein bedeckt. Von den zween Ringen, die Trimalchio getragen, war der groffe ein verr- 
guldeter Ring, den er an dem Fleinften Finger der linken Hand trug ; der andere ganz gülden, mit klei⸗ 
nen elfernen Sternlein verfeget, den er an bem mittleren Glied des Goldfingers trug, Einige Ringe war 
ven inivendig hohl, andere aber von dichtem Gold oder Silber ; einige mit Edelgeſteinen von allerley 
Arten befegt, andere aber nicht. Manche Edelgefteine waren mit Figuren verſehen, deren einige alſo 
‚aufgefchnitten waren, daß fie etwas erhaben ftunden; andere aber tief eingegraben waren , daß manfie 
als Pitfchiere gebrauchen konnte; dergleichen man noch heut zu Tag * und da in groſſer Menge antrift. 
Man pflegte dergleichen Bilder auch in Bernſtein und Helfenbein zu ſchneiden. 


63. Es iſt unter den Gelehrten die Streitfrage entftanden, ob der Gebrauch güldener Kin 
vor alters zu Rom allein den Rathsherren, oder aud) den Rittern verfkatter — nicht 
fchlechterdings bejahen oder vernelnen läffet ; was die fpätern Zeiten anlangt, fo iſt dießfalls kein Zweis 
fel. Denn da follen ja die Carthaginienfer nad) dem Treffen bey Eannas ben erfchlagenen Römis 


ſchen Rathsherren und Rittern eine dermaffen groffe Menge güldener Ninge abgenommen haben, daß 
I damit anfüllen konnten. 
Sn 

a) Ein für allemal if ed anjumerten, mad mont 9) Eybele und ihr Fuͤllhorn ift eine gute Worbebew 
fir sn 3 nie ee 5 den zu Paar an gr Ueberflus 

en folle, 
3) Schriftitellee von Ningen meldet Fabricius 
€. 18, num. 8. N e Nr 


fie nad) dem Zeugniß des Liviug XXI, 12. drey und einen halben Scheffe 


faucon fo oft e Kolle Papier ausgeneben 
hat, fan gar oft für ein zufammengerolleteg Tuch, 
und ein Schnupftuch nach unfser Art u reden, 
angefehen werben, : 





Von Ringen und Siegel. - - 295 


In folgenden Zeiten wurden auch den gemeinen Soldaten zu Belohnung Ihrer Tapferkeit, Ringe gege 
ben. In noch fpätern Zeiten findet man, Daß groffe und vornehme Herren ihren freygelaſſenen Kuechten 
Ringe fchenketen ; gleichroie auch gemeine Leute dergleichen nicht felten trugen, ob e8 gleich in den Geſe⸗ 
gen verboten war. Diejenigen, welche einen Triumph hielten, trugen eiferne Ringe; welche G:mohns 
heit aber nachgehenbs ©. Marius abgebracht hat ; der, als er in feinem drieten Eonfulat über den Lugur- 
tha gefieget hatte, und deswegen zu Kom triumphirend einzog, nad) dem Zeugniß des Plinius33, 1. 
ſich anftatt des eifern Rings, eines goldenen bedienet hat. 


4. Weil man die Ringe meiftentheils an den vierten Singer ber linken Sand zu ſtecken pflegte: 
fo rourbe derfelbe annularis genannt. Man blieb aber hierinn nicht bey elnerley Gewohnhelt. Warn 
einer auf feinem Todbett einem von den Umſtehenden feinen Ring gab; fo war es ein Zeichen, daß er 
denfelben zu feinem Erben einfegte. Wann fie in ber Trauer waren, oder ihnen fonjten ein groffes Une 
glüc zugefteffen war; legten fie die goldene Ringe ab, und erugen eiferne; und wann einer, um Brod 
zu befommen, feinen Ring verfegen mufte, war es ein Zeichen der gröften Armuth. Klemens Ales 
gandrinus Strom.I. [. 399. gedenfet aud) einer Art von ZaubereRingen, aus weldhen man zur 
fünftige Dinge zu erforfchen vermeinte, Bon diefer Art mögen die beyden Ringe des Exceſtus eines 
Phociſchen Negenten gervefen feyn; der ſolche zufammen gefhlagen, und aus dem Ten, den fie vonfich 
gegeben haben, abmerfen wollen , was er thun jolle, und was ihm begegnen würde; er hat aber feinen 
Untergang dadurch nicht bintertrelben fönnen. 


§. 5. Auf den Pirfchier Ringen 2) fahe man insgemein das Bildniß, oder ſonſt ein beſonderes 
Kennzeichen desjenigen, dem er ugebörete; es waren dergleichen Merkzeicyen entweber in die Materie 
des Rings felbften , oder in die Steine eingegrabei. Anftart des Bilde von dem Beſitzer, wurde auch 
bisweilen das ‘Bild eines feiner guten Freunde oder Freundinnen, ober einiger Gottheit, eines Opfers, 
oder einer andern Begebenheit eingegraben; wie bann bey nahe die ganze Mythologie aus den mans 
herley Ringen , welche hier und da aufbehalten werden, mit leichter Mühe koͤnnte zufammen gebracht 
werben. Es werden bisweilen auch wahrhafte Begebenpeiten, als Schlachten , Sorhyeiten ‚ allerley 
Thiere, und was fonften die Einbildung der Bildhauer und Steinſchneider vorzog , vorftellig gemacht. 
Ciemens Alerandrinus will berichten, Strom, B. V. [.662. daß Pythagoras ein Verbot bar» 
auf gelegt habe, daß man die Bilder der Gottheiten feineswegs auf dergleichen Ringe ſtechen folle; aus 
Beyſorge, daß nicht eine Geringfchägigkeit daraus erwachſen möchte. Man hat aber ganze Bücher 
voll, von mancherley dergleichen geſchnittenen Steinen ; nicht 8 gedenken, daß deren noch heut zu 
Tag immer mehrere an das sicht kommen, die ung noch manche Dinge belehren, die vorher unbefannt 
gewefen find. Und obgleidy die Figuren auf denfelben insgemein fehr Elein find, daß man diefelbe bis⸗ 
tweilen nicht wohl erkennen, und genug unterſcheiden fan; fo ift doch dabey auch diefer Vortheil, daß ders 
nn Steine wegen ihrer Härtigkeit nicht leicht abgenuget werden, und dem Roſt nicht unterworfen 
ind. 
66. Es wird unferer Abſicht gemäß genug ſeyn, wann wir bier nur einige von dergleichen Rin⸗ 
gen werden angeführet haben. Einige find ganz glatt geſchliffen, und ohne alle Figuren , welche daher 
ur Berſiegelung nicht wohl konnten gebraucht werden ; wie dergleichen einer Tab. XCIX, Fig. 2. zu 
ehen ift. Bey anderen waren die Figuren in die Materie des Rings felbften eingegraben, dergleidien 
an demjenigen zu fehen, ben Fig. 3. vorftellet; der mic einem Vogel und einer Zinfe oder Krummborh 
bezeichnet iſt, davon wir das Sriginal In-unferm Cabinet befigen. Fig. 4. und y. find mit Edelgeſtei⸗ 
nen befeget, auf deren erfterm bas Bild von dem Iupiter Serapis , auf dem andern aber Mercurius 
eingegraben ift. Dieſen fügen mir Fig. 6.und 7. anno) ben, deren erſter iſt mit dem Portrait ei- 
nes Römifchen Kaifers, der legtere aber mit dem Bruſtbild des Socrates bezeichnet. Was die Mate, 
rie betrift, deren fie fich bey der Verfiegelung bedienet, und in welche das Pitſchier eingedruckt worden: 
fo war es eine Art Kreide, oder auch Wachs; fo beydes bierzu fehr bequem ift. 


4. 7. Nebſt den bisher angefuͤhrten Pitſchier ⸗ Ringen hatten die Alten noch mancherley andere 
Arten von Siegein, welche, ob fie gleich meiſtens auch mit einem Ring zum Anfaffen verfehen waren, 
dennoch zu der Zahl der Pitſchierringe nicht koͤnnen gerechnet werden. Einige ſtellten bald ein vier» 
eckichtes, bald ein (änglichtes Taͤfelein vor; andere waren bald einem Schild oder halben Mond, bald 
aber einer menfchlichen Sußfohle, und andern Dingen mehr, aͤhnlich; darauf entweder der Name des der 
figers, oder auch andere Worte und Buchftaben zu fehen waren. Mar bediente ſich berfelben unter 


anderm infonderheit zu Bezeichnung der irdenen Sefäfe, auf — oder Handhaben mit derglel⸗ 
eee 2 chen 


) anauli fgnatorii, ober wie fie Vopiſcus auch uennt, Ggillaritii. 




















296 Des zweyten Buchs erſtes Capitel. 


chen Siegeln in den annoch weichen Seimen, dergleichen Zeichen - eingebruckt wurden; tie wir babon 
oben Tab. LXXXXII. Fig. 1. ein Beyſpiel geſehen haben. Doch ijt Fein Zweifel, daß fie ſich der⸗ 
ſelben auch bey anderer Gelegenheit werden bedienet haben. In unferm Cabinet haben wir zwey derglei⸗ 
chen Siegel mit einer Griechiſchen Schrift, deren eines Fig. g. ein länglichtes Viereck iſt, darauf bie 
beeden Worte T, 107410* woIzıanoe d.i. T. luli Phoebionis zu fehen find; das andere Fig. 9 
bat die Geſtalt eines halben Monds mit der Auffchrift x. CEPBEIAIOT BITAAINNOS d. i. C. Seruilii 
Vitalionis. Die ſolgende Fig. 10. und 11. fo die Geſtalt einer menſchlichen Fußſohle haben, kan ein 
jeder ſelbſt erkennen. Cine andere Bewandni hat es endlich mit denjenigen Siegeln, mit welchen man 
die Bildniffe ver Kaiſer abdruckte y welche in bleyerne Capfeln eingefchloffen, undian! die Raiferlihe Di- 
plomata angehenfe wurden, Um welche Zeit damit eigentlich der Anfang gemacht worden feye, konnen 
wir nicht ganz gewiß anzeigen. ii | 


Des zʒweyte Bud. 
Bon den Schaubuͤhnen ) und Schauplaͤtzen 
der Zufchaue. 


vVron den Schaubühnen und Comddianten. 
1 


ie öffentlichen Spiele waren eben fo wohl im Gebrauch bey den Alten, als bey uns; ja vor ale 
ters gewiller maffen noch üblicher, und mehrerley, als heut zu Tag. Von den fo mancherley 
Arten ift bey uns blos die Schaubuͤhne geblieben. Das Wertrennen auf der Rennbahn, war 
ehedem eines der vornehmften Spiele, welches das gröfte Vergnügen brachte ‚ und mit dem 
mwenigften Schaden ober Gefahr verbunden war ; heut ju Tag aber weis man nichts mehr 
davon, Die angeftellten Naumachiae oder $uftgefechte zu Schiff, find daum mehr nad) dem Namen 
bekannt. Die öffentlice Tänze waren mit vieler geichtfertigeit vergeſellſchaftet, fo den Chriſten nicht 
geziemet; daher die alte ärgerliche Art ‚derfelben auch abgefteller worden, Hingegen find bey uns in 
Privat, Häufern fonft allerley Spiele eingeführer worden, welche zu jenen alten Zeiten keineswegs befannt 
waren; da man nemlich die edelfte Zeit mit Ehartenfpiel zubringe, und das was irgend nad) der 
Arbeit zu einem Zeitvertreib dienen Fönnte, als ein ordentliches Geſchaͤft anſieht, darauf manchet ſeine 
ganze Lebenszeit verwendet. 
$. 2. Mas erftlich dag Theatrum oder die Schaubuͤhne der alten betrift, fo laͤßt ſich niche wohl 
ſagen, wann und wo dieſelben eigentlich ihren Urfprung genommen haben. "Bon der äufferlichen Form 
und Öeftalt merken wir nur Eüczlic) ſo viel, daß diefelben von den Amphitheatris feyen unterſchieden 
geweſen. Die Theatra hatten nach dem Bericht des Caſſtodorus Var.g, st. die Geſtalt eines hals 
ben Eirculs ; indem fie auf der einen Seite ‚ wo nemlich die Zufchauer fallen rund waren; auf der ans 
dern Seite aber, wo der eigentliche Schauplaß war, auf welchem die Comoͤdianten ihre Auftritte hatten, 
eine gerade Linie vorſtelleten; da hingegen die Amphitheatra oval: rund waren, und gleichfam zwey 
Theatra, bie auf ber geraden Seite zufammen geftoffen find, ausmachten. Der äuffere Theil des Theatre 
war insgemein mit prächtigen Gebäuden ausgezieref, die aus dem fo genannten Scenio und. Profcenio 
beftunden. Was die innerfte Form des Theatri anlangt, fo hies die vordere Reyhe vor: dem Schaue 
platz, in welcher der Mittelpunct von dem halben ‚Eircul war, Orcheftra , wo die 


Sitz 
1) f. Fabrieii bibliggr. antiq. ©. 22,n.10; unter tro ſowol, ald dag de amphitheatrjs uae ex- 
ben ba genannten GSchriftftellern- fcheinet Mon traR AR „}ghas 
faucon hier und im folgenden Capitel viel dem en belannt, und mäglic) ju vergleichen 


Lipſius zu folgen; deſſen Buch.de amphithea, 





e Rathsherven ihren . 








— u 


M 


Y 


Yon den Schaubihnen und Comoͤdianten. 207 


Gig hatten, und in welcher der vornehmfte Plag für den Prätor oder den Kaifer beftimmer war, 
Hinter diefer Orcheftra giengen fehr viele Bänke im halben Cireul umher, welche bis oben an Stuffen« 
weife über einander ſtunden, fo daß immer eine höher war als die andere; auf welchen das gemeinere 
Volk feinen Sig hatte, Die unterften Bänke, welche zu nächft Hinter den Narhsherren funden, was 
ven den Nittern oder Equitibus beſtimmt; und diejenigen, fo unmittelbar hinter Diefen Famen, waren 
ebenfalls annod) vornebmer, als andere, welche weiter oben gefeget waren. Dann je weiter diefe 
Bänke von dem Mictelpunct oder dev Orcheftra entfernet waren, je geringer waren die Stellen. Da- 
mit man aber mit einiger Bequemlichkeit hinan fteigen Fonnte, waren zwifchen denfelben nicht nur verz 
fhiedene Treppen angelegt, fondern auch bier und da von innen hinauf gewifle Oeffnungen angebracht, 
durch welche das Vi, nach Belieben, in ziemlicher Menge eindringen Fonnte, Diefe Deffnungen, wels 
che vierectigten $uftlöchern ähnlich waren, nennet Macrobius in feinen Saturnalibus 6, 4. Vomi- 
toria, weil das Wolf durch diefelbe gleichfam ausgeſpien / wurde. Diejenigen, welche zu fpat kamen, 
wann bereits alle Pläge befegt waren, muften ſich gefallen laffen, auf den Treppen ftehen zu bleiben — 
dieſe nennt Apuleius excunearos 2) weil ſie in den Baͤnken, die von oben herab, wie ein Kegelfpig 
zugiengen, feinen Pla mehr fanden. Diefe Baͤnke waren nicht nur von unten hinauf durch die Trepz 
pen unterbrochen; fondern aud) ringsum durch gewiffe Einfaffungen, welche Zonae bieffen, unterfchie, 
den. Dieſe Zonae waren nichts anders, als die doppelte Höhe und Breite einer Bank, gegen die uns 
re; und Dadurch wurden die Sige felbften in gewiſſe Claſſen eingetheile, die Cunei hieffen. Die An⸗ 
zahl der Treppen zwifchen den Baͤnken war eben fo wenig immer einerley, als diefer Zonarum, 


$. 3. Daß der Platz, welcher vor dem Schauplag in einer geraden Linie lag, für die Comoͤdian⸗ 


* ten bejtimmt gewefen, und in [cenam oder (cenium und profcenium eingetheilt worden, haben wir 


3 


fejon angemerft.  Scena war ein groffes Gebäude, welches an Die beyden Ende des Theatri ängefür 
get, und mit vielen Seulen, Gemaͤhlden, Gold, Silber und andern Koftbarfeiten ausgezieret war; 
je nachdem diejenigen, welche dem Bolt dergleichen Spiele gaben, * oder weniger darauf wenden 
wollten. Vor dieſer Scena lag das Proſcenium nächft bey der Orcheftra, Auſſer diefem war noch 
ein befonderer Plag, Pulpitum genannt; auf welchem die Comöbdianten eigentlich hervortraten; welcher 
Platz nad) dem Bericht des Vitruvius bey fünf Schuhen erhoben war. Cinige wollen, daß diefes Pul- 
Ppitum in dem Profcenio gewefen, da hingegen noch andere es in die Scenam felbften füten; noch an⸗ 
dere aber geben ihm einen Pag, welcher von der Scene und dem profcenio unterfchleden gewefen, 
Baurus 3) und andere find der Meinung , daß diefes Pulpitum näher an der Orcheftra geftanden, 
als das Profcenium. Mac) einigen Alten find die Comödianten bisweilen auch auf dem Profce- 
nio erfcjienen.  nsgemein hielten fie ſich in der Scena auf, bis bie Reyhe fie traf, daß fie auf das 
Pulpitum hervor fraten, und überdachten ihre Rolle, Hier wurde auch alles in Bereltſchaft gehalten, 


f das fie bey ihren Vorſtellungen nöthig hatten. Lebrigens meldet Vitruvius V, 8. daß Dreyerley Ara 


ten von Scenis gewefen feyen, deren eine tragica, die andere comica, und die dritte Satyrica geheifs 
fen, welche durch Die mancherley Auszierungen von einander unterfehleden worden. Die Scenae Tra- 

icae waren mit vielem Seulenwerf, Statuen und andern dergleichen Koftbarfeiten, welche einen Rd» 
niglichen Pallaft vorftelleten, ausgezieretz die Comicae ftelfeten Privarhäufer mit vielen Balcons und 
Fenjtern vor; Satyricae hingegen waren fhönen Luſtgaͤrten und Landſchaſten aͤhnlich, und mit allerley 
Bäumen und Buſchwerk, Bergen und Hölen ausgezieret, Nun follten wir auch Abriffe von Theatris 
mittheilen, weilen aber obige Befchreibung an ſich Elar genug ift, und auch aus der hernach Tab. C, 
Fig. 1. folgenden Vorſtellung eines Amphitheatri deutlich zu erfeben üft: fo Taffen wir folche Abriſſe 


bier billig weg. 


$, 4. Nebſt den ordentlichen Comoͤdianten hatten fie ſonſt auch mancherley Gauckler, Poffene 
relſſer und Mimos, die auf dem Schauplag erſchienen, und das gemeine Volk beluftigten. Es kamen 
aud) $arven vor, deren erfte Erfindung insgemein dem Aeſchylus zugeſchrieben wird, da man ſich das 
Geficht vorher bemaler Hatte, Sie hatten nach dem Unterfcjied der Mimen, bald eine liebliche, bald 
eine gräßliche Geftalt, Die gräßlichen Larven wurden von den Griechen nopuerrmce und Yopyoriiz ges 
nennet; dergleichen Diejenigen find, ‚welche wir Fig, 12, 13,16, 17. angeben, Diejenigen, welche die 
Geſtalt des Bacchus vorftelleten, wie Fig. 18 und 19, deren jene mit Neblaub gecrönet, biefe aber 
mit zwey Geſichtern verſehen iſt, item diejenigen, welche nach Art der Faunen lange Ohren hatten, wie 
Fig. 16. ſcheinen in den Satyrifchen Aufzügen gebräuchlich geweſen zu feyn. Cine annehmlichere Geſtalt 
von Larven, ift Fig. 14. deren Original in unferm Cabinet = Aa bedienete ſich infonderheit ber 
ae gräßs 


a) f. Zipfiug de amphitheatro c, 13. dor, führt Fabrieius ald zu Kom 1612: heraus 


3) Eines Jar, Laurus Bud) ansiquae urbis ſplen⸗ gekommen am 




















208 | Des zweyten Buchs erſtes Capitel. 


graͤßlichen Larven, wann irgend wilde und foͤrchterliche Leute, als z. €, Mohren, damalige Teutſche, und 
dergleichen vorgeſtellt werden ſollten, wie aus Fig. 20, zu erfehen. 


§. 5. Auffer diefen gab es auch noch allerley Tafchenfpieler, welche freylich Eeine eigentliche Zau⸗ 


berey trieben ; fondern durch Gefchwindigkeit der Hände dem gemeinen Pobel allerley Hocuspocus vorz 
machten; dergleichen keute noch heut zu Tag viele angetroffen werben, Noch andere, welche nad) Art 
unferer Markfchreyer, gewiffe Arzeneyen anzupreijen fuchten , feßten fih bisweilen febendige Vipern an 
die Arme, von denen fie fid) beiffen lieffen, ohne Schaden davon zu erfahren. Hievon erzehler Aelia⸗ 
nus Hift, anim. IX, 62. ein Erempel, daß, als ein dergleichen Markfchreyer auf öffentlichem Markt 
eine gleihmäflige Probe machen wollte, und fid) eine Otter an den Arm gefeßt, und nachgehends das 
Gift mit dem Mund wieder heraus gefogen hatte, ein anderer aber ihm das Wiebergift, fo er in einem 
Gefäß zubereitet hatte, heimlich weggenommen, und ausgeſchuͤttet hatte, jener alſo ſich deſſen zu ſeiner 
Erhaltung nicht bedienen konnte, er. des andern Tags feinen Geift aufgegeben habe. Die Seiltänzer 
“waren zu Rom auch fehr bekannt; wie dann Terentius ſchon zu feiner Zeit dergleichen in Rom gedens 
fer, Bey dem Lapicolinus Cap, XI. lefen wir, daß, als einsmals ein Knab vom Geil herab zu 
tobt gefallen, der Kaiſer M. Aurelius den Befehl gegeben, daß man den Seiltänzern fünftig Kuͤſſen 
unterlegen follte ; wie man ihnen dann zu feiner Zeit ein Meg unter das Seil gefpannet habe Zur Zeit 
des Kaifers Tiberii, hat man fehr abentheurlic)e Dinge gefehen, daß fo gar Elephanten auf dem Geil 
getanzet; ob geich dieſes Thier vor allen andern zu dergleichen Hebung am aller ungefchickteften zu 
feyn fheinet. Ja, was noch mehr ift, fo ſchreibet Sueronius ; In dem Leben Neronis, C.XI, daß 
zu Lebzeiten defjelben ein bekannter Roͤmiſcher Ritter ſich auf einen Elephanten 4) gefeßt, und mit dems 


felben gleichfalls uͤber das Seil geritten feye. Bey den Griechen waren die Seiltänzer befonders wohl - 


befannt, und heiffen Schoenobatae, Mod) eine andere Art von dergleichen Gaucklern, waren die jo 
genannten Petauriftae oder Petauriftarüi, die mit Hülfe gewiſſer Mafchinen und Inſtrumenten durch 
die Luft follen geflogen feyn; wiewohl diefer Name auch denjenigen beygelegt wurde, welche allerhand 
Berwunderungsiwürdige Luſtſpruͤnge tbaten, 


$. 6. Gegen alle dergleichen Spiele und Gauckelehen, auf ſolchen öffentlichen Plägen, haben die 
alten Kirchennäter in ihren Schriften 5) aus wichtigen Urſachen fehr geeiferr. Dann, weil nicht nur die 
Heiden benfeiven ungemein ergeben waren, fondern aud die Chriften fich mit binveiffen lieſſen, anbey 
die Pickelhaͤringe inſonderheit und Poſſenreiſſer alle Zucht und Scham auf die Seite festen ; fo konnten 
fie dieſes nicht gleichgültig anfehen, Sie verdammeren auch die fo genannten Ludos Circenfes; ob 
gleich) auf denfelben Feine offenbare Gottloſigkeit vorgienge. Johannes Chryſoſtomus hat gegen 
dergleichen Schaufpiele in vielen Predigten geeifert, obgleich in den Circis nichts anders, alg Werts 
flreite, mit Pferden und Wagenrennen, zu jehen waren. Wahrſcheinlich iſt, daß er dazu durch den 
groſſen Mißbrauch der Chriſten feye bewogen worden; weil ſie um ſolcher Schauſpiele willen auch ſo gar 
den oͤffentlichen Gottesdienſt, und alle andere geiſtliche und heilige Uebungen verſaumet haben; bey wel⸗ 
hen Umſtaͤnden auch ſonſt an ſich zuläffige Dinge, es weiter zu feyn, aufhören, Eben diefer Kirchenvas 
ser gedenkt in feiner XIX. Homilie einer befondern Kunft 6), welches zu Antiochien gefehen wurde; 
woſelbſt ein gewiſſer Mann eine lange Stange auf die Stirn ftellte, und mit derfelben, ohne ſie zu bez 
rühren, durch) die Gaffen alfo umber gienge, daß foldye immer gerad in die Höhe ftunde. Das wunder⸗ 
barſte war dieſes, daß oben auf der Stange zween Knaben ſtund 


ER en, welche, in dem er fortgie ans 
dig mit einander rungen, welche, fortgieng, beſt 
4) Von ſolchen kuͤnſtlichen Rlephanten melden auch abjage, ausdruͤcklich die unmaͤſſige Liebe zu dert 
3 Seneca, Brief 85. Aelian. von Schauſpielen, — ꝛc. ige — * 
den Thieren, Buch C. ır, daß fie auch zu Lichts Heiden gab es manche, bie bieg nicht fonderlich 
trägern area 1! Spanheim von dem Nusen liebten. f, Cicero epift; 1. lib.7. fam. 
Rn Fe sen, Seite 169, Theil 1. der neueften 6) —2 ſonderliche Künfte, zumal in uner 
Pulli 34 RER rien Bewegungen i D. 
® Gem ae bear oh u Slam mr kan 
e : ’ en; ; nd fi A 5 
Cyrillus von Jerufalem rechnet. unter des Te von a ee — ine 
feld Werke und Wefen, dem man bey der Taufe fern ac. ucklern bey 


RN 6 


Das 





EZ ———— 


4 co) 299 
Das zweyte Kapitel. 


Von den Amphitheatris und den mancherley Spielen, 
welche da gehalten wurden. 


5 


as Wort Amphitheatrum bedeutet im Griechifchen einen Ort, der zum Umfchauen eingerichter 

ift, und befonders, wo gewiſſe Spiele gehalten wurden, Nach dem Bericht des Cafhodors 

Var. V. 42. und Ifideri Origin. XVill, 52. beftunde ein ſolch Amphitheatrum gieichſam 

aus zivey an einander geftojlenen Chcarrıs, auf welchem die Zufchauer im Circul herum faffen. Mit 
einem andern Namen wurde e8 aud) Cavea genannt, welches Wort eigentlih den inneren Theif 
deffelben , der hohl war, anzeigt ; item Arena, mit welchem Namen noch auf den heutigen Tag das 
Amphitheatrum zu Nismes benennet wird; weil , ehe die Spiele ihren Aujang nahmen, der innere 
Dias mit Sand beitreuet wurde; an ſtatt deſſen fie nad) der Zeit Ziegeljtaub von geriebenen oder ge’eil« 
ten Steinen genommen; weil man wahrgenommen hatte, daß die Kämpfer in dem Sand feinen verten 
Fuß fegen konnten, und leicht ausklitſcheten. Der Kaifer Caligula ſoll aus übermäfiger Verſchwen⸗ 
dung, anftatt des Sands, haben Berg oder Schiefer grün [treuen laffen, welches nach ihm Nero ſo 


gar mit Zinnober habe vermifchen laffen. 


. 2. Anfangs wurden bie Amphitheatra nur von Holz, aufgeführet, nachgehends aber von 
Ekeinen; und foll nach dem Zeugniß des Dig unter ber Regierung des Auguſtus durch den Stati⸗ 
lius Taurus das erſte aufdem Campo Martio, von Steinen errichtet worden feyn ; das hernad) uns 
ter dem Nero vom Feuer ee ‚ bald aber wieder von neuem aufgerichtet worden, Nach der Zeit 
bat Defpafianus ein weit grö 
it, Dann ob es gleich zu unterfihiedenen malen von dem Feuer gelitten ; fo iſt es Doc) immer wieder 
bergeftellet worden; und foll eben diefes Amphitheatrurm unter alfen, fo noch bier und da ganz, oder 
um Theil fteben, das aller weitläuftigfte und gröfleite geweſen ſeyn. Mad; dem Bericht des Aurelius 
Bst follen darin fieben und achtzig taufend Zufchauer Dias gehabt haben. Der innerite Pla, arc a, 
war ovalsrund, und ringsum mit bededten Gängen und Gewölben verfeben, in weldyen die wilden 


Thiere, die bey dem Spielen mit vorfamen, eingeſchloſſen gebalten wurden. 


Sa Be Diefer mittlere Platz oder Area , war mit einer Mauer umgeben, aufiwelcher bas P dium 
Marz; morunter ein gleichfam überhangender Gang, mic vielen Seulen, Schwibbogen und Schranken, 
derftanden wird, zwilchen und unter welchem die Rathsherren, und andere vornehme Magiſtratsper⸗ 
ſonen, ſamt ihren Bedienten, ſaſſen. Auf dieſer Gallerie wurden auch den Kaiſern Stühle geſetzet; 
gleichwie auch derjenige, welcher dergleichen Spiele anrichtete, eben da ſeinen Platz hatte; es hatten auch 
die Beſtaliſchen Jungfrauen eben hier ehrenhalben ihren Sie Ob es aber gleich zwöli bis tunfzehen 
Sta) hoch von der Erden war ; fo waren doch diejenigen, welche darauf fallen, vor der Wuth und 
dem Ueberfall der Elephanten, Löwen, Tyger, und Parder, warn fie todt gehetzet wurden , nicht aller⸗ 
dings fiber; deswegen man annoch Netze, das ift Gogitter, vorfegen mufte. Ueber das, waren zu 
äufferft an diefem Podio auch geoffe hölzerne Walzen, damit, wann ja ein wildes Thier etwa binan 


" Elettern wollte, es feinen veltes Halt finden möchte, Gleichwol ift es etliche mal geſchehen, daß diefe 


wilde Thiere woirklich ſich in die Höhe geſchwungen haben, und unter die Zufchauer gefprungen find ; wel⸗ 
ches zu verhindern, man nachgehends, um den Kampfplatz annöch befondere Waflergräben geführer har; 
daß diefe Thiere ſich dem Podio gar nicht mehr nahen Fonnten. 

Ueber dem Podio ware "ngs um Bänke, da Immer einer über bem andern Stuffen welſe 


4. 


ſtunde, wie auf einer Porkirche, wir ie dergleichen ſchon bey den Theatris befchrieben worden ; eberz 
falls mit Vomitoriis und Zonis. aſtatt, daß Anfangs die Zufchauer, wie fie Famen, ohne Rang 
und Ordnung durch einander fallen : fo wurden hernach durch das Rofcifche Geſetz dieſe Banke 
nach gewiſſen Ordnungen und Claſſen eingetheilet; welches in folgender Zeit auch auf den Amphith’a- 
tris und Cireis galte. Alſo fallen die Nathsherren und andere Vornehme auf dent Podie ; die von der 
Zeit Caliguls an, zu einer befondern Ehre, auch Kuͤſſen untergeleger befamen. Die nächiten Baͤnke 
binter dem Podio, beven vierzehen waren, find re oder Equitibus bejtimme gemwejen ; und 
! 


a , - wann 


eres und prächtigeres angelegt , davon noch jeßt ein groſſer Theil übrig. 





























00 Des zweyten Buchs zweytes Capitel. 


mann ihrer fo viel waren, daß fie nicht alle da Plag fanden, nahm man noch einige von den gleich dat» 
auf folgenden Baͤnken dazu. Die geringern $eute, welche fhwarze Kittel anhatten , muften mit den 
oberften Reyhen der Bänke zufrieden feyn. Wann der Zulauf des Volks gar zu groß war, fo wurbe 
diefe Drdnung auch nicht fo genau beobachtet. An manchen Orten des Amphitheatrı waren aud) ge⸗ 
wiffe Röhren angebracht, durch welche man allerley wohlriechende Waſſer, fo insgemein von Safran 
und Wein gemifcht waren , auslaffen Ponnte. Damit auch die Zufchauer, zumalen Sommerszelt ge⸗ 
gen die heiſſe Sonnenſtrahlen möchten geſichert ſeyn, wurden oben über. ihnen groſſe und weite Segel⸗ 
tuͤcher gefpannet, an deren Stelle in folgenden Zeiten, da der Pracht und Verſchwendung überhand 
nahm, feidene und mit Purpur und Gold durchwirfte Vorhänge kamen. Wann Feine ſolche Tücher aufs 
gefpannet wurden, bedieneten fie ſich der theffalifchen Hüte, und allerley Arten von Schaubhüten und 
Sonnenfhirmen. Endlich ſind hier aud) die Pegmara ı) nicht zu vergeffen.  Diefe waren gewille 
Mafchinen oder Gerüfte, welche bald aufgerichter , bald wieder Fonnten herunter gelaffen werden , wor⸗ 
auf Fechter und Pickelhaͤringe das Volk mit allerley poffierlichen Spielen und Lebungen vergnügten. 
Sonſt verfteht man unter dem Mamen der Pegmatum in Bibliotheken die Bretter, auf welche man 
Buͤcher zu ſtellen pflege ; ja, es heiſſet fonft auch ein jedes Täfelmerf, womit die Zimmer bekleidet 
werden, 


$. 5. Nebft den beyben vorhin genannten Amphitheatris des Statilii und Vefpafiani, war 
ten noch viele dergleichen groffe und prächtige Gebäude zu Rom; darunter das Amphithestrum Tra- 
iani, fo er auf dem Campo Martio hatte erbauen laſſen, befonders zu merken it, Man fand fie 
auch in andern Städten von Italien, davon noch hier und da einige Lieberbleibfefn anzutreffen find. Ei⸗ 
nes foll zu Alba im Latio geweſen feyn, davon man noch heut zu Tag einige Fußſtapfen zeigen will, Das 
Amphitheatrum zu Verena 2), wurde für eines der fchönften und gröffeften in talien gehalten; ins 
dem es ganz von Marmor aufgeführet war ; es follen aber kaum noch einige Schwibbögen davon übrig 
feyn. Ein anderes zu Capua, welches id) felbften geſehen habe, foll, auffer dem zu Nom, nicht fein 
nes gleicyen gehabt haben; wiewohl einige behaupten, daß es in Anfehung der äufferlichen Auszierung 
auch dieſes übertroffen habe. Dasjenige, fo zu Pureolis ſtunde, iſt durch Die länge der Zeit dermaſſen 
erfallen, daß man kaum annoch einige Spur davon erkennen fan. Kurz, es war feine Stadt in 
alien, welche nicht ihr beſonderes Amphitheatrum hatte; allein es find diefelbe meiftens verfallen , 
und die Steine zu andern Gebäuden angewendet worden. Ja es ift ein Wunder, daß noch einige 
Ueberbleibfel übrig find, weil| man in den legt vergangenen Jahrhunderten wenige Achtung für ſolche 
Denfmaale gehabt bat; alfo, daß es fiheiner, einige derfelben feyen blos Deswegen unverfehrt erhalten 
worden, weilen man die Steine wegen ihrer Gröffe und Schwere, nice hat von der Ekelle bringen 


fönnen, * 


$. 6. Auch ſo gar in Frankreich, und zwar inſonderheit in den gegen Mittag gelegenen Provin⸗ 
en, fanden ſich verfhiedene Amphitheatra; auf deren Bepbehaltung man aber noch weniger, als in 
alien, bedacht war ; 5. E. man finder annoch zu Frejus in Provence einige Ueberbleibfel Hardt 
besgleichen zu Arles, wofelbft aus den annod) werhandenen Ruinen ſich leicht abmeffen läffet, daß b 2 
ehemals daſelbſt geitandene Amphitheatrum fehr prächtig müffe gewefen feyn. Ein anderes zu Nismes 
in Languedoc, davon Tab, (.. Fig r. bie Abſchllderung zu ſehen, ift unter allen andern, Davon 
noch etwas übrig ift, am wenigſten verfehret worden. Es iſt aber daffelbe von auffen nach eine dops 
pelt über einander ſtehen den Dorifchen Seulenordnung aufgeführt; ohne den oberften Granı oder Auf 
faß dazu zu rechnen, welcher gleichfalls aus kleinen Seulen beſtehet. Der innere Tpeil hat nach dent 
Abriß des Heren Flechier, Biſchoſs zu Nismes, welcher mit der Geograppifchen Charte von deffen 
ganzen Diöces heraus gegeben worden, etwas befondere, welches man bey andern Amphitheatris 
nicht antrifft; indem die Gänge bier durch Feine Treppen durchſchnitten find, fondern in can en Circun 
herum laufen, auch Feine Zonae zu ſehen, durch welche diefe Bänke in gewiſſe Ordnungen Re ten abs 
getheilet zu werben. Zu Bourdeaux ware gleichfalls ein groffes Amphitheatrum , aus fen Liebe 
bleibſeln man erfennet, daß es ovalsrund gewefen ſeye. Gleicherweiſe laͤſet ſich aus den At Bo 
denen Ruinen des ———— Amphitheatri zu Autun, (dieſe Stadt war dag alte Bibracte a 
den vornehmften Städten in Gallien) fhlieffen , daß es ein feh!t Nachtiges Gebäude müffe M fenfe n 
„sn ben umliegenden Gebiet dieſer Stadt und Provinz, under” vor biefem nod) diele andere Amphie 
theatra, bieaber gänzlich zerfallen find ; woraus man abnehmen kan, daß dieſe Stadt und Sraoin; 
in weicher auch noch fonften viele und mancherley Denkmaale deg Atertums angetroffen werden 5 Als 
ers in geoffem Anfehen müffe geftanden Haben. Zu Meg und Orange, wie auch in verfchiedenen ans 
a 
| bern 


Marquis Maffei befonderg neuerlich 


z) f. mit mehren Lipfium de amphitheatro 2) Welches der 
i mehr bekannt gemacht, 


6,12. 

















Im 

ul 

Inc? * 

Il 

C 9 
KUH 

CH 9 


MH) 
1] 
{N 































































































” ; mil 
72 — ınte, e 
Y 

zato 

’ e Fe 

mauftens 


ınes . 
; rum. ınag 

; ladıato 

‚Varız g 

ulo ostendat. 3-7 

FE: 


ebant . 
erc 
‚ferocieres co 

um 

‚ferar 


bus 
| M Re — =D: Compedes, 7 
en 9 
—3— J 
4 
8. 





Ba on 








Yon den Amphitheatris und den mancherley Kattıpf- Spielen. 30% 


dern. Städten von Frankreich, trift man nicht minder auch noch einige Ueberbleibfeln won Amphithea« 
tris an, ; 

$. 7. Nachdem wir von bei Atnphitheatris das nöthigfte beygebracht haben; fo fchreiten mir 
nun auch zu den Kampfipielen 3), welche da pflegten gehalten zu werden, Die gemöhnlichiten, und 
bey weldyen am meiften "Blut vergoffen worden, waren die Ludi Gladiatorii oder Fechterfpiele,. deren 
Gebrauch) von den Hetrufcern ſcheinet nach Rom gefommen zu fun; und mögen fie ihten Urfprung das 
ber befommen haben, weil es zu jenen Zeiten gewöhnlich war, die von Den Seinden befümmene Kriegss 
gefangene bey dem Grab ber tapferften Helden, binzurichten ; Servius macht wenigitens ju einen 
Stelle des Dirgilins Aeneid. X. v. 519: bie Anmerkung, daß, nachdem dieſe Niedermegelung der 
Gefangenen für allzugraufam angefehen worden, man dergleichen Sechterfämpfe bey der Verbrennung 
oder Beerdigung der Kriegshelden Angeftellt habe ; daher diefe Fechter Buftuarii genennet worden, 
Das erfte Fechterfpiel foll zu Nom in dem 4goften Jahr nad Erbauung diefer Stadt, da Appius 
Claudius und Marcus Fulvius Burgermeiftet waren, gehalten worden ſeyn. Erſtllch hielte mar 
dergleichen nur allein bei Leichenbegangniſſen vornehmer Magiftratsz Perfonen; nachgehends aber wurde 
es gemeiner, daß fo gar auch Privarperfonen in ihrem Teitament die Deftellung machten, wie viele Fech⸗ 
ter bey ihrer Leiche ſollten zufammen gelaſſen werden; ja es geſchahe dieſes bisweilen ſo gar bey det Ber 
erdigung mancher Frauensperſonen. Nach der Zeit wurden aber dergleichen Spiele auch blos zur Luſt 
angeftellt, und z. E, bey groſſen Mahlzeiten vornehmer Perfonen, fo lang die Gaͤſte noch bey Tiſche 
ſaſſen, dergleichen Fechter in das Tafeljimmer gelaflen, welche mit einander auf Tod und beben firits, 
ten. Ein fo groffes Vergnügen hatten biz alten Römer an dem Blutvergieſſen. a es wurden biefe 
Spiele endlich dermaſſen gemein, daß Faum ein einiges Feſt vorbey gienge, auf welchem nicht eini ge 
Fechter zufammen gelaffen wurden; als }. E. auf mancher vornehmen Leute ihrem Geburtstag, item, 
mann irgend ein groffes Gebäude follte eingeweyhet werden, an ben Quinquennalibus, Decennalibus, 


Vigefimalibus u. d. 9: 


8. Anfänglich bediente man fi) bios der Gefangenen und Knechte, bisweilen auch ſolcher, die 
durch irgend eine Mifferhat das Leben verwirket Hatten, und zum Tod verurcheilee worden, zu derglei⸗ 
hen Fechterfpielen. Wann auch einige irgend einen ſtarken und tapfern Knecht hatten, verkauften fie 
ihn, einen Fechter abzugeben, Maıt hat aber auch Erempel, daß manchmal fo gar Freygeborne, um 
ſich den Ruhm der Tapferkeit zu erwerben , ſich unter Diele Hechter begeben haben. a, es iſt endlich fo 
weit kommen, daß aud) vornehmer Leute Söhne , wart ſie etwa ihre Güter verthan hatten, oder dudy 


“ ae um fich dieſem oder jenem Kaifer, der ein befonderer Liebhaber von dergleichen Spielen war, gefällig 


zu machen, ſich unter dieſe Fechter begeben haben, und mit ihnen auf den Kampfplaß gefreten findz 
ober fie denn gewiſſe Kenn» und Merkjeichen an ſich hatten, woran man fievon andern gemeinen Sech- 
term unterfcheiden konnte. a, warn wir dem Tacitus annal. XV, 32, Ölauben bepineffen , fo iſt e& 
zufegt aud) dahin gekommen, daß von ber vornehmften Perfonen und Rathsherren Ipren Weibern man⸗ 
che kein Bedenken trugen, auf dergleichen Kampfplag zu erfcheinen, 


8. 9, Unter dieſen Fechtern hleſſen einige Secutores, weldye nemlich auf bie Retiatios (die ih⸗ 
tem Wiederpart ein kleines Meg über den Kopf zu: werfen, und hieberzurelffen fürchten, ihn hernady 
defto leichter hinzurichten) loß giengen, und mit Wurffpieflen und groffen Klumpen Bley oder blehernen 
Kolben, Helmen und Schilden verfehen waren, um damit die Streiche ihres Wiederpatts abzuwenden. 
Die Retiarii hatten anftate des Schwerds eine — Gabel, trugen aber weder Helm noch Schild; 
warn fie wider einen Secutorem oder Myrmi'lonem ritten; ſondern, fo bald fie das Netz dem an⸗ 
dern über den Kopf geworfen hatten, träten fie zuruck. Der Namen der Myrmillonum fommt vor 
einer gewlſſen Arı Schilde der alten Gallier her, welche Myrmilloniſche Schilde genennet wurden ; auf 
dem Kopf hatten fie’ an dem Helm das Zeichen eines ER der Retiarius funge fodenn: non te, 
peto, pifcem peto , quid fugis Galle? d.i. ich gebe nicht auf dich loß, Bälle, ſondern 
hut auf deinen Fiſch, warum flieheft du dann? 


g 10, Die Gladiatores find, wie ſchon gemeldet, ju allererft bey den Graͤbern vornehmer und 
tapferer Helden, nachgehends bey groffen Mahizeiten, auf dern Markt, und Circo, auf Öffentlichen 
Straffen und anderswo zuſammen gelafien worden, In folgenden Zeiten über find bie Amphitheaträ 
der eigentliche Ort gewefen, dahin die Gladiatores feierlich geführet und aufder Arena oder dem Kampf⸗ 
platz je zween und zween ausgelefen wurden, Wan ber — angehen ſollte, wurde das Zeichen mit 

9 98 einer 


Hiebey find des Lipfius fsturnaliorum libri mit " flochenen und angegebenen Worftellungen nicht 
a Nußen zu vergleichen; ob gleich bie in Kupfer ge allemal richtig find: Trekingen "UN 


























362 +). Des zweyten Buchs zweytes Capitel. 


einer Trompete gegeben. Wann einige ber Fechter hart verwundet waren, oder etwa ‚ wann ihnen ihr 
Wiederpart allzuftarf zufegte, aus Furcht des Todes die Waffen nieberlegsen, und um ihr Leben baten: 
fo ſtunde es bey dein anmefenden Volt, was es thun wollte, Wann das Bold vieffe, daß man einen 
ſolchen frey laffen fellte ; wurde er auf diefen Tag frey gegeben; wo nicht, mujte er ſterben dem WBils 
fen des Volks ftimmten aud) die anwefenden Vornehme bey... Wann es alſo bies; recipe ferrum; 
laß dich durchftoffen, fo wurde der ohne Barmherzigkeit hingerichtet; den Obſieger aber beſchenkte 
man mit einer Gerte oder Stecken, rudis genannt; wodurch er von dergleichen Kampf loos geſprochen 
wurde; auſſer, wann er gegen Empfang eines gewiſſen Stuͤck Gelds ſich von neuem dazu erkaufen 
lieſſe. Diejenigen hingegen, welche umfamen , wurden mit einem eiſern Hacken an einen gewiſſen Ort 
gefchleppt, welcher Spoliarium bies. Diefe echter hatten auch einen Schwamm bey fich, die Wune 
den abzurifchen. Wann ein Fechter tobt zur Erden fiele, nahm deffen Wiederpart feinen Leichnam auf 
die Schultern, und zeigte ihn dem Volk; wie ſolches Fig. 2. angezeiget wird. Manche waren dermaſſen 
graulam, daß fie den Erſchlagenen auch noch Wunden zufügten; um zu erforfchen, ob fie annoch lebs 
ten, ober nicht. Ja, e8 waren einige fo grimmig, daß fie des Ertödteren Blut fo gar mit ihrem Mund 
ausfaugten, Fig.3 — 7. fehen wir annoch andere Borftellungen von dergleichen Fechtern, deren wir 
aus dem Lipfius noch mand)e anführen Fönnten; wann ung nicht bier vornehmlich um folche zu. thun 
wäre, welche in den alten Denfmaalen abgefihildert find. Unter dieſen iſt der eine. Fig. 5. jigend vor⸗ 
geftellt,, welcher einen Helm unter feinen Füffen hält, und mit beyden Haͤnden eine Degenjcheide, faflet. 
Der folgende Fig, 6. welcher von der Hand eines geoffen Künftiers verfertiger if, lieget an der Erbe, 
und fteuret ſich aus Schwachheit wegen der empfangenen Wunde auf den rechten Arm; da er eine Kette 
an dem Hals träge, ſcheinet er Feiner von den gemeinen Fechtern zu feyn. Der legte Fig. 7. ſcheinet 
als ein Ueberwinder die Nuthe (rudem) empfangen zu haben; dergleichen Dbfiegern wurden auch wol 
gewiſſe Merkzeichen von Helfenbein, oder einer andern Materie gegeben , womit fie bezeugen fonnten, 


daß ihnen von nun an bie Freyheit vom Kampf ertheilet, und, erlaubt feye, einen Plag ‚unter den Zur 
fhauern zu nehmen, 


$. 11. Unter den Errufeifchen Bildfeulen, welche bier und da in Stalien ausgegraben worden, fins 
den ſich verfchiedene, bie in der Rechten eine Keule, in der Linken aber ein % ud), wie eine Serviette fuͤh⸗ 
ven; dergleichen wir eine Fig, 4. fehen. Es ift bekannt, daß die Etrufcier von dergleichen öffentlichen 
Spielen groſſe Liebhaber gewefen; und es foll das Volt nach dem Zeugniß des Zerodotus von den 
pdiern herſtammen; woher auch einige den lateinifchen Namen Ludi, die Spiele, haben führen wollen, 
Wir gedenken hierbey einer gewiffen Statue, welche in Italien gefunden worden ; davon Fig. 8, den 
Abriß mittheilet. Cs ftellet dieſelbe einen Hetrufeifchen Sechter vor, welcher mit vieler Kunft verfertiget, 
und mit einem Lorbeer becrönet ift, übrigens aber an dem Hals eine Kette, an dem linfen Arm aber. ein 
Armband trägt; welche Ehrenzeichen er durch) feine Tapferkeit mag erlanger haben, An der Halskette 
bat er etliche Bullas oder Kugeln, dergleichen nicht nur vornehmer Leute Kinder ‚ fondern auch triumphi⸗ 
rende zu tragen pflegen. Die auf feinem Schenkel befindliche Aufſchrift, die nicht leicht jemand leſen, 
vielweniger verftehen wirb, darf uns um fo viel weniger eine Verwunderung verurfachen; weil wir bes 
reits oben noch mehrere dergleichen nicht nur an dem Leib ‚ fondern auch auf den ‚Kleidern der Hetruſcier 
geſehen haben. Der Stiefel bat auch etwas beſonderes, und koͤmmt mit denjenigen überein, bie wir 
oben Ocreas oder Compages genennet haben, 


S. 32. Auſſer den Fechtern wurden in diefen öffentlichen Plägen audy zum oͤftern allerlen wilde 
Thiere aneinander gehetzet; welches dem Volk nicht minder ein angenehmes Schaufpiel war. , Die 
Thiere, welche dazu gebraucht wurden, waren entiweder zahme, die, ſich von Menfchen regieren , und zu 
allerley Arbeit brauchen laffen; als Ochſen oder Stiere, Pferde, Elephanten ıc. oder aber wilde, als 
göwen, Bären, Tigerthiere, Pantherthiere x.  Diefe Thiere fteitten auf dem Kampfplag , entweder 
mit ihres gleichen, oder mit andern ; als z. E. ein Elephant mit einem towen ; bisweilen. aber muften 
auch Menſchen gegen diefe mandyerley Arten von Thieren fechten, Wann Menfchen dazu „gebraucht 


wurden, fo waren es entweder foldhe, welche wegen gewiſſer Verbre S 
en Strafe ver⸗ 
dammet waren; oder es waren foldye, hen ju einer, ÄrE ber Straf 


welche ſich durch eine grwiff⸗ 1 ev 
faufen laffen ; welche eben deswegen für unehrlich gehalten — a BO BEL NEL 
aus bloffer Ruhmbegierde, und um ihre Seibesitärke fehen zu laffen, fich dazu gebrauchen lieffen. Die 
wilden Thiere ‚wurden in gemiffen Staͤllen, mit welchen die Amphitheatra unten umgeben waren, aufbe⸗ 
legte man ihnen gewiſſe Fußeiſen 
an ehedeſſen in dem Amphitheatro 
n. Wann ein ſolcher, ber Da ar 


balten ; und wann einige derfelben gar zu wild und unbändi 
und Schellen an; dergleichen diejenigen mögen gemwefen an. * 
zu Autun gefunden hat, davon wir hier Fig, 9, die Geſtait Anzeige 








Von den Amphitheatris und den mancherley Kampfſpielen. 303 


nes Verbrechens verdammt war, mit ben wilden Thieren zu fämpfen , das Gluͤck hatte, daß er dag 
Thier erlegte; wurde er auffreyen Fuß geftellt. Vor diefem find die Chriften von den Heiden vielfältig 
dazu verdammet worden ‚> daß fie mit den wilden Thieren fämpfen mujten;  diefe aber wehreren fic) 
nicht ; fondern lieffen ſich als unfchuldige Schlachtſchafe von ihnen erwürgen und auffreffen ; welcherge⸗ 
ftalt fie durch ihr vergoſſenes Blut das Reich Chriſtl viel mehr erweitert haben, als die Potentaten dies 
fer Welt, in Anfehung ihrer Neiche, mit aller ihrer Macht zu thun immermehr vermögend waren, 


$. 13. Es bedieneten ſich bie alten Griechen und Römer ber wilden" Thiere, nicht nur zu dieſem 
Ende, daß fie mit denfelben zu ihrer Luſt allerley Kampffpiele anftelleren,, fordern machten fie auch 
zahm, daß fie ſolche an den Wagen fpannen Fonnten. Solchergeſtalt finden wir, daß nicht nur die 
Götter und Göttinnen, ſondern auch manche Kaiſer und Kaiſerinnen auf Wagen vorftellig gemacht werz 
den, die von wilden Thieren, als wen , Tigers und Panterthieren, Wölfen, Hirſchen sc. gezogen wers 
den. Bon dem Mero lefen wir, daß er in einigen angeftellten öffentlichen Spielen, Wagen die mit 
vier Camelen befpanner geivefen, habe aufführen laffen ; und die Griechen haben. folches, wie auch in 
vielen andern Stüden, den Römern zuvor gethan. Bey einem ‚einigen Aufzug, den Ptolemaͤus 
Philsdelphus angeitellet hat, find vier und wanzig Wagen mit Elephanten, ſechzig mit Bocken, 
zwoͤlfe mit Loͤwen, ſiebene mit wilden Africaniſchen Ziegen, fünfe mit wilden Buͤffelochſen, achte mit 
Strauffen, fiebene mir Hirſchen, und viere mit wilden Waldefeln befpannet gemein. Spartianus 
erzehlet C. 23, von dem Heliogabalo, daß er auf einem Fleinen Wagen, der_ mit vier groſſen Hunden: 


beſpannet war, in feinem Kefidenz «Schloß herum gefahren; dergleichen er auch ſchon vorher, ehe. er 


Kaifer worden, auf dem Feld zu thun gepflegt, Wann er ausfuhr, bediente er fich eines Wagens, ber 
mit vier groſſen Hirfchen befpannet war ; anſtatt welcher er bisweilen etliche Löwen, wie die Göttin 
Cybele, oder Tigerthiere, wie der Gott Bacchus vorfpannen lieſſe, und ſich fuͤr ſolche Gottheiten ausz 

ab; wie er dann auch ſich alsdenn ſo kleidete, als dieſe Gottheiten pflegten vorgeſtellet zu werben. 

on den Sybariten erzehlet Aelianus Hift, animal, 16, 23. daß, gleichwie dieſelben der Wohlluſt und 
der Schwelgeren ſehr ergeben waren, fie eben Dadurch auch in das Verderben gerachen feyen. Unter 
anderm hatten fie ihre Pferde alfo abgerichter, daß ſolche währender Mahlzeit nach dem Tact vor ihnen 
herum tanzeten. Als aber die Erotoniaten, welche mit ihnen in Krieg verwidelt waren, diefes hoͤre⸗ 
ten, ieffen fie, da es an ein Treffen gehen fellte, die Feldtrompeten und anderes, damit man fonit bas 


Signal zu geben pflegte, bey feit, und anftart derfelben Pjeifer hervor treten, die einige Tänze vorfpies 


len muften, Nicht fo bald hatten der Sybariten Pferde diefes gehöre, als fie in Erinnerung, wie fie 
bisweilen zu Haus ihren Herren vortanzen muften, ſich alfobald auf die Hinterbeine fegten, ihre Reuter 
abwarfen , und anfiengen herum zu fpringen und zu tanzen, wodurd) die ganze Schlacht -Drdnung der 


 Sobariten in Unordnung gebracht, und befieget wurde.  Athenäus feser hinzu, daß viele diefer Pfer, 
de ihre Reuter bis unter bie Feinde getragen hätten, damit fie der. Mufic deito naher kommen 


möchten, 


$. 14. Sonften wurden auf den Amphitheatris aud noch andere. Spiele vorgeſtellet, die mic 
den Ludis Circenfibus und Schaufpielen einige Gemeinfchaft Hatten ; bisweilen Gectveifen; Davon wir 
unten ein mehreres gedenken werben, 





Ga. | DaB 





























co) 


—8 
Das dritte Bud). 


Bon den feyerlichen Spielen der Griechen, von 
dem Lirco und allerley öffentlichen Aufzuͤgen. 


Das erſte Sapitel. 


Bon den Olympiſchen, Pythiſchen, Remeiſchen und 
Iſthmiſchen Spielen 1). | 


1 


ie Olympiſche Spiele follen ipren Namen von dem Jupiter Olympins empfangen haben, 

Wer fie zu erft angelegt habe, darinn find die Alten nicht einerley Meinung. Doch halten ih⸗ 

ver viele den Hercules für den Urheber, als welcher zu Beſtreitung der Unkoſten, die auf ih— 

re Anrichtung verwendet worden , fich derjenigen Beute foll bedienet haben, welche er dem 
Augias abgenommen bat. Allein Strabo , welcher den fabelhaften Urfprung gaͤnzlich verwirft , bex 
hauptet , daß fie erft nad) den Zeiten des Zomerg bekannt worden ; weil diefer alte Poet derfelben in 
feinen Gedichten mit keinem Wort gedenkt. Die gemeinfte Meinung gehet dahin, daß der Iphytus, 
welcher mit dem Lycurgus zu gleicher Zeit gelebet hat, dieſe Spiele, Die einige Zeit vorher in Abgang 
gekommen, wieder von neuem angerichtet habe; nachgehends ſollen fie abermals eingegangen ſeyn, bis 
fie endlich von dem Corobo wieder eingeführer worden. Es follen die Pifates, in dem Pelopon⸗ 
neſo, die eriten geweſen jeyn, welche diefe Spiele beforget haben; nachdem fie aber von den Eleern be— 
fieget und vertrieben worden, hatten die leer ſich derfelben angenommen; welche fodann, da ſaſt ganz 
Öriechenland nach der Zeit in Krieg verwidele war, beſtaͤndig einer ſichern Ruhe, und beftändigen Fries 
dens genoffen haben. Doc) find dieſe Spiele auch in folgenden Zeiten mancherley Veränderungen untere 
worfen gewefen. Bis zur, fünfzigiten Olympias war nur ein einiger Dberauffeher darüber, dein bald 
hernach noch einer zugegeben wurde. In der hundert und dritten Olympias, war Die Zahl derfelben 
nad) den zwölf Zünften oder Tribus, darein die Eleer eingerheilet wurden , bis auf zwölfe vermehret, nach⸗ 
gehends aber wieder auf achte herab geſetzet worden; wiewohl bald hernach wiederum zween dazu kamen; 
daß alſo die Anzahl der Oberaufſeher aus zehen beſtunde, welche man Hellenodicas oder Hellano⸗ 
dicas nannte; die übrigen, welche mit jenen vornehmlich darauf fahen, daß alles in gehöriger Ordnung 
zugienge, wurden infonderheit Alyta genennet, 


394 


$. 2. Den Weibsperfonen war feineswegs erlaubt, diefen Spielen mit beyzumohnen, fonbert 
muften die Zeit über, fo lang diefelbe daureten, fic) jenfeit des Fluſſes Alpheus aufpalten ; ben Stra« 
fe, daß, wann fich eine unterjtehen würde, mährender Zeit über den Fluß zu gehen, und id) etwann bey 
diefen Spielen einzufchleichen , fie von einem: Felſen ſollte geftürzer werden, Man bat auch nur ein einiges 
Erempel, an der Callipatera , (von andern wird fie Pherenice genannt) welche diefes Geſetz ͤber⸗ 
treten hat; doch ſoll fie auf Zürbitte ihrer vornehmen Verwandten von obiger Strafe losgefprochen wor« 
den ſeyn. Man liefet aber, daß nad) der Zeit viele Weibsleute nicht nur diefen Spielen als Zuſchauerin⸗ 
nen beygewohnet haben; fondern mandje fo gar felbften auf den Kampfplas getreten, und mit ander 
gefämpfes haben. Es wurde niemand bey diefen Rampffpielen zugelaſſen, der fich nicht vorher in dent 
Gymnafio zu Elis eben Monat lang durch allerley Borübungen dazu hatte zubereiten laffen ; lieberlis 
che und lafterhafte Perfonen, wurden gänzlich ausgefchloffen. Der vornehmfte und gewöhnlichfte Werts 
ftreit bey diefen Spielen beſtunde im Laufen, Ringen, und andern dergleichen Uebungen. 


$. 3. Die Pythiſchen Spiele wurden nicht weit von Delphi i und 

it ihr erfter Urfprung eben fo unbefannt, als der Olympiſchen. een En bre elle zum 
Urheber. Der Preis, welchen die Heberwinder hier davon trugen, beftund in gewiſſen Aepfeln , die 
dem 


1) Mehr Nachrichten und Beſchreibungen, gibt Potter in Archacoleg.lib. a, c, 22. feq. 





EEE ZIEGE — 


— 


— 
—— 


— 
— 


Von Olympiſchen, Pythiſchen, Nemeiſchenund Iſthmiſchen Spielen.305 


dem Apollo gewenhet waren; wie auch in gewiffen Kraͤnzen, welche aus Lorbeerʒweigen von dem “Berg 
Parnäfus geflochtein waren. Die befondere Wertftreite , welche bey diefen Spielen vorgiengen; beſtun⸗ 
den vornehmlich in Muſik, und mancherley Tanzen ; welche Uebungen dem Apollo infonderheit angenehm 
waren. | 

$. 4: Die Nemeiſchen Spiele, hatten von der bandſchaft Nemea, ihren Namen, und wurz 
den auch alle vier Syahre gehalten. Die ihnen vorftunden, waren theils von Corinth , theils von Argos; 


‚theils aber von der Stadt Kleone, und waren mit Trauerkleidern angezogen , welches zum Andenken bes 


Ophialtes, oder Archemorus, gefchehen feyn foll, deifen Tod, der bald nad) feiner Geburt ers 
folget, ein Borfpiel von allem dem Unglück geweſen, welches die Thebanifchen Helden betroffen bat. 
Wer der Urheber diefer Spiele geweſen ſeye ift nicht befanne: Die in dem Wertftreit den Sieg davon 
teugen, empfiengen einen Kranz, der aus Eppid) geflochten war ; weldes Kraus fie fid) auch bey ben 
teichen bedieneten, und glaubten, daß es aus dem Blut des Ophialtes erwachſen jeye, 


4. Die Iſthmiſchen Spiele haben ihren Namen von dem Iftkıno Corinthiaco; ober 
der Corinthifchen Sanvenge, wofelbft fie gehalten worden , entweder dem Polemon oder Melicertes, oder 
nad) andern den Meptunus zu Ehren, Db gleich faft alle Einwohner von ganz Griechenland bey diefen 
Spieler erfchienen ; fo hielten fich dennoch die Eleer davon, und dieſes Darum, weil die Molione, das 
Weib des Actor, die grauſamſte Fluͤche auf ſolche geleget hatte, welche diefen Iſthmiſchen Spielen beys 
wohnen würden; davon Pauſanias DB. Lf. 289: mit mebrerem nachzulefen it, Die Ueberwinder in 
diefen Spielen wurden mit Fichten + Kranzen gecrönet, an deren Stelle in folgenden Zeiten auch Eppich⸗ 
Laub gebraucht wurde, doch mit dem Unterſchied, daß, gleichwie man bey den Nemeiſchen Spielen fi 
des gemeinen Eppichs bedienere, man bier nur duͤrren nahme; 


Das zweyte Capitel. 
Von dem Circus oder der Rennbahn. 
— Er 
89 Ueſptung bes Circus, welchen bie Griechen Hippogrotnu näntıkei; iſt üngeisiß; doch ldis 


ten die meiften denſeiden von dem Genomaus 1) und Pelops ber. Als Genomaus von 
2 dern Drakel erfahren hatte, daß, fo bald feine Tochter Hippodamig ſich verheiraten würde, er 


| fo gleich fterben würde, viele Freyer aber ſich anmeldeten, welche diejelbe zur Ehe begebreten; fo wollte, 


fi zwar Oenomaus der Heirat feiner Tochter nicht öffentlich entgegen fegen ,. fuchte aber des Schick⸗ 


ſals entweder zu fpotten, oder wenigſtens daſſelbe fo lang aufzuhalten , als möglicy wäre. Zu dieſem 


Ende gab et den Freyern, die um feine Tochter anhielten, feine abfchlägige Antwort, legte ihnen aber 
die Bedingung vor, daß fie ſich zuvor mit ihm in einen Wertftreit einlaffen follten; wer den andern mit 
einem zwey ober vierſpaͤnnigen Wagen zuvor kommen würde; mit dem Anhang, daß der Heberwinder 
befugt ſeyn follte, feinem Gegner das Leben zu nehmen, Diefer Wettſtreit ſollte bey dem Tempel des 
YTeptuns auf der Corinthifchen Landenge angeftellet werden. Wie nun Oenomaus ſich auf die Ges 
ſchwindigkeit feiner Pferde, die damals nicht ihres gleichens in Griechenland follen gehabt haben , vers 
laſſen konnte; alſo geſchahe es, daß verfchiedene Freher, von ihm überwunden, und getödtet murben 5) 
bis endlich Pelops kam defjen Pferde den andern an Schnelligkeit im Laufen nichts nächgaben, und) 
folglich Pelops den Oenomaus in dem angeftellten Wettlauf befiegte, und nachdem er ihn getoͤdtet 


harte, die Draut heimfuͤhrete. _ Andere geben vor, daß Hercules aud) diefe Art von Wettſtreiten zu 


erft geftiftet habe: 
$. 3: Zu Nom foll fie Romulus eingeführet, und Confualis genennet haben; von bent, 


Wort Confus; darunter fonften der YTeptimus verfländen wird. In den erften Zeiten wurden dieſe 


Spiele auf öffentlichem Feld gehalten ; nachgehends aber auf befondern Plägen, welche mit hölzernen 

Schranken eingefaßt wurden; bis endlich Tarquiniüs Prifcus in der Stadt Nom eine der feichen 

groſſe Rennbahn, den Circus Maximus erbauete. Det eigentliche Ort beffelben war in dem Murcia 

ſchen Thal zwiſchen dem Aventiniſchen und Palatinifchen Berg; und obgleich diefes Gebäu gleich anfangs. 

a DI) Dun ‚ehe 

1) Schon zur Seit des Romulus; den Nainen has 1109 Meht Nachrichten weiſet Sabriciis di; bibliogt; 
ben einige unrichlig don ber Geee hergeleitet; antiq. C; 23,0. 9. 























306 Des dritten Buchs zweytes Capitel. 


ſehr groß war, fo iſt es doch von unterſchiedlichen KRaifern immer mehr erweitert und prächtiger ausge 


Tab, CI. gieret worben. Eine Abſchilderung deflelben fehen iwit Tab. Cl. Fig 1. In ver Sänge foll diefer Circus 


2181, und in der Breite 960. Schuh gehabt haben; daß er alfo mehr als noch einmal fo lang als breit 
war; mithin für das grölte und weitlauftiäfte Gebau mag gehalten werden, fo die Römer jemalen ane 
gelegt haben. Auf der einen Seite ſtellte dajfelbe einen halben Eircul vor, auf der andern aber ftund es 
in einer ‚geräden Linie; und follen in demfelben an die 300000, Zufchauer Kaum gefunden haben. Bon 
auffen beftunde es aus einer doppelten Seulen⸗ Ordnung, die auf einander gefegt waren, 


53 An dem einen Ende diefer Rennbahn, wo diefelberund juliefe, ſtunden drey groffe viereckichte 
Thuͤrne; und zween auf der andern. Dieſe Thuͤrne gehoͤreten, wenigſtens in ſpaͤtern Zeiten, einigen 
Rathsherren, und zwar erblich, daß dieſelben auch auf ihre Erben fielen; deswegen der König Theodo⸗ 
ricus nad) dem Dericht des Cafjiodorus Lib. IV. Ep. 42, den Maͤrcianus und Maximus, als 
zween junge Patriciös, gewiſſer mafjen beflage, daß, weil fie wegen ihres verftörbenen Waters in der 
Trauer, und noch fehr jüng waren, fie ſich des ihnen in ber väterlichen Erbſchaft zugefallenen Thurns 
nicht bedienen konnten, und ſich des Amphitheaters eine Zeit lang enthalten muſten; woraus zugleic) er⸗ 
hellet, wie hoch man dieſe Pläge gehalten, 


ı 


$, 4. In dein untern aͤuſſern Theil des Circus wären allerley Kramlaͤden angelegt, und auf dee. 


Seite, nach der Tiber zu, waren verfchiedene Schranfen oder Behälter, in welchen die Pferde , welche zu 
dem Wettlaufen follten gebraucht werden, bereit gehalten wurden. Von innen zu waren zwölf Thore, 
welche Caſſiod orus die zwoͤlf himmliſche Zeichen nennet, durch welche die Pferde in die Rennbahn eins 
gelaſſen wurden. Gleich bey dem Eingang in dieſen Circum ſtund ein kleiner Tompel, welcher Aedes 
Murciae genennet würde ; und nahe bey diefem der Tempel des Yleptunus oder Confus, bey wel⸗ 
chem drey hohe Ziels Seulen, in Form der Pyramiden geſetzt waren, dergleichen aud) an dem andern 
Ende der Rennbahn zu fehen waren, Zwiſchen dieſen zwey geſetzten Zielen war nach der Laͤnge der 
Rennbahn ein etwas erhabener Pag von erlidyen Stuffen, welcher die Rennbahn gleichſam nad) der Lan— 
Hein ziveen Theile eintheilete, und mit allerlei) beſondern Zierräten und kleiren Gebäuden, Seulen, Stäs 
tuen, u, d. g befegt war. Gleich zu exit ſtunden zweh Altäre, unter welchen der eine den Zaus goͤttern, der 
andere aber den maͤchtigern Goͤttern geheiliger war. Hierauf folgten zwo Seulen , welche jame ih⸗ 
tem Aufſatz den Giebel oder vordern Theil eines Tempels vörftelleten , dergleichen Seulenwerk zu Ehren 
der Tutelind gleich bey dei vorigen ſtehet. Darauf folget die Siege + Göttin, welche auf diner anderk 
Seule fteher, und nad) diefer abermal vier Seuten, weiche mit ihrem Sußsund Hauptgefimfe ein laͤng⸗ 
lichtes Viereck ausmachen, auf deren obern Theil viele Delphine zu fehen find, Es ſcheinet, Daß dadurch 


auch ein Tempel des Neptunus vbrgeſtellet werde, Nach dieſein kommt die Göttin Eybele ; welde 


auf einem Loͤwen figet, und ‚gleid) bei ihr fteht ein groſſer Obelifcus, welcher für den Mittelpunct des 
Circus genommen wurde. , Mäch diefem jahe man. den Tempel der. Sonnen ‚und fodann einen Dreyfuß 
des Apollo, welcher nicht felten don der Sonne unterfchieden wird, Ferner koͤmmt wiederein derglei⸗ 
chen aus vier Seulen beſtehendes laͤnglichtes Viereck, auf welchem verſchiedene oval⸗ formige Steine ge⸗ 
fest waren, bie auch ova currieulorum, d. i. Wettlaufs⸗ Eyer genenner wurden Nach diefen fhuns 
de eine andere Bildfeule der Victoria, auf welche ein Altar tolgte, welcher den groffen Göttern gewid⸗ 
met war. Endlich ſahe man noch einen Obelifcus, der aber nicht ſo hoch war, wie der vorige. 


.. 95. Wann nun ein Wettlauf im Reiten oder Fahren angeftellet wurde: jo muſten bie, welche 
ſich niit einlieſſen, um alles diefes eben genannte herum reiten oder [ahren, Zunächft an der Ningmauer 
des Citeus war auch ein Waffergraben, oder Eurıpus. Rings um ah | 
Gänge oder "Bänke, wie in den Amphitheatris; auf welchen die, Zufchäuer nad) ihren verſchiedenen 
Rang ihren Plas hatten, Unten war das Podiom, als der vornehmſte Platz, wo die Kaihsherten und 
dere von gleichem Stande ſaſſen. Hinter dieſen, beſſer hinauf, ſaſſen ohne Ziveifel die Micter und weis 
'ter hinan, das übrige Volk. Beſſer oben war ringsum noch eine Gallerie Oder bedsckter Gang nd über 
diefer aithöch einige Bänke, Der untere Boden der Rennbahn ſelbſt, war mit Sand beitveuet, anftätt 
po einige verſchwenderiſche Kaifer obgedad)ter mafjen Berge ober Schiefergruͤn und Zinnober freuen 
eſſen. 

$. 6. Auffer dieſem groſſen Circus waren fo wohl zu Rom, als au 
davon. noch bier und da einige LIeberbleibfeln zu ſehen find, Ber 
welcher von feiitem Erbauer Flaminio, der ihn in ſeinen Kir 
wegen des nahe dabey gelegenen Tempels des Apollo aber a 


auch anderswo noch einige andere, 
ergleichen waren der Circus Flamimus; 
ſen anlegen lieſſe, alſo genehinet' worden; 


des A uch zugleich Circus Avollinaris hie ‚ Bon 

eben dieſem hat ‚auch das neunte Duartier ber Städt N befoniriehs, eg Mt 
merken, wand, einige Schriftſteller fagen, dieſer oder jerier Tempel feye in dem Circo Flaminio gelegeit, 
| | daß 


er don, unten bis oben hinan waren. 


| — 
, i 





Tb. CI. | 


UPS SEND 





alnlnal 





J Circus Mascimus Jargquımu Prıscı.g, 3,4.Pıgarı et quadrıgara equzs currul vuncus ı7n 
- Circo decurrentes.5 equus, quı ın Circo decurrendo vıchorram reporta/se vrleiu 
 0.Desultor cum equo su0o desultorio . 


—* 


— 

















— — _ — — — 
— — - — ——— — — mn ————— — 2 
— — >= ——— — — — — — — = == — —— — — 
Zee mama ——— — — — m — | — — — 
EB © © Ge ———— — 





En er 


——— 


Von dem Cireus oder der Reunbahn 37 


daß diefes nicht ſowohl von der Flaminiſchen Rennbahn, als von denjenigen Auartier der Stadt Rom, 
fo davon den Namen trug, ju derftehen fene ; obwohl aud) auf der Rennbahn ſelbſten, wie wir oben ge⸗ 
ſehen, kleine Tempel angeleget waren, Auf dem Quirinaliſchen Berg lag der Circus Florae, Mebft 
diefen waren noch einige andere in der Stadt: als j. E, dei Circus Neronis; fonften aud) ver Cırcus 
Agonalis genannt; der Circus Varicanus, Salluftianus und andere, Aufferhalb der Städt, auf ber 
Appifchen Straffe, war noch ein groffer Circus, welchen man insgemein für den Circum des Caracall& 
hält; wiewohl Onuphrius Panvinius ſolches in Ziveifel ziehet, worgebend, daß er auf einer gemiffen 
Münze eine ganz andere Abſchilderung von diefem Circus gefehen habe, welche von diefer in vielen Stü« 
en unterfchieven feye. Allein wer weis nicht, Daß die Tempel, Circh, und andere dergleichen grofle 
Gebäude auf Münzen fehr unvollkommen vorgeftellet werden ? zu Conſtantinopel war vor diefem auchein 
groffer Circus, den der Kaiſer Septimius Severus angefangen, Conſtantinus der Grdffe über, 
vollendet hat; der nad) feiner aufferlichen Geſtalt mit ben Roͤmiſchen Gireis jehr überein Fam. ben 
dergleichen Circos traf man auch in verfchiedenen andern mörgenländifchen Städten au, Alſo gedenfer 
Philofträcus in dem Leben des Apollonius von Lyand (233. Eines Circi, der zu Alexandria gez 
weien. Und der Circus zu Antiöchien hat dem alten Kirchenvater Johann Chryſoſtomus Gelegen⸗ 


beit gegeben, mehrmalen groſſe Klage zu führen, daß feine Zuhörer, welche auf dergleichen Spiele ſehr 


erpicht waren, darüber öfters feine Predigten verfäumeten. Diejenigen, welche ben den Griechen bie 
Dberaufficht auf dergleichen Spiele harten, und die Preife oder Belohnungen des Siegs austheileten, 
Wurden Agonothetae oder Athlothetae 2) genatint. Auffer denjenigen hingegen , welche dergleichen 
Spiele anftelleten , und die Koften beforgten, waren anndc) andere Neben. Huffeher, damit alles ordent⸗ 


lic) zugienge, i Ä 
Das dritte Capitel. 


\ 


Bon allerien Spielen und Mettläufen, welche in dem Cie 


eus pflegten angeftellet zu werden: 
$: f: 


Ru ift auch etwas von den mancherley Spielen und Wertläufen zu gedenken telche hier pflegten ans‘ 
a B geftelfer zu werden. Dann es war, wie Onuphrius Panvinius anmerfer, der Circus nicht 


II ii dazu beftimmie , daß fie mit Wagen und Pferden alterley Wettſtreite anftelleten 5 fündern es 


wurden Auch allerley Kampffpiele und Treffen zu Pferd und zu Fuß, Jagden, Seeſchlachten; ja fo gat 


Auch andere Schäufpiele hier angeftellet; Doch war bad Wetitenen mit Wagen das vornehmfte und‘ 
gewoͤhnlichſte Spiel unter allen, die da gehalten worden. 3 


dr Die Wagen, welche zu dergleichen Wettrennen gebraucht wurden, waren fehr Flein und nieb 
drig, hatten nur zwey Kader, und wurden Bald rnit zweyen, bald mit Dreyen, bald mit vier und mehr Pfer⸗ 
- ben befpannet; daher der Damen der bigärum; trigarum, und quadrigarum, d· i. der zweh · drey⸗ 
und vierſpannigen Wagen: bigae oder zweyſpaͤnnige Wagen waren dieſenigen, welche mit zweh Pfer⸗ 
den beſpannet wurden, deren eines weiß, und dag andere ſchwarz war; daß jenes Den Tag; und dieſes bie 
Nacht vorftellere: Die Trigae wutden nit drey Pferden befpanner, weil Leute von dreherley Alter nach“ 


dem Neich der Todten wärtderten. Die Quadrigae oder mit vier Pferden befpannte Wagen waren bet 


Sonne gewidmet, und ftellten die bier Jahrszeiten vors Auſſer diefen Wagen gab es auch Seiuges; du: 


ſolche Wagen, an welche fechs Pferde in eirier Linie nebeit einander gefpannet, wurden; davon mir zwar 
nur ein einig Erempel zu Geficht gekommen ift, nemlich auf dem Triumphbogen des Severus, yenwitn 
ünten Tab. CXX. mittheilen werden: Vom Vero lefen wir, daß er manchmal fieben bis zehen Pferde 
neben einander vor feinem Wagen babe fparinen laſſen. Der jiebenfpännigen Waͤgen wird bey dem Beusn 


terus in einer Auffhrift des Diocles gedacht, Zweh- und vierfpanrige Wägen von Elephanten feben 
wir auf den Muͤnzen der Fauſtina, und des Lucius Derus: Exempel von einem Wagen, vor wel⸗ 
chem drei Elephanten gefpannt waren, ſehen wir Tab. CXXi. Fig, 3. Seliogabalus ift nach dem 
Zeugniß des Lampridius mit vier Elephanten gefahren... Eden deifelbe hat bisweilen auch: vier Cas 
mele 1) vor ſeinen Wagen fparinen laͤſſen 5 dergleichen A feinem alten Denkmaal‘ su,feben Er 

% 2 4.35 


3) f. des von Dale diflertatiönes 9; antiguiratibus 4) Cameie kommen Auich in dent Götter; Aufſug dee 
inferuientes, Amitelod; 1702; 4: 


Ptolemauo pbilndelphus, an Wagen vor: 


























308 Des dritten Buchs drittes Capitel. 


$. 3. Diejenigen, welche mit Wagen fuhren, und die Pferde vegierten, wurden überhaupt Agitä- 
tores genannt; diejenigen aber, welche mit zweyſpaͤnnigen Wagen fuhren, nennte man bigarius; bie mit 
dreyen, trigarios ; und Die mit vieren, quadrigarios; wobey fie nach dem Unterſchied der Farbe von ihr 
ser Kleidung in verfchiedene Fattiones oder Bande eingetheilet wurden. Erſtlich waren nur zwo der⸗ 
gleichen Banden, deren erftere von den weiſſen Kleidern, welche die Agitatores trugen, Factio alba , d-l 
die weile Bande; die andere aber von den rothen Kleidern, die rothe Bande oder bactio rubea, ruſſea 
oder rolea genennet wurde, Zu dieſen kamen in folgender Zeit noch zwo andere, nemlich die gruͤne und 
blaue Bande, Factio prafina oder viridis, und Fadtio veneta oder cverulea ; welche die vier Jahrs⸗ 
zeiten bedeuten follten; die grüne Farbe 2) den Frühling, die rothe den Sommer ‚ die weiffe ven Herbft, 
und die blaue den Winter, Zu Diefen vier Banden fügte nachgehends Domitiänus noch 5100 neue, nem⸗ 


lid) die güldene und purpurfärbige; davon Sueronius in dem Leben dieſes Kaifers Cap. 7. Meldung 
thut; fie blieben aber nicht lange, 


$. 4. Die Gewohnheit ſolche Agitatores in gemiffe Banden oder Fa&tiones einzutheilen, hatte in 
folgender Zeit auch Einflufs in das gemeine Bolf, welches ſich auch in dergleichen 


Banden eincheilere, je 
nachdem einer diefer oder jener Parthey 3) anhienge; woraus manchmal geoffe Unr 


uben entſtunden. 


9. 5 Diele Faktionarii (alfo nennte man die Agitatores oder Fuhrleute die zu einer Bande ge⸗ 
hoͤreten) welche mit einem andern Namen auch aurigarii, bigarii und Quadrigarii genenner wurben , 
waren insgemein Knechte oder Sreygelaffene, desgleichen Fremde, Nahgehends liefen ſich aud) die Soͤh⸗ 
ne vornehmer Leute dazu gebrauchen. Ja wir lefen, Daß unter ber Regierung !des Caligula ſogar die 
Rathsherren kein Bedenken getragen, ſich mir einzumiſchen, welches anfangs nuͤr ſchlechten und geringen 
Leuten gehoͤrete, und deswegen bey Vornehmen verächtlich und unanftändig gehalten wurbe, Ya, was 
noch mehr, man liefet von den Kaifern Caligula, Nero, Vitellius, Commodus, Caracalla und 
Seliogabalus, daß, wie ſie ſonſt ein ſchaͤndliches und luͤderliches Leben fuͤhreten, ſie auch ſelbſt auf dem 

Circus mit herum gefahren ſeyen. Alle diejenigen nun, welche einen Wettlauf anſtelleten, lenketen ihre 
Wagen immer nach der linken Hand, Der Irt, an welchen die zum Saufen fertige Pferde bereit ftunden, 
war mit einer weiſſen Linie bezeichnet, nelche fich bey den Schranken befande ‚ deren auf jeer Seite 
fechs waren. Dod) | Eunte der Lauf nur auf der einen Seite des Circus angefangen werden 5 e8 wurden 
auch von den fechs Schranken anfangs nur viere eröffnet, bis Domitianus obgedachter maffen die Zası 
der Banden bis auf fechfe vermehrer Harte. Und obgleich diefe Bande ihren Sauf zu gleicher Zeit anhus 
ben, fo wurden fie. doch hernach bald getvenner, je nachdem einer vor dem andern fehnellere Pferde haite 
mit welchen er andern vorzukommen bemuͤhet war, 


$. 6. Tab. CI. Fig. 2:3, ſehen wir zween bergleichen Fuhrleute, dere 
dere mit vier Pferden fährt; und find.fie nackend, woraus zu ſchlieſſen, daß ü 
befonders angelegen ſeyn laffen, und afles von ſich geworfe 
wie dann der eine ſich dermaſſen vorbieget, daß er dem Pferd faſt auf dem Hals fie, 6, Dir folgende X 
mann Fige 4. Namens Scorpus, hält eine Krone und einen a olgende Fuhr⸗ 
uͤber ihrem Haupt angemerket; und weil der Fuhrmann Feine vo 


ſeinen Händen leer har fo t ie 
Zügel um den Seid gebunden. - Matı erfieher auch aus unterſchlebenen en, daß den Die 


enen alten Aufjchriften , d 


geh haben, fait leiche Sf, oh 
denjenigen, die fie vegieret haben; fo findet man hier und d Me te wiederfaßren‘, al‘ 


a viele Denfmaale, welche derglei 
den 4) zu Ehren find aufgerichtet worden; gleichwie fie bisweilen l erg 


& in Edelſtein⸗ mit ei⸗ gefuͤ 
Palmzweig find eingegraben worden, und diefes zum Zeichen, daß fie in ver hen Sn. 


Sieg davon getragen haben; dergleichen eines Fig. 5. ſeyn mag, aus deſſen 
gleich zu erfehen Üt, daß diefes Pferd aus Teutfchland, und zwar inſonderheit « 
— worden. Man hatte auch gröffe Marmortäfeln, auf welchen man di 


Sarbe der Pferde aufzuzeichnen pflegte, Mir wollen hier einige Namen, 
anderswo angetroffen werden, beyfügen : 


Abafcantus; 
2) Andere verftehen unter beim gruůnen, bie Erbes 


b auen das Waffer; vothen, dag Feuer: weirfen; bem Theater; ſ. Lipfit quaeltion, epiftol. ©, t. 
ie Luft. 


f * € s en 
/ 5 4 


3) Es gab ſolche Partheyen auch bey Luſtſpielen auf 16, Seite 33. angeflhrer ae 
























































Von den mandjerlen Spielen und Wettlaͤuften, die auf dem 2c. 


Abafcantus, 


Abigeius, 
Acceptor, 
Acereus, 
Admetus, 
Adfertor. 
Advola, 
Be; yptus. 
Aethereus, 
Alace, 
Alcimus. 
Amor, . 


Andremon, 


Aquila, 
Aquilinus, 
Aräcinus, 
Araneus, 
Arcadius, 
Argus, 
Arion, 
Ariſta. 
Armatus. 
Atmetus. 
Aunara. 
Baeticus. 
Balliſta. 
Barbarus. 
Bubalus. 


4 In manchen Auffchriften 
 saftanienbraun, roth, ſchwarz braun⸗gelb, gr 

erkunſt der Pferde betreffend, ſo 
panien, Frankreich u 
nifft man nicht fo leicht an; bisweilen 
Auffer den Pferden , ſo an bie Magen geſpannt idaren ; 
Einige führeten mitten in dem Lauf noch ein 


Vaterland ober 
auch viele aus 


5.7 


Reutern geritten wurden. 
auf welches fie ſich mitten im Galopp von dem erſten, 
eine groſſe Fertigkeit erfordert wurde; zumalen zu 
Steigbügel gab es noch nicht, | 


wie dann Liuins Dec: III. L. 3. c; 9. Meldung thut, 


Callidromus. 


Callidus. 
Callinicus, 
Camm - - 
Candidus, 
Catta. 
Celtiberus, 
Centaurus. 


Chrylippus, 


Cirratus. 
Cotinus, 
Cupido. 
Daedalus, 
Decoratus, 
Delicarus, 
Derector. 
D omitius. 
Draucus. 
Dromus. 
Eminens. 
Eutonius. 
Eutonfus, 
Exadtus, 
Excellens, 
Exoriens, 


Felix. . 
Felicifimun 


Floridus, 


Dergleichen Reuter 


. Frugiferus, 


Gaetulus. 
Garrulus, 
Gelos, _ 
Gemmula, 
Gentilis. 


Glaphyruß. 


Hederestus, 
Helius. 
Hilarus, 
Hirpinus 
Inclutus 
Indus. 
Ingenuis, 
Innocens, 
Iuuenis. 
Latinus, 
Licentia. 


Licentioſus. 


Lucidus. 
Lucinus. 
Lupercus. 
Lupus. 
Lybius 
Maculofüß» 
Matron: 
Maurus, 
Meliflus 


der Zeit, 


Memnon. 
Menippus, 
Murinus. 
urra, 
Myfticus, 
Nicolaus, 
Nitidus, 
Nobilis. 
Noricus, 
Notatus. 
Oceanus. 
Palmatus. 
Palumbus. 
Paratus. 
Pardus, 
Pafferinus, 
Patronus, 
Peculiaris, 
Pegafus, 
Perdix. 
Petulans, 
Phaedrus, 
Piftus. 
Polynice, 


Pompeianus. 


Pontifex. 
Prafidius 
pP ugio. 


nd Griechenland geholet wurden, 
hatten die Pferde und ihre Fuhrleute einerley Namen. 


Purpurio, 
Pyrallus, 
Rapax, 
Raptor, 
Regalis. 
Romanus; 
Romula. 
Romulus, 


Siluanus. 
Siricus. 
Smaragdub 
Spiculũs. 
Superbue. 
Thelo. 
Tiberis. 
Tigris. 
Tufcus, 
Tyrrhenus. 
Valentinus, 
Vaftator. 
Victor. 
Virilis. 


wird bie Farbe mic beigefuͤget; dergleichen findet man weiß, afchenfarb,; 
aulicht sc. manche Farben waren auch vermifcht. Das 
waren bie Africaniſchen vor andern beliebt, wiewohl 
Die Namen der Fuhrleute 


hatte man aud) andere, bie dom 
onder Pferd an der Hand, 
worauf fie ſaſſen, zu ſchwingen pflegten, wozu 
da fie Feine Sättel haben durften; und 
| 1 hieffen infonderheit Defultores, (auch zernıs) und 
folhe Pferde Defultorii. Dergleichen Defultores hatte man auch unter der Reuterey im Krieges 


daß des Asdrubals linker Fluͤgel meiftens aus 


Numibiern, beftanden habe, weiche in. diefer Kunft, vor. andern, erfahren waren, Einige wollen, baß 


dieſen Defultoribus Feine Belohnungen wie 


andern, fenen beftimmee gewefen; allein es laͤſſet fid) das 





—5 nn —— en fig. 2 ift, wo ein Defültor mit einem Palms 
zweig vorkommt; doch fönte man fagen, daß dieſer Palmzweig nicht fowohl für eine Bi NT. 
für ein Zeichen des Siegs anzufehen fene. B ke ſowohl für eine Belohnung, als 


6. 8. Der Anfang des Wettrennens wurde bey ber weiſſen Unle gemacht; die gröfte Gefchiclichkeit bei 
Fahrenden beſtunde darinn, daß ſie an dem andern Ende des mit ihrem — 
ſichtig um das Ziel herumfahren mußten, daß ſie mit keinem Rad daran ſtreiften, und dleſe Fahrt mußten 
fie ſiebenmal nach einander, auf gleiche Weiſe, vollenden. Auch mußten fie ſich in acht nehmen, daß fie 
fich niche zu meit von diefem Ziel umlenften, weil fonften leicht ein anderer vorfommen und näher bei 


dem Ziel wegfahren konnte, So oft einer einmal herumgefahren war, ſo wurde von gewiflen Dazu bes 


ſtellten Leuten ‚ein Ey und ein Delphin auf die Säulen gelegt, welche in der Mitte des Circus ſtun— 
e Cıre ns 

den; daher an dem Ende diefes Wettlaufs fieben Eyer und eben fo. viele: Delphinen auf Sem) ge⸗ 
zaͤhlet wurden. Wer nun mit der ſiebenden Umfahrt dem andern vorgekommen war, der wurde als 
sin Sieger ausgeruffen, und mis einer gewiſſen —— beehret. Manche ftelleren dergleichen Wett⸗ 
iii kauf 
































Jab, 
Gl, 


310 Des dritten Buchs drittes Capitel. 


lauf auch zu Fuß an; und hat L. Aelius Caefar, nach dem Bericht des Spartianus, ſeinen Wettlaͤufern 
öfters nach Art des Cupido Flügel anbeften laffen, und fie mit vem Numen ver Winde benennet; daß 
einer Nordwind, der andere Sudwind; und fo weiter hieffe, _ Es ſcheint aber, dag Spartianus eben 
von ſolchen gedenfe, die zu Fuß gelauffen und nicht gefahren find. 


$. 9. Die Griechen hatten in Anfehung der Umfahreen, wie oft einer nemlich in dem Circo, 
um das Ziel herumfahren mußte, mit den Römern nicht einerien Gewohnheit. Bomerus gedenkt 
nur von einer einigen Umfahrt, die aber ſehr lang geweſen. Pindarus ſetzet zwölfe; uno Sophocles 
fechs ober fieben. Zur Zeit des Caffioderus mußten diefe Wettlaufer vier und zwanzigmal berumfabren. 
Dey den Schranken waren etliche Bälcons. oder hohe Austritte, von welchen das Zeichen gegeben wur⸗ 
de, wann der Sauf anheben folte. Anfaͤnglich wurde dafelbit eine Fackel aufgeſteckt. Nachgehends 
aber gab Nero das Zeichen mit ſeinem Schnupftuch. Zu der Zeit, da die Stadt Rom mit ihrem Ger 
biet, ein freyes gemein Wefen war, gaben die Confules oder Durgermeifter das Zeichen, und in ihrer 
Abwefenheit mafleten fic) diefes die Praetores an. Mach dem Bericht des Seftus wurde unter den 
Pferden, die den Sieg davon trugen, das treflichfte dem Mars zu Ehren aufgeopfert, Die Belob- 
nungen, welche die Sieger empfiengen, beftunden aus Gold und Silber; bisweilen befamen fie aud) 
Kronen oder Kränze, Kleider, oder aud) Pferde. 


§. 10, Es war diefer Wertftreit mit Wagens Nennen und Neiten nicht das einige Spiel, wels 


ches auf dem Circus vorgieng, fondern fie harten aud) allerley Ludos Gymnicos over Kampffpiele, _ 


wo fie ihre Stärfe und Geſchicklichkeit des deibs 4) zu tag legten. Die Ludi Gymnici haben den 
Namen von gymnos (yuung) nackend, weil diejenigen, fo dergleichen vornahmen, faft ganz nas 
dend auf den Kampfplatz traten; gleichreie auch die Orte, an ‚welchen fonften dergleichen Spiele gehal⸗ 
ten wurden, Gymaſia genennet wurden, Es waren vornemlich fünf dergleichen Spiele, die fie Judos 
gymnicos nannten: als nemlich pugilatus, das Schlagen mit der Sauft, ludta, das Rin- 
gen, dileus, das Scheiben Werfen, curfus, das Laufen und laltatio, das Tanzen, Wels 
che fimferley Arten von Spielen die Romer mit einem Namen uinquertium, die Griechen aber Pen- 
zhathlum. nennen; und wurden diefelbe von den Roͤmern insgemein, in ihren thermis oder Bädern, 
angeſtellt. Weilen aber der Circus zu allerley Arten der Spiele beftimmt war » fo fiengen fie auf dem⸗ 
felben, nach vollendetem Pferdlauf, aud) verfchiedene Wertläufe zu Fuß an; und wer von ſolchen zu erft 
das Ziel erreichte, der trug den Sieg davon; bisweilen lieffen ſich auch vornehme Leine mit ein: Aleys 
ander Severus.hingegen, lief nach dem Bericht des Lampridius, niemalen einen andern, als feinen 
Knecht laufen , vorgebendz es gezieme fich nicht, daß ein feengeborner fo laufe, es feye dann, daß es ven 
Göttern zu Ehren gefhähe, Domitianus aber hatte fo gar Jungfrauen mit laufen laffen, f 


$. 11. Eine andere Art von $eibesibungen war Ludta, da ein 
einander zu Boden zu werfen ſuchten. Ehe diefe Ringer oder Kämpfer, an den Kampf giengen, pflegs 
en fie Ihren Leib mit Salben oder Del zu falben ; wiewohl fie zu ältern Zeiten Kleider anhatten, nadız 
gehends aber traten fie ganz nackend auf den KRampfplaß; in welcher Geſtalt diefelben auch auf allen 
alten Marmorfteinen erfcpeinen. In unferm Cabinet haben wir zween dergleichen Kämpfer von Alabas 
fter, deren einer, ob er gleich ſchon an der Erde, auf dem Mücken lleget, fich noch zu wehren fucher, 
und dem andern den Fuß wider die Nafe ſtoͤßt; davon der Abdruck Tab, CH. Fie, ı, zu fehen ift. 
Unter den andern beyden Fig, 2, welche von einem Nömifchen Marmor abgefchildere find, ſucht der 


eine, ber bereits von dem andern niedergemorfen iſt, ſich wieder aufzurichten, und den-andern unter 
fid) zu bringen, 


er mit dem andern runge, und 


$. 123." Pugiles hieffen diejenigen, bie fich mit Faͤuſten fehlugen, Wann derglei 
bloffer Fauft geſchahe, war es noch leidentlich, und daurte der Kampf nicht en PH 
dern zu Boden fhlug, Bon diefer Art fcheinet derjenige zu feyn, welchen wir Fig. 3. dus bem Borg- 
heliſchen tandgut entlehner haben. Eben dergleichen Kampffpiele fehen wir auch Fig. 4, 5,6. Biss 
weilen aber nahmen fie einen Stein oder ein Stüc Bley in die Fauft, da der Streit viel heftiger war, und 
leicht einem von beyden das Leben Foften konnte. Noch gefährlicher und heftiger wwar Ludus 


r h udus cestuum 
da fie die Hände und Arme mit ſtarken Riemen unwidelten und umfchnürten ; wie auch ik elf 
Blech oder Merall verfahen und alfo auf einander [08 glengen Diejenigen, welche ſich zu dergleichen 


Spielen gebrauchen lieſſen, wurden Cestiphori genannt, und nahm man dazu Änsgemein ar 
\ | Fi ** roſſe ſtarke 
geute, welche wohl ausgefuͤttert waren, damit fie dergleichen Puffe aushalten Fonnten. 3 groſſe ft 


i Zween dergleichen 
Cestiphoros ſehen wir Fig. 7. welche beyde Arme auf vorbeichtiebene Art bewaffnet —* Folnende 


4) ſ. P. Sabri arsgymnaftica. Arme 


> eye a ne 





Jab. CIT. 


"u 
Raccola Mafer - 










. X 5 
M_6. Vıru Lucatorum Pugillumque congrefus. 2. Cestiphori duo 
1% — 
18_25.Brachia manusque cestbus armatıe .ı6. Coput laminis et loris contra 


| Cosäiphoros munitum .ı7. Saltator . 





| 
| | 
? Il 





— NG 
ae = 
= = - 











Von den mancherley Spielen und Wettlaufen, die auf dem ec. 311 


Arme und Haͤnde Fig. g- 15. welde gleichfalls mit: Cestibus verfehen, find durch den Raphael Fabretti 
von einem Marmor abgezeichhet. Diefe Cestiphori pflegten bisweilen auch das Haupt mit Blech und 
Kiemen, auf eben diefe Weife, zu verwahren, und befonders die Ohren wohl zu bedecken; wie dergleichen 
Fig. 16. zu fehen ift. 


$. 13. Noch andere giengen mit grofien Keulen oder mit dicken Prügeln, an deren Ende Bley⸗ 
Kugeln mit Stricken beveftiget waren, auf einander los; dergleichen Streit oder Kampf zwifchen dem 
Dares und Entellus, deffen Virgilius Aen. V, 362, fgq. gedenft, vorgefallen, Die erften Chriften 
wurden anfangs mit eben dergleicyen Prügeln gepeiniget und getödfet; wie man dann inden Martyrera 
geſchichten von Feiner Art der Marter mehr liefet, als von eben dieſer. Wann ein Kämpfer den andern 
mit der Fauft zu Boden flug, wurde ihm von dem Beſiegten ein gewiſſes Kraut gereicher, zum Zei⸗ 
chen, daß er ſich für überwunden erfenne, 


$. 14. Diefe Kämpfer übten ſich auch gar fehr Im fpringen; und wer den meiteften Sprung 
thun konte, dem wurde der Sieg zugefprochen. Man erzeble biervon einige Erempel, die nicht wohl 
glaublich find; wie nemlid) von einem gewiſſen Menfchen, Namens Phayllus, vorgegeben wird, daß er 
mit einem Sprung, fehs und funfzig Schritt weit, habe fpringen Fönnen, . 


$. 15. Das. Scheiben» Werfen wurde and) unter dieſe Spiele gerechnet, Dieſe Scheiben 
waren faft wie unfere Teller, rund und flach, von Eifen, Bley oder Stein; und wer eine ſolche Scheis 
be, am weitften oder tiefften, werfen konnte, wurde für Sieger gehalten, Diefes waren die vornehmſten 
Spiele, und pflegten diejenigen, welche ſich in folchen allen hervor thaten, Pancratiaft® oder Penthatli- 
ten, Quinquertiones genannt zu werden. Doch machen einige zwilchen den Pentathlis und Pancra- 
tiaftis diefen Unterfcheid, Daß unter dieſer legtern Benennung infonderheit Diejenigen follen verftanden 
werden, welche in dergleichen Spielen den Sieg davon gefragen haben ‚ da hingegen Pentathli allein 
diejenigen bedeute, welche an diefen Ubungen thaͤtigen Theil nahmen, fie mochten gefieget haben, oder 
nicht. 

$. 16. Die Tänze, welche gleichfalls zu Ludis. Circeneibus gerechnet werben, waren von 
mancherley Art. So gab es eine Hauptart faltario fcenica, die in Schaufpielen üblich war, und noch 
yenauer in cordacismum, emmeleiam und ficinnin eingetheilet wurde, deren erftere in Comöbien, 
die andere in Tragddien und die dritte in Satyrifchen Borftellungen, üblich war. . Die Emmelia war 
eine ernftbafte und gravirzeifche Arc zu tanzen , wie 8 fich in Trauerfpielen geziemet, Die, Cordax 
war in Comödien üblich), und wird wegen der vorfommenden frechen und unfeufchen Geberden, von 


den alten ſehr ſchaͤndlich angegeben. Der ſchaͤndlichſte unter diefen Tanzen war. Saltatio Phallica, wel⸗ 
‚che vem Bacchus zu Ehren angeftellet wurde, und weit leichtfertiger, als jene Cordax foll gewefen ſehn⸗ 


Die Sicinnis fam vornemlich in den fatyrifchen Spielen vor, und. war von den andern hauptſaͤch⸗ 
lid) darinn unterfchieden, daß diefe Tänzer unter dem Tanzen, alleriey Scherzreden ausſtieſſen, und 
eben daher felbit, Sicinniftze genennet wurden ; fie kamen insgemein bey dem Seichenbegängniß reicher 
geute zum Borfhein. Cine andere Eintheitung der Tänze ift, daß fie in faltationem cubifticam; 
pherifticam und orchefticam, eingetheilet werden. Die Cubiftica war mit einer ganz befondern Vers 
drehung ber Glieder verbunden ; bey der Spheeriftica fpielten Die Tänzer unter dem Tanzen, mit Eleinen Ku⸗ 
geln, die fie in die Höhe warfen und wieder auffiengen, DieOrcheflica aber war die gemeinfte Art zu tanzen, 


& 17. Plato macht etliche andere Arsen von Tänzen, deren eine er militarem', die andere 
aber pacificam nenne, nebſt diefen aber noch eine mittlere Art. Bey der faltatione militari oder 
Kriegs Tinzen, kamen allerley Bewegungen vor, welche die verfchiedenen Kriegsübungen gewiſſer 
mafjen vorſtelleten, bie bey Belagerungen, Eroberungen, Abſchieſung det Pfeile und Wurfſpieße, Abs 
zügen u, d. 9. gewöhnlich waren; damit die jungen geute, die Fünftig dem Staat dienen follten, beia 
zeiten einigen Vorſchmack von den Kriegsübungen haben möchten. Die Saltatio pacifica oder der 
friedliche Tanz wird von dem Plato nicht deuclich befchrieben ; es mag aber darunter Die gemein 
ne Art zu Tanzen, welche mit feinen Kriegsübungen verfnüpfet ift, verftanden werden; dabingegen fäl- 
tatio media aus jenen, beyden zuſammengeſetzt war. Es kommen bey den alten Schriftſtellern gar viele 
beſondere Taͤnze vor, welche nad) den mancherley Ländern und Bölderfchaften von einander unterſchleden 
toaren, aber kaum dem Namen nad) befannt find; als die Lacedaͤmoniſche, Trogzenifchye, Epizepburifche, 
Mantinäische, Joniſche, Gaditaniſche, Cretenſiſche und andere Tänze, Vielerley Namen von Tanzen 
meldet Athenaͤus, welche bier anzuführen unnöthig a wird, (*) 

Sit 2 


CH Man kan fie beim Atbendus und Pollux B.4. 6.14. ſchen Ausgabe gi nehmen, 
finden, wozu die Erleuferung in ber Zemſterhuiſi⸗ 


$, 18. 


























912 Des dritten Buchs drittes Capitel. 


6. 18. Unterden bekannten Arten von Tänzen, davon man auch noch auf einigen Denckmaa⸗ 
fen was antrifft, ift die Saltario Pyrricg, Pyrrichig, weldye mit des Plato faltatione mil tari 
einige Gleichheit haben ſoll, beſonders zu merken; dieſer Tanz wurde bey dem Schall der Pfeifen von 
gewaffneten Perjonen aufgeführe. Der Name kommt entweder von feinem Erfinder Pyrrichius, eis 
nem tacedämonier, oder nach dem Lucianus, von dem Porehus, dem Sohn des Adjilles,  DWiele derglei⸗ 
chen Arten von Taͤnzen treffen wir auch bey dem &enopbon in Expeditione Cyrı & VI. p. 371. 
an. Als z. E, der Thracier, welche ſich unter dem Tanzen tödliche Wunden beyzubringen fchienen; 
alfo, daß einige, gerade als ob fie tode wären, zut Erde niederfielen, da ihnen Doc) in der that nichts 
fehlere, Hierauf fieng derjenige, welcher feinen Cameraden zu Boden geſchlagen hatte, an, denfelben 
auszuziehen und zu plündern, wobey er ein befonderes tiedlein fang, Sitalca genannt; wann diefer weg 
gieng, Famen etliche andere Thracler, weldye den wermeinten Todten wegtrugen, um ihm das teichenbes 

‘ gängniß zu halten, der doch in ber that frifch und gefund war. Eben derfelde befcyreibt auch einen bes 
fondern Tanz der Magnefier, welche unter dem Tanz den Pflug führeten, zugleich aber fid) gegen einige 
verftellte Diebe und Steaifenräuber, mit Hülffe ihrer Waffen, vertheidigten, Derjenige, welcher den 
Adersmann vorftellete, ſtreuete den Saamen aus, und fahe ſich mit einer verftellten Furcht immer um, 
ob etwa einige Straffenräuber ba wären. Als darauf einer hervor kam, ergrief der Ackersmann ſeine 
Waffen, um damit ſich und feinen Pflug zu vercheidigen, da er — im Tanzen allerley Bewe⸗ 

gungen machte, Endlich wird vorgeſtellt, wie einer den andern bey dem Kopf Eriegt, ihn bindet, und als 
fo gefangen wegfchleppt. Von den Myſiern ſchreibet eben dieſer Verfaſſer, daß fie bisweilen mit Schil⸗ 
den herum geſprungen find, und unter dem Tanzen ein Gefecht vorgeftellet Haben. Strabo Li X. 
P- 331. meldet, daß dergleichen gewaffnete Tänzer urfprünglich aus Creta hergekommen. 


$. 19. Daß bey der laltatione (pheriftica die Tänzer, in währenden Tanzen, mit dem Bals 
len 5) gefpielet und Kugeln in die Höhe getvorfen, ‚und wieder aufgefangen haben, ift fehon erinnert 
worden. Hier fegen wir hinzu, daß die Öriechen den Pilam oder Ball, in maierem und minorem 
d. id. in den größern und Eleinern unterfehieden haben; wozu aud) noch pila vacua oder cı rycum, der 
Ballon zurechnen ift. Die Römer hatten gleichfalls einige befondere Benennung ber Ballen, inden 
einige paganicz, andere folles, nod) andere trigonales, und wieder anderere harpafti heifien, Follis 
und: erigosalis ſcheint einerley zu ſehn, nemlich ein groſſer leerer Ball von seder, der aufgeblafen wurs 
de, wie ein Ballon; weil aber insgemein ihrer drey damit fpieleten, die fi) nad) drey Een im Trian- 
gel gegeneinander überftelleten, wurde derſelbe zugleich trigonalıs genennet, Paganica war ein gemeis 
ner Ball, damit die Bauren auf den Dörfern fpielten, Der £leinfte unter allen bieß Harpaft::s, den 
fie heimlich unter fich verſteckten, und einander zu nehmen fuchten, darüber fie fih manchmal zu Boden 
warfen, Der Griechen ihr pila maior vacua und corycum, ſchelnt mit der Nörmer ihrem Folle 
trigonali einerley gewefen zu fenn. Weil aber manche fleinere Dallen, mit Mehl oder Sande bart aus⸗ 
geftopft waren, fo konnte es leicht geſchehen, daß, warn fich einer nicht in acht nahın, ihn ein folder Ball 
dermaffen wieder den Kopf oder Stirn fuhr, daf er davon zu Boden fiele, 
fpieler unter ihrem Ballenſchlagen allerley fuftige Sprünge und Verdrehungen des Jeibs machten, fo wer⸗ 
den dieſe Spiele von den alten Schriftftellern mic unter die Tänze gerechnet, Won den gemeinen Taͤn⸗ 
zen hat man wenig Denkmaale übrig ‚ daraus man ihre eigentliche Are möchte erkennen fönnen, Dies 
es ift gewiß, daß die alten eben fo wohl, als wir heut & Tag, nach dem Klang und Schall gewiſſer 
Inſtrumenten getanzt haben; die oͤffentliche Tänzer in chaufpielen trugen kurze Kleider und gefrauste 
Haare; dergleichen wir einen Fig. 17, anweiſen. Deffen Schuh find auch von einer befondern Art, 


$. 20. Mad) den Tänzen folget Ludus Troianus ober das Troianiſche tel, welches 
Aeneas zu erft in Sieilien zu dem Ende foll aufgebracht haben, damit er HERR Heute * 
andere Knaben dadurch zu den Kriegsuͤbungen einigermaſſen anführen möchte; und yon diefem Ascanius 
iſt daſſelbe endlich unter den Lateinern eingeführet worden. Ge it diefes Spiel von vornehmer Leute 
Kindern aus dem ordine patricio und equeftri, angeftellet worden, und beftund aus allerley Leibsuͤ⸗ 
bungen, die fie in dem Circo fpielend mit einander vornahmen. Der Bornehmfte unter diefen Knaben, 
bem die übrigen zu Gebot ftehen mußten, wurde Princeps Iuuentutis genannt ; «welchen Titul nach⸗ 
gehends verſchiedene kaiſerliche Prinzen angenommen; wie ſolches auf manchen Münzen kan geſehen 
werden. Nachdem dieſes Spiel geraume Zeit lang nicht mehr ge f 


Aa i halten worden, hat Yulius Cifar 
daffelbe zu der Zeit, da er ‚sum Dietator erwehlet worden , von neuem eingeführet; A er, in 
dem Aeneas und Ascanius abftammen wolte, Das Spiel ſelbſt, beftund darinn, daß die Rnar 


ben zu Pferd faffen, fich in zwey Haufen theilten, und fo lang mit einander fkritten, bis eine Parten die 
art bere 
6 Die Shriftficher vom Ballen meldet Sabriciug  bibliogr, antiquaria 6, 22; N, 6, sy 





Und weiln die Ballen» 





Jab. CHI 





RS: 9 / a - * —* Re Ne, — en f RT DEN I 
//74 A er —. = R- - | 
a I 

In 


1m 
u 
R 


— 


Br 


nn 
—— 





ex sepulero Wasonum . 











1 

= — — — —— — — — — 1 
a.MWaumachta a Porn 20 mstuluta.2.Venatores duo aprum. deiecturı. 3.4. Modus | 
—— > > . i , 5 | 
venandı ugres atque leones.5.6.Tiscatores duo hamo:sive lnea ‚pisces capientes . | 














Yon den mancherley Spielen und Wettlaufen, die auf dem ac. 313 


andern’ in die Flucht fehlug ; worauf Frieden gemacht wurde, und das. Spiel ein Ende hatte. Es wur⸗ 
de aber diefes Spiel nicht nur von jungen Knaben, ſondern bisweilen von Männern angeftellt, welche 
fich in gewiffe Partheyen theilten, und allerley Bewegungen vorftelleren, weldye bey Schlachten, Belaͤge⸗ 
rungen u, d. g. vorzufallen pflegten. Manchmal wurden. dergleichen Luſttreffen auch zur Pferd- vorge⸗ 
nommen, da-bisweilen an bie zwanzig Elephanten ‘gegen 500 Mann Fußvolck anrudten, ein ander mal 
eben fo viel Elephanten, deren jeder einen hölzern Thurn mit fechs gewaffneten Männern auf dem Rücken 
trug, mit zoo, Mann zu Pferd und eben fo vielen zu Fuß zufammen gelaffen wurden. Bisweilen 
mußten die Gefangene von verfdjiebenen Voͤlckerſchaften z. E. die Dacier mit den Suecis dergleichen 


Spiele halten, 


§. ar Naumachig bies. ein zur Luſt angeftelltes Seetreffen, da an einem gewiſſen dazu: bes, 
ftimmten Det zwey⸗ drey z bis vier, ruderige Schiffe, unter dem Namen Egpptifcher und Tyrifcher Flora, 
ten auf einander losgiengen, und ein ordentliches Seetroffen hielten. Mach; dem Bexicht des Sue⸗ 
tonius in dem Leben J. Caͤſaris c. 39. iſt bey. einem dergleichen Seetreffen, welches: eben dieſer x. 
Eäfar hatte ‚anftellen laſſen, eine dermaflen ‚grofie Menge Volks erfchienen, daß viele unter den Zun 
fchauern, die einander nicht ausweichen konnten, zerquetſcht und erſtickt worden, Dann es follen, bey. 
diefem Seetreffen vier taufend Ruderknecht und auf jeder Parthey, tauſend Schiffs-Soldaten geweſen 
feyn, Weil nun hierzu, wie leicht zu ‚erachten, ein, ſehr raͤumlicher Dre noͤthig war; fo. hat Caſar auf 
dem Campo Martio einen ſehr groffen und tiefen Graben ausgraben und den Tiber · Fluß hinein leiten 
laſſen. Auguſtus hat auf der andern Seite der Tiber, eben dergleichen Naumachiam; angeſtellt, und 
weil die Einwohner der Stadt, um ſolche zu ſehen, meiſtens aus der Stadt liefen s ſo hat er beſon⸗ 
dere Wächter in der Stadt zuruck gelaſſen; damit nicht; etwa liederlich Geſindel ſich der Gelegenheit 
bedienen und pluͤndern moͤchten⸗ Caligula ließ viele Haͤuſer nieberreifen „ um eine ſolche Naumachiam. 
anzulegen. Als Nero eben dergleichen Spiel halten wolte ließ er Seewaſſer und allerley Seefiſche 
und Meerwunder, in groſſer Menge, herbey führen. Domitianus aber hat es diefen allen zuvor gethan⸗ 
Dann dieſer war. nicht zufrieden feine Naumachjam auf dem Amphitheatro anzuftellen , ſondern ließ 
unten an den Berg Pincius einen neuen ‚Öraben anlegen. und denfelben mit: maucherley Gebäuden, für, 
die Zuſchauer einfaflen, davon noch heut zu tag ‚einige Ueberbleibſeln zu feben find; und, fcheinet es, 
daß diejenigen, welche in dem XVI. Jahrhundert einen Abriß von dieſer Naumachia, wie er Tab, Clik., 
Fig. ı. vor Augen liegt, gemacht haben, diefen Reſt alter Mauren zum Fundament geſetzet, und Das, 
übrige, nad) eigener Einbildung, erfeget haben. Uebrigens lefen wir bey dem Dig, daß dieſes angeb⸗ 
liche Sufttreffen des Domitians, fehr viele Menfchen das Eben gekoſtet habe; allermaffen nicht nur die. 
Schiffleute und Schiffſoldaten faſt ſaͤmtlich umkamen, ſondern auch viele der Zuſchauer darüber das 


eben einbüffeten, weil ploͤtzlich ein grauſames Donnerwetter und ein fehr ſtarker Regen einfiel wobeh 


das Volk ſich nicht zu retten. wußte; Domitianus war zwar mit einem: Regenmantel bededitz verbot 


aber allen andern dergleichen zu gebrauchen, wodurd) ſehr viele fich eine Krankheit zuzogen und fturz 


ben, Damit er aber das Volk wieder einiger maflen tröften und erquicken möchte, "ließ er gegen· Abend‘ 
eine fehr geoffe Mahlzeit anftellen. Cs war diefes Seetreffen an fich ein ſehr graufames und‘ blutiges 
Schaufpiel, fintemal der groͤſte Theil der Schiffieldaten und Bobtsleute die zwar aus lauter gefan⸗ 
genen nd andern ſchlechten Leuten beſtunden, welche duͤrch grobe Verbrechen ſchon das Leben verwirkt 
hatten, umkamen. Es hatten die ſtreitenden Partheyen die Ramen ewiſſer Seemachten ange⸗ 
nommen, welche damalen befannt waren. Alſo nannten ſich 3. &, einige? hodier/ welche mit den Sie 
eilianern ſtritten; und eben alſo ſtritten einige andere unter dem Namen der Athenienſer mit den Per⸗ 
ſern, und die Egyptier mit den Tyriern, Von dem Kaifer Claudius berichtet Suetonius in deſſelben 
geben c. 21, daß er auch eine Naumachidm angeſtellet babe, und wie er zum Vorfhein gekommen, 
hätten die Naumachiarii (diefes ift der Namen der ſtreitenden Parteyen) ihm zugeruffen, Sep, 0 
Kaiſer von denen gegrüffer, die nun in den Tod gehen; woraufier geantwortet, avete 
vos feyd ihr auch gegrüffer. Weil nun. die Sciffleldaren diefe Worte alſo aufgenommen; als 
06 er ihnen das geben ſchenkte, und Feine Hand an den Streit legen wollten, fene der Kaiſer ſehr erbite, 
tert worden, und endlid) von feinem Sig aufgefprungen, aller Orten herumgeloffen und habe dieſelben 
init den gröften Drohungen zum Streit angetrieben, Bon diefer Naumachıa fan auch Tacitus ans 
nal. X), 56. nachgelefen werden, 24 Ta? 8 


Das 


























314 Des dritten Buchs vierdtes Capitel. 


Das vierdte Capitel. 


Von den öffentlichen Aufzuͤgen und prächtigen Proceſſionen 
der Römer und der Griechen, 


x 


Sin öffenelicher Aufzug hies bey den Römern Pompa; worunter Infonderheit diejenige verftanden 
wurde, welche alljährlich zum Gedaͤchtniß eines ehemalen über die Sateiner erhaltenen Siege, 
davon Caſtor und Pollur felbften die Zeitung follen' nad) Rom gebracht haben, in der Stadt 

Rom gehalten wurde, Anfangs war diefes Feft dem Jupiter, ‘der Jund und der Minerva zu Ehren 
gefeyertz nachgehends aber. wurde diefe Feierlichkeit vergröffert und allen Göttern zu Ehren angeitellet, 
Die eigentliche Zeit deſſelben war der September. Der Anfang dieſer Proceflion wurde auf dem 
Eapitolio gemacht, von wannen dieſelbe auf den Nömifchen Markt, und von dannen nach dem ſoge⸗ 


nannten Velabrum, und fodann weiter nach dem Circus Maximus z0ge, allwo nach, verrichtetem 


Dpier, allerley Schaufpiele gehalten wurden. Voran giengen die Magiftrars. Perfonen, fo viel derfels 
ben, um ſolche Zeit, in der Stadt waren. Der übrige Zug gieng nad) dem Bericht des Onuphrius 
Panvinius in folgender Ordnung. Erſtlich ritten die Edelknaben oder Söhne der Ritter, deren Bäs 
eer Cr. HS im Bermögen hatten; die geringern giengen zu Fuß, umd dieſes zwar Gliederweife, wie 
die Soldaten, dabey ſie ordentlich in ihre Flügel, Centurias und Manipulos, eingetheilet waren , als 
ob fie in Krieg zögen. Nach dieſen folgten die zwey/ und vier + fpännige Wagen, und nach ſolchen bie 
Eq.ites Defultores,, welche von befondern aurıgis und egitatorıbus geführet wurden, Nach diefen 
Famen die mancherley Kämpfer, als die pugiles und luctatdres, die meiſt nadend giengen, desgleie 
chen die curfores oder Laͤufer. Ferner alferley Tänzer, ſowohl erwachſene Männer als Knaben, mel: 
he rothe Kleider trugen, und mit meffingenen Wehrgebenken umguͤrtet waren, an welchen fie ihre Des 
gen und groffe Meffer hängen hatten; in den Händen aber trugen fie kurze Spiefe, Die Männer tru— 
gen fhöne Helme mit koſtbaren Mähnen oder Federbuͤſchen. 


6. 2, jeder Trup, hatte feinen befondern Anführer, fo denen, die folgeten, vortanzte, dem die 


Übrigen immer; nachhüpfeten ‚und alfo gleichfam. tanzend fortgiengen. Einer aus dieſem Haufen blies 


mit einer Trompete gleichſam Laͤrmen, als wolte er ein Zeichen zum Angriff geben, welches Lied pro⸗ 


celeusmatious hies; und dieſes nannte man Saltationem Pyrrhicam, davon kurz vorher gehandelt wor⸗ 


den. Die naächſten waren die Satyrici; welche nach Art der Satyrorum tanzten; einige trugen ganz 
haarichte Kleider, worinnen ſie die Silenos vorftelleten und harten Maͤntel, die mit allerley Blumen 
ausgezieret waren. Einige diefer Satyren hatten ſich bis uͤber den Kopf, in Ziegenfelle eingehuͤllt. 
Nach den Satyren Famen die Pfeifer und: Harfenſchlaͤger Ferner die Bedienten der Prieiter, welche 
die Rauch faſſer ſamt den güldenen und fübernen Weyrauch- Kaſtlein trugen; hierauf folgten die Camilli 
beyderley Geſchlechts, nebſt ven-Flaminibus oder Prieftern, und Kircendienern oder Kuͤſtern. Fer⸗ 


ner bie gemeinen ‚Schreiber und Archivariiz die Bedienten der Wahrfager, die kalarores' facerdo-: 


tiorum oder Bediente der Priefter, welche" die bevorftehende Fefte befannr machen mußten, die Pulla- 


ri, welche: aus dem. Freſſen der Küchlein weiffagten ; die popae md vieimarii oder Schlächter,! 


welche das) Ipfer- Vieh abfchlachteten ‚ die Littores der Flaminum, die Praeficae oder Klagweiber, 


und ‚andere ‚dergleichen Bediente, deren einige die Dchfen, Kühe, Widder und andere Schlachtopfer,' 


welche mit ſchmalen Bändern und Binden behänger waren, zum Opfer führeten,  Michtiwveniger trus 
gen fie auch die foftbarfteGefäffe und Kirchen-Gerätbfchafe mit vorher, Is z. E. die Becher Schi 


ion, Schiffen, Leuchter, Währfagerftäbe, Priefterhüte, Drayfüffe, Schlachtmeſſer, Beiel, Gieß⸗ 


kannen und Kruͤglein/ Sprengwadel und dergleichen, 


$. 3: Öfeicherweife wurden auch die Bildfeulen der Götter und Goͤttinnen, mit ihren gemöhnlis 
chen (ymbobis oder Merkzeichen, nachgefuͤhrt, deren einige auf Wagen ſtunden, andere aber don Mäns 
nern auf den Schultern getragen wurden. Ben diefen Göttern fahe man zugleid) auch die Merkzeichen 
dererjenigen Dinge, welche einer jeden Gottheit eigen waren oder zur Bequemlichkeit der Menfchen 
folfen erfunden haben, Goldyergeftalt batte Jupiter die Donnerkeile und den Adler bey fih; Miners 
va einen Delzweig; Neptunus ein Pferd; Mercurius einen Herolditab und Buchſtaben; Ceres eine 
Garbe Korn oder einige Kornähren; Triptolemus den Pflug ıc. Unter biefen Göttern kamen diejeni⸗ 


gen 


— —— 








| 


Kon den öffentlichen Anfzügen oder Pompis der Roͤmer ꝛc. 315 


gen Zwölfe, welche von den Römern Dil maiores,genennet wurden, zuerft} denen die Dii minores, 
{emidei und heroes, folgten; und in folgenden Zeiten waren die Kaifer und Kaiferinnen denfelben 
gleichfalls beigefüget. Auf diefe Bildfäulen der Götter folgten’ alleriey Harmamaxse, befondere Waa 
gen, die nad) Art der Seythifchen Wägen, aus zweyen ſchienen zufammen gefeget zufeyn, und mit theils 
ganz güldenen, teils nur vergüldeten Erönen, Panzer, Schilder, als dem Raub, fo den Feinden 
abgenommen worden, und andern vergleichen beladen waren, 


g4 Hierauf folgten die famtliche Collegia aller und jeder Prieſterſchaften. Als der Pontifex 
Maximus mit feinen acht groͤſſern und fieben kleinern Prieftern. Die funfzehen Flamines, unter wel⸗ 
chen drey maiores gewefen, als Flamen Dialis, Martjalis und Quirinalis, die übrigen zwölfe aber, 
als Volcanalis, Carmentalis, Floralis, Palatialis, Falacer, Furinalis, Volturnalis, Virbialis, 
°  Laurentialis, Lautnalis, Ligularis oder Lucullaris und Pomonalis Flamines minores hieffen, 
Rach diefen Fam der Rex Sacrorum mit feiner Gemahlin, Regina Sacrorum’ genannt, ferner das 
Collegium der funfzehen Augurum; die Quindecimuiri Sacrorum mit ihrem Magiftro; die fieben 
Epulones, deren Anzahl nachgehends vermehret worden ; fechs Veſtaliſche Jungfrauen, die von einer 
andern, als von einer Vorſteherin geführet wurden; die XXX: Curiones mit ihrem Anführer; bie 
XI Salii mit ihrem Magiftro; das ‚Collegium der XX: Fecialium mit dem Patre patrato; die 
 Fratres aruales; die fodales Titii; die fechzig allgemeine Priefter von den dreyſſig Curiis, Deren jede 
zweene hatte; die fodales Auguftales, ſamt demjenigen, die hernach zu Ehren derjenigen Kaifer, welche 
vergdetert worden, beftelfet worben ; bie Luperci des Panos Lycei; eine befondere Griechiſche Pries 
fterin der Ceres; die Galli oder Priefter ber Eybele; famt ihrem oberften Priefter oder Archigallus; 


N. die Priefter, welche über die befondere Tempel eines jeden Gottes beftellet waren; die Priefter der Bo- 
= mDe. 


| G. 5 Mad) diefen Priefterfchaften Fam ber Dietator mit dem Magifter Equitum, (wie nem⸗ 
lich Rom eine freye Republique war) oder in folgenden Zeiten der Kaifer mit feinen £aiferlichen Prins 
zen; ferner die zween Confules oder andere Magiftvarsperjonen, welche gleicher Würde waren; die 
_  Decemuiri legibus feribendis; die Tribuni militares; die Triumuiri reipublicae feruandae; 
diehween Cenfores; die Praetores, deren Zahl ſich manchmal auf zwölfe bis funfzehen erſtreckte; der 
' Präetor peregrinus; die Practores de maıeitate, vi, reperundis vel peculatu, crimine inter 
 ficarios, ambitu, veneficio, fal(o; der praefe&tus vrbi Cerealis und Tutelaris; die ſechs aedi- 
les curules; die zehen Tribuni plebis; die jween quaeftores vrbani und Nentmeifter ; die drey 
} viri Capitales; die drey no&urni; die Triumuiri monetae; die quatuoruiri curandarum via- 
rum; oR Her» Schagmeifter; die curatores rerump. Tiberis et cloacarum; die Ober⸗Wacht⸗ 
herren oder praetecti vigilum; die Dber-Auffeher oder Denunciatores. ver XIII regionum oder 
Rute der Stadt; die magiftri vicorum vrbis; ber Aduocatus Fifei, die Triumuiri legendi 
“ fenatus; die Triumuiri legendorum equitum Romanorum; deren Bediente, Rathsboten u. d. gu 
$. 6. Wann nm ber Zug folchergeftalt in dem Circo um die Metas herum gegangen war; gab 
der Dietator oder Conful oder der Imperator, oder auch ein anderer, dem die Anordnung des gans 
gen’ Fofts aufgetragen wär, Befehl, daß man denjenigen, Goͤttern, zu deren Ehren. das Feft angeftellet 
war, opfern ſolte, melches auf dem mitten in dem Circo befindlichen erhabenen langen Plag gefchahe, 
So bald die Priefter ihre Hände gewaſchen hatten, befprengten fie das Opfervieh mit. reinem Waſſer, 


Fund warn fie hierauf ein’gewilles Geber oder Segen gefpröchen hatten, übergaben fie e8 den Schlaͤch⸗ 


tern, daflelbe abzufchlächten. Nach verrichtetem Opfer fasten ſich Die obrigkeitliche Perfonen und Prier 
ſterſchaften an ihren gewöhnlichen Platz, und die Ludi Circenfes nahmen fodann ihren Anfang. 


i 6, 7. Die Aufzüge der Griechen waren weit ‚prächtiger, als der Römer ihre. - Achendus be⸗ 
ſchreibet deren zween ; unter welchen der letzte annoch weit herrlicher und Foftbahrer geweſen, als. der 
erfte. Wir wollen die Befchreibung don beyden hier einrucken, nicht ſowohl wegen der wunderbareit, 
Pracht, fo.dabey hervorgeleuchter, als weilen viele Dinge dabey vorfommen, welche zu den Alchertümerit 
RR Der erſte Aufzug it von dein König in Syrien Antiochus Epiphanes gehalten worden. 
18 diefer vernommen, hatte, daß von dem römifchen Feldherrn Paullus Aemilius in Macedonien öf 
fentliche Spiele angetellet worden: füchte er es ihm an Pracht weit vorzuthun, und lleß fogleich Dutch Ge· 
fandten in allen griechifehen Städten Fund machen, daß er bey Daphne, einer Vorſtatt von Antiochien, 
eben vergleichen Spiele halten wolle; worauf ſich von allen Orten her eine unglaubliche Menge Volcks 
dahin begeben hat. Der Aufzug felbften war auf folgende Weife angeordnet, Anfangs giengen 5000, 
junge Leute, welche nach roͤmiſcher Art gewafinet ae fehuppichte Panzer trugen 5. welchen Fan 6 
| 2 je 























316 Des dritten Buchs vierdtes Kapitel. 


viel Mufier nachfolgeten, Mach diefen kamen 3000. Cilicier in leichter Rüftung, mit güldenen Kronen; 
und nach ihnen eben fo viel Thracier ; ferner zo0o. Galatier und 20000. Macedonier, unter welchen ihrer 
5000. eherne Schilde, einige aber eben dergleichen von Silber trugen. Mad) diefen kamen 240, Paar 
echter; ferner 1000, Nifäifche Reuter und 3000, aus diefer Stadt felbften, deren die meiften güldene 
Kronen trugen und eben dergleichen Pferdgefchirr hatten. Mach diefen giengen ihrer ungefähr ı 000: 
welche hetaeri (ir=spo) genennet wurden, und gleichfalls güldene Pferdgeſchirr hatten. Auf dieſe folgte 
eine gleiche Anzahl von folchen, die Phili ( pro, ) hielfen, in eben dergleichen Schmud; nad) diefen 
taufend auserlefene Soldaten, denen ein gleichfalls auserlefener Trupp von taufend Reutern, welchen fie 


agema (ya) nannten folgten, Auf diefe aber kamen annod) 1500. equites caraphracti, d.. 1. ger 


harnifchte Reuter, deren Pferde auf gleiche Weile mit Panzern bedeckt waren. Alle dieſe Soldaten hats 
ten über das annoch Dbermäntel ( chlamydes) von Purpur, in deren vielen allerley Geltalten von 
Thieren mit Gold eingewirket waren, 


$. 8. Mach) diefer Reuterey fuhren hundert Wagen, deren jeder mit fechs ‚Pferden neben ein⸗ 


ander beſpannet war, auf welche annoch vierzig vieripännige Wagen folgten, nebſt noch. einem andern, 
welcher von zween Elephanten gezogen wurde ; dem nod) 36. Elephanten frey nachgiengen. Mad) Dies 
fen Wagen und Elephanten, giengen 800. Knaben, mit güldenen Kronen; ungefähr taufend fette 
Ochſen; denen bey 300, Tifche und goo, Elephantenzahne nachgeführet wurden. , Die Anzahl der mans 
cherley Bildſeulen war faſt unfäglich; fintemalen aller der Götter und Halbgötter, die von Menfchen jes 
malen für ſolche erfant worden, ſich dabey befanden, allefamt entweder. übergüldet oder. mit güldenen 
Kleidern angezogen, Nicht weniger ſahe man alle merkwürdige Begebenheiten dieſer Götter auf bes 
fondern Tafeln abgefchildert. Die Biloniffe des Tags und der, Nacht, der- Erde und des Himmels, 
der Morgenröthe und des Mittags waren hier auch nicht vergeflen. Die groffe Menge der koſtbaren 
güldenen und filbernen Gefäffe Ean aus dem was nachfolget, abgemeifen werden. Dionyfius, welher 
des Königs Gecretarius war, hatte bey diefer Proceflion taufend Knaben bey fih, welche fo viele füberr 
ne Gefäffe trugen, unter welchen die geringften taufend Dramas wogen, Des Königs Edelfnaben, 
an der Zahl 600. frugen fo viel'güldene Gefaͤſſe nach diefen Famen 200. Weibsperfonen, welche groſſe 
güldene Töpfe hatten, die mit allerley Eöfllicyen Rauchwerck und Gewuͤrz angefüller waren, Achtzig 
- andere Weibsperfonen wurden in Sänften getragen, daran die Fuͤſſe verguldt waren, und 500. andere 
in fo viel Sänften mit filbern Füllen ; die Weiber felbiten aber waren auf: das’ prachtigite geſchmuͤckt. 
a war das Bornehmfte. Athenaͤus füge noch viele andere Dinge mit bey, die wir bier wege 
laſſen. 


9. . Ob nun gleich dieſer Aufzug des Antiochus allerdings ſehr ‚prächtig und. koſtbar geweſen; 
fo ift er doch mit demjenigen, welchen der König in Egypten Ptolemaͤus Philadelphus viele Jahre vote 
ber gehalten, feineswegs zu vergleichen. 1) Die Beſchreibung, weldye Arbendus davon macht, iſt fol⸗ 
‚gende. Ehe Ptolemaͤus dieſen Aufzug veranſtaltete, lies er ein ungemein, praͤchtiges Gezelt aufrichten, 
welches feines gleichen nicht mag gehabt haben. ‚Der innere Kaum veflelben war fo groß, daß hundert 
und drenffig Bette in demfelben ringsum ftehen konnten. Der Zug felbitıgieng durch die Stade Alerans 


dria, in folgender Ordnung. Erſtlich war das Bild des Morgeniterns vorher. getragen, weil der Aulzug. 
morgens frühe zu der Zeit, da dieſer Stern am Himmel fheinet, feinen Anfang nahm, -  Auf-dielen 


folgten die Bildniffe von dem Vater und der Mutter des Königs Prolemäi, und ſodann alle und jede 
Goͤtter mit ihrem gewöhnlichen Shmud und Kennzeichen. Der Aufzug war in der Ordnung wie bey 
den Olympiſchen Spielen; wir merken vornemlich an, wie die Pompa Rucchica eingerichtet geweſen Im 
Anfang giengen die Sileni. deren einige Purpurfaͤrbige, Andere aber rothe Kleider trugen; und 
dieſe waren dazu beitellt, daß fie das häufig Gersulanfende old aus.dem Weg fchaffen mußten E Auf 
diefe folgten die Ssryri, deren auf ieder Seite zwanzig giengen, melche verquldte Fackeln von Ephen 
trugen, Fernet kamen die Siegsbilder mit güldenen Fluͤgeln, welche geoffe Rauchfaͤſſer trugen , Des 


. ven jedes fechs Schub lang war und theils vergulöt, theils mit Epheublättern ‚gezieret war, die. Victo⸗ 


rix felbften ſchimmerten überal von Gold und ſahe man die Geſtaͤlt von mandyeriey Thieren in ihren 
Kleidern 


$. 10. Nach dieſen wurde ein doppelter, Altar getragen, ber fee Schuh groß und theils mit 
verguldeten Epheuzweigen, theils mit-einem güldenen Kranz eingefaßt und gesieret, übrigens mit weiſ⸗ 
fen Bändern behaͤnkt war. Hierauf folgten 120. Knaben in Purpur gefleider, welche Woyrauc, Miprr- 


hen und Safran in güldenen Schalen trugen, Nachher kamen vierzig Saryri mit guldenen Kraͤnzen, 
deren 


Athenaͤus Buch 5. ©, 6, rechnet, daß 2239. Ta⸗lente und zo. mind hierauf verwendet worden. 





Kon den öffentlichen Aufziigen und Pompis der Roͤmer, 2. 317 


deren Blaͤtter Epheufoͤrmig und die Leiber mit allerley Farben bemahtt waren. Nebſt den güldenen 


Kraͤnzen, die fie auf dem Haupt trugen, batten fie aud) noch andere in der Hand, deren Blätter dem. 


Coninrebenlaub gleidy waren, Nach diefen giengen zween Silenı mit einem güldenen Dberkleid und 
weiſſen Pantoffeln , deren einer einen Hut, wie Mercurius, und einen güldenen Heroldsſtab, der andere 
aber eine Trompete trug. Zwiſchen ihnen gieng ein Mann, der nur vier Schuh hoch war, und ein 
Kleid trug, wie in den Tragödien die Comoͤdianten trugen, und das Geſicht mit einer Larve bedeckt hate 
te; auch trug er ein güldenes Fuͤllhorn, und follte das Jahr vorſtellen. Diefem folgte eine fehr ſchoͤ⸗ 
ne Weibsperfon von gleicher Statur, welche auf das prachtigſte geſchmuͤckt war, und in der einen Hand 
einen Kranz, der von den Zweigen eines gewiſſen Eghptiſchen Baums, betlea genannt, zufammenges 
flochten war, in der andern aber einen Palmzweig bielte; und ftellte diefe Perfon die Zeit von fünf 
Jahren, von den Griechen Penteteris, von den Nomern aber Luſtrum genannt, vor. Nach dies 
fer giengen die vier Horz oder Jahrszeiten, die auf unterſchiedene Weiſe ausgezieret waren; ferner tru⸗ 
ge man zwey groffe güldene Rauchfäfler, die vier Schub hoch und mit Epheulaub gesieret Waren, und 
zwifchen diefen einen viereckichten gülvenen Altar, Die hernachfolgende Saryri harten guldene Kraͤnze mit 
epheuförmigen Blaͤttern, deren einige guͤldene Weingefälle, die übrigen aber ein grofles Trinkgeſchirr, 
Carchefium genannt, trugen, Diefen folgte zunaͤchſt Philiſcus ein Poet und Prieſter des Bacchus, 
ſamt den übrigen Bedienten des Bacchus. Herner fruge man Delphiſche Dreyfuͤſſe, als die Belohnung 
derjenigen, welche bey dem Wettſtreit der Kämpfer Das nöthigfte berbey fhaften; der eine von neun 
Schuhen, war für die Knaben, der andere von zwölf Schuhen aber, für die Männer beftimmt. 


65 17, Hierauf folgte ein groffer Wagen mit vier Rädern, 14: Schuh lang, ind 8. Schuh breit, 
der von Jog. Männern gezogen wurde. Auf dieſem ſtunde die Bildſaule des Bacchus zehen Schuh 


Boch, der eine güldene Schale in der Hand hielte, und deſſen Kleid bis auf die Knoͤchel herab hienge; . 


über Diefem trug er eine Crocotam vder ein fafrangelbes duͤnnes ſeidenes Kleid; der Mantel war von 
Purpur und mit Gold durchwirket. Vor ihm lag ein groffes Lacedaͤmoniſches Trinfgefchitr, fo 1 5. Me- 
tretas hielte,und ein güldener Dreyfuß, famt einem güldenen Rauchfaß und zwo guldenen Schalen, die 
mit Cafien und Safran angefüllet waren, Diefe Bildfänle harte einen Schivm vder Dede über ſich, 
welche aus Epheu + Wein » und andern Zweigen, von mancherley fruchtbaren Bäumen, zufummen gefloch⸗ 
ten, und daran allerley Kränze und Binden, ıihyrfi oder mit Epheu ummwundene Stäbe, Drommeten, 
MWeiberfchleyer und allerley Larven angebeftet waren, Auf eben diefem Wagen’ faffen auch einige Pries 
fer und Priefterinnen, infonderheit die Orpheoteleftz. jo da Ausleger ber gröften Geheimnüffe was 
ven, ein Haufen Tänzer von mancherley Geftalt, und Weibsteute, welche heilige Wannen, oder eine ges 
wiffe Art eines Mafjes trugen. Hierauf fülgeren einige Macedonifche Prieiterinnen des Bacchus, wel 
che fie Mimallonas, Baffaras, und Lydas, nannten, mit zerfiveuten Haaren, die zum theil Schlangen 
um den Kopf, ftatt der Haare, fliegen hatten, zum theil aber Kränze von Epheu und Weinreben trugen; 


desgleichen trugen einige Schlangen, andere aber Doldyen in ihren Händen. Nach diefen fuhr ein anz 


derer Wagen gleichfalls mit vier Nädern, der von fechzig Männern gezogen wurde, auf welchem das 
Bild von der Stadt Nyſa von acht Schuhen, zu fehen war. Diefes hatte ein Safrangelbes Kleid an, 
welches mit Gold geftict war. Cs war diefes Bild fo Eünftlic) zubereitet, daß es ſich von felbft aufrich— 
tete, aus einer Schale Milch ausgoffe, und ſich wieder niederfegte ; in der linken bielte es einen thyrfum, 
und auf dem Haupt hatte es, nebft einem Schleyer oder Haube, einen guͤldenen Kranz von Epheuförnigen 
Blättern, ſamt Beeren, aus Foflbaren Edelgefteinen. Auch diefe hatte einen Schirm, und an den vier 
Eden des Wagens fahe man fo viel vergüldere Fackeln. Auf dem folgenden Wagen, der 24. Schub 
lang, und 16 breit war, und von 300, Männern gezogen wurde, ſtunde eine groffe Kelter, 24. Schub 
lang, und 15. breit. Diefe war mit Trauben angefüllt, welche von 60. Sartyris, die auf folchen herum 


_ fprangen und mit Pfeifen ein Herbftlieb blieſen, unter einem Silenus fo getreten wurden, daß der Moft 


berabliefe. Auf diefen folgte ein anderer, auch mit vier Nädern, 25. Schuh lang, und 14 breit, der 
von 600, Männern gezogen wurde, auf welchem ein groffer Schlauch lag, aus den Fellen von Pans 
terthieren, ber 3000. Metretas Wein hielte; aus welchem der Wein gleichfalls über den Weg heraus 
liefe. Nach diefem Famen 120. Satyri und Sileni, mit Kränzen auf dem Haupt, die allerley gülvene 
Trinkgeſchirre trugen. Dieſen ward ein fehr groſſes Weingefaͤß, das 600. Eymer hielte, auf eis 
nem groſſen Wagen, mit vier Raͤdern von 600. Maͤnnern, nachgefuͤhret. Unter dem Hals dieſes Ge— 
fäffes, war die Geſtalt von allerley Thieren, von erhabener Arbeit , zu ſehen, und um die Mitten deſſel— 
ben lag ein güldener Kranz oder Crone, fo mit Edelgeſteinen befeßt tvar. Ben dieſem ſtunden kei) 
aroffe filberne Trinckgeſchirre, 12. Schub hoch, und 6. Schuh breit; welche oben mit Zinnen oder 
Zacken verfehen, und fo wohl unten als in der Mitte ausgezieret waren. Hiernach wurden to, Gleß⸗ 
kannen, und 16. Trinkgeſchirre gefuͤhret, unter welchen die groͤſſern 30. die kleinern aber fuͤnf Metre- 
tas hielten: item zehen Keſſel, 20, Krüge mit — welche auf fuͤnf beſondern Fuͤſſen aufgeſtellet 

eAhl waren. 


l 




















218 Des dritten Buchs drittes Capitel 


waren. Ferner zwo filberne Keltern, auf welchen 24. groffe Becher ſtunden. tem ein maſſiv ſilber⸗ 
ner Tiſch von 12. Schuhen, und 30. andere von 6. Schuhen. Bier Dreyfüffe, deren einer „ welcher 


16. Schuh hatte, ganz filbern war; item drey Kleinere, weldye mit Edelgeſteinen befegt waren, Hier . 


nebft kamen 80. Delphiſche Dreyfüffe von Silber, die etwas Eleiner waren, als die vorhergehenden ; 
item 26. Waſſerkruͤge; fechzehn andere, dergleichen auf dem Panathenaifchen Feft gebräuchlich wa 
ven; 160. Plycteres, oder grojle Gefäffe, Darinnen man den Wein anfriſcht, unter welchen das groſſeſte 
6. das kleineſte aber 2, Merretas hielte; alle von Silber, Nun kamen die, weiche güldene Geräffe tru⸗ 
gen; als, vier grofle Laconiſche Weingefäjfe, welche mit Kraͤnzen von Neblaub ummunden waren; zer 
dergleichen grofje Gefaſſe von Corinthifcher Arbeit, an weldyen alleriey Thiere von getriebener Arbeit zu 
fehen waren, deren iedes 8, Metretas hielte. Ferner eine Kelter , auf welcher eben Becher ſtunden; 
zwey Weingefäfle, deren jedes 5. Metretas hielte; zwey andere dergleichen Gefaſſe von zween Mettetis. 
Ferner 22. Piycteres, unter welchen der groͤſte 20. Metretas, der kleinſte aber nur eine hielte. Wei⸗ 
ter ſahe man vier groſſe guͤldene Dreyfuͤſſe und eine groſſe guͤldene Kiſte in welcher allerley guͤldene Gefaͤſſe 
lagen; item zwey groſſe glaͤſerne verguldete, und viele andere dergleichen koſtbare Gefaſſe 


$. 12. Auf dieſe folgeten 1600, Knaben, in weiſſen Kleidern mie Kränzen, unter welchen 250. 
fo viel güldene Gefaͤſſe, ihrer 400, fo viel füberne, und ihrer 320. fo viel güldene P ycteres, trugen. 
Nach diefen Famen andere, welche groffe Schenkkruͤge trugen, deren 20, von Gold, zo. von Silber und 
300, mit alleriey Farben gezieret waren. Ferner fahe man Tiſche von 4. Schuhen, auf welchen alleriey 
Merkwürdigkeiten ſtunden. Auf dem einen ftunde das Bett der Gemele, deſſen Dede von Gold und mie 
fojibaren Steinen befegt war, Hier ift auch noch ein anderer Wagen mit 4, Radern, der 22 Schub 
lang und 14. Schul breit war, und von soo. Männern gezogen wurde, nicht zu vergeflen; auf dieſem 
wurde eine Hoͤle vorgeftellet, welche mit Epheu und Neblaub bedeckt war, Aus diefer ſahe man viele 
Holz - und Turteltauben hervorfommen, welche ſamtlich Stricke an den Fuͤſſen hatten, Damit fie von den 
Zuſchauern deſto leichter Fonnten gefangen werden. Aus diefer Höle liefen auch zween Bäche hervor, der 
ven einer von Milch, der andere von Wein floffe; bie um dieſe Höle herumfigende Nymphen, hatten 
güldene Kränze auf. Es befand ſich aud) ein Mercurius dabey, welcher einen güldenen Heroldſtab 
bielte, und ein herrliches Kleid trug. 


$, 13. Auf einenmandern Wagen von vier Rädern wurde ber Feldzug des Bachus nach Indien 
vorgeiteller. Hier ſahe man die Bildfäule des Bacchus 12. Schub hoch, der auf einem Elephanten faß; 
in Purpur gekleider war, auf dem Haupt einen güldenen Kranz; von Epheus und Weinrevenförmi gen 
Blättern trug, und in der Hand einen langen güldenen Thyrſus hielte, an jeinen Fuͤſſen aber guͤldene 
Schub harte. Auf dem Hals des Elephanten faß ein Satyrifcus oder Kleiner Satyr, der 5, Schuh 
hoch war, auf dem Haupt eben-einen ſoichen güldenen Kranz trug, und in der rechten Hand ein Zie— 
genhorn hielte, mit welchem er die Yufunft diefes Gottes verfündigte, Der Elephant felbjten harte eben 
dergleichen güldenen Epheufranz um den Hals, und war auch fonften treflich ausgeſchmuͤckt. Hierauf 
folgten 500. Jungfrauen, welche alleſamt in Purpur gekleidet waren, und guͤldene Guͤrtel trugen: die 
Anführerinnen an der Zahl 120. trugen güldene Rränze, deren Blätter dem taub von Zirbel » oder Fich⸗ 
tenbäumen ähnlic) waren. Mach diefen Famen 120. Satyri, die theils mit güldenen, theils mit fübern 
Waffen ausgerüitet waren. Ferner fünf Haufen Efel, auf welchen Sileni und nod) andere Satyri 
ritten; die alleſamt güldene Kraͤnze trugen, Die Eſel hatten theils güldene , theils filberne Stirnbles 
che, und waren auch fonften wohl ausgezieret, Mach diefen fuhren 24. zweyſpaͤnnige Wagen, von 
Elephanten gezogen; 60, andere, mit Boͤcken befpannt. Zwölfe mit $öwen, fieben mit wilden Ziegen, 
fünfe mit Buͤffelochſen, achte mit Strauſſen, fieben mit Hirichen, und viere mit Waldefeln. Alle diefe 
Wagen wurden von Knaben, die wie Fuhrleute gekleider waren, und Hüte aufbatten vegieret.. Mes 
ben ber giengen annoch andere Knaben, mit Scilden und thyrfis mit Gold gefticten Kleidern; die 
Fuhrleute hatten Kränze von Fichtenblättern; diefe aber, von Epheu, Zu beyden. Seiten fuhren 
audy drey mit 2 Camelen befpannte Wagen, Mad) diefen folgten einige andere Wagen, welche mit 
den Zelten der Barbaren beladen waren, und fallen auf denfelben Indianiſche und andere Weiber, wels 
che als Öefangene angefleider waren, Ferner Famen Camele, welche eine groffe Menge Weprauc), 
Caſien, Safran, Zimmetrinden und andere wohlriechende Gewuͤrze erugen Nach dieſen folgten viele 
Mohren mit Spieſſen, welche 600, Elephantenzähne, 2000. Stämme von Ebenholz, 60 güldene und 
füberne Trinkgeſchirre, wie auch eine grofle Menge Gold- Flimmergen trugen, Hiernaͤchſt kamen zween 
Jäger mit verquͤldeten Jaͤgerſpieſſen, denen 2400. Hunde folgten ‚ von allerley Arten, als Yndianifche, 
Hprcanifche und Molofliihe Hunde. Auf diefe folgten 150. Mann, welche Bäume trugen, an und auf 
welchen allerley wilde Thiere und Vögel veft gemacht waren; aleichwie auch eine groffe Menge Papas 
goyen, Pfauen, Indianiſche Huͤner, Phafanen und andere Vögel, in Defigen nachgeſuͤhret wurden. 
Kor 
Ferner 





Von den Öffentlichen Aufzigeh oder Pompis der mer ꝛc. 319 


Ferner Eamen 130, Xethiopifche, 300. Arabifche, 20. Eubdiſche Schafe; 26, weiffe Indianiſche und acht 
Aerhiopifche Ochſen; ein groffer weifler Bär, viergehen Pardel, ſechzehen Pantherthiere, vier Lucyfen, 
und drey junge Bären; item ein Camel Parvel oder ſcheckigt Camel und ein Nashorn. Mad) diefen 
fuhr wieder ein Bacchus auf einem Wagen, mit vier Rädern, bey dem fic eine Juno befänd , die nach 
dem Altar der Rhea flohe; desgleicyen der -Priapus, der einen güldenen Epheuförmigen Kranz aufhatte. 


1 $. 14. Hiernebft fahe man aud) die Bildfäufen des Aleranders und Nrolemäus, welche eben ders 
gleichen Epheufränge trugen; und neben dem Prolemäus dir Bildfäule der Tugend, welche einen güldes 
nen Kranz von Dlivenblättern auf dem Haupt hatte, und noch ein anderer Priapus mit einem güldes 
nen Epheufranz. Bey dem Ptolomäus ftunde noch eine andere Bildfeule, welche die Stadt Corinth 
vorftellete, und eine koſtbare Hauptzierde trug, Mebenbey. ftunde ein groſſer Behalter, fo mit allerley 
güldenen Gefäflen angefüllt war, und ein anderes güldenes Weingefäß, ſo fünf Merretas hielte. Nach) 
diefem Wagen giengen einige Weibsperfonen, die ſehr Eoftbar gefhmückt waren, welche die Joniſche und 
andere Griechifche Städte vorftelleren, fo viel derfelben in Aſien und den da herum liegenden Inſuln, uns „ 
ter Perfifcher Bortmäfligkeit geftanden; ‚alle mit güldenen Kronen. Herner fahe man auf einem andern 
Wagen einen güldenen Thyrfus, der 90. Schub lang war, und einen filbernen Spies von 60. Schuhen; 
desgleichen lag auf einem andern Wagen ein güldener phallus (oder eine Goldſtange in Form des 
männlichen Glieds) 120. Schub lang, mit mancheriey Foftbaren Zierrathen geſchmuͤckt; oben auf ſtun⸗ 
de ein güldener Stern, der fehs Schuh im Umfang hatte, 

$. 15. Ferner fahe man eine groffe Menge Pferde und allerley wilde Tpiere, inſonderheit 24.) 

groffe Loͤwen; wie aud) viele andere Wagen mit vier Näbern, auf welchen die Bildfäulen vieler Könige 
und Götter geführet wurden. Daneben 600, Harfenſchlaͤger mit guͤldenen Kronen, und verguͤldeten 
Harfen. tem 2000. Ochſen von einerley Farbe, welche güldene Stirnbledye und Ringe um den Leib 
hatten; uͤberdas hatte ein jeder derfelben ein güldenes Schild. mit dem Haupt der Medufa auf der Bruſt. 
§. 16. Mad) diefem Aufzug des Bacchus folgte die Pompa louis oder der Aufzug des Jupiter und 
anderer Götter , in groffer Anzahl, und nach alten ſolchen die Pompe des groffen Aleyanders, deflen, 
güldene Bildfäule auf einem Wagen mit Elephanten befpannet, geführet wurde; und diefer hatte auf 
der einen Seite die Siegsgöttin, auf der andern die Minerva bey ſich. Hier wurden nebft andern Koft« 
barkeiten verfchiedene Königliche Throne von Gold und Eifenbein nachgefuͤhret; auf deren einem ein ſehr 
prächtiges güldenes Diadema oder Königliche Hauptzierde, auf einem andern ein groffes güldenes Horn 2) 
und wieder auf einem andern eine güldene Krone lagen. Auf dem Thron des Ptolemäus Soter lag eine 
Krone, 10000, Ducaten wehrt. Auch wurden 300, güldene Rauchfäffer, 50. vergüldere Altaͤre mit güls 
denen Kränzen, neun güldene Delphiſche Dreyfüffe von 4. Schuben, acht andere von 6. Schuhen nach⸗ 
getragen; desgleichen ein groffer Dreyfuß von 30, Schuhen, auf welchem allerley güldene Thiere zu ſe⸗ 
- ben waren; mit einem güldenen Kranz eingefaßt. Ferner waren dabey fieben verguldete Palmen, 8. 
Schuh lang; ein verguldeter Heroldsftab von 40, Schuhen ; ein verguldeter Donnerftrahl von gleicher 
$änge; zwey groffe Hörner von 8. Schuhen; item eine groſſe Menge vergufdeter Thiere, deren die meis 
ften 12. Schuh lang waren; item allerley wilde Thiere von ungemeiner Gröffe, und ein Adler, 20. Schuh 
hoch. Der güldenen Kränze und Kronen , die bey diefer Pompe gefehen worden, waren 3200, und un« 
ter andern eine heilige Krone, die mit koſtbaren Edelgefteinen bejegt war, und go. Schub im Umkreis, 
hatte; fo die Thorflügel an dem Tempel der Berenice umfaffer haben foll. Ferner fahe man viele Koͤni⸗ 
gliche Hauptzierden oder Diademata , die von prächtig gefhmückten Jungfrauen getragen wurden; 
- worunter eins zween Schuh hoch; ferner ein guͤldener Medufenfhild und ein güldener Bruſtharniſch 
von zwölf Schuhen, nebft einem dergleichen filbern von 18. Schuhen, auf welchem zwey guͤldene Dons 
nerfeile von 12. Schuhen zu fehen waren; item eine Krone von Eichenlaub, mit Edelgefteinen befegtz. 
zwanzig güldene Schilde; vier und ſechzig ganz güldene Küftungen, famt drey Schuh langen güldez 
nen Stiefeln; zwölf güldene Becken; fehr viele dergleichen Schalen, fechs und drenfig Krüge; zehen 
groffe Töpfe mit mwohlriechenden Salben; zwölf Wafferfrüge; funfzig groſſe Schüfleln, und viele Tia 
ſche von unterfdhiedener Groͤſſe. Die meiften diefer Gefälle waren von Maffivgold. Zuletzt fuhren noch 
400, Wagen, mit allerley filbernen Geräthfchaften, 40. mit dergleichen güldenen, und g60. mit aller 
ley wohlriechendem Gewuͤrz; endlich kamen die Kriegsvölfer, ſowohl das Fußvoik, als die Meuterey, 
welche allefamt fehr koſtbare Waffen trugen, 57600. zu Fuß, und 23200 zu Pferd, Daß alſo dies 
fer Aufzug des Prolemäus alle Pracht und Herrlichkeit, fo jemalen in der Welt gefehen worden, übers 
fliegen; und man faft an der Warheit der Sache zweifeln möchte, 
All a Das 

2) Das Horn bezieht ſich auf Alexanders vorgeblihe tung macedoniſcher Muͤngen i Theil ber; 
I kaum Fin Sup men: und finder füge jur —A ee Fe 

fi auch auf alten Münzen; wovon bie Erläutes 














320 in Des vierdten Buchs erſtes Capitel. 


Das vierdte Bud, 


Von der Jagd, dem Fiſchfang und verſchiedenen 
kleinen Spielen, 


Das erſte Sapitel. 
Von der Jagd. 


% % & 


aß die Jagd 1) mit unter die vornehmften Ergöglichfeiten des Amphitheater ehedem gerech⸗ 

net worden, haben wir: ſchon angemerket; indem bier die wilden Thiere, theils ſelbſten gegen 

einander aufgeheßet , theils aber aud) Menfchen,, und zwar gemeiniglich folche, weldye we⸗ 

gen ihrer verübten Verbrechen, das deben verwirkt harten, mit wilden Thieren zuſammen ge⸗ 

laſſen worden, Einige Berwegene lieffen fich auch für Gelb dazu erfaufen; gleichwie andere ‚ bloß um 

ihre teibesftärfe und Geſchicklichkeit feben zu laffen, fich freywillig dazu anboten. Daß uͤberhaupt die 

Uebung der Jagd, bald nach Erſchaffung der Welt, ihren Anfang genommen habe, iſt deswegen fehr 

wahrſcheinlich, weil, fo bald man Heerden Bieh beylammen gehalten, es zugleich die Morh erfordert, 

wilde Thiere, welche denfelben vor andern nadyuftellen pflegen, als $önen ‚ Bären, Wölfe ud, 9 

abzutreiben und umzubringen; auch durd) ihre alzu grofle Vermehrung den Menfchen felbft eben fo 

wohl, als dem Vieh Gefahr und Schaden entſtehen mußte. Daß man aber auch gleich auf die Jagd 

der Haſen und anderer kleinen Thiere, wie aud) auf den Bogelfang bedacht geweſen jeye, daran mod» 

ten wenigftens diejenige zweifeln, welche dafür halten, daß die erften Menfchen vor der Suͤndflut fein 

Fleiſch gegeffen hörten; wiewohi man auch diefes einwenden Fönnte, daß man felbit den alzugroffen Ans 

wachs dieſer Thiere und Gevögels, bloß darum zu hindern, nörhig gehabt, meil fie fonften afle Früchte 

würden abgeweider haben. Die Dichter fehreiben dieſe Uebung der Erfindung ihrer Götter zu; und 
zwar infonderheit dem Apollo und der Diana, welchen fie de 


ewegen meiftens Bogen und Pfeile beilegen, 


$. 2. Was nun die ünterfchiebene Arten der Jagd bey den Alten betrifft; fo war nachdem Un⸗ 
terfchied der Thiere, denen man nachſtellen wollte, die Yagd ſelbſt verschiedener Art; 
eine andre Art den Vögeln nachzuftellen, und wieder anders den vierfüffigen Thieren auf den Feldern 
und in Waldern. Diefe legtere fuchte man entweder durch Netze oder G ; 
Gruben zu fangen, oder aber man ſchloß fie unvermerft mir Zaunen ein; bisweilen umftellte man ihr 
Lager mit Meßen und Pallifaden. Anbeh bediente man fid) ebenfalig der Jagdhunde welche letztere Art 
für vornehmer geachter wurde ‚ als mit Sarnen; indem dies meiltens bey dem Yandvolf üblich war, 
Dann fie mit Hunden jagten, ſoſſen die Jager insgemein zu Prerd, 'mir einem Jagerſpies und fanaem 
Hirfchfänger; bisweilen giengen fie auch ohne Hunde auf das Wild loß, warn fie fich erft wohl bewaffs 
ner harten, Die Yagdhunde wurden mit groſſem (Fleiß abgerichter, und nach. dem Bericht des Reno⸗ 
pbon nicht leicht vor den achten oder zehenden Monat auf dag Wild gelaſſen; da fie denn die Jaͤger 
noch öfters an einer langen Leine hielten, damit ſie nicht alzuhitzig ſeyn und etwon Schaten nehmen möch? 
ten; diefer Schriftſteller meldet auch, daß die Jaͤger ihren Hunden ganz kurze Namen, als E. Thy⸗ 
mus, Phylax, Taris, Alce ıc, beygeleget um fie deſto leichter rufen ju Fönnen, Man pflegte die Hunde 
nad) dem Unterfcheid der Sünder, aus welchen fie waren, einzutheilen; die Moloffer wurden unter allen 
für die kuͤhnſten und hitzigſten gehalten; obwohl die Pannonifchen, Dritannifchen, Galliſchen, Acarnas 
nifchen, Libyſchen und Indianiſchen Hunde, gleichfalls ſehr geſchaͤtzt wurden. Fuͤr die geid)ickteften bielte 
man 
1) Das lateinifche Wort venatio &, g. in eirco maxi- teutfch geben, 
o fiunt venationes, heifit ier was anderg a — 
—— — wiemanausder gas Mc gchött, daß man fie mie kappen und 


dern, wie j ich, in ei , 
Sache fieht; Thiergefechte möchte man e8 ebee Det — > jeor gewoͤhnlich, in einem greifen 


En 5 — 








Von der Jagd. 321 


man die Cretenſiſchen, Aetoliſchen, Thusciſchen und Umbriſchen Hunde, 3) fuͤr die ſchnelleſten, die aus 
Gallien, den Niederlanden, die Seguſiſche und Sicambriſchen. Einige dieſer Hunde waren vor andern 
auf Loͤwen, andere auf Bären; andere auf Hirſche, u. d. g. abgericht. Von den Indianiſchen Hunden ſagt 
Steabo L. XV. p. 481. daß diefelbe in Verfolgung und Anpackung der Loͤwen und anderer Thiere 
dermaffen bißig gewefen, daß, wann man ihnen aud) ein Bein aus dem Leibe geriffen hätte, fie es nicht 
hätten fahren laffen, mann fie es einmal angepadt, Uebrigens wurden unter den Jagdhunden der ale 
ten, auch diejenigen inſonderheit fehr bad) gehalten, welche von einem Wolf, wen und Tieger, gejeuge 
worden. Die Griechen haben ihren Jagdhunden nicht nur ein Halsband, fondern aud) einen Ring um 
ben teib geleget. 

. 3. Die mit dem VBogelfang umgiengen, pflegten ſchon vor alten Zeiten, Habichte, Falken 
und andere dergleichen Raubvögel zur Jagd abzurichten ;. obmohlen einige behaupten wollen, dag das 
Bogelftellen bey den alten nicht feye bekannt geweien; denen man aber verfchiedene Stellen aus den 
alten entgegen fegen Fan; fintemal aus dem Ariftoteles Hift. Anim. L. X. aus dem Appianus 4) 
de Venatione L. I, aus dem J. Firmieus Maternus, V. 7. item aus dem Yelianus von den 
Thieren II, 42. und andern mehr, ſich deutlich erweiſen läffer, daß man jid) im Vogelſtellen der Raubs 
vögel bedienet habe. 


$. 4. Daß die alten bereits wilde Schweine gefället haben, erhellet aus dem Homerus; in. 

dem er in feiner Odyſſea meldet, daß Ulyſſes von einem wilden Schwein verwunder worden, Hier 
kan man die narbonenfifche Jagd, welche Tab. Ci. Fig. 2. vorgeftellet wird, beobachten, Wir fehen 
Bier ein groffes wildes Schwein, auf welches zween Jäger loßzgehen, bie in ber rechten ihre Fägerfpiefie, 
in der linken aber Tücher, wie Handquelen, halten, damit fie Die Hiebe des Schweins, auffangen. Fig. 3. 
fehen wir eine befondere Art, wie die Alten Tigerthiere zu fällen pflegtenz um zwey folche Thiere ftes 
ben zehen Jaͤger, alleſamt mit Fägerfpieffen und groſſen Schilden verfehen, Eines dieſer Tiegertpiere 
liegt bereits auf dem Ruͤcken; das andere aber gebt auf einen Spiegel loß, der mit Fleiß dahin geftellet 
ift; indem es feine eigene Geftalt darinn fieht, giebt einer von den Jaͤgern, der fich hinter dem Spies 
gel mit feinem Schild bedeckt hält, ihm einen Sang, Eine nod) andere ganz befondere Löwenjagd fes 
den wir Fig. 4. wie folhe von dem nafonifchen Grab abgefchildert it: wo adıt Männer, die 
nichts, als groffe Schilde haben, mit zween groſſen Löwen ftreiten; wobey infonderheit die Geſchicklich⸗ 


bkeit des einen Jaͤgers in die Augen fällt, dev nad) dem er von dem Loͤwen zu Boden geworfen worden, 


fic) mit feinem Schild dermaffen wohl zu bedecfen weis, daß ihm der Lowe nirgend beykommen Fan. 
Weil übrigens diefe Jagd in einem verzäunten und mit Sarnen umftellten Ort geſchahe, die Jaͤ⸗ 
ger auch). weder Spieſſe noch Pfeile bey ſich führen: fo ſcheinet es, daß dieſes nur zur Luſt ſey angeftele 


Das zweyte Capitel. 
Von der Fifcheren. ” 


F§F. % 
SS: der Fifcherey ber Alten ift uns nur weniges befannt, Daß fie die Fifche gleichfalls mit Negen 


fee worden 5). 


und Angelfehnüren gefangen haben, hat gar Eeinen Zweifel. Dann von dieſer letztern gedenft 
Martialis II. 58, wann er von den Meyern oder Bauern fagt: Tremulave captum li- 

nea trahit piſcem. Der Yüngling, den wir Fig. 5. mit einer Angelfehnur fehen, hat einen Hut auf 
dem Kopf, faft wie Mercurius. Es befindet ſich derfelbe auf einem vömifchen Marmor. Der andere 
Fig, 6. den wir von Bonnani haben, fist auf einem Stein und hat fchon einige Fifche, die er gefans 
Mmmm gen, 


3) £ genrich Stephani lib. 4. fchediafm, 1. wo ee mern unterhielte. Varro de reruft. 3.3. c. 3. non 
von einigen Arten handelt; mehrere find infcripto-  Adum) erat magnum id fepfum (ober leporarium), 
ribus rei venaticae zu ſuchen. — quod nunc, vt habeant multos apros--- cum plu- 

4) Es ift Oppianus gemeint, der in griechifchen ra iugera maceriis concludunt und c. 13. heißt es 
Verſen, von der Jagd oder Sifchfange geſchrieben. auch Inesolgepeio,, filua fupra quinquaginta iuge- 
Die lateiniſchen Shriftfieller von der Jagd hat _ rum maceria fepta, fiche auc) c. 12. 
man in Rämpferg Ausgabe 1728, Leiden cum no- 1) Von ber Fifcherey hat Oppianus griechifch ger 
tis variorum, beyfammen. fhrieben ; fo in der Bittershuſiſchen Ausgabe 

$) Wie man häufig befondre Thiergärten bey den N 1597. befindlich. 

















322 Des vierten Buchs drittes Capitel. 


gen, in einem Korb. Aelianus von den Thieren 1. 29. und L.XV. führer noch einige andere Arten Fis 
ſche zu fangen an. 3. €, daß fie manchmahl auf den Slüffen oder Seen töcher in das Eis gebrochen und 
ihre, Angel ſamt dem Koder in das Waffer gehenft haben; welches fie infonderheit in dem Pofluß zu thun 
pflegten. Die Thunnfifche fiengen fie mit groffen Negen , wie heut zu Tage, Plinins Vıih ges 
zeblet eine gang befondere Art des Fiſchfangs, der vor dieſem in der Provinz Narbonne jtatt gefunden, 
Daß auf einem See des Gebiets von Nismes, Namens Latara, zu gewiſſen Zeiten die Delphinen die 


Fiſche zufammen getrieben, und den Fiſchern gleichfam in die Hände geiagt hätten. 


$. 2. Die Römer hatten auch groffe Weyher oder Sifchteige; durch welche die Sandgüter „fo 
dergleichen hatten, in ihrem Preis fehr erhoͤhet wurden; weilen dieſe Teiche insgemein ſehr voll Fiſche 
waren, Decgleichen Fiſchteiche harten fie auch an den Seefüften, wo dergleichen mehrere manchmal, 
aneinander hiengen. Varro de R.R: (2) 0. 17, berichtet von einem gewiffen Römer, Namens 
Sirrius, daß er bloß von den Gebäuden, welche um feine Fiſchteige ſtunden, jährlich 1 2000, Seiters 
tia gezogen habe; ‚welches Geld er wieder alles auf die Fütterung der Sifche, verwendet, Den aller 
gröften Aufwand in diefem Stuͤck machte ohnftreitig Lucullus, von welchem Varro an angezeigtem 
Drt meldet, daß er bey Neapolis einen Berg durchgraben und Das Seewaſſer in jeine Fiſchteiche leiten 
laffen, fo daß es in denfelben zu und abfloffe; wodurch er feinen Sifchen, auf welche er ſehr viel hielte, 
immer friſch Waſſer verſchaffte, darkun fie ſich abkuͤhlen konnten; wie die Hirten in Apulien iht Vieh 
in die Sabiniſchen Berge fuͤhren. Auf ſeinem Baianiſchen Landgut gab er feinem Baumeiſter freie‘ 
Hand, daß er Feiner Koften fchonen follte, es dahin zu bringen, daß durch gewiffe Canäle die Ebb und 
Fluth in feinem Sifchteiche veichen Eonnte, 


Das dritte Cavitel, 


Von einigen Eleinen Spielen, © 
r gr 


Eleinere Spiele, unter ſich und in ihren Haͤuſern. Dergleichen waren die Talı oder Würfel, 
von den Griechen error genannt, welche von uralten Zeiten im Gebrauch mare 
gedenkt ſchon Homerus derfelben, warn er in dem Anfange feiner Odyflea fagt, daß die Freher der 


9* den groͤſſern Schau⸗ und Kampfſpielen, deren wir gedacht haben, hatten die Alten auch nod) 


n; wenigſtens 


Penelope vor ihrer Hausthiere zum Zeitvertreib gewuͤrfelt haben. Diefe Würfel 

Kleinen beinerne Knoͤchel der Füfle; wlewohl man in folgender Zeit diefelben auch au 
als Gold, Silber, Erzt, Helfenbein ze, zumachen pflegte. Tab CHI, Fie, 1, 2. feben wir zwey eher⸗ 

ne, unter welchen der eine aus dem Cabinet des Herrn Abbe Sauvel, der andere aber aus dem Mus 

feo Brandenburgico genommen ift, Weil diefe Würfel auf den Seiten, auf welche fie fallen konn⸗ 
gen, einige Erhöhungen und Vertiefungen haben, fo fcheint es, daß diefe verfchiedene Hölen anitart der 

Zahlen angenommen worden; wiewohl andere behaupten wollen, d ß fie mit einigen Puncten und Zei 
chen bezeichnet gewefen; auf dielen Würfeln waren nur vier Seite gültig. Auffer diefen hatten fie noch) 

eine andere Art Würfel, welche unfern heutigen ahnlich waren; dergleichen wir Fig. 3, 4. einige anges 
ben. Warum aber, diefe in der Mitte des Vierers insgemein ein groſſes tod) haben, Fan feine gewilfe, 
Arfache angegeben werden, Begerus meint zwar, daß dergleihen Würfel von falfchen" Spielern ger 
braucht worden, die Queckſilber, Bley, oder dergleichen, in diefe Gcher verſteckt hatten , damit Diefe 
Würfel nad) ihrem Gefallen fallen muften. Allein da falt alle alte Würfel foiche köcher haben to.üit.es 
nicht wahrſcheinlich, daß folhes in Abficht auf irgend einen Berrug geſchehen ſeyez und was follte ein 
fo oft wiederholter Betrug genutzet haben ? . 


waren anfangs die 
s andern Materien, 


$. 2. Sie hatten noch eine andere Art von Zeichen oder Scherflein, welche fie auch tote Wirfel 
gebrauchten, nemlich vierediigte Stäblein von vier Seiten, die aus Helfen s oder anderm Bein verfertis 
get und mit Figuren bezeichnet waren, wie fig: x 6. Fig. 7. fo mit- zween Fiſchen bezeichnet mag ein 
ſolches Zeichen ſeyn, welches einige (orrem conuiualem oder ein Gaſt⸗ Loor nennen; welcherley Zeis 
hen denjenigen’ gegeben wurden, welche bey einer gewiſſen felerlichen Mahlzeit zu erfcheinen das Recht 
hatten. 
2) Man muß dazu ſetzen Buch 3. wo fo mol als 6.3. 1) Womit, Meur ſius de ludis graecorum ıt, Stn- 
eben biejes Buchs mehreres von piseinis dulcibus As antiquut, conuiuales lib, 3. zu vergleichen, 
amd fallis oder maritimis nachzulefen iſt 





| 
Jab. CI. | 


ge — MWlarbre A N $ ie —9— 
A Dafort- — HAHN 


Y F 
BR 3 


Ä 


MT i 
< ager 


es 





Be, _— - l Si - | 
Ktanchini/, — ! F | 
N I 
ir MYPOJINOY INAN W 
XOPAYAH 











LTE 
1 > e 
{ Mem Brescia: 
N —— — — — —— — — — 


4.6. Tale et tejserae wart lusorie.7.0.Iefere al pro sort conrıral habıtı 
20. Jaurocathapsia. 2. Ascollasmus.12. Varia instrumenta Architectwnicı. 25-28. Ascra | 
et scalpra. ad poliendos lapides. 19. Choraules cum tbüs.20..553.Iıbie forma varız | 

34.Syrünn. 35._.42: Jubo varte 45. Jıbia utricularıs.49./dem inetrumentum. cum Syring? - 

















Von einigen Heinen Spielen. 393 
harten. Dergleihen Teffera mag aud) die folgende Fig. 8. fern, welche mit einem $ötden bezeichnet 
iſt. Manchmal wurden auf ſolche teſſeras ganze Ausſpruche gefchrieben, wie Fig. 9. 


2258 3. Auſſer diefen Spielen hatten. fie weiter eins, welches fie Ludum Eatrunculorum oder 
Latronum 2) nannten, das mit unferm Schachfpiel überein kam. Es waren die Steine beider 
Parteyen durch zweyerley Farben unterichieden ; diefe wurden auf einem befondern Spicw vet, welches 
mit Linien, nad) der fänge und Breite, in Faͤcher oder Vierecke eingetheilet war, als zwey Kriegsheer ges 
gen einander gezogen. Auf beiden Seiten war ein gewiſſer Stein mit dem Namen des Koͤnigs (Kegis 
{. Imperatoris) bezeichnet, welchem die übrigen Steine als Soldaten, (Latrones oder Latrunculi} 
zugegeben waren. Wann nun die eine Partey des andern Königs Soldaten abgefangen, und den Kos 
nig in die Enge triebe, daß er nicht mehr ausweichen konnte, (dann fangen konnte man ihn nicht) fo 
hatte diefe Partey verloren, Suetonius meldet in vira Neronis cap. 22, daß dieſer Kaifer, diefes 


Spiel fehr geliebet habe. 
Steinen gefpiele worden, 
ne in eine gerade Linie brachte. 
Fan beygelegt werden, wobey es nicht ſo wohl au 
ankoͤmmt. 


§. 4. Dieſen bisher beſchriebenen Spielen fuͤgen wir noch zwey andere bey, welche aus Pig. 105‘ 
und 11. ju erfennen, und von einem Drfordiichen Marındr abgebildet ſind. Das erftere wurde Tau-' 
rocathapfia genannt, welches oft etliche Tage daurete. Es beftunde darinn, daß Reuter einem Ochs 

ſen nachjagten, denfelben in vollem Galopp bey den Hörnern fafleten, und auf die Erde niederwarfen z 
dergleichen Spiel infonderheit bey den Theffaliern uͤblich war; durch welche daffelbe auf Begehren K Uae- 
faris auch nach Rom gebracht worden, Mach dem Tod I. Caefäris haben aud) einige andere Kaifer 
diefelben bisweilen angeſtellt. Uebrigens aber muß man diefe Taurocathapfia nicht mit den Tauro⸗ 
machiis, welche leßtere ordentliche Gtiergefechte waren, vermengen, Das andere Spiel beftund dar⸗ 
nn, daß einige auf einem mit Wein angefülltem Schlauch) berumfprungen, ohne auszuglitfcien oder: 
einen Fehltritt Darneben zu thun; deswegen fie doc) folche Schläuche mit Det beftrichen. Wer nun das 
Geſchick hatte, daß er auf ſolchen veſt ſtehen und ſpringen Fonnte, ohne herab zu fallen, dem wurde 
der Sieg, und zugleich auch der Schlaud) fame dem Wein, .alseine Belohnung zuerkannt, Die Grin 
chen nannten dieſes Spiel Alcoliafmum (von sro, ein Schlauch); drraralen). Die wir bier auf und 
neben dem angefüllten Schlau) ftehen fehen, find drey Satyri oder vielmehr Fauni, welche Kränze 
von Neblaub auf dem Kopf haben, 


© % a) fi Turrigium über inferiptionem Vrfi Togati, im 12. Band deg Sraͤviſchen Schafe: 


Ovidius gedenkt Trift. II, 43 1: annoch eines andern Spiels;,. fo mit drey 
“welche auf ein Spielbret geworfen worden. Derjinige gewann, der feine-Steis 
Das Wort Mes iſt ein allgemeiner Name, welcher alten den Spielen 
f die Gefdjictlichkeit des Spielers, als auf das Gluͤck 


Rmumm2 




















224 Des fünften Buchs erſtes Capitel. 


Das fünfte Bud). 


Bon allerley Werkzeug oder Inſtrumenten, die 
bey gewiſſen Künften gebraucht worden, 


Das erſte Sapitel 
Bon den gebräuchlichiten Inftrumenten, der Bau 
und Werkleute. 
% 1 | 


on dem Werkzeug und gebräuchlichften Inſtrumenten gewiffer Handwerker und Künfte, wollen 

wir hier nur diejenigen anzeigen, davon man noch in dem Alterchum einige Denfmaale ans 

trifft. Es feiner, daß niemand einen gröffern Vorrath von Werkzeugen nöthig gehabt, 

als Bauleute. Dann auffer denjenigen Inſtrumenten, die fie mit andern Handwerkern, 

als Schmieden, Scloffern, Wagnern, Schremern xc. gemein haben, hatten fie noch allerley groffe 
und Eoftbare Mafchinen nötig, mit deren Huͤlfe fie groſſe Steine und andere ſchwere kalten, von eis 
nem Ort zum andern bringen oder aufrichten mußten. Was für groffe Mühe nemlic) der Ritter Sons 
tana 1), ein vortreflicher vömifcher Baumeifter, Hat anwenden müflen, bis er ven groffen Obelilcus 


in der St, Peters: Straffe zu Rom hat aufrichten koͤnnen, iſt befannt; und find die Mafchinen , wels 


che er dazu gebraucht bat, in Kupfer geftodyen worden, auch fo beſchaffen, daß fich viele Baumeifter, 
fo diefelben zu Geſicht befommen, nicht genug wundern koͤnnen. Wann aber diefer Obelifcus mit 
den alten Coloflis, deren einige über hundert Schuh hoc) waren, infonderheit aber mit dem ColcfTo 
auf der Inſul Rhodus und mic dem Lateranenſiſchen Obelifco, in Vergleich ſolte gezogen werden; wuͤr⸗ 
de man leicht erkennen, daß dieſe viel groͤſſer und ſchwerer geweſen, als jener Vaticaniſche Obelſcus. 
So viel iſt gewiß, daß der Lateranenſiſche nimmermehr wuͤrde aufgerichtet worden ſeyn, ſondern viel⸗ 
leicht noch an der Erde liegen, wann er nicht wäre zerbrochen gewefen,, und alfo Stuͤckweiſe hätte koͤn⸗ 
nen auf einander gefeßet werden, Allein alle diefelben Mafchinen, welche damalen gebraucht worden, 
find verloren gegangen; daher man jego bey dergleichen Gelegenheit mit groffen Koften, immer neue ans 
Schaffen muß. Man bat zwar vonden Mafchinen, mit welchen der groffe Obelitcus und andere ſchwe⸗ 
re Saͤulen, ehemals zu Conſtantinopel, auf der groffen Rennbahn (Hipp»drome) aufgerichtet worden, 
einen Abriß; aber es ift derſelbe dermaffen fhlecht entworfen, daß man keineswegs daraus Flug werden 
Fan; daher wir ihm hier aud) den Plag verfaget haben. 


§. 2. Was andere Fleinere Inſtrumenten betrifft, fehen wir Fig. ı2, Tab. CIII. deren einige 
beyfammen, wie wir fie aus dem Grutero und dem Diario Italico haben. Als da find: ein Li⸗ 
neal und Winkelhacken „Zween Zirkel, deren einer gerade, der andere krumme Fuͤſſe hat, eine Zange, 
etliche Haͤmmer, eine Bleywage eine Saͤge, etliche Hoͤbei und ander⸗ mehr, deren Gebrauch die Bau⸗ 
und Handwerksverſtaͤndige hinreichend wiſſen werden. Fig. 13. ſtellt eine Art vor, davon das Drigie 
nal in dem Cabinet des Herrn Fauvel zu fehen ift, Fig. 14-18. find allerley Meiffel und Schrots 
eifen, womit fie die Steine zu polieren pflegten; deren einige von Eifen ‚ andere von gehärterem Metall 
verfertiget waren 5 fintemalen die Alten das Metall eben auf die Weife zu härten gewuft, mie wir daß 
Eifenz woraus fie allerley machten, das vorhin von Eifen geſchmiedet wurde; als Nägel, Stacheln, 
Pfriemen u. d. g. Davon waren aud) die Klammern gemacht, womit fie bey groffen Gebäuden Ki 
Werk⸗ 


1), Es find ungeheure Werkzeuge, welche in dem koſt⸗ zu Wittenberg ſchuldig; im deffen fehr be twor ' 
baren Buche tempio Vaticano befchrieben werden, dener —*WB — & — — 
das zu Rom 1694. fol. herausgefommen. Diefe epiltolicum fie pag. 3. b) vorkommt, 

Anzeige find wir bem berähmten Herrn Prof. Bofe 


Von Mufſicaliſchen Snftrumenten. 328 


Merkticke zuſammen hefteten. Einige wurden auch von Eiſen gemacht, und mit Bley eingegoſſen; 
oft auch von Holz, kurz und die, an beyden Enden wie Schwalbenſchwaͤnze, zwifchen die Mauren 
eingefugt, um foldye zufammen zu halten. Was die Ark zu bauen felbft, und die Arbeit der Handlans 


ger anlangt, ſoiche fan man aus der Columna Traſana Tab. 9, 10, und aus ber Antonina Tab, 


Se re Ten 


56. erkennen. 
Das zweyte Kapitel, 
Bon den Muficalifchen Inſtrumenten. 


— 
8 die Alten viele muſicaliſche Inſtrumenten gehabt; fo find uns doch die meiſten heut zu 


tag kaum dem Namen nach bekannt. Ueberhaupt fan. man ſie in zwo Claſſen eincheilen; zu 

einer gehören die, welche geblafen oder fouften, vom, Wind ‚getrieben wurden, daß fie einen 
Ton von ſich gaben; zur andern aber, welche mit Saiten bezogen waren und mit den Handen oder Fine 
gern gerühret wurden, oder auch ohne Saiten allerley Töne und Geklapper hervorbrachten, wann fie 
gefchlagen, gedruckt oder gerüttelt wurden. Unter den Dlasinftrumenten find Tibiae, Tubae und Sy- 
ringes, die befannteften; zu. den andern, welche mit den Fingern oder Haͤnden, bisweilen auch mit ei⸗ 
nem beſondern Streicher (plectro) geſpielet worden, find die mancherley Leiern und. Harfen zu rechnen; 
zu welchen endlich Die Trommeten, Cymbeln, Schellen und dergleichen gerechnet werden. Die gebräuch« 
lichften der erften Art waren Tibiae oder Pfeifen, welche von den heutigen nicht ſehr unterſchieden 
waren; die meiften waren gerad, einige aber waren an dem einen End etivas gekruͤmmt. Man pflegt 
die Tibias in dreyerley Arten einzutheilen, deren einige eigentlich fo genennet werden; da. bins 
gegen andere Filtulae und wieder andere Auenae heiſſen. Tibiae fcheinen den Namen daher befom« 
‚men zu haben, weilen fie anfangs aus den Tibiis d. i. aus den Schien- oder Schenfelbeinen gewiſſer 
Thiere gemacht wurden. Die Fiftulae waren eigentlich Robrpfeifen, die aus gewiſſen ausgearbeiteren 
Koprftängela, gemacht wurden. Auena war eine Haberpfeife, welche von den Hirten aus den Halmen 
von Haberftauden zubereitet wurde; obwohlen nicht zu leugnen ift, daß diefe Benennungen auch mit 
einander vermenget werden. Unter den Pfeifen, die man in alten Denkmaalen, antrift, fcheinen viele 
aus Holz gemacht zu ſeyn; woraus mag gefchloffen werden, daß aud) manche andere aus diefer Mas 


"tere ſeyen verfertiget worden, 


$. 2. Bey den Opfern und dem Seit des Bacchus fehen wir meiftens Pfeifer , bie auf zwo 
Pfeifen zugleich oder einer doppelten Pfeifen blafen; dergleichen auch mehrmahlen von ben Hirten und 
auch fonft gefhabe. Tab. ClIll. Fig. 19, fehen wir einen Choraules ı) oder Capeflmeifter, wie wir 
ihn nennen möchten, der die Mufle dirigirt, und hier auch zwo Pfeifen hat; welche feine Locher has 
ben; da doch Tibiae fonft jederzeit wenigftens drey Söcher gehabt haben; deren Anzahl hernach auf 
fehs, acht, bis zehn und auch mehrere erhoͤhet worden, Die Pfeife des Gotts Pan, fonft Syring 
genannt; beitund aus vielen Haberpfeifen von ungleicher Sänge, deren insgemein fieben,, bisweilen auch 
mehrere oder wenigere mit Wachs oder Pech zuſammen geheftet wurden ; welche nebft den Pan infonz 
derheit den Satyren, wie auch andern Waldgöttern beigelegt wird. Die Pandure foll auch eine Art 
von einer Filtula oder Rohrpfeife gewefen ſeyn; allein Pollux giebt es für ein Inſtrument mit brey 
Saiten an; daß alfo weder die eigentliche Geſtalt, noch der Gebrauch von diefer Pandur befannr ge# 
nug iſt. Eben diefes muß man aud) von dem Inſtrument fagen, weldes nad) dem Bericht dee Ke# 


‚nophon,den Athendus 4, 23. anführt, Gingra 2) oder Bingrus genenner wurde. Es foll nur 


einer Spanne lang gewefen feyn, und einen betrübten Ton von ſich gegeben haben; und infonderheit 


beh den Phöniciern, zur Klage über den Tod des Adonis, der bey ihnen Gingris genannt wurde, ges 


braucht worden feyn, Eben die Phönicier waren auch die Erfinder vor einem andern Inſtrument, weis 
ches, ob es gleich mit Saiten bezogen war, dennoch durch Dlafen mußte zu feinem Ton gebracht wer- 
den; es hies YTabla.« Nod) eine andereÖattung von Pfeifen war der ſogenannte Monaulus, von wel⸗ 

unn em 


ı) Bom Choraules —— —— a Cabirorum, — 
monumentum Heriae Thisbus, mowodiariac et T. 2) ſ. Pollux B. 4. © 14. wo ach ein Tanz davon 
CL. Glaphyri Choranlae ; Franecker 1704,bey der a, 3 4 © * ch ein Tanz davo 
1703. gedruckten Abhandlung de myfteriis deorum 























326 Des fünften Buchs zweytes Kapitel. 


em Athenaͤus an angezeigtem Ort mit mehrerem nachzulefen ift. Tuba oder Buccina von den Grid 
chen Salpinx genannt, war eigentlich eine Trompete, deren man ſich vornehmlich im Krieg, bediente; 
doc) pflegte man fie auch bey Opfern und andern Gelegenheiten zu gebrauchen, neben den Pfeiten. Die 
Tromperen waren meiftens eingebogen und gekrümmt. Sydraulus war eine Art von einer Orgel, DA 
das herabfallende Waſſer die Luft bewegte, und ſolche in einge Pfeifen oder Candle trieb , davon die⸗ 
felben erfchalleten, Ein gleiches Inſtruͤment ſieht man zu Tuſculum weldes ver Vitruüvius 9, 9 
der Plinius 7, 37. und der Arhenäus 4, 23. mit mebrerem beſchreiben, und den Cteſibius von 
Alexandria, für deifen Erfinder angeben, Die äufferlic;e Geſtalt foll einem runden Altar ahnlich ger 
wefen ſeyn. Ammianus Marcellinus erzehlt 14, 18. daß zu feiner Zeit von dergleichen Inſtrumen⸗ 
ten, fo vom Waller getrieben worden , verichiedene bekannt , und einige fo groß als ein Wagen gewes 
fen feyen, Die Orgeln ſollen zur Zeit des Kaifers Zullanus zuerft befanne worden, und unter der 
Regierung des Pipins erjtlich nach Frankreich gekommen feyn, als ihm ein foihes Orgelwerk von dem 
Kaiſer Conftantinus Copronymus gefchickt worden, Der Dudelfsck oder die Sachpfeife, rıbia veri- 
cularis, war auch ſchon zu alten Zeiten im Gebrauch, weldyes man aus einigen Verjen, die dem Vir⸗ 
gilio zugefiprieben werden, erweifen will. >. Es lauten Diefelben alſon 


Copa Syrifca capur:Graia redimita mitella, 
Crifpum ſub erotalo do&a mouere latus. 
Ebria famofa faltat lafciua tabella, 

Ad cubitum raucos excutiens calamos, 


$. 3. Die nun folgende Abriffe gewiſſer Muficalifcher Inſtrumente find Yröftentheils dem be⸗ 
rühmten Herrn Blanchini, der die beſte Sammlung davon hat, zu danken. Die zwo Pfeifen Fig: 
20, 21, find unten weiter als oben, und denjenigen aͤhnlich, die man heut zu tag Schalmeyen oder 
Haurbois zu nennen pflegtz fie find mit gewiſſen Ruöpflein oder Zäpflein verfehen, durch deren Ber 
huf man die Löcher nach Belieben öffnen und verfhliefen Fan, Die folgende Fig. 22. hat vier Socher 
und fiehet einer Trompete gleich, Die Fig, 23. hat diefes befonders, daß fie oben mit einem befon- 
dern frummen Roͤhrlein verfehen iſt, wodurch man diefelbe anbläft, vielleicht ift es deswegen, damit 
man das Inſtrument deſto bequemer vor fich halten und anblafen koͤnne, ohne es weit vor fih hinaus 


zu ftreden, Die folgende Fig. 24. hat eben dergleichen Nöprlein, und Fomme übrigens gar fehr mit ' 


unfern heutigen Fagoten überein, Fig. 25. und 26, find gemeine Pfeifen, deren legtere für eine Hels 
vetiſche Duerpfeife gehalten wird. Wenigftens hat Diefelbe oben ein länglichtes Joch, weldyes man an 
den Mund bielte, und die Pfeife damit anbliefe. Geftalten von einer gefrummten Pfeife haben wir F g. 
27. Die folgende Fig. 28. ſtellet eine doppelte Pfeife vor, da zwen duͤnne Rohre in eines meitern 
Rohr ftecten, welches durch ein Fleines Roͤhrlein, fo unten darinn ſteckt, angeblafen wird, Vielleicht 
iſt diefe Art von Pfeifen, mehrerer Bequemlichkeit halben, erfunden worden, weil es ſonſt befchwerlic) 
war, zwo Pfeifen zugleich anzublafen, ‚Die nachltebenden Fig. 29- 33. find theils gerad, theils krumm 
und ohne Löcher, daher man diefelben vielmehr für Trompeten anſehen Fönnte, Fig, 30. und 33. ſchei⸗ 
nen einem Lituus oder Feldtrompere aͤhnlich, deren fich die Römer im Feld bedienten; und den krum⸗ 
men Gräben ber Wahrfager ganz gleich) waren. Diejenigen welche diefe Lituos btiefen, wurden Li- 
ticines genannt. 


$. 4 Fig. 34, fehen wir eine Spring, welche aus vielen Halmen oder Haberröhren zufammen 
gefeßet wurde, Auf den alten Denfmalen wird diefes Inſtrument öfters gefunden. Das folgende Fig, 
35. welches aus dem Boiſſard genommen iſt, möchte gar wohl für eine Deepfäche Dieife oder Trans 
pete gehalten werden, welche man auf einmal angeblafen hat. Fig. 36. ift die eigentliche Geftalt eines 
Litui, fo gar off angetroffen wird, und aud) bey andern Gelegenheiten ‚ als im Krieg, mag gebraucht 
worden ſeyn. Die folgenden Fig, 37. die aus einer langen gewundenen Meermufchel beftunden ‚ oder 
deren Geſtalt hatten, werden auch haufig gefunden, ‘Fig. 38: Fan fo wohl für eine Pfeife als eine Troms 
pete gehalten werden, Fig 39. und 40. fehen wir jweh Frumme Hörner; die mit unfern heutigen 
Waldpörnern einige Gleichheit haben, und wurden meiftens aus Erst, bisweilen aber aus dem Horn 
eines Urochſen verfertiger. Diejenigen, welche ſolche bliefen, hiefen Cornicines. Das folgende In⸗ 
ſtrument Fg. 41. ift aus den memorie Breſciane genommen, und befteht gleichfam aus einem dop- 
pelten Hoen, Deren eines durch Das andere gejogen it: ben daher haben wir Auch das folaenbe Pi, 
32. von einer befondern Geſtalt, von deffen eigentlichen Gebrauch fich nichts gewiſſes anzeigen laͤßt. 
Die Sackpfeife Fig. 43. fo von den Griechen döravaes genennt wird, beiteht aus einem aufgeblas 
fenen Schlau), in welchem verſchiedene Pfeifen ſtecken, welche durch eine Eleinere zum Ton gebracht 
werden, Ein ganz befonderes Inſtrument ſtellet Fig. 44. vor; wo man einen aufgeblähren en 

Schlau 





ii) 


1 
‚ll | 
N i 
ı 
I 
I 
1] 
9 





hi 


J ka 


mm 





= ne Cithara fi arme varie.ıö, Klectrum .ı7.21. Ale cühara species . 
+20. Trmpana ‚form VUTLE.. 27.828. Ca ymbala.: 29,30: 4 Puellee cymbala pulsantes . 


Er. (rumata.52-38: Intinnabula. 55. Crotala .%6. Scabillum stve crupezgum 




















Yon Muficalifchen Inſtrumenten. 227 


Schlauch ſiehet, mit zwo Pfeifen, nad) Art einer Sacpfeife, Hinter diefem ftehen neun Pfeifen von 
ungleicher Groͤſſe, wie eine Syrinx, auf einer beſondern Baſis, an deſſen Ende ein Blasbalg zu fehen, 
Wozu diefes Inſtrument gebraucht worden, laͤßt ſich nicht eigentlid) fagen. Se 


8.5, Wir fommen nun zu denjenigen Juſtrumenten, welche mit den Händen oder einem Streis 
cher gerübret worden. Dieſe find von fo. mancherley Art, daß es fchwer fallen würde, auch nur die 
Namen derfelben anzuführen, zugelhweigen , ihre wahre Geftalt und Gebrauch anzudeuten, Wir 
haben aus. verfchiedenen Sihrifeitelleen folgende Nahmen geſammlet: Testudo, Iyra, cithara, 
baton ober barbiton, phorminx, plalterium, chelys, harpa, trigonum, fambuca, pectis 
phoenix, ſpadix, lyrophoenicium, clapliambus, pariambus, iambuca, {yndapfus , epigo- 
neum mit 40, Saiten, fimium mit 35. Saiten, monochordium, fo von den Yrabern erfunden 
worden, trichordon, fo von den Aflyrern kommt, die. es eine Pandur nennen, und ein pentachor- 
don.  Bielleicht find manche darunter, da unter mehreren Namen dennoc) nur ‚ein einiges Inſtru⸗ 


ment zu verftehen iſt. 


6. Teftudo welche aus der Schale einer Schildkroͤte zubereitet wurde, war unfern heutigen 
Geigen ziemlich gleich, und foll nad) dem Angeben der Fabullehrer Mercurius der Erfinder ſeyn. 
In wie fern Iyra, cithara, chelys, p/alterium und harpa, von einander unterfchieden fenen, läflet fic) nicht 
gewiß beftimmen. Auf alten Denfmalen, trife man hin und wieder eine groſſe Menge von allerley Leiern 
oder Cichern, Harfen u. d. g. an, deren Seiten über feinen holen Boden gefpannt, fondern zwilchen einer 
bloffen Rame gezogen find, wie die Harfe des Könige Davids insgemein pflegt vorgeftellet zu werden: 
Die Anzahl der Saiten auf diefen Jujtrumenten, war nicht einerley; einige hatten deren viele, andere we⸗ 
nigere, daher die Namen Monochordium, Di chordium, Trichordium, Tetrachordium, Pentachor- 
dium etc, entftanden find, Die meiften wurden mit den Fingern geſpielt; bey etlichen aber bedlenten 
fie ſich eines Streichers (plectri) fo von hartem Holz oder Dein gemacht war, daß fie die Saiten das 
mit rigen und zum Klang bringen Fonnten, Zu diefen Saiteninftrumenten wurden bisweilen auch) 


<rommien oder Pauken geſchlagen und Cymbeln gerühret. 


$. 7. Die Eymbeln oder Cymbala waren vor alters etwas ganz anders, als man heut zu 
tag darunter verfteht. Es waren Eleine hole Schüiffelein von Kupfer oder einer andern Materie, welche 
an eingnder gefchlagen wurden, daß fie einen Ton vol fi gaben. Crotala waren ein Klapperwerk 
von abgefchnictenen Robrftängeln, welche zufammen gefehlagen wurden, daß fie ein Geflapper machten. 
Einige Alten melden, daß Hercules mit derileichen Crotalis die Stymphalifchen Vögel vertrieben 
babe. Zu diefen Crotalis rechnen wir auch dje Crumata, deren man fid) befonders in Spanien bes 
diene hat, und zum theil noch braucht, es find ſolches £leine hole Schüffelein, faft wie ein Löffel, die man 
zwifchen die Singer nime und zufammen ſchnellet; vor diefem wurden fie von Mufcheln oder Bein ges 
macht. Die Sranzofen nennen fie Castagnettes, Tympana oder Trommeln kommen mic dei 


3 unſerigen in vielen überein, Man bediente ſich derfelben insbefondere bey dem Feſt der Cybele, wels 
che folche aud) felbften öfters in der Hand führer. Doc) waren fie auch bey andern Gelegenheiten fehe 
- blid) , und follen urfprünglich von den Syrecn gefommen feyn. Scabilla und crupezia waren ein 


Inſtrument, Das: man im Tanzen unter den Fuß nahm, und war alfo befchaffen, daß warn man darauf 
trat, es einen Ton von fich gab. Bon dem Siftrum haben wir bereits oben, da wir von der Gattin 
Yis handelten, eine Befchreibung gemacht; und Ean deffen wahre Geftalt Tab, LXXIII Fig, 6, 6. 


® deutlich eingefehen werden, 


8. 8: Nun wenden wir uns nach dem kleinen Vorbericht, zu den mancherley Abriffen der In⸗ 
frumente felbft, woraus man ihre Geſtalt erkennen fan, Erſtlich führen wir diejenigen an, welche mit 
Saiten bezogen waren, dergleichen Lyrae oder Citharae, Leyren oder Citharen und Zarfen ger 
wefen; davon Tab, CV, 1-20. verfchiedene Arten vorftellig gemacht werden. Die erfte Fig. r. üft 
init vier Saiten bezogen, und beftehet aus Delphinen, die unten auf einem auf dein Rücken liegenden Dhs 
fen ruhen. Die andere Fig. 2, hat drey Saiten, und iſt von einem NRömifchen Marmor abgedrudt. 
Die folgende Fig. 3. bat fieben Saiten, und foll der $eier des Orpheus gleich feyn; wie folcbe auf 
einer alten Himmelsfugel der berühmten Farneſier angetroffen wird; als auf welcher die fämtlichen Ges 
ſtirne abgeſchildert find. Die naͤchſte Fig. 4. hat auch ſieben Saiten, und dieſes beſondere, daß dieſe 
Saiten nicht durchaus frey und durchſichtig, ſondern unten zum Theil über ein rundes Bret gezogen 
find; wie folche in dem Dallaft des Cardinals Spada auf einer Tafel von erhabener Arbeit, die den 
Ampbion mit feiner geier vorftellet, angetröffen wird, Die fünfte Fig. 5. hat zehen Gaiten, beren 
Einfaflang befonders ausgezieret iſt. Die fechfte F IB. ift aus dem Aringhus genommen, und hat 

i nun ’ vier 




















328 Des fünften Buchs zweytes Capitel. 


vier Saiten. Nach dem Bericht des Macrobius Sarurn, Fig. foll Mercurius der Erfinder 
feyn. Die folgende Fig. 7. iſt aus einem alten Monument genommen, und mic fieben Saiten bezo⸗ 
gen. Die folgende Fig. 8. bat zehen Saiten, und unten ein groffes vierecichtes Fußgeſtelle. 


F. 9. Die neunte Fig. 9. wird nach dem Athenaͤus der Dreyfuß des Pythazoras von 
Zacynth genannt, In der That hat diefes Inſtrument mit dem Delphiſchen Dreyfuͤß groffe Gleich? 
förmigfeit; indem es auf drey Fuͤſſen ruhet, und oben mit einem Keſſel verſehen ift. Zwiſchen der 
drey Fuͤſſen ſind Saiten geſpannet, welch⸗ gleichſam drey beſondere Cithern vorſtellen Diefer Drey— 
fuß ſtunde auf einem beweglichen Fußgeſtelle, welches der, ſo davor ſaß, mit ſeinen Fuͤſſen nach belieben 
umdrehen konnte. Wann nun derſelbe darauf ſpielete, und unter waͤhrendem Spielen die Cithern, wel⸗ 
che nach verſchiedenen Tonen geſtimmt waren, mit den Fuͤſſen umdrehete: ſo ſchien es, als ob drey Har- 
fenſchlaͤger zugleich ſpieleten. Allein obgleich dieſes Inſtrument von jedermann bewundert wurde; fo iſt 
e5 dennoch nad) dem Tod des Erfinders bald wieder in Abgang gekommen; vermurhlich weilen wenige 
die Geſchicklichkeit befaffen, es mir der nöthigen Geſchwindigkeit zu tractiren; die folgende Cithar Fig. 10. 
un wir aus dem Cabinet des Cardinals Albani befommen, Das folgende Dichordium mit zwo 

alten Fig. 11. haben wir von einem alten Grabmaal genommen. Es iſt daſſelbe lang und vieredicht, 
und wird an dem einen End immer ſchmaler und foisiger. Einige find der Meinung, dafs diefes u⸗ 
frument eben dasjenige feye, welches bey dem Archendus Pectis genennet wird. Andere hingegen 
nehmen es für Magadin an. Die folgende Fig. 12. iſt von den übrigen darinn unterfchieden, daß 
die Saiten durchaus über einen holen Eörper, wie unfere heutige Sauten find, gezogen find. Der. ges 
lehtte Blanchini glaubt, daß es der alten Cheiys fine. F ig. 13, iſt eben dasjenige Inſtrument, wels 
es gedachter Blanchini für das hebräifcye Nabla hält; fo nad) dem Zeugniß des Sopater bey 
dem Achendus urſpruͤnglich von den Sivoniern herfommen fol, Die Hand mit dem Pi: tro oder 
Streicher, joll ſich nicht bey dem Original befinden. Die folgende Cithar Fig 14. if dreyeckicht, und 
aus einer erhabenen Arbeit in ver medicäiichen Villa abgezeichnet. F 18. 15. fehen wir eine Harfe, 
weldye der Harfe des Königs David in allem aͤhnlich ſcheinet. Diefe Art Harfeh wurde mit den 
Händen auf beyden Seiten gerübret, da ſonſten andere mit dem Plectro, deffen Geſtalt aus Fig. 16. 
zu erfehen ift, gefpielet wurden, Das Trigonum Fig. 17. hat nur drey Saiten; da hingegen das 
folgende deren 35. .bat. F 8. 19. Stellt einen gleichſchenkelichten Triangul vor, an deſſen einer Gaite 
ein Ring zu fehen; oben an dem Gipfel dejfelben, und unten an der Bafı hängen einige Drabtlinien, 
mit angehenften Kügelein hervor, welche durch ihre Bewegung und Berührung ohne Zweifel einen ane 
genehmen Ton verur ſachten. Die folgenden beyden Snitrumenten Fig, 19 20. find aus dem KRir— 
her genommen, und haben mit unfern heutigen Elavicymbeln eine groſſe Aehnlichkeit. 


§. 10. Wir fchreiten weiter zu denjenigen Inſtrumenten, welche mit feinen Saiten bezogen 
waren, fondern durch das bloffe Anſchlagen einen Ton von fih gaben, Dergleichen waren erſtlich die 
Tympana oder Trommlen Fig. 22— 26. vie erftere Fig, 22. ſcheint aus einem duͤnen hoͤlzern Ring 
beſtanden zu haben, welcher mit einem ledern Sell überzogen war, und entiveder mit der Hand oder 
mit Klöppeln angefchlagen wurde. Wir haben daſſelbe aus des Bellori admirandıs antiquitatum 
genommen, Die ziveyte Trommel Fig. 23. mit ihren Schellen , wird bey den Aufzügen des Bacchus 
mehrmals —— Die dritte Fig. 24. mit ihrem Klöppel, foll nad) dem Zeugniß Blanchini 
aus einem Gemählde, genommen feyn. Die vierte Fig. 24. in deren Mitte ein Tieger zu ſehen, bar 
ben wir aus dem Berger genommen, Der fünften F ig. 26. haben fich vor diefem infonderheit de 
Armenier bey ihrem Gortesdienft bedienet, und wurde von den riechen dv 
haben diefelbe auch aus des Blanchin Sammlung. Ich babe ehedeffen zu Rom felbit einsmals dem 
Armenifchen Gortesdienft beygewohnt, und befunden, daß fie ſich diefes Inſtruments vornemlich dazu 
bedient haben, daß fie den Priefter in der Andacht halten möchten. Nach den 
27, 30. die Cymbeln, Fig 27: 28. fehen wir die Geftalt diefer Cymbeln un 
Weibsperfonen, welche diefelben zufammen fehlagen, F ig. 31. fehen wir jwey Crumars ober Calta-⸗ 
grettes, deren auch fchon 5. 7, gedacht worden. Fig, 32— 34» haben wir verſchiedene Gloͤcklein, des 
ren einige an einem Baum hängen. Die fleine Glocke, welche Fig. 33. in einer andern groͤſſern hans 
get, foll infonderheit in den warmen Bädern üblich geweſen feyn; weilen man darinnen das Zeichen 9% 
geben habe, wann man in dag Bad ‚oder aus demfelben gehen ſollte. Das folgende Inſtrument 
Fig. 34. welches eine Trommel vorftellet, an welcher verfchiedene Eleine Glöcklein hängen, fcheinet kei⸗ 
nen gewiſſen Gebrauch gehabt zu haben; Fig. 35. feben wir einige Grotala; die Weibsperfonen ‚ wels 
che folche gefchlagen haben, hiefen Crotaliltriae. Fig. 36, endlich fehen wir ein Scabillum over 
Crupezium, 
Das 


d Fig. 29, 30. zwo 


Prmidı:v genannt, Wir 


Trommeln folgen Fig. 





ea 


Kon dem Schreibgezeug der Alten. 929 


Das dritte Capitel. | 
Bon dem Schreibgezeug der Alten. 


§. 1. | 


u welcher Zeit die Kunft zu fehreiben eigentlich erfunden worden, ift unbekannt; die H. Schrift 

thus Feine ausdrüdliche Meldung, und andere Schriftfteller fegen es in die fabelhaften Zeiten, 

Eben fo wenig weis man, was es für eine Materie gewefen feye, worauf Die Alten zuerft ges 

ſchrieben. Wir wollen vornemlich auf drey Stuͤcke fehen : als 1) womit die Alten gefchrieben, oder 

was fie für Materie ftatt der Dinten gebraucht haben; 2) worauf fie gefchrieben haben; und 3) was 

für Werkzeuge fie zum fehreiben gehabt haben, In meiner Palacographia Graeca 1) habe ic) von 

allen diefen Stücen bereits ausführlich gehandelt: weilen aber daſelbſten vieles angeführee worden, wag 

nicht nur die alten Zeiten betrifft, fondern auch auf neuere Zeiten geher: ſo wollen wir daſſelbe Hier 
nicht wiederholen; ſondern nur bey dem ſtehen bleiben, was diesfalls in die alte Zeiten gehoͤret. 


5,2. Wir merfen alfo erftlich fo viel an, daß das, was wir Dinten nennen, von den Römern 
Atramentum 2) und von den Öriechen melan oder melan graphicon aud) encauftum genehnet wor⸗ 
den. Es war die Dinte, und zwar die ſchwarze, anfangs nichts anders, als der Saft von gewiſſen 
Seeſiſchen, loligo und (aepia, zu deutfch Blackfiſche genannt, deren Blut von einer fhwarzen Fara 
be war. Mehrere Arten Dinten zu bereiten, liejet man bey dem Plinius 35, 6, da er meldet, daß 
die Alten auch von einer gewiffen fchwefelichten Erde, von Kohlen, Ruß, Weinhefen , verbranntem 
Helfenbein, gewiffen Blumen und Kräutern u, a, d. Materien, Dinten gemacht haben ; und B. 27, 
7, rühmt er anno), daß, warn man Wermuthfaft unter die Dinte gemifcht hat, die Schriften, fo 
damit gefehrieben worden, vor den Mäufen feyen gefichert geweſen. 


6 3. Zu den Tituln 3) und groffen Buchftaben bebieneten fie ſich vielfältig des Zinnobers; das 
ber Gvidius Trift. I, 1. 7. fagt: nec titulus minio, nec cedro charta notetur, Go haben 
fic) auch die Kaifer, wann fie irgend ihren Namen unterfchrieben, rother Dinte oder des Zinnobers bes 


dienet; wie davon die Verfafler der Ziftoris Byzanting bin und wieder Meldung thun, und bew 


zeugen, daß dieſes ein fehr alter Gebrauch geweſen; es meldet auch Dio D, 40. daß die Namen der Kais 


fer, auf den Fahnen mit rother Farbe, gemahle geweſen. Es iſt auch zu uralten Zeiten getwönlich gewe⸗ 


fen, daß man die Titul und groffe Buchftaben bisweilen mit Gold gefchrieben oder gemahlt hatz wie 
dann diefer Zierrat in den allerälteften gefchriebenen Büchern angetroffen wird. In der Hiftorie der 
alten Eonftantinopolitanifchen Kaiſer liefet man auch, daß damalen befondere Chrylügraphi, d. i. fols 
che Schreiber, welche die Kunft mit Gold zu fehreiben verftanden haben, geweſen feyen. Beer pflegte 


man auch den Inhalt der Bücher oder Capitel mit einigen Bildern anzuzeigen; fo auch in den neuern 





Zeiten geblieben ; und gefchahe diefes zu Feiner Zeit mehr, als in dem dritten und vierdten Jahrhundert. 
Dergleichen Bilder’ fiehet man in einer alten griechiſchen Bibel, die in der Kaiferlichen Bibliothek ver— 
wahret wird, desgleichen in dem alten Dirgilius auf dev. Baticanifhen Bibliothek, und andern mehr, 
faſt auf allen Blättern. 


$. 4. Die Materie, 4) worauf die Alten gefchrieben haben, wurde von ben Griechen mit dem alls 
‘gemeinen Namen Chartes (zzylns)'benennet, wovon. das lateiniſche Wort charta koͤmmt. Unter ale 
len ſolchen Blättern und chartis find keine ältere, als die Selle von Thieren, weiche auf gewiſſe Arc 


‚gegerbet und zubereitet wurden, dab man Darauf ſchreiben konnte. Einige waren ganz dünn, daß ſie 


2000 — fih 


x) Bud) 1. glei) vom‘ ‚Cap. an; wozu auch Mabil⸗ mehrer bemerft, als aus dem weitläuftigen und 


2) 


lons B. 1. c 8, de re diplom, ımd was Maffei 
nachher zur Diplomatik beobachtet hat, zu nehmen. 
In E. &. Schwarzens dreien diflertationibus de 
Ornamentis librorum, wovon kürzlich zu Keipsig 
eine neue Ausgabe beforgt worden, und in ac, 
Fried. Keimmanng idea fyitematis antiq, Titte- 
rariae Hildesheim 17159. iſt auch vieles hieher ger 
böriges zu finden. _ 

fs die Paläograpbie B. 1... nr, Mabill. B. ı. 
c. 10. Schwarzens erſte diflertat, woraus mar 


häufig unnügen Buch des Perrus Maria Can 
parius de atramentis cuiusque generis.  . 5 


3) Schwarzens andere diflert, und Reimmann 


Seite 593 


4) f die Pakogt. B. 1. cı 2. Mabillon B.r. es, 


Schwarzens 1, diflere. und Melchior Guilan, 
dini Erklärung über den Plinius vom Papyra 
und bes Joſ. Juſt. Scaligers Beurtheilungen bare 
über; aus beiden hat Reimmann Nuszüge gelie⸗ 
fert, idea Syltem, S. 294. 


























330 Des fünften Buchs dritted Capitel 


ſich leicht biegen und rollen liefen, andere hingegen waren etwas ftärfer und ſteifer, wie das Pergament, 
fo aus Kalbfellen gemacht wird. Die erftere Act wurde nicht fo oft gebraucht, als die legtere: und 
fiehet man, daß fid) die Juden infonderheit bey Abfchreibung ihres Thorah oder Geſetzes, und anderer 
bibliſchen ‘Bücher, dergleichen dünner Selle bedienet haben; davon man hier und da in ihren Schulen, 
und auch auf manchen Bibliothefen Rollen antrifft. Der Gebrauch des Pergaments ift fehr alt, und 
foll ven Namen, von den alten Pergamenifchen Königen befommen haben; welche die Felle der Thiere 
zubereiten liefen, um Darauf zu fehreiben. Varro giebt bey dem Plinius eine andere Lirfache an, daß, 
nachdem die Könige in Egnpten und in dem Pergamenifchen Reid), mit einander geeifert hatten, welcher 
die zahlreichite Bibliothek zufammen bringen möchte, der Aegyptiſche König Prolemäus aber ein Vers 
bot gethan, daß man feine Dlärter, die man damalen zum ſchreiben gebraucht, aus feinem Sand follte 
folgen lafien, die Pergameniſche Könige darauf gefallen, foldy Pergament zubereiten zu laffen. Allein 
es ift nicht ſchwer zu erweifen, daß man fid) der Thierhaute bereits vorher bediener babe, ehe die Pers 
gameniſche Könige entftanden find. Wenigftens bejeuget Berodotus von den alten Joniern, daß, 
als fie Mangel an Blaͤttern oder andern Marerie zum ſchreiben gehabt, fie ſich der Schaf: und Dies 
genfelle bedienet haben. Cs ift auch nichts, das fid) länger und beffer hält, als Pergament. Ueber 
das trifft man fehr viele alte Bücher an, die allefamıt auf Pergament gefchrieben find; 


Must A wie z. E. obiger 
Virgilius in der Vaticaniſchen, und ein alter Cerentius in der Florentiniſchen Bibliothek, 


$. 5. Wann man nun zugleich betrachtet, was für eine ungemeine Menge von folcher Materie, 
darauf man ſchreibt, zu Verfertigung aller. der Brieſſchaften, Zettel, Rechnungen und Bücher, die man 
im gemeinen teben, unter Öelehrten und Ungelehrten, nöthig bat ‚„erjordert worden: fo ift leicht zu ers 
achten, daß die Felle der Thiere zu allen diefen mancherley Schriften unmöglich haben hinreichen Eöns 
nen; mithin eg die Noth unumgänglich erfordert habe, daß man auf eine andere Materie zu dieſem 
Gebrauch mußte bedacht fen; und da ift es gefchehen, daß man anfieng den Baſt, der fic) zwiſchen der 
Rinde und dem Holz gewiſſer Bäume befindet, und nebft diefem aud) Stücke Leinwand und Tafeln von Mes 
tall, Bley, Helſenbein zu diefem Gebrauch zu erwehlen. Unter allem folhen Baſt oder zarten Schar 
len der Baunirinden aber, ift Feiner bequemer erfunden worden, als von einem Egyptiſchen Gewaͤchs, 
ſo Papyrus genennt wird; welches Papyr (von dieſem hat auch unſer Papier, ſo von Lumpen gemacht 
wird, den Namen) hernach zu allen Schriften gebraucht, und faſt in der ganzen Welt bekannt worden. 
Papyrus foll wenigftens vor diefem, nad) dem Zeugniß des Theopbraftus, in Egppten in folder M nge 
gewacyfen feyn, daß man gleichfam ganze Wälder: Davon geſehen. Am meiften wuchs es in dem Nil, 


und zwar wo er nicht gar tief war. Es hatte ſehr lange und dicke Wurzeln, deren fie fich nicht nur an’ 


ftatt des Holzes zum Brennen bedieneten, fondern bisweilen auch allerley Bildſchnitzer Arbeir daraus 
verfertigten. Der Stängel diefes Öewächfes war nad) dem Bericht des Theophraſtus dreyecficht, und 
insgemein vier Schub body; übrigens pflanzte ſich diefelbe von felbften ohne Saamen fort, trug. aud) 
feine Früchte. Die Egyptier pflegen es zu allerley zu machen; 5. &. Schuh, Dänder, Dodit zu Lich⸗ 
tern, Madragen oder Matten, Küffen, Segel und andere dergleichen. Dinge, . Arme Leute machten 
fo gar audy Kleider und Filherfahne daraus, Mad) dem Zeugniß des Diofcorides B.l.c 116 
foll der Soft davon aud) gemiflermaflen zur Arzeney gedienet haben; gleichwie arme Seute es aud) afe 
jen; indem fie es kaueten, ben Saft ausfaugten und das übrige wieder ausjpeieten, 


$. 6. Bon diefem Baft oder Papyrblättern 5) ift ferner zu merken, daß diefelben don den Gries 
chen auch Charta (,«,] ) item bıbla (8ßra) genennet worden, daher auch die Bücher ſelbſt, fo dars 
aus gemacht. worden, diefen Namen Biblion oder Biblos bekommen haben, . Dann ob aleich unter 
dem Namen charta ein jedes Blat, worauf man fehreiben Fonnte, bedeutet worden : ‘fo verftehen doch) 
Plinius und andere Alte, darunter vornemlich diefe Eghptiſche Papprblärter; und läßt ſich nicht gewiß 
fagen, zu welcher Zeit man eigentlich angefangen habe, auf dergleichen Blätter zu fchreiben. Varro, 
deſſen Meynung Plinius anfuͤhrt, ſchiebet dieſen Gebrauch bis auf die Zeiten des Mleranders zurück; 
nachdem nemlich die Stadt Alerandria von ihm erbauet worden. Allein Plinius ſelbſt 3.13. c 13- 
fagt; daß Caſſius Seming, ein uralter Schriftfteller, in feinen Jahrbüichern vorgebe, daß bereits uns 
ter der Regierung Der benden Burgemeiſter P, Cornelii Cerhegi und M, Braeb:ıi Tam phili, d.t. faft 
200. Jahr vor Chriſti Geburt. auf dem agro lanicvlo, eine Kifte fene gefunden worden, barinn der Kor⸗ 
per des Romiſchen Königs Numa gelegen, bey welchem man zugleich einige Bücher, die auf derglei⸗ 
chen Egyptiſchen Baſt gefihrieben geweſen, angefroffen habe; Numa aber hat nahe an die 400. Jahr 
vor dem Aleyander gelebt; anderer Zeugniffe, die eben dergleichen an Hand geben, zu geſchweigen. 


% 7 · 
) 1 den Salmafius über den Solinus; Reims in dem vorigen Buche Seo0. Aus 8 dem 
manns antiquit, litter, aegypt. Seite 91, der au)  Builandinus bissvon gegeben, ‚a Mi 





40 ng rn ae 










Jab. CVI. 























Paummahg 
































E73. 
[III INN 


a 







J LE 
KEV rpovV % 
pi 9 





















 nens.ı8.Aratrum cum varüs bus partbus. 19, 20. Falces (us .21.Rusticı olvas 
i colagentes.22.Kusticus alus sive pastor.23, 24. Duo instrumenta a0 equorum 
ungulas ıncıdendas aptı.25,26. Mola et mo dıus, quabus ‚Pistores utebantur . 

















Von dem Schreibgezeug der Alten. 331 


6,7. Bey dem Plinius B. 13. €. II, und 12, wird auch die Art und Weife, wie diefer Egys 
ptifche Baſt zum fchreiben zubereitet wurde, mit mehrerem befchrieben. Er meldet, daß derfelbe mit 
ſcharfen Nadeln von einander abgelöfet, und fodann in das Nil⸗Waſſer, weldyes fo gut als ein Leim 
war, eingetaucht worden, worauf diefe dünne Blätter, nachdem fie an einander gehänget worden, unter 
eine Prefie gefegt, und endlich an der Sonne getrödnet worden. Nad) dem Zeugniß des Hadrianus 
Auguftus in einem Brief, der bey dem Vopifens zu lefen, war infonderheit zu Alepandrien eine groſſe 
Menge Menfchen, welche fi von diefen Papyrmachen naͤhreten. 


$, 8. Aus dieſem allem erhellet daß man fid) des Papyrs zu Berfertigung allerley Schriften, 
ſchon zu alten Zeiten bedienet habe, Meilen man aber nachgebends wahrgenommen, daß dieſe Materie 
zu mürbe und zerbrechlich feye, fo mufte man auf andere Mittel bedacht fepn, Dann von allen den ale 
sen Schriften, die auf ſolch Papyr gefchrieben worden , werden gar wenige mehr angetroffen. Das 
Evangelium des heiligen Marcus, welches zu Venedig gewiefen wird, ift auch auf ſolches Papyr gefihries 
ben, aber die Blätter Daran, find bermaffen vermodert und kleben fo fehr zufammen, daß man folche ehen⸗ 
der zerreiffen als von einander ablöfen würde. Der Sofephus in der Ambrofianifcen Bibliothec zu 
Mayland, ift noch beffer beſchaffen. Dasjenige Buch aber von diefer Art, weldyes noch am beften er» 
halten und vor der Vermoderung verwahret worden, find bie Briefe des heiligen Augultinus, welche 
zu $. Germain, in unferer Bibliother, zu feben find. Allein es haben die Schreiber diefer. Briefe, da 
fie die wenige Dauerhaftigfeit diefer Materie erFannt, diefe Vorſicht gebraucht, daß fie je nach vier oder 
fünf dergleichen Papyrblättern ein Blat Pergament eingeruckt haben, auf welchem ſie gleichfalls immer 
in einem fortſchrieben. Weil oft die eingeln Papyrblaͤtter viel zu duͤnn waren, darauf zu ſchreiben, ſo 
ſind immer je zwey und zwey Creutzweiſe übereinander gelegt worden; und da dieſe Blätter nach der Laͤn⸗ 
ge mit befondern Stridyen oder Kibben durchzogen find, fo feben hernach die alfo aufeinander gelegte 
Blätter, ganz gittericht und wie ein Noft aus; welches ung zugleich den Schluͤſſel giebt, zu veritehen, 
was Plinius damit habe andeuten wollen, wann er am angeführten Ort fagt: trensuerla poſtea 
rates peragitur; worüber fi) viele Öelehrten die Köpfe zerbrochen haben, 


$. 9. Es find die Werckſtaͤtte, in melchen man dergleichen Egyptiſch Paphr gemacht hat, von 
vielen Jahrhunderten her wieder eingegangen, und. biefes vielleicht darum, weil zur Zeit des VI. Jahr- 
hunderts, da ſich die Araber von Egnpten bemeiftert, der Handel der Egyptier mit den Europäern und 
dem Drientalifchen Neich zu Conftantinopel unterbrochen worden; oder weilen man eine andere und be⸗ 
quemere Art von Papyr erfunden hat, worüber jene Egyptiſche auffer der Acht gekommen iſt; wie dann 
bekannt iſt, daß ungefaͤhr um ſolche Zeit, eine andere Art von Papyr, die aus Seide verjertiget worden, 
in Gebraud) gefommen ift; bis man endlich anfieng aus alten zerftampften tumpen fold) Papyr zu mas 
hen, wie wir heut zu tag haben, 


$. 10. Was endlic) die Inſtrumenten betrifft, womit die Alten gefhrieben Haben: fo waren 
dieSchilfröhrlein, Calami, ohnftreitig die gebräudlichften ; in fo fern fie nemlich mit Dinten gefehries 
ben haben; und zweifele ich ſehr, ob der Gebrauch der Sederkiele auch fo alt ſeye; vbgleih Iſidorus 
B. 6. c. 14. ganz deutlic) meldet, daß man Köhrlein und Federn zum fehreiben gebraucht habe. Und 
Clemens Alerandrinus fagt 3,6. von einem heiligen Schreiber, daß derfelbe mit einer Feder auf 
dem Hut, mit einem Buch in der Hand und mit einem Dintenfaß, daher getreten ſeye. Auſſer Feders 
fielen und Rohrlein hatten fie aud) noch andere nftrumenten, Sedermeflerlein, um die Federn Damit zus 
zurichten; einen Zirfel, damit den gleichen Raum zwiſchen den Zeilen aus zumeſſen; Scheren, 6) das 
Pappe damit zu befchneiden ; Dintenfäffer,, die inggemein von Bley gemacht waren; ein Pennal odet 
Federrohr, darinn fie die Federn verwahreten, und Wetzſteine darauf fie die Federmeſſerlein abzogen. 


§. ır. Die Öeftalt von einem fehr alten Dintenfaß fehen wir Tab.-CVI. Fig.-ı. weldes zu 

S. Denys verwahret wird ; von dem man glaubt, daß der heilige Dionyfius, der Apoftel von 
Frankreich, und erfte Biſchof von Paris, ſich defien bedienet habe. Das groſſe Bret oder die Ruckwand 
ift von Indianiſchem Holz und dreyedicht. Von der Mitte bis unten hinaus feheinet es ein Furteral, 
welches oben vier runde &öcher hat, in welchen die Schreibfedern mögen geſteckt Haben. “Der obere Theil 
äft rings um mit fübernem Blech befchlagen und mit allerley Figuren gezieret; dergleichen auch an dem 
Futteral zu ſehen. Der untere Theil iſt mit Corduan Leder uͤberzogen. Das Dintenfaß ift von Hol, 
2000 2 gleich 


6) Man findet nicht ſelten Abbildimgen des alten gan geſtellet worden in alten Handſchriften bat Ma⸗ 
zen Schreibegggeugs ; ſ. Montfauc. palacogr. p.22- billon angemerkt, in fupplem. ad diplom. c. xl, 
daß gar oft alte Schriftſteller mit einer Feder vor⸗ ı 8, 

















332 Des vierten Buche viertes Tapitel, 


gleichfalls mit Corduan überzogen und mit Silber befchlagen. Inwendig aber iſt noch ein kleines Ge 
faͤß von Metall, welches eigentlich zur Dinten iſt. Der eigentliche Deckel iſt langſt verloren, und der 


jetzige iſt ſehr alt und abgenutzt. 


9. 12. Was die Griffel anlangt, mit welchen die Alten in Wachs, Hol; und andere Materien, 
eingegraben haben; ſo habe in meiner Palaeographia Graeca, 7) nur einen einigen angeführt; nad)s 
dem ich aber feithero deren mehrere befommen habe; fo unterlaffe ich nicht, diefelben hier mic einzuruden, 
wie. foldhe Fig. 2 —13. zu ſehen find. Den erften Fig. 2. habe ich von dem berühmten Herren Is 
Chauffe erhalten; der zweyte Fig. 3. befindet ſich in dem Cabinet der Herren Sefuiten zu Belangen. 
Die zween folgende Fig. 4, 10, find von dem Herr Abbe Sauvel, Die fünr nachitehende Fig. 5-9 
von dem Herrn Bonanni, und der nächfte Fig. 11. von dem Herrn Boiſot, Präfiventen des Pars 
Iaments zu Befangon; welcher leßtere an dem einen Ende die Gejtalt eines runden Löffels hat, daß, 
warn man etwas mit der Spitze unrecht eingegraben hatte, man es mit diefem breiten Theil wieder 
auslöfchen Fonnte; gleichwie einige andere, an dem einen Ende die Geftalt eines Schwalbenfchwanzes 
hatten, daß man die Schriften auf dem Pergament damit wieder abfragen konnte. Eine ſolche Tafel 
oder Pergament aber, auf welcher man die alte Schrift ausgekratzt, und eine andere darauf gefchrieben 
hatte, hieß Palimpfeftus; 8) deſſen Cicero in einem Brief an den Trebatius B. Vi. Br, 18» 

edenfet, Wann man etwas gefchriebenes mit dem umgekehrten Griffel: wiederum zuſtriche und auss 
löfchete, hies diefes ftilum vertere. Der folgende Griffel Fig. 13, möchte vielleicht ehender für eine 
Hafte, womit fie die Kleider zufammen befteten , als für einen Griffel gehalten werden; gleichwie auch 
manche Haften von den Gelehrten im Gegentheil für Schreibgriffel ausgegeben werden. Won dem 

Caͤſar lefen wir bey dem Sueronius in deſſen teben c. 82, daß als die Zufammenverfehworne ihim 
auf dem Rathhaus, auf den Leib fielen, um ihn umzubringen; er in Ermanglung andern Gewehrs fich 
mit feinem Griffel gewehrt, und folchen dem Caſſius durch den Arm geftoffen habe: folgendermafe 
fen waren die Griffel viel länger, als die furzen Stacheln und Dornen der Haften oder Schnallen, 
daß man nicht Teiche das eine für das andere anfehen fan. Die Materie der Griffel war anfangs Mes 
tall; ‚weil aber in folgender Zeit die Schulfnaben, wann fie miteinander in Zanf geriethen , fich öfters 
mit denfelben vertwundeten ; fo machte man folche nad) der Zeit von Bein. Ein Erempel diefes Miß⸗ 
brauchs fan der Antillus feyn, von dem Plutarchus meldet, daß er mit einem fotchen Griffel hart 
verwundet worden; und nad) dem Dericht des Prudentius iſt der Märtyrer Caſſianus von feinen 
Schülern mit Griffen todt geftochen worden, 


$. 13, Die Knaben, welche in ſchreiben "unferrichter worden, Hatten kleine runde Kiſt⸗ 
lein gehabt, in welchen fie ihr Schreibzeug und Schreibtafeln verwahreten ; welche Tafeln bald aus 
Metall, bald aus Bley oder Elfenbein gemacht worden, Bon diefer legteren Materie find: diejenigen, 
welche wir in unferm Cabinet befigen, davon Fig- ?4, 15, 16. der Abdruck zu leben fit. Die Decdel 
‚find mit erhabener, obwohl grober, Arbeit eingefaßt, und die Nandteiften der Blätter, find etwas erha⸗ 
ben, damit man den etwas tiefern Zwifhenraum mit Wachs beftreichen Fonntes' wodurch die Blätter 
wieder ganz eben wurden, Bon den Schriftfäftlein oder Lcriniis ift noch zu merken ‚ daß fie auch zur 
Verwahrung öffentlicher Brieffchaften oder Documenten in Gerichten und fonften gebraucht worden ; 
Daher die gemeine Schreiber und Archivarii oder Canzefliften vor alterg Seriniarıi genannt worden, 
An dem Kaiferlihen Hof zu Conftantinopel aber hat man unter diefem Namen diejenigen verftanden, 
welche bey dem Schlafgemach des Kaifers Wache hielten, daß alles ftill ſeyn mufte, 


Das vierte Capitel. 
Bon dem Werkzeug der Weber, der Ackerleute und der 
Becker, wie auch von einer ſymboliſchen Hand, 


N Te 


on bem Handwerk der Weber, wie es bey den Alten getrieben worden: at man fo 
: eo : —* ar ‚weni 
S Denfmaale übrig, daß davon nichts zuverlaͤſſiges kan gemeldet werben. ; * viel er 
betrifft, die man davon aus dem vierten und fünften Jahrhuͤndert hat, ift diefelbe ohne befons 
dere 


7) Seite ar. % emendationum lib, 13, c. 1x. im dritten Band ber 
8) f. Palaͤogr. pag, 20. mo Montfaucon auch bed von Gruter gefamileten critiſchen — —— 
Palimpſeſtus gedenket; vor ihm hat Paul Leopard gehandelt. 


a —— 





Von dem Werkzeug der Weber, Ackersleute und Beer, it. 333 


bere Kunſt eingerichtet gewvefen. In der oberwehnten alten Handfchrift des Virgilius, welche in 
dem Vatican verwahret lieget, und im vierten Jahrhundert ſcheinet geſchrieben zu ſeyn, ſiehet man eine 
Zeichnung, in welcher eine Weibsperſon, mit einem Stab, vor einem geoffen aufrechtitehenden Rahme 
ftehet, an welchem viele Fäden aufgefpannet find, Allein, wer kan hieraus eine Weber- Arbeit erkennen, 
Wir laflen eg deswegen bier Dabey bewenden, daß wir Fig, 17. nur ein Weibsbilv, fo an dem Kos 


cken fpinnt, vorftellig machen, 


$. 2. Eben fo wollen wir die vornehmfte Werkzeuge, *) deren man fich bey dem Aderbau bes 
dienet, auch nur berühren, Ihre Art zu pflügen komme ungefaͤhr mit derjenigen uͤberein, welche 
noch heutiges Tags in den gegen Mittag gelegenen Provinzen von Sranfreich, in Spanien und Stalien 
üblich ift, Die übrige Inſtrumente findet man theils auf alten Münzen, theils auf einer. Tafel vom 
erhabener Arbeit, die Spon herausgegeben , gewiſſer maffen abgeichilvert ; aber meiftens fo Flein, daß 
man nichts gewiffes daraus nehmen fan, Etwas beſſer find. diefelben in einer Handſchrift zu erkennen, 
welche in dem DBenedictiner Klofter zu Florenz verwahret iſt, in welche ein gewiſſer Gelehrrer, der 
Anmerkungen über den Zefiodus gemacht bat, die vornehmſten Inſtrumente, die zum Aderbau ges 
braucht werden, dazu gezeichnet, und denfelben ihre griechiſche Namen beygefuͤget hat; wie ſolche Fig. 
18. beyfammen zu fehen find. Nemlich, 1) der Handgriff des Pflugs, griechiſch #x47A, genannt, 2) 
Ein langes Holz, fo mit der Deichſel zufanmen hänge, fure« 3) Ein anderes Duerholz , wodurch 
vorhergehendes mit dem Pflug zulammen gehenkt ft, ruaa. 4) Die Pflugihar, dr. 5) IsoBowe 


die Deichfel, 6) Misape das Joch, fo den Dchfen aufgelegt worden. 7) Kerrror der Stachel, damit 


man das Vieh von hinten ftache, um es fortzutreiben. 8) zpip ein Hammer, ) A ein Stuͤck 
von einer Kadfelge, 10) Yrıpor ein Stämpfel, 11) eAus ein Mörfel, um das Gerreyd oder andere 
Sachen darinn zu floffen. Unter den Inſtrumenten, Die bey der Erndte gebraucht werden, haben wie 
bloß die Sichel Fig. 19, 20. von der Columna Traiana auf zuweiſen. Das Sieb haben wir oben 
Tab. VI. Figy · in den Händen einer Veſtaliſchen Jungfrau gefehen. Fig 21. fehen wir einige Baus 
ren, welche Oliven ſammlen, und groſſe Schirmfappen tragen; wie Sponius dieſelben mitgerheilt 
bat, Die Bienenzucheift bey den Alten auch im Gang geweſen; wie Dann Virgilius ein befonderes 
Gedicht davon verfertiget hat. Einen aus Weiden ‚geflochtenen Bienenſtock eben wir oben Tab. 
XXXVII. Fig, 10, wo er der Göttin der Hoffnung zugefuͤget ift. Aus Fig. 22. fan man aud) die 
Keider der Hirten erkennen; dergleichen man auf mancjeriey alten Denfmaalen antrifft, 


$. 3. Fig. 23. et 24. fehen wir zwey Inſtrumente, von welchen Bonanni vorgiebt, daß fie zu 
Rom in den fogenannten Caftris-peregri: is gefuncen worden, Das erfte toll ein Schneiveifen fern, 


- dergleichen die Huffehmiede haben, warn fie den Pferden den Huf abichneiden, um, die Hufeifen deſto befs 


& aufzulegen, Das legtere ſcheint auch ein Schneid » oder Schabeifen zu feyn, deflen ſich die Schmiede 
ey den Pferden, bey alleriey Wunden, an den Fuͤſſen, bedienen, Bon dem Becker Handwerk finden 
wir hier und da Mühlfteine und Kornmaafe abgefhildert, dergleichen Pig. 25, 26. zu fehen jmd, das 
von wir oben Tab. V. Fig. 9. bey dem Bildniß der Veſta auch bereits ein Modell gefehen haben; 
dann die Becker hielten diefe Göttin infonderheie in groffen Ehren. Ehe die Mühlen erſunden worden, 
pflegten die Beer das Korn in Mörfern zu zerftoffen und Mehl daraus zu machen; daher fie auch von 
pinfere mahlen oder zermalmen, piftores genennet wurden. Nachdem endlich Mühlen erfunden 
worden, pflegten fie eritlich von Efeln, denen man die Augen verdedte umgetrieben zu werden; das 
her man hin und wieder von Efels-Müplen lieſet; bis endlich diejenigen auffamen, welche von dent 


Waßpfer getrieben werden; deren Gebrauch zwar auch nicht fo nen ift, als ſich manche einbilden möchten, 


$&, 4 Endblich fehen wir Fig, 27. ein ganz befonderes Monument, nemlich eine eherne Hand, 
deren Original in der Gröffe einer ordentlichen menfchlichen Hand it, daran aber zween Finger abge⸗ 
fallen ſind; auf deren Fläche man die Worte lieſet, adußroı wo Or wis d. i 'ymbolum dce 
Jaunios oder ein Denk: und Pfandzeichen an die Delsunier. Die Velaunier waren vor Als 
ters Nachbarn von den Arvernern, und wird ihre Landſchaft heut zu Taq le Velai genannt - Das Wort 
Symbolum bat alleriey Bedeutungen; überhaupt beißt es ein jedes Kennzeichen, welches gewiſſen 
Dingen bengefüget wird, um fie Eenntlicher zu machen, Wie z. E, dem Jupiter ein Adler, dem Merz 
curius ein Hahn, der Minerva ein Aegis, beygefüget ; auch der Hut insgemein als ein Zeichen oder Sym⸗ 
bolum der Freyheit angefehen wird; dergleichen Symbola vor Alters fehr gemein waren, da nicht nur 
die mancherley Götter, fondern auch die Theile der Di die Flüffe und Städte ihre befondere Syn— 
ppp bola 


*) Montfaucon hat fie ſchon in ber Dalzeogr, lib, 1» © 1, eben fo gemeldet 


























234 Des fünften Buchs vierdtes Capitel, von dem Werkzeug ic. 


bola hatten; davon bereits oben T. III. Pl. L. V. c. 3. mit mehrerem gehandelt worden, 2) Bedeutet 
das Wort Symbolum, oder vielmehr (ymbola im feminino, den Beytrag oder die Zeh, die ein jeder 
bey folhen Mahlzeiten, welche gute Freunde unter ſich anzuftellen pflegen, zu bezahlen bat; da dann 
diejenigen, welche ungeladen zu einer folchen Geſellſchaft Famen, und nichts beytrugen, afymboli ges 
nannt wurden, 3) Verſteht man darunter eine jede Sacye, die von vielen zu einem gewiffen Zweck 
eingefammlet wird, Berner bedeuten die Symbola 4) auch bisweilen gewiffe Pfänder, die einer dem 
andern zur Verficherung giebt, wie z. E, ein Bräutigam feiner Braut, oder fonft ein jeder anderet 
Menſch dem andern ein Berficherungszeichen feiner Treue giebt; alfo auch bey Bündniffen und Werträgen, 
5) Werden in bürgerlichen Sachen und Gerichten die Siegel und Zeichen, welche den actis publicis 
bengefüget werden, and) bisweilen (ymbola genennet, Wie nun die Hand oder gegebene Handtreue 
das allergemeinfte Zeichen zur Verficherung der Treue und Glaubens bey allerley Gelegenheiten zu ſeyn 
pfleget ; wie wir dann oben auf Münzen oͤfters zwo, drey Hände mit einander verbunden gefehen has 
ben; fo ift Fein Zweifel, daß nicht auch diefe eherne Hand ein foldyes Verfiherungszeichen 
der Treue und aufrichtigen Freundfchaft gewefen, welches den Velauniern 
von gewiſſen Nachbarn übergeben worden, 





Dir 


| 
1 


R 
4 
| 
= 











VE 






WOW ME 335 
Der 
Griechiſchen und Roͤmiſchen 
Flterthümer 
Vierter Band 


Bon dem Kriegsweſen, Fuhrwerk, Landſtraſſen, Brüden, 


Waſſerleitungen und der Schiffarth. 
Deſſen erſter Theil 


von der Anwerbung der Soldaten, ihrer Kleidung, Waß— 


fen, Feldzeichen, Scheuren uud mancherley Verrichtungen der Kriegs⸗ 
leute, Schlachten und Kriegsgeraͤthſchaften handelt. 


Das erſte Dud 


‚ Bon Werbung der Soldaten, ihrer Kleidung, 


und den verfehiedenen Waffen des Fußvolks. 
| Das erſte Sapitel. 
Von der Anwerbung der Soldaten bey den Griechen 1), 
SER 


nicht immer. übereinftimmen,, ſcheinet davon vornemlich herzurühren, daß die Sachen zum 
öfteren nach der Art und nach dein Umftänden befchrieben werden; welche ‚zu gewifler Zeit 


\s 7 {gegenwärtige Theil dieſes Werks ſcheinet zu der Einficht Der aften Geſchichte inſonderheit 
vieles behzutragen. Daß die alten Denfmaale mit den Befreibungen der Schriftfteller 


üblic) waren; worin aber nachher manche Veränderungen Sl ‚. welchen Die meiften Dinge 
in Anfehung aufferlicher Befchaffenheiten, unterworfen find, | aber es denn gefommen ift, daß oft 
Schriftſteller alte Dinge in einer neuen Geſtalt, wie folhe zu ihrer Zeit bekannt und üblich waren, 


voorgeſtellet haben, 


826 Da wir in dieſem Bud) vornemlich von dem Kriegsivefen handeln, ſo wollen wir zuerſt 
davon handeln, auf was für Arc und Weife die Griechen und Römer die Anwerbung ihrer Kriegsvoͤl⸗ 
fer anzuftellen pflegten. Die Werbung felbft wurde von den Griedyen:/Prarologsa oder karagrauhe 
PppP 2 (spx:6- 

1) Umfänpliche Sammlungen fan man aus des Me⸗ Gronoviſchen Schahes davon finden; und Ü 
urſius laconicis, und andern die im 5. Band des Potters u: ; 




















236 Des erſten Buchs erſtes Capitel. 


Csparoroyla oder naraypapı) von den Römern aber Deleckus oder Dilectus genennet, Was unter 
den Griechen infonderheic die Lacedaͤmonier betrifft, iſt leicht zu begreifen, weilen diefelbe alle ihre junge 
Mannfchaft von der Jugend an zum Krieg angeführet, daß fie Feiner befondern Werbung noͤthig ges 
babt haben; fintemalen Xezophor de rep. p, 685, ganz deutlich bezeuget, daß bey einem entjtandes 
nen Krieg auf Befehl der oberften Borfteher oder Ephoren alle Mannsteute, fo die Waffen fragen fonns 
ten, ohne Unterſchied zu Zuß und zu Pferd in Krieg ziehen mußten; davon einige auch zu Rachfuͤh—⸗ 
tung desProviants, und zu andern Arbeiten gebraucht wurden, Doch gieng bey Aufrichtung der Neus 
terey annoch einige Wahl vor, wie foldhes vom Renophon an gemeldtem Dre p. 679, angemerfet wird. 
Erſtlich erwehlten die Ephori drey wackere Männer aus der Bürgerfchaft ; welche fich vorher im Krieg 
durch ihre Tapferkeit berühme gemacht hatten; welche fie Hippogretas vd, i, Anwerber der Reu⸗ 
tevey nannten; deren jedem der Befehl gegeben war, hundert Mann aus dem Volk auszulefen, und 
dabey die Urſache anzuzeigen, warum er diefen oder jenen vor andern erwehle, Wann die Sacedamos 
nier zu Feld giengen, trugen fie nach mehrgedachtem Renophon, p. 686. alleſamt rothe Kleider und 
eherne Schilde; und mann einer aus der Schlacht ohne Schild zurück kam, wurde er am seben geftraft. 
Eben deswegen, fagt Suidas, trugen fie rothe Kleider, damit, wann diefelben von den empfanges 
nen Wunden befprüßet wurden, man es nicht fo. gleich daran erkennen und andere darüber in Furcht 
und Schrecken gerachen möchten, Sie trugen lange Haare und ſtarke Bärte, weilen fie glaubten ‚ daß 
diefes ihnen nicht nur zur_befondern Zierde gereiche, fondern auch den Feinden ſchreckhaft fey. Es 
hatten übrigens die Sacedämonier nebſt ihren eigenen Truppen, die aus Sandsfindern befunden, auch 
fremde unter ihrem Heer, welchen fie einen gewiſſen Sold reicyeten, und daher trophimus (Tpopiuss) 
d, i, Alumnos oder Unterhaltenen nannten; weil fie auf gemeinen Koften gehalten wurden, 


$, 3. Das ganze Kriegsherr der Lacedaͤmonier wurde anfangs in ſechs Schaaren (cohortes) 
eingetheilet, deren jede aus zoo. Neutern und Zußgängern beftunde, Ueber jede war ein Polemarchus, 
vier Centenarii, acht Quinquagenarü und fechjeben Praefe&ti, deren jeder 25, Mann unter feinem 
Befehl harte, Diefe Schaafen wurden bisweilen von den Feldherren, warn eg die Noth erforderte in 
£leine Haufen eingetheilet, deren jeder Faum aus 3—5—6. Mannen beflunde, Doc) ift in folgender 
Zeit die Anzahl merklich vermehret worden. Die Anführung der ſaͤmmtlichen Armee hatten die Könige 
bisweilen felbften, welche, ehe fie in das Feld giengen, dem Jupiter Agetor (Ayiras) oder Führer, 
wie auch) andern Göttern, befondere Opfer anftelletens da einer von’ den Prieftern etwas Feuer von 
dem Altar nahm, und an die Lacedaͤmoniſchen Gränzen trug; wo der Heerfuͤhrer oder König dem Ju⸗ 
piter und der Minerva ein neues Opfer brachte, 


6. 4. Bey den andern. Griechifchen Völkern wurden die Soldaten vor Alters durch) das Loos 
ausgezogen. Nachdem abet die kleine Republiquen und Städte, woraus das alte Griechenland beftuns 
de, in folgender Zeit mit ihren Nachbarn, in mancherley Kriege, verwickelt worden; fing man an Die 
Soldaten ohne Unterſchied anzuwerben, wie man ſolche fande. Solchergeſtalt machten die Arhenienfer 
die Verordnung, daß alle die, welche über zwanzig Jahr nit waren, mit in Krieg ziehen mußten; ja 
man nahm bisweilen achtzehenjaͤhrige Jünglinge weg; die aber meiftens nur als Befasungen in-die 
Staͤdte verlegt, und das Sand zu bededen gebraucht wurden, Da fie Anfangs bloß mit ihren Rach— 
barn Krieg führeten, nahmen fie Feine Soldaten in einen gewiffen Sold auf fondern es mußten dies 
jenigen, welche in Krieg zogen, ſich mit allem felbften verforgen; welches fie damals um fo viel leichter 
ehun fonnten, weilen ihr Gebiet nicht fo groß ober weitläuftig war, daß fie ſich weit vor den Shrigen 

ätten entfernen müffen; und daher leicht von Haus aus dag Möthige haben konnten. Dann die Ather 
nienfer Her ſich es damalen für einen Schimpf gehalten, wann fie um einen aewiffen Sold hätten 
dienen follen. Allein in folgenden Zeiten twurde es auch hierinnen anders gehalten, Ehe ein Feldzug 
angieng, wurden die Soldaten alleſamt an einen gewillen Det, Lycewm» genannt, zufammen beruffen, 
woſelbſt man gleichſam Mufterung anſtellte, und diejenigen, welche man zum Krieg vor andern für 
tuͤchtiger bielte , UN und foll Pericles der erſte geweſen feyn, welcher feinen Truppen Gold beftim- 
met hat; indem er für unbillig bielte, daß z. E. Arme und, Haudwerksleute ; welche ihr Stück Brod 
zu Unterhaltung ihrer Familie verdienen mußten, auf eigne Koften in Krieg ziehen folten. Man bat 
alfo von diefer Zeit an den Anfang gemacht, die Soldaten gegen einen gewillen Gold anzumerben ; 
wobey man den eroberten Städten zugleich auferlegte, wie viel Mannfchaft und Schiffe felbige bey eis 
nem bevorftehenden Krieg bereit halten mußten, 


$. Se Mebrigens wurden den Soldaten nach dem Zeugniß des Helianus gewiſſe Maafzeichen 
auf die Hände gedruckt oder geriget , welche bisweilen ven Namen ihres Feldherrn oder etwas anderes 
dergleichen enthielten, daran man fie vor andern erfennen konnte. Giche Feger: Li, 5, Potteri ar- 


chaeol. II, 2, 
Das 


% 





Yon der Anwerbung der Kriegäleute bey den Roͤmern. 337 


Das zweyte Kapitel, 


Von der Anwerbung der Kriegsleute bey den Römern, 1) 


§. 1. 


aber von den Tribunis milıtum co (ulari poteſtate auch von dem Dictator vorgenommen, 

Nachdem die Römer bie Öränzen ihres Reichs, auch aufferbalb Jialien, erweiterten, fo haben 
fi) aud) die Proconfules und Propraetores, wie auch andere obrigfeitliche Perfonen in Provinzen, dies 
fer Sache mit angenommen, Wann die Co ;iules eine Werbung vornahmen, fo wurden nad) dem 
Zeugniß des Polybius VI, 17. alle die jungen Römer zufammen beruffen, welche zu Kriegsvieniten das 
gewöhnliche Alter hatten; wobey denjenigen, bie ſich diefem Befehl entziehen und nicht an dem beitimm? 
ten Ort erfcheinen würden, tebensitrafe gedrohet war, Es war aud) nicht wohl möglidy, daß einer 
hätte verborgen bleiben können; weilen fie ihre gewiſſe Regiſter harten , in welchen alle und jede Nas 
men derjenigen, die in jedem Jahr gebohren oder verſtorben waren, ordentlich verzeichnet ftunden, 
Davon A. Bellins XVI, 4. alſo f&reibt: den Soldaten, welche einmel auf der Rolle ſtun⸗ 
den, wurde ein gewiffer Tag beftimme, auf welchen fie ſich vor dem Conſul ſtellen 
mußten; mit der Ausnabme, daß, wann einem einer der nächften Anverwandten 
geftorben war, und die fogenannten Feriat Demicales in dem Sterbhaus gebalten 
wurden, oder er beweifen konnte, daß er mit einer böfen Krankheit oder ſchweren 
Noth bebäftet feye, oder aber er eine befondere DVorbedeutung (Au/p’e um) und Zei⸗ 
chen anführen Eonnte, wider welches er mit gutem Gewiſſen nicht handeln dorfte; 
desgleichen, wenn ev etwa auf eben diefen Tag.einem Opfer beywobhnen mußte, wels 
ches obne ibn nicht Eonnte verrichtet werden; wie nicht weniger, wann er fich um 
eben die Zeic vor feinem Feind, der ihn etwa berausgefordert hatte, ftellen mußte: 
er bey fo bewandten Umſtaͤnden entſchuldigt gebalten wurde, Auffer den eben angeführe 
‚ten Urfächen waren noch andere, da einer um folche Zeit ſich zuruͤck halten, und ben Feldzug ablehnen 
fonnte, Als warn einer bereits das funfzigite Jahr feines Alters zurück geleget hatte, warn er auch 
gleich noch nicht zwanzig Jahr gedienet hatte, dann, warn einer zwanzig Jahr gedienet hatte, war, er 
ohnedem frey, Dahin wurden auch diejenige gerechnet, welche. irgend bey dem gemeinen Wefen eine 
Bedienung hatten; item die Prieiter, wie auch viele andere, weldye von dem Rath und bem ganzen 
Bolk dießfalls befondere Befreiung erlangt hatten, daß fie mit Kricgsdieniten verfhonet wurden ; wie 
nicht weniger alle Kruͤppel oder die irgend einen merklidyen Leibsſchaden oder Mangel an einem Gliede 
harten, Wiewohl im Fall der Noth Feiner frey war; fintemalen in dem Krieg mit den Galliern auch) 
fo gar die Priefter mit zu Feld ziehen mußten. Hingegen bat man auch Exempel von ſolchen, welche, 
wann fie ſchon aus einiger der obigen Urfachen von Kriegsdieniten hätten frey ſeyn koͤnnen, dennoch mit 
zu Feld gezogen find; welche bey dem Livius 1, zu. Volancariid. i. Freywillige genennet worden. 


K.2. Der dieſer Aufzeichnung oder Auswehlung der Milig, waren die Confules, nach dem Bes 


Se gröffern Werbungen der Soldaten wurben zu Kom von den Burgermeiſtern felbften,, bisweilen 


richt des Cicero diu. I, 45. befonders bedacht, daß diejenigen, welche zuerſt auf die Rolle gebracht 


wurden, einen folchen Namen haben möchten, der eine gute Bedeutung mit ſich führer, und zu einem 
guten Zeichen dienen konnte; davon Seftus unter dem Wort Lucius Lucrisus folgendes meldet: bey 
der Enrollirung der Soldaten , oder bey den Schagungs-Regiftern, fegte man gerne diejenigen oben 
an, welde etwan den Namen Valerius oder Salu'uS , Statori..s vder einen andern dergleichen fuͤh⸗ 
teten; Daraus man eine. gute Vorbedeutung ziehen konnte, Dann weil Vale: ins von valere, von macha 
tig oder ſtark feyn; Salunus von (-lus, und Starorius von Dauer hergeleitet wird's ſo glaubte man, 
daß dergleichen ein gutes Zeichen abgeben Fünnten, Es wurden alle Mannsleute von dem ſiebenzehen⸗ 


den Jahre, bis zum fechs und vierzigiten ihres Alters aufgezeichnet, ‚Die älter waren, blieben ‚vers, 
ſchonet, wo nicht Die aͤuſſerſte Noth was anders erforderte, Man war darauf bedacht, in Die eriten 


Schaaren jeder Legion befonders anfehtliche Leute zu nehmen; die ſechs Schub , wenigſtens fünf Schub 
und zehen Zoll lang waren, Hier iſt aus dem Veggetins I, 5. zu wiederholen, daß ein folder. älter 
Roͤmlſcher Schuß, mit dem beutigen Roͤmiſchen Schub, einerley Gröfle habe; dieſer aber nur einen 

214g j 203 einigen 


1) Mehreres geben Ratb. Zerm. Schelius/ Sal⸗ wavorum beſonders mit Fleis gehanbelt haben, 
malius, und Patricıus, die de re militari ro- fie find im 10, Band des Graͤviſchen Schatzes 


* 











“, 


333 Des erſten Buchs zwehtes Capitel, >- 


einigen Zoll kuͤrzer ſeye, als ein Franzoſiſcher Schuh. Die Staͤdte der Bundsgenoſſen pflegten eben⸗ 
falls eine gewiſſe Anzah Soldaten an den beſtimmten Ort zu ſchicken; da die Zahl der Reuterey gegen 
das Fußvolk jedesmal in gewiſſem Verhaͤltniß ſtund. 

> 8. 3. Die jungen Leute von’ ſiebenzehen Yahren ‚wurden zu dem Ende aufgefchrieben , damit 
fie in dem Kriegswefen und den Waffen möchten unterwiefen werden; und fo lang fie in diefer Schule 
waren, wurden fie auf Koften des gemeinen Wefens etnehret; nicht ehender aber für Soldaten ange 


fehen, bis ſie den Eid abgelegt, oder zu den Fahnen geſchworen hatten. Es war auch feinem erlaubt, 


gegen einen Feind zu freiten , ehe und bevor er den gewöhnlichen Soldateneid abgeſchworen hatte. 
And über diefes Geſetz iſt dermaffen ftreng gehalten worden, daß der Dietator Poftumius und der L« 
Manlius Torquatus, ihre eigene Söhne hinrichten liefen, weilen fie darwider gehandelt hatten, Dann 
wer einen der Feinde tödtete, ehe er den Eid gefchworen hatte, wurde für einen Mörvder angefehen, 
Es hat deswegen nach dem Bericht des Cicero Buch ı, c. n. von Pflichten, Cato der Cenſor feinen Sohn, 
welcher unter dem Paullus Aemilius gedienet Hatte, und nachgehends von neuem dienen wollte, ge⸗ 
zwungen, den Eid gleichfalls von neuem abzulegen ‚damit er mit Recht gegen den Feind ftreiten koͤnnte. 


$. 4. Die Eides-Formul ift nicht immer einerley gewefen. A. Bellius führee diefelbe XVI, 4: 
aus dem Cincius alfo an: daß fie bey 10000, Schritten von der Armee weder ellein, noch 
in Befellfchaft anderer, weder mit Lift noch Gewalt etwas nehmen wolten, welches 
mebr als eine Silbermünze werch feyn möchte; und wann fie je etwas mebrers iv- 
gend nehmen würden, fo diefen Werth überftiege , fie es dem Conſul bringen, oder 
dem iR: wieder zuftellen wolten; es feyen dann Spiefe, Holz, Sutter oder Pro 
viant, Schläuche, Blaßbaͤlge und Sackeln, welche man nicht gehalten war, wieder 
zu geben, Bey dem Sivius aber XXU, 38. ſchwuren fie, daß fie niemalen, weder aus 
Surdht davon fliehen, noch ihren Poften verlaffen wolten, es feye dann, um irgend 
einen Pfeil zu langen oder aufzuheben, oder nach einem Feind zu ſchlagen, oder 
ober einen Bürger zu erretten. Unter den Nömifchen Kaiſern aver iſt dieſe Formel verändert 
worden, 


5. 5. Die Reuterey wurde aus dem Fußvolk ausgezogen; man nahm aber nur ſolche dazu, 
welche für fich ein gewiſſes Vermögen hatten, und wegen ihrer Redlichkeit befannt waren, Und war- 
zwifchen diefen und den fonft bekannten Rittern (Equitibus) ein groffer Unterſchied, fintemal dieſe letz⸗ 
tere ein Pferd von der Republique hatten, welches fie nehren und wohl halten mußten; da hingegen 
jene Reuter Feine dergleichen Obliegenheit zu beobachten hatten, und wann fie ihr Dferd un gli ee cher 
Weiſe verloren, wiederum unter dem Fußvolk dienen Fonnten ; diefe aber, weilen fie alljahrlich ein ger 
wiſſes Geld zu Unterhaltung ihres Pferds aus der gemeinen Caſſe empfiengen, wann ihnen das Pferd 
abgieng, fo gleich ein anderes anfchaffen mußten. 


9.6. Wie nun übrigens das Kriegsheer in gewiffe Ordnungen (Ordines) eingetheilet wurde: 
alfo nannte man diejenigen Truppen, die aus feinen gebornen Römern beftunden ,„_dod) aber in ſol⸗ 
chen Städten, die in Italien lagen, zu Haus waren, Socios oder Bundgenoſſen; da hingegen ans 
dere, die aus fremden Völkern auſſerhalb Italien angeworben waren, Auxäuarıos oder. Hůlfsvolker. 
Den Bundsgenoffen wurde, wann fie zu Feld zogen, nur allein die Mundprovifion der Getrend ges 
reichet; da hingegen die Hülfstruppen einen ordentlichen Sold einpfiengen ; wiewohl diefes nicht allezeit, 
und auch nicht aller Orten gefchahe; fintemalen die auswaͤrtige Könige ihre Truppen ſehr oft auf ihre 
eigenen Koften hielten. Die Bundsgenoffen mußten auch den gewöhnlichen Eid ablegen, die Hiljsr 
völfer aber nicht, 


$. 7. Einige Truppen wurden infonderheit Euocati genennet, ‚welche folche $eute waren, die 
ſowohl unter der Reuterey als unter dem Fußvolk, den Ruhm erlangt harten „daß man fie für verfüchte 
umd tapfere Soldaten hielte; daher fie auch Veterani hieſen. Euocatos aber nanhte man fie deswe⸗ 
gen, weilen man fie, als ſolche, die nicht verbunden waren, länger zu dienen, gleichſam bitten und 
mit guten Worten dazu bringen mufte, daß fie. längere Kriegsdienfte thaten; und hatten diefe vor anz 
dern zum vorans, baß fie nicht nur von den ordentlichen Wachten und andern gemeinen Dienften b— 
freyet waren, fordern auch ſonſten allerley befondere Freyheiten genoffen. Zur Zeit der Kaifer nannte 
man aud) die Euocatos, welche unter die Kaiferliche Seibwache gefteckt wurden, Es pflegte aber diefer 
Ausſchuß oder Euocazio alfo zu gefchepen, daß man aller Orten Voten herumfchictte, welche derglei⸗ 
chen verfuchte Soldaten aufzeichnen mußten. : 


% 8 





| Von der Anwerbung der Kriegsleute bey pen Roͤmern. 339 


5. 8. Es geſchahe die Anwerbung der Soldaten, oder die Aufrichtung einer Armee, vornemlich 
auf dreyerley Weiſe. Als erſtlich durch das Sacramentum oder den Eyd; 2) durd) vie Lomwurs- 
-  tionem, und 3) durd) eritgedachte Euocationem. Die erſte Art, welche Sacr amerı mn oder der 
Eid genenne wurde, hatte bey denen ftatt, welche fich) bey dem Feldherrn von freyen Stuͤcken angaben 
und einen Eid thaten, daß fie vor 20. Karen ihren Abſchied, welchen man Wrauctoramentum nanns 
te, nicht fordern wolten. Die andere Art, Coniuratio genannt, gieng ale. zu: der Feldherr gieng 
auf das Capitolium und nahm dafelbft einen vofeniarben und blauen Fahnen, mit weichen er herab 
gieng, und öffentlich ausruffen tiefe, daß diejenige, denen Das Wohlſeyn des gemeinen Werensam Hera 
zen läge, ihm folgen follten, Die rothe Sahne war, für das Fußvolk, Die blaue aber für die Reutet 
beſtimmi; und man brauchte dieſes Mittel, Soldaten anzumerben, nicht ehender, als bey groſſen Moth⸗ 
fall, wo man keine Zeit zu verlieren hatte. Bey dieſer Gelegenheit nun lief Das gemeine Volt insge⸗ 


— DENT er 

2. mem Haufenweife zufammen, und verband ſich eidlich, treu zu Dienen, 
} 

N 


$. 9. Wann einer 20. Jahr gedient hatte wurde er Veteranus; und die ſich von felbjten zu 
Kriegsdienften angaben , hiefen Beneficiarit; diefe aber: thaten es insgemein, um ſich entweder bey den 
Seldherren befonders beliebt zu machen, oder fonften eine Belohnung davon zu tragen; und waren, wie 
bereits gedacht worden, von geringen Dienften beſreyet. Biswellen verfahen fie auch Das Amt ‚der 
Centurionum. Indes ift der Verftand diefes Namens nicht fo gar deutlich bey den Alten anzugeben: 


i Das dritte Kapitel, 

Bon den unterfhiedenen Elaffen und Ordnungen der 
Roͤmiſchen Militz. 

Gh 

J un iſt der Ordnung nach von den verſchiedenen Claſſen und Ordnungen, bey dem Kriegsheet, wie 
8 


auch von der Einrichtung oder Commando, etwas weniges zu gedenken. Die Romiſche Gele 
9 I daten find überhaupt in Velites, Haftaros, Pri c pes und Uriarios eingetheilet worden, 
U  WVelites waren Soldaten von leichter Rüftung, ſo den unterften Rang batten, und mit Schleudern, 
4 Steinen und Pfeilen, nur von fernem ftritten ;.deren man fich über das nur zu Eleinen Scharmügein, 
Streifereyen und Kundſchaften bedienete; welche in der Schlachtordnung ins gemein binter die andern 
geftellet wurden, Zu ihnen wurden auch die ſogenannten Korarii und Accenli gerechnet, deren dieſe 

mit Schleudern und Steinen, jene aber mit Wurfipiefen verfehen waren, Haftatı hatten den Namen 

von den Haftis oder Spieſen, welche fie führten ‚und beftunden insgemein aus jungen Soldaten, die 

im Treffen vorne angeftellet wurden, und den erfren Angriff aushalten mußten Die Spiele waren 
von der Zeit des Kaifers Titus, bis auf Theodofius, ungefähr eben jo lang, als ein Mann ordentlicy 
zu feyn pflege, und nicht leicht über fechs Sranzöfuiche Schuh. Hinter den Haftatis ſtunden die Prın- 
 eipes, welche mit Schilden und Schwerdten verfehen waren; obwohl einige behaupten wollen , daß fie 
eben wie die Haftati, Spieſe geführet haben; welches auch mit den annoch vorhandenen Donfinolen 
allerdings übereinfommt, Es waren aber von dergleichen Privcipibus in jeder Legion funfzehen Gen- 
turiae.“ In der dritten Reyhe ftunden die Triarii, welche eben baber auch den Namen hatten. Und 
dieſe waren in der That der Kern von jeder Legion; indem [te auf alten verfuchten Soldaten beftunden , 
die ein Schwerdt und einen Pilum oder kurzen Spies führeren ‚auf ihrem Poften auf Dem einen Knie 


faffen, den Schild und Spies aber vor ſich hielten, und aljo das Zeichen zum Angriff erwarteten. Bon 


ihren Pilis oder Spiefen wurden fie auch Pilani genennet, 


t $.,2. ‚Eine jede Legio begriff 60. Centurias, 30- Menipulos und 10. Cchortes unter. fih- Jede 
Cobors beitunde aus 600, Mann, jeder Manipulus hatte 200, und jede Centuria 1003 Jeder 
Manıpulus: hatte alfo jo Centurias; und über jede einen Ceneurio. - Wann die Frage it, wie ſtark 
die tegionen felbft gewefen, laͤſſet fichs nicht gerade fagen , weil fie nicht immer aus gleicher. Anzahl Sols 
daten beftunden, Anfangs war eine Legion nur 3000. Mann ftark ;.es it aber. dieſe Zahl in folgen: 
der Zeit bis. auf 000, ja bis 6000. Mann vermehret worden, Eben fo wenig beitunden tie ganzen 

Krieqsheere aus gleicher Anzahl der Legionen. Auf einer Münze M. mn wird die dreyſigſte Lexton 

genannt, Fabretti führt p. 619. eine Aufſchrift an, in welcher fogar ber vler zigſten Legion gedacht 

29942 "wird; 




















340 Des erfien Buchs drittes Capitel. 


wird; ja es berichtet Appianus de bello Ciu. I, 5, daß die Zahl der Segionen, um ſolche Zeit bis auf 
43. gewachfen ſeye; fo aber unter dem Auguftus wieder abgenommen; wie denn unter dem Befpafianus 
nur dreyſig gewefen, welche nach der Ordnung der Zahlen Prima, Secunda, Tertia etc, d. i. die 
erfte, die andere, die dritte 1c, genennet wurden, Visweilen bekamen fie ihren Namen von den 
andern und Provinzen, in welchen fie Krieg führeten, z. E. Legio Gallica, Italica, Pannonica; 
Hifpanica, Britannica, Macedonica, Parthica, Scythica etc, Nicht weniger wurden fie aud) 
bisweilen von gewiſſen Gottheiten benennet, z. E. Legio Martia, Apollinaris, Mineruia etc. Dess 
gleihyen von den Römifchen Kaifern: als Legio Augufta, Flauia, Claudia, Antoniniana; wie 
fie auch von andern Umſtaͤnden, die fich mit ihnen zugetragen haben, oder von ihren berühmten Thar 
ten bisweilen befondere Beynamen befonmen haben; weldyer Geftale die Namen Legio Rapax, Vi« 
&rix, Fulminatrix, Ferrea, Pudica, Salutaris etc, in den alten Geſchichten vorfommen, 


$. 3. Jeder Flügel der Reuterey wurde in zo. Turmas, eingetheilet, deren jede aus 30. Mans 
nen beftunde; daß aljo jeder Flügel 300. Mann ſtark war, Goviel aber in jeder $egion Cohortes 
waren, fo viel waren auch Turmae equitum oder Schwadronen:KReuterey, Sede Turma wurde 
in 3. Decurias eingeteilt, deren jede jehen Mann ſtark war, Auf den beyden Flügeln kunden ings 
gemein die Auriliars Truppen, forohl Fußvolk als Reuterey. Es war diefe Neuterey insgemein ſtaͤr⸗ 
fer, als die Römifche; indem auf jedem Flügel 600. Reuter ftunden, Es iſt fich auch dariiber wenis 
ger zu verwundern, weilen die Huülfsvölfer meiftens auf dem Sand angeworben wurden, wo man mehr 
rere Pferde haben fonnte, als in den Städten, Die Cohortes Praerorjas betreffend, fo waren nad) 
dem Bericht des Dio B. ss. deren zehen, von welchen jede 1000. Mann ſtark war; und folfen diefelbe 
von dem Auguftus zuerft angeordnet worden feyn. Tacitus thut zwar nur von neunen Meldung, 
warn wir aber Dabey erwehnen, daß in dergleichen Dingen jezuweilen eine Aenderung vorgegangen: 
fo fönnen bepde vecht haben; weilen vermutlich jeder die Sache alfo anpeiger, wie fie fich zu feiner 
Zeit befunden hat, Eben dergleichen uneinftimmige Erzehlung finder ſich auch in Anſehung der Co- 
hortium, die Vrbanae genenner wurden; fintemal Dio deren viere angiebt die zufammen eine Zahl 
von 6000. Reutern ausgemacht haben; da hingegen Tacitus deren nur drey angiebt. Allein eben 
dieſer Tacitus thut Hilt. L. 2, c. 43, von ſechzehen Cohortibus Praetorüs und vier Vrbanis Mels 
dung, deren jede 1000. Mann ſtark foll geweſen feyn; woraus zugleich erhellet, daß die Zahl nicht jer 
derzeit gleich groß geweſen ſeye. 


G. 4 Was ferner das Commando über das ganze Heer betrifft s fo waren zu der Zeit ' da bie 
Römer eine freye Republique ausmachten , die fogenannten Dietatores, oder warn fein foldyer gewehlt 
war, die Confules, Proconfüles, Praetores und Propraetores die oberiten Befehlshaber , welche 
alsdenn Zmperatores genennet wurden ; welcher Beyname den Feldherren aud) alsdann pflegte. beygea 
fegt zu werden, wann fie ſich im Krieg durd) eine ruͤhmliche That hervorgethan, und irgend einen herr⸗ 
lichen Sieg davon getragen hatten. Das befondere Ehrenzeichen, wodurch diefe Oberbefehlshaber von 
andern unterfhieden waren, beftunde darinn, daß fie die Lietores mit den Faſcibus, vor fich ber ges 
ben hatten; fie felbft aber ein Paludamentum trugen, welches eine: befondere Art eines Dbermantels 
war, Allein zur Zeit der Kaifer wurde aud) bierinnen eine Aenderung borgenommen. Die nächften 
nach diefen oberften Feldherren, waren die Legari oder Öeneral;sieutenants ‚, welche denfelben nicht nur 


zur Zeit der Kepublique, fondern auch annoch unter den Kaifern deswegen zugeordnet waren, daß fie 


ihnen mit gutem Kath an die Hand gehen, auch im Fall der Noth, an ihre ftaet das Commando übers 


nehmen möchten, Die Zahl der Legatorum war. auch nicht. beftimme, Bisweilen hatte faſt jede tes 
gio ihren befondern Legatum, 


$. 5. Nach den Feldherren waren: bie Tribuni, deren in jeder Legion echfe rden 
die naͤchſten. Der Name der Tribunen ſcheint daher zu — y weit er ns — aus 
3000, Mann beftunde, die aus den drey bekannten Tribubus der Rhamnuſier, Sucerier und Tariens 
fer, gezogen waren, Als nachher die Legion bis auf 6000. Mann anwuchſe, wurden ſechs Tribuni 
beftellet, deren jeder über 1000. Mann gefegt war. Die erſten Tribuni find zu alleterft von dem 
Nomulus angeordnet worden ; zur Zeit der Republique wurden fie von dem Rath erwehlet ; wiewohl 
auch bisweilen felbft das Volk durch Sammlung der Stimmen denjenigen erwehlte, welcher vor andern 
für würdig erkannt wurde. Uebrigens wurden fie theils aus ber Nitterordnung, theils aus dem gemei · 
nen Volk, genommen, Zu Kriegszeiten nahme man fogar Rathsherren zu Teidunis, welche alsdann 
Laticlauii biefen, da hingegen die aus dem Kitterorden Anguftielauii hiefen, Das Amt diefer Trio 
bunen beftunde darinnen, daß fie die Wachen anordnen, die Parole oder das Wort von dem Feldhers 
ten nehmen, den Soldaten Recht fprechen ‚und die Beveftigung des Sagers , und die-Erercitia beforgen 


mußten, 


VITO 


— — 


Von den unterſchiedenen Claſſen und Ordnungen it. 341 


mußten. Ein beſonderes Ehrenzeichen derſelben war, daß fie guͤldene Ringe trugen, deren Gebraud) 
auch den Equitibus vergönnet war: die gemeine Soldaten aber trugen nur eiſerne. Auch waren fie 
in der Kleidung gewiſſer maſſen unterſchieden; nicht weniger hatten fie auch ihre befondere Bedienten, 
(Apparitores) wie die Feldherren felbften ; die ihnen aber in folgender Zeit wieder abgenommen worden; 


4.5 & ae \ J4 — 

$. 6. Don den Tribunis wurden mit Genehmbaltung der Conſulum und Kaifer die Centurio- 
nes erwehlt, bey deren Wahl man gewiſſer maſſen auf ihre Herkunft zu fehen pflegte ; wiewohl auch 
bisweilen die allergeringften Soldaten, aus der unterften Ordnung, wann fie fich wohl hielten, nad) 
und nach in die Höhe fliegen, und bis zu Diefer Ehre eines Eenturio gelangen Eonnten; und diefe yours 
den Promoti genannt. Aus allen Manipulis, deren In jeder Leglon 30, waren, wurden eben fo viele 
andere Officiers erwehlet, welche Primipiſi hieſen und vor den andern, die durch eine zweyte Wahl 
nad) jenen von neuem erwehlet wurden , einen gewillen Vorzug hatten Das Zeichen der Centurio- 


num war Vitis d, i. ein Stab von Nebholj; 
z. 7. Die Centuriones, welche auf vorbejagte Weiſe erwehlet wurden, konnten wieder andere 
erwehlen, welche auf dem Marche hinten nachgiengen, und gleicyfam unter, oder nachgeordnete Centu- 
riones waren; daher. fie aud) Succenturiones und Optiones genennet, wurden; weilen fie von den 
Centurioribus ernennet oder erivehlet Wurden, Beyläufig kan man auch hier merken, daß von diefem 
Namen Succenturio das Wort Succenturiatus hergeleitet werde, welches eine Perfon bedeutet, bie 
einem Mann in feinem Amt an bie Seite gefegt wird: Diefe Succenturiones wurden zu den altert 
Zeiten auch Accenfi genennet; da hingegen andere der Meinung find, daß unter den Ackenfis gewiſſe 
Soldaten zu verftehen feyen, welche mit den Schleudern und Steinwerfen umgiengen. Souſten find 
fie von einer anderh Art der Accenforum wohl zu unterfcheiden, welche gewiſſen obrigkeitlichen Derd 
fonen , gleichfam als Rathsdiener, Deren Befehl auszurichten, zugegeben ivaren ; welche fnften Appa⸗ 
ritores genennet wurden, 

$. 8. Don den Centurionibus und Öptionibus wurden ferhet zween Vexillarii oder Sahnrla 
he erwehit; damit, wann der eine etwan abröefend oder Frank wäre, der andere fo lang deſſelben Stelle 
derfreren möchte. In einigen alten Denkmalen wird fo gar aud) der Suboptionum gedacht, welche 
mit den Optionibus fecundis, oder nachgeordneten Optionibus; einerley mögen geweſen feyn, Die 
erften Centuriones hatten ihre Stelle in der erſten Cohors jeder Legion; alfo, daß zween berfelben an 
dem Platz der zween erſten Haftarorum ſtunden; gleicher Weiſe hatte ein Centurio auch den erfterk 
Platz von denjenigen, welche Principes genennet murdeh, Der Vornehmſte aber unter allen Gentu- 
rionibus war derjenige, welcher Centurio Primipili genennet wurde. Denn durch dieſen wurden 
die Befehle ves Generals, oder der Tribunorum; dem gerheinen Soldaten bekannt gemacht; und auf 
deffen Wink pflegten die Soldaten auch entweder zu marchiren,, öder Halt zu machen; er pflegte auch 
bie Selbgeichen der Adler, wo fie in die Erde gejtect waren, herauszuziehen, un biefelbe dem Signis 
fer zu übergeben, wann die Armee aufbrechen folte; wie er auf eben diefe Feldzeichen im Treffen, ein 
wachfames Auge haben mußte, damit folche nicht in der Feinde Hände gerathen möchten. 


$, 9. Alle diefe Hfficiers nun, Tribuni; Centuriones, Succenturiones und andere, was 
Koh wor Alters von andern durch die Kleidung unterſchieden; obgleich diefer Unterſchied ſich auf der Co- 
lumna Traiana nicht erfennen laßt; auffer was bie Oberofficiers und Tribunos anfangt, welche faft 
eben alfo gekleidet find, wie Die Feldherren ſelbſt; daher es ſcheint, daß etwa in Anfehung ber Farbe 
fich ein Unterfchied befunden, bei ſich aber it dem Stein nicht ausdrucken laſſen. Was aber die Gols 
daten von erfchied i 
gewefen ſeye; wovon in folgendem vorkommen wird. Bey den Signiferis und Tubicinibus war was 
befonbers, Daß fie das Haupt mit einer Loͤwenhaut bedeckten. 
6. 10, Die Feldherren hatten uͤbrigens auch beſondere Waͤchter oder Gardes bey ſich, welche 
fneculatores oder corporis cuſtodes d. i, Leibwachen hieſen. Noch andere, deren Amt darinnen 


beſtunde, Daß fie Die nötbige Pferde herbeyſchafften desgleicheh mit Decken belegten, oder fattelten, «und 


ſtille hielten, wann der Feldherr oder ein vornehmer Hfficier aufſitzen wolte. Sie wurden Stratores ges 
anne, aus welchem Amt, in nachfolgenden Zeiten, uhter den Kaiſern eine groffe Würde entſtanden iſt. 


§. 11. Endlich iſt hier das Amt eines Magiſtri Zquitum auch nicht zu uͤbergehen; welches zut 
Zeit der Republique in ſehr groſſem Anſehen ftunde, Es war ein Magiſter Equitum derjenige, der 
den Dietatoribus zugegeben, von ihnen auch ſelbſt erwehlet wurde, übrigens aber denfelben an Macht 
und Anfeben beynahe gleich Fam; 


Krrk > | Das 


ſchwerer Rüftung anlangt, fo ift bekannt, daß der Unterfchied ihrer Kleidung weit merklicher 























Tab. 
CVII. 


342 Des erſten Buchs viertes Capitel. 
J Das vierte Capitel. 


Von der Kleidung und Waffen der Soldaten, bey den 
Griechen und den Römern, 


a 


iv machen aud) hier, wie fonft, von den Griechen ben Anfang, und fehreiten fodann weiters 
zu den Römern; welche die mancherley Arten der Soldaten. Kleidung , Waffen und derglei⸗ 
chen, von den Hetrufciern entlehnet haben, gleichwie auch die Hetrufcier es groffen Theils von 

den Griechen empfangen haben, Es hat daher der Epirotiihe König Pyrrhus, da er die Römer einge 
mals mit Krieg überzoge, und das Lager, wie auch die übrige Kriegszurüftung derielben betrachtete, 
das Urtheil gefallet, daß ihm das Lager diefer Barbarn (dann mit dieſem Namen belegten die Griechen 
alle andere Nationen, bie Feine Griechen waren) gar nicht barbarifch oder übel eingerichtet vorfomme. Das 
Hin Fan auch die Stelle des Florus gezogen werden, B. 1..c. 5. Tarquinius Prifeus, welcher von 
Corinth gebürtig war, bat den Wig der Griechen, mit dev Tralienifchen Befchict- 
Lichfeic vereiniger. Dann er har zwölf Thufciiche Kationen durch die Mache der 
Waffen ſich uncerwürfig gemacht, und von denfelben die fafces, rrabeas, curules, 
annulos, phal:ras, paludamenta, praetextam, d. ı die Bündel Stäbe, fö den obrigs 
teitlichen Perfonen vorgetragen wurden, die mit Purpur verbrämte Ehrenkleider, 


die heifenbeinerne Wagenſtuͤhle, die Ringe, den Schmuck, den tapfere Gelden auf der 


Bruft trugen, den Obermantel der Selöherren, und das Ehrenkleid, fo vornebmer 
Leute Rinder, wie aud) die obrigkeitlichen Pevfonen bey gewiffen Solennitäten tuus 
gen, angenommen; von eben demfelben führte ev auch Die Bewohnbeit ein, auf eis 
nem güldenen mit vier Pferden befpannten Wsgen un Eriumpb durch die Scabt zu 
fablen; und mit allerley bunten, und mit Palmzweigen durchwirkten Rleidern 318 
erſcheinen; und was dergleichen Ehrenzeichen mehr find, wodurd) ex das Anſehen 
ſeiner Regierung zu vermehren geſucht. Weil aber das meilte, was von der Keidung und 
Hütung der Soldaten zu fagen wäre, am bequemſten aus ber Abjchilderung mag verftanden werden; 
fo wollen wir uns, ohne längern Umſchweif, zu denjenigen Bildföulen und Abdrucen wenden, in wels 
chen ung diefelben deutlicher vor Augen gelegt werben; als fie mit Worten könnten erklärer werden, 


z. 2. Das erſte Denkmal, welches hier unfere Aufmerkſameit verdienet, iſt das fhöne Brufs, 


bild des grofien Aleranders, Tab, CYTI, Fig. 1. deilen Driginal in dem Cabinet des h d 
Etrees zu fehen iſt. Es iſt der blojfe Kopf —* dem Helm von einem alten Meifter Mae, ne 
Bruſt aber, Schultern und aller übrige Zierrat, find erſt in neuern Zeiten von dem gefchickten Biſd⸗ 
bauer Girardon daran geleget worden, "Der Kopf ift von Porphyr, und Fan wegen der groſſen Kunft, 
die ſich dabey zu Tag leget, nicht genug bewundert werden, Dann obgleich Diele Se an fh fehr 
Bart ift, fo ift doch die Großmuth und das unerſchrockene Gemuͤth dieſes groſſen Helden, in den Ge⸗ 
ſichtslinien dermaſſen lebhaft ausgedruckt, daß alle Kuͤnſtler daruber erfkaunen —— 
vortrefliche Kunftitüc mit dem Farneſiſchen Hercules, dem Pichinifchen Meleager, dem Apollo und 
$aocoon in Belvedere, der Mebdiceifchen Venus, ja fo gar auch mit dem Jupiter zu Verfailles, welche 
aller: groſſen Kenner Augen an fid) ziehen, billig fan verglichen werden, Wir theilen die Abfchilderung 
diefes Bruftbilds alſo mit, wie es obgedachter Herr Girardon felbiten abgezeichnet, und in Kupfer hat 
ftechen laſſen; doc) müffen wir geftehen, daß diefe Copen die eigentliche Geſtan und Schoͤnheit des Oris 
ginals nicht erreichet, 


$. 3. Nach biefem Alerander merken wir Fig. 2. eine Bildfäufe des E 
ehus , Davon das Original in dem Pallaft des Marquis de Maximis zu Rom zu fehen iſt. Defs 
fen Helm ift oben mit drey Vögeln gegiert, deren mittlerer anftatt des Sederbufches diene. Der Helm 
jelbft fheinet nach Öriechifcher Art etwas tief zu feyn; wiewohl auch die Römer fi) bisweilen dergleis 
chen Helmen bedienet haben ; wie folhes an der Dea Roma zu fehen iſt. Auf deffen Painzer zeiget (ih 
das Haupt der Medufa, und zween Pegafi, die man aber eher für Greifen anfehen möchte, Won bem 
Gürtel hängen rings um breite Bänder herab, dergleichen insgemein an ſolchen Helden zu fehen find, 
Die Stiefel feinen, von der Art zu, feyn, welche von den Römern Compagus, von den Griedyen 


* 
wine 


pirotifchen Königs Pyrr 


SCHE. 5 NEIL DENE SEN 





! 
Tab. CVIL. |) 








— — — 





& 


en — — 





UN MM l Br l 
Museum : uni R * 


Ih 
hl 
n 























E — = c 4.47 ———— G EEE i G, us li — 
8 Protome AlewandriM 2.5. Statue Fyrrla Regıs Giri.4.Polemaus Evergetes. 3.C.Julus (as ar. 
ÖAugustus.28. M Aurelus aparte antıea etposuca.g: Pomitianus.10.Antoninus Caracalla.ı. Con- 
StantinusVersalensis.ıg.Alus Impera tor: 15.Jratanus cum aliquotIribunıs vel Fretoribus . 

















Kon der Kleidung und Waffen der Soldaten, beydenzc. 343 


was genannt worden; an welchen man aud) fogar die Zehen der Fuͤſſe unterfcheiden konnte. Deffen 
Schild ift lang und fechsedige , ber Obermantel hat mit dem Paludament der Römifchen Zeld- 
herrn faft eineriey Geftalt, aufler daß er länger ift, In der rechten hält er einen kurzen Negentenftab 
oder Scepter, und die linfe fteuret er auf feinen Schild, Fig. 3. ‚feben wir eine andere Statue von 
diefem Pyrrhus, der in Anfedung des Gefichts, mit dem vorigen viele Aehnlichkeie hat; in feiner Ruͤ⸗ 
ftung aber und andern Aufzug unterſchieden iſt; es ift auch leicht zu errathen, daß dergleichen Potenta« 
ten vor Alters eben fo wenig, als heut zu Tag, immer einerley Kleidung und Waffen gehabt haben, 
Der Helm komme faft mit dem vorigen, an dem Bruftbild des Aleranders , überein. Hier hält er an 
ftatt des Regentenſtabs einen Spies in der Rechten, an dem Panzer und Stiefeln aͤuſſert ſich nicht fo 
viele Kunſt und Zierrat, wie bey jenem erftern; gleichwie aud) das Schild Hier nicht ſechseckigt, ſon⸗ 
dern vielmehr ovalzrund iſt. Dieſen fügen wir Ei: 4. ben Egyptiſchen Ptolemaͤus Evergetes bey, 
wie folcher in dem Cofmas, einem Egyptifchen N eller anzutreffen ift. Das Driginal diefer Bild» 
fäufe foll fi bey Arumis in Abyflinien befinden. Das Kriegskleid dieſes Helden iſt weit fhlechter als 
der vorigen, der Schild ift ovalsrund, und der Spies ungefähr einen Schuß länger, als Ptolemäus 
felbften, Uebrigens liegt ihm das Kleid über den ganzen Leib dermaflen feft an, daB man meint, es 
feye die Geftalt eines nacenden Mannes, 


8. 4: Von den riechen fommen wir zu den Römern, deren Kleidung mit den Kleidern und 
Küftung des Pyrrhus und anderer Griechen, in vielen Stüden, übereinfommen, Sofchergeftalt hat 
das Kleid J. Cäfars Fig. g. mit den vorigen eine geoffe Aehnlichkeit; der Panzer ift mit allerley Fi⸗ 
guren , infonderheit aber mit Greifen ausgeziert; deſſen Paludament aber ift etwas länger, als fone 
ften gewöhnlich war. An der Statur des Auguftus Fig. 6. ijt der Panzer bis an den Gürtel ganz ſchlecht, 
ohne allen Zierrat; daß er gleichfam den bloffen Leib vorftelfet, Das Paludament koͤmmt mit dem vo⸗ 
tigen ziemlich überein, und bie Stiefel bedecken Die vordere Fuͤſſe nicht; es müßte dann feyn, daß dieſe 


- Borfüffe der Stiefel eben fo zugerichtet wären, wie die Handichuh, Daß man wie hier die Finger, alfo 


auch alle Zehen unterfeheiden Fonnte, Sonſt hält hier Auguftus einen kurzen Degen oder Dold), den 
fie parazonium nannten, Diefen fügen wir Fig, 7. und 8. die Bildſaule des M. Aurelius bey, wie 
ſolche von vornen und von hinten zu ſehen iſt, und davon wir das Driginal in unferm Mufeo haben. 
Das Merkwürdigfte daran, ift die aufferordentliche Zufammenfaltung des Oberkleids, welches ſich beß 
fer im Bild fehen, als beſchreiben läßt. 


8 5. Die folgende Bildfäule des Domitians Fig. 9, welche zu Nom befindlich, ift fehr fchön, 


und hat demnach verdient, daß fie beybehalten worden; obgleich der Römifche Rath aus Hauß gegen 


diefen Tyrannen, deffen Denkmaale fonften aller Drten gevflöret und ausjurotten gefucht hatte; davon 
Suetonius in deffen Leben c. 23, nachzuleſen iſt. Die Kleidung ift von den vorigen gewiffermaffen 


J unterfehieden, und ift es inſonderheit ſchwer zu erkennen, was für Figuren auf deſſen Panzer vorſtellig 


gemacht find, Der beruͤhmte Ritter Maffei, will einige Meerwunder von folder Geſtalt, tie unfere 
Maler heut zu Tag die Sirenen oder Meerfräufein vorftellen, darauf entdeckt haben, Wann aber 
einmal geroiß ft, daß die Sirenen der alten Poeten ordentliche Vögel, mit einen menfchlichen Kopf 
und Bruft, nicht aber halbe Menſchen und halbe Fiſche geweſen feyn, dieſe vermeinte Fiſchſchwaͤnze 
aber vielmehr Schlangen zu feyn feheinenz fo ift des Herrn Maffei Murhmaffung wohl ohne Grund, 
Eben alfo ift unbefannt, was der Knab, fo unter der rechten Druft auf dem Ruͤcken eines unfenntlis 
chen Thiers figet, zu bedeuten habe. Domitianus hält in feiner linken Hand eine Erdfugel, in der 
rechten aber einen Negentenftab, als die gewöhnlichen Kennzeichen der Deherrfchung eines groffen Welt⸗ 


reiche, Fig. 10.-fehen wir die Bildfäule des Kaifers Antoninus Caracalla, deffen rechter Arm vers 


ſtaͤmmelt ift; das Original ſteht zu Rom in dem Farneſiſchen Pallaſt. Der Panzer ift mit vielen Zier« 
raten verfehen. Unter dem Gürtel zeigen fich zween Greifen; die ſich unter einander anſchauen, und 
unter denfelben ein Adler. Ferner ft der Panzer unten mit vielen halben Circuln umgeben, in wel⸗ 
chen Köpfe von mancherley Thieren zu fehen find. Die Stiefel find von derjenigen Form, welche vor 
den Römern Ocrea genannt worden. Die folgende Bildfäule Fig. 11. fteller den Eonftantinus vor, 
wie fie zu Verfailles zu fehen ift. Der Panzer und das Paludament hat nichts beſonders, und koͤmmt 
mit der Kleidung der Nömifchen Kaifer völlig überein, In der Linken hält er den Regentenftab, und 
auf der linken Bruſt bat er die Bictorie, vor welcher eine unbekannte Mafchine oder Inſtrument zu 
fehen it. Das Schwerdt hänget von der vechten Bruft berab, und mag die Klinge, nach dem Berhälte 
niß des ganzen Bildes, ungefähr einen Schuh in der Länge haben. Die Stiefel gehen bis an die Knie, 
und haben eine befondere Form, Der Schild ift onalzrund. Uebrigens giebt die Geftalt des Schilde 
und des Degens, famt der Art denfelben zu tragen, Öelegenheit zu muthmaſſen, daß biefe Bildſaͤule 
niche fo alt, als die andern ſeye; fondern etwa erſt in neuern Zeiten verfertiget worden. Ein anderer 

Area Kaifer 




















hernachfolgende Soldaten Fig. 13. find von dem arcu Septimii Seueri 


244 Des erften Buchs viertes Kapitel, 


Kaifer Fig, 12, bat auf-feinem Panzer zwo Bictorien, und in der Linken ein ParaZonium ober Fürzes 
Seitengewehr. 


$. 6. Die folgenden Abſchilderungen Fig. 13, und Tab, CVilt. Fig. 1—5. find befonders 
merkwürdig, weilen man an foldyen die unterfchiedenen Trachten der Feldherren und Trıbunorum von 
der Zeit des Trajans bis auf den groſſen Confkantin mwahrnimnit. Das Kriegskleid des Trajanus Fig. 13% 
koͤmmt auf der Golumna Traiana fehr oft vor, und iſt won der Kleidung derer, Die ihn begleiten, und 
Praetöres oder Trıbuni feyn mögen, wenig unterfchieden ; ſo darin bejteht, daß anſtatt der Bänder; 
die fonften von dem Panzer herab bängen, bier ein Dichter Zeug um die Schenkel berum hänget, durch 
deſſen Mitte ein breitet Streifen ift, wie dergleichen Saum auch unten an diefem Niederkleid zu fehen 
üt. Trajanus recket die vechte Hand aus, als befehlend; in der Finfen hat er eine Rolle Papier oder 
Pergament, welches gar oft gefehen wird, Tab. CV: Fig. i. ift auch Trajan mit einem in der Scheis 
de fedenden Degen, Fig, 2. erfcheinet derfelbe ih einem ganz andern Kleid, welches ‚gefüttert, und 
ein Winterkleid Zu ſeyn feine, Die Tribuni, weldye Ihn begleiten, find eben-alfo gekleidet. Der 
Kaifer M. Autelius wird auf feiner Denkfäule ſo geſehen, wie er bier Fig, 5, vorftellig gemacht wird; 
und die bey ihm ftehende Praetvres oder Tribuni haben eben dergleichen Kleider, Der Spies des 
Kaifers ift ziemlich kurz, und fcheinet ein Pilum zu feyn, Septimius Seuerus Fig. 4. ift in Anſe⸗ 
bung der Kleidung, von dem Trojan auch niche fehr unterfihieden ; die ihn aber begleiten, tragen ganz 


andere Kleider. Conftantinus M, Fig. 5. bat in feiner Kleidung nichts befonders; der Schild aber; 


ift von ungewöhnlicher Gröffe, 


$. 7. Dafi die Präetores und Tribuni faft eben dergleichen Kriegsleiber getragen haben, tie, 


die oberſten Feloberren , haben wir vorhin angemerket. Bey den gemeinen Soldaten aber, hat inan 
überhaupt zweyerley Arten der Kleidung und Ruͤſtung zu merken; nemlich die gemeine Montur, und 
die befondern Decken, womit fie ſich Winterszeit gegen die Kälte verwahreten ; welche mit der Feldher⸗ 
ven ihren Winterfleidern bald überein kamen, Die gemeine Rüftung war wieder zwenerlen, Dani 
einige hatten nur fchlechte und dünne Panzer, die Futz und leicht waren, wobey fie oval» runde Schilde 
trugen; welche einige für diejenige Art Soldaten halten, welche oben Velites biefen, Allein, ob es 
gleich feinen möchte, daß dergleichen Aufzug den Soldaten leichter Ruͤſtung zukomme; fo war diefe 
Ruͤſtung doc nicht fo leicht als diejenige, welche dein Velitibus zufam. Die andern Soldaten von 
ſchwerer Ruͤſtung, aus welchen der Kern der Armee beftunde, waren ſtatt jener leichten Panzer, mit 
vielen dicken ledernen Riemen umguͤrtet, wodurch ihre ganze Bruft und Rücken bis ah die Achfeln, wohl 
verwahret waren, Und von diefen ledernen Riemen, lateiniſch lorum , find die Panzer felbft Ioricae: 
enannt worden. Die Schilde biefer Soldaten waren Jänglicht und eingebogen, wie Hohlziegel, Wann 
x LAvius von der Nüftung redet, welche der Kaifer Servius Tullius den Römischen Soldaten foll ges 


geben haben; gedenker er des Helms, Schilds ‚ bes Panzers und der Stiefel, und ſetzet hinzu, daß 


dieſes alles ſeye aus Metall verfertiger gewefen, Allein von derfeiben Zeit an, iſt ſehr vieles, nicht nur 
in Anfehung der Materie, ſondern andy in Anfehung der Form, geändert worden Doc) waren vort 
den Zeiten des Trajanus, bis auf Theodofium M. dergleichen Veranderungen nicht fo Häufig; wie 
wir ſolches aus folgenden Figuren feben werden, 

‚n I Der Soldat Fig. ſo init elnem groſſen oval ⸗ runden Schild und Seitengewe rverſehen 
iſt, ſcheinet nicht von fo ſchweret Ruͤſtung zu feyn, als Die beyden * 


ein, welche zu den Zeiten M, Aurelii üblid) war, Der Spies ift ziemlich Eups. wie hie If ,‚ Die 
beyden folgenden Soldaten Fig. 10. und ir. ftellen einen S eniferce wi —— welche 
beyde den Kopf mit einer Lͤwenhaut bebeckt haben, Die Signiferi trugen die Feldzeichen, die Adler, 
Fahnen 1, Drachen x, und die Tubicines biiefen die Feldtrompeten und Krummbörner, Der nächftfols 
gende Soldat Fig. ı2. bat einen loricam (quammetam b, i, einen Panzer, der aus lauter Blechlein 
öber Schuppenförmigen eifern Blaͤtlein die über einander gehefter find, zuſammen gefeget iſt; und find 
diefe von den Jöricis hamatıs, die aus lauter Efeinen Häcklein beſtehen, wohl zu unterfcheiden. Die 

i d bat einer eis 
nen vvals runden , der andere aber einen ſechsecklgten Schi, Des erftern Gel ik — — 
dig, weil der Hintertheil nach Art der Phrygiſchen Kappen, vorwärts eingebogen ift, Die Parther; 


Krieg führete, trugen eben -der leihen, Der tegtere Fig: 
24, geböret in die Zeiten des Eonftantins, und bat einen groſſen Schild —— 


3. 


— 
EA 





Jab. CVIE. 





a Traranus.2.Idem cum Iribunis velProstoribus.sM Aurelus cum Irib.g.Septumaus Ssewverus 
cum Tribunis.g. Constantinus M:6: Levis armatura mıles.>.89.Grovioris armature mılıtes.20.S19- 
 ı nifer.n.Jubicen.ı2.Alles lorıcasquammata indutus.ı5. Duo milites ex arcu Severi.14.Hlıles ex 

evo Constantinz : : R ä 














Y ”% „Jab. vum 






ur f N E \ —4— 
— 59 er WR - \ \ 
(a Be . N 














J RE ex monumentus | 
= | 
3. Miles 2x zvo Jheodosü!.g--”.Alılıtes Romanı varıo habıtu .8 Alıles commihtonem vel | 

mortuum el sauctum humer 28 gesluen, 8.9.10. Duo milıtes Hetrusct ae vetustjgumi.23. Alles 
KRomanus cum gladie vrsolito.1,15.24.25. Hiltes Aötrusci sequioris ae. 
N 


5 I 











* Columna Traianı . 





E22. Duo milites Veteranv.3,4,5. Mılites Ousfimul ab alıs veste indut. 6. Males Aethiops x 
* 7: Amazon. 8. Alles Aegyptus 9,20. Alılıtes Daci 11,12. Multes German. 25. Wales 
 Germanus cum aliquot Sagütarüs .14,25. Duo fünditores . ; 


hr 
—3— 
K | 








Von der Kleidung und Waffen det Griechiſ. und Roͤm. Soldaten 345 4 


| $. 9. Der Soldat, den wir Tab. CIIII. Fig. 1, vor uns fehen, gehöret in die Zeiten Theodofii Tab! ii 
M. und iſt das Hberkleid durchaus mit einem ausgejchnittenen Saum verſehen. Das Seitengewehr iſt CVIIII. | | 
kurz und faum einer Hand lang; gleicywie auch die Schuhe ober Strümpfe ganz anders ausſehen, als II 
der vorigen, Bisher hat man an den Soldaten noch einige Merkzeichen der Zeit wahrgenommen , in | 

welche fie etwa gehören mochten. Die folgenden aber haben nichts dergleichen an fih, Doch ſcheinet 
63, daß der nächfte Fig. 2. annod) in Die Zeiten der Römifchen Republique gehöre. Das Kleid ift fhlecht, 
das Schild ovalrund und ungefähr drey Schub lang. An dem folgenden Fig, 3. ift infonderheit dee iii 
Sciefel zumerfen. Der naͤchſte Fig. 4. ift aus dem Eabinet des Hertn Moresu de Mautour und: ' | 
geben ihm die Strümpfe zwar bis über die Knie, unten hingegen nur bis an die Rnöchel , daß alſo der | 
ganze Fuß nacend bleibe; auf dem Helm hater an ſtatt des Feder⸗ Buſchs einen Vogei. Der nach⸗ | 
ſieehende Fig. 5. hat einen Panzer, der ihm fo veft an dem Leib anlieget, daß man denken folte , der Ober⸗ | 
leib wäre nacend.. Der folgende Fig: 6. trägt ein Seitengewehr an einem: Wehrgehängz die Füffe find | ) 
nackend. Einen ganz befondern Aufzug nehmen wir an Fig, 7. wahr, deffen Original zu Narbonne jeyn I 
fol, Es ſcheinet ein Winterfleid zu feyn. Der Helm und das Seitengemwehr famt den. Strümpfen , Mu 
welche den ganzen Fuß bis weit iber die Knie bedecken, find wohl zu beobachten, Fig. 8. fehen wir ei⸗ | 
nen Soldaten, der feinen Cameraden, weldyer entweder hart verwundet oder gar tod iſt, vom Plag wege i 
trägt. Die zween folgenden Hetrusciſchen Soldaten Fig, 9, und 10. find mir von bem Herrn Maffei f 
. überfandt worden, und ſcheinen in uralte Zeiten zu gehören, An den Fuͤſſen bis an die: Schenkel find jie | | 
beyde nackend; es müßte dann feyn, Daß ſie dermallen enge Hoſen und Steümpf hätten, daß man fie für! 
nackend anfehen kan. Ihre Spieſſe ſind von gleicher Lange, Die Seitengewehre aber von ungleicher N) 
Form. Fig. 11, 13,14, 15. fehen wir noch einige andere Hetruscier, die in ihrer Kleidung und in Anfehung || 
“ihrer Schilde mit den Öriechen und Römern ziemlich überein Fommen ; den erften Fig. Ir, ausgenommen; I 
der eine Delta in Form eines halben Monds führe: Uebrigens werden Diefe Soldaten alfo vorgeftellt, 
wie fie miteinander ſtreiten; Daraus man einiger majlen abnehmen fan; wie felbige im Krieg aufeinans 
der loßgegangen find. Der letzte Fig. ı2. hat ein Schwerdt , welches fic) zwar zum hauen aber nicht | 
zum ftechen ſchickt. Der Schild ift ausgehölt, und die Stiefel gehen fat Dis an die Knie, Was bes | 
fonvers ift hier, daß man daran die Zehen unterſcheiden Fan, 
4 $, 10, Tab.CX. Fig. 1. u. 2. ſehen wir zwey alte Soldaten (imilites ueteranos) welche Boiſſard Tab. 
yon einem alten Denkmal zu Dana in Kampanien abgezeichnet hat. Der erfte heißt Afamon Turrianus, CX. | 
der andere Kornelius Caſtor. Der erſte bar einen groſſen Bart, der andere ift unbärtig. In der Klei⸗ 
dung find fie einander gleich, aufler daß des Caſtor Dbermantel unten herum verbrämt iſt. Eben diefer 
haͤlt in der rechten einen umgekehrten Spieß, in ber linken aber eine Kolle; welche letztere ſonſt öfters für 
ein Zeichen Obrigfeitlicher Perionen oder Defehtshaber gebalten wird ; vielleicht konnte es auch ein Ges — 
dachiniß⸗Zettel ſeyn, auf welchen gewiſſe Verrichtungen verzeichnet waren. Die Stiefel bedecken den ll 
ganzen Fuß. Turrianys haͤlt in feiner vechten ein Inſtrument, davon fich nichts gewifles fagen laͤßt; —9 
warn es nicht etwan der untere Theil oder gleichfam der Stiel von einem Feldzeichen iſt. Die linke fteus ll 
vet fich auf den groffen Dal: runden Schild, der auf der Erde ruhet; ber Degen, ber ihm vornen über | 
den $eib herab hänget, bat anftatt des Rnopfs einen halben Mond, Die folgende Fig. 3. ift durch eben | 


— 


den Boiſſard von einem alten Ronument, dag ſich in Steyermark befindet, genommen worden. Der \ 
Panzer diefes Soldaten, (mo man ihn anders einen Panzer nennen Fan) hat eine ganz befondere Form; | 
Bas Hberfleid bat er auf der rechten Schulter zufammen geheftet; Der Schild ift rings um mit, Ninglein 9 
F geziert, und in der linken hält er auch eine Rolle. Fig. 4. ſehen wir noch einen andern Soldaten , deffen j 
Helm mit andern gar nicht überein Eömmt, und fein Schild iſt fo groß , daß er ihm von der Erde, faſt —3 
bis an die Schultern reichet. Der Rock hat viele Falten, wie des vorhergehenden, Der folgende Fig, y 
$. bat einen Helm von ungewöhnlicher Geſtalt, und fiehet einer Phrygiſchen Mige fehr glei. Schild 4 
und Spieß aber kommen mit dem vorigen überein. 


| 

Das fünfte Capitel. 

Bon der Kleidung und Waffen der Soldaten anderer | 
| 

| 





fremder Voͤlker. 
ya © 


@: Kriegs s Kleider und Waffen ber meiften Morgenländifhen Völker befchreibet Zerodotus B. 


7, E61. alwo er erzehlet, ans wie, mancherley Darionegggp in allen Hiftorien bekannte van —9 
groſſe Li 








Des erfien Buchs fünftes Capitel. 


xoſſe Kriegsheer des Perfifchen Monarchen Zerxeg beftanden habe; deffen Worte hier weitläuftig anzuführen , 
— ideong erachtet wird. Von den Indianern fagt Strabo B.XV. ©. 493. daß fie ſtatt der Waffen, Bor 
‚gen und Pfeile, item Wurffpiefe, kleine Schilde und Degen gebraucht haben. Won den Ae ıpptiern fagt Xeno⸗ 
pbon ®. 6. ©, 158. daß fie fehr geoffe Schilde, lange Spiefe und Furze Degenigehabt haben. Bon den Thra⸗ 
ciern meldet Zerodotus an dem angeführten Orte, daß fie Fuͤchſe auf dem Kopf getragen hätten; fo nad) Xenor 

bon vielleicht ©. 408. durch Fuchsbaͤlge zu erklären iſt, womit fie Winterszeit gegen die Kälte und den Schnee 
Bas Geficht verwahrten. Von den Mohren (Aerchiopibus) berichtet StraboB. 16. ©. 534. daß fie ſtatt der 

Waffen eiferne Keulen, darneben aber auch Spiefe geführet, und Schilde bon ungegerbten Leder getragen has 
ben. Andere bebienten fich der Bogen und Lanzen. Won ben Arabern, fo mit.dem eofanien Sceniten genen 
net wurden, meldet Ammianus Miavcellinus B, 22. c. 34. daß fie lange Haare und groffe Bärte etragen / 
uͤbrigens aber meiſt nackend gegangen, und ſich groſſer Boͤgen und langer Spieße bedienet haben, erjenige 
Mohr, den wir — mit einem kurzen Nieberkleid und langen Spieß ehen Mt aus dem Bud) des Cosme, ei⸗ 
nes Aegyptiſchen Moͤnchen gezogen; und fol derſelbe eigentlich ein Abhßinier feyn, Won den Amazonen wird be) 
den Alten öfters Meldung gegen Fig. 7. fehen wir eine fehöne Bildfeule davon. Mit der rechten hält fieeinen 
Bogen, umd unter dem linken em 


hat fie einen Köcher mit Pfeilenz' zu ihren Sifffen lieat ein Helm , und hits 
ter ihr eine Streitaxt und ein Feiner Schilb. hren Fuͤſſen liegt cin Heim 


55.2. Fig. 8. ſtellet einen € yptiſchen Soldaten in eben der Kleidung vor, wie ie Zerodotus beſchreibet. 
Der Helm, der oben als ein Ke Ai ſich —2 iſt oben gewiſſermaſſen gefpalten. Aha — iſt — ger 
wölbt; der Panzer feheint aug ffarken chnuͤren oder Fäden burcheinanber geflochten zu feyn; eben auf die Welſe, 
wie Herodotus den Panzer des Amafıs, eineg le pptifchen Königs befchreibt. Die Schuhe und Strümpfe ge 
ben bis über die Knie; in feiner techten mag er wohl einen Spieß gehabt haben, der aber abgefallen ift, 

$. 3. Die Kriegsruͤſtung der Parther iſt an dem Triumphbogen des Septimiusßevevus;t 
le gehen barhäuptig; andere tragen Phrygiſche Mügen, welche vorwärts eingebogen find. Ihre Roͤcke gehen 
his an bie nie, und find in ber Mitte gegüirret; über dag tragen fie einen kurzen Obermantel (candya), welcher 
ihnen über ale Pochulicen hienge. Ihre weite Hoſen und Strumpfe, die an einem Stüd waren, handen fie uns 
ten an. den Knoͤcheln zufammen, die Schuhe aber waren rund und fehloffen ſich veft an den Fuß, Vor Alters tru⸗ 
en faſt alle morgens und abendländifche barbarifche Boller dergleichen Schuhe umd Strimpfe; deswegen man 
ey den Abfchilderungen der aufgerichteten Siegszeichen, die Gefangene meift in einem ſolchen Aufzug erblis 


cket⸗ 

S. 4. Mit den Parthern kamen auch) die Dacier in ihrer Kleidung überein; davon wir unten bey ber News 
teren mehreres gedenken werden, Fa die alten Teutſchen trugen faft meifteng dergleichen Kleider. Die Dacier 
trugen auch ſolche Rötke, die bis an die Knie giengen, und um die enden waren fie gegürtet, hatten auch kurz 

e Mäntel, meiltens mit einem befondern Saum eingefaßt. Ihre Schilde waren opalrımd und inggemein dritt 
alb bis drey Schuh lang. Ihre Degen oder Schwerdter waren etwag länger als die Nemifchen, und unten 
nach Art ber Säbel umgebogen; viele brauchten auch Pfeile und Bogen; einige trugen nebft den Säbeln auch, noch 
kurze Dolche; wie foldyes an dem Arcu Trajano, auf welchem verfchiedene Treffen » to zwifchen den Roͤmern 
und Daciern vorgegangen, vorgeftellet find , zu erkennen if. Von diefer Ark ift derjenige Soldat, den wir Fig. 
9. ſehen; deffen Mantel unten verbraͤmt ift, F . 10, fehen wir einen andern, mit einem ovalrunden Schild, und 


9 ri RUM Säbel; den Kopf und die Zuffe Hat er unbedeckt; auſſer daß er eine Sohle unten an die Fuͤſſe 
gebunden hat. 





eine Keule führer, fcheinet ein Teutfcher zu feyn. Der obere Leib iſt ganz nackend, der untere aber mit Dacifchen 
Hofen und Struͤ 


uͤften bis an die Knoͤchel ehen; ſie fuͤh⸗ 

zen hebfk dem Bogen und Heilen auch ein Geitengewehr, Fabrettus iR der Mey ae ) 
allerdings für Weiber Halten folfe hintemalen bey dem alten barbarifchen Voltern die ABeiber 
ren Männern in das Feld gegangen. Fig, T4y 15. fehen wir zween teutjche Schleuderer, unter welchen der er⸗ 
I Fr —— a bee get und — ee / ———— der ein gleiches thut, einen 
Fugen bie Schleuderer inſonderheit deswegen it fie die Steine darinn 

fanmlen und nachtragen Eonnten Schleuderer inf gen Mäntel, damit fie die Steine d 


j enge Soldat, welchen wie Tab. CXI, Fig. 1. vor und Reben, ift von der zu Conſtantinopel bes 
i Tob. finblichen Columna Theodofiana abgezeichnet d foll entiveder ein Scythe, n cr 
I CXI. barten Voͤltern feyn, welche der Kain — —— yihe, oder doch einer aus den benach 


aller Theodoſius mit andern im. Triump efu Di Spas, 
nier Fig. 2. und 3. find au bern Korn, us mit and xlumph aufgeführer hat. Die ziween Sp 


zgre Degen haben mit — 
ei Kae EN egen von ben Spaniern gebo 
—* haben. In der Kleidung kommen fie ziemlich mit den Mauris überein, gen von ben Spa 9 


eh DMern unterworfen worden, und nachhero auch 

| yaben ; fo {ft leicht zu erachten, daß fie aud) werden auf Roͤmi⸗ 
—— Ant haben, Strabo gibt BuhlV. ©. 135. um 
ED “gi ober riederländer, infonderheit aber die Bellovaci und Sues- 
fones vor allen andern die Rreitbariten gemefen feyen, Es trugen Biefelben far der Roͤcke offene Kleider mit Er⸗ 
Ki En Feen a en — —— —9 hatten lange Haare, Ihre Degen, welche fie auf der rechten 
4 A ‚sollen, en. ſeyn; gleichwie auch ihre Schi eine ges 
‚1 wiſſe Art von Wurfipieffen , welche fie materes Ben m ae Sapilbe und Sanjenns. fie-batten auch 


Pd 2 ataras nannten, die ihr vornehmſtes Gewehr follen gewe⸗ 
fen ſeyn. Einige führten auch Bogen und Schleudern. Auf der Sag Hatten fie Inlonberhei FA Wurſgiehe 





u erkennen. Vie⸗ 


S. or folgende Soldat, welcher Fig. 11. einen groffen Schild vor ſich hält, und in der rechten Hand 


9. 7. = i e⸗ 
u waffnet erfcheinen. Dann nachdem ſie von dem 3 Caͤſar ben AN jnbr wenige Denfmale, auf — 


| — — —— —— a — — 
J IM N 
| 
rs NS. 
E Sr 
R J 
DES) 


ce 
27. Ciyrpeus Votwrus 18,24. Gladı 














115. 


Gallcus.,,6.Dux galeee Romance 
Mexagona.12. Clrpeus rotundus admodum 


Aüspani.g4.Sagütaruus 
Scuta oblonga 


23.24. Du Pelte 15.Ancie.16.Scutum forma plane 
Jorme varie .25-31. Varia lancearum s. hastarum ferr 





4. Öcytha ‚2,5. Mılites 
forma oratae.8,11.< 








an a Fe —— 





Yon Helmen und Panzer. 5 347 


welche einigermaffen mit der Römer ihren Pilisuiberein kamen. Zu Dyon it dem Her ogthum Burgund befin⸗ 
det ſich bey dem Herrn du Mai des dafigen hohen Raths, ein altes Denfmal von erhabener Arbeit, auf wel⸗ 
chem ein alter Gallier in der Geftalt, wie ihn Fig. 4. vorſtellet, zu fehen ift Ex ſteht mit bloſſem Haupt, auf 
dem Nücten hat er feinen Koͤcher hangen, und ın ber rechten einen Bogen ;_ ber Noch mit Ermeln, iſt mit einem 
Gürtel dermaffen aufgefchürzt , daß er ihm kaum bis am Die Knie geht. Hoſen und Strümpfe fommen mit der 
Tracht der Dacier überein, Nach dem Zeugnig Diosori trugen bie GaDier fonften auch Helme, welche fie an 
ftatt eines Zierraths mit allerley Figuren von Ihieren zu beiegen, umd auch mit Dhren und Hoͤrnern von Ochs 
fen zu beſtecken pflegten, über das Pferde Mähnen an ftatt bes Sederbufchs davon herab hängen lieffen. Von 
den Spaniern berichtet Strabo Buch 3. Geite 106. daß diefelben fich ſehr auf das Rauben gelegt, und deswe⸗ 
gen fich nur Kleiner Schilde und einer leichten Raſtung bedienet, Won den Luficamern jagt er eben dergleichen, 
daß fie zu hinterliftigen Nachftellungen ſehr geſchickt, und licht auf den Füffen gewefen ;_ eben deswegen hatten 
fie auch nur Kleine Schilde, Dolche und Eleine Aexte. Ihre Panzer waren bloß leinen, bisweilen aber auch aug 
eifeen Häcklein zufammen gefegt. Ihre Helme waren bisweilen von ftarfen Nerven geflochten; auch führeten fie 
öfters Wurſſpieſſe und Lanzen, deren Spitzen von Metall waren. Aivius beztüget Dex. Ill. Lib, 1,40. daß in 
der Schlacht bey Cännd die Gallier und Spanier einerley Schild geführer ; Wwiſchen dem Seitengewehr aber 
fich ein geoffer Unterfchied befunden habe; weil der Gallier ihre Degen lang und nicht fo Ipigig geweſen als bie 


| Das andere Bud), 


Bon den mancherley Waffen. 


Das erite Kapitel. 
Don den Helen und Panzern. 


; 5. 1. 


Hin Helm hieß bey ben riechen zurin oder eis 1) bey ben Roͤmern aber galea ober caflıs, Man hatte 
vor Alters zweyerley Befchirmungen für den Kopf; einige von Mietall, die infonderheit gale® 2) der 
re hieffen ; andere aber von Feder, caſſides oder Helme; wiewol dieſe Namen bey ben Schrift⸗ 

fiellern oft verwechſelt werden. Die Helme der Mornehmern wurden mit Figuren von allerley Thieren ausge 
zieret, der ganze Helm aber zeigte insgemein ein menschliches Haupt, Nach dem Zeugniß Herodoti Buch 1, 
S:TE. 7 bie Carter die erlien, welche die Gewohnheit aufgebracht haben , Helme mit Seberbüfchen oder mit 
einem Aufjag von einer Pferdmähne zu befegen. Einige Helme, zumahlen der Griechen, waren fo, baß man fie 
Hornen herabzieben,und dag ganze Geficht bamit bedecken Fonnte, Ueber bie metallene Helme zogen fie auch bier 
meilen Selle von wilden Thieren, die innen zugleich über Die Schultern herab hiengen: wie wir ſolches oben an 
den Signiferis und Tubi-inibus gefehen baben. Sonft bedieneten fi) die Soldaten diefer Helme bey mancher 
Gelegenheit auch zu andern Sachen, und zwar inſonderheit wanı das Loos füllte geworfen werden. 

Die Auffäge der Zeime waren von mancherley Art. Sie ftelleten ein gewiſſes Thier vor, als einen Löwen, 
Fuchs, Drachen, Greif u.d.g. Bisweilen war eine Pferbmähne, oder ein anderes Buſchwerck darüber herges 
dgen. Manche Helme hatten mehr als einen Auffatz oder Criftam, wie der Helm bes Turni, der nad) bem 
Be aniß, Dirgilii Aeneid. Vill. v.785. drey foll gebabt haben, Wir haben bisher viele und mancherley Ges 
ftalten von folchen Helmen gefehen, denen wir alfo Fig.s..und 6. nur noch zween beyfügen ; der leßtere ift oben 


mit einem Greif gezieret. Mehrere Formen von allerley Helmen können oben Tab. XVI. und XVII. und fons 


fion noch an vielen Orten diefes ABerkg nachgefehen werden, 
$. 3. Der Panzer 3) wurde von dem Kateinern lorica, von ben Griechen Odınf genannt, welche leztere Bes 
nennung auch im Lateinifchen flatt hat; doch iff dag Wort lorica gebräuchlicher; weil nemlich die Panzer vor 
Alters bauptfächlich aus ledern ftarten Niemen (loris) zufammen gefeßet waren. &o ift von dem Frangöfifchen 
Hort cuire dag Keder, auch ber Namen des Panzers euirafle entfianden. Es waren die Soldaten mit diefen 
Kiemen vornen und hinten vom Gürtel bis an die Achfeln gänzlich bebedt. In folgender Zeit verfertigte man fie 
bisweilen von weichem fämifchen Keder , auf welches aber überall Heine Blechlein von Eiſen oder Metall Schups 
penweiſe geheftet wurden; welche Art Panzer infonderheit lorise Squamatz genennet wurden, Cine andere Ark 
war diejenige, da fie einen Panzer, aug lauter Heinen eifernen Ninglein und Haͤglein zufammen fettelten , welche 
loric® himate hieſſen. Manche wurden aus dichten eifern Blech oder andern Metall gefchlagen, daß der vors 
dere und hinbere Theil mit einer Hafte zufammen gefüget wurden, dergleichen Curafle zum Theil noch heut zu 
Tag üblich find, Man pflegt diefe Panzer mit dem Dberkleid oder chlamyde ji bedecken, daß nichts dann 87 
ben wurde. Manche Nationen hatten nur leinene ober wollene Panzer, die aber entweder mit ftarfem Zeug ges 
füttert waren, oder fie zogen mehrere zugleich übereinander, um mehr auszuhalten, Suetonius gedenfet von dem 
Staifer Galba c. 19. daß er nur einen leinenen Panzer getragen; feget aber hinzu, daß dieſes eine fehlechte Bes 
dectung oder Befchiemung gegen fo viele Degen gewefen, u von den zuſammen Verſchwornen auf ihn gezo⸗ 
888 2 gen 


1) woran ift eigentlich von wures, Hundfell, fo nachher übers deß ſolche Helme anch wol von Sträuchern geflschten more 
baupt für Beihirmung des Kopfs gebraucht warden, indem den; als, unter den Parchern. 
man inerft Thierbante Ach. aufgeirst hatte, 

2) Von galea, galerus. ſ. Lipfü de militia rom. lib, 3. dial. 3) Eine fruchtbare Abhandlung iſt beimgKipfius am angefißte 
1. &s. yaren If eigentlich ein Katzenfell. Man findet, ten Ort dial. 6. 








345 







I 





daß zwifchen e 
Soldaten ein clypeus, 
fen. Die Scuta follen 


























‚A &c, Rach dem Zen 







biades weit foftbarer, 








. 3. 
Athenienfer, gab feine 
he Materie aber nicht 





haben, damit man fie 
Br des Telamon fey 
at. 







was man mit den Han 


fer, famt der Reuteren, bebienten, etivag klein 
Auffer diefen war noch eine Art, 


ſten gemwefen feyn, wel 


Des andern Buchs zweytes Capitel. 


Das 
Von den 


— Schilde 1) wurden von den Römern keuta ober clypei genannt, 


inem fcu 


insgemein groſſe Sch 


gniß Plutardyi in K 


welche Argyrafpides hieffen, meilen fie, wi 
de von dberflberten Blech führeten, { 


be 
n 


ter waren, sr er Dramen er 
bie fie parmas nannten, bie noch Eleiner waren als die c! ei, und dennoch drey 
uß im Durchmeſſer follen gehabtihaben. Der Narten pelta, womit fie gleichfalls * 
childen andeuteten, koͤmmt von dem Griech 

$.2. Was die Lateiner fcutum, 
ner Gröffe, hinter welchen ein Soldat 
de haben wir oben Tab. LXIV. gefehe 
chen, infonderheit bey den Mace 


wurden. Nun follten wir auch Abſchilderungen von mancherley Panzern mitt eile 
Mh ber vorhergehenden Tab. CV, und folgenden f Panz h 
ſen wir es dabey bewenden. 4) 


zweyte Capitel. 
mancherley Schilden. 
9. 1. 


er fagt, 


ilde gemwefen ſeyn; da Hingegen die elypei, 


n; allein da wir beſonders 


chon viele gefehen, und noch in folgendem fehen werden, laf- 


; und verfunden ſie darunter alledr 
den oder Arınen in dem Streit ju feiner Bedeckung —— N 


to und clypeo ein Unterfchicb gemefen ; indem 
galea, ocrea und lorica; den andern aber anſtatt deg 


elte. Kivius zeiget_1y43+ 
daß der erſten Caſſe der 


elypei ein ſeutum beſtimmt gewe⸗ 


deren ſich einige Fußvoͤl⸗ 


ben oft ohne Unterſchied gebraucht. 


; ‚De BBelO eine gewiffe Heine Art von 
iſchen Wort wiren, und hieß mit einem andern Namen auch cetra, 


e gebräuchlich; 


umene mar unter ber Macedonifihen Arm 
e der Same anzeigt, entweder maßiv ſilber 


die Griechen aber an⸗oder Ouges» nannten, waren Schilde von ungemels 
vom Kopf bis auf bie il bedeckt ftehen konnte, s € 
n, und fcheinet es, daß fie 
doniern, waren bie eherne Schilde fe 
arten ungefehr acht palmos ober Handbreiten im Durcfehnitt. Di 
haben bes Namens ihrer Stadt auf die S 


Zwey dergleichen Schils 


fie nicht ga: ſchwer gemwefen feyen. Ber) den Gries 


fie waren ausgehoͤhlt und 


. Die Griechen liefen insgemein den erften Buche 
childe graben. Alfo führten die Sieyonier ein z, die Racedämonier ein 


ee eine befondere Legion 
ne ober wenigſtens Schil⸗ 


Wann dem Athenaͤus 9, 13. zu glauben ift, fo war der Schild des Alci- 
nemlic) von Gold und mit Helfenbein eingelegt ; anftatt des 


Zeichens war darauf Cupido 
u fehen; ‚welcher einen Donnerftrahl in der f Cup 


Hand fuͤhrete; mweld)es fymbalum ſich auf diefen Mann ſehr wohl 


chickte; weil er 5 ein ſehr tapferer Kriegsheld ‚ zugleich aber auch ſehr wolluͤſtig war 
Die Materie, woraus Schilde verfertiget worden, Mar mandjerley, — 5 
n Soldaten, nach dem Bericht des Thucydides Buch 4. Schilde von Meid 
efchickt war, viel auszuhalten. Nach dem Herodorus I, 171. 
e die Schilde mit gewi 
quem anfaffen Eonnte. Fig. 7. und $. 
fol : der andere ift Länglicht 


und ſechseckigt, dergleichen 


Selbherr ber 
enholz; wel⸗ 
ſollen die Carier die er⸗ 


en Merkmalen —28 und inwendig mit Handhaben verfehen 
ehen wir zwey — deren erſterer ovalrund 
yerhus oben einen getragen 


Die feuta der Roͤmiſchen Soldaten waren laͤnglicht und — "in der 








a ee: 
ur Zeit diefes Kai ie mei R 
ſchen Soldaten dergleichen Schilde geführet haben. Zur Zeit des — — aufers bie meilten &öm 








„u ı bem Mittelpumet ringsum gleich abfteht. 
ybius follen einige drey Schuh im Durchmeſſer gehabt Haben. ee 


ie Materie rvar Leder, Die 









den. G. £ipfius B. 
im gomer por, Uiad. 











4) Hier find die ocrex, ober elſerne Ve 
soenigftend des vorſtehenden einen Mei 


rwahrung der Beine, 1) ©. mit m 


infonders 


ehrern den Lipfius B. 3. dial. 2, noch andere 


h nes, vergeſſen more ri "cite in Bibli vb 
3, Dial 7. fie Eommen aus Zinn fehon aaa elRt nennt Gebriiue in Bibliograph. «1 


18. 0,612 


k 
h 


4 


Von mancherley Schilden. 349 


inſonderheit bey den Amazonen 2) üblich geweſen ſeyn, wie wir Tab, CX. Fig, 7. einen hinter der Bildfenle ei⸗ 
ner Amazonin gefehen haben, auch Tab, CIX. Fig. ı1. da ein Hetruscifcher Soldat dergleichen führet. Da ders 
gleichen Peltz auch in einigen andern Nömifchen Denkmalen gefunden werden: fo ift wahrfcheinlich , daß fie vor 
Diele, bey Adem Nationen gebräuchlich gewwefen. Wiewohl auch bisweilen andere Schilde gleichfalls Peltz ges 
nennet wurden. 
$. 7. Zu den Schilden rechnen wir aud) die fogenannten Ancrlia 3), deren Geftalt ung um fo viel gewiſſer 
bekannt feyn kan; weil nicht nur annoch verfchiedene alte Denkmale vorhanden find, auf welchen fie diefelben abs 
ebulder; fondern auch bie Alten gar häufig ihrer gebenten und fie beichreiben ; doch find ſie darin nicht fo gar einig. 
inige geben fie für groß aus, andere nennen fie £lein ; in der Geſtalt ſollen fie nacy einigen rund, nad) andern 
aber den Peltis der Thracier gleich geweſen feyn. Ung bünfet, daß des Plutarchs Befchreibung dem Driginal am 
nächften Eomme. Dieſer befchreibt die Ancilia: daß es kleine Schilde gewefen, die gleichfam nach einer Schnes 
«enlinie etwag eingebogen und keines wegs eirculrund waren. Nach ihrer Länge follen fie ungefehr dritthalb 
Schub gehabt haben. Es waren aber dieſes heilige Schilde, welche mit groſſer Sorgfalt verwahret wurden. 
Der Urfprung derfelben foll nach ber Erzählung bes Dionyfius folgender feyn: dag erfte Ancile fol vom Himmel 
gefallen feyn, und die Wahrfager hätten verfichert, daß die Dberhersfchaft über ben ganzen Erdboden derjenis 
gen Stadt würde zu theil werden , wo diefes Ancile wurde verwahret bleiben. Damit nun «8 nicht fo leicht 
möchte entwendet werden, habe Numa Pompilus. mehrere berfertigen, und folche in dem Tempel des Wars aufo 
hängen laffen. plutarchus erzehlet diefe Begebenheit in dem. Leben des Numz etwas anders. Er fagt, daß 
va vorgegeben, daß die Nymphe Egeria und die Mufen, von welchen er diefes Ancile empfangen, ihn vers 
fichert Hätten , es jollte der Stadt Nom zu groffer Glückfeligfeit ‚gereichen ; daher man «8 mit nod) eilf andern, 
die in gleicher Groffe und Form zu verferrigen wären, aufs befie verwahren folle , damit es nicht möchte geſtoh⸗ 
len werden ; indem e8 nicht leicht war, unter zwölf Schulden, den rechten zu erfennen, Derjenige, welcher die 
andern eilf Ancilia verfertiget hatte, hieß Mamurius; und hatte dafuͤr feine andere Belohnung, als die Ehre, 
Tuius Hoftilius har hernach die Zahl der Saliorum und Ancılium verdoppelt. Das gewöhnliche Felt, wel⸗ 
ches deswegen alljährlich angefteller worden, wurbe mit folgenden Ceremonien begangen. Die Salii nahmen dies 
fe Schilde aus dem Tempel und tanzten durch die Stadt, unter Abfingung einiger befonbern Lieder, Dieſes Feſt 
nahm den 1. Merz feinen Anfang, und dauerte 30. Tag lang: binnen welcher Eu nicht. erlaubt mar ‚ irgend ein 
wichtiges Giefapärt vorzunehmen. 3.€: eine, Heyrath zu vollziehen, einen Feldzug zu thun u.d.g. welcherley 
Verordnungen fehr arme beobachtet wurden. Und wann einer diefes Geſetz übertrat, glaubte man, daß er in feie 
vom Borhaben fich feinen Fortgang würde zu berfprechen haben. Man fiehet die wahre Abbildung diefer Ane 
cilium auf verfchiedenen Münzen, dergleichen wir hier Fig. 16. eine. mittheilen. ih 
$. 8. Auffer diefen war noch eine befondere Art, Gerrum 4) genannt, deren ſich infonberheit bie Perferz 
wie auch andere Morgenländifche Volker. bediemer. Sie waren aus Weiden geflochten, und mir Rinds Leder übers 
zogen, Xenophon gebenft ihrer zum Sftern; besgleichen auch Kucianus in feinem Gefpräch zwiſchen dem Kö⸗ 
nig Philipp und deffen Sohn Alerander. Endlich fehen wir Fig. 16, nod) einen ganz ungewoͤhnlichen Schild, mit 
verfchiedenen Erhöhungen 5) ſo die Geftalt der Bruͤſte haben. — 
Hier find auch die Schilde nicht mit Stillſchweigen zu übergehen, welche Clypei votivi hieſſen/ und 
ewiſſen Göttern, infonderbeit aber der Minerva geheiliget waren Plinius_ 34, 3. fagt von benfelben, daß die 
.arthaginenfer folche aus Gold verfertiger , und Ent ben Bilbniffenlihrer Götter mit in dag Feld genommen har 
ben; wie dann der berühmte Roͤmiſche Feldherr, Q. Marius Scipio 6), da er die Carthaginenfer befiegt hats 


te, einen dergleichen Schild ; ben Asdrubal bey ſich geführet hatte, umter ber Beute foll gefunden ‚und über 


der Thlire des Tempels des Jupiter auf dem Capitolio aufhängen lajjen ; wo er auch geblieben ift, bis dieſer Tem⸗ 
pel zum erſtenmal in die Aiche geleget worden in. Tivius berichtet, daß diefer Schild von maßiv Silber feye 
Berkertiget getvefen, und 38. Pfund am Gewicht gehabt habe; übrigens ſeye er diefem Scipio, der ihn erobert 
hatte, zu Ehren, auch Clypeus Marcius genennet worden. Die Griechen hatten bie Gewohnheit, daß, want 
he eine Schlacht gewonnen haften, fie einen ſolchen Schild 7 der eutweber gans golden oder wenigſtens übergols 
bet war, aufrichteten; und fiehet man dergleichen Schilde bier und da auf Münzen, mo fie mit den Buchſtaben 
CL. V. d.i. Ciypeus Votivus bezeichnet find. _ Man fiehet auf dem Revers einer unter dem Auguflus ges 
fehlagenen Münze, bavon Fig. 17. der Abdruck iſt, deraleichen Schild mit jenen Buchltaben; hi beyden Seiten 
fiehen wey Feldzeichen , zwifchen welchen die dier Buchſtaben S..P. Q. R. famt ber Veyſchrift SIGNIS RE- 


CEPTIS zu lefen find. Daß diefee Schild, lauf einem Gelübde , von dem gefamten Nath und Nömifchen Volk, 


den Gättern zu der Zeit geheiliget worden , da die Romer ihre Seldzeichen, welche ihnen die Parther vorher in 
einem ungluͤcklichen Treffen abgenommen, wieder bekommen hatten, —8 


Das dritte Capitel. 
Von den mancherley Degen und Schwerdtern. 
— 


glauben, daß der Gebrauch ziı allerexſt von ben Curetibus aufgebracht wor den ¶ Allein es iſt mahrfcheim 
lic), daß die Erfindung diefes Gewehrs wol cben fo alt fepe, als die Verarbeitung des Eifeng ſelbſten vo 
a 


sy bent erſten Hrkpriing.ber Degen, iſt ,_ wie von vielen andern Dingen, nichts gewiſſes ai ſagen Einige 


2) S. des P. Petitus lat, Schrift von den Amazonen, — Den findet gerrum und gerrz, zumal in Griechiſen 
. 26. ‘ r elern. 
3) Revo mehrerd beym Gutberleth de Saliis ce. 12. äh leſen 5) a die Hfelle und Wuͤrfe deſto eher abalitichen muſten. 


der auch Abbtldnngen, nach andern , aus Muͤmen davon 6) Man muß 2. Marcins verfeben; Curius Scipie wat 
gegeben. —— ic 2 vorher ſchon todt, Kivins Bubası c39: 


tt 











350 Des andern Buchs, viertes Capitel. 


daß man-alfobald anfangs zu den Zeiten des Tubal Cains angefangen habe, Meffer, Degen, Dolche und ſonſten 
— — dergleichen eiſerne Inſtrumente gi verfertigen, Su babe, Meffer, Degen, Dolche und fi 
cretius und andern alten Schriftitellern ertweißlich, daß, obgle 


mit ſo vielen ehernen Pfeilen und Waffen — geweſen, daß man damit etliche Schiffe Habe beladen fm 


nen; vo bier und ba in Kunſtkammern, vie 
nug, ba 

erben, f N 

S. 2. Die Römer trugen ihr Seitengewehr meiſtens auf bet rechten Seite; doch fehler e8 nicht an Exem⸗ 

eln des Gegentheils, Wenigftens fragen die Soldaten, die auf der Columna Al a 3 Con: 


e eherne Degen, Nägel un d. angetroffen werden: fü iſt gewiß ger 


Degens faſt bis an die Schulter reichet. Eben dergleichen fiehet man auch) an dem Arcu Septimsi Sever: und der 
—— ‚heodofii, Allein Joſephus gibt in feinem Buch de bello ii Iib, 3. vor, daf die Roͤmiſchen Sol 
baten zugleich zweyerley Seitengenseh, ich ei inken Sei 

guͤrtet hatten , und einen kuͤrzern Dolchen , der faum einer Spannen lang gewefen den fie auf der rechten getra⸗ 
gen, bag aber nichts meiter beweifet, als Ale gemeine Gebrauch, wie in andern Dingen , fo auc) in dieſem 


ten ; in dem fie damals Faum acht Zoll lang waren. Doch ift ni zu läughien, daß man auf einigen Denkmalen 
auch längere Degen anteifft. So fieht man ben Traſanus auf einen Denfmal 1 ei er au BY; 
einem Hirſchfaͤnger umgürtet , beffen Klinge allein ziween Schub lang ift, 


„3. iſt oben verſchiedenemal des Parazonium gebacht worden: darunter wird eigentlich. ei 
kurzes —— ober ein Dolch verſtanden, dem fie an dem Öietel trugen, Die Degen der — — 
einigen Denkmalen länger als die Roͤmiſchen. ‚ Die Dacifchen find auch lang, aber am End etivas ekruͤmmt, 
wie ein Saͤbel. Fig. ı8. und 19. ſehen wir die eigentliche Geftalt von dem Degen bes Prufias und bee Telamon, 
daran bie, Klingen etwan zween Schuh ee Die Seitengewehre der Griechen und Amazonen hatten gleich: 

als fehr.lange Klingen. . Die Degen ber Perſer wurden infonderbeit acinaces —— der Thracifche hieß 
arpe, und war ebenfglls etwas gefrimmer Der folgende Degen Fig. 26, deffen Original in dem Cabiner 
des Heren Boifot, oberften Prafidenten des Parlamente zu Befangon zu fehen ift, bat mit den Roͤmiſchen, wie 
£ auf der Columna Traiana abgefchildert. find, eine groffe Gleichheit, und ift die Klinge keinen Schuh lang. 
er folgende Fig. 21. ift aus dem Cabinet des Heren Foucault; und hat eine eherne Klinge, die in ber Länge 
2 Zoll hält, Der Gebrauc) der Pugionum oder Dolchen , welche fonften auch Sie@ geneimet werden war zu 
om vor biefem ſehr gemein , und mag Fig. 22. vielleicht einen vorftellen. Es ftect derfelbe in feiner Scheibe, 
und befindet fich in dem Cabinet des Abt Favel woſelbſt auch ber folgende Fig. 23. fo einen län ern Griff mit eir 
nem Wibberstopf hat , angetroffen wird, Endlich fehen wir Fig. 24, auch einen Dacifchen Säbıl, 


— Das vierte Caiteee... 
Von den mancherley Spieffen , Bogen and Pfeiler, Beilen und 


Schleudern, deren man ſich ehedem im Krieg bedienet Hat. 


$ 27 


uter den mancherley Spieffen 1) der Roͤmer, laͤſſet ſich von keinem mit weni ifbei i 
ou — ——— er 
NN — er Fan gehabt , und worin er von andern unterſchieden —— VRR 
um hieß. an weis zwar wol, daß —————— * oder Lancea ein Unterfchieb geweſen 

t — aaͤſſet ſich nicht gewiß angeben. lybi rm, 6: dec ; 

fagt, Pilum feye ein Hol; oder ange j — zwo — aa Id Ki bi ee 
1 annen lang, und dermaffen fcharf ziigefpist nt fee, daß eg fich ber 

bem erfien Wurf nothweudig haͤtte biegen mit Dir an OdleN fepe, DaB es ji nf 
nem anbeen Dit melber-er age —* — Ah N nicht wleder hätte f nnen gebraucht werben. An ds 


Die ge Aus dünnen Sr ; 

einer Hand breite im Umfang follen gehabt Haben, Doch kan ſich niemand —— Eee 
ER N v8 lichen 

4. G. Hierön, Hlagiummikeil, lib. 3, c.3: man konnte es x 


„bärten, daß es des Kifens Selle nertret, 1) ©. Lipfi deimilit.; ci dielog: 4: auch deſſelben poliorect: 
Man brauchte fie sum ar rder allemal HÄDLid kan &; Kiby4: dialog: 4, 


kipfs de milit; lic: dial. 





Von den mancherley Spieſſen, Bögen und Pfeilen ꝛc.. 351 
lichen Begriff machen. So viel bleibet gewiß, daß Piln eine Art von Wurfſpieſſen gewefen, welche nach ben 
Feinden geworfen wurden, ehe zu dem Degen gegriffen wiirde  Bisweilen gieitgen die Soldaten mit ſolcher Furſe 
auf den Feind loß, daß fie fich Feine zeit nahmen, diefe Wurfſpieſſe zu brauchen, fonberm den Feind alfobald hit 
dem Degen in der Fau anfielen. Die Griechen nannte einen ſolchen MWurfipies vr): und melden, daß ber 
Gebraud) derfelben vornemlid) bey den Römern 2) uͤblich geweſen Diejenigen bier ziigefpizte Eifen Fig. 25.128: 
deren einige mit Widerhacken verfehen find, finden fich bey dem Deger. Polybius gedentt noch einer ander 
Art Spiejle, die in ber Länge drey Ellen gehabt, und vierechgtz tote ein Bratfpich gewefen ; baher fie auch vor 
bem Wort veru, der Bratſpieß, veruta 3) genennet worden. Noch eine andere Art it umter dem Namen 
Falarica 4) befannt, melde brey Schub lang; und dazu gewibmet geweſen, Feuer anzubringen oder einzu⸗ 
werfen. n | * 
ſ J. 2. Was Hafla hies, ſoll einer lanee⸗ ähnlich geweſen feyn ; welchen Namen lLancea einige von ben 
alten Galliern, andere aber von den Spaniern herleitet: Bey beyden Kationen brauchte man zu Benennung eis 
nes Spieffes, das Wort Lancen ; obwohlen unter Halta und Lux ea allerdings ein Unterichied war, Dan 
Hafta bedeutete eigentlich einen Wurfſpieß, oder folchen Epieß, den man bey feinem Gebrauch nicht inder Hand 
behielte, fondern nad) den Feinden von fi warf; da hingegen bie ſogenannten pedıtes legionarii oder bie Fuße 
gänger , welche die Legionen ausmachten , und einen Spiß führeten, denſelben in der Hand behielten, und nicht 
don fic) warfen 5). Einige glauben, daß Flilta urforünglich von den Hefrusciern herfäme; als bey melchen 
ein folcher Spieß Coris genennet worden. Die Sabiter, von welchen er bernad) an bi Roͤmer gekommen; ſol⸗ 
len es Quiris genennt haben; wovon nachgehends Komolur, Quirnus, bie Roͤmer aber, weil fie dergleichen 
Spieffe gebraucht, Quirites geneinet worden: Einige Spieſſe heiffen amentarz,; meilen fie nicht nur gröſſer 
und fehiverer als andere gewefen; fondern an ber Mitte ein lederner Riemen ober smentum 6) veſt gemacht wary 
damit fie dem Spieß nicht nur einen ſtaͤrkern Schwung geben, ſondern and; wieder zuruck ziehen fonnten Einige 
Spieffe waren gar nicht mit Eifen befchlagen , und hieffen Halte pur=; weiche denjenigen, bie fic) im Krieg vor 
andern hervorgethan hatten, als ein Ehrenzeichen gegeben wurden 5 dergleichen, nad) des P, Yjoris ıa Lenor, 
Pifan, p. 121. bisweilen von Silber gemacht worben. ’ — 

3. Die Spieſſe und Langen der Roͤmiſchen Kaifer, welche auf alten Denkmalen aefehen tverdn, haben 
mit iheer Statut ea ker Fänge; nemlich fechg bis fiebenthalb Schuh; das eiſerne Befchläg dazu gerechnet, 
Die alfo genannten Lance® Herculian®, deren Trebellius Pollio in dem Leben des Kaiſers C ucii Gethi- 
ei gedentt, waren etwas länger und beſſer ausgearbeitet / als andere, Unter dem Styler M, Aurelius haftet bie 
Soldaten Spieffe, welche famt dem Belchläg nicht mebr als annrlänge harten. Zur Zeit Theodohi waren fie 
kanns vier Echub lang. Die Gallier führerem jchr furze und leichte Epreffe, welche fie Gafum 7) nannten, der 
zen fie zween zugleich mit ber Hand foffen fonnten, IM Maredonier hingegen hatten fehr lange Pcken, melche 


-Sarı le bieffen, deren einige bis 24. Schuh lang jollen geweſen feyn ; alfo dag man an ber Wahrheit ber Eache bey 


nahe zweiffeln möchte; fie follen folche aber vornehmlich gebraucht haben, wann die Zeinde in dem Treffen Ele⸗ 
phanten genen fie anrucken liefen; um fie von fernem zuͤruck zu halten, daß fie nicht zu nahe auf ben Leib tommen 
möchten, Dergleihen Spieſſe follen auch bie bLacedaͤmonier gehraucht haben; bie Spieſſe der Chalybier hingegen 
ollen ettvaß fürzer geweſen jeyu; nemlich 15. Schuh lang. , Fig. 29. fehen wir das eiferne Befchlag von einer 

je; bie uns Fabrettus mirgetheilet hat; und Fig. 39. ein anderes aus dem Kircheriſchen Cabinet; dem 
w DIE. 31: aus dem Cabinet des Herrn Abts Favel noch eim anders mit einer gabelfürmigen doppelten Erige 
beufügen. Kenopbon gebenkt einer befondern Art eines Spieſſes, den er dipb zen nennet; davon bie Geb 
ehrten verfchiedene Meinungen begen- Leunclavius bat gezeigt, daß nichts anders, als ein ſolcher Gabelf 26 
miger Spieß; dergleichen wir Fig. 31. gefehen, zu verfiehen jeye- Diefe Deutung finder fich auch in dem Woͤrter⸗ 
buch des Cpriliue , wie nicht weniger in ber Handfchrift, Die du Freone anführen; welche darınnen übereinflints 
inen, baß kamax ober kamoke, eine Gabel bedeute; 


$. 4. Der Gebrauch der Bogen 8) und Pfeile foll, had) bem Zeugniß des Plinius 7, 56. entweder von 


bern Seythes einem Sohn des Jupiter, oder von dein Perfeg, einem Sohn des Perfeus, erfunden worden ieyn; 


0dorus fehreibt diefe Erfindung dem Apollo zu, und, gibt vor, daß bie Cretenſer die erften geweſen feyen, wei⸗ 
+ fich diefer Waffen bedienet: Allein dieſes alles iſt fabelhaft Die Aufferliche Form ber Bogen ift aller He 
faft einerley es beftchet derfelbe aus einem gleichſam doppelten Bogen, zwifchen welchen ein ganz gerader Hands 
geiff it; am melchen man nicht nur mit ber linken Hand faſſet, fonbern auch den Pfeil anleget. Bor Alter 
farch fehr wenig Nationen, die fich nicht eines Bogens bebienten, Bon den Römern weiß man mar nicht, daß fie 
bey bem Anfang ihres Staats ; einen Bogen x ühret haben; obwohlen fie unter den fremden Huülfstruppen , 
auch Schügen haften. Wenn fie auch gleich ſelbſt fich in dem Treffen feiner Bogen bebienten; fo uff doch gewiß z 
daß die Kunſt mit dem Bogen zu ſchieſſen, dey ihnen bekannt geweſen ſeye / wie dann von dem Kaiſer Commoturg 
Bun wird, daß er in diefer Kunſt fehr erfahren gewelen; ja es waren zu Nom fo aar befondere gefchichte 


* 


eifter; ‚welche bie Liebhaber in dieſer Kunft untermwiefen haben, Nach bem Zeugniß des Ernopbonm hatten bib) 


2 en Barbarn, welche nach der Befiegung Cyrus deg jüngern, ben Griechen nachfegten, Bogen; deren einer 
e 


g 
infehald Schuh lang war ; welches leicht zu glauben iſt , wetlen man von den Anertcanern iveig, daß bi 
Kllen Ar bis fechg Schub lange Bogen führen. Die Pfeile dieſer Barbaren waren auch bey ae 93 
einen halben Schuß ober gwo Ellen lang. , Wann ſie ihre Pfeile mit dem Bogen abfchieffen wollten , fo feßten fie 
unten den linfert Zuß neben denfelben, damit er befto veſter non, A und fchoffen fie mir ihren Pfellen ber 
’ « . 2 \ 
£ m... 


2) Appianus meldet did weniaftend } a Popui Urexs zerzei,h F) Der untere Theil, biet PP von Eifer ; dendt ke 


an findet aber diefen Namıen micht, bey den Römern. Zu beffer konnte in die Erdı geftoffen werden. Siebe auſſe Lid 
en gRurffpieffen gebört aud) noch Sibyna ES Sybina. * Ber ii are —— ee By 0 al, 
N BAER ent; ſchreibt Dionyfius cauner: Kipſti poliorcet. Ub 4 dial.5, 
3) Mi Livius xetutum fl — sieleiaht vonFala,ein 7) S. eben daſelbſt dialog. . 


4) Man ſchreibet auch wol p 


hun; ntan fcpof fie,von den Thürmen ab „oder an Thürs 8) ©. Kipfii poliorcer. lib; 4: dial; 6; auffer denen dH Fa⸗s 


ine, da fie fich anbängten und fie in Brand brachten Gs bricius meldet, bibliogsaphia €-18s.n:.12; 
kipfüi poliorcer: Buch 5. diel. g: : 


r 














352° Des andern Buchs viertes Capitel. 


maffen feharf unb gewiß, daß fie oft Schilde und Panzer durchbohreten. Die Indianer machten nicht nur ihre 
Pfeile, fondeen auch) bie Bogen aus ihrem Schilfrobr. Die Araber führeten Fehr groffe un ie groͤſten 
unter allen aber waren die Bogen ber ohren ober thiopier und waren folche aus dem Holz von Palmbaͤumen 
verfertiget, dag zuvor in dem euer gehärtet wordem Ihre Meile waren an flatt des Eiſens mit fehr ſcharfen 
und fpigigen Steinen verfehen. Die Lycier derfertigten ihre Bogen aus Horn, und nach dem Bericht des. Plir 


nius bedienten ſich manche Drientalifche Voͤlcker, anſiatt der Sehnen, der Nerven von dem männlichen Glieb 
eines Cameels. Aug dem Be er haben wir oben ſpitzige Eifen mit Widerhacken gefehen, nach welcher Form 
diefe Barbarn vielfältig ihre Pfeile ſchlagen haben; bisweilen ‚machten fie, anftat bes Eifens, beinerne Spigen; 
dergleichen Tacitus auch von den alten Zeutfchen erzehlet. Die Röder, zu Verwahrung ihrer Pfeile, waren 
meiſt von einerley Geſtalt, auſſer daß eine oben auch mit Deckeln verfehen waren, an hatte bisweilen fogar 
beſondere Sutterale, worinn die Bogen felbft verwahret wurden , welche fie Corytos nennten, 


5. Auffer diefen Waffen bebieneten ſich einige Völker auc, gewiſſer Heinen Beile oder Streitaͤrte 9), 


Besgleiden wir oben bey den Amazonen bereits angemerfet haben. Bey dem Kenopbon L.4. Exped, Cyr, wirb 
eine folche Art Sagaris genannt, Manche alte Volker hatten dergleichen Nerte bb in gemacht, I 


9.6. Die Schleudern 10) gehören auch mit unter die Waffen. Sie beftunden aus einem Band ober Nie 
men, deſſen beybe Ende man in der Hand zufammen faßte, unten auf den Boden biefeg doppelten Bande aber ei⸗ 
nen Stein legte; an einem Ende diefes Bands war ein Loch oder Schlinge, durch welche ma ck⸗ 


t as andere gewiß be⸗ 
le ip) dem Strabo Lib, 3. liefet man daß bie Baleares in der Kunſt zu fchleubern 
chickt gewefen. Er meldet, baß fie dreyerley Arten von Schleudern gehabt; erftlic lange Schleudern, bie fie 





ewohnheit, daß fie ihren Kindern nicht eher etiwag zu effen gaben; e Schleuder ein 
ewiſſes Ziel getroffen hatten, Diefe Balearifche Schleuderer befanden ſich oͤfters ſowohl bey de 
als Roͤmiſchen Armee, und muß man bekennen, baß biefelben zu Erhaltung des Siegs oͤft 
getragen Es Nach dem Bericht des Thucydides waren unter den Griechen die Acarnanier auch fehr vors 
treffliche Schleuderer. Die Achäer hatten Schleudern von dreyfachen eg, ie fich mit grofjem Vor⸗ 


| N { hmt wurden, daß wann 
einer gewiß ſchieſſen oder fchleudern Fonnte, man deſſen Wurf oder Gefchoß ein Telum Achäicum nannte. Ei⸗ 
nige Völker endlich, und infonderheit die Teutſchen / pflegten fich im Krieg, anftatt der Waffen, farker Keulen 


Das dritte Buch. 


Bon der Reuterey aller alten bekannten Volker, desglei⸗ 


hen: von den mancherley Feldzeichen und Kriegs: 
Arbeiten der Soldaten. 


| Dad erite Kapitel, 
Don der Reuterey der Griechen und der Roͤmer. 








4. I: ! 
ie bie Griechen in vielen Dingen mit den Römern übereinfanten, ſo gilt diefes auch von rer Reutereh 
dann mas Xenophon in feinem Buch dere equeftri, in Anfehung ber Yufzdumunn md — 

der Pferde meldet, dag nehmen wir hier und da auch auf ben alten Römifchen Denfmalen wahr. Auf 
Münzen fiehet man zwar Öfterg Griechiſche Reuter ; weil aber biefe Figuren wegen Mangel des Raums insgemein 
Hein ſind: ſo laͤſſet ſich an folchen dag wenigſte deutlich erlennen. Bie Rem hen Reuter hingegen werden uf N 
perſchiedenen Denkjeulen dermaffen Eenntlich und deutlich vorgeſtellet, daß man davon alles genugſam unterfcheie 


en kan 

| Tb 2, Die atey Pferde nebft ihren Führeen auf dem Monte Caballo zu Rot wie Tab, CXIL, 

t / J wirt fi . h 5 * 1 dab T! » I, fi * 
CXUF und 2. den Abdru mittheilen, am einander dermaſſen gleich, daß der —25 it eig Br ee Bin 

N — — ‚die 8 het ine ohne dem, durch die Länge der Zeit 1 

'f y ie eigentliche Geftalt nicht mitthei ;.e8 wäre banıl) 

| daß man auf bem andern diefe erfeße, Aug der Ueberfchrift erhellet, daß bien sn enkänhtes:e boden 

| 





| h . ift erd d mteften als 
sen Bilbhauern verfertiget worden indem dag eine den bidias, dag andere aber ‚si Drapiteles en bat; 

| man liefet ausdrücklich baran ‚Opus Phidie und Opus Praxitelis, Es find zwey vollkommene eiſterſtuͤck/ wel⸗ 
ii de fo groſſer Künftler allerdings Bee find. Wann man die Bruft deg ich in die Höhe bäumenden Pferde , 
iM und bie Stellung des dabey ftehenden Führers, der ſolches zuru zu halten ß 
muß man geftehen ‚daß darinn eine ungemeine Kunſt fiede, welche billig 


| 9) Die man auch werfen Fonnte, Kipfius pol; ‚lib, 4, i ; 
| | — 6. "’Pi Penn Abhandlung de — ei 4. f 10) Kipf. eben daſelbſt dialog. 2. und 3: 


emühet iſt genauer betrachtet : fo 
verdienet, von allen-Kennern 4 








No Col-Antonina.. 
e SIENA NEN — En » — — 








22. Statue equestres in monte Caballo.3.Statua equestris Lugduni eruta. 4. Cques Komanıs 
Lam habenis ducens.5. Mlexcander M ‚Bucephalo vedlus. 6. Imperawr peditem aggrediens. 
7-IFaianus equo veckus.10.M.Aureli statua equestris.8,9,10. Öquites Romanı. . 





UT R) _ cl — ne — — : = 
* ——— — 
* — ————— —— Fr — Be 
innen _— _ N — _. 
——— Pr - az * - — — 


* 
“, 














> — — 


———— 


Col. Antonıni. 


— ———— 





a. EquusJIraianı aSstratore Oucl.S. Equitzs sınqularıs equus. $. Eques ex ao Jheodosiu . 
4: Cques Parthus. 5. Amazon cum pedite Rom.pugnans. 6. dques Jarmalnı.:y. dques Darcus . 
8,9. Equites Germant.ıo. Eques Maurus.1ı .Eques Vumida.ı2.Murex.15.Lupt. 14: Calcar, 











Von der Reutereh der Griechen und der Römer. 353. 


fü Werben, Der von Metall 


dinal anfehen, können es nicht gen 


euter zuerſt gezeichnet, als 


wiefen haben, Viele meinen, 


gegoffene Keuter Fig. 
ug bewundern; wie 


auch derjen 


Göttern als ein Verſoͤhnopfer gewidmet, 


ches auf jene Gefchicht muͤſte gezögen werden, 
feiner bolligen Nüftung bedeckt, vor 
der Grube rennt, oder ſich ſchon In 


iſt gantz nackend, ſeine Haare 


eher, daß diefer Reuter einen alten 


daß der beruͤhmte 


geftellet ; u 
folche ſtuͤrzet; 
und Bart auch nicht 


3. ift zu Lion ausgegraben worden, und fo biel . 
dann nicht zu —* ‚und fo viel ihrer das Ori⸗ 


nen iſt, daß ſowohl der, welcher dieſen 


ige, welcher _folchen hernach in Erz gegoffen hat, daran grofje Kunft ber 


M.Carınıs verftanden werde, welcher ſich für die Nömer den 


und in einen tiefen Abgrund geftürzet. Allein wir. ſehen nichts, wel⸗ 


ettung gewonnen, zum Andenken alfo dieſes Denkmal 


6. 3. Fig. 4. ſehen mir einen Neuter, wie fo 
net worden, Sıs Pferd hat einen halben Mond auf der Bruſt 


ucephalus 1), welches aus 


Ueber dem Haupte zeigt fich die Sonne , 


weifel auf die von dieſem 
tömifchen Kaiſer vor, 


und den Neuter mit feinem 


die von vornen getheilt iſt, und auf der 


den Kaifer Trajanıte, welcher mi 
* ſtellet einen Romiſchen Reuter vor mit ein 

ers ausgezieret ; es iſt von ber 
folget ein unvergleichliches Stüf, welches den Kaiſer 


* 


£ feinem Pferd renuet / 
em ovalrunden Schild; der Schwanz. Riemen des Pferde ift befon« 


Her folgende Fig.9. iſt von eben diefer Cäule. Fig. 10. 


Columna 'l'raiana. ! 9. 
M. Aureliug zu Pferd vorftellet , und zum Andenken eines 


Icher von — bon der Columna Traiana FE TE 


Dann 47. Cuttius wird allezeit als ein Roͤmiſcher Ritter, mit 
nd zwar in ber Stellung, daß er entweder in völligen Balopp näch 
wie wir Tab. LXVIII. gefehen haben. Diefer Reuter aber 
fo beichaffen, wie man an den Römer gewohnt iſt. Sch meinte 
Gailier vorfielle, der einen Wettlauf etwa gehalten, und weil er wirklich die 


möchte verfertiget worden ſeyn. 


ungen, welcher Zierrath an ben Nömifchen Pfer⸗ 


ben ſehr oft vorkommt, Der Reuter haͤlt in feiner rechten einen Spieß; am bie linfe Seite hat er ein Schwerdt 


egürtet, beffen Klinge ungefehr zwey Schub lang ſeyn n 
B dem darımter fehenden abgebrochenen Griechischen Wort BOYK« deutlich erhellet- 
und in der rechten hält et einen Lorbeer. Kranz, welche Symbola ohne 


rag. Fig. s. fehen wir den groffen Alexander auf feinem 


Helden in Orient erfochtene Siege abzielen moͤgen. Die folgende F"g. 6. fteller einen 
der mit feiner Lanze auf einen Sußaängı E zurennttet, der fich aber mit feinem Schild bedeckt, 
Degen abzuhalten bemuͤhet 4 


. "Das Pferd ift mit einer Loͤwenhaut bebedit, 


Bruft des Pferde anſtatt eines Bruſtriemens dienen Fig 7. fehen wie 


e ihm erhaltenen Siegs auf dem Gapıtolio aufgerichtet 


olumna J 


5.4. Auf der folgenden 
woran man ben völligen 


meifter an dem Zügel fuͤhret, 
ruft: und Schwanzriemeit, 


gende Pferd Fig. 2. iſt aus der Zahl derjenigen; 


raiana abgenommen, 
Tab, CXIU. Fig. 1. fe 


die Eoftbare 


Immer zur Imfen Seite waren (die Kqui 


ende Reuter Fig. 3. ift von ber Columns Theodoſii. 


berein; auf dem Kopf hat 
Das S 
* un iſt fo kurz, 


er ein 


ul wir kaum eineg gefehen haben: die Pferddecke iſt fe 


6. Hier find die ſogenannten Kqı 


An Il. find darunter 


des Servius über Virg. dern deren Pferd 
een 


fernen Harnifch bedeckt waren, fon 


den diefe Harnifche ans lauter Kleinen Hl 


nes dag andere zum Theil bebeckte, 


worden... Der folgende Neuter Fig. ı 1, iſt auch von der 


hen wir dag Reitpferd des Kaifers Traiani, das der Stall⸗ 
Aurpug eines Pferds, die Zügel oder doppelten Zaum, den, 
Dedte , fo anftatt des Sattels bienet, deutlich erfennen fan. Das fol CXIL, 
deren fich bie Kquites fingulares, bie im Treffen bem Kaiſer 


tes Pratorii bedeeften ihn zur rechten) zu bedienen pflegten. Der fol 


\ites catzphradi 


echlein, welche 


then Reuter fehr ſtark im Gebrauch geweſen⸗ 
5. 6, Bey dieſen Vorſtellungen von Reutern iſt dief 
* he Gebrauch vor Alters nicht müffe befannt gemeien 


fiehet; daher man nicht unbillig den Schlu 


feyn; zumalen ihrer aud) bey | 
dag Worft biltaphia, womi 


Wörterbuch, Es it auch wicht 5 
auf feinen einigen Denkmal antreffen fol 
und epiftapia, womit Die neuern eine 


t bie neuern eine 
u begreifen, 


befannt worden. Wann Xenophon d A 
fagt er: dafs der Meuter die Mähne des Pferds zugleich 
aufgefchnoungen habe. Wann aber ein Reuter ein⸗e fh 
fit, nach Art der Derfer, ihre Pferbefnechte, welche ihnen au 

abt haben, die Pferde alfo anzigewohnen, bag warn ihr Keuter 


Geſchicklichkeit gehabt, D nen 
959 daß er ſie ohne alle Muͤhe konnte. Wann bie Romer 


daß manche Pferdfnechte bie 
aufjigen — ſie ſich 


ihre junge Leute in der Reutkunſt unterri 
fie ſich erftlich übten, bald auf der re 
de ihnen auch gezeigt , wie fie eben bie 


fondern in der einen irgen 


Steigbiigel, und wann ein junger 
alt worden, daß fie nicht mehr hoch zu ſp 
dag Pferd geholfen , ober daß fie das Pfer 


geführt haben. 


1) Es giht noch viel Muͤmen mit diefer 


leicht zielt die Sonne oder d 
adttlihe Abſtammung. 





auf die Erde nied 
chten liefen 3), 
chten, bald auf der 


feg beierkftelligen NOHIEN +. 4 
deinen Spieß, in dei andern aber einen Degen hielten. , Ales_bieles gefhahe ohne 


mer nicht reuten fonnte, war es ihm ſchimpflich. Wann aber die Meute 
ringen vermochten, iſt leicht zu erachten ; bag ihnen bie — 
d an einen erhabenen Ort, groffen Stein; ober Stock von einem Baum 


ie Sterne au 


Ite. Es muß d 


1 Steigbügel andei 


Das Krieggkieid Fönmt mit bem vorher be chriebenen meift 
em Helm , der oben mit einem Wogel und fehr a Federbuſch gezieret ift- 


r prächtig gegiert und Schups 
oder clibanariijnicht zuilbergeben. Nach der Auslegung 


diejenigen Reutet ji verfteheit, die nicht nur ſelbſt mit einem eis 
e auch mit derg 


zleichen Harniſch verſehen waren. Es beftuns 
alfo auf ſtarke Leinwand gehefftet waren, daß immer eis 


wie die Federn am einem Vogel zur Zeit des Kaifers Eonftantin find dergleis 


ſes mertwuͤrdig / daß indn nirgends einen Steigbůgel 2) 


f macht , daß 

feinem einigen @riechiichen oder ee einen heilig ale 
n Steigbügel anbenten , auch nicht einmal in cinem zienlich alten 

daß, wann fie zu alten Zeiten bereite ba geweſen wären , man fie 


emnach folgen, daß die Wörter ftapes, flapeda, ftapia 
ten, exjt in neuern Zeiten, mit dem Gebraud) derfelben, 


avon redet, nie ein Neuter ſich ſein Pferd zu ſchwingen pflege, ſo 


Vor ſteilung. Viel⸗ 


f feine geglaubte 


mit dem Zügel angefaßt, und alfo mit einem ©; 
ere Rüftung batte , die ihm bis nicht zulieſſe, ii Br 
auf dag Vferd halfen, Xenophon meldet auch diefeg, 


fo hatten fie auf der eutbahn hölzerne Pferde, « 
linten Seite auf das Pferd zu ef pe 
follten wann fie auch gleich keine Hand frey hätten; 


\. 7 


3) S. atiffer Zieron. Magii mifeell. lib.a: &i 14. 
ſius de Bea rom. ib. 3. difer: en BEREITEN 
3) Dis meldet Vegetins mit audern Worten lib: 1: c- 17a 


Uuuh 


Tab 

















254 Des dritten Buchs zweytes Kapitel. 


8.7. Dbgleic) die Pferde mit Hufeifen au befchlagen ſchon zu alten Zeiten bekannt war; fo fcheinet egbochl 
daß es nicht aller Drten eingeführt gewefen. Der berühmte Fabrettus verfichert, daß er unter allen den Pfer⸗ 
den, die er auf den alten Denkmalen in groſſer Anzahl genau betrachtet‘, nur ein einiges angetroffen, welches 
mit Hufeiſen befchlagen gemwefen. Von Maulefeln £rift man Erempel an, davon Suetonius ın Neronew 
:30. in Velpafiano 6,23. und Pliniug ı1, 33. vor andern können nachgefehen werben. &enopbon hingegen 
gedenft in feinem Buch don der Reutkunſt, der Hufeifen nicht ; fondern melder nur, auf was Art fie vor Alters 
den Auf der Pferde gehärtet , daß er ſich nicht fo leicht verſtieſſe. Er berichtet auch B. 4. Exped. ı'yri.333% 
von einer gell Nation, bie fehr £leine Pferde gehabt, denen ie im Winter grobe Saͤcke an die Fuͤſſe gebtms 
den, barinnen fie wie in Stiefeln giengen, damit fie wicht fo tief in Schnee einfallen möchten. 


Das zweyte Kapitel, 
Von der Reuterey einiger anderer Mölfer, 
— 


ier merken wir vor allen Dingen aus dem Renophon an daß bey ber Armee des Cyrus des jüngern, ber 
feinen Bruder Artaxerxes mit Krieg überzog, ſichs hundert Reuter um ihn geweſen feyn, welche nicht. nur 
dad Haupt mit einem Helm, fondern auch den ganzeıt Leib ind Schenkel mit ſtarken Pauzern und Zarm⸗ 
ſchen bedeckt hatten; da hingegen die Perſer mit bloſſem Haupt ftritten, In eben diefem Heer waren auch bie 
Pferde vor der Stien und Bruft mit einem eiſern Stirnblat und Yru blat verfehen, wodurch fie gegen. die abs 
efchoffene Pfeile einigermaffen gefichere waren. Auf dem Haupt des eptirnius Seuerus fehen wir einige Parrhis 
ehe enter, deren Kappen, womit fie das Haupt bebedten, nac, Phrygifcher Art vorwärts etwas eingebogem 
waren; ber Nod geht Faum bis an die Knie, und iſt mit einem Guͤrtel gebunden ; der Mantel, der auf der druft 7 
zufammen gebeftet ift, flieger hinter ihrem Nücken, die Hofen find fehr lang und weit, geben ihnen bis an die 
nöchel, wo fie zufanımen gebunden wurden, Aus Fige 4. ee wir) daR wann jie ſeht gefhwind ritten , fie 
mit dem einen Arm ihre Pferde , die gewohnt waren, im Galopp den Kopf in der Huhe zu halten, „um den 
Half faßten; worinn auch einige andere Nationen es ihnen nachthaten.  Db.äber ‚gleich die Parther auf alten 
Denfmalen, von denen wir folche abgenommen haben , mit feinen Waffen verfehen find, fo ift doch kei— 
nesiwegs zu glauben, daß fie unbewaffnet geweſen; fondern wir glauben vielmehr, daß, weil die Waffen auf 
den arcubus und columnis — vor den übrigen Bildern hervor eragt, fie durch bie Fänge der Zeit von dem 
Wetter mürbe gemacht oder fonft a geftoffen worden, und abgefallen find; umalen, ba wie gewiß wiſſen, daß die 
Parther, lange Degen oder Schmwerdter geführet haben, welche noch gröffer warcn , als der Nomer ihre; des: 
gleichen , daß fie fich der Bogen und Pfeile bedient, welche leztere fie mit groſſer Geſchicklichkeit abzudruken wuß 
ten. Es iſt auch von ihnen bekannt, daß fie ſich oͤffters geftellt, als ergriffen fie die Flucht. Da fie aber her: 
nach plöglich umgekehrt und den Streit erneuert haben; fie haben felbft über die Nomer manchen Sieg erhalten, 


en der ai umd 

! t, Aethiopes oder 

Mohren nennen. Die Ama 8 Neiber / * Tha⸗ 

ten hin und wieder von den geführet habenz find 
en Ah ornahm, fol iyreKb 

nigin einen Beſuch bey ihm abgeftart Jabeln uhtermifäpt: alle dal eis 

nige fogar karan zweifjeln, ob jemal en. Bu Wien, in Defterreich, iſt auf ei⸗ 
nem alten Monument ein Streit der 18. 5° MUE eine einige, wie fie mir ihrem 
Widerſacher Fämpfet, vorlegen, len Beil oder Streitaxt, dag Pferd ift 

mit einer groffen Dede belegt, ſta td erinnert, daß fie auch Schilde 96 
führet haben, welche Bir Geſtalt SED auch erzehlt, daß fie ihren Mägde 
= le 5 hie Bnberlip en BER ihnen fünftig nicht an Spannung 

K3 3 i 

Ole non Depde Sri, enfmalen gefehen habe, die hatten 

. Fig. 6. it ein Sarmatier, deffen Aufzug fehr winderbär ift. Der Hut oder Mitse iſt rund und 

oben Zugeipißt ; das Kleid aber vom Hals big zum unterſten deg Fuſſes liegt a auf dem Nah daf wann 

diefe a I dab das a — a ; malt benfen 

Das befonderfte iſt, daß das erd durchaus mit einem eben dergleichen ſch e iſt. n 
leſe hievon den Pauſanias in atticıs Bir. ©. 3%. wo dr a a Ntppichten Ueberzug bedecket if, Ma 


ee | bey den Sarmaticrn ein ziemlicher Mans 
gel an Eilen war, fie dergleichen ſchuppichte Decken aus dem Huf der Herde gemacht haben, Sie fehritten nem 
lich 


2) und trefliche Pferdes daber König Philipp 20000, ſehthiſche Stutten ſich 


zugelegt. Juftin.lib:g. 0:2, 





follte, es wären nackende Männer, 


Von der Reuterey anderer Völker. | 355 


lich aus dem Huf, wann fie ihn wohl gereiniget hatten, dünne Hlätlein in Form der Schuppen, in welche fie 
—5* Heine !öchlein bohren, mit Pferdshaar oder Saiten auf flarfen Leinwand alfo auf einander hefren, daß 
ie. bie Haut von einem Drachen oder Fiſch vorſtellen. Ammianus Marcellinus ſagt Ber7. von eben dieſen 
Sarmatiern, wie auch den Quaden, daß fie Panzer von geſchabten Horn harten, welches wie Vogelfedern, bie 


Über einander herliegen, auf Leinwand geheftet feye- 


4 Die Dacifeben Reuter, deren wir Fig. 7. einen fehen, find den Parthern fehr gleich. Ihre Mite 
oder Kappe ift nach Phrygiſcher Art eingebogen ; bigmweilen aber giengen fie auch mit bloffen Haupt. Der Noch 
geht ihnen big an die Knie, der Mantel ıft fehr kurz, und hängt auf dem Rücken ; vor der Bruſt iſt er zuſammen 
geheftet. Wann es kalt war, nahmen fie ihn um fi herum, Als Waffen, führen fie.einen Frummen Saͤbel und 
einen ovalrınden Schild. _Das ganze Pferdgeſchirr beſtunde in einem Zaum / Bluſt und Schwarzriemen; © its 
tel hatten fie gar felten. Die teutichen Meuter hatten verfchiedene Kleidimg. Einige waren am obern Leib nas 
dend, mi gs, ibn, un Ban en in DR N Sal ge BAG ac) Dacar Sı a 

eheft ‚ihre Hofen waren fehr lang , wach Ar vn — nad) Dacifcher Art ger 
—— Da Teutfchland in viele Prodinzen und Üsiterfopaften —— 


Heidet giengen; ihre Schilde waren ovalrumd. vi | 
war, Deren jebe ihre befondere Gebräuche hatten ; fo muß man fich über die mancherley Kleidung ber alten Teuts 


fhen nicht mindern, Zore Pferde hatten nichts als Zäume, ohne Bruft: und Cchmanzriemen , noch bieltsents 
98: Sättel; ja viele hatten nicht einmal einen Zaum; wann die Keuter galoppirten, faßten fie das Pferd mit dent 
einen Arm um den Hals; wie aus Fig.» zu GEfeHRn ein nl aan 
$. 5, Was die Reuterey ber alten Galtier antrifft, fo babe mir zwar alle Mühe gegeben, irgend einen 
Gallier zu Pferd zu finden; allein ich babe feinen antrefſen können. „Inzwifchen ruͤhmet doch * Caͤſar, daß bie 
Galliſche Neuterey ihm in dem Serien wider den. Pompejus treffliche Dienfie gethan habe. Gleicher Weife habe 
ich auch feine Spaniſche Neuter finden Finnen, beren fi) I. Caͤſar in feinen Kriegen doch gleichfalls bes 
dienet hat, Strabo berichtet B. 3. ©. 114. daß bey den alten Spaniern ſich je zween Männer auf ein Pferd ger 
fetst hätten; wann aber dag Treffen angegangen ; ſeye der eine abgeftiegen, und habe zu Zuß gebienet. Daß bie 
auriſche Reuterey dem Trajanus gegen bie Dacier Beyftand geleiftet, lefen wir bey dem Dio; und ohne Zwei⸗ 
fel find eg eben diejenigen, die auf der Columna Trajana p. 43: 44. vorflellig gemacht werben. Wir fehen einen 
dichen Kig. 10. welcher an feinen befonderg gefraufien Haaren und gefämmten Hart erkannt wird, Datın Stra; 
o fagt. non den Mauren D. 17- alfo: Die Mauren Eräufen die Haare und Emmen ihre Sarte; zieren ſich 
mit Gold, puren Ihre Zähne, ſchneiden Die vragel ordentlich ab, und wann fie mit einander geben, 
nehmen fie ſich ſorgfaͤltig in acht, daß fie einander nicht zu mabe Fonmmen; und einer den andern eti 
wa ftoffe, wodur Die. Zaarz, aus ihrer Ordnung kommen koͤnnten Ihre Pferde haben weder Sättel 
Hoc) Zügel, noch ſonſten einen Riemen wie Die umidier und Getulier, wie auch andere Africanifche Völker, 
h 1 Reuter, daß das Pferd ſtatt eines Bruſtriemens ein zuiammen gedees 


Doch fehen wir hier an Dem vorangezeigten r,d vd f 
bee hoppeltes Si um den Hals bat; welches vielleicht nur dazu bienete „daß fie dem Pferd damit ein Zeichen 


gaben , auf welche Seite es fich wendet, ober wann es ſtill ſtehen ſollte. Es irugen die Mauren fehr leichte 
ie, or N an bie Knie giengen umd doppelt gegurtet waren. Die Schenkel und Füfe, wie hicht ments 
‚ger die Arme, waren meiſtens nagend und unbebeckt, „An bem liuten Arm trugen fie den Schild und in der rech⸗ 
ten einen Spieß Die, folgende Fig. 11. fiellet ung einen Numibifchen Reuter bar; weichen ein Rom ſcher Sols 
pf hält, und auf die Erde zu werten bemüber ift. Daß aber biefes ein Numidier feye, erkennt 


dat b 5 AL Paar at r jene 
Ban kiraus el er meift nadend if , und Hlog einen Mantel am Hals haͤngen hat; welches mit der Bes 


rei Flaudianug übereinfömmt , ber von den Nuinidiert fagti dextra moyeriaculum, prfent ır pal- 
be Diefer Neuter aber hat feine Lanze; es mag ihm Solche vielleicht entfallen feyn; 


lia eva; cetera nudus eques; mia l icht 
das Herd bat alich — noch Zeug, und iſt ganz bloß. Die Numidiſchen Pferde find übrigens von Heiner 
et, aber bermaſſen geſchwind und zahm, daß fie mit, einer ſchlechten Spießgerte regieret wurden, bisweilen 
auch ihren Herren wie bie Hunde nachliefen · Der Schild; fü diefem Numidier entfallen iſt, har die Form eines 

halben Monde: Ba Er 
5,6. Che wir hier ein Ende machelt, iſt von den alten Ismaeliten ober Saracenen, von denen Ziero⸗ 
Anis in ven Beben De Malchus Meldung thut, etwas weniges zu gedenken. Die Sararenen hatten 12 bie; 
fen die Gewohnheit, in den Wäldern und Wuͤſteneyen herum zu ziehen, mie bie Araber. Gie ſtammen von eins 
ander ab, und ritten nicht nur auf Pferden, fondern auch auf Cameelen; am Leib giengen fie halb nackend, und 
teugen lange Haare; zu Waffen hatten fie geoffe Bogen und Pfeile, und waren gewohnt, meiſtens von dem Naub 
zu leben. Dbngefehr zos. Jahr nad) dem ae ; haben fie eines der gröften Reiche der Welt aufge: 

richtet, wodurch fait alle andere Nılcer in Schrecken gefegt wurden. 

5, Endlich gedenken wir auch no etivag von ben Fußangeln dergleichen wir Fig. ia, einen fehen‘; 
davon das — dern Cabinet von S. Genovefe ver wahrt Il. Sie wurden gebraucht, der — Seit 
Meg su verfperren; mann matt merkte 7 daß feindliche Neuterey eindringen wollte, fo warf man viele von fol: 
hen Eifen auf den Weg umd bag Feld, WO fie herfamen. Dann, wann die Pferde darein traten, geriethen fie 
völlig in Unordnung: fie Waren fo zubereitet; daß, man mochte fie werfen, wie man wollte, von ben vier Spi⸗ 
Ben inımer einer in Die Höhe ſtunde; davon auch Dalerius Mar. B 3:67: 0.2, kan nachgelefen werden. Bon 
den. Steigbuͤgeln haben wir bereits oben ©. 353. etwas gedacht; hier ſetzen wir och diefes binzis; daß man fich 
nicht mundern müffe, dann bie Alten dieſes fo bequemen Mittels, ein Pferd zu befteigen, ertmangelt haben; iveis 
len fie nemlich keine dergleichen Sättel hatten , die inwendig nit einem hoͤlzern Geſtell verfehen find, fonbern ein 
bloffeg Tud) oder Decke über das Pferd legten, dag auf beyben Seiten weit herab bieng; welchergeſtalt man nicht 
wohl einen Steigbügel befeftigen Fonnte- Dann bie Sättel von unferer Art, find erft zu des Theodofiug Zeiten 
erfunden worden, Daß bie alten Keuter pielfältig ohne Zaum geritten, davon haben wir oben Diele Figuren ges 
fehen doch haben fie ſich auch gar oft derfelben bevienet ; obmohlen ſoiche nach der Aufferlichen Geftalt don den 
ünferigen geroiffermaffen unterichieben Maren, Fig: 13: Iooan ra Theil des Zaums, welcher den Pferden 
® pflegte 








356 Des dritten Buchs drittes Capitel. 


pflegte in das Maul gelegt ‚ und eigentlich dag Gebiß genennt zu werden, Diefes nun iſt hier von einer beſon 
dern Öeftalt, indem es an dem einen Ende zur Seite mit einem Pferdstopf verfehen iſt; daraus man erfennen ap 
welche Art Gebiffes von den Alten mögen lupata genennet worden feyn; nemlich folcye vieleicht, melche anftatt 
eines folchen Pferdekopfs auf der einen Seite, oder wohl gar auf beyden Seiten einen Wolfskopf hatten. Ser 7 
vius hingegen in feiner Erklärung über Virgilüi Georg. 3, 208. ift der Meynung, daf die frena lupata von den 
MWolfszäpnen den Namen Bin ‚ mit welchen das eigentliche Gebiß, fo den Pferden durch das Maul gienge, ei⸗ 
nige Gleichheit gehabt haben folle, 


$.8. Endlich if noch von den Sporen etwas zu gebenten 7 welche bey den Alten gleichfalls im 
Bebrauc) geweſen find. Wie denn Cicero derfelben oft gebenfet, und man dag Wort calcar aud) im verblümten 
— wann man ſagt: huic freno, illi calcaribus opus eft, womit angezeigt wird, daß manche 
in ihren Öefchäfften zu bitzig zu Werk gehen, dag man nethi hätte, fie mit Zügeln zurug zu halten; andere aber 
ſo langſam — daß man bey ihnen Sporen nöthig hätte. Dirgilius nennet Aeneid, Xl. 714. bie Spos 
gen calces ferratas, d.i. eiferne Derfen, mann er fagt : quadrupedemque citum ferrata calce fatigat. Allein 
bey allen alten Denkmalen, bie wir noch übrig haben ‚ find die Reuter ohne Sporen abgebildet. Vielleicht waren 
es nur Fleine eiferne Stacheln, welche mit Hilfe eines BlechE an der Verfe des Stiefels veft gemacht wurden; 
baher fein Wunder ift, wann die Bildhauer diefe Kleinigfeit aus der Acht gelaffen haben. Fig. 14. fehen wir 
Sporen, die gus einem Stachel befunden, der an einem eifern Bilgel veft gemacht ift; welchen man an bie Stier 

fel etwa auf eben die Weiſe mag angefchloijen haben, wie wir heut zu Tag zu thin pflegen, 


Das dritte Kapitel, 
Don den mancherley Feldzeichen 1). 


nr —J 
n den erſten Zeiten ber Roͤmiſchen Republik, da bie Einfalt noch herrfchete, und mar Kon Pracht öde I 
Schmuck wenig wußte, diente den Soldaten ein Bund Heu oder Gras, fo an die Spihe einer hoben 
Stange veft gemacht war , flatt der Fahnen oder anderer Feldzeichen, Nach der Zeit nahme man dafüt 
mancherley Thiere an , als Mölfe, Pferde, wilde Schweine, Minotauros u.d:g. derem Bild auf eine Stange 
efegt wurde; biß endlich , nach dem Zeugniß des Plinius X + 4- Marius anftatt aller diefer Tiere, bie einige 
Seftalt des Adlers zu diefem Ende erwehlet hat, In folgenden Zeiten find fo viele und mancherley Seldzeichen 
aufgerichtet tworden, daß die Alten in Befchreibung derfelben felbften nicht mit einander einig find. Wegetiys | 
Il, 13. fagt: Das erſte Feldzeichen einer ganzen £egion war ein Adler, der von einem Yauilifer getragen wuroe. 
Gleicher Weife hatte jede Cohors ihren Draconarius, der ihr einen Drachen vortrug. er Unordnung vorzu⸗ 
beugen, haben fie jede cohortem in gemifje centurias eingeteilt, und jeder centuriz eine gewiſſe Fahne beftimmt, 
an welcher bie Zahl jeden cohortis und centuriz bemerfet war; daß aljo die Soldaten, wann auc) noch fo ein 
toffer Laͤrmen und Unordnung entſtanden, fich leicht wieder zu ihrer Ordnung finden fonnten, wann fie nur diese 
% ahnen anfahen. Damit die centuriones defto befferpmochten vor andern erkannt erben, pflegten fie die 
eriltas oder Haarbüfche ihrer Helme umzutehren, 


———— zu ſehen war 
b 


r in groſſen 
ſo gar dabey den Eid ſchwuren. en; ſondern 


$.3. Die Fahne ber Reuterey oder Standarte hies beſonders cantabruw. Tertulli 
parum vexillatum. Von den Zeiten des Conftantinug an, hieffe man dieſes Zeich 
1 den Ehriftlichen Kaifern der verzogene Name des Herrn Chriſti mit einen Ereug zu fehen tar, Es wurde nen 
IM ne Stange gehänget , welche oben ein Querhols, in der Geftalt eines T hatte ; dag Faͤhnlei i 
ID mein von Foftbaren Zeug, einen Schuh lang und einen Schuh breit. Die Feldzeichen waren bald vor Gold und J 
Ki Silber , die meiften aber von Erz; oder Eifen gemacht, Jede Legion hatte ihren Adler ; 
If | gen Feldzeichen aber find die Alten nicht einig. Der gewoͤhnliche Ort, wo biefe Zei 
| | wahret wurden, war der Tempel des Mars, aus welchem fie diefelben bey ei 
ji 





BEBMrE Aa gemaffnete Soldat, welchen wir Tab, CXIV F 
4 € Soldat, welchen wir Tab, « Fig, ı. vor der Bellon f 
| Tab, dem gelehrten Cauceus für einen Fecialis oder Herold gehalten, beffen fic) die Mömer — 
cxiv. nem Volk den Krieg ankündigen mollten; da ein ſolcher Herold einen Pfeil oder Wurffpieß in bes Keindeg Land J 
warf. ‚saier ſcheinet eß als ob bie Bellona felbft diefe Geremonie berichten wollte. Die zwey ruͤnde Täfelein N 
Fig. 2. und 3. find Theile von Roͤmiſchen Don » auf welchen obbefagtermaffen die Bruſtbilder ihrer Goͤter 
und Kaiſer pflegten abgeſchildert zu ſtehen. Der folgende Abler, Fig.4. welcher auf einer runden Scyeibe fitety 4 
ift, wie ſchon gefagt, dag vornehmſte unter dem Nomifchen Seldzeichen, 7 


| Der Stock mit dem obern Querholz, Figss: 
3) S. hievon umſtaͤndlicher Zirfi de milit lib,4. dialog. 5. a 














>>> ig Bg gi GeG6Gmm— >”zp:€TE — — — — — — — 
Zn me ——— — — — — = — — — — ———— — == rn — — — = 


Feb: CK: - 


Ayulifer. Draco 


Ss 
— 





5. Pulerum vescall. 6. 


naruıs. 8-16. Signa mılitaria varız generis.. 


Danubi posin. . 











: ” ; Pig: ° 
* er 
n —J ——— 
* —* — 
— 
3 4 
— 
J * ? hr 
4 r f " — * 
— 
45 2 J —— F 
JE 8* % 3 ine — 
> * — 
ae — 
de Yoıtasz = 
ö j 
J u i i 
——— ar 
; ’ hr 
oe — J —— 
* Br ze “ 
\ x 
f 
z * 
— 
—— ” 
— * 
8& 
N 
> 
3 
Ei — 
— — 
in NUy a) 
* 
N b % F oe; * 
⸗ Pen —— Be 
\ 2 Bein st! 
> u 
Pe J F IS 
4 - \ > } 
jur P x BET ur 7 
£ — 
ff >> 4 
* F * 
ET his a 3 $ 
— — 
* +. 
} ce 
44 
’. 
n Pr 
6 ? a [223 
£ i * A * 
3: 48 
zu.demss — 
* z 
t 
S 4 * r 
“ — 
—— m nn nn — — — — 








—â—— 


Von den Feldzeichen. 357 


die Fähnlein der Neutercn zu beveftigen pflegte. Fig. 6. und 7. ſehen wir 
einen Aquiliferum und Draconarium, da jener einen Adler, diefer aber einen Dradyen trägt. Die Drachen find 
BAR fpätern Zeiten mit unter die Seldzeichen aufgenommen Be ER a lim, Womieben Rede 
erfelben i Ä war eigentlic) da | aeier; wie fols 
gar nicht gedenken Dann ber Drad) | Iches Zeichen an die Teutfchen , und enblich auch an bie 


iſt eine folche Stange, an welche man 


ches an b iefen Fam h 
em Arcu Seueri zu feben ift, Bon biel eher he Fir 8. aus einem Wolf. * Das andere 


Ömer. Unte n Seldzeichen Fig. 8 - 16. 2 er N er 
und dritte Fig. —— bat 3 a dem eifeen Bofchläg des Spieſſes drey Stäblein, deren eines in die quer 
an den Spieß geheftet ift, bie beyben andern aber von beyden Enden herab hängen und gleichfam ein halbes Viereck 
borfiellen, zwifchen welchen ein Adler, ber mit einem Kranz ei ey u fehen ift; unter diefen Adlern befinden fich 
einige Täfelein, mit den Bildniffen der Götter oder Kaifer- 3ag folgende Feldzeichen Fig. xı, iſt eigentlich ein 

euter- Fähnlein oder Stanbarte. Das fünfte Fig, 12. hat zwiſchen feinen runden Täfelein auch ein vieteck tes, 
auf welchem eine Rauer mit einem Thor zu ſehen iſt; vielleicht bedeutet es fo viel, daß diejenige Legion, welcher 
biefeg Felbzeichen zugehsret,, einmal bey Eroberung eine! Sradt , gute Dienfte getban babe. Das folgende Zeie 
hen Fig. 13. befteht aus fünf über einander geſetzten rumben Täfelein , über welchen zu oberft eine flache Hand zur 
hen ift; welches legtere auch bey andern Feldzeichen ettwaß fehr übliches war, F — iſt dieſe Hand mit eis 
nem Lorbeertran, umgeben. Das folgende Fig. 15; wird der eigenen Betrachtung des Lefers überlafen. Das 
groͤſte unter allen ift Fig. 16. an melchem aber nichts beſonders anzumerken, auffer ber Thurn in ber Mitte, ber 

auf eine eroberte Stadt oder Veſtung zielen mag. Es ift wahrſcheinlich, daß alle dieſe Theile der Feldzeichen 

alfo beſchaffen gewefen, bag man fie leicht abfonbern , permehren und vermindern, oder berſetzen Fönnte. Im 
eld wurden fie in die Erde gefteckt, und dorften ohne vorher gegangenes Opfer nicht wieder heraus gezogen wer⸗ 
den. Mann ein folches Zeichen ſich nicht germ aus Der Erde ziehen lieffe, wurde es für eine böfe Vorbedeutung 


Angefehen, 

; ST Sr x Griechen waren nach der Befehreibung beim Potter von unterſchiedlicher Gat⸗ 
fung. She En —— pi‘ befondere Zeichen. So haften z. E, bie Athenienſer eine Eule, welcher 
— der Minerva geheiliget mar; die Thebaner zun —— ig ein ee lat u Kalbe 

eben EEE N 4 iger Hbermantel auf ei ; bergleis 
follte, wurde bisweilen ein ee Amonieet — ſie — — Erfindung, en —— 

ander heimli wollte, deren anhalt niemand tejen D er verftehen Fonnte , wann fie au ) aleich 
a enlih.nac Km Des Des Plutarchus Im Geben De Eotnnereı yuep JANE 
bölgerne Stäblein machen, welche fie feytalas nannten, und die ganz einerley Länge und Dicke hatten. Cinen 


don diefen € mit, der nach ber — 
ru fen Stäben gaben fie bei —— — nitten fie dag Papier in lange fchmale Bänder oder Riemlein, 


d ein einig Wort ei iemen an vielen Drte 
wickelten 5 — — meift lauter zerriffene und gleichfam zerſchnittene Buchftaben vorftelleten, und 
Nicht Fonnten gelefen werben, auffer wenn man diefelben wieder um einen Stab von gleicher Gröffe und Dicke 
ickelte, Diefe abgemickelte Niemen ober papierne Bänder fandten fie an ihren General, der diejelbe fogleich ums 
in Stäblein widelte, und fodann die Schrift leicht lefen Fonute. Und auf folche Weife konnten fie auch bey 
Adern Gelegenheiten bie gröften Heimlichkeiten einander fehreiben 9). 
. i riebenen Feldzeichen, hatten fie auch noch andere 2), welche einen Schall 
Oder Son —* ar eine — Stimme —— wurden. Wann die Armee zu Feld 
Ing, giengen ihahee eand dem Lager herum, welche geriſe Werte augriefen; als victoria, palma ‚or- 
tudo, Meus nobiscum fit, triumphus, Imperator U. d.g. Sie riefen aber nicht einmal mie das andere, das 
Mit die Feinde folcheg nicht etwan abmerfen möchten ı indem diefes ihr Lofungswort oder Parole war. Wann 
fie biswellen plöglich mit dem Lager aufbrechen, und ben Feind etwann unvermuthet überfallen wollten , theilten 
fie deg Nachts vorher in der Stille ein geroiffes Zeichen aug , welches auf filberne, eherne ober helfenbeinerne 
q Zug nicht heimlich er ſich — ———— Beltgen —— —— 
tgeben, i vorgebachter Scher ein ober Blaͤtlein und er Trompeten zugleich; je nach⸗ 
em — raue erzehlt von dem Fabius Maximus, daß berfelbe eingmalg zum 
8 d habe liefern N “ eo ik a — habe 
Ubenfen laften. €. Nerandrinus meldet in pedag. daß bie Hetruscier ſich im Frieg er Trompeten/ 
die ktabier 7* ————— einer gewiſſen Art einer Harfe, peitisgenannt, bie Cretenfer einer £eyer, 
© Karebämonier auch der Peiffen, die Thracier eined Horns / die in einer Trommel, und die Araber eis 
er Cympel bedienet yaben. Die alten Griechen folen eine Art groſſer chneckenmufcheln gehabt haben, welche 
nen Ton won fich gaben "wie Trompeten. Das Horn Fig. 17. gehört auch mit unter der Roͤmer ihre Feldtrom⸗ 
jeten ; und die da Ireibige bliefen, hiefjen cornicines, Fabrettus bat von ber Columna Traiına noch eine ans 
te Yet mitgeteilt, die lituus hieß, beren eigentliche Beftalt Fig. 18. zu eben. Von dergleichen muficahfchen 
rumenten haben mir bereits oben gehandelt. 


2). Lipfium eben daf.lib.4- dial.ia. *) S, Moller de Seytala Lacedumonior. Allt. 1695. 


Kırr Das 














Livius Bd. XIX. c.19. Diefelbe mit den Roͤmern gewiffermaffen in — — ſetzt, ob er gleich diefe 





358 ER IC ER 


Dad vierte Eapitel, 
Bon den mancherley Arbeiten 1) der Soldaten im Feld, 


$. 1. 


7: ift in ben Alterthuͤnern Faum etwas merkwuͤrdigeres und dag mehr Verwunterun verdient, als wann man 
& von ben —— Werken und Arbeiten —* „welche die Soldaten hear im Krieg unternommen 


haben ; worinn bie Roͤmer und Griechen es allen andern Nationen zuvor gethan, die Perſer aber den Gries 
chen ziemlich nahe gekommen. Unter diefen Kriege. Arbeiten verfichen wir alles, was bie Soldaten zu Beveftis 
ung und Auszierung ihrer Laͤger, Wälle und Bruftwehren, Veltungen und Berfchanzungen vorgenommen has 
ang Wie geſchickt und eifrig die Perfer hierinnen gemefen feyen, haben fie in dem Krieg, den fie unter Anführung des 
Kerges geführet, zu Tag gelegt. Dann als diefer bey Platäd überwunden war, haben fic) viele in ihr Laͤger 
zuruͤck gezogen, und in demſelben fo lang zur Wehre geftellt, big endlich die Athenienfer daſſelbe überftiegen hats 
ten; wodurch zugleich biefer unglücliche Feldzug der Perfer fein Ende erreichet hatte. Es waren bie Arheniens 
fer in dergleichen Kriegs; Arbeiten vor andern Nationen befonders berühmt, Wann fie eine Stadt belägerten, ums 
zingelten de ſolche alfobald mit einer Mauer, hinterlieffen eine gemiffe Defagung, welche diefelbe vertheidigen muß 
te, daß niemand in oder aus einer folchen Stadt fommen konnte; da fie inzwiſchen mit der Armee immer weiter 
forteuctten, und fic um eine alfo eingefchloffene Stadt wenig weiter bef mmerten, als die fich dennoch aus Hunger 
würde übergeben müffen. In folcher Kriegs kunſt waren auch die Macedonier nicht wenig berühmt ; 


Stuͤcken vorziehet. Polybius legt den Macedoniern den befondern Nuhn 
verſchanzen, * gefchiekt gewefen, und mas fie einmal unternommen, mit dem geöften Eifer und under 
droffen ausgeführet hätten; davon man dazumel eine ausnehmende Probe gefehen Hat, wie Ale 

Tyrus belagerte, welche zu der Zeit auf einer Inſul lag ; die Griechen aber machten bey diefer Gelegenheit von 
dem veften Sand_gegen die Stadt einen dermaſſen veften Damm über dag Meer, daß diefe 
eine ordentliche Geeftabt wurde, die an dem Ufer deg veften Lande lag. 


get, daß es für umübermwindlich gehalten wurde. Won Ar ER y ne “ — * 
en: wie er davon ſelbſten 8,1. deB,G.c.g. die efchreibung 


agerianfiehet, welches er um die Stadt 
Alefia gezogen hatte: fo muß man befennen, daß heut zu Tag eine Armee von 100000, Mannen nicht im Stand 


feyn würde, dergleichen in vielen Jahren zumegen zu bringen; wovon man bie Befchreibung B. 7. de beilo gallico 
©6R.u. f. bey ihm felbft nachlefen fan 2). Wann man fragte, wie e8 möglich geweſen, daß die Römer folche erſtaun⸗ 

welcher arbeitete, fahe die 
Sache als fein eigen Werk an, und als ob feine eigene Wohlfahrt damit verbunden wäre, Heut zu Tag hingegen 
befümmern fich die Soldaten wenig darum, mie oder wann ein IRerf das ihnen anbefohlen ift, zu Stand foms 


‚me , und übertreiben fich in der Arbeit gar nicht , auch felbfE wol bie, welche durch ihre fleigige Aufficht dag 


Werk beſchleunigen follen, find oft mehr auf eigenen Nugen, als den DVortheil ihres Dberherren ‚ bedacht. 


5.3. Nun önnten wir von ben mancherley Verrichtungen der Soldaten, in dem Feld und 


b nicht 
nur eine umftändlichere Befchreibung machen , —— 


ſondern auch mit verſchiedenen Abfchilderungen begleiten, und ir 


er beveftiget, und fonft allerley harte Arbeit verrichtet haben; davon auf der oftan 
* allerley Vorſtellungen zu ſehen find. Allein weil bey allen Diefen En — 


t | ‚ und laffen es dabey beiwenden, da 
foir Fig. 19. annoch einen Abrif von ihren Frucht Magazinen beyfügen; weil —— ihrer äufferlichen Sell 
von den Unferigen unterfchieden find. iefe haben hier mit andern Bauens Hänfern eine groffe Gleichheit ; das 
obere Stockwerk ift mit einer groffen uns verfehen, aus welcher eine brennende 

ne Zweifel, damit-biejenigen Schiffe, me 


die Soldaten mit den ganzen Magazinen felbft beynahe einerley Höhe haben ; an 
gebenfen. 


1) Woven mit mehrern Lipfius de militia im gamen sten von der Römifchen Wer ent 
) serien. u: ſchen Verſchamzung um ganı Jeruſal 


2) Wozu auch die Berbreibung des Joſephus su nehmen, | 


\ Dad 


— 


Sa wm 2 rien 





1” 7 en Au 


— 


Von den An prachen der Feldherren an die Soldaten ic. 359 


DaB vierte Buch. 


Bor den Anfprachen der Feldherren an die Soldaten, 
Heerzuͤgen, Schlachten und Schlachtordnungen. 


$. 1. 


* waren beſonders zwo Gelegenheiten, bey welchen die Felbherren eine Anſprache 1) am die Soldaten zu 
halten hatten. Entweder geſchahe es vorher, ebe eine wichtige Unternehmung vorgieng, da man bie 
Soldaten aufmunterte, ihre Schuldigkeit zu beobachten, und man ihnen einen th machte; ober es 

gefihahe folches nad) ber Action, da man , wann fie ſich wohl gehalten hatten, fie deswegen rühmte, und ihnen 

ame abftattete. So oft dergleichen Anfprache geſchahe, ar der Feldherr, deme die Dber-Dfficierg zur Geis 
te fiunden, auf einem etwas erhabenen Drt zu ſtehen, der beſonders zu biefem End angelegt, und Tribunsi oder 
fuggeftus genennet wurde, Diefe Tribunalia wurden entweder von ordentlichen Quaterſtuͤcken aufgeführet, oder 
aus auf einander gefeisten Rafen beveftiget. Auf der Columna Traiana find fie meiſt nach der erften Art mit 
Duaterfteinen Fünftlich und ordentlich vorgeftellet, daß man bald auf die Gedanten kommen möchte, der Bildhauer 
Dabe diefelbe hier viel zierlicher und Fünftlicher gemacht, als fie in ber That waren; fintemalen es faft nicht wahr⸗ 
cheinlich ft, daß die Armee, welche fich felten lang an einem Drt aufgehalten, fondern I Lager oͤffters vera 
ändert hat, fo viel Mühe auf dergleichen Tribunalis folle verwendet haben, ann man aber erwaͤget wie vie⸗ 
le Hände bey einer fo zahlreichen Armee geholfen, und was für erſtaunende Werte dieſelbe fonft in ſehr burger Zeit 
herzuftellen im Stand waren: fo fälet die eingebildete Schwierigkeit weg. Indeſſen Fan nicht geleugnet werben, 
daß auf der Columna Traıana auch verſchiedene Tribunaliz gefehen werden, welche nicht von Steinen, fons 
* Nafen erbauet waren, Die Figuren davon haben wir weggelaſſen, weilen fich ein jeder die Sache von ſelbſt 
einbilden fan. 

2. Die Geerzüige der Roͤmer, wann eine ganze Armee marfchirte, waren fehr anfehnlich, und Eönnen 
auf ziweyerlen Weiſe betrachtet werden. Dann bisweilen gefchahe der Aufbruch der Armee , ohne das Lager zum 
gleich aufzuheben; wann fie nur etwas vornehmen, ober ſich in ein Treffen einlaffen wollte; oder aber , es hub 
die Armee zugleich ihr Lager auf, wann fie einen langwierigen Zug an einen meit entlegenen Drt vorhaite. Die 
Soldaten waren gehalten, zugleich ihren Proviant und andere Geraͤthſchaft mit fich zu tragen. Bey einem fols 
chen Heerzug nun giengen die Feldherren mit ihren Tribn)s und andern vornehmen Dfficiers, in Geleit der lignife- 


“ rorum und tubicinum , welche die Feldzeichen trugen, und bie Feldtrompeten bliefen, insgemein vorher ;. denen 


dann dag übrige Kriensheer nachfolgte, Den Schluß machten die Karren und Wägen, welche mit Helmen, Schils 
den und Spieffen beladen waren; welches aber nicht Immer zu gefchehen pflegte, indem die Soldaten nicht nur 
ihre Waffen, fondern auch fogar ihren Proviant und andere Geräthfchaft felbiten tragen mußten. Die Soldaten 
von (hiwerer Nüftung, trugen ihren Helm, fame dem Schild, unter dem rechten Arm Dben auf dem Spieß 


trugen fie ihren Buͤndel, der aus dem Proviant, einigem Gefchire und anderm Geräth beftunde. Der Proviant 


mar meilteng Mehl oder Zweybad, Sped und Böcelfleitch, und mit Waffer vermifchter Eßig zu ihrem Getränfz 
wobey fie eine Schüffel, Pfanne und Löffel hatten ꝛc. Doch hatte ein folcher Bündel insgemein nahe bey so, 
Hund am Gewicht. Inzwiſchen war aljo die Armee eines groffen Getroſſes von Pferden und Proviant, oder Bas 
gagewägen überhoben. Und weilen Matius der erſte war, der feinen Soldaten zumuthete, ihre Bagage felbft 
I tragen, fo wurden dieſe zu derfelben Zeit Mariani muli, d. i. des Marii Mauleſel genannt. Allein es ift im 
olgenden Zeiten mehrmalen eine Veränderung vorgenommen worden. Spartianus berichtet in dem Leben des 
Kaiferg Pefcennii nigri c. 16. daß diefer den Soldaten auferlegt habe, 1 feiner andern als hoͤlzerner Gefäfe zur 
bedienen. Er verbot ihnen auch Bein zu teinten, und nur mit Eßig zufrieden zu ſeyn; und wann fie trinken wols 
ten, goffen fie etwas Eßig in einen Becher voll Waſſer, und dag war ihr Getränk, welches pofca genennet wur⸗ 
de; auch litte er keine Becker bey der Armee, fondern die Soldaten mußten ſich mit dem Zweyback befriedigen. 


63. Auf den alten Dentmalen und ben oftangesogenen Seulen und Triumphbsgen des Trajanus, Antos 
ninus, Theobofius u. fs 1. fehen wir zwar verfchiedene — von allerley Schlachten, allein es laͤſſet ſich 
nichts deutliches daraus nehmen; dann erſtlich beſteht eine folche orfiellumg faum aus einer Handvoll Solda⸗ 
ten von beyden Seiten, die mit einander Handgemein find; man ficht nicht dag geringfte von einer ordentlichen 
Schlachtoroͤnung; und über das find ihnen die Waffen durch die Länge der Zeit meiftens entfallen : nicht zu ges 
denfen, daß, weil die alten Bildhauer der a feineswegs fundig waren, die gehörige Proportion und Drda 
nung fo wenig dabey in Acht genommen ift, dag man wenig oder nichts daraus nehmen fan , als eben die Klei⸗ 
dung und Rüftung der Soldaten ; die wir bereits oben geſehen haben  Diefes ift die Urfache , warum wir jene 
fchlechte Borftellungen nicht werth geachtet haben, fie hier mit anzuführen, 


$. 4: Was den Rang und Ordnung der Soldaten, bie fie unter einander gehabt, und mie fie in der 
Schlachtordnung geftellt waren, anlangt: fo ift zu beflagen, daß die meiften alten Schriftfieller, welche hievon gehans 
belt haben, verlohren gegangen find. Aelianus hat von biefer Materie ein ganzes Buch gefchrieben, in welchem er 
nach Art des Arrianug, (welcher aber an vielen Drten geftümmelt iſt) Nachricht ertheiler, wie die alten Griechen ihr 
re Truppen in gemiffe Ordnungen und. phalanges eingetbeilt, und diefelben, ſowol das Fußvolk als die Neuterey, 
nac) Bechaffenheit jedes Orts und anderer Umftände, nach gewiſſen Öliedern und Ordnungen geftellt haben : 0b 
gleich von dergleichen Sachen Feine durchgängige BorfchriftenE Au angegeben werben; fondern ein Eluger go 

Erer2 na 


\ . 
1) Siehe den Lipfius mit mehrern de militia lib. 4. dialog. 9- 




















CV, 


360 Des andern Buchs, viertes Kapitel, 


nach ber Befchaffenheit des Orts, wo er mit feiner Armee flieht, feine Maaßregeln nehmen, und feine Armee 
auf verfchiedene Art rangiren muß 2) 


$. 5. Das Fußvold wurde inggemein in dreyerley Arten eingetheilt, zu deren erfterer die Soldaten fchwer 
ser Ruͤſtung, oder Hoplitz, zur andern bie fogenannteu Peltaftz, welche nur Fleine Schilde hatten, und zur drits 
ten die Velites oder Soldaten leichter Ruͤſtung gerechnet wurden. Die Hoplitz hatten geoffe und runde Schils 


be, anbey fehr lange Spieffe, farisfas. Die Peltaitw , welche swifchen den Hoplitis und Velitibus die Mitte 


hielten, hatten den Namen von den peltis oder Eleinen Schilden, die insgemein die Form eineg halben Monde 
hatten; und zu diefen wurden auch die fogenannten Argili gezehlet, welche ſehr kurze Spieffe hatten. Die Ve- 
lites hatten tweber einen Panzer noch Schilde, auch feine Stiefel, fondern nur allein Pfeile und Steine, welche 
letztere fie entweder mit blofjer Hand, oder mit Schleudern, nad) dem Feind warfen; item Wurffpieffe, Der⸗ 
gleichen Unterfchied war auch unter der Reuterey; einige waren dor andern mit einer ſchweren Ruͤſtung beladen, 
bie cataphract hieſſen 3); umb nicht rue für fich , — auch fogar ihre Pferde mit einem Harnifch oder Yan 
zer bebeckt waren. Andere hatten eine leichte Ruͤſtung, die Feine Panzer trugen, und nur Kanzen oder Murfe 
fpieffe hatten, welche fie von fernen nach dem Feind warfen; warn fie etliche verfchoffen hatten, giengen fie dem 
Feind näher auf dem Leib, und wurden bandgemein mit ihm; biefe leztern wurden fonften Tarentini genannt, 


$. 7. Die phalanx Macedonica ift am berühmteften. Wann fie in ihren Gliedern ſtunden, fo nahm ein jeder 
Soldat von ſchwerer Rüftung, einen Plag von zwey Ellen oder Schuhenein. Die Sarifle oder Spiefje, waren inöger 
mein 16, oder wenigſtens 14. Schub) lang, In den ſechs erfien Reihen hatten fie Spieffe von gleicher Art; doch 
alfo, daß die Spieſſe der letzten Neihe, bie erfte Ordnung um zwey Schub , die in der ohneing legten Drdnung 
um viere, bie in der dritten Neihe von ber letzten um fechje, die in der folgenden um acht, und die in der andern 
um zehn Schub überreichten. Welchergeftalt dann der ganzen phalangis Spieffe einem auf einmal in die Augen fies 
len. Die folgenden Drbnungen hatten Feine Spieffe. Bisweilen ftunden diefe phalänges fehr dicht an einander, 
damit der Feind bie groffe Anzahl derfelben nicht merfen möchte. _ Die Soldaten von leichter Nüftung wurden als 
fo geftellet, wie e8 die Befchaffenheit der Umftände erforderte. Bigmeilen fiunden fie vornen an der Sronte, bald 
hinten; bisweilen wurden fie auch mit den andern vermenget, daß je nach einer, Reihe von denen, fo ſchwere Kur 
fung hatten, eine von leichter Ruͤſtung folgete, z 


$ 8. Die Griechen fiellten ihre Soldaten auf mancherley Weife. Bald formirten fie ein eigentlicheg 
Qiereck, bald aber ein länglichtes Biere. Die Theflalier hatten vom Jafon eine befondere Keilförmige 
Schlachtorduung / daß einer voran fund, und immer mehr neben einander, wie Tab. CXV, Fig, ı. damit fie 
ſich defto leichter nach einer jeden Seite hätten menden fnnen. Die Perfer Hingegen, die Siculi und viele ans 
dere Griechen, ftelleten fich in ein ordentliches Viereck 


$.9. Bisweilen ftellten fich die phalanges auch alfo , daß fie eine doppelte Fronte machten; damit, wann 
fie etwann durch ben Feind von hinten und vornen zugleich Bm wurden, fie fich defto beffer mehren fonne 
ten, wie Fig. 2. und 3. zu fehen. Wann ein phalanx von der Neuterey , die fich nad) Fig. 4, in Form eines 
Dreyecks rangiret hatte, angegriffen wurde, und diefe mitten einzubrechen fuchte : fo theilte fic) die phalanx als 
fobald in zwey Theile, daß in der Mitte derfelben ein groffer Zwifchenraum bliebe , bamit warn die Neuteren dar⸗ 
wiſchen Fam, fie folche zu beyben Seiten angreifen konnte; und fagt man, daß Philippus der Erfinder von dies 
(m dreyeckigten Schwabronen geweſen feye- Fig, 5. fehen wir ein Kriegsheer, welches in der Form eines or 


entlichen Vierecks geftellet üft; wie folches von dem Aelianus von Einrichtung der Scladtorönung, am 


Ende diefes Buch befchrieben ift. Diefes Heer hat gleichfam dierfache Sronte; die ziven erften Neihen beftehen 
aus lauter hallatis oder Spießträgern, die dritte aber aus fagittariis oder Bogenfhüfen. Hinter diefen iſt ein 
groſſer Zwiſchenraum; hinter welchem bie Reutereh gleichfalls in drey Meihen vangiret iſt; die aber, wie leicht 
zu erachten, Eeine fo lan e Linien ausmachen, alg die obigen. - Die vordere Keihe diefer Neuterey ift mit Bogen⸗ 
fhügen untermenget: Hinter diefen Reutern bleibet in der Mitte annoch ein groffer vierecfigter Naum , in wels 
chem die Rinder und Proviantwägen, famt einem geoffen Ögzelt, ihren Mag hatten. Allein e8 ſcheinet diefe 
Einrichtung bloß in der Einbildung des Aelianus beftanden zu feyn, und ſtehet dahin, ob jemalen dergleichen 
Anordnung wirklich gemacht worben, . Doch läßt ſich hieraus gewiffermaffen erkennen, wie die Griechen ihre Trups 
pen in das Feld geftellt haben. Uebrigeng fehlet,es in den Alten gar nicht an mancherlen umftändlichen Befchrei 
bungen ber Schlachtordnungen; man fieht auch, daß bie Seldherren dißfalls feinen gewiſſen Regeln gefolget find, 
fondern ihren Plan nach bem Unterfchted der Umftände gemacht haben. Zu einen befondern Beyfpiel Fan hier 
bie Befchreibuug besjenigen Treffeng dienen, welches Scipio Aſiatieus mit dem König Antiochus gehalten , wel 


es Liviusd. 37. €. 38. uf. Nac) allen Umftänden befehreibet, und zugleich ansci et, wie die Schlachtorbnung 
— Seiten ſeye eingerichtet gemwefen. ch zugleich anzeiget, chlach 


Bon der Einrichtung der Schlachtordnung ſ. Lipſius de mi- 3) 8 Lipfius demilir. lib. 3. dial. 8. wo much der übrfse Ins 
2) lit, b. 4. dial. 6. &7. balt umfändlicher einufben, i i a 
Das 


ER 
* — 





POLIEIPEIPE 
Ss —— 








F MS Mm. CNN 


(u ag { —4 
J—— — NERREIRT: ———— 
—66 Eile ER Ag: Tan Mn ne m Aal — 26 — —8 Aa 
— N — —30 Ml nn iR Ayla Mn rl EL anal ip) elle! nie | A 
—89 ER — *288 Neo EEBEFEEN ET ai, Veran en F 
Nm N —V Ar aaa IR n 
Ur * to h s 


ea 


8 


in 


a 


117 
wi 


u 
Ni 





1 


N 
N 


i 


hd 


RN! 
mm 


—e— 1J a IT Er 
(\ J 3 
——————66 
—V—— 
In T. Bun 
N EEHHURNEOEEREEUNENE | 
a w er Hal win wiwllwlwlwiwiwlw. w er elwleh, 
w 
— ARD Sa 8 


NIE, 9 en EN iuaı win "ans 
J 9900 Lu) Di 99 BEN I —9 


u * K (N AL ec C —*o 6 Are Na 


a A 








= JaB-CIVT. 











HR — | 
f 9 — \\\ [) 
—— * 


re) 

v) 
LI 
3 
WÄRE: 


F Y 








42,5. Varie castrorum forme.4.Catapulta.z. ladem machına curru vela. 678,9. 
"Balhste varie ‚forme .10.Aries brachüs contra murum umpulsus.1. Aries intra 
; "Ouas scalas sufpensus 


J 











Von der Art dad Lager zu Ichlagen. 361 


Das fünfte Bud), 


Von den verfehiedenen Arten das Lager zu fchlagen, und 
von den mancherley Kriegd- Werkzeugen | 


— Das erſte Capitel. 
Von den unterſchiedenen Arten das Lager zu ſchlagen 1) 
Wo) 


aß man fich mit einer Armee im Feld gelagert , und ſowohl zu feiner Bequemlichkeit, als zu feiner Beb 
en —— Laͤger geſchlagen har; iſt eine uralte Gewohnheit. HZomerus aedentet ſchon derielben 
11.3, V 11.0.8356. mit dem Umſtand/ daß fiemie Mauren umgeben, Imb mit befondern Thoren verstehen geweſen. 
Unter den Griechen find die Kacedämonier vor andern berühmt , daß fie Läger zu Schlagen ſehr geſchickt gemeren. 
Die Form war bey hnen ins gemein rund, welche fie fir die volltommenfte Art gehulten haben. Doc) muß mar 
nicht glauben, daß fie nicht auch bisweilen, wann die BDefchaffenheit eines Orts es alfo erfordert , eine undere 
orm follten erwehlet haben, Bey dem Ammianus Narcellinus B. 2+. gegen das Ende, licfet man, daß der 


Sin Junanus, der Abtrünnige, den Facebämoniern bierinnen nachgeahmet habe. Bey den Alten trift man fo - 


mancherien Arten das Lager zu Ichlagen an, daß man darvon keine gewiſſe Regeln geben Fan; dann ein kluger Gez, 
neral ich Auch hierinnen nad) den Umftänden der Zeit und des Orts, mie auc) nach der Befchaffenheit feiner und 
ber feindlichen Armee gerichtet hat. 

2. Die Römer ſchlugen ihr Lager vielfältig in der Form eines länglichten Vierecks, welches fie mit vier 
len <pürmen und. fpigigen Pallifaden, die nahe beyſammen funden , zu beveftigen pflegten. ber auch die war 
nicht allegeit. eben fo. Frontinus gibt vor, es hätten bie Römer bie Kunft, ein recht Lager zu fchlagen, vor 
dem Pyrrhus, dem König in Epirus, erlernet; daß aber dieſes falſch feye, erhellet ganz klar daraus, weil man, 
weis, daß als Pyerhus das Römische Lager zuerſt gefehen ; er fich fehr verwundert und gefagt haben foll: fuͤr⸗ 
wahr das Feldlager Diefr Darbarn ift Feineswegs barbarifch oder ohne Wir angelegt, In der Bes 
lägerung der Stadt Veit geſchahe es zum erſtenmal / daß die Roͤmer auch den Winter uͤber zu Feld dagen, und 
ſich mit Zellen von milden Thieren gegen die Kälte verwahreten. Bisweilen umgaben fie ihr Lager nit Mauren 
don Duaterfteinen, dergleichen auf der Columna Train? verfchiedene zu fehen find; und dieſes thaten fie infons 
derheit zu der Zeit , wann fie vorher fahen, daß fie ein ſolch Läger fobald nicht wieder verlaffen würden, ſondern 
eine längere Zeit verharren.müffen; und diefe Art von Länern, welche fie infonderbeit ftativa nannten, waren bigr 
weilen der Anfang zu einer Stadt, welche an ſolchen Hrten angelegt worden. Wie dann bergleichen ENG: 
tiva vor diefem verichiedene an dem Rhein angelegt waren, um dadurch die Teutſchen abzuhalten, daß fie nicht 
über diefen Fluß fegen, und in Gallien einbrechen möchten. Auffer dieſen ftarivis hibernis in welchen fie den 
Winter blieben, hatten fie auch die jogenannten ſtativa zitiva, darinn fie fich nur ben Sommer uͤber aufhielten, 


\ 3 
4, Die verſchiedene Geſtalten von Laͤgern, welche wir Tab. CXVL Fig. ı, 2,3. vor ung ſehen, find 
von x ons Traiana abgezeichnet; allein eg find dieſelbe fo Elein und fd ohne Verhältnis, daß man PA 
daran erfennen fat- Das erfte iſt rund und alfo eng, daß kaum zwo Zelten darinn Plag haben. Es ift aud) 
zwoifchen dieſem Lager und ben davor ftehenden Soldaten fo wenig Raum, duß warn ſich einer in ein ſolches Ge; 
zelt legen follte, er kaum mit dem halben Leib darin Platz haben wurde. Beyde Schildwachten halten den 34 
gefinger in die Höhe. Die Urfach diefer Stellung ift unbekannt. Einige meinen, daß fie deito wachſamer feyn, 
und nicht fo leicht von dem Schlaf möchten überfallen werden. Aucn Der weis, ob fie nicht einen Epief i 
der Hand gehabt haben, der ihnen durch das Alterthum verblichen iſt. Hinter dem einen liegt etwas, fo einer Ks 
wenhaut ähnlich it. Dergleichen die $:oniferi und lFublcines über den Helm dejogen haben, Unter den Zels 
ten waren einige fehr Sſtbar, nemlich von feidenem Zeug berfertigt und mit Gold befeget. In Anfehung der auf 
 ferlichen Geftalt waren einige rund, andere aber viereckigt. Das andere Lager Fig. 2, üt nur auf der einen Geis 
te rund, übrigens aber jcheint e8 drey Seiten von einen ordentlichen Viereck zu haben ; bie darinn befindliche 
Soldaten fhjeinen gefangene Dacier zu feyn, tvelche von einigen Roͤmiſchen Soldaten bewachet werden. Das 
folgende Yager Fig. 3. it ganz irregulair, und find auch 3100 Zelten in demſelben. Unter den drey Soldaten, we. 
che dabey die Wache halten, hält auch einer den rechten Arm in die Höhe, 


4. Eine gewiſſe Art ber Läger wurde infonberheit Caftra Pratoria genannt, in welchem ſich nemli 
die Mike — aufhielten. Diefes Lager war in bet Stabt Nom felbiten bey ber Nbsnentantrhen Ye 
te, die heut zu Tag das Agneten Thor genannt wird ; und ift dieſes Lager von dem Tberius desivegen angelcgt 
worden, bamit diefe Soldaten, welche feine Leibwache ausmachten, nicht fo ſeht in der Stadt hin und wieder 
zerſtreuet liegen mochten. Diefes war rings um mit vielen Thuͤrnen umgeben, daher es die Geftalt einer orbent 
lichen Stadt oder Veftung hatte, und diejenige Seite feiner Ningmauer, wo ſolche nad) dem Feld lag, machte 
zugleich einen Theil der Stadtmauer aus. Sonſt liefet man noch vom andern Lagern, welche unter den Namen 
ben 
1) S. Kipfiis de milir. lib. 5. dial. 8 - 4 i 
) G. &ipfius de mili $ —XR 


Tb, 
— 

















362 Des fünften Buchs zweytes Capitel. 


der Caftra Gentiana, Peregrina, Miſenatium und Ravennatium befannt find. Die Cara Gentiana lagen in 
demjenigen Quartier ber Stabt Nom , welches fonften via lata genennet war, und hatte den Namen von Lol- 
lianus Gentianus, von dieſem Lager iſt nicht das geringfte mehr zu fehen. Die Caftra Peregrina lagen in ber 
Gegend, wo heut zu Tag der Garten von St. Johann und ©. Paul zu fehen it; es finder ſich da ein grofier Platz 
von aufgefchütteter Erde, welche mit einer Mauer umgeben ift. Einige geben zwar vor, daf Curia Hollilia 
auf diefem Plag geftanden habe. Die Caltra Mifenatium funden bey dem porticu Liuiz, in welchem die Schiffs 
Soldaten, fo aufdie Beſchuͤtzung bes Tyrrhenifchen Meers beftellt waren, ihren Aufenthalt hatten , deren Schif⸗ 
fe fonfien vor Mifeno lagen. Den andern Schiff «Soldaten, welche. das Adriatifche Meer bedeckten ‚ beren Sta: 
tion fonften zu Ravenna war , find die Caltra Ravennatium beſtinimt gewefen, Don allen diefen und noch meh⸗ 
zern andern, welche von dem Victor Rufus befchrieben werden, iſt nicht dag geringfte mehr zu fehen. 


Auſſer dieſen Lagern, welche die Römer fomol in der Stadt, als auch in den Provinzen angelegt 
hatten, baueten ſie auch noch hier und da befondere Schlöffer und Veftungen, an folchen Drten, wo fie ihren Unter 
thanen ſelbſt nicht allerdings teaueten; da fie flarke Defaßungen hineinlegten, uni fie in zaum zu halten, oder 
aber hr Land’ gegen beforglichen Einfall der benachbarten Voͤlker zu vertheidigen. Dergleichen war ;. &, diejenis 
ge Veſtung N welche L. Calphurnius, der Statthalter in Eslefyrien, hatte anlegen laſſen, um bie Araber , welche 


von ben Zelten, darunter fie wohneten, Scenitz hiefjen, in Zaum zu halten, 


Das zweyte Kapitel, 
Von den mancherley Kriegs» Werkzeugen x), 
— ‚usdod 


um iſt von ben mancherley Werkzeugen, deren man fich im Krieg, ind zwar infonderheit bey Belagerungen 
N a aty das nöthige anzuführen, _ Nach dem Zeugniß dee Diodorus B. XL, foll Werikles —2 
ſte geweſen feyn , der mit Beyſtand des Artemons Elazomenius die zu einer Belagerung noͤthigen Mafchis 
nen erfunden hat, deren er fich bey Belagerung ber Stadt Samus zuerſt bediener, ‚und durch deren Hilfe die 
Mauren über einen Haufen eroorten und die Stadt eingenommen De Die Befchreibungen aber, welche die al» 
ten Schriftfteller von dieſen Mafchinen machen, find dermaſſen bunfel, bag man fich Feinen deutlichen Begriff das 
son machen kan. Dann auffer dem, daß die babey gebrauchte Öriechifche Benennimgen an fich ungemshnlich und 
unbekannt find; fo ift auch biefes hinzu fommen, daß die bey den Figuren befindliche Burchftaben,, auf welche fich 
die Erklärungen beziehen , durch die Laͤnge der Zeit theils verfhwimden, theils unlesbar worden find. Wirwers 
den ung deswegen damit begnügen müffen, wann wir nur einige folcher Xerkzeuge, wie wir folche hier und da abs 
gefchildert befunden haben, hier mittheilen, 2 


re ip unter dieſen — findet bier bie ſogenannte Carapulta , welche 
wAbſ Ai eſſung und dem Wurf groſſer Pfeile und Steine gebraucht worden, Wie aber bie eigentliche Einrichtung 
befchaffen geroefen; läßt ſich unmöglich deutlich ſagen. Vitruviüs hat fie zwar B. io. ©. 15. befchrichen ; aber 
auf eine fo undeutliche Weile, daß man nichts daraus nehmen Fan, Co viel ift gewiß, daß fie eine ungemeine Ges 
woalt gehabt, fo; daß man geoffe Centner⸗ Steine eine ziemliche Weite hat werfen Einen ; daher fie auch von 
einigen find, Centenariz genennet worden. Hiermit, ſtimmt fehr überein, twwas Tofepbus de B, 1. JUL, 16. ger 
dentet , daß durch dergleichen groſſe Pfeile, welche von den Catapultis abgedruckt worden, fehr viele durchboͤh⸗ 
vet amd getöbtet worden; item daß durch die geoffe Steine) welche von denfelben geworfen wurden, die Zinnen 
ber Mauren und ganze Thürne zerichmettert worden, Ja es mochten die Soldaten noch fo dicht in ihren Reihen 
ſtehen, fo ſeyen doch viele bie in der hinderften Reihe von diefen Steinen hiedergefchmiffen worden. Dofepbus 
meldet anbey) ‚daß einsmals ein ſolcher Stein einem Soldaten, der neben ihm geftanden , den Kopf plozlich vom 
Kumpf abgeriffen, und denfelben , gerade als ob er mit einer Schleuder wäre geworfen worden, bey 400. Schritt 
weit geführet habe). bes Tags hernach ſeye eine ſchwangere Frali gleichfallg 
worden, ber ihr das Kind aus dem Leib geriffen, umd folches über 66. Schritt weit fortgefchmiffen. Achendus 
gedentt in feinem Buch welches er auch don dergleichen Wertzeugen geſchrieben von dem Agafiffratug, baf er 
eine Catapultam verfertiget habe, welche bie groͤſte Steine 3. bi 4. ſtadia, d,i, nach der gemeinen Rechnung 
4 bis soo. Schritt weit, Mit der gröften Gewalt geworfen, 


5. 3. Einige halten die Catapulta und Baltifta filr einerlen Dafchine, und in der Spatif ea fheri er 
zu beffimmen , worinn fie von einander umterfchieben gemwefen. Ale Befchreibungen, bie BA ——— 
men darinn überein, die Catapulta und Ballıfta feyen Werkzeuge geweſen, mit welchen man die groͤſten Steine, 


feile und andere ſchwere Laften; habe fehr weit werfen und abfchieffen Finnen, Ein folches Merfie er 
Alm Streit dasjenige , davon wir ig. 4. bie Abjchilderung fehen; wie folche — a aloe 
Trarana abgezeichnet hat. Einige lagen auf einem Wagen, mit welchem man fie, wie aus Fig. 5. zu erfehen; 
leicht von einem Ort zum andern bringen konme. Die folgenden Balliftz Fig.6— 9, find aus dem Buch des 
ero, der ein berühmter Mechanicus mar , elitlehinet ; melcher diefe Mafchine zwar nach allen ihren Sheilen ums 
ändlich, aber mit einer groſſen Dunkelheit; befä rieben hat. Diejenige Mafchine, die wir Fig. 6, fehen ‚bat 
er infonderheit Cheiroballifiron genannt; Weil an biefelbe mit, den bloffen Händen fpannen und Fegieren Fonnte: 


i * 


iſt voruemlich des Cipſius ſehr gut gerathene Er hinis; ; is: it Derätsichsh: 
” Br unter der Auffchrift, pollorentikae: fine de len ehinis; zormentis, telis, zu dergleichen: 





von einem folchen Stein getroffen 


BI s- ST * 
sam —— —— 


gan 


Ä , | | 
ILL 


iz 


— BEN 


> FRI 
GE — Sf 
IE CDSJ AV 








* 


KINN 


— 


——— —— — S \ 
1,2. Duo arietes suspensi. 3. Ares testudmne tectus. 4.5. Helepoles Due. 6.7. Scale volubi- 
les a muros tran/cendendos paratw.8.Jestudo sive musculus eos tegens, qui muros 
sufodiebant.g.Jerebra ad Perforandos muros.10,n.Armaltı olypeıs testudinem formantes . 














ea 


Von den mancherley Kriegs ⸗Werkzeugen. 362 


5. 4. Nebſt dieſen war der ſogenannte Aries oder Midder das betannteſte und gebraͤuchlichſte Werkzeug; 
ben Namen hat es daher bekommen, weilen fie aus einem ſtarken Balken beftunde , an welchen dasſenige End; 
mie welchen man gegen die Mauren flieffe, insgemein mit einem ehernen oder eifernen Widderkopf, verfehen mar; 
Ueber den ürſprung diefeg Werkzeugs wird geflritten. Dieruvius fagt X. .19. daß einige diefe Er dung dem: 
Carthaginenfern zufchreiben, welche bey der Belagerung von Cadir, da fie ein gewiſſes erobertes Caftell, über 
einen Haufen werfen wollten, aber Feine eiferne — gehabt, endlich einen Balfen ergriffen, und mehrmalen 
damit gegen die Mauer gerennt, big fie endlich üder einen S auffen gefallen. Auf der Columns I raiana fehen wir⸗ 
daß die Sacier , wie folcheg Fig. 10. vorftellig gemacht ift , eine Stadtmauer auf eben diefe Weiſe beftürmen; fie 
find aber unbedeckt, und aller Gegenwehr ‚der Belägerten, die ba Pfeile, Steine , brennende Fackeln u. b. g. 
auf fie herabwerfen fonnten, ausgeſetzet Man harte überhaupt dreyerley Arten, ſolche Mauerbrecher zu braus 
chen, Erſtlich wann bie Belägerer den Mauerbrecher ober Arietem ohne alle Bebeckung auf ihren Armen trugen; 
und damit gegen die Mauer ficjjen, wie wir erſt gejebin haben. Zum andern, wann fie ben Arıetem: an (tars 
fen Stricken oder Ketten an einen aufgerichteten Balken heukten, und ihn fodann in Schwung brachten; welcher⸗ 
geftalt fie denfelben mit zroͤſter Gewalt ftoffen konnten; und drittens, wann fie den arıetem mit einem Sturm 
dach bebeckten, um por den Steinen und andern Werkzeugen ſicher zu ſeyn. 


; $.5, Apollodorus gibt in feinem Buch nach der Ausgabe in ber Koͤnigl Buchbruderey ©: 38.1. f.) drei) 
andere und unter fich gänzlich unterfchiedene Arten von Mauerbrechern ans weiche aber mit den vorigen allefäınt das 
rinn übereinfommen, baß fie aufgehenkt find. _ Der exfie, F '2.11. hänget zwiſchen zwo Leitern. Der andere Tab, 
CX VI, Fig: 1, geht mitten durch ein holes Rad, waches barzu eingerichter iſt daß man damit zugleich Waß 
fer ſchoͤpfen kan; damit , wann je die Belagerten von oͤben herab Feuer auf ben Mauterbrecher werfen folten, fols 
ches dadurch alfobald konnte gelsicht werden. Kiy. 2. IR.ein Rufgerichreres Geſtelie, faſt wie ein Thurn, an wel: 
heit zwey dergleichen Arietes hängen, die man twechlilötweife gegen die. M uter anjtoffen Fan. Weil diefe Mauers 
brecher den Delagerten den gröiten Schaden thaten ; fd nuben fich biefe Auch alle Deühe , solchen unbrauchbar zu 
machen; dagegen firchten fich auch die Belägerer in m glichfte Sicherheit zu fegen, wozu fie fich infonderheitmans 
cherley Arten von Sturndächern bedienten „unter welchen fie Ih waren. ‚Eine Abbildung von einem bedeck⸗ 
ten Mawerbrecher fehen wir Fig. 3. ba der Aries an feiner Ketten hänget, fondern von ciner befondern Mas 
ſchine mit Gewalt fortgeftoffen wird. Doch war auch dieſes nicht hinreichend , ben Aries gegen alle Hinderniß 
genugfam zu verwahren; indem die Belagerten auf Mittel bedacht waren ; ihn entweder gänzlich zu rıtinirem, 
oder wenigfteng bie Gewalt der Stöffe zu hemmen. Bald warfen fie Feuer herab, um den Aries ju verbrennen; 
dagegen die Belagerer ihre Mauerbrecher mit einem Gebäude von Diaterfteinen bedeckten. Bald leffen fie groffe 
Site herab; die mit Wolle oder Spreu angefüllt waret; und bie fie eben vor die Gegend der Mauer henteten, 
to. die Feinde die arietes anzubringen fuchten ; bald lieffen fie eine Art von geoffen eijern Zangen herab ,_die fie 
lupos nannten, mit welchen fie bie, Arietes zu fafjen trachteten ; nicht weniger lieffen fie an Striden groffe Bal⸗ 
ten, die fie wieder hinauf ziehen Eonnten, auf bie Arietes herab rollen, um den Stoß zu brechen, 


$.6, Eine Andere Art von Mafchinen; deren fie ſich in Belagerungen bebieneten, war diejenige, welche 
Arhensus Helepolin nennet. Diefe ftunde, wie Fig. 4. ausweiſet, auf ſechs Rädern, bamit man fie leicht von 
einem Dre zum andern bringen möchte, Aug der Mitte von unten hinauf war ein ſtarker Balke aufgerichter, auf 
toelchen ein Kleiner Thurn gefeet wurde, ben fie mit Soldaten an uͤlleten. Want nun diefe Maſchine mit ihr 
rem Thurn, der nothiwendig höher alg die Stadt: Mauren feyn mufte, an die Mauren angeruckt war, lieſſen fie 
von vornen eine Heine hölzerne Fallbruͤck herab, über welche fie Durch ein befonderes Thürlein, fo auf dieſer Seis 
te gegen die Stadt war, einen piöglid;en Ausfall, thaten, und die Ma cen alfo überftiegen, Dergleichen Maſchi⸗ 
ge fetten fie auch bisweilen auf die Schiffe, wann fie.eine an ber See, oder nahe an einem Fluß, gelegene Stadt 
elagerten, ; — 

57 Dieſer erſterzehlten Maſchine koͤmmt noch eine andere, die fielGrus nannten, ſehr nahe. Sie kommt 
mit ber vorigen in vielem uͤberein, auſſer daß fie anſtatt der obern Fallbruͤcke von unten hinauf einen ſtarken Bals 
fen veft machten; der ſchief hinauf gieng, und wann die Mafchine an bie Mauer angerückt war, am diefelbe 
gleichjam wie eine Leiter angelehnet wide, auf welchen Die S-ıvaten von unten hinauf flettern, da ingwifchen 
andere, die oben in dem Thurn waren, ben Belagerten fo lang zu fchafjen machten ; baß fie ſich an diefe , die 
hinauf fletterten , fo viel nicht kehren fonhten. _ Cie baueten aud) hohe hölzerne Thuͤrne, die auf Rollen oder 
Walzen fortgebracht, und oben gleichfalls mit ken Sie waren, wie Fig. s: in welchen fie inmendig 
auch hinauf ftiegen, und mit Hilfe der Hallbrücken; ſich einen Weg über die Mauern in die Stadt machten Zu 
biefem Endzweck dienete auch eine gewiſſe Art vom Leitern, welche man übereinander legen und had Belieben vers 
längern konnte, dergleichen Fig: 6. und 7. zu fehen find. 

88, Die folgende Mafchine Fig.$. welche gleichfalls auf Rollen oder Walgen fortgefchoben wurde, war 
ein ordentliches Sturmdach, welches infonderheit denjenigen zur Bedeckung dienen müfte, welche die Mauren 
untergraben follten: Man meint, daß e8 eben bie Majchine ſeye welche 3. Läfar muf ulum genennet hat, Es 
war aus ſtarken Balken zuſammen gefügt, deren einige auf dem Grunde fenkrecht aufgerichret waren, andere aber 
wie ein einfeitiges Dad) bargegen ſich firebeten. . Die fchief ‚geisgte Balken wurden mut ſtarken Dielen bedeckt, die 
init groffen Nägeln darauf geheftet wurden; daß biefelbe noch etwas hervor ragten; damit wann man dieſes Dach 
bernach mit Erbe oder einer andern Materie; welcher das Feier nichts ſchadet, bedeckte, folche an.umd zwifchen 
diefen Nägeln defto beſſer haften rüschte.. Unter einem ſolchen Dach konnten die Soldaten fi). den. Stadrmauern 


ganz ficher nahen, und biefelbe ungehindert untergraben, öder fonjten eine Deffaung machen; wozu fie ſich uns 


ter andern fehr groffer Bohrer bedieneten, dergleichen mil F ig: 9. einen fehen. Wann die Deffnung gemacht war, 
eckten fie Sfterg nicht nur Holz; fondern auch andere brennende Materien hinein, und zünderen ſolche an; mt 
ie Mauren: zu ruiniven, ba inzwifchen die Belhgerten glüenden Sand ; fiedend Del, brennende Fackeln , groffe 
Steine nnd Balken u d.g. herabwarfen; allein diß alle machte wenig Schaden, weilen diefe Sturmdächer ob⸗ 
gedachtermaſſen mit frifcher uud feuchter Erbe, bisweilen y 7 Helen Ochſenhaͤuten bedeckt waren; er 
«98 


Tab; 
CXVIL 














364 Des ſechſten Buchs erſtes Kapitel. 


$.9. Fig. 10, und ır. fehen wir noch eine befondere Art von Sturmdaͤchern, welche aus lauter gewaff ⸗ 
neten Maͤnnern befiunden, deren fich die Roͤmer infonderheit bey Belagerungen zum öftern bedienten. Es ſtel 
ten die Soldaten ſich ganz dicht zujammen, und hoben ihre groſſe Schilde allefamıt über dem Kopf dermaffen veft 
zufammen , daß fie ihnen anftatt eines Sturmdachs dieneten. Es waren auch bie Roͤmer hierinn fo fertig, daß 
fie, man mochte noch & ſchwere Dinge darauf werfen, keineswegs die Arme finfen, noch fich trennen lieffen- 
Diejenigen, fo an der Geite finden, muften mit ihren Schilden auch diefe bedecken. Indem Div Bud) 49 
die Ruckkehre des Antonius befchreibt, fo gedentt er unter andern einer befondern Kriegsliſt, deren er fich gegen 














die Parther, die ihm auf dem Fuß nachfolgeten, bebienet hatte: Er ließ feine Soldaten unvermuthet eine ſolche 
telludinem oder Sturmdach formiren, welches von auſſen fahe, als wann ein groffer Haufe erſchlagener Sol 
daten daläge, die mit ihren Schilden zugedeckt waren. AS die Parther diefeg fahen, fprangen fie von ihren 
Pferden, greifen nad) ihrem Degen, und meinten, fie wollten dieſe halb todte und ſchwer verwundete Roͤmer 
num mit leichter Muͤhe vollends hinrichten. Allein auf ein re eichen fprangen diefe plöglich in die Hoͤhe, 
uͤberfielen die Parther, die fich dergleichen nicht verfahen und ſchlugen fie vSllig in die Flucht, 


$. 10. Die Griechen , Römer , Galier und zwar infonderheit die alten Bituriges ‚(die Einwohner von 
dem heutigen Herzogthum Berry und Bourbonoig) bedienten fich fonft in Belagerungen vielfältig der Untergra⸗ 
bung der Dranern y daß fie durch unterirrdiſche Gaͤnge fich eine Oeffnung in die belagerte Städte zu machen ſuch⸗ 
ten * — nachdem der Grund von den Thuͤrnen und Mauren untergraben war, dieſe nothivendig 
einfallen mußten, 


%. ıı. Bey den Griechen und andern Afiatifchen Voͤlkern, tie nicht weniger bey den alten Galliern und 
einigen andern Abendländifchen Böltern, waren vor diefem die. fogenannten currus falcati 9) fehr im Gebrauch. 
Es waren Wägen, am deren Achfen bepberfeits ſtarke und fcharfe Sicheln veft gemacht waren, mit welchen many 
wann ein jolcher Ken in bie Ölieder und Schlachtordnung eindrang, groflen Schaden anrichten konnte, Als 
lein Alepanvder hatte feinen Soldaten den Vortheil gezeigt, mie fie leicht ausweichen könnten. Als die Armee de 
Sylla gegen den Archelaug fteitte, welcher viele dergleichen Sichelmägen bey ſich hatte, lachten fie ihn Sffentlich 
aus, indem fie ben jeden folchen Wagen auf eine geſchickte Weife ihre Glieder öffneten, bis berfelbe vorbey warz 
ohne ihnen zu fehaden ; wozu fie mit einem Hohngelächter fehrien, / wo anders hin ! | 


8§. 12, Endlich) ift befannt, daß die Drientalifchen Bölter faſt alle in ihren Feldzügen Elephanten gebraucht 
Haben; welcher Gewohnheit endlich auch die Griechen beygetretten. Man befeftigte auf’ dem N fen diefer Shi 
ze hölzerne Thürne, die fie mit Soldaten anfülleten, Ais Pperhus, der König in Epirus, gegen die Nmer it 
Eica Krieg führete, brachte er eine groſſe Menge folcher Elephanten mit fic) , über deren Anblick die Nimer, 
N) 


































noch niemalen dergleichen gefehen hatten, anfangs dermaffen erfchracken, daß fie dag erfte Treffen gegen dieſen 
önig verloren; nachgehends aber wurden fie diefer. fortgehenden Veſtungen dermaffen gewohnt, daß fie fich felb 
eben derfelben gegen andere Völker bedieneten. ‘ } ſnn wehan DOE EN 5 ſt 


Zeas ſechſte Bud. 


Von den mancherley Siegszeichen oder Tropæis, Iris 


umphen, Kronen, Triumphboͤgen, auch verſchiedenen 
Denkſaͤulen. 


Das erſte Kapitel, 
Don den Siegszeichen oder Tropais, 
Fan 


ie Siegszeichen ober ſogenannte Tropza find von undenklichen Zeiten 1) ber i N 
man darunter gemeiniglich, wenn ein Pfal in die Eide gefickt wurde, gabe au ir en 
en * ae und — man * Feind in der Schla 

fale , welche bazu gebraucht wurden , nahmen fie inggemein bon einem Del oder Ci ; 
Auen wurden dergleichen Siegszeichen von Marmor oder Metall gufgekichtet; — By ra 
2 Quiet, Rom. 36. nicht allerdings billiget, indem er uetheilt, c8 feye etnag unangenehmes, wann man bie 

— ha nn FE 2 —— einem erhaltenen Sleg eine Mauer aufgefühs 
ret, oder eine Nee D eichen fie ihre Heldenthaten ei ie if non Sp) 
md Steine aud) bisweilen ae Opa hieffen, Es Kumme bieke * eingraben lieſſen, dergleichen Maus 


0 iechi Teorıy 
die Flucht oder Umfehre, her; daß alfo dergleichen Tropza zugleich ein Merkmal waren, baf an (olcın Arte 
ein 







und verſtunde 
unf von einen 
cht abgenommen, aufpenfte. Die 












2] Sabricius meldet Schriftiteller hieron, bibliogt. antiq Fate gemeldet; da ein Loͤwe eins umgeworfen basen foll 
c.ı \ 





a ni i wober über eine Münze König Pbilipps verfdhiedene Ger 
1) Waun man die alten fabelbaften Berichte gelten läßt; danken entitanden ; ie zug 
- fie werden ſchon unter dem uraiten masedonifhen K, Car bift, en S so As Aue. nlgenn wel 





⁊* 




































































— tropwa.25 Fröpea, qualıa in nuumamas efferuntur. 67 Jropeum aliudex ‚parte 
 antıca etpostuca .8.Iropeum elegantyjsumum marmori incısum.g, 20,12. laptirı ires 
22. Iriumphaus Jiii ex arın ilins eduftus. 25.24. Niramı truumphales . 




















.. 2) verfertigen laffen. 


Von den Siegszeichen oder Tropæis. 365 


ein Feind in die Flucht gefhlagen worden. Anſtatt jener Pfaͤle richteten fie bisweilen eine Säule auf, und wurd 
den die Waffen und Ruͤſtung des übermundenen Feinde insgemein alfo daran gehentt, daß man von weitem habs 
te denken follen, man fehe einen Soldaten in feiner völligen Hılfiung vor Augen. Dann oben auf dem Pfal oder 
Säule fegten fie den Helm , unter welchem ein Panzer ordentuch um den Pfal hieng , ſodanu heulten fie zu beys 
ben Seiten Schwerd, Schild und Spieſſe daran; und wurden dergleichen "ro»2a meiftens an eben demfelbeit 
Ort aufgerichtet, wo das Treffen gehalten md ber Sien erfnchten worden ; welche Gewohnheit nach dem Zeige 


niß des Thucydides und Serodotus bey den Griechen zu Nom von alten Zeiten uͤblich war. 


$. 2. Die Römer haben den Griechen gefolgt, und eben dergleichen Siegszeichen aufgerichtet. Florus 
meldet B. II. c.4. daß Flaminius, nachdem er bie Gallier befieget, dem Jupiter zu Ehren ein gülbenes Tropzums 
Kaps Marius Acmilianus hat mach dem Bericht bes Srrabo BIV. ©. 128. an dent 
Drt, mo fich die fer (ein Fluß der aus Savoyen kommt) mi dem Ryone Fluß vereiniger, ein Siegszeichen 
von weiſſem Stein aufrichten laffen, weil er dafelbft mit einer Armee von nicht gar 30000. Munn, die Armee 
der Gallier, welche damalen 200000. Mann frarf waren, geſchlagen batre Domtrius Aenobarbus und Fabiu 
Maxlmus haben nach dem Bericht des zlorus Lil, 2. an den Drten, wo fie em glücliches Treffen gehalten, ſtei⸗ 
nerne Thuͤrne 3) aufführen , und oben auf fölche dergleichen Nroyr , a «ms den Waffen und Ruͤſtung der 
Feinde beſtanden, ſetzen laſſen; welcher Gebrauch auch in nachfo genden Zeiten von einigen beybehalten worden: 
In der That iſt die Columna Traian» und inronina nichts «mders, als eur runder Thurn, auf den man mwen⸗ 
dig durch eine fteinerne Schneckentreppe ſteiget. Biswerlen wurden dergleichen Pro,» auch auf groffen Marz 
morfleinern Tafeln ausgehauen, und darunter durch eine befondere Aufſchrift angezeigt , bey welcher Gelegenheit 


fie verfertiget worden. 


welche wir Tab. XVII. Fig, r. bon der Column Traiara genommen, ſtehen 


.3. Die zwey Tropea, ER; A 
3 vo R die einen groſſen Schild vor ſich hAlt, auf dem fie zu 


Ir beyden Seiten der Vitoriz oder Goͤttin bes Siege, 


reiben fcheinet. Beyde bangen an ſtarken Pfälen, ) 8 zu j 
tie aus Hl Helm und Panzer, an deffen beyde Arme verfhiedene Schilde, Pfele und Drachen , weldje wie 


Oben gedacht, die Feldzeichen der Dacier waren, ftatt der Fahnen, bevefiiget find. Unten an dieſem Uropxo fies 


het man auch Schilde und Helme, Pfeile, Säbel, Streitarten, Fahnen und Drachen, Das andere Tropzum 


hinter der Victoria fümme mit diefem völlig überein, auffer daß man anftatt des Panzers einen Mantel oder weit 


ten Rock fiehet. 

„4 Diejenigen Tropza, weldye man bier und da auf Münzen antrifft, find, nicht von einerley Ar 
Bisweiien befichen fie aus einer Menge über einander gebäufter Waffen , wie Hg 2. Bald fehen wir, Dog 
„er folchen einige Gefangene, mit auf ben Rücken gebundenen Händen, an der Erde figen, mie * 3. ld 
ficht man eine Weibsperfon in betrübter Geftalt auf den Wa en. figeny wodurd) infonderheit bie übertwundene 
Städte und Provinzen angedeutet werden, Kine andere Art eines Tropei fehen wir Fig. 6. und7. vor: und bite 
terwärts; an welchem als etwas befonderg zu ſehen, daß auch die Beindecken, die bald von Holz und Leder, bald 
von eifernen Blech gemacht wurden , mit angehentt ſind. Ein überaus. ſchͤnes Trovzum iſt auf einen Marmor 
gehauen, davon wir hier Fig. 8. den vornehmſten Speil fehen laffen: Der Ueberwinder, welchen wir aus man⸗ 
herley Gründen für den Kaifer SeptimiusSeuerus halten, ſitzt bier auf einem Stuhl, und hält mit der rechten 
fein Schwerdt, feine linke aber recket er gegen bie aus welche Fußfaͤllig vor ihm find, fo auffer allen Zweifel Par⸗ 
ther, Neben ihm fteht die. Vitoria, welche ihm mit der linfen einen Lorbeerkranz aufſetzt, in der rechten aber 
einen groffen Palmzweig haͤlt. Der, fo vor dem Sieger auf den Knien lieget, mit einer Phrygiſchen Mitze, ſcheint 
ein gelbherr und Sberſter der andern zu ſeyn. Die drey Abfchuberungen fo vieler Gefangenen Fig. 97 10, 11; 
welche der berühmte Maler Brun gezeichnet hat, — wegen der Kunſt nicht: beyſeit zu ſetzen Der erſte und letzte 
fiehet an einer Säule oder Pfeiler angelehnet. Der mittlere ftebt mit. enrblögtem Haupt. Der erſtere hat eine 
ganz ungemshnliche Kappe auf dem Kopf , dergleichen heut zu Tag die Heyducken fragen, und ber legte hat feis 
hen Mantel uber den Kopf geſchlagen. ‚Uebrigeng, haben fie einerley Kleidung und feinen Parther zu ſeyn; ine 
dem die Dacier und Parther faſt einerley Kleidung hatten ;.e8 find drey lange und weite Hofen, bie unten an den 
Senscheln zugebunden find ; fie tragen auch lange Möche , die hoch aufgeſchuͤrzet find, und über folchen einen las 


gen und weiten Mantel, R 
Das zweyte Kapitel, 
Don den Triumphszuügen 1): 


| — 

ie groͤſte Ehre, welche einem nach erhaltenem Sieg wiederfahren konnte, beſtunde in dem Triumph, wel⸗ 

che Ehre nicht nur bey Griechen und Roͤmern ſondern auch bey andern Völkern, wiewol auf maͤncherley 

Weife, ſtatt fande. Die Fabellehrer haben mahcherley Erzehlungen von dem Triumph des Bacchus, nad) 

feinem Feldzug in Indien auf einem Elepbanten; daher er auch mol ald ber Urheber der Triumphe angegeben 

wird; ann ein Feldherr bey den Gricchen einen Sieg erbalten hatte, wurde ihm zwar ein Siegerrihennn 
x E { geri 


a) € find noch Muͤmen mit den Namen diefes Feldberrn den Roͤmern was ungewoͤhnliches geweſen; fo unter geroifa 
2 An — übrig, wie die —— den fer Einſchraͤnkung etwa wahr iſt. { 


loru merkt bahen € Wi; ah HH N SUTHIRT, 2 2 
3) Es ift — wog vorhin aus dem Strabo war an⸗ 1) Schriftſteller davon meldet Fabricins In bibliogr: © 17% 
gefühtet worden; Florus ſeht binin, Daß bis dabin dieſes n. ur — 


— 


Tab! 
und beſteht dag zur finten over dem Angeficht der Vıdto. QXVIII. 























om Rang übertra 


366 Des ſechſten Buche, zweytes Capitel. 


gerichtet; einen Triumph zu halten aber wurde ihm alsdann erſt erlaubt, wann er den Felbherren bes Feindes 
entweder mit eigener Hand erleget, oder ihn ſo weit gebracht hatte, daß er die Waffen niederlegen muſte. Bey 
einem ſolchen Triumph war nicht nur der prächtige Einzug in die Siadt, ſondern auch dag Peplum oder eine Art 
einer Fahne, auf welcher alle Heldenthaten eines Generals geftickt ftunden, die hernach als ein Öffentliches Siegs⸗ 
zeichen in dem Tempel aufgehenkt wurde, befonderg merkwuͤrdig. Wann bey den Lacedämoniern ein Seldherr eis 
nen Sieg erhielte, beftunde feine Ehre darinn , daß den Göttern ein Hahn geopfert wurde. Wann aber der Krie 
durch einen gütigen Vergleich und ohne vieles Blutvergieffen geendiget wurde; fo daß die Feinde mehr durch Fi 
als Gewalt in die Enge getrieben wurden: fo wurde ein Ochs geopfert; womit fie anzeigen wollten, daß ein Feld» 
berr feinen Seinden mehr durch kluge Anfchläge, ale vieles Blutvergieffen Abbruch thun muffe. Hey den Olym⸗ 
— Pythiſchen, Iſthmiſchen und Nemeiſchen Spielen, wurden den Ueberwinbern gleichfalls kleine Triumphe 
gehalten. 


8. 2. Die —— Art zu triumphiren war bey ben Römern, inſonderheit wann ein eldherr bie 
Gränzen bed Roͤmiſchen Reichs erweitert hatte. Damit aber Eeine Unordnung entftehen, und die Sache zu ge 
mein werben möchte; ſo wurden deswegen befondere Gefeße und Verordnungen gemacht. Es fonnte feinem ein 
Triumph eingeſtanden werden, wann er nicht wenigftens in einem ya ‚ und zwar in einem rechtmäßigen 
Krieg, der den Feinden ordentlich angefündiget worden, 5000. Mann ber Feinde erlegt hatte. Dann wann der 
Krieg an ſich unzechtmäßig, oder nicht in gehöriger Form angekündiget war, hielte man folchen Feines Triumphs 
würdig. Es mufte ferner derjenige, welcher ben Triumph begehrte, ein Didator , Conful oder Prztor, kutjr 
ein von der Republic ermählter und beftellter Feldſerr feyn. 3) Sandten diejenigen, welche fich um einen Trio 
umph bewarben, einen mit Lorbeerzmeigen ummundenen Brief an den Rath zu Nom, und warteten fo lang vor 
ber Stadt, bis ihnen auf ihr Schreiben ein Rathsbeſchluß ertheilet wurde; indem es bey dem Nach ftunde, eis 
nem diefe Ehre zu ertheilen oder nicht. Diefer Schluß wurde vorher dem Volk fund gemacht, und daffelbe ers 
ſucht, daß es auf den zu dem Triumph beftimmten Tag dem Trinmphirenden die oberfte Herrfchaft einräumen 
möchte. 4) Wurde feinem ein Triumph verftattet, der einen Sieg nicht durch feine eigene Anführung, ader. aberer 
mit gar vielem Blutvergieſſen erhalten hatte; weilen man nicht leiden wollte, daf es hieffe, die Detrübniß und der 
Schmerz wäre bey vielen wegen dem Verluft der Ihrigen gröffer, als die Freude. 5) Wann gleich etliche Felds 
Herrin an bem Sieg Theil hatten; fo wurde ber Triumph doch nur demjenigen zuerkannt, welcher die übrigen in 

' ? Wann demnach ein Didkator, Conful oder Pretor das Commando fu vete, triumphirte 
ber Didator allein, damit bie niedrigere Kriegebebienmgen nicht den höhern gleich gehalten werden möchten, 
6) Dorften nur diejenigen triumphiren, telche bie Macht und den Flor des Römischen Neichg vermehret hatten; 
biejenigen aber nicht , welche dem gemeinen Wefen von einem etwa erlittenen Fall oder Noch wieder aufgeholfen 
hatten, Daher man von feinem Triumph liefet, der nach den Bürgerlichen oder Knechte Kriegen gehalten wors 
ben, Ja es wurde bey folcher Gelegenheit nicht einmal eine Ovatio verfkuttet, noch einiges Opfer verrichtet. 7) 
Wann einer triumphiren wollte, mufte er feine jegreiche Armee bereits zuruckgefuͤhrt, und in der eroberten Pros 
Binz feinem Nachfolger alles in einem ruhigen Stand Hinterlaffen haben, 8) Wurde der Rath aufferhalb der 
Stadt bey dem Tempel der Bellona zuſammen beruffen, damit man dag Geſuch des Feldherrn defto genauer uns 
gerfuchen konnte. 9) Hatte der Feldherr, weicher triumphiren follte, fo lang die Lietores, deren fafces mit Rors 
beerzweigen umwunden waren, zu feinem Dienft , bis ber Triumph vorbey war, Wann nun der Triumph zus 
erkannt war, zog der Feldherr, mit einem febr prächtigen Gefolg, nach dem Eapitolio , wofelbft ein feyerlicheg 
‚Opfer verrichtet, und darauf eine groffe Mahlzeit gegeben wurde ; nach deren Endigung er die Li&tores wieber. 
von fich lieffe, und als eine Privatperfon nach feinem Haus umfehrete. Wann num die Tribuni Plebis einem 

eldherren, der um einen Triumph anhielte, nicht hold waren: fo konnten fie ſolches bintertreiben, daß er eine 
abfchlägige Antwort befam. Dieſes konnte auch gefchehen, wann die Stimmen deg ganzen Volks bey der lImfras 
ge fich gertheileten, daß die meiften ihm entgegen waren; oder aber, wann bey dem Vortrag des Tribuni Ple- 
bis einer oder mehrere von deſſen Collegen einen Widerſpruch einlegten , oder, welches noch fchlimmer war, wann 
der Tribunus plebis, anftatt für den fiegenden Feldherren einen Triumph zu begehren, denfelben Öffentlich anklag⸗ 
te, daß er feinem Amt Fein Genüge geleiftet , und dag gemieine Weſen etwann von deſſen Berrichtungen mehr 
Schaden als Nugen Hätte, 


$. 3. Wann aber ein Triumph zuerkannt war, gieng ber Zug in folgender Ordnume, Der tri 
de Felbherr trug ein Purpurkleid, welches mit Gold und Palmzweigen durchwirfet war, en ——— 
Dber: Dfficier, ſamt den gemeinen Soldaten, gewoͤhmicher Weiſe beſchenket 2) und ein befondereg Dpffer vers 
zichtet hatte, flieg er auf ben Triumphwagen mit diefen Worten: Dii nutu & imperio quorum nata & audta elt 
res romana eandem placati propitiatique fervate, Das ift: Ihr Bötter, durch deren Zuͤlfe und Bey⸗ 
ſtand das Roͤmiſche Reich nicht nur aufgerichtet, ſondern auch bisher vermehret worden wollet fer⸗ 
ner die Gnade haben, daſſelbe zu erhalten. Der Triumphwagen hatte insgemein die Geftalt eines Kleinen 
zunden Thurng ; oder einer heuti en Canzel, und war nicht nur vergoldet, fondern auch mit Edelgefteinen augges 
ziert, desgleichen aud) mit den Bildern ber Götter gefchmückt, und ftund auf zweyen Rädern, Gerade unter 
dem triumphirenden Seldberrn mar dag Bild des Dei Wafcini, alles Befchreyen abzuwenden, Der Fuhrmann 
var ber Triumphator ſelbſten, der eine güldene und mit Evelgefteinen befegee Krone auf dem Hanpte hatte. Hin⸗ 
ter ihm war ein Mann, welcher die Krone Halten, und dem Sieger bie wiederholte Erinnerung, wegen dieſer 
Ehre nicht übermüäthig zu werden, zuruffen muster Refpiciens poft te hominem memento te: d.i. Want 
du zuruck fiebeft, fo gedenke, daß du ein Menſch ſeyeſt. Mann dann ber Triumph feine Endfchaft ers 
reicht harte , legte ber Gieger feine Krone entweder in den Schos deg Jupiter, oder fie wurde in einem andern 


Zempel aufgebänget, 


$. 4. Ueber dem ift noch zu merken, daß ein Gloͤcklein und eine Peitfche, bie fonften bey ben Lebensftrafen 
pflegten gebraucht zu werden, an ben Triumphwagen gehenkt wurden, um den Sieger zu anne; daß das 
— 


5) Don den praemiis und donis militaribus ſ. Lipfius de milit. Lib. 5, dial. i5. 


nn Denen At me 


a ⸗ > 





f 

1 

“ 
u 


—————— — 


en 





en 


Yon den Triumphszuͤgen. 367 


Gluͤck ſehr unbeſtaͤnbig ſeye, und er, ſtatt der gegenwärtigen Ehre, wol gar könnte zum Tob verurtheilet werden. 
Wann * ———— —— Toͤchter, oder Enkel hatte: fo beftiegen fie mit ihm den Triumphwagen; oder 
wann fie ſchon etiwag bey Fahren waren, Fitten fie zu Pferd neben her. Der Pferde an diefem Wagen waren ind» 
de viere, bisweilen auch ſechs, achte, oder auch mehrere; welches leztere aber felten zu geſchehen pflegte. 

ompejug hatte feinen Triumphwagen mit Elephanten befpannet; von andern liefet man, daß fie ſich der Hirſche 
oder Hunde hiezu bedienet haben. 


$- 5. Der Triumphirende hatte, wie bereits gemelbet, ein mit Gold und Palmzweigen durchwirktes Kleid 
an; auf dem Kopf einen Lorbeerfranz; in der einen Hand einen £orbeerzweig, in ber andern aber ein Scepter 
auf defien Spite bisweilen ein Adler faß; übrigeng pflegten fie, nad) dem Zeugniß bes Plinius nach Art der af 
forer und Meder, das Angeficht mit Mennigfarbe zu ſchminken. 


6.6. Vor dem Triumphwagen giengen bie Soldaten leichter Rüftung, welchen die Rorarii nachfolgten, von 
welchen die Bilder der eroberten Städte, Berge und Slüffe getragen wurden. Nach) biefen kam der den ‘Fein 
den abgenommene Raub, ihre Waffen und Feldzeichen, auf befondern Wägen, Auf diefe folgten andere Wägen, 
mit den vornehmften Kriegsmwerkzeugen, Helmen, Panzer, Etiefeln, Schilden & Sänften, güldenen, filbernen 
und ehernen Gefäfen, nebit allem übrigen geprägten und ungepragten Gold und Silber, und allerley Beute, allers 
ley fremde Thiere und Gewächfe, welche fie aus den neueroberten Ländern gebracht hatten; die Pfeiffer, welche 
Lorbeerfränge trugen und fpieleten ; darauf viele weiffe Ochfen, die zu dem Opfer für den Jupiter mit göldenen 
Hörnern, Binden und Blumenkränzen gezieret; zu beyden Seiten ber Ochſen giengen die Schlächter, welche aufs 

efchürzt waren, und nebft ihren Keulen oder Arten güldene und filberne Schalen trugen. Weiter die Tribuni 
iitum, die Centuriones und. vornehmften von ber Reuterey und dem Fußvolk, alle mit Lorbeerfrängen, und 
trugen die Gefchenke, welche fie zur Belohnung empfangen hatten, vor fih. Auf dieſe folgten die Könige und ans 
dere vornehme Kriegsgefangene, denen allen die ände auf dem Ruͤcken gebunden waren, und wann einer vor 
ihnen etwa noch vorher ſtarb, pflegte man wenigſtens fein Bildnitz mitzutragen, _ Go bald nım diefe Gefangene 
über den Mark gezogen waren, würden fie in Gefängniffe geworfen, in welchen fie hernad) hingerichtet wurden; 
wietvol diefe Gewohnheit nach der Zeit abgefommen, Es wurden aud) bie göldenen Kronen, welche dem Ueberwin⸗ 
der von den Städten und Velkern der Bundsgenoffen 3) irgend verehret worden, auf Tragbaaren mit vorgetras 
en; die Träger hatten Sränze von Delzweigen. Statt dieſer göldenen Kronen, welche die Bundsgenoffen ans 
6 aus gutem Willen gegeben hatten, wurde in folgender Zeit eine gewiſſe Auflage eingeführet, für jede 
tadt eine gemwiffe Summe Geld8, welches daher aurum coronarium, d. i. dad Kronengeld hies. Um den 
Triumphiwagen giengen die Rathsherren in ihren weiten Kleibern. 


$. 7. Hinter dem Wagen giengen die Gefangenen , welche wieber von ber Knechtfchafft befreyet tworben, 
mit gefchornem Haupt; nad) ihnen die flegreiche Armee des triumphirenden Feldherren, welche in Hauffen eingerheilt 
Maren, und —53 — Lorbeertraͤme trugen, und ein beſtaͤndiges Jo! Triumphe, Jo! anſtimmeten, auch ge 
twiffe Kieder, zum Lob ihres Feldheren füngen, wobey ihm auch wol in allerley Schanbliebern alles vorgeworfen 
Wurde, wag er in feinem Leben Uebels begangen hatte. 


5,8. Die Straffen der Stadt, durch welche ber Bug oefhabe + wurden mit Teppichen und Vorhaͤngen 
behänget , aller Drten Blumen geftreuet, auch allerley moblriechende Waſſer gefprengt. Es giengen verſchiebe⸗ 
ne Bebienten, mit vergoldten Stäben, vor und neben her , welche ben Pöbel zueuck halten muften, damitder Zug 
uingehinderter gefchehen konnte. Die Tempel, wo fie vorbey zogen, fiunden alle offen, und waren mit Blumens 
Frängen geſchmuͤckt, und mit wohlriechendem Raucher angefullet; in denen man auch gewiſſe Gebete verzichte 
te, und den Böttern für den verlichenen Gieg Dantopfer brachte. 


$. 9. So bald ber Triumphator aufs Capitolium gefommen war, pflegte er den Göttern mit folgenden 
Worten Dank abzuftatten : Gratias Tibi, Jupiter Optime Maxime, Tibique Juno regina & ceterishuius 
euftodibus habitatoribusque arcis Diis Jubens lætusque ago, re romana in hanc diem & horam per ma« 
nus, quod voluiflis, meas lervata,bene geftaque, eandem ut facitis, fovete, protegite propitiati —— oro. 
Das iſt: Dir allerhoͤwſter Bote Jupiter und dir Königin. Juno, ſamt allen übrigen Goͤ rern unter 
deren Schur und Obhut diefes Schloß fteher, fage id von Herzen froͤlichen Dank, daß ihe das rös 
mifche gemeine Weſen bis auf diefen Tag und Grunde, auch durch meine Hand zu erhalten, und als 
les wohl zu führen gerubet habt: und bitte demütbig, ihr wollet in Gnaden dieſer Republir, wie 
bishero, Büntt und Sun angedeihen laffen-,_ Hierauf wurde das Opffervieh gefchlachtet Die gilidene 
Krone aber, famt ben arsften Koftbarkeiten von ber Beute, bem Jupiter von dem Sieger in feinen Schoos geleo 
get, und nun eine koftbare Mahlzeit angeftellt, zu welcher auch die Eonfules zwor eingeladen, aber auch) erfuche 
wurden, nicht zu erfibeinen, damit, wann der Triumphator etwa nicht felbft ein Konful wäre, fein vornehmerer 
als ex zugegen feyn möchte. Damit aber ber Triumphitende feiner menfchlichen Schwachheit nicht vergeffenmäche 
te: fo wurde ein Bedienter neben ihn gefteet, welcher ihm mehrmalen diefe Worte zuruffen mufte: imayis fervo 
tuo pareo, quam tibi, 


$. 10. Es mar biefe Ehre des Triumphs zwar bie gröfte, die einem Sieger: wieberfahren Eonnte, ni 
aber bie einige ; er hatte, fo lang er lebte, noch allerley befonbere Vorzüge zu genieffen.. Wder ;. €. — 
nahm er aller Orten die oberſte Stelle ein; in den Schauſpielen ſaß er auf einer ſella curuli mit einem Lorbeer⸗ 
franz; man, richtete ihm Ehren, und Denfmale auf, wodurch fein Ruhm verewiget wurde ; dergleichen waren ;.E, 


Tropza, Triumphbögen , Ehrenfäulen u. d. 9. — 
6.15, 


3) Von aure coronario fi Kipfius de magnitudine romana lib.2. €. 9. 




















368 | Des fechften Buchs zweytes Capitel. 


$.. 21... Ehe wir hievon fchlieffen „wollen wir noch eine Eurge Beſchreibung von dem Triumph des Paul 
Aemilius, nad) der Befiegung des macebonifchen Königs Perfei einrucken, weil es einer der — — gewe⸗ 
fen; er wird vom Plutarch etwas umſtaͤndlich beſchrieben. Das romſche Volck hatte nicht nur auf den Cir-is 
ad dem Markt, fondern auch fonften an unterfchiedlichen Orten der Stadt Geruſte⸗ gebaut, den vorbepgehenden 
Zu des Triumphs defto beffer in Augenfchein zu nehmen. Es Hatten die Zuichauer ailefamt weiſſe Kleider alte 
ie Tempel, wo ber Zug vorbey gieng, ſtunden alle offen, und waren mit Blumen gezterer, mie auch mit FötlI 
chem Rauchwerk angefüllt ; es waren viele Rathsdiener beftelt , weiche den herbeyjtürmenden Poͤbel auf der 
Straſſe zuruck halten muften, und währete dieſer Triumph drey Tage hinter einander, 


5. 12. Un dem erſten Tag wurden bie eroberten Bildfäulen, Gemälde und Statuen ‚ in Riefengröffe, auf 
zweyhundert und funfzig Wägen voran geführet, womit es fo lang sugieng , daß diefer erite Tag kaum hinzeichend 
dazu war. Des andern Tags wurden die maccbönifchen Wa en herbey gebracht, welche theilg von Erz, theild 
von Eifen, fo peersefflich. — und auf. die Wägen fepr fünftlich gelegt waren, Es waren Helme, Schilde, 

anzer, Stiefel, Eleine'Schilde, Köcher, Zügel von den Pferden, bloffe Schwerdter und lange Spicffe fer ges 
chickt durch einander gefteckt. | 


$. 13. Auf biefe Wägen folgten drey tauſend Mann, , deren je viere in fiebenhunbert und funfzig Gefäfen, 
deren jedes drey Talente ſchwer war, das den Feinden abgenommene Geld trugen. Noch andere trugen eine 


Menge von ſilbernen Bechern,, Hoͤrnern, Trinkjchalen u. d. 9. welche faͤmlich ſehr groß und vortrefflich aus⸗ 
gearbeitet waren. 


. 14. An dem dritten Tag Morgens frühe, kamen erſtlich die Trompeter, welche bliefen, als warn fie 
Bie Soldaten zum Streit auffordern mollten. Hierauf folgten hundert und zwanzig ſchoͤne Dchfen, welche mit 
göldenen Hörnern, langen und oftbaren Binden, und mit Blumen auggezieret und zum Opfer beftimmt waren; 
neben welchen eine groſſe Anzahl Knaben, in ſchoͤnen Kleidern, mit göldenen und filbernen Schalen giengen. 
Hierauf wurde das gemünzte Gold in fisben und fiebenzig Gefäßen gerragen, deren jedes drcy Talente in fich ber 
griffe. Nach diefen kamen einige, welche eine groffe heilige Schilke trugen, am Gewicht sehen Talente, mit Edel⸗ 
efteinen reich befeger, auf welche noch einige andere folgten , welche die Eoftbärften Gefäfe trugen, bie von dem _ 
ntigonus_ und Geleucus waren angefchaft, und vom Ihericles verfertiget Morden, deren fich auch Perjeug zu bes 
dienen gepflegt. Nach diefem fuhr des Perſeus Leibwagen, auf welchem feine Waffen, famt dem darıber gelegteit 
Königl. Bund oder Hauptzierde zu fehen war, Meiter kamen des Könige Prinzen famt ihren Hofmeiftern, welche 
fehr betrübt,einher giengen, und die Hände gegen die Zufchauer bittlich ausftreeften. Unter diefen waren noch 
iwey junge Prinzen und eine Prinzeßin, welche wegen ihrer "Jugend ihren unglücklichen Zuftand nicht erfannten ’ 
und besiegen ſo viel mehr bebauret wurden; fogar, daß, indem jederman die Augen auf diefe Kinder warf, ıman 
faft des Perfeus, der inzwiſchen vorbey gieng, nicht gewahr wurde. ; 


6, 15. Es gieng dieſer Koͤnig in einem an Tranerfleid, mit folcher Seſtarzung über fein Unglück, 


als ein Dienfch, welcher ganz auſſer ſich ſelbſt gefegt ift.'. Ihm-folgte eine geoffe Menge feiner Nätye und vors 
nehmften Bedienten, welche, weıl fie immer auf den Perfeus fahen, und bitterlich teineten , dadurch zu erkens 
nen gaben, daß fie vielmehr das Schickſal ihres Königs, als ihr eigen Unglück beweineten. Perſeus hatte den 
Aennlius vorher erfüchen laffen, daß er ihn nicht im Triumpb aufführen möchte, diefer aber feiner als eines, 
Manns, der kein Herz im Leib hätte, gefpottet, und ihm in Antivort fagen laffen, daß diefes vorhin in feiner 
Macht geftanden, er aud) es jego noch verhüten könnte, mann er wolte; wann er ſich ncmlich hätte felb® dag 
Leben nehmen wollen. " 


8. 16. Nach diefem traurigen Anbli® folgten vierhunbert goͤldene Kronen, welche dem Aemiltus nad) ers 
haltenem Sieg von allen Drten her, als ein Geichenf überbracht worden. Darauf Fam er felbft auf einem präche 
tigen Triumphwagen, und wie er an fich felbft ein-anfepnlither Mann war, fo machte ihm diefer Pracht und feis 
ne foftbare Kleidung noch ein gröfferes Anfehens er hielte in feiner rechten einen Palmzweig. Das Kriegsheer 
welches in gewoͤhnlicher Ordnung feinem Wagen nachfolgte, war durchgehende mit Lorbeerfrängen gefrönet. Nies 
le fungen allerley Lieder zum Lob des Triumpbirehden, zum Theil aber auch gewiſſe fatyrifche Gedichte, . Es fcheis 
net eine gewiſſe Gottheit zu ſeyn, welche ihr Augenmerk infonderheit darauf richtet, daß dag Gluck der Menichen 
nicht gar zu hoͤch ſteige fondern bisweilen eine allzugroffe Gluͤckſeeligkeit durch einen darzwifchen Fommenden Un 
fall etwas gehemmet werde; damit niemand fich rühmen möge, daß ihm nienalen etwas toidriges begegnet ſehe⸗ 
ondern man nad) dem Ausſpruch des Zomers eg für ein Gluͤck halte, wann ein Menich Gutes und voͤſes ehe 
— bat, und ſich in allerley Schickfal deſto beſſer zu finden weis. Es hatte nemlich dieier Nemilins bier Schr 
hie, von denen er zween, nemlic) ben Seipto und Fabius andern Perfonen, die ſoiche an Kitbsftart annahmenz 
überlaffen, dierandern zween aber, die er ‚in feiner zweyten Ehe gezeuget hatte, annoch zu Haus bey ſich; unter 
welchen der ältere von vierzehn Jahren, fünf Tage vor dem gehaltenen Triumph feines Vaters, derj ngere aber 
von zwölf Jahren drey Tage nach diefem geftorben it. Plutarchus feßer hinzu daß bey) dieſer Gelegenheit 
Burch den. Paul Aemilius fo viel Gold und Silber aus Macedonien nach Nom jene gebracht worden , daß dag 
zömifche Bolt von diefer Zeit an, bis auf die Confules Hirtius und Panfa Feine © chatzung bezahlen diirfen, Om 
* Eule nee Ber, wie N —————— —— nr zeichnen laſſen; weilen er abet 
vieles mit untergem eches mit ber wahren Beſchaffenheit ber Sache nicht übereinfo 
wir folche Zeichnung bier nicht einruͤcken moͤgen. 9 9 $ Dep amt, fo babe 

5) — » * 
$.17. Der Triumph des Titus Veſpaſtanus nach Eroberung ber Stadt Jeruſalem, iſt an dem Tri⸗ 
umphbogen, der ihm deswegen zu Rom aufgerichtet worden, alfo abgeſchildert, wie wir denfelben hier Tab; 
CXVIL. Fig. 12. und Tad Amitheilen. Fab. CX VI, Fig. 12, fehen wir den Titus auf 
dem Triumphwagen, mis vier Pferden beſpannet. Die Victoria, welche hinter ihm ſteht, fest ihm einen — 
ran⸗ 





























I rn 


—— 


— 




















































































































































































































































































































































































































































































































—— — — — 
a V⸗N— 


rosolymam. 


ze 


Br rl 











Kon den Triumphen. 369 


dran auf; in der Mechten hält er einen Scepter ober Negentenftab, in ber linken aber eine Nolle Pergament (ober 
ein Yuan, Die — die alg eine Gottin vorgeftellet wird, auf dem Haupt einen Helm, in der Rechten aber 
einen Spieß trägt , führet bier das eine Pferd am aügel; um den Wagen her find viele Soldaten und Lidtores 
init Lorbeerfrängen auf bem Haupt. Tab. CXIX. Bi fehen wir einige Soldaten in aufgeſchuͤrzten Roͤcken, 
mit Stäben und Lorbeerfrängen, welche den goͤldenen chaubrodtiſch aus dem Tempel zu Jeruſalem auf ihren 
Schultern tragen; bey ihnen fiehet man zwo lange Poſaunen oder Trompeten, beren fich die Sjuden ben ihrem 
Gottegdienft zu bedienen pflegten. Rach diefen folgen einige andere in gleichem Aufzug, welche den groffen göldenen 
Leuchter, aus dem Tempel zu Jeruſalem mit fieben Armen tragen, Nebſt diefen Folgen noch andere, einige mit Kors 
beerziveigen, andere mit Fafeln auf weldyen die Namen der eroberten Städte mögen gefchrieben geweſen ſeyn. 
Kig.2. 3. und 4. fehen wir erftlich den Fluß Jordan unter der Geftalt eines alten Manns, der ſich niederleget 
und auf einen affereimer fteuret, in welcher Seftalt alle Fluͤſſe pflegen vorgeſtellet zu werden, Diefem folgen 
einige Ochſen, bie zum Dpfer beftimmt mit langen Deden behänget , und von den Echlächtern, deren ihrer 
— groſſe Körbe mit Fruchten auf der Achfel tragen, begleitet werben. Weiter einige Rathsherren und Sol⸗ 

aten mit ovalrunden Schilden und dergleichen Täfelein, deren vorbin gedacht worden. Zu biejen tommen nody 
zwo Münzen, davon man auf der vorhergehenden Tıb- CXVI. Fig. 13. und. 14. die Xbdrüde fehen kan. Auf 
der erften fehen wir auch einen Triumphirenben , wobeh diefer Umftand noch merkwuͤrdig, daß man über dem 
Hals der Pferde ein ordentlich aufgerichteted Tropzum fiebet: Auf der andern Münze fehen wir ben Titus mit 
einem Helm unter bem Fuß, und eine weinende Meibsperfon unten an einem Palmbaum, womit auf die Erobe⸗ 
kung des Juͤbiſchen Landes gegielet wird, mie folches auch bie Umſchrift ausweiſet. 


18. Wann ein Triumph wegen einer Seeſchlacht ſollte gehalten werben, wurde &8 ungefehr fo eingerichs 
tet: Erftlich fandte der Aonral mahet u triumphieen begehrte, ein mit Lorbeerkraͤnzen umhaͤngtes Schiff nach 

om: Dieſem folgten einige andere , ee mit der von den Feinden eroberten Beute angefüllt waren. Der 
Triumphator felbft fuhr auf einem ſehr prächtig anggegierten Schiff, das bald von feiner eigenen Flotte, bald 
aber ein feindliches war. Nach diefen kamen bie Schiffe, welche fie ben Feinden abgenommen hatten, fo gleichfalls 
mit Beute beladen, und an das Hintertheil der Roͤmiſchen Schiffe angebunden waren. Wann bie Schiffe nahe 
dor Nom ankamen , giengen die Roͤmer dem Gieger por die Stadt entgegen, und biefer trat an bag Land, um 
bie Exrlaubnuß zu einem Triumph anzufuchen, Want ek biefe erhaltet hatte, gieng ber Zug folgendermaffen vor. 
Die Lietores giengen theils vorher, theils begleiteten fe bie Dfeiffer , welche mit ihren Pfeiffen eben alſo bliefen, 
als ob es an ein Treffen geben follte. Hierauf wurden bie Namen und Abfchilderungen der eroberten Gewaͤſſer 
und Fluͤſſe wie auch der Meere, wo das Seetteffen gehalten worden, auf eben dergleichen Taͤfelein, wie wir 
vorhen verſchiedene geſehen haben, vorher getragen, arauf trug und fuͤhrte man die Waffen und allen uͤbri⸗ 
gen Raub, den man dem Feind abgenommen hatte, und zwar inſonderheit bie von den Schiſſen abgeriſſene Schiffe 
hnäbel und Wimpel, ober kleine Fähnlein, womit fie ben Wind erforſcheten, wie auch andere Schiffzierrarhen- 

erner folgte nicht nur das Gold und Silber , fo man von den Feinden erbeutet hatte, ſondern aud) die göldene 

tonen, welche dem Sieger als ein Geſchenk von ben Bundsgenoffen zugefandt worden, Nach biefen kamen 
die Schiff: oder Bootsleute det Feinde, die Schiffs Capitaine , famt ihrem Admiral , mo anders biefer mit gefans 
gen war. Auf biefe alle folgte endlich ber Sieger felbften in einem Eoftbaren Kleid , mit einem Eorbeerkran; oder 
andern Krone geſchmuͤckt, gleichwie auch die Schi ‚Soldaten und Matrofen h welche ihm folgten, alleſamt Lor⸗ 
beertränze trugen, Sn Diefer Drdnung gieng der Zug nad) dem Eapitolium, allwo der triumpbirende Admiral fein 
‚Oprer verzichtete, Mo den Göttern auch einen Tpeil feiner gemachten Beute darlegte. Endlich wurden ihm zık 
Ehren wol auch Dentmale aufgerichtet, als Tropwa, Ehrenfäulen u. d. g. 


8,19. Eine Net von einem kleinern Triumph war bie ſogenaunte Onatio, welche den Namen daher befoms 
men hatte, weil babey nur ein Schaf, Ouis, geopfert wurde; dahingegen bey einem Triumph fette Dehfen ges 
braucht wurden. Die Bedingungen, welche beobachtet wurden, wann einem folte ein Triumph zuerkannt 
werden, haben wir oben geben Wann nun eine oder bie andere von biefen Bedingungen fehlete, wurde dem 
UÜeberwinder anſtatt des Triumphs nur eine Ouatio zuerkannt; ber Unterſchied war, daß er feinen Lorbeerfran 

fondeen nur/einen Mörtenkranz auffegte, und anftatt bes Triumphivagens fic nur eines Pferde bedienete, au 

telchem er nad) dem Capitolio ritte; anfänglich giengen ſie fo gar zu Fuß. Uebrigens war ber Zug faſt auf bie 
MWeife wie bey einem Triumph eingerichtet, daß nemlich die Merkſeichen von den eroberten Städten, die Feldjeis 
hen der Feinde, und bie innen abgenommene Majjen, famt bem übrigen Raub und den Geſchenken, die der 
Sieger erhalten hatte, voran getragen und geführet wurden; worauf er felbft mit einem ſchoͤnen Purpurkleid, 
den Scepter in der Hand yaltend, ritte: Nach ihm folgten bie Ratheherren und dag gemeine Volk, Auf benz 
Eapitolium wurden anftatt der Ochfen nur Schafe ober Widder geopfert, und anſtatt ber Trompeter wurben ihm 


nut Pfeiffer geſtattet · | , 
Das dritte Kapitel, | 
Kon den mancherley Kronen und Triumphboͤgen. » 


l 4. ls 
pen mancherled Rronen zu Handeln haben iſt unſere Abſicht nicht allein auf biejentgeit, welche 
— 33 Adern auch auf andere Gattungen, bey unterfchtedlichen Gelegenheiten, Ne 
don mehrere befondere Bücher 1) geſchrieben haben. Bon dem eriten Urſprung bet Kroen läßt fich 
nichts gewiſſes fagen. Einige geben ben Janus, anders ben Bacchus fils Erfinder an, Die Kronen ber un 
? 
3) Fabricius nennt diefe in biblider. &: 24. m 19. Ünaae 


Tab, 
© 


% 
































370 Des fehlten Buchs drittes Capitel. 


en, welche hier — unnoͤthig ift. Mir werden bier vornemlich derjenigen Mel, 
elegenpeit, ſowohl in Kriege, alg Friedens Zeiten, an die augs 


% 2. Die Corona Triumphalis, welche die trugen, bie einen Triumph hielten y War, wie oben gebacht, 
aus Lorbeerblättern — ı swifchen welchen noch goldene Fäden und Blätter eingefteckt waren. Die Geftalt 
fehen wir Tab. CXX, Fıg,ı, und g. Denjenigen Seldherren ‚welche fich durch Tapfferkeit hervor gethan hat: 
ten, wurden bisweilen auch goldene Kronen zur Belohnung gegeben; dergleichen Erempel man von dem Aulus 
Poſtumius und Titus Quinctius Cincinnatus hat, Diejenigen, denen nur eine Ouatio zuerfannt wurde, trugen 
eine Myrtenkrone, dergleichen eine Fig.2. zu fehen if. Die Corona obfidionalis Fig. 3. wurde denjenigen ers 
theilet , welche die Bürger einer Stadt von einer harten Belagerung befreyet hatten, und wurde aus Gras ger 
flochten ; daher fie auch graminea genennet wurde, Die Corona uralis F 18» 4. war von Gold, und wurde 
denjenigen gereichet, welche bey einer Belägerung uerft bie Stadtmauer überftiegen hatten. Die Corona Valla 
ris Fig. 5. war denjenigen beftimmet , welche dag ihliche Lager zuerſt Überftiegen haften, daber fie auch ca- 
ftrenfis hieg. Sie war von Gold und beftund aus lauter neben einander gefegten Pallifaden; mit welchen dag 
Lager pflegte umſteckt zu werden, Die Corona naualis ober roftrata F 7 6. war aus Schiffichnäbeln jufanmmen 
geſetzt, fir die, welche bey einem Seetreffen zuerft ein feindlihes Schi überftiegen hatten. Die Corona ciui- 
ca endlich Fig.7. wurde von Eichenlaub geflochten, und demjenigen ertheilt„ der einem Roͤmiſchen Buraee dag 
Leben gerettet hatte; und hatte vor andern einen Vorzug, 8 mufte aber ein folcher es durch dag eigene eugniß 
desjenigen, dem er das Leben erhalten hatte, ermeifen. Wem dergleichen einmal ertheilet war, der durfte fie bes 
ftändig tragen ; mann er irgend in ein Schaufpiel trat, ſtunde der Kath und dag ganze Volk vor ihm auf; er 
hatte feinen Plag bey den Natheherren; er war famt feinm Vater und Großvater. von allen Burgerlichen Ber 
— 5 befreyet; durch welche Vorzůge man zu erfennen gab, wie viel an dem Leben eines Roͤmiſchen Burgers 
gelegen ſeye. 


Auſſer dieſen Kronen waren annoch andere, welche in den oͤffentlichen Spielen ausgetheilet wur⸗ 
den. — ——— waren 5. €. bieienigen, welche aus Eppich (Griechifch ern», felinon genannt ) ae 
und denjenigen beflimme waren, welche in den Nemeiſchen Spielen den Sieg davon trugen; gleichwie die Les 
berminder in ben, Ölympifcben, Cronen von Delsteigen; die in den Iſthmiſchen aber, dergleichen von Fichten 
laub ober Zirbelbäumen erhielten. Den Agonotheris Cdieſe marendie Ober, Auffeher der Sffentlichen piele) 
wurden goldene Kronen gegeben. Bey groffen Mahlzeiten wurden auch Kronen unter die Säfte ausgetheilt, Big, 
weilen wurden auch Kränze von allerley Blumen gewunden, mit welchen fie ingbefonbere ihre Lares oder Hause ı 

oͤtter ausziereten. Manche Kronen wurden coronz plediles genannt, welche nemlich aus einer Materie, diefich 
feih: biegen und falten läßt, als. €. Epheu, Wolle, Leinen, Blumen, Scyilfrohr u.d.g, verferfiget waren. Die 
Kronen von Delzweigen wurden bisweilen auch folchen gegeben, bie einem Ueberminder,eiten Tr umph zumegen 


4 Die Arcus Triumphales 2) oder Triumphbögen waren immerwaͤhrende Denfmale eines erfochs 
tenen Eike, dergleichen noch manche —6 werden. Auf Muͤnzen ſiehet man noch mehrere, — 
ſchoͤnſten war ohne Zweiffel der Triumphbogen des Kaiſers Severug, „welcher unten an dem Capitolio angelegt 
war, von welchem wir Fig.9. bie Abfchilderung ſehen. Obenauf fteht ein mit feche ferden -befpannter Triumphe 
wagen , auf welchem bie ziveen Kaifer Septimus Severus und Caracalla zu fehen nd, Die dry folgende. Tab, 
CXX . Fig. 1,27 3x find won Münzen abgezogen, und ziemlich von einander unterfchieben. Auf dem erjten und: 
andern fiehen Trinmphwägen mit vier Pferden, auf dem dritten aber find zween dergleichen Wägen zurfehen; 
welche mit Elephanten befpanner find, —— 


Nariacı) 3 MD 


Das vierte Kapitel, 0% 


337393 


Von der Columna Traiana,. Antonind' Re 
ie auch von den Columnis milliaribus, i EN: 
Sajr2mA Ir 7 


Im 

Pig a J 
Vnter allen Denkmalen, welche noch übrig find, iſt ohnſtrittig keines merkwuͤrdiger, als die weltbekannte 
Columna Tr-iana, an welcher wir fehr viele O ge antreffen, die ung in Alterthůmern ein groffes Licht 
geben, Es ſtehet diefelbe zu Rom in ber Mitte des groffen Platzes, Forum Trajanum aenanıit, und hat 
bie Geftalt eines runden Thurns n auf deſſen Gipfel man von innen mit Huͤlfe einer fteinernen Wendeltreppe kom⸗ 
men Fan. Auswendig find unzählige Figuren ausgehauen, telche allerlcy merkwuͤrdige Begebenheiten vorftellen, 
die ſich unter der Regierung des Trajunus ‚sugetragen haben, davon wir bisher wiele-Bilder entlehner haben, 
Site tleine mol ng davon fehen ‚wir Fig. 4. und- die Auffchrift, welche an dem Fußgeſtelle derſelben zu lefen 

iſt, lautet alfo: 


obon vornemlich dee Bergier Buch von den Cand⸗ 1] Die Schrift eu cius.bibl; 
nad role im söm. Beich Bra c.40, u Dergleidın SR “ er davon nennt Sabricius bibliog 


Sena- 
Tr. c.6. 











ã "UTC 





r SEVERO,PIO.PERT TNACL AVGPATRI- PATRIA.PARTHICOARABICO ET 
eier POWTIFIG: — POTESTXLIMEXL-COS TILPROCOS.ET. 
€S-M-AVRELIO.L-FIL-ANTONINO-AVGPIO-FELICLTRIBVNIC.POTEST.VLCOS.PROCOS.PP. 
OPTIMI8. FORTIS —— PRINCIPIBVS 
AM.RESTITVTAM. VE-POPVLI-ROMANI-PROPAGATVM. 
! IRTVTIBVS. RVAL OMI-FORISQVE. 6-P.O.R. 





EINBAU unnrunnunnn 
IVVV DIT; 1% 


— wow 
u 


| 
m Y, 


„hd PN all 
;AUMRAEMKIBDR EB F 





USER — F 


pr. 
ADnnun 
—B——— 


—F —— 
— — — — 


ES ——— 
—IX U Sm 
IXIIV N! IIINNNINNIN = 


PT — 
—— — 7) — SET MIUNMN = 


— 

—_ nn en ma 
Bar Er ar 
4.8. (orone trümmphales es lauro concinnate.z. Coronamyrtea ovantium. %. Corona 
Obsidionals s. gramimen. 4. Corona murals aurea .5.Coruna vallarıs sive castrensis . 
©. Corona navalıs siverostrata.r. Corona civica querna. g. Arcus triumphals Severi.. 


























| 


— SEN 
lie — ur me 
= — — | 2: 












































— ——— 





de l.Abb. de 5.Medard de Soifsons. 





N2.2.3.Arous truumphales, quales in mımmis exhabentur. 4. Columna Jroionz 
5. Columna Antonina . 6. Columna rostrata. 7. 8. duo nummi triumphales . 
| 9-20. Columne mullares . 














Bon den Kronen und Triumphbogen. 391 


Senatus populusque Romanus 
Imp. Cxfari. Divi. Neruæ. F. Nerux 
Traiano, Aug, Germ, Dacio, Pontif. 
Maximo. Trib, Pot. XVII. Imp. VI: Cof. VL. PP, 
Ad declarandum quant« altitudinis 
Mons et locus tantis operibus fit egeſtus. 


82} Diefer Columna Traiana fügen wir Fig. 5. die Antoninam bep, von welcher wir glei i 
dieſem Werk viele Figuren entlehnet haben. Auch dieſe hat die aͤuſſerliche Geftalt eines Chung, auf Beiden man 
* auf einer runden Treppe ſteiget. Man ſiehet an derſelben vornemlich die Siege, welche M.Aurelius über 

ie Marcomannen erhalten hat. 


$. 3. Die folgende Säule Fig. 6. welche von ben vielen Schifffchnäbeln, fo daran geheftet find, Roftra- 
%a Columna genennet wird, ift nach einem Meer die Sarthaginenfer zur See erhaltenen u (Al ln 
er Ehren aufgerichtet worden. Die Aufichrireift dermaffen ſchadhaft, das man Faum dem dritten Theil davon 
een kan. Fig. 7, und 8. fehen wir zwo Münzen, woraus man fiehet, daß der Bibulus eine Flotte commandis 
ret, und ein Geetreffen gewonnen habe. 


5. 4. Was die-ColumnasMilliares anlangt; ſo iſt aus dem Plut arch Cin Gracchis) ermeis 
Cajus Gracchus auf den groſſen gepflaſterten Landſtraſſen, die von Nom ausgiengen, davon Mr — 
werden, je alle Meile habe eine Saͤule aufrichten und daran ſetzen laſſen, wie weit fie von der Stadt eutfernet 
ſeye. Eine Meile aber fol nach der Anzeige bieſes Plutarchs fo viel als acht ſtadia feyn. Der Drt, von wei⸗ 
em die Entfernung diefer Meilen » Säulen gerechnet oder gejehlet wurde, war eine fteinerne Säule 2), die mit⸗ 
ten anf dem Markt der Stadt Nom ſtunde. An den Pfeilern, die von Meile zu Meile aufgerichter waren, fahe 
man die Ynzahl der Meilen mit den Zahlen 4. ATI, V, VI. &c, eingegraben; und warn man die Weite eines 
Orte von der Stadt anzeigen wollte: hieß es, daß er fecundum , tertium, quintum, odtauum &c., lapidem 
d. i. zween, drey, fünf. ‚ acht ıc, Steine weit von der Stadt entfernet ſeye Wann einer von diefen Steinen ent» 
weder gebrodyen oder ausgeriffen war, wurde alfobald ein anderer gefeget. Zur Zeit der Kaifer pflegte man die 
amen ber bamalg regierenden Kaiſer mit aufzufegen; begleichen man annoch heut zu Tag einige antrifft., Es 
wurden nicht nur in Stalin, fondern auch ın den auswärtigen Provinzen, als in Gallien, Spanien, eutfche 
land, Pannonien ıc. dergleichen Meilenſaͤulen geſetzet; wie man bann bier. und ba einice aus der Erden gegra« 
ben hat; und noch; heut zu Tag bisweilen findet, . » Sins 


$. 4. Diejenige Columna milliaris, welche wir bier Fig. 9. mittheilen, iſt U 1709.: be 
St. Medardi zu Eoifjons nefündeil worden Sie beftebt aus einem harten Stein; dennod) dt fie a 
ſchabhaft Sie ift ſechs Schuh HL, wann man, den Grundſtein, ber 14. Zoll hoch.äft ‚mit dagu wechnet.. Fer 
de Seite des Grundfteing iſt zween Schub und. zween Zoll lang. ‚Der Umfreis hat unten vier Schub und ndun 
Zoll, oben aber vier Schuh und fünf Zoll; ben darin iſt ein groſſes Loch, deſſen Endzweck unbekannt ift, “Einis’ 


"ge geben vor, e8 feye zu dem End gemacht worden ,. ein Crucifiz hinein zw ſtecken; weiches aber ſchwerlich zu ers 


werfen äft, "Die Auffchrift muß vermuthlich alſo gelefen werden: 


lmperatore ‚Oxfare Lucio Septimio Seuero pio 
Pertinace Auguftö .Arabico Adiabenico Parthico 8 
Maximo Patrix Patre Confule tertum ER 
16 31 . Imperatore Cæſare Marco Aurelio ‚Antonino. u. : A 
A bPio Felice ..—ı— — —  Confule Curante ar 
Bien Lucio pio Poſſumo Legato Auguflorum — . 
P. P. ab Augufla Sucfionum Leuga Septima, 


Die nachfolgende Fig. 10. welche ben einem Dorf an ber Nine, in Frankreich, in d 
Mebarbi Y Ai it von Soiſſons — 35 iſt in DC Rule eines — und * — St. 

241 Imperatore Cxfare ‘Marco Aurelio Antonino. 

| Pio Auguflo Britannico Maximo. Tribunicia 
Poteflate Decinum  Quartuin Imperatore' 
Secundum Confule Tertium Patriæ Patre 
Proconfule ab Augufta Sueflionum 
Leuga. Septima. 


2) Vom miliario aureo, ift elften befondere Abhandlung ans iu vergleichen und lini BR, 
bey den AnmerFungen HR den Steppanus yon Bye · Ant —2 * 


14 ’ 


Aaaagaa Das 




















| 
i 
| 
j 


372 | BER IC ER 


Des vierten Bands 


Anderer Theil, 


Bon den Öffentlichen Landſtraſſen, Waſſerleitun⸗ 


gen, den mancherley Gattungen des Fuhrwerks 
und der Schiffahrt. 


Das erſte Bud. 





Von den Öffentlichen Landſtraſſen, Brüden, verſchiedenen i 


Arsen des Fuhrwerks, und den Waſſerleitungen. 


Das erite Kapitel, 
Von dem öffentlichen Landſtraſſen 1). 


$. I» 


er den gröften Rerkwuͤrdigteiten des alten römischen Reichs / find die groffen Lanbftraffen, die MWaffers 

leitungen und Eloaden, mit von ben vornehmften ; fogar, daß einige fie jenen meltbefannten fieben under» 

werfen annoch vorgezogen: Wann man überleget, durch wie viele Provinzen biefe groffe und breite 
Landſtraſſen angelegt waren, und wie veft und dauerhaft fie gemwefen, item was filr unfägliche Koften 

darauf verwendet worden: fo muß man bekennen, dag dieſe den Mafferleitimgen umd Gloaden annoch weit vore 
eben, Dann obgleic) die Wa —— —— ſehr groſſe und erſtaunenswuͤrdige Gebäude waren; fo bes 
anden fie ſich doch nur meifteng um Rom herum, und fonflen bey einigen groffen Städten ; bie Eloacken aber 
wurden nirgends, als in ber Stadt Rom angetroffen; jene Landftraffen aber giengen von dem äufferften Abends 
land und den Säulen des. Hercules, durch Spanien und Gallien bie an den Fluß Phrar und von bannen gegen 


Mittag bis in Egypten. 


grofen en ihren eng als , und fich hernach in unzählige Arme ausbreiceren, Iſidorus gibt in 


Provinzen giengen ; davon bie Flaminifche, Appifche und Yemilifche Strafe, wach in Jtalien die vornehmſten 
a 


doc) das Stick davon, welches in Kampanien etliche Meilen lang gefehen wird noc) detmaffen ve n 
feinen Abgang daran derfpärer; und anderswo ſind auc noch arofje Stüce übrig. Es if vu — * 
oben dermaſſen glatt, daß, wann ein.Regen barauf fäßlet, die Pferde keinen veften Tritt haben, fondern ale auf 


f ) ung der Columna Traiana ©, 229, daß bie 
Steine ale fünferigt feyen, auffer denen, die am Kand ftünden , welche ſechseckigt wären. Allen ich zweiffele 
fehr , daß dieſes aller Orten zutreffe. Die töften Steine haben zweeu Schuh in der Fänge, und die Fleinften find 
menigfieng einen Schuh lang. Db aber g eipy Diele Steine weder von einerley Gräfe noch Form find, fo find 
fie Doc) fo genau zuſammen gefüget, daß mar Fein Meffer zwifchen die ugen ftedten könnte, Cie find auch meift 
einen Schub hoch , und fliehen aller Drten etwas höher, als das darneben berliegende Erdeeih. An manchen 
Orten find diefe Straſſen durch Berge und Felfen ——— wie ſolches z. €. bey Terracina in Campania di 
Roma zu fehen ift, wo ein De der ungefehr- 180. Schuh hoch ift Weg, fo. unteir 

Ey aber zugleich gleichjam mit Beinen Suschen quer durchzogen iſt, damit die Pferde 


F. 3. 
Das treflich ievon / iſt des Bergier ſchon ange UNeber ſezung in Graenii 

2 —— den Kanpftrafen im Me *— ipfkus de tomo X. Aebet; man an rar 

eich; das nach der erſten Framodſiſchen Ausgabe in lat, 


— de magaitudiae rom. Bu) 3: 6. 10. verglel⸗ 





























— = = — —— = — = F — - — — 
nn = — — — = — — = — I F - rn == — — 





Jab. CXXU. 








Vardi.4.4: Lontes navales. 


2. Lons 


‚Kudera pontis Nüarniensts. 


| 5 
18 
8 

J 
8 



































1 ee a A ne Be 


u ir * 
Bere 
— en 
’ 





‚welche von ihrem erſten Urheber Pons Aehus hiefje, nun aber die Brucke S. Angelo genennet wird. Nicolatı 





Von den öffentlichen Landſtraſſen. 373 


| 
| 
$. 3. Daß aber biefer Appifche und andere Wege dermafjen veft und dauerhaft find, kommt nicht allein vor | 
der Groͤſſe und Härtigkeit der Steine und der genauen Fuͤgung her; ſondern groffen theils auch) von dem Lager oder | 
den Grunde. 2 unterft liegen geoffe und ſchwere Steine, die ohne Form und ımbehauen, aber mit jehr veſten || 
Kalt gemauret find. Ueber diefen ift eine meue Kage von reinen Kiß und Fleinen Steinen, welche gleichfalls mit 
einem trefflichen Kalk vermenget find , in welche Waffe, ‚fo lang fie noch weich war, die oberſten Steine einges 
feget worden; daß alfo, wann auch einige der obern Steine noc) etwas rauh und ungleich gewefen,. fie fich ir | 
diefen Kiß eingedruckt, daß fie oben ganz gleich ſtunden. Alle verfchiedene Fager, famt den oberfien Steinen , ll 
machten zufammen eine Höhe von drey Sranzöjifchen Schuhen. An einigen Drten waren dieſe Straſſen zu bey» 
den Seiten mit einem fteinern Rand eingefaßt , der etwa ziveen Schuh breit, und anderthalb Schuh hoc) war; 
und feheinet derfelbe vornemlich ben Fußgaͤngern zu lieb gemacht zu feyn; vielleicht auch denen zu gefallen, welche 
gu Pferd reifeten, damit fie in Ermangelung der Steigbügel, die bamalen noch nicht üblich waren, defto leichter 
von diefem Nand wieder auf das Pferd fteigen Fonnten. Die ganze Breite diefer Wege war nicht gar vierzehen i 
Schuh, alfo daf eben zween Wägen einander ausweichen fonnten. | 
| 








[ 

$. 4. Die andern Wege aufferhalb Italien waren nicht fo gut angelegt. Man fieht noch etwas bavon in | 

dem Theil des alten Gallien, fo Galtia Belgica hied ; fie waren zwar breiter als bie Stalienifchen, aber aus eis | 

ner andern Materie verfertiget. Bergier ſagt / daß fie in gleicher Weite zween Furhen oder Fleine Gräben ges IN 

gogen, weiche fie hernach mit Erde angefüille, die man mie Blöcken oder ſchweren Kisgen veſt zufanımen ſtampfte, II 
damit der darauf geſetzte Bau nicht finfen möchte. An niedrigen Orten, wo das Erdreich feuchte war, mache | 
ten fie Dimme, welche das Waffer und der Schlamm nicht überfteigen konnte. Auf diefen Grund ſchuͤtteten fie | 
erſtlich Kiß und groben Sand, in welchen ſie hernach groſſe glatt gehauene Steine einfegten, und oben darauf ' | 
Wiederum eine Lage von Kiefelfteinen, die mie Kalk vermengt waren, — daß alles zuſammen bielte, und N 

wann der Kalk trocken war , die verlangte Veftigkeit hatte. An den Orten aber, wo dag Erdreich durr und tros 

den war, daß e8 durch feinen Negen ermeicht wurde, machte man feine ſolche gepflafterte Wege, 

. 5. An biefen Strafen waren hier und da Wirthshaͤuſer angeleget, welche manfiomes, Briechifch mo» | 

naͤ biefien , und inggemein eine halbe Tagreife von vinander entfernet waren. Der 9. Ahanafius fagt,.daf | 

auf dem Weg von Alexandria Bis Antiochta ſechs und dreyfig dergleichen manfiones gemefen; mir welcher Zahl 


| 
auc) deg Autoninus länerariumnüberein kommt. Yuffer dem waren unterwegs noch andere Stationen, welche (N 
fie mutationes nannten, wo die veredarii, wir möchten es Poſten nennen, die Pferde wechſelten. | 


Das zweyte Kapitel, 
Yon den Brüdem 
& 


sh bie alten Denfmale gehören auch bie Bruͤcken deren noch viele ganz zu fehen finds: Meil fie ber Zur 





F 
i 
| 
N 
| 
uhr und der Handlung wegen unumgänglich noͤthig waren, hat mammicht unterlaffen, fie, 10 bald fie | 
urch die Länge ber Bei) das Wetter, oder fonft ſchadhaft worden, wieder auszubeflern. "Viele aber find il 
theile durch Meberfchwernmungen groffer Fluͤſſe, theils durch andere Zufaͤlle gänzlich eingeriffen worden. Von eis | 
higen fiehet man nur noch einige Schwibbägen; von welchen ‚fie. unterflügt worden. Woraus man wenigfteng | 
die Bauart annoch erfennen kan. Die Ichönften und praͤchtigſten Drucken aber waren nicht ſowohl in Stalienz | 
als in den Provinzen des Roͤmiſchen Reichs anzutreffeis rt 
| 


3 Zu Nom wurden vor dieſem acht Brücken gezehlt. 1) die Fabrieifche Drucke, durch welche annde il 

heit ji Tag die in der Tiber gelegene Inſul mit dem groͤſten Theil der Stadt zuſammen Hänger 3). Die See | 

des Geftug auf der andern Seite der Juſul, ivelche von den beeden Kaiſern Balentinianus und Valens wieder 9 

hergeftellet tvorden. 3) Die allererſte Brücke zi Non war von Holz, und deswegen Pons fublieius genannt; | 

Nachgehende wurde ſie von Steinen gebauet, davon unten an dem AventinischenDerg noch einige Ueverbleibfel zır fen I 
en find. 4) Pons fenatorius oder die Rarhsherren: Frücke nahe an dem palatinifchen Berg, daher fie auch | 

Pons Patatinus hies. Diefe Bruce ift fehr oft von der Tiber eingeriffen, Und mehrmalen aus gebeſſert worden; "ll 

heut zu Tag find noch einige Schwibbigen übrig, Dann ba fie vor einiger Zeit abermat eingefallen. tff- weiterg —9 

feine Hand daran geleget worden. Pons Janiculi, welche dieſen Namen daher bekommen, weil man uber 

diefelbe nach dem Berg Saniculug gienge; der Pabſt Sixtus IV. hat fie von Grund auf wieder neu bauen-laffeırz: 

&) Nicht weit von dem Spital zum H> Geiſt ſtehen noch einige Ueberbleibfel von Ponte Triumphali, über weh 

he die Teiumphirende nach dem Gapitolio zu ’siehen pflegten. 7) Nicht weit davon iſt noch ‚eine andere Brüce, | 

V. hat fie wieder von heiten errichtet; worauf Eiemend IX. fie mit ſchoͤnen Statuen auggezieret ; Sie-ifbiwegen 

ihrer Keinen Breite vor ben übrigen ——— 8) II auffer der Stadt noch eine Bildte font Ben Mil | 

wius, Heut zu Tag aber Ponte Molle genannt, Weber den Fluß Anio find auch verſchiedene Bruͤcken gefchlagenz 

unter weichen die vornehmſte iſt, welche Pons Narſetis genennet wird, —— 


30 Ein Mufter von einer feht groſſen und anſehnichen Bruͤce iſt wohl biejenige, davon wir Tabs Tb, () 
ex Fig: t, einige Ueberbleibſel vorſtellen "Es war bie Berühmte Narnichfifche Brücke, Welch: der Kaifer 9ir OXXIL, | 
uftus bey der Stadt Narnia, auf dem Weg nad) Loretto, zwiſchen zween Bergen, Durch welche der Fluß Mar I 

ieffet, alfo angeleget. hat, daß man von einem Berg zum andern über dieſe Brucke geraͤdes WegB gehen kom, 


Sie ruͤhete auf vier Schwibboͤgen, die nicht gleich weit von einander ſtunden, auch nicht gleich groß Haren Die 

Länge von einem Berg zum andern, machte 636. Schuh xy ; > erfte ber vier Bögen iſt der emo und ſteht | 
noch 

1 











374 Des erſten Buchs drittes Kapitel, 


noch ganz, die uͤbrigen aber ſind meiſtens verfallen. Der erſte hat in der Breite von einem Pfeiler zum andern 
100. palmos , in der Höhe aber 150. daher man auf die Groͤſſe und Hoͤhe der übrigen leicht ſchlieſſen kan. In 
der That war es eine erſtaunenswuͤrdige Bruͤcke und follen die zween Pfeiler des Testen Bogens 42. Schub von em 
ander geftanden haben, 

%. 4. Auſſerhalb Italien fol nicht? vortrefflichers geweſen ſeyn, als die Bruce, welche der Kaifer Trajas 
nus über die Donau fchlagen laffen, deren Vordertheil fein Nachfolger Habrianıs wieber — laſſen. Weis 
len aber die Alten, in —— derſelben, nicht mit einander übereinftinment ; fo halten wir ung dabey nicht 
auf, gleichwie wir auch) unfere Lefer , in Anfehung der Brude, weiche J. Cäfar über ben Rhein fchlagen lafenz 
auf die Befchreibung verweilen, die Eben diefer Kelbherr in ſeinem Comment. de B. Gallico 8, 1V. c.17. U.fr 
felbft Hinterlaffen hat. Dbgleich diefe Befchreibung ümftandlid genug abgefaßt iſt fo haben doch die Bauver⸗ 
ftändigen fich nad) derfelben über der eigentlichen Geftalt und Einrichtung nicht vergleichen können. Die Brücke 
über den Fluß Gardon, in Lan ueboc, Fig. 2. lag zehen Meilen don Nismes, und war zugleich eite Waſſerlei⸗ 
tung. Die uͤnterſte Ordnung beſteht aus —* Schwibboͤgen, die für ſich eine Brücke ausmachen, und zugleicd) 
das Fundament von ben darüber gefegten Bogen abgeben. _ Diefe weyte Drbnung endet fich bepderfeits an cie 
ner gewiſſen Anhöhe eines Bergs und beftchet aus eilf Bögen: Die dritte Drdnimg über vorigen, bat 35% 
kleinere Bogen, bie eine Wafferleitung unterftügen, bermög welcher ein gewiffes Waſſer nad) Nismes ı ebracht 
wird. Dieſe Schwibbägen werden noch groffen Theils bis auf den heutigen Zag gefehen. Ucbrigens ift dieſes 
groffe Gebäu aus Tauter groffen Quadratſtuͤcken, die nicht mit Kalt oder Kütt, fondern mit eifernen Klammern 
Juſammen gefäget find, aufgeführer, 


$. 5. Daß die Sciffbrücten bey den Roͤmern gleichfalls im Gebrauch 3 — iſt bekannt. Dann 
ſſe pflegten die Schiffe, aus welchen fie Schiffbrucken baueten, der Armee auf Wagen nachzufuͤhren. Wir jeher 
dergleichen Schiffbrücen Fig.3. welche von der. Columna Antonina genommen find. Die erftere beſteht aus 
neun Schiffen, die andere aus fünfen; und weilen fie ganz nahe dehſammen funden : fo dorfte man nicht förchs 
ten, daß fie finfen würden. In Crmanglung ordentlicher Schiffe, machten die Römer bisweilen Brücen von 
leeren Faͤſſern; dergleichen nach dem Seuani DEE Herodianus, ber Kaiſer Mariminus verfertigen laffen. Zus 
teilen machte man dergleichen aus Iedernen Schläuchen, weiches had dem Bericht des Sofimus; jur Zeit ded 
Koifers Julianus / nach fernen unglüehichen Zeldjitz gegen die Perfik gefchehen feyn folk 


| Das dritte Kapitel 
Von den manderle) Gattungen des Fuhrwercks 1). 


ee .$ R “ 

aß man ſchon in den allerälteften Zeiten Waͤgen und Fuhrwerk gehabt, laͤßt ich wenigſtens dadurch ers _ 
& weifen, daß bereits Joſeph alg tatthalter m Egypten, feinem alten Vater A, Rügen entgegen ges 

fandt , welche ihn nach Egypten bringen mußten; welchemnach es cine abel bleibet, wann unter der 
Mythologis diefe Erfindung dem Vulcanus, oder der Minerva, oder andern Goͤttern zuͤgeſchrieben wird, ag 
die Lateiner unter, bem allgemeinen Namen earrus 2) verftehen, wird von den Griechen harma, hırmaxa und 
ochema genannt, Man hatte allerlei Arten von Wägen, welche nach dem Unterſchied ber Geftalt verfchiedene 
Ramen hatten; wie fie auch nach der Anzapi der Pferde, welche angefpahmet wurden, berfchiebene Namen hats 
gen. Die zweenſpaͤnnigen Waͤgen hieg man bigas; bie hierfpännige quadrigas, die fechgipännige feiuges, die fies 
benfpännige feptiiuges &c. Bisweilen, aber gar felten, wurden jehen dferbe vor einen Wagen geſpannt, und 
zwar hauptſaͤchlich bey einem Triumph ober in dem Circus Birotum oder Birota » hatte zwey Räder ; wie fola 
ches die Benennung anzeiget. 


2: Die Wägen, auf welchen fie bie Bülbfäulen der Gotter führeten, beten fie fich auch bey den Lu- 
dis Circenfibus und bey Trinmphen bebieneten, hieffen Thenfd.  Tarpehtism wurde bei mancherley Gelegenheit 
gebraucht; die Kaifer und Seldherren pflegten auf folchen insgeinein ihre Gemahlin , Kinder und anderes vors 
nehmes Srauenzimmer Na nachfuͤhren zu laffen; fie waren mit Maulefeln befpannet. Es hatte nur zwey Mäder) 
obgleich einige ihm viere eplegeit. Daß es aber nichtnur jum Diehft dee Frauenzimmers gewidmet gemefen, erhela 
let daraus k weil Slorug IL, 2. ausdrücklich melder, daß ein gewiſſer König der Galler , Namen? Bituitus/ 
bey einem Triumph ſich eben dergleichen carpentum Yon Silber, dedienet habe, Die weiſſen Pferde NEE 
ze, bie infonderheit bie reichen und bornehmen Beute dorgefpannt haben, find in groffem Werth gewefen. Die 
Kaifer fuhren auf goldenen Wagen ; und von dem Elagabalus eizehlet Spartianus baf er auf einem ver⸗ 
golbten Wagen gefahren, ber anſtat der Pferde init nackenden Weibsperfonen befpaniter geweſen. 


5% Die Carruca war and) meiſtens für vornehme Leute beſtimmt. Nach dein Zeugniß des plinius 397 
ıt, war ed reich mit Silber geziert, mit dier Kädern,, Alexander Severus gab “ — be Erlaubt 
daß fie fich gleichfalig dergleichen filberne Carrttcas beplegen dürften, Und Aurelianus ertheilte, nach dein Bericht des 
Dopifeus c, 36. biefe Frepheit fogar auch bein Peivarperfonent. Pilentum war ein Magen mit vier Näbern, ſo 
insbefonbere dem Sratsenzimmer dienete Ein anderen, welcheit fie Pitoxttum nannten, fol nach einiger Ney⸗ 
nung mit diefem Pilento einerley, und nur darin berfchieben ron, baG der Name Piroritum von ben Balliern 


ob. Schefi ; | genom⸗ 
2 Job Scheflen Düt de Fe uchiculari Befonderg gefärien 2) Dame glatden / cd komnme dieſer Fahrt den anaiun> 

ben 1671, 4. wobey aud von Pyrshus Lioorins ei ‚e glauben, 

Sbnlishe Abhandlung au finden j J dus Aigorins eine Biekmbrig ben 








Jab. CXXIII. 


«KM 





2.2.Currus dolis onusti.5. Pläustrum maius armıs onustum.:g.Currus captiramvehens.z. Ürrus alus 
ermis onustis 6. Corrus, aanıwis armis repletaumposia. »Bırotum s:pilenium-8,9.Duo currus, quabus 

ü — Bello captiinpompa triumphah'vehuntur' 10. £quus sarcınaraus vasıs aurers et argenters onusus. 
2.Cquus alius sine onere : 








—— 
——— EN 


— — 
7 get I For 
* TERN? R 














Tab: CXXIMI. 


A 


Col:Theo 











Atterkt 
| HHFH 
sun] I ini ini - he 
Sa a NS — 
——— 


Ye) 


Be 
LILUR 


‚ars sarcınıs et armis onusa. 





TIIES . 


itdem arına ‚fere 


5 


stnatı . 


de 


Sufpuleiendts aqueducabus 





B#,3. Mulıı 
12 ArcusS 












— — * — — ———— ——— en — — — as 





Don allerley Fuhrwerk. 378 


genommen iſt. Das Wort Rheda ſoll, nach dem Zeugniß bes Quintilianus / auch ein Galliſcher Name fe I!) 
und einen Magen mit vier Nädern bedeuten, an welchen fie acht big zeben Pferde (meifteng nahmen fie f 2 I 
Maulefel) fo anfpanneten, daß je zwey Und zwey meben einander giengen. Was fie vor Alters Covinos nann⸗ IN 
ten, waren MEER currus falcatı , oder Waͤgen, bie an ben Achfen mit Sicheln oder Senfen verfehen waren; IN 
derett fich, mie wir bereits gemeldet haben, die Gallier im Krieg bedieneten. Benna ift aud) ein Galifcher oder Il 
Geltifcher Name , und bedeutet einen Wagen, ber mit einer aus Weiden geflochtenen Benne oder Wand eingefagt | 
war ; und die, welche auf einer folchen Benne mit einander fuhren, hieſſen daher Combennones, | ) 








6.4 Sarracum war nad) bein Juvenal und —— gleichfalls ein bey den Galliern gebraͤuchli⸗ 9— 
ches Fuͤhrwerk deffen eigentliche Geſtalt aber unbekannt ift. Cifium war ein ſehr leichter Wagen mit zwey dta⸗ J 
dern, auf welchem ein von Holz oder geflochtenen Weiden verfertigtes Kiftlein veft gemacht war, fo denen, bie | 
darauf fuhren, zum Sik dienete; wie unfere heutige Carriolen, oder chaifes roulantes; man pflegte vor folche N 
insgemein drey Maulthiere zu fpannen, und es bebienten ſich ihrer beſonders die, welche geſchwind fahren Wolle | 
ten; fie waren nur für Mannsperfonen. Eſſeda oder Efledum war auch ein bey ben Galliern oder Belgiern bs || 
—* — deffen man ſich auch in Britannien bedienete. Zu Kriegszeiten wurden deſſen Achſen auch mit Chr 

n beſchlagen. 


| 
EEE. 2 2 I 
6. 5 Der Name plauſtrnm bebeitet einen Wagen mit zwey bisweilen auch mit vier Rädern, und war eid | | 
gentlich ein Laftwagen, tie unfere heistige Karren ober Laſtwaͤgen. Was von bem Cato plauftsum majus ger | 
nennet wiedz; hält man für einen Laſtwagen mit vier Näbern, Es hatten die Alten auch Kärche mit einem Rad, 
an den Framofen brouettes genannt ; und foll, nach dem Bericht des "syginus, ber Triptolemus ihr Erfinder ges 
weſen feyn, 


6. Was wir bisher von den Wägen gefagt haben, gibt zwar zu erlennen, daß man fie mit verfchieben 

nen Runen benennet habe; doch läßt fich Br unterfchiedene Form und Geſtalt daraus nicht deutlich abmerken. I 
ie eine Thenfa geftaltet geweſen, haben wir oben, ba wir von ben Triumphen gehandelt haben, zut Gmüge ger | 
fehen. Tab, XXL, Fig. 1.2. fehen wir zween Karren, bie mit ne Ai beladen find; einer iſt mit einem paat Tab: 

















chen, der andere mit zwey Maulthieren befpannets dieſes find ohne tveifel zwey plaufira, Das Original dar _ 
hfen, mit zwey Pferden, hat vier Raͤder, EXXIII. 
I 


von, ift an ber Columna Antonina zu fehen. Der folgende Wagen Fig. 3. 

urban wohl ein groffer Laſtwagen feyn ; der nit allerien Waffen / Eoilden Spieſſen 4 Panzern ; GScwerbs 
teen ir. b. gl. beladen iſtz es iſt felbiger aud) von ber Columnz Antonina abgefhildert. Auf [5 

gen Fig. 4; der eben baher eg ift, ſitzet, wie es feheinet, eine gefangene Weibsperfon etwas erhaben, wie 

wir oben gebacht haben, Fig: 5. folgt ein anderet Wagen, der weit mehr ausgeziert ift, al die vorigen, mit 


enden Wa⸗ | 
dier Rädern, an denen die Speichen deutlich unterſchieden find; er ift auch mit Waffen und allerley Gepäd bes | 
| 


dem fo 


laden, Fig. 6. fehen mit einen Wagen mit vier Rädern , Die von ganzen Holz verfertiget find, und keine Speis 
es oben fteht ein Schiff, — ——— mit allerley Waffen beladen. Daß man vergleichen Schiffe zık 


iffbriicheh gebraucht; und fie ber et babe, 
FA chen ift älter, ale man meint; eine dergleichen ſehen wie Fig: 7, 


sa, Pig. 8 fehen wit einen groffen Magen mit zwey Rädern, welcher von dee Columnä Theodofiang | 
if, nit — —— — Die Mannsperfon bi b darauf fit, ſcheint ein Fuͤrſt oder oe bet alte E 
= then oder eines andern nördlichen Volls zu ſeyn; hinter ihm fit eine eibsperfon, fo feine Gemahlin oder | 


rmee nachgeführet babe, iſt fchon erinnert worden, 
| 
ter fen mag, und vor ihm noch eine andere Mannsperfon, Bon eben biefer Columna haben wir auch ber | | 


er Gebrauch der 


olgenden Wagen mit vier Rädern Fig. 9: fd gleichfalß mit zwey Kindern befpanmet iſt; und fcheinet auch ein Il 

Scythifcher König oder Prinz im Triumph anfgefüsret zu werden. Neben ihm figt einer von feinen Freunden; ‚ll 

ber Theil an der Berrübniß zu nehmen fcheinet; vornen auf dem Wagen ift die Gemahlin mit einem kleinen Kinds hl 
Hinten auf dem Wagen aber fit noch eine junge Perſon, welche vieleicht der Sohn dieſes Koͤnigs ſeyn mag. 4 
onften gibt es noch mancherley Arten von Buben bavon nur bie bloffen Namen bekannt find. Dergleichen 

| 

| 

| 

| 


und bebedt war, daß man alte und Franke Leute, denen man cin Ders hinein legte, führen konnte; cia= 
unlare, fo aus höhjernen Hürden zuſammen gemacht wars \ 


8. Auffer den Laſtwaͤgen hatten bie Altern auch mancher ley Aafichiere, ald Hferbe, Efel und Maulthies | 
tt, “ en alle fie fich auch oft ber Cameele und Elephanten bedieneten. Cin folches Laſtpferd, weiches mit 
allerley goldenen und filberhen Gefäfen beladen ift, ſehen wir Fig; 10, und Fig. ı1. noch ein andere, welcher 
fticht beladen iff, und von einem Dacier gerähret wird: Auf ber Columna Theodofiana fichet man fehr viele 
bergleichen aftthiere; wie mir banıt Tab, CXXIV. Fig. 17 2, 3. drey Maulthiere davon vorftellen, welche mit Typ. 

Shilden, Spieffen und fonft,allerlev Bagage, beladen finb; der britte bat eben Bi hun ar tie unfes CXXIV 
te heutige Maulthieres Die Efeltreiber haben ganz befondere Hüte und Tafchen: Auf gebachter Columna find “RM YVs | 
ad) die bepden Camecle Fig: 4 und 5» iu feben , welche allerled Gepäck oder Bagage tragen; | | 


nd 46* ploxenum, ſirpea, ftercoraria, ober ein Miftwagen ; arcera, fo mit Dielen auf allen Seiten einges 
chloſſen 





f Bbobbbae Hab il 








| 
| 
ji" 


376 ER Ol ER 


SUR: Das vierte Kapitel, 
Von den Wafferleitungen und Cloacken 1). 


Ss 1 


ie Roͤmiſche Waſſerleltungen können auch mit zu den Wundern ber Welt gesehlet werden. Dann es wat 
ihrer eine fo gute Menge, und mit fo unfäglichen Koften ebauet, daß man fie nicht ohne Erftaunen ans 
fehen fan. Es wurde dadurch das Waffer von entfernten Orten , manchmal vierzig bis fechzig Meilen 
nad) ber Stadt gebracht, und diefes durch Hilfe groffer Candle, welche an manchen Orten durch Berge und Fels 
fen, bie man durchſchneiden mußte, giengen, und auf lauter foftbaren fleinernen Schwibboͤgen, die doppelt und 
drehfach über einander ftunden, ruheten. Wie dann noch heut zu Tag um Rom herum, annoch bier und da vers 
ſchiedene Ucberbleibfel , und an manchen Orten noch ganze Reyhen Schwibbögen von folchen Wafferieitungen ano 
etroffen werben. Weil das Erdreich nicht aller Orten gleich iſt, fo mußten an manchen tiefen Drten mehrere 
Schwibbogen über einander gejeßet werden. Die Materie aus welcher die Bogen verfertiget wurden, waren 
ins gemein Backſteine, welche mit veftem Kalk aufgemauret waren. Wann diefen Wafferleitungen ein Berg oder 
Selfen im Weg fiunde, mußte man biefelben Y weit abtragen oder durcharaben, bis die gemachte Definung mit 
den —3 — ſolcher Schwibboͤgen in gleicher Linie ſtunde und das Waller hernach von bannen in die niedrigere 
Canaͤle herab lauffen fonnte. ER 
d. 2. Das merkwuͤrdigſte bey diefen Wafferleitungen beftehet darinn, daß, da manche in geraberfinie na 
ber Stadt hätten koͤnnen selbe werben, diefelbe durch mancherley Kruͤmmen und — leitet u. * 
von ſich die Urſache nicht gewiß auzeigen läßt; es möchte dann deswegen geſchehen feyn, damit dag Wafler, wanık 
es in gerader Linie herabſchoͤſſe, nicht durch feine geoffe Gewalt die Canaͤle zerreiffen möchte; oder bamit das Waſe 
fer durch die Ummege möchte mehr gereiniget werden. Gleiche Geſtalt möchte man ſich auch darüber, vermindern, 
dag man das Waſſer von fo weit entfernten Orten nach der Stadt geleitet, da man folches in der Naͤhe im Ue⸗ 
berfluß hätte haben können; wovon man vielleicht zur Urfache angibt, daß die Waffer um Rom nicht fo gut und 
gefund geweſen; gleichwie zum Erempel das Wafler des Fluffes Anio an vielen Drten einen unangenehmen mis 
neralifchen Geſchmack foll gehabt haben; deswegen man folches zu Nom nicht geachtet Hat, ob man folcheg gleich in 
der Nähe bätte haben können. s 
$. 3, Damit man von diefen Wafferleitungen einen beſſern Begriff erlangen möge, tollen mir ier einige 
Scmibbögen, über welche fie gelauffen, vorftellen, Fig. 6. fehen wir zween Boͤgen über einander, —— 
da, wo das Erdreich etwas tief lag, pflegten angebracht zu werden. Der Kaum zwifchen den zween unterften Pfeis 
tern, bat go Schub in der Breite ; welche Weite aber nicht immer. gleich war, Die Pfeiler waren vierecficht, 
auf jeder Seite acht Schub breit. Der folgende Bogen Fig. 7- iſt viel niedriger ‚ dergleichen an hohen Drrer 
pflegten gemacht zu werden. Dben an dem Canal fichet man eine Deffnung oder Luftloch, dergleichen an den Cao 
nälen mehrere angetroffen wurden, damit, wann das Maffer fich etwa fopfte, es doch fo lang einen Ausgang 
Haben möchte, biß man den Canal wieder gereiniger und ausgepußt hatte. In diefen Candlen war auch an mans 
chen Drten eine Art von Brunnfiuben, mworinn fich bag Waſſer fammlete, und darinnen einige Zeit ftunde, daß 
der Schlamm, ben es unter Wegs ſammlen möchte, in folchen Behältern zu Boden fallen, umd das Waffer defto 
heller laufen möchte. Fig, 8 — 1o. haben wir einige Zeichnungen davon aus dem Fabrettus; wir milfen aber 
befennen, daß wir ben wahren Gebrauch berfelben daran nicht erkennen können. Fig. ıı. fehen wir die ſchmaͤe 
lere Seite von der Porta Magna, ober dem groſſen Chor zu Rom, deſſen breite Seite wir oben Tab. XCVi, 
Fig. 28. angegeben haben. an ſiehet, daß oben über diefem Thor ein doppelter Canal ift: durch den obern 
liefen die fogenannte aqu@ nouz Anienis, d. i, dag neue Waſſer des Fluffes Anio; durch den untern aber die 
Aquz Claudie , oder Elaudifchen Waſſer nach der Stadt. Dieſes ganze Gebäude ift fiebenzig Schub hoch⸗ 
Bey der folgenden Majferleitung Fig. 12: fehen twir drey über einander liegende Candle, deren oberfter aquam 
2 ‚ oder dag Juliſche Waſſer; der mittlere, die aquas Teepulas , und der untere die aquas Marcias nad) der 
tabt brachte. Die Höhe dieſes Gebäudes war 4 und einen halben Schub, 


. $, 4. Ein Meifterftück der alten Roͤmiſchen Pracht war bie unvergleichliche Mafferleitung su Metz, das 
von bie hoͤchſten Bogen noch bie jest zu fehen, die durch bie Mofel geführet find obgleich diefer Sub in derfelbert 
Gegend fehr breit ift. Wann man dem Colmenarcius in feiner Hiftorie von Segovia, und einigen andern, die 
nach Spanien gereifet find, Glauben beymeffen foll: fo ift bie Wafferleitung bey Segovia, mit unter die bornehms 
fien Merkwürdigkeiten des Alterthums zu rechnen; wie dann noch mileflich hundert und neun fünfzig Schwib⸗ 
boͤgen, die allefamt aus den gröften Duaterftücken erbauet find Abrig ſeyn folen, In der Hoͤhe foll dag Gebaͤu 
5 Schuß — dann es ſtehen zwo Reihen ſolcher Boͤgen übereinander, und gebt diefe MWafferleitung durch 
die ganze Stadt. 
$. 5. Endlich waren auch die Cloacken zu Rom von folder Beſchaffenheit, daß wer ſolche ſahe, ſie nicht 

genug bemunbern konnte. Sie breiteten ſich unter der ganzen Stadt aus, und theileten fich in unzäplige Candle? 
die allefamt endlich in die Tiber giengen. Sie beftimden aus hohen und räumlichen — unter der Erbeitz 
in welchen man mit Schiffen herum fahren konnte, Die Höhe und Breite der Candle fol fo groß geweſen ſeyn, 
dafi man mit einem geladenen Heuwagen hätte aus und einfahren koͤnnen; durch diefe Gewoͤlbe wurde auch dag 
Pflafter in den Gaffen der Stadt unterftüßet, Auf den Strafen waren bier und ba Deffuungen, durch welche 
fie allen Unflath in die Cloacken warfen ; daher die Stadt immer fauber und kein war, In diefe Cloacken ergof? 
fen ſich alle Waſſer von den vielen Waſſerleitungen, die in Die Stadt geleitet und nicht gebraucht wurden ; daher 
ich dann ber Unrath im diefen Cloacken nicht fanımlen Fonnte 5 weil er durch das viele Gewaͤſſer alfobate wegge⸗ 


wurde. 


3) Siebe den Lipſtus demagnitudine rom. Bub 3. €. 11. und x: 











u ne 


Yon dem Schiffbau. - 377. 


Das andere Bud. 


Bon den, was zur Schiffart gehoͤret, infonderheit von 
der Art, die Schiffe zu bauen, ihrer verichiedenen Norm, von 
Kriegsſchiffen ihrer Ausruͤſtung, von Seetreffen 
und Seehaͤven 1) 


Das erſte Capitel. 
Von der mannigfaltigen Art Schiffe zu bauen. 
a 1. 


a wir von dem Seeweſen zu handeln Willens find, wollen wir uns nicht bey dem Urſprung ber Seefart aufs» 
halten. Einige glauben, daß fie bereitg vor bet Suͤndfluth befannt geweſen; indem fie fich nicht einbils 
den können , wie eine fo nöthige und nügliche Sache, bie noch über bag fo leicht wäre zu erfinden gewe⸗ 

fen, fo lang habe unbefannt bleiben können; wenigſtens möchten die erften Einwohner des Erdbodens Heine Schifs 
fe oder Kühne gehabt haben, mit melchen fie über häffe fahren Eonnten. Es fcheine, daß die Natur den Mens 
fehen zu Erfindung der Schiffart den Weg gebahnt babe. Man fahe, wie die Balken und Bretſtuͤcke über dem 
Maffer ſowimmen; mas tar leichter, als einige a zu fügen und ein Floß daraus zu machen? Man fas 
be Ne daß hölzerne Schüffeln, Becher und Trinkichalen gleichfalls auf dem Waſſer (hmwinmen ; mag mar 
leichter , alg hole Schiffe oder Kähne zu bauen ? Diefes ift allerdings ſeht wahrſcheinlich; alfo daß ic) Beden⸗ 
fen tragen wiirde, mit einigen zu behaupten, dag die Schiffart vor den Zeiten des Noah noch gar nicht ſeye bes 
kannt gemejen. byie alten Schriftfteler und Fabellehrer werfen das wahre und falfehe dermalfen durch einander; 
daß fich nichts gewiſſes abnehmen läßt. In wiſchen Feblet es wicht am manchen, welche von dem Seeweſen ger 
fehrieben haben; dergleichen Kazarus Dayfius, Stewebius, Scheiferus, Pamerius, Raphael Fabret⸗ 
£u8 , avie auch der beruͤhmte Biſchoff zu Dyfort, POtterus, und andere ſind; unter welchen wir bey unſerer 
Abhandlung, mebfl andern , infonderheit den Sdeffer, Fabretti und Potter zu Rath ziehen werden; wiewol 
wir kein Bedenken tragen, mo WIE Gründe haben, bisweilen von ihrer Meinung abzugeben, 


$. 2. In den uralten Zeiten ftunde bie Schiffsbaukunſt, wie leicht zu erachten , fehr ſchlecht; indem man 
flatt der Schiffe nur einige Balken zufomm gefüger , und mit Beettern bedeckt hat. Die Griechen nannten ders 
gleichen Flöife fch-<ia, und ſollen die kydier die Erfinder Davon geweſen feyn. Ras die Griehen monoxylon 
Hannten, war auch eine alte Erfindung, die in einem bloffen ſtarken Stamm beftunde, ben fie, mie einen Fiſcher⸗ 
jahn außholeten; welcher Art kleiner Schiffe Xenophon In — Hift. grec. B. 6. gebenft, und vermeldet, daß 
in einem toldhen Kahn je drey Männer mir einander fahren können. Sie bedienten ſich berfelben insgemein , mo 
dae Waffer nicht gar ief war. Stdonius Apollınarts meldet einmal, daß man bisweilen barinn ſogar Pferbe 
über das Waffer geführet haben. Gebr merkwürdig it, mas Plinius B. 16. 4. vom ben monoxylis der Teut⸗ 
fchen anführet, daß bisweilen bis an dreyßig Mann fich in ein ſolches Schiff geht babeit , bergleichen auch &.ie 
ins XXL, 26. von den alten Galliern meldet. Yon den alten Spaniern und Eufitaniern ergehlet Strabo, dag 
fe eben dergleichen monoxytagebraudht haben. Gie werden bisweilen aluei genannt; wie dann infonderheit Gon⸗ 
ins (und Living) ben kleinen Kahn, in welchen Romulus und Remus in ihrer erften Kindheit ausgefegt wor⸗ 


den, einen alueum nennen, 


8 Diefe Floͤſſe pflegten fie nachher mit Huͤrden einzufaffen. Bon den alten Sabdern gedenkt Stra⸗ 
boB. y — ſie lederner Schiffe bedienet; welches fo zu verftehen, daß die Schiffe eigentlich von Hol ger 
tefen, die Sabäer aber ſie mit Leder überzogen haben. Dann gleichwie Strabo hier der Sabäer ihre Schiffe 
federne Shrffe mennet ; ſo leſen wir bey dem zıphilinus, daß er die Schiffe der alten Britannier, welche nach 
dem Zeugnig des Caͤſat ſich folher hölzernen Schiffer bie mit Leber überzogen waren, bedieneten, auch pioia 
dermatina, d.i. lederme ciffe gennet.  Scheffer hält dafür, daß unter des Virgilius ymba fürili, Aen, 
VI, 313. eben dergleichen ledernes Schiff zu verſtehen [ENE. Wann Strabo B. 17, von den Eyyptiern gedenfe‘; 


daß fie bis weilen Schiffe don Toͤpfererde gemacht haben: 8 könnte dieſes manchem unglaublich vorkommen, wann 


man nicht verfichert. wäre, daß dieſer Schriftſtellet pop adyen redete, bie zu feiner Zeit waren, er auch ſonſt 
ür hr u gehalten würde, der die Wahrheit liebt. Eden bahin fan auch der Ausdruck des ae 

XV v 126. (q. aezogen werden! imbelle € inutile unlgus Parnule ſilibus ſolitum dare uela fafkiis. Von dert 
Eappriern melden, nebt dem Strabo, auch Plıniußr. Aucanus und Plutardug , daß fie Schiffe von Pas 
POr, (davon wir oben mitt mehrerem gehandelt haben) verfertiget, Weil diefe Papprblatter ſehr brcit und 
mit vielen ftarken Faͤſerchen oder Ribben durchzogen waren; ſo iſt leicht zu begreiffen, daß wann fie mehrere auf 
eimander eleimt haben, fie leicht ein Schiff daraus machen konnten, welches fie hernach wohl verpicht haben, 
Von folden papyenen Schiffen erzehlet Plütar wus eine befondere Sache daß bie Crocodile welche fonft Dies 
Keniaen, welche in Schiffen fuhren , gern anpackten dergleichen papyrne Schiffe ſicher fahren lieſſen; davon die 

sfache fenn fol, daß die Goſtin JS eingmalg auf einem olchen Schiff gefahren , daher bie Erocodile von ber 
Zeit am, fich nicht nieder an ein ſolches Schiff gemachet hatten: $ 

1) Sicher gehörige Schriftſteller meldet Sabricius in bibliogr. Era NZ 6. EN 














378 Des andern Buchs zweites Tapitel. 


$. 4. Die Indianer follen, nach dem Zeugniß verfchiebener Schriftſteller, auch Schiffe aus ndiahl 
ſchem Schilfrohr zurichten; manche biefer Rohre follen fo groß und dick ſehn, daß, Au — — man 
ween kleine Kahne daraus machen koͤnne deren jeber zwey bis drey Mann tragen koͤnne, wie davon Zeliodorus 
» 27. und Plinius VIII, 2. nachzulefen if. Diefe Schiffe hatten diß eigen, daß fie feiner Faͤulniß untermore 
fen waren. Es iſt wahrſcheinlich, daß mat biefe Schiffe im Fall ber Roth wieder erlegen konnte; wie dann 
Curtius von dem Alexander berichtet, daß er auf feinem Feldzug nach Indien feine Soldaten an den Fluß Ins 
dus gi um Schiffe zu bauen; und weilen fie mehr als über einen Fluß mit der Armee ſehen muften, find 
die Schiffe alfo zugerichtet worden, dag man fie zerlegen und auf Wägen der Armee nachführen Eonnte. 


$. 5. Eine andere Art Schiffe waren bie naves plicatiles, beren Plinius VI, 9. ebenket. Man konn⸗ 
se fie zuſammen legen, und ein Dann ſolche auf den Schultern tragen, ER iff Dee oma; dag biefe 
guch von Leber geweſen ſeyen, welche man über hölgerne Circulbogen gefpannt , und nach Belieben zufammen har 
be legen koͤnnen. Dergleichen Schiffe follen nach dem Bericht bes Serodorus 3. 1, 195, auch die Armeniet 
dor dieſem gehabt haben ; mit welchen fie ihre Waaren nach Babylon geführet. Auf diefen Schiffen hatten fie 
auch lebendige Eſel. Wann en ihre Waaren verkauft hatten, fpanneten fie die Iederne Schiffe von den 
Reifen Ioß, — 8 * i ee und — ale üben di — nad) Haus: Plinius Bag vll 
5. von ben Egyptiern , daß fie au e von Binſen ober Schilfgras gemacht; beralei jenige lein 
geweſen, in welchem Moſes an das Wafler geſetzt worden, en BED DRESEMOEFUR 


® 5.6, Was bisher angeführet worden, geht ſolche Schiffe an , die entweder in Anfehung ihrer Materier 
oder ihrer Form, oder beyber FR suglei „ etwas befonders hatten. Was aber den " Beh — und 
Römern üblichen Schiffbau anlangt; fo kan folgendes einige Nachricht ertheilen. Sie waren vornämlich darauf 
bedacht , daß fie zu ihren Schiffen gutes durres Holz, dag micht su leicht umd auch nicht zu ſchwer wäre, finden 
möchten; daher fie ſich insgemein dee Fichten; und Tannenbäume bebienet haben; bisweilen nahmen fie auc Bil 
hen: oder Eichenholz dazu. Die Römer nahmen das Tannenholz infonberbheit deswegen gern zu Schiffen, wei⸗ 
len 1 viele Tannenwaͤlder hatten. Bisweuen bekamen fie das Schiffbanbol; auch von ihren Freunden uud Bunds⸗ 
genofjen. . 


» 67 Den Schiffbau felbften betreffend, fo haben bie Alten bie zu einem Schiff zubereitete Hölzer und 
Bretter mit eifeen ober ebernen Nägeln zufammen genagelt, und wo einige Ficken oder Nigen geblieben find, fie 
mit —— Sie brauchten biegu auch Binfen, ober Genifte, und beftrichen endlich dag Schiff mit zer« 
Iafienem Wachs oder Pech. Wann dag Schiff fertig war, zierten fie es mit Iumenfrängen, und zogen es end» 
lich mit mancherley Ceremonien vom Stapel in das Meer; da auch diejenigen, welche e8 vom Fand zogen; gleich? 
falls Kraͤnze auf dem Kopf trugen: und fobann war dag Schiff einem geivillen Sort, deffen Namen es — 
ragen follte, gewidmet. 


Das zweyte Kapitel, | 
Bon den vornehmſten Theilen eines Schiffe. 


9.1 


ie vornehmſten Theile ber geöffern Schiffe, find das Vorder, und Hintertheil, fait dem mittlern Theil 
3) beffelben, fo zugleich den Boden des Schiffs ausmacht. Der bordere Theil hies prora, ber hintere N 
pis, ber mittlere carina, wiewol bie Poeten diefe Namen ohne Unterfchied gebrauchen, md einen Diefer 
heile für das ‚game Schiff annehmen. Doch) bedeutet carina eigentlic) den mittlern Theil deſſelben, ſo den ties 
fen und ausgehoͤlten Boden ausmacht; daher bie Schiffe, welche unten ganz eben und platt find, nach dem Iſidorus 
Origin. B. 19. €. 1. für folche Schiffe angeſehen wurden, bie keine carinam haben, Ueber biefer carina wurden 
die Geiten bee groͤſſern Schiffe abermalen in drey!Cheile eingetheilt, deren umterer thalamus, ber mittlere zyga> 
und der britte thranos hieß ; vom welchen drey Lagen auch, bie Ruderfnechte fo viel befondere Namen hatten. 
Dann die unterfien hieffen Thalamitz, die in der mitte Zygite und die obern Thranite. Auf den Seiten der 
Schiffe waren geoffe Löcher , durch welche die Ruder gefteckt wurden, die von dem Feſtus deswegen columbaria 
enennet twerden, weilen fie faſt im eben der Ordnung neben einander waren, wie die scher an den Taubenhaͤu⸗ 
ern, Man muß aber nicht gedenken, als ob biefe drey Claffen ber Nuderftechte nur allein in den Schiffen init 
brey Nuberbänfen wären anzutreffen gemwefen; fondern man finbet, das biefe Namen aud) bey Schiffen von ziwsif 
Ruberbaͤnken gebraucht worden; daher es fcheint, daß bie auf ber untern Ordnung, ober auf dem Lhalamo als 
lezeit Thalamite, bie auf dem Thrano ober Oberſtelle Thranit@, und die auf dert mittlern Baͤnken, es mod)a 
ten deren fo viel ſeyn als da wolten, alleſamt Zygitz geheiffen. : 


$. 2. Pas über bie Caringm / ober ben Bauch des Schiffe, vornen herborragte, nannte man proramy 
an deſſen oberften Theil dag acroftolion und corymbon, d. i, bie ——— ei, Is Selm, Exhilbey aller 
le) Thiere 2c. und allerley Schnitzwert zu fehen war. Der Schiffidynabel , Ro rum, tar ein ſtarker zugefbißst 
ter und insgemein vornen mit Kifen oder Erz befchlagener Balken, der aus dem vorbern Theil des Shift 
heraus gieng und von ben Griechen embolon genennet wurde Tab. CXXV, Fig. 1,2, 3. fehen wir drey ders 

keichen Schiftfehnäbel, bie von einem Marmor, aufferhalb Nom an ber Kirche St, Laurentius, abgenommen find: 
Der erfte hat einen Delpbinstopf zu feinem Zeichen, ber andere einen Wildfchweingtopf, und ber dritte den 
Kopf von einem Wolf. An einem jeden diefer drey Schifffhnäbel fiehet man drey bloffe Schwerdter, durch wel⸗ 
che der Schifffchnabel gleichfam in dren Spigen getpeilet wird. Sonſien gab es auch einige geoffe Schiffe, web 
che mit zween, dreyen und auch mit mehreten dergleichen groffen Schiffſchnaͤbeln verfehen waren, wie j. €. ar 
; € 











Tob.-EXXE. 


A 
— —— 


a 


—A — 
SS 


RR ARMEE 
{mr (er (OR 
Por un er Aa (fm 


diverse forme .5: 6. Aplustria .7 8. NWares onerarie.g. Maris rostro 
instructe..11.Wavis biremis.22.15. Duo Chenısci. 


4_4 Kostra navam. 
munita.20. Navis onerarin vebs 








| 








3 
3 


den gehoͤrete, mit beyden etwa 


Von den vornehmſten Theilen eines Schiffe: 379 


dem Schiff bdes Ptolemaͤus berichtet wird / daß es ſieben roftra ober Schiffſchnaͤbel gehabt habe. An den gedacht: A 
‘ . achte 
Proris fiehet man auch groffe Augen „ bergleichen ohne Zteifel auch auf ber andern Seite De ae 
der ganze Borbertbeil einen Kopf eines grofien Thiers voritellen möchte, An ber zweyten Prora fehen wir hier 
ein Seepferd, welches ein fehr gewoͤhnliches Zeichen der Schiffe war. Kinter den Augen biefer Prorz, fichet 
man das Bruſtbild des Mercurius; gleichroie Die Bilder der Götter auch fonften vielfältig an dem Vorbertheilder 
Schiffe zu fehen waren An der dritten Prora erſcheinet ein Triton , der einen Wimpelr oder Fahnenſtock aufder 
Schulter trägt , gang oben ſcheint das Haupt ber Minerva zu ſeyn. Sonſt ift von biefen dreyerley Köpfen, eis 
nes Delpbing, wilden Schweing und Wolfs noch zu merten, daß dergleichen Thierföpfe bisweilen die Stelle des 
Schlffſchnabels feibſt vertretten haben. Die folgende prora Fig. 4. welche aus dem Mufeo Brandenburgico Be- 
gen Tom, Ill, p. 406. genommen iſt, ſcheinet mit drey roſtris oder Schiffſchnaͤbeln verſehen zu ſeyn, weilen ſie 
nemlich unten ſich in drey Spitzen endiget; welcheg aber vielleicht mur zum Zierrath alfo gemacht feyn mag. Fig. s- 
umd 6, fehen wir zroey aplulria, welches eine Zierde ber Schiffe war, fo ganz oben auf diejelbe geſteckt wurder 
und, wie heut zu Tag die Wimpel, gleichfam als Wetterhanen zugleich den Wind anzeigte- 


$. 3. Der andere äufferfte Theil der Schiffe von hinten hieß Puppis / welchen bie Griechen prymnanı 
nannten ; auf welchen der Oteiermann, ber das Hauptruder regierte, ju figen pflegte, Allein alles, twad vor 
den Schiffen bisher gefügt worden, mar einer vielfältigen Veränderung unterivorfens Daher wie nur das allers 


vornehmſie berühret haben, 
Das dritte Kapitel, 
Von den mancherley Gattungen und Formen der Schiffe. 
ER CN 


Kean hatte Überhaupt zweyerley Gattungen von Schiffen, beren eine mit Segeln befpannet, andere aber 
Sr an Ruͤbern —— wurden. Die mit Segeln verfehen waren, wurden naues onerari, Laſt ⸗ 
andlung gebraucht; bie Ruderſchiffe aber hieſſen naues 


oder Rauffarteyſchiffe genannt, und bey der 
claflic® , oder ah r beren fie fich vernemlich bey Seetreffen bedienten ; obwohlen auch nicht zu leugnen 


ffe mu). 

ifk, daß die Caftichiffe A mit Nudern, und die Kriegsſchiffe mit Segeln; verfchen gemwefen; jene erſtern wur⸗ 
den von den rieden ericopz, oder Auberkbife enenmet. Die naues claflic® oder Kriegsſe hiffe werden bey 
den Alten fchr oft naues long@; d. 1. lange Sci e, genannt, wodurch fie von den onerariis, oder Laſtſchiffen 
amterfchieben werden ; Und mann fie eine Befchreibung don einem Seetreffen machen, fo melden fie insgemein, 
e8 feyen fopiel naves long® , und dargegen fo piel naues Onerarız babey gewefen. Die naues onerari@, oder 
Saftichiffe , waren inggemein etwas kur und mebe rund, vonden Griechen Ürongyli genannt ; daher es gefoms 
men ift-, daß einige Shriftfteller die Schiffe in longas und rotundas, ih lange und runde Schiffe eingetheilet 

long& werden ferner in naves longas lechterbinge alfo 


haben. Siehe den Ahenaus VlIL, zo. Die gaue 

enannt, und in naues actuarias eingetheilet, Die aAuarız waren. etivaß leichter , als die andern, und giengen 

eichwinder, dergleichen ungefehr diejenigen find, welche beut zu Tag Brigantins Heiffen. Unter dieſen waren 

Manche auch ſehr Fein, melde Eicero ad Attıcum ‚au \ \ der 

oder Rinten, worin bie Ruder gtengen, von einander unterfchieden. Unter biefeh Fleinen Schiffen Hatten ſogar 

manche nur wey Nuber, bie von eine einigen Ruderknecht zugleich beweget wurden; und ob man gleich unter 
isgemeit nauem longam nit drey Kuberbänten verftebet; fo heißt es manchmal doch auch ein 


einen rrirems i t } eißt 
Hein Schiff, welches überhaupt nur mit drey Rudern verfehen ift. Dergleichen Schiffe hieſſen mit einem audern 
Namen auch ſcaphe, cymbæ, acatia, celotia und lembi. 


r hoch eine dritte Art von Schiffen ; welche weder zu den langen noch zu beit run⸗ 


8 gemein hatten, und phaſell bieffen- Appianys B- 5. macht die Befchreibung 
arum & onerariarum forma, Mas aber Appianus 


8. 2. Auſſer biefen wa 


dabon alſo: Es fepen phafeli trieretici 1. e. mixti ex long 


des Autonius, Myoparons; Cicero nennt diefelbe Vers 


ier phialelos aßt nennet plutarchus in dem Leben 
M Bun piraticas, und legt ihnen ſechs Ruder bey. Noch eine andere Art von leichten Schiffen waren 
die fogenannten Hemiolia, deren fie fich bey dem Flotten bebienten, wie bie heutigen Fregatten. In dem Kty- 
mologi.:o ſteht, daß die Seeräuber ſich vornemlid) diefee Schiffe bedienet haben; meilen fie nicht viele Ruder ger 
brachten, und mit groſſer Geſchwindigkeit fortkommen konnten. Einige halten acer daß diefe Flemiolia cben 
Bas gempeien fene, was man jonften Gercurum nannte, So viel iſt gewiß, daß er den Alten fehr viele No⸗ 
men der E hiffe vorkommen ; deren etliche bisweilen eine einige Art von Schiffen zugleich andeuten, Die Heiner 
Schiffe werden fonften auch nauigia anerta, of Schiffe genannt, weilen fie Fein Verdeck hatten; welches bey 
den cyrabis, fcaphis und Jinteibus auſſer Zweifel iſt. Polybius Bie · nennt bie oͤffene Schiffe, welche kein Vers 
bet hatteri, aaues abhractas zu benen er auch die celoces rechnet. Bey ben groffen Schiffflotten Fand ſich 
insgemein eine groffe Menge kleiner und leichter Schiffes beren fie ſich dedienten, waͤnn etwas aiszukundſchaften 
oder fonften in der Eile zu eftellen war. Diefe Fleinere Schiffe waren mit feinen roftris verfehen; dergleichen 
die geöffere Schiffe In den Seetreffen nöthig hatten. Doch hatten bieienigen , welche fie lembos nahnten, und 
die Yon mittelmäkiger Groͤſſe waren, auch roltra; degaleichen auch Die myoparoneg und hemiolit; Erempel vor 
den kleinern Schiffen fehen mir Fig. 7. und z. welche % abrettug von ber olumna Traian⸗ gendiämen hat, Das 
erfte scheinet mit Feuchtfädten; das leztere aber mut einfäfern beladen zu ſeyn, baher man fie zu den Laſtſchif⸗ 
fen vechnen möchte. Keines hat einen Schnabel, und find autch bende offer und obne Verdeck; übeınens haben 
fie unfireitig zween Ruder , obaleich beren bier ni am jeden Schiff eins gefehen wird. Fig. 9. haben mir noch 
ein ander Schiff mit ſiehen Rudern, vorlhes, mie es Iheint, Ri ge ro vergehen iffs — 
— 


16, 3. Daues adoriolas nennet/ und nach der Zahl der Kaften 








380 Des andern Buche drittes Kapitel. 


$. 3. Das — Schiff Fig. ro. iſt von der Columna Theodofiana abgezeichnet,, und hat weder ein 
Verdeck, noch einen Schiffſchnabel. Es feheinit ein Laſtſchiff zu ſeyn, mit welchen man Mannfchaft an einen 
ewiſſen Ort überführet; doch iſt es mit einem Maſt umd Seegeln verfehen, ob man gleich) die Segel, wegen 
es engen Raums des Marmors nicht hat mit vorftellen toͤnnen. Sonſten iſt hoch eine andere Artvon leichten Schifs 
fen befannt , naves Liburnaͤ, ober Liburnich. Appianus ift in feinem Buch de.belio II} yrico der Meynung, 
daß diefelben von den Liburnis, einer ein Nation, bie fic) bey ihrer Seecaperey auf dem Joniſchen 
Meer und ben da herum gelegenen Inſum, dergleichen geſchwinder Fahrzeuge bedieneten, den Namen befoms 
men haben; mie denn auch die Römer von berfelben Zeit an angefangen, ihre kieine Schiffe Liburnas oder Li- 
burnicas zu nennen. Noch eine andere Art von Heinen Schiffen, die gleichfalls zur Caperey gebraucht wurden, 
waren biejenige, welche man epactroceles nannte , welcher Name eigentlich eine mit Maub beladene celof 
andeutet, Aus dem Zeugniß verſchiedener Schriftfteller ift bekannt, daß dergleichen Fleinere Schiffe Sfterg an das 
Hintere Theil ber groſſen Schiffe ſeyen angebenkt worden; und follen fie insgemein aus Hürden, die von Weiden 
zufanmen geflochten, mit Leber überzogen waren, zufammen geſetzt gemefen feyn. Meil die f:aphe bisweilen 
an geöffere Schiffe hinten — wurden, fo hies es bey den Griechen Epholkis. Dergleichen Fleine Schif⸗ 
fe wurden auch manchmal oben auf bie groͤſſern Schiffe geleget, wie folcyes noch heut zu Tag zu gefchehen pfle⸗ 


et, 

’ $. 4. Unter den Schiffen, bie wir oben Actuariag hieflen, waren einige vor andern fehr groß , welche 
mit zwanzig , dreyßig big vierzig Nubern getrieben wurden. ie mit zwanzig Nubern, wurden eicofori , die 
mit dreygigen trigcontori, und bie mit viergigen teffaracontori gemennet. Ictuariä aber bieffen * deswe⸗ 
gen, weilen fie mit Rudern und Segeln zugleich fortgetrieben wurden, und alſo einen gefchwinden Lauff machten. 
Sie waren doc) nicht allerbings fo lang, als die eigentlichen naves longä. Es bebieneten fich die Serrduber ders 
felben gerne, weil fie damit geſchwind fortfommen , und folche gar leicht wenden Fonnten. Sie waren offen und 
ohne Verdeck, wie auch ohne Schnäbel ; mit welchen leztern fie gar felten verfehen wurden, 


$.5. Die naves longd oder Kriegsfchiffe, waren wiederum von zweyerley Art. Dahn einige hatten zu 
beyden Seiten nur eine einige Nuberbanf, da hingegen andere derem zween, drey und mehrere, ja biß dreyßig 
Hatten ; wiewohl biefe leztere vielmehr mur zum Pomp und Pracht, als zu einem ordentlichen Gebrauch erbauet 
worden. Unter denjenigen, welche zu beyden Seiten nur mit einer einigen Ruderbant verſehen waren, hatten 
einige fünfzig, andere mehrere Nuder; welches zwar alfo anzunehmen iſt / daß je die Helfte auf der einen Seite, 
umd bie andere Helfte auf ber andern zu ſehen war. Die fünfzigeuberige Schiffe wurden von den Griechen pen» 


sicontori. genannt; und bie mit hundert Nubern hecarontori. „Die naves longä hielten gleihfam die Mitte - > 


wifchen obigen kleinern, und erfigebachten groͤſſern Schiffen, welche fo viele Nuderbänfe über einander hatten. 
Die naves longaͤ mit einer Nuderbank, wurden miteinem andern Namen auch aphractä, d. i. Schiffe ohne‘ 
Verdeck genannt; wodurch fie von den cataphractis fo dergleichen Hatten, unterfchicden waren, Die aphras » 
etä hatten nur gegen dem Vorder und Hintertheil de8 Schiffs einige Ruberbänke, worauf diejenigen ſtunden, die 
zum Streit gerüftet waren ;, einige waren doch nicht ganz ofen, allefanıt aber mit Schnäbeln verjehen. 

5.8. Ein Schiff mit zween Nuberbänten hieg biremis, mit deeyen triremis, mit vieren quadriremis) 
und mit fünfen quinqueremis, bey den Griechen aber penteres. Ein Schiff mit einem Nuder nannten die 
Griechen moneres / mit zween Dieves, mit dreyen trieres, mit fechfen hexeres, mit fieben heptereg, mit neu— 
nen enneres und fo fort, 


$. 7. ‚Hier pflegt die Frage aufgervorfen zu twerden, auf was für Art und Weiſe eine fo groſſe Anzahl 
Rubderbänfe auf den Schiffen feye angelegt geweſen? Einige glauben , daß fie alle hinter und neben einander auf 
einem ebenen Boden des Schiffs geordnet geweſen; nachdem Zeugniß des Ariſtophaues, daß die Thranitä in 
dem hintern Theil des Schiffs, die Zygitä im dem mittlern, die Thalamitä aber auf dem vordern, ihren Plag 
gehabt, daß alfo feine Nuderbanf höher ais bie andere geweſen feye, Undere hingegen behaupten mit Scheifer, 
Scaliger, Palmerius, Sabrerti, und vielen andern das Gegentheil, daf die Nuderbänfe ‚. beren manche 
Schiffe bis 30. und go. follen gehabt haben, allerdings aljo angelegt gewefen, daß inmer eine Aber die andere 
eorbnet geweſen; welches mit wielen Zeugnifjen der alten ımb verfchiedenen Vorſtellungen anderCclumna Traiana, 
auf welcher man dergleichen Nber einander gefegte Nuderbänfe wahrnimmt, zu beweifen feye ; wiewohl unfere 
heutige Seeleute es für unmoͤglich ausgeben, daß man an einem einigen Sciff 30 — 40, Ruderbaͤnke folle übereins 


ander fegen koͤnnen. 


d. 8. Eine andere Frage ift diefe, ob bey dergleichen groffen Schiffen je ein Ruder au i ini⸗ 
en Ruderknecht regieret worden, oder ob deren mehrere, an einem Ruder gefffen haben ; a en ei 
Meynungen der. Gelehrten hierüber gegen einander gehalten haben, Finnen wir nicht andere ‚ als der Meynung 
derjenigen beppflichten, welche fagen; daß bey folchen Schiffen, die fo gar viele Nuderbänfe gehabt haben, biefe 
Muberbänfe alerding® über einander feyen gefegt.gemwefen. Mas bie Zahl der Ruderknechte anlangt, fo will ich 
wohl glauben, daß auf den Schiffen mit zweh ober drey Muderbänten jebes Nuder auch von einem einigen Ru⸗ 
berfnecht mag regieret worben feyn; apache aufder Columna Traiana zu fehen find. Mann aber dag Schiff 
vier, fünf und mehr Nuberbänfe gehabt hat, und die Ruder, fo von den obern Nuderbänfen über die untern bis 
in das Meer reichen follten, nothwendiger Weiſe um fo viel länger und fehtverer feyn muften: fo fehe ich nicht y 
wie es möglich geweſen, daß ein folches Ruder von einem einigen Mann habe fönnen regieret werden. 


«9» Auf der Columna Traiana fehen wir viele Schiffe niit zween Nuderbänfen davon Fig. tr. genoms 
men if Mir fehen hier, Dar bie Ruder nicht nur gleichfam fchichttweife über einander aus dem Sir en 
ben, folglich die Nuberbänfe ber einander geſetzt ſeyn; fondern auch, daß dag Schiff beyderſeits oben mit Schrams 
fen eingefaßt feye- Bann hier nur zwoͤlf Nuber erfcheinen, fo muß man fich ja nicht einbilden, als ob biefed 
Schiff auch in der That nicht mehrere gehabt habe ; vielmehr iſt zu glauben, daß die Anzahl an diefem Schiff weit 

gröiier 





Von den mandherle) Gattungen und Formen der Schiffe. 381 


Hröffer gemefen; dann, wie bereitö erinnert worden, fo haben die Bildhauer an der Columna Traiana zwar bie 
Geftalten der Menfchen in ihrer gehörigen Proportion vorgeftellet, übrigens aber fich wenig befümmert, alleg fo 
genau auszudrücken; fonbern find zufrieden gemefen, man fie die Sache nur einiger mafjen abgebildet hatten. 
Inzwiſchen fiehet man wohl, daß biefes Schiff unter die Kriegsichiffe zu rechnen fee, deſſen Vordertheil mit 
dreyen roftris verfehen ift, uͤnter welchen ber mittlere mit einem Widderskopf befchlagen ift, Auf dem hintern 
Theil des Schiffs ift eine bedeckte Hütte, über welche das fogenannte apluftre weggehet. An dem oberften Schiffe 
ſchnabel fehen wir auch ein Stück Zeug in Form einer Fahne weft gemacht 7) welches zur Kenutnis der Minde 
mag gewienet haben. 

J. 10. Wir dörfen bier nicht mit Stillſchweigen übergehen, was die Alten unter dem Namen cheniſcus und 


‚ tropis verftanden haben. _Chenifcus ömmt von dem Griechifchen Wort chen, eine Gans. Es war dieſer 


Chenifcus eine Art ZierrathE, fo die Geftalt von bein Kopf ımd Hals einer Gans yatte, wie Fig. Iz. 13. zu fer 
ben, und oͤffters auf den hintern Theil deg Schiffs gefeget wurde. In dem — ſteht, daß derglei⸗ 
chen chenei auf dem vordern Theil der Schiffe gefeet worden , welches vieleicht auch zuweilen mag geſchehen 
feyn. Es ſoll aber diefer Zierrath eine Vorbedeutung angezeigt haben, daß das Schiff nicht untergehen, ſondern 
wie eine Gang ficher über dad Meer fahren möchte, Tropis fol, nad) ber Erflärung des ſchonaſtis Homeri, 
einen gemwiffen ſtarken Balken bedeuten , womit unten der Boden der groͤſſern Schiffe durchjogen war, der im 
Fahren gleichfam das Meer durchſchnitte. 

$. 11. Ferner find ber Griechen Epotides, welche bie Corinthier follen erfunden, und die Syracuſaner 
nachgeahmet haben, hier nicht zu vergefien, Es waren nad) der Befchreibung des Thucydides 3.7. einegroffe 
Beveſtigung der Schifffehnäbel, damit fie defto ftärker ſeyn möchten, da fie biefelben nicht nur etwas fürzer ge» 
macht, fondern auch noch mit einem ftarten Balken verfehen hatten , der F beyden Seiten gegen dag Schiff 
mit Duers oder Strebpoften bevefliget war , damit er weder jur rechten noch zur linken weichen Fonnte. Dieſe 
hervorragende Balken waren eigentlich bie Epotides, mit welchen fie den Anfall der feindlichen Schiffſchnaͤbel ge⸗ 
wiſfermaffen zuruck halten Eonnten. Db die Roͤmer ſich derfelben auch bebienet Haben, iſt ingewiß wenigſtens 
findet fich fein lateinifches Wort, welches dieſe Epotides ausdruckt; es feye dann, daß man den mit einem Wid⸗ 
derfopf befchlagenen Balken, den wir Fig. 11. gefehen haben, dafür annehmen wollte. 


$. 12, In Anfehüng ber Gstter bes Meer, welche vor biefem an die Schiffe gemahlt, oder von Bild; 
hauerarbeit gefeßet worden, um entweder das Schiff ihrem Schug und Obhut zu befehlen, oder bemfelben damit 
einen Namen zu geben, iſt auch unter ben Gelehrten ein Streit entitanden; indem einige behaupten, daß diejeni⸗ 
gen Bilder, welche an dem Vordertheil des Schiffs por waren, dem Schiff den Namen gegeben; die am hin⸗ 
tern Theil aber feyen bie eigentliche Schutzgoͤtter de Schifs sende die eben deswegen aud) tutele genennet 
worden, Es feheinet auch, daß diefer Unterfchied | egrümder feye. Nachdem nemlic) Orrgilius Aenrid. X, 187» 
Yon den Löwen / welche an dem vorderen Theil des chifs des Aeneas zu fehen waren, Meldung gerhan, und ges 
fagt: roftro Phrygios fubiundta leones, {0 fagt er v. 171. wo er von bem Schutzgott eben dieſes Schiffs redet » 
aurato Fulgebat Apolline puppis. Gleicyer Weiſe leſen wir Na Bin Gpidiys in Ep. Paridis an die Helena v. 
112. Accipit & pi&os puppis adunca Deos, ud eben diefer Dichter ſetzt Tritt. L. Ei. 1. ve 1.2. den Schutz⸗ 
gott und dag Bild, von welchem das Schiff den Namen befommen, alfo zufammen: Eit mihi firque precor fla- 
u tutela Mineruz, nauis & a picta coflide nomen habet; woraus ganz deutlich erhellet , daß die Minerva bie 
zusgt dieſes Schiffs gewefen, das Schiff ſelbſt aber von dem angemahlten Helm den Namen befommen 

abe, 
$. 13. Hier wäre eine bequeme Gelegenheit, eine umftändlichere Beſchreibung von den beyden erſtaunlich 


; grofen Schiffen ‚, welche ber Egyptiſche König, Prolemäus Pilopator, und der Syracuſaniſche Hiero ehemals ers 


auen laſſen, mit einzurucken; weil aber diefe Erzehlung zwar einen Lefer in Verwunderung fegen, zu einer mehr 
zern Keuntmiß det Aterthümer aber wenig beytragen würde: fo glauben wir, daß mir folche ohne Schaben weg⸗ 
laffen fönnen. Wer inzwifchen biefelbe leſen möchte, Fan im vierten Band des Montfaucon, und zwar deffen ano 


derem Theil B. 111, c. 6-8. ſelbſt nachfehen. ww u 


Das vierte Kapitel 
Kon der Ausruͤſtung der Kriegsſchiffe. 


$, 1. 
Enter den Werkzeugen ; womit man den Feinden in Seetreffen Abbruch that, find infonderheit die Schiff 
NN fondbel zu Musi, Mit diefen ftieffen fie auf die_feindliche Schiffe, fie zu durchbohren und finfen zu mar 
) chen; daher fie unten an dem vordern Theil der Schiffe, und zwar meiſtens unter dem Maffer veft ger 


2. . Damit die Schifffolbaten den Pfeilen ber einde nicht bloß geftellt feyn mechten.. waren bie Schiffe 

mit Sirmänden verfehen; menigftens waren DIE uberknechte in waͤhrendem Treffen gegen das Geſchoß ber 
einde bebectt. Auf manchen Kriegsſchiffen hatten die Roͤmer fogar hohe hölzerne Thürne, hinter welchen fie 
ic), ale hinter den Mauren mehreten, Es feheint , daß biefe Thuͤrne alsdann erjt, wann es an dem Mar, daß ber 
ee ganzen Fahrt beftänbig geſtanden u ß 

12 


Streit angeben folkte, aufgerichtet worden. Dann, wann IR 




















Tab, 
OXXVL. 


382 Des andern Buchs, viertes Capitel. 


mürben fie viele Hinderniß und Beſchwerung verurfacht haben. Es ift alfo wahr einlich, daß fie die dazu geh 
rigen Balken, lea. Bretter u. d. 9. völlig zugerichtet im Schiff liegen Hatten is: —— ir Sevisfenden 
Sal nur auffchlagen durften. Den Abriß von einem Schiff mit einem Ihurm, gibt Tab. CXXVI. Fig. ı. 


d. 3. Es Hatten die Alten noch eine befondere Art von Kriegswertzeugen welche, ohne Zweifel von ihr 
en —5 —*— =: Als ei A an die N Ai ame fie folsye 
in bie Feindliche Schiffe warfen, um biefelbe entweder damit zu zerbrechen ober durch die groffe Raft zu verfenfen. 
Es wird derfelben bloß bey den Griechen gedacht. Ä ) bie groſſe Laſt zu verſe 


$. 4. Die Ruderknechte hatten Eeine andere Ruhe⸗ ober Schlafftärte, als ihre Nuderbänte; gleichtvie 
auch die Soldaten auf lauter Bänfen In en. Die Admirale aber und vornehmften oe hatten ihre Mas 
dratzen und Küffen, auf welchen fie fehlafen onnten. Die Ruder, welche von den Poeten bisweilen aud) tonfe genens 
net werden , waren mit ſehr ftarfen Nägeln, die fie fcalmos nannten, an dag Sahiff beveitiget, daß fie nicht 
yon ber Stelle weichen Fonnten, Einige fagen fogar, daß bie Ruder vor Alters mit 2; ſeyen befchlagen gewe⸗ 
fen, damit fie defto ftärfer feyn möchten. 


6 5. ‚Die Segel, welche ſtatt bed gewöhnlichen Namens uela, im Lateini hen auch bisweilen tumices 
heiſſen, weil, wann ber Wind barein bläfet, fie aufgefchwolen find, werben von Sh Gelee hiftia oder arme- 
na genennet, Vor Alters hatte jedes Schiff nur ein Se el, nach der Zeit aber hat man ein Schiff mit mehrer 
Segeln verfehen, Das oberſte Segel hieg fupparum, Die Materie der Segel war Seinen, Hanf, Binjen oder 
Balt, und zu alten a fogar Leber. Nach bem Zeugniß des Strabo 3.1. haben die Anwohner des Rilfuf⸗ 
ſes ihre Segel von Schilf auf eben die Art gemacht, wie fonft bie Matten oder Dedten, fo man unter die Fuͤſſe 
leget , geflochten werden. Der Farbe nach waren fie anfänglich weiß, nachgehends aber hat man ſie gefaͤrbt. 
Es ift auch bekannt, daß man bisweilen die Segel fogar von Purpur gewirkt. Zu oberft auf oder an dem Mafte 
baum war der Maftforb, carchefium genannt , welcher einem holen Becher oder Schale gleich fahe. Die Schifs 
feile waren gleichfalls von Leinen oder Hanf, item von Palmblättern, dber Baft gemacht; ja fie verfertigten die⸗ 
felbe i er isweilen aus gewiffen Baumrinden, und zwar inſonderheit von Kirſchbaͤumen, Lindenbäumen und 
Weinſtoͤcken. 


$.6. Das Steuerruder hies Lateiniſch gubernaculum; Griechiſch aber oiax ober pedalion,und war groͤſſer 
und breiter, als die übrigen Ruder; bisweilen fahe man an einem a Schiff etliche derfelben. Der Anter wird 
Yon ben Lateinern ancora, von den Griechen'ankyra genennet, und folder Erfinder davon Midas gemwefen ſeyn; 
vbwohlen andere bie Tyrrhenier für Urheber angeben. Nach dem Bericht des Arvianus in feinem Periplo Pon- 
ti Kuxini, follen die Aufer zuerft von Stein oder Marmor zubereitet gerefen feyn, an deren Stelle fie bigiweilen 


‚auch mit Stein gefüllte Körbe , oder groffe Sandfäcke an die Schiffe zu hängen pflegten. or bebdienten fich 


diefer Gattung von Anfern alsdann erfi, wann Feine andere vorhanden waren , oder mo der 
Waſſer etwa allzufandicht und fchlammich war, daß Fein anderer Anker haften fonnte, 


7. Bolis mar ein Werkzeug, womit fiedie Tiefe des Meere erforfchten, und ob ber Grund etwa Fels 
fen oder Sandberge habe. Ein ander Infirument, das Wafler auszupumpen, hies antlia, d. i, eine Pumpe. 
Wann entweder eine allzugroſſe Windftille auf dem Meer war, oder ein Schif allzufehr beladen war, daß eg nicht 
wohl kunnte fortgebracht werden, fo pflegte man auch wohl groſſe Schiffe durch ein Geil, welches an ein vors 
hergehendes Nuderfchiff veft gemacht war, fortzufchleppen. ala 


5. 8. Zu uralten Zeiten hatten fie die Gewohnheit, die Schiffe mit allerley Farben anzuftreichen; deſſen 
ſchon Homer Meldung thut; es twaren die Farben, beren fie fich bedieheten , bon * Urt, a ah At 
den Sonnenfcjein, noch vom Negen, Veränderung litten, Sonften haben wir ſchon eriwehnet, baf an berfchiea 
benen Orten der Schiffe allerley Bilder der Götter, Tritonet, Seepferde, Delphinen md andere Thiere, feyen 
angemalt geweſen; ja es wurden dergleichen Bilder oͤfters nicht nur ſchlechthin an die Schiffe gemalt, fondern 
bisweilen in orbentlichen Bildfäulen oder Schnitzwerk an und auf folchen vorgefteller. Die Zeichen der Schiffe, 
woran man fie erkannte, hieſſen infignia, Griechiſch parafema. Daß der Rame der Schiffe an dem vordern Theil 
defjelben gefchrieben gemefen, haben mir bereits angemerfet, Endlich haben fie oben an den Schiffen alleriey fliee 
gende Binden oder Bänder veft gemacht , baran fie erkennen fonnten, was für Wind eigentlich wehe. 


Das fuͤnfte Kapitel, 


Von den Schiffleuten und Schifffoldaten, ihren Feldzeichen und mars 
cherley Kriegsubungen, Vorbedeutungen , Opfern und Seetreffen 


§. I» ) 
NE wir bisher vorgetragen haben, betraf infonder eit bie Schiffe; nun iſt auch von den Schiffleuten und 


oben unter den 


Zchiffſoldaten etwas zu melden. Scheffer beiveifet aug vielen Alte ; 

troſen ihrem Dienſt meift nackend gewefen. Dod) war eg —— — RT 
Veränderung, — Die Kleider und Nüftung, womit die Schiffioldaten bedeckt und beweprt waren, beftunden nach 
der Anzeige des Pollur, in einem Panzer, Helm und Stiefeln, von eben derfelben Form, wie die Soldaten auf dem 
Land ; gleichwie auch dag Gewehr gänzlic, einerley war. Sie bedienten fich nenlich dee Degen oder Schwerdter, 
Pfeile und Bogen, Schleudern, Keulen Streitaͤrte u, d, 8. nebſt diefen hatten fie lange Spieſſe, mit welchen fie.big an die 


feinds 


















































































































































































































































SC ON 


‚Navis tu 







































































































































































7 


ann 
— — 












































md äh + pa U ABLE 
Hana {0 Var dan }Ip.pige 
m iR abe ORT A aD 
sa aaa a TATEN BT DDR 
BLEI TE BEE a 
———— 
— 
a Bin ad 


6 mar u N 
2 1 at 
m 


LEE Be LU TEL 
tar emaaNneh at rl 


Licnl AATRURTL IP 
DEUTET ITETTT it ua DIR 


QVI 
2 AH ur! aunsın 
L_ICHATTITIE TI TRITT ER TTTITITE RITTE U TTRL SITE 

ARE INDAATL Ab DBABE Mum 


W N 
Kaas in 
8 


rrıta 2. Pharus Bononienstis.3. Jurris Nemaustensis Magna i 

















Yon den Schiffleuten und Schiffſoldaten, Feldzeihen se. 383 


feindliche Schiffe reichen konnten; item lange Stangen, bie oben mit Sicheln ober krummen Hacken befchlagen wa ⸗ 
ren, womit fie die Schifffeile ber Feinde entzwey ſchnitten/ und dieſe Juſtrumente wurden Lateiniſch haſtaͤ falta⸗ 
tẽ Griechiſch aber dor drepana genennet. Sie hatten auch eine Art von Arietibus oder Widoern , welche fie 
atieres nannten; und follen diefe nach dem Bericht des Degetius 4, 45. in einem langen nicht gar dicken Balken, 
der an beyden Enden flarf mit Eifen befchlagen, und gleichſam wie eine Segelſtange quer an den Maſtbauin ange⸗ 
hentt wurde, deſtanden haben. Mit dieſen arietıbus ftteffen fie ſowohl auf das Kriegsvolf der feindlichen Schif⸗ 
fe, ale die Schiffe felbft, welche fie damit leicht durchftoffen und verfenfen Fonnten. Ferner hatten fie, aud) ger 
wiſſe Mafchinen, womit fie groffe Steine werfen Fonnten, item groſſe eiferne Zangen, womit fie bie Schiffe ans 
halten konnten; welche legtere noch von den fogenannten COTUN > welches aud) eiſerne Hacken waren, die man in 
die Schiffe warf, unterſchieden gewefen. Nicht weniger pflegten fie auch ganze Töpfe mitallerley brennenden Mar 
terialien in die Schiffe zu werfen, um felbige anzuzuͤnden. 

2. Was die Geldzeihen und ahnen betrifft , ſo waren fie mit denen, die fie im Felb gebrauchten ef 
nerley ; gleichwie auch die Griechen, nad) dem Unterſchied ihrer Stäbte und Landſchaften, verfi un Äh 
Fahnen füpreten. Bey den Römern harten bie Adınirale ihre Li&ores bey ſich auf den Schiffen. Das Signal 
zum Treffen gaben die Griechen mit ihren Schulden ; Jontten aber hatten fie auch ihre Trompeten und Krummhoͤr⸗ 
er; nicht weniger pflegten fie fich auch durch cin grofis Feldgeſchtey celovena genannt, einander zum Sireit 
aufzumuntern ; anftatt dieſes Geſchreys machten ſie manchmal. ein ftarfes Getoͤſe mit Steinen, die fie zuſammen 
fchlugen. Eine andere Art des Geſchreyes war diejenige, durch welche infonderheit die Matrofen einander dag 
Zeichen gaben, wann fie die Ruder zugleich anfchlagen, und bald langfamer, bald gefchwinder fahren follten; wel» 
ches auch untereiien durch gemiffe muſitaliſche Inſtrumenten pflegtem angezeigt zu werden, 

ß Die Art und Weife, wie bie Roͤmer ſowohl als die Griechen, und biefe leztere infonberbeit, ihre 
Bootslcute in der Seefahrt zu üben pflegten / Mar fehr merlwuͤrdigz indem fie nicht anders, ale mit vieler Mühe 
und durch lange Erfahrung dazu konnten angewoͤhnet werden, daß fie ihre Arbeit ohne alle Verwirrung vertichtes 
ten. Thucydides befchreibe die Kriegsübungen ber Spracufaner , wodurch fie fich, gegen den Krieg zur See mie 
Den Arhenienfern „ welche bamalen vor andern Griechen die erfahrenſte Seeleute waren, geſchict zu machen ſuch⸗ 
ten, mit wielen Umftänden. MWagmafen auch die Römer ſowohl ihre Matrofen, als auch ihre Schiloldaten, zur 
einem benorftehenden Geefreffen zu üben pflegen , beichreibet Polybius 3-1. c2r. ebenfalls ummandlich; bap; 
wann eine Schiffflotte ausgerüfter war, ſie die Hootsleutey die fie an dem Ufer in eben der Ordnung, als ob fie 
im Schiff auf ihren Ruderbanken fällen , niederfigen hieffen, und dieſelbe durch beſondere dazu bejieilie Anfuͤhrer 
alte nchige Bewegungen mit dem Ruder machen.dieffen. 

$.4. Wann fie zu Schiff giengen, gaben fie auf allerley Zeichen acht, mit benen allerley gute und böfe 
Vorbeden: ungen verfnüpfiet ſeyn follten, Wann fie 3. €. ga zu einem Seetreffen bereit machten, und einer, h 
ſich von ungefebr nach der linken drehete, tiefere, hielten fie es für ‚ein boͤſes Zeichen ; wann aber dergleichen rech⸗ 
ter Hand. gefchabe , nahmen fie es als ein gutes an. So wurde es für ein boſes Zeichen gehalten, wann fich itr 
gend eine Ehmalbe auf einem Schiff nieberlieffe, und figen bliebe. Ihre erfte Verrichtung war, daß, ehe fie 
auf das Schiti Niegen, fie bem Neptunug, wie aud) andern Seegättern , mich? weniger auch ben binden, gewiſe 
Dpfer. verrichteten damit fie ihnen nicht nur eine glückliche Fahrt verſchaffen, fonbern auch alles Unglüd ab⸗ 
menden möchten. Zu biefem Ende brachteit fie auch dem Apo:lo, der Tempeitas, bem Caſtor und Pollur und Stere 
nen ihre beſondere Dpfer- Mann das Drepen wirklich angehen follte: fo entledigten fie ihre Kriegsſchiffe vor. 
überflüßiger Kalt; damit fie folche defto bequemer möchten nach alten Seiten wenden koͤnnen. Uebrigeng ſuchten 
ie 68 zu verbüten, daß nicht ein Seetreffen allzu nahe an dem Ufer vorgehen möchte; wobey fie zugleich die Wine 

e genau beobachteten, damit fie nicht etwann von einem widrigen Wind möchten fortgetrieben werden ;' zu wel⸗ 


chem Ende fie auch in währendem Treffen die Segel abfpanneten,, und nur etwann bie Eleinften wehen lieffen.  ' 


} Wann alles feine Nichtigkeit hatte, ließ der Admiral die Schiffe in Schlachtorbnung feellen, mel 
nicht —— auf anerley Weiſe geſchahe; ſondern von des Abmirals Klugheit abbhieng. Wann die RR) — 
einem halben Lireul herum geftellet wurden, welches faft bie gewoͤhnlichſte Stellung bey einem Seetreffen wars 
fo Rande dag Admiralichiii in ber Mitte, Wann ader die Schiffe in einer geraden Linie geftellet wurden, fo befand 
sch das Anmiralichiff auf Dem rechten Slügel; c8 fepe dann, Daß bk Feind feine groͤſte Macht auf dem rechten 
Linel hatte; in welchem Fall ſie dag Admiealfchiff auf den linken Fugel ſtelleten. Die Schiffe ſtunden baldınar 
e beyfammeny bald weiter, je nachdem die feindliche Anordnung beſchaffen war. . Die Schiffſoldaten ſtunden 


theilg oben auf 


daten von ſchwerer 
ala die Schügen, Scyleuberer und dergleichen, | 


nic)e immer einerfen Weiſe beobachtet wurde, 


%. 65. Che das Treffen wirllich angieng ! 
e 


1& eite Acht gaben : einige waren bON : ) ‚von 
— deren weit mehrere waren, hatten ihren Grund in eines jeden Einbildung, je nachdem das Ger 
math von Forcht oder Hofnung eingenommen Ar. ann fobann von neuen einige Dpfer verrichtet waren: fo 
flieg der Admiral in ein Feines, Schuit , mit welchetn 6F um bie Hase Slorte herum fuhr, und die Cchifffeldaten 
zur Tapferkeit aufmunterte, Hierauf murbe erjtlich von dem Admiralſchiff, und hernach auch von ben andern 
Egiffen mit einer, Trompete bag Signal zum Angeiif gegeben, ‚worauf bie Schiffe auf einander loßgiengen ; ba 
fie danm entweder mit den Schif ſchnaͤbeln auf einander fieffen , und die Schiffe zu duschbohren , ober zur Seiten 

oder unbrauchbar zu machen (uchren; welches letzte fie 1«mos dstergere nannten. Fuͤr 


die Ruder zu zerbrechen — —25 — 
ffe wurden die gehalten, warn mal einen Schiff von ber Seite beykommen, und ſolches wit 


dem Verdeck, theils unten, damit fie v t Getoͤdteten 
Hftung Kunden oben zu Sue? an ben Sallerien des Schiffs; die von leichter Ruͤſtung aber, 


unden auf dem Vorder / und Hintertheils wiewol” auch hierinnen 


harten, fie ihre befondere Zeichen, auf welche he Alf ie ahen) 


die gefährlichtte Sto —* yaı 

ME aber. DutchfE ffen fonnte ; welches auch um fo viel leichter angienge, weilen bie Schiffe auf der Seite 

alg an dem Vorder⸗ und en waren bie Stoͤſſe, welche gegen bag vors 
2 


dem Echifrtehnabel durchſto 


inggemem nicht fo veſt waren, : 0 
ere 


die Berwundeten und Getoͤdteten ablsfen konnten. Die Cole 


F Art, daß fie burchaehends von allen angenommen wurden; - 














384 Des andern Buchs ſechſtes Capitel. 


bere Theil der Schiffe geſchahen, nicht minder gefährlich, weil die Mannfchaft durch dergleichen ſtarke Erſchuͤtte⸗ 
zung oft über Bord geworfen wurde; besiegen fie auch diefe Stöffe auf alle Weife — ſuchten. Gegen das 
Hintertheil bes Schiffs ſtieſſen fie ſelten; am allerwenigſten, wann es auf der Flucht war. 


$. 7. Wann es ihnen gelungen, daß fie die feindliche Schiffe durch die groſſen Zangen anhalten, 

und an fich ziehen fonnten: fo — es an ein blutiges feat; indem bie Soldaten x die feindliche Schiffe ein; 
drungen, und einander entweber die Hälfe zu brechen, oder in bag Meer zu werfen fuchten. Daher warfen fie 
bisweilen Feine Fallbruͤcken an bie feindliche Schiffe, wiewol manche Soldaten diefeg nicht erwarteten, ſondern 
auch ohne dergleichen Huͤlfsmittel einfprangen. Nun Eönnten wir noch einige Befchreibungen von Geetreffen er 
führen, als z. E. das Treffen, welches die Griechen bey ber Infıl Salamin mit den Perfern, und Oemetriu 
mit dem Ptolemeus gehalten haben ; item die zwey Seetreffen, welche gwifchen den Römern und Earthaginenſern 
vorgegangen find ; in deren einem bie Roͤmer von den Carthaginenſern, in dem andern aber dieſe von jenen beſit⸗ 
get worden. Allein weil wir ung hier der Kürze befleißigen: fo übergehen wir dieſelben. 


Das fechite Capitel. 
Don den Seehäven und Pharis oder Wachthürnen. 


‚ gr 

te müffen num auch etwas von ben Orten gebenten, in welchen die Schiffe ihren Aufenthalt haben, nem⸗ 
lic) von den Sechäven und ber verfchiedenen Art fie anzulegen. Daß die Seehäven theilg von der Na 
tur felbß, theils durch dieBaukunft, theild aber durch Natur und Kunſt zugleich eingerichtet werden; iſt eine 
Sache, bie jedermann bekannt ift, Natürliche Seehäven nennen wir, welche bloß die Natur zugerichtet hat, in⸗ 
dem fie hier ynd da eine er oder Heinen Meerbuſen durch Berge und Selfen eingefchloffen hat, daß die Schiffe 
darinn vor allem Sturm gefichert liegen koͤnnen. Durch Kunfl werben die Seehäven zugerichtet, wann man ir⸗ 
gend an einem Ufer die Erde fo weit ausgrabt, daß das Waflek in ſolchen Raum eintrerten kan, oder ſtarke Daͤm⸗ 
me und Mauerwerk fo weit in dag Meer hineinfuͤhret, daß ſie mit einander gleichfalls einen Seehaven ausma—⸗ 
chen. Die von ber Natur und Kunſt zugleich zubereitere Seehäven find insgemein alfo befcyaffen, daß die Schif⸗ 
fe in folchen nicht nur vor dem Sturm der Winde, fonbern auch vor dem Ueberfall der Feinde gefichert find ; im 
® fe biefelbe nemlich zu beyben Seiten mit beveftigten Merken verfeben find, aus welchen man bie Feinde abhal⸗ 
en kan. 
5. 2. Auf dieſes alles ſahen auch ſchon die Alten, indem fie zu ihren Seehaͤven Gegenden erwaͤhleten, wel⸗ 
che nicht nur von Natur den Schiffen vor Wind und Wellen —A verfchaften, fonbern die auch mit Veſtun⸗ 
gen verfehen waren, von welchen man dem Feind dag Einlauffen verwehren konnte. Die Gräben, welche bey 
nlegüng eines Seehavens gemacht wurden, bie fie mit ſtarken Dammen einfchloffen, wurden infonderheit Cocos 
neg genannt. Wann die Dämme und —— weit in das Meer giengen, und am Eude etwas näher gegen 
einander ſtieſſen, pflegten ſie den Eingang bisweilen mit ſtarken eiſernen Ketten, von einem Ende zum andern, eins 
ufperrön, Sie pflegten auch an der Einfahrt bisweilen hohe Thliene zu erbauen, auf welchen zu Nacht brennende 
ackeln aufgefteckt wurden; damit, wann ettva ein fremdes Schiff, bey nächtlicher Meile, in den Haven einlauffen 
wollte, fie ſolches alfobald entdeden konnten. Es dieneten dieſe Fackeln auch dazu, daß auch die eigene Schiffe 

bey Nacht defto ficherer ein: und auslauffen möchten. 


.. 54 Diefe Wachthuͤrne find von alten Zeiten her fehr gebraͤuchlich, anfangs Auch ſchlecht gebaut 90 
wefen, bis der König in Egypten , Ptolemäus Philadelphus, durch einen gefchickten — auf einer ohn⸗ 
weit bein veften Land gelegenen Inſul, Pharus, zü diefem Zweck einen dermaſſen hohen und kunſtreichen Thurn 
aufführen lieffe, daß man felbigen unter die damalen berüchtigte fieben Wunder der Melt zählere. In folgender 
Zeit iſt dieſe Inſul von de gedachten Ptolomaͤus Nachfolgern durch einen groffen Damin mit dem weiten Land zu⸗ 
ſammen gehanget, und in eine Halbinfel vertvandelt worden. Es hatte diefe Aufl einen groffen Felſen, der als 
ein — weit in die See hinein gieng®s auf welchem dieſer Thurn aus Pur weiſfen Steinen, in einer ers 
ſtaumlichen Höhe, bie in Diele Stockwercke eingetheilet war, aufgeführet wurde. &Strabo nennt denfelben, mes 
gen der darauf geſteckten Fackeln, deren Licht fich fehr weit altsbreitete, einen Leuchter , und bezeuget, daß ders 
felbe dreyhundert Schuh Da ünb Bievedigt geweſen. Nach alten gefchricbenen Anmerkungen, über den Lucia 
nus, welche Poßius anführer, fol derfelbe, in Anfehung der Höhe, den Pyramiden nichts nachgegeben haben. 


8. 4, Die Araber und andere, welche dieſe Gegenden durchreiſet Haben, erjehlen von diefem Thurn aller» 
le) Sabelhaftes; als; daß der Baumeiſter Softratug diefen ſchweren Yan auf vier aböile an —5 — bie er 
anftatt des Funda ments im bie Erde geleget, gefehet habe. Eine andere Erzehlung , melche Crufius in feier 
Turcogrecia- G. 231. anführet , verdienet eben fo wenig Beyfall ; daf Alerander der groffe zu oberft auf dieſem 
Thurn einen geoffen Spiegel habe veſt machen laffen, durch deſſen Behuf er die Schiffe von mehr als hundert 
Meilen in der Ferne habe entdecken Fönnen; ber aber nach deffen Tod von einem gemwiffen Soldaten, Namens 
Soborus wäre zerfchlagen worden, Wann diefes wahr wäre, müßte diefer Thuen bereits zu Aleranders Zeiten 
gekanpen haben; welchem aber bon allen Befchichtfäpreibern widerfprochen wirb. Meilen das auf diefem &hiien 
— Ar er LEE one —— feber nn Ben petwälen für den Schein gemwiffer Sterne, u. 

euer 1IE gen, angefehen wurde: ſo gefchahe es wol, daß f amen, um 
auf die Mazmarifchen Sandbänfe verfchlägen wıltben. ſch daß fie vom vechten Weg abkamen / 


$. 5. Nach einiger Zeit hat dieſer Thurn von ber Inſul, auf welcher er und , den Namen Pharus bed 
kommen; und nachher find alle Thriene, welche auch an andern Orten nach bien ae Ih — 
haru 





Kon den Seehaͤven und Pharis. 385 | 


h Pharus genennt worden; wie jenes prächtige Grabmal; welches die Königin Artemifia, ihrem Gemahl Mauſo⸗ 
| hug zu Ehren — laſſen, — gegeben, daß malt En ber Zeit alle dergleichen Grabmale, — 
folea nannte. Der Nanıe Pharus hat nach und nach noch mehtere Bedeutungen bekommen, So pflegt z. E. Gres | 
gorius von Tours eine Feuersbrunſt —— einen Pharum igneum zu nennen. Sn ſpaͤtern Zeiten pflegte man 
fogar die geoffen Kronleuchter , welche in Kitchen und Sälen aufgehängt werben; welche man mit mehrern brens | 
nenden Kerzen beftecket, ebenfalls Pharos zu nennen, __ | 
f 5,6. So haben andere Phari diefem Aexanbrinifhen ihren Namen zu banken; es find auch bie meiften dar⸗ | 
J nach — worden, Sie beſtunden durchgehends gus mehreren Stockwerken auf einander, deren immer el⸗ 
ne8 ſchuter war, alg bie untern; wie bie Scheiterhaufen, auf welchen bie Leichname der Roͤmiſchen Kaiſer ver⸗ 
brandt wurden, ‚eben alfo eingerichtet waren. f , — | 
5. 7. Her berühmte Pharus bey der Stadt Bonlosne, in ber Pieardie, ben wie Tab. CXXVI. Fig. 2. Hi 
zum Theil abgefchilbert haben, ber getwißlich eines ber prächtigften Dentmalen ift, fo von den Römern in biefer Al 
Gegend hinterlaffen worden, kan bavon einige Vorftellung geben, Es iſt fein Zweifel, daß es nicht eben ber Pharus || 
feye, deſſen Suetonius indem Leben Caligula c. 46, gebenket, daß, gleichtwiebiefer Raifer in andern Stücen feinenEhrs 
eig bis zur Thorbeit getrieben, er einsmals in der Gegend habe eine Flotte ausrüften, und mit allerley Geſchuͤtz und \ 
tiegemerkzeugen verſehen laſſen, ohne baf ein Menſch gewußt; wohin bie Abfiche gerichtet geweſen; endlich aber ] 
babe er den Schifffolbaten befohlen, daß ſie alle Ruſcheln, bie dafelbft am Ufer lagen, iu Schiff bringen folten ; | 
dorgebend, baß biete eine preigliche Beute ſeyen, welche ber Dceanus dem Capitolium und Palatium zu überlaffen längft ıf 
fehuldig gerefen feye. _ Zum Andenken dieſes eingebilbeten herrlichen Siegs, habe er diefen hohen Thurn oder Pha⸗ Il) 








rus erbauen, und zu Nacht mit brennenden Fackelu befteden laffen, nad) welchem ſich die Seefahrer richten möch | 
ten. Diefer Thurn, melcher anf einem hoben Vorgebürg, in ber Nähe ber Stadt Boulogne ſtehet, iſt achtediigt, | 
davon unten, nad) bem Bericht bed Bucherius / jebe Seite 24 » 25. Schub breit feyn fol. In allem foll derſel⸗ il 
be acht Stockwerke haben, Vor diefem ift biefer Thurn lange Zeit Turris ardens oder ordenfis, d. i. ber bren⸗ 
nende Thurn genennet tworden, weil auf bemfelben alle Nacht ein Feuer augezuͤndet wurde. Eginardus bes ı 
zeuget, ba ber Kaifer Carolus M. im Jahr gro. ba er I dem Seehaven ber Stadt Boulogne eine Schiffflotte — 
ausrüftete, auch biefen Thurn wieder ausbefjeen und befeblen laffen, daß man nach wie vor, bey nächtlicher Zeit, il 
den Schiffen zue Sicherheit, Feuer auf demſelben anzinden follte- U. 1545. da bie Engelländer bie Stadt Bou⸗ —9 


logne eingenommen hatten, haben fie diefen Thurn mit Veſtungswerken umgeben laſſen, daß ex in der Mitte ſtunde. —9 
59. Gleichtote-aber fein Werk, fo mit Händen gemacht wird , fo-dauerbaft ft, daß es nicht durch die il 
Länge der Zeit endlic) feinem Untergang ſich nahe: alfo tft auch diefer Thurn, ſamt dem barım gebauten Schloß N 
9. 1644. eingeftürget, Gegen bem Ufer war ein ftarfer Selfen, an welchen die Meeresmellen anſchlugen , und "ll 
der biefem Thurn zu einem guten Fundament bienete ; da nun bie Einmohner ber Ötabt.in bee Gegend eine Stein N 
tube anlegten, und viele Steine da brachen fo drung das Wafjer, da dieſe Vormauer groſſen Theils weg war, —9 
Bier unb bar mit gröfferer Macht ein, und ſpuͤlte den Grund weg; daß endlich die darauf gefegte Laſt zufammen fiele. Ill 
E.-_ 8.9. „Dem Boulogne ifchen Pharo fügen mir nod) einen andern Thurn bey, der ehedem bey Nismes gen hi 
ſtanden er noch ein groſſer Reſt vorhanden ift; welcher Thurn auch wegen feiner ungemeinen Höhe ben Nas 
menibee aroifen führete, und Turrig Nemauftenfig magna hieg. Die Abſchilderung von dem Ueherreſt ſehen wir 
gergifjermafjen Fig. 5. Die Geftalt ift achtedfigt, welche Sorm; wie man aus vielen alten Denfmalen ertennet, 
den alten Galliern befonders muß gefallen haben, Der gelehrte Gualteriug, ein geſchickter Baumeiſter, der alle It 
u nad um Nismes herum befindliche alte Dentntale zuſammen gefammlet und an das Licht geftellet, hat auch von N 
eſem geoffen Thurn eine — hinterlafjen,, dabey er aber mehr feiner Einbildung, als der eigentlichen Ber 
haffenheit bes Thurn ge olget ift._ Dahn aus den Ruinen befjelben, daran man wenig Zierrath mehr ſiehet, 
at er durd) feine Einbildung den völligen Thuen in feinem ehemaligen Buftand, mit feinen vermeintlichen Zierra⸗ 
en hergeitellet, Er geſteht elften, daß kaum dag unterfte Stockwerk noch bavon ftehe, und durch bie Länge ber 
et —* (&habhaft worden feye; bag andere Stockwert aber noch kaum tennbar feye: fo daß ber Thurn über drey⸗ 
fig Schuh von feiner 2 müffe verlohren haben; wie bann umten um den Then bie geöften Steine, welche von iii 
demfelben herunter gefallen find, über 5 Schuh hoch uͤbereinander liegen. Nie er heut zu Tag ſteht, macht | 
er in ber Höhe doch noch ſechs und fünfzig Schub auß. i Er 
$, 10, Der gelehrte und berühmte ehemalige . von Nismes, P. Slechier , gibt von dieſem Thurn 
folgende Nachricht: Auf dem Gipfel des hoͤchſten unter ben fieben Huͤgeln/ fagt er, welche vor Alters die Stabt | 
Nismes in ihrem Inbegriff gehabt, ſehet man einen halb verfallenen Thurn / welcher wegen feiner ungemeinen ) 
Höhe und Funftreicden Hebeit der Groſſe hies, und in ber That viel höher war, als alle andere hohe Thürne, welche | 
zteifchen den Stabtmauzen ehemals ringe um biefe Stadt geffanden haben, Von unten flicg man auf verſchiede⸗ 
"nen Treppen, big ungefähr in bie Mitte bes Thurne, DON warnen eine fleinerne Wendeltreppe anfieng, auf wel 
cher mar big zu oberſt auf denfelben fleigen Eonnte. Der Thurn war nach Dorifcher Ordnung erbauet, und hatte 
dee untere Theil 245. Schuh im Umfang: Kingeum hatte er drey Kränge , wodurch die Haupttheile unterichies 
den idaren; bie obern Theile waren gegen den unteren Immer um etliche Schuh enger. | 
5 $.11. Dann bie Frage ift: zu was End biefer ſo geofle Thurn erbauet geweſen; fo find es bloffe Mutbmafo 
fingen, die zur Antwort gegeben werben, Einige fagen, er Jene auch ein Pharus getvefen, auf dem zu Nacht ein | 
Feuer für die Neifenden angeftect worbeit, damit fie nicht auf Abwege und in Moräfte fallen möchten. Mon fügt, | 
daß die ganze Gegend vor diefem Tampas genennet worden und daß die Einwohner derfelben noch jährlich eis 
nen gewiſfen Tribut ſtatt des Holzes, Pechs und Oels melches fie vor Alters hätten beytragen müffen, abrichten | 
müßten ; welcher Umſtand obis e Meynung, daß Diefer Ehren ein Pharus geweſen, nicht wenig beftärket. Werl abet | 
diefer Thurn biemweilen Turris Theſaurt oder Aerarii heifet: fo glaubt man, daß auf bemfelben bie gemeine Gelder vers | 
wahret worden; zumalen befannt.ift, daß vor Alters eine Kaiferlihe Schatzkammer zu Nismes gewefen; wenig: 
fiens fcheinet die Veftigkeit und ganze Einrichtung dieſe⸗ Thurng, der inwendig in viele Gewoͤlbe getheilet war, zu | 
einer Schagkammer fehr bequem gervefen zu feyn. Endlich wird. berfelbe von einigen auch Turris rogi und Turris | 
tonfecrations, d, ie der Thurn Des Scheiterhaufens und der Dergöttizung genennet, teilen fie dafür hielten, l 
daß, da ber Kaifer Hadrianus feine Gemahlin Plotinam wolte An Ar in bie Zahl ber Götter aufnehmen laß N 
fen, er diefen Thurn dazu beſtimmt gehabt, Davon fich Be den alten Gefchichtfchreibern nichts findet | 


ge ee DER 








386 ER IE ER | 
5 Der 
Griechiſchen und Roͤmiſchen 
MWltertdbümer 
Sünfter Band, 
Bon den Leichenbegaͤngniſſen, Grabmalen 


und Maufoleens 


Deſſen eriter Theil 


Bon den Leichenanſtalten und Grabmaͤlern, von dem Ein⸗ 


ang in die Hölle, den Elifeifchen Feldern, 
en ® Bergstterung An — — 


Das erſte Buch. 


Von den mancherley Ceremonien, welche mit und bey 
den Todten vorgenommen wurden, ehe man ſie zur 
Erden beſtattete. 


Das erſte Kapitel, 


Bon den verſchiedenen Gebraͤuchen, welche bey Sterbenden beobachtet 
worden, und zwar inſonderheit ihrer Salbung und Ausſtellung 


in dem Vorhaus 1). 
§. 1. 


aß man von alten —33 den Todten mit gewiſſen Ceremonien die legte Ehre Betviefen , tft ohne 

Zmeifel ‚einem befondern Trieb der Liebe, welche bie Natur ben Menfchen auch in diefem Stuͤck einges 

fiöffet Hat, zugufchreiben. Gleichwie aber das menfchliche Verderben fich überall äuffert: fo ift auch diefe 

Ehrenbezeugung , welche man ben Sterbenden erwieſe, mit allerley abergläubifchen Gebräuchen vers 

h gefellichaftet worden ; je nachdem ein Volt fich von dem Zuſtand der Menic)en, nach diefem Leben eine 

Einbildung gemacht bat. Der abfcheulichſte Gebrauch unter allen war, daß man bey der Reiche feiner Verwand ⸗ 
ten auch. andere, entweder lebendig mit verbrandte, ober bey dem Grad hinrichtete, welche Ri 








Dlcher Unfchulbigen, ben Berftorbenen auch noch nach ihrem Tob etwag helfen, und zur Glickfeeligteir beytrageit 

Be Da wir ung vorgenommen haben, die bornehmften — alias —6 ER ihrem Kein 

chengepraͤng üblich geweſen find, in möglichfter Kuͤrze anzuführen: fo wollen wir von dem was dißfalls unter 

— — und Römern gebräuchlich war, den Anfang machen, und ſobann auch der ausländifchen Völker ger 
enken. 

$. 2. Wann bey ben Griechen einer an einer ſchweren Krankhelt darnieder Tag, und es ſchiene, baf er bald 

den Geift aufgeben werde: ſteckten fie einen Zweig von einem Lorbeerbaum oder Stechborn (rhamnus) an bie 


<hüre; als wodurch die boͤſen Beifter vertrieben wurden; der Korbeerbaum aber war dem Apollo, dem Gott der 


Yrzeney, welchen fie dadurch zu verſoͤhnen ſuchten, gehkeiliget., Wann ven Eltern ein Sohn oder eine Tochter — 
si ‘8 
») Schriftſteller Hisson meldet Fabricius in bibliograph. c. a3, n. 3.4 


| 5 roͤckliche Gewohn⸗ 
beit doch vor dieſem bey ben meiften Voͤllern im Schwang gieng; gerade, als ob die Hinrichtung und Aufopfferung 



























































Y 


aaa m 
a er] 


— — 
2. Cerimonie nonnulle agud defundos a lugentibus amieis observate. 2. Duo 
Apogea. 4: Varia Columbarıa sive loculi urnarum sepuleralum. : 





—— Jab. CRKVIT. 























Von den Gebraͤuchen, fo.ben Sterbenden beobachtet worden. 387 


legten fie ihren Mund auf der. Kinder Mund, ale ob fie dem lezten Athem in fich ziehen wollten a). Man ſchlug 

an kupferne Keffel und Pfannen, um durch biefes Getoͤſe bie boͤſe Geifter zu vertreiben. So bald’ einer den Geiſt 

aufgegeben hatte, ſchloſſen fie ihm alfobald den Mund und bie Augen zu 3); welchen Liebesdienft nicht nur die Eitern 
en Kindern, fondern aud) die Kinder den Eltern dewieſen; gleichwie es auch unter Geſchwiſtern und Eheleuten zu 

— pflegte; wie folches mit vielen Beyfpielen erweißlich iſt. Tab, CXX VAL, Fig. 1. ſehen wir davon einge 
orjtellung. 


ann da liegt ein Drägdlein auf dem Bett fo eben mag geftorben ſeyn, um weiche ihre Berwandıen Tab, 


und Freunde ihr Leid auf-mancherley Weife zu erkennen geben. Oben und unten an bem Bett figen Vater und Mut CXXVIL 


ter, welche ihr Haupt in ein Edi ihres Kleids, aus Verrübniß, eingehület haden Die uͤbrigen Verwandten mus 
hen font alerley traurige Geberden. Hinter dem Vater am Ende ſteht ein Knecht, weicher an feinen langen 
Hofen und. befondern Echuhen oder Stiefeln, deren wir oben mehrere gefeben haben, erfannt.mwird. 
5.3. Wann bie Sterbenden einen Ring an Dem Finger hatten, zog man ihn ab 4), damit er nicht denjer 
nigen , welche die Tobten falbeten, in die Hände gerathen möchte; wann aber bie Todten hinaus getragen unb 
Berbrandt wurden, fteckte man ihnen die Ringe wieder all. Ja fie nahmen nicht niit den Sreebenden, fordern auch” 
bisweilen denjenigen, bie in einen tiefen Schlaf verſunken waren, aus einem — — den Ring vom 
dem Ringer; wohin dasjenige zielen mag , was Spattianus, in dem Leben des Kaifers Trajanus angemnestet 
bat; daer.es als ein Zeichen des bevorftehenben Tods angidt / daß ihm der King, auf welchem fein Bildnus eine 
gegraben tar, von freyen Stücken: von dem Finger gefallen. - Ferner kamen die Eltern, Verwandten und Nach⸗ 
barn des Verſtorbenen in dem Sterbhaug zufammen, welche dem Todten etlichermal mit lauter Stimme bey Nas 
men riefen; bamit, ** die Seele noch nicht von —* geſchieben wäre, er etwann noch ein Zeichen des Lebens 
von ſich geben möchte. Deswegen wuſchen fie den Körper auch mit warmen und nicht mit kaltem Waſſer ad, damit; 
wann je noch ein Leben in ihm feyn möchte, er zu einem SGefdhl gebracht würde; fintemalen es den Eltern und 
Verwandten fehr empfindlich muß geweſen feyn, want, wie es erlichemal fol gefchehen feyn, ein vermeintlich Soda, 
ter zum Grab gebracjt , ober auf dem C cheiterhaufen verbrannt worden , bey dem man hernach wahrgenommen, 
daß er noch nicht tobt gewefen feye. Daher wurden bie Leichenbegaͤugniſſe auch nicht alſobald angeſtelit, ſondern 
manchmal big auf den fiebenden oder achten Tag verfhoben. ade, 


x Warn der Leichnam gewaſchen war, folgte bie Salbung ; da fie biefelben mit allerley hohlsiedyene 
ben She und foftbaren Senn Ynbalfamirten, damit; warn fie auf dem Scheiterhaufen gebracht wurden, „fie 
befto leichter verbrennen möchten; oder, wo das nicht geſchah, dennoch bie Faͤulniß und der Geſtant bermieden 
waurde. Diejenige, welche dieſes verrichteten, wurden Pollinetores genannt, und. mit unter die Zibitinarios 
(Todeenmwärter) gerechnet; dergleichen Aemter, famt benen, fo damit umgiengen, gar gering geachtet wurben, 


5. Die Rleidung betreffend, fo pflegten bie Römer ihren Todten die gewöhnliche Kleidung, eine ko⸗ 
99 5) Ener ;_ bie Griechen er hilleten fie in einen Mantel ein. Die Weibsleute hatten auch ihre gewoͤhn⸗ 
liche Kleidung. Manche lieffen fich noch bey Lebzeiten foftbare Sterbkleider machen, die man ihnen hernad) ans 
3095 es waren aber fowmohl bey den Griechen als Römern die Tobtenkleiber meiftens weiß, Bey ben Laced amo⸗ 
hiern war ber Gebrauch , daß man denenjenigen, welche ſich um bag Vatterland wohl verdient ar hatten; 
Und irgend in einem Treffen umgefommen waren, nach bem Tod einen Kranz von Oelzweigen auffeßte, und ihnen 
ein purpurfärbiaes Kieid anzog; davon man imalten Scheiftftelleen mehrere Bepfpiele findet. Mar einer im 
feinem Leben fonften eine Crone erlangt hatte, wurde ihm biefelbe nad) bem Tod gleichfalls aufgefegt. 


"6 Wann der Leichnam auf vorbefagte Weiſe eittgefleibet und eſchmuͤckt war, wurde er auf einer Baar 
re in 9 Dorbaus 6) alſo geſtellt, daß bie Kaffe gegen bie Hausthuͤre wie ſolches auch noch unter uns 
ebräuchlich. if. Dep reichen und vornehmen Keichen ellte man einen Cypreſſenbaum neben bie Leiche, welcher vom 

er Urt if, Daß, wo er einmal abgehauen worden, er nicht wieder nachwaͤchſt. Die Griechen feßten auch ein Ber 

fÄR mit Wephmaffer an die Shure , welches aus einem andern Haus, mo Feine Leiche war, mußte geboiet wer⸗ 
den, mit dem fich alle die welche in das Sterbhaus kamen, befprengten. Bisweilen wurden bem Verſtorbe⸗ 
hen auch die Haare abgefchnitten und gleichfalls an bie Thurpfoſten gehenkt. Dieſe gewöhnliche Ausitellung dee 
Feichen im Vorbaus wurde Lollocario genannt. Man pflegte biswellen auch Wächter zu den Leichen u ſtellen, 
damit nicht jemand entiveder etwas von der Kieidung und dem übrigen Schmud, oder aber den Leichnam felöft wege 
tragen möchte. Dafi diß lese bisweilen won ben läubigern. eines Verftorbenen gefchehen feye, daß fie nemlich 
den Keichnam ihres Schuldners gleichfam zum Pfand in Verwabruna genommen, bi fie von deffen Erben ober 
Verwandten bezahlet worden, erficbet man unter anderit aus dem Bepfpiel bes Miltiabes, dem der. Leichnam feis 
Nes Naterg Cimon nicht ebender verabfolgt wurde, bis er die feinem Dater angefegte Geidftrafe erleget hatte. 
Mann ein foleher Leichnam nicht ausgelöfet wurde, blieb er unbegraben liegen, welches für die ardfte Schmach 
und Ungläck gehalten wurde, fo einem wiberfahren Eonnte. Wann daher efwwan einer auf bem Verer fuhr, unb den bes 
Borftependen Schiffbruc) vor Augen fahe , band er feine vornehmften Koflbarkeiten um ben Leib, und beftete eine 
Schrift daran, darinn er denjenigen, ber etwa feinen Leichnam, wann ihn bie Meereswellen an dag Ufer werfen 
öllten, antreffen wilrbe, bate, daß er alles dieſes Gelb und ee ſich zwar eigenthämlic) J nen, feinen 

eib aber ehrlich begraben follte, Wann jemand einen folchen Leichnam, bey dem er Fein Entgeld für feine Bee 

mähung antraf , unbegraben hegen lieffe, wurbe es ihm fehr übel außgeleget, und für die grölie Schande ausger 
deutet. Mann einer aufferhalb des Vaterlandeg ſtarb, wurde bie Alche 7) in baffelbe zuruckgebracht, und indem 
Begräbnißi feiner Vorelteen bengefegt. So einer von dem Donner erichlagen war, wurde er am einem beſondern 
Drt eingefeharret, weilen bafür gehalten wurde, daß ein folcyer von bem gerechten Zorn ber Goͤtter heimgeſucht 
worden. Nach dem Plutarc) ließ man einen ſolchen au * — wo er erſchlagen worden, verfaulen, 4” 
ee 


„\ ar 1 
St —— 6) S. Lipfius ele&te lib. 1. c,6. Es kommt ſchon beim or 
” hei de fuser. lib. I. c.$ mer dot. ©. auch Rirhmann B. ı. c. 12. s 
+) Ehen sie IR ; e y) Konnte man aber des Körpers nicht babhaft werden, alk 
‚Sr tern einer im Meer umlommen wars ſo ersichtete mac 


$) ©. Rirchmann B: ı. c. 10 DR ein mireragien 

















Uch von Reichen und — Perſonen mag verſtanden werben; dann geringe 





388 Des erſten Buchs zweytes Capitel. 


der Platz wurde mit einem beſondern Zaun 8) umgeben, Gleicher Weiſe wurden auch bie Kirchenraͤuber ber Eh⸗ 
se des Degräbniffes unwuͤrdig erachtet, 

7. Wie lang man einen Tobten,. eheer zur Erben beſtattet wurde, liegen lieffe , find die Alten nicht eir 
nig. Bey bem Homer liefet man, daß ber Leichnam des Achilles fiebenzehen Tage-gelegen, ehe er nachdem Schei⸗ 
serhaufen abgeführet worden, Nachdem Servius aber , welcher den Virgiliug erläutert hat, wurden bie Tobten 
am achten Tag nach ihrem Abfterben verbrandt ; und die Afche am neunten Tag beygeſehzt, wiewoi biefeg vornem⸗ 

, wer I 4 wurden oft gieich des an⸗ 
bern Tags, oder wenigſtens am dritten ober vierten Tag — getragen. Rach Feneſtella wurde das Leichenbe⸗ 
gängniß nad) dem fiebenden Tag von dem gemeinen Ausfchreper mit folgenden Worten ausgeruffen; exfequias 
L. Titio L. Pilio, quibus eft commodum , ire,iam tempus eft, ollus ex zdibus effertur, D. i, Wer der 
Heiche des .Titius beyzuwohnen Seit bat, der muß nun ſich dazu fehicken, er wird fo ebem aus deni 
Hauſe gebracht 9). Wann bey ben Spartanern der Koͤnig flarb, ritten gewiffe Reuter in der Stabt herumy 
soelche ben Tod verkünbigten ; wobey die Weiber mit zerfizeusen Haaren umber liefen und mit fupfern Bedert 


ein groſſes Getoͤſe machten. 
Das zweyte Capitel. 
Von den Leichenbegaͤngniſſen. 


—J 


te, welche mit der Leiche giengen, waren insgemein Verwandte und gute Freunde des Verſtorbenen. Want 
aber der. Verſtorbene ſich um das gemeine Weſen wohl verdient gemacht hatte, wurde er von dem ganzen 
Bolt hinaus begleitet. Vornehme wurden auf einer Sänfte, welche von fechs oder acht Männern, fo dies 
felbe trugen, Sexaphoron oder Octaphoron; bie Träger felbiten aber Seraphort und Getaphori genennet 
wurden Gemeine Leute aber wurden von vier Trägern auf einer Baare hinaus getragen. Das Wort Feretrum 
feheinet eine gemeine Bedeutung zu haben, darunter beydes eine Sänfte und aud) eineBaare (fandapila) mag vers 
ftanden werden. Die Lacebämonier bebienten fich oft eines Schilde: Die gemeinen Tobtenträger wurden Ves 
fpillones 1) genennet, welcher Name von veipera, der Abend, berfonmen foll; weilen die Leichen meifteng ges 
en Abend ausgetragen wurden. Nach der Zeit wurde un nbert, und nur junge Leute, welche durch einen 
Frübgeitigen Tod diefer gelten entriffen worben, ‚des Abends begraben. Die Uthenienfer trugen ihre Tobten 
nor dem Aufgang, ber Sonne hinaus, Er 
: K. 2. Die Todten, welche hinaus getragen wurden, Jagen nad) ber Beobachtung bed Rirchmanns ins 
emein mit unbedecktem Angeficht, welches oͤfters mit Farbe angeflrichen wurde; das vornemlich bey Jungfrauen 
Beobachtet wurde. Wann aber das Angeficht etwa verunftaltet tar, pfiegten fie. es zu bedecken. Vor der Leiche 
giengen die Pfeiffer 2), welche ein Todtenlied anftinmten, fo von den Griechen Jalemos, von den Lateinern 
aber Yania genenmet wurde Gleichwie die alten Heiden bey allem eine Gottheit hatten, fo hatten fie auch eis 
ne befondere,Öottheit, Nänie, Weil ſolche Todtengefänge mit; allerley Iuftigen und den Ausdruckungen, 
ben Schmerz ber Leidtragenden zu vermindern vermifcht waren: fo wird bey den alten Schriftſtellern das Wort 
Nänia aud) bisweilen für Poffen und unſchickliches Feng gebraucht. Nebft den Pfeiffern Hatten fie auch Sfterg 
ickelheringe und Gauckler, welche durch ihre Gauckeleyen die Leichenbegleiter zum Lachen zu beivegen fuchten. 
icht weniger wurden bey vornehmen Leichen auch Wachsfackeln vorher getragen, am beren Stelle fie fich bey 
Gemeine nur fchlechter Kerzen bedienten 3), a 
. 3. Wann ber Derftorbene ein Obrigkeitlich Amt bekleidet, oder feine Tapferkeit im Krieg befonders zu 
Tag ge egt, und dadurch Kronen und andere Ehrenzeichen davon getragen hatte: fo wurden alle dergleichen Eh 
zgenzeichen vor bee Leiche hergetragen. Das Angeſicht des Verſtorbenen wurde in Wachs gebruckt, und die Brufts 
Bilder feiner Voreltern auf Stangen gleichfalls voran getragen. Nach ber Leiche aber wurden alle dieſe Bilbniffe 
(imagines) 4) in dem Vorfaal der Häufer gufgeftet Wann ein Kaifer farb, wurden die Abfchilderungen ber 
von ihm eroberten Städte und bezwungenen Völker vorher getragen. Wann ein Feldherr begraben wurde: fo giene 
gen bie Legionen mit — Gewehr mit ber Leiche; gleichwie auch bie Lictores ihre Faſces umkehren muß« 
ten. Die Srepgelaffene, welche bie Leiche begleiteten, verhuͤlleten ihr Haupt mit einer mollenen Decke, dergleichen 
auch von ben Söhnen gefchahe; bie Töchter giengen barfuß mit zerftreuten Haaren , die Weiber aber itr weiſſen 
Kleidern. Doch findet man , daß fie bey den Roͤmern bey dieſer Gelegenheit auch fehtvarse Kleider trugen, Es 
pflegten bie nächften Anverwandten bismeilen zum Bergen ihrer Traurigkeit die Kleider 5) zu zerreiffen. Ueber dag 
Bingete man auch gewiſſen Klagweibern Lohn, welche bey der Leiche ein Wehklagen anftinmeten und bäuffige Shrär 
nen vergoffen, anbey aber dem Berftorbenen zu Ehren allerlen Loblieder ve Diefe Klagweiber wurben von 
den Wort präficere präfick genannt3 indem fie zu dieſem Dienft beftellt waren.  WWeilen fie aber 
biefe Zeichen der Traurigkeit nur verftellt , und ohne dag ihr Gemüth Empfindung davon hafte, aus Gewinn 
an Tag legten : fo iſt ihr Name zum Schrüchmort worden. Diefe Klagmweiber riffen fich bisweilen auch die Haas 
ze auß, darinn ihnen die Übrigen Weiber und Anverwandten des Verfiorbenen nachfolgeten. Andere lieffen ſich 
wie die Griechen, die Haare abfcheeren 6), welche fie hernach entweder auf die — des Verſtorbenen, oder auf 
den Scheiterhauffen legten, Man pflegte fo gar bisweilen ben Pferden die Haare abzıichmeibet, damit auch biefe 
eitt 
3) Es bies dis alddann Bidental. &I den Richmann de 3) Siticines ſ. den Richmann auch den Zier . Magius mi- 
dia kb a. c.10. Diefes Praco aber war 3) Skin Kath "kb 
j ib. 2. c. 10. Birchmann lib.2. 3-7. 
” mr bey dem funere indistino, 4) ©: Lipfius Ib. & e: * 


5) Ehedem fogar die . (. Rir rn lib. a. ci 
2) &, Kirchmann .3. und won der fandapila, c. 9. 6) G. Bichmann Eee —— Een 











® 


Bönhhe ; doc) findet man Beyipiele, daß fie diejelbe 


Yon den Leichenbegängniffen. 389 


ein Merkmal der Traurigkeit an fich haben möchten, Solcher Geftalt Hat Alegander ber Groffe b 
ben des Hephäftion nicht nur allen Pferden und Daulthieren bie Haare abfchneiden, fondern in die — 
Stadtmauren abwerfen laſſen, als ob ſelbſt die Mauren um dieſen Freund leid tragen ſollten. Bisweilen lieffen 
fie zwar die Haare ſtehen, beffveueren fie aber zum Merkmal ihres Leidweſens mit Staub und Ajche, Ja es gien, 
gen die Heiden in ihren Unmut, Sfters fo weit, daß fie gegen die Götter ſelbſt Fäfterungen ausftiefen, die Tem 
pel fteinigten, die Allcäee gertäketen, und die Bildnijfe der Hausgoͤtter auf die Strafe warfen, 
8.4. Wann der Verſtorbene aus vornehmen Geflecht war, wurde der Leichnam auf Sffentlichen Marft 
ju den fogenannten Roſtris gebracht, allwo ihm eine Lobrebe zu Ehren gehalten wurde; davon Polybius VI, 
sı, mit mehrerem fan nachgelefen werden. Eben biefes wurde bey ben Griechen gleichfalls beobachtet , daß nicht 
nur den Männern, fondern auch vornehmen Weibern dergleichen oͤffentliche Lobreden nach ihrem Tod gehalten 


wurden; weiches legtere auch bey den Römern mehrmalen gefchehen ift- 


Das dritte Eapitel, 


Von der Gewohnheit, die Leiber der Verftorbenen zu begraben r) 
| | oder zu verbrennen, 


TE © 


enfer ſehr veft gehalten haben. Auf der Inſul Delug dur 

daß der Apollo und die Diana auf felbiger Fo 
hne Anftand immerhalb der Stadt begraben , bis 
hominsm mörtuum inurbe as fepelito neo urito, 


8: ASt der Begtaͤbniß betreffend , if befannt, Daß bie Griechen ihre Topten meift anfferhalb der Gtabt be, 


graben haben; morüber in onderheit bie Acheni 
te gar niemand begraben werben, teilen fie glaubten, 
worden. Zu Rom wurden in dem älteften Zeiten die Todten o 


oleheg durch dag Gefeg ber XII Tafeln mit folgenden Worten, 
fold) ® ehends mehrmalen dawider ift gehandelt worden, Daß man 


ausbruͤcklich verbotten worden; wiewohl auch nachg 
9 begraben, geſchah darum, weil fie theils glaubten, ‚daß bie 


aber nicht leiden wollte, bie Tobten in ber Stadt zu | [ 
Stätte, wo Verftorbene eingefcharret werben, unrein —— cheils aber, weilen fie dafür hielten, daß von 


den Ausdünftungen vieler Gräber die Luft angeftectet wur 
S en Daß man die Todten verbrandte, mar ſowohl bey den Griechen ald Nimern eine burchaängiae Ge 


n auch nach heutiger Art begraben haben, Zu uralten Zei⸗ 
ten wınden die Todten zu Athen, vermög eines von dem Ceerops gegebenen Geſetzes, allefamt begraben ; doch 
waren die Gräber gan ſchlecht und ohne Pracht ; indem durch ein Geſetz verbotten war, wicht mehr often und 
Arbeit auf ein Grabmal zu wenden, als ihrer zeben 2) in drey ‚Tagen verfertigen könnten. Doc) find einige, 
welche behaupten , daB man in alten Zeiten die Tobten bey den Griechen aud) verbrandt habe; wenigſtens leſen 
wir bey den omer (1. 237 165. 24, 787.) daB diefer Gebrauch bereits vor den Trojanifchen Zeiten üblich gemwefen. 
Sabrettus fucht aus verfhiedenen alten zenznien e beweifen, ra Gewohnheit, bie Todten zu verbrens 
ten und zu begraben, zu Nom zu gleicher Zeit ubli geweſen feye. Die aufgerichtete Scheiterhauffen, auf wels 
hen man die Tobten verbrandte, waren insgemein viereckigt und oben zugefpigt, tie eine Pyramide, fonften aber 
von unterfchiebener Groͤffe und Koftbarkeit, 3 nachdem es jeder vermochte oder nicht; das Holz wurde von Pers 
here Eiben, Fichten Eſchen⸗ und andern Bäumen genommen , welche von bem euer leicht verzehret werben. 
3: Son begoffe deu Leichnam auf bem Scheiterhaufen mit Wein, Mich und Honigy er felbften wurde 
mit allerley wohlriechenden Waſſern, Gewürz, Wehrauch u. d. g. beſprenget und beſtreuet. Den Sodten wurde 
oder einem befondern Stein, Murrha, zubereitet war, eins 


bisweilen ein befonderer Trant , der von Mytrhen 

geichütter. Meilen aber oe Se ae —— 8 NH N — in folgenden Zei⸗ 

ten 8 Gejeg ber Al. afeln abgeſchaft worden. man gie a m Tod, die Augen zu ) 
busch das S und legte dem Todten eine gewiſſe Minze, uR —— 


er ber Salbung diefelben wieder 
En , 4 der fie Über den Fluß Styr ühren mußte, das Fuhrlohn zu ber 


Seren genannt, ın den Mimd, um bem Charon, 
Asiens € chgehends erhöhet worden, dag man den Tobten zwey big drey folcher Münzen mitgab. Bon 


zahlen; welches na rhoͤhe t 
en die in Egypten bisweilen ausgegraben worden, ift e8 eine befannte Sache, dag in bem Mund bier 


* weilen aoidene Münzen gefunden werben. 
* Bann der Scheiterhaufen 3) ſollte angezündet werben, gefchahe ſolches von den naͤchſten Anvers 


9 4: 
wandten, welche ihr Angeficht abwaͤtts dreheten, um eine fo betruͤbte Sache nicht anzufehen, Mad) der Anzins 
dung riefen Beh stter der Winde an, daß fie die Flame vermehren, und alfo der Leichnam fanıt dem She 
terhauffen bald verzehret wuͤrde. Indem er brandte & marfen fie auch noch allerley Rauchwerk, item bie Kleider 
und ſouſt allerley Ehrenzeichen und irgend von dem Verſtorbenen im Krieg erbeutete Waffen und andere Koftbars 
keiten, in das Feuer. Ja man brachte Sfters auch Schfen und Widder herbey, welche da gefchlachtet, und ale 

ein Opfer mit ind Feuer geworfen murden, 
5, Wann indem Krieg viele mit einander umkamen wurden fie allefamt zufammen in ein Grab gelegt; 
ßals fie bey dem engen Paß TIhermopylä eine groffe Niederlage ern 


dergleichen man von ben Lacebämoniern wei | 
ten 5 — da die Erſchlagenen alle an einem Ott eingefcharrt, und ihnen nad) bem Bericht des Strabo B.9, 


ol ift gemacht worden: 

—— Q Er änkyyurm Auusdaworlas, 0 Tide fr 

Kelksiw weis usivor wilönern — 

Das iſt: Gehe Wanderzmann, und verkuͤndige den Lacedamoniern, daß wir, die wir ihrem Befe 

ung —* verhalten; hier begraben liegen. Bisweilen pflegte man bie Seldherren beſonders zu — 
o 


1) S. Kirchmann ® 1. c. 1. Bun c. ao⸗ 3) Von det Pyra, rogus, buftum, ſithe B. 14 c. 1. 2. 


2) KFirchmann Br 3. e. 16. sfr ff 














590 Des erfien Buchs, drittes Capitel. 


So haben auch die Lacedaͤmonier, nach dem Bericht des Herodotus B.9, nach der bey Plataͤaͤ erlittenen groß 
ſen Niederlage, drey beſondere Gruben 59 in deren eine fie die erfchlagene Priefter, in die andere die incch? 
te, und in die dritte, die übrigen Lacebämonier eingefcharret Haben. 


| $. 6. Manche hat der Schmerz fo weit getrieben, baß fie, fegen bes Verluſts ihrer Freunde und Der 
| wandten, fich ſelbſten das Leben nahmen. So hat nad) —— des Taritug He 4. 3 Ei yemiffer Freyge⸗ 
r 
| 
l 





laffener der Agrippina , mit Namen Mnefter, bey dem Scheiterhaufen feiner Patronin fich felbften erfocyen. Gleis 
her Weiſe erzehlet Plinius 2. VI. von dem P, Catienus Philotimus, daß a eine fo — zu Patron 
gehabt, daß er, nachdem man diefen auf ben Scheiterhauffen gelegt, felbft ing Feuer gefprungen , und ſich mit 
ihm habe verbrennen laflen , ob er gleich war zum Erben aller feiner Güter eingefeßt worden,  E& gebenkt auch 
Seneca L., Il, controv. ıc, einiger Weiber, welche in den brennenden Scheiterhauften ihrer verflorbenen Ehemaͤn⸗ 
ner — ſeyen. Sonſten iſt bekanni, daß dieſes bey ben 3 i 

kürzet haben, darinn man ihre geftorbene Min 


$. 7. Wann ber Leichnam verbrandt und in Afche verwandelt war, giengen wieder neue Geremonien vor · 
Achilles hatte befohlen, daß man auf den bereits zuſammen gefallenen Scheiterhaufen Mein 6) gieffen fole, ums 
das Feuer dadurch augzuldfchen,, bie Gebeine aber umd mag efwanın no von dem Yeichnam übrig ſeyn möchte ; 
in einen dazu beſonders beftimmten Topf ober Urne legen folle; welchen Gebrauch auch die Rone eingefuͤhtet ha⸗ 
ben. Allein durch die Geſetze der XII, Tafeln find nachgehends alle dergleichen Foftbare Gebräuche abgefchaft 
morben; daher fie fich nachgehends anftatt des Weins zu biefem Ende des Waſſers bediener haben. 


$.. 8 Hier iſt auch etwas weniges von den fogenannten uſtrinis zu gedenken, worunter ein ſolcher Raum 
oder Platz ſoll verſtanden werden, ber, wie unfere yet e Kiechhöfe, mit einer Mauer umgeben > innerhalb 
welchem das gemeine Volk und arme Leute, ohne alles Gepräng, begraben worden. Nach dem Bericht des Spo⸗ 
nius foll man ehemals ein dergleichen uftrinum an der Dia Appia entdeckt haben, in welcher Gegend ohnedem weit 
mehr Gräber, ald an andern Drten, follen geweſen feyn. Fabrettus hingegen ſucht zu behaupten, daß nicht die 
Uſtrina, fondern die —— huticuli Es quilini zu diefem Zweck beſtimmt 30 von welchen Horatius 
1.Serm.Sat,8.u.10.alfo fagt: hoc miferz plebi ftabat commune fepulerum, Reinefing aber ift ber Meinung, daß 
dasjenige, was hier ufirinum heiffen ſoli, unter dem Namen apparitorium;, der gleichfalls auf manchen Grab⸗ 
schriften ftehet, verftanden werde; bahingegen Fabrettus mit vielen Deweisgründen barthut daß Apparitorium 
eigentlich. der Srt gemefen, wo bie Leichenmahlgeiten gehalten, und bas Weihwaſſer ausgeſteliet war. 


Wann das Feuer ausgeloͤſcht war, traten die naͤchſten Anverwandten des Todten in ſchwarzer Klei⸗ 
dung hinzu, und ſammleten 7) bie übrigen Gebeine des tobten Körpers; moben es dem Sohn Infonderben zukan; 


efen, daß die vornehmſten Kitter die Gebeine diefes Kaifers barfuß gefammlet hab . Hiebey pflegt 
die Frage aufgeworfen zu werden, twie man bamnalen die liche der ——— 8 f haben, Hiebey pfleg 


webe / fo von dem Stein Amiantus g) oder Feberweis verfertiget mar, und der vo i r 
be, RR haben. g fertig 1 m Feuer nicht vergehret wur⸗ 


5.10. Wann alle diefe Ceremonien vorbey waren, nahmen fie von dem Todten i Abſchi r 
mit folgenden Worten: 9) Vale, vale, vale, nos te ordine, Pia natura — ex 
Gehabe did wohl, wir werden Fünftig, je nadydem einem jeden von der Natur das Ziel wird bes 
feimmer feyn, alle ſamt folnen. Der gemshnlichfte Wunfeh, welchen fonfien die Alten ihren Begrabeneh uthun 
pflegten, beſtund in dieſen Worten: fit tibi terra jevis: b. f, ich wünfcye dir eine leichte Erde , welche Wors 
te in ben alten Grabfchriften inggemein mit den vier Anfangsbuchſtaben T. T,L. pflegen ausgedruckt zu wer⸗ 
den. Der Verſtand davon wird berfchiebentlic) erkläre, Cinige fagen, e8 heiffe fo viel, daß die Erde, welche 
bie Gebeine ober Afche bedeckt, dieſelbe nicht hart drucken möchte; woraus dieſes erhellet, daß fie den Verſtor⸗ 


bene 
a) Auch van Thieren ſ Ritchmann 8, 3, 6.4.5. 7) ebendaf. B. 3. c. s. 
5) S. Lipſius Saturnal, B.r. c. 8. und Rivchmann B. 4. 3) Schon Ricchhang bat dis für eine Kabel gehalten, 8. 7 


849, 7 
6) ©, Birchmann DB. 3. 474 9) ©, eben daſ. u: 9; 








Don der Gewohnheit die Todten zu begraben oder sc. 391 


o benen auch noch nach dem Tob einige Empfindung beygemeffen haben. Andere geben vor, dag man baburch alle 
zauberifche Anfälle, denen ihrer Meynung nach auch Die Todten feyen untertvorfen geweſen, dadurch abzuwenden 
euch habe. Wann % hingegen einem terram gravent, oder eine fehwere Erde anwünfchten , twar-diefed eine 
Urt des Fluchs. Ja fie bebienten fich Abnlicher Worte zu Bekraͤftigung einer Sache gleichfam an Eides jtatt; wie 
3. €, Propertius Il, 16. fagt: | — 
Ofla tibi iuro per matris & offa parentis 
Si fallo, cinis, heu! fit mihi uterque grauis. 


Den Abgeftorbenen wuͤnſchten fie auch wol, die Goͤtter moͤchten ihnen einen Eühlen Trunk Waffers zukommen laſ⸗ 
fen; alg wenn die Seelen groffen Durſt leiden möchtet ; dahin — mag gezogen werden, warn mir bey dem 
Somer (Ddyff. Xl. 12.) lefen, daß bie Seelen der Adgeftorbenen fich um den Alyfies geſammelt hätten, um vor 
demfelben einen frifchen Trunk zu erhalten. Em gewiſſer gelehrter Mann, ber in den Alterthuͤmern fehr erfahreır 
ift , gibt vor, daß man ben Seelen ber Merftorbenen deswegen kalt Waffer gewünfcht habe, weil man glaubte, 
daß man zur Strafe in bem Feuer groſſe Qual leide, nt 

$. 1x. Uber diefes alles pflegte man den Verſtorbenen zu Ehren auch bismeilen befondere Spiele anzuftellen ; 
Vergleichen, nach dem Vorgeben deg plinius VL. 56. bie Iſthmiſchen Spiele follen geweſen ſeyn, sehe This 
feus auf der Eorinthifchen Landenge angeftellt hat. Ja es werden von einigen felbit die Dlympiichen, Nemdifchen 
md andere dergleichen Spiele, eben fir folche gehalten , bie zum Angedenten gewiſſer abgeftorbenen groſſen Hel⸗ 
den eingeführer, worden.‘ Weit aber diefe Spiele ui! nur einmal gehalten, fondern zu gewiſſen Zeiten wieder ho⸗ 
let worben : fo fcheinet es dafs ſoiche eine andere Abficht und Bedeutung hatten, wie bavon bereitg od.n gehau⸗ 
delt worden. Cine nähere Gleichheit mit folchen Leichenfdielen hat basjenige, welches von dem Achilles dein Dar 
 trochus zu Ehren angeftellet worden, Es beftumbe in unterfchieblichen Lebungen ; als 1) in dem Wettlaͤuf bee 
9 Hferde und Wägen, dabey Diomedes deu Preiß davon trug; 2) in dem Kampf derer, die ſich mit den Caͤſtibus 
fhlugen, wobey Epeus bie Oberhand behielte. 3) Derjenigen Art des Streits, da fie nadend durch Ningen eins 
ander zu Boden zu werfen füchten , wobey Aiax und Ulyſſes obfiegten. 4) Dem Wettlauf zu Fuß, worinn Ulyſ⸗ 
ftö mit Benftand der Minerva den Antilochug übertwand ; 5) Dem Streit ber Spießträger, bdarinn Aiox und 
Diomedes fic) vor andern hervorthaten ;_6) Dem Difens, womit Polypetus, ber denfelben weiter als andere zw 
werfen wußte, ben Preis erhielte. 7) Dem Pfeilfchiefen mit Bogen, worinn Meriones die Belohnung dabon 
trug. Die, welche Aeneas feinem verftorbenen Vater Anchiſes zu Ehren anflellte, waren von vorgedachten ges 
wiſſermaſſen umnterfchieben, Das erjte nemlich beftund in.einem Seetreffen; das andere in einem Metrlauf zu 
Ba ‚bag dritte im Pfeilfchieffen ;_ day vierte in dem Streit mit den Caͤſtibus; das fünfte in dem Trojaniichen 
Epiel, dabeh Acanius mit feinen Cameraben fid luſtis machte. Ben allen diefen Spielen aber wird der Fech⸗ 

ter, welche die Römer bey vornehmen Leichen zufammen liefjen, mit feinem Wort gedacht. 
$, 12. Diejenigen, welche dergleichen Keichenfpielen beywohneten, trugen alleſamt ſchwarze Trauerkleie 
der ro), welche fie aber bey dem gleich darauf folgenden Leicheneffen wieder ablegten, und an deren Stelle weiſſe 
Kleider anlegten ; worauf dermaffen genau gefehen wurde, daß Licero e8 dem Vatinius fehr verargte, daß er bey 
der Trauermahlzeit bed Q. Arius in einem ſchwarzen Kleid erfchienen war. Bey bdiefer Gelegenheit wurde bis⸗ 
Volk ein Mahl zugerichtet ; 5— die Erben und Anverwandten, theils aus eigenem Trieb 

or 


weilen dem ganzen < N * 
anftelleten; heus aber, vermoͤg bes von dem Verfiorbenen 11) errichteten Teſtaments zu halten verbunden war 
N ren, (EB wurde aber hiebey ausdruͤcklich beftimmt, tie viele Tifche einer zu dieſem Ende fegen dorfte. Bon J. 


u lefen wir) daß er einmal bey dergleichen Gelegenheit, zwey und zwanzig tauſend Tiſche habe anrichten 
aſſen. 


Bas andere Bud. 
3 Kon den Hypogeis, Columbariis und mancher: 
J | ley Aſchentoͤpfen. 
Das erſte Kapitel, 
Von den Hypogais. 


$, ji; 
N i 2 ; i x - F : ar N - — Griechen, N wi — 
e Coͤrper verbrandt waren, fo legten die Roͤmer ſowohl als die Griechen bie aͤbergehſeb⸗ 

ne r RT in welchen dieſelben beygefegt ourbeit, vs en 0% 


und Knochen in gemiffe Urnen oder Töpfe; b 

Griechen zu dieſem Ende gewiſſe alſo genannte Hppogda ober untefirrdifche Berüälbe. welche ft und 
hral, mie die Wohnhdufer 1) der Lebendbigen in mancherley Kammern eingetheilet wurden; ‚dergleichen wir T-b, 
CXKVIL Kig. 2. 3. etliche vor ung feben, in welchen verfchiedewe Blinblöcher oder Kleine Zellen anzutreffen find, 
in welchen fie die Aſchentoͤpfe niedergefeßet haben. Meilen diefe Hypogaͤa in tiehrere Kammern eingerheisr Bu 
ten: fo konnten Sfters ganze Familien darinn ihren Plaß ae f San man erkennen mochte, was für Lrmen 
' in 


i) Man — Stufen hinab deigen. Kirchmanß 


er rer oe 


10) Paennlati erant, Kiehmenn B. 4. c. 9. 


ir) Man findet dergleichen Rablreiten u Fhren des Berköts 3; 2. 8 
m.» been auch noch oft in Aufſchriften gemeldet, 














392 Des andern Buche zweytes Kapitel. 


in jedem Hypogao flünden, wurden bie Zellen und Afchentspfe mit befondern Auf riften begeichnet; und, bamit 
deren Andenken burch feinen Zufall verlöfchen möchte, zugleich in die gemeinen —— — 


$. 2. Wann einer ſich unterſtunde, feinen Todten entweder in ein fremd Begraͤbniß behzuſe en, oder ein 
Grabmal zu verderben 2) oder gänzlich von der Stelfe zu bringen, war derfelbe nicht nur # —— Geld⸗ 
buſſe verdammet, ſondern auch Bel öffentlich in Ban gethan, und mit befondern lüchen beleget. Daher 
| baben manche dergleichen Bannformuln und Verfluchungen fogar ben Auffchriften ihrer Gräber einverleiben laſ⸗ 
Bi fen; um dergleichen bife Leute von ihren Gräbern abzuhalten; wie folches mit vielen Erempeln Elar zu erweifen 
| iſt. So ift ehedefjen zu Smyrna eine Grabfchrift ausgegraben worden, welche in der Ueberfegung alfo el möchte : 
\ 





Attalus der Sohn des Hermippus und Enkel des Arcalus, hat dieſes Brabinal annoch bey feinen Leb⸗ 
9 zeiten, für ſich, feine Gemahlin Ammio und feine Kinder, fo theils no) leben, theils aber bereit 
| verftorben find , erbauer. Wo fich einer unterfichen follte , fidy an dicfem Grabinal zu vergreiffen, 
9 der ſoll bey dem Tempel zu Smyrna tyoo. Denarien, anſtatt der Strafe, erlegen, Ein jeder aber mach: 
te dergleichen Bannformuln oder Berfluchungen nach feiner eigenen Willküpr. Sabrettug führt ©. 4. eine andes 
—— ze an, welche im Teutſchen alſo lautet: Wer diefes Grabmal entweder felbft, oder durch andere von ſei⸗ 
ner Stelle bringe , foll die Seinigen alle überleben; Und ©. 76. Wer dieſes Grabmal verleget, dem 
| follen alle Götter feindfelig feyn. _ In andern findet man: der foll den Zorn der fonft ſanftmuͤthigen fig 
fühlen und erfahren, wie man feine Bebeine ausgrabe und zerftreue; item: auf den follen Die Manes 
Ä böfe feyn. Dergleichen Slüche wurden auch gegen die ansgeftoffen, welche ſich nicht fcheueten, dafelbit ihre 
Nothdurft zu verrichten; wie dann nach dem Zeugnig des Gabrettus ©. 110. auf dem Grab des €. Cäciliug uns 
tee andern folgende Worte gelefen wurden: Wer hier dag Wafler zu laffen, oder feine Nothdurft zu ver⸗ 
richten 28 ge follte, der foll den Sorn der Götter Oben und unter der Eden fühlen. Wann 
| einge insbefondere wollte zu erkennen geben, daß er nich genau feye, auch andern einen Pag in feinem Ber 
9 raͤbniß zu vergönnen: fo wurden der Aufſchrift folgende fünf Buchſtaben beygefüget: H.M. H,N. S. welches 
I} 0 viel heiſſen follte, alg: Hoc monumentum heredes non fequatur ; d, i. diefes Grabmal foll nicht auf die 
| Serben fortgeben; oder H. A.H, N. S. d.i. Hæe ara heredes non fequatur, melcheg einerley mit dem vo» 
I tigen, weil ara in bergleichen Grabfchriften insgemein einen Grabftein bedeutet. _ Man hat ſich auch) gar nicht 
zu verwunbern, wann die Alten gegen die geeifert haben, welche fi) an — Gräbern vergreiffen möchten, weis 
Il len fie diefe Stätte für heilig hielten; deswegen fie auch die Grabfteine fe bften gebachtermaffen Aras oder Alt» 
ze nannten; obmohlen Sabrertus diefe — bloß allein von beijenigen Grabmalen will verſtanden haben, 
| auf welchen man die gewoͤhnlichen Eibationes verrichtet hat; welche zu diefem End oben ausgehölet waren. 
\ 
| 


Das zweyte Kapitel, 
Don den Eolumbariis und Afchentöpfen 1). 


§. T, 

ie uend ſepulerales ober Afchentöpfe, in welchen die Aſche und Gebeine ber Verſtorbenen beysefeket 
& wurden, waren aus allerlen Materien, ale Gold, Silber, Metall, Alabafter, Borphyrftein nee 
mor verfertiget, Von dem Achilles nemlic) lefen wir, daß er die Gebeine des Patroclus in einen goldenen 
Topf nelegt habe. Allein dergleichen find gar rar, ob man e8 gleich nicht in Zweifel ziehet , daß nicht manche 
reiche und vornehme Perfonen dergleichen goldene Toͤpfe haben machen laffen. ienol auch glaublich ift, daß, 
wann je bier und da ein dergleichen goldener Topf gefunden worden, man denfelben lieber zu andern Dingen ans 
gervendet, als in eine Kunſtkammer wird geftelt haben, Aus diefem Grund trift man auch nicht leicht eine filbers 
ne Urne an. Die marmorfteinerne aber find deſto gemeiner. ie irdene, im welchen die Ajche gemeiner Leute 

verwahret wurde, hat man in fehr groffer Menge, obwohl biefelben nicht fo ſehr als jene geachtet werden. 
| % 
| 


d. 2. Ale Afchentöpfe oder Urnen kan man überhaupt in zwo Elaffen eintheilen: einige find fehr groß und 
lang , in welchen man einen ganzen Körper oder alle deffen Gebeine in gehöriger Ordnung Hr a ee un 
zer diefen groͤſſern Saͤrgen taren einige viereckigt, andere aber längli t, deren einige an beyden Enden einen 
halben Circul ausmachen. Bon dergleichen Urnen teift man nicht nur 54 Nom, fondern auch andersiwo eine fo 
groffe Menge an, daß es unmöglich ii biefelbe alle anzuführen. Ueber dag iſt auch die Geftalt derfelben fo viel 
amd mancherley, daß man mit Betrachtung derfelben kaum wurde fertig werben, 


| . 3. Die geöffere Saͤrge oder Sarcophagi wurden insgemein in den aro en auſo⸗ 
leen vornehmer Perſonen, welche mit vielen Gewoͤlbern und Behaltern verſehen — ae 
biefen groͤſſern Gewoͤlbern, die Afchentöpfe, nach ihrer verſchiedenen Gröffe, in den Blindischern und Zellen ber 
Mauren, gleichlam tie die Neſter in den Zaubenhäufern, ordentlich neben und über einander gefeßet waren: ſo 
wurden dergleichen geöffere Behalter auch Columbaria, bie Töpfe felber aber auch Gl genannt, Einige Abe 
ſchilderungen von dergleichen Columbarlis ſehen wir Fig.4—-7. Dos erftere, welches Fabrettus anführet, ift 
an dem Aueclifchen Weg gefunden worden, mb befand fich an der Seite einer Treppen, in welcher gehen dergleis 
hen Kleine Zellen waren , in deren jeder vier Urnen in der Ordnung eingefeßt waren , wie bey Fig. 4. das bey» 
gefügte vergeöfferte Blindloc, ausmweißt. Doc) muß man hieraus feinesnegs den Schluß machen, als ob einejede 
ſoiche Zelle in Sen BOTERNOEINE allemal vier Urnen in ſich gefaßt hätte; dann einige hatten zwar viere, andere 
aber 


2) Bon der Anverleglichkeit der Grabmale ſ. Kirchmann B. in bibliograph. c. 23.,n.9. Sie hieffen aud) ofuaria- 


3. 421, Rirchmanı 8, 3, 8, 5 Thef; Brandenb» 
a) Von Vrnis fiede mehrere Schriftſteler beim Fabriciu⸗ Tom 3. 4 ———— 








Tab. EIX VII. 














Darto 


rales . 























00 





Bonannı £ 


(Si 5 . 
Laru2 


C 





rn 


Jab. CXXVIIII. 


E 
































VRNAE SEPVLCHRALES. 


S T fl 
























A 


Bonannı ü — 
all 

A —P* | In N 

— RUN 


Br 


DIIS MANIBVS 
SACHRYM 
Q-MInvTIvs FELIX 


TI 


Boifsard : 





Tab. CRXE. 


MI/) ANNIAaRLFLoN 
Y TESTAMENTON 


SACHRYM 





























— 
— * 














J + F 
! * 
+ * 
n 
— 3 Hi = . ; 
z vr, = * 
4 i 
ge z & 
ni 
[2 
— — — — — — — ⸗7 — = = = — 














ZZ 
nu * 


6 che in diefem Topf verwahret wird, eben alſo v 


dat. Alle Umſtaͤnde gebe ju erkennen, 





Von den Columbariis und Aſchentoͤpfen. 303 


aber nur zwey oder dreye, und manche auch nur eine. Es waren auch dieſe Töpfe dermaſſen veſt eingelegt, daß 
% nicht Fonnten gerilttelt, noch vielmeniger ohne Gewalt von der Stelle gebracht werben. Meilen bie Urnd oder 
Afchentspfe auch OLE hieffen: fo wurden bie Eolumbaria auch Ollar ia genennet. Dranche gröffere Urnen wurden 
infonderheit Gbrendaris genanntz welche eigentlich zu Verwahrung der Gebeine beftimmt waren. Gruterus 
meint, daß diefeg Wort verſtuůmmelt worden , und anftatt deſſelben Dfferenbarium zu fegen ſeye. Allein es iſt 
viel wahrfcheinlicher, daß es Dbrendarium Beiffen maſte, und von obruere, bedecken, berflummet; mithin fo 
viel ift, als obruenbarium ; welche legtere Meynung auch noch mehr beftärker wird, weil eine gewiſſe Aufſchrift 
fid) mit dem Wort obritus ober obrutus — ‚ enbiget. Mithin beißt obrendarium nichts anders als eine Grab⸗ 
flätte ober ein Grab. Mit einem audern Namen pflegt man bergieichen Urnen / fo für die Verwahrung der Ges 
beine dieneten, infonderheit auch Oſſuaria zu nenmen; ba hingegen die Afchentöpfe eigentlich Lineraria bieffen, 
Spon aber hält die Cineraria und Columbaria für einerley. Das Fig. 5. von dem Sponius angeführte Co⸗ 
Jumbarium hat Urnen von allerley Gattungen , groffe und kleine, deren einige frey flehen, andere aber eingefegt 
find. Das folgende Fig. 6. iſt am der Appifchen Strafle gefunden worden, und fcheinet für die Freygelaſſene des 
Sextus Pompejus beſtimmt geweſen zu ſeyn, welches aus den beygefuͤgten Aufſchriften deutlich zu erkennen. Danıt 
unter diefen findet fich z. €. der Name Triclinator der Tafeldecker oderıSpeißmeifter. Ein anderer wird Exa⸗ 
ctor oder der Benemeifler ernannt; ein anderer Zumtuarius, ber die Ausgaben berechnete; ein anderer Docıle 
lator, ober der Munbfchenk; ein anderer a Cubieu Der Cammerbiener; item Tonfor, ber Barbierer; ab 
epiltolis Laatinis; und ab hortulis: d. i. ber lateiniſe e Secretarius, (gleichwie man bie Sriechuiche be 
ftellt waren) und ber Auffeher über die Gärten ıc. a8 folgende Columbarium Fig. 7. iſt zu Nom bey der Por⸗ 
ta Capena entdeckt worben, auf welchen bes Kaiferliben Darbierers, Salbırsund Hader, ber Augen: Zerzs 
ce 1.d.9. gebacht wird, Wegen Enge bes Raums aber hat man biefe Auffcheiften hier bey den Ziguren wicht 


ausdruͤcken können. ie 
Das dritte Capitel. 


on ben urnis ſepulcralibus rotundis, oder runden Aſchen⸗ 
ober Beintoͤpfen. 


GH: 
a toi nunmehr zur Befchrelbung der fogenatnten urnarum ſepuler alium ober Afchentöpfen und ſteinern 
Särgen fortichreiten, jo gedenken wir erſtli * 


IR u Befancon in der Kunfitummer bes Präfidenten, Herrn Boiſſot befindet. Auf dem Deckel ſtehet ein ſehr 
ünftlich verfertigter Genius, der feine Fuel umchrt, Am folche auszuldfchen ; anzubeuten, daß derjenige, deſ⸗ 

erloſchen oder geftorben ſeye. Die vier folgende Urnen, 
"ig, 2 — $. find von unterfchiedener Form , und haben beyde erftere gar feine Auffchrift; ber vierte, auf dem 
mo Sphinges liegen , iſt, vermög feiner Yuffchrift, von der Afinia Fortunata, einer Freygelaſſenen bes Lucius, 
angegeben morben; auf dem vierten zeigt ſich Vulcanus mit feiner Feuergange und. Hammer vor dem Ambos, mo» 
ben diejeg, alg was aufferordentliches, zu merfen ift, daß er hier barhäuptig iſt, und feine Mige auf dem Kopf 
ildnig der Genucia vor, welche einen Kranz, ber ihre 


at, mie fonften. Die folgende Urne Fig. 6, ftellt das 1 
* bem Tod aufgeſeht worden, in ber Hand hält, Die folgende Fig. 7. bat den Namen des Phaͤtimus Agir 


J —— und iſt ganz geſtreift; bie Aufichrift deffelben iſt umgekehrt und nicht gar wohl zu lefen. Auf nachſtehen⸗ 


um Fig, 8, feben wir ein Schaf mit etlichen jungen Bögen in ihrem Net, welche warten, bis ihnen die altert 
E perfe bringen. Die Auffhrift von Fig. 9. ift fehe undeutlich. Die leute Fig. ro, bat einen ſchwarzen Grund; 
und fcheint von Hetrusciſcher Arbeit zu feyn , imd mag, wie bie meiften andern Hettusciſche Gefaͤſſe, von Erden 


verfertiget ſeyn. et 
9 Die folgende Urme Tab. CXXIX. Fig. f- ift ſehr Fünftlich ausgearbeitet, und hat unten ein Ger 


ftell in Form / —28 

roffen Kugel, welche mit allexlen Figuren und Larven auggezieret iſt. Unter biefer Kugel fehen wir 

dei Bent. u folgenden Urnen Fig. 2 — ı6. find allefamt von Sipfererde gemacht. Die merkwuͤrdigſten dar⸗ 

—— 14. Die erftere Fig, 9. barum weil Be oben eine vierecfigte Definung bat, durch 

welche man bie &hränen konnte fallen laffen ; womit bie Aſche und Gebeine ber Verftorbrnen bisweilen pflegten 

angefeuichtet zu werben. Fig. 10. it * ee ee San eines ig 

t, deren Haare unorbentlid, um ben Kopf bangen, © inem_groffen Schieyer verhuͤtlet 

Meibg vorftellet, Hai daß e8 bie Schalt einer Dede h ar ee Klagweibs feye, be 

its oben 98. gedacht haben ; womit aud) bie unte t el und um ben Schleyer herum ges 

fee ee übereinfunme , welche alfo zu ieſen ft; Bleu! Flauia ——— Prefica, u:xit annos Lux 

ie britte Fig. 16. wird iuſonderheit Dffuariun genannt, weilen fie zu Verwahrung der Gebsine arwibmet war. 

Soniten ift von Fig. 107 11, 127 1% 14 und andern dergleichen unten zugefpigten Urnen annoch zu merken, daß 
fie in bie Blindischer oder Zellen obbefchriebener Columbartorun ee ee / 

en runden urnis fepuleralibus werden auch folgende Tab. XxX gerechitet, welche nicht mit 
neifene gan, ale die vorigen, In auch mie mehreren Zierrarhen Audgezieret find, Der erjie iſt wegen 


ri en, welche alfo muß gelefen werben: | 

——— ee lnenbe Pi, 2. faßt bit Abe bes Trophimus in fc , md Reben yuben 

ben Betten ywcen Gau, tele he Baden sl Rn one eine ABbspefo hr 
P 3 € a N 

rio Fealico heraus gegeben babe, ſtellt einige traurig 39 g ne Meibsperfon gt 


ch der runden; unter welchen ung Tab. CXXVll. Fig. ı. Tab, 
> alfobald ein überaus ſchoͤner Abdruck von einer foldyen Une in die Augen fähet , davon das Original xx YIIf; 


ı 


Son eined Dreyedis. Dben auf bem Deckel figt der Hirtengott Pan mit Geißfuͤſſen und befonderer Pfeiffe, & ab: 


AXIX: 


Tab: 


Diis Manibüs Odauie P, File C:tullie Cala- CXXX: 

















I 
I 
| 
i 





EEE 


394 Des andern Buchs viertes Capitel. 


an ber Erde, welche das Anfehen Hat, als ob fie vor Betruͤbniß die Haare ausraufen wollte; zu ben Füffen ſte⸗ 
het ein Satyrus mit einem frummen Hirtenftab, dergleichen Figuren an den Leichenfteitten vielfältig gefchen wer 
den. - Die folgende Urne Fig. 4. ift von dem Cneius Veleius für die Achania ierig, deren vierter Ehemann 
er war, beftellet worben. Zu beyden Seiten fichen zween Genü auf groffen Fülhsenern , die ihre Fackeln aus 
löfchen, und ein groſſes Haͤngwerk unterftügen, Unter ber Aufſchrift fehen wir ein Tigekthier, welches einen Hir« 
ſchen zerreißt; unter rm Hin tert find auch zwo Eideren, welche mit einander fireiten nebſt etlichen Voͤ⸗ 
geln. Auf dem Deckel ſitzt ein Adler, der eine Schlange zwiſchen feinen Klauen hält. Die nachſtehende Fig.s- 
wird von dem Bartolus der Caͤcilia Metella zugeeignet, und fol zue Zeit Pabſts Paul ILL. aus bem Maufoleum bies 
fer Cäcilia, in den Karnefifchen Yahaft gebracht worden feyn; Diefe ganze uͤrne iſt geftreift, und rager an der eis 
nen Seite ber Kopf eines Pferbs, an der andern aber der Kopf eines Füllen hervor. Fig, 6. gehörte den Mir 
nutiug ir ‚und iſt mit milden Neben, Weintrauben und Vögeln ausgezieri. Die fiebende Fig. 7. ift der 
Annie Slora, einem Teftament zufolge, gefeßt, und zugleich der Bond Den gewidmet. Die achte und legte Urs 
ne Fig, 8. if vor allen andern N und feheinet von einem Fifcher 7) zum Andenken feiner Söhne, wel⸗ 
che auch Sifcher mögen geweſen / aufgeftelet zu fepn. Zween Fünglinge fisch eillinge gegen einander auf einem 
Selen, und ziehen mit ihren Angeljchmiren aus dem unten flieffenden und mit vielen Fischen befegten Gewäffer, 
einige Fifche heraus, Auf ber einen Seite fürzt fich ein Taucher von oben herab in dag Waffer. Unten ander 
Felſen iſt ein Thor, welches, wie ‚ber obere Dedel, mit allerley Figuren gegieret if, Das Fuͤßgeſtell beſteht aus 
aween geflügelten Löwen, welche bie ganze Urne unterſtuͤtzen. 


Das vierte Capitel. 
Bon den viereckichten Urnis ſepulcralibus. 
En 


anmehr fchreiten wir zu den viereckichten Urnen, welche mit manchen ey merkwürdigen Zierrathen aus⸗ 
geſchmuͤckt find; unter welchen ana! zwar die bloſſe Phantaſey des uͤnſtlers zum Grund haben, am 
dere hingegen bon ber Erfindung defien, ber folche beftellet hat, abhangen ; bigweilen aber sielen fie auch 
auf den Stand und Lebensart bes Verftorbenen. Da nun eine erfkaunliche Menge folcher Deufmale, wie fonft 
an manchen Drten, alfo infonderheit in ber Stadt Rom, angetroffen wird, d 9 man diefelben unmöglich afle ans 
führen und befchreiben Fan: fo wollen wir bier nur diejenigen berühren, mwelcy. entweder wegen ber baran befinds 
lichen Kunft und Zierde, oder wegen Seltenheit der Auffchrift ‚ vor andern eine Aufmerffamkeit verdienen.” Die 
Tab, erſte Tab. CXXXI. Fig. i. gehört einer Licinia Chrpfis ; die vier Ecke derfelben find mit ſchoͤnen gewundenen 
OXXXI Säulen gezieret. Chryſis ſelbſt liegt unter der Auffchrife auf einem Ruhebett, und ber ihrem Haupt und Fuͤſ⸗ 
ſen zween Genti, die ihre Fackeln auslöfchen.  Dben fehen wir drey Genii, welche ein Haͤngwert tragen, auf 
dem zween Schwanen figen. Auf der einen Seite ſteht ber Mögel Greif ‚ welcher bisweilen dem Apollo pfleget 
bepgefüget zu werben. Der folgende Fig. 2. iſt deg Ulpins Martialig, eines Sergelafieen des Auguftug, der 
über deſſen Marmorfteine die Aufſicht hafte. Auch diefe iſt mit gewundenen Saͤulen eingefaßt, zwiſchen welchen 
ſich ein groſſes Haͤngwerk befindet, auf dem der Hirtengott Pak, und gegen ihm über eine Weibsperfon ſibet 
welcher er feine Pfeile anzubieten fapeiner. Unten find zween Vögel, die fi) mit einander in einen Streit einzu⸗ 
laſſen fheinen. In der Auffchrift wird diefeg als etwas befondereg angemerfet, dal vor dem Namen des Lilpius 
annoch ein V ftehet, deſſen Bedeutung unbekannt if, Reinefius hat an einem gewiſſen Det diefen Buchſtaben, 
da er ihn vor dem Namen ber Ruſtia angetroffen bat ; als einen Vornamen angefehen , und bafıle gehalten, er 
bebeute fo viel ald Vibia. Fabrettus hingegen fucht mit derfchiedenen Beweisgruͤnden darzuthun, Me diefeg V 
bier fo viel ald vivus ober vixit bedeute 5 und diefes um fo vielmehr { weil man Auffchriften antrift, in welchen 
dieferm Buchftaben V das Griechiſche ©, welches einen Verftorbenen bedeutet, entgegen gefetzet ift; folgende mıifte 
dieſe Aufſchrift alfo gelefen werben : Diis Manibus vivo ober viventi Vioiano Martiali Augufti Liberto a 
Re womit zu verftehen gegeben wird, daß dieſer Leichenſtein dem Ulpius ſchon bey feinen Lebzeiten feye 
geſetzet worden — — RE FRE: A 
8 2. Die nächfte Urne Fig. 5, ift glichfalls mit vielen Zierrathen verfehen. Zu hehden Seiten ftehen zwo 
geflügeife Weibperfonen, deren-jebe einen Adler, ber einen Hafen in feinen Klauen Hält; zu ihren Füffen hat, 
ben biefelbe halten ein Hängwert , fo um die Auficheift herum gehet. Zwiſchen diefen find etliche Bilder, ſo was 
beſonders in ſich faſſen mögen. Zur linten nemlich ſieht man einen Jüngling, um deſſen Leib ſich eine Schlange 
gwickelt hat, alſo von einer Höhe heradſiurzen ,_ dafı ihm über biefem Fall der Krug, welchen er in der Hand 
mag gehabt haben) entfallen iſt. Vor diefem fteht ein anderer Jüngling und MA dlein, melche fiber diefen An⸗ 
blick erſchrocken zu feyn , und deswegen bie Flucht. zu ergreiffen fcheihten. Da wir oben im erften Band 
non dem Gott Mithra handelten, haben wir bemerfet, daß ein folcher Menfch, um ben fid) eine Schlange geſchlun⸗ 
en bat, die Sonne und ihren Lauf durch die zwoͤlf himmlische Zeichen bebeute, Wann wir nun biefes jum Grunb 
etzen, ſo ———— der ſamt ber Schlange von oben berabftürzet, ungefehr fo viel bebauten; 
daß die Sonke dieſem Verſtordenen, dem biefer Leichenftein gefeger worben, ferner wicht mehr fcheinen werbel 
Der Deckel bat auch etwas befonbers, nemlich den Diogenes, ber vor einem Tempel aus feiern Faß. hervor kriecht; 
gegen den ein Hund figt. Vielleicht fol es Map sielen , ba man nach dem Exempel des Diooenes dieſes gegen ⸗ 
waͤrtige Leber verachten muͤſſe. Die an ber Ceite befindliche Opfferfanne befindet fich vielfältig an dergleichen 
Grabs oder Leichenfieinen, und mag auf bie Libationeg zielen, welche als bie gewöhnliche Todtenopfer pflegten ver, 
richtet zu werden. Die Auffhrift bon Fig. 4. muß allo gelefen werben: Caio Cieurino Afiarico Acdituo Syl- 
” vanı 
x) Man findet gar oft Die Berätbfchaft üder das Handwerko⸗ felbft mit ins z on Zomer meldet, odhfl. ra 
—* auf den Steinen abgebildets ebedem legie man fie B:15:d08 ben eipenen sin Aber —ES Ir 








VRNAE SEENECHBATLEN. Sab. CXXXI. 


DIS MAN. 


LICINIAE 

CHRISIDI 
L.LICINIVS 
FREGELLANVS 

LIBERTAE 




































































—— 
Dismanıpvs IE 


4 








C, CICVRINO ASIA 
TICO AEDITVO SYL 
VANI LITTORALIS 
PARENTI SANCTISS. 
T.CICVRINVS DIMA 
RvS POSVIT 
AEDITVAVIT_ANN 
XVI VIX_ LXX 


MENSXID Vu. 
























































QVIETORIVM 
CLYMENES 
ET 
DIBERTORVM 
ET RAPHIS 









































Boißardn | 


























— 


























RY 
= * — — — — — — 








































































VRNAE SEPVLCRALES Jab. CXXXL. I 
RE IR 11 N 
Em ZEN N 
/ | 1 | 
Q CAECILIO - al } INN 
zEnnST H I K. | | 
| | 
| I 
IE 
|| 
9 
—T— 
—— In 
I 
DIIS MANIBVS | 
HETERIAE SVPERAE QVAE | 
VIXITANNO IMENSIBVSVLDIEBXXV. I | 
FECERVNTPARENTES INFELICISSIMI | | 
FILIAE SVAE | N 
DIIS MANIBVS | | 
LVCCIAE C. FE. | l 
TELESINAE | 
SACRVM. ii) 
ln, N 5* | ı 
| I 
if) 
Ni 
IN 
|) 
— DIISMANIBVS LOCVS | ! 
Il Pi) I N) AN Me IN FRONTE PEDVILIN AGR.PED. III. I 
| I u IN | IN 




















| 
| | 
| IN 
| | 

















— 





VRNAE SEPVLCRALES 























WERE 
A = 


fr 




































































N 
N 
R 
— 9 
—54— 
J Nr 
hi 
N F * u 
Pa IF Noah 
4 ) H 
EN 
— 
9 
— 9 1; N 
J 7 wa 
| 
—— 
J 
S 
7 HH 

4 


———— 


am A 













































































































































































PRVDENTI 
E  IVL. ELICIVS 
PATER INFELIX 
- ET SIBLET CIPRIAE 


POSTERIS 





— — — 


nn 
Baijsard. 



































CLAVDIA HELLICE 
FEC-L-AVILLDIONYSIO 
COND. GR. RVSSATAE | 

CONIVGI DIGNISS. 


























Boijsard . 














— — 


———— 


— — 





- ee ne Geh ae ru EEE 









Von den viereckichten urnis fepulcralibus. 305 
vani Littoralis parenti (indifimo, Titus Cicurinus Dimarus pofuit, Aedituavit annis XVI, vixit LXX; 
imenfibus VIII, diebus VIL» Dben auf dem Stein befinden ſich die Brufibilder von beyben Ceurnis, dem Das 


ter und Sohn; auf der Seite fehen wir einen Baum und einen Delphin; deren jener auf den Namen Silbanus 
diefer aber auf dag Wort Littoralis abzielet, und alſo den Silvanus anzeigt; der am Ufer des Meers verehret 


wurbe, —— a et Va: ; 
$. 3. Bey ber folgenden Urne Fig. 5. fehen wir , daß nicht nur bie Fiberti ober frepgelaffene ; bern 
auch — —— Knechte, bisweilen dergleichen Denkmale haben ſetzen laſſen: ſintemalen bie —— 
Heterinus, und etwa eines von deſſen Soͤhnen, am dieſer Urne, die ihm einer von feinen getreuen Knechten hat 
fetsen lafferny zu feben ift. Fabrettus vermeint aus Aufſchriften fo viel erieben gu haben, ba biß weilen bie lebe 
eigenen Knechte mit ihren Herren be raben, und in ein Grab gelegt worden; wie dergleichen von den Libertis zur 
Gnuͤge bekannt ifte Das folgende entmal Fig.6. wird in ber Aufichrift Quietorium Ciymenes & Liberto- 
rum & Raphis genannt. Die Ciymene, weldye an der Dette zu fehen ıft, legt die Hand und den Arm Über den 
Kopf , welches ſonſten ben fichern Staub bedeuten foll, und fomme in fo fern mit bem Namen Auietorium oder . 
die Kuheftatt, überein; der Genius auf ber andern Seite Idfche jeine Facke aus, weldes wir bisher oft geſe⸗ 
hen haben. Der leitere Stein Fig. 7. ift dem T. Slavius Hierar , von feiner Gemahlin Eutpchia gefegt wor⸗ 
den, Die vornehmſten Zierrathen befichen in Hannstöpffen, die Widderhoͤrner haben, mie der Jupiter Ammon ; 
unten ftehen zmo Ephingesan beyben Enden, und unter der Aufſchrift zween Vögel; welche einen Schmetterling, 
darunter die Seele des Menfchen verflanden mird, zerreiſſen. 
$, 4e Der Stein Tab. CXXXI. Fig. 1. if dem C. Terentius Tyrannus, ber 3. Jahre 3. Monat und — 
1. Tag gelebet hatte, von feiner Mutter Serentia Donata gefeer worden. Unten iſt das Bilduiß des Zerentiug Tab, » 
im einer Hufchel zu ſehen, welche von zween geflügelten Genns gehalten wird, und iſt der Ka See deſſel· CXKAXU: 
ben befonders merfmürbig. Die Aufſchrift des fol enben Fig. 2, muß alſo gelejen werden: Q. Lacılio Feroci 
Kalatori Sacerdorii Tirialium Flavialium ftudiofo eloquentian vıxit anoos XV’, mente 1. diebus AXIV. fi. 
lio optimo ac reverendiflimo.M. Gavius Charinus. Merkwuͤrdig ift, daß dieſer Caͤeilius ſchon in dem XV, 
Jahe feines Alters, das Amt eines Galatorig, ober Bedienten der Sacerdotum Titialium abgegeben hat. Es wa⸗ 
Fen Galatores} nach ben Bericht. des Serviuo zu Virgilin Georg. 1, 268. biejenigen, welche in wahrendem Gots 
‚ tesbienft, wann bie Priefter ihr Amt verrichteten, und opferten, ausrieffen, daß nicht jemand biejelbe durch eine 
unfchiekliche That Hinbern oder fidren möchte, wodurch der Gottesdienſt encheiliget war. · Auf ber andern Seite 
des Steing fteht ein Gelübde ber Dreftilla, der Tochter bes Gavius Charinus. Die Aufichrift Somno Orelht. 
la filia; ind unter derfelben ſteht ein hadender Genius, ber feine Fackel ausloͤſcht, mb damit vielleicht ben Schlaf 
andeutet, Auf der andern Seite fieben folgende Worte, Fatis Cz.ilius Ferox hiius, Es iſt alfo ein Geluͤbd, 
welches Cäcilius Ferox den Fatum leiftet. Unter diefer Auffchrift ſteht die Goͤttin Nemefis mit einem Rad, wel⸗ 
fol, warum dieſer Cdcilius Ferox fo fruͤhzeitig geſtorben iſt Unter dem Some 


€ vielleicht die Urſach angeigen o fru ö 
Hr ober Eohiaf Ar verfteht man bey jenem erſtern ohne Zweifel ben ewigen Schlaf, ober ben Tod, 





$. 5. Wenige Urnen find mit fo bielen Ein ausgeziert, als folgende Fig. 3 ivelche ber Luccia Te⸗ 
e 


ehen vier Ephinye, und oben eben ſo vie Wid derkoͤpffe, von des 


leſina gemwibmet ift. Unten an ben vier Ecken | 
A N annmoert herabhangen. In ben ordern H ngtverf iſt bie Telefina, welche auf jebem Arm 
ein Knäblein halt. Won ben beyben Weiböperfonen , welche vielleicht für ihre Töchter möchten gehalten werden 


> fcheint die eine fehr betrübt zu ſehn. Unter dieſem Haͤngwerk fehen wir auch einen Knaben mit drey Ziegen um 
nen Boͤcklein. Oben auf bem Häuptgefimje biefer Une Reht ein Dreyfuß, fo des Apollo Wahrzeichen iſt 
jioifchen zween Greiffen: Auf der andern Seite des Steins fehen wir ein Opfferkännlein N und weiter demſelben 
ein Neft junger Vögel, denen die Alten Speife zutragen; wodurch vielleicht der Fleiß der Telefina, in Etziehun 
und Verpflegung ihrer Kinder mäg verftanden werden. Auf diefer Seite ganz unten, figt Cupido auf einem Dels 
pbin, welches eine bloffe Erfindung bes Bildhauerg zu ſeyn ſcheinet. Die folgende Urne ber Heteria Superba, 
ig, 4. hät biefes befonders; daß, obwohl Heteria, nach Aus ſage der Aufſchrift, kur anderthalb Jahr und 24, 
Tao alt worden, ihre Bildfänle dennoch ein erwachſenes Srauenzimmer vorftellt. Vielleicht Könnte man fagen, 
de e8 vielmehr bag Bild ihrer Mutter Zofime jene > allein die beyde Genii, welche berfelben einen Kranz N er 
das Haupt haltet ;_ bie zu beyben De ebene ee hee Eltern ehe ae “ en Hand hält, 
daß es die Heteria fe eye, we N er anſehnlicheren Geftalt haben vors 
Ic — DAB 2 n Hund, dem fie eine Traube reicher, und hinter Hand eine 





ellen laffen, zu den Fuͤſſen first rechter Hand ein 

a er. NE ae Braun ar — — — 
ube. 6. Die Urne ber Julia Erois Fig. 5. bat folgende Auffchrift : Dis Manibus Julie Hrois Corjugi 
Ganairtime Tiberius Claudius Lalifus,; cum qua viXit annıs XXI: fine querela, visit anois quadraginta 
o&o fibi & fuis. Das Bildniß der Ali fehen wir in einer Mufchel, und oben zeigen ſich ween Mannskoͤpfe 
mit Widdershoͤrnern / dergleichen bem piter Hammon beygelegt werben ; unten aber figen zween Adier Die 
folgende Uene Fig. 6. iſt dem Fucis Licmins Suueſſus, ven feinem Water Comics , umd feiner Mutter Auriolg; 
gefegt worden. Auf ben vier Ecken ſtehen vier nactende Manns perſonen, und unter dee Aufſchrift ein Geepferdz 


auf dem ein Knab reitet, ber vielleicht beit LeLieinius — en Ne — 
F Slgenden Urne Tab. CXXXIIi. Fig. i. er cheint der Cajus Julius Saͤcularis in einem Ob. T,h; 
trahel, Tau 9 > hält er einen zuegfalter fo NA Seele vorftellt, und in der linfen eine Taube i); mel ü 
che bic kinfalt und Aufstchrigeit des Geüths.anzeigen foll. _ Zu deffen uͤſſen ſteht auf der einen Seite ein Hund, AXXI 
auf ber Aa aber ein Aff, ber den Kopf veriohren hat, Daß man auf die Leichenſteine auch ng gejegt; war 
fehr aenpebnlich; berowegen ber Trimaldyio beim petronius) bei Baumeiſter, welcher beijen Grabmal vers 
fertioen follte , ausbrichlich befoblen hat, baß er ihm auch einen Hund, etliche Kraͤnze und einen Salbentopf 
darauf feen folte Zur Linken fiebt ein Leuchter; an welchem eine brennende Fackel gebunden ift, und oben dar ⸗ 
über jeher man eben biefes Julius Säcularis Bildniß noch ran Die Aufſchrift von ber folgenden Urne, Fon 
ae SU RI Rn 
3) Unter den Eörifilipen Zeiten gaubte man gaf oft/ eine Seelt gen Himm el filegen zu ſehen / Untet Taubengeſtalte 











306 Des andern Buchs biertes Capitel. 


V iſt eine der merkwuͤrdigſten ‚und lautet alſo: Patrem, matrem, liberos una lues fuftulit, lacrymis confedtı Cy: 

9 pris filio & nepotibus pofuit. Die Mutter hieß alfo Cypris, welche hier für ihren Sohn, ihre Schnur und En⸗ 

9 kel ein Todtenopfer verrichtet. Sie ſelbſt iſt verhullet / und gieſſei mit einer Schale Wein auf den bremenden 
Altar aus: auf beyden Seiten ſtehen Pi Enpreffenbäume, dergleichen man bey Keichen, und Grabmalen fehr 
oft fiehet; mie dann auch bie Särge ſelbſt und die Scheiterhaufen, mit Zweigen von dergleichen Bäumen pflegteit 

beſteckt zu werben. Es feiner, daß biefer Baum hier zugleich auf den Namen der Eypris abziele; bie Alten har 
ben babey fehr oft auf die Gleichheit ber Benennung gefeben, 


| 
| 
| 3.8. „Der folgenden Urne Fig. 3. Aufſchrift ift nicht weniger merkwürbig, und wird alfo aelefen ; Diis 
| manibus Primille Aefliones , cui & Sacria domellicis offerre conceflerat Öse fex — neh eius in 
| I avito conditorio indulfit C. Cincius Primigenius & ‚Aölio Septimillo nepoti & Luciano, Die Did „ ober 
9 ————— waren, wie wir oben angemerkt haben, meiſtens von Toͤpfererde gemacht, und wurden in dem Ger 
| woͤlbe der Voreltern bepgefegt. Die Primilla erſcheint hier in der Geſtalt einer Chrenmatrone und iſt hier ans 
merklich, daß in Abſicht au bie Zahlen, die Großmutter hier ——— derſelben Enkel aber Septimillus genannt 
wird. Die nächfte Urne Fig. 4. bat folgende Auffchrift: Aemilie Phyllidi Alie manfuetifim® & fupra ſexus 
ſui captum & ztatem prudenti Julius Klicius pater infelix & fibi & er ri Achenaidi uxori optume bene me- 
tenti fecit, & fuis fecıt pofterisve, Das Bildnig der Aemilia Phyllis ſteht an der einen Seite, Die folgen 
de Urne Fig. 5. hat etwas ganz aufferorbentliches, indem fie eine doppelte Auffcheift hat, beren eine auf bie Pfer · 
de, bie andere aber auf Menfchen abzielet, Die erfie fteher Über den beyben Pferden, und lautet zur Rechten als 
fo: Aquiloni Aquilonis vieit centies tricies & fecundo, fecundas tulit o&ogelfies, tertias tulit tricies feptiess 
zur Linken aber folgendermaffen: Hirpinus nepos Aquilonis vicit centies quatuordecies, fecundas tulit quin- 
quagelies fepties, tertias tulit tricies fepties, Einen fo geoffen Ruhm trugen biejenigen Pferde bavon, welche 
in dem Circus andern vorliefen; fogar, daß die Poeten biefelben bisweilen zum Erempel anführen; wie dann YITar» 
tialis alfo ſpricht: non fum Andremone notior caballo Unten fleht auch die Auffchrift von dem Fuhrmann 
biefer Pferde; und fehen wir hieraus, daß bie Alten folchen Pferden 3) oft mehrere Ehre bewiefen habe , als 
fonft tapfern und berühmten Leuten; fintemalen fie ihnen prächtige Denk male aufrichteren wodurch fie bad Ger 
daͤchtniß zu veretvigen fuchten; bavon man bey dem Aelianus und Pliniug mehrere Erempel antrift. Ber) dent 
Spartianus c. 20. lefen wir, daß der Kaifer Hadrianug die Pferde und Hunde dermaffen geliebt habe, daß er 
ihnen befondere Grabſtaͤtte aufrichten lieffe. Die unten ſtehende Grabfchrift, fo von der Claudia Hellice gemacht 
worden , lautet alfo : Diis manibus, Claudia Hellice fecıt Lucio avito Dionylio Lucii Liberto, eius con- 
iugi fa&tionis ruflatz conditori f. gubernatori. Inbem man aber bier die Worte: cond, pr. ruflate, liefet, fo 
weiß ic) nicht, ob es nicht gregariorum fadionis ruflate ſolle gelefen werden. | 


$. 9. Die folgende Urne, Tab. CXXXLV. Fig. 1. hat Slavius Herma feiner Gemahlin, Klavia Helpis 
Tab. ſetzen laffen ; wie dann beyder Bildniß oben auf dem Dedel einer Muſchel zu feben, ze mit on Soc 
CAXAIV umgeben ift, Der Haarputz der Helpis iſt befonders mertmürdig. Der nachftehende Marmor, famt der Aufe 
Keheift Fig. 2. bemeifen ganz deutlich, was wir bereits oben angemerfet haben, baß nemlich die Figuren und Ziers 
rathen öfters mit dem Namen ber Perfonen übereintommen. Cromenns ift eben fo viel, als Amatug, ein (Ber 
fiebter ; mithin gibt hier der Titus Fundanius Eromenus feiner Gemahlin Poppda Demetria die Hand, mit der 
Aufichrift Amor, die Liebe. Ich follte bald meinen, daß bie Iunpe Perfon, welche zwifchen jenen beyden ftcher, 
die Manilia Cromenis ſeye deren in der Grabſchrift Meldung gefhicht; allein das Haupthaar gibt zu erkennen, 
daß es vielmehr ein junger Knab feye. Auf dem Rand diefes Steins ftehen die Worte: veritas, Honor, Fider 
fimulacrum , womit wol fo viel will gefagt werden, daß zwiſchen Eheleuten eine wahre Licbe und Treue ſeyn folle. 
Auf dem folgenden Leichenftein Fig, 3. fteht diefe Auffchrifr: Annez Pyrallidi Lucius Trophimus Augufti Li- 
bertus, avelte, item a lacuna locum monumenti dedit. Die Zierrathen beſtehen aus ztvo Fackeln, welche 
treugmweife über einander herliegen, deren Flammen unter fich gekehret find, Zwiſchen diefen Kackeln ſtehet ein 
— und zu beyden Seiten zween Bogen, daran die Sennen zerriſſen find, womit gieichfalls ber zerriſſe⸗ 
ne Lebensfaden angezeiget wird. 


5.10. Indem Eabinet von S. Genenieve iſt eine ſehr ſchoͤne Urne zu fehen, davon Fir, 4. i 
derung ift. Die Auffchrift lautet alfo: Diis Manibus, Lucius Vifellius — ——— ale 
zit annos viginti duos, Der Name Palatina bedeutet , daß die Perfon aus der tribug Palatina gemefen ſeye. 
Die vornchmiten Zierrathen find der Drepfuß, das Wahrzeichen des Apollo, auf welchem eine Weltkugel ruhet; 
ween Schwanen, welche bem Apollo gleichfalls zum Sftern bepgefiget werden; zwo Sadeln, und eben fo viele 
almbäume zu beyden Seiten, famt einem Gebilfch von Epheublättern, fo aus einem efäß hervorkommt. Die 
dene der Cornelia Thebais Fig. 5. ift auch mit Epheu, fo bem Weingott Bacchug Kerle außgezieretz oben 
zu bepben, — ee — * hg — — des Steins ein Kaninichen, wei⸗ 
es bie eraus fallen, verzehret. Vornen 
834 welche einen Zweyfalter zerreiffen, ſtehet man auch noch — 


xi. Bisweilen findet man auch Leichenſteine, welche die Aſche von mehreren erfonen in fich faffen 

und deswegen in zwo/ drey imb mehrere befondere Fächer eingetheilet find; von —* in In a Kit 6 
mb 7. Der erfte ift von bem Tiberius Claudius‘ ortunatus, ber Claudia Zoſima, mb zugleich ihme ſelbſt zum 
Andenten geſetzet worden, umb degwegen in zwo Kammern eingetheilt. Das Bildnif der Zofina ff Uber dem 
geboppelten Haͤngwerk geboppelt zu ſehen. er andere iſt in Dier bergleichen Gefächer eingetheilt, deren eines 
etwas gröffer, und ein orbentliches Viereck vorftellt, bie drey übrigen-aber Fleiner find, Der lirheber beffelben 
it Tiberius Elaubius Vitalis architecta, der Baumeifter, der diefe Ucne für ſich und die Seinigen hat machen laffın: 
Das gröffere Gefacdh mag für ben Vitalis feloften, die drey übrigen aber für deffen Sopn, Tiberius Claudius Wie 
talis , deſſen Frepgelaffene Claudia, und die Claudia Dptata , deren Tochter beſtimmt gewefen feyen. Es mag 
aber aufer biefen auch noch die Aſche eines Knabens dazu gefommen feyn; wie folcheg te oben am Rand fiehene 

Auft 





| | 3] Sogar auf Mänsen erhielt man ihr Andenken , wie ded Alexanders Bucephalus bewtiſet. 


J 














SEPVLCRALES Jab. CXXXHI. 







uNY 
ER * 
TR, 


8 
1 
H 
> 
un 





 pIs MANIBVS 
FLAVIAB HELPIDI 






T. FLAVIVS 
HERMA. 










= 


CONIVGI 

















SANCTISSIMAE 





HEHRIIMALLSSKAAHARAAAAAASRNASGIAKAARRSBRARINRAnBERERRU FH ER RRRBILKEN NN 





|FECIT SIBI ET POPPAEAE DEMETRIAE 
CONIVGI kARISSIMAE ET MANI 









LIAE EROMENIDI ALVMNAEET 
| LIBERTIS LIBERTABVS POSTERISQ.EOR 














un u a 1) H 
| is EA Hl, Hi 
in Dus MANIBVS Ks ) | 
IL. VISELLIVS LFI SEN 4/8 ii Il | Hk 
PAL:-SEDATVS * I IN 
—9 | XIT ANNOSXXII | Di ” | 





| LIDI ||| VENNIT a! KL 
L. TROPHIMVS | I = N PD 
AVG.:LIB. 
AVESTE ITEM 
ALACVNA || 
LOCVMMONVMENTT ||| 


|. ANNEAE PYRAL 


























= N 
er 4 0\\JLÄLLIAÜHDERRARRIBRBRLÄRUKARABERAAMKEHARNADALHBAHÄABAMG 
——— 





EELLELIIIIIIIIIL..TBV 

ne 1 ; — 
a en & m 

BER AM 


m {HIT HIHI TRTHRIN AHLEN ITTITITTITT EI] TIRITHUNMHNN 
| 


ih —.00 ME TNIMIELRIH TI zuJ iß 
—IItOttU—!wn! 






TI.CLAVDIVS SCARAPHI LIB. VI 


TALIS 
ARCHITECTVS V.A. XL. 





Sen AN Al FECIT SIBI ET SvIS 


gi 
N l | 
“ * Ile) 
if j\ N MELAVDIO VITALIOF VAILMYVH D. VIH. 
ML N a7 77 CLADIA YVITALIS L. 
in — — PRIMIGENTAR 


N) 
ZA —5 IN 
a: ei, N CLAVDIAE VITALIS 
la — N OPTATAE 
Suneh \ 











Hl 





NUN" 








ousar, 














— > nl 0 Zu 








VRNAE SEPVLCRALES 


























INCRATAE VENERI 
SPONDEBAM MVNERA 
SVPIEX EREPTA CONIVX. 


|| versvs mvnvsponATvs 
ETARAMETGRATAM SCAIP 
SIT DOCTA PEDANA 


O MFSEVERIANO PRAETVRB 
— CHVS FILIVS ET 
FLAVIANICEPARENTEOPTVMO 
FECERVNTVIX-A L-MIIID.1 
ETIVLIAE ZOSYMAELIB.ETHYLIO. 





Jab. CXXXV. 

















IMP.N.NATIONE 
NORICVSVIXIT 


c AELIT. MASCVLL 


NV-ARMORY: vs # 





















































Tab. CXXXVI. 


SEPVLCRALES. 






8 








— 

IR 

| 

I 

1 

| 

IN 

N 

| 

Il 

! 

| 

11 

1 

(I 

| 

1 

} 

Il 

I 

Ih] 

I 

ASANTHEMVSIVS.AVG.LIB IN 
PARENTES Il 
————— || 
> FE 6 II 
J 

I 

ii 

| 
Il 


| ROLE R 


Ya 
3 fr 
—* 
2 


nn 
[3 
ij 5 





PARENTIBVS SANC TISSIMIS 


| 

| 
MENALIAE Y AGATHIAE ' N 9 
1 

EPAPHRAS | 

POSTREMVM PRAESTITIT OFFICIVM | 


BIXIT ANN XXXVIM-ID.UX B-ANN-VLM.IXD-I 





















































ni re ee ann Tan u u a Sm m ne lm Hann ne Ta nl — 




















Von den viereckichten urnis ſepulcralibus. 397 | 

Aufſchrift anzeiget, welche alfo gelefen wird.  Tiberins Claudius, Cai& Libertus, zus, Vixiea —4 

a Me Xu. * ar conditus ef, Das ungefehrte. 4, bedeutete Ve gervähinlicher NBeiß “ | 

samen Bald, &, : — ar — 

6, 72, Tab, CXXXV. Fig. ı, ſehen fir eine andere ſehr ſchoͤne Mine, deren Aufſchri — 
acht Verſen beſtehet: ufſchrift aus folgenden Tab, 


Erepta coniux virginitate tibi. 
Perfephone votis invidit pallida noftris, 

Et præmaturo funere te rapuit, N 
Supremum verfus munus donatus & aram | | 

Et gratam fcalpfit dodta Pedana chelin, - | 
Nunc me torquet amor, tibi ttiſtis cura recefht;, 


Ingrate Veneri fpondebam müunera fupplex ; .CKAXV, | 


Letheogue iaces condita farcophago. 


Worim ber Mann fid) beklagt, das die ungnädige Venus zugelaffen , daß bie Proſerpina ihm feine Frau Kalb: Il 
nach der Vermaͤhlung geraubet hat. Oberhalb diefer Auffcheift fien und liegen gmo verheut BA Denen ! 
einem Tiſch, auf welchen ſie das Keicheneffen oder ——— eit einnehmen, Die zu beyden Seiten aufgeriche —49 
tete Peuchter, deren Abſchilderung wir bereits oben Tab, 1.V1. Fig. z<- mitgetheiler haben, find bier befonderg —4 
zu merten. Die folgende Urne Fig. 2. iſt von dem Genufius Delus feinem Eheweib Mena Mellufa, und deſſen iM 
3 di Heinen. Soͤhnen gefeget worden. Der eine Derter bat ır. Monat geleber ; der andere aber, Sacerdug, 3: | N 
Monarh und 6. Tage. Bor ber Mutter ſteht der ältere, ben jüngern aber hält fie auf dem Arm, Noch eine prächs { 
tige Urne zeiget Fig z. welche einem Pr fectug der Stadt Rom gefegt worden, Die Aufſchrift lauter alfo: Mar« I 
co Aurelio, Marcı filio Severiano ;, Præfecto urbis Marcus Aurelius Syntychus filius & FlaviaNice paren- 
ti optimg fecerunt. Vixit annos L, menfes Itl , diem unum; & Juhiz Zofime Libertz & Hyllo, Wir 
haben bisher fo viele Libertos und Libertag, in ben Grabmälern der vornehmften Leute gefehen, daf wir uns nicht 
wundern, wann dergleichen Perfon auch mit einem Praͤfecto urbis beygefegt worden; indem fie öfters Die vor⸗ 
nehmſten Aemter bekleidet haben, und mit den angefebenften Familien verwandt waren, Das Bildniß de Ser | 
verianug ftchet in einer Zelle, die fich oben im eine Mufchel endiget. Zu beyden Seiten ſtehen zwo Säulen, auf I 
deren jeder oben ein Xbler fit. Dieter Präfectus ift mit einem langen Unterrock, der ihm bis auf die Züffe her⸗ | 
abhänger, und mit einer Toga bekleidet; bie Arme aber ſind durch das Alterthum abgefallen. Auf der linfen Sei⸗ | 
te bieſes Denkmals fügt ein Sphiny , und darunter ift. ein Opferkännlein, famt einem Zeller, Die Präfecti urbis ll 
hatten nach den Kaifern die höchfte Gewalt, und konnten, zus Zeit der Kaiſer, über alle und jede Verbrechen, Die | 
nicht nur in der Stadt , fondern auch bis auf 100. Meilen um bie Stadt begangen worden, ſprechen Er konnte | | 
die Delinquenten in das Exilium ſchicken, und auf eine Inſul, oder auswärtige Provinz, verbannen. Wann die | 
Snechte etwas gegen ihre Herren zu klagen hatten, daß Nez. S allzu geaufam mit ihnen umgiengen, ober ihnen 
ynerlaubte Sachen zumutheren, waren Diefe Richter. Desgleichen hatten fie aud) bie Oberaufficht lber bie Vog⸗ ll 
te und Borminder, die es bey ihnen zu verantwozfen hatten, wann fie die Güter ihrer Pupillen nicht treulich J 
bermalseteit. Auch fonnte man von den kLandvoͤgten ber Provinzen und beyden Stabtrichtern an dieſelben appellis ! 
ren. Die zmen folgende Denfmale Pig.4. und 5. ‚geben einige fogenannte Equites fingulared an, welche zur Lin⸗ 
fen ber Karfer und Feldherzen fochten, gleichwie Die Prätoriani ihre rechte Seite bedeckten. Der erite Stein iſt 
dem Titus Aurelius Genetivus, einem Decurio über dergleichen Reuter gefcht worden, ber aus Noricum 
U gebilrtig mar; und in dem neun, und zrvangtgiten Jahr feines Alters ſtarb, nachdem er zehen Jahr Keiegsbienfte 
gerhan hatte. Der andere ift file den Ulpius Umgulatus, auch aus Roricum, melher ih dem vierzigften Fahr feir | 
es Alters verftorben tar, nachdem er vier und zwamig Jahr gediener hatte; woraus erheilet, daß die junge 
Mannfchaft damalen fehr frühe in Krieg gegangen feye. Auf beyben Steinen find unten Pferde zu fehen, wie fie | 
die Equites ſingulares gebraucht haben, Ulptus liege auf dem letztern auf einem Ruhebett, und auf dem erſtern 
iſt des Genetivus Brufebild oben zu ſehen. } 
| 
| 


TEN — ———— * — z neins Tabs 
kr Tab, XXXVI. Fig. r. fehen wir die Grabftätte der Livilla Harmonia, die aud) eine merkwuͤrdig nyvvvi 
Aufſchrift bat! Diis Manibus Liviile armoniz, Tiburtianz, pudieitir incomparabilis, ee nen CRXXVI 
facrum, & Leutoriz Ciytoris & fuis Die auf diefem Stein befindliche Figuren find gleichfalls fehr fonderbae. | 
Die Harmonta ift nackend, und befindet fich zwiſchen zween Mannsperfonen, deren eine ihr Mann feyn mag zu —9 
dem * ihre Zuflucht zu nehmen; und ſich ihm in die Arme zu merfen fheinet; ber andere aber mag ein frember \ | 
voswicht fenn, ber ihr hat Gewalt anthun wollen. Gleich hinter ihnen liegt ein anderer auf der Erden, bei —9 
vielleicht eben dergleichen Bofiheit getvaget hat, aber bo einem andern Freund der Harmonia zu Boden ger "ll 
worfen worden ift, Noch ein anderer lauft mit einen Pruͤgel herbey, dieſer bedrängten Perſon vielleicht. auch —9 
Huͤlfe zu leiſten. Alles dieſes mag auf die in der Aufſchrift an der Harmonia gerühmte Keuſchheit abzielen. Zu ⸗ | 
benben Seiten biefes Steing find zwo Fünftlic) gemundene Säulen, und oben gt ein Udier auf einem fehönen i 
Hängwerf. Auf dem folgenden Stein F iR. 2. ij nichts beſonders, als die Wölfin, an welcher ween Kudblein | 
faugen, Auf dem folgenden fehen mie Fig. 3. die beyden Bruftbilder des & Calpurnius Vjen.inus und feiner | 
—— Bemablin, die vom vornen und von hinten gang zii fehen find, welches bey Grabſteinen fonften etwas rares ift, J 
Fig. 4. fehen mir, bie Urne ber Domitia Yugurina, beren Bruſtbild in einer Muſchel ſteht, und wegen ihres —4 
beſonders merkwuͤrdig t. Die Auffehrift lauter ale: Domitie Caii Alie Augurinz, vixit anz | 


a mucks —35 
Bm ——— IV, dies XI Caius Krucianus Theſeus maritus coniugi carifimz & Volufia Seveta & 





Anthemufius Augulli Libertus parentes fecerunt: | | 


Sbh bb Daß | 











398 ER ER 


Das dritte Bud), 
Bon den geofien ſteinern Särgen, Sarcophagis, Thraͤ⸗ 


nenfläfchlein , verfchiedenen Grabmalen der alten Griechen, Galler 
und Hetruscier, wie auch mancherlen Maufoleis, 


Dad erſte Capitel. 
Von den groſſen ſteinern Saͤrgen oder Sarcophagis 1). 
RR A 


ie geoffen ſteinerne Särge, in welchen ein ganzer menfchlicher Körper , nach feiner völligen Groͤſſe und 
Länge bepgefegt worden, wurken Sascophagi genannt. Einige ftellten länglichte Bierecke vor , an— 
9 dere waren ovalrund ober endigten fid) an den beyden Enden in einen halben Gircul, Der erfte, ben wir 
hier Fig. 5. angeben, ift bem 5 Vedius Diogenes imd feiner Frau Vedia er von deſſen Bruder gefeget more 
den; welcher u Eheleute Bruſtbilder auch auf dem Grabſtein zu fehen find.  Derjenige, welcher diefen Stein 
hat verfertigen laffen, nennet feines Bruders Frau feine Cognata , da fie doc) feine Schwägerin war , welches 
—— — a Pt a ae — ——— * Mutter Menalia, und en 
ee alt, „at bee Auffchrift ſtebt bixit, anftatt vixit, welche Vertauſchung der Buchfiaben 
auf diefen Denkmalen mehrmals angetroffen wird. | [hung ſt 
Tab. “2. Tab. CXXXVI. Fig, 1, fehen wir einen andern dergleichen Sarg, welchen Domitius Eutyches 
CXXXVL. feiner Mutter Domitia Eutychia hat verfertigen laffen, Es ift derfelbe ovaleund und ganz geftreift. Der ande 
ve Fig,2. ift von bem Servius Valeriug Severianus feinem Sohn , der in dem vierzigiien Jahr feines Alters 
eftorben iſt, beftellet worden. Die Auffchrift halten zween Genü, unter welcher ſich noch zween andere fliegende 
Senii umarmen; eben dergleichen Genit fiehen auch an beyben Enden des Sargs, welche ihre umgekehrte Fa⸗ 
deln auslöfchen, zu deren näften zween zerriffene Bogen gefehen werden. uf der Seite ift das Haupt der Me⸗ 
duſe uſehen  enn/ wermdg ber Yuffcheife, dem Cajus Sarings lktieus gefegt worden ;  e8 it 
dieſe Aufichrift , wegen der bengefügten Drohiorte, gegen den, der ſich an diefem Sarg, und den barinn ber 
findlichen Gebeinen, vergreiffen würde, ganz merkwurdig , und lautet alfo: Diss Manibus Caii Larinatis At- 
tici. Quod fi quis ofli eius proiecerit, aut hanc abftulerit, habet facra INidis illius quietairata, Diefer Got 
tesbienfi ber fe, wird hier durch das Siſtrum angezeigt ;_auf ber andern Geite ift ein Gefäß mit Handheben, - 
wie ein Wenphmafjer Keſſel. Sonſten werden dergleichen Fluͤche und Bedrohungen gegen diejenige, welche die 
Gräber — auf den Grabmalen oft angetroffen. Des folgenden Sargs Fig. 4. Auffchrift iſt gleichfalls merke 
würdig: Lucius Antiftius Caji filius, Horatia tribu Sarculo Salius Albanus, idem Magitter Saliorum, An- 
tiftia Lucii Luberta Plautia. Rufus Libertus, Anthus Libertus imagines de fuo fecerunt patrono & pa- 
trone promeritis, Die Bruftbilber biefer beyden Perfonen ftehen auf dem Sarg. 


* 3. Einer der ſchoͤnſten und kuͤnſtlichſten Sarge iſt derjenige, welcher dem Kaiſer Alepander Severus und 
deſſen Mutter Mammaͤa verfertiget, und zu Nom aus dem fogenannten monte del grano nach dem Eapitolio abgefühs 
zet worden ; davon wir Fig. 5. den Abdruck fehen. Dben auf dem Dedel liegen beyde neben einander, und feus 
ren ſich mit bem Arm auf einen Polſter. Der Sarg it auf allen Seiten. mit verfchiedenen Figuren auggezieret ; 
davon wis nur bie vordere Seite beobachten wollen. Hier fehen wir ganz; vornen zur rechten eine ſitzende Manns⸗ 
perfon R welche für den Kaifer felbft gehalten wird; gegen welchem ber auf der andern Geite eben dergleichen 
Manngperfon zu fehen iſt; zroifchen welchen allerley Manns: und Weibsleute einhergehen. Einige nadende 
Mannsperfonen, welche Helme auf dem Kopf tragen, führen Pferde, morunter man die bey Leichenbegängnife 
fen übliche Spiele verftehen fan. Daß aber einige den Sabinifhen Fungfernraub hierunter erkennen wollen, ift 

ohne allen Grund. = ö 
. 4, Tab. CXXXVII, Fig, 1-6. erfcheinen die Abbrüce von zween marmorſteinern Särgen , wel: 
Tab, he su Dorta, in dem Kirchenftaat, find gefunden worden. Die Figuren bes erften find fehr —— fü, daß 
exxxvıu fein Wunder, warn die Arme und Beine der meiſten Bilder, durch die Länge der Zeit abgefallen find. Was aber 
diefe Figuren bedeuten mögen , ſcheinet ein Näthfel zu feyn; doch ift maßrfcheinlich, daß Diefelben auf das Bacı 
Sum 2 Das erſte Bild zur Rechten mag den Bacchus vorſtellen/ ber ſich auf einen Bacchanten oder 





Faunus ftüget, welches aus den wilden Nebenblättern, womit deffen Haupthaare durrchfiochten find erheller. 
eben dem Bacchus fteht ein Faunus und ein alter Mann, die alle BE * Ye —— haben. Bacı 
chus gebt gerades Wegs auf eine Nymphe zu, welche an der Erde lie et, und mit vieler Wahrfcheinlichkeit fuͤr 
die Nymphe Ariadne gehalten wird, die Thefeus treuloſer Weiſe verlafjen, und Bacchus hernach gebeuratbet bat. 
Bey biefer Ariadne fteht ein Feiner Bee Genius, der die Arme verloren hat, und für den Gott des Schlafg 
“ mag gehalten werben. Der dahinter ftehende alte Mann mir groffen Sliigeln, ber gleichfalls beyde Arme verlohs 
zen hat, von deren einem zwar annoch bie Hand übrig iſt, womit ee der Ariabne den Schlener zurud' ziehet, mag 
der Gott der Zeit ſeyn. Zur Rechten, neben diefem alten Dann, fieht ein Weib, fo eine Bacchand , die einen 
Zopf vol Feuer in ber Hand hält, zu der Linken aber ſtehet eine andere Bacchans, oder ein Faunus, mit einer 
geoffen 
2) &; den Salmaſius über den Solinus ; fie werdem auch oft beim Gruter Aufſchriften genamt, 





































VRNAE SEPVLCRALES. Tab. CXXXVH | 
| 
IN 
| 
Il 
EVTYCHIAE | 
DOMITIVS \ 
EVTYCHES I 
MATRI DVI. | 
N 
I 
f 
| 
j 
— IH 
— 
LANTISTIVSC CNFHORSARCVLO ANTISTIA 
IBSALIVSALBANVSIDEMMAG.SALIORVMLL-PLVT. | 
—— FECERVNTPATRONO||} 
| ET PATRONAEPROMERITIS EORVM. 
| 
Ih 
Hl 
N 


——— — 


nn ——— 
a Hi al 9 | 


apito Lo Rom — 





| 
| 
N 
} 
N 
e 
# J 





























| 
j 
(| 
INNEN 
1} 1 
Bl 
Hl 
— 


F * LITT 
AT oO a 4 ⸗ Pam 
— „> J 2* J 
(X \ N Sr 
zer f LLLEEUELDEG = 
Kr ri „r A \ ee * 











ME u MD ME BEE DE n i — ⸗— — — 











Yon den Sarcophagis. 209 


roſſen Fackel, Gegen diefem über fteht noch ein anderer Bacchand, oder Fargus, ber einem trunkenen oder ra⸗ 
ale Fa ift, und ein menfchliches Haupt aan biefe brennende Facgel hält; da hingegen eine andere Datz 
Hang, die babey fichet, ſolches zu verhindern ſcheinet/ und ſich mit behden Händen zur Wehre ſiellt, worubck 
fie den Krug, welcher zu den Fuͤſſen lieget, fcheiner aus ben Händen haben fallen zu laſſen. Unter dem dabey ſte⸗ 
henden Faunug, ber aud) das eine Bein yerlohren hat, ſitzt ein Yund, und hinter biefem fteht ein Korb, aus wels 
chem eine Schlange hervorfreucht. Noch ein anderer Faunus trägt ein Gefchirr auf feinen Schultern, und neben 
demfelben befindet fich ein Kind, welches Yrme und Beine verlohren hat. Nach) diefen zeigt ſich noch ein ander 
rer Saunus, der eine Schale voller Früchte trägt, Bey bem Altar fteht eine Priefterin, die im Begrif tft, eis 
nen Wider zu fchlachten. Da fehen wir auch noch einen alten Mann, der ein Gefäß, fo einem Kornmaß yleis 
chet , vor fich hält. Auf den beyden Endſeiten des Sargs Fig. 2, 3. ftchen zween groffe Greiffen , die fonften 
— Wahrzeichen des Apollo find; bier aber von dem Bildhauer aus eigenem Gutachten mögen angefüget worden 

eyn. 

5. Der andere marmorſteinerne Sarg Fig.426, iſt nicht fo ſchadhaft, als jener erſtere. Zu beyden Enden 
ſtehen wi Knaben, die dem Feſt bes Bacchus beyjumohnen pflegen, und zwiſchen folchen nd einige andere, welche 
die vier Fahrzeiten vorzufteßen pflegen. Ganz vornen ftebt ein Bacchans, welcher, twie es fcheinet, einen Schlauch mit 
Mein auf ben Schultsen trägt, in der linfen aber einen krummen Hietenftab hält. Rach diefem folgt ein anderer Bacı 
hang, ber auch einen langen Rock hinter bem Ruͤcken hält, mit der Rechten aber eine Ziege bey dem Horn anfaßt; 
bey welcher ein Panterthier zu fehen ift, welches bem aechus Ua gewibmet war. Darauf folgen bie vier 
Fahrzeiten. , Der Sommer wird bier durch einen nacenben Juͤngling vorgeftelt, der einen Mantel über den 
Schultern trägt ; dann Sommerszeit giengen bie Leute In den Morgenlanden meiftens nackend; über dag hält er 
auch ein groſſes Kornmaß mit Früchten vor ſich. Rach dem Sommer kommt der Herbſt, unter dem Bilb eines 
Juͤnglings, der zwar gewiſſermaſſen mit Kleidern bebeckt iſt, deſſen Arme und Beine aber gleichfalls nackend und 
Blog find. In der einen Hand hält er einen Korb voller . richte, in ber andern aber einen Bogel. Der Wins 
teb iſt beſſer gekleidet, ald bie übrigen, und hat einen ordentlichen Unterrock an, sel Ermel ihm bis auf die Haͤn⸗ 
de, und bie Hofen bis auf die Vorfuͤſſe geben. Daß er aber fein befonderes Gefäß oder Früchte mit fich führer, 
koͤmmt daher, weilen Winterszeit Feine , tie im Sommer und Herbit , eingeerndet werden. Die rechte Hand ift 
entweder in die Kleidung verwickelt ober abgebrochen: Den Frühling ftellt der folgende Knab vor, der an Armen 
und Beinen gleichfalls entblöffet ift. In der linfen hält er einen Korb mit Blumen, in der Rechten aber ein 
Band. Ziwifchen bem Herbit und Winter ſtehet ein Bock, zwifchen dem inter und Frühling aber ein Vogel, 
Nach diefen wier Fahrzeiten kommen nieder einige Bacchanten ; erftlich ein Knab, der eine brennende Fackelträgt, 
der andere hat dergleichen Stab hinter fich, wie oben der andere, umd ſcheint es, ald ob er aus dem Krug, den 
er in der linken Hand hält, dem unter ihm ſtehenden Tiger etwas auf dem Kopf goͤſſe. Der letzte Bacchant hält 
auch einen Hirtenftab in feiner Hand, und einen Schlauch) mit Wein auf den Schultern. Zum Füffen liegt ein 
hier, welches einem Bocklein aͤhnlich iſt; vor ihm aber fteht ein Korb mit Fruͤchlen. 


Das zweyte Kapitel, 


Von den Heinen Flaſchen oder Gläfern 1), darinn die Alten 
die vergoffenen Thraͤnen verwahreten. 


gt: 


ir Haben bey dem Anfang biefes fünften Bands bereits erinnert, daß die Alten bey Leichenbegaͤngniſſe 
—9* — um den Lohn gedingt hatten, welche ihre Verwandten heweinen mußten ; Bela 
offe Mühe thaten , wann fie gleich im geringffen nicht wirklichen Theil an der Traurigfeit 
hatten. Es wurden Die Thränen , welche bey dergleichen Gelegenheit vergoffen wurden, in Kleinen Fläfchleirt 
oder Gefäfen, die theils gläfern , teile von Erbe waren, aufbehalten 5’ es iſt wahrfcheinlich , daß der nachiien 
Inverwandten Thraänen auf gleiche Weife gefammlet worden ; zumalen dieſe nicht nur den ber Leiche ihr Leibwe⸗ 
fen zu erkennen gaben, fondern auch zu andern Zeiten an ben Ort hingiengen, wo bie Aſche von ihren Todten 
verwahret flunde ‚ und biefelbe mit ihren Thraͤnen beneßeten ; zu welchem Ende auch, biefe Aſchentoͤpfe oben auf 
dem Deckel ins gemein mit einem Loch verfehen waren; davon wir oben Tab. CAXIX, Fir 9. ein Exempel gefer 
hen haben. Sie pflegten auch dol die Thränenfläfchlein felbiten mir in bie Afchentöpfe zu legen ; Eh man bantt 
dergleichen hier und da eine grofje Menge angetroffen hat, welche in ben Kunfttammern aufbehalten werden‘ Es 
waren bie Alten nicht bamit ji ieben) Baf fie blog die Ihränen der Verwandten und Klagweiber fanımleten ; 
fondern fie vermifchten diefelben auch noch über das mit foftbaren Salben und Specereyen. 

Eine ziemliche Anzahl folcher Spränenfläfehlein fehen wir Bier Fig. > — 21. von alerley Form und 


$, 2 fi 2 
Beftalt , babey Feine weitere Ertlärung nöthig iſt. \ 


auch ohne gr 


1) &, des Bergers Thefaur, Brandenb, tom, 3: pı 464: feg: 


Hhhbhre Das 























400 SER Jo ER 


Das dritte Capitel, 


Don einigen Grabmälern der alten Griechen , Gallier 
amd Hetruseier. 


* g 1 


She wir etwas von den Grabmaͤlern der alten Griechen und einiger andern Voͤlker gedenken: fo koͤnnen 
wir nicht umhin, von dem überaus fchönen Denkma 


Iwelches der Eleopatra aufgerichtet worden , und zu 
Rom in dem Garten Belvebere zu fehen ift, Tab. OXXRIX, Fig. I. einen Abdruc mitzutheilen. Man fies 


het wol daran, daß es von einem alten vortrefflichen Kuͤnſtler verfertiget worden, Es befindet ſich an dem Eingang 
eines Grottenwerls bahin es ımter ver Regierung Juliug IL. gefeget worben. Webrigeng ift das unglückelige 
Schickſal dieſer Egyptiſchen Koͤnigin Eleopatra, aus den Hiftorien zur Gnige befannt, Nachdem nemlich ihr Ges 
mahl , Marcus Antonius , fich , nach der bey Actium verlohenen Schlacht, felbft entleiber hatte, fette fie ſich 
aus erätmeifelung eine giftige Dtter an den Arm ober Bruft, von deren Biß fie auch des Tode mar. Plutars 
chus meldet, daß, da fie auf dieſe Weife ihren eigenen Tob befördert, fie mit ihrem voͤlligen Königlichen Schmuck 
angefleidet gerwefen. Wann folche demnach hier von dem Bildhauer eben meifteng entblöffet vorgeftellet wird: 
fo muß man gebenfen, daß ber Urheber diefes Kunſtſtuͤcks hierben feine Kunſt wollen fehen laffen. Das Angeficht, 
in welchem der Affect ber Traurigkeit befonders mol ausgebruckt iſt, verdient bewunberr zu werben. 


$. 2. Unter ben alten Griechiſchen Grab⸗ oder Dentmalen kommt hier Fig. 2. dag zu betrachten vor, wel⸗ 
ches der Philifta zu Ehren auf gemeine Koften aufgerichtet worden ; inden die oben in dem Hauptgefimfe ftehende 
Worte: @IAIETAN MEMNONOE O AHMOZ, füglich alfo können — und verſtanden werden —— Mern- 
nonis curavit populus. Das Grabmal ſelbſt hat 5 ein 


un plechfam ererbet, daß man ihr auf gemeine Koften ein folches Ehrengedächtnif aufgerichtet hat; wie ſol⸗ 
ches fo — 
ephiſophon, hiemit beehret. Das Wort rss ſteht oben in einem Eorbeerfrang, wie dag vorige, Nach 


8. 5. Fig. 5, fehen wir einen andern Leichenftein, worauf eine auf ihrem Bett an dem Tiſch liegende Manns⸗ 
Ken vorgeftellet wird; vor ihm figt ein Weib auf einem Stuhl ohne Kehne, und hat den einen Fuß auf einen 
chemel geſtellt; fie iſt nicht nur mit einem Rock, ſondern auch mit einem Schleyer ober Schaube gaͤnzlich beklei⸗ 
det. Der Mann ſcheint noch ſehr jung zu ſeyn, und. halt eine Schale in feiner Hand; vielleicht iſt es der Sohn 
dieſer Weibsperjon. Dann meil Feine Aufſchrift vorhanden iſt, laͤſſet fich nichts gewiſfes urtheilen, Zur Seite 
bes Manns jicht ein Knab, der den Kopf mit dem Arm umterflügt, und einem ber traurig ift, ähnlich fichet. 
Hinter dem Weib ſteht ein Mägdlein, welches einen Pfeil in der linken Hand hält... Diefe Mahlzeit foll vieleicht 
ein Leichenefjen vorftellen, Das folgende Denkmal Fig.s. ift einem verftorbenen Ritter zu Ehren gemaͤcht worden. 
Dieſer ſitzt an ber Erde, und ſteurt ſich mit dem linken Arm auf wey Kiffen. Sein langes Haar iſt ein deutli⸗ 
ches Kennzeichen, daß er fein Roͤmer feye ſondern ein Griech; weil die Römer feine lange Haare trugen. An 
dem obern Leib ift er mit einem Panzer, üdrigeng aber mit einem langen Kleid oder Mantel bebeckt, zur Linken 
neben feinem Haupt, fieht man feinen Helmy. und ganz oben den. halben Schild, Der Mann, welcher vor ihm 
Strid hält. Tab, CXL. Fig. s. fehen wie noch ein anderes Grabmal, welches einem Sivenhorus gefeget wor⸗ 
ben, Er ficht gleichfam unter einem Portal, fcheint noch jung zu feyn, und iſt mit einem No und Mantel ges 
kleidet. In ber Linken halt ex eine Schale, in der Nechten aber etwas anders, fo einem Beutel ähnlich ift; was 
darunter am ber Erde lieget, iſt auch unkenntlich. Die Lufſchrift lautet -alfo: NIRKHOOPE XPHETE XAlrE: Du 
ehrlicher Yricephorus leb wol, ’ 


b . Von dei Leichen der Ballier, ift auffer dem, was J. Cäfar deB.G. L,VI. c,19 meldet, nicht 
dekannt. Er rebet davon ohngefehr alfo: Die Manner haben über das Reben ihrer Weiber und Rinder 
Gewalt. Wann ein vornehmen Hausvarer etwa um das Leben fam, verſammleten fid) die Sreuns 
de, und wann fie den geringfien Argwohn hatten, daß er nicht eines natürlichen Tods möchte ges 

orben ſeyn; fo wurde eine ſcharfe Unterſuchung anaeftelle, und fowol die Weiber als Knechte peinlich 

efraget. Wann fie num Kbuldig erfunden waren, wurden fie zu groſſer Marter, und fogar zum Seuer 
verdammte Die Ballier halten ibre Ceichenbegaͤngn ſe febr Prabrig; wie fie dann alles dasjenige, 
wa 


ſitzt, ae fin —— — zu feyn, welcher fein Pferd, davon man ziyar hier nur den bioffen Kopf fieht, am 
Str 














Tab. CXXXVIII. 


WU 
— 


—— 














n— | N 
N \ 
J 1 — 
J m 0] 


AKEETEIMH AHMATOPOY 
LYNHAE APTEMIANPOYXAIPE 
Harb 0’ db» 


Lad 























—— F u ap rar Te 
F 
z 8 
# ann # 
k Kr 
: x \ 8* er ur * 
* > a ä 




























Bi? “a \ 4 
N z 
1 
* 
cs in 
Band ? 
J — 
— — il E 3 
| St 24% geld 
J . 53 \ ’ $r s > ö 
SH, 1% arlE] e H 
; z — 
< 175 
4 » B ! | 
# f “ Vers *7 F — 
5 * 
© i 8 Ki; —* ei; \ 
; Anet B * 
I 
# ro “ . > 85* ) ; 
v ] ur — 
€ t \ Y 
f 
H 
+ 4 * = * 
4 * * 
A J ar " 2 
R i en > „> — 
Pr j 
1 $ ; 
| eg F “| Fa 
— — 
* Fi —t af 
* * EZ ze ‘ a H 
' F serien, 
j ; £ Er RTES PET REE SEN 











> 
ET 








VRNAE ETLAPIDES SEPVLCRALES VETERVM GRAECORVM GALLORVM. Jab. CXXXX.; 


Emm 


HETRVSCORVM. _ 





MD 


Gr 


N X 
* 


1 on X I, }' 
" | ———— 
44 £ ; 
\ 2 
“ J 
* 


DI URAN 
It 00 


des sepoleri Se 















er 


— ee he ee Ge EEE FE LA HALLE FTSE DE GEL EZ EA FE — — 






































- vr 
« 4 - > LEE © * — 
it » .. " g 4 * 
*. Kr 
2 i —— EEE Fr ’ ei 
* J * * — — — 
r J N * 
4 ⸗ 
— 
*F — * LP 
. “4 4 L> ? r ax 
7 * I” Tai Bi * rt = 
D 2} * — ar 4 43 * 
” — — r * 
— F 
—— *2* 
* 
wi din X e ir: i 
- 2 5 }; zu), #38 2 & 
Y Aszegtran au LA | 5 PYEED DE NONE 
2 J en 2 # 
4 — € fi 
A 
3 “1 
4 “5 4 63 
„= Y - % ẽ 
1 z : 
404 > } 
“4. jr N 
4 3 j 
} Pr i 
- I) | 
+ ) 1 
” ; | 
. } 
a 
w 
EAN: * — * * .. — — - 


auf ihren Armen hielt; wie 


- Küffen.. Das Haupti 





J 


Von den Grabmalen der alten Griechen, Gallier ic, 401 


iere, ſo ihm lieb geweſen, zuglei i 

! Alters wurden fogar au die Anechte und ee a Bellen 

auf weiche der Serr viel gehalten hatte, mit verbrandt. Aus allem biefem aber läßt fich noch nicht ev 

Eenmen, @ Net und Weife fie die Gebeine und Aſche ihrer Verſtorbenen beygefegt haben. Zu Blois, in 

Frankreich wurde im Jahr 17 10. ein Geobbmai gefunden, welches die bey ben Galliern übliche Reichenceremonien 
Da um gemeldte Zeit in dem Kloſter St. Laudomari ein Fundament zu einem neuen 


ze; neben fie in N n an En = 
anberthalben Schub. elite eine Heine runde Zelle vor, bie von auffen mit Kalk überall bedeckt, inwendig ab 
mit Gips uͤberzogen war. An der Seite war ein kleines loc) , durch welches man mit ei ! g aber 
hinein greiffen konnte. Durch dieſen mg & it einer Hand ganz bequem 
einer Erde ober Materie, daraus man bie Tobackspfeiffen zumachen pfleget, ‘verfertiget waren. 
etwas geöffer , als die übrigen war, fellte eine Weibsperfon vor, die auf einem Stuhl foß, und ein todes Kind 
n Ärmier felche Fig. 2, von hinten und bornen zu fehen iſt. Der Hauptſchmuck diefer Matron 
if ziemlich zierlich „ und meil ſie ein todes Kind auf den Armen trägt, mag es vielleicht dahin zielen, daß fie über 
ber Gebet eines Kinds geftorben. Ein anderer möchte vielleicht eine ganz andere Erklärung machen, und fagen: 
diefe Matrone feye eine Borftellung der Erde, die unfer aller Mutter ff, ung allefamt ent t ’ 
todt find, ung im ibren Schoß aufnimmt, _Allein es ift eine groffe Krage , ob bie alten Gallier, bey Verfertigung 
ihrer Grabmäler, fo weit gedacht haben. Der folgende Afchentopf 3. ift dem vorhergehenden in vielem gleich 
Pr is obern Deffnung befinden ſich zwo Handheben, und bas Weib hält eine Pfeiffe des Pans zwifchen ihren 
aͤnden. 
5. Ron den Galliern wenden wir ung zu ben Hetruſciern. Das erfte Hetrufcifche Grabma irFj 
4. tie wir eg von dem Heren Cardinal Gualteri haben. —F Verſtorbenen — auf ee fi 
auf der Bruſt ganz enrblfffet, und fteurt fich mit dem linken Arm auf ein Kiffen , in der Rechten hält es eine 
Schale, dergleichen bey den Opfern genoshnlich war. Auf ber vorbern Seite diefes Steins iſt ein Streit vorge⸗ 
fielt, in welchem ein Reuter sun Fußgänger mit feiner Lanze, die ihm durch bie Länge ber Zeit mag abgefallen 
feyn, über einen Haufen zu werfen fcher ;_ ba ſich biefer mit feinem gezuckten Schwerdt / und Vorhaltung des 
Schildg wehrt. Bor und binter die em Neuer schen wir annoch einige andere Soldaten ; telche fich mit ihren 
groffen Schilden bebedten. Das merkwirdiafte it, daß hier das ferb mir Hufeiſen befchlagen ift; welches in ale 
ten Dentmelen fehr felten vorkoͤmmt. Das folgende Grabmal Fig. s. auf welchem eine Hetruſciſche Aufſchrift 
ſteht, iſt vor vielen andern merkwuͤrdig. Obenauf lieget das Bildniß einer abgeſtorbenen Weibsperſon, welche 
fic) mit dem linfen Arm auf ein doppeltes Polfter fteuret, Die Haare find in fehr lange Zöpfe-geflochten; und in 
der Mechten hält fie ein Gefäß, welches einen Salbenbäflein nicht ungleich iſt Auf der vorbern Seite bes Steins 
ift eine ganz befonbere Begebenheit abgeihildert. Ein Mann, der mit einem Schild und Helm verfehen ift, bie 
fommen fcheinet, die Hand; und zwiſchen biefen liegt ‚ein ans. 


‚ tet’einem Unthier, fo aus einem Brunnen hervor J a. f 
er bereits fcheint getödtet worden zu ſeyn. Auf der au 
dem Kopf hat, und mit einen Panzer bedeckt ift, — 


derer Mann auf ber Erbe, welcher von dieſem Unt 
—— ein —— * Br Helm 9— EB 
rechten Hand ein bloſſes S werdt führet, mit welchen er auf DIeIED. athier, fo er mit einem Strid um 
te hält, loß gebt. Mitten zwiſchen dieſen erſcheinet die Siegegsttin, welche ihr Schwert — 
hier gezucht Hält. „ An dem Enbe dieſer Tafel figt eim anderer Mann au ber Erde, welcher dieſem Streit mit 
Erftaunen zuzuſehen feheinek: Mas diefed alles bedeute, iſt mir unbekannt, und müfte aus ber alten Mythologie 


eben wir ben Streit einiger a welche m en an 
( Fig. 7. fcheint einer vornehmen Perfon aufgerichtet zu fepn. 


efecht amterhalten.,, „Das na ebende Denkma fd 
Stein liegende Statue, fleurt ſich, wie die vorigen, mit dem einen Arm auf ein doppeltes 


ft nicht nur mit einem Korbeerzweig ummunden, fonbern auch, mach Urt der Pri i 
einer Dede umhüllet; gleichwie fie auch eine Opferſchale in ber echten hält; das Haupthaar ift — 
Zöpfe.gellochten , welche über die Schultern herabhängen., Unter der Hetrueciſchen Auffchrift, die fich weder 
fen, nocy erklären läßt, ift auch eine Art eines befondern Gefechte vorgeftellet. Zween Soldaten nemlich, deren 
einer dag Knie, der andere aber den einen nu den zwiſchen ihnen fiehenden Altar feget , ſcheinen geg en pioeent 
andere zu ftreiten. Die erſtern haben groffe Schilde ; die andere aber kleinere. Zween andere, bie hinter diefen 
Iben ‚auf den Knien, und fcheinen den Muth finken zu laffen. 


v fehen find, liegen; der empfangenen Wunden halben; 
n den beyden Enden ftehen zwo ABeibsperfonen ‚die in Ihren Händen, fo auf den Rufen gebunden zu ſeyn fcheie 


nen, zuſammen gerolte Schriften Sag eu Zuh) halten * e 
Das vierte Kapitel, 
Yon den fogenannten Mauſoleen. 
ER 


je Afchentöpfe und ſteinerne Särge, von welchen bisher 
die auf ber ebenen Erbe angelegt waren, gefunden. Es haben aber 


Die oben auf dem 


irrbifchen Grüften oder Gewoͤlbern, enen Erbe 
e nachdem 28 jeder in feinen? Vermögen hatte, dem Verftorbenen zu 


Ehren, biswei 
ftehen, haben d 
leg von ehemaliger 



















































der Hetruscier, von welcher man jegt. wenig Nachricht hat, erklären. werden. Das folgende Grabmal: Fir. 6. 
ellt einen jungen Menfchen vor, der in feiner. Linken ein⸗ Scale hält. Auf dem vordern Theil des groffen Eteing . 
it Schwerdtern und Schilden verſehen find, und ein heftiges 
































Tab, 
CXLI. 


402 Des dritten Buchs, viertes Capitel. 


Vyramiden in Vergleich gezogen werden; welche, wegen ber ungemeinen Feſtigkeit un Groͤſſe, bis auf ten hate 
gen Tag find ſtehen geblieben. Unter allen Maufoleen mag wol nicht eines genannt werben ‚ welches an Gr 
Bl, Mauſolus 1), der König in Car 


$. 2. Die Römer haben diefer Artemifia, in Aufrichtüng prächtiger Grabmäler nicht8 nachgegeben, wo 
fie diefelbe nicht vielmehr übertroffen, _ So viel ift gewiß, daß die Maufoleen des ae $ — und. Se 
veruß, an Pracht und Koftbarkeit, nicht ihres gleichen gehabt haben. Das Maufoleum des Auguftus, davon zu 
Nom noch einige Ueberbleibfel zu fehen find, war bis oden auf mit Bäumen befeht, welche immer grüneten. 
Daun, weilen bag Gebäu Stuffenweiß aufgefübret mar, daß von unten hinauf die &rociwerfe immer weiter bins 
ein gericht wurden, fo befame man vor jedem Stocdiwerf, auf bem unten baran ftoffenden, einen breiten Raum 
dazwiſchen ein holer Platz gelaffen wurde, ben man mit Erde anfuͤllen, und Bäume darauf pflanzen konnte; bie 
folchergeftalt Raum genug hatten, ihre Wurzeln auszubreiten. Auf dem Bipffel diefes Gebäupee fahe man bie 
Bildfäule bes Auguſtus, fanıt verfchiedenen Afchentspifen, darinn ſowohl feine ‚eigene, als feiner nächiten Anders 
wandten Afche verwahret wurde. Vor biefem Grabmal ftumd ein groffer Dbelifcug oder Säule, welche anftatt 
eines Sonnenzeigers dienete, im bem die Stunden auf einem herum gezogenen Pflafter von breiten Steinen, mels 
ches fo.breit, als bie Säule hoch war, geweſen, mit metallenen Zahlen eingegoffen waren. Der Neft biefes 
Maufoleum wird Tab,CXLL Fig.1. geiviffermaffen vorfielig — — man daraus nur ben innern Theil 
deſſelben, ber doch allen feinen Zierrath verloren hat, erfehen kan. 2 as ganze Gebäude war aus lauter rautens 
förmigen Steinen aufgeführt. Nicht weit davon war ein Luftwald, ber in mancherley angenehme Spaßiergäns 
ge eingetheilet war, r; 

1. 3. Das Maufoleum des Zadrianus war noch weit groͤſſer und ſchoͤner, davon nur noch ein einiaer 
aber-fehr groffer Thurn übrig iſt, welcher heut zu Tag Don auf der Engelsburg, anſtatt einer Veſtung 
Das Mauerwerk daran iſt dermaſſen dick und ſtark, dag innerhalb des Thurns nur ein kleiner Platz übrig ges 
blieben ; alfo, daß man Feine Gorge haben darf, daf derfelbe von bem Alterthum und Witterung fo Bald einigen 
Schaden nehmen werde, Vor dieſem war biefes Gebäude ringsum mit hohen Bildfäulen gezieret, davon heutzu 
Tag deren acht ig an ber äuffern Mauer der Et. Paulstirche zu fehen find, Mach dem Zeugniß des Procopiuß, 
follen in dem Gothiſchen Krieg die meiften zerfchlagen worden feyn. Dann da bie Romer feine Steine mehr ges 
habt, twelche fie von ben Mauren auf die Feinde herabmerfen Fonnten , follen fie diefe Statuen gerfchlagen , und 
die. Stücer davon auf die Feinde geworfen haben. Die äufferliche Geſtalt dieſes Maufoleum, wie ſolches von dem 
berühmten Bartolus abgezeichnet worden, ſehen wir Fig. 2. wir müffen aber befennen, daß diefelbe mit andern 
Zeichnungen nicht allerdings überein komme. 


‚4 Das Mouſoleum des Severus, welches insgemein Septizonium genennet wirb at Gelegenheit 
zu — Streitfragen gegeben. Das gewiſſeſte, was man davon jagen fan , iſt diefes, Pr ir N Ach 
nes Septizonium, ‚oder eines Gebäudes von fieben Stockwerken, deren obere inimer etwas mehr in bie Enge ger 
zogen tvaren ‚als bie unterm, an dem Appifchen Weg angelegt gemefen, an fagt , daß zu ben Zeiten Sixtus 
V. noch) brey Ordnungen oder Stockwerke baden übrig gemefen, welche aber biefer Pabſt deswegen habe abbres 
chen laffen, damit: fie nicht durch ihren ea jemand erfchlagen möchten. Die befannte Columna Traiani und 
Antonıni, welche diefen Kaifern zu Ehren aufgerichtet N an welchen bie rühmlichften Thaten derfels 
ben vorftellig gemacht find, Einnen eben ſowohl als beſondere Maufolea angejehen werben. © 


$.5. Das Maufoleum der Plautiorum, Fig. 3. beftund aus einem groffen Thurn, an welchen zwo Auf⸗ 
ſchriften funden, unter welchen bie erſte alſo gelefen wurde: M. Plautius Marci filius, Auli nepos AA 
Conful, Septemvir Kpulonum, Huic Senatus triumphalia ornamenta decrevit, ob res in Illyrico bene 
geltas, Lartia Cneia, filla, uxor. M. Plautius Marci filius Ungulanivs vixit annis növem. Das: folgen 
de-Maufoleum Fig, 4, fol auf einem Hügel, Namens Paufilippus, bey Neapolis geftanden haben , und wirb 
insgemein für des Virgillus Grabmal gehalten. In der mittleren Gammer-fiunden vor Alters ehn marmorfieiner 
neöäulen, auf welchen ein Sarg von Marmor ru ete, in welchem die Aſche dieſes Horteefflichen Poeten foll ver 
wahret worden ſeyn. Daran foll auch folgendes Diffihon, welches ung Donatus angegeben hat, geftanden 
Dann Mantüa me genuit, Calabri rapuere , tenet nune 

‚ Parthenope, Cecini pafcua , rura, Du ces. 


Meilen aber einige in Sorgen geftanden, es möchten bie Peapolitaner diefe Afche wegnehmen, follen ſie dieſelbe zu 
eimlich begraben haben. Und weil Heut zu Tag von diefem Sarg und Auffchr t nichts mehr 
en Bet jemand folgende Gedanken babey zu erkennen gegeben: \ : —— va 
Quod feiffus tumulus, quod fradta fit urna, quid inde ? 
Sat celebris locus hic nomiue vatis erit, 


In 
1) ©. die allgem. welthift. nach; auch des Bayle ditionaire. ? 











z IabX 
MAVSOLEA ET PORTAE INFERNALES — JabXXXXI. | 





* RER 





am TITE 


























OEOIE KATAXONIOIZ, 
TAYE.2nN KAIHMEPA 






































rn Ar Dt 


nr 


— — 


y 


— 


Fe ra ren er 
* a 


Don den Inferis. 403 


Un dem Eingang des obgebachten Maufoleum waren auch folgende Worte in Marmor eingegraben: 
Quæ cineris tumulo hec vefligia ? conditus olim 
Illo hoc qui cecinit pafcua , rura, Duces, » 


Sehr merkwuͤrdig iſt, daß zu oberft auf biefem Grabmal unterfchiebene Lorbeerbäume geftanden, welche gleichfam 
Fe Kranz Ne ee — Dann obgleich ween der Ali abgehauen worden, fo find dod) ringsum wie⸗ 
der viele kleine Ziveige hervorgewachſen Fa es war diefes ganze Maufoleum mit Myrrhen und Epheu gleichfan 
bedeckt ; daß eg fcheinet, als ob die Natur felbften das Andenken dieſes Poeten habe verewigen wollen. 


Das vierte Buch. 


Bon den Inferis und der Keife der abaeitorbenen Seelen 
nach den unterirrdiſchen Orten, wie auch von den 
Elyſiſchen Feldern und der Vergoͤtterung. 


Das erſte Capitel. 
Von den Inferis. 
GL 


ie meiften unter ben alten Griechen und Roͤmern hatten die Gedanken, daß die Seelen ber Menfchen ums 
fterblich fenen; und unter den heidnifchen Weltweifen war jeberzeit ein groſſer Streit, was von dem Ens 
de des menfchlichen Lebens zu halten feye. Einige waren der Meinung , daß bie Seelen der Menſchen 
zugleich mit dem Körper abflürben. Andere glaubten eine fügenannte Metempfpchofig oder Wanderung der 
Eeeien, kraft welcher jede Seele, fo bald fie von einem Körper getrennet wurde , fogleich in einen andern fühs 
re; welches fie fowol von andern Thieren, ale von den Menfchen verfiunden. Plato lehrete, daß bie Seelen der 
Menſchen nicht nur unfterblich feyen, fondern auch Diejenigen, welche in diefer Welt fromm und tugenbhaft ges 
lebt, mach diefem Leben eine Belohnung ; andere hingegen, welche Boͤſes gethan und in Laftern gelebt haben, eine 
gerechte Strafe und Züchtigung zu gewarten hätten. Man gab vor, daß, wann eine Seele einmal von ihren 
Körper getrennet ift, fie gleichfam nur der Schatten von einem lebendigen Menfchen feye, und zwar gedenken und 
reden fönne, aber nicht fo mohl und deutlich, als ein lebender Menfh Was aber die Lebensart diefer Schattens 
Bilder, oder Seelen der Verftorbenen anlanget , fept diefelbe mir einem Echlaf zu vergleichen ;. daher auch viele 
GSrabfchriften die Worte hatten: ZETER NALLSOMNO, dag ift: dem ewigen Schlaf: 

‚2. Man glaubte, daß diefe Schatten oder Seelen der Werftorbenen ſich an gemiffen unterirrbifchen Or⸗ 
ten, bie fie Inferos nannten, verfanmleten. Und obgleich diefe Wohnung, nach der Meinung der heidniſchen 
Meltwweifen, von allen Teilen ber Welt gleich weit abftehen follte: fo redeten fie bennoch von unterfchiedenen Mes 
gen , durch welche man nach denſelben kommen koͤnnte. Dergleichen follten 5. €. feyn ber Fluß Lethe, in der Ges 
gend non den Africanifchen Syrten; Acheruſia, in Epirus; ber Schlund des Pluto, bey Laodicea; die Hoͤle Tänas 
8 bey Lacedaͤmon. Von dem Ulyſſes lieſet man, dal, daer feine Reiſe nach den Juferis angetreten, er über 


zu 
dag groffe Weltmeer zu den Cimeriern gefahren ° Dahingegen Aeneas feinen Weg über den Avernifchen See dar 
hin genommen, Hercules foll durch bie Acherontifche Halbinfel bey Heraclea, in dem Pontus, feine Reife nach den 


Inferis angeſtellet haben. 

$, 3. Diefe unterirrdiſche Wohnungen werben von ben Alten auf mancherley Weiſe befchrieben. Vor allen ana 
deren wollen wir bier den Lueia nus hören, welcher diefelbe in einem beſondern Buch, d+ \uäu, nach ber gemeinen Mei⸗ 
nung der.geiden, folgenbermaflen befchreibet: „„‚Diejes Reich, fagt er, iſt mit etlichen groffen und erfchrdcklichenglüffen 
zı umgeben, welche, mann man, nur ben Namen nennen hoͤret, einem fhon einen Schroͤcken einjagen; als da 


nm. find Cocytus, Peripblegerhon und dergleichen färchterliche Namen. Und was dag aflerverbrußlichite ift, fo liege 


jr gleich. vornen daran ber Acherontifche Sumpf, Uber welchen alle aufommende Geelen fahren, und nicht ohne 
— —— efondern Schiffer hinüber kommen koͤnnen; ſintemalen er fo tief und breit iſt, daß man Be wa 
jr wwaben noch ſchwimmen Fan. Sturz es iſt berfelbe alfo befchaffen, baß auch nicht einmal bie Mancs oder Seelen 
yy ber geftorbenen Vögel hinüber fiegen koͤnnen. Gleich an dem Eingang der Höle, fo von Diamanten foll gemacht 
ſeyn, figt. der Yeacus, ein Wetter des Königs über diefes umterierdifche Neich , welchem hier die Wache ans 
z verteauet ift. Diefer hat einen drepföpffigen Hund neben ſich figen ‚ der fehr graufam und fürchterlich anzus 
7» fehen ift, die Ankommenden aber gleichwol ganz freumblich und liebkoſend anſieht, gegen diejenigen hingegen , 
y, welche bavon fliehen wollen , erſchroͤcklich bellet, und mit Aufſperrung feines Rachens eine Furcht einjagt. Go 
7 diel ihrer num durch dieſen Eingang eingelaffen werben, die kommen ferner auf eine groffeWiefe, die mit dem 
n Kraut Asphobelus oder Goldmwurz bemachfen , und mit dem Waſſer von dem a Lethe, ſo die Kraft hat, daß 
y alle, die davon trinken, alles vorige vergefien , durchzogen iſt ann diefeg ift unfern alten Voreltern von eis 
zu nigen erzehlt worden, welche von jenen Drten wieder zuruck gekommen find. Solche waren Alceftig und Pros 
„, tefilaus' aus Theffalien ; Thefeng und Ulyffeg, deſſen bey dem Zomer gedacht wird; welche allerdings wahrbafs 
„ te und glaubwuͤrbige Zeugen abgeben koͤnnen, und ER an nicht aus jenem Brunnen ber En 

1yı heit 


o° 


























ter feinen Mitgefellen Hunger und Durft leiden mu 


2404 Des vierten Buchs erſtes Capitel. 


„y beit getrunken haben; ſonſten haͤtten fie ſich deſſen nicht wieder erinnern können. Wie num dieſelben ferner ers 
ehlt haben, fo führen Pluto und Proſerpina dag hoͤchſte Regiment in diefem unterirrdiſchen Neich , md haben 
4, eine geoffe Menge Bebienten umter fih, welche ihre Befehle ausrichten, dergleichen infonderheit bie Fuͤrien, 
‚ı Pina, Terrores und Merchrius find; obwohlen der leztere nicht immer zugegen ift. Kerner finden fich dafelbft 
zween befondere Richter, nemlich Minos und Rhadamanthus, welche alle beebe aus der Inſul Creta gebürtig, 
zı und Sehne des Jupiter find; und diefe führen diejenigen, welche auf diefer Welt einen frommen und tugend« 
ſamen Wandel geführet haben, wann eine gewiſſe Anzahl beyſammen iſt, in bie Ely ſiſche Felder, als eine neue 
1 Vflanzftadt, woſelbſt fie ein vergnügtes und hoͤchſt glüctfeliges Leben führen, Wann fie aber vor ihrem Gericht 
4, böfe und gottlofe Menfchen antreffen, a fie viefelbe alfobald den Furien, von welchen fie an den Drt 
y ber Verdammten geführet werden, um dafelbft nad) ihren Miffethaten Straffe zu leiden: wie fie dann an fols 
chem Drt der Quaal erſchroͤcklich gemartert werden. Einige z.€. werden ausgefpannt und gefoltert, andere mit 
Feuer gemartert , noch andere von Geyern, die ihnen bie Leber aus dem Leib freffen, zerfleifchet, dahingegen 
„, andere auf ein Rad gefpannt find, und mit felbigem beftänbig umgetrieben werben ; ein anderer hingegen einen 
jr gtoffen Stein befiändig einen hohen Berg 5 waͤlzen muß, So ſieht man einen Tantalus, der mitten im 
jr Wajfer fteht , und dennoch Gefahr lauft, Dinft zu fierben. Viele andere, bie ein mittelmäßiges Leben ger 
y führet haben, und benen man weder viel Gutes noch viel Boͤſes nachfagen kan, und deren wol die meiften 
ſeyn mögen, geben auf einer groffen Wieſe herum, und find wie ein Dampf oder Rauch, indem fie verſchwin⸗ 
y, den, wann man fie geeiffen will. Diefe leben vornemlich von den Todtenopfern, melche von ihren hinterlaſ⸗ 
Enen Verwandten zu gewiſſen Zeiten bey ihren Gräbern verrichtet werden, fo, bag wann einer irgend Feine 
Verwandten zurud gelaffen hat , welche ihm etwas j effen und trinfen zufommen laffen, er an jenem Ort uns 

Dieſes gas dag gemeine Volk dermaſſen veft, daß, fo 
a, bald einer von ihren guten Freunden flirbt, fie demfelben ein Stüclein Geld in feinen Mund legen, damit er 
„7 dem Schiffer, der ihn über den Ucherontifchen See führen muß, das Fuhrlohn möge bezahlen Finnen. Sie 
zı befümmern fich auch dabey nicht, was es für eine Münze ſeye, ob fie von Achenienfifchem, Macedonifchen, 
y oder anderm Gepräg ſeye. Noch weniger gedenken jie daran, daß es vielleicht beffer ware ‚ wann fie ihren 
Todten gar fein Geld mitgäben , weilen fie aledbann von dem Schiffer etwan gar nicht wilden in fein Schiff 
7, aufgenommen, ſondern wieder in biefe Welt zu den ihrigen zuruck geſchickt werden. Hierauf waschen fie Diefels 
y ben , gerade als ob jene unterisrdiiche Waffer nicht hinreichend wären, daß fie ſich darinm baden könnten, und 
n mann die Leiber mit koſtbaren Salben und,Specereyen gefalbet haben, fchmücken fie diefelbe mit fchönen Blitz 
zı, menfrängen und Kleidern; damit fie unterwegs nicht frieren, oder von dem Hoͤllenhund Cerberug etwan möche 
y, ten. nackend geſehen werden. „Alſo fcherzet Aucianus mit bem Aberglauben ber blinden Heiden, voraus ſo 
Hiel erhellet, daß bie meiſten Dan dennoch eine Unfterblichfeit der Seelen geglaubt, und nad) diefem Reben eine 
Belohnung des guten und Beſtraffung des Boͤſen erwartet haben, 


$. 4. Einige tbeilen bie unterirrdiſche Wohnungen der Abgeftorbenen dreyfach ein: in Inferi, in. den 
Sartarıs und bie Eiyfifchen Felder; obwel der Namen Inferi Air andern Theile mit in ſich ae ; fo, daft 
umter diefem Namen gar oft auch der Ort der Gottlofen und. Verdammten verflanden twirb ; wie hingegen bag 
Wort Tartarus ingbefondere den Aufenthalt der Verdammten, bie Elyſiſchen Felder aber, den Ort der Shi 
feligen andeuten. Man nennte vier befonbere J von welchen dieſe Gegenden umgeben worben ; als ber Ache⸗ 
von, Cocytus, Styx und Peripblegerhon. Inige wollen, daß unter dem Namen Inferi ein Ort verſtan⸗ 
den werde, der infonderheit für diejenigen beſtimmt feye, die in diefem Leben zwar wiel Gutes, aber auch mane 
aus Boͤſe gethan haben; damit fie daſelbſt möchten erſt ausgeſoͤhnt und gereiniget werden, ehe fie die Freyheit ber 
kämen, in die Elyſiſchen Felder einzugehen; da hingegen die Be und lafterhafte Menfchen, deren Verbrechen 

ch nicht ausſoͤhnen lieſſen, alfobald in den Tariarus verwieſen würden; welcher Ort, nach dem Aomer ‚einen 
8 grofien Abgrund haben fol, daß er um fo viel tiefer als die Inferi feye, als hoch ber Hinmel über ben Jufe⸗ 
ris gefeget ſey. Die aber hier ſich ber Tugend befliffen und wohl gelebt hätten, von denen glaubten fie, baß ihr 
nen alfobald ber Weg nach den Elyfifchen Feldern eröffnet werbe, 


$. 5. Diele glaubten, daß diejenigen, twelche einmal in ben Tartarus gefhärzet worden, nimmermehr 
Könnten aus felbigem erlöfet werben. Plato aber lehrete, daß auch diejenigen, welche die gröften Mifferhaten bes 
gangen, und z. €, fogar moͤrderiſche Hände an ihre eigene Eltern gelegt, fich es aber hätten gereuen Ia en, ober 
auch fonft einen Mord begangen hätten, zwar ohne alle Gnade erſtlich nach dem Tartarıs wandern multen, nach 
Jahree friſt aber durch einen gewiffen Fluß wieder herausfämen, und diejenigen, fo einen Todfchlag begangen, über 
den Hoͤllenfluß Gochtug , diejenigen aber , fo ihre Eltern ermordet, über den Fluß Ahlrartben nach dem Acheron⸗ 
tifhen See — würden / woſelbſt fie diejenigen, welche fie umgebracht oder fonft beleidiget haben, anträfen, 
und fie um Verzeihung bitten, zugleich aber anflehen könnten, damit fie von ihnen in ihre Gefellfchaft möchten 
aufgenommen werden, Wann fie nun biefer ihrer Bitte gewähret worden, fo wuͤrden fie fogleich ihrer Marter 
loß; mo nicht, fo würden fie in ihren vorigen Drt zuruck gemiefen, big fie biejenigen , toelche fie Beleibiget, ber 
wigen konnten, ihnen zu vergeben, N 


Dad zweyte Kapitel,‘ 
Von den unterirrdiſchen Goͤttern und Manibus. 


§. © 


achdem wir von ben unterirrbiſchen Wohnungen der abgefchiebenen Seelen gehandelt haben: fo ift auch von 

N den Dig Inferis , oder von ben unterirrdiſchen Böttern dag nöthige anzuführen. Hier if-voraus zu 

merfen ‚ baß bie oberfle Herefchaft und Regierung biefes Reichs, nad) ber N aller Fabellehrer/ 

dem Pluto, bem fein Weib Proferpina meiſtens an der Seite fißet, jugefchrieben werde, AS Waͤchter feines na 
a 








‚gen aber, welche weg 


che Griechiſch Myrmeces 


Von den Diis Inferis und Manibus. 405 


laſts hat er den dreykoͤpfigen Hoͤllenhund Eerberus, welcher die anfommenden ganz freundlich anbli im‘ 

en lauffen wollen, fürchterlich anbellet. Diefem Pluto find eitige Wer tr Pielme 
Eeite gefegt, welche die täglic) in groffer Anzahl anfommende Seelen ſcharf ausfragen, und nad, Befinden ih 
res Verhaltens , entweder in die Elyſiſche Gelder ziehen laffen, oder aber in die unterfte Hoͤlle verftoffen, I > 
vornehmfte unter dieſen Nichterh ift YıTinos, ber ehemalige König auf der Inſul Ereta, welchen Jupiter mit BE 
Europa erzeuget hat. „Der andere it Rh damanthus , von eben diefen Eirekn ; der infonderheit über die in die 

fem Leben begangene Diebftäle und andere Laſter ein gehöriges Urrheil fällen muſte. Der dritte war Aeacu . 
welchen Jupiter mit der Aegina erzeuget hatte, ‚welcher, als feine Inſul einstmals von Einwohnern gänzlich et 
bisffet war, den Jupiter bat , daf er ihm neue Einwohner verfehaffen möchte; worauf diefer alle Ameifen ioel, 
heifien, in Menſchen verwandelt hat, die von dieſer Zeit an Myrmldones find denen 
nod) den Tripiolemus, als den vierten Nichter, obigen an die Seite. q 


2. Mas unter den Diis Nanibus, mit deren Namen fich die meiften Auffchriften ber Afchent 
fangen , eigentlich verftanden werde, läßt fich nicht gewiß beftünimen, fintemalen N — — 
inferi, oder unterirrdiſche Goͤtter felbften, ſondern aud) bisweilen die Parcen oder Furien, und denn bie Seelen 
der Ubgeftorbenen angedeutet werben. Die Seelen ber Verftorbenen werden auf vielen Grabjchriften am meis 
ften Darunter gemeinet; aus welcher Benennung die bon Manere, bleiben, bergeleitet wird, zugleich fo viel 
erhellet, da die Heiden der Meinung geweſen ſeyen daß die Seelen bey ihren Leibern in dem Örab bleiben 
und ihnen gleichfam Geſellſchaft leiften. Daß aber auch ber Name Manes den unterirrdifchen Goͤttern behgelcget 
werde, läßt fi) aug fehe vielen Auffchriften der Griechen beweiſen; wie man auch Kateinifche anführen fan, Das 
ber Eömmt eg, daß felbft der Pluto, oder was für ein anderer Bott SV MMANVS; bag tft, Summus Na: 
im, oder der böchfte Gott, unter den Manibus genennet wird. Ovidius ſcheint Fatt. Vi, 331. felbft zu 
zweiffeln, wer unter dieſem Summano derſtanden werde: 
Reddita, quisquis is eſt- Summano templa feruntur, 


Tunc cum Romano, Pyrrhe, timendus eras. 


Raphael Sabrettus vereint, daß man den Streit über die Frage, ob man unter den Diis Manibus bi 
len der Verftorbenen verftehen könne, am bequemften heben mürbe, wann man annehmen wollte, daß — 
Manibus nicht die eigentliche Seelender Menfchen, ſondern irgend eine befondete und von den Menfchen gänzlich abı 
gefonderte Kraft und Subftanz verftanden toerde. Wie aber, wann inan vielmehr glauben tvollte, daß die Manes 

ge Geifter , welche wir ober Geniog genennet haben? Es ift aber auch bekannt, 


nichts anders feyen, als diejeni 
daß die Heiden fehr viele Fabeln erbichtet haben , Ohne fi) darum zu befümmern, ob es mit ber gefunden Vers 


nunft übereinfomme, 

3. Die Parcen waren drey Schweſtern welche ber Jupiter mit der Themis gereuget hat, beren eine 
Slotho. die andere Rachefig, und bie dritte Atropo heiffet. Won ihrem Urfprung begen bie abellehrer hücht ei 
nerley Meinyng; indem einige bie Nor, oder Yradpt, andere aber bie Neceßitag, ober Yroch, für ihre Mus 
ter angeben; obwohlen biefed Mehr it einen uneigentlichen Verftand anzunehmen ift. Es eignen die Poeten 
denfelben den menfchlichen Lebensfaben „ den fie nicht nur fpinnen, fondern au), wann fie es für gue finden 
abreiffen, mithin dag menfhliche Schickfal und Lebenszeit völlig in ihter Gewalt haben. Ks wird auch geräh: 
met, daß unter ihnen eine fo-Hroffe Einigkeit feye , da niemalen die geringfte Zwiſtigkeit unter ihhen e fanden 
in Uebrigens fcheinet «8, daß ihre Namen mit bein befondern Amt, fo ihnen beygelegt wird, einige Verivandı 
haft habe. Die erfte heißt Clotbo, von dem Griehifhen Wort «rwiw ich fpinne, teil diefe ben Lebensf den 
fpinnt. Die andere Heißt Tacheſis , von Aayıda , ddp LOOfe, weil diefelbe das Schickfäl der Men chen austhei⸗ 
let, Die dritte wird Atropos genennet / ölgariss , bie unverdnderlidye, weil diefe Goͤttin unerbirtlich ift. 

4. Die Surien heiffen fonften auch Erinnyes und Eumenides, und werden für Toͤchter ber Na 

und des Acheron; von Orpheus aber für Tocheer des Pluto und ber Proferpina ; von Zeftodus hingegen, 6 

Erde und dem Saturnus, angegeben. Es ſind derfelben auch dreye, als: Tifiphone, Aleıto und Megars; 
ben Kopf teen; das Schroͤcken und das Entfegen erken⸗ 


net worden. _ Einige fegen 


welchen die Poeten, anftatt ber Haare, Schlangen an : 
P Laſierhafte ihnen zur Beftraffung übergeben werben. Die Poeten le: 


nen zu geben, daß auf Kafter folget, indem 
gen ihnen auch brennende Fackeln bey, w 
ters ſolche Laſter und Miſſethaten vorhalten/, 
des Cicero; hatten die Furien uNom einen gewiſſen⸗ 
det, daß bie Furien von den thenienfern feyen Oral rel 


genennet worden. : 
u den Düs Inferis gehoͤret auch Charon ein Sohn des Erebus und der Nacht, als der bekann— 
Kerfiorbenen über die Hoͤllenfluͤſſe RR 'Styr Ar 


omit die Gewiſſensbiſſe angezeige werden, die dem Menſche 
die fie gern wolten heimlich gehalten haben. Sach el 
iffen Hahn und zu Athen einen befondern Tentpel Pauſanas mel, 

das iftl, ehrwuͤrdige und furchtbare Goͤttinnen 


te Schiffer, der, nad) den Poeten, bie Seelen ber | N 
chiffer, betr t eines alten Manns, mit einem gräßlichen Angeficht und Finke 


tus zu führen pflegt. Er wird unter ber Geftal it ein 
den in a — ‚ber fi) von niemand erbitten läßt, ſondern Könige ind Bauren, Meiche ind Arme in 
dag Rach der Todten fuͤhret, Weil die Poeten es erbichteten, daß ein jeder, ber in feinen Kahn tritt, ihm ein 
Fahrgeld bezahlen muͤſſe? fo legte man den Todten eine Muͤnge in den Mund, um ihn damit zu bezahlen. Die A⸗ 
thenienfifchen Magiftratsperfonen machten einmal die Verordnung , daß, wann eier aus ihren Mittel fuͤrbe, 

datmit doch zwiſchen ihnen und dein gemeinen Poͤbel eis 


man ihm drep folcher Münzen in den Mund legen folle ; 
niger — fenn möge. Dieſer Gebrauch ift auch bey den Egyptiern forgfältig beobachtet worden; wie man 
dann bigmeilen in dem Mund ber Numien annoch goldene Münzen antrift. 

"5... Sn biefe Ciaſſe der Götter gehöret auch die Libitina 1) ; twelche inſonderheit über die Leichen geu 
fett jener. a plutarchus gibt in bem K bes Numa vor, bag fie mit ber Proferpind, der Gemahlin 8 


1) S. Kirchmann Ol 7 Kitit 


Pluto 


























406 Des vierten Buchs drittes Kapitel. 


Pluto einerley ſeye; da hingegen andere fie für bie Venus annehmen. Mithin haben fie einerley Gottheit über 
Die Geburt und bag Abfterben ber Menfchen gefeget. Won den Poeten wird der Name Kibitina le für den 


Tod felbften gefegt. | 
Das dritte Kapitel, 


Don dem Uebergang der Seelen nach den unterirrdiſchen Orten, von 
den fogenannten Pforten der Höllen, den Leibesftrafen der Wer: 
Dammten und yon dem Höllenflug Styr. 


%.r 


on dem llebergang ber Seelen nad) ben unterierdifchen Orten iſt zu merken, daß Mercuriug fir den ordent⸗ 
lichen Führer 1) und Wegweifer nach diefen Orten angegeben werde; welcher bie Verftorbenen, bie uns 
terwegs wie bie Fledermaͤuſe ziſchen muften, nach dem fogenannten Kleinen Haug des Pluto zu begleiten 
pflegte. Man hat aud) fogar gewiffe befondere Thuͤren oder Pforten 2) namhaft gemacht, welche ſich an dem 
Eingang ber Hölen ſollen befunden haben; daher auch die Redensart entftanden, wanıı einer geftorben, daß mart 
von ihm fagte, daß er nach ben Pforten der Hoͤlle gewandert ſeye. Diefe Redensart Eimmt auch fogar in D- 
Schrift vor, Pforcen des Todes und der Hölle. Diefe Hölenpforten ficht man auch auf einigen alten Grabmas 
len abgefchildert; als z. €. Tab. CXLi. Fig. 5. deffen Ueberfchrift folgende iſt Osers zulaydorfous LAuzar zeihipa- 
Unter dieſer Auffchrift fehen wir eine Thuͤre mit zween Flügeln, an deren einem Mercuriug ſteht und denſelben 
u eröffnen ſcheinet, um den ankommenden Seelen den freyen Eingang zu verfchaffen. Die drey Spieſſe mit ben 
Echter weigen zu beyben Seiten, mögen ohne Zweifel die Bedeutung haben, daß der Glycon, welchem zu Ehren 
diefes Denkmal aufgerichtet worden, ein tapferer Held im Krieg geweien. An dem Grabmal der Lepidia Papiria 
Fig. 6. fehen wir zu beyden Seiten der Thuͤre — Adler, welche dieſelbe zu bewachen ſcheinen; an den behden 
obern Eden dieſes Grabſteins iſt ein groſſes Haͤngwerk. 


$. 2. Tab. CXLIL, Fig. r. ſehen wir faſt alle die Umſtaͤnde vorgeſtellt, welche ſich vor und nach dem 

Tod eines Menfchen zu aͤuſſern pflegen; weil aber dieſer Stein Feine Aufichrift hat, beruhet e8 meifteng auf Muth 
maffungen. Sn der Mitte fehen wir zwo Thüren, welche wir für die Pforten der Hslle halten, und vor denfel- 
ben ftehen zwo Perfonen, die einander die Hände geben; vermuthlich find eg Eheleute, Zur Rechten biefer Pfors 
te lieget eine Weibsperfon auf einem Bett, welche mit dem Tod zu ringen fcheinet; und mag etwann eben dieje⸗ 
nige Frau ſeyn, die wir vorhin an der Thuͤre haben. Unten an dem Bett ſitzt der Ehemann, welcher 
über den Tod feiner Ehefrau ſehr betruͤbt zu feyn ſcheinet; die andere Weibsperſon, welche fich linker Hand der 
Sterbenden nahet, mag die Mutter ſeyn. Ueber dem Haupt dieſer Sterbenden fehen wir einen Menfchenfopf; 
der das Maul auffperrt und vielleicht die Seele oder den Geift dieſer Sterbenden bedeutet, — ſehen wir zween 
Männer, welche nad) dem Schiff des Charon zu gehen, von welchen dieſer hoͤlliſche Schiffer ſich das Fuhrlohn 
ahlen läßt. Auf der andern Seite jehen wir ebenfalls zween Männer, welche nach der Hoͤlle wandern, und den 
ercurius zum Wegweifer bey Fich haben. Die eingehuͤllte Weibsperfon, fo hinter dem Mercurius fteht, üt 
vielleicht auch eine Seele, die mitfolgen wil. Am Ende biefer Seite, fehen wir ein Schiff, aus welchem ein ger 
wapneter Soldat fleigt. Vor ihm ſteht die Minerva, welche wir an dem Helm und dem Haupt der Medufa auf 
dem Scild.erfennen. Der an der Erde liegende Mann fcheint auch ein Todrer zu feyn. Fig. 2. ſehen wir einen 


Mann mit einem Spieß, der einer vor ihm figenden Weibsperfon die Hand reichet, um entweder vonihrAbfchied zır, 


nehmen, oder biefelbe zu bewillfommen, Bartolus meint, daß diefes einen Ehemann bedeute, der fein Ehemeib 
in den unterierbifchen Drten gefunden, und fie bey dem erjten Anblick bewillfommt habe. Der Hinter ihm ſtehen⸗ 
de gewaffnete Mann mag einer von deſſen guten Freunden ſeyn. An der andern Seite dieſes Sargs Fig. 3. find 
einige Hoͤllenſtraffen ber Berbammten vorgeflellt. Erſtlich fehen wir den Tantalus, der mit beyden Händen 
Waſſer nach dem Mund zu bringen fucht. Neben ihm a wir den Ixion auf einem Rad ausgefpannt, und 
bey dieſem den Sifypbus, ber einen ſehr groffen Stein auf den Schultern hat, den er immer einen Berg hinatıtras 

en muß. Fig. 4. jtellt den Hoͤllenflug Styr, unter ber Geftalt eines bärtigen alten Manns vor, der auf einen 

elfen figt, und mit der einen Hand ein Seewunder an dem Schwanz ergreift, mit der andern aber Mafjer aus» 
gießt, An deffen linker Seite liegt ein Ruder und Anker, und über dem 36 ein Hirnſchedel, welcher das cu 
gentliche Zeichen iſt, daß hier der Todtenfluß Styx vorgeftellt werde. 


$. 3._ Somerus zeigt von den Höllenftraffen der Werbammten noch mehrere Umftände an. Bon dem Orion 

fagt er, daß er in der Hölle beftändig, ber Wild — Don dem Tityus, einem Sohn der Erben, erzehit 
er, daß nachdem er bie Latona, eine von des Jupiter Kebsweibern entführet, er feit ber. Zeit auf dem Mücken lie⸗ 
en. und leiden muͤſſe, daß ihm die Geyer bey lebendigem Leib die Leber aus dem Leib freffen. Tantalus ſtehe 
Bis an dag Knie im Waſſer, und werde dennoch vom Durft geplagt ; dann fo bald er fein Haupt neigte, um zu 
teinfen, fo fant von Stund auch das Waffer, daß er nichte trinken Fonnte, Ebenfalls hangen ihm die angenehnt> 
ften Srüchte über der Naſe; fo bald er aber darnach ſchnappen will, ziehen fich diefelben in bie Hihe, Won dent 
Siſyphus gibt er vor, daß er einen grafien Stein einen hohen Berg hinan wälzen, aus Ermidung aber ben 
felben wieder Lauffen: und fallen laffen müfte. frion hatte feinen Stiefoater umgebracht, und weil er destvegen 
weder mit ben Göttern, noch mit ben Menſchen hätte koͤnnen ausgefühnet werden, feye er lang in der Frre here 
um gegangen, bis endlich Jupiter fid) feiner angenommen. Meilen er aber nachgehends fo fredy und undankbary 
daß er felbft die Juno, des Jupiter Gemahlin, zum Ehebruch verleiten wollte; ſich auch, ohngeachtet er RE mit 

ube 
1] S. Sier. Magii miſcell, B. 4. k.11. 2] Weil fc die Vorſtellung nad) der bekannten Verfeſſung 
oberhalb des Erde richtete. 


—— 
a ER 











N AN 
NN... uasenovaunuaen | J 7 —— // 
* nn nn mn U I 4 
\ 


| NE 
DM 7 
Nas S N ZA 


Job. CXXXXI. 





veljequuntur g. Lone infernales.4.Stys 
cerimonidt . 


defunctos 


Annirersarıa,erga 


c 


qua mortem vel fr acedunt., 


s.5- 


AHınrıus 0 


U 





breris eorum, 


* 





1et2 „De 





I — —— — 


— _—————- -— == = zz mi m >>. 








, dem Bett naheren und, den Kranken befuchten, zugleich aber bezeugten, daß der 


ENTER ET 


Yon den Elyfifchen Feldern. 407 


NRubes zw thun gehabt, ruͤhmte, als wann Juno ihm wohl hätte leiden moͤgen: fo hätte ihn er 
geſtuͤrzt/ und auf ein Hab ausfpannen laffen, mit welchen er beftändig Bam getrieben A DIS BeNe 


Das vierte Kapitel, 
Yon den Elyfifhen Feldern. 


gern 


ie ei en Gelder , Welche den Frommen zu ihrem Aufenthalt beftimmt waren, follen, nad) einiger Mei⸗ 
® Ai in dem Mond gemefen feyn ; andere aber weifen ihre Stelle in einer. gewiffen Gegend bes Himmels 
\ an. Noch andere verlegen diefelbe nach Spanien, an den Garten der Hefperides; andere auf bie glüdfes 
lige Inſuin; und noch andere, deren Meinung bie gemeinfte ift, behaupten, daß diefe Felder eben fomobl; als bie 
andere Wohnungen der Verftorbenen , unter ber Erde zu fuchen feyen. Der Beichreibung nad), ift die Luft ums 
gemein anmuthig und gefund, als bie von ihrer Sonne) (dann fie glaubten, an ben Orten ſchiene eine ganz ans 
dere Sonne, alg über der Erde) nicht Die geringfte Erhitzung erfahren. Die Erde ift mit allerley fruchtbaren Bäumen 
befeger, welche beftändig bie vortrefflichften Früchte tragen; gleichwie auch die viele wohlriechende Blumen dem 
Einwohnern ein vielfältiges Vergnügen erwecken, Die Vögel in der Luft und auf den Bäumen machen die allers 
fehsnfte Mufic. Und über das alles weiß man nichts von unartiger Begierde, Hochmuth, Geitz und andern der⸗ 
gleichen Gemilthgberegungen ; daher alle und jede mit ihrem Stand zufrieden find, öfters mit sinander ſpeiſen, mo 
die Rymphen und jungen Knaben zur Aufwartung dienen. Don ben Körpern biefer feeligen Einwohner fagt Lu⸗ 
cianus, daß fie gar nichts vefteg, und alfo weder gleie) noc) Bein an fich hätten; fondern einem blofien Schafe 
ten gleich feyen, der gleichfam in eine menfchliche Geſtalt eingehuͤllet ſeye. 


Das fuͤnfte Capitel. 


on der Apotheoſis, oder Bergoͤtterung der Roͤmiſchen Kaiſer, und jähr: 
Net Zodesgedähtniß, oder Parentalibus. er— iht 


N 


ieMporbeo s ober Dergötterung 1), da bie alten Roͤmer ihre Kaifer, ihre Gemahlinnen und Pringen, bur 
\ N route unter die Zahl der Götter erhoben, und ihnen hernach götrliche Ehre re A 
ii Don gar alter Zeit gebräuchlich gemvefen. Serodianug beſchreibt dieſe Ceremonie B.1V. c. 3. mit fols 
genden Worten: „; Bey den Roͤmern war ber Gebrauch, daß fie ihre Kaifer, welche Söhne als Reichsnachfolger 
zu binterlieffen, in die Zahl der Götter verfegten, und diejenigen, welchen dieſe Ehre wiederfuhre , wurden hers 
nach Divi,genannt. Um foldhe Zeit ift die ganze Stadt gleichfam in einer fehr tieffen Trauer. Der Leichnam 


MM ne8 Verftorbenen wird mit vielen Koften und mit groffem Gepräng begraben. Sie bilden aber ein Bıld von 


n De ; nad 
8, welches dem Verftorbenen ähnlich ift, und legen daſſelbe in dem Vorzimmer auf ein mit Helfenbein eins 
. el Paradebert, welches mit foftbaren Decken oder Tapeten bedeckt iſt. Das Bild felber 2 eine blaffe 
4 Todenfarbe. Um dieſes Bild faffen fie faft den ganzen zug. Linker Hand nemlich die Rathsherren, allefamt 
x in ſchwarzer Kleidung; zur Nechten aber allerley vornehmes Frauenzimmer und Ehrenmatronen ; welche lehtern 
hu folcher eit weder Gold noch Edelgeftein tragen 1 fondern allen Schmud ablegen, und in fchlechten weiſſen 
' Kleidern als Leidtragende erfcheinen muften; ‚diefeg baurt fieben Tage lang, da ein Aue täglich fich 
( atient immer fchlimmer 
de. Mann dann der Tag erihienen war, a welchem er wirklich tod zu ſeyn erfläret war: fo nahmen A 
y; pornehmften jungen Herren aus dem Ritterorden, famt ben jungen Rathsherrenſoͤhnen auf ihre Schultern, und 
z trugen ihn über die heilige Strafle nad) dem alten Markt, Zu beyden Seiten dafelbft waren hohe Geruͤſte ge⸗ 
y, baut, die nmel in die Höhe gingen, auf deren einem ſich ein Chor von lauter jungen vornehmen Shi P 
1 nen und Pateicten, auf dem andern aber allerley vornehmes Srauenzimmer befande, welche allefamt mancher⸗ 
, len Xobgefänge zu Ehren des Verftorbenen abfungen ; zugleich aber auch. befondere Klaglieber anftimmeten, 
Y Hann diefe Ceremonie vorbey/ heben fie dag Bett wieder auf und tragen folches auf den "Campus Marius, 
7 wogelbft ein ſehr hohes viereckichtes Gerüft aufgerichtet wird. Es beftcht dieſes aus Feinen ſtarken Balken, fons 
bdern ijt nur aus leichten und dünnen Sparren zufammengefegt. Inwendig iſt es mit allerley Reißig und leicht» 
yı brennenden Materialien angefüllt , von auffen aber mit Foftbaren Teppichen und Gemälden ausgezieret. Auf 
das erſte Stoctwerk dieſes Geruͤſts war ein anderes gefetst , welches Fingsum etwas mehr eingezogen war; und 
, auf biefeg feßte man noch zwey andere, deren immer eines um fo viel enger waren, als die vorige; welcherge⸗ 
, ſtalt dieſes Geruůſt ohngefehr eben die Form hatte, als ehemals die —— Thuůrne welche hier und da an ges 
” ilten Geehäven aufgerichtet mwaren,auf deren oberſten Stockwert zu d acht ein ſtarkes Feuer oder Fackeln un⸗ 
h; ee hnunsden, die durch ihre Slammen ben in Der Dee ‚gehenden Schiffen, bey nächtlicher Zeit den Weg zeige 
"ten und Phari genennet wurden, Wann nun das Bett mit bem toden Bild in dag zweyte Stockwerk dieſes Ges 
bäudeg gefegt war; fo wurden allerley koftbare Gewürz und Rauchwert herbey gebracht, und auf die vermeins 
4 Sintemalen fein Volk noch) Dusgerfchaft, neh jene ein angefehener Mann zuruck bliche, 
on der 
i abricius bibliograph. c.7. N. 24» gleichung der Eanonifation der Heiligen , mit der Apo⸗ 
» een Zeilmanns Differe von Bere tbeoſis. 























Tab, 
CXLII. 


408 Des vierten Buchs fünftes Kapitel, 


1 ber fich nicht eine Ehre daraus machte, etwas zu diefer fo prächtigen und koſtbaren Ceremonie mit beyzutragen. 


Wann dieſes alles eingerichtet war: fo ritten erſtlich diejenigen, fo von dem Nitterorben waren, um bieſes Ger 


a, züft herum, Nach diefen fuhren viele Wä en herum ‚ _beren Fuhrleute verkleidet waren, und durch allerley 
u, Masquen oder Larven die Perfonen der vorherigen groffen Generalen und Kriegspelden vorftelleten. Hierauf 
unahm derjenige, welcher zum eichennihfelee Deikimmt war, eine Fackel, womit er diefes Gerüft anzůndete. 
Hierauf folgten auch die andern, welche allefamt — in dieſen Bau warfen, daß er in volle Flammen gerier 
„the. Dan hatte aber zualleroberft auf diefem Geruft einen Adler veſt gemacht, der bey ben auffteigenden Slam 
a men ſich loß riſſe, der flog alfo im bie Luft, und dag einfältige Volk glaubte, daß er die Seele des Verſtorbe; 
g nen in den Himmel truͤge und von biefer Zeit an wurde ein folcher confecrirter Kaifer göttlich) verehrt. ,, Hier⸗ 
ben fheinet es, daß Herodianus in feiner Erzehlung ‚nicht allerdings richtig feye; weil er zum Exempel vorgibt, 
daß nur diejenigen ſeyen vergöttert worden, welche einen ober mehrere Söhne zu Nachfolgern hinterlaffen ba» 
ben; fintemalen es nicht an ſolchen — fehlet, da einige in bie Zahl der Gotter find Aufgenommen worden, 
die weder Söhne, noch andere nahe Anverwandten, hinterlaifen haben. 


. 2. Dergleichen Vergoͤtterungen ber Kaiſer werden bisweilen auf Muͤnzen vor geſtellt, auf deren einigen 
dergleichen aus etlichen Stockwerken beftehenbes Trauergerüft zu fehen if, Auf Kane fieht man auch einen 
blofjen Adler, welcher die Seele des Kaifers davon führet. Lab. CXLII. Fis. ı. ift die Vergätterung des Kai⸗ 
fers Claudius , welchen Nero , um feiner vielmehr zu ſpotten, hatte confecriren Taffen ‚ vorfielig gemacht, Wir 
ſehen hier dag Bruftbild des Kaifers Claudius, Mit einer bel längenden Krone, auf dem Ruͤcken eins Adlers 
welcher bereit ſteht, damit nach dem Himmel zu fliegen. Er hält mit einer Klaue die Donnerfeile des Jupiter, 
mit der andern aber eine Kugel, als dag Bild der Hereſchaft ber Welt. Der Adler ſteht auf einer Menge übers 
einander herliegender Waffen, darunter auch Schiff ſchnaͤbei zu fehen find; die Siege des Kaiſers zu Waͤſſer und 
zu Land anzuzeigen. 5* 


$. 3. Bon ber Vergoͤtterung der Fauſtina, Gemahlin des Kaiſers M. Aurelius, redet Capitolinus i. 28, 
alfo: Seine Gemahlin Sauftina hat er in einem unten an dem Derg Taurus gelegenen Slecken, YIas 
mens Halala, durch eine plötzlibe Krankheit verloren. Er verlangte darauf von dem Rath, daß 
ihr ein befonderer Tempel möchte zu Ehren erbauer werden , nachdem er Diefelbe ungemein heraus: 
geltrichen hatte ; Ob fie gleich ihrer Keuſchheit halben nicht Ber wol berüchtiger war; welches er entweder 
nicht mag gewußt haben, Oder es nicht bat wiſſen wollen. Inzwiſchen ift derfelben zu Ehren eine 
befondere Geſellſchaft von keuſchen Jungfrauen aufgerichtet worden, weldye man von ihrem Kamen 
puelld Sauftins nannte. Zuc) hat er dem Rach, welcher ibr den Titel Diva und YTater. Caſtrorum 
gegeben: deswegen ein Dankjagungsfdreiben zugefandt. Das Denkmal, welches die Confecration derfelz 

en vorftellet, fehen wir Fig, 2. davon dag Driginal zu Rom in dem Capitolium zu fehen iſt. Fauſtina wird hier 
nicht. von einem Adler, fondern von einer geflügelten Weibsperfon, welche eine brennende Fackel in den Händen 
trägt, gleichfam aus der Flamme eines brennenden Altars nach dem Himmel geführet. Barrolusvermeint, daß 
dieje geflügelte Weibsperfon, auf deren Ruͤcken die Fauftina wweggetragen wird, bie Diana Fucifera feye; ba aber 
diefe Göttin hirgend mit fo gar groffen Flügeln. —— wirde fo moͤchte man es für die Victoria annehmen; 
umalen der Fauftina der Name Mater Caftrorim engelegt worden, wodurch diefelbe alfo gewiffermaffen an den 
Biegen Thei gehabt welche Aureliug erhalten. Unten fiehet man den Kaiſer mit einem andern Roͤmer, wie 
auch einem Juͤngling, der an der Erde lieget, die alle biefer Confecration zuſehen 


$. 4. Die folgende Fig. 3. ift der Abdruck von einem überaus ſchoͤnen Achatſtein, der in dem Königlichen 
Schatz zu ſehen iſt auf welchem die Vergstterung des berühmten Germanicug porgeftellet wird Diefer Stein 
wurde ehemals von ben Benedictinern bes Klofter8 St. Apri von Toul über fiebenhundert Jahr lang verwahret, 
und nach ber in diefem Klofter von einer Zeit zur andern fortgepflangten —“ ſoll ihn der berühmte Card— 
nal Yumbertus, jur Zeit des Pabfts Leg IX. (auf deffen Befehl er nach Eonftantinopel gereifet war) Mit von 
bannen zuruck gebracht haben. Es war bamal die Erfenntniß von den Alterthuͤmern fo fchlecht, daß diefer Stein 
für ein Ehriftliches Denkmal und ein Heiligthum gehalten wurde; indem man den H. Evatigeliften Schanneg hier 
u fehen glaubte, der von einem Engel gefrönet würde, Nachdem aber diefe Benedictiner im Jahr 1694. dem 
Aenig in Frankreich eine Verehrung damit gemacht hatten: fo haben die Kenner der Alterthuͤmer mancherley Ers 
Elärungen davon gentacht, Einige wollten anftatt diefeg Germanicus den Auguſtus fehen; da hingegen andere und 
bie meiften, biefes Bild für den Germanicus bielten ; wiewol man hirgend liefet, daß Germanicus jemalen feye 
pergöttert worden. Inzwiſchen bleibt auffer Zweifel) daß dieſer Stein entweder auf Befehl des Caligula, beffen 
Dater Germanicus war, ober auf DVeranftaltung irgend eines andern nahen Anverivandten, verfertiget worden) 
um defien Gedaͤchtniß M bereivigen; fintemalen Tacitug bezeugte, daß diefem Prinzen zu Ehren, von guten Freun⸗ 
den und Verwandten, ſehr viele Denkmale bier ind da ſeyen aufgerichtet worden ; gleichwie er bey feinen Febzeiten 
amor & delici@ populi, b_i. die Liebe und das Vergnügen des Volks, hits. Cs find aber biefe Denfmale 
nicht groß geivefen, hoch Öffentlich Aufgerichtet torben , meil Tiberiug, der ſehr eiferfüchtig über ihn war, fol: 
ches nicht gleichgültig würde angefehen haben, und ‚felbft bie Freunde beg Germanicug, durch dergleichen Sffent, 
liche Ehrenbezeugungen, in groffe Ungelegenheit hätten gerathen Finnen. Won ber Zahl Kleiner Denfinale alfo 
mag auch) biefer Acharftein feyn, auf welchem Germanicus auf dem Nücen eines Adlers vorgeftellet wird. Auf 
ber Bruſt hat er den Aegis der Minerva, bie gemeine Zierbe der Kriegshelden. Im der Linken hält er eiit Fuͤll⸗ 
horn; in ber Rechten aber eine Ruthe oder Kruminftab, deren ſich die Wahrfager Fu bedienen pflegten. Jenes 
war ein Zeichen, daß die Ehre ber Götter beſonders Im Wohlthun beftehe, biefes aber deutet auf die Waͤrbe des 
Wahrſageramts / welches et getragen hat. Ferner fegt ihm die Victoria einen Lorbeerkranz auf den Kopf, und 
ber Adler hält einen Palmziveig se feinen Klauen; welches bie gewöhnliche Ehrenzeichen derjenigen zu ſeyn 
pflegen ; welche fich im Krieg befonberd bervorgerhan baden. | 


J 


z. 3. 











Tob: CKZAXIH. 











— 
77/412 


RX 






} 





— ER F —— en * S 
MAurelu Imp 5: Apotheosis Germanici 


Claudu. 2Apotheosis Faustine uworıs 
septentrionalum. 4-7. Alumıw Aegyptaca 


nz Apotheosıs « Imp: 


10.12. Monument sepuleralia populorıar — 
3,9. Sphime et Tyramaıs Aegypuaea- - 








EB IE DUO E HE DEZ — 


— — 


— 


N 
\ 
N 
\ 





fiieſſende 


gemeine Weſen verbien 


N Yon der Apotheofis, 409 
$. 5. Diefe Ceremonie ber Vergoͤtterung ift von ben Griechen auf die Römer gebracht worden. Dann ar 
Ende des 1. Bande haben wir viele Eprempel von berühmten Männern gefehen; — in Zahl der — 
ſogenannten Heiden (Heroum) ſind aufgenommen worden; welches man allerdings für eine Art ſolcher Vergoͤt⸗ 
terung halten fan. Thucydides füge DB. Vu, ©. 350. davon ein Erempel an, daß nachdem der berühmte Kar 
cedämonifche Feldherr Brafidas bey Amphipolis umgefommen, Die Soldaten; deſſen Leichnam an bemfelben Ort 
begraben haben, an welchem nachgehends_ber Markt, angeleget worden; damit ſeyen aber die Einwohner diefee 
Stadt nicht zufrieden geweſen, fondern hätten einen Zaun um bag Grab gemacht, und ihm eine ordentliche Lobs 
rede gehalten ; ja fie hätten gewiffe jährliche Kampffpiele und Opfer bey defien Grab angeftellt , Und ihn heruad) 
für den Urheber und Etifter ihrer Pflanzftadt gehalten. Was ferner Lucianus in einem gemiffen Buch, de, ca- 
lumnia, von dem Hephältion, bem vertrauteften Freund des Aletanders, der ihn mit Gewalt wollte für einen Gott 
gehalten wiffen, mit feiner gewöhnlich ftachelichten Schreibart erzehlt, verbient hier auch billig einen Pla. 7, Rach 
bem Hephaͤſtion geftorben, fügt Lucianus / war es dern Alexander nicht genug , daß er demſelben ein prächtis 
; 988 Feichendegängniß halten Keffe, ſondern er füchte e8 auch dahin zu bringen, daß er unter bie Götter möchte 
, gerechmer werden, Zu dieſem Ende lieffen verfchiedene Städte ihm befondere Tempel und Altaͤte aufbauen, auf 
„, welchen fie auch gewiſſe Opfer brachten; alfo daß, wann einer bey dem Namen des Hephäftion ſchwur, fols 
cheo für den alleetheugften Eid gehalten wurde. Wann fich einer unterſtunde, dabey eine lächerliche Mine zii 
y, machen, oder bei) diefem neuen Gottesdienſt nicht alle mögliche Ernfihaftigkeit Und Andacht bewiefe, wurde er 
7» fogleich zum Tod verurtheilet. Wie aber die Fuchsſchwaͤnzer des Alexanders fahen, daß er auf biefe neue Ers 
findung ungemein erpicht war ; mächten fie ihn durch allerley Erfonnene Träume und Erfcheinungen, bie fit 
„von diefem Hephaͤſtion gehabt zu haben vorgaben, noch hißiger, als ob ſie durch ihre Traͤume allerley bis das 
„hin unbekannte Arzneymittel und ſonſt verborgene Dinge erfahren hätten: ja fie uͤberredeten ihn, daß fie feine 
ı Macht von aller Gefahr zu befreyen erfahren hatten; welches alles Alexander mit allem Vergnügen: angehört 
jr Und geglaubt, anbei) aber ſich annoch zeruͤhmt hat, daß er nicht nur einen Gott jıim Water habe, fonderh and) 
„ſelbſten Götter machen koͤnne. Wie viele ehrliche Leute mögen bamalen in Ungluͤck gerachen, und hingerichtet 

‚nm voorben feyn; welche ſich nicht entfchlieffen Fonnten, diefer neuen Gottheit den von dem König anbefohlnen Dienft 
„, zu beweiſen, und deswegen angeflaget worden? Don einen gewiſſen Dberofficier des Aleranders, Agathotleg, 
wurde erzehlt, daß, obgleich Alerander ihn ſonſten gar wohl leiden können, «8 doch wenig gefehlt, daß er ihn 
„, Nicht den Löwen vorwerfen laffen, weilen er bey) dem König angeklagt torden , als ob er bey dem Grab des 
„ Hephäftion gemeint hätte, Aber nachdem Perdiccas bey allen Göttern, und auch bey dem Hephäftion ſelbſten 
1, 88 hoc) betheurte, daß ibm Hephäftton auf ber Jagd leibhaftig erfchienen Teye, und ihm befohlen habe, dem 
1 Alexander anzudeuten, daß er des Agathoeles ſchonen ſolle, weil er nicht darum gemeint, als ob er nichts auf 
7, feinen jetzigen göttlichen Stand hielte, Tondern weilen er fic) der vorigen genauen Treundfchaft erinnert Härte, 


17 fieß er ihn Frey ausgehen, 

6.6. Zu den Ehrenbezeugungen , womit die Alten den Verftorbenen bie letzte Ehre beiviefen haben, rechneit 
wir auch bie i prliche — welche unter dem Namen ber Parentälien bekannt find. Es a en 
jährlich um eine genoiffe Zeit zu den Gräbern ihrer Verwandten, bey welchen fie gewiſſe Todtenopfer verrichteten, 
und mit einander ordentliche Keichenmahlzeiten anftellten; es [heine , daß bie reichen und vornehmen Perfonen in 
ihren Maufoleen_ und unterirrdifchen Grüften eben zu diefem Ende berſchiedene Kammern und Speifefäle Haben 
anlegen Aller Higmweilen machten fie auch Gruben in die Erde, in welche fie Wein, Waſſer, Milch und andere 
achen goffen, in der Meinung , baß bie Seelen der Verftorbenen davon genährer würden. Es ſcheint, 
Daß biefe Geremonte Tab. CX II Fig. 5. vorgeſtellet ſeye. Dann da ſehen wit eine verhuͤllte und wehklagende 
Meibsperfon, weiche mit ihren Töchtern oder andern nahen Freunden, zu dem Grabmal ihres Ehegattens geht, 
Die daben ſtehende beyde Manngperfonen feinen zween Kucchte zu feyn. An dem Eingang diefes Rauſoleun 
find die bepden Genii, welche einen genchter halten „ beſonders zu merken. 

4. Noch eine andere dergleichen Feherlichkeit war zu Rom üblich, welche fie Seralia nannten; weld 

nach ine Y Gsdiug Fatt. 2.u 543.den Urfprung bon dem Aeneas haben ſoll. Man hat aber — 
öffentliche und gemeine Klagen über den Tod vornehmer und anderer Perfonen, die fich in ihren Leben im dag 

t gemacht haben , nicht nur bey den Griechen und Römern, fondern guch bey den Perfert 
nd andern Völkern wahrgenommen, Durch eine geroiffe Aufichrift, die in Metz zu fehen iſt, fücht man zu be 
tweifen, daß jogar befondere Prieſter beftellt geweſen welche bie Todtenoxfer zum Dienſt ber Seelen, bie ſich ihrer 
ach an interirrdifhen Orten aufhielten, verrichten muſten. Es beftund biefelbe aus folgenden Worten: 
Martialis Pontifex Curialis Quinquevir Sacrorum Krebi. Das Wort Krebus aber hätte 
bey) den Alten eine doppelte Deutung. Bigweilen wied dafüiıter eine gewiſſe Perfon angedeutet, welche Die Poeten 
fiir den Gemabl oder Vater ber Nacht halten. Gonft aber derſteht man darunter einen Theil der umterierdifcheit 
Hirte, mo die Heiden die Seelen ihrer Verftorbenen zu feyn glaubten; in welchen Verftand diefes Wort auch ik 
der porangezogenen Auffchrift muß genommen werben. ebrigens fieht man daraus, daß es eine Gefellfchaft von 

Ele Qrieftern gervefen jepe » welche Duinauebiik BANN, wurden? ‚benen das Yput aufgetragen 
far, am, getvifen Orten Die Todtenopfer zu beforgen. 


N 





| 
1 
1 
| 
| 











410 BER ER 5 


Griechiſchen und Roͤmiſchen 
Mitertdümer 


Sunften Bands 


nderer Fheil, 


fo von den Leichenbegängniffen und mancherleh Ceremo⸗ 
nien bey den Leichen der alten barbarifchen und fremden Voͤlker 
den mancherley Lampen und Todesſtrafen, handelt. h 


Das erfte Bud. 


Bon den Leichenbegängniffen der. barbarifchen 
Voͤlker. 


Das erſte Capitel. 


Von der Art und Weiſe, wie die alten Egyptier ihre Berwandten 
und Hausgenoſſen begraben haben 1), 


Sn 


ach dem Zeugniß des Zerodotus in Euterpe cap. Bs. haben die Eghptier die Reichen ; 
und Hausgenoffen auf-folgende Weife zur Erden beftattet. Mann Femane ni Da Hl 1 
legen war, fo war dag erſte, daß alle Weiber von der ganzen Kamilie ihre Angefichter mit Roth Ha 
firichen, worauf fie fich hoch auffchirgten , und, nachdem fie ihre Bruft entbiöfer Hatten fi) elbft 
fhlugen, und alfo in der Stadt herum Tiefen. Dergleichen fhaten auch die Männer arm di 5 
geſchehen war, brachten fie den ‚Leichnam an einen gemwiffen Ort, damit er möchte gefalbet werben. ie 








$.3. Diejenigen, welche dag Vermögen nicht haften, vieles auf die i fü 
eine Gorige mit Cedernfaft, welchen fie bem Leichnam durch den ——— —— len 
per aufzuſchneiden oder zu reinigen, und legten ihn ſodann eben fo lang , als andere, in Salzwaffer 8 ou N 
fer Cedernſaft von folcher Kraft gewefen feyn, daß binnen folchen fiebenzig Tagen der ganze untere Leib davon mie 


a) Schriſtſeller davon meldet Sabricius iu der bibliogr,<, a9, $.7- f. auch Die allgen. Welchiftorie Theil ı sc 





— — — 
—— 


— — — — — — - .. > * 


* 








Non den Leichenceremonien der Eghptier. 411 


allen Gebärmen dermaſſen abgezehret und eingeſchrumpft wurde, daß man alles zugleich mit 
den Hintern heraugziehen konnte. Durch den Salpeter wurde das Fleiſch auch — AH — 
. übrig geblieben , ais die bioſſe Haut über den Gebeineu, Diejenigen, welche noch ärinet waren, und gar feine 
Kolen — konnten, wuſchen ihre Todten bloß mit Waſſer ab , rieben fie ſtark mit Salz und doͤrreten fie 4J 
Wann ein Egyptier oder auch ein Fremdling an einem Ort todt gefunden worden, nachdem er et⸗ 
wa von einem Crocodil erwuͤrget worden, ober ſonſt im Waſſer umkommen war: fo waren die Einwohner derjeni⸗ 
gen Stadt , bey welcher er an das Land, getrieben mar, verhunden „denſelben ſalben zu laſſen und zu begraben ; 
wobey ae Hand anlegen durfte, als die Priefter des Nilus, Man kan die Nachricht ded Diodorus damit 
vergleichen. » 
$. s. Wann ber Körper balfamirt mar, und bie Leichenbegängniß follte gehalten werben, lie i 
wandten den Nichtern und Vornehmften des Orts, wie auch ihren Übrigen Beeunbin den a ee 
en und melden, daß der oder der über den See fahren werde. Mann fid) die Richter, ſamt den Übrigen, an dent 
See verfammlet hatten, ſatzten ſich erftere in einem halben Cireul herum, und wurde auf dem See ein Schifflein 
herben gebracht, deffen Steuermann Charon hies. Ebeder Sarg in dieſes Schiff gebracht wurde, rar einen jeden \ 
von den Anmwefenden erlaubt, daß, warn er gegen ben Berfiorbenen was zu Elagen hätte, oder ſonſten etwas uns | 
gebührliches waſie ex es oͤffentlich ſagen doxfte Wo num einer feine Anklage hinlaͤnglich beweiſen konnte, wurde 
don den Aweſenden Richtern ſogleich das Urtheil geſprochen, und der Angeklagte ber Begraͤbniß unwuͤrdig erfannt 
Wann ed aber offenbar wurde, daß einer aus Boßheit den Berfiocbenen verleumde, und was er ausgefagt, nicht r | 
ermweifen Eonnte, murde er mit einer harten Strafe angefehen. Der Berftorbene aber, gegen welchen nichts konn» 
te geklagt werden, genoß “ou nun an die Ehre, daß feine Verwandten auch auftraten, und ihme befondere Lob⸗ 
reden hielten, und umftändlich erzehlten, wie er von Jugend auf erzogen und unterwiefen worden, wie er die 
Goler und die Gerechtigkeit in Ehren gehalten habe; endlich aber die Deos Inferos anriefen, daß fie denſelben 
in ihre Gefelfchaft aufnehmen möchten. Hierauf erteilte auch das umber flehende Vol dem Verftorbenen fein ger 
baͤhtendes Kob, und priefe ihn felig, weil er von nun an mit andern Frommen in dem Reich des Pluto wohnen 
könnte. Die fonft keine Gräber hatten , machten in ihren eigenen Haufern ein klein Gewölb, in welchem fie ihre 
{ Toblen aufrecht an die Wand ſtelleten. Wann einer grober Verbrechen fchuldig erkannt wurde, oder mehr Schul 
den hatte, ais er bezahlen Fonnte, durfte ihm Fein Sffentliches Liichenbegängniß gehalten werden, fondern er wura | 
de in feinem Haus in aller Stille bearaben. Da geſchahe es mehrmalen, daß noch die Enkel, deren Voreltern 
perfchuilbet waren, oder fonft eine Miſſethat begangen hatten , aus ihrem Vermögen die Schulden bezahlt, und ih⸗ 
ve Verbrechen durch eine Geldbuffe getilger Haben, um denſelben annoch ein ehrlich Begräbniß zu verfchaffen; wie 
- dann die Egyptier ihre Eltern und Vorfahren, die nach ihrer Meinung in bie ewige Wohnungen ihrer Goͤtter vers 
, feet worden y in febr geoffen Ehren hielten. Manche verfegten auch die Leichname ihrer Verſtorbenen ihren 
y Släubigerm, weil diefelbe für das fiherfte Unterpfand gehalten wurden; dann mann einer diefelbe nicht wieder 
quslsßte, wurde & nicht nur für eine groſſe Schande gehalten, ſondern es burfte ein folcher nicht einmal ordent⸗ 
? lich begraben werben, \ : i 
ch 6. Man fiehet heut zu Tag noch viele dergleichen mit allerley Specereyen und Gewürz einbalfamirte Koͤr⸗ 
per, weiche mit leinenen Tüchern ummickelt find, und insgemein Mumie genennet werden. Man findet dergleis 
2 en nicht nur hier und da in den Kunfltammern, ſondern in Egypten werben beſtaͤndig noch mehrere ausgegraben, 
, unter welchen die meiften eine Müne in dem Mund haben follen; welche ihnen von den Hinterbliebenen deswegen 
= in den Mund gelegt worben, bamit fie dem Charon das Fahrgeld möchten bezahlen koͤnnen. Auffer vorgedaͤch⸗ 
ten leinenen Binden fiehet man an einigen noch andere Tücher von feiner Leinwand, auf welchen allerley Hieros 
Ipphifche Figuren gemalt find. Diefe Mumien find insgemein in hoͤlzerne Kätten eingefchloffen, welche mit chen 
Beate pen Figuren bezeichnet find. Tab. CXUIII. Fig. 4 - 7. ſehen wir einige Abfchilderungen von dergleichen 
F Mumien, unter welchen die erſte im Jahr 1692. nach arig gebracht worden, an welcher man nicht nur dag Ges 
h opt, fondern auch beyde Hände fiebet. Die folgende Fig. 5. haben wir aus dem Zircher, die beyden übrigen 
3— 6, 7. aber aus dem Petro de Dalle genomnien. 


Das zwente Kapitel, 
= Von den Egyptiſchen Pyramiden ı) und der Sphinx. 
—3 §. 1. 
# & haben bie Egyptier ihren Koͤnigen fehr prächtige Grabmäler zubereitet. Die geöffen und anfehnlichften 








d unftreitig. bie weltberühmte Pyramiden, welche man no bis auf den heutigen Tag fichet, bie 
Bi Di Seiten ber, unter die befannten fieben Wunder ber Melt gerechnet worben. Den Bericht des 
I Zerodorus war ber Cheopig des Nhampfinitus Nachfolger ber erſte, ber einen fo wichtigen Bau unternommen 
E; At, Gr war allen Laſtern ergeben , ließ alle Tempel zufchlieffen und alle Opfer verbieten; bingegen zwang er 
feine nterthanen, an ben groffen Gebäuden zu arbeiten, welche er ınfernommmen batte, Einige mußten in beit 
rabifchen Steingruben Steine hauen und an ben Fiil bringen , wo fie zu Echifj an bas gegen über ftehende Ufer 
gebracht wurden, Von bannen holeten fit andere ab, twelche fie am das Fibpfche Gebirg fortjchleppen muften. Es 
iwaren aber überhaupt an hundert taufend Mann, welche mit biefer Arbeit geplagt waren, und welche alle drey 
fo daft je gehenranfend abgiengen, und fogleich taufend andere an bie Stelle treten muften. 3ca 


ben Jahr war biefe 9 
Anbey mußten fie eine fehr gro 
fer fortzubringen ; mit welcher 


1) &. allgem. weltpift. und Pococks Reifebefreibung) fo nun auch teutſch beraus iſt. 


e und breite Strafje anlegen, um dieſe Steine wegen ihrer groſſen Laſt deſto bß 
rbeit fie eben fo viele mühe gehabt haben, als mit ben Doramiben — & 
war 


elten . fi fi T 
Monat abmechfelten, Hoffe DR 5: Menfchen beleälige nur allein bie Steine an Drt und Stelle zu bringen. 
e 


| 
ar J 






42 Des erften Buchs, drittes Kapitel. 


war biefer Weg über drey tauſend Geometrifche Schuh lang und zehn Ellen breit, Und mo das Erdreich etwaͤs 
tiefer lag, war er acht Ellen hoch; an beyben Seiten war diefer Weg mit groſſen Quaterſtuͤcken eingefaft, an wel» 
chen allerley Hieroglyphiſche Figuren eingegraben waren. Es giengen zehen Jahr vorben , big diefer gepflafterte 
Weg zubereitet, und auf dem Hügel, mo bie Pyramiden follten gefeßt werden , die unterfien Gewoͤlber ausgegras 
ben waren; melchergeftalt dann zwanzig Jahr an diefer einigen Pyramide gebauet worden. Der eigentliche Platz, 
wo ber König fein Grab zubereiten tieffe, war eine Anful, die er durch Abgrabung eines Arms von dem Nil ber 
fonders dazu anlegen lieffe.. Die Breite diefer Pyramide, fo viereckicht war , machte auf jeder Seite achthundert 
Schuh aus; und die Steine , woraus fie gebaut worden, hatten meifteng dreyßig Schub in der Länge, . 


5 2. Weiter fagt Zerodotus, daß diefe Pyramide Stuffeniveife aufgefuͤhret geweſen. Daf allein fir 
Rettige, Zwibeln und Knoblauch, fo dabey verzehret worden, taufend und fechshundert Talente aufgegangen ſeyen; 
welches aus der Auffchrift, die zu Herodotus Zeiten noch Eonnte gelefen werden, zu erfehen war. Nun kan man 
den Ueberſchlag machen, was bie eiferne Inſtrumenten und Klammern, mögen gefoftet haben, und mie viel für 
Brod und andere Lebensmittel diefer Keute aufgewandt worden. Die andere Pyramide, welche Chephrenes, dee 
Nachfolger bes obigen, ſoll erbauet haben, mar etwas kleiner; die dritte und Fleinfte bat den Myeerinus, den 
Sohn des Chephren zum Urheber, 


i $. 3. Diefe drey Pyramiden find zwar bereits von vielen in ihren Neifebefchreibungen umſtaͤndlich beſchrie⸗ 
bein worden , welche faft alle in ihrer Erzehlung mit dem Herodotus rinffinmig find. Doch deucht mich, daß bes 
Heren Cornelius Drum Befchreibung gehaucr jene, als die übrigen. Obgleich diefer Prramiden. inggemeirt 
nur dreye angeführet werben: fo ift doch gewiß , daß beran vier find; beren legte aber dermaſſen klein ift , daß 
man fie nicht zu den Übrigen rechnet. Allein die gröfte ift alfo gebaut, daß man bis «af den oberften Gipfel hits 
an fteigen fan ; auch hat diefe allein einen Eingang, ber aber ſehr eng iſt. Obgleich diefelbe von auffen Stuffen⸗ 
weiſe gebauet ift, fo iſt es doch ſehr gefährlich hinan zu ſteigen, weilen die Stuffen am ſich nicht nur fehr hochz 
fondern an vielen Drten auch fehr fchadhaft und ausgefreſſen find. Srunius meldet, daß er an ber geojfen Pys 
zamide, von unten bis oben an, zweyhündert ind zehen Neihen Steine oder Stuffen gezehlet habe, und. daß ums 
ten jede Seite ſiebenhundert und vier Schub breit gemwefen vie Don auffen aber foll fie fechshundert und ſech⸗ 
eben Schub in der Höhe gehabt haben: Db gleich diefe groͤſte Pyramide denen , die von unten hinauf ſchauen, 
ganz fpitig vorkommt, fo foll doch auf dem Gipfel ein srofer viereckichter Platz fen, deffen jede Seite fechzehen 
Schub zu ihrer Breite hat, welcher Plaß aus zehen bis zwolf Steinen zuſanimen gefegt it, die mit ihrer Oberflds 
che einen Raum von zioephindert und ſechs und fünfzig Quadratſchuhen ausmacht, 


$. 4. Wann man die zweyte Pyramide von fernem betrachtet, meint man wirklich , fie ſeye groͤſſer oder 
höher , alg jene exflere, weilen fie auf einem höheren Erdreich ſteht. Diefe ift auch ohne Deffnung, daß man niro 
gende hinein gehen Fan. Doch meint man, daß dieſelbe vor diefem auch mit einem Eingang verfehen gemefen, auc) 
vielleicht inwendig ihre verſchiedene Gewölbe abe habe. Uebrigens ift fie gleichfalls wiereckicht, davon jede Geis 
te ſechshundert ind dreyßig Schub zu ihrer Breite haben fol. Die britte iſt gegen jenem erftern fehr Elein, umd 
meint man, daß fie vor biefem mit ſteinern Platten bedeckt geweſen. 

5. Nice weit von dieſen Pyramiden fiehet man eine geofje Statue, die in einen Felſen gehauen ift, und 
die Sch einer Sphinx bat; davon aber der bloſſe Kopf, fo einer Weibsperſon gleichet, vorhanden if, Der 
übrige Leib diefer Statue ift von dem Sand, woraus berfelbe ganze Berg befteher, dergeſtalt überfchüttet und bes 
deckt , daß man weiter nichtö, als den Kopf und Hals fiehet. Daß biefe ganze Bildfäule von einer ungeheuren 
Groͤſſe muſſe geweſen ſeyn, läßt ſich wenigſtens daraus abnehmen, weil der Kopf allein fieben und zwanzig Schuh 
hoch ſeyn fol, und man von dem Ohr bie an das Knie N Schuh rechnet. Plinius gibt vor, dag biefes 
groſſe Stüd daß Grab des Egyptiſchen Königs Amaſis geweſen feye; welches um ſo viel glaubmwürdiger fcheinet; 
weilen fie ſich an eben bemfelben Plag befindet, der ſonſt gleichfam für den allgemeinen Kirchhof gehalten wird) 
woſelbſt auch vorgedachte Ppramiden und andere Gräber waren, Diefe Sphinx, famt einer von ben Phrami⸗ 
den; ſtellen Tab, XL, Fig, 8. 9. in ſehr kleiner Geſtalt vor) / weil man hier bloß auf bie Figur ſiehet. 


S Das dritte Kapitel - 
‚Don dem Feld der Mumien und einigen balſamirten Vögeln. 
x ; n k * 6, I; 
on ben Mumien ober balfamizten Körpern der Egyptiet haben wir bereits gehandelt; nun haben wir von 
ss dem fogenannten Geld der Mumien /deſſen in den Neifebefchreibungen Ban da are geſchicht, 
ER) etwas anzumerken. Es iſt dieſes Feld un efehr jehen tauſend Schritt von der Stadt Cairo abgelegen, fehr 
breit und mit Sand gänzlich bedeckt ; welchemna teber Gras noch fonft einige Pflanze ba anzutreffen, auch Feirt 
einiges Haug dafelbften zu fehen iſt. Vielmehr befindet fich da eine groſſe Menge Menfchenfnochen hin und wica 
der zerftreuet , nebft alerley leinenen Binden, zerbeochenen Sätgen und Kleinen Gößenbildern. Ueber bag fagt 
man, daß dieſes groffe Feld gänzlich untergräben; und in viele unterierdifche Gemölber md Zellen eingetbeilet ges 
weſen, in welchen man Mumien zu finden pfleget. Mer aber diefelbe finden und an dag Licht bringen will, muß 


ſich in fiefe Hölen hinunter begeben, big er zu den Gewoͤlben kommt. Die Munien felbft , welche fie von dan⸗ 
rl hervorbringen, find nicht nur mit allerlen Binden umwickelt, fonbern bismeilen at ie Gold überzogen. 


$. 2. Aus des Aeltanus FIilt. anim, VI, 7, lesen toit , daß bisweilen fogar gewiſſe Vogel balſamiret 
worden, Er gebenfet an angeführtem Ort eitter Kräbe an dem See Moerig, a pi Die, daß in man⸗ 
hen Reiſebeſchreibungen einer beſondern Hoͤle gedacht wird; welche fich auf dem Feld ber Mumien befinden; und 











Von den Reichenanftalten verſchiedener fremden Voͤlker. 413 


die Begraͤbniß verſchiedener Voͤgel geweſen ſeyn ſoll. Hievon meldet Milton/ ein Engelaͤnder, daß er ſich ſelb⸗ 

ſien in folche an einem Strick gelaſſen habe, und in eine Gruft, die in einen gelſen gehauen war, Rhein) In 
die nach ihrer Höhe ungefehr das Maaß eines Mannes gehabt, Ellenbreit und fehr lang gewefen. In diefer habe 
er verfchiebene irdene Töpfe gefunden, Die alefamt mit einem Deckel von gleicher Materie hedeckt waren, in deren jes 
dem ein balfamirter Vogel gelegen. Ja, er fagt, er habe auch Hinereper barinn gefunden, beren Schale zwar gang 
und ımverfehrt, von innen aber ganz leer waren; baber fie auch keinen wibrigen Geruch von fich gegeben. 


| Das vierte Kapitel. 


Yon denLeichenanftalten dev Troglodyten, Macrobier, Mohren, Year 
bataͤer, Aſſyrier, Perfer, der von Derben, der Cafpier und Sehthen. 


— 


ie Troglodyten haben, nach dem Zeugniß des Diodorus und Strabo / bie Leichname ihrer Tobdte 
& Oerten bon Hagebornen bermaffen zufanmen genebelt, daß, deren Hals und Schentel en — 
Hierauf legten fie dieſelben auf einen Hugel: und warfen unter einen groffen Geſchrey und lachender Stinws 
me fo viele groffe Steine darauf, big berfelbe damit gänzlich bedeckt war, Zuletzt ſteckten fie cin Ziegenhorn barı 
auf, und giengen ohne bie geringſte traurige Enpfindung davon, 


2. Die Mohren ober Aethiopier, welche wegen ihres hoben Alters, bag fie meift erreichten, Macrobii 
b.i. Kr langle ne genennet wurden, hielten es mit Ihren Zobten faſt auf eben die Weile, wiedie Eopptier. eu 
überzogen bie Körper mit Gips und mahlten fie mit Farben, als ob fie noch lebten, legten fie in einen langen Behäls 
ter, welchen fie veſt zumachten; melchergeftalt fie die Körper in einer lebhaften Geſtalt durch dad Glas beftänbig fer 
en fonnten, und boch einen unangenehmen Geruch empfanden. Auf diefe Weiſe behielten fie diefelben ein ganzeg 
Sr in ihren Häufern, binnen welcher Zeit fie ihnen bie Erftlinge von allen Dingen brachten und gleichfam Bm 
pfer darlegten. Endlich trugen fie ſolche vor die Stabt. Auf eine ganz andere Weife hielten es die Rabataͤer mit 
ihren Tobten, welche biefelbe nicht befjer achteten, als Mift und Koth, und bey einem Miſthauffen begruben. Fast mie 
Heraclitusfagte, es ſeye Fein ärgerer Koth, als die Todten; deswegen man biefelben auch bey Zeiten fortſchafte 


3, Die Affyrer legten ihre Todten in Honig mie bie Römer fie ebenfalls mit Honig beftrichen ; teil 
— ſolche —5*— vor der Faulniß verwahret blieben, Doc) Hat man Erempel dag fie es ige na 


AÄrt der Egyptier bisweilen Ban begraben haben ; welche Gewohnheit zwar nicht beftänbig fcheinet gewe⸗ 


: on, Dann nach dem Bericht deg Herodotus Clio c.147. hat Nitocris, bie Königin der Afyrer i 
en 5 san, über einem Thor der. Stadt bauen laſſen, wo die Leute vielfältig aus: und eingiengen, A 
chrift dieſes Inhalts darüber ſehen laffen , dag wann irgend einer von ihren Nachfolgern Mangel am Geld haben 
— er bieles Grab eröfinen und fo viel heraus nehmen möchte, als ihm gefiele; doch follte es feiner aufma⸗ 
chen, ber eg nicht in der That ndrhig hätte, weilen es ihm fonften nichts nügen würde, Diefes Grab ift lange 
Zeit unberühret geblieben, bie zu ber Zeit des Darius, der ſolches aus purem Seig und one Roth eröffnen kiefie, 
aber anjtatt bes verhofften groſſen Schages nichts darinn fand, alg diefe Auffchrift: Wann du nicht von einer 
unerfärtlichen Begierde nach Bold eingenommen wäreft, fo würdeft du der Todten ihre Gräber nicht 


eröffnet haben. 


$, 4. Der Scythen Leichendegängnifje waren nach ber Erzehlung des Serodotus Melpom. 72. mit viel 

Btutvergieifen verbunden, Wann ein König imer ihmen farb, machten fie eine gro viereckichte Grube, un 
überzogen den Leichnam des Verftorbenen mit Wachs, wann fiezubor das Eingeweid und Gebärme heraus genommen, 
alles wohl gereiniget, und mit Foftbaren Specereyen wieder angefüllet hatten. Diefen Leichnam trugen fie hernad) 
von einem Volk zum andern; da diejenigen, Die folchen begleiteten Im ann ihrer Traurigkeit fic) ein Stücklein 
von den Ohren fchnitten, das Haar abfchoren, bie Arie, Stien und Naſe mit Meſſern verwunderen, und Pfeiledurch 
bie linfe Hand ſieckten. Wann fie nun dergeftalt den eichnam des Koͤnigs auf einem Wagen durch alle feine Pro» 
pinzen herum geführet, begruben fie ihn an, ben alteräufferiten Graͤnzen der Gerrhen, mit folgenden Umftänden: Sie 
ftellten die Feiche in einem Sarg auf ein Paradebett, und ſteckten auf beyden Seiten einige Spieffe in die Erben, über 
fvelche fie eine Decke ſchlugen. Auf biefem Pla begruben fie aud) eine von deſſen Kebsweibern / welche fie vorher mit 
einem Strict erwürget haften, Gleichergeftalt wurde auch fein Koch, Mundfchenf, Stallmeifter und andere Bedien⸗ 
ten, auch deffen Pferde erwuͤrget und begraben; gleichtwie fie auch die goldenen Schalen (filberner Gefäfe bedienten 
fie fich nicht) mıit in daB Grab warfen. Wann diefes gefchehen, trugen fie allefamt eine geoffe Menge Erde zufans . 
men, welche fie auf das Grab warfen, daß eg davon hoch bedeckt wurde: dieſe Ceremonie wiederholten fie das fols 
gende Jahr, wobey fie fünfzig von ben Königlichen Bebienten, und eben fo viele der vortrefflichfien Pferde hinr ichte 
ten, ihnen hernach Pfäle durch den Leib ieffen, und bey ben Pferden alfo ſtehen lieffen. 


55 Anderegemeine Scythen.legten ihre Verwandten ſo bald fie geſtorben, auf einen Karren und führten fie 
u — Geennden ber, welche dieſe Leichenbegleiter aller Orten mit Speife und Trank wol beiirtheten, —— 
Korn eben fo viel vorfegten algden Lebendigen; mann fie auf diefe XBeife vierzig Tage herum gezogen, begruben fie 


endlich ihren Todten. 
Mimm mm Nas 





De VER KERN 
roh m Das fuͤnfte Kapitel, 
Bomben Leichenbegängniffen der alten Teutſchen/ und einiger 


noͤrdlichen Voͤlker n 


53 uk 


I. 5 £ 
| on ben Leichenceremonien der Teutſchen redet Tacieus in feinem Buch de moribus Germ. alfo: „Die Teitte 
ss ſchen treiben bey ihren Leichen keine Pracht. Nur brauchen, fie bey den vornehmften ik ihnen ein bes 
,, Vonders Holz zum verbrennen" Man ſiehet aber nicht, daß ſie den cheiterhauffen mit koſtbaren Kleidern 
ar oder Tapeten behängen, oder koͤſtliches Rauchwerk in dag Feuer werfen; fondern-fie-geben- einen jeden feine 
„ Waffen und bisweilen auch das Pferd wit in das Feuer. Das Grabmal beftcht DIOR aus aufgerichtetin Ras 
z fen. Alle andere Pracht halten fie für überflüßig. Bon ihrem Weinen und Weheflagen machen fie bald ein Eur 
„ de, trauren aber defto länger, Daß die Weiber ihre Männer beflagen und beweinen , wirb an ihnen alg eine 
1 Zugend-gerühnmt,;, an ben Männern aber lobet man es, wann ſie ihrer Meiber mit Ehren gebenten, 


$.2. Die nördlichen DölEer ‚ unter deren Namen man hier, nebſt den Teutſchen infonderbeit, bie &Scwr 
then, Sarmatier, Limbrier, Dänen und Dritten verfteht, richteten über ben an an PM bil 
nehmen Perfonen, nach bem Unterfchieb eines jeden, bald gesffere, bald Kleinere Hauffen Erden auf. Bismeileh 
ruben fie groſſe Steine aufrecht in die Erde, daß fie gröften Theil iiber die Erde hervorgiengen, uber welche fie 
ernac) andere Steine oben in die Quer legten, daß fie die Geſtalt eines fteinern Zhuürgeftelld. hatten. ie 
machten dergleichen mehrere. neben einander, von unterfciedener Groͤſſe. Manche Steine ſunden auch allein, daß 

. Keine oben darüber gelegt waren. Diefe Steine waren gan; rauh und gar Nicht bearbeitet, wie fie auf ben Zeld, 
oder in Steingruben gefunden tverden ; wie folches Tab. CXLIIL, Fig. ro. zu ſehen (ff; dergleichen Grabmale it 
Engelland noch manche angetroffen werben. Noch mehrere findet man in den nördlichen Provinzen von Tutſch⸗ 
land, als in Friehland und Weftphalen. Unter diefen Steinen find manche fechzehen, achtzehen bie wanig Schuh 
lang, An manchen Orten fallen dieſe Grahſteine mehr in die runde Form, dergleichen ein Grabmal bey Helmitäbt 
angetroffen wird, dason wir Fig, rı. bie Abfhilberung fehen. Ein anderes dergleichen. findet fich bey einem ges 
wiſſen Drt, in einem Bald, wie aus Fig. ız- zu fehen. Obwohlen einige biefen Steinhauffen für einen Altarhals 


Das zwerte Bud. 


sen wollen, / 
Von den verſchiedenen Lampen der. Alten. 


han Das erſte Capitel, 
Don dem Urſprung und mancherley Gattungen der Lampen x). 


$. 1. 


s laͤßt ſich nicht leicht eine Art alter Denktmale nennen, die man annoch heut zu Tag in groͤſſerer I 

© zahl vormweifen kan, als bie Lampen; ſie werden fait in allen — RER Al Menge 

angetroffen; gleichwie man auch zu unfern Zeiten hier und ba viele noch) aus der’Erden grüßt, Der Ger 
brauch derfelben iſt unftreitig fehr alt, obwohlen man von deren erftem Urfprung nichts gewiſſes anzeigen Fan. 
Einige geben vor, daß die Egpprier die erjten Erfinder geweſen ſeyen; wovon man doch feinen hinlaͤnglichen Grund 
angeben fan. Wann man aber bebenft , tie noͤthig und nuͤtzlich dieſelben fenen, und tie leicht man’ auf die Er⸗ 
fee —— fallen konnte; ſo iſt es ſehr wahrſcheinlich, daß dieſelben bald nach dem Anfange der Welt erfun⸗ 
en worden. 1 oT 


$. 2... Nach dem Unterſchied ihres Gebrauchs laſſen fich biefelben ſehr füglich in dreyerley Arten eintheir 

len; zu beren erſten wir diejenigen rechnen, welche in ben Zempeln und zu dem el ——— Kamen 
worden. Die andere Art begreift diejenigen, deren man ſich in ben Hdufern, bey Mahlzeiten, Hochzeiten ımd atte 
berit dergleichen Feyerlichkeiten, bebienet bat, Zur deitgen Art aber gehören die, twelche in den Gräbern aufges 
ie oder niebergefegt wurden; welche legtere man insbefondere Lucernd fepulevales nennt. Non der erſten Art, 
je bey dem Gottesdienst Üblich war, hat ba8 Lampenfrft feinen Namen, welches nicht nur bey den Eghptiern, 
fondern auch bey ben Athenienfern gefeyret würde. Daß inan aber Lampen in den Tempeln aufgehenkt bat, mag 
wol uriprünglic von den Juden auf andere Völfer gekommen feyn. Von den Athenienfern weis man, daß fie auf 
dem Felt der Minerva, bes Bulcanus und Prometheus, in ben Tempeln berfelben brennende Lampen aufgebentt has 
ben ; und dieſes darum, weil Prometheus, nach dem UAngeben ber Dichter, das Feuer vom Himmel nebracht, Vul⸗ 
canus für den Feuergott, Minerva aber für bie Erfinberin aller Fünfte angegeben wird. Ce ilt auch befanntz 
daß die Nömer an verfchiebenen Fefttagen Lampen angezündet haben; wie fie nod an einigen Feften fogar ihre 
Fenſter und Hausthüren, auch hier und da einige Baͤume mit Lampen behenkt haben, Was infonderheit die Tods 


> 5% A ns 
a) Schriftfieller davon fiebe beim Fabricius bibliegreph, c.23, n. 10. NE 


° 


4 





4 
4 
x 


* 


— De: ug Aa Fe u m me Me ne nn nn Yan 
u Fe 


— 


ER 


f 





Tab: CXXXXI. 


LVCERNAE VETERVM 














Zu = u Er — —— —— — —— ⏑ BE Et mn ES ED ED er LE ne A EEE SEE A EEE EM En BZ ne 25 — — — 














Mi 
B 
f 

K. 
$ 

3 


ol dem Lrfpeiing der Lampen. 415 


tenlampen betrifft, haben viele Gelehrte in ben Gedanken nelfahden , daß manche beftändig. gebrandt hätten, und 
niermalen verlöfcht ſeyen zu deffen Beweis fie verfchiedene Beyipicle anführen; daß ‚auc) noch zu unſern Zeiten 


bier und da Grilfte und unterirrdifche Gewoͤlber entdeckt worden, ‚bey. deren Eroͤffnung man annoch brennende 


Lampen angetroffen habe; die aber, fo bald bie Luft dazıı gekommen, ſogleich erlofchen teyen, 


# $. 3. Ob man aber wol keineswegs in Zweifel jiedef, daß vor dieſem brennende Lampen in den Todten⸗ 
gewoͤlbern beygefeßet worden: fo ift e8 doch nicht glaublich , daß diefelben fo viele Jahrhunderte binducch ſollen 
beftändig gebrandt haben, umd nicht erlofchen feyn. Die Bepipiele, welche zu Beftarfung dieſes Angebens anges 
führer worden; und bey dem Licetus / der ein befonderes Buch hiedon geichrieben, und die mancherley Meynungen 
der Gelehrten barinm gefammlet hat, Fönnen nach elefen werden , find. von gelrbrten Leuten fchon laͤngſtens als 
Mährgen verworfen worden. So viel iſt gewiß, Kb wann nur ein einiges Exempel koͤnnte anaelübret werden, an 
deſſen Ölaubhaftigfeit nichte auszufegen ware, die Sache ſich annoch hören heffes fo daß nan glauben müßte, es ger 
be in ber That ein gewiffes Ort, welches beftäubig das Licht erhalte, und fich felbjt doch nicht verzehre, wie nicht 
minder einen Docht, der niemals verbrenne. % u yet 


. 4. Daß anfehnlichfte Erempel, welches dißfalls angefuͤhret wird, ift von bem Grab ber Tuffiola, Toch⸗ 
ter des Cicero, hergenommen, welches unter dem een 113, fol entdeckt worden feyn, worinn man dieſe 
Perfon noch ganz unverweſet, und die Haare mit einer go! denen Haarnadel aufgefieckt, angetroffen habe ;_bigglkie 
chen habe man dabey eine noch Drennende Kampe gefunden, welche aber, fobald als die äuffere Luft barzu gekoms 
men, verloſchen. Man babe auf eben dieſem rab die Worte gefunden: "TVLLIOLAT FiLIAE MEAR, 
woraug ganz Har.erhelle, daß diefer Körper des Kicero Tochfer'gewefen. Daß aber dieje Etzehlung fait nach al⸗ 
fen Unftanden grundfalfch ſeye, hat Alegander ab Alexandro, welcher zu derfelden Zeit jun Nom geweſen ift, alg 
dieſes foll gefcheben feyn, fchon fattfam erwiefen. Und wem follte wol glaubwirdig vorfommen , daß Cicero ben 
Leichnam feiner Tochter nicht vielmehr ad) damaliger Gewohnheit wuͤrde haben verbrennen, als nach Urt der 
Egpptier balfamiren laffen ?_ Und warum jolte er.fie an einen 9 beſoudern Ort, und nicht vielmehr in ber 
Gruft ihrer Boreltern haben beyfegen laſſen? Die übrige Beyfpiele gründen fich auf ein fchlechtes Hörenfagen; 
und dag Zeugniß-einfältiger und leichrglaubiger Leute. Es Fan wol feyn, baß einigen, welche dergleichen Gruͤf⸗ 
ten nachgegraben haben, bisweilen ein Rand) oder Dampf, der aus ber Erde gekommen, in die Naſe geſtiegen 
if, und fie bald darauf eine SER Beh baben; woraus fie fogleich den Schluß aemacht, daß dieſe noch kurz 
vorher gebrandt, und bey ihrer Verloͤſchung den Dampf gemacht habe. Ein ſoiches Abenchruer zu glauben, ers 
fordert gewißlich glaubwuͤrbigere Zeugen. Want Paufanias einer geriffen Lampe gedenket, welche in bem Tem⸗ 
pol ber Minerva aufgehenft geweſen, und‘ beftändig gebrandt habe, ohne. daß das Del darinn verzchret worden; 
Ober man nöthig gehabt, neues zuzügieffen: fo füget er felbit hinzu, daß dieſes eine von den Prieftern erſonttene 
Fabel ſehe, welche obne Zweifel immer heinilich Del zugegoffen H tten. Ach! wie viele von dergleichen Seltſam⸗ 
keiten tverden erzehlet , welchen geſcheute Leute nicht den gerinp en Glauben beyfügen. "Und geſetzt, Das oben ane 
gezogene Epempel wäre wahr: ſo märe es doch noch nicht binlänglich, zu beweifen, daß es in der That Lampen ges 
be, die niemalen verloͤſchen 2), ; 


8.5.7 Sie waren meiſt aus Thon verfertiget; man findet auch einige von Metall, filberne und goldene aber 
find fehr rar. Eine einige Lampe iſt zumeilen mit vielen Dochten verfehen geweſen. Es wilde aber ſchwer ſeyn, zit 
entjcheiden, welche von fo vielen Stůcken umd Lampen eigentlich Hi Haustempel oder zu einem Grab beftinmit ges 
teten. Doch iff e8 ziemlich wabefcyeinlich, daß die, welche auf hoben Fuͤſſen ſtehen, oder mit Kettlein verſehen 
find, ‚zum Aufhängen in den Häufern und Tempeln gebraucht worden; wieiwol Nicht zu leugnen iſt, daß auch Lam⸗ 
pen von diefer Art bis wellen in Gräbern gefunden worden. In dem geöffern Wert des Monfaucen fl eine 
groffe Anzahl anzutreffen, und diefer beribmmte IE gleichwol, daß er noch eine weit groͤſſere Minge 
mie Fleiß ausgelaffen, welche er noch abgezeichner im Berg habe, oder aus andern groͤſſern Werken entlehnen 
anie Mir genügen ung bier, von allerley Gattungen nur einige anzuführen, und zwar nur ſolche, welche we ⸗ 

engewiffer Theile von andern etwas unterfchieden ind. _ Wir wollen aber erſtlich einige derjenigen anführen; 
eren Form und Geftalt der bloffen Erſindung und Phantaſie ber Kuͤnſtler zuzuſchreiben; und fobann zu denjenigen 
fchreiten , welche fich auf bie Mythologie beziehen: 


| Das zweyte Kapitel, 


vVon Rampen, welche meift ans der Phantaſie der Kuͤnſtler 
—— erzeuget worden 1). 


$: 15 ⸗ * 

T CKLIV, fehen wir die Abſchilderung von sehen unterfchiebenen Lampen. Die erſte Fig. t. hat nicht 

Fefonderes une ift mit einem Kettlein verfehen ; daraus man fchließt, daß fie in einem Haug gebrauch! 

worden, Die Wlyle Fig 2. hat mehrere Zierkätben, imd ſcheinet die Geſtalt eines Schifleing zu baden 

Die dritte Fig. 3. ift mit dem Hals und Kopf eines Greifen gezieret. Die vierte Fig. 4. flellt einen Mann mit ch 

ner Phrygifchen Mige vor, der hinter einem Nferdstopf fit. Die fünfte Fig. 5. ift ah beim Handgriff mit einem 

Pferbskopf geziert. Die fechfte Fig. 6. ſteht auf — re — J — anne socket ! 
die £ i ines alten Mannsko en Tußaeitell, lift fich vielle 

die Lampe felbfien aber hat die Geſtalt eines alte N ——— geſieu, 5 


eius mel⸗ 1) Viel Lempen diefer verfi ied enen Arten bat Beger id 
a) 7* ſehe die Schriftfieller, welche Fabricius ) — ARD a en * Bege 








Tab. 


“ Tab, 
CXLVB. 





416 Des zweyten Buchs drittes Capitel. 


chlieſſen, daß ſie zum haͤuslichen Gebrauch, etwa auf einen Tiſch zu ſtellen, gewidmet geweſen. Die zwo folgen) 
be Fig. 7. und 8. find von Thon ober Erde gemacht, die erfte hat zween Docht, die andere aber fieben.. Die 
neunte Fig. 9. ftellt ein Tigerthier vor, welches den Rachen auffperrt , und am feinem Leib, anftatt der dunkeln 
en mit Roͤßlein bezeichnet iſt. Die legte Fig. 10. hat bie Beftalt einer Sphinx, und ift aus dem Eabiner ded 
erzogs von Medina Celi genonimen. 


m. Auf der folgenden Tab. CXLV. treffen wir annoch acht Lampen von dergleichen Art an; deren ers 
fe Fig. 1. befonders merkwürdig iſt. Die Geftalt zeigt erftlich einen bärtigen Manngfopf, der ziemlich ehrwuͤr⸗ 
dig augfiehet. Die Augen find von Silber, und die Ohren ungemein lang, Das Haupt ift mir einer holen 
sone umgeben‘, unter welchem ein Behalter if, der durch den Hals hinunter geht, und dennoch mit dem Gefäß, 
darinn man das Del aufbielte, feine Gemeinfchaft hat. Er Keht auf dem Leib eines unbekannten, geflügelten und 
vierfüßigen Thiers, welches einen Schwanz hat, wie ein Triton. Fig. 2. fehen wir eine andere, welche einen 
Kopf, fo mit einem Helm bedeckt ift, vorftellet. Die zwo folgende Lampen Fig. 5. und.4, haben die Geltalt eincs 
Fuffes ober Pantoffeld, deren erfterer mit einem Kettlein verſehen if, der andere aber anftatt des Handgrifs cine 

ewundene Schlange hat. Die fünfte Fig. 5. hat die Geftalt eines ordentlich angerchirsten Elephanten Hig. r, 

ellet einen Mann vor, den man für den Silenus halten möchte, ber mit.einem Blafebalg die Flamme des Feuers 
sufzublafen ſcheinet. Der folgende Fig. 7. thut eben dergleichen mit blofjem Mund. Fig. 8; fo die Geſtalt eines 
doppelten Adlers hät, wird vom Sortunatus Licetus für fein altes Denfmal gehalten; er alaubt, daß fie erfinach 
ben Zeiten der Theilung des Roͤmſchen Neic)s verfertiget feye; weilen man vor diefer Zeit nichts von der Geftalt 
eines doppelten Adlers mit zween Kipfen gewußt, Wann man aber erwaͤget, wie fruchtbar die Kunftler alter Zeis 
ten an Erfindungen gemefen: fo börfte man es gar wohl glauben, daß diefelben auch vor. den Zeiten des Theodor 
ſius dergleichen Mißgeburt erdenfen koͤnnen. 


Das dritte Kapitel, 
Bon den Lampen, welche ihre Abſicht auf die Mythologie haben. 


$. 1 \ 


iejenigen Lampen, welche mie Bildern aus der Mythologie verzieret Ir werden in weit ler Anzahl, 

als bie übrigen angetröffen. Es wird unfern Lefern nicht unangenehm feyn, warn wir bie orſtellungen 

ber Heidniſchen Goͤtter gleichſam von neuem aufftellen; zumalen wir hier Gelegenheit Haben werden , cıs 

nige in folcyer Öeftalt vor Augen zu legen, in welcher fie oben noch nicht,erfchienen find. Den Anfang machen 
wir von der Cybele, der Mutter der Goͤtter, welche Tab, CXLV., Fig. 9, Bde zween Löwen auf einem Thron 
figet, und mit Thuͤrnen gekrsner ift, Sin der einen Hand Hält fie eine Trommel, in der andern aber eineSchale, wel⸗ 
ches ihre gewoͤhnliche — find. In einer andern Geſtalt ſehen wir dieſe Goͤttin Tab. CXLVT, Fig. ı. alls 
wo fie nach Art der Göttin Veſta vorgeftellet iſt. Vielleicht ift. es auch die Veſta felbft, ‚welche in dem Aufzug der 
Cybele erſcheinet; zumalen Beftaeben fomol ale Eybele bisweilen fiir das Erdreich angenommen wird, Die zweenLoͤwen 
welche zu beyden Seiten fliehen, und bie Krone von Thuͤrnen find zwar die ordentuche Kennzeichen der Eybele, aber 
bie brennende Fackel in der linken Hand, zeiget Vefta an, Die zivo nachfolgende Lampen Fig. 2, und 3. flellen ung den 
Jupiter vor. Auf der erfien Lampe, bie mit einem Kettlein verfehen Üt, hat er einen Hund zu feinen Züffen liegen, 
und Häle in der Rechten feinen Donnerfeil, und in der Linken einen Spieß, womit er unter einen Portal oder 
Thuͤrgeſtell ſtehet; daher Bellortus glaubet, daß hier Jupiter Cuſtos, oder der Wächter, verſtanden werde. Auf 
der andern Lampe fehen wir den Jupiter auf einem Adler, auf welche Art oben befchriebenermaffen die vergoͤtter⸗ 
te Kaifer vorgeftellet wurden. Mimerklich it bier, bag nicht nur Jupiter felbft mit dem Donnerkeil verſehen ift, 
fondern auch der Adler dergleichen in den Klauen hält. Auf der folgenden Lampe Fig, 4. fehen wir ben Jupiter 
noch einmal, wie er zwiſchen der Juno und Minerva ſitzt davon ein gleiches Bildniß in dem Tempel des Jupiter 
Capitolinus zu feben ift, wo Jupiter und Minerva einen Spieß halten, Juno aber ein uͤllhorn in dem linken Arm 
führet. Juno ftellt hier die Erde vor, welche aflerley Blumen und Früchte hervor bringt, fonften aber von ben 
Einfluß des Jupiter oder Himmels, fruchtbar gemacht wird. Jupiter hat in der Einfen einen Donnerkeil ; und 
neben fich einen Adler; auf dem Helm der Minerva aber fit eine Eule, welcher Vogel diefer Goͤttin Dierfmal iſt. 


$. 2. Die nächfte-Lampe Fig, 5. welche den Serapis vorftellt , iſt von Aabafter und mit fünf Dochts 
roͤhren verfehen. Die folgende Mißgeburt syn 6. "wird pon einigen fr den Dilenbune Cerberus en, Fig. 
7. fehen wir eine Campe in der Geftalt eines Pferde, aus deffen ruſt eine Dochtröhre hervor geht , welches ber 
gelehrte Cauceus auf den Neptunus deutet. Die n chſtehende Fig. 8, hat die Geſtalt einer Nereig , die anftatt 
der Fuͤſſe ſich in einen doppelten Fiſchſchwan — dergleichen wir ſchon oben Tab. Vn. Fig. geſehen has 
ben. Branche fehen dergleichen Meerwunder für Sirenen an; wir haben aber bereite oben im erſten Band ers 
tiefen, daß bie Sirenen eigentlich bie Geftalt der Vögel gehabt haben, bem Kopf nach aber einem Frauenzims 
mer ähnlich waren. Der folgende Triton Fig. 9. bläpt auf einer Meerfchnede, und endiget fich gleichfalle in eis 
pin doppelten Schwanz; auf der Schulter trägt er ein Ruder; zu beyben Seiten hat er einen Delphin oder Meer⸗ 
wein, \ 


$.3. Tab, CXLVII Fig. x. fehen wir eine andere Nerei in einer men lichen it ¶ welche auf &i 
nem Seepferd fährt. Die folgende Lampe Fig, 2, welche Honanni angegeben I, He en ei I 
iſt mit etlichen Kettlein zum Aufbenten verfehen, Als etwas befonderg ift anzumerken, daß fie nicht nur jtoo Dochta 
roͤhren hat, fondern auch mit den andern zwey Enden fich in eine runde Kugel endiget, Die ritte Fig. 3. fiellt 


uns ben Pegafus wiſchen zwo Nymphen vor , deren eine ihm aus einer Muſchel zu trinken gibt; die andere ine 
au 





| 
i 
1 
4 
\ 


N 
Ki 








VETERVM. 


TGBLCKHRKXV- 





> u. 2 Du. Da) #2, Baal 3 2.6 222 U = Adel al u 3 "nl nd ae dB u I 2m 









Jab. CXXXXVI. 


Y 


* 
Al 
WR, 

' 





u 


N! l | 


= 


EVCERNAE VETERVM. 


— — pt. win a u 











| 











LVCERNAE VETERVM. Jab. CXXXXVL. 


> 


















wos 


SC 
L ’ 
— 
ID = 
{IR 9 
9 air 
4 
= f 7 DS 
Een EN 
= (I 
Ir m’ 
} 
Il F 
u! 2 
Ba 8 
— Gi 


SA ED 


IN! 


Im 


(IM —IIIIIIIIIIIIII 


Bellori 


— 


N mr 











— 


le N 


Jab. CXXXXVII. 




















/ 
| 


Ba mache nen — — 








LVCERNAE VETERVM Jab. CXXXXVIM. 











—g re a u en Fi u ni a ru ne m — — ee Me A Hr 2 Ze EZ ED u EEE u WE GE hen — —— — EEE En — nd m EEE —— 
. 5 SI 


















Yon Rampen aus der Mythologie, 417 | | 


aus einem Krug Waſſer über den Leib gieffet, ihn damit abzufpulen, Vielleicht könnte man auch aus den zu bey⸗ | 
den Seiten gefegten Karen , welche daß ? erkzeichen der Thalta und, Euterpe find, den Schluß machen, baß vors | 
gebachte beyde Meibgbilder nicht ſowol für Nymphen, als zwo Muſen zu halten feyn. Mitten auf diefer' Kampe | 
fehen wir auch Mebblätter mit einem Trauben. Die biertt Fıy. 4. ſtelit ung die Minerva mit einem Spieß famt | 
dem Haupt der Mebufa auf dem Schild vor, und ift.nach ihrer dufferlichen Form von den Übrigen fehk ünterfchier Ei 
den. Die fünfte Fig. 5. zeigt ung die Diana von Eppefug in der Gejtaley- wie wir ſie ſchon oben gefehen ; mit | 
drey Neihen Brüften, und bey den Seiten zween Stigen und zween Hirſche, Das merkwuͤrdigſte an biefer Lame⸗ 'M 
pe iff, daß oben ei ordentliches Lectiſternium vorgeſtellet wird, Later dieſem Lectiſternium verſteht man den Ge⸗ il 
brauch, da die Alten ihren Goͤtzen bisweilen Kuffen oder Polfter vorgeleget, und deren Statuen oder Bruftbils 
der darauf gefeget haben. NHier jehen wir injondeeheit die fig , den Gerapis, die Diana, und nod) eine andere | 
Goitin, welche vielleicht die Venus feyn mag. Delloriug ſteht in den Gedanken, daß die Venus auf der folgens Hi 
den Lampe Fig, 6. für die Venus Libitina zu halten feye. So viel iſt gewiß, daß es eine Venus ift, Die fieben: | | 
de Lampe Fig. 7. ift fehr (chön, und ftellt ung den Hercules vor, wie er die Himmelskugel auf den Schultern traͤgt; Bi 
in welcher Geftalt er auch in dem Dempel des Jupiter Diympitis’ zii fehen war; es wird damit auf die Fabel ges IN} 
zielt, da der Arlas einsmals dem Hercules ben Bimmel, ben er jelöft ordentlich tragen follte, eine Zeitlang auf feie I 
ne Schultern gemälgt hat. Auf der achten — ſitzt Bacchus und hält in der Rechten einen Thyrius, bei line | 
fen Urin legt ex. Über. den Kopf, und zu den Fuſſen feben noir einen Tiger... Obenauf ſteht das Brutbild des Se⸗ 


rapis gleichlam anſtatt ber Handhabe Dem Bacchus wird Fig, 9, der Sitenug beygerügt , der ein Gefäß mit 
zwo Hanbheben in der Hand hält,. Der Satyrug Fiy. traͤgt einen mit Wein gefüllten Schlauch auf din Schule Fl 

teen , und fteht bey einem Weinſtock, an welchem verfchiebene Trauben hangen. Auf der andern Seite fehen wir ! 

le frummen Enotichten Stab, und eine Hirrenpfeiffe von fieben Röhren, dergleichen ſonſten den Pan beyge, —P 

egt wird. | 

4. Tab, CXLVIN. Fig. ı. fehen wir eine geoffe Lampe, bie zu beyden Ceiten von zween Satyren ger 

—— auf der vordern enß find allerley Figuren befindlich, _ Cupibo bietet einem Sräumzimnier, fo ‚Tabs | ! 

in efellfchaft anderer befinbet, bie Hand, amt Ween Jünglingen, die ibm nachfolgen. Die folgende Eunipe Fin. CXL VII IE 

2,ift aus dem Cabinet des Marjchalls d Errees und Relt eine Dana vor, bieimit beyden Händen ein Inſtrugent hälty - EE 

fo einer Keule nicht unähnlich ift, und ſtatt des Dochtrohrs dient. Zwiſchen ben Schultern hat fie eine Deffnung, JJ 
dadurch man bag Del eingieſſet. Die dritte Lampe Fig.3. bat die Geftalt einer Meibsperfon, bie beyde Arme indie 'E 

Höhe Hält, und auf einem eermunder zufigen ſcheinet. Die viertel. fünfte Fig.3.u, 5. hat die Geftalt des Silenus. 

Pig. 6, und 7. fehen mir zwo Lampen, fo bie Form weher Menfchenköpfe haben ; davon eriterer das Haupt von ı 
einem Bacchanten vorftelt, der ftatt des Barts mit Meinblättern gezieret iſt; ber anbere aber, fo einen Juͤnglin j 
—* vborftellt, mit Epheublaͤttern umwunden ift, Fig. 8. ſehen wir noch eine kampe, melde die Form von dem Stop IN 
u eines alten Satyren mit zween groffen Hörner und einem räßlichen — vorſtellt. Die letzte Lampe dieſer | | 


© Zafel-Fig.n. zubet auf einem Fuß von einen Adler, auf tweichem brch Köpfe von Satpren zu fehen find; nd über | 
diefen ruhet eine Kugel, fo mit Blättern gezieret ifl, über diefer Kugel aber iſt eine Schildkroͤte, welche opf und 1 
uffe unter ber Echale hervorſtreckt und dos Maul auffperrt, in welchem die Dochtroͤhre ſteckt. Auf dieſer Schild 


este fteht ein Sathr mit Hoͤrnern und Ziegenfuͤſſen. — 
5. Tab. CXLVUN Fig. 1. und 2» fehen mir eine Lampe auf welcher ein Dpfer vorgeftellet wird, wel⸗ 
ches — Priapus von —— gebracht wird. Eine ſcheint ihm einen Kranz auf den Kopfzu fegen; die ander Tab. 
reliege mit aufgehabenen Händen vor ihm auf ben Knien, und die dritte, soelche daß Priefteramt verficher, ſchlachtet CXLIX. IA 
dem Priapus zu Ehren einen Kahnen: Am den Seiten diefer Lampen ſiehet man berfchiebene Tritones, berin eis | 
ner auf dein Horn bläfet, andere aber bie Mereides auf dem Rücken führen. Die erfte Aufichrift, welche unter | 
dem Dpfer , ſo dem Priapug gebracht wird , und aug den brey Buchſtaben C. 1. befteht , üff wicht wol zu erra⸗ IH 
then. Kicerus ziehet fie auf T. Caͤfar und fagt! es heiſſe Liberatus Captivitatis infortunio , d.i. befr yet von | 
dem Unalich der Befangenf&baft, oder:. iberatus Calamitate Inflana, b.i. don dem SQ der "Ins 
ſuln (Bereifung auf eine Juſul) befreyet. Allein wer fan diß mit Grund fagen ? Saft gleiche Bewanbnig hat 
*8 auch mit der andern ©, 1. C. 1. 0. M. 5. welche Picetus gleichfalls auf den J. Eäfar ziehet, und alfo willnes 
R lefen haben: Caius Julius Cafar Jovi Optimo Maxımo facravit,. b.i. Cajus Julus Caͤſar har dırfeg dem 
böcpften Bott Jupiter gebeiliget. Die vier lehten Buchftaben 1. O, M. 5: Fommen oft im alten Aufſchriften | 
vor, und werden billig alfo gelefen: Jovi Optimo, Maximo Sacrum. Die brey erften Buchſtaben aber könnten | 
gar wol aud) efwag anderes bebeuten. Die folgende Lampe Fig: 3. ift ben Olis Laribus oder Hauggsttern gewid⸗ ih: 
\ met, vermöge der Aufſchrift. Dben auf ber fa e fehen wir einen var in ber Geftalt eines alter Manns mit —* 
einem groffen Bart zwiſchen feinen Füffen haͤlt er ein unten zugeſpitztes Gefäß. Die Aufſchrift ſcheint am End etwas 
mangelhaft zu feyn, und foll vielleicht alfo gelefen werben: Laribus Sacrum P, F.Roman. Die zwo folgenden 
 gamıpen Pig, 4. und's. find aus dem berühmten 1a Chauſſe —— worben, und haben die Gehalt zweyer 
Reuter, beven legterer zwey grofle Gefäfe zu au Seiten neben ſich hat, tinter welchen das eine mit einem Ads, 
ler gezieret ift, Er trägt Br ein anderes Gefäß. Fig. 6, fehen wir annoch eine andere Lampe, welche blog deit 
Kopf umd die Bruſt von einem Pferd vorftellet. Fig,7. ftellt einen Mann vor, der mit breitem Laubwerk rings? 
um umgeben iſt. Auf ber nachfolgenden Fig. 8. ſehen wir den Charon, wie er einen POpNErpenen in fein Schiff 
aufnimme, nachdem er ihm das Fuhrlohn u hat. Mercuriuis iſt auch zugegen. ie Tegte Fampe Fig. ge 


iſt mit alferley X 


F $ rn. ( N 
bb 8 | 


Ninn un Bf. 


arven gesisret, woraus man fiehet, daß bie Künjkler vielfältig ırer Phantaſie gefolget find. . 











A18 | ER) ER 


Das dritte Bud. 


Bon allerley Leib: und Todesſtrafen 1), fo bey 
den Alten üblich geweſen find, 


Das erite Kapitel, 
Non der Kreugigung. 


Te 


en Befchluß dieſes Werks machen wir mit der Befchreibung ber mancherley Leibs und Lebensftrafen ber 
Alten ; davon wir zwar keine befondere Abfchilderungen anführen koͤnnen, weilen dergleichen auf den als 
‚ten Denfmalen nicht-angetroffen werden ; die andern aber bloß nach der Einbildung der Gefehrten und 
- Künftler eingerichtet find. 


§. 2. Gleichwie man ſchon vor Alters:viele Arten gehabt hat, die Menfchen zu peinigen und zu firafen, 
‘alfo tönen dieſelben auch) verfchieden eingetheilet- werden; indem zu Befttaffung der Mifferhäter nicht nur Holz 
amd Stricke, fondern auch Eifen, — Waſſer, Steine, Gift, Wilde Thiere und andere Dinge mehr.gebruucht 
worden; je nachdem der Menfchen Graufamfeit und die Groͤſſe der Miffethaten folches veranlagt hatten. \ Einige 
Strafen waren alfo befhaffen, daß der Miffethäter zugleich das Leben dabey verlore, andere hingegen waren bloß 
zue Züchtigung und Befferung angebracht, 


6. 3. Den Anfang'in Befchreibung der Leibsftrafen machen wir mit dem Kreutz, welches nicht nur für 
"die fchiverfte, fondern auch für die’fchmälichfte unter allen gehalten. wurde. Es ift diefe Art der Strafe bey den 
Alten fo gemein geweſen, daß man fait alle andere Arten der Strafen.und Peinigungen mit dem Namen bes Kreu— 
1308 beleget hat: daher man auch unter ben Ehriften alleTrübfal und Feiden , fo ung zuftsifet, mit dem allgemeis 
nen Namen des Kreutzes zu benennen'pfleget. Bisweilen fagte man auch von denen, die mit zufammen gebunder 
nen Händen und Fuͤſſen an einen Daum gehenkt worden, daß fie gefreugiget worden. Bey den Griechen beißt 
ein Rreug, daran die Miffethäter gebenft Morden ., saupis ODER nsrr) „ und Treugigen beißt sus» oder 


axeAorigun 


4, Was die Form des Kreutzes betrift, fo beftunde e8 insgemein aus einem aufgerichteten Pfal oder 
Balken, über welchen oben ein — beveſtiget war, ‚daß ein ſolches Kreutz ungefehr die Geſtalt * latei⸗ 
niſchen oder Griechiſchen Dhatte; welche Figur auch unter den Hieroglyphiſchen Figuren der Egyptier angetrofr 
fen wird. Das Kreutz Chriſti war von den andern darinn-unterfchieden, daß der obere Duerbalten nicht ganz 
oben-über den in der Erde veſt gepflanzten Pfal gelegt, fondern etwas mehr herabwaͤrts alfo veft gemacht war, 
daß der gerade Balken etwas drüber hinaus gieng und diefe Figur F ausmachte, welche Geftalt nicht nur auf vers 
ſchledenen Muͤnzen des Conſtantinus, fondern auch auf andern Chriſtlichen Denkmalen gefehen wird. Eine andes 
re Art ift diejenige, welche man Andreaskreutze neunet, die wie ein Gricchiſches X ausichen; welche Art von dies 
fem H.Apoftel den Namen befommen hat; weil er feinen Märtyrertod an einem folchen Keeutz ausgeſtanden. Man 
legte zween Balken ſchief über einander, daß fie mit einander vier Ecke und vier fchiefe Winkel machten; da fie 
dann die Arme an die beyden obern Balken amd die Fuͤſſe an die beyden untern gebunden hatten. 


5. 5. Es war bie Freutzigung eine Strafe, die man infonberheit bey den Knechten und and erin⸗ 
en Leuten zu gebrauchen ‚pflegte. Che dieſelbe an das Kreutz gehenkt wurden, BAER fie vorher mit Peitfchen 
und Ruthen hart zu fhlagen, Unten an die Peitfchen hatte man auch wol Knochen und andere ſcharfe Dinge 
angebunden, damit die Schläge deſto empfindlicher feyn möchten, fo, daß die arme Menfchen bisweilen unter dier 
fen Schlägen den Geiſt aufgaben. So lefen wir auch von unferm Heiland, daf da derfelbe gegeifjelt worden, man 
ihn an eine Säule veſt gebunden. Daß Er aud) gendthiget worden, fein Kreng.felber zu tragen, darüber darf 
man fich nicht wundern, weil ſolches die gemeine Gewohnheit war, ‚daß die DMiffethärer ihr Keeut felbft anf den 
Play tragen muften, mo fie follten gekreutziget werden, wie folches aus den Worten des Plutarchs erhellet, wann 
er jagt: Kin jeder Miſſethaͤter, ſo zum Tod veruvcheilt wird, trgar fen Rreun auf feinen Schultern. 
Sonſten war der Gebraud) , daß man diejenigen, weiche follten gefreußiget werben, exit alsdann an das Kreutz 
fehlug oder henkte, mann daffelbe ſchon aufgerichtet ſtunde, und in der &rde beveſtiget war. Doch fehlet es auch 
nicht an Erempeln folcher, die an dag Kreuß gebunden worden, wann ſolches noch auf der Erden lag, und nach» 
malg zugleich mit demfelben aufgerichtet wurden. Es pflegten die Arme und Beine der Delinguenten insgemein mit 
Stridenan das Kreutz angebunden, bisweilen aber auch mit eifern Nägeln angenagelt zu werden. Wann fie ange: 
nagelt wurden, iſt auffer allem Zweifel, daß jede Hand auf ihrer Seite befonderg genagelt worden. Bey ben 
Füffen aber pflegt man die Frage aufzumerfen, ob auch beybe Suffe neben einander mit zween Nägeln angenagelt, 
oder die Fuͤſſe etwann über einander gefchlagen, und mit einem einigen langen und ftarten Nagel angebeftet wor» 
den? Man iſt Hierinnen nicht einig» zumalen, wann von der Kreutzigung Chrifti die Redeifl. Gregorius 
von Nanzlanz braucht ben Ausdruck Teionre, d. i. mic drey Yrägelm. Undere geben vorz daß jeder Fuß 
Chriſti 


a) Schriftfieller davon meldet Fabricius in der bibliogr,c.I5,n. 15. 


— — 


— 


u then > * — 





Von den mancherley Leibs⸗ und Lebensſtrafen der Alten. 419 


Chriſti mit einem beſondern Nagel angeheftet geweſen. Wann Cyprianus von dem Leiden i A 
clavıs facros pedes terebrantibus, d. i. wobey die Yrägel die heiligen Güffe —— nn 
nug mider ben Teypho, und Ireinaͤus il, 42. wie aud) andere geben mod) vor, baß an der Mitte des Kreutzes 
ein Holz veft gemacht gewefen, auf welchem der Gekreußigte einigermaffen habe figen Finnen, Andere hingegen 
fagen, daß dergleichen unter ben Fuͤſſen geweſen, worauf er habe ſtehen können. 
2.6. Bisweilen wurden auch Täfelein oder Aufſchriften, fo Elogium hies, an daB Kreutz gehe 

welchen angezeigt war aus was Urſachen ber Delinquent zum Kreug verdammt worden; oder es —— 
chen Taͤfelein vor: ober nebenher getragen ; nie folche8 aus des Sueronius Caligula c. 32. erweislich ift. 


Die Körper der Gekreugigten ließ man ins gemein fo lang am Kreutz hangen / bis fie abge 
ven. Aimeiten wurden auch fogar Wächter bepnefeßt, daß fie nicht eĩwann = Dans Drei . ae 
nommen werden, ‚Manche blieben auch nad) dem od.hangen, da fie Sfterd von den rar und Naubosgeln 
zerfleifchet wurden ; ja man pflegte bisweilen auch Loͤwen und Bären an diefelben zu hetzen, ehe fie noch tobt wa⸗ 
ren; dergleichen Erempel Suetonius und Dio Cafıus von dem Nero erzehlen. Einige wurden alfo gefreugiv 
get, daß fie ben Kopf gegen bie Erde, die Fuͤſſe aber in die Höbe fehreten. Unter andere wurde fogar Feuer ger 
segt, über welchem die Gefrengigten gleichſam lebendig gebraten wurden, 


Das zweyte Kapitel. 
% Yon einigen andern Lebensftcafen. elek 


— 


ine andere und zwar ſehr grauſame Art von Lebensſtrafen, die noch heut zu Tag unter ben Tuͤrken ı ; 
& war das Spieffen: ba fie den Mifferpärern einen fpigigen Pfal von —6 2. den Leib lieffen , un .s 
weit hinein trieben, daß er durd) den Mund ober an dem Genic wieder heraus gieng; bergleichen Erems 

pel bey den Alten hier und ba einige angetroffen werden. Senecg de confolatione ſagt: Ich fehe dafelbft 
Kreutze von mancherley Art; einige hängen daran mit dem Ropf gegen die Erde, andern gebt ein 
fpiiger Pfal von hinten zu durch den Leib Und Epilt, XIV. fagt er noch deutlicher: Stelle dir bier 
Befängnif vor , die Breugigung, und wann man einem einen Pfal alfo durd den re 


das harte 
treiber, daß er oben wieder heraus gebt. 

"2, Eine andere Urt, ber Leibsftrafe bieß Surca,; welches Wort verfchieden gebraucht wird; entiveber 
diente diefe Strafe nur zur Züchtigung, ober ber Miffethäter buͤſſete bag Reben babey ein. Bisweilen henfteman 
den Delinquenten, und zwar infonderheit böfen Knechten , diefe Furca bloß zur Schmad) an den Hals, daher der 
Namen Furcifer (Gabelträger) gefommen iſt. Wann ed aber als eine Todesſtrafe angefehen wurde, ſteckte man 
den Kopf des Miſſethaͤters alfo darziwifchen, und band ihm Die Hände zuſammen, daß er fich nicht rühren konn⸗ 
te; worauf er zu todt gegeiffelt wurde. Doc) gefchahe dieſes nicht immer, daß fie bie Delinquenten,, fo in biefe 
Fuͤrta gefpannt waren, zu todt fehlugen; mol aber ſcharf ictigten. In Beichreibung der Art diefer Furca iſt 

man nicht eind. Vielleicht waren es Balken oder ſtarke Bretter, welche man den Mifethätern um den Hals leg» 
te, und zufammen fchloffe. 

>, Noch eine andere Art Peinigung hieß Catapulta, bey den Griechen vwriTrs, umter welchen Nas 
men man ſonſten ein Kriegswerlzeug und grobes Geſchuͤt verficht; hier aber bedeutet es eine gewiſſe Arc der Fol 
tey ober Tortur. Catgſta War ein erhabenes Gert von Brettern, auf welchem fie die Delinquenten ausſpan⸗ 
neten; wiewol diefes Wort —— die groſſe Fußſchellen oder Feſſel anzeigt, welche fie den Knechten am 
legten „ wann fie diefelben zum Verkauf auf den Markt brachten. 3 

“4, Die Scala Griechiſch wAp«d, war auch ein Inſtrument, bag zur Peinigung ausgefonnen war. 
Kermuthlich hatte es die (Seftalt einer Leiter, an welcher der Delinquent, wann er daran gebunden und fehr aus⸗ 
gefpannt mar, nicht nur mit Peitſchen gefchlagen, fondern ihm auch Epig in bie Naſe gegoffen wurde; moraug zur 
gleich exhellet, daß er mit dem Kopf muß unter ſich gehangen haben. Bisweilen legten fie die Delinguenten auch 

unter eine orbentliche Kelter, damit man die Trauben auspreßt, und Lieffen die Schrauben zudreben, ſoweit «8 
verordnet mar. Bey den Garthaginenfern hatten fie eine andere Art der Lebengftrafe, ba fie den Mifferhärer auf 
einen Zloß oder breites Hret banden, und ſolches mit groffen Öteinen fo lang beſchwerten, big es auf dem Waß 
fer. untergieng, daß der arme Sinder erfäuffen muſte _ Eine andere, und in der That ummenſchliche Art von Les 
bensſtrafen war biejenigen welche fie Diasphendonefis nannten, da fie ziveen Bäume mit groffer Gewalt ges 
gen einander nieberbeugten, und jean einen berfelben einen Fuß des Delinquenten anbanden, hernach aber diefe 
Bäume mieber ploͤtzlich ven einander ſchnellen liefen, wodurch der Körper erbärmlich von einander geriffen wur⸗ 
de. Mach.bem Zeugniß des Dopifeuß C. 7. bat Aurelianus einen gewiſſen Soldaten, der mit dem Weib ſeines 
Wirths Ehebruch getrieben, alfo binrichten laſſen. Eine gemeine Maſchine zu Leibesſtrafen war auch Equuleus 
1), bejfen eigentliche Geftalt zwar nicht bekannt if, Aus der Benennung läßt ſich gewiffermaffen ſchlieſſen, daß 
fie einige Gleichheit mit einem Pferd mag gehabt haben. Bermutblich war es eine groſſe Bank, über welche man 
den Delinguenten gefpannt und hernach mit Peitfchen und Scorpionen wacker gezüchtiget hat. 


Nnunnn2 Das 


Aramıı Bud) de egnuleo, der Zune aus dem GBallonins de martyrum eraeiaru 
1 Ausgabe, mo 1 auch Mirnige den. Y neiaru beſin⸗ 


x) ©. des Zieron. 
germannifche 








m En —— 





er ER IC ER 
| Das dritte Kapitel, 


Don der Hinrichtung mit dem Rad, der Scapha, und Strang, 
— wie auch der Enthauptung. 


dert. Ir 


aß das Rad fehon bey den Alten zu Beftrafung der Miffethäter gebraucht worden, iſt auffer Zweiffel; fin» 
f temalen ſchon von demjenigen, der griechifche Anmerkungen über bes Ariſtophanes Pluxus gemacht hat; 
defjelben ertwehnet. Es wurden die Miffethäter mit Gewalt über daffelbe ausgeſpannt, uͤnd aljo mit 
fortgemoälzt, wodurch fie erhaͤrmlich zerfleifcht wurden. Dergleichen ift nach dem Zeugniß des Tofephus an tie 
nem der Maccabäer ausgeübet worden; indem man ihn nicht nur mit dem Nad, auf welchem er ausgedehnet lag, 
jämmerlich zerriffen , fondern auch noch Feuer unter ihm gemacht hat, welches deſſen Gedärme werzchret hat, 
Suidas fagt, daß man die Knechte auch oͤfters an ein Rad he und wacker geftäupet habe, Das Rad, 
auf welches ber Ixion 1) gebunden war, lief nad) der Erzehlung der Mythologen beftändig mit ihm herum, 


$. 2. Scapha war vornemlich bey den Perferh üblich , und Dia es damit alfo zu. Gie lieffen zween 
Tänglichte Käften machen , mie ein Eleiner Sifcherkahn, welche veſt auf einander paffeten , und mit fünf Loͤchern 
perfehen waren, durch welche der Miffethäter , der hinein gefchloffen würde, "den Kopf, die beyde Haͤube und 
Fuͤſſe herausſtrecken, übrigens aber ſich im geringften nicht rühren konnte, Wann er num alfo darum ſtack, ga 
ben fie ihm überflüßig zu effen und zu trinken, und wann er fich deffen meigerte, flachen fie ihm fo lang in die Augen; 
big er af. Meilen er nun allen feinen Unrath nirgends anders, als in den Kaften laffen Fonnte, fo entſtund dar⸗ 
aus.nicht nur-ein entfeglicher Geſtank, ſondern es wuchfen auch Würmer unter und in ihm, Die ihn bey lebens 
digem Leib verzehreten, Bisweilen beftrichen fie ihm annoch das Geſicht mit Honig und deeheten ihn gegen. die 
Sonne, daß er nicht nur von deren Strahlen verbrandt, fondern auch von dem Geſchmeiß jammerlich erſtochen 
wurde. — 


22 3. Daß man die Miſſethaͤter mit einem Strick auftnüpfte, war auch bereits bey den Alten uͤblich; wel⸗ 
he ſich anſtatt der heutigen Galgen der Baͤume dazu bedieneten wobey ſie dem Gehenkten das Angeſicht berhuͤl⸗ 
leten; ein ſolcher Baum hieß verflucht (arbor infelix,:milber Saumd Bisweilen henketen ſie den Verurtheil⸗ 


ten nur mit einem Fuß an einen Aſt, und banden ihm ſchwere Steine an den Hals. Andere band man mit: eis 


em Arm auf einen Aſt, und fchlug fie Hernach entweder mit Peitſchen/ ober peinigte fie auf eine andere Art. 
Die ſchimpflichſte Strafe bey den Alten war, ‚wann man einen alfo erwirgte, daß man ihm einen Strick um den 
Hals legte: und alfo zubrehete. Daher war es nicht erlaubt, eine Jungfrau zu ſtranguliren, ſondern wann je ci: 
ner diefe Strafe zugedacht rourde, muſte fie vorher von dem Henker ihrer Jungfraufchaft beraubt werden, ehe 
diefes Urcheil an ihr vollzogen wurde" Servius gibt in feinen Libris Pontificalibus vor ,'daß diejenigen , die 
mit dem Strang hingerichtet worden, auch nicht begraben worben. Daß man ben Mifjerhätern das Haupt abs 
läge, ift auch ein alter Gebrauch, ımd hat man ſich vor Alters des Beils dazu bebienet- 


Das vierte Kapitel, 
Kon. einigen andern Reiböftvafen, ſo mit der Zange und Säge, Feier 
| und Waſſer, wie auch, andern fchmerzlichen Inſtrumenten an den 


Maͤrthrern vollzogen worden 2), F 
| — J 
on glůenden Zangen, damit nicht nut manche Miſſethaͤter/ ſondern auch bie Märkyi i y 
ss lefen wir viele Exempel. Einige follen fogar mit en oder Hacken — Kin —— 
das leiſch der armen Leute defto beſſer paden fonnte. uch hatten fie zu dem End Bistweilen. Iienbe Das 
den von Eifen. Ja ſie verfertigten manchmalen ordentliche Noft ober "Bertftätte von Eifen , die fie Ana mach« 
en elähen ee np pemigten. Bon vielen Martyrern Liefer man, daf fie mit eifers 
e worden; Davon a h) Te he nd 
Erenipel'abgebet Fat'3). get wor von auch ſchon im Alten Teſtament der 9. Prophet Efaias ein 


5.2. Des Feuers bedienten fie fich zu Befteafirig der Miffeth deer auf m i i 
ten fie in warme Bäder und Schwißftuben, darinnen fie vor Hitze Bee niit en at Reihe * 
nen Keſſel mit ſiedendem Waſſer, Del oder Pech, darinn fie ihre Leben erbärmlic) enbigen murften. Es ift hier 
nicht mit Stillſchweigen zu übergehen der bekannte metallene Ochs, welchen Perillus dem Spracufanifchen Ty⸗ 


rannen 

1] Daber Ixionos amici gewiſſe Unglückfeelige beim Cam⸗ iſt mehrm 
— erige, alen latelniſch gedruckt worden; wieles kommt 
a — zellen Zuweilen ift zum Rad quch in den Anmerkungen der Herausgeber von adis mars 


o viel, als zum Waſſerzieben, ad tyram oder ſanctorum vor 
1 [3 


antliam, f, Lipfius eledta 9,2. c. 15. 
=] Des Gallonius eignes Guch de marıyrum eruciatibws, , 3], Wann die alte Gage binreſchenden Grund hätte. 





i 


— — 





af er die Chriften manchmal mit Kleidern, fo mit 


5 


= 


Von den mancherley Leibs⸗ und Lebensſtrafen. gi 


rannen Phalarig zu Gefallen verfertiget hatte. Diefer Ochs mar inwendig hohl, und hatte an ber Geite eine 
Deffnung , wodurch man einen Menfchen hinein ſtecken Fonnte, worauf Feuer unter dem Ochſen gemacht wurde; 
wann nun der Menfch anfiehg vor Schmerzen zu fchreyen , gieng bie Stimme aus des Dchfen Maul Heraus, und 
hatte mit dem Brüllen eines natürlichen Ochſens viele Achnlichfeit. Es bat aber Perilfus wegen diefer grauſa⸗ 
men Erfindung, auch feinen verdienten Lohn empfangen; indem ihn Phalaris zuerft hinein ſtecken lieſſe, um die 
Probe von feiner Kunft an den Tag zu legen. 

& 3. Daß die Miſſethaͤter unteriveilen auch im Waſſer ihre Strafe gefunden haben, if bekannt. Wann 
zu Rom ein Miffethäter, und zwar infonderheit ein Vater: oder Muttermoͤrder folite erfäuft werden, wurbe er in 
einen ledernen Sad eingenähet, uud zugleich ein Aff Hahn und Schlange mit in diefen Sad geſteckt, worauf 
er in das Meer geworfen wurde Die Märtyrer wurden bisweilen in eine mit Eis überzogene Pfüge gefteckt, 
barinn fie für Kälte erfroren Bey den Egpptiern wurden die Vatermörder am ganzen Leib mit fpigıgen Röhre 
lein gerfiochen, und fodann über einem angezundeten Haufen Egyilfrohr verbrandt- Bon dem Nero lefen wir, 
ı ech befchmieret Waren, babe anziehen , an Pfäle binden und 
fodann anzünden laffen; welchergeftalt hie Menfchen jämmerlich verbrennen muſten. Bisweilen wurden ben Miſ⸗ 
ſethaͤtern auch hier und da gliiende eiſerne Bleche oder Plaͤttlein aufgelegt; welcher Art der Strafe Cicero in ſei⸗ 
ner vierten Rede, bie er gegen den Nerres gehalten; gedenket. Cine andere Art von Todesftrafen war auch; daß 
fie Mifferhäter auf ein altes ſchadhaftes Schiff ſetzten / dag weder Nuder noch Segel hatte, und folches ſodann 
dem Wind und Wellen uͤberlieſſen. 

N 4. Bey vielen Nationen war ber Gebraud , daß bie Yiebelthäter gefteinige wurden; mit welcher Stras 
fe bey den Macedoniern infonderheit die Verraͤther beleget murben, Andere wurden in bie Stein: und Erzgruben 
zu harter Arbeit, oder aber gar unter bie wilden Shiere, um mit folchen zu kämpfen, verdammt, welches letztere auf 
zweyerley Weiſe zu geſchehen pflegte ; entideber wurden golden Reiten einige Waffen gegeben, mit welchen fie ſich 
gegen bie wilden Shiere wehren und beſchuͤtzen Fonhten , weldyer Kampf auf einem oͤffentlichen Schauplag gehals 
ten wurde; oder aber, man warf fie ohne alle Wehr, und Waffen vor folche wilde Thiere, daß fie möchten zerrifs 
en werben, auf welche Ichte,Art viele Fromme. Chriften umgefommen find, Bey ben Egpptien wurden den Des 
inquenten bisweilen gifti e Schlangen angefegt, damit fie von dem Biß fterben muften ; gleichwie man bey den 
Athenienſern manche mit ift, und war mit ber betannten Kicuta hinrichtete. 


. 5. Eapitolinus 
Raifer Sraceinus *fonnen. ALS derfelbe erfahren hatte, daß zween feiner Soldaten die Magd ihres Wirths ges 
nothziichtiget hätten; ließ er zween groffe Dehfen lebendig auffchneiden , diefe beyde Delinquenten in diefeibe alſo 
einjchlieffen und zunähen, dab fie mit. dem bloffen Kopf hervor ragten, und alſo zuſammen hinwerfen, daß fie noch 
mit einander reden Eonnten. Eine andere Art mar eben fo graufam da man einen lebendigen mit einem todten 
Körper zufanmen binden, und jenen mit diefem jämmerlich verfaulen lieffe: 

86. Nuffer diefen bisher erzehlten Strafen lieſet man noch bon mehreren andern , welche zwar nicht mit 
bem Verluſt des Lebens Herfnüpft waren, an ſich aber denjenigen, fo bamit belegt worden, fehr smpfindlich wa⸗ 
ren, bavon man in der Kirchenhiftorie in ——— der erſten Märtyrer ſehr viele Exempel antrift, wodurch die 
Tyranmen felbiger Zeiten ihre Standhaftigteit im Glauben zu fawächen und zu unterbrechen fuchten, 


5506566006595 SICH SS 


ee Dnhang 
ER ne. 
einigen alten Qenfmalen, 
Se welche Ne 
indem Sand der Salmuden 
gefunden worden. 
K Zir hoffe ninfern Leſern feinen unangeneh 


© herjenigen Denlmale anfügen ; welche im Jahr Ir2t- U 
Sertmiäßtgfeit fteben, entbedet worden. Dbgleic) einige derfelben bey weitem nicht zu jenen uralten 





> Dt 
‚ Zeiten ; dahin biefe Hlterthimer gehören , können gerechn | 
geroiffes Mierthum keineswegs a aufbrechen foyp: Wir Wels We bier nur kurz anfiührenz wie folche bon 


bi 


e. XII, erzehlt eine sah entfeßliche und graufame Art einer Todesftrafe, welche der 








BT En DOCH © 











Tab. CL. 


422 | ER IC ER 


—* Kaiſerl. Bibliothecario, Heren Schumacher , befchrieben worden, wie biefelben Tab, Ci.. abgefchilr 
et find, 


®&. 2. Fig. ı. fchen wir eine heidniſche Goͤttin oder Königin, deren Krone von vornen mit einem bärtigen 
Mannskopf geziert, deſſen geflochtene Haarlocken weit über die Achfeln und Schultern herab hängen, Der rech⸗ 
te Arm berfelben ift mit einem Eoftbaren Arnıband umgeben, und ſitzt dieſelbe auf einem groffen ſteinern Poftement, 
an welchen verfchiebene unbekannte Dinge zu fehen find, die ihre Abficht auf eine befondere Verehrung haben md» 
gen. Ihr rechter Fuß ruhet auf einem Polfter, neben welchem ein Haas oder Kaninichen zu fehen if, Fig. 2. 
kommt mit jener ziemlich überein, und mag eben dergleichen Königin oder Gottheit vorftelen , doc) hat fie nicht 
fo viele Zierrathen; unter dem rechten Fuß hat _fie eine Gang, welche auch auf etwas aberglaubifches abzielen 
mag , wie vorhin das Häslein der Ehinefer. Fig. 3, hat eine abentheuerliche Geftalt und Stellung des Feibs; 
fintemalen deifen Hut, Kleidung und ührige Geberben etwas ganz ungewöhnliches vorftellen; nichts von den 
Stab oder Degen , ſamt der dabey befindlichen Flaſche oder Trinfgefchier zu fagen, Der Neuter Fig. 4. hatbies 
fes_befondere, daß fein Pferd mit Steigbuͤgeln verfehen iſt, dergleichen wir oben ımter den Roͤmiſchen und Gries 
chiſchen Alterthümern Feine gefehen haben. Vielleicht ift der Gebrauch derfelben zuerſt bey den Morgenländern 
aufgefonmen. Hinter ihm ſteht ein junger Menfch mit einem Sonnenfchirm, womit ex ihm dag Haupt befehüßt,, 
und vor ihm eine alte Perfon , die etwas herzfoͤrmlges vor fich halt, fo auf was unbekanntes abzielt, Die Gang 
Fig. s- ift alſo gemacht, daß der Echnabel kan eräffnet und gefchloffen werden; es fcheinet, daß diefer Vogel bey 
jenen Bölfern heilig gehalten worden. Die Nachteule, welche man ehender für eine Fledermaus anfehen möchte, 
bat eine Schelle vor der Bruft hängen. Die zween Keuter endlich Fig, 7,9. und die Manngperfon Fig. s. fo die 
‚Knie beugt, fcheinen drey Leuchter oder Lampen zu feyn, An Fig. 7- weniafiens ift Fein Zweiffel, wegen ber dop⸗ 
pelten Dochträhre, fo an ber Bruft des Pferds beveftiget if. Der Mann Fig, 8, hat nicht nur an dem Nücken 
einen Ring, an welchem eine Kette zum Aufhenken mag bebeſtiget geweſen feyn , fondern auch oben auf dent Kopf 

ein groſſes Loch, durch welches man Del eingieffen Eonnte, Bon allen diefen Stuͤcken ift zu 
merken, baß fie alleſamt aus gelbem Metall verfertiger find, 








— nt — — 


| 
| 


* 


Monumente in Jatarıa repertı. 








u.: 2. Dux Regine velDex Indorum.s. PiqiraVırı Sinensis plane singularis. 4.&ques 


sterum alıquo darquens.5: B.Anser etnocua,aves Quas barbaros oumrehgiwso culu 
er viri stmulacro,quibus lucernarum loco utebantur. 


‚prosecutos efe conflat. 7-9. Duo equites Cum 


* 





| | ER )ol DC ER 


Regiſter 


der vornehmſten Woͤrter und Sachen. 


| 

12 

Allocutiones oder Anfprache der Felbherren — J 
359 | 

| 











N A Allerheiligſte 
ĩ 
baddires, gewiſſe Goͤtter der Carthaginenſer Soldaten 
230 "Amoxgöranac, Beyname des Martis 40 
R: Abdankung oder Abſchied der Soldaten 3 Altaͤre, deren Form, Mater ie Detzc. 143 fqq. 
Abend, deffen Spmbolifche Boritellung 16 Alte (der) Namen des Saturni bey den alfen Gals | 
Abendbemmerung 9 diem MI 229 | 
M Abgstterey, deren Urſprung - ı Alueus, ein kleines Schiff 377 
J — — bderenlirprung bey ben Egyptiern 189, deren Ames, eine Art Kuchen 262 ! 
J Urſach — 3. Ainiculum, eın Oberkleid At 
Ri Ablutio oder Abwafchung bey Dpfern 155 Aınpechone, ein Weiberkleid ibid. 
J Abolla, eine Art Kleidung 234 Amphimallus, eine Art Kleidung 238 | 
Y Abracadabra, ein aberglaubifches Mittel gegen Kran® Ampiiphon, eine Ari Kuchen 55% 4 
N: heiten 212 Amphitheatrum , deijen Form 296, 299, Traiavi , A 
Abrapeifche Figuren ö | 21619: Veronenfe und zu Nismes 300 
i Abundantia, der Weberfluß eine Roͤmiſche Göttinyz 88 Amphora, ein gewiffes Maaß 269 J 
Acatium, ein klein Schiff Anabole, ein Weiberkleid { 241 BE 
F Accenfi, eine gewiſſe Dronung unter Der Roͤmiſchen Anacalypteria, ein Feſt der Griechen 174 | 
R- Militz 339, 341 Anarthylis 168 
\ Acheron, $luß der Inferorum 404 Ancora, der Anfer 382 
h Achillea, en Feſt der Griechen 173 Ancilia, Schilde der Saliorum 119,349 
3 Acipenferes, eine Art Seefiſche 261 Anter der Schiffe 382 j 
Acroftolion, ein gewiſſer Zierat an dem Vordertheil Aldear ariganirıs 25$ | 
| des Schiffs 378 Angerona ober Angeronia, eine Göttin 97 
\ Adtaeon, Fabel von ihm 47 Angeronalia, ein Feſt der Kemer 177 | 
J cua, ein Feſt der Griechen 22223 Angit und Kummer, eine Goͤttin 97 | | 
i Acus crinalis, eine KHaarnadel 245. discriminalis , Angufticlauius 237, B 
ebendergleichen — 344 Annulus pronubus 298 
RN Adel, Nobilitas, eine Göttin ; 93  Anfprachen der Seldherren an bie Soldaten 359 | 
m Adler, das vornchmfte Roͤmiſche Felbzeichen 356 Anteros _ — 4 
Adonia, ein Feſt der Griechen 173 Antheiteria, Feſt der Griechen 174 | | 
) Adonis, deffen Kiebeshändel 55 Antiochia, deren Symbolum 287 | 
9J Teaeus, ein Hoͤllen Richter F— Antlia, Wafferpumpe AR | 
v Acdes und Templum, mie fie voneinander unterfhie Anubis, Goͤtt der Egyptier 201 - 1 | 
J ben i 124 Anwerbung der Soldaten bey ben Griechen 335 bey ‚ ‚ 
Aedes Murciae ; 306 r den en * 
— Aecgibolia, was? 159 Apaturia der Athenienfer 168,174 ı 
J Zearus, Gottheit ber Egyptier 198 Apex, ein Prieſterhut II ee 
N Aeora, Feſt der Örichen ı74 Aphradta nauis, rt: Schiff ohne Verdeck 37.Ta- 
equitag,ʒ die Billigkeit eine Göttin der Rͤmer 95 Aphrodifia, Set ber Örtechen 17 | 
R Aes Dodoneum 185 Apis, GOtt der Egpptier 109i ! 
} Aes graue, was? 273 Apodyterıum 289 i 


3 e 
— Gott der Arzeney zu. deſſen mancherlſey Apollinares ludi, Feſt der Roͤmer 2 
Geftalt 81. deffen Tempel 1 Apollinaris , jo nanten die alten Gallier den Apollo 


137 
b Aeternitas, bie Ewigkeit, Goͤttin 9 = 
% Aeisopuiche Ostier 213 {9. Apollo, beffen verfchiedene Geftalt 38 ſq. deffen Tems 
vi Aceuum, dos » was? pel 33. Beynamen == 35 
J Africa, beſſem Symbolum Apollonia, Feſt der Griechen 172 
L Agitatores, Fuhrmänner Apotheofis, die Vergoͤtterung 407 
Aglaia, eine der drey Öratien Apparitores tribun. mil. En 
Apparitorium 


Aglibolus, et Malachbelus arito | : 
Axonalia oder Agonia, ein Feſt der Römer Appia via oder Appiſche Straſſe 372 
Agonothetis Aprilis, deſſen Voritellung * 
Agrionia, ein Feſt der Griechen Aquae Claudiae und Anienis 376 

Agroterae, ebendergl- Aquaedudtus, Wafferleitungen 376 

Agyrtae, Priefter ber ee Aquiminaria 149 

on ein Kaͤchenkeſſel Arabifche Goͤtter 21310. ) 
Aiax und Caflandra, Zabel Arcera, eine Fuhre 

Archiereus 


Archigallus, oberfter Priefter der Cybele 


"Atar, aeuum 1 
Akefios oder Telefphorus ‚Arcus triumphales 


Axg ric ex oder diurnsicuos 5 
riechen . 

Albogalerus, ein Prieſterhut 11 

Alea, ein jedes Gluͤcklpiel 

Aleclo, eine der drey Furien 





BER 


3363 
| 4 | 
210 wi 


Sg 


oo 
w\o 


35 

I1o 

112 

Ardoinna und Arduinna 3 

Area, auf dem Amphitheatro 299 
Arca, eben dafelbit. 

Argili, gewiffe Ordnung der Soldaten 360 

Argyrafpides 48 

Ppppp — * 


— 
5 
a 
S 
= 
= 
= 
Es 
—— 


— 





Regiſter der vornehmſten Wörter und Sachen. 


Ariadnea, Feſt der Griechen 174 
Aries, Maurbrecher 3653 
Ariftaeus, Erfinder des Ackerbaus 39 
Arifterae, Art von Opferfuchen 153 
YAdısor oder döpmısor , Mittageffen 262 
Armaria, Kiften und Käften 258 
Armbänder, armillae 245 
Armiluftrium, ein Feft der Nömer 177 
Artemis 43 
Artemifia, Feſt der Griechen 175 
Artocreas, eine Art gebackenes 262 
Arufpices | 116 


1 
As, deſſen Theile und reductiones ober Abſchatzum 
gen und Veränderungen 27ofgg. 
As bigatus, quadrigatus 


1 & : 274 
As femiuncialis 273. fextentarius ober fextentalis 


272 
Afıa, deffen Symbolum 5,5286 
Afchen und Bein: Töpfe von runder und viereckichter 


Form 393, 392, 394 
Asclepia, Feſt ber Griechen — 175 
Ascoliasmus N 23 
en eine Art von Widdern ober Arietibus auf 

chiffen 8 
Aſtarte, Phoͤnieiſche Goͤttiin sr 
Aftraea, Göttin der Gerechtigkeit 96 
Atalanta, deren Heirat sold. 
Ate, Unglüdg, Göttin 05 
Athenae, deren Symbolum 287 
Athenaca, Feſt der Griechen 17 
Atlas Me ı7iq. 
Atramentum, Dinten "329 
Atrium, Vorſaal 254 
Atropos, eine ber brey Parcen 405 
Attanites, eine Art Kuchen 262 
Attis, ein Liebhaber der Cybele 4 
Auena, Muficalifch Juftrument 325 
an # f 2 
Augures, Wahrfager 113,115 
ale deſſen Abbildung 14 
Aurigarii Fuhrleute im Circo 08 
Ausgang , der glückliche, ein Gott 88 


‚Auxiliares copiae, Huͤlfsvoͤller im Krieg 


B. 


Babyloniſche Mauren, eines der VII. Wundergebaͤu⸗ 
de der Welt 28 
Bacchanalia, ein Roͤmiſch Feſt 
Bacchantes, wer? — 73 
Bacchus, deſſen mancherley Geſtalt 70 fq. deſſen Tem 

pel 137. mancherley Yufzlge 167 ſq. Zug nad) In⸗ 


dien 72 
Bacis, Gott der Egyptier 200 
Baͤder 288. warme 290 
Ballen, groffe und Fleine 12 
Ballifta, eine Kriegs : Mafchine 362 
Ballon oder groffer Ball 312 
Balnea ee Bäder 288 

alfamirte Voͤge 5 412 
— oder Baton, ein muſicaliſches Inſtrum. 
Bardi, Priefter der Gallier 226 
Bardus, ein Schmaroger 261 
Bafilicae | 284 
Bafynias, eine Art von Kuchen, 262 
Baton, fiehe herbiton. 

auleute, deren Werkzeug 2 
En. Yet von Schuhen oder Stiefeln Pen 
Beder, deren Werkzeug ? 332 
Begräbniß der Todten 389. bey den Egyptiern 410 


iel, bey Opfern 247 
Baleis und Belenus, Götter der alten Gallier 222g. 


Bellerophon J 
Bellona oder Enyo 40: beren Tempel 134 
Beneficiarii milites 339 
Benna Art eines Fuhrwerks 175 
Bes, Art einer Min 72 
Beftändigkeit eine Göttin 97 
Betrftätte, Iecti cubiculares 258 
Biblon oder Charta ‚330 
Bigae, trigae, quadrigae, Rennwagen auf — 
Bigarii, trigarii, quadrigarii = 

Billigkeit, Acguitan eine Stein - % 
Birota, Birotum, ein Wagen mit zwey Näbern 374 
Birrhus, Art von Kleidung. ze 
Blaffe Farbe, Pallor, eine Goͤttin 9 
Bogen und Pfeile '35:f9. 


Bolis, Bleywurf, die Tiefe des Meers zu erfor a 
Ed 


BonaDea fubfaxana, ihr Tempel . 146 
Boues, Art von Opferfuchen 153 
Brahmonat, deffen Abfchilderung 23 
Brachycolon, eine firge Schleuder 352 
Bratpfanne 23 
Britannien, deffen Symbolum 236 
Brücken, allerlcy 373 
Bulla, Halgzierde 24817: 
Buftrich, Gott der alten Deutfchen 220 
Byrrhus 232 
€, 
Cabiri, wer? 3614. 
Cacabus, ein Küchenfeffel 263 
Calamus, ein Schreibröhrlein 331 
Calantica, Weiberfchleyer 243 
Calafiris, Yet der Kleidung 231 
Calces ferratae, Sporen 356 
Calceus, Schuch 245 
Caldarium , Küchenfeffel 263 
Caliendrum, Weiberhaube 243 
Caliga, Stiefel 245 
Calix, Kelch 267 
Calliope, eine ber go Dufen "36 
Calmucken, etliche Denfmahle, bie in berfelben Rand 
gefunden worden 21 SQ. 
Calumnia, Verleumdung, eine Goͤttin 95 
Camillus, bey Hochzeiten 293 
-— — bey Opfern 148 
Camine oder Schorfteine 256 
Campana trutina, Schnellmage 281 
Camulus, Namen des Mars 40 
Canephorae, wer? 2 
Cantabrum, Standarte si 
Gapellmeifter, Choraules 325 
Carchefium, Mafttorb 382 
Carina, mittlere Theil des Schiffe 378 
Carmentalia, Feft der Roͤmer 177 
Carnea, Feſt der Griechen 175 
Carpentum, ein Wagen 374 
Carrus, Carruca, ein Karch ibid. 
Larthaginenſiſche Götter 228, Kleidung 253 
Caftor und Pollux 85. deren Tempel 138 
Caltra praetoria, ftatiua, hiberna, aeftiua 361 
- - Gentiana,, peregtina, Mifennatium und 


Rauennatium 362 


Cataphratti milites 360. equites 353 
Catapulta, Kriegs: Mafchine «362 
Cauea, in den Amphitheatris 299 
Cauea pullarıa 150 
Caufia, ein Hut 240 
Ceeryphalum , ein Weiberkleid 241 
Celeuima, Seldgefchrep 183 








Megifter der vornehmſten Wörter und Sachen. 


Celotium, klein Schiff 
Centauti, mag? 
Centenarii, Kriege: Dfficiee 
Centuria Romana, was? . 
Centurio, wag ? E 
Cerberus, der Höllenhund 
Cercurum, eine Art Schiffe 
Cercalia, Feſt der Römer 
Ceres, Göttin des Ackerbaues 28, deren mancherlen 

Geſtalt 
Eerimonien ber Gallier 
Ceryces, Ausruffer 

eitiphori 
Ceftus, das Kampf » Spiel damit 
Cetra, eine Art eines Schilde 
—— deren Symbolum 
Chalcioecia, ein Feſt Der Griechen 
Chalcioecus, was ? 
Chalcus, eine Art Maaſes 
Chariftia, Feft der Römer 
Charta , Papyr j 
Cheiroballiftron, eine Kriege: Mafchine 
Chelys, Muficalifch Inftrument 

heme, eine Art von Gewicht 
Chenifcus, Schiffs: Zierat 


ERBEISBIER 





— ———— Ei 


Chiliombe, eine Art von Opfern 17% 
Chius, deren Symbolum 287 
Chlaena oder Laena, eine Art Kfeibung 232 
Chlamidion, eine Arc Kleidung 233 
Chlamys, eben dergleichen „23 
Chlanis , Chlanidion, eben dergleichen ibid. 
Choenix, Art von Gemäß. 270 
Choraules, ein Eapellmeifter 325 
Chrodo, Gott der alten Deutfchen 221 
Chronus, Xpöros , ein Gott 89 
Xeveirdero, , mit Gold eingelegt, 267 

ıryfographus, maß? 329 
en ſtallene Gefäfe 265 
Chthonia, ein Feſt der Griechen 175 
Chus, eine Art von Gemäß 270 
Cinetus Gabinus, eine Yet Kleidung 235 


Cinerarium, Afchentopf 93 

‚Kiscenftiche Spiele i n 20, ad 

Circus, die Rennbahn, Circus Maximus 305. Apol- 
linaris, Flaminius 306. Flörae, Neronis, Vatica- 
nus, ſalluſtianus () 


BR 


Cilium, eine Arc von Wagen 5 
Eifternen 285 


Cithara, mufical. Inſtrument BEL 
Clapliambus, ebeubergl. ibid- 
Clauulare, eine Dt von Magen N 375 
Clauus latus und anguftus 234123 
Clementia, Gutigkeit, eine Göttin — 
Clibanarii Equites 353 
Clio, eine ber 9. Mufen 6 
Eloafen 376 
Clotho, eine der Paren , 405 
Clypeus, Schild 348. Clypei uotiui 39 
Cneph oder Cnuphis, Gott der Egyptier 189 
Cnoffus, Symbolum biefer Stadt 287 
Co, Symbolum biefer Inſul 287 
Coccara, eine Art Kuchen 262 
Cocytus, Fluß in Inferis 404 
oelus * 216 
Coena, bey ben Apaturiis 108 


Coeus, was? En 17 
Cohorsmwag? 336. Cohors praetoriaund urbana 340 


Collocatio, Ausftellung ber Leichen im Vorhaus 37 


Colobium, eine Art Kleider 738 
Coloffus, auf der Inſul Rhodus 5 „283 
Colum, ein Durchſchiag 263. Colatorium ibid. 
Columbarium , Behälter ver Hichentöpfe 392 


Columna Traiana, Antonina, roftrata, milliaris 


370qQ. 
Combennones, wer? { 
Comoͤbianten 296 1q. 
Compagus, Compes, eine Art von Schuhen und 


a 
An 


Stiefeln 245 
Compitalia, ein Feſt der Roͤmer 178 
Comus, Gott der Gaftmahle Hr 
Conclaue 256 
Congius, eine Art Maaſes — 
Congius, eine Art von Seefiſchen 
Conifterium, was? 290 


Coniugium, warum alfo genannt 
Coniuratio, Art von militarifcher Werbung 
Confentes, Dii, eıne Art Goͤtter 
Corifualia, Feſt der Roͤmer 

Copriſche Seräfe 


© 
BEER 


Coraces, Prielter des Mithras 112 
Cordax, Cordacifimus, ein Zang 347 311 
Coriceum, was ? . 290 
Lorinthiſche Gefäfe 264 
Cornicen, Hornbläfer 326 
Coronae uariae, Cronen allerley Art 369 fq. obfi- 


dionalis, muralis, graminea, uallaris, naualis , 
roftrata, ciuica, pettilis 
Corfica, Symbolum, dieſer Inſul 
Cortina, ein Küchen: Keffel 
Coruus, eiferner Hacken 
Coribantia, Feſt der Griechen 
Corymbon , ein Zierat des vordern Theils eine 
i 


A 


Schiffs 78 
Cothurnus, eine Art Pantoffeln a 
Cotyla, eine Art Gemaͤſes 270 
Couinus, ein Streitwagen 375 
Craftianum Siculum, eine Art Kuchen 262 
Crater, eine Trintichale 267 
Creion, eine Art Kuchen 262 
Crepida, eine Art Schuh 245 
Crepufculum matutinum und uefpertinum 9 
Ereuzigung 5 418 
Criobolia, mag ? 6,159 19. 
Crifta, Helmzierde 347 
Crobylum, ein Hut 240 





Erocodil, von den Egyptiern göttlich verehrt 202 
Crocota, ein Weiberkleid 241 
Eronen, mancherley —— 
Crotala, Klapperwerl 437 
Crotaliltria E 338 
Crumata, mufical: Inſtrument 327 
Crupezium, eben dergleichen 328 
Cruitulum, eine Art Kuchen 263 
Cubiculum, Echlafzımmer ass 
Cueullus, Nebelfappe 237,740 
Culleus, en Gemäß 27® 
Culullus, Art von Trinkgeſchirr 267 
Cuneus, Plag auf den Schaubühnen 297 
Cupido, Gott ber Liebe 
Cureotis, mag? ' 168 
Currus falcatus, Streitwagen 364 
Curfus, Wettlauf 310 
Cyathus, Art von Gemäß 269 
Cybele, deren Geftalt, Priefter, Gottesdienſt TTr 
Cymba, tlein Schiff 379. Cymba futilis, ein Sci 
pon Leber 377 
Cymbeln, muficalifche Inftrumenten 327 
Cynocephalus, Gott der Egyptier nor 
Cynophontis, Feſi der Griechen. 175 
Dacieng Symbolum 286 
Dacdala, Feſt der Griechen Ru) 
Daedalus und Icarus 26,19. 


Pprpp 2 


Daphne, 








Regiſter der vornehmften Wörter und Sachen. 


Daphne, Fabel von ihr 34 
Daphnephoria, $eft der Griechen 175 
Daph. —— 5 . ” ibn 
Dea Peflinuntia, Phrygia, Syria 7 
Decen:ber, Abbildung deffelben ıs 
Decenwiri Epulonum 122 
Decuriae, militarifhe Ordnung 349 
Decuffis, was? 270 
Degen und Schwerter 34919- 


Deipnon ame); roſſes Gaſtmahl 262 
Delectus oder Biſectus militum, Anwerbung der 


Soldaten bey Griechen und Roͤmern 3559. 
Deliſche Geſchirre — 
Delphiſches Orakel 185 
Delubrum 105 
Demeter (Anuırn) Ceres 28 





Demmerung , Bild berfelben i 16 
Denarius, Römische Muͤnz 274, bigatus und qua- 

drigatus 274. drachmalis 275 
Dentmable, einige bey den Calmucken 42ıiq. 
Defultores Equi 309 
Detergere remnos, was heiffe ? 383 
Deunx Römische Münz 272 
Deuotio, Verfluchung Inz 
Deutfche, der alten Götter alg 
Deutjchlandg Symbolum 286 
Dextans, Roͤmiſche Muͤnz 272 


Diaconion, Art Kuchen 262 
Diamattigofis, ein Feſt ber Griechen 


1 
‚Diana, Göttin der Jagd 46, 47, 48. zu Ephefus 48. 


Lucifera 47. woher fie Ardoimmzgenant wird 48. 
deren Tempe 120,282 
Dianeftismos (darmsrnss) Fruͤhſtuͤck au = 
Dichordium, muficalifch Inſtrument 
Dittatores . 
Dido, Göttin der Carthaginenfer 2 
Didrachmon, eine Roͤmiſche Münz 2 
Dii auerrunci, caeleftes, confentes, Selecti indige- 
tes, maiorum et minorum gentium 2 
Dii geniales 3. Dii inferi 404 
Dintenfaß, deſſen alte Ben x 
Dionytia oder Dionyfiaca, ein Feſt der Griechen 
Diofeuri, wer? 
Diota, ein Weingefäß 
Diplois, Art von Kleidung 
Diptera templa, was? 3 
Difeordia, Uneinigfeit, eine Göttin 
Difeus, em Zeller bey Opfern 
Difeus, ein©piel 
Dispater oder Diespiter 


BIEISS 


Kegiekk Rekl 


Doboniſch Drafel 185 
Dodrans, Roͤmiſche Münz 271 
Donner: Legion, woher biefer Name 348 
Dorpifton (ööerisov) ba 262 
Dorydre Para Ir — catac 383 
Drad) mi eldzeiche & 
Drachma, Römische Münz ar 


Draco, Drady, Roͤmiſch Seldzeichen 356. Draconarius, 
der folches trug ibi 





ibid. 
Dreyfuͤſſe, Tripodes, deren mancherley Geftalt und 


Materie 5 i 
Dreyfuß des Pythagorae , ein muficalifch Sufken 
ment : 28 
Druidae , Priefter der alten Galler 22:1. 
Dubelfack ‚oder Sackpfeife 326 
Duumuiri, wer? 117 
E. 
Kanus, oder Iuno 120 


Echetle (ixiran) ein Theil eines Pflugs : 332 
Eanptifcher Angöttesey Urfprung 189. Kleidung der 
Egyptier — 250 





Eheverloͤbnuß und Hochzeiten bey ben alten Roͤmern/ 

wie gehalten worden - 291 
Ehre, Honor , Römifche Gottheit 96. deren Tempe 

14 

Eided » Formul der Soldaten 333 
Einigkeit, eine Goͤttin 97. derfelben Tempel 140 
Einweyhung der ——— 129 
BIRD LELUNN, mas ” ch 289 

eutheria, Feſt der Griechen 175 
Eleulinia, een dergleichen ibid. 
Elifia oder Dido, Göttin der Carthaginenfer 230 
Elyma (Avua) ein Theil des Pflugs 333 
Ely ſiſche Felder 404/ 407 
Embolon (iußoAov) Schiffſchnabel 378 
Emmeleia, ein gewiſſer Zang | aıı 
Encaenia, Einweihungs : Seft 176 
Enchrides, eine Art Kuchen „62 
Enchyton, eben dergleichen ibid. 


Encyclion, ein Weibertleid a4 
Endouillicus und Endobolicus, Gott der Gallier 229 
Endymion, Zabel von ihm 

Eneaddires, Götter der arthaginenfer 
Enthauptung, Lebeusſtraffe 

Enyalius, Name des Mars 

Epaätroceles, kleine Echiffe zur Caperey 
Epheftrides, eine Art Kleidung 

Ephefus, Symbolum diefer Stadt 
Epholkis, (ipirus) Hein Schiff 

Epichyfis, Gelte und Gefäß zum einfchenfen 


—— 


* 
a 
2) 


Epichyton, eine Yet Kuchen 202 
Epicopae, der Griechen Kuderfchiffe 379 
Epigoneum, muficalifch Inſtrument 327 
Epimetheus 18 
Epirus, deffen Symbolum 287 
Epotides 381 
Equi Defultores | x 309 
Equites Cataphra&ti oder Clibanariüi 353 
Erato, eine der 9. Mufen 36 
Erebus * 409 
Eretria, deren Symbolum 237 
Erinnyes, Furien 405 
ierinega (Hefperifma) Abenbbrod 262 
Effeda oder Eſſedum, ein Wagen 375 
Efus oder Hefus, ein Gott der alten Gallie 222 
Euboea, deren Symbolum 287 
Euentus bonus, ver glückliche Ausgang, ein Gott 88 

deſſen Tempel 139 
Eugeneia, der Abel, eine Göttin 9 
Eumenides, Surien 405 
Euocatio der Gstter x 181 
— — ber Soldaten 338 fq. Euocati 338 
Euphrofyne, eine derdrey Gratien s6 
Euripus im Circo, wag? 306 


Euryitheus, legt Herculi allerley gefährliche Dienfte 
und Arbeiten auf 6 

Eufebeia, eine Göttin 

Euterpe, eine ber 9. Mufen 

Ewigfeit, Acternitas, eine Goͤttin 


EI 


Exattor, ein Rentmeiſter 
Exaußoramentum ber Soldaten, Abdankung derjel» 
en 3 
Excuneati, ter? r 

Exomis, eine Art von Kleidung 2 
Extifpices, Wahrfager aus dem Eingemeid der Shi 
* si 
Faltiones der Fuhrleute in Circo 08. 
Fanatiei Sub Rs 
Fanum , was eigentlich 124 


Faulheit, eine Göttin 95 
Faus 








N 


Bud 


- Gamelion, ber — 


NEE, = 
— ir ah 


Kegifter der vornehmſten Wörter und Sachen. 


Faunalia, Feſt der Roͤmer 178 
Saunen, Fauni ‚2416 

aunus , deffen Tempel 137 
Febris, das ‘Sieber, eine Göttin % 
Februarius, Hornung, im Bild „18 

echter, Gladiatores, 301 Sechterfpiele ibit. 

ecialis } 120, 356 
Fecunditas, Fruchtbarkeit, eine Östtin 3 
Feldzeichen, allerley 356 
— — der Schiffs, Soldaten 383 
Felicitas, Glückfeligfeit, eine Goͤttin 
— der alten Roͤmer 27 

eralia, Roͤmiſches Feſt 178,49 
Ferculum 260 
Feretrum 7 + ’ 3 
Bere — gen der Roͤmer 2 
Feſcenniniſche Verſe ib% ‚293 
ee der Griechen 173 Sg. der Roͤmer 177- fq. ‚Dee 


a 
a 


‚Eoyptier, , dran 
Fidelha fittilis, Trinfgefchirr 
Fides, bie Treue,; eine Goͤttin 
ie febris, eine Goͤttin 98. deren Tempel 


J 


ifche, allerley — 
ſcherey 
xFiſtulae —* tee 325 
Flamen Dialis, Martialis, Quirinalis — 
Flamines, Priefter, maiores und, minore⸗ ibid. 


Flammeum ober Flammeolum „eine Reiberhaube 
x and 


lafchen und Gläfer zu pergoſſenen Thränen 
— in der lichen N . «3 
lora, Göttin ber Blumen 8. beren Tempel 137 













Flyns, Gott der alten Denfchen RR” 
Fornacalia, Kömifch Feſt ESTER 15 kn: 
Fortuna, Glück, eine Goͤttin 86. deren Tempel 138. 
mala, eine Göttin \ 95 
Fratres aruales? | Me ty 
rauenzimmer, Bee} 255 
yeude, Laetitia, eine Goͤtin 93 
siede, Pax, eine Östtin 94 deren Tempel 520.239 
reygebigteit, eine Gsttin 7, mu 11997 
repheit, eben dergleichen 93. deren Tempel. »15.1339 
Krigidarium — — Re 52 
Ammigkeit, eine Goͤttin — 6 


Fruchtbarkeit, eine SEtiRil) an samen 21298 
uucht  DRagagın. ber Roͤmer im Krie 38 
ußrleute in Cireo 308 
uͤhrwerk, allerley— * sig ———— 


rien R— 
ußangel, im Krieg j = 7, 
ufcinula, Sieifchgäbelein mu un nal 

ee aheln, Ben Opferiekiiae: u 8 

ne ei Catlis, ein Helm. — IE Ar BAR 
Galerus, ein Priefterhut, Aida Hr un 30 113 
Galli, Priefter der Cybele em? As rn 
Gallien, das Dreyfade 7 deſſen bolum "286 
Gallier, deren Religion 221. Kleidung .bra$2 
1 agL 


IXst 958 24.291 
Baftmahle, verſchiedene rt ſolche anzuſtellen 0259 
ebäude, oͤffentli i ‚h2 
Gefaͤſſe don allerley Art 264 q. Eorinthifche 254 
Delifche 265. Hetzufcihe] 2674 Zpericleifche ib. 
> md Merfzeuge bey den Opfern 11338 
Geiffelung , ein Beft der Griechen 7” 75 
Selindigkeit, eing Goͤttin 97..deren; Tempel : 141 
Genea, Generatio oder Saeculum 3 
Geniales Dii — 2 
Genii, Schuß Götter 88. permarını Nr 
i as 9 





Gerrum, Perſiſcher Swib 


Geryonis Dchfen holt Hercules 66 
—— Ess 95 

ewa ttin 140. deren Tempe 149 
Gewicht, —— 280 


Gigantophontis, Beyname ber Mineruae 44 
—— Gingris , Gingros, ein muſicaliſch Inſtru⸗ 
ent 2 
Gladiatores Fechter zer. Ludi gladiatorii ibie 
Glaucus, ein Sergott 
Gluͤck⸗eligkeit, eine Goͤttin 93. deren Tempel 
—— eine Art Kuchen 
Goͤtter, deren Zah! und Eintheilung 2 
— — unterirdiſche 404 
Gorgoneion, yogyarsıo : Larve 297 
Grabmähler der alten Griechen, Gallier und Hetruſ⸗ 
496 


BD 


566 


cen 
Gramma, Art von Gemäß 269 
Gratiae J s6 
Griffel zum fehreiben, allerley 332 
Groffus, eine Geldſorte 1 
Erus, Kriegs⸗Maſchine 363 
Gubernaculum, Steuerruder 382 
Guͤtiakeit, Goͤttin 91. ber Tempel 141 
Guttus, Gefäß zum einfchenfen 266 
Gymniei ludi \ 310 
Gynaeceum, yuraöior, ein Frauenzimmer 255 
Gynaeconomus 263 

aarnabel 244 

ades , üdve, Namen des Pluto 227 


S 


Hände und Füffe ſamt andern Gliedern von ben Ey 
tiern göttlich verehret 
— Gaͤrten 


—* 


uſer und deren Eintheilung nach gewiſſen — 
Aufer der Griechen und Roͤner 253 4a. 
aften und Schnallen | 244 
albgoͤtter, Semidei 2 
alsfetten 245 
arpa, ein muficalifch Inſtrument 327 
Harpocrates, Öott der Egyptier 197 
arpyen 10 
ee oder Harunga ar 


Hafta, was eigentlich ſeye ? 351. amentata 351.cae- 

libaris 292. pura BR 7.358 
Haftae falcatäe 383 
Haftati, gewiffe Ordnung ber Soldaten 339, 360 
Hauprichninck der Weiber 248 


Hauptzierde - 240 
Hausrath, allerley 25. 
Hecate, die dreyfache — 
Hecatelia, Feſt der Griechen 16 
Hecatombe, gewiſſe Opfer 172 
SHeerziige der Nimer 
— mit ben Ceremonien — Bi 
(elepolis, eine Kriegsmafchine 77363 
Rent und Panzer 347 
emie£ton, Art von Gemäfe u. 270 
Hemina, ebendergleichen 269 
Hemiolium, eine Art Schiffe 379 
ZaErUR mon, deſſen Abbildung n 
ercules, deffen mancherley Geftalt 64 fq. Augend 


und Erziehung ibid. ſchwete Verrichtungen 63, 65. - 
136 


Tempel 
Hercules Gallicus 224. Mufagetes (73 
Hefperides, deren gülbene Aepfel foll Hercules ho⸗ 


len 
Hetvufeifehe Befält 267. Kleidung ara 
Heumonat deſſen Bild 14 
Hexaphori, Hexaphoron, was? 338 


Hiereiae, Pirtierinnen 11 
"Dgaaq er 











Regiſter der vornehmften Wörter und Sachen, 


Hieroceryces 110 

Hierocoraces, Priefter des Mithraͤ 112 

Hierophantaẽ I1o 

Hilaria, ein Römifches Feſt 178 

Hilaritas, eine Göttin 93 

— portae falfae 257 
ippograta, Werber ber Reuterey 


Rn) 
w 
er es 


ER LS ae i © 291 
offnung/ 8Pes, eine Goͤttin 92. derfelben Tempel ı 3 
Holca, rt von Gemaͤß — ſ 


oa 


Honor, Ehre, eine Goͤttin 6 
Hoplitae, Art von Soldaten 260 
Horae, Jahrszeiten 9,10 
Horeae, Feſt der Griechen 176 
— — deſſen Bild 
orti penſiles 282 
Hoftiae, Opfervieh 152. eximiae praecidaneae und 
fuceidaneae 152, Prodigiae, bidentes 153 
Hyades oder PTeiades 18 
Hlydraulus, mufical. Inſtrument 226 
Hygieia, Göttin der Geſundheit 82, deren Tempel 138 
Hygieiae, Opferfuchen = 153 
Hymen, Hochzeit». Gott 293 
#lymenaeum, Hochzeitlich ibid. 
Hyperion, wer? 17 
Hypocauftum 13% 88 
Hypogacum, unferisdifches Gewolb 391 
. 
Jaculum 350 
Ka 320 
ahrszeiten 10 
ambuca, muſical. Inſtrument 32 
lanuarius, deſſen Bild 11. warum er Gamelion beißt 
Janus 18. fuperior et inferior 19. deffen Tempel 130 
Tapetus : * 17 
Ibis, Egyptifcher Voge ' 20% 
Icarus und Daedalus 26,27 
Ichneumon, Feind der Eroeobilen 20% 
enner , deſſen Bild ıi 
mperatores, Feldherren 3409 
Impluuium i 254 
Impudentia, eine Göttin Er 
—— Dii 2 
Indulgentia, eine Goͤttin 97 
Inferi, mer und was? 40 
Infula, Hauptſchmuck 246 
Ino oder matuta, eine Goͤttin gi 


Inſtrumente der Ackersleute 333. der Bauleute 324. 


der Becker 333. der Weber — 

Interula, Subulca, Yrt Kleidung a 
Invidia der Neid, eine Göttin 95 
Tola, Herculis.maitreffe 70 
dene Befale 265 
Semenfule 2310 
fis, Göttin der Egyptier 190 
ſiſche Tafel 206 
gmacliten und Saracenen 355 
——— — 
miſche Spiele 30$ 
Se ei Sun ———— 

talien, deſſen Symbolum Fr 
Tl, der Dcummonat deſſen Bild 14. Drachmonat, 

deſſen Bi 
u Aupiters Gemahlin _ F 22,27 
Iuno inferna ‚oder Proferpina 27. Lucina 22,132. 
Sofpita 22. Pronuba "22,293 


nia d. 1, Karthago ar 
—— deſſen mancherley Geſtalt, Geburt und Schick, 


l * Tale 
Tupiter Agetor 336. Ammon 20. Capitolinus 


! 


° 


29 
151 » 


Feretrius 21. Fulgurator aı. Olympius — 

— Stator 21. Vindex ıbıd. 
Iuftitia, eine Göttin 96 
Iuuentus, Gottheit, und deren Tempel 138 

K. 

Kampfſpiele 20* 
Katze, von den Egyptiern goͤttlich verehrt 308 
Köreer, Stachel, die Ochfen zu treiben 333 
Keffel, allerley 263 
Keufchheit, Goͤttin, deren Tempel 341 
Kiften und Käften der alten 253 
Klagweiber 338 


Kleider von Leinwand A 231 
Kleidung der Priefter 122. fgg. der Weibgperfonen 
241. der Griechen und Römer 230. der alten Gals 
Tier, £ufitanier, Spanier, Mauren, Numibier und 
Earthaginenfer 252 fgg. der Hetruſeier, Egyptier, 
erfer, Parther, Seythen, Phrygier, Dacier 250. 

gg. ber Todten 387. ind Waffen der Soldaten bey 
ben Griechen und Römern 342: und Waffen ander 


„ter Voͤlker 345 
Kniebänder 245 
Köche, deren Gefchicklichkeis 262 
Kohlpfanne — 263 
Kornmaß — 
Kodrsg, xgarior, Trinfgefchire 267 
Kriegs Eif⸗ 379. deren Ausruͤſtung 381 
Kriegsübungen ber Secleute 383 
Kriegswerkzeuge oder Mafchine 362 
Krutzmann oder Hercules der Straßburger 22 

Kuchen, allerley Sorten 262 
Küchen: Gefchire 263 
Korn, ein Zrinfgefchire. 267 


Labyrinth, ber Eretenfifche a83. der Egyptifche ibid. 
Küchen 2 


Laganum, eine Art von a6 

Lager, verfchiedene Arten daſſelbe zu ſchlagen 36x 
Lacedaemon, Symbolum dieſer Stadt 
Lacerna, Kriegs» und Reiſekleid 237 
Liachelis , seine der Paroen 405 
Lacinia, ein gewiſſes Kleid 238 
Jaconicum 289 
Laetitia, Freude, eine Ösftin 93 
Lampen, verſchiedener Art und deren Urfprung 258, 

e . 41 

Lancea, ein Spieß 350. Herculiana va 
Landgüter und Meverhöfe 265 
Landſtraſſen, Sffentliche 372 
Laocoon, $abel von ihm 105 
Lapis Glan? Gewichtfiein , , 280 
Lares, Yausgötter 88 marini, deren Tempel 139 
Larven, beren Gebrauch in Comoͤdien 297 
Laſt · und Maulthieree 50 + 375 
oder Raufartey: Schiffe 379 
Laternen und Lampen 258 
Laterne oder Lampe der Veftae 24 
Latfclauius 237 
Latinae feriae'obet feriae Latiarp 178 
Latona, ıderen Sempel |) 134 
Lauerna, Goͤttin der Diebe und Steaffenrduber oc 
Lautia, Schub 246 
Lebens Strafen der Martyrer 40 
Lebes maior, groſſer Keffel 263 
Lettifternium TIER 180 


Legati, imfrieg ©» PR iz o 

—— eine Roͤmiſche 330. Fulminatrix, Donner 
egion raid } 

geibrache 341 

Leibes / und Todesſtrafen 410 

Leihen Anftalten der Griechen und Roͤmer — 


— 








Regiſter der vornehmſten Wörter und Sachen. 


Leichen s Anftalten ber alten Deutſchen und einiger 
nördlichen Völker 414 


- —  verfchiebener anderer Völker 413 
Lembus, ein klein Schiff 22 


Lemures — 

Lemuria, Lemuralia, Roͤmiſch Feſt 178 

Lenaea, Leontica, Lernea, gewiſſe Feſttage der Sr 
I 


chen 
Zee Gefaͤſe 265 





euchter, 151 
Liberalia, Feſt der Römer 78 
Liberalitas, $repgebigfeit, eine Goͤttin 
Libertas, die Freyheit/ eine Goͤttin 93 
Libitina 405. Libitinatores I 387 
Libra, eine Geldforte 27:. menfuralis und Po 

ralis 
Libum, eine Art Kuchen 262 
Ligulae oder Lingulae 151 
Linum, Art der Kleidung 231 


Litare, was e8 heiſſe? = 156 
Lituus, Krumhorn im Krieg ısı. Liticen 2 
Löffel, allerley 263. bey Opfern e 148 
Lorica Panzer 3447 hamata 344 7 347: re 





Ludta, das Ringen Ai 310 
LudiGladiatorii 3or. Gymnici 310 
Ludus Ceftuum 310, latrunculorum oder Schach⸗ 
fiel. 323 
Ludus Troianus a1 
Lunula, ein Zeichen auf ben Schuhen 246 
Lunus, der Mond, ein Gott 99 
Lupercales 22 
Lupercalia, Feſt der Römer 178 
Luperei * —* Pa 
Luitrum , ta 9, 10 
Lycaea, Feſi der Griechen 1,6 
Lyceum, Sammelplaß ber Soldaten 336 
Lyra, muficalifc Infteument 387 
Lyrophvenicium, eben dergleichen 3:7 
Bi M. 5 
aß, mancherley 269 
ee deren Symbolum 237 
Auncellum, Depi 5 a 
aſchinen im Serie 199. 
ton, see und lange Schleuber 352 
Mafors, Mafortium, Weiberfleib 241 
"Maenades ; 2 
Magadis, muficalifch Inſtrument 328 
Auleet, ter — —7— 
agiſter Equitum 
Magna Mater Deum 4, 7, deren gewöhnliche Opfer 
⸗ 4 
Banken Geſetze dabey m. 
Mahumebs Ankunft 213 
‚Maius, May, deffen Bilb —— 
Malleus, Hammer, bey Opfer 151 
Mandyas, ein Kleib 232 
he Götter 5 
‘Manipulus Rom. 
6 Stammvater der alten Deutſchen 220 
Mantile cocco clauatum, was? 237 
Markſchreyer 298 
Maria rotunda . 2 
Mars, Kriegggott 3919. Vater dee Romuli und Re- 
mi 40. befjen Tempel 134. Gradiuus 40 
Marfyas, Zabel von ihn 34 
Martius, deffen Bild 12 
Mafttorb, Carchefum 382 
Matres facrorum ı12 


Matronalia, Roͤmiſches Feſt 


Matuta gt. deren Tempel 139 
Maurbrẽcher, Aries 363 


Mauren, Babyloniiche ! 
Maufolea, verſchiedene 

Maufoleum, Maufoli Grabmahl En 
Medimnus, Art von Gemäß 269 





Mediſche Goͤtter 216 


Medufa, Fabel’ von ihr 4419. 
Megaera, eine der Furien 408 
— Roͤmiſch Feſt "179 
Melan graphicum, Dinten 2 
Meleager, Fabel von ihm soig. 
Melethyta, ein Opfer: Kuchen 153 
Melpomene, eine der 9. Mufen 36 
Menagyrtae, Prieſter der Cybeles 112 
Mercurius, deffen Bildung 4x. deffen Tempel 135 
Miraß. , Joch ber Dehfen 2 
Mefoporphyra, ein Kleib 2 
Meifina, deren Symbolum 285 
Metelli Badſtube 289 
Metragyrtae, Priefter der Cybele 112 
Mepig, Siethmet — 
Meyerhöfe und Landguͤter 263 Ta. 
Milig, Roͤmiſche, deren. Claffen und Ordnung 339 
Mina, was? ast 
Minerva oder — ſqq. deren Tempel 135 
- — Athena 44. Muſica 44 
Minos, Hölenrichter 40% 
Minutal, eine gehackte Speife 263 
Mithras, 100. beffen Prieſter 313 
Mitra, Weiberfchleyer 243 
Mna oder Mina, ein Gemäß 269 
Mnemofyne 17 
Mneuis, Gott ber Egyptier 200 
Monat 10 
Monaulus, muficalifch Iuſtrument 325 
Monochordium, eben dergleichen 327 
Mond, deffen Tempel 141 
Monoxylon, flein Schiff 

‚Montag, woher ber Name? is 
Morgendemmerung 2 
Morgenröthe, beren Bild 

MeguoAouker Larve 
Mügiles, Seefiſche 261 


Mühlftein, deſſen Form ; 3 
Münzen der Roͤmer 270 ſ99. Münzen in Enbineren 
ob fie vor diefem courant geweſen 2 
Mulleus, Schub oder Stiefel sie 


Mumien 411, deren Selb 12 
"Murtia, Ssttin der Faulheit 4: 
Mufeulum; Kriegs: Mafchin & 
Mufen, deren Abfchilderung 2 Q- 
Muficalifche Zaftrumenten 335 194. 
Mutatorium 285 
Myma, gehadte Speife 262 
Myoparones, Art von Schiffen 379 
Myrmillones, Urt echter 30£ 
Myrrhina oder murrhina uafa 365 
Myftteria Coracica, Hierocoracica, Leontica, Fa- 

trica, Mithriaca, Eliaca 112 

; N. 

Nabla, muſical. Inſtrument 25,328 
Nacht, eine Gottheit — 
Naenia, Todtenlied 388 
Natur, umter der Goͤttin Diana von Ephefus vorger 


ſtellt 
Nauis actoriola acuarĩa 379. aphracta, .claflica 379. 
Liburna oder Liburnica, longa 380. oneraria 
— plicatilis 378. — ESomf 
‚Nauigium apertum, ein jedes Kleine 379 
EYTTT Ta Bun}, 








Regiſter der vornehmften Worker und Sachen. 


«Naumachia, Naumachiarii 313 


eapolis, deffen Symbolum 
Neceffitas , die-Noth, eine Göttin 9 


B 


Nehalennia, eine Östtin 325 
Neid, Inuidiä, eine Goͤttin 95 
Nemeiſche Spiele X 05 
Nemefea, ein Feft der Öriechen 176 
‚Nemelis Gsttin, deren Tenipel 118 
Neocori, Priefter J 109 ſq. 
Neptunus, Gott des Meers 24,25. deſſen Tempel 133 
Nereides, Meer⸗Pymphen "26 
.Nerlatae, eine Urt Kuchen 262 
Nilus, deffen Symbolum 286 
Niobe, $abel davon 34 
Nobilitas, der Adel, eine Göttin 93 
Nodtulius, ein Gott 99 
Noth, eine Goͤttin, deren Tempel 140 
Nouember, deffen Bild 7, 
Numidier, deren Kleidung —— 253 
Nummi ferrati 275. nummus uictoriatus äbıd. 
Nymphen als au 3 101 
Nyſſa, deren Symbolum 287 
- Obelifei der Egyptier _ _ 20910. 
Obolus, eine Art Gemäffes 269 
Obrendarium, ein groffer Afchentopf 393 
———— ne 16 
crea, ein Ötiefe 245) 247 
Okaphori, Ottaphoron AR 388 
Oktober, deffen Bild 14 
Dhrgehänge 245 
Olla, ein Topf : 263 
Ollaria, oder Columbaria 393 
Olympia, Feſt der Griechen 176 
Diympifche Spiele 304 
Omina, Vorbedeutungen 187 
Omos, eine Art Kleidung 234 
Omphale, Herculis maitreffe 70 


Dosxupior , ein Trinfgefchirr N 266 
Opfer, deren mancherley Art und dabey übliche Cere⸗ 
monien 152 fgq. berfelben gewöhnlicher Det 155. 
was für einer jeden Gottheit infonderheit gebracht 
worden 154 fg. der Schiff: Soldaten 383. der E⸗ 
gyptier 2 
Opferkuchen von mancherley Art 





R 


253 
OnAsQogas Osis , ter ? 171 
Optiönes 721 
Oratel 1841 
Orcheftra, mas? 296 
Orcus, wer? 797 
Ordnung und Elaffen der Roͤm. Milig 339 
Droel 326 
Orgia, Feft der Roͤmer 178 
Orgialtae, Orgiophantae Ilo 
Orient und Oceident, deren Symbola 285 
Orion 18 
Orpheus, Fabel von ihm 18 
Orus, Gott der Egyptier 195 
Ofiris, ‚eben dergleichen 104 
Offuarium, Beintopf 393 
Othona, Kleid der Weltweifen 234 
Oua eurriculorum mag? 306 
Ouatio, kleiner Triumph 369 
Oxobathon, Art Gemaͤſſes 270 
Palaeftina , gelobte Land, deffen Symbolum 287 
Palilia oder Parilia, Feſt der Roͤmer 179 
Palla, ein Weiberkleid 233,241 
‘Palladium a5 


Palliolum, Mäntelein «> 234 
Pallium, Mantel 232, 241. quadratum 233 
Pallor, die blaffe Farbe, eine Göttin 95 


Paludamentum, Kleid der Ober s Dfficier im Krieg 
2 249 
Pan, Gott der Hirten 74,77. warum er bisweilen Tu- 


eidus Heiffe ? 27 
Panathenaea, ein Feſt der Griechen 176 
Pandora, wer ? ı8 
Pandura, ein mufical, Inſtrument 325 
Pannonieng Symbolum aR6 
Panthea 127 
Panthei \ 101 
Pantheon Mineruae Medicae 128 
—336 347 

— der Egyptier 330. Egyptier machen 

Schiff daraus 377 
Paragauda, Soldaten-Sleid 239 
Paraftatae templorum, was? 126 
Parazonium, Seitengewehr 343,35 
Bora, Parcae 407 

arentalia, Todtengebächtniff 49 
Pariambus, mufical, Snfisument 27 
Paris, deffen Urtheil 13 
Parma, eine Art Schilde 348 
Parther Kleidung afı 
Patera, Trinkſchale 267,149 
Paterpatratus ı2ı 
Pätres Sacrorum _ , 119 
Patrimonium latielauium 237 
Pauor, der Schredten , eine Goͤttin ey; 
Pax, der Friede 94 
Pedtis, mufical. Inſtrument 327 
Pecunia, woher der Name 270 
Pedila, eine Art Schuh 246 
Pegafus, was? _ 38 
Pegma, im Amphitheatro 38 
Pelta, eine Art Schilde 348 
Peltaftae ‚360 
Penates , Hauggstter 83 
Penetrale des Tempel 125 
Pentachordium, mufical, Inſtrument 327 
Pentathla 172 
Pentathlum h 3Io 
Penula, ein Kleid 234 
Peplum, Oberkleid der Weiber 241 
Pergamus, deren Symbolum 287 
Periphlegeton, $luß der Inferorum 404 
Periporphyra, Art Kleidung 236 
ep templa wag?" 6 
Perifcelides, Kniebaͤnder 245 
Pero, Schub oder Stiefel 24510. 
Perfeus, Fabel von ihm < 4 
Perfifche Goͤtter 216. Kleidung 250 
Peſſinuntiſche Goͤttin — 
Petafus, Art von Huͤten 240 
Petauriitae und Petauriftarii 208 
Pfeifen, allerley 325 
Pferde, fo im Circo gebraucht worden 309 

forten der Höllen 
Phaecafıum, Art von Stiefeln 245fq. 


Phaethon, Zabel von ihm 338 
Phalanx , gemwiffe Orbnung der Soldaten bey ben 
Griechen z59. Macedonica 360 
Pharus, Wachthurn der Alten 384. in Egypten 289, 
384. bey Boulogne ;85. bey Nismes ibid. 


Phafelus, eine Art von Schiffen 79 

Phoebitius der Sallier Apollo Ans 

— Goͤtter ‚ae 
hoenicopteri, gemwiffe Waſſervoͤgel 


26K, 
Phoenix, Sabel davon 394, ein muſicaliſch Inſtru⸗ 
ment x 2 


327 
Phorcys, 





| 
I 
| 
4 
| 
i 
| 


| 
| 
| 
| 
| 





\ 

IR 
=. 
} 


Regiſter der vornehmften Wörter und Sachen. 


Phorcys, ein Seegott 25 Pfeudothyrae, Hinderthuͤren 257 
Phorminx, ein muftcal, Inſtrument 327 Piyche, $abel davon 78 
Phrogiſche Göttin, wer? ” 7 Pugiles und Pugilatus Kämpfer und Kampf mit dee 
- — Kleidung 251 af 310 
Phylax, wer ? 48 Pullata ueflis 238 
Pietas, treue Liebe, eine Goͤttin 140 Pulpitum, auf Schaubühnen 297 
ila maior und minor 312. vacua ober Corycum, Puppis, Hindertheil des Schiffs 378 
ein Ballon ibid. Puticuli Esquilini 399 
Pilae paganicae, folles, trigonales, harpafti 312. Pythia 18 
Pilentum, ein Art Wagen 37% Pyramiden in Egypten 283, 411 
Pilum, eine Art von Spieffen 344,350 Phythiſche Spiele 304 
Pinarii und Potitii 121 i 
Pitoritum, eine Art Wagen 374 a) 
itſchier⸗ Ringe 295 : 
Dlabenta, ein Kugden 303 Quadrans; Römifche Münze 212 
Plauftrum, ein Wagen 375 — eben dergleichen * 
Plectrum, ein Streicher, Fidelbogen 3 
Pleiades ober Kae — IJ „Quartarius, ein a 269 
Ureia Iepuirıra 377 Quinarius, Roͤmiſche Münz 274 
Plota, ein Seefiſch 267 (Quincunx, eben bergleihen 272,273 
Ploxenum, ein Zuhrwerf 375 Quinquagenarii, Kriegs» Officiere 
Plutens, in ben Baſilicis 38;  Quinquatria oder Quinquatrus, ein Feſt ber Roͤmer 
Pluto, der Hüllen : Gott 27,404 . ‚N 179 
Pocillator, Weinfchenf — 263 Quinquertium 310 
Poculum, Trinfgefchire 257 Quirinalia, ein Roͤmiſches Feſt 179 
Podium 299, 306 
Eee PR R. 
ollinttores 387 
Polyhymnia, eine ber 9. Deufen 36 Rad, bey Lebensſtrafen gebraucht 429 
Pomona, Goͤttin der Gärten so Nadegaft, Gott ber alten Deutſchen 22r 
Rauchpfannen 148 


Pompa» — 315 fq. Bacchica 316. 
Ptolemaei Philadelphi 3160 100. 

Pompae, der Griechen und Roͤmer 314 

Pons Fabricius, Cefti, Senatorius, Ianieuli, Moi- 
IE oder Miluius, Narfetis, Sublicius, triumpha- 
is 


Pontifices maiores und minores 11 

Pontifex maximus 11312. 
Er Bann Dpferkuhen 153 
Poreuith, Gott der alten Deutfchen anı 
Porta maior, Labicana, Esquilia 284 
Portae falfae, Hinterthiiren 257 
Tloranor » Trinfgefchire 267 
Potitii und Pinarli 1al 
—— ar fein 25 
Praefeiti, Kriegs» Dfficiere f 

Praefericulum, Opfers Gef 2 
Prachicäe, Klagweibet an 
Praeltigiae R 187 
Praeftites oder Lares 90 
Praetexta toga 28 


Precationes 
Priapus, Gott der Gärten 29 
her der Griechen 507, ber Römer 113. der Eghp⸗ 
— 20 





Prie 
tier 7 
riefter « Hüte 113: Kleider ‚122 [gq- 
rimipilus " - 341 
Princeps Iuuentutis 313 


Principes bey der Ar 


me 339 

Proceffionen [öffentliche ) der Roͤmer und Ban: 
3:4199- 

Prometheus 17, 18 
Prono, Gott der alten Deutfchen PL 
Pronubae und Pronubi aufpices D9L 
Prora, vordere Theil des Schiffs 378 
rofcenium ? 297 
Proferpina, Plutonis Gemahlin a8 
Proteus , Bott des Meers 25 
Prouidentia, bie Vorfehung, eine Goͤttin 94 
Proxeneta agı 
Pfalterium, ein mufical. ea 327 
Pfeudodiptera, gewiſſe Sorm ber Tempel 125 


\ 


egina facrorum 110, 122 
Keichihümer an Gold und Silber wie von den ı) Wer» 
fern 2; Griechen, 3) Römern erlangt worden 276 [q. 


Rema, Bsttin der Jelrat 2 
Remos detergere, was daß heiffe Ar 
Ketiarii RT: 
Ra ber Griechen und Roͤmer 352, anderer BIN? 
er 

'Rex facrorum 110, ı13. facrificulus * 
Rhadamanthus, em Hoͤllenrichter 

Rhamnus, was? 15 
Rheda, ein Subrwerf 375 
Rhein, deffen Symbolum 286 


er ein gewiſſer Se 261 
ing, Fingerring, 294. war fterbenben abge 

Robigalia, ein Km Feſt en J 
Roma eine Goͤttin 83. deren Tempel 138, der Stadt 





Kom Symbolum jbid 
Rorarii, gewiffe Ordnung der Soldaten 339 
Rudem empfangen, was es heiffe 302 
Nuderfchiffe, alleriey 380 
Ruhe (die ſtille) Tranguillitas, eine Goͤttin 24 
Sackpfeife, Dudelſack 
Sacrarium Ei 
Sacrificium adoreum 153 
Saeculum aureum 89 
Sagaris, eine Streitaxt 352 
Sagittarii, gewiſſe Elaffe ber Soldaten - 360 
Sagum oder Paludamentum 239 
Oaiten : Inſtrumenten 12 
Salben, deren fich die Alten nach dem Bad bebiene» 

ten 289 
Salbung ber Tobten 387 
Salii, Priefter des Martis 119 
Salpinx, ein mufical. Inſtrument 26 
Saltatio, allerley Arten 310. militaris und pacifica 

a Pyrrica oder Pyrrichia 312. fcenica , cubi- 

ica, fphaerica und orcheftica ib. fphaeriflicagız 
Sambuca, ein muſical. Inſtrument 327 
Rrrrr Samiı 











Regiſter der vornehmſten Wörter und Sachen, 


Samifche Befäfe 26: 
Samolus, Kraut bey den Galliern beſonders hochge⸗ 





halten 227 
Sandtum Sandtorum 124 
Sandalium, eine Yet Schub 245 
Sandapila, Todtenbahr 388 
Sapientia, Weisheit, eine Göttin 97 
Saracenen und Ismaeliten 355 
Saragofla, deren Symbolum 286 
Sarracum, Art Fuhrwerks 75 
Sarrago, eine Bratpfanne 263 
Sarcophagus, fteinerner Sarg 3921 398 
Sariffa, ein langer Spieß 360 
Saturnalia, Kömifches Feſt 179,8 
Saturnus , ott der Zeit zZ 
Satyren 74, Satyrilcus, ein Heiner Satyr 318 
Scabillum, ein muficaliich Inſtrument 28 
Scapha, em Elein Schiff 379. Art einer Eebendftrafe 

420 
Scarus, tin gemwiffer Seefiſch 261 
Schachſpiel 323 
Schalen und Schüffeln bey Opfern 149 
Schamhaftigkeit, eine Göttin 97 
Schaubuhne, 296 
Schedion, Holzfloß 3377 
Scheiben werfen Difeus, 310 


- Schiff des Tempel u 
Schiffe, deren mancherley Art, 379. verfchiebene Art 
fir zu bauen 377. deren vornehmſten Theile, 378 

Schiffbruͤcken, 374 

Schiff; Soldaten, deren Feldzeichen, Ubungen u, Die 

: 2 





Schilde, allerley Gattungen 348 
Schlaf, eine Gottheit | i 98 
Schlafſtaͤtte, leitus cubicularis _ 258 
Schlafzimmer, 25 
Schleudern, 352 
Schmarotzer, 261 


Schoenobat®, Sellin 158 

eine oder Camine 2 
EEE Pauor, eine Gottheit 95, deren Zempel 
1409 





Schreibgegeug ber Alten, 325 
en ſa * 
Schub und Stiefel $ 2 

Sup : Götter gemiffer Städte und Provingen 9x 
Schwerter und Degen 339 


Scena od>r Scenium, fcena tragica, comica und faty- 


zIca, 297 
Scenit®, die in Zelten wohnen 363 
Sciadion, eine Art Hüte 240 
Seiron, 176 
Seriblita, eine Art Kuchen, 262 
Scrinium, Schreibfäftlein, Scriniarius 332 
Scutulata ueltis, Yet Kleidung 229 
Scutum, Schild 348 
Scylla, Fabel davon, 103 
Scytala 357 
Seythifche Götter, 218. Kleidung 251 
Secespita, Opfer» Meffer 151 
Secutores, wer ? or 
Seehaͤfen der Alten 384 
Segel, der Schiffe 382 
Seigbecken 263 
Seiltänzer 298 
Seiuges 374 
Seliqualtrum, 258 
Semidei, Halbgötter 3, 
Semis, Semiflis, Geldforten 271[0. 
Semones oder Semihomincs, 2 
Senec®, leztes Bad, 390 
September, deſſen Bild 14 
Septizonium, 402 


Septuns, Röm, Min; 278 
Serapis, ein Egyptifcher Gott 196 
Seftertius und Seftertium, 274 
Sextans, Sextarius, Roͤm. Münz a721gq. 


Sextarius, ein Gemäß 269. Sextarius Caftrenfis 269 
Sibyllen und deren Schriften 116 


Sicilien, deffen Symbolum, 286 
Sicherheit, Göttin, 94 
Sieinnis, Art eines Tanzes aıt 
Sidon, beren Symbolum 287 
Siegel, alleriey, 295 
Sieges ⸗Goͤttin, Vitoria, 94 
Eieged: Zeichen, Tropza, 364 
Signiferi, 341, 3 

diſenus und deſſen Gefährten 7475 
Siluanus, \ 78, 137 
Simium, Muſicaliſches Inſtrument 327 
Simpula ober Simpuria, 149 
Simpulum, Gefäß zum einfchenfen 266 
Sinus, Form eines Kleidg 235 
Siparum uexillatum, Standatte 356 
Sirenen, 102 
Sirpea ftercoraria, Miſtwagen 375 
Sifyra, ein gewiſſes Kleid, 232 
Sivva, ein Gott der alten Deutfchen 228 
Smyrna, deren Symbolum, 287 
Soccus, Pantofel, 247 
Socii, dundsgenoffen 338 


B 3 
Soldaten, deren Anwerbung bey den Griechen 25 bey 
denen Römern 337. deren Kleidung und“ ffen 
343. beren Rang und Ordnung, 358. fremder Voͤl⸗ 


fee, deren Kleidung und Waffen 345 fg 
Solea, ein Schuh 245, 247 
Sonne, nicht einerley mit dem Apollo 38, deren Tem 
pel. 134 Sonntag, woher? — 15 
Sors conurualis, Gaftimahle + Loog, 322% 
Sortilegus, ° ı87 
Soteria, Feſt der Griechen, 176 

Spadix, Muficaliicy Inſtrument, 2 

Spaniens Symbolum, 

Spanier, ber alten Kleidung, 252 
Spanifche Götter, 28 
Speculatores, Leibwache, 241 
Speicher und Kornhaͤufer asr 
Speifen, manc)erley 261 
— ** 5* = 
phinx, fehr geoffe in Egypten 412. Feldzeichen dee 
Griechen 357. Gottheit der —S— 208 
Spiefe, mancherley Art, 350 
Spoliarium, ' 302 
Sporen, deren Gebrauch 356 
Sprengwebel, 149 

Stadt» Thore 23 
Stater, ein Gewicht 280 
Statera, Magfchale, 280. Stater® Darice 277 
Steigbägel, nicht gebraͤuchlich 293 
Sterbende und Todten Ceremonien dabey 386 
Steur , Ruder, 382 
Stilum uertere, was ed heiffe? 338 
Stips uncialis, Münze 272 
Stola, ein gewiß Kleid ap 
Strang, kebens; Strafe 420 
Stratologia, Anmwerbung der Soldaten 335 
Stratores, a 
Streitaxte, 352 
Streitwagen, 364 
Strepte, eine Art Kuchen 262 
Strigiles, — 2 
Strongylus, Art Grischifcher * 37: 
Stühle und Tifche, 258 
Sturmdaͤcher/ 363 
Styms 








Regiſter der vornehmften Wörter und Sachen. 


Stymph aliſche Vögel, 66, 103 
Styx, Hlenfluß, 

. Suantovvith, Gott der alten Deutfchen 

Subarmalis ueftis, Art Kleider, 

Suboptiones, 

Succenturiones, 

Sudatio, \ 

Suggeftus oder Tribunal, 359 
Summarus, wer a8) 405 
Sumtuarius, der die Ausgaben berechnet, 393 
Supparum, der oberfte Segel, 382 
Supplicationes, 3 150 
Symbola gewiſſer Landfchaften, Fluͤſſe und Städte, 285 
Syndapfus, ein muſicaliſch Inſtrument 337 
Synthelis, Yet Kieider, 

Syracus, derjelben Symbolum, 

Syrincx, muficalifches Inſtrument 

Syriſche Göttin, wer? 

Syhriſche Goͤtter. 


T. 


Taedifera, oder Hecate, 

Tafelzimmer, i 

Talafıum, Hochzeitlied/ 

Talent, was? R 

Tapferkeit, eine Göttin 

Tarentinı, eine befondere Art Soldaten, 

Tarentiniſch Weiber Kleid, 

Tartarus, was? 

Zafchenfpieler See 

Zauden, der Veneri heilig, 

Taurobolia, 159 

Taurocathapfia, 323 

Tauromachia, 323 

Tebennos, ein gewiſſes Kleid 2 

Telesphorus, Gott der Gefundheit 82, deſſen Tempe } 
— 13 


Teleftae, Weib, Priefter, 108 

Tempeftas, das Wetter, eine Göttin, 

Tempeftates anni, was? % 10 

Tempel, deren Urſptuug, Eintheilung, 124. deren Zier⸗ 

' gat und Reichthum, 128. deren manchertey Geſtalt u. 

Lage 125. deren Einweihung, 139. wurden ala Frey⸗ 
frätte angefehen 29. ber Espptier, 209. der Gal⸗ 
lier 228. zu Balbef; 132. Nismes, Tar, verfchier 
bener Gditer, ald des Acfculapii 137. des Apollo, 
"133. des Bacchi, 137. der Bellonag T34. ber Bonae 
Deae Subfaxanae, 146. bed Boni Ewentus, 139. 
bes Laitor und Pollux T38. ber Dianac, 135, 783 
der Ehre 140. der Einigkeit, 140. des Fauni, 137- 
des Fiebers 140- der Florae 137. der Fortunae 138. 
der Freyheit, des Friedens 139 der Gewalt 140. ber 
Glückjeligfeit und Hofnung, 179. ber Hygieiae138, 
des Jani 130. des Jouis Caprtulini und Olympit 
131 der Juno Lucina 132, der Juuentus, 138. ber 
ee marinorum 179. der Latonae, des Mar- 
tis 134. ber Matutae'135. der Mercurii 135. ber 
Mineruae ı35. ber Nemelis 138, be8 Neptüni 133. 
der Noch 140. der Göttin Rom — ſtillen Ruhe, 
des Schreckens 140. bes Siluani 137. der Sonne, 
134. bee Telesphori 238. ber Treue 140. ber Tür 
a ‚ibid. der Venus, 136, ber Veltäe, 133. bed 
Metters, — "240 

Templum, ber Wahrfager, 216, 125 

Tenedos, derfelben Symbolum 

Tepidarium, i 

Terminalia, ein Roͤmiſches Feſt, 

Terpfichore, eine ber 9. Mufeny 

Teftudo, eine Geige, 377. ein Sturmbach, 

Tetrachordium, ein muſicaliſch Inftrument, 


Thalantus, ein Theil des Schiffe, daher bie TRUE 


tae, 37 
Thalia, eine der 3 Gratien 56. eineber 9 Mufen, 36 
Tihamuz, wer? ER 
Tharamis, der Jupiter der Öallier 
Theatrum, was? 

Thebe, Stadt in Egypten 

Themis, 

Thenfa, eine Art Fuhrwerks 

Theogamia, Felt der Griechen 

Thheophania, eben dergleichen 

Theoxenia, eben dergleichen 

Thericleijche Gefäfe 

Thermae, warme Bäder 

Thefea, 1 hefmophoria, Griechifche Feſt 

Thefmophylaces over ‘I hefmothetae, 

Theſſalier, deren Symbolum 

Theutates, ein Gott ber Gallier 

— welche vornehmlich zu Opfern gebraucht wer⸗ 
15 


en 
Shore der Stadt, 284 
Thoth oder Thouth, Gott der Phönicier und Eghp⸗ 
22% 


tier 

Thracier, beren Kleibun a5t 
Thränen: Gefäfe s 399 
Thranos, Theil eines Schiffs, daher die T — 


Thuͤren der Haͤuſer 


Thuribulum, Rauchpfanne 


Thyades, wer? 

Thytae, Opfer Prieſter 

Tiber Fluß, deffen Symbolum 

Tibia utricularis, Sadpfeiffe, 

Tibis, Pfeiffen „maitcherley Art 

Tiſche und und Stühle 

Tifiphone, eine ber Zurien 

Titan, 

Tod, ein Gott 

Sodesfirafen der alten 

Todte, Ceremonien dabey 

—— — 

Todtenlieder 

Töpfe, allerley 

Toga, ein Kleid 234. Materie deſſelben 195. 
praetexta, u ,.,,236 

Toreumata uvitri, Art von gläfern Trindgefigiezen 

267 


Torques, Halsketten 
Trahea, ein gewiſſes Ehrenkleib 
Tremillis, eine Muͤntze 
Treue, Fides, eineGitin * 
Triarii, gewiffe Ordnung der Roͤmiſchen Soldaten 
Tribonium, ein Kleid der Weltweifen 
Tribunal oder Suggeftus, 
Eeibpmi militum n 
richordium, ein muficalift rument 
Triclinator, ein a Saft 
Trielinium, Tafelzinmer 
Tridtya, Feſt ber Griechen 
Tricufiis, 
Triens, eine Münze 
Trigla, Gott der alten Deutfchen 
Trigonum, mficalifch Inſtrument 
Trintgeſchirr, allerley 
Tripodes, eine Art Trinfgefchirr 
Triptolemus, _, Sr 
Tripudium, Soliftimum ı1g, a51. Sonivium 188 
Tripus Pytha orae, ein muſicaliſch Inſtrument 328 
Trionia oder Tritogenia — 


Trittya 164 
Trivia, Namen ber Hecate 4; 


Rrrrr 2 Triumph 


rn 


nn me nn ET TE 


nn nn 














Triumphboͤgen 370 
Zriumphzüge 13 N 364 
Triumphus, Paulli Aemilii und Titi — 
3 
Troas, deſſen Symbolum 287 
Terojanifche Spiel, 312 
Trommeln, Tympana, 327 
“Trophimi, Soldaten fo feine Landskinder 36 
Trophonifch Drafel Q- 


185 
‚Tropis, groffer Balken unten am Schiff 381 
Trutina, eine Wagfchale, 280. Trutina Campana 09 


der Romana eine Schnelfivage a8ı 
Tuba ober ir 2 
Tub& 325 Tubieines . 341, 344 
——— Veſtaliſche Jungfrau 2 
Tugend, eine Göttin 96. deren Tempel 140 
Zugenden wurden alle göttlich verehrt - 95 
Tuifto, Gott der alten Deutfchen 220 
Tumices, Segel 8 5 i 82 
Tunica 231, 241. tunica palliolata, eine Art Weiters 

fppen 234 
Turms equitum 340 
Tutelina, eine Göttin 91 
Tutulus, ein Priefterhut 113 
Tympana, Trommeln 328 
“Typhon, mer? 195 
Tyrus, deren Symbolum‘ 237 


V. 


Valuae, Thüren, R 

Vaſa murrhina, oder myrrhina 265 
Vates, Priefter der Gallier 226 
Vbertas, Sruchtbarfeit, eine Göttin, 92 
Veiouis 21 


2 
Velites, beſondere Art Soldaten 339 
Venus, berfelben Urfprung, sa. mancherley Beftalrib. 
Liebes: Händel mit dem Adonis 55. Tempel 136 


Venus — 45: caeleftis}popularis und A= 
} n 


zer 52. Cnidia, 54. Cypris 33: marina 26, 


5 oder Tritonia 53. rix 35 
Verbrennung ber Tobten FR 389 
Berbammte, deren Höllen» Strafen 406 
Berfluchungen und Gelübbe 182 
Perleumbung eine Göttin 95 
Derftorbene , deren Reiſe nach denen unterirdiſchen 


Drten 406 
Vefta, deren Urfprung und Geftalt 23 fq. Tempel 133 
Deftalifcher Zungfrauen Amt, Vorrechte und St 


118 iq. 

Veftibulum, Vorhang — 
Vertumnus, Gott ber Feldfruͤchten * 
Veterani milites 338%. 
Vexillarii, 341 
Aberfuß, ‚eine Goͤttin 88; 92 
ia ia 372 
Yiae Büblicae, Landſtraſſen Axt 
Vi&imarius, ein Opferfdlächter 151 
Vitoria, Siegeg » Göttin 94 


Negifter der vornehmften Wörter und Sachen. 


Violentia, Gewalt, eine Goͤttin 95 
Virga auguralis 171 
Virginenfis, Göttin der Heirat 293 
Virtus, die Tugend, eine Goͤttin * 
Viuarium, ein Vogelhaus 204 
neh ——— Kleids Gemäß 237 
ncia, eine Münze 271. ein Gen 26 
Uneinigfeit, eine Ost n * 
Ungluͤck, eine Goͤttin 9 
Unverfhämtheit, eine Göttin 9% 
Vogelhaͤus 264 
Volfellae, Schabeiſen 280 
Vomitorium 297 
Vorhaus, Veftibulum N 254 
Vorſal, Atrium 254 
Vorſehung, eine Goͤttin 94 


Vota, Gelübde 18 
Vrania, eine der 9 Mufen, 36, eine Göttin der Carr 


thaginenfer 7 22 
Vrna, Art von Gemäß — 
Vrnae fepulerales, Aſchentoͤpfe 392 1gq. 
Vftrina, was? 390 
Vulcanus, Gott des Feuers 3 a. 

W. 
Waffen, von mancherley Art, 
MWahrfager, 113. deren Kunſt bey denen Galliern fbe 

hoch gehalten 227 
Mafferfeffel bey Opfern, 149 
Mafferleitungen 376 
Weinmonat, beffen Bild 24 
Weisheit, eine Göttin 97 
Wetter, eine Göttin 95. Tempel 140 
Wettlauf, im reiten amd fahren 306 
Wiegen der Kinder 248 
Wintermonat, deffen Bild 15 
Wohnhäufer der Griechen und Roͤmer 253 
Wuͤrfelſpiel 322 
Wundergebaͤude Cfieben) der Welt 282 

x. 
Xyllis, eine Gattung Weiberkleider 241 


». 


Yaopalnpldsr, ein Gefäß, fo unter die Trinkgeſchirre 
gefegt worden 267 


— e 295 
aum, Römer ritten oft ohne Zaum 355 
Seit, deren Borftelung und Eintheilung 9 
— bey Tituln der Bücher gebraucht 329 

onae, bey Schaubühnen, wag? 297 


Zyga, ein Tpeil eines Schiffs, daher Zygitae, 378 


a 


Verbeflee 





i 
k 
| 


| 


ee 


Verbeſſerung einiger Druckfehler. 


Pag. ar. $. 5,1. 2. ließ Fulgerator, 

p: 33. not. 4. 1.3. nad) Birgilins,fehe Ecl. 
1. v..18. 

— — — 1. ließ Apolledorus. 

— not. 4.173. nad) Buch, fee: I, 
——— 2 Bea, 2: 38 ſtatt 5. 6. 


p- 38. not. 1. col. 2. |, 1.4 fiatt weiffen 
ließ römifehen. = 

P- 41. not. 2. |. = lieh: 5: Phorba a8. 
P- #8 not. 6. a 2. 1. 2. nach Virgils, 


„fie Aen. IV, w 5 
p- 52. not. 1. l. Tr. 34 Cicero fege de 
nat. Deor, ITI,=3: 


P. 55. $. 10. 1. 10. 10: nad) Buch ſetze v. 


503. (99. 

pP: 59- T7 1. 3. ließ Bräutigam. 

p- 63. not, 1.col. 1.1. 1. uach B. 3. fee : 
— 

— — — — 33 ließ: "eibyfehe, 

p- 65. not. 6. |. ı. tiegr CLoiutus. 

p- 7}. Be = lieh: Erzehlungen- 

— 74. ließ an ſtatt Carım, 
— —— 


p. 68. nor. 12. 1.2. — — eretiſche, 
eeltifche. 

p- 69. nor. ı$. 1.2. ließ ſtatt Georg Lucae 
mis: Gordpus Becauus. 
p. 72. not. 7. col. 2.1.5. ließ AuuzTng 
p-73. nor, 10. |. 2. lieg ſtatt Iliad. odym. 
und nach P- fege v. 295. eben daſelbſt 
ließ: Ovs fatt ers, 





— — — 1.2. fact ſ. fege und 

— — — 1. 4 ließ: Odyſſea. 

P.76. 9. 5 1. ult. ſetze nad) — — 

p- 87: 9: 37.7. 18. nad) de Din. ſetze: c- 41. 

——— 156. ließ: Faft. Il, v. 612, 

— 5 17 ** Tıbullug, ſetze: 
Lı.E.1.0.19 

er. 067, Da. —* Satyre ſetze: 
v. z1 


p. 89- nor, 2 1. nad) Satyre fehe: 
dv. 82: 


p- 53 a 5.1.4. ſetze dad; nad Aug; 
p- 95; not. . nad) & ey fene: ber. 
P 96. ‚not. 3. LT. beß: Frommen. 
— — rn 3. nad) befördern, fer 
wi anuze 
BE, I. % leg: anſtatt Scharen, ließ: 


ee l. pen. dele: Menge: 
.p. 102. . 2 
p. 193. $. 2 6. anftatt Sie, ließ: Die P- 


a 1. Jieß: Achelaus 


‚Tor |. 2. Kr ehabt, ſehe: und 
Ho not. 4. ** ud 3. 10. ſetze 
fab. ». und Buch Tı- fa 
. 105.1. 9. nad) Fuciaus te: von der 


a v. 1. 6. nad Xen. ſetze: dv. 


p- Kies EB 1. 27. nad) Odyſſee, ſetze: 
B. 
1. fatt 4. ließ 
F So 7 — fee 8. 
3 N: s. er 1. — B. 


ah * 6. hi 1 nach Baler. May. ſetze: 


1.1. 13. nach Cicero, fere:, 


RER Peru A E — 
ages, und ſtatt Labeus ließ: Labes 

p- am % 2,1 J Lactant ſetze: diu. 
Inttit. I.x 

p- — 2,1. 1. ch Gellius fege: B 

p- do: 1. ei nach : Saliis, dele, 

= — vr nach Cieero ſetze: de Legg- 
u, 

p- 121. And die $. biß sum Ende des cap- 
falfch angeneben, denn, fratt Is 4. ſo 
es 3. been und fo in der olgenden 
fort=4- 5 

—_ 8. RU — I. 2. ließ Lycaei. 

— — 1: penult. nach Cicero / fer 
a pro ca 6.11. 





— ur * 
de Din I, 34: 


p.. 121, nor, E nad) Sveton, fege c.7_6 


p- N 
ne) 


p- ı 





p. 126. 
p. 12 
p- I 


B. 











12. nad) Valer. May fer 
— 
ne 7. lie Apuleius, 


23. 
p- 124. }. = ei. nach Gellins, fere: 


14. 

ot, ;. eh Phoroneus, 

l. 20. ftait geflogen ließ gefchlagen, 
9.7, 3 nach Verred, fege: c- 44. 





a 3. nach 3. 4. feße: c. F 


186. not. I AR uin&il, feße: ©. 
p- ch Quin&il, fe 


. 3: 

P. 137. Ir: M TeB:. L. 11,0. 37: 

p- 183. $. 6. 1. 4. ließ: fan, VI, 

— not. 7.1. 4 (oliftimum, 

p-' 191. ! 3.1 2. IB: feierlichere- 

P+ 304: . 7. is. ſtreich dieſes, aus . 

pP. 205: not. EN ult. % Maotıs- 

p- 20%. $. 6. T. ule. lieh; 3. und 4. 
41, 11. ße. 3.0 23- 





ot — Ecerd fege in Vert. 
ach Leben ſetze c. 


— 4 nad) € Caliguler ſetze: 
25. 

p- 138 »$ 8. ließ Matuta. 

P>» 


— — — Valer. Mar: 


e * i. c. 
6. $. =, ® pen. nach £ivius, ſetze: 
a, X. 

und nach Saler. Max. B. U, c. 5 


141. not, I. 1 2. ließ ie 


.$g.7. 1.2: EA Autoninus. 


— Ze ſtatt aud) ließ; auf: 
— — nor. ]. 1. ließ Solınus. 
145. $ 1.9, 17. hieß Neptun. 

—_ — not. 14. ſtatt >03. ſetze 199. 


— — |]. ult. ſtatt 420. fehe; 416. 


p. 147: $ 3. 1: 9. 1ieß Sevejtiyung. 
p. 149. not. 6.1, 1. nad) Cicero, feße: 
de clar. Orator. c._ı1I. 
— — 1. penult. nad) Plaut, fee 
T Cikell, 11,1. 46. ſtatt parellarii ließ: 


“ patellarii. " fi F 
150. 5. 8. eß Fig. 13. 

Br = — es 2. dele Are Paren- 
theieos. 

p- 151. not, 9. ließ: diuerf. 6, 6. und 
de Diuin. * I, 15. 


not. 14: |, Kae ließ: €, 18. 


p- 152, not, 2. I. 2. fatt Men ließ: 
ueruex. 
Pi: 1,3. d. 4 1. 7: nach Heute, fege Il. 


ver * nor’, 3 3a 1. nach Virgil, fege: 


Eneis — 
p. 154. | 


Par“ Mannlein. 


p- 155» * A. 8. lieb Porpborius- 


- — n05:.1.2 


p- !6 


156. not. 14: |. 4. ließ: «ar. 
’p- 1%, 18. |. 6. lieh: vollig. 





ließ befondere: 
1. ac) der int- Aufforift- 1.2. ließ 


Icarae. \ 
— — not. De ei nr Dale. 


167.15. fi 
* a findet, e 


man 
p- . not. 
— 


— 


— aya lich: «va. 
„2. ließ andere, 
3. 3. genovifchen. 


a 176.1, 14 fat Es, ließ: befendenb- 


g. att Cernas, hieß ; Lerna. 
11. penult. Inh: alten 


p- ur wor 

1 mac) dent, ieh Gott. 
* Kine EN 18 BIO: 616, 
p- 179. = 10. Ta 


PR CAT! ) fung ſetze: p 
— Pferdeblut, fege: 


nabn, das in 
EL ift fo, auszuſtreichen. 
eng. Er: lieg: Saturnalibus. 


— not. 17 


28. ——* das erſte und, aus. 


.L 1. ließ: lar. ling.’ 


p- 181. DER = 19. nach Livius, ſetze: 
3-5 © 


Up. 18%. ‘ 1. 7 10. ſtatt — ließ: Roͤm. 


p. 184. 1. 5. ließ: 1- 


— 


— — 


— 9 nach 2- feier c 91% 
nad) Auguſtus, (eher e- 97: 


_ not, x ir * ließ: von Dale. 
185, not. 3. } penult. ließ: Berkelius. 


P · 185. 


p 215. 
p 218. $. 5.1.5. I: Apollenim. 
— not. zrlı = ließ: Sol. 

p- 219. $. 1. 1. 21. fieß: b. 4. c. 64- 
Fe enter penult. nach Senticben ke 


2. 1. 2. nah Ort, feße: c. 9% 


= — TI > na ad) Zacitus feet. c. 


pr 221. nor am 1 Ende ve lief erde, — — 
werden. 

p- 222. $. 2. 1. 10. ließ: ein anderer Gott. 

— — 1.T1.ließ: Belenus ſtatt Belens- 

I 224. $. 8. 1. ult. Ib: febr ; ftatt ebr- 
„226. not. * col. 2. I. penult. ließ: 
„ne, RR uugewiffen. 

Br 2:7. % L. nach L, 1. febe: 


€. 40. 
p- 228. C. VI. $. 1. antepen. ließ 
ee h — 
p- 231. $ 3.1. 15.machEp. 1. ſetze y. 25. 
p- 228 AOEN 9: T. penult. fieß: bibho- 


'grap 

p- 238..n.5. 1, 2. fieß: eolobir, ſta 
eobobii. 7 f FIERK 

een en u ehe: ©, 

P- 246. $- 7. 1. ult. — — 

p- . — nach —— ſetze 
3. p. 40. Berl. Ausgab 

— — I. 1. nach Homer ſetze SI. a 
v, 16. 

p- 248. $. 13. J. penult. er ult. Jieß: 
infonderbeit. — 

p. Bar %.ı.l. 1.4 zu Ende, ftreich darin, 


p. — 7: nach Plautus ſetze: in Poͤn. 


ENT 9. tip: Selle, ſtatt Fälle. 
p- P. 257. de 9. 1. 5. mac) Cicero feße: O- 
rat. poft ie in Senat. c, 6. 
p- ee 4 nach 3. E. fege: Odyfl, 
16 
p. 260. x 3. 1. 17. nad) Martial. fege: 
en ſetz 








p' —* NN 61.2 nach contemplat. fo 


de: P- 896. 
p· %. 9.1.6. nad Rrimalion; fee 
er: bey dem Petron. c. 
— 1. 20. nach Juve 
Kr, 5 send Tee: Sat, 
64 3 
Ban ie die. 1. ‚es Martial. fege: 


— — 4.ll 


ließ: € 
p- 267. 9.3: 1. T2. ze Martial, feße: 


FEıV. Epigr-: 

p- 278. $. ar. 1. 5. le Doulnius ſtatt 
Dalımus.. 

p- de 2.1. 14. nach Philipp, 1.’fee 


he: 
p- — 2. ffatt Tom. III, ließ: 


P- =. ;“ R Rreich wurde, aus. 
&. - 3. nach) ee fa 
ei din ee ©. 32. 


En “=: 
p- 312. .$. 2. lief: Pyrrhica ſtatt 


Pyrrica. 
pP. 315. 17T. Aut andern ließ: andere. 
p. 3770: $. 1. 1. 5. ließ: Einige 
p. 781. $. —— nad) Odyfl. ſetze; 
B. XIX, 499. 
. 322. c. iu, 1.14 nad Odyff. 
— 
p- » 10. fast Braebii Jieß: 


Yacb —* 





P- 395 $ 2 2. fatt Cicurnis, ließ: R * 7 13 1 5. ſtatt Noch, Heß : Stock. 


a — . 7. nach Titialium, ſetze 

— 1. 5. ſtatt Suueſſus, ließ: 
us. 

at . 10, R Ay; 2. ſtreich nach fedarus 
a 


. Rebe der Girſch fanınat 
erg Babl 6. überfiü Big. 
P. 40 3.k 2. —————— ließ: Lu⸗ 
eh 
4 1; 10. nach Homer ſetze: SI. 


„2 nach Deflodag, fege; in 


„va 


— a 18 


an — 12.1. 2. Rate glichfals, lief: Pp- RR 1. 20: Ratthaber lieb: aa — — — 
2 


1. 8. nad Ei fege: de 


— — II, c 


ARE nach Heiaer- fege: O⸗ 
faq. 


BE, Rate Knie, ließ: Kien. 
v. $. 


1. l. 1. na Germ. 


pP» 415. $ 4 1.8. nad grwiefen, ſetze: 


— died 


DB. 3 


P- 421: $43, 1, 10.000 Nede, fege: c. ha 





Bericht an den Buchbinder wegen Einfegung der Rupferblatten. 


—— pag. 
ehoͤret zu 
ir 8 
IL 11 
IV 16 
V 21 
VI 23 
vu 25 
vıu 26 
IX 28 
x 29 
xt 31 
Xii 33 
XI 36 
XIV 38 
xV 41 
XVI 43 
XVi 44 
XVIII 46 
XIX 47 
CK so 
XXI 52 
XXU 53 
XXIM 56 
XXIV 61 
xXXV 4 
XXI 69 
XVI 70 
XXViu 71 
XIX 72 
XXX 74 
XXXI 75 
XXXIH 77 
XXXIU 79 
XXXIV 81 
XXXV 83 
xXXVI 84 
XXXVu 87 
XXXVII 89 
XXXIX 93 
XL 95 
xLI * 
XI 28 
XLIH 1 
XLIV 123 
xLVI #31 
XLVI 135 
zLVI Sa 
XLI I 
ĩ 142 


— 

ehoͤret zu ag. I 
Te i Pag 15 
LIII 148 
LIV 149 
LV 150 
LVI 157 
LVI 158 
LVUI 160 
LIX 162 
LX 164 
LXI 165 
LXU 166 
LXIU 167 
LXIV 168 
LXV 109 
LXVI 170 
LXVU 181 
LXVUI 183 
LXIX 190 
LXX 192 
LXXI 193 
LXXU 193 
LXXIN 

LXXIV 194 
LXXV 196 
LXXVI 197 
LXXVU 200 
LXXVUI 204 
LXXIX 208 
LXXX 211 
LXXXI 211 
LXXXII 215 
LXXXIII 222 
LXXXV 232 
LXXXV 239 
LXXXVI 242 
LXXXVU 245 
LXXXVIU 247 
LXXXIX 249 
xXC 251 
xXCI 257 
XCIE 263 
XcII 266 
XcIuV 267 
XCV 270 
xXCVI 274 
XCVII 286 
XCVII 288 
XCcIX 293 
c 300 


Tab. 
CI gehoͤret zu Pag. 306 
Ca 310 
cl 313 
CIV 322 
CV 327 
CVI 334 
CVII 342 
CVII 344 
CIX 845 
S * 
2 34 
CXI 352 
CXII 353 
CX1V 356 
CXV 360 
CXVI 361 
CXVII 362 
CXVIII 365 
CXIX 369 
CXX 379 
CXXI 379 
CXXU 373 
CXXIUI 375 
CXXIV 375 
CXXV 378 
CXXVI 382 
CXXVU 387 
CXXVII 393 
CXXIX 393 
CXXX 393 
CXXXI 394 
CXXXU 395 
CXXXII 395 
CXXXIV 396 
CXXXV 397 
CXXXVI 397 
CXXXVU 398 
CXXXVIN 398 
CXXXIX 400 
CXL 400 
CXLI 402 
CXLII 406 
CXLiii 408 
CXLIV 415 
CXLV 416 
CXLVI 416 
CXLVU 416 
CXLVII 417 
CXLIX 417 
CL 422 














=— — = == — — 


— — — — —— —— 




















ooo ass⸗ 








_ Slaviaktum 


Bericht 


— 4. 1. 7. un Kitialium;, a "ers — über Big. 

|. 2 — 5. ſtatt Suueſſus, ließ: ar elanug i 

N er — ER PER — P- 14 6.4 10. nach Homer fee: Il. p, 415. S. 4.1. 8. nd erwiefen, ſetze: 
ma wes. 


p. iR: %. 122.1. — ſtatt Ulptus ließ — 
lpius. 


1. febt der Gtrich fommt 


3 ah: 1. — un Heſiodue, ſetze: in 


Io 
2 = Ill =! 1 
3=E I PETEITER 5 
ZA = In SEE 


— 8: NE 1 136 


30% BSB \ StastsBiblöthek 
— Ill 1 T = trainer 1 
— 
= II 
wu 


m 


P- 33: d. 2. 1. 20. ſtatt habet lief:he- — — — 1.8. nach Eicern fee: de 


Nat, Deor. L. Ill, c 


R * 4J — 1. 5, flatt Rock, ließ: Stock. p. 406. %, 2 I 1. * "Hemer. feße: O⸗ 


dyſſ. XI, 


P- 412, x je je P% att Knie li en. 
3;h2 Rats Euelanus, ig: ku⸗ P. 414. C, V. $. L- l. hr —— 


ſetze: c a7. 


— dies 8.3 
P- 421. [5 3,1, 10, naher, fee: c» a4